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Als der Mensch bei Gott im Paradies war

Als der Mensch bei Gott im Paradies war

3. Kapitel

Als der Mensch bei Gott im Paradies war

1. Wie lange existierte Gott ganz allein, und warum?

HABEN wir schon einmal darüber nachgedacht, was die Ausdrücke „der Schöpfer der Himmel“ und „Gott, der alle Dinge erschaffen hat“ bedeuten? Sie bedeuten, daß es eine Zeit gab, in der Gott ganz allein war (Jesaja 42:5; Epheser 3:9). Es war keine Schöpfung da. Während einer Vergangenheit ohne Anfang war dieser Gott also ganz allein und war noch kein Schöpfer geworden. Deshalb sagte der Prophet Moses im Gebet zu Gott: „Eh die Berge wurden geboren, Erde kreißte und Welt, von Zeiten her bis in Zeiten Gottheit bist du“ (Psalm 90:2, Übersetzung von Martin Buber). Während jener ganzen Vergangenheit ohne Anfang vor der Schöpfung konnte sich Gott selbst Freude bereiten.

2. Was nahm sich Gott nach einiger Zeit vor, und was für Pflichten übernahm er dadurch?

2 Es kam die Zeit, da sich Gott vornahm, ein Vater zu werden. Das hieß nicht, daß er der Schöpfer lebloser, vernunftloser Dinge würde. Es bedeutete, vernunftbegabte Lebewesen ins Dasein zu rufen, Söhne, die eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm, ihrem Vater, hätten. Er nahm sich somit vor, Familienpflichten zu übernehmen. Was für Söhne wollte er zuerst hervorbringen? Keine menschlichen Söhne, denn dann hätte er zuerst einen Erdball hervorbringen müssen, auf dem sie hätten leben können. Vernünftigerweise wollte Gott Söhne hervorbringen, die wie er himmlische Wesen wären, Geist, so, wie er Geist ist. Sie würden somit Geistsöhne sein, die ihn sehen könnten und unmittelbar Zugang zu seiner Gegenwart hätten und mit denen er sich unmittelbar in Verbindung setzen könnte.

3. Wie werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß es schon vor der Erschaffung der Erde himmlische Söhne Gottes gab?

3 Das Vorhandensein solcher Geistsöhne Gottes ist nicht lediglich religiöse Phantasie. Der Schreiber des Bibelbuches Hiob, wahrscheinlich der Prophet Moses, äußert sich im ersten Kapitel dieses Buches wie folgt über sie: „Nun kam der Tag herbei, an dem die Söhne des wahren Gottes hineingingen, um sich vor Jehova zu stellen“ (Hiob 1:6). Auf eine zweite Zusammenkunft dieser himmlischen Söhne des wahren Gottes werden wir in Hiob 2:1 aufmerksam gemacht. Die Tatsache, daß diese Geistsöhne Gottes in den unsichtbaren Himmeln existierten, ehe unsere Erde erschaffen wurde, wird in den Worten hervorgehoben, die Gott aus dem Unsichtbaren an den Menschen Hiob richtete, als er ihn fragte: „Wo befandest du dich, als ich die Erde gründete? ... als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes beifällig zu jauchzen begannen?“ Offensichtlich interessierten sich jene Söhne Gottes, die wie Morgensterne des Himmels glänzend leuchteten, für Gottes Vorsatz bei der Erschaffung unserer Erde und zeigten Bewunderung dafür, wie er die Erde erschuf, indem er ‘den Norden ausspannte über dem leeren Raum’, die Erde im Weltall ‘an nichts aufhängte’ (Hiob 38:4-7; 26:7).

4. (a) Wie kann der als erster erschaffene Sohn Gottes in bezug auf die Schöpfung und auf Gottes Familie mit Recht bezeichnet werden? (b) Wie spricht gemäß Sprüche 8:22-31 die „Weisheit“ von sich selbst?

4 Wen erschuf Gott als ersten seiner Geistsöhne? Dieser Geistsohn würde aufgrund seines Vorranges mit Recht der Anfang der Schöpfung Gottes genannt werden. Da er das erste Glied der himmlischen Familie Gottes wäre, könnte er auch als der Erstgeborene der Schöpfung bezeichnet werden. Während wir hierüber nachdenken, erinnern wir uns an das, was im achten Kapitel des Buches der Sprüche steht, wo die göttliche Weisheit als jemand dargestellt wird, der von sich selbst spricht. Allerdings ist im hebräischen Grundtext der Sprüche das Wort „Weisheit“ (chakhmáh) weiblichen Geschlechts, und sie spricht als weibliche Person von sich (Sprüche 8:1-4). Selbstverständlich existiert die göttliche Weisheit nicht getrennt von Gott. Die Weisheit ist stets in ihm gewesen und ist somit nicht erschaffen worden. Aus diesem Grund ist es interessant zu hören, wie die Weisheit als weibliche Person von sich spricht, besonders in ihren weiteren Worten:

„Der Ewige [hebräisch: JHVH, יהוה] hat mich geeignet als den Erstling seines Weges, das Erste seiner Werke seit der Urzeit. Von Ewigkeit her wurde ich gesalbt, vom Beginn an, seit den Anfängen der Erde. Da noch keine Tiefen waren, ward ich gezeugt, da noch nicht Quellen waren, wasserbeschwert. Bevor die Berge eingesenkt wurden vor den Hügeln ward ich gezeugt. Noch hatte er nicht gemacht Erde und Fluren, und den Beginn des Staubes des Erdenrunds. Als er den Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über die Fläche der Tiefe; als er befestigte die Wolken droben, als sich türmten die Quellen der Tiefe; als er dem Meere stellte das Gesetz, und daß das Wasser nicht überschreite seine Ufer; als er einfügte die Grundpfeiler der Erde; da war ich bei ihm ein Pflegling, und war sein Ergötzen Tag für Tag, spielend vor ihm zu aller Zeit; spielend [weibliches Partizip] auf seinem Erdball, und habe mein Ergötzen mit den Menschenkindern“ (Sprüche 8:22-31 nach der Übersetzung des jüdischen Gelehrten und Rabbiners Dr. Leopold Zunz).

5. Warum sind führende Juden wegen der Bedeutung, die diesen Worten aus den Sprüchen in der heutigen Zeit gegeben wurde, besorgt?

5 Führende Juden sind wegen der Bedeutung, die obigen Bibelversen gegeben werden mag, besorgt. In der 1945 von der Soncino Press veröffentlichten Ausgabe der Sprüche lesen wir in der Fußnote zu diesem Abschnitt: „Angesichts der christologischen Anwendung dieses Abschnitts durch die alten Kirchenväter ist diese Auslegung für den jüdischen Leser von großer Bedeutung.“ * Jedenfalls ist in Sprüche 8:22 davon die Rede, daß etwas als der Anfang des Weges Jehovas Gottes erschaffen wurde, als „das Erste seiner Werke seit der Urzeit“. Es handelt sich um eine „erschaffene“ Weisheit.

CHERUBE, ENGEL, SERAPHE

6. Was wird in 1. Mose und in den Psalmen über Cherube gesagt?

6 Die Heilige Schrift teilt die himmlischen „Söhne Gottes“ in mindestens drei Klassen auf. Die erste dieser Klassen, die erwähnt wird, ist die der „Cherube“. In 1. Mose 3:24 wird gezeigt, daß Gott eine Anzahl Cherube im Osten des irdischen Paradieses aufstellte, „zu bewachen den Weg zum Baume des Lebens“. Darüber, daß sich die Cherube in unmittelbarer Nähe des von Gott eingenommenen Sitzes der Autorität befinden und daß sie diese loyal unterstützen, äußert sich der Psalmist Asaph mit den Worten: „O der du auf den Cheruben sitzt, strahle doch hervor“ (Psalm 80:1 und Überschrift). In Psalm 99:1 wird auf dieselbe Tatsache mit den Worten aufmerksam gemacht: „Jehova selbst ist König geworden. Mögen die Völker erbeben. Er hat seinen Sitz auf den Cheruben. Möge die Erde schwanken.“

7. Bei welcher Gelegenheit und wie brachte König Hiskia Cherube mit Gott in Verbindung?

7 Auch König Hiskia, der Gott, den Höchsten, auf dem sichtbaren Thron in Jerusalem vertrat, brachte die Cherube mit dem himmlischen Thron des Souveräns des Universums in Verbindung, als er betete: „O Jehova der Heerscharen, du Gott Israels, der seinen Sitz auf den Cheruben hat, du allein bist der wahre Gott von allen Königreichen der Erde. Du selbst hast die Himmel und die Erde gemacht“ (Jesaja 37:16). Es wird also wiederholt gezeigt, daß der große Schöpfer, der Souverän des Universums, über den himmlischen „Söhnen Gottes“ thront, die als Cherube bekannt sind.

8. Welche Begebenheiten im Leben Abrahams, Lots und Jakobs bestätigen das Dasein von Engeln?

8 Außer solchen „Söhnen Gottes“, den Cheruben, gibt es eine allgemeine Klasse von Engeln. Geschichtlich gesehen, haben wir keinen Grund, am Dasein dieser unsichtbaren Geistgeschöpfe zu zweifeln, denn es ist erwiesen, daß sie Menschen oft erschienen sind. Um das Jahr 1919 v. u. Z. verkörperten sich drei Engel, die Jehova Gott vertraten, und erschienen dem Patriarchen Abraham, als dieser in Mamre in Kanaan, einem Land Palästinas, unter einigen großen Bäumen saß. Bald danach besuchten zwei dieser verkörperten Engel den Neffen Abrahams, Lot, in der Stadt Sodom am Toten Meer, und zwar am Tag vor der Zerstörung dieser bösen Stadt durch Feuer und Schwefel, die auf die Stadt herabprasselten (1. Mose 18:1 bis 19:29). Mehr als ein Jahrhundert später kehrte Abrahams Enkel Jakob, nach Süden ziehend, dorthin zurück, wo sein Großvater gewöhnlich gelagert hatte, und er hatte das in 1. Mose 32:1, 2 geschilderte Erlebnis: „Und was Jakob betrifft, er begab sich auf seinen Weg, und die Engel Gottes begegneten ihm nun. Als Jakob sie sah, sprach er sogleich: ,Das ist das Lager Gottes!‘ Daher gab er jenem Ort den Namen Machanajim [was „Zwei Lager“ bedeutet].“

9. (a) Was bedeutet das Wort „Engel“ ferner? (b) Welche Aufgaben erfüllen Engel, ohne daß Menschen sie daran hindern können?

9 Das biblische Wort für Engel bedeutet auch „Bote“, zum Beispiel in Maleachi 3:1, wo wir lesen: „Siehe! Ich sende meinen Boten [oder: Engel], und er soll einen Weg vor mir bahnen.“ Oftmals sind die himmlischen Engel ausgesandt worden, um eine Botschaft zu überbringen oder ein besonderes Werk zu verrichten. Menschen können sie nicht daran hindern, der Aufgabe nachzukommen, die sie von Gott erhalten haben, denn die Kraft und Stärke, die sie besitzen, ist größer als die von Menschen. Der Psalmist war sich dieser Tatsache bewußt und erklärte: „Jehova selbst hat seinen Thron in den Himmeln fest errichtet; und sein eigenes Königtum hat über alles geherrscht. Segnet Jehova, o ihr, seine Engel, mächtig an Kraft, die ihr sein Wort ausführt, indem ihr auf die Stimme seines Wortes hört. Segnet Jehova, all ihr seine Heerscharen, ihr, seine Diener, die ihr seinen Willen tut“ (Psalm 103:19-21).

10. (a) Wie sind Seraphe der Person Gottes gegenüber eingestellt? (b) Was erlebte Jesaja in Verbindung mit Seraphen, und was beweist uns dies?

10 Eine weitere Gruppe der himmlischen „Söhne Gottes“ ist die der Seraphe. Diese Geistgeschöpfe bekunden große Ehrfurcht vor der Person Gottes. Dies wird durch die übernatürliche Vision bestätigt, die dem Propheten Jesaja gewährt wurde. Wir wollen seine Schilderung betrachten: „In dem Jahre, da König Usija starb [778/777 v. u. Z.], bekam ich jedoch Jehova auf hohem und erhabenem Throne zu sehen, und seine Schleppen füllten den Tempel. Seraphe standen über ihm. Ein jeder hatte sechs Flügel. Mit zweien hielt er sein Angesicht bedeckt, und mit zweien hielt er seine Füße bedeckt, und mit zweien pflegte er umherzufliegen. Und dieser rief jenem zu und sprach: ,Heilig, heilig, heilig ist Jehova der Heerscharen. Die Fülle der ganzen Erde ist seine Herrlichkeit.‘ “ Der Prophet Jesaja konnte wegen seines unreinen Zustandes nicht umhin, in Todesfurcht zu schreien. „Da“, so berichtet uns Jesaja, „flog einer der Seraphe zu mir, und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Und dann berührte er meinen Mund und sprach: ,Siehe! Dies hat deine Lippen berührt, und deine Vergehung ist gewichen, und deine Sünde selbst ist gesühnt‘ “ (Jesaja 6:1-7). Hierin sehen wir einen Beweis für das Interesse der Seraphe, uns zu helfen, heilig zu sein, wie Gott heilig ist.

11. Wie groß ist Gottes Familie seiner himmlischen „Söhne“, und warum sind sie von anderer Natur als wir Menschen?

11 Die Zahl all dieser himmlischen „Söhne Gottes“, der Cherube, der Seraphe und der Engel, geht in die Millionen. Der Prophet Daniel in Babylon wurde inspiriert, über die Vision, die er von einer himmlischen Gerichtsszene hatte, folgendes zu schreiben: „Ich schaute weiter, bis Throne aufgestellt wurden und der Alte an Tagen sich setzte. ... Da waren tausend Tausende, die ihm ständig Dienst leisteten, und zehntausend mal zehntausend [= 100 000 000], die fortwährend direkt vor ihm standen. Das ,Gericht‘ setzte sich, und Bücher wurden geöffnet“ (Daniel 7:9, 10). Eine so gewaltige Zahl himmlischer „Söhne Gottes“ läßt die große schöpferische Leistungsfähigkeit des himmlischen Vaters, Jehovas Gottes, des Allmächtigen, erkennen. Er hat in den Himmeln eine wunderbare Familie gehorsamer Söhne. Dies sind keine Geschöpfe aus Blut und Fleisch, denn sie wurden erschaffen, ehe unsere Erde erschaffen wurde, auf der wir Geschöpfe von Blut und Fleisch leben. Jene himmlischen „Söhne Gottes“ sind also Geist, wie Gott selbst es ist, und sie sind von einer völlig anderen Natur als wir irdischen, menschlichen Geschöpfe.

12. Wieso gehören zu den himmlischen „Söhnen Gottes“ keine Menschenseelen, die in den geistigen, unsichtbaren Bereich versetzt worden wären?

12 In der Prophezeiung gemäß Jesaja 31:3 wird mit folgenden Worten der deutliche Unterschied zwischen Gott und Menschen (wie es die alten Ägypter waren) und zwischen Geist und Fleisch gezeigt, und den Israeliten wird davon abgeraten, bei den militarisierten Ägyptern Hilfe zu suchen: „Die Ägypter jedoch sind Erdenmenschen und nicht Gott; und ihre Rosse sind Fleisch und nicht Geist.“ Auch heißt es in Psalm 104:1-4 in einer direkten Erklärung, daß die Beschaffenheit der himmlischen „Söhne Gottes“ anders als die des Menschen ist: „Segne Jehova, o meine Seele. O Jehova, mein Gott, du hast dich als sehr groß erwiesen. Mit Würde und Pracht hast du dich bekleidet, indem du dich mit Licht umhüllst wie mit einem Gewand, die Himmel ausbreitest gleich einem Zelttuch, der Eine, ... der seine Engel zu Geistern macht, seine Diener zu einem verzehrenden Feuer.“ Die Heilige Schrift schließt einwandfrei den religiösen Gedanken aus, daß zu den himmlischen Engeln auch Menschenseelen gehören würden, die von der Erde in den geistigen, unsichtbaren Bereich der Himmel versetzt worden wären. Alle geistigen „Söhne Gottes“ waren Brüder, da sie alle Söhne desselben himmlischen Vaters waren.

ERSCHAFFUNG DES MENSCHEN

13. Wie ist ein wahrer Vater zu seiner Familie eingestellt?

13 Ein wahrer Vater bringt eine Familie hervor, weil er Kinder liebt. Er hat nicht den Wunsch, Unholde oder Teufel aus ihnen zu machen oder irgendeine Befriedigung darin zu finden, sie zu foltern und zu quälen. Ihm liegen ihre erhabensten Interessen am Herzen. Er möchte, daß sie sein Bild widerspiegeln und ihm zur Ehre gereichen sowie ihm gebührende Achtung und Gehorsam zollen, so daß er Freude an ihnen findet. Vor langer Zeit erklärte ein König, der selbst Vater vieler Kinder war, unter göttlicher Inspiration: „Ein weiser Sohn ist der, der einen Vater erfreut.“ „Der Vater eines Gerechten wird bestimmt frohlocken; wer Vater eines Weisen wird, wird sich auch über ihn freuen“ (Sprüche 10:1; 23:24).

14. Wie wird gezeigt, daß Jehova mit seinen Söhnen so handelt wie ein menschlicher Vater mit seinen Söhnen?

14 Über die Einstellung des himmlischen Vaters gegenüber seinen vernunftbegabten Geschöpfen erklärte der Psalmist David: „Wie ein Vater seinen Söhnen Barmherzigkeit erweist, hat Jehova denen Barmherzigkeit erwiesen, die ihn fürchten. Denn er selbst kennt unser Gebilde wohl, ist eingedenk dessen, daß wir Staub sind“ (Psalm 103:13, 14). Was Jehova von seinen Söhnen erwartet, zeigt er mit den Worten: „Ein Sohn seinerseits ehrt einen Vater und ein Knecht seinen großen Herrn. Wenn ich also ein Vater bin, wo ist die Ehre für mich? Und wenn ich ein großer Herr bin, wo ist die Furcht vor mir?“ (Maleachi 1:6). Jehova der himmlische Vater, offenbart gegenüber seinen Geschöpfen nicht weniger als ein irdischer Vater die richtigen Eigenschaften, denn er sagt: „Und ich will ihnen Mitleid erweisen, so, wie ein Mann seinem Sohn Mitleid erweist, der ihm dient“ (Maleachi 3:17).

15. Aus welchem Beweggrund erschuf Gott Kinder von geringerer Natur als diejenige seiner himmlischen Söhne, und was sollte dadurch gezeigt werden?

15 Es fehlte Jehova Gott keineswegs an einem liebevollen Beweggrund, als er sich vornahm, Vater von Kindern einer neuen Natur zu werden. Dies bedeutete, daß sie nicht von geistiger oder himmlischer Natur sein würden. Ihre Natur würde einfacher sein als die geistige Natur und wäre demzufolge Begrenzungen und Beschränkungen unterworfen, die es für die himmlischen „Söhne Gottes“ nicht gibt. Dies würde jedoch keine Härte für sie bedeuten, und es wäre etwas vollkommen Erfreuliches. Sie sollten von Fleisch und Blut sein, und zwar von menschlicher Natur. Der himmlische Vater erschuf nicht deshalb Kinder dieser geringeren Natur, weil er mit seiner unermeßlich großen Familie von Geistsöhnen unzufrieden geworden wäre oder etwas Neues, etwas Zusätzliches, benötigt hätte, um sich neue Unterhaltung zu verschaffen. Vielmehr sollte dadurch die überaus mannigfaltige Weisheit Gottes in seiner Eigenschaft als Schöpfer gezeigt werden, und außerdem sollte dadurch seine Liebe auf weitere Geschöpfe ausgedehnt werden.

16. (a) Was mußte Gott beschaffen, bevor er eine Familie menschlicher Natur ins Dasein bringen konnte? (b) Was sagte er über seinen Vorsatz hinsichtlich der Erschaffung der Erde?

16 Zuerst mußte er jedoch die Stoffe beschaffen, aus denen diese Familie menschlicher Natur gebildet werden konnte, sowie einen geeigneten Ort, an dem diese Menschheitsfamilie leben und den sie bewohnen sollte. Im Hinblick darauf erschuf er die Erde, einen Planeten, der zu dem Sonnensystem gehört, das ein Teil des großen Sternsystems ist, das heute als Milchstraße bekannt ist. Hier beginnt nun die Heilige Schrift ihren wunderbaren Bericht mit den Worten: „Am Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde“ (1. Mose 1:1). Mit liebevoller Fürsorge schuf er auf der abgekühlten, hartgewordenen Oberfläche der Erde die Verhältnisse und die Umwelt für ihre menschlichen Bewohner. Über seinen Vorsatz hinsichtlich der Erde äußert er sich wie folgt:

„Dies ist, was Jehova gesprochen hat, der Schöpfer der Himmel, Er, der wahre Gott, der Bildner der Erde und der sie gemacht hat, Er, der ihr festen Bestand gab, der sie nicht einfach umsonst erschuf, der sie bildete, damit sie auch bewohnt werde“ (Jesaja 45:18).

17. Welche Bedürfnisse der Menschheitsfamilie sah der Schöpfer voraus, und wie sorgte er für die Befriedigung dieser Bedürfnisse?

17 Die Glieder seiner Menschheitsfamilie sollten einen Körper haben, der atmen müßte, um am Leben zu bleiben, und daher umgab er die Erde mit einer Atmosphäre. Sie würden Wasser benötigen, um zu trinken, und daher sorgte er reichlich dafür. Sie benötigten verschiedene Pflanzen zur Nahrung, und er stellte sie ihnen zur Verfügung. Um gesund zu bleiben und um sehen zu können, benötigten sie Sonnenlicht, und er beseitigte die Wolken kosmischen Staubes, die die Sonnenstrahlen nicht zur Erde gelangen ließen, und später reinigte er die Atmosphäre, damit das Licht der Sonne, des Mondes und der Sterne bis zur Erdoberfläche vordringen konnte. Die Menschheitsfamilie benötigte regelmäßige Ruhe- und Schlafperioden, und der große Gestalter der Erde sorgte für die Erdumdrehung, so daß sich Tag und Nacht abwechselten. Er ließ die Wasser von Fischen und anderen Seetieren und die Luft von fliegenden Geschöpfen wimmeln und schuf eine große Vielfalt von Landtieren; sie alle sollten in dem System irdischen Lebens ihre Rolle spielen. All dies bewerkstelligte der weise und liebevolle Schöpfer im Verlauf von sechs Schöpfungsperioden, die er selbst Tage nannte (1. Mose 1:1-25).

18. Zu welchem Zeitpunkt und an welchem Schöpfungs„tag“ kündigte Gott das an, was den Höhepunkt seiner irdischen Schöpfung bilden sollte?

18 Gegen Ende der sechsten Schöpfungsperiode war auf der Erde und in ihrer Umgebung alles vorbereitet, so daß der himmlische Vater darangehen konnte, die Menschheitsfamilie ins Dasein zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt kündigte er das an, was den Höhepunkt seines irdischen Schöpfungswerkes bilden sollte, wie wir es in 1. Mose 1:26 lesen: „Und Gott sprach weiter: ,Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, gemäß unserem Gleichnis; und sie sollen sich untertan halten die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel und die Haustiere und die ganze Erde und alle sich regenden Tiere, die sich auf der Erde regen.‘ “

19. Wie können wir zeigen, ob Gott die Worte aus 1. Mose 1:26 zu sich selbst sprach?

19 Das Wort für „Gott“ lautet im hebräischen Text dieses Schöpfungsberichtes elohím, welches die Mehrzahl von elóah ist; die Mehrzahl wird hier im ersten Buch Mose gebraucht, um Vortrefflichkeit und Erhabenheit und nicht eine Anzahl von zwei, drei oder mehr Göttern zu bezeichnen. Deshalb stehen die Tätigkeitswörter, die hier in Verbindung mit Elohím erscheinen, in der Einzahl. Wenn wir daher lesen: „Und Gott [Elohím] sprach weiter: ,Lasset uns‘ “, so heißt das nicht, daß Gott mit sich selbst gesprochen hätte. Er ist keine Dreifaltigkeit, kein dreieiniger Gott, kein Gott in drei Personen, so daß eine seiner Personen zu seinen anderen beiden Personen gesagt hätte: „Lasset uns.“ In 1. Mose 2:4 wird dieser Schöpfer als Jehova Gott bezeichnet, und später erklärte der Prophet Moses: „Höre, o Israel: Jehova, unser Gott, ist e i n Jehova.“ Es gibt keine zwei oder drei Jehovas, sondern nur einen. Ein sogenannter dreieiniger Gott oder eine sogenannte Dreifaltigkeit ist eine heidnische Erfindung, eine gotteslästerliche Unwahrheit (5. Mose 6:4).

20. An wen waren die Worte „Lasset uns Menschen machen“ vernünftigerweise gerichtet, und warum?

20 Als Gott (Elohím) sagte: „Lasset uns“, sprach er daher zu mindestens einer anderen Person im geistigen, unsichtbaren Bereich der Himmel. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, daß Jehova Gott hier zu den 100 000 000 oder noch mehr Engeln, die ihm dienen, sprach und ihre Mitarbeit bei der Erschaffung des Menschen erbat. Es ist höchst vernünftig anzunehmen, daß er zu seinem erstgeborenen himmlischen Sohn sprach, dem Erstgeborenen der ganzen Schöpfung, dem Anfang der Schöpfung Gottes. Dieser wäre als Erstgeborener der himmlischen Familie Gottes derjenige, der den Vorrang und die Ehre erhalten sollte, eingeladen zu werden, mit seinem himmlischen Vater zusammenzuarbeiten, um den Menschen auf Erden zu erschaffen. So wird alles leichter verständlich. Da dieser erstgeborene himmlische Sohn das „Bild“ seines himmlischen Vaters war und dessen „Gleichnis“ entsprach, konnte Gott mit Recht zu ihm sagen: „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, gemäß unserem Gleichnis.“ Im Bilde Gottes und gemäß seinem Gleichnis zu sein würde niemals bedeuten, Jehova Gott gleich zu sein. Ein „Bild“ ist nicht die Wirklichkeit.

DER ERSTE MENSCH IM PARADIES

21. Wo wird gesagt, daß der Mensch nach seiner Erschaffung ins Paradies gesetzt wurde?

21 Das zweite Kapitel des ersten Buches Mose bringt Einzelheiten über die Erschaffung des Menschen. In 1. Mose 2:7, 8 finden wir folgende Schilderung: „Und Jehova Gott ging daran, den Menschen aus Staub vom Erdboden zu bilden und in seine Nase den Odem des Lebens zu blasen, und der Mensch wurde eine lebende Seele. Ferner pflanzte Jehova Gott einen Garten in Eden, gegen Osten, und dorthin setzte er den Menschen, den er gebildet hatte.“ In der altsyrischen Übersetzung der Bibel wird für „Garten“ das Wort Paradies gebraucht; auch in der Übersetzung von Loch und Reischl wird das Wort Paradies verwendet: „Gott der Herr aber hatte das Paradies der Wonne gepflanzt von Anbeginn, in welches er den Menschen setzte, den er gebildet“ (1. Mose 2:8).

22. Welche allgemeine religiöse Ansicht versuchen einige in den obenerwähnten Text (1. Mose 2:7) hineinzulesen?

22 Wir wollen nochmals beachten, was in 1. Mose 2:7 über die Erschaffung des Menschen steht. Heißt es dort, Jehova Gott hätte dem Menschen eine von dessen Leib getrennte und unterschiedliche Seele eingepflanzt? So etwas möchten viele religiöse Leute in den Text hineinlesen. Tatsächlich heißt es in der spanischen Bibelübersetzung von F. Torres Amat und S. L. Copello aus dem Jahre 1942 u. Z., in deutsch wiedergegeben: „Es bildete also der Herrgott den Menschen vom Schlamm der Erde und gab ihm ins Angesicht einen Hauch oder Geist des Lebens ein, und da war der Mensch lebendig gemacht mit einer vernünftigen Seele.“ * Das ist ganz anders als in der römisch-katholischen Übersetzung von Loch und Reischl, in der es heißt: „Und der Mensch ward zur lebendigen Seele.“ Auch in der von der Jewish Publication Society of America herausgegebenen Übersetzung heißt es: „Und der Mensch wurde eine lebende Seele.“ Damit unsere Leser sehen können, wie der hebräische Text (von rechts nach links) Wort für Wort lautet, bringen wir nachstehend eine Fotokopie dieses Teils von 1. Mose 2:7 aus der Interlinear Literal Translation of the Hebrew Old Testament von G. R. Berry (Copyright 1896/97):

the LORD God formed man of the dust of the ground, and breathed into his nostrils the breath of life; and man became a living soul. 8 ¶ And the LORD God planted a garden

יְהוָֹה אֱלֹהִים אֶת־הָאָדָם עָפָר מִן־הָאֲדָמָה

,ground the from dust [of out] man (the) God Jehovah

וַיִּפַּח בְּאַפָּיו נִשְׁמַת חַיִּים וַיְהִי הָאָדָם

man (the) became and ;life of breath nostrils his in breathed and

8 לְנֶפֶשׁ חַיָּה וַיִּטַּע יְהוָֹה אֱלֹהִים גַּן בְּעֵדֶן

Eden in garden a God Jehovah planted And living soul a (for)

Deutsche Übersetzung:

der HERR Gott bildete den Menschen vom Staub des Erdbodens und hauchte in seine Nasenlöcher den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebende Seele. 8 ¶ Und der HERR Gott pflanzte einen Garten

יְהוָֹה אֱלֹהִים אֶת־הָאָדָם עָפָר מִן־הָאֲדָמָה

Erdboden vom Staub [aus] Menschen den Gott Jehova

וַיִּפַּח בְּאַפָּיו נִשְׁמַת חַיִּים וַיְהִי הָאָדָם

Mensch der wurde und ;Lebens [des] Odem Nasenlöcher seine in hauchte und

8 לְנֶפֶשׁ חַיָּה וַיִּטַּע יְהוָֹה אֱלֹהִים גַּן בְּעֵדֶן

Eden in Garten einen Gott Jehova pflanzte Und lebenden Seele einer zu

23. Was widerfährt der Seele beim Tode des Menschenleibes?

23 Da es in Gottes inspiriertem Wort deutlich heißt: „Der Mensch wurde eine lebende Seele“, ist der Mensch eine Seele. Die Bibel sagt die Wahrheit. Sie ist in der Frage, was die Menschenseele ist, maßgebend. Die heidnischen Philosophen des Altertums, die Gottes geschriebenes Wort nicht hatten, sind es, die sagen dem Menschen wohne eine unsichtbare, geistige Seele inne, die sich beim Tode des Menschenleibes in den geistigen Bereich begebe. Das Wort für „Seele“ lautet im hebräischen Text nephesch; in der Septuaginta, einer griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften, lautet es psyché. Was dem Menschenleib widerfährt, widerfährt also der Menschenseele. Nicht nur der Menschenleib stirbt, sondern Jehova Gott sagt gemäß Hesekiel 18:4: „Siehe! Alle Seelen — mir gehören sie. ... Die Seele, die sündigt — sie selbst wird sterben“ (ferner Vers 20).

24. Warum unterscheidet sich ein „physischer“ Leib von einem „geistigen“ Leib?

24 Der Mensch ist nicht aus Geist, nicht geistig. Der Mensch ist von der Erde; er ist irdisch: „Jehova Gott ging daran, den Menschen aus Staub vom Erdboden zu bilden“ (1. Mose 2:7). Der Körper, den Gott für den Menschen erschuf, wurde aus den Elementen zusammengesetzt, die der Erde und der Atmosphäre entnommen worden waren. Es war kein geistiger Leib, und es kann ihm keine geistige Natur verliehen werden, so daß er unsichtbar würde und den geistigen Bereich bewohnen könnte. Es war ein physischer Leib, getrennt und verschieden von einem geistigen Leib, wie ihn die himmlischen „Söhne Gottes“ besitzen. Ein Bibelkommentator des ersten Jahrhunderts u. Z. erklärte: „Wenn es einen physischen Leib gibt, so gibt es auch einen geistigen.“ Die beiden Arten von Leibern dürfen nicht miteinander verwechselt werden, und die Bibel verwechselt sie auch nicht (1. Korinther 15:44).

25. Was — im Gegensatz zu dem, was die griechische Philosophie lehrt — hauchte Gott in die Nase des Menschen, um ihn zu einer „lebenden Seele“ zu machen?

25 Der nackte Menschenleib, den Gott damals im Paradies der Wonne aus Staub vom Erdboden bildete, war vollkommen; keiner seiner notwendigen Bestandteile und keines seiner Glieder fehlte. „Vollkommen ist sein Tun, denn Gerechtigkeit sind alle seine Wege“ (5. Mose 32:4). „Siehe! Nur dies habe ich gefunden“, sagte der weise König Salomo, „daß der wahre Gott den Menschen rechtschaffen gemacht hat“ (Prediger 7:29). Um zu bewirken, daß jener erste Menschenleib lebendig wurde und vollkommen arbeitete, nahm Gott nicht etwa aus dem Himmel eine körperlose „Seele“ (psyché) *, die gemäß der heidnischen Vorstellung der Griechen wie ein Schmetterling umherflatterte und die er dann in den leblosen Körper eingehaucht oder eingesetzt hätte. Gott hauchte dem Leibe nicht lediglich einen Luftstrom ein, um die Lunge des Körpers zu erweitern. Was er tat, war nicht so etwas wie eine Wiederbelebung durch Mund-zu-Mund-Beatmung, wie sie bei einem Ertrunkenen angewandt wird. Was Gott in die Nasenöffnungen des Körpers hauchte, wird als der „Odem des Lebens“ bezeichnet, welcher nicht nur die Lunge mit Luft füllte, sondern auch dem Körper die Lebenskraft zukommen ließ, die durch die Atmung aufrechterhalten wird. Auf diese Weise wurde „der Mensch ... eine lebende Seele“.

26. Warum wurde der erste Mensch Adam genannt, und wie gab Gott dem Leben Adams einen Zweck?

26 Jehova Gott wurde der Vater, der Lebengeber, dieser ersten Menschenseele. Stoffe zur Bildung des Menschenleibes waren vom Erdboden genommen worden, der auf hebräisch adamáh heißt, und somit wurde diese lebende Seele passenderweise Adam genannt (1. Mose 5:1, 2). Der himmlische Vater hatte einen Vorsatz, als er seinen irdischen Sohn in das Paradies Eden setzte, und er gab dem Leben Adams einen Zweck. Diesbezüglich lesen wir in 1. Mose 2:15: „Und Jehova Gott nahm dann den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und ihn pflege.“ Gott teilte Adam die Arbeit eines Paradieshüters, eines Gärtners, zu. Damit wir eine Vorstellung davon bekommen, was in jenem irdischen Paradies wuchs, wird uns gesagt: „Ferner pflanzte Jehova Gott einen Garten in Eden gegen Osten ... So ließ Jehova Gott aus dem Erdboden [adamáh] allerlei Bäume hervorwachsen, begehrenswert für den Anblick und gut zur Speise, und auch den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ (1. Mose 2:8, 9). Da sich im Garten Eden „allerlei Bäume“ befanden, „begehrenswert für den Anblick und gut zur Speise“, muß dies ein schöner Ort gewesen sein. Unter seinen Bäumen, die „gut zur Speise“ waren, war der Feigenbaum.

27. Wie sorgte Gott dafür, daß Adam im Paradies nicht allein war und daß er alles kennenlernte?

27 Nur ein Gott der Liebe kann seinem irdischen Sohn das Paradies der Wonne als Wohnstätte gegeben haben, die beste Wohnstätte, die die Erde bieten konnte. Da Adam vollkommen war, konnte er für diesen Garten und seine Schönheit in vollkommenem Maße Wertschätzung haben. Er war nicht allein dort. Es gab verschiedene Arten von Fischen in dem Strom, der von dem Garten ausging und sich nach den Gegenden hin verzweigte, die jenseits der Grenze des Gartens lagen (1. Mose 2:10-14). Außerdem gab es vielerlei Vögel und auch Landtiere, sowohl Haustiere als wildlebende Tiere. Gott sorgte dafür, daß Adam diese irdischen Geschöpfe niederer Art kennenlernte.

„Jehova Gott bildete nun aus dem Erdboden jedes wildlebende Tier des Feldes und jedes fliegende Geschöpf der Himmel, und er begann sie zu dem Menschen zu bringen, um zu sehen, wie er jedes nennen würde; und wie immer der Mensch sie, nämlich jede lebende Seele [nephesch], nennen würde, das sei ihr Name. Da gab der Mensch allen Haustieren und den fliegenden Geschöpfen der Himmel und jedem wildlebenden Tier des Feldes Namen, aber für den Menschen fand sich keine Gehilfin als sein Gegenstück“ (1. Mose 2:19, 20).

28. Warum fühlte sich Adam bei der Begegnung mit dem Affen nicht mit ihm verwandt?

28 Als Adam die wildlebenden Tiere vorgeführt wurden, erschien ein langarmiges, haariges Geschöpf. Adam nannte es qoph, was wir heute mit „Affe“ wiedergeben (1. Könige 10:22; 2. Chronika 9:21). Als Adam diesen Affen sah, fühlte er sich nicht mit ihm verwandt. Er glaubte nicht, daß er ein leiblicher Nachkomme des Affen sei. Er rief nicht voller Freude aus: „Dies ist endlich Bein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch.“ Adam wurde von Gott davon unterrichtet, daß qoph (der Affe) zu einem früheren Zeitpunkt am sechsten Schöpfungs„tag“ erschaffen worden war und daß er, Adam, später von Gott erschaffen worden war, ohne eine leibliche Verbindung zum Affen oder zu irgendeinem anderen der niederen irdischen Geschöpfe zu haben. Adam wußte, daß es vier Arten von Fleisch gibt. Vor neunzehnhundert Jahren wurde, und zwar in Übereinstimmung mit den neuesten Entdeckungen der Naturwissenschaft, folgendes erklärt: „Nicht alles Fleisch ist dasselbe Fleisch sondern da ist e i n e s der Menschen, und da ist ein anderes Fleisch des Viehs und ein anderes Fleisch der Vögel und ein anderes der Fische“ (1. Korinther 15:39). Nein, obwohl in Gottes Wort vom qoph (Affen) als von einer „lebenden Seele“ die Rede war, erwies sich der Affe nicht als „Gegenstück“ Adams und nicht als geeigneter Gefährte für ihn (1. Mose 2:20).

29. Warum sprach Adam nicht mit der Schlange, und warum betete er kein Tier an?

29 Während Adam alle wildlebenden Tiere des Feldes beobachtete, glitt auf dem Erdboden oder auf einem Baum ein langes geschupptes Tier dahin, das keine Gliedmaßen hatte. Adam nannte es nachásch, was wir mit „Schlange“ wiedergeben. Es knüpfte keine Unterhaltung mit Adam an, und er seinerseits sprach nicht mit diesem Tier. Es war ein stummes Geschöpf, das nur ein zischendes Geräusch hervorbrachte. Adam hatte vor ihm und vor den anderen wildlebenden Tieren keine Angst. Er betete keines von ihnen als etwas Heiliges an, nicht einmal die Kuh. Sein Gott hatte sie ihm unterworfen, denn er war ein irdischer Sohn Gottes, der im Bilde Gottes und gemäß Gottes Gleichnis gemacht worden war. Daher betete er nur seinen himmlischen Vater, den „wahren Gott“, Jehova, an.

DIE MÖGLICHKEIT EWIGEN LEBENS AUF ERDEN

30, 31. (a) Wie lange sollte Adam leben, und wo? (b) Wieso wurde Adams Gehorsam von Gott nicht zu Unrecht auf die Probe gestellt?

30 Wie lange sollte Adam leben, und wo? Es war nicht Gottes Gedanke, daß Adam sterben sollte, so daß das Edenparadies vernachlässigt würde. Die Erde sollte von den Menschen nicht unbewohnt zurückgelassen werden. Gott bot Adam die Gelegenheit ewigen Lebens auf Erden im Edenparadies. Dies hing jedoch von Adams ewigem Gehorsam gegenüber seinem Schöpfer und Gott ab. Gott legte keine Neigungen zum Ungehorsam, keine Neigungen zur Sünde, in Adam hinein. Gott stattete seinen irdischen Sohn mit göttlichen Eigenschaften aus, mit Gerechtigkeit, Weisheit, Macht und Liebe, mit einem vollkommenen Sittlichkeitsempfinden. In Anerkennung seiner eigenen Souveränität über das ganze Universum war es jedoch angebracht, daß Gott, ohne irgendwelchen Argwohn gegenüber Adam zu hegen, diesen irdischen Sohn auf die Probe stellte. Die Probe, auf die er Adam stellte, war eine geringfügige Einschränkung seiner Freiheit. Wir lesen:

31 „Und Jehova Gott erlegte dem Menschen auch dieses Gebot auf: ,Von jedem Baum des Gartens darfst du bis zur Sättigung essen. Was aber den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse betrifft, davon sollst du nicht essen, denn an dem Tage, da du davon ißt, wirst du bestimmt sterben‘ “ (1. Mose 2:16, 17).

32. War es für Adam unbedingt notwendig, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, um ewig leben zu können?

32 Hier stellte der große Lebengeber seinem Sohn Adam entweder ewiges Leben oder ewigen Tod in Aussicht. Ungehorsam gegenüber seinem göttlichen himmlischen Vater würde für Adam mit Sicherheit zu ewigem Tode führen. Liebevoller Gehorsam wie der eines Sohnes gegenüber einem Vater würde zu ewigem Leben führen. Der Lohn für stetigen Gehorsam würde nicht bedeuten, daß Adam in den Himmel versetzt würde, denn Adam war nicht erschaffen worden, um mit Engeln im Himmel zu leben, sondern er war für ewiges Leben im irdischen Paradies der Wonne bestimmt. „Was die Himmel betrifft, Jehova gehören die Himmel, aber die Erde hat er den Menschensöhnen gegeben“ (Psalm 115:16). Vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen war nicht unbedingt notwendig, damit Adam ewig leben konnte, wohl aber der „Baum des Lebens in der Mitte des Gartens“ (1. Mose 3:22).

33. Was meinte Gott offensichtlich mit dem Ausdruck „an dem Tage, da du davon ißt“ und warum?

33 Doch wie sollte Adam die Worte „an dem Tage, da du davon ißt“ verstehen? Er hatte keine Veranlassung und keinen Grund, gemäß der viel später vom Propheten Moses an Jehova Gott gerichteten Aussage „Tausend Jahre sind in deinen Augen nur wie der gestrige Tag“ an einen Tausendjahrtag zu denken (Psalm 90:4 und Überschrift). Bestimmt dachte er nicht: „Also, wenn ich ungehorsam bin und sterben muß, so habe ich zum Leben noch einen großen Teil oder den größten Teil des Tausendjahrtages vor mir; und das ist immerhin nicht so schlecht.“ Adam hatte keine Gründe, so zu überlegen. Er muß unter dem von Gott gebrauchten Wort „Tag“ einen Vierundzwanzigstundentag verstanden haben. Da Gott offensichtlich gemäß dem Verständnisvermögen seines irdischen Sohnes redete, muß Gott auch einen Vierundzwanzigstundentag gemeint haben. Er meinte nicht: „An dem Tausendjahrtag, an dem du vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse ißt, wirst du sterben.“ Eine solche Bedeutung hätte die Eindringlichkeit der Warnung Gottes verringert.

34. Wie wurde Adam das Gebot hinsichtlich des verbotenen Baumes gegeben, und wie lange hätte Adam mit Gott in Verbindung bleiben können?

34 Adam empfing diese strenge Warnung unmittelbar von Gott, wenngleich Gott auch durch einen unsichtbaren Engel mit Adam gesprochen haben mag. Es war Gottes Wort, Gottes Botschaft. Gott sprach aus dem Unsichtbaren mit Adam. Er bediente sich nicht eines Tieres, zum Beispiel einer Schlange, um seinem irdischen Sohn Adam sein Gebot zu übermitteln. Wäre dies der Fall gewesen, so hätte das betreffende Tier als ein Sinnbild Gottes gebraucht und mit gebührender Ehrerbietung als heilig behandelt werden können. Der wahre Gott wünscht keine Anbetung, die ihm mittels eines Tieres dargebracht wird. Adam betete Gott im Paradies der Wonne unmittelbar an. Sollte er fortfahren, dies liebevoll bis in alle Ewigkeit zu tun, so sollte eine solche Verbindung mit Gott zweifellos ewig bestehen. Welch ein Vorrecht es doch für Adam wäre, so für immer mit Gott im irdischen Paradies zu sein!

[Fußnoten]

^ Abs. 5 Siehe „Adversus Praxeam“ von Tertullian. Im 7. Kapitel erklärt er: „Ebenso erkennt der Sohn den Vater an und redet in eigener Person unter dem Namen Weisheit: ,Der HERR bildete mich als den Anfang seiner Wege.‘ “ Siehe auch die Kommentare zu Sprüche 8:22 von Justinus Martyr, Irenäus, Athenagoras, Theophilos von Antiochia, Clemens Alexandrinus, Cyprianus (Traktate), Origenes („De principiis“), Dionysius und Lactantius.

^ Abs. 22 Spanisch: „Formó, pues, el Señor Dios al hombre del lodo de la tierra, e inspiróle en el rostro un soplo o espíritu de vida, y quedó hecho el hombre viviente con alma racional.“

^ Abs. 25 Eine der Bedeutungen des griechischen Wortes psyché ist „Schmetterling oder Falter“. (Siehe Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie von W. H. Roscher, 3. Band, 2. Abteilung, Spalte 3234.) In der griechisch-römischen Mythologie war Psyche ein die Seele verkörperndes und von dem Gott Eros geliebtes schönes junges Mädchen.

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