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Das Zeichen ihres Herannahens

Das Zeichen ihres Herannahens

10. Kapitel

Das Zeichen ihres Herannahens

1. Warum sollte es uns brennend interessieren, zu erfahren, daß sich die Tausendjahrherrschaft genaht hat?

 WENN wir die Tausendjahrherrschaft so betrachten, wie sie in der Bibel dargestellt wird, ist sie etwas Wünschenswertes für die ganze Menschheit, für die Lebenden und die Toten. Deshalb ist die Ankündigung, daß sie sich genaht hat, für alle, die Verständnis besitzen, eine außerordentlich erfreuliche Botschaft. Es sollte uns brennend interessieren, zu erfahren, aus welch triftigen Gründen man überzeugt sein kann, daß sie sich genaht hat. Was sind das für Gründe? Sollen wir uns die Zeit nehmen, uns mit einigen davon zu befassen?

2. (a) Wer wird jetzt versammelt, was an sich ein deutlicher Beweis dafür ist, daß sich die Tausendjahrherrschaft genaht hat? (b) Wer ist in diesem „Krieg“ der Anführer der Heere Gottes, und als was dient er bereits?

2 Unsere bisherigen Betrachtungen über die Tausendjahrherrschaft haben uns die Tatsache vor Augen geführt, daß der verheerendste Krieg der ganzen Menschheitsgeschichte, der „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, Har-Magedon genannt, dieser Herrschaft unmittelbar vorausgehen muß. Jetzt sehen wir, daß die politischen Herrscher oder die „Könige der ganzen bewohnten Erde“ unter Mächten, die sich außerhalb des menschlichen Machtbereiches befinden, zu diesem größten aller Kriege versammelt werden. Diese Tatsache allein sollte schon ein deutlicher Beweis dafür sein, daß die erhoffte Tausendjahrherrschaft, die auf diesen Krieg folgen wird, sich ebenfalls genaht hat. (Offenbarung 16:13-16) Auf der Seite Gottes, des Allmächtigen, wird in diesem Krieg der Anführer der himmlischen Heere Gottes, der „Treu und Wahrhaftig“ sowie „Das Wort Gottes“ genannt wird, kämpfen. Dieser himmlische Anführer ist schon König, ehe der Krieg von Har-Magedon beginnt. „Auf seinem Haupte sind viele Diademe“, und „auf seinem äußeren Kleid, nämlich auf seinem Oberschenkel, trägt er einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren“. (Offenbarung 19:11-16) Somit regiert er schon als König, ehe er mit seinen 144 000 christlichen Miterben die Tausendjahrherrschaft beginnt. — Offenbarung 12:5; 14:1-4; 20:4-6.

3. Was sah Johannes in bezug auf den Beginn der der Tausendjahrherrschaft vorausgehenden Regierungszeit, als die ersten beiden Siegel der Buchrolle geöffnet wurden (Offenbarung 6:1-4)?

3 In einer früher gegebenen sinnbildlichen Darstellung der Ereignisse, die in unserem zwanzigsten Jahrhundert in der Welt eintreten sollten, wird auf den Beginn der Regierungszeit vor der Tausendjahrherrschaft dieses Königs der Könige, Jesus Christus, Bezug genommen. Diese sinnbildliche Darstellung ist im sechsten Kapitel der Offenbarung zu finden; darin berichtet der Apostel Johannes uns über das, was er sah, als Jesus Christus, das Lamm Gottes, begann, die sieben Siegel zu öffnen, mit denen die „Buchrolle“ versiegelt war, die er aus der Hand Gottes, der auf dem himmlischen Thron sitzt, empfangen hatte. Johannes schreibt: „Und ich sah, als das Lamm eines der sieben Siegel öffnete, und ich hörte eines von den vier lebenden Geschöpfen wie mit Donnerstimme sagen: ,Komm!‘ Und ich sah, und siehe! ein weißes Pferd; und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus, siegend und um seinen Sieg zu vollenden. Und als er das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite lebende Geschöpf sagen: ,Komm!‘ Und ein anderes, ein feuerfarbenes Pferd kam hervor, und dem, der darauf saß, wurde gewährt, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben.“ — Offenbarung 6:1-4.

4, 5. (a) Was wurde durch den Reiter auf dem feuerfarbenen Pferd versinnbildlicht? (b) Wer zog damals aus, um den Kampf zu gewinnen, und inwiefern bildete dies den Rahmen für die Erfüllung der Worte aus Psalm 2:1-6?

4 Das ist eine symbolische Darstellung des Ersten Weltkrieges, der im Jahre 1914 u. Z. ausbrach, dem aber bald der Zweite Weltkrieg folgte, der den Frieden für weitere sechs Jahre wegnahm. Jener erste der Weltkriege kennzeichnete den Zeitpunkt, zu dem Jesus Christus, der gerechte Krieger, die himmlische Krone erhielt und gegen seine Feinde auf der Erde auszog, um den Kampf zu gewinnen und seine irdischen Feinde völlig zu besiegen. Das bedeutet, daß er später, im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, Har-Magedon genannt, auf der Seite Gottes kämpfen würde. Seine Krönung zum König im Himmel zur Zeit des Ersten Weltkrieges bildet den Rahmen für die Erfüllung der folgenden Worte, die wir im zweiten Psalm finden:

5 „Warum sind die Nationen in Tumult gewesen und murmelten die Völkerschaften selbst ständig Leeres? Die Könige der Erde stellen sich auf, und hohe Amtspersonen selbst haben sich zusammengerottet wie e i n Mann gegen Jehova und gegen seinen Gesalbten [seinen Christus, Septuaginta], indem sie sprechen: ‚Laßt uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!‘ Er selbst, der in den Himmeln sitzt, wird lachen; Jehova selbst wird sie verspotten. Zu jener Zeit wird er zu ihnen reden in seinem Zorn, und in der Glut seines Mißfallens wird er sie in Bestürzung versetzen, indem er spricht: ,Ich, ja ich, habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berge.‘ “ — Psalm 2:1-6; vergleiche Apostelgeschichte 4:24-30.

6. Wurde Jehovas König auf dem Berg Zion durch die beiden Weltkriege oder durch die Vereinten Nationen seines Thrones beraubt, und was können wir zuversichtlich erwarten, wenn wir den Ausgang des Krieges von Har-Magedon in Betracht ziehen?

6 Obwohl die Nationen seit dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918 u. Z.) in Aufruhr sind, sitzt der von Jehova eingesetzte König, Gottes Sohn, Jesus Christus, in Zion, dem himmlischen Sitz der königlichen Regierung, auf dem Thron. (Offenbarung 14:1; Hebräer 12:22) Dieser messianische König verlor trotz des Ersten und Zweiten Weltkrieges seinen Thron nicht, auch die Vereinten Nationen vermochten nicht, ihm diesen zu rauben. Durch den „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, Har-Magedon genannt, wird er in seinem Amt als himmlischer König bestätigt werden, und er wird bereitstehen, um mit seinen treuen 144 000 Miterben seine Tausendjahrherrschaft zu beginnen. (Offenbarung 19:19-21) Aus diesem wichtigen Grund können wir die verheißene Tausendjahrherrschaft, durch die die Menschheit zum Leben führende Segnungen empfangen wird, zuversichtlich erwarten. Sie ist schon sehr nahe!

7. Warum sind wir nicht so eingestellt wie die „böse und ehebrecherische Generation“, die vor neunzehnhundert Jahren lebte? Doch wo finden wir ein „Zeichen“ beschrieben, das Jesus gegeben hat und mit dem wir uns befassen sollten?

7 Manch ein Skeptiker will aber trotz des erwähnten Beweises nicht glauben, daß sich die Tausendjahrherrschaft genaht hat, ja daß sie innerhalb unserer Generation beginnen wird, sondern er will es erst glauben, wenn er ein „Zeichen“ erhalten hat. Wir sind nicht so eingestellt wie die „böse und ehebrecherische Generation“ der Schriftgelehrten und Pharisäer, die vor neunzehnhundert Jahren lebte und erst glauben wollte, daß Jesus Christus der Messias sei, wenn sie von ihm ein Zeichen gesehen hätte. (Matthäus 12:38, 39) Doch da Jesus Christus ein „Zeichen“ beschrieben und es uns ermöglicht hat, daß wir erfahren können, worin es besteht, würden wir aus eigener Schuld in großer Unkenntnis bleiben, wenn wir nicht bereit wären, uns damit zu befassen. Die Beschreibung dieses Zeichens finden wir im 24. und 25. Kapitel des Matthäusevangeliums, im 13. Kapitel des Markusevangeliums und im 21. Kapitel des Lukasevangeliums. Sie wurde den Aposteln als Antwort auf eine Frage gegeben; doch dieses Zeichen sollte nicht beweisen, daß er der Messias oder Christus sei, sondern es sollte ein Hinweis darauf sein, daß sich gewisse für die Zukunft verheißene bedeutsame Dinge bald ereignen oder daß sich die Prophezeiungen darüber bald erfüllen würden. Jesus gab dieses Zeichen am 11. Nisan (dem Frühlingsmonat) des Jahres 33 u. Z., drei Tage bevor er eines gewaltsamen Todes starb.

DIE PROPHEZEIUNG ÜBER DAS „ZEICHEN“

8. Wie deutete Jesus an, daß er weggehen würde, und welche Worte würden bei seiner Rückkehr geäußert werden?

8 Jesus hatte eben etwas vorausgesagt, was für jüdische Ohren furchtbar klang, nämlich die Zerstörung des Tempels in Jerusalem. Dort hatte er zu seinen religiösen Gegnern gesagt: „Seht! Euer Haus wird euch verödet überlassen. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von nun an auf keinen Fall mehr sehen, bis ihr sagt: ,Gesegnet ist der, der im Namen Jehovas kommt!‘ “ (Matthäus 23:38, 39) Das deutete darauf hin, daß er weggehen würde. Bei seiner Rückkehr würde es Personen geben, die die prophetischen Worte aus Psalm 118:26 aufgreifen und sagen würden: „Gesegnet ist der, der im Namen Jehovas kommt!“

9. Wie zeigte Jesus, daß er bei seiner Rückkehr nicht von Anbetern im Tempel in Jerusalem mit diesen Worten willkommen geheißen würde?

9 Offenbar würden die Anbeter Jehovas den, der im Namen Jehovas käme, nicht in dem materiellen Tempel in Jerusalem mit diesen prophetischen Worten willkommen heißen. Das zeigte Jesus ganz deutlich, wie es aus dem Bericht über das, was folgte, nachdem er diese unheilkündenden Worte geäußert hatte, hervorgeht: „Als Jesus nun wegging und sich aus dem Tempel begab, traten jedoch seine Jünger herzu, um ihm die Bauten des Tempels zu zeigen. In Erwiderung sprach er zu ihnen: ,Seht ihr nicht alle diese Dinge? Wahrlich, ich sage euch: Keinesfalls wird hier ein Stein auf dem anderen gelassen, der nicht niedergerissen werden wird.‘ “ — Matthäus 24:1, 2.

10. Welche Frage richteten vier Apostel an Jesus, als sie auf dem Ölberg waren und den Tempel überblickten, und wie wird ihre Frage in verschiedenen Übersetzungen wiedergegeben?

10 Die zwölf Apostel wollten erst etwas Näheres über dieses vorausgesagte Unglück wissen, als sie auf dem Ölberg waren, der Jerusalem überragt und eine schöne Aussicht auf den Tempel gewährte, den König Herodes der Große hatte renovieren lassen. Die Aussicht hat offenbar vier der Apostel veranlaßt, eine bedeutsame Frage zu stellen, die auch das Interesse der anderen weckte, denn wir lesen: „Als er auf dem Ölberge saß, traten die Jünger allein zu ihm und sprachen: ,Sage uns: Wann werden diese Dinge sein, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart [griechisch: parousía] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?‘ “ (Matthäus 24:3) Robert Young übersetzt in seiner Literal Translation of the Holy Bible (Buchstäbliche Übersetzung der Heiligen Schrift) die Worte der Apostel aus dem Griechischen wie folgt: „Sage uns, wann werden diese sein? Und was ist das Zeichen deiner Gegenwart und des vollen Endes des Zeitalters?“ Ähnlich gibt Joseph B. Rotherham diese Worte in seiner Emphasised Bible wieder: „Sage uns, wann diese Dinge sein werden — und was das Zeichen deiner Gegenwart und der Vollendung des Zeitalters.“ Erzbischof Newcomes Wiedergabe in The New Testament (revidierter Text) lautet: „Was wird das Zeichen des Eintritts deiner Anwesenheit und des Endes des Zeitalters sein?“ (Ausgabe vom Jahre 1808). Und nach L. Reinhardts Übersetzung (Das Neue Testament, „vom Standpunkte der Urgemeinde ganz neu aufgefaßt, wortgetreu übersetzt“) lautet dieser Text wie folgt: „Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Parusie und des Endes der Weltzeit?“

11. (a) Wann wurde der Tempel in Jerusalem zerstört? Was trat damals aber nicht ein? (b) Was sollten wir daher natürlicherweise in bezug auf die Geschichte tun?

11 Heute wissen wir, wann der buchstäbliche Tempel in Jerusalem zerstört wurde. Es geschah vor neunzehnhundert Jahren, im Sommer des Jahres 70 u. Z., als das römische Heer unter General Titus die ganze Stadt zerstörte. (Lukas 21:20-24) Aber wie verhält es sich mit den anderen Dingen — mit dem „Zeichen“ der Parusie (Gegenwart, Anwesenheit) Christi und des Abschlusses des Zeitalters oder des Systems der Dinge (oder des Zustandes *) —, auf die sich die Frage der Jünger ebenfalls bezog? Wohl fand ein Zustand unter den Juden oder ein jüdisches System der Dinge im Jahre 70 u. Z. sein völliges Ende oder seinen Abschluß, doch nicht das größere System der Dinge, von dem das jüdische System lediglich ein prophetisches Muster oder Vorbild war. Auch trat in jenem Jahr die Gegenwart des Herrn Jesus Christus oder seine Anwesenheit nicht ein. Da wir nun im zwanzigsten Jahrhundert u. Z. leben, wäre es das natürlichste, wenn wir die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts genauer prüften, um zu ermitteln, ob das vorausgesagte „Zeichen“ im Laufe unserer Generation sichtbar geworden ist.

12. Warum sollten wir uns angesichts dessen, was Stephanus über das erste Kommen Christi sagte, fragen, ob sich die Apostel nach Jesu „Kommen“ oder „Advent“ erkundigten?

12 Es gilt zu beachten, daß die Jünger den Herrn Jesus Christus nach seiner Parusie gefragt haben. Bedeutet das, daß sie ihn nach seinem „Kommen“ oder, wie einige es nennen, nach seinem „Advent“ gefragt haben? Diese Frage ist es wert, gestellt zu werden, weil Stephanus, ein Christ, der als Blutzeuge starb, zu dem Sanhedrin oder dem jüdischen Gerichtshof in Jerusalem sagte, als er vom ersten „Kommen“ des Herrn Jesus sprach: „Welchen von den Propheten haben eure Vorväter nicht verfolgt? Ja, sie töteten die, die über das Kommen [griechisch: éleusis] des Gerechten im voraus Ankündigung machten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid.“ (Apostelgeschichte 7:52) Wir bemerken, daß Stephanus, als er vom ersten Kommen Christi sprach, nicht das griechische Wort parousía, sondern éleusis gebrauchte. Diese beiden griechischen Wörter sind nicht nur unterschiedlich in bezug auf Form und Herkunft, sondern sie haben auch eine unterschiedliche Bedeutung.

13. Was bedeutet das Wort parousía buchstäblich, und wie wird es in griechischen Wörterbüchern erklärt?

13 Das Wort parousía bedeutet buchstäblich „ein [Da]nebensein“, es ist eine Zusammensetzung der griechischen Präposition pará („neben“) und des Wortes ousía (ein „Sein“). In dem Werk A Greek-English Lexicon von Liddell und Scott (Band II, Seite 1343, 2. Spalte) wird das Wort parousía als erstes mit dem englischen Wort für „Gegenwart“ erklärt. Als zweite Bedeutung wird das englische Wort für Ankunft angegeben mit dem Hinweis: „Besonders für den Besuch eines Königs oder eines hohen Beamten.“ Auch in dem Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament von Gerhard Friedrich (Band V, Seite 857) heißt es zu Parusie unter der Überschrift „Die allgemeine Bedeutung“: „1. Vom Gegenwärtigsein“. Unter der Überschrift „Der technische Gebrauch der Vokabeln“ kann man lesen: „I. Im Hellenismus. 1 ... Besuch eines Herrschers.“ Auf Seite 863 wird unter der Überschrift „Der technische Gebrauch von παρειμι [pareimi (Verb)] und παρουσία [parousía] im Neuen Testament“ gesagt, daß „unsere Vokabeln im NT nie auf das Kommen Christi ins Fleisch angewandt werden und παρουσία [parousía] niemals die Bedeutung Wiederkunft annimmt. Die Zählung mehrerer Parusien gehört erst der späteren Kirche an.“

14. (a) Welchen Ausdruck könnte man gemäß dem technischen Gebrauch dieses griechischen Wortes im Hellenismus anstatt des Wortes „Gegenwart“ verwenden? (b) Welche Übersetzungen geben das Wort parousía an allen Stellen mit „Gegenwart“ wieder, und welche Gegenüberstellung finden wir in Philipper 2:12?

14 Die Jünger fragten Jesus somit nicht nach seiner „Ankunft“, sondern nach dem, was nach seiner Ankunft sein würde. Sie fragten nach seiner „Gegenwart“. Und wenn wir, anstatt das Wort „Gegenwart“ zu benutzen, den „technischen Gebrauch der Vokabeln“ im Hellenismus berücksichtigen, so hätten die Jünger Jesus gefragt: „Was wird das Zeichen ... [deines Besuchs als König] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ Ein „Besuch“ schließt mehr ein als die „Ankunft“. Er schließt die „Gegenwart“ ein. Das griechische Wort parousía kommt im sogenannten Neuen Testament vierundzwanzigmal vor, und an allen diesen Stellen gibt die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift dieses Wort mit „Gegenwart“ wieder, aber es wird auch in anderen Übersetzungen so wiedergegeben, zum Beispiel in der Literal Translation of the Holy Bible von Robert Young (1862 u. Z.), in The Emphatic Diaglott von Benjamin Wilson (1857—1863 u. Z.) und in The Emphasised Bible von Joseph B. Rotherham (1897 u. Z.). * Es fällt uns auf, wie treffend „Gegenwart“ und „Abwesenheit“ in Philipper 2:12 einander gegenübergestellt werden, wo der Apostel Paulus sagt: „Wie ihr allezeit gehorcht habt, nicht nur während meiner Gegenwart [Anwesenheit, Rei], sondern jetzt noch viel bereitwilliger während meiner Abwesenheit.“

DAS GLEICHNIS VON DEN ZEHN JUNGFRAUEN

15. Wie muß das Wort parousía bei einigen Einzelheiten der Prophezeiung Jesu über das „Zeichen“ wiedergegeben werden? In welchem Gleichnis zum Beispiel?

15 Bei einigen Einzelheiten der Prophezeiung Jesu über das „Zeichen“ der Parusie und des Abschlusses des Systems der Dinge wird das Wort parousía im Sinne von „Gegenwart“ gebraucht. Wir möchten uns jetzt einmal mit dem Teil der Prophezeiung befassen, der allgemein als das „Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen“ bezeichnet wird. Jesus hatte eben eine Prophezeiung über den „treuen und verständigen Sklaven“ und den „übelgesinnten Sklaven“ geäußert, und nun prophezeite er eine weitere Einzelheit in Verbindung mit seiner Parusie. Er sagte: „Dann wird das Königreich der Himmel zehn Jungfrauen gleich werden, die ihre Lampen nahmen und auszogen, dem Bräutigam entgegen. Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren verständig. Denn die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit sich, die verständigen dagegen nahmen samt ihren Lampen Öl in ihren Behältern mit.“ — Matthäus 25:1-4; 24:45-51.

16. In welchem Sinne sind gemäß der Einleitung des Gleichnisses die erwähnten Frauen „jungfräulich“?

16 Als erstes sollten wir beachten, daß in diesem Gleichnis eine ganze Klasse von Menschen versinnbildet wird und daß es daher nicht auf das Leben und den Tod des einzelnen Christen anzuwenden ist. Bei den Menschen, um die es hier geht, handelt es sich um Personen, die in einem besonderen Sinne „jungfräulich“ sind, nämlich, indem sie das „Königreich der Himmel“ vertreten, denn Jesus sagte: „Dann wird das Königreich der Himmel [wem gleich werden?] zehn Jungfrauen gleich werden.“ Hier spricht Jesus von dem gleichen „Königreich“, das er schon etwas früher in seiner Prophezeiung erwähnte, als er sagte: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ — Matthäus 24:14.

17. (a) Wen stellen die „Jungfrauen“ dar, da es ihrer zehn sind? (b) Wann begann sich dieses prophetische Gleichnis zu erfüllen und warum damals?

17 Die Zahl „Zehn“ versinnbildet in der Bibel Vollkommenheit in bezug auf irdische Dinge, daher würden die „Jungfrauen“, da es ihrer zehn sind, alle Christen darstellen, die Aussicht haben oder die glauben, Aussicht zu haben, mit Jesus Christus das himmlische Königreich zu ererben. Wann begann sich also dieses prophetische Gleichnis zu erfüllen? Vom Pfingstfest des Jahres 33 u. Z. an, das in jenem Jahr auf den 6. Siwan, einen Sonntag, fiel. Wieso? Weil die „Jungfrauen“klasse damals ins Dasein kam. Das geschah, weil die treuen Jünger Jesu Christi, die sich in einem Obersaal in Jerusalem versammelt hatten, an jenem Tag mit dem heiligen Geist getauft wurden. Dadurch wurden sie von Gott zu seinen geistigen Söhnen gezeugt, wodurch sie „Erben Gottes“ und „Miterben mit Christus“ wurden. (Römer 8:17) Aber nach der Bibel erbten gewöhnlich die Söhne; wieso kommt es, daß in dem Gleichnis alle Glieder der geistgezeugten Versammlung der Jünger Christi als Angehörige des weiblichen Geschlechts, als Jungfrauen, dargestellt werden, die in der Hochzeitsnacht ausziehen, dem Bräutigam entgegen? Und wer ist dieser „Bräutigam“?

18. Mit wem verglich Johannes der Täufer sich selbst und Jesus der damaligen Heiratssitte entsprechend, und wem führte Johannes seine Jünger zu?

18 Als erstes sei erwähnt, daß dieser „Bräutigam“ der auferstandene und verherrlichte Herr Jesus Christus ist. Als das betrachtete ihn Johannes der Täufer; deshalb verglich er sich mit dem „Freund des Bräutigams“. In jener Zeit war es Sitte, daß der „Freund des Bräutigams“ für den Bräutigam um die Braut warb. In der Hochzeitsnacht stand jedoch der Bräutigam mehr im Vordergrund als der Freund des Bräutigams. Deshalb sagte Johannes der Täufer zu seinen Jüngern, die er für das Leben mit Jesus Christus, ihrem bildlichen „Bräutigam“, vorbereitete: „Ich bin nicht der Christus, sondern ich bin diesem vorausgesandt worden. Der die Braut hat, ist der Bräutigam. Wenn aber der Freund des Bräutigams dasteht und ihn hört, ist er hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams. Daher ist diese meine Freude voll geworden. Jener muß fortan zunehmen, ich aber muß fortan abnehmen.“ (Johannes 3:28-30) Mit Recht führte Johannes seine Jünger daher Jesus zu.

19, 20. (a) Wie verglich sich Jesus in einem Gleichnis und in der Offenbarung selbst mit einem Bräutigam? (b) Wie wird deshalb das Neue Jerusalem bezeichnet?

19 In einem anderen Gleichnis verglich sich Jesus selbst mit einem Bräutigam, und zwar in dem Gleichnis vom „Hochzeitsfest“, das ein König für seinen Sohn veranstaltete. Mit diesem Sohn ist der Sohn des großen Königs der Ewigkeit, Jehovas Gottes, gemeint. (Matthäus 22:1-14) Und in der Offenbarung, die Jesus Christus von Gott erhielt und an den Apostel Johannes weitergab, wird Jesus als das Lamm Gottes wie folgt mit einem Bräutigam verglichen, der sich mit der Versammlung seiner Jünger vermählt: „Freuen wir uns und frohlocken wir, und verherrlichen wir ihn, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen und sein Weib hat sich bereitgemacht. Ja, es ist ihr gewährt worden, in hellglänzende, reine, feine Leinwand gehüllt zu werden, denn die feine Leinwand stellt die gerechten Taten der Heiligen dar. ... Schreibe: Glücklich sind diejenigen, die zum Abendessen der Hochzeit des Lammes eingeladen sind.“ Der Apostel Johannes schreibt auch noch von einem Engel, der zu ihm kam:

20 „Er redete mit mir und sprach: ,Komm hierher, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes, zeigen.‘ Und er trug mich in der Kraft des Geistes weg zu einem großen und hohen Berg, und er zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herniederkam und die Herrlichkeit Gottes hatte.“ — Offenbarung 19:7-9; 21:9-11.

21. Womit vergleicht Paulus gemäß Epheser 5:23-27 das Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner Versammlung?

21 Der Apostel Paulus vergleicht das Verhältnis Jesu Christi zu seiner Versammlung der 144 000 Miterben mit dem Verhältnis eines Ehemannes zu seiner Frau. Er schreibt: „Ein Ehemann ist das Haupt seiner Frau, wie der Christus auch das Haupt der Versammlung ist, er, der Retter dieses Leibes. In der Tat, so, wie die Versammlung dem Christus untertan ist, so seien es auch die Ehefrauen ihren Männern in allem. Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben, so, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich für sie dahingegeben hat, damit er sie heilige, indem er sie mit dem Wasserbad durch das Wort reinige, so daß er die Versammlung sich selbst in ihrer Pracht darstelle, ohne daß sie einen Flecken oder eine Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern daß sie heilig und ohne Makel sei.“ — Epheser 5:23-27.

22. Wo findet die Vermählung statt, und warum wird in Jesu Gleichnis die Braut des Bräutigams nicht erwähnt?

22 Die Vermählung des Bräutigams Jesus Christus mit seiner „Braut“, der Versammlung, findet natürlich im Himmel statt, wo sie mit dem Segen Jehovas, des himmlischen Vaters, zusammengegeben werden. Es gilt jedoch zu beachten, daß in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen die Braut nicht erwähnt wird. Das wird deshalb nicht getan, damit das Gleichnis nicht mißverstanden wird. Es wird deshalb nicht getan, weil die „Braut“ aus den „zehn Jungfrauen“ genommen oder ausgewählt wird. Die ausgewählten „Jungfrauen“ sind die „Glücklichen“, die „zum Abendessen der Hochzeit des Lammes eingeladen“ sind. (Offenbarung 19:9) Damit in Übereinstimmung wird in dem Gleichnis Jesu gezeigt, daß die „Jungfrauen“, die die Bedingungen erfüllen, durch die Tür in den Hochzeitssaal eingehen. In dem Gleichnis wird auch veranschaulicht, wodurch sie den Bedingungen entsprechen.

23. Wie müssen sich die Glieder der Versammlung Christi verhalten, da sie mit „Jungfrauen“ verglichen werden?

23 Die Glieder der Braut Christi, der Versammlung, werden nicht nur, weil sie mit einem keuschen Bräutigam verlobt sind, mit „Jungfrauen“ verglichen. Sie sind in geistiger Hinsicht noch in einem weiteren Sinne „Jungfrauen“. So, wie eine Jungfrau rein, keusch und unberührt ist, so müssen diese treuen Glieder der Christenversammlung unschuldig und rein sein, indem sie sich von dieser Welt absondern und mit keiner ihrer religiösen und politischen Organisationen irgendwie in Verbindung stehen. Sie beteiligen sich an keinem Bündnis zwischen Kirche und Staat. Sie bewahren ihre geistige Jungfräulichkeit, indem sie sich nicht in die Geschäfte dieser Welt verwickeln. (2. Timotheus 2:3, 4) Das ist der Sinn folgender Worte, die sich auf die 144 000 beziehen, die mit dem Lamm Gottes auf dem geistigen Berge Zion stehen: „Diese sind es, die sich nicht mit Weibern [wie mit Babylon der Großen, der religiösen Hure, und ihren Töchtern] befleckt haben; in der Tat, sie sind jungfräulich. Diese sind es, die dem Lamme beständig folgen, ungeachtet, wohin er geht.“ — Offenbarung 14:4; 17:3-5.

24. Was wird in Jakobus 1:26, 27 über die Reinheit gesagt, die von denen gefordert wird, die mit Jungfrauen verglichen werden?

24 Über die geforderte Reinheit schreibt der Jünger Jakobus: „Wenn es jemand dünkt, er beachte die äußere Form der Anbetung, und er zügelt doch seine Zunge nicht, sondern fährt fort, sein Herz zu betrügen, dessen Form der Anbetung ist nichtig. Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen und sich selbst von der Welt ohne Flecken zu bewahren.“ — Jakobus 1:26, 27.

SIE ZOGEN AUS, DEM „BRÄUTIGAM“ ENTGEGEN

25. Wie entstand zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. die Versammlung Christi mit ihrer Religion, die von Gottes Standpunkt aus rein und unbefleckt war, und welchen Beweis hatte sie dafür?

25 Am Tag des Pfingstfestes des Jahres 33 u. Z., als die treuen Jünger Jesu Christi, die in Jerusalem gewartet hatten, mit heiligem Geist getauft wurden, entstand die Christenversammlung mit ihrer „Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist“. Sie waren eine Klasse die in geistiger Hinsicht jungfräulich war, von der religiösen Organisation getrennt, die Jesus Christus verworfen hatte und dafür verantwortlich war, daß der römische Statthalter Pontius Pilatus ihn am Pfahl hatte hinrichten lassen. (Apostelgeschichte 2:1-42) Sie stützten sich von Anfang an auf die Lehren Jesu, des Messias, und auf die Lehren seiner zwölf Apostel und hielten sich von jener „verkehrten Generation“ fern, die unbiblischen religiösen Überlieferungen zugetan war, die sie von ihren irregeführten Vorvätern ererbt hatte. (Apostelgeschichte 2:40; Galater 1:13-17; Matthäus 15:1-9) Die Taufe mit dem heiligen Geist zusammen mit der Gabe, in fremden Sprachen zu reden, war ein Beweis dafür, daß sie die wahre Religion hatten, und das wußten sie auch. Nun mußten sie in „Jungfräulichkeit“ darin verharren.

26, 27. (a) Mit wem wurde die Christenversammlung zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. in geistigem Sinne verlobt? (b) Was sagte Paulus gemäß 2. Korinther 11:2-5 zu Christen, als wäre er ein „Freund des Bräutigams“?

26 An jenem Tag (6. Siwan 33 u. Z.) wurde die Christenversammlung mit Jesus Christus, dem himmlischen Bräutigam, verlobt; sie wurde ihm zur Ehe versprochen. Alle, die danach zu jener ursprünglichen Versammlung in Jerusalem, bestehend aus 120 Jüngern, hinzukamen, wurden Glieder dieser Brautklasse und waren verpflichtet, „jungfräulich“ zu bleiben. Auf diese Tatsache bezog sich der Apostel Paulus, als er die Christen in Korinth davor warnte, ihre Verlobung mit Jesus Christus zu lösen und sich mit einem falschen Christus zu vermählen. Paulus sagte, als wäre er sozusagen ein „Freund des Bräutigams“:

27 „Mit gottgemäßem Eifer bin ich euretwegen eifersüchtig; denn ich persönlich habe euch e i n e m Mann zur Ehe versprochen, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen. Ich fürchte aber, daß etwa so, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, euer Sinn verdorben werde, hinweg von der Aufrichtigkeit und der keuschen Reinheit, die dem Christus gebühren. Denn so, wie es ist: Wenn jemand kommt und einen anderen Jesus predigt als den, den wir gepredigt haben, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt als den, den ihr empfangen habt, oder eine andere gute Botschaft, als die ihr angenommen habt, so fällt es euch leicht, ihn zu ertragen. Denn ich halte dafür, daß ich mich in keiner einzigen Sache als geringer erwiesen habe als eure superfeinen Apostel.“ — 2. Korinther 11:2-5.

28. Wie erfuhren die Jünger von Jesus selbst und von zwei Engeln, daß er wie ein jüdischer Bräutigam kommen und sie heimführen würde?

28 Die Hochzeit mit dem keuschen Bräutigam im Himmel sollte zu einer unbestimmten Zeit in der Zukunft stattfinden, eine gewisse Zeit nach der Verlobung zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. Zweiundfünfzig Tage vorher sagte Jesus in der Nacht, in der er von dem untreuen Apostel Judas Iskariot verraten wurde, zu seinen treuen Aposteln: „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es anders wäre, hätte ich es euch gesagt, denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und will euch heimnehmen zu mir, damit dort, wo ich bin, auch ihr seid. Und wohin ich gehe, dahin kennt ihr den Weg.“ (Johannes 14:2-4) Zweiundvierzig Tage danach, als er vom Ölberg aus vor den Augen einiger seiner Jünger zum Himmel auffuhr, erschienen diesen Jüngern zwei Engel, die sagten: „Männer von Galiläa, warum steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, in derselben Weise, wie ihr ihn in den Himmel habt gehen sehen.“ (Apostelgeschichte 1:9-11) Die Jünger wußten also, daß Jesus, der von ihnen weggegangen war, wie ein jüdischer Bräutigam in der Hochzeitsnacht kommen und sie in das Haus seines himmlischen Vaters holen würde, so, wie Jesus es ihnen verheißen hatte. — Johannes 14:1-3.

29. (a) Wann begann die Klasse der „Jungfrauen“ auszuziehen, dem Bräutigam entgegen? (b) Welche Frage erhob sich nun, und was wird dadurch angedeutet, daß beide Gruppen der Jungfrauen gleich groß waren?

29 In der Hoffnung auf die Hochzeit zog die Klasse der verlobten Jungfrauen aus, dem Bräutigam entgegen, um ihn zu begrüßen und sich mit ihm zu freuen. Sie mußten wachsam bleiben denn sie kannten „weder den Tag noch die Stunde“. (Matthäus 25:13) Wie viele von den „Jungfrauen“, die zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. auszogen, und von den Tausenden, die sich ihnen später anschlossen, würden den im Gleichnis erwähnten „verständigen“ Jungfrauen gleichen und wie viele den „törichten“ oder unverständigen? In dem Gleichnis ist die Zahl der verständigen Jungfrauen gleich groß wie die Zahl der törichten. Das sollte andeuten, daß alle, die wirklich ausziehen, die gleiche Gelegenheit haben würden; es sollte nicht der Gedanke aufkommen, daß die eine Gruppe größer wäre als die andere; das Gleichnis läßt dies offen. Es sagt aber voraus, daß nicht alle „Jungfrauen“, die ausziehen, sich als würdig erweisen würden, hineingelassen zu werden und am „Abendessen der Hochzeit des Lammes“ teilzunehmen. — Lukas 12:35-38.

30. (a) Wodurch unterschieden sich die verständigen Jungfrauen von den törichten? (b) Zogen alle mit brennenden Lampen aus, und welche wichtige Frage erhob sich in diesem Zusammenhang?

30 Wodurch unterschieden sich denn die verständigen oder klugen Jungfrauen von den törichten oder unklugen? „Die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit sich, die verständigen dagegen nahmen samt ihren Lampen Öl in ihren Behältern mit.“ (Matthäus 25:3, 4) Dabei wußten sie alle, daß ihre Lampen brennen mußten, solange der Festzug zur Begrüßung des Bräutigams dauerte, weil das anzeigen würde oder weil es ein Beweis dafür wäre, daß sie würdig wären, am Hochzeitsfest teilzunehmen. Deshalb war es nötig, genügend Öl bei sich zu haben, damit es reichen würde, bis der Brautzug die Wohnung des Bräutigams erreichte. Was wurde im Gleichnis durch das Öl veranschaulicht? Die Jungfrauen zogen aus, dem Bräutigam entgegen, ehe sein Kommen angekündigt wurde; und als sie auszogen, brannten ihre Lampen. Somit war mindestens zu diesem Zeitpunkt Öl in ihren Lampen. Aber reichte das Öl, um die Flamme brennend zu erhalten, bis der Hochzeitszug die Wohnung des Bräutigams betreten würde?

31, 32. (a) Was sollte durch das Gleichnis in bezug auf die sinnbildlichen „Jungfrauen“ gezeigt werden? (b) Was müssen sie gemäß den Worten des Apostels Paulus in Philipper 3:20, 21 erwarten?

31 Das Öl war ein Leuchtmaterial. Ohne dieses Material hätte der Docht in der Lampe kein gleichmäßiges, ununterbrochenes Licht gegeben. Was wird dadurch versinnbildet, daß sie eine brennende Lampe zum Hochzeitsfest trugen? Bei der Beantwortung dieser Frage müssen wir im Sinn behalten, warum Jesus dieses Gleichnis darlegte. Er wollte damit zeigen, daß alle, die den Wunsch haben, an der Hochzeit im Himmel teilzunehmen, sich in bestimmter Weise kenntlich machen müßten, durch eine bestimmte Persönlichkeit, und daß sie sie bis ans Ende beibehalten müßten, ganz gleich, zu welcher Zeit der Brautzug begänne und wie lange es dauerte, bis er schließlich die Wohnung des Bräutigams, die er für seine „Braut“ bereitet hatte, erreichen würde. Vor allem sollte die Klasse, die das „Königreich der Himmel bildet, während sie sich in der finsteren Welt befindet, in geistiger Beziehung „jungfräulich“ bleiben. Die Glieder dieser Klasse halten ihre Hoffnung auf den himmlischen Bräutigam gerichtet, deswegen dürfen sie sich nicht mit der unreinen Welt beflecken. Sie müssen „dem Lamme beständig folgen, ungeachtet, wohin er geht“. (Offenbarung 14:4) Sie müssen die gleiche Denkweise haben wie der Apostel Paulus, der sagte:

32 „Unser Bürgertum besteht in den Himmeln, von woher wir auch sehnlich einen Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird, damit er seinem Leibe der Herrlichkeit gleichförmig werde, gemäß der Wirksamkeit der Kraft, mit der er sich auch alle Dinge zu unterwerfen vermag.“ — Philipper 3:20, 21.

33. (a) Wie lange müssen sie diese geistige Jungfräulichkeit bewahren, wenn sie sich als würdig erweisen wollen, als was anerkannt zu werden? (b) Wie sollte es sich nach den Worten Jesu zeigen, daß sie würdig wären, anerkannt zu werden?

33 Sie bewahren ihre geistige Jungfräulichkeit, weil sie sehnlich wünschen und entschlossen sind, sich als würdig zu erweisen, vom himmlischen Bräutigam als seine „Braut“ anerkannt zu werden. Das muß sich in ihrem Leben, das sie inmitten der von Finsternis bedeckten Menschenwelt führen, zeigen. Jesus Christus, der Bräutigam, sagte in seiner Bergpredigt, die er im Jahre 31 u. Z. hielt, zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt kann nicht verborgen sein, wenn sie auf einem Berge liegt. Man zündet eine Lampe an und stellt sie nicht unter das Maßgefäß, sondern auf den Leuchter, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. Ebenso laßt euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure vortrefflichen Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“ — Matthäus 5:14-16.

34. Wie sollten gemäß den Worten des Paulus in Philipper 2:14-16 die Christen leuchten?

34 Auch der Apostel Paulus schrieb an einige seiner Mitchristen: „Tut weiterhin alles ohne Murren und Widerreden, so daß ihr euch als untadelig und unschuldig erweist, Kinder Gottes ohne Makel inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation, unter der ihr wie Lichtspender in der Welt leuchtet, indem ihr euch mit festem Griff an das Wort des Lebens klammert, damit ich am Tage Christi Ursache zum Frohlocken habe, daß ich nicht vergeblich gelaufen bin oder vergeblich hart gearbeitet habe.“ — Philipper 2:14-16.

35. Was wird also dadurch veranschaulicht, daß die Jungfrauen ihre brennenden Lampen hochhalten, und in welcher Erwartung handeln sie so?

35 Damit die Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet, wie „das Licht der Welt“ leuchten kann, muß sie „vortreffliche Werke“ tun, durch die der himmlische Vater verherrlicht wird; die einzelnen müssen alles ohne Murren und Widerrede tun und sich — soweit es ihr christliches Leben betrifft — untadelig und unschuldig bewahren, sie müssen sich als Kinder Gottes, die ohne Makel sind, erweisen. Sie müssen so handeln in der Erwartung, daß der Bräutigam kommt und sie in das Haus seines himmlischen Vaters holt. Ein solches Verhalten wird in dem Gleichnis dadurch veranschaulicht, daß die Jungfrauen ihre brennenden Lampen hochhalten. Das wird den Bräutigam erfreuen, wenn er es inmitten der nächtlichen Dunkelheit, in der die Welt liegt, sieht.

DAS SYMBOLISCHE ÖL UND DIE BEHÄLTER

36. Was stellt das „Öl“ als Leuchtmaterial dar?

36 Was stellt somit das Leuchtmaterial, das Öl, dar? Es versinnbildet das, was es der Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet, ermöglicht, als Lichtspender in einer finsteren Welt zu leuchten. Dementsprechend würde es das „Wort des Lebens“ darstellen, an das sie sich mit „festem Griff“ klammern muß; denn es steht geschrieben: „Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß und ein Licht für meinen Pfad.“ (Psalm 119:105) „Ja, die Enthüllung deiner Worte gibt Licht, läßt die Unerfahrenen Verständnis haben.“ (Psalm 119:130) Das „Öl“ würde auch den heiligen Geist Gottes darstellen, denn diese heilige unsichtbare wirksame Kraft Gottes hilft einem, das Wort Gottes zu verstehen (Johannes 16:13) Der heilige Geist offenbart sich in einem Christen auch durch entsprechende Früchte, durch die Früchte des Geistes wie Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung. (Galater 5:22, 23) Dieses geistige „Öl“ besitzt Leuchtkraft.

37. Was wird dadurch dargestellt, daß die Jungfrauen in ihren „Behältern“ einen Ölvorrat hatten, und warum?

37 In dem Gleichnis mußten die „Jungfrauen“ in einem Behälter einen Ölvorrat bei sich haben, damit sie aus dem Behälter Öl in die Lampe gießen konnten, die sie trugen. Sie konnten nicht sich selbst zu einem „Behälter“ machen, indem sie das Öl getrunken und dann je nach Bedarf etwas davon ausgestoßen und in die Lampe gefüllt hätten, um sie brennend zu erhalten. Daß die Jungfrauen einen mit Öl gefüllten „Behälter“ bei sich hatten, bedeutete jedoch, daß sie im Besitz eines Ölvorrats waren, doch diente ihnen als Behälter natürlich nicht ihr eigener Leib. Die Glieder der Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet, sind im Besitz eines Vorrats des Wortes Gottes und des heiligen Geistes, ja sie haben diesen Vorrat in sich. Die im Gleichnis erwähnten „Behälter“ stellen somit passenderweise die Glieder der „Jungfrauen“klasse dar, die selbst im Besitz des symbolischen „Öls“ sind. Sie benötigen gewiß einen großen Vorrat an diesem „Öl“, wenn sie ausziehen, dem Bräutigam entgegen, und sich seinem Festzug anschließen.

38. Was versinnbildlichen die Lampen der Jungfrauen, und inwiefern leuchten diese?

38 In dem Gleichnis benötigten die zehn Jungfrauen ihre Öllampen, um das, was sich in der Nacht abspielte, zu beleuchten. Was stellen diese Lampen in der heutigen Erfüllung des prophetischen Gleichnisses dar? Dasselbe wie die Öl„behälter“, denn in den antiken Lampen war das gleiche Brennöl wie in den Vorrats„behältern“. Die Lampen veranschaulichen die Glieder der Klasse, die das „Königreich der Himmel“ bildet. Doch das bedeutet nicht, daß die Glieder dieser Klasse eine große Menge Öl einnehmen, daß sie sich mit Öl übergießen und sich dann anzünden, um den Weg, auf dem der Festzug vorbeikommt, als „lebende Fackeln“ zu säumen, Märtyrern gleich, die sich zu Ehren des Bräutigams selbst opfern würden. Nein, sondern sie sind erfüllt von dem erleuchtenden Worte Gottes und von Gottes heiligem Geist, deshalb leuchten sie in geistigem Sinne zu Ehren des ruhmreichen himmlischen Bräutigams. Sie selbst sind zufolge ihrer christlichen Eigenschaften „Lichtspender in der Welt“. Durch das Leben, das sie unter dem Einfluß des Wortes und Geistes Gottes führen, leuchten sie zur Verherrlichung Gottes.

39. (a) Warum wußten die „Jungfrauen“ nicht, wie lange sie auf den Bräutigam warten müßten? (b) Was hielten die verständigen Jungfrauen daher für ratsam?

39 Da es nicht feststand, zu welcher Stunde der Nacht der Bräutigam das Haus verlassen würde, wo ihm seine Braut gegeben wurde und von dem er sich anschließend in einem Festzug zurück in sein eigenes Haus begeben würde, um dort in ehelicher Gemeinschaft mit seiner Braut zu leben, wußten die Jungfrauen in dem Gleichnis nicht genau, wie lange sie auf das Erscheinen des Bräutigams warten müßten. Sie wußten also nicht, wie lange ihre Lampen brennen sollten. Daher war es ratsam, sowohl die Lampen mit Öl zu füllen als auch zusätzliches Öl in einem Behälter mitzunehmen. Die „verständigen“ oder klugen Jungfrauen erkannten das und nahmen samt ihren brennenden Lampen „Öl in ihren Behältern mit“. Die „törichten“ oder unverständigen, unklugen Jungfrauen taten das nicht, und wie töricht das war, zeigte sich dann später.

40. (a) Wie nehmen in der Erfüllung des prophetischen Gleichnisses diejenigen, die zur Klasse der „verständigen“ Jungfrauen gehören, Öl in ihren Behältern mit? (b) Wieso hilft ihnen das zu beweisen, daß sie an dem Eheversprechen, das sie ihrem Bräutigam gegeben haben, treu festhalten?

40 In der Erfüllung des prophetischen Gleichnisses nehmen die Personen, die durch die fünf „verständigen“ Jungfrauen dargestellt werden, sozusagen zusätzliches Öl in ihren Behältern mit, indem sie sich intensiv mit dem Worte Gottes befassen, indem sie Sinn und Herz damit füllen; das geschieht durch persönliches Studium, durch den Besuch christlicher Zusammenkünfte, wo das Wort Gottes gelehrt und besprochen wird, und indem sie mit anderen über das Wort Gottes sprechen und es dabei benutzen. Sie bitten um Gottes Geist und sind bestrebt, „fortwährend mit Geist erfüllt“ zu sein. (Epheser 5:18) Sollte in Zukunft eine Notlage eintreten, so wären sie imstande, da sie mit dem geistigen „Öl“ erfüllt sind, die zum Ausharren erforderliche Kraft stets zu erneuern und weiterhin als „Licht der Welt“ zu leuchten, zum Beweis dafür, daß sie an dem Eheversprechen, das sie ihrem himmlischen Bräutigam gegeben haben, treu festhalten.

„WÄHREND DER BRÄUTIGAM NOCH AUSBLIEB“

41. (a) Wann wurden die ersten Heiden Glieder der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse, die auszog, dem Bräutigam entgegen? (b) Ist das, was im Jahre 70 u. Z. den Juden widerfuhr, ein Zeichen dafür, daß die „Jungfrauen“ damals mit dem Bräutigam zusammentrafen?

41 Im Herbst des Jahres 36 u. Z. erhielten die Heiden oder unbeschnittenen Nichtjuden Gelegenheit, sich zum Christentum zu bekehren, zu der „Form der Anbetung“, die vom Standpunkt Gottes aus „rein und unbefleckt ist“. Die Heiden, die gläubig wurden, empfingen den heiligen Geist Gottes und die Gaben dieses Geistes wie die jüdischen Gläubigen zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. (Apostelgeschichte 10:1 bis 11:18; 15:7-19) So wurden auch sie Glieder der als „keusche Jungfrau“ bezeichneten Klasse, die Christus „zur Ehe versprochen“ ist. (2. Korinther 11:2) Von da an waren auch sie an der Verwirklichung des Gleichnisses von den „zehn Jungfrauen“ beteiligt und nahmen, wie es im Gleichnis heißt, ‘ihre Lampen und zogen aus, dem Bräutigam entgegen’. Im Jahre 70 u. Z. zerstörte das römische Heer die Stadt Jerusalem und ihren prachtvollen Tempel, aber obwohl diese entsetzliche Zerstörung den Vollzug des Urteils, das Gott über die ungläubigen, christusfeindlichen Juden gefällt hatte, darstellte, traf die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse nicht mit dem himmlischen Bräutigam zusammen, dem sie entgegengezogen war, um ihn willkommen zu heißen. — Lukas 21:20-24; Matthäus 24:15-22; Markus 13:14-20.

42, 43. (a) Was wurde gegen Ende des ersten Jahrhunderts durch die Offenbarung enthüllt, wodurch die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse ermuntert und in ihrer Hoffnung gestärkt worden sein muß? Doch mit welchen Worten schloß jene Offenbarung? (b) Wessen Anwesenheit erwähnte Johannes bereits in seinem ersten Brief, den er danach schrieb?

42 Etliche Jahre waren ins Land gegangen, als der Apostel Johannes — gegen Ende des ersten Jahrhunderts oder um das Jahr 96 u. Z. — die außergewöhnliche Offenbarung erhielt, in der einiges über den himmlischen Bräutigam, Jesus Christus, und seine „Braut“, dargestellt durch das Neue Jerusalem, enthüllt wurde. (Offenbarung 21:1 bis 22:17) Das muß für die als „keusche Jungfrau“ bezeichnete Klasse, die immer noch hoffte, dem zurückkehrenden Bräutigam zu begegnen, unsäglich ermunternd gewesen sein. Doch der himmlische Bräutigam schloß jene Offenbarung mit den Worten: „Es spricht der, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt: ,Ja, ich komme eilends.‘ “ Darauf antwortete der betagte Apostel Johannes: „Amen! Komm, Herr Jesus“, und abschließend fügte Johannes hinzu: „Die unverdiente Güte des Herrn Jesus Christus sei mit den Heiligen.“ (Offenbarung 22:20, 21) Wahrscheinlich zwei Jahre danach, um das Jahr 98 u. Z., schrieb der Apostel Johannes den ersten seiner drei Briefe, und darin führte er aus:

43 „Kinder, es ist die letzte Stunde, und so, wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun auch viele zu Antichristen geworden; aus dieser Tatsache erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist.“ „Wir wissen, daß jeder, der aus Gott geboren worden ist, nicht Sünde treibt, sondern der aus Gott Geborene wacht über ihm, und der Böse bemächtigt sich seiner nicht. Wir wissen, daß wir von Gott stammen, aber die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist.“ — 1. Johannes 2:18; 5:18, 19.

44. (a) Wem öffnete sich danach durch den Tod des Johannes die Tür? (b) Wie stark müssen die Lampen der durch die „zehn Jungfrauen“ dargestellten Klasse damals noch gebrannt haben, und hatte sie noch die Hoffnung, mit dem Bräutigam zusammenzutreffen?

44 Kurz nachdem der betagte Apostel seine drei Briefe und die Lebensgeschichte Jesu, bekannt als Johannesevangelium, geschrieben hatte, muß er, zweifellos der letzte der „zwölf Apostel des Lammes“, gestorben sein. Der Tod des Johannes muß daher bewirkt haben, daß sich die Tür allmählich öffnete und der Antichrist, vor dem Johannes gewarnt hatte, hereinkam, nicht Christus, der Bräutigam. (2. Thessalonicher 2:7, 8) Zu jener Zeit war das „Licht der Welt“ beinahe erloschen. Die symbolischen „Lampen“ der durch die „zehn Jungfrauen“ dargestellten Klasse brannten nur noch ganz schwach. Die Zahl der treuen „Jungfrauen“ muß ganz gering gewesen sein. Die Personen, die vorgaben, Christen zu sein, müssen kein Verlangen mehr nach der Rückkehr des Herrn Jesus gehabt haben, sondern ihre Aufmerksamkeit anderen Interessen, weltlichen, materiellen Interessen, zugewandt haben. Eine lange Zeit war vergangen, und er war noch nicht zurückgekehrt.

45. Wie erfüllten sich besonders zur Zeit Konstantins die Worte: „Während der Bräutigam noch ausblieb, nickten sie alle ein und begannen zu schlafen.“?

45 Das war in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen wie folgt vorausgesagt worden: „Während der Bräutigam noch ausblieb, nickten sie alle ein und begannen zu schlafen.“ (Matthäus 25:5) So wurden die Glieder der religiösen Gruppe, die vorgab, die Christenversammlung zu sein, es müde, auf das Kommen des Bräutigams zu warten. Ja, nachdem Konstantin der Große sich „bekehrt“ und das damalige sogenannte Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches erhoben hatte, sah man keine Notwendigkeit mehr für die Rückkehr Christi. Jetzt, da das Christentum Staatsreligion war, verbanden sich viele Bischöfe der Kirche mit dem römischen Staat und begannen geistliche Gewalt auszuüben. Die wahren Apostel Jesu Christi schliefen zu jener Zeit im Tode; doch diese angeblich christlichen Bischöfe begannen nun, sowohl in bezug auf ihre Christenpflichten zu schlafen als auch in bezug auf die Notwendigkeit, dafür zu sorgen, daß die Christenversammlung rein blieb, frei von den Philosophien und Überlieferungen der Menschen, ja daß sie sich von der Welt absolut rein und fleckenlos erhielt und eine Anbetung pflegte, die vom Standpunkt Gottes aus rein und unbefleckt war.

46. (a) Inwiefern entspricht der Schlaf der Klasse, die durch die „zehn Jungfrauen“ dargestellt wurde, dem, was Jesus in dem Gleichnis vom Weizen und Unkraut vorhersagte? (b) Wie lange sollte dieser geistige Schlaf andauern, und zu welcher Zeit sollten die durch die letzten Einzelheiten dieses Gleichnisses veranschaulichten Ereignisse eintreten?

46 Diese Situation auf religiösem Gebiet scheint der Situation zu entsprechen, die Jesus in dem Gleichnis vom Unkraut und Weizen wie folgt schilderte: „Das Königreich der Himmel ist einem Menschen gleich geworden, der vortrefflichen Samen auf sein Feld säte. Während die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut hinzu, mitten unter den Weizen, und ging davon.“ (Matthäus 13:24, 25) Erst nach einer langen Wachstumszeit sollte geerntet werden und die Zeit kommen, da der im Gleichnis erwähnte „Mensch“ zur Ernte kommen und befehlen würde, das Unkraut zusammenzulesen und den guten „Weizen“ in sein Vorratshaus einzusammeln. Es ist interessant, daß Jesus, als er dieses Gleichnis erklärte, den gleichen Ausdruck gebrauchte wie seine Apostel, als sie ihm die Frage stellten, die in Matthäus 24:3 zu lesen ist. Jesus sagte: „Die Ernte ist ein Abschluß eines Systems der Dinge.“ (Matthäus 13:39) Bis zum Abschluß des weltweiten Systems der Dinge sollte noch viel Zeit vergehen, und der in dem Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ vorausgesagte Schlaf erwies sich als ein sehr langer Schlaf. Die durch die letzten Einzelheiten des Gleichnisses von den Jungfrauen veranschaulichten Ereignisse sollten, wenn sie eintreten würden, zu dem „Zeichen“ dafür gehören, daß wir in der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ leben.

[Fußnoten]

^ The Sacred Writings of the Apostles and Evangelists of Jesus Christ Commonly called the New Testament von Campbell, Macknight und Doddridge, 1828 u. Z.

^ L. Reinhardt gibt dieses Wort in seinem Neuen Testament siebzehnmal mit „Parusie“ wieder, dreimal mit „Ankunft“, einmal mit „Gegenwart“, einmal mit „komme“, einmal mit „Anwesenheit“ und einmal mit „Auftreten“.

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