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Ein alter Schöpfungsbericht — Ist er vertrauenswürdig?

Ein alter Schöpfungsbericht — Ist er vertrauenswürdig?

Kapitel sechs

Ein alter Schöpfungsbericht — Ist er vertrauenswürdig?

„WER wird es hier verkünden, woher geboren, woher diese Emanation [der Welt] ist?“ Diese Frage findet man in der Hymne „Der Ursprung der Welt“. Die vor über 3 000 Jahren in Sanskrit verfaßte Hymne ist Teil des Rigweda, eines heiligen Buches der Hindus. Der Dichter bezweifelte sogar, daß die vielen Hindugötter wüßten, „woher diese Emanation geworden (‚gekeimt‘) ist“, denn „diesseits sind die Himmlischen von der Emanation dieser [Welt]“ (Kursivschrift von uns).

Die Schriften der Babylonier und Ägypter enthalten ähnliche Mythen über die Geburt ihrer Götter in einem Weltall, das bereits vorhanden war. Ein wichtiger Punkt ist jedoch, daß in diesen Mythen nicht gesagt werden konnte, woher das Universum ursprünglich kam. Wie wir indes feststellen werden, bildet ein Schöpfungsbericht eine Ausnahme. Dieser besondere Bericht — er steht in der Bibel — beginnt mit den Worten: „Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde“ (1. Mose 1:1).

Moses schrieb diese einfache, dramatische Aussage vor etwa 3 500 Jahren nieder. Sie rückt einen Schöpfer in den Mittelpunkt, einen Gott, der über dem materiellen Universum steht, weil er es geschaffen hat und somit vor diesem existierte. In demselben Buch wird gelehrt: „Gott ist ein GEIST“; er existiert also in einer Gestalt, die für unsere Augen unsichtbar ist (Johannes 4:24). Eine solche unsichtbare Existenz ist heute vermutlich besser zu begreifen als je zuvor, da Wissenschaftler mächtige Neutronensterne und Schwarze Löcher im Weltraum beschrieben haben — unsichtbare Objekte, die durch ihre Auswirkungen nachweisbar sind.

Bedeutsamerweise wird in der Bibel berichtet: „Es gibt himmlische Körper und irdische Körper; doch die Herrlichkeit der himmlischen Körper ist e i n e Art, und die der irdischen Körper ist eine andere Art“ (1. Korinther 15:40, 44). Mit den erwähnten „himmlischen Körpern“ sind keine Himmelskörper gemeint, also nicht die unsichtbare kosmische Materie, die Astronomen erforschen. Hier ist von intelligenten Geistwesen die Rede. Wir fragen uns nun womöglich, was für Geistwesen es außer dem Schöpfer gibt.

Unsichtbare himmlische Geschöpfe

Gemäß den Aufzeichnungen in der Bibel war der sichtbare Bereich nicht das erste, was erschaffen wurde. Dem alten Schöpfungsbericht zufolge wurde als erster Schritt der Schöpfung eine weitere Geistperson, der erstgeborene Sohn, hervorgebracht. Er war „der Erstgeborene aller Schöpfung“ oder „der Anfang der Schöpfung Gottes“ (Kolosser 1:15; Offenbarung 3:14). Diese zuerst erschaffene Einzelperson war einzigartig.

Jener Sohn war die einzige Schöpfung, die Gott unmittelbar hervorbrachte, und ihm wurde große Weisheit verliehen. Ein Schreiber, ein König, der wegen seiner Weisheit bekannt war, bezeichnete ihn später als „Werkmeister“, der mit allen darauffolgenden Schöpfungswerken beauftragt war (Sprüche 8:22, 30; siehe auch Hebräer 1:1, 2). Paulus, ein Lehrer des 1. Jahrhunderts, schrieb: „Durch ihn sind alle anderen Dinge in den Himmeln und auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, erschaffen worden“ (Kolosser 1:16; vergleiche Johannes 1:1-3).

Was sind die unsichtbaren Dinge in den Himmeln, die der Schöpfer durch seinen Sohn ins Dasein gebracht hat? Während Astronomen von Milliarden Sternen und unsichtbaren Schwarzen Löchern berichten, spricht die Bibel hier von Hunderten von Millionen Geistgeschöpfen — mit geistigen Leibern. „Warum wurden diese unsichtbaren intelligenten Wesen erschaffen?“ fragen einige vielleicht.

Ebenso, wie das Studium des Universums Fragen über seinen „Verursacher“ zu klären vermag, kann das Studium der Bibel wichtigen Aufschluß über ihren Autor liefern. Wie uns die Bibel zum Beispiel sagt, ist er ‘der glückliche Gott’, dessen Absichten und Handlungen von Liebe zeugen (1. Timotheus 1:11; 1. Johannes 4:8). Daraus können wir schließen, daß Gott es sich erwählte, mit anderen intelligenten Geistpersonen Gemeinschaft zu pflegen, die sich ebenfalls des Lebens erfreuen könnten. All jene Geistpersonen sollten befriedigende Aufgaben wahrnehmen, die für sie von gegenseitigem Nutzen wären und dem Vorsatz des Schöpfers entsprächen.

Nichts deutet darauf hin, daß diese Geistgeschöpfe Gott wie Roboter gehorchen sollten. Gott stattete sie vielmehr mit Vernunft und Willensfreiheit aus. Wie aus den Berichten der Bibel hervorgeht, fordert Gott zum Gebrauch der Gedanken- und Handlungsfreiheit auf — im Vertrauen darauf, daß diese Freiheiten den Frieden und die Eintracht im Universum nicht dauerhaft bedrohen. Paulus, der den Eigennamen des Schöpfers aus den Hebräischen Schriften gebraucht, schrieb: „Jehova nun ist der GEIST; und wo der Geist Jehovas ist, da ist Freiheit“ (2. Korinther 3:17).

Sichtbare Dinge in den Himmeln

Was sind die sichtbaren Dinge, die Gott durch seinen erstgeborenen Sohn erschaffen hat? Dazu gehören die Sonne und alle anderen Milliarden Sterne sowie alles Stoffliche, aus dem das Weltall besteht. Enthält die Bibel irgendein Indiz, wie Gott all das aus dem Nichts erschaffen hat? Wir wollen sehen, was wir in der Bibel finden, wenn wir sie im Licht moderner Wissenschaft betrachten.

Im 18. Jahrhundert untersuchte der Wissenschaftler Antoine-Laurent Lavoisier das Gewicht der Materie. Ihm fiel dabei auf, daß nach einer chemischen Reaktion das Gewicht des Reaktionsproduktes gleich der Summe der Gewichte der Ausgangsstoffe war. Wenn beispielsweise Papier in Sauerstoff verbrannt wird, wiegen die entstandene Asche und die entstandenen Gase zusammen genausoviel wie zuvor das Papier und der Sauerstoff. Lavoisier formulierte ein Gesetz: das Gesetz von der Erhaltung der Masse oder Materie. Im Jahre 1910 hieß es in der Encyclopædia Britannica: „Materie kann weder geschaffen noch vernichtet werden.“ Das klang vernünftig — zumindest damals.

Das Gesetz von Lavoisier hatte jedoch einen Schwachpunkt, der 1945 in aller Öffentlichkeit zutage trat, als über der japanischen Stadt Hiroschima eine Atombombe explodierte. Bei der Explosion einer überkritischen Masse von Uran bilden sich zwar verschiedene Arten von Materie, aber die Summe ihrer Masse ist geringer als die Ausgangsmasse. Wie entsteht dieser Defekt oder Verlust? Er tritt auf, weil sich ein Teil der Masse des Urans in einen gewaltigen Energieblitz verwandelt.

Der Schwachpunkt des Gesetzes von der Erhaltung der Masse trat auch 1952 zutage, als ein thermonuklearer Sprengkörper (Wasserstoffbombe) detonierte. Bei dieser Explosion vereinigten sich Wasserstoffatome zu Helium. Die Masse des resultierenden Heliums ist nach einer solchen Explosion allerdings geringer als die des ursprünglichen Wasserstoffs. Die Masse des Wasserstoffs verwandelte sich also zum Teil in Explosionsenergie, und diese Explosion war viel verheerender als die Explosion der Hiroschima-Bombe.

All jene Explosionen bewiesen, daß eine geringe Menge an Materie eine riesige Energiemenge darstellt. Dieser Zusammenhang zwischen Materie und Energie erklärt die Kraft der Sonne, die uns gesund und am Leben erhält. Um was für einen Zusammenhang handelt es sich dabei? Nun, etwa 40 Jahre zuvor, im Jahre 1905, hatte Einstein eine Beziehung zwischen Materie und Energie vorausgesagt. Seine Gleichung ist vielen bekannt: mc2. * Sobald Einstein diese Beziehung formuliert hatte, konnten andere Wissenschaftler erklären, wieso die Sonne seit Milliarden Jahren scheint. Im Innern der Sonne laufen thermonukleare Reaktionen ab. Dabei verwandeln sich in jeder Sekunde in der Sonne 564 Millionen Tonnen Wasserstoff in 560 Millionen Tonnen Helium. Das bedeutet, daß etwa 4 Millionen Tonnen Materie in Sonnenenergie umgewandelt werden, wovon ein kleiner Bruchteil die Erde erreicht und das Leben in Gang hält.

Bedeutsamerweise ist auch der umgekehrte Prozeß möglich. „Energie verwandelt sich in Materie, wenn subatomare Teilchen mit hoher Geschwindigkeit zusammenstoßen und neue, schwerere Teilchen erzeugen“, wird in der World Book Encyclopedia erklärt. Wissenschaftler vollbringen dies in begrenztem Umfang in riesigen Anlagen, den sogenannten Teilchenbeschleunigern, in denen subatomare Teilchen bei extrem hohen Geschwindigkeiten aufeinanderprallen und dabei Materie erzeugen. „Wir ahmen eines der Wunder des Universums nach — die Umwandlung von Energie in Materie“, erklärt der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Physiker Dr. Carlo Rubbia.

„Das stimmt alles“, sagt vielleicht jemand, „aber was hat es mit dem Schöpfungsbericht der Bibel zu tun?“ Nun, die Bibel ist an sich kein wissenschaftliches Lehrbuch; doch es hat sich erwiesen, daß sie nicht veraltet ist und mit wissenschaftlichen Tatsachen übereinstimmt. Von Anfang bis Ende weist die Bibel auf denjenigen hin, der die gesamte Materie im Universum erschaffen hat, auf den Wissenschaftler (Nehemia 9:6; Apostelgeschichte 4:24; Offenbarung 4:11). Und sie zeigt deutlich die Beziehung zwischen Energie und Materie.

Zum Beispiel werden Leser der Bibel aufgefordert: „Hebt eure Augen in die Höhe und seht. Wer hat diese Dinge erschaffen? Er ist es, der ihr Heer selbst der Zahl nach herausführt, der sie alle sogar mit Namen ruft. Wegen der Fülle dynamischer Kraft, da er an Macht auch kraftvoll ist, fehlt nicht eines davon“ (Jesaja 40:26). Ja, in der Bibel heißt es, daß ein Quell gewaltiger dynamischer Kraft — der Schöpfer — ursächlich bewirkte, daß das materielle Universum ins Dasein kam. Das stimmt völlig mit der modernen Technologie überein. Schon allein deshalb verdient der biblische Schöpfungsbericht unseren tiefen Respekt.

Nachdem der Schöpfer und sein erstgeborener Sohn im Himmel die unsichtbaren und sichtbaren Dinge erschaffen hatten, konzentrierten sie sich auf die Erde. Wie ist die Erde ins Dasein gekommen? Die vielfältigen chemischen Elemente, aus denen unser Planet besteht, könnten direkt erzeugt worden sein, indem Gott, der über unbegrenzte dynamische Kraft verfügt, Energie in Materie umwandelte, was, wie Physiker heute sagen, durchaus möglich ist. Die Erde könnte auch, wie viele Wissenschaftler glauben, aus Materie gebildet worden sein, die bei einer Supernovaexplosion ausgeworfen wurde. Wer kann jedoch sagen, ob nicht eine Kombination der gerade erwähnten Methoden und anderer, die die Wissenschaftler noch nicht entdeckt haben, angewandt wurde? Welcher Mechanismus auch immer zugrunde gelegen hat, der Schöpfer ist der dynamische Quell oder Urheber der Elemente, aus denen unsere Erde besteht, all die Mineralien, die für den Fortbestand unseres Lebens wichtig sind, eingeschlossen.

Wir können verstehen, daß die Gründung der Erde mehr einschloß, als nur alle Materialien in richtiger Menge bereitzustellen. Die Größe der Erde, ihre Rotation und ihre Entfernung von der Sonne sowie die Neigung ihrer Achse und die annähernd kreisförmige Bahn um die Sonne mußten genau stimmen — so sein, wie sie heute sind. Der Schöpfer hat Naturkreisläufe in Gang gesetzt, die unseren Planeten für eine Fülle von Leben geeignet machen. Wir haben guten Grund, über all das erstaunt zu sein. Stellen wir uns nur die Reaktion der himmlischen Geistsöhne vor, als sie beobachteten, wie die Erde und das Leben darauf hervorgebracht wurden! In einem Bibelbuch heißt es, daß sie „miteinander jubelten“ und „beifällig zu jauchzen begannen“ (Hiob 38:4, 7).

Kapitel 1 des ersten Buches Mose verstehen

Das erste Kapitel der Bibel nennt teilweise Einzelheiten von wichtigen Schritten, die Gott unternahm, um die Erde zur Freude der Menschen zuzubereiten. Das Kapitel enthält nicht alle Einzelheiten; wenn wir es lesen, sollte es uns nicht irritieren, daß Besonderheiten unerwähnt bleiben, die der Leser in alter Zeit ohnehin nicht verstanden hätte. Als Moses das Kapitel schrieb, berichtete er zum Beispiel nichts über die Funktion mikroskopisch kleiner Algen oder Bakterien. Solche Lebensformen konnten die Menschen erstmals sehen, nachdem im 16. Jahrhundert das Mikroskop erfunden worden war. Moses ging in seinem Bericht auch nicht auf Dinosaurier ein, deren Existenz im 19. Jahrhundert aus Fossilien abgeleitet wurde. Unter Inspiration äußerte Moses Worte, die von seinen Zeitgenossen verstanden werden konnten — Worte, die dennoch in allem genau zutrafen, was die Erschaffung der Erde angeht.

Wenn wir das erste Kapitel des ersten Buches Mose von Vers 3 an lesen, stellen wir fest, daß es in sechs Schöpfungs„tage“ aufgegliedert ist. Manche behaupten, es seien buchstäbliche 24-Stunden-Tage gewesen, so daß die Erschaffung des gesamten Universums und des Lebens auf der Erde weniger als eine Woche gedauert hätte. Die Bibel lehrt das aber nicht, wie sich leicht feststellen läßt. Das erste Buch Mose wurde in Hebräisch geschrieben. In dieser Sprache bezieht sich das Wort „Tag“ auf einen Zeitabschnitt. Dieser kann entweder lang sein oder nur 24 buchstäbliche Stunden dauern. Im ersten Buch Mose wird sogar von allen sechs „Tagen“ in kollektivem Sinn als von einem langen Abschnitt gesprochen — „dem Tag, an dem Jehova Gott Erde und Himmel machte“ (1. Mose 2:4; vergleiche 2. Petrus 3:8). Wie aus der Bibel in Wirklichkeit hervorgeht, erstrecken sich die Schöpfungs„tage“ oder Schöpfungszeitalter über Tausende von Jahren.

Das ist an dem zu erkennen, was die Bibel über den siebten „Tag“ sagt. Der Bericht über die ersten sechs „Tage“ endet jedesmal mit den Worten: „Und es wurde Abend, und es wurde Morgen, ein erster [zweiter usw.] Tag.“ Diese Anmerkung ist allerdings nicht im Anschluß an den Bericht über den siebten „Tag“ zu finden. Und 4 000 Jahre weiter in der Geschichte, im 1. Jahrhundert u. Z., wird in der Bibel über den siebten „Tag“, den Ruhetag, gesagt, daß er noch andauere (Hebräer 4:4-6). Der siebte „Tag“ würde sich also über Tausende von Jahren erstrecken, und wir können daraus schließen, daß dies auch auf die ersten sechs „Tage“ zutraf.

Der erste und der vierte „Tag“

Offensichtlich wurde die Erde vor den sechs „Tagen“ oder Zeitabschnitten spezieller Schöpfungswerke als eine mit Wasser bedeckte Kugel auf ihre Umlaufbahn um die Sonne gebracht. „Finsternis war auf der Oberfläche der Wassertiefe“ (1. Mose 1:2). Zu jenem frühen Zeitpunkt muß etwas — vielleicht ein Gemisch aus Wasserdampf, anderen Gasen und vulkanischem Staub — das Sonnenlicht daran gehindert haben, die Erdoberfläche zu erreichen. Die Bibel schildert die erste Schöpfungsperiode wie folgt: „Danach sprach dann Gott: ‚Es sei Licht‘; und allmählich kam das Licht ins Dasein“ oder erreichte die Erdoberfläche (1. Mose 1:3, Übersetzung von J. W. Watts).

Der Ausdruck „allmählich kam“ ist eine genaue Wiedergabe einer Form des betreffenden hebräischen Verbs, die eine fortlaufende Handlung anzeigt, deren Vollendung Zeit erfordert. Wer Hebräisch lesen kann, begegnet dieser Verbform im ersten Kapitel des ersten Buches Mose ungefähr 40mal; sie erschließt das Kapitel unserem Verständnis. Das, was Gott am sinnbildlichen Abend einer Schöpfungsperiode oder eines Schöpfungszeitalters begann, wurde nach dem Morgen jenes „Tages“ allmählich deutlich oder offenbar. * Ferner mußte das, was in einem Abschnitt anfing, noch nicht ganz vollendet sein, als der nächste begann. Zur Veranschaulichung: Das Licht begann am ersten „Tag“ allmählich zu erscheinen, doch erst in der vierten Schöpfungsperiode waren die Sonne, der Mond und die Sterne zu sehen (1. Mose 1:14-19).

Der zweite und der dritte „Tag“

Bevor der Schöpfer am dritten Schöpfungs„tag“ trockenes Land erscheinen ließ, verlagerte er einen Teil der Wasser in die Höhe. Demzufolge war die Erde von einer Wasserdampfhülle umgeben. * Der alte Bericht geht nicht auf die beteiligten Mechanismen ein, und er muß es auch nicht. Im Mittelpunkt des Bibelberichts steht statt dessen die Ausdehnung, die sich zwischen den oberen Wassern und den Wassern auf der Erdoberfläche befand. Sie wird in der Bibel Himmel genannt. Selbst heute wird das Wort Himmel für den Bereich der Atmosphäre gebraucht, in dem Vögel und Flugzeuge fliegen. Zu gegebener Zeit füllte Gott diesen atmosphärischen Himmel mit einem lebenswichtigen Gasgemisch.

Während der Schöpfungs„tage“ ging jedoch das Oberflächenwasser zurück, so daß trockenes Land erschien. Um Kontinente zu bilden, scheint Gott — vielleicht durch geologische Kräfte, die nach wie vor die Kontinentalplatten verschieben — einige Meeresrücken verschoben zu haben. Dadurch entstand oberhalb der Wasseroberfläche trockenes Land, und unterhalb bildeten sich Tiefseegräben, die Ozeanographen heute kartographiert haben und eifrig studieren. (Vergleiche Psalm 104:8, 9.) Nachdem sich trockener Erdboden gebildet hatte, setzte eine andere großartige Entwicklung ein. Wir lesen: „Gott sprach weiter: ‚Die Erde lasse Gras hervorsprossen, samentragende Pflanzen, Fruchtbäume, die nach ihren Arten Frucht tragen, deren Samen in ihr ist, auf der Erde.‘ Und so wurde es“ (1. Mose 1:11).

Wie in dem vorangehenden Kapitel („Die Wunderwerke — Was steht dahinter?“) behandelt wurde, ist für die Pflanzen die Photosynthese lebenswichtig. Die Zelle einer grünen Pflanze enthält eine Anzahl kleiner Teile, die sogenannten Chloroplasten, die Energie aus dem Sonnenlicht beziehen. „Diese mikroskopisch kleinen Fabriken“, heißt es in dem Buch Planet Erde, „[produzieren] Zucker und Stärke ... Kein Mensch konnte bis heute effizientere Fabriken als Chloroplaste entwerfen.“

Sogar der Fortbestand des künftigen tierischen Lebens würde von den Chloroplasten abhängen. Auch würde die Atmosphäre der Erde ohne die grüne Pflanzenwelt zuviel Kohlendioxyd enthalten, und wir könnten zufolge von zu hohen Temperaturen und Sauerstoffmangel nicht leben. Einige Experten führen sonderbare Erklärungen für die Entwicklung von Leben an, das auf die Photosynthese angewiesen ist. Zum Beispiel sagen sie, daß Einzeller einmal im Wasser unter Nahrungsmangel litten, „bis ein paar ‚Pionier‘-Zellen eine Lösung fanden. Es war die Photosynthese.“ Kann es aber wirklich so gewesen sein? Die Photosynthese ist so komplex, daß die Wissenschaft immer noch versucht, ihr Geheimnis zu lüften. Kann man wirklich glauben, daß spontan und unerklärbar sich selbst vervielfältigendes von der Photosynthese abhängendes Leben auftauchte? Oder ist es vernünftiger zu glauben, daß es zufolge einer intelligenten, beabsichtigten Schöpfung besteht, wie im ersten Buch Mose berichtet wird?

Das Erscheinen neuer Arten pflanzlichen Lebens hat vielleicht nicht am dritten Schöpfungs„tag“ aufgehört. Es könnte noch bis zum sechsten „Tag“ angedauert haben, als der Schöpfer ‘einen Garten in Eden pflanzte’ und ‘aus dem Erdboden allerlei Bäume hervorwachsen ließ, begehrenswert für den Anblick und gut zur Speise’ (1. Mose 2:8, 9). Und wie erwähnt, muß sich die Erdatmosphäre am vierten „Tag“ aufgeklärt haben, so daß mehr Licht von der Sonne und anderen Himmelskörpern die Erde erreichte.

Der fünfte und der sechste „Tag“

Während des fünften Schöpfungs„tages“ ging der Schöpfer daran, die Meere und den atmosphärischen Himmel mit einer neuen Form von Leben — „lebenden Seelen“ — zu füllen, die sich von der Vegetation unterscheidet. Interessanterweise sprechen Biologen unter anderem vom Pflanzenreich und vom Tierreich, und sie teilen diese in Ordnungen auf. Das mit „Seele“ übersetzte hebräische Wort bedeutet „Atmender“. In der Bibel heißt es ferner, daß „lebende Seelen“ Blut haben. Daraus können wir ableiten, daß Geschöpfe, die sowohl ein Atmungssystem als auch ein Kreislaufsystem besitzen — die atmenden Bewohner der Meere und Himmel —, von der fünften Schöpfungsperiode an auftraten (1. Mose 1:20; 9:3, 4).

Am sechsten „Tag“ richtete Gott seine Aufmerksamkeit mehr auf das Land. Er erschuf „Haustiere“ und „wildlebende Tiere“; dies waren bedeutsame Bezeichnungen, als Moses den Bericht schrieb (1. Mose 1:24). Somit wurden die Landsäugetiere in dieser sechsten Schöpfungsperiode gebildet. Wie verhält es sich aber mit dem Menschen?

In dem alten Bericht wird gesagt, daß der Schöpfer es sich schließlich erwählte, eine wirklich einzigartige Lebensform auf der Erde zu erschaffen. Er sprach zu seinem himmlischen Sohn: „Laßt uns Menschen machen in unserem Bilde, gemäß unserem Gleichnis; und sie sollen sich untertan halten die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel und die Haustiere und die ganze Erde und jedes sich regende Tier, das sich auf der Erde regt“ (1. Mose 1:26). Der Mensch sollte also in geistiger Hinsicht das Bild seines Erschaffers widerspiegeln und dessen Eigenschaften bekunden. Er würde riesige Mengen an Erkenntnis in sich aufnehmen können. Somit könnten Menschen mit einer Intelligenz handeln, die diejenige jedes Tieres übersteigt. Anders als die Tiere, die hauptsächlich instinktiv etwas tun, wurde der Mensch auch mit der Fähigkeit geschaffen, gemäß seiner Willensfreiheit zu handeln.

In den letzten Jahren wurde auf dem Gebiet der Humangenetik intensiv geforscht. Durch Vergleiche der genetischen Muster von Menschen in allen Teilen der Erde stieß man auf eindeutige Beweise dafür, daß alle Menschen einen gemeinsamen Vorfahren haben — eine gemeinsame Quelle der DNS aller Menschen, die je gelebt haben, auch der unsrigen. 1988 wurden diese Ergebnisse in der Zeitschrift Newsweek in einem Bericht mit dem Titel „Die Suche nach Adam und Eva“ vorgelegt. Jene Studien stützten sich auf eine Art von Mitochondrien-DNS, Erbmaterial, das nur von Frauen weitergegeben wird. Berichte im Jahre 1995 über Forschungen an männlicher DNS weisen auf den gleichen Schluß hin: „Es gab einen Ahnen ‚Adam‘, dessen genetisches Material im [Y-]Chromosom heute alle Menschen auf der Erde gemeinsam haben“, wie es in der Zeitschrift Time hieß. Ob diese Ergebnisse nun in jedem Detail genau sind oder nicht, zeigen sie doch, daß der Geschichtsbericht im ersten Buch Mose höchst glaubwürdig ist und von einem Autor stammt, der zu jener Zeit am Ort des Geschehens war.

Welch ein Höhepunkt, als Gott Elemente der Erde zusammenfügte, um seinen ersten Menschensohn zu bilden, den er Adam nannte! (Lukas 3:38). Der Geschichtsbericht sagt uns, daß der Schöpfer der Erdkugel und des Lebens auf ihr den Menschen, den er gemacht hatte, in einen parkähnlichen Garten setzte, „damit er ihn bebaue und ihn pflege“ (1. Mose 2:15). Zu dieser Zeit hat der Schöpfer vielleicht immer noch neue Tierarten geschaffen. In der Bibel heißt es: „Gott bildete aus dem Erdboden jedes wildlebende Tier des Feldes und jedes fliegende Geschöpf der Himmel, und er begann sie zu dem Menschen zu bringen, um zu sehen, wie er jedes nennen würde; und wie immer der Mensch sie, nämlich jede lebende Seele, nennen würde, das sei ihr Name“ (1. Mose 2:19). Nichts in der Bibel deutet darauf hin, daß der erste Mensch, Adam, nur eine mythische Gestalt war. Ganz im Gegenteil, er war eine wirkliche Person — ein denkender Mensch mit Gefühlen —, ein Mensch, der Freude an seiner Arbeit in jenem paradiesischen Zuhause fand. Jeden Tag lernte er mehr über das, was sein Schöpfer gemacht hatte, und darüber, was für eine Person der Schöpfer ist — über seine Eigenschaften und seine Persönlichkeit.

Nach einem nicht näher genannten Zeitabschnitt erschuf Gott dann die erste Frau, die Adams Ehefrau werden sollte. Außerdem verlieh Gott ihrem Leben mehr Sinn, als er ihnen den folgenden bedeutsamen Auftrag gab: „Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde, und unterwerft sie euch, und haltet euch die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt“ (1. Mose 1:27, 28). Nichts kann den erklärten Vorsatz des Schöpfers vereiteln: Die ganze Erde soll in ein Paradies verwandelt und mit glücklichen Menschen gefüllt werden, die miteinander und mit den Tieren in Frieden leben.

Das materielle Universum, zu dem unser Planet und das Leben darauf gehört, bestätigt eindeutig die große Weisheit Gottes. Somit konnte er offenbar die Möglichkeit voraussehen, daß sich mit der Zeit einige Menschen dazu entschließen könnten, unabhängig oder rebellisch zu handeln, obwohl er ihr Schöpfer und Lebengeber ist. Eine solche Rebellion könnte das großartige Werk unterbrechen, aus der Erde ein weltweites Paradies zu machen. Gemäß dem Bericht stellte Gott Adam und Eva vor eine einfache Prüfung, die sie an die Notwendigkeit erinnern sollte, gehorsam zu sein. Ungehorsam würde, wie Gott sagte, dazu führen, daß sie das Leben, das sie von Gott erhalten hatten, verlieren würden. Aus Fürsorge machte der Schöpfer unsere Ureltern auf einen verkehrten Lauf aufmerksam, der das Glück des gesamten Menschengeschlechts beeinträchtigen würde (1. Mose 2:16, 17).

Am Ende des sechsten „Tages“ hatte der Schöpfer alles getan, was nötig war, um seinen Vorsatz zu verwirklichen. Mit Recht konnte er alles, was er gemacht hatte, als „sehr gut“ bezeichnen (1. Mose 1:31). An dieser Stelle wird in der Bibel ein weiterer wichtiger Zeitabschnitt eingeführt, indem es heißt: Gott „begann am siebten Tag von all seinem Werk zu ruhen, das er gemacht hatte“ (1. Mose 2:2). Warum heißt es aber, daß der Schöpfer ruht, wenn er doch ‘nicht müde noch matt wird’? (Jesaja 40:28). Es läßt erkennen, daß er die Arbeit an der physischen Schöpfung einstellte; und außerdem ruht er in dem Bewußtsein, daß nichts, nicht einmal eine Rebellion im Himmel oder auf der Erde, die Verwirklichung seines großartigen Vorsatzes vereiteln kann. Gott sprach mit Zuversicht einen Segen über den siebten Schöpfungs„tag“ aus. Somit können Gottes loyale vernunftbegabte Geschöpfe — Menschen und unsichtbare Geistgeschöpfe — darauf vertrauen, daß am Ende des siebten „Tages“ im ganzen Universum Glück und Frieden herrschen wird.

Ist der Genesisbericht vertrauenswürdig?

Können wir aber wirklich Glauben in den Schöpfungsbericht setzen und in das, was uns dadurch in Aussicht gestellt wird? Wie wir festgestellt haben, nähert sich die moderne genetische Forschung der Schlußfolgerung, die schon vor langer Zeit in der Bibel zum Ausdruck gebracht wurde. Auch ist einigen Wissenschaftlern nicht die Reihenfolge der Ereignisse entgangen, die im ersten Buch Mose beschrieben wird. Zum Beispiel äußerte sich der bekannte Geologe Wallace Pratt wie folgt: „Würde ich als Geologe aufgefordert, unsere neuzeitlichen Vorstellungen über die Entstehung der Erde und die Entwicklung des Lebens darauf einem einfachen Hirtenvolk, wie es die Stämme waren, an die sich das Buch Genesis richtet, kurz zu erklären, könnte ich es kaum besser tun, als mich zu einem großen Teil eng an den Wortlaut des ersten Kapitels der Genesis zu halten.“ Er erwähnte ferner, daß die Reihenfolge der Ereignisse, wie sie in der Genesis (1. Mose) beschrieben wird — die Entstehung der Ozeane, das Hervortreten von Land, das Erscheinen von Meerestieren, Vögeln und Säugetieren —, im wesentlichen der Reihenfolge der Hauptunterteilungen geologischer Zeiträume entspricht.

Fragen wir uns: Wie konnte Moses — vor Tausenden von Jahren — diese Reihenfolge richtig beschrieben haben, wenn seine Informationsquelle nicht der Schöpfer und Konstrukteur selbst gewesen wäre?

„Durch Glauben“, heißt es in der Bibel, „nehmen wir wahr, daß das Universum durch das Wort Gottes gestaltet wurde, so daß das Sichtbare aus dem Unsichtbaren hervorkam“ (Hebräer 11:3, The New English Bible). Viele sind nicht geneigt, das zu akzeptieren, und ziehen es vor, zu glauben, der Zufall oder irgendein unkontrollierter Prozeß habe das Universum und das Leben hervorgebracht. * Wie wir aber gesehen haben, gibt es viele Gründe, zu glauben, daß das Universum und terrestrisches Leben — unser Leben eingeschlossen — von einem intelligenten Urgrund aller Dinge stammt, von einem Schöpfer, von Gott.

In der Bibel wird offen gesagt, daß ‘der Glaube nicht ein Besitz aller Menschen ist’ (2. Thessalonicher 3:2). Glaube ist jedoch keine Leichtgläubigkeit. Glaube stützt sich auf festen Grund. Im folgenden Kapitel werden wir weitere maßgebliche, überzeugende Gründe betrachten, warum es möglich ist, unser Vertrauen in die Bibel und auf den großen Schöpfer zu setzen, der persönliches Interesse an uns bekundet.

[Fußnoten]

^ Abs. 18 Energie ist gleich Masse, multipliziert mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit.

^ Abs. 30 Bei den Hebräern begann der Tag am Abend und dauerte bis zum nächsten Sonnenuntergang.

^ Abs. 32 Der Schöpfer könnte sich natürlicher Vorgänge bedient haben, um diese Wasser in die Höhe zu verlagern und sie dort zu halten. Diese Wasser fielen in den Tagen Noahs zur Erde (1. Mose 1:6-8; 2. Petrus 2:5; 3:5, 6). Jenes historische Ereignis hinterließ, wie Anthropologen bestätigen, bei den Überlebenden und ihren Nachfahren eine unauslöschliche Spur. Dieses Ereignis spiegelt sich in den Flutberichten wider, die die Völker weltweit bewahrt haben.

^ Abs. 49 Eine eingehende Behandlung der Geschichte der Lebensformen enthält das Buch Das Leben — Wie ist es entstanden? Durch Evolution oder durch Schöpfung?, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.

[Bild auf Seite 86]

Staubscheiben, wie diese in der Galaxie NGC 4261, sind der Beweis für mächtige Schwarze Löcher, die nicht sichtbar sind. Die Bibel berichtet, daß in einem anderen Bereich Geschöpfe existieren, die mächtig, aber nicht zu sehen sind.

[Bild auf Seite 89]

Versuche beweisen die wissenschaftliche Theorie, daß Masse in Energie umgewandelt werden kann und Energie in Masse

[Bild auf Seite 94]

Die Schöpfungswerke an den ersten drei „Tagen“ ermöglichten eine ehrfurchtgebietende Vielfalt der Pflanzenwelt

[Bilder auf Seite 99]

Die Bibel beschreibt genau und mit einfachen Worten die Reihenfolge des Erscheinens der Lebensformen auf der Erde

[Bild auf Seite 101]

„Als Geologe ... könnte ich es kaum besser tun, als mich zu einem großen Teil eng an den Wortlaut des ersten Kapitels der Genesis zu halten“ (Wallace Pratt)