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Die göttliche Auserwählung gemäß dem „ewigen Vorsatz“

Die göttliche Auserwählung gemäß dem „ewigen Vorsatz“

8. Kapitel

Die göttliche Auserwählung gemäß dem „ewigen Vorsatz“

1. Welche Frage erhob sich in bezug auf die Nachkommen des Mannes, mit dem Gott seinen Bund der Verheißung erneuerte?

ES GEFIEL Jehova Gott, den Bund der Verheißung, den er mit Abraham, Isaaks Vater, geschlossen hatte, mit Isaak zu erneuern (1. Mose 26:1-5, 23, 24). Isaak heiratete im Alter von vierzig Jahren, doch erst mit sechzig Jahren wurden ihm Kinder — Zwillinge — geboren. Würde Jehova, der Isaaks Gebet um Kinder erhört hatte, nun einen dieser beiden Zwillingsknaben auserwählen?

2. Auf welche Weise offenbarte Jehova, welchen der Zwillinge er auserwählen würde?

2 Jehova deutete in der Antwort, die er Rebekka gab, als sie während ihrer Schwangerschaft zu ihm betete und ihn über ihren Zustand befragte, an, wen er auserwählen würde: „Jehova sagte dann zu ihr: ,Zwei Nationen sind in deinem Leibe, und zwei Völkerschaften werden sich aus deinem Innern trennen; und die eine Völkerschaft wird stärker sein als die andere Völkerschaft, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.‘ “ Esau wurde zuerst geboren, danach Jakob, sein Zwillingsbruder (1. Mose 25:20-23). Jehovas Worte ließen erkennen, daß diese Zwillingssöhne Isaaks nicht die Stammväter einer aus zwei Stämmen bestehenden Nation werden sollten, sondern zwei Völkerschaften sollten entstehen, und die Völkerschaft, die aus dem älteren Zwilling hervorgehen würde, sollte schwächer sein und sollte der Völkerschaft, die aus dem jüngeren Zwilling hervorgehen würde, dienen. Natürlicherweise besaß der Erstgeborene ein besonderes Recht, das mit einem Vorrang verbunden war. Doch in diesem Falle war es gerade umgekehrt. So offenbarte Jehova, wen er auserwählen würde.

3. War die Auserwählung von menschlichen Werken oder von dem Berufenden abhängig?

3 Der allmächtige, allweise Gott hatte wegen seines Vorsatzes, die ganze Menschheit zu segnen, das Recht, so vorzugehen. Ein Bibelkommentator des ersten Jahrhunderts schrieb darüber: „... als Rebekka Zwillinge empfing von dem e i n e n Mann, von Isaak, unserem Vorvater; denn als sie noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten — damit der Vorsatz Gottes bezüglich der Auserwählung nicht von Werken, sondern von dem Einen, der beruft, abhängig bleibe —, wurde ihr gesagt: ‚Der Ältere wird der Sklave des Jüngeren sein‘, so, wie geschrieben steht: ,Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehaßt‘ “ (Römer 9:10-13; teilweise aus Maleachi 1:2, 3 zitiert).

4. Weshalb liebte Jehova Esau weniger als Jakob, schon bevor die beiden geboren wurden?

4 Bestimmt traf der allmächtige, allweise Gott keine schlechte Wahl. Da er sehen konnte, was für körperliche und geistige Merkmale die Zwillinge, mit denen Rebekka schwanger ging, ererbt hatten, wußte er zweifellos im voraus, wie sich die beiden Knaben später entwickeln und welchen Weg sie einschlagen würden. Daher erwählte er von den beiden Zwillingen den geeigneteren, wenn es auch der jüngere war. Doch Jehova erzwang nichts, obwohl er die Auserwählung gemäß seinem Vorsatz traf. Es war von ihm nicht geplant, daß Esau, der ältere der Zwillinge, an einem kritischen Tag der Entscheidung sein Erstgeburtsrecht Jakob, seinem jüngeren Bruder, für ein Linsengericht verkaufte. Doch bestimmt wußte Jehova, schon bevor Esau geboren war, daß er für geistige Dinge keine solche Wertschätzung und Liebe haben würde wie Jakob. Deshalb liebte er Esau weniger als Jakob und traf demgemäß seine Wahl, noch während die Zwillinge im Leibe ihrer Mutter waren (1. Mose 25:24-34).

5. Plante Jehova, wie Jakob vorgehen sollte, um von Isaak gesegnet zu werden, und machte Jehova diesen Segen rückgängig?

5 Jehova plante die Taktik nicht, nach der Jakob und Rebekka, seine Mutter, schließlich vorgingen, um Isaak zu veranlassen, Jakob zu segnen; aber Jehova ließ zu, daß Isaak, der schon alt und dazu noch blind war, über Jakob den Segen des Erstgeburtsrechtes sprach, der Jakob ja auch zustand (1. Mose 27:1-30). Jehova ließ nicht zu, daß Isaak diesen Segen rückgängig machte. Im Gegenteil, als Jakob vor Esau, seinem Zwillingsbruder, floh, weil er ihm aus Zorn nach dem Leben trachtete, bestätigte Gott den Segen, den Isaak über Jakob gesprochen hatte. Dadurch erhielt Gott seine Wahl, die er vor der Geburt Jakobs getroffen hatte, aufrecht. Wie geschah das?

6. Wie wurde Jakob durch den Traum von der Leiter, die Engel benutzten, bestätigt, daß Gott ihn auserwählt hatte?

6 Auf der Flucht kam Jakob an einen Ort im Verheißenen Land, der Bethel genannt wurde. „Und er begann zu träumen, und siehe! da war eine Leiter auf die Erde gestellt, und ihre Spitze reichte an die Himmel; und siehe! da stiegen Gottes Engel daran auf und nieder. Und siehe! Jehova stand über ihr, und er sprach dann: ,Ich bin Jehova, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst: dir werde ich es geben und deinem Samen. Und dein Same wird bestimmt wie die Staubkörnchen der Erde werden, und du wirst dich gewißlich nach Westen und nach Osten und nach Norden und nach Süden ausbreiten, und durch dich und durch deinen Samen werden sich bestimmt alle Familien des Erdbodens segnen. Und siehe, ich bin mit dir, und ich will dich auf dem ganzen Wege, den du gehst, behüten, und ich will dich auf diesen Boden zurückbringen, denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich wirklich getan habe, was ich zu dir geredet habe‘ “ (1. Mose 28:12-15).

7, 8. (a) Was war dieser göttlichen Erklärung hinsichtlich der Geschlechtslinie des Messias zu entnehmen? (b) Durch die Anbetung welches Gottes tat sich Jakob hervor, was von Esau nicht gesagt werden kann?

7 Gemäß diesem unabänderlichen Wort würde Gott, der nicht lügen kann, die abrahamische Verheißung, die in 1. Mose 12:1-7 niedergelegt ist, durch die Nachkommen oder den Samen Jakobs in Erfüllung gehen lassen.

8 Das bedeutete, daß der Messias, der „Same“ des himmlischen „Weibes“ Gottes, aus der Geschlechtslinie Jakobs kommen würde. Deshalb wollen wir uns nun auf die Geschichte der Nachkommen Jakobs konzentrieren und nicht auf die Geschichte der Nationen und der Familien des Erdbodens, die durch den messianischen „Samen“ noch gesegnet werden sollen. Der Gott Abrahams und Isaaks wurde auch der „Gott Jakobs“ genannt. Doch Esau (oder Edom) wird in dieser Verbindung nicht erwähnt, denn er tat sich in der Anbetung Jehovas nicht hervor, ja seine Nachkommen wurden sogar Feinde der Anbeter Jehovas. Einer der Götter Edoms war z. B. der Götze „Kos“ (2. Chronika 25:14; Hesekiel, Kapitel 35). Der Tempel, den man später in Jerusalem baute, wurde „Haus des Gottes Jakobs“ genannt (Jesaja 2:3). Beispielhaft für uns in dieser schweren Zeit sind die Worte des inspirierten Psalmisten: „Jehova der Heerscharen ist mit uns; der Gott Jakobs ist uns eine sichere Höhe“ (Psalm 46:11).

DIE AUSERWÄHLUNG DES KÖNIGSSTAMMES

9. (a) Warum werden die Nachkommen Jakobs Israeliten genannt? (b) An welchem Ort wurde Jakob der Vater seines zwölften Sohnes?

9 Während der zwanzig Jahre, in denen sich Jakob in Paddan-Aram im Flußgebiet Mesopotamien aufhielt, heiratete er in eine Familie ein, die die Gutheißung seines Vaters Isaak hatte, und wurde Vater von elf Söhnen. Dann sagte Gott zu ihm, er solle in das Verheißene Land, aus dem er geflohen sei, zurückkehren (1. Mose 31:3). Auf der Heimreise erhielt Jakob den Beinamen Israel. Gottes Engel sagte zu ihm: „Dein Name wird nicht länger Jakob genannt werden, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit Menschen gestritten, so daß du zuletzt die Oberhand gewonnen hast“ (1. Mose 32:28). Danach wurden die Nachkommen Jakobs Israeliten genannt (2. Mose 17:11). Jakob oder Israel wurde später, auf dem Rückweg von einem erneuten Besuch in Bethel, wo er den Traum von der Himmelsleiter gehabt hatte, Vater eines zwölften Sohnes — Benjamins. Aber Rahel, die geliebte Frau Jakobs, starb bei der Geburt Benjamins, ihres zweiten Sohnes. Wir lesen in 1. Mose 35:19: „So starb Rahel und wurde am Wege nach Ephrath, das heißt Bethlehem, begraben.“

10. Wodurch verscherzte sich Ruben während des weiteren Aufenthalts Jakobs im Verheißenen Land seine Vorrechte?

10 Jakob kehrte im Jahre 1761 v. u. Z. in das Verheißene Land zurück und lebte dann noch 33 Jahre als ansässiger Fremdling in diesem Land. In dieser Zeit trugen sich verschiedene bedeutsame Ereignisse zu, aber nicht gemäß einem göttlichen Plan. Isaak, Jakobs Vater, starb im Alter von 180 Jahren (1. Mose 35:27-29). Ruben, Jakobs ältester Sohn, schändete die Nebenfrau seines Vaters, Bilha, die Magd Rahels (1. Mose 35:22). Dadurch verscherzte sich Ruben das Recht, das er als Erstgeborener seines Vaters Jakob besaß, sowie die Aussicht, ein Vorfahr des königlichen Messias zu werden. Bestimmt war das von Jehova Gott nicht geplant, denn er hätte blutschänderische Unzucht niemals unterstützt (1. Mose 49:1-4).

11, 12. (a) Wie verscherzten sich Simeon und Levi jede Gelegenheit in Verbindung mit der messianischen Geschlechtslinie? (b) Was war hinsichtlich der Auserwählung nun erforderlich?

11 Noch vor Rahels Tod und vor Rubens empörender unsittlicher Handlung wurde Dina, die Tochter Jakobs, von einem Bewohner des Verheißenen Landes — von Sichem, dem Sohn Chamors, des Chiwiters, der in der Stadt Sichem wohnte — vergewaltigt. Wegen dieser ‘schändlichen Torheit wider Israel’ waren die Söhne Jakobs entrüstet und aufgebracht. Als die männliche Bevölkerung Sichems kampfunfähig war, weil sie die Bedingung sich beschneiden zu lassen, erfüllt hatte, griffen Simeon und Levi, Jakobs zweiter und dritter Sohn, zum Schwert und brachten die Männer von Sichem, die nicht den geringsten Verdacht hegten, um; danach plünderten sie die Stadt.

12 Jakob, der Prophet Gottes, mißbilligte diese Gewalttätigkeit. Er sagte zu Simeon und Levi, sie hätten ihn dadurch „bei den Bewohnern des Landes zu einem Gestank“ gemacht und ihn samt seiner Familie der Gefahr ausgesetzt, von der Bevölkerung des Landes, die weit zahlreicher sei, umgebracht zu werden (1. Mose 34:1-30). Sowohl Simeon als Levi verscherzten sich wegen dieses grausamen Gemetzels, das sie im Zorn und im Grimm verübt hatten, das Vorrecht, Vorfahren des messianischen „Samens“ zu werden. Nachdem Simeon und Levi sowie Ruben, der Erstgeborene, sich dieses ehrenvollen Vorrechts als unwürdig erwiesen hatten, sollte es einem anderen Sohn zuteil werden (1. Mose 49:5-7). Ganz bestimmt war das alles nicht von Jehova Gott so geplant. Nun war es erforderlich, daß er sich den neuen Verhältnissen anpaßte. Durch seinen Propheten Jakob oder Israel wies er später darauf hin, welchen von dessen übrigen Söhnen er auserwählen würde.

13, 14. Wie kam es, daß Jakob mit seiner ganzen Familie nach Ägypten zog, wo er in der Nähe Josephs lebte?

13 Der erstgeborene Sohn Rahels — sie war die zweite Frau Jakobs und die Frau, die er innig liebte — war Joseph, der elfte Sohn der Familie. Jakob war diesem Sohn seines Alters besonders zugetan. Deshalb wurden die Halbbrüder Josephs eifersüchtig auf ihn. Ohne Wissen ihres Vaters verkauften sie Joseph an reisende Kaufleute, die auf dem Weg nach Ägypten waren. Die Halbbrüder Josephs sagten ihrem Vater, Joseph sei von einem wilden Tier getötet worden.

14 Joseph wurde als Sklave nach Ägypten verkauft; aber begünstigt von Gott, den er weiterhin anbetete und dem er gehorchte, stieg er unter Pharao zum Nahrungsmittelverwalter und Erstminister von Ägypten auf. Im Jahre 1728 v. u. Z. söhnte sich Joseph mit seinen reumütigen Halbbrüdern aus, die während der Welthungersnot nach Ägypten gekommen waren, um Nahrung zu holen. Danach veranlaßte Joseph, daß sein Vater Jakob oder Israel mit seiner ganzen Familie nach Ägypten zog; und Jakob ließ sich im Lande Gosen nieder. Dort lebte er noch siebzehn Jahre (1. Mose, Kapitel 37 bis 47).

15, 16. Als Erbe wovon zog Jakob in das Land Ägypten, und wie wird in Psalm 105:7-15 auf diese Tatsache aufmerksam gemacht?

15 Jakob hatte das Verheißene Land auf Gottes Anweisung hin verlassen und der Einladung Josephs, nach Ägypten überzusiedeln, Folge geleistet (1. Mose 46:1-4). Als Jakob in dieses Land zog, war er immer noch der Erbe der abrahamischen Verheißung und derjenige, der sie weitergeben konnte. In Psalm 105:7-15 wird auf diese Tatsache hingewiesen und gesagt:

16 „Er ist Jehova, unser Gott. Seine richterlichen Entscheidungen sind auf der ganzen Erde. Er hat seines Bundes gedacht, ja auf unabsehbare Zeit, des Wortes, das er geboten hat, auf tausend Generationen hin, welchen Bund er mit Abraham schloß, und seines Schwures an Isaak, und er ließ diesen Schwur bestehen als eine Bestimmung auch für Jakob, als einen auf unabsehbare Zeit dauernden Bund ja für Israel, indem er sprach: ,Dir werde ich das Land Kanaan geben als die Zuteilung eures Erbes.‘ Dies geschah, als sie an Zahl noch wenige waren, ja sehr wenige, und als Fremdlinge ansässig darin. Und sie wanderten fortwährend von Nation zu Nation, von einem Königreich zu einem anderen Volk. Er ließ nicht zu, daß irgendein Mensch sie übervorteilte, sondern ihretwegen wies er Könige zurecht, indem er sprach: ,Tastet meine Gesalbten [New World Translation, 1971, Fußnote: „Im Hebräischen die Mehrzahl von maschíach: Messiasse“] nicht an, und meinen Propheten tut nichts Böses.‘ “

17. Warum sprach Jehova von Abraham, Isaak und Jakob als von „Propheten“ und als von seinen „Gesalbten“?

17 Jehova nannte somit Abraham, Isaak und Jakob seine Propheten, und das waren sie auch wirklich (1. Mose 20:7). Ein Prophet kann als gesalbt gelten, auch wenn kein Salböl auf ihn ausgegossen worden ist, weil er bezeichnet und in sein Amt eingesetzt worden ist (1. Könige 19:16, 19; 2. Könige 2:14). Obschon Abraham, Isaak und Jakob nicht mit Öl gesalbt worden waren, wie z. B. die Säule, die Jakob an dem Ort, der Bethel genannt wurde, salbte, wurden sie doch mit Recht als „Gesalbte“ bezeichnet, weil Jehova mit ihnen handelte (1. Mose 28:18, 19; 31:13). Die Tatsache, daß Jehova sie „meine Gesalbten“ nannte, zeigt, daß er sie eingesetzt, daß er sie auserwählt hatte. Nach der Übersetzung von James Moffatt (englisch) lautet Psalm 105:15: „Tastet niemals meine Auserwählten an, tut meinen Propheten niemals Böses.“ (Auch in 1. Chronika 16:22 steht in dieser Übersetzung „Auserwählte“.) Jehova auserwählt, wen er will; mit seiner Wahl ist ein Vorsatz verbunden.

18. Wie wurde deshalb auch die Nation, die aus Abraham, Isaak und Jakob hervorgehen sollte, bezeichnet, und warum war dies passend?

18 Abraham, Isaak und Jakob waren Jehovas „Messiasse“, und daß die messianische Nation aus ihnen hervorging, ist damit in Übereinstimmung. In der Heiligen Schrift wird diese auserwählte Nation als Jehovas „Messias“ oder „Gesalbter“ bezeichnet. Gemäß Psalm 28:8, 9 sagte der Psalmist David: „Jehova ist Stärke seinem Volke, und er ist eine Feste der großartigen Rettung seines Gesalbten [hebräisch: maschíach]. Rette bitte dein Volk, und segne dein Erbe; und hüte sie und trage sie auf unabsehbare Zeit.“ Später betete der Prophet Habakuk wie folgt zu Jehova: „Du zogest aus zur Rettung deines Volkes, um deinen Gesalbten [maschíach] zu retten“ (Habakuk 3:13). Damit in Übereinstimmung war die Tatsache, daß der wirkliche Messias, der „Same“ des himmlischen „Weibes“ Gottes, aus diesem „gesalbten“ Volk oder aus dieser „gesalbten“ Nation kommen sollte (1. Mose 3:15).

19. Wie wurden die Söhne Jakobs, die die Häupter von zwölf Stämmen waren, genannt?

19 In Ägypten wurden die Nachkommen Jakobs zu einem zahlreichen Volk, das eine Nation werden konnte. Vor seinem Tod (1711 v. u. Z.) nahm Jakob von seinen Söhnen Abschied. Auf diese Zeit beziehen sich die Worte: „Alle diese sind die zwölf Stämme Israels, und dies redete ihr Vater zu ihnen, als er sie segnete. Er segnete sie, einen jeden gemäß seinem eigenen Segen“ (1. Mose 49:28). Die zwölf Söhne Jakobs wurden „Patriarchen“ oder „Häupter der Väter“ genannt, weil jeder das Haupt eines Stammes wurde. In einer Rede vor dem Sanhedrin in Jerusalem wurde einmal gesagt: „Und er gab ihm den Bund der Beschneidung; und also zeugte er den Isaak und beschnitt ihn am achten Tage, und Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Patriarchen. Und die Patriarchen, neidisch auf Joseph, verkauften ihn nach Ägypten. Und Gott war mit ihm“ (Apostelgeschichte 7:8, 9, Elberfelder Bibel). Bei den griechisch sprechenden Juden war es mit Recht üblich, von ‘Abraham, dem Patriarchen’, und auch von dem „Patriarchen David“ zu reden (Hebräer 7:4; Apostelgeschichte 2:29, EB).

20. Wurde dadurch in Israel ein religiöses Patriarchat gebildet?

20 Doch das bedeutet nicht, daß unter den Nachkommen Jakobs in Ägypten ein religiöses Patriarchat gebildet worden wäre. Nach dem Tod Jakobs im Lande Gosen schwang sich Joseph, der Erstminister unter dem Pharao von Ägypten war, nicht zu einem patriarchalischen Haupt der „zwölf Stämme Israels“ auf, obschon der letzte Segen, den sein Vater über ihn sprach, erkennen ließ, daß das Recht des Erstgeborenen auf ihn übertragen worden war (1. Mose 49:22-26; 50:15-26).

21. (a) Auf wen war das Erstgeburtsrecht gemäß den Worten Jakobs nun übergegangen? (b) Von wem hing die Auserwählung des Begründers der Geschlechtslinie des messianischen Königs ab?

21 Der Patriarch Jakob enthüllte durch die prophetischen Segensworte, die er an seine zwölf Söhne richtete, mehr als lediglich die Tatsache, daß das Erstgeburtsrecht oder das Recht des Erstgeborenen von Ruben (dem erstgeborenen Sohn Jakobs von seiner ersten Frau Lea) auf Joseph (den erstgeborenen Sohn Rahels, seiner zweiten Frau) übergegangen war (1. Mose 29:21-32). Bevor Josephs Halbbrüder diesen als Sklaven nach Ägypten verkauften, war ihnen der Gedanke, er könnte König über sie werden, verhaßt (1. Mose 37:8). Aber als Gott viele Jahre zuvor mit dem Patriarchen Abraham den Bund der Beschneidung eingegangen war, hatte er vorausgesagt, daß aus Abraham Könige hervorgehen würden. Sie würden aus seinem Weib Sara kommen, deren Namen Gott von Sarai auf Sara, was „Fürstin“ bedeutet, abänderte (1. Mose 17:16). Auch als Gott den Namen Jakobs in Israel umänderte, verhieß er, daß Könige aus Jakob hervorgehen würden (1. Mose 35:10, 11). Doch das Recht des erstgeborenen Sohnes einer Familie war nicht automatisch mit dem Recht und der Ehre verbunden, der Begründer der Geschlechtslinie der Könige zu werden, die zu dem messianischen König, dem „Samen“ des himmlischen „Weibes“ Gottes, führen würde. Diese wichtige Sache hing von Gottes Auserwählung ab. Gott bewirkte, daß Jakob den Sohn bezeichnete, von dem dieser König abstammen würde.

22. Über welchen Sohn sprach Jakob einen Segen, in dem er ein „Zepter“ und einen „Befehlshaberstab“ erwähnte?

22 Nachdem sich der sterbende Jakob mißbilligend über Ruben, Simeon und Levi geäußert hatte, sagte er über seinen vierten Sohn von seiner ersten Frau Lea: „Juda, dich, dich werden deine Brüder lobpreisen! Deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein. Die Söhne deines Vaters werden sich vor dir niederwerfen. Ein Löwenjunges ist Juda. Vom Raub wirst du, mein Sohn, gewißlich emporsteigen. Er hat sich niedergekauert, er hat sich ausgestreckt wie ein Löwe, und wie ein Löwe, wer wagt es, ihn aufzustören? Das Zepter wird nicht von Juda weichen noch der Befehlshaberstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis Schilo kommt; und ihm wird der Gehorsam der Völker gehören“ (1. Mose 49:8-10).

23. Was verraten alle diese Merkmale — Zepter, Befehlshaberstab, der Gehorsam der Völker und der Vergleich mit einem Löwen —, die in Verbindung mit Juda erwähnt werden?

23 Man beachte, daß Jakob Juda mit einem Löwen verglich. Nach Micha 5:8 ist der Löwe wie ein König unter den Tieren des Waldes. In Hesekiel 19:1-9 werden die Könige des Reiches Juda mit Löwen verglichen. Der Vergleich Jakobs harmoniert also gut mit der Tatsache, daß das Zepter nicht „von Juda weichen“ sollte, was andeutete, daß Juda das Zepter bereits besaß, ferner daß er es nicht verlieren oder daß man es ihm nicht entziehen würde. Daß mit dem Zepter der königliche Herrscherstab gemeint ist, beweist die Tatsache, daß das Zepter mit dem „Befehlshaberstab“ in Verbindung gebracht wird, der ebenfalls nicht von Juda weichen sollte, bis Schilo käme. Ferner würde Juda, der durch diesen Schilo vertreten wird, „der Gehorsam der Völker gehören“ (1. Mose 49:10). Alle diese Merkmale, die in Verbindung mit Juda erwähnt werden, verraten Königswürde.

24, 25. (a) Was bedeutet der Name Schilo, und auf wen bezieht er sich? (b) Warum sollte das königliche Zepter nicht von Juda weichen?

24 Der Name Schilo soll „Er, dessen es ist“ bedeuten. In der lateinischen Bibelübersetzung, Vulgata genannt, einer Übersetzung aus dem hebräischen Grundtext, wie er damals zur Verfügung stand, lautet dieser Text: „Bis der kommt, der gesandt werden soll.“

25 Mit dem Schilo („Er, dessen es ist“), der kommen sollte, ist derselbe gemeint, dessen Kommen der Souveräne Herr Jehova voraussagte, als er zu dem letzten der Könige von Juda, die in Jerusalem residierten, sagte: „In Trümmer, Trümmer, Trümmer werde ich es legen. Auch was dies betrifft, es wird gewißlich niemandes werden, bis der kommt, der das gesetzliche Recht hat, und ihm will ich es geben“ (Hesekiel 21:27). Das bezieht sich zweifellos auf das Kommen des messianischen Königs, des „Samens“ des symbolischen „Weibes“ Gottes, denn wenn er gekommen sein wird, werden keine Thronfolger mehr notwendig sein. Das Königreich im Stamme Juda wird dann seine höchste Blüte erreichen und für immer in den Händen Schilos bleiben. Das ist der messianische König, der zur Rechten Jehovas im Himmel sitzen wird und König sein wird in der Gleichheit Melchisedeks, dem der Patriarch Abraham den Zehnten von seiner Siegesbeute gab (Psalm 110:1-4). Das königliche Zepter sollte somit nicht von Juda weichen.

26. (a) Wie geht aus 1. Chronika 5:1, 2 hervor, daß das Erstgeburtsrecht nicht Hand in Hand geht mit der Übertragung der königlichen Führerschaft? (b) Was konnte Jehova entsprechend der Entwicklung der Ereignisse, die keineswegs geplant war, tun?

26 In der Heiligen Schrift wird deutlich gezeigt, daß das Recht des erstgeborenen Sohnes einer Familie nicht Hand in Hand ging mit der Übertragung der königlichen Führerschaft und daß Gott durch den sterbenden Patriarchen Jakob dessen Sohn Juda die königliche Führerschaft übertrug. Über die Söhne Jakobs lesen wir in 1. Chronika 5:1, 2: „Und die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels — denn er war der Erstgeborene; aber dafür, daß er die Lagerstätte seines Vaters entweiht hatte, wurde sein Erstgeburtsrecht den Söhnen Josephs, des Sohnes Israels, gegeben, so daß er [Ruben] im Geschlechtsregister nicht für das Recht des Erstgeborenen eingetragen werden sollte. Denn Juda selbst erwies sich unter seinen Brüdern als überlegen, und der zum Führer Bestimmte war aus ihm [„daher aus ihm der Fürst“, Zunz; „zum Herzog ward einer aus ihm“, Buber]; aber das Erstgeburtsrecht gehörte Joseph.“ Wir können nicht sagen, der allmächtige, allweise Gott habe es so geplant, denn der Anstoß zu den von Ruben, Simeon und Levi verübten Missetaten, die solche Konsequenzen hatten, ging nicht von ihm aus. Vielmehr stand es Gott frei, entsprechend der Entwicklung der Ereignisse, die keineswegs geplant war, Juda zu erwählen. Er konnte an seinem ursprünglichen Vorsatz festhalten und ihn mit peinlicher Genauigkeit verfolgen, ganz gleich, was geschah.

27, 28. (a) Auf welche Nation müssen wir unser Augenmerk also richten, und auf welchen Teil davon insbesondere? (b) Von welchem Nutzen ist es für uns, dem Zeugnismaterial, das uns Gott liefert, entsprechend zu handeln?

27 Die Wahl, die Gott traf, und die Schritte, die er unternahm, sind wegweisend bei der Betrachtung des „ewigen Vorsatzes“, den er in Verbindung mit dem Gesalbten, dem Messias, gefaßt hat. Die prophetischen Worte, die der sterbende Patriarch Jakob unter Inspiration in bezug auf Juda äußerte, zeigen uns, welchen Weg wir verfolgen müssen. Wir müssen unser Augenmerk nicht nur auf die zwölf Stämme Israels im allgemeinen richten, sondern insbesondere auf den Stamm Juda. Das müssen wir tun, weil der Stamm Juda in unmittelbarer Beziehung zu dem Messias Jehovas, dem „Samen“ seines himmlischen „Weibes“, steht. Das Zeugnismaterial, das uns hilft, diesen messianischen König, mit dem Gottes „ewiger Vorsatz“ verbunden ist, zu identifizieren, wird immer umfangreicher.

28 Wenn wir dem Zeugnismaterial, das uns der Souveräne Herr Jehova liefert, entsprechend handeln, werden wir der Gefahr entgehen, einem falschen Messias, der uns enttäuschen würde, nachzufolgen. Auch werden wir die Freude erleben, Gottes wahren Messias, durch den sich alle Nationen der Erde einen ewigen Segen erwerben werden, zu erkennen und ihm nachzufolgen.

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