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Eine Nation, die mit Gott einen Bund einging

Eine Nation, die mit Gott einen Bund einging

9. Kapitel

Eine Nation, die mit Gott einen Bund einging

1. Einem Bündnis mit wem würden die Nationen heute niemals beitreten, weil sie zu materialistisch sind?

AUF internationaler Ebene ist es üblich, daß ein Staat mit einem anderen Staat zur gemeinsamen Verteidigung oder zwecks friedlicher Beziehungen oder für einen Kulturaustausch oder aufgrund anderer Überlegungen einen Vertrag schließt. Eine Reihe von Staaten mag vertraglich einer Organisation beitreten wie heute zum Beispiel dem Nordatlantikpakt (NATO), dem Warschauer Pakt (oder Warschauer Vertrag) oder dem Südostasienpakt (SEATO). Aber welcher Staat oder welche Nation steht heute mit Gott in einem Bund? Die Nationen sind heute zu materialistisch, einem Bündnis mit einem unsichtbaren, himmlischen Wesen als Bündnispartner beizutreten.

2. Auf welche Fragen in bezug auf eine Nation, die mit Gott einen Bund eingegangen ist, möchten wir eine Antwort erhalten?

2 In alter Zeit gab es jedoch tatsächlich eine Nation auf Erden, die mit dem Höchsten, dem Gott des Himmels, einen Bund einging. Es war ein Bund zwischen einer irdischen Partei und einer himmlischen, einer sichtbaren Partei und einer unsichtbaren. Jeder Bund hat einen bestimmten Zweck. Worin bestand der Zweck jenes geschichtlich bedeutenden Bundes zwischen einer Nation auf Erden und dem einen lebendigen und wahren Gott im Himmel? Wie wurde solch ein Bund zwischen zwei ungleichen Parteien geschlossen? Das sind Fragen, auf die wir nun eine Antwort erhalten möchten.

3. Wer wäre es, der richtigerweise die Bedingungen eines solchen Bundes festlegen, den Mittler einsetzen, die Voraussetzungen bekanntmachen und die Zeit für das Schließen des Bundes auswählen würde?

3 Da Gott, der Höchste, allweise und allmächtig ist, wäre er es, der richtigerweise einen solchen Bund mit einer Nation unvollkommener, sündiger Menschen anbieten oder sogar vorschlagen würde. Unter den gegebenen Verhältnissen wäre es passend, wenn er den Zweck des Bundes erklären, seine Bedingungen festlegen und einen Mittler zwischen sich und den Menschen einsetzen würde. Er würde die Voraussetzungen bekanntmachen, unter denen der Bund bestehenbliebe, und auch die Zeit für das Schließen eines solchen Bundes oder einer solchen Übereinkunft auswählen. Lange im voraus setzte Gott hierfür das sechzehnte Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung (v. u. Z.) fest.

4. Welchen Zeitabschnitt, Abrahams Samen betreffend, sagte Gott voraus, als er mit Abraham über einem Opfer einen feierlichen Bund schloß?

4 Gott hatte mit dem Vorvater dieser ganzen Nation, die zur gegebenen Zeit in einen nationalen Bund aufgenommen werden sollte, über einem Opfer einen feierlichen Bund geschlossen. Nachdem Melchisedek, König von Salem und Priester Gottes, des Höchsten, über den militärisch siegreichen Abraham einen Segen gesprochen hatte, wurde Abraham über einem Opfer von Gott in diesen feierlichen Bund aufgenommen. Gott sagte zu Abraham, als er ihm die feste Zusicherung gab, daß sich die göttliche Verheißung an Abrahams Nachkommen erfüllen würde: „Wisse bestimmt, daß deine Nachkommen als Fremdlinge in einem Land ansässig werden, das nicht das ihre ist, und sie werden ihnen dienen müssen, und diese werden sie bestimmt vierhundert Jahre lang niederdrücken. Die Nation aber, der sie dienen werden, richte ich, und danach werden sie mit viel Habe ausziehen. Du nun, du wirst in Frieden zu deinen Vorvätern gehen, du wirst in gutem Alter begraben werden. Aber in der vierten Generation werden sie hierher zurückkehren, denn die Vergehung der Amoriter ist noch nicht vollendet“ (1. Mose 15:13-16).

5. Was konnte während der langen Zeit geschehen, die vergehen sollte, bevor Abrahams Same das Verheißene Land in Besitz nehmen würde?

5 Die Übernahme des Landes durch den natürlichen Samen Abrahams wurde also um mehr als vierhundert Jahre aufgeschoben. Während dieses langen Zeitabschnitts konnte der auserwählte natürliche Same Abrahams zu einem Volk werden, dessen viele Glieder zahlreich genug wären, um die amoritischen Bewohner des Landes Kanaan zu verdrängen, die in ihrer „Vergehung“, ihren heidnischen Bräuchen, vom Schlechten zum Schlimmeren übergingen. Obgleich Abrahams natürlicher Same in einem anderen Land als Kanaan zu einem großen Volk werden sollte, wollte Gott das Land doch für dieses Volk reservieren, bis die „Vergehung“ der Bewohner des Verheißenen Landes so schlimm geworden wäre, daß sie verdienten, aus dem Land entfernt zu werden. Jehova Gott gab nun durch einen feierlichen Bund die Gewähr dafür, daß er dem natürlichen Samen Abrahams jenes Gebiet geben würde, wenn die Zeit dafür reif wäre.

„An jenem Tage schloß Jehova mit Abram einen Bund und sprach: ,Deinem Samen will ich dieses Land geben, von dem Strom Ägyptens bis zu dem großen Strom, dem Strom Euphrat: die Keniter und die Kenisiter und die Kadmoniter und die Hethiter und die Perisiter und die Rephaïm und die Amoriter und die Kanaaniter und die Girgaschiter und die Jebusiter‘ “ (1. Mose 15:18-21).

6. Wurde durch den mit den Nachkommen Abrahams geschlossenen nationalen Bund die abrahamische Verheißung aufgehoben, und welchem Zweck in Verbindung mit den Nachkommen Abrahams sollte dieser Bund dienen?

6 Im Gegensatz zu jenem göttlichen Bund mit einer Einzelperson, mit Abraham, sollte der Bund, den Gott im Sinn hatte, mit einer großen Nation von Nachkommen Abrahams geschlossen werden, die durch die auserwählte Abstammungslinie hervorkommen würde. Jener nationale Bund sollte der abrahamischen Verheißung hinzugefügt werden, die verbindlich geworden war, als Abraham im Norden den Euphrat überquert und das Gebiet betreten hatte, das innerhalb der Grenzen lag, die in Gottes feierlichem mit Abraham über einem Opfer geschlossenen Bund genannt wurden (1. Mose 12:1-7). Dadurch, daß der Bund mit der Nation der Nachkommen Abrahams geschlossen wurde, wurde die abrahamische Verheißung nicht aufgehoben, sondern der Bund wurde ihr lediglich hinzugefügt. Das war vernünftig, denn es würden sich nicht alle leiblichen Nachkommen Abrahams als geeignet erweisen, an der abrahamischen Verheißung einen Anteil zu haben, was ihre Erfüllung zum Segen aller Nationen und Familien des Erdbodens betrifft. Somit würde der zusätzliche nationale Bund sehr gut als Hilfsmittel dienen, um die Würdigen vorzubereiten, damit sie den wahren Messias, den verheißenen „Samen“ des himmlischen „Weibes“ Gottes, empfingen und ihm loyal folgten, wenn Gott ihn senden und salben würde.

7. Aus welchen Gründen schloß Gott den Bund mit den Nachkommen Abrahams nicht vor dem Ende jener vierhundert Jahre?

7 Dieser zusätzliche nationale Bund sollte nicht eher geschlossen werden bis über vierhundert Jahre vergangen wären, nachdem Gott mit Abraham jenen Bund über einem Opfer geschlossen hatte, denn zu jener Zeit hatte Abraham von seiner Frau Sara, die damals unfruchtbar war, keinen Nachkommen. Außerdem würde Gott keinen Bund mit Abrahams Nachkommen schließen, während sie sich in Knechtschaft befänden und von einer fremden Nation niedergedrückt würden, besonders wenn das Schließen des Bundes solche Opfer erforderte, die für die sie niederdrückende und versklavende Nation abscheulich und widerwärtig wären (2. Mose 8:25-27). Erst nachdem Gott ein ungünstiges Urteil über die Nation der Bedrücker gefällt und sein Volk gerettet und befreit hätte, damit es einen Bund mit ihm eingehen könnte, würde Gott einen solchen Bund mit ihm schließen. Das sollte am Ende der vorhergesagten „vierhundert Jahre“ sein. Wir sehen also, daß Jehova Gott für die Verwirklichung seines „ewigen Vorsatzes“ in Verbindung mit seinem Gesalbten, seinem Messias, seine eigenen Zeitspannen festgesetzt hat.

8, 9. (a) Welcher Zeitabschnitt begann bei der Entwöhnung Isaaks, und wieso? (b) Wofür war am Ende dieses Zeitabschnitts die Zeit für Abrahams natürlichen Samen gekommen?

8 Fünfundzwanzig Jahre nachdem Abraham ins Verheißene Land gekommen war, also im Alter von hundert Jahren, wurde er der Vater des einzigen Sohnes, den ihm seine rechtmäßige Frau, Sara, schenkte, was natürlich auf ein Wunder Gottes zurückzuführen war. Es war in dem Land, das damals weder Abraham noch seinem Sohn Isaak gehörte. Als Isaak entwöhnt wurde, begann die Trübsal für den natürlichen „Samen“, durch den der Messias kommen sollte. Das war, als Isaaks neunzehnjähriger Halbbruder Ismael in respektloser Weise über den soeben entwöhnten Isaak spottlachte. Ein solches Verhalten, das Eifersucht verriet, konnte für das Leben Isaaks, des Erben, den Gott dem Abraham gegeben hatte, zu einer Bedrohung werden (1. Mose 16:11, 12).

9 Zeitberechnungen ergeben, daß diese Trübsal für Abrahams „Samen“, der in einem fremden Land niedergedrückt werden sollte, begann, als Abraham 105 Jahre und Isaak 5 Jahre alt war. Das war im Jahre 1913 v. u. Z. (1. Mose 21:1-9; Galater 4:29). Demnach würden die „vierhundert Jahre“ der Trübsal für den natürlichen „Samen“ Abrahams im Jahre 1513 v. u. Z. enden. Das wäre das Jahr, in dem Abrahams Same aus dem Land der Bedrückernation hinausziehen und die Rückkehr in das Land seiner Vorväter, in das Verheißene Land, antreten würde. Das war die bestimmte Zeit, zu der Gott den nationalen Bund mit Abrahams „Samen“ schließen wollte, um diesen „Samen“ als eine Nation, die mit ihm in einem gültigen Bund stehen würde, in das Verheißene Land zu bringen. Dieses Ende der vierhundert Jahre war auch vierhundertdreißig Jahre nachdem Abraham den Euphrat überquert hatte und die abrahamische Verheißung in Kraft getreten war (2. Mose 12:40-42; Galater 3:17-19).

EIN NATIONALER BUND WIRD GESCHLOSSEN

10. In welchem Ausmaß vermehrte sich der natürliche Same Abrahams in Ägypten, schließlich aber unter welchen Verhältnissen?

10 Von der Zeit an, da Abrahams Enkel Jakob mit seiner Hausgemeinschaft aus dem Lande Kanaan zog, bis zum Ende der vierhundert Jahre befanden sich Jakobs Nachkommen, die zwölf Stämme Israels, im hamitischen Ägypten (nicht im heutigen arabischen Ägypten). Wie Jehova Gott vorhergesagt hatte, war Trübsal über den natürlichen „Samen“ Abrahams gekommen, und sie war nun sehr groß geworden. Dadurch sollte das Volk Abrahams, des Freundes Gottes, ausgerottet werden. Trotzdem mehrte es sich, so daß es wie die Sterne des Himmels und wie die Sandkörner am Meeresufer wurde — ohne Zahl, wie Gott es verheißen hatte. Schließlich konnte es ‘sechshunderttausend körperlich taugliche Männer zu Fuß’ aufbieten, die zum Militärdienst tauglich waren (2. Mose 12:37). Nein, Gott hatte seinen Bund mit seinem Freund Abraham nicht vergessen. Er hielt sich auch an seine angekündigte Zeiteinteilung. Er war also zur gegebenen Zeit bereit, entsprechend zu handeln.

11. Wen erweckte Gott als Führer Israels, und wie hatte dieser versucht, sich als Führer zu erweisen?

11 Wer sollte nun der sichtbare Führer des Volkes sein? Gott erwählte nicht den Vorsteher des Stammes Juda, als ob dies wegen des Königreichssegens, den Jakob über Juda gesprochen hatte, erforderlich gewesen wäre (1. Mose 49:10; 1. Chronika 5:1, 2). Statt dessen suchte Gott, der Höchste, mit dem ihm eigenen Recht zu wählen einen geeigneten Mann aus dem Stamm Levi aus, nämlich Moses, den Urenkel Levis (2. Mose 6:20; 4. Mose 26:58, 59). Vierzig Jahre vor dem Ende der vierhundert Jahre entschied sich Moses gegen das Leben am Hofe des Pharaos von Ägypten; er wollte das Los mit seinen israelitischen Brüdern teilen und bot sich ihnen als Führer an, der sie aus der Sklaverei hinausführen würde. „Er meinte, seine Brüder würden begreifen, daß Gott ihnen durch seine Hand Rettung verschaffe, aber sie begriffen es nicht.“ Damals war Moses nicht von Gott gesandt worden, um das versklavte Volk zu befreien. Moses mußte fliehen, weil Pharao ihm nach dem Leben trachtete. Er nahm Zuflucht im Lande Midian, heiratete und wurde Hirt bei seinem Schwiegervater (2. Mose 2:11 bis 3:1; Apostelgeschichte 7:23-29).

12. Wann und wo wurde Moses der „Gesalbte“ Jehovas, und mit welcher Aufgabe wurde er betraut?

12 Es vergingen vierzig Jahre, und Moses war nun achtzig Jahre alt. Als er damals auf der Halbinsel Sinai das Kleinvieh hütete, erschien ihm am Fuße des Berges Horeb, etwa 320 Kilometer südöstlich des heutigen Sueskanals, auf übernatürliche Weise ein Engel Gottes. Dort, am Horeb, legte Jehova Gott dem Moses gewissermaßen seinen Namen auseinander, indem er sagte: „ ‚ICH WERDE MICH ALS DAS SEIEND ERWEISEN, ALS WAS SEIEND ICH MICH ERWEISEN WERDE.‘ ... ,Dieses sollst du zu den Söhnen Israels sagen: „ICH WERDE MICH ALS SEIEND ERWEISEN hat mich zu euch gesandt“ ‘ “ (2. Mose 3:2-14). So wurde Moses von Gott als Prophet und Vertreter eingesetzt, und Moses konnte nun richtigerweise als ein „Gesalbter“ oder „Messias“ bezeichnet werden, ebenso wie seine Vorväter Abraham, Isaak und Jakob (Psalm 105:15; Apostelgeschichte 7:30-35; Hebräer 11:23-26). Jehova zeigte, daß der Berg Horeb der Ort wäre, an dem er das Volk des Moses in einen Bund mit sich aufnehmen würde, denn Jehova sagte, Moses würde das Volk aus Ägypten zu diesem Berge bringen, damit es dort Gott diene (2. Mose 3:12).

13. Wie kam es soweit, daß Pharao den Israeliten befahl, Ägypten zu verlassen?

13 Da sich Pharao wiederholt weigerte, die Israeliten freizulassen, brachte Jehova eine Reihe von Plagen über ihn und sein Volk. Die zehnte und letzte Plage brach den harten Widerstand im Herzen Pharaos. Durch diese Plage kamen alle Erstgeborenen der ägyptischen Familien und ihrer Haustiere zu Tode. Den Israeliten blieb der Tod ihrer Erstgeburt erspart, weil sie Jehova Gott gehorchten und in ihren Wohnungen das Passahmahl feierten, ihr erstes Passahmahl. Jehovas Gerichtsengel, der das an die Türpfosten und an den oberen Querbalken des Eingangs ihrer Häuser gespritzte Blut des Passahlammes erblickte, ging an ihnen vorüber, und der Tod drang nicht in ihren Familienkreis ein. Nachschon der Vater Salmons, aus dem Stamme Juda blieb am Leben; ebenso Nadab, der Erstgeborene Aarons, des älteren Bruders des Moses. Aber der Erstgeborene Pharaos starb. In seinem Kummer und unter dem Drängen der trauernden Ägypter befahl Pharao den verschont gebliebenen Israeliten, das Land zu verlassen (2. Mose 5:1 bis 12:51).

14. Welche Zeitabschnitte endeten an jenem ersten Passahtag, und was gebot Gott hinsichtlich jener Nacht?

14 Jene bedeutsame Passahnacht des Jahres 1513 v. u. Z. brachte gleichzeitig mehrere gekennzeichnete Zeitabschnitte zum Abschluß. Es endeten die 400 Jahre, in denen Abrahams natürlicher Same in einem fremden Land niedergedrückt werden sollte. Es endeten 215 Jahre Wohnzeit in Ägypten, vom Einzug des Patriarchen Jakob an gerechnet. Es endeten 430 Jahre, von der Zeit an gerechnet, da Abraham den Euphrat überquert und im Verheißenen Land Wohnung genommen hatte. Kein Wunder also, daß wir lesen: „Und die Wohnzeit der Söhne Israels, die in Ägypten gewohnt hatten, betrug vierhundertdreißig Jahre. Und es begab sich am Ende der vierhundertdreißig Jahre, ja es begab sich an eben diesem Tag, daß alle Heere Jehovas aus dem Land Ägypten auszogen. Es ist eine Nacht, die im Hinblick auf Jehova zu beobachten ist, weil sie aus dem Land Ägypten hinausgeführt wurden. Diese Nacht ist im Hinblick auf Jehova von seiten aller Söhne Israels durch ihre Generationen hindurch zu beobachten“ (2. Mose 12:40-42).

15. Wie befreite Gott die Israeliten von den ihnen nachjagenden Ägyptern, und was sangen sie danach?

15 Jehova wandte eine List an und führte sein befreites Volk durch Moses zum Ufer des oberen westlichen Arms des Roten Meeres. In der Meinung, die Israeliten seien in einer Falle, nahmen Pharao und seine Wagenlenker und Reiter die Verfolgung auf und kamen an ihre entronnenen Sklaven heran. Aber Gott, der Allmächtige, bewirkte, daß sich ein Durchgang öffnete, und während der Nacht zogen die Israeliten durch das trocken gewordene Meeresbett hinüber ans Ufer der Halbinsel Sinai. Als die Ägypter in den Fluchtkorridor jagen konnten, ließ Gott die Wasser des Roten Meeres über sie kommen und ertränkte sie und ihre Pferde. Gottes Wort, daß er die Nation der Bedrücker des natürlichen „Samens“ Abrahams richten werde, war eingetroffen (1. Mose 15:13, 14). Die Zeugen des Gerichtes Jehovas, die sich am Sinai-Ufer in Sicherheit befanden, sangen: „Jehova wird als König regieren auf unabsehbare Zeit, ja immerdar. ... Singet Jehova, denn er ist hoch erhöht worden. Das Roß und seinen Reiter hat er ins Meer gestürzt“ (2. Mose 15:1-21).

16. Was schlug Gott den am Fuße des Horeb lagernden Israeliten vor, und welchen Zweck verfolgte er damit?

16 Es war ein besonderer Tag, als die Israeliten im dritten Mondmonat (Siwan), nachdem sie Ägypten verlassen hatten, in die Wildnis Sinai kamen und am Fuße des Horeb, des „Berges des wahren Gottes“, lagerten. Dort sollten sie Jehova dienen, wie er es Moses gesagt hatte (2. Mose 3:1, 12; 19:1). Der Prophet Moses wurde nun aufgefordert, als Mittler zwischen Gott und dem dort lagernden Volk zu dienen. Jehova schlug dann einen Bund zwischen sich und dem Volk vor und machte den Zweck des Bundes bekannt. Zu Moses sagte er auf dem Berg Horeb: „Dies sollst du zum Hause Jakob sagen und den Söhnen Israels mitteilen: ,Ihr selbst habt gesehen, was ich den Ägyptern getan habe, daß ich euch auf Adlersflügeln trage und euch zu mir bringe. Und nun, wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen und meinen Bund wirklich halten werdet, dann werdet ihr bestimmt mein besonderes Eigentum aus allen anderen Völkern werden, denn die ganze Erde gehört mir. Und ihr, ihr werdet mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation werden‘ “ (2. Mose 19:3-6).

17. Wie ging Jehova vor, was zeigt, ob er den befreiten Israeliten den Bund aufzwang?

17 Gott, der Höchste, zwang den Israeliten diesen Bund nicht auf. Er ließ ihnen die Freiheit, zu wählen, ob sie einen Bund mit ihm eingehen wollten oder nicht, und das, obwohl er sie aus Ägypten und aus dem Roten Meer gerettet hatte. Für Jehova ein „besonderes Eigentum“ werden? Für ihn „ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation“ werden? Ja, das wollten die Israeliten damals. Daher lesen wir auch, daß, als Moses den Vertretern des Volkes von dem von Gott vorgeschlagenen Bund berichtete, „das ganze Volk einstimmig [antwortete] und sprach: ,Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun.‘ “ Moses berichtete nun Jehova, wie sich das Volk entschieden hatte, und Jehova schloß dann den Bund, dem zugestimmt worden war (2. Mose 19:7-9)

18. Was verkündete Gott den Israeliten am dritten Tag danach?

18 Am dritten Tag danach verkündete Jehova auf dem Berg Sinai dort in Horeb durch seinen Engel den versammelten Israeliten die Zehn Worte oder Zehn Gebote. Diese Gebote können wir in 2. Mose 20:2-17 lesen.

EIN GRÖSSERER MITTLER VORHERGESAGT

19. (a) Worum baten die Israeliten Moses zufolge dieses Schauspiels? (b) Was erwiderte ihnen Moses?

19 Das war ein großartiges Schauspiel! „Das ganze Volk sah nun die Donnerschläge und die aufflammenden Blitze und den Schall des Horns und den rauchenden Berg. Als das Volk es zu sehen bekam, da bebten sie und standen in einiger Entfernung. Und sie begannen zu Moses zu sagen: ,Rede du mit uns, und laß uns zuhören; aber Gott möge nicht mit uns reden, damit wir nicht sterben‘ “ (2. Mose 20:18, 19). Gottes Antwort, gemäß der er dieser Bitte der sich fürchtenden Israeliten entsprach, wird ausführlich in 5. Mose 18:14-19 wiedergegeben. Gemäß diesem Text erklärte Moses, nachdem er den Israeliten gesagt hatte, daß Gott ihnen keine Magier und Wahrsager gegeben habe, die zwischen Gott und ihnen hätten vermitteln sollen:

„Doch was dich betrifft, so hat dir Jehova, dein Gott, nichts dergleichen gegeben. Einen Propheten gleich mir wird dir Jehova, dein Gott, aus deiner eigenen Mitte, aus deinen Brüdern, erwecken — auf ihn solltet ihr hören — entsprechend all dem, was du von Jehova, deinem Gott, am Horeb erbeten hast am Tage der Versammlung, indem du sprachst: ,Laß mich nicht wieder die Stimme Jehovas, meines Gottes, hören, und laß mich dieses große Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe.‘ Darauf sprach Jehova zu mir: ,Sie haben gut getan, so zu reden, wie sie es taten. Einen Propheten gleich dir werde ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erwecken; und ich werde in der Tat meine Worte in seinen Mund legen, und er wird bestimmt alles zu ihnen reden, was ich ihm gebieten werde. Und es soll geschehen, der Mann, der auf meine Worte nicht hört, die er in meinem Namen reden wird, von dem werde ich selbst Rechenschaft fordern.‘ “

20, 21. (a) Fiel es den Israeliten leicht zu glauben daß es einen anderen Propheten gleich Moses geben würde? (b) In welchem Sinne sollte dieser künftige Prophet wie Moses sein?

20 Ein Prophet gleich Moses, mit dem Gott sprach, sozusagen „von Angesicht zu Angesicht“? Es mag den Israeliten schwergefallen sein, so etwas zu glauben, als ihnen Moses selbst mitteilte, was Gott gesagt hatte. Doch einen solchen Propheten wollte Gott, der Allmächtige, wie er selbst gesagt hatte, für sein Volk erwecken. Die Worte des Moses „gleich mir“ bedeuteten nicht, daß dieser Prophet Moses nur gleich sein würde. Der verheißene Prophet konnte wie Moses und doch größer als Moses sein.

21 Unter den israelitischen Propheten nach Moses bis Maleachi gab es keinen Propheten gleich Moses und keinen, der größer als Moses gewesen wäre (5. Mose 34:1-12). Doch was ist über den verheißenen Gesalbten, den Messias, zu sagen, der der „Same“ des himmlischen „Weibes“ Gottes sein würde? (1. Mose 3:15). Offensichtlich sprach Gott von ihm, als er am Berg Sinai zu Moses von einem künftigen Propheten gleich Moses sprach. Wie Moses würde dieser messianische „Same“ ein Mittler zwischen Gott und Menschen sein, der aber größer wäre als Moses. Bestimmt muß heute für die Anbeter des einen lebendigen und wahren Gottes mehr getan werden, als Moses für das alte Israel getan hat. Moses stellte daher Jehovas größeren Propheten dar, der kommen sollte.

22. Warum würde dieser kommende Prophet gleich Moses gegen die Verwendung von Bildern bei der Anbetung Gottes sein?

22 Damals sagte Jehova Gott ferner zu Moses: „Dies ist, was du zu den Söhnen Israels sagen sollst: ,Ihr selbst habt gesehen, daß ich von den Himmeln her mit euch redete. Ihr sollt euch nicht Götter von Silber machen neben mir, und ihr sollt euch nicht Götter von Gold machen‘ “ (2. Mose 20:22, 23). Es kann nicht bestritten werden, daß sich dieses Gebot dagegen richtet, leblose, stumme, von Menschen gemachte Bilder in der Anbetung des Gottes zu verwenden, der vom Himmel her geredet hat. Es hebt nachdrücklich hervor, was Gott im zweiten der Zehn Gebote sagte, wie es in 2. Mose 20:4-6 angegeben wird. Der messianische Prophet gleich Moses würde gegen eine solche Verwendung religiöser Bilder sein.

23. Warum wird dieser Bund mit Israel gewöhnlich Gesetzesbund genannt?

23 Bevor Gott durch seinen Mittler Moses den Bund schloß, gab er Moses zusätzlich zu den Zehn Geboten weitere Gesetze. Diese sind im zweiten Buch Mose, Kapitel 21 bis 23 aufgeführt worden. Sie wurden in eine Rolle oder in ein „Buch“ geschrieben, das vorhanden war, als der Bund feierlich geschlossen werden sollte. Da dieser Bund besonders durch die Verkündung des göttlichen Gesetzes gekennzeichnet war, das Gottes auserwähltes Volk halten sollte, war es ein Bund des Gesetzes, und er wird gewöhnlich der Gesetzesbund genannt. Seine Gesetzessammlung oder zusammengestellte Reihe von Gesetzen wird in der Bibel als „das ,Gesetz‘ “ bezeichnet.

24. Wie lange nach dem abrahamischen Bund wurde der Gesetzesbund geschlossen, und hat die abrahamische Verheißung immer noch Gültigkeit?

24 Da das Gesetz dieses Bundes mit Israel gerade etwa fünfzig oder einundfünfzig Tage nach der in Ägypten zugebrachten Passahnacht in Form der Zehn Gebote eingeführt wurde, konnte richtigerweise gesagt werden, das Gesetz sei „vierhundertdreißig Jahre später [nach dem abrahamischen Bund des Jahres 1943 v. u. Z.] entstanden“. Dadurch, daß Israel das Gesetz nach einer so langen Zwischenzeit gegeben wurde, wurde der abrahamische Bund nicht außer Kraft gesetzt, „um die Verheißung aufzuheben“ (Galater 3:17). Gottes Verheißung, in Abrahams „Samen“ alle Nationen und Familien des Erdbodens zu segnen, hat immer noch Gültigkeit. Sie wird ganz bestimmt eintreffen.

25. Wer wurde durch den Gesetzesbund verpflichtet, und wodurch wurde er in Kraft gesetzt?

25 Wir sollten unbedingt beachten, daß der Gesetzesbund mit Israel durch die Verwendung des Blutes der Opfertiere in Kraft gesetzt wurde, so daß die Parteien des Bundes dadurch feierlich verpflichtet wurden. Aus dem Bericht in 2. Mose 24:6-8 erfahren wir: „Dann nahm Moses [als Mittler] die Hälfte des Blutes und tat es in Schalen, und die Hälfte des Blutes sprengte er auf den Altar. Schließlich nahm er das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes. Dann sprachen sie: ,Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun und befolgen.‘ Da nahm Moses das Blut und sprengte es auf das Volk und sprach: ,Hier ist das Blut des Bundes, den Jehova mit euch hinsichtlich all dieser Worte geschlossen hat.‘ “ (Siehe auch 2. Mose 24:3.)

26. Was wurde durch das Sprengen des Blutes auf Gottes Altar und was durch das Sprengen des Blutes auf das Volk sinnbildlich dargestellt?

26 Der Altar, den Moses am Fuße des Berges Sinai gebaut hatte, stand für Jehova Gott, dem die Opfer auf diesem Altar dargebracht worden waren. Dadurch, daß die Hälfte des Blutes der Opfertiere auf den Altar gesprengt wurde, wurde daher sinnbildlich Jehova Gott in den Bund aufgenommen und als Bundespartner verpflichtet. Und dadurch, daß der andere Teil des Opferblutes auf das Volk gesprengt wurde, wurde das Volk als die andere Partei in den Bund aufgenommen und feierlich verpflichtet, die Bedingungen des Bundes, die auf das Volk zutrafen, zu erfüllen. So wurden durch das Blut die beiden Parteien, Gott und die Nation Israel, in einem Bund vereint.

27. Was in Verbindung mit dem Schließen des Gesetzesbundes beweist, daß die Israeliten diesen Bund nicht unwissentlich oder unter Zwang eingingen?

27 Die Nation Israel ging diesen Bund nicht unwissentlich oder unter Druck und Zwang ein. Am Tag bevor der Bund feierlich mit Blut geschlossen wurde, waren dem Volk die Worte und Entscheidungen Gottes berichtet worden, und es hatte sie angenommen. In 2. Mose 24:3 heißt es: „Dann kam Moses und erzählte dem Volk alle Worte Jehovas und alle richterlichen Entscheidungen, und alles Volk antwortete mit e i n e r Stimme und sprach: ,Alle Worte, die Jehova geredet hat, wollen wir tun.‘ “ Am darauffolgenden Tag, und zwar nachdem Moses das „Buch des Bundes“ vor den Ohren des ganzen Volkes gelesen hatte, wiederholte das Volk, daß es Gottes Gesetz angenommen habe, und danach wurde es mit dem Opferblut besprengt. Nun war es für die ganze Nation Israel eine Pflicht, das zu tun, was Gott erklärt hatte, als er den Bund vorschlug und sagte: „Nun, wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen und meinen Bund wirklich halten werdet, dann ...“ (2. Mose 19:5, 6).

28. Bei welcher der Parteien des Gesetzesbundes war es die Frage, ob sie die Bestimmungen des Bundes einhalten würde, und was mußte sie tun, um heilig zu sein?

28 Von Gott, dem Allmächtigen, war zu erwarten, daß er seinem Teil dieses zweiseitigen Bundes treu bleiben würde, denn er ändert sich nicht (Maleachi 3:6). Die Frage war, wie sich die Israeliten verhalten würden. Würden sie Gott gegenüber loyal sein und das ausführen, wozu sie sich bereit erklärten? Würden sie unter den Loyalgesinnten sein, die in Erfüllung von Psalm 50:4, 5 zu Jehova hin versammelt werden sollten? Dort heißt es: „Er ruft den Himmeln droben und der Erde zu, um Gericht zu halten über sein Volk: ,Versammelt mir meine Loyalgesinnten, die meinen Bund über Opfer schließen‘ “ (NW; New English Bible). Nicht als Einzelpersonen, sondern als ganzes Volk, als Nation, hatten sie diesen Gesetzesbund über einer Reihe von Opfern geschlossen, die für das ganze Volk dargebracht worden waren. Würden sie sich als eine „heilige Nation“ erweisen? Dazu mußten sie sich von dieser Welt rein bewahren.

29, 30. (a) Wurden die Israeliten dadurch, daß sie den Gesetzesbund eingingen, sogleich zu einem „Königreich von Priestern“ gemacht, oder wie erhielten sie Priester? (b) Zu was wurden die geeigneten männlichen Personen der anderen Familien des Stammes Levi gemacht?

29 Nur weil sie diesen Bund mit Gott, dem Höchsten, eingingen, waren sie noch nicht sogleich ein „Königreich von Priestern“. Sie waren damals keineswegs ein Königreich, in dem jede männliche Person ein Priester Gottes zugunsten aller anderen Nationen der Erde gewesen wäre. Die Prophezeiung aus Jesaja 61:6 erfüllte sich noch nicht an ihnen: „Was euch betrifft, die Priester Jehovas werdet ihr genannt werden; die Diener unseres Gottes werdet ihr geheißen werden. Das Vermögen der Nationen werdet ihr essen, und ihrer Herrlichkeit werdet ihr euch rühmen.“ Gemäß den Bestimmungen des Gesetzesbundes wurden vielmehr nur die befähigten männlichen Personen einer einzigen Familie Israels zu Priestern gemacht, um zugunsten aller anderen Glieder der Nation zu dienen. Dies war die Familie Aarons, des älteren Bruders des Moses, aus dem Stamm Levi. Aaron wurde zu Gottes Hohempriester und seine Söhne wurden zu Unterpriestern ernannt. So bildeten sie eine aaronische Priesterschaft.

30 Die geeigneten männlichen Personen aller übrigen Familien des Stammes Levi wurden zu Dienern der aaronischen Priesterschaft gemacht, um dieser zu helfen, den Dienst im Hause Gottes oder im Zelt der Zusammenkunft zu verrichten, der im Gesetzesbund vorgesehen war (2. Mose 27:20 bis 28:4; 4. Mose 3:1-13).

31. Warum wurden die aaronischen Priester in Israel nicht auch zu Königen gemacht?

31 Somit hatte der Stamm Juda keinen Anteil an der Priesterschaft des alten Israel, denn aus diesem Stamm sollte der messianische „Führer“, „Schilo“ genannt, kommen, dem „der Gehorsam der Völker gehören“ würde (1. Mose 49:10; 1. Chronika 5:2). Im alten Israel waren Königtum und Priestertum also getrennt. Aaron und seine Söhne wurden nicht zu König-Priestern gemacht und waren somit nicht wie Melchisedek.

32. Welche Feste mußten die Israeliten jedes Jahr feiern?

32 Gemäß dem Gesetzesbund sollte das ganze Volk jedes Jahr bei dem Zelt oder der Stiftshütte der Anbetung drei nationale Feste feiern. „Dreimal im Jahr sollte jede männliche Person der Deinen vor Jehova, deinem Gott, an dem Ort erscheinen, den er erwählen wird: am Fest der ungesäuerten Brote und am Fest der Wochen und am Laubhüttenfest, und keiner sollte mit leeren Händen vor Jehova erscheinen. Die Gabe der Hand eines jeden sollte entsprechend dem Segen Jehovas, deines Gottes, sein, den er dir gegeben hat“ (5. Mose 16:16, 17; 2. Mose 34:1, 22-24). Das Fest der ungesäuerten Brote sollte in Verbindung mit dem jährlichen Passah-Abendmahl gefeiert werden, das der Erinnerung an Israels Befreiung aus Ägypten diente. Das Fest der Wochen wurde am fünfzigsten Tag, das heißt, nachdem vom 16. Nisan an sieben Wochen vergangen waren, gefeiert; und an jenem fünfzigsten Tag (dem Pfingsttag) wurden Jehova die Erstlingsfrüchte der Weizenernte dargebracht. Das Laubhüttenfest zur Jahreswende wurde auch als „Fest der Einsammlung“ bezeichnet. Für diese jährlichen Feste waren jeweils entsprechende Opfer vorgeschrieben, die Jehova dargebracht werden mußten (3. Mose 23:4-21, 33-43).

33. Wann wurde der Sühnetag gefeiert, und warum mußten die Opfer die an diesem Tag dargebracht wurden, Jahr für Jahr wiederholt werden?

33 Fünf Tage bevor die Feier des Laubhüttenfestes begann, sollte der jährliche „Sühnetag“ (Jom Kippur) gefeiert werden, und zwar am zehnten Tag des siebenten Mondmonats, vom Frühlingsmonat Nisan oder Abib an gerechnet. Das wäre der 10. Tischri. An diesem Tag sollte für die Sünden der ganzen Nation Sühne geleistet werden, die in einem Bundesverhältnis zu Jehova stand; dies war der einzige Tag des Jahres, an dem der aaronische Hohepriester ins Allerheiligste des Zeltes der Zusammenkunft ging und das Blut der Sühnopfertiere (eines Stieres und eines Ziegenbocks) vor die heilige Lade des Bundes sprengte, die das geschriebene Gesetz Jehovas enthielt (3. Mose 23:26-32; 16:2-34). Natürlich konnten der Tod und das vor die Lade gesprengte Blut dieser den Menschen unterworfenen Opfertiere in Wirklichkeit die Sünden von Menschen nicht hinwegnehmen. Eben weil der Tod und das Blut dieser geopferten Tiere die Sünden der Menschen nicht hinwegnehmen konnten, mußten die Opfer, die am Sühnetag dargebracht wurden, Jahr für Jahr wiederholt werden.

34. Was verlangte Gott zur Beseitigung der menschlichen Sünde, wie das der Gesetzesbund deutlich erkennen ließ, und warum konnte kein Israelit das geben, was verlangt wurde?

34 Wir können auch den Grund dafür erkennen. Im Gesetzesbund gebot Gott klar und deutlich: „Sollte aber ein tödlicher Unfall entstehen, dann sollst du Seele für Seele geben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Hieb für Hieb“ (2. Mose 21:23-25; 5. Mose 19:21). In anderen Worten, jeweils etwas Entsprechendes, jeweils etwas Gleichwertiges. Ein unverurteiltes Menschenleben mußte also ein nun verurteiltes Menschenleben ersetzen. Deshalb steht in Psalm 49:6-10: „Die da auf ihre Mittel des Unterhalts vertrauen und die sich fortwährend der Fülle ihres Reichtums rühmen: Nicht einer von ihnen kann irgendwie selbst einen Bruder erlösen noch Gott ein Lösegeld für ihn geben (und der Erlösungspreis ihrer Seele ist so kostbar, daß er aufgehört hat auf unabsehbare Zeit), daß er immerdar fortleben und die Grube nicht sehen sollte. Denn er sieht, daß auch die Weisen sterben.“ Es mußte ein entsprechendes Lösegeld dasein, und keiner der mit Sünden beladenen Israeliten konnte ein solches geben, um das vollkommene Leben, das Adam verwirkt hatte, zurückzukaufen.

35. Was ist mit der aaronischen Priesterschaft geschehen, und von wem sollte daher das Loskaufsopfer erwartet werden?

35 Die aaronische Priesterschaft, die in Gottes heiligem Haus lediglich Tieropfer darbrachte, hörte vor neunzehnhundert Jahren auf zu bestehen, und zwar im Jahre 70 u. Z., als Jerusalem und der dortige Tempel durch die römischen Heere zerstört wurden. Es gibt keine andere Möglichkeit, als die Hoffnung auf den messianischen König zu setzen, dem Jehova Gott geschworen hat, ihn zu einem „Priester auf unabsehbare Zeit nach der Weise Melchisedeks“ zu machen (Psalm 110:1-4). Dieser sollte der „Same“ des himmlischen „Weibes“ Gottes sein, der Same, den Gott dazu bestimmt und in die Lage versetzt, den Kopf des Bösen zu zertreten, der durch jene „Schlange“ in Eden versinnbildlicht wird. Wenn er nicht das Lösegeld für die ganze Menschheit stellen würde, so gäbe es für uns Menschen keine Hilfe, keine Aussicht auf ewiges Leben in einer gerechten neuen Ordnung unter Jehova Gott. Die Tieropfer, die bis zum ersten Jahrhundert u. Z. am „Sühnetag“ Israels dargebracht wurden, müssen daher eine bildliche Bedeutung haben; sie müssen prophetisch das erforderliche Loskaufsopfer darstellen, das von dem Messias dargebracht werden sollte, der der Priester nach der Weise Melchisedeks werden sollte, der Zertreter des Schlangenkopfes.

36. Wie sollten auch die Feste, die unter dem Gesetzesbund gefeiert wurden, betrachtet werden?

36 Ebenso war es mit den jährlichen Festen, die der Bund Gottes dem alten Israel vorschrieb. Dies waren keine bedeutungslosen Anlässe zur Unterhaltung und Entspannung des Volkes. Sie waren von prophetischer Bedeutung. Da dies freudige Anlässe waren, stellten sie die künftigen erfreulichen Vorkehrungen dar, die Gott für die Menschheit getroffen hat. Ihre segensreiche Bedeutung macht Gott zu seiner Zeit gemäß seinem „ewigen Vorsatz“ bekannt.

EINE NATION, DER SICH WUNDERBARE GELEGENHEITEN BIETEN

37. Welche Gelegenheit bot der Gesetzesbund den Israeliten?

37 Konnte jedoch irgendein Israelit dadurch ewiges Leben für sich erlangen, daß er das Gesetz des mit Gott eingegangenen Bundes vollkommen hielt, ohne auch nur den geringsten Teil davon zu übertreten? Der Gesetzesbund bot jedem Israeliten Gelegenheit, zu beweisen, daß er dazu in der Lage wäre. In 3. Mose 18:5 wird auf diese Gelegenheit mit folgenden Worten Bezug genommen: „Ihr sollt meine Satzungen und meine richterlichen Entscheidungen beobachten, durch die ein Mensch, wenn er sie tut, auch leben soll. Ich bin Jehova.“ Wenn also irgendein Israelit das Gesetz einwandfrei hielt und durch seine eigenen Werke ewiges Leben erlangte, so benötigte er nicht den Wert der Opfer des Gesetzesbundes. Auch benötigte er dann nicht den Segen der abrahamischen Verheißung (1. Mose 12:3; 22:18). Jemand, der das Gesetz so vollkommen hielte, würde seine Gerechtigkeit und seinen Anspruch auf Leben von sich aus erwirken.

38, 39. (a) Was zeigt, ob es einem Israeliten möglich war, den Gesetzesbund vollkommen zu halten und dadurch Leben zu erlangen? (b) Wessen Priesterdienste vor Gott werden daher benötigt?

38 Doch selbst der Prophet Moses starb. Auch der Hohepriester Aaron starb. Und alle anderen Israeliten von der Zeit an, da der Gesetzesbund geschlossen wurde, bis die aaronische Priesterschaft im Jahre 70 u. Z. zu bestehen aufhörte, ja bis heute, sind ebenfalls gestorben. Selbst jetzt, neunzehnhundert Jahre nach der Zerstörung des Tempels von Jerusalem durch die Römer, feiern die orthodoxen Israeliten auf eine gewisse Weise den Sühnetag oder Jom Kippur. Schon allein dadurch geben sie zu, daß sie es nötig haben, von der Sünde gereinigt zu werden, ja daß sie nicht in der Lage sind, das Gesetz vollkommen zu halten und durch ihre eigenen gerechten Werke ewiges Leben zu erlangen. Und wenn sie unter dem Gesetzesbund nicht dazu in der Lage gewesen sind, wie wäre da irgend jemand von uns anderen unvollkommenen Menschen dazu in der Lage?

39 Angesichts dessen, was der Gesetzesbund deutlich kundwerden ließ, stehen wir alle vor dem Gott, dessen Tun vollkommen ist, verurteilt da (5. Mose 32:4). Der Prophet Jesaja erklärte, mehr als siebenhundert Jahre nachdem der Gesetzesbund mit Israel geschlossen worden war: „Alle unsre Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid“ (Jesaja 64:5, Luther [64:6, NW]). Wir alle benötigen die Dienste des verheißenen, mit Melchisedek verglichenen Priesters, der immerdar Priester sein wird.

40. Was tat Moses am 1. Nisan 1512 v. u. Z. hinsichtlich der Anbetung Gottes, und was geschah dann?

40 Wir wollen nun zu dem Jahr zurückkehren, da der Bund zwischen Jehova Gott und Israel durch den Mittler Moses geschlossen wurde. Jenes Mondjahr endete, und es kam der 1. Nisan des Kalenderjahres 1512 v. u. Z. An jenem Tag kam Moses dem Gebot Gottes nach und ließ die „Stiftshütte des Zeltes der Zusammenkunft“ aufrichten, wo Gott von da an angebetet werden sollte. Dann bekleidete Moses seinen älteren Bruder Aaron und Aarons Söhne mit ihren Amtsgewändern und salbte sie mit dem heiligen Salböl für ihren Dienst, Aaron als Hohenpriester und seine Söhne als Unterpriester. „So beendete Moses das Werk. Und die Wolke begann das Zelt der Zusammenkunft zu bedecken, und Jehovas Herrlichkeit erfüllte die Stiftshütte. Und Moses vermochte nicht in das Zelt der Zusammenkunft hineinzugehen, weil die Wolke darüber verweilte und die Herrlichkeit Jehovas die Stiftshütte erfüllte“ (2. Mose 40:1-35).

41. Wofür war jene Kundgebung ein sichtbarer Beweis, und wann war die Einsetzung der Priesterschaft vollendet?

41 Hier war der sichtbare Beweis, daß Jehova dieses Gebäude der Anbetung anerkannt und es geheiligt hatte, damit es seinem Vorsatz gemäß gebraucht werde. Am siebenten Tag jenes ersten Monats, des Nisan (oder Abib), war die Einsetzung und Bevollmächtigung der aaronischen Priesterschaft vollendet, und danach konnten diese Priester offiziell alles, was zur göttlichen Anbetung in der heiligen Stiftshütte gehörte, beaufsichtigen (3. Mose 8:1 bis 9:24).

42. Was war Jehova für die Israeliten — abgesehen davon, daß er der Gott war, den sie anbeten sollten und der keinen sichtbaren Vertreter benötigte — damals noch?

42 Jehova war der Gott, den anzubeten der Nation Israel geboten wurde und den anzubeten sie verpflichtet war. Er war nicht nur ihr Gott. Er war auch ihr königlicher Herrscher, ihr König, dem sie Unterwürfigkeit und Loyalität schuldete. Ungehorsam gegenüber seinen Gesetzen und Geboten wäre daher Widersetzlichkeit und Illoyalität. Diese Tatsache wird in 5. Mose 33:5 bestätigt, wo sich der Prophet Moses mit folgenden Worten auf die Nation Israel als auf Jeschurun oder den „Rechtschaffenen“ bezieht, weil sie den Gesetzesbund einging: „Und es gab einen König in Jeschurun, als die Häupter des Volkes versammelt waren, alle Stämme Israels miteinander“ (Übersetzung der Jewish Publication Society of America). Und in der redaktionellen Fußnote zu diesem Vers von dem verstorbenen Dr. J. H. Hertz, C. H., heißt es: „So begann Gottes Königreich über Israel“ (Pentateuch and Haftorahs, Soncino Press, Seite 910). Jehova war ihr unsichtbarer, himmlischer König. Er brauchte keinen irdischen, sichtbaren, menschlichen König, der ihn in Israel vertreten würde (1. Mose 36:31).

43, 44. Inwiefern war die Nation Israel gegenüber allen anderen Nationen der Erde besonders begünstigt, und wodurch konnte sie Jehova daher preisen?

43 Wie begünstigt war doch diese Nation, die sich aus den Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs (Israels) zusammensetzte und die in einen Bund mit dem einen lebendigen und wahren Gott aufgenommen worden war! Sie pflegte seine wahre Anbetung und erfreute sich der Aussicht, für ihn ein „Königreich von Priestern und eine heilige Nation“ zu werden.

44 Der Prophet Amos sagte: „Hört dieses Wort, das Jehova über euch geredet hat, o Söhne Israels, über die ganze Familie, die ich aus dem Land Ägypten heraufführte, das besagt: ,Nur euch habe ich erkannt von allen Familien des Erdbodens‘ “ (Amos 3:1, 2). Einen treffenden Vergleich brachte der Psalmist in einem der Hallelujapsalmen: „Er tut sein Wort Jakob kund, seine Bestimmungen und seine richterlichen Entscheidungen Israel. Er hat keiner anderen Nation so getan; und was seine richterlichen Entscheidungen betrifft, sie haben sie nicht gekannt. Preiset Jah!“ (Psalm 147:19, 20). Die begünstigte Nation hatte tatsächlich guten Grund, Jehova dadurch zu preisen, daß sie seinen Bund hielt. Ob sie dies tat, sollte sich während der Zeit zeigen, die nun begonnen hatte und die als die Ära des Gesetzesbundes bezeichnet werden könnte.

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