Die Habe des Königs vermehren
12. Kapitel
Die Habe des Königs vermehren
1. (a) Welche Frage erhebt sich in bezug auf die Miterben des Königreiches Gottes, die sich noch unter uns befinden? (b) Wofür sind die Dinge, die wir in Verbindung mit ihnen beobachten, ein Beweis?
DA ALLE Anzeichen darauf hinweisen, daß sich die Tausendjahrherrschaft des Königreiches Gottes genaht hat, erhebt sich die Frage: Was sollte von den Personen erwartet werden, die zusammen mit Gottes König des Tausendjahrreiches die himmlische Regierung bilden werden? Während sie unter uns sind, dürfen wir erwarten, beobachten zu können, daß von ihnen Rechenschaft verlangt wird und daß geprüft wird, wie sie mit der Habe des himmlischen Königs, mit dem sie gemäß ihrer Berufung regieren werden, umgehen. Wie vertreten sie die irdischen Belange dieses himmlischen Königs? Wenn wir beobachten, daß die Miterben dieses Königreiches unter uns zur Rechenschaft gezogen und geprüft werden, ist das ein überzeugender Beweis dafür, daß Gottes messianischer König regiert. Er ist auf seinem königlichen Thron gegenwärtig.
2, 3. (a) In welchem Gleichnis Jesu wird die heute zu beobachtende Entwicklung veranschaulicht, und welche Frage seiner Apostel beantwortete er damit? (b) Wie beginnt dieses Gleichnis?
2 Diese interessante Entwicklung im Laufe unseres zwanzigsten Jahrhunderts, die vor den Augen der Menschen stattgefunden hat, wird in einem Gleichnis veranschaulicht, das Jesus der einzigartigen Prophezeiung beigefügt hat, die er äußerte, als er am 11. Nisan (Frühlingsmonat) des Jahres 33 u. Z. auf dem Ölberg saß, der Jerusalem überragt. Er beantwortete ausführlich die folgende Frage seiner Apostel: „Wann werden diese Dinge sein, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart [griechisch: parousia] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ (Matthäus 24:3) Nachdem er seinen Aposteln das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“ erzählt und ihnen gesagt hatte, was er sie dadurch lehren wollte, erzählte er ihnen ein weiteres Gleichnis; wenn alle darin geschilderten Ereignisse einträten, würde das bedeuten, daß die Zeit seiner unsichtbaren Parusie begonnen habe. Dieses Gleichnis wird gewöhnlich das „Gleichnis von den Talenten“ genannt. Es beginnt wie folgt:
3 „Denn es ist so, wie wenn ein Mensch, der im Begriff stand, außer Landes zu reisen, seine eigenen Sklaven zu sich rief und ihnen seine Habe übergab. Und dem einen gab er fünf Talente, einem anderen zwei, noch einem anderen eines, einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit, und er ging außer Landes.“ — Matthäus 25:14, 15.
4. (a) Was ist gemäß dem Kontext gemeint, wenn gesagt wird, es sei „so, wie wenn“ ein reicher Mann sein Vermögen seinen Sklaven übergibt, bevor er ins Ausland reist? (b) Wen stellt dieser „Mann“ dar, und warum?
4 Doch was ist gemeint, wenn gesagt wird, es sei „so, wie wenn“ ein reicher Mann sein Vermögen seinen Sklaven übergibt, bevor er ins Ausland reist? Nun, damit sind die mit dem Königreich verbundenen Umstände gemeint, von denen Jesus Christus gerade gesprochen hat. Das zeigt das Gleichnis von den „zehn Jungfrauen“, das er vorher erzählt und mit den Worten eingeleitet hat: „Dann wird das Königreich der Himmel zehn Jungfrauen gleich werden, die ihre Lampen nahmen und auszogen, dem Bräutigam entgegen.“ (Matthäus 25:1) Das geht auch aus dem Gleichnis hervor, das Jesus nach dem Gleichnis von den „Talenten“ vorträgt. (Matthäus 25:31-34) In dem Gleichnis, das wir jetzt behandeln, meint der Herr Jesus Christus mit dem reichen Mann, der ins Ausland verreist, natürlich sich selbst. Er war ja nach dem „Zeichen“ seiner Gegenwart gefragt worden.
5. In welchem Gleichnis, das Jesus früher erzählt hatte, finden wir auch einige Merkmale des Gleichnisses von den „Talenten“? Welchem unterschiedlichen Zweck dienten die beiden Gleichnisse jedoch?
5 Verschiedene Merkmale des Gleichnisses von den „Talenten“ sind auch in einem Gleichnis zu finden, das Jesus früher erzählt hatte und das gewöhnlich das „Gleichnis von den Pfunden“ (oder Minen) genannt wird. Interessanterweise sollte die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „Talenten“, die in unsere Tage fällt, beweisen, daß die Zeit der Gegenwart oder Parusie des Königs und Herrn Jesus Christus da ist. Das Gleichnis von den „Pfunden“ oder Minen dagegen erzählte der Herr Jesus, um seinen Zuhörern vor Augen zu führen, daß damals das messianische Königreich noch in weiter Ferne lag. Der Bericht, der das Gleichnis von den Minen einleitet, lautet daher: „Während sie diesen Dingen lauschten, redete er außerdem in einem Gleichnis.“ Warum? „Weil er nahe bei Jerusalem war und sie meinten, das Königreich Gottes werde sich augenblicklich zeigen. Daher sprach er: ,Ein gewisser Mensch von vornehmer Geburt reiste in ein fernes Land, um Königsmacht für sich zu erlangen und zurückzukehren. Er rief zehn seiner Sklaven und gab ihnen zehn Minen und sprach zu ihnen: „Macht Geschäfte damit, bis ich komme.“ ‘ “ (Lukas 19:11-13) Hier ging es um eine lange Reise in ein fernes Land und um die Rückkehr von dieser Reise; das würde bedeuten, daß eine lange Zeit verstreichen würde, ehe der vornehme Mann, ausgestattet mit Königsmacht, zurückkehren würde.
6. (a) Was war, zwei Tage bevor Jesus das Gleichnis von den „Talenten“ erzählte, geschehen, und was hatte sich damals nicht gezeigt? (b) Welche Frage erhebt sich daher nun?
6 Auch als Jesus das Gleichnis von den „Talenten“ erzählte, war das messianische Königreich Gottes noch in weiter Ferne; es war nicht im Begriff, alsbald in Erscheinung zu treten. Zwei Tage davor, am Sonntag, dem 9. Nisan 33 u. Z., war Jesus auf dem Füllen einer Eselin im Triumph in Jerusalem eingeritten, und die jubelnde Volksmenge hatte ausgerufen: „Gesegnet ist, der im Namen Jehovas kommt! Gesegnet ist das kommende Königreich unseres Vaters David! Rette, bitte, in den Höhen droben!“ Und doch hatte sich das Königreich damals nicht gezeigt. (Markus 11:9, 10) Zeigt sich das Königreich in unserer Zeit? Das ist für uns jetzt die wichtige Frage! Seitdem Jesus als Mensch auf der Erde war, ist eine lange Zeit verflossen.
7, 8. (a) Wie ermitteln wir, wann sich das prophetische Gleichnis von den „Talenten“ zu erfüllen begann? (b) Wie wird dies durch Apostelgeschichte 1:2-5 bestätigt?
7 Die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „Talenten“, das auf die Parusie oder Gegenwart Jesu hindeutet, begann vor neunzehnhundert Jahren, zur Zeit der Apostel. Der gewisse „Mensch“ in dem Gleichnis, Jesus Christus selbst, war bis zum Tag seiner Himmelfahrt — zehn Tage bevor man in Jerusalem das Pfingstfest feierte — bei ihnen persönlich anwesend. Das Gleichnis beginnt mit den Worten, daß ein Mensch „im Begriff stand, außer Landes zu reisen“, und seine Sklaven zu sich rief und ihnen seine Habe übergab. Der auferstandene Jesus unternahm seine Reise „außer Landes“ oder „in ein fernes Land“ erst an dem Tag, an dem er in den Himmel auffuhr und den Blicken seiner Jünger entschwand. Somit mußte er vor jenem Geschehnis „seine eigenen Sklaven“, die Jünger, die ihm damals treu anhingen, zu sich gerufen und ihnen seine Habe übergeben haben. Deshalb müssen sich die am Anfang des Gleichnisses geschilderten Ereignisse in der Zeit zwischen seiner Auferstehung und seiner Auffahrt in die Gegenwart seines himmlischen Vaters abgespielt haben. Im Einklang damit lesen wir in Apostelgeschichte 1:2-5:
8 „Bis zu dem Tag, da er hinaufgenommen wurde, [hatte Jesus mit seinen Jüngern Geschäftliches zu besprechen. Er wurde hinaufgenommen,] nachdem er durch heiligen Geist den von ihm ausgewählten Aposteln Auftrag gegeben hatte. Diesen zeigte er sich auch, nachdem er gelitten hatte, durch viele sichere Beweise als lebend, indem er vierzig Tage hindurch von ihnen gesehen wurde und von den Dingen über das Königreich Gottes redete. Und während er mit ihnen zusammenkam, gab er ihnen die Weisung: ,Entfernt euch nicht von Jerusalem, sondern wartet weiterhin auf das, was der Vater verheißen hat, worüber ihr von mir hörtet; denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet nicht viele Tage nach diesem in heiligem Geist getauft werden.‘ “
9. (a) Was deutet in dem Gleichnis von den „Talenten“ auf den Zweck der Auslandsreise des Mannes hin? (b) Zu welchem Zweck reiste der in dem ähnlichen Gleichnis von den Minen erwähnte Mann in ein fernes Land, und wie bestätigte Jesus dies beim Abendmahl?
9 Das Land, in das der in dem Gleichnis erwähnte „Mensch“, der „außer Landes“ ging, reiste, war der Himmel selbst, wo der himmlische Vater des Herrn Jesus Christus wohnt. In Lukas 19:12 wird es mit Recht als ein „fernes Land“ bezeichnet. In dem Gleichnis von den „Talenten“ sagt Jesus nicht, warum der „Mensch“ außer Landes reiste. Er deutet aber an, daß er das tat, um eine besondere „Freude“ zu erlangen und seine „Habe“ um „vieles“ zu vermehren. Als dieser Mann den Zweck seiner Auslandsreise erreicht hatte, ging er als Herr der „Sklaven“, die er zurückgelassen hatte, in seine „Freude“ ein. In dem analogen oder ähnlichen Gleichnis von den Minen wird angedeutet, daß er ins Ausland reiste, um „Königsmacht für sich zu erlangen und zurückzukehren“. Der Besitz des Königreiches war daher seine „Freude“. Jesus deutete an, daß er deswegen in den Himmel ging, als er zu seinen treuen Aposteln sagte, nachdem er ihnen gezeigt hatte, wie sie alljährlich das Abendmahl feiern sollten: „Ich mache einen Bund mit euch, so, wie mein Vater einen Bund mit mir gemacht hat, für ein Königreich, damit ihr an meinem Tisch in meinem Königreich eßt und trinkt und auf Thronen sitzt, um die zwölf Stämme Israels zu richten.“ — Lukas 22:29, 30.
10. Wen stellen die in dem Gleichnis erwähnten „eigenen Sklaven“ dar, und was beweist, daß sie diese Bezeichnung selbst angenommen hatten?
10 Die in dem Gleichnis erwähnten „eigenen Sklaven“ waren die getauften Jünger Jesu Christi, die die Aussicht hatten, im „Königreich der Himmel“ auf einem Thron zu sitzen. Die Apostel schämten sich nicht, zu bekennen, „Sklaven“ des Herrn Jesus zu sein. Der zweite Brief des Petrus beginnt zum Beispiel mit den Worten: „Simon Petrus, ein Sklave und Apostel Jesu Christi.“ (2. Petrus 1:1) Der Apostel Johannes leitet das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, mit dem Hinweis ein: „Er [Jesus Christus] sandte seinen Engel aus und legte sie durch ihn in Zeichen seinem Sklaven Johannes dar.“ (Offenbarung 1:1) Der Jünger Judas beginnt seinen Brief wie folgt: „Judas, ein Sklave Jesu Christi, aber ein Bruder des Jakobus.“ (Judas 1) Der Jünger Jakobus beginnt seinen Brief mit den Worten: „Jakobus, ein Sklave Gottes und des Herrn Jesus Christus, an die zwölf Stämme, die überall zerstreut sind.“ (Jakobus 1:1) Der Apostel Paulus leitet seinen Brief an die Philipper folgendermaßen ein: „Paulus und Timotheus, Sklaven Christi Jesu, an alle Heiligen in Gemeinschaft mit Christus Jesus, die in Philippi sind.“ — Philipper 1:1.
DIE ÜBERGABE „SEINER HABE“
11. Worin bestand die „Habe“, die Jesus als der in dem Gleichnis erwähnte „Mensch“ seinen „Sklaven“ hinterließ, nicht?
11 Mit den „Sklaven“, die der scheidende Jesus Christus zu sich rief, ehe er die Erde verließ, und denen er „seine Habe“ übergab, waren die Jünger gemeint, die die Aussicht hatten, das himmlische Königreich zu ererben. (Matthäus 25:14) Worum handelte es sich bei dieser Habe? Er hinterließ seinen Jüngern keine materiellen Güter wie Häuser, Land, Kleider oder ein Bankkonto. Er hinterließ Maria, seine alternde Mutter, und seine Halbbrüder und Halbschwestern, als er auf Golgotha am Marterpfahl starb; und diese erbten nach dem Gesetz Mose irgendwelche materiellen Güter, die er hinterließ. Und während der dreieinhalb Jahre, in denen er Gottes Königreich predigte und lehrte, trachtete er nicht danach, „Schätze auf der Erde“ aufzuhäufen, sondern suchte zuerst das Königreich seines himmlischen Vaters. (Matthäus 6:19, 20, 33; 12:46, 47; 24:3-47; Apostelgeschichte 1:14) Was hinterließ er also, das er seinen „Sklaven“ übergeben konnte?
12, 13. (a) Was hinterließ Jesus Christus denn als „Habe“? (b) Wie bestätigte Jesus diese Auffassung durch das, was er zu seinen Aposteln am Jakobsbrunnen in Samaria sagte?
12 Es war eine Grundlage für weitere christliche Tätigkeit, ein bearbeitetes Feld, wo die gute Botschaft von Gottes messianischem Königreich weiterhin gepredigt werden konnte und wo erfolgreich Jünger Christi gemacht werden konnten. Es war ein gebahnter Weg für seine Jünger oder seine „Sklaven“. Schon im Jahre 30 u. Z. sagte Jesus, als ihn sein Weg durch das Land Samaria führte und nachdem er einer Samariterin am „Jakobsbrunnen“ bei Sychar gepredigt hatte, zu seinen Aposteln:
13 „Seht! Ich sage euch: Hebt eure Augen auf und schaut die Felder an, daß sie weiß sind zur Ernte. Schon empfängt der Schnitter Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, so daß sich der Sämann und der Schnitter zusammen freuen können. Hierin bewahrheitet sich in der Tat der Spruch: Einer sät aus, und ein anderer erntet. Ich habe euch ausgesandt, das zu ernten, wofür ihr keine mühevolle Arbeit geleistet habt. Andere haben hart gearbeitet, und ihr habt den Nutzen ihrer mühevollen Arbeit erlangt.“ — Johannes 4:35-38.
14. (a) Welcher Unterschied bestand zwischen der öffentlichen Tätigkeit Johannes’ des Täufers und der Jesu Christi? (b) Wo und wie hatte Jesus gewirkt, so daß er ein bebautes Feld hinterlassen konnte, das fruchtbar sein würde?
14 Etwa sechs Monate lang hatte Johannes der Täufer als Wegbereiter Jesu gewirkt und verkündigt: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ Und nachdem Johannes im Jahre 30 u. Z. eingesperrt worden war, begann Jesus, die gleiche Botschaft zu verkündigen. In den darauffolgenden drei Jahren benutzte Jesus jede Gelegenheit, um diese Botschaft zu predigen und das Volk zu lehren. Johannes der Täufer konnte somit nur ganz kurze Zeit in Freiheit öffentlich tätig sein, nur etwa ein Jahr lang; die öffentliche und private Tätigkeit Jesu war indessen dreimal so lang. Von beiden Männern kann gesagt werden, sie hätten ausgesät; Jesus machte da weiter, wo Johannes aufgehört hatte. Jesus begann, Jünger einzusammeln, aber er hätte auf seinem Feld, auf dem er tätig war, noch viel mehr einsammeln können. (Matthäus 4:12-23; 3:1-7) Jesus hatte außerdem während seiner öffentlichen Tätigkeit sowie durch seinen gewaltsamen Tod und seine Auferstehung die biblischen Prophezeiungen über den verheißenen Messias erfüllt, und das war allgemein bekannt. Das blieb nicht ohne Wirkung auf das jüdische Volk, das in dem Gebiet lebte, in dem Jesus Christus zu jener Zeit der umstrittenste Mann der Öffentlichkeit war. Die Folge war ein bebautes Feld, das Jünger Christi hervorbringen würde.
15. (a) Welches wertvolle Gut, das günstige Möglichkeiten bot, hinterließ Jesus Christus also seinen Jüngern? (b) Wie viele waren es anfänglich, denen er diese „Habe“ hinterließ?
15 Jesus bestellte somit das Menschen„feld“, auf dem er tätig war, so, daß günstige Bedingungen oder Voraussetzungen für das Hervorbringen von Jüngern vorhanden waren, er bereitete es so vor, daß für das künftige Werk seiner Jünger gute Wachstums- oder Erfolgsmöglichkeiten bestanden. Das vorbereitete Feld, das solche Möglichkeiten für das Hervorbringen und Einsammeln von Jüngern Christi bot, bildete die „Habe“ des auferstandenen Herrn Jesus Christus. Diese „Habe“ übergab er seinen Jüngern, seinen Sklaven. Nach seiner Auferstehung war er „mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal“ erschienen, aber am Tag des Pfingstfestes waren dann nur etwa hundertzwanzig Jünger in dem Obersaal in Jerusalem versammelt, die als erste den heiligen Geist, der aus dem Himmel auf sie herabgegossen wurde, empfingen. (1. Korinther 15:6; Matthäus 28:16-18; Apostelgeschichte 1:13-15) Somit müssen es mindestens über hundert „Sklaven“ Christi gewesen sein, denen er seine „Habe“ übergab, ehe er außer Landes reiste, indem er zu seinem himmlischen Vater auffuhr.
16. Welchen Geldwert hatte die „Habe“ des in dem Gleichnis erwähnten Mannes, und wie verteilte er diese „Habe“ unter seine „Sklaven“?
16 Wie verteilte er seine „Habe“, und wovon ließ er sich dabei leiten? Wir lesen: „Und dem einen gab er fünf Talente, einem anderen zwei, noch einem anderen eines, einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit, und er ging außer Landes.“ (Matthäus 25:15) Seine „Habe“ bestand somit aus acht (8) Silbertalenten, die er unter seine Sklaven verteilte. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung war das ein großes Vermögen, denn jedes Silbertalent entsprach sechzig (60) Minen, was etwa 850 amerikanischen Dollar entsprechen würde. Der Sklave, dem ein Silbertalent anvertraut wurde, erhielt diese Menge Geld, um damit zu handeln; der Sklave, dem zwei Talente anvertraut wurden, erhielt das Doppelte jener Summe; der Sklave, dem fünf Talente anvertraut wurden, erhielt das Fünffache jener Summe. Jeder Sklave erhielt die Menge Geld, die „seiner eigenen Fähigkeit“ entsprach, mit einer solchen Summe umzugehen und Geschäfte damit zu machen. Der reiche Mann kannte seine Sklaven und ihre Fähigkeiten.
17. (a) Was für Fähigkeiten hatten die in dem Gleichnis erwähnten Sklaven, und was ist in dieser Hinsicht über die Erfüllung dieses prophetischen Gleichnisses zu sagen? (b) Welcher Sklave erhielt in dem Gleichnis die größte Verantwortung, und wer wird durch ihn veranschaulicht?
17 Bei der in dem Gleichnis von den „Talenten“ erwähnten „Fähigkeit“ handelte es sich um die natürlichen Fähigkeiten der Sklaven, die diese herangebildet oder entwickelt hatten. In der Erfüllung dieses prophetischen Gleichnisses handelt es sich dabei nicht um körperliche oder geistige Fähigkeiten — obwohl diese wertvoll und nützlich sein können —, sondern um die Möglichkeiten, die ein Sklave Christi, der die Aussicht hat, das himmlische Königreich zu ererben, in religiöser Hinsicht hat. Die Hingabe, die Dienstbereitschaft und der Eifer des Sklaven Christi begünstigen seine Möglichkeiten, mit dem ihm übergebenen geistigen Reichtum zu handeln. Der Sklave, der entsprechend seiner Fähigkeit den Teil der Habe erhält, der durch die fünf Talente veranschaulicht wird, trägt natürlich die größte Verantwortung. Der Herr Jesus Christus übertrug seinen Sklaven, den Aposteln, die größte Verantwortung; sie mußten ein großes wegbereitendes Werk tun, auch sollten sie die sekundären Grundlagen der Christenversammlung bilden. — Offenbarung 21:14; Epheser 2:20-22.
18. (a) Was wurde dadurch dargestellt, daß es nur drei „Sklaven“ waren? (b) Wen veranschaulichen sie ebenfalls, obwohl in dem Gleichnis nur von Männern die Rede ist?
18 Der Herr Jesus Christus hat natürlich mehr als drei geistige „Sklaven“, mit denen er einen Bund für das himmlische Königreich gemacht hat. Die drei „Sklaven“ in dem Gleichnis veranschaulichen somit drei verschiedene Klassen derer, die die Hoffnung haben, das himmlische Königreich zu ererben. Zur Versammlung geistgezeugter Christen gehörten auch viele gläubige Frauen, das dürfen wir nicht vergessen. Am Tag des Pfingstfestes des Jahres 33 u. Z. zählte z. B. Maria, die Mutter Jesu, dazu; und wahrscheinlich waren Maria und Martha von Bethanien, einem Dorf bei Jerusalem, unter den in Apostelgeschichte 1:14 erwähnten „einigen Frauen“, die an jenem denkwürdigen Pfingsttag den heiligen Geist empfingen. (Johannes 11:1-45) Als in Jerusalem eine Verfolgung ausbrach, ging der Evangeliumsverkündiger Philippus nach dem nördlich davon gelegenen Samaria, wo er Samariterinnen fand, die gläubig wurden, denn wir lesen: „Als sie aber Philippus glaubten, der die gute Botschaft vom Königreich Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündete, ließen sie sich taufen, sowohl Männer als auch Frauen.“ — Apostelgeschichte 8:12.
19. (a) Was sollten die in dem Gleichnis erwähnten „Sklaven“ nach den Erwartungen des „Menschen“ mit seiner „Habe“ tun? (b) Was sollten nach den Erwartungen Jesu Christi seine Jünger, seine „Sklaven“, mit der „Habe“ tun, die er ihnen hinterlassen hatte?
19 In dem Gleichnis erwartete der Mann, der verreiste, daß seine Sklaven während seiner Abwesenheit mit diesen Talenten Geschäfte machen und so seine Habe vermehren würden. Er wollte, daß sie mit diesem Geld arbeiteten und es nicht brachliegen ließen. Auch der Herr Jesus Christus erwartete von seinen Jüngern, seinen „Sklaven“, denen er all seine Habe auf der Erde anvertraute, daß sie das vorbereitete, bebaute Feld, das er ihnen übergab, weiter bearbeiten würden, ja er gebot ihnen sogar, dies zu tun; sie sollten es nicht vernachlässigen, so daß es keinen Ertrag bringen würde. Sie sollten auch nicht nur das ursprüngliche Feld, sondern noch weitere Felder bearbeiten und so das ursprüngliche Feld vergrößern. Ja, der abwesende Herr Jesus Christus erwartete, daß sie seine Habe vermehrten, andernfalls würden sie wegen ihres Pflichtversäumnisses bestraft.
MIT DEN „TALENTEN“ GESCHÄFTE MACHEN
20. Was erwartete der „Mensch“ von seinen Sklaven hinsichtlich der ihnen anvertrauten Talente, und wieso lohnte es sich für die Sklaven, daß sie seine Erwartungen erfüllten?
20 Obwohl den Sklaven in dem Gleichnis nicht ausdrücklich gesagt wurde, sie sollten die Talente vermehren, war ihnen klar, daß das von ihnen erwartet wurde. Das geht aus dem Gleichnis hervor, denn wir lesen: „Sogleich ging der, der die fünf Talente empfangen hatte, hin und machte Geschäfte damit und gewann fünf weitere. Desgleichen gewann der, der die zwei empfangen hatte, zwei weitere.“ (Matthäus 25:16, 17) Diese beiden Sklaven brachten offensichtlich das Geld nicht auf die Bank, wo es Zinsen getragen hätte, weil die Bank damit gearbeitet hätte; sondern sie machten selbst Geschäfte, wobei sie sachkundig und scharfsinnig sowie klug vorgingen. Ihre persönlichen Anstrengungen machten sich bezahlt, denn jeder verdoppelte sein Geld. Jeder nutzte ‘seine eigene Fähigkeit’, erwies sich gegenüber seinem Gebieter als treu, war ihm ergeben und von dem Wunsch erfüllt, sein Wohlgefallen zu erlangen.
21, 22. Wie und in welchem Ausmaß sollte die „Habe“ Jesu Christi vermehrt werden? In welchen Gebieten?
21 Wie sollte sich nun das in dem prophetischen Gleichnis geschilderte Verdoppeln des Anteiles der „Habe“, die der Herr Jesus Christus den voraussichtlichen Erben des Königreiches übergeben hat, erfüllen? Der Herr Jesus Christus sagte, wie es geschehen sollte, und im Bibelbericht finden wir Beispiele dafür, wie es vor neunzehnhundert Jahren vor sich ging. Der Herr Jesus verkörperte sich einige Tage vor seiner Himmelfahrt und erschien seinen Jüngern an einem Ort auf einem Berg in der Provinz Galiläa, wohin er sie bestellt hatte. Dort sagte er zu ihnen: „Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben worden. Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe. Und siehe! ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschloß des Systems der Dinge.“ (Matthäus 28:16-20) Am Tag seiner Himmelfahrt erklärte er ihnen noch deutlicher, wie sie vorgehen sollten, um seine „Habe“ zu vermehren. Wir lesen darüber:
22 „Als sie nun zusammengekommen waren, gingen sie daran, ihn zu fragen: ,Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?‘ Er sprach zu ihnen: ,Es ist nicht eure Sache, über die Zeiten oder Zeitabschnitte Kenntnis zu erlangen, die der Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hat; aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis zum entferntesten Teil der Erde.‘ “ — Apostelgeschichte 1:6-8.
23. (a) Auf welche Gebiete hatte Jesus seine Predigt- und Lehrtätigkeit beschränkt, und was wurde dadurch bewirkt? (b) Wo fanden also die Jünger die „Habe“ Christi, mit der sie arbeiten sollten, bis wessen festgesetzte Zeit kommen würde?
23 Als Jesus auf der Erde wirkte, hatte er seine Tätigkeit als Prediger und Lehrer des Königreiches auf Jerusalem und die Provinzen Galiläa und Judäa (einschließlich Samarias) und auf Peräa am Ostufer des Jordan beschränkt. In diesen Gebieten hatte Jesus unter den Juden und Samaritern durch seine Tätigkeit günstige Bedingungen dafür geschaffen, daß weitere Jünger gemacht werden konnten. Die in diesen Gebieten herrschenden Bedingungen sollten die Jünger ausnutzen, um die Zahl der Jünger Christi zu vermehren; es war die „Habe“, die Jesus, ihr Herr, ihnen, den „Sklaven“, übergeben hatte. Somit sollten sie bis zu den ‘Zeiten oder Zeitabschnitten, die der himmlische Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hatte’, in diesen vorbereiteten Gebieten tätig sein. Das mußten sie tun, eingedenk der Tatsache, daß Christus „ein Diener derer wurde, die beschnitten sind, um so die Verheißungen, die Er ihren Vorvätern gab, zu bestätigen“. — Römer 15:8.
24. (a) Wie begannen die Jünger, nachdem sie den heiligen Geist empfangen hatten, unverzüglich, mit der „Habe“ ihres Herrn zu arbeiten, und welche Vermehrung erzielten sie? (b) Bei wem fanden die gläubigen Juden, die nach Pfingsten an ihren Wohnort zurückkehrten, ein ertragfähiges Feld vor?
24 In Übereinstimmung damit nutzten damals die Jünger oder „Sklaven“ das Besitztum, das der Herr Jesus vorbereitet und bebaut und das er ihnen als seine „Habe“ übergeben hatte; sie bewirtschafteten dieses geistige Besitztum, um eine Vermehrung der Jünger zu erzielen. Sie begannen damit in Jerusalem, und zwar sofort, noch an jenem Tag des Pfingstfestes des Jahres 33 u. Z. Das unmittelbare Ergebnis waren etwa dreitausend Getaufte, die aufgrund ihrer Taufe mit heiligem Geist die Aussicht erhielten, das Königreich Gottes zu ererben. Es waren alles Beschnittene, teils natürliche Juden, teils Proselyten, d. h. Personen, die zur jüdischen Religion übergetreten waren. Die Jünger arbeiteten aber mit der ihnen anvertrauten Habe des Herrn Jesus weiter; sie machten damit „Geschäfte“, gewannen Jünger Christi hinzu, so daß sich einige Zeit später deren Zahl in Jerusalem auf „etwa fünftausend“ belief. (Apostelgeschichte 4:4) Zweifellos fanden Hunderte der Juden und Proselyten, die, nachdem sie in Jerusalem das Pfingstfest gefeiert hatten, an ihren Wohnort in einem der verschiedenen Länder der Erde zurückkehrten, bei den Juden, unter denen sie wohnten, ein Feld vor, auf dem sie für das Christentum tätig sein konnten.
25. (a) Wie hatte Jesus — was die Juden und Proselyten betrifft, die jeweils die Feste in Jerusalem besuchten — mit einem Teil der „Habe“ bereits gearbeitet? (b) Wie führte die Verfolgung dazu, daß sich der christliche Glaube bis zu Judengemeinden außerhalb der jüdischen Provinzen ausbreitete?
25 Wahrscheinlich hatten viele dieser Juden und Proselyten, die an ihren Wohnort zurückkehrten, Jesus Christus bei früheren Besuchen in Jerusalem, wo sie stets an den Festen teilnahmen, gesehen und gehört. Somit hatte Jesus unter den Juden und Proselyten, die jeweils Jerusalem besuchten, durch seine Tätigkeit bereits günstige Bedingungen geschaffen, und die Apostel und die übrigen Jünger in Jerusalem nutzten das aus, indem sie mit diesem Teil der „Habe“ Jesu „Geschäfte machten“. (Johannes 12:20-29; Apostelgeschichte 2:5-11) So entstand in Rom (Italien), lange bevor der Apostel Paulus dahin kam, eine Versammlung, die viele Christen umfaßte. (Römer 1:1-7; 15:22-24) Auch die Verfolgung, die in Jerusalem gegen die Jünger Christi einsetzte, führte dazu, daß sich vielerorts unter den Juden außerhalb der jüdischen Provinzen der christliche Glaube ausbreitete. Wir lesen in Apostelgeschichte 11:19: „Deshalb zogen die, die durch die Drangsal zerstreut worden waren, welche wegen Stephanus entstand, bis hin nach Phönizien und Zypern und Antiochia, redeten das Wort jedoch zu niemand als nur zu den Juden.“
26. (a) Bis wann und bis zu welchem Ereignis wurde das Werk des Jüngermachens nur auf das jüdische Feld beschränkt? (b) Wie kam es durch die Tätigkeit in diesem neuerschlossenen Gebiet zu einer Vermehrung der geistigen „Talente“?
26 Bis zum Herbst des Jahres 36 u. Z. wurde die Vermehrung der „Habe“ des abwesenden Herrn Jesus Christus auf die Juden und die jüdischen Proselyten beschränkt. Dann kam die Zeit, da die Zahl der Jünger Christi in anderen Gebieten zunehmen sollte, wie Jesus geboten hatte, als er sagte: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie“ und: „Ihr werdet Zeugen von mir sein ... bis zum entferntesten Teil der Erde.“ (Matthäus 28:19, 20; Apostelgeschichte 1:8) Es war die von Gott bestimmte Zeit, in der die jüdischen Jünger mit den geistigen „Talenten“ oder der „Habe“, die Jesus ihnen anvertraut hatte, „Geschäfte machen“ und so weitere geistige „Talente“ hinzugewinnen sollten. Das begann mit einem Schritt, den die Klasse unternahm, der die fünf Talente anvertraut worden waren; es begann, als der Apostel Petrus nach Cäsarea, dem Sitz der römischen Regierung für Judäa, gesandt wurde, um Kornelius zu einem Jünger Jesu Christi zu machen. (Apostelgeschichte 10:1 bis 11:18) Dadurch wurde der ganze heidnische oder nichtjüdische Teil der Menschheit dem Werk des Jüngermachens erschlossen. Das war ein Gebiet, das Jesus Christus, als er auf der Erde war, von Jehova Gott nicht zugeteilt erhalten hatte, um darin zu säen und zu ernten oder um darin Jünger zu machen. — Matthäus 15:24.
27. Was setzte es von seiten der Jünger aus den Juden voraus, ein weltweites Gebiet zu erschließen und ertragfähig zu machen?
27 Das Gebiet war groß, auf dessen Bevölkerung Jesus Christus nicht eingewirkt und wo er seinen Jüngern den Weg nicht geöffnet hatte, indem er das Feld vorbereitet und bebaut hätte, so daß sie es leichter gehabt hätten, das Wachstum der Christenversammlung zu fördern. Doch die Jünger zogen Nutzen aus dem, was Jesus ursprünglich getan hatte, um ihnen ein bebautes Feld zu hinterlassen; es war ihnen von Vorteil und verlieh ihnen den nötigen Schwung, um als erfahrene, qualifizierte Arbeiter den Samen auszustreuen und für gute Wachstumsbedingungen zu sorgen und so weitere Felder, die Jünger Jesu, des Messias, hervorbrachten, dem ursprünglichen Feld hinzuzufügen. Das bedeutete, daß sie selbst bahnbrechend wirkten; es setzte Mut, aufrichtige Bemühungen, sorgfältige Betreuung und Beharrlichkeit voraus, wollten sie Verluste vermeiden. Sie bauten nicht mehr auf der Grundlage eines anderen Menschen, sondern sie verrichteten selbst in einem ganz neuen Gebiet alle vorbereitenden Arbeiten für das Jüngermachen. Das zeigte, daß sie ihrem Herrn gehorchten. — Römer 15:17-21.
28, 29. (a) Wie haben die späteren Jünger oder „Sklaven“ Christi, dem Beispiel der Jünger des ersten Jahrhunderts folgend, ein jeder nach seiner Fähigkeit ihr Bestes getan? (b) Was spielte beim Erzielen von Wachstum die größte Rolle?
28 Die Apostel und andere Jünger Jesu Christi, die im ersten Jahrhundert lebten, gaben ein Beispiel dafür, wie mit den sinnbildlichen „Talenten“, die ihnen übergeben worden waren, „Geschäfte gemacht“ werden sollten. Sie vermehrten die Zahl der Talente ihres Herrn um hundert Prozent. Die Klasse der „Sklaven“ Christi, der „fünf Talente“ von der „Habe“ des Herrn anvertraut worden waren, erhandelte fünf weitere Talente. Die Klasse der „Sklaven“ Christi, die für zwei Talente des Vermögens ihres Herrn verantwortlich gemacht wurde, erhandelte zwei weitere Talente. Jede der beiden Klassen erzielte einen hundertprozentigen Gewinn, jede leistete also das, was ihr möglich war; keine war besser als die andere. Jeder der Sklaven tat soviel, wie von ihm erwartet werden konnte. Jeder tat nach „seiner eigenen Fähigkeit“ sein Bestes. Doch der Gewinn, den sie alle mit der Habe ihres Herrn erzielten, war nicht nur der „Fähigkeit“ der einzelnen „Sklaven“ zuzuschreiben. Es war noch ein anderer Faktor mit im Spiel, und das war sogar der wesentlichste von allen. Der Apostel Paulus erwähnte diesen Faktor, als er seinen eigenen Dienst mit dem Dienst des redegewandten Jüngers Apollos verglich, indem er folgendes schrieb:
29 „Was ist denn Apollos? Ja, was ist Paulus? Diener, durch die ihr gläubig geworden seid, so, wie der Herr es einem jeden gewährt hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat es fortwährend wachsen lassen, so daß weder der Pflanzende etwas ist noch der Begießende, sondern Gott, der es wachsen läßt. Der Pflanzende nun und der Begießende sind eins, doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen mühevollen Arbeit empfangen. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter. Ihr seid Gottes Feld zur Bebauung, Gottes Bau.“ — 1. Korinther 3:5-9.
30. (a) Wem ist somit das Wachstum in erster Linie zuzuschreiben? (b) Welchen Beweis für ein Wachstum gab es im ersten Jahrhundert in dem Gebiet, das die Jünger bearbeiteten?
30 Somit ist das Wachstum Gott zuzuschreiben, und die „Sklaven“ Christi sind lediglich Werkzeuge, die er gern dazu gebraucht, dieses Wachstum zu bewirken. Er hilft den „Sklaven“, ihre Aufgaben zu erfüllen. Er rüstet die „Sklaven“ mit allem aus, was sie benötigen, um das Werk, Jünger aus Menschen aller Nationen zu machen, erfolgreich durchzuführen. So wurde das vorbereitete, bebaute Gebiet, in dem viele Jünger zu gewinnen waren, das der scheidende Sohn Gottes seinen treuen Jüngern zurückließ, vergrößert, denn überall auf der Erde wurden weitere solche Gebiete geschaffen, weil die „Sklaven“ Christi seinen Geboten gehorchten und sein Beispiel nachahmten. Welchen Beweis gab es dafür im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung? Außerhalb von Jerusalem und von Judäa, Galiläa und Samaria entstanden Versammlungen, bestehend aus Jüngern, die Erben des Königreiches der Himmel waren. In Asien, Afrika, Europa und auf den Inseln des Mittelmeeres wurden Versammlungen gegründet.
31. Was ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel über Petrus zu sagen, wenn man bedenkt, von wo aus er seinen ersten Brief geschrieben hat?
31 Ein Beispiel ist die Tätigkeit des Apostels Petrus. Er war einer der vier Apostel, die, nachdem sie gehört hatten, was Jesus über die Zerstörung des prachtvollen Tempels in Jerusalem vorausgesagt hatte, ihm die Frage gestellt hatten: „Wann werden diese Dinge geschehen, und was wird das Zeichen sein, wann alle diese Dinge zu einem Abschluß kommen sollen?“ (Markus 13:1-4) Etwa dreißig Jahre später, um das Jahr 62 bis 64 u. Z., oder mehrere Jahre ehe „diese Dinge“ — die Belagerung Jerusalems und dann die Zerstörung der Stadt samt ihrem Tempel — geschahen, war der Apostel Petrus außerhalb des Römischen Reiches als Missionar tätig. Der erste Brief, den er an Mitchristen im Römischen Reich richtete, wurde in der am Euphrat gelegenen Stadt Babylon, in Mesopotamien, geschrieben; und gegen Ende dieses Briefes bezieht er sich auf die dortige Christenversammlung mit den Worten: „Es grüßt euch, die in Babylon ist, eine Auserwählte wie ihr.“ — 1. Petrus 5:13.
32—34. (a) Ungefähr wann und von wo aus schrieb Paulus seinen Brief an die Kolosser? (b) Wie deutete Paulus darin an, daß die „Talente“, die den Jüngern übergeben worden waren, weltweit vermehrt worden waren?
32 Ein weiteres Beispiel ist der Apostel Paulus. Er war schließlich nach Rom, in die Reichshauptstadt, gelangt, aber als Gefangener, der sich auf den Kaiser berufen hatte, um einen unparteiischen Richter zu haben. Von dem Haus in Rom aus, wo er in Haft war, schrieb er um das Jahr 60 bis 61 u. Z. an die Christenversammlung in Kolossä (Kleinasien). Das war beinahe zehn Jahre bevor „diese Dinge“, die der Herr Jesus Christus vorhergesagt hatte, geschahen, und dennoch sprach der Apostel schon damals — also mehrere Jahre vor dem Ende des jüdischen Systems der Dinge, dessen Mittelpunkt Jerusalem gewesen war — davon, daß die sinnbildlichen „Talente“, die Jesus seinen „Sklaven“ übergeben hatte, sich weltweit vermehrt hätten. Paulus schrieb in Verbindung mit der „Verkündigung ... dieser guten Botschaft“:
33 „Wir [haben] von eurem Glauben in Verbindung mit Christus Jesus gehört ... und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, wegen der Hoffnung, die für euch in den Himmeln aufbehalten ist. Von dieser Hoffnung habt ihr zuvor durch die Verkündigung der Wahrheit von dieser guten Botschaft gehört, die sich euch dargeboten hat, gleichwie sie in der ganzen Welt Frucht trägt und zunimmt, so wie auch unter euch, seit dem Tage, da ihr gehört und die unverdiente Güte Gottes in Wahrheit genau kennengelernt habt. Das ist es, was ihr von Epaphras, unserem geliebten Mitsklaven, gelernt habt, der ein treuer Diener des Christus zu unseren Gunsten ist, der uns auch eure Liebe in geistiger Hinsicht enthüllt hat.
34 Ja euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart, weil euer Sinn auf die Werke gerichtet war, die böse waren, hat er jetzt wieder versöhnt mittels seines Fleischesleibes durch seinen Tod, um euch heilig und makellos und frei von Anklage vor ihm darzustellen, vorausgesetzt natürlich, daß ihr im Glauben verbleibt, fest gegründet und standhaft, und nicht abgetrieben werdet von der Hoffnung dieser guten Botschaft, die ihr gehört habt und die in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt worden ist.“ — Kolosser 1:4-8, 21-23.
35. In welch kurzer Zeit bewirkte der Eifer der Jünger des ersten Jahrhunderts dieses Zeugnis, und welche Prophezeiung Jesu erfüllte sich dadurch?
35 Welch ein Zeugnis waren diese inspirierten Worte des Apostels Paulus für den Eifer, mit dem diese „Sklaven“ des Herrn Jesus Christus im ersten Jahrhundert mit den ihnen übergebenen „Talenten“ „Geschäfte machten“! Welche Leistung in einer solch kurzen Zeit! Schon damals ‘trug die gute Botschaft in der ganzen Welt Frucht und nahm zu’; schon damals wurde sie „in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt“! Man überlege: Jesus Christus hatte sich in den Jahren 29 bis 33 u. Z., ‘beim Abschluß der Systeme der Dinge, ein für allemal offenbar gemacht’, und noch bevor die Zeit des Abschlusses des jüdischen Systems der Dinge im Jahre 70 u. Z. zu Ende ging, als das religiöse Zentrum der Juden zerstört wurde, hatten die Juden in der ganzen damals bekannten Welt ein Zeugnis über das messianische Königreich Gottes erhalten. Auch den heidnischen Nationen war ein solches Zeugnis gegeben worden, wodurch sich Jesu Prophezeiung über das „Zeichen“ des „Abschlusses des Systems der Dinge“ im Vorbild erfüllt hatte, nämlich: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ — Matthäus 24:14; Hebräer 9:26.
DIE ERFÜLLUNG DES PROPHETISCHEN GLEICHNISSES ERREICHT HEUTE IHREN HÖHEPUNKT
36. Kam der Herr der „Sklaven“ oder Jünger vor oder nach der Zerstörung Jerusalems wieder, und was deuten die Worte, mit denen Johannes die Offenbarung abschließt, in bezug auf das Kommen Christi an?
36 Diese „Sklaven“, die im ersten Jahrhundert lebten und die die wertvollen „Talente“ trotz Kriegen, Seuchen, Hungersnöten, Erdbeben und Verfolgung in der ganzen Welt vermehrt hatten, starben alle, aber ihr Herr und Gebieter, der von ihnen weggegangen war, kehrte nicht zu ihren Lebzeiten zurück, weder vor noch nach der Zerstörung Jerusalems durch das römische Heer. Etwa sechsundzwanzig Jahre nach dieser Katastrophe, die für die religiöse Welt der Juden entsetzlich war, erhielt der Apostel Johannes, der auf der Insel Patmos eine Freiheitsstrafe verbüßen mußte, die göttliche Offenbarung, in der er auf die Zukunft hinwies und sagte: „Siehe! Er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben.“ Und Johannes schloß den Bericht über die Offenbarung mit dem Gebet: „ ‚Amen! Komm, Herr Jesus.‘ Die unverdiente Güte des Herrn Jesus Christus sei mit den Heiligen.“ (Offenbarung 1:7; 22:20, 21) Diese inbrünstige Bitte um das Kommen des Herrn wurde erst erhört, nachdem mehr als achtzehnhundert Jahre verflossen waren.
37. (a) Wann kam der Herr Jesus Christus, entgegen welcher Erwartung, wieder? (b) Welche Bedeutung erhielt die Verkündigung des Königreiches danach, und warum?
37 Erst bei der Rückkehr des Herrn Jesus Christus und bei seiner Parusie oder Gegenwart würde die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „Talenten“ ihren Höhepunkt erreichen. In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts glaubte man, der Herr sei im Jahre 1874 u. Z. wiedergekommen und seine unsichtbare Gegenwart im Geiste habe in jenem Jahr begonnen. Aber in den darauffolgenden vier Jahrzehnten zeigte sich das „Zeichen“ seiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge nicht. Es zeigte sich erst vom 4./5. Oktober oder von der Mitte des jüdischen Mondmonats Tischri des Jahres 1914 an, als die Zeiten der Nationen endeten. Von da an galt es, nicht mehr die gute Botschaft von einem kommenden messianischen Königreich Gottes zu verkündigen, sondern die gute Botschaft von dem aufgerichteten Königreich Gottes. Das, was sich anschließend in der Welt abspielte, bewies hinreichend, daß Gottes Königreich der Himmel in dem erwähnten entscheidenden Jahr geboren worden war, indem Gottes Messias, Jesus, der Sohn Davids, der ein Sohn Abrahams war, auf den Thron erhoben und gekrönt worden war. (Matthäus 1:1) Der, dem das „gesetzliche Recht“ gehört, war gekommen. Er war zurückgekehrt! — Hesekiel 21:25-27.
38. Von welcher Prophezeiung war das Gleichnis von den „Talenten“ ein Bestandteil, und wie sollte daher die Tatsache, daß seine Erfüllung in unserer Zeit ihren Höhepunkt erreicht, gedeutet werden?
38 Jesus Christus erzählte das Gleichnis von den „Talenten“ als Bestandteil des kombinierten „Zeichens“, das ein Beweis seiner Parusie oder Gegenwart wäre. Die Tatsache, daß die Erfüllung dieses prophetischen Gleichnisses in unserer Zeit ihren Höhepunkt erreicht, sollte ein weiterer Beweis dafür sein, daß er im Geist wiedergekommen ist und wir in der Zeit seiner Gegenwart leben. Wenn wir sagen, daß wir seit 1914, dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen abgelaufen waren, in der Zeit der Gegenwart des Königs und Herrn Jesus Christus leben, sollten Tatsachen vorhanden sein, die bestätigen, daß die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses heute ihren Höhepunkt erreicht. Wie sehen die Tatsachen aus?
39. Was tat der Sklave, der das eine Talent erhalten hatte, damit, und wann begann die Abrechnung mit den Sklaven?
39 Zuerst wollen wir den Schluß des Gleichnisses hören. Deshalb wollen wir nun mit dem Lesen des Gleichnisses Jesu fortfahren: „Der aber, der nur eines empfangen hatte, ging hin und grub in die Erde und verbarg das Silbergeld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr jener Sklaven und rechnete mit ihnen ab.“ — Matthäus 25:18, 19.
40. (a) Womit kam in dem Gleichnis der „Herr jener Sklaven“ wieder? (b) Mit wessen „Königsmacht“ hatte das Jahr 1914 u. Z. insbesondere zu tun, und wieso?
40 Als der „Herr jener Sklaven“ kam, kehrte er mit dem zurück, was er zu erlangen beabsichtigte, als er außer Landes reiste. Seine eigenen Worte, die er später äußerte, zeigen, daß er eine „Freude“ erlangt hatte, die er mit seinen treuen Sklaven teilen wollte; er kam mit „vielem“ zurück, was er nicht besessen hatte, als er ihnen die acht Silbertalente übergeben hatte. Das Gleichnis, das Jesus bei einer früheren Gelegenheit erzählte, nämlich das Gleichnis von den „zehn Minen“, zeigte deutlich, daß Jesus mit „Königsmacht“ bekleidet zurückkam. (Lukas 19:12-15) Die „bestimmten Zeiten der Nationen“ haben etwas mit „Königsmacht“ zu tun, insbesondere mit der „Königsmacht“ der Familie des Königs David von Jerusalem, die im Jahre 607 v. u. Z. durch Nebukadnezar, den König von Babylon, entmachtet worden war. In jenem Unglücksjahr begannen die 2 520 Jahre umfassenden Zeiten der Nationen, und sie dauerten bis zum Jahre 1914 u. Z. Als sie um den 4./5. Oktober des Jahres 1914 endeten, hätte somit natürlicherweise eine Veränderung der Situation, die so lange bestanden hatte, zu beobachten sein müssen. Es ist daher nicht zufällig, daß die Nationen sich um den 4./5. Oktober 1914 in großer Not befanden; sie waren bereits seit zwei Monaten in den ersten Weltkrieg der Menschheitsgeschichte verwickelt.
41. (a) Kam die kleine Schar Jünger oder „Sklaven“ des Herrn Jesus Christus, die damals auf der Erde war, im Ersten Weltkrieg ums Leben? (b) Was versuchten die Nationen im Hinblick auf ihre künftige Verkündigungstätigkeit zu tun?
41 Wie erging es jedoch den „Sklaven“ Christi, denen ihr himmlischer Herr, Jesus Christus, seine wertvollen „Talente“ übergeben hatte? Heute lebt noch eine kleine Schar dieser treuen „Sklaven“, die jenen markanten Zeitpunkt miterlebten und aufgrund der Heiligen Schrift die Bedeutung des Ersten Weltkrieges erkannten. Diese treuen „Sklaven“ Jesu Christi, des himmlischen Königs, der gerade auf den Thron erhoben worden war, kamen in dieser internationalen militärischen Auseinandersetzung, in deren Verlauf schließlich achtundzwanzig Staaten und Reiche in einen totalen Krieg verwickelt wurden, nicht ums Leben. Die irdischen Feinde, die nicht wollten, daß Jesus Christus als König der ganzen Erde über sie herrsche, hätten „seine eigenen Sklaven“ gern umgebracht, aber es gelang ihnen nicht. Sie versuchten, ihnen die sinnbildlichen „Talente“, die sie von ihrem himmlischen Herrn und Gebieter empfangen hatten, wegzunehmen. Sie versuchten, all das Gute, was diese „Sklaven“ erreicht hatten, und die Gewinne, die diese in Verbindung mit dem christlichen Glauben für den kürzlich auf den Thron erhobenen himmlischen König erzielt hatten, zunichte zu machen. Deshalb versuchten sie, den Einfluß, den diese „Sklaven“ auf die Angehörigen aller Nationen ausübten, zu brechen. Sie versuchten verzweifelt, ihren für die künftige Verkündigung des Königreiches vorbereiteten, bebauten Boden zu unterhöhlen.
42, 43. (a) In welchem Zustand befanden sich die „Sklaven“ des himmlischen Herrn am Ende des Ersten Weltkrieges, im Jahre 1918? (b) Was war allem Anschein nach mit den „Talenten“, die ihnen anvertraut worden waren, geschehen?
42 Als am 11. November 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende ging, war der gute Ruf der „Sklaven“ des regierenden himmlischen Königs sowohl innerhalb als auch außerhalb der Christenheit so gut wie zerstört. Weil fanatische Superpatrioten und Befürworter des Krieges Unwahrheiten und Schmähungen über sie verbreiteten, sank die Achtung der Menschen vor ihnen als Christen fast auf den Nullpunkt. Sie hatten auch unter der Wut des Pöbels zu leiden. Entweder waren ihre biblischen Schriften oder ihre Organisation verboten. Viele von ihnen waren im Gefängnis; auch leitende Persönlichkeiten wie der Präsident und der Sekretär-Kassierer der Watch Tower Bible and Tract Society sowie sechs weitere maßgebliche Mitarbeiter waren aufgrund falscher Anklagen ins Gefängnis gekommen und konnten erst, nachdem die Kriegshysterie abgeebbt war, rehabilitiert werden.
43 Es schien, als hätte man diesen „Sklaven“ des rechtmäßigen Herrschers der Erde alles weggenommen. Es schien, als wären die „Talente“, die er ihnen übergeben hatte, vernichtet worden. Ihre Feinde jubelten in der Meinung, diese „Sklaven“ könnten ihrem himmlischen Herrn nie mehr dienen, denn es schien zweifelhaft, daß sie wieder von vorn beginnen könnten.
44. (a) Wann trat ein Umschwung ein, und wie? (b) Mit welcher Frage mußten sich nun die noch lebenden „Sklaven“ auseinandersetzen, und warum?
44 Erst vier Monate nach Kriegsende wurden die Feinde durch einen Umschwung, der nun eintrat, überrascht und aufgeschreckt. Das war, als die acht Vertreter der Watch Tower Bible and Tract Society am 25. März 1919 aus der Bundesstrafanstalt in Atlanta (Georgia) entlassen und nach Brooklyn (New York) gebracht wurden, wo man sie am darauffolgenden Tag gegen Bürgschaft freiließ. Kurz danach wurden sie rehabilitiert, indem die Fehlurteile umgestoßen wurden. Aber was bedeutete das für die kriegsmüden Menschen, die zufolge der Kriegspropaganda und der Kriegshysterie gegen die „Sklaven“ Jesu Christi voreingenommen waren und eine ganz falsche Auffassung von ihnen hatten? Damit mußten sich die „Sklaven“ auseinandersetzen. Konnten sie trotz dieser abschreckenden Umstände Kräfte sammeln und wieder mit ihrer Tätigkeit beginnen? Hatten sie den gleichen Mut und das gleiche Vertrauen wie ihr himmlischer Herr, um dies tun zu können? Es war damals für diese Sklaven Christi wirklich eine Zeit der Erprobung.
45. (a) Was mußte der „Herr jener Sklaven“ nun nach dem Gleichnis tun? (b) Was mußte diesen christlichen Sklaven im Hinblick auf die ihnen anvertrauten „Talente“ jetzt gegeben werden?
45 In dem Gleichnis von den „Talenten“ rechnete der Herr, als er von seiner Auslandsreise zurückkehrte, mit seinen Sklaven ab. Das bedeutete für sie, daß sie einer Prüfung unterzogen wurden. Da im Frühjahr 1919 eine solche Wendung eintrat, ist es einleuchtend, daß nun die Zeit für den himmlischen „Herrn jener Sklaven“ gekommen war, das, was seine Sklaven getan hatten, zu prüfen. Aber was für einen Bericht konnten sie über seine „Talente“ erstatten, die der Sklavenklasse übergeben worden waren? Das, was sie hinzugewonnen haben mochten, ehe die Verfolgung während des Krieges im Jahre 1918 ihren Höhepunkt erreichte, schien zerstört worden zu sein. Es war, als besäßen sie überhaupt nichts mehr von den sinnbildlichen „Talenten“. Wollten sie jetzt etwas zu den „Talenten“ ihres Herrn hinzugewinnen, müßten sie das in der Nachkriegszeit tun und ihm das Hinzugewonnene später, in der Zukunft, übergeben. Sie müßten eine neue, eine weitere Gelegenheit erhalten, mit seinen wertvollen „Talenten“ „Geschäfte zu machen“. Die Geschichte zeigt, daß dies dank der Barmherzigkeit und Rücksichtnahme ihres himmlischen Herrn auch der Fall war.
46. (a) Was mußten sie nun überwinden, und zu welchem Zweck mußten sie sich reorganisieren? (b) Wofür war die Situation und die Zeit jetzt, da ihr himmlischer Herr „Königsmacht“ besaß, günstig?
46 Im Jahre 1919 wurde es Zeit, daß die Sklavenklasse die Menschenfurcht überwand, die durch die Verfolgung und die Kriegshysterie während des Ersten Weltkrieges unter dieser Klasse aufgekommen war und sie veranlaßt hatte, nur in ganz bescheidenem Maße als Sklaven, die von dem regierenden König, Jesus Christus, mit Verantwortung betraut worden waren, Geschäfte zu machen. Es war damals höchste Zeit, ihre in Verwirrung geratenen und inaktiv gewordenen Reihen für die erhabensten Bestrebungen ihres Lebens im Dienste ihres Herrn, der jetzt Königsmacht besaß, zu reorganisieren. Jetzt, wie nie zuvor, hatte ihr Herr ein Anrecht auf die ganze Erde als sein Feld, das ihm zur Verfügung stand, damit es weitere Jünger hervorbrachte, die die Hoffnung hegen durften, das himmlische Königreich zu ererben. Er konnte ihnen diese günstige Situation „übergeben“, damit sie in seinem Dienst „Geschäfte machten“. Es war für die „Sklaven“klasse, für seine Jünger, die günstige Zeit, tätig zu werden, wie das durch den Sklaven veranschaulicht wird, dem „fünf Talente“ anvertraut wurden; das gleiche gilt auch für die Klasse, die durch den Sklaven, der zwei Talente erhielt, veranschaulicht wird. Sie wurden tätig, denn die Erfüllung des prophetischen Gleichnisses von den „Talenten“ konnte nicht ausbleiben, vor allem nicht, als sie ihren Höhepunkt erreichen sollte.
47. Wodurch wurden sie im Jahre 1919 gestärkt, so daß sie das Nachkriegswerk nicht fürchteten, sondern sich zur Verfügung stellten?
47 Man verlor keine Zeit. Im Jahre 1919 machten sich diese beiden „Sklaven“klassen ans Werk. Sie wurden gestärkt durch zwei Artikel über das Thema „Glückselig sind die Furchtlosen“, die im Wacht-Turm vom 1. und 15. August 1919 (englisch; deutsch: Oktober/November 1919) erschienen. Sie freuten sich auch, als bekanntgegeben wurde, daß vom 1. bis zum 8. September 1919 in Cedar Point (Ohio) eine achttägige Hauptversammlung stattfinden sollte. Sie schreckten nicht davor zurück, diese Versammlung zu besuchen, obwohl sie damit rechnen mußten, dort zu erfahren, daß es ein Nachkriegswerk zu tun gäbe, für das sie viel Kraft und Mut aufbringen müßten und das weitere Verfolgungen mit sich bringen könnte.
48. (a) Wie nahmen die Anwesenden bei der Hauptversammlung in Cedar Point die Bekanntmachung auf, daß eine neue Zeitschrift als Begleitzeitschrift des Wacht-Turms herausgegeben würde? (b) Wie ist diese zusätzliche Zeitschrift bis heute verwendet worden?
48 Bei dieser Hauptversammlung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung waren täglich sechstausend Personen, insbesondere aus Kanada und den Vereinigten Staaten, anwesend; und allen war daran gelegen, zu erfahren, wie Jehova das vor ihnen liegende Werk getan haben wollte. Überrascht, doch begeistert nahmen sie die Bekanntmachung auf, daß vom 1. Oktober 1919 an eine neue Zeitschrift herausgegeben würde, The Golden Age (Das Goldene Zeitalter; in Deutsch vom 1. Oktober 1922 an), als eine Begleitzeitschrift zum Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi. Diese neue Zeitschrift sollte ebenfalls dazu dienen, Gottes aufgerichtetes messianisches Königreich zu verkündigen. Sie sollte ihnen als weiteres Mittel dienen, in neuen Gebieten zu pflanzen, zu begießen und die Saat zu pflegen, damit weitere Jünger des Herrn Jesus Christus hervorgebracht würden. Diese neue Zeitschrift (jetzt Erwachet!), deren Auflage ständig gestiegen ist, hat bis heute ihre Aufgabe als Begleitzeitschrift des Wachtturms erfüllt, indem sie bei aufrichtigen Menschen Interesse geweckt und in ihnen die Voraussetzungen geschaffen hat, daß sie die tieferen Dinge des Wortes Gottes aufnehmen konnten. Sie hat vorbereitend gewirkt, und zwar in einer ausgezeichneten Weise.
49. Was wurde im Hinblick auf die Zweigbüros der Watch Tower Society unternommen, und in welchem Ausmaß sind dadurch weitere Gebiete für die Bebauung erschlossen worden?
49 Die Verbindung zwischen dem Hauptbüro der Watch Tower Bible and Tract Society und ihren Zweigorganisationen im Ausland, die zufolge des Ersten Weltkrieges abgebrochen war, wurde wiederaufgenommen und die Zusammenarbeit verbessert; und in verschiedenen Ländern wurden, sobald man es für ratsam und notwendig hielt, neue Zweigbüros errichtet. Das ermöglichte es den „Sklaven“ Jesu Christi, des himmlischen Herrn, ein größeres Gebiet besser zu beaufsichtigen, und das trug viel dazu bei, daß in diesen Gebieten intensiver gearbeitet werden konnte und mehr Jünger aus Menschen aller Nationen gewonnen werden konnten. Damals war die Zahl der Zweigbüros klein, heute dagegen beträgt sie 95. Sie überwachen in 208 Ländern und Inselgebieten das Werk des Säens und der Saatenpflege.
50. (a) Warum erkannten alle, die sich im Jahre 1922 zur Hauptversammlung in Cedar Point eingefunden hatten, daß sie in der gleichen Lage waren wie einst Jesaja im Tempel? (b) Zu welcher Frage, sie betreffend, gab Jesajas Reaktion auf die Einladung Jehovas Anlaß?
50 Im September 1922 merkten diese Sklaven Christi, die die Aussicht hatten, das himmlische Königreich zu ererben, deutlich, daß sie von dem König der Könige und Herrn der Herren, dem regierenden Herrn Jesus, geprüft wurden. Wie in Maleachi 3:1 vorausgesagt worden war, hat er Jehova Gott begleitet, als dieser zu seinem geistigen Tempel kam, um seine geistgezeugten „Sklaven“ im Tempel zu richten. Alle, die sich zur zweiten Hauptversammlung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung in Cedar Point (Ohio) eingefunden hatten, erkannten am vierten Tag dieser Versammlung (8. September 1922), der als „Der Tag“ bezeichnet wurde, daß sie in der gleichen Lage waren wie der Prophet Jesaja, als er eine Vision hatte, in der er Jehova Gott in seinem Tempel sah. Jesaja empfand die Notwendigkeit, in geistiger Hinsicht gereinigt zu werden, und diesem Bedürfnis wurde barmherzigerweise entsprochen. So gelangte er in die begünstigte Lage, auf Jehovas Einladung hin spontan rufen zu können: „Hier bin ich! Sende mich.“ (Jesaja 6:1-8) Nun entstand die Frage: Würden die Besucher dieser Hauptversammlung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung auf die Einladung Jehovas, ihm zu dienen, die damals an sie erging, ähnlich reagieren?
51. Welche Fragen stellte der Präsident der Gesellschaft am Schluß des Vortrages, den er an jenem Tag hielt, an die Kongreßbesucher, und mit welchen anspornenden Worten schloß er ab?
51 J. F. Rutherford, der damalige Präsident der Watch Tower Society, stellte im zweitletzten Abschnitt seines Vortrages, in dem er die Vision Jesajas behandelte, an die Kongreßdelegierten eine Reihe von Fragen; die letzten lauteten: „Glaubt ihr, daß der Herr jetzt in seinem Tempel ist, die Nationen der Erde richtend? Glaubt ihr, daß der König der Herrlichkeit seine Herrschaft begonnen hat?“ Begeistert bejahten die Tausende von Kongreßdelegierten diese Fragen. Darauf brachte der Redner seinen Vortrag zum Höhepunkt mit den Worten: „Dann zurück in das Feld, o ihr Söhne des höchsten Gottes! Umgürtet euch mit eurer Waffenrüstung! Seid nüchtern, seid wachsam, seid tätig, seid tapfer! Seid treue und glaubensstarke Zeugen für den Herrn! Geht mutig vorwärts in dem Kampfe, bis jede Spur Babylons wüst und öde gemacht ist! Verkündet die Botschaft weit und breit! Die Welt muß wissen, daß Jehova Gott ist und daß Jesus Christus König der Könige und Herr der Herren ist! Dies ist der Tag aller Tage. Siehe, der König regiert! Ihr seid seine öffentlichen Verkündiger, um seine Botschaft überallhin bekanntzumachen. Deshalb verkündet, verkündet, verkündet den König und sein Königreich.“ (Siehe Wacht-Turm vom 15. Januar 1923, Seite 27.)
52. (a) Was unternahm die Gesellschaft im Jahre 1920, um die Verbreitung biblischer Schriften zu fördern? (b) Wovon machte die Gesellschaft vom Jahre 1924 an Gebrauch, um das Königreich bekanntzumachen, und welche weiteren Mittel zur Bekanntmachung wurden später benutzt?
52 Wie nie zuvor bemühten sich die „Sklaven“ des zurückgekehrten Herrn Jesus Christus eifrig, zu verkünden, daß er als König regiere; sie predigten es von Haus zu Haus und hielten darüber öffentliche Vorträge. Vom Jahre 1920 an betrieben sie in Brooklyn (New York) eine eigene Druckerei, und das ermöglichte es ihnen, billiger größere Mengen biblischer Schriften, Zeitschriften, Broschüren, Traktate, gebundene Bücher, und schließlich Bibeln herzustellen, die sie dazu benutzen konnten, die Botschaft von dem messianischen König und seinem Königreich zu verkündigen. Am Sonntag, dem 24. Februar 1924, wurde die erste der Radiostationen in Betrieb genommen, die gesetzlich eingetragenen Körperschaften dieser „Sklaven“ gehörten, und mit Hilfe dieser Stationen wurde die Königreichsbotschaft ausgestrahlt, so daß unzählige Menschen, die eine unsichtbare Zuhörerschaft bildeten, sie vernehmen konnten. Mit der Zeit benutzte man in mehreren Ländern eine Reihe von Radiostationen, um die Königreichsbotschaft bis an die Enden der Erde auszustrahlen, wobei man entweder für die Sendungen bezahlte oder eine gewisse Sendezeit unentgeltlich eingeräumt bekam. Aber die Botschaft wurde nicht nur auf diese Weise bekanntgemacht, sondern einige Jahre später benutzte man auch Lautsprecherwagen und tragbare Grammophone, mit denen die „Sklaven“ Christi von Tür zu Tür gingen und den Wohnungsinhabern die Botschaft vom Königreich verkündigten.
53. Warum hatten die Leser des Hauptartikels, der in der Wacht-Turm-Ausgabe vom 1. März 1925 (englisch; deutsch: 15. April 1925) erschien, Grund, begeistert zu sein?
53 Die Leser der Zeitschrift Der Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi waren begeistert, als sie ihre Ausgabe vom 1. März 1925 (englisch; deutsch: 15. April 1925) erhielten und den Hauptartikel über das Thema „Die Geburt der Nation“ lasen. Warum? Weil in diesem Artikel ein besseres Verständnis des 12. Kapitels der Offenbarung vermittelt wurde. Die Augen des Verständnisses wurden ihnen geöffnet, so daß sie erkannten, daß die symbolische Geburt des männlichen Kindes — in diesem Kapitel, das für sie lange ein Geheimnis gewesen war, so anschaulich geschildert — die Geburt des messianischen Königreiches darstellte, die im Jahre 1914, nach dem Ablauf der Zeiten der Nationen, erfolgt war. Der Artikel schloß mit den Worten (S. 122 der deutschen Ausgabe): „Das Königreich des Himmels ist hier. Der Tag der Errettung ist in Sicht. Möge diese frohe Kunde mit Nachdruck den Völkern der Erde verkündet werden! Der Sieg ist mit unserem König. Seid jetzt treu bis an das Ende des Krieges, und wir werden uns auf immer in den wärmenden Strahlen seiner Liebe sonnen, wo Fülle der Freude ist und Lieblichkeiten auf immerdar.“
54, 55. Wieso ließ die Zahl derer, die im Jahre 1925 am Abendmahl teilnahmen, erkennen, daß die Tätigkeit auf neue Gebiete ausgedehnt worden war?
54 Die alljährliche Abendmahlsfeier, die im Jahre 1925 auf Mittwoch, den 8. April fiel, verriet etwas sehr Ermutigendes. Durch das bis dahin verrichtete Werk des Säens, des Begießens und der Saatenpflege in zusätzlichen Gebieten mit den neu zur Verfügung gestellten Mitteln für die Verkündigung der Botschaft vom Königreich war die Zahl der Versammlungen, bestehend aus Jüngern, die himmlische Hoffnung hatten, gewachsen. Die Zahl der Glieder der Versammlungen hatte sich gemehrt. Bei dieser Feier des Abendmahls ließ die Teilnehmerzahl dieses Wachstum und diesen Gewinn an Jüngern Christi erkennen. Wie groß war denn die Teilnehmerzahl in jenem Jahr? In der Zeitschrift Der Wacht-Turm vom 15. September 1925 wird auf Seite 287 unter der Überschrift „Gedächtnismahl-Bericht für 1925“ gesagt:
55 „Es freut uns zu sehen, daß die Zahl derer, welche an der Gedächtnisfeier teilnahmen, so groß ist, weil sie ein großes Interesse an der Wahrheit überall offenbart, und dies ist, wie es sein sollte. Die Gesamtzahl der Teilnehmer, soweit berichtet ist, beträgt 90 434, was 25 329 mehr ist als vor einem Jahr berichtet wurde.“
56. Was verriet dies in bezug auf die „Geschäfte“, die die „Sklaven“, die Jünger, machten, denen die „Talente“ anvertraut worden waren?
56 Die „Sklaven“ Christi — die Klasse, veranschaulicht durch den Sklaven, dem „fünf Talente“ anvertraut worden waren, und die Klasse, veranschaulicht durch den Sklaven, dem zwei Talente übergeben worden waren — hatten begonnen, bereitwillig und sogleich mit den Talenten „Geschäfte zu machen“ oder weitere Gebiete zu erschließen, in denen noch mehr Jünger Christi gewonnen werden konnten. Die veröffentlichten Tatsachen beweisen, daß diese „Sklaven“ in ihren Bemühungen gesegnet und mit Wachstum belohnt wurden. Das ermutigte sie noch mehr.
FREUDE
57. (a) Warum reiste der in dem Gleichnis erwähnte reiche Mann ins Ausland? (b) Welche Fragen erheben sich in bezug auf Jesus Christus in Verbindung mit der Erfüllung dieses prophetischen Gleichnisses?
57 In dieser Verbindung läßt die Geschichte indessen deutlich noch einen weiteren Faktor erkennen. In Jesu Gleichnis reiste der Mann, der acht Silbertalente und drei Sklaven besaß, nicht zum Vergnügen außer Landes. Er hatte einen wichtigen Grund, warum er ins Ausland ging; er wollte etwas Wertvolles erlangen. Wie das Gleichnis zeigt, ging er in ein fernes Land, um eine gewisse „Freude“ sowie „vieles“ zu gewinnen. Er mußte daher eine weite Reise machen, was viel Zeit erforderte, um zum Quell dieser „Freude“ zu gelangen. Obwohl das in dem Gleichnis von den „Talenten“ nicht ausdrücklich gesagt wird, kann man es doch daraus schließen. Da der reiche Mann in dem Gleichnis den Herrn Jesus Christus darstellt, veranschaulicht die weite Reise ins Ausland, daß der Herr Jesus zum Quell der besonderen Freude, die ihm in Aussicht stand, ging. Zu wem ging er? Wer war diese Quell der Freude?
58, 59. (a) Zu wem reiste der auferstandene Jesus Christus, um zu dieser „Freude“ zu gelangen? (b) Für wen war der Betreffende ebenfalls ein Quell der Freude, wie das aus Römer 15:13 hervorgeht?
58 Wir erhalten einen Hinweis in Hebräer 12:2, wo wir lesen: „Wir [halten] unseren Blick auf den Hauptvermittler und Vervollkommner unseres Glaubens, Jesus, gerichtet ... Für die vor ihm liegende Freude erduldete er einen Marterpfahl, der Schande nicht achtend, und hat sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt.“
59 Der Quell dieser „Freude“ ist also Jehova Gott. Zu ihm reiste der auferstandene Jesus Christus, nachdem er seinen treuen Jüngern, die er auf der Erde zurückließ, seine „Habe“, seine „Talente“, anvertraut hatte. Der himmlische Vater war der Quell dessen, was Jesus besondere „Freude“ bereitete. Jehova Gott ist auch der Quell der Freude der Jünger seines geliebten Sohnes. Deshalb sagte einer dieser Jünger, als er an Mitchristen in Rom schrieb: „Möge der Gott, der Hoffnung gibt, euch dadurch, daß ihr glaubt, mit aller Freude und mit Frieden erfüllen, damit ihr mit der Kraft des heiligen Geistes an Hoffnung überströmen mögt.“ (Römer 15:13) Gott konnte dieses berechtigte Gebet erhören.
60. (a) Wer sollte nun, nachdem Jesus Christus mit seiner „Freude“ zurückgekehrt war, gebührend in den Vordergrund gerückt werden? (b) Wie wurde er, was seinen Namen betrifft, gebührend in den Vordergrund gerückt?
60 Gemäß der Entwicklung der Dinge war es nach der Geburt des messianischen Königreiches im Himmel und nach der frohen Rückkehr des Herrn Jesus Christus für dessen „Sklaven“ an der Zeit, Gott, den himmlischen Quell der Freude, gebührend in den Vordergrund zu rücken. Für Gott, den Quell der Freude, war die Zeit gekommen, sich einen Namen zu machen, und das erforderte, daß als erstes sein persönlicher Name bekanntgemacht wurde. Dieser Name wurde auch weit und breit bekanntgemacht. Die ehrfurchtsvollen Anbeter Gottes auf der Erde begannen diesen Namen, wie es sich geziemte, ständig zu gebrauchen, und er ist auf der ganzen Erde verkündigt worden wie nie zuvor. Der Hauptartikel, der in der ersten Wacht-Turm-Ausgabe des Jahres 1926 (englisch; deutsch: 1. Februar 1926) erschien, behandelte das Thema „Wer wird Jehova ehren?“ Von da an begannen die „Sklaven“ des Sohnes Gottes, den göttlichen Namen, der im hebräischen Urtext der Heiligen Schrift Tausende von Malen erscheint, gebührend zu würdigen. Von nun an waren sie in erster Linie seine Zeugen, doch legten sie deswegen keineswegs weniger Zeugnis für seinen Sohn, Jesus Christus, ab. Sie erfüllten, von Liebe getrieben, ihre Pflicht, Zeugen dessen zu sein, der den Namen „Jehova“ trägt.
61. (a) Wie wollten die „Sklaven“ oder Jünger Jesu Christi gemäß der Entschließung, die sie im Jahre 1931 annahmen, nicht genannt werden? (b) Wie wünschten sie künftig genannt zu werden?
61 Während der darauffolgenden fünfeinhalb Jahre wurde Zeugnis von dem göttlichen Namen abgelegt. Dann kam für die „Sklaven“ Christi die Zeit, sich kenntlich zu machen, das heißt erkennen zu lassen, daß sie sich von allen angeblichen Christen der Religionsgemeinschaften der Christenheit unterschieden. Zu diesem Zweck unternahmen die „Sklaven“ Jesu Christi am Sonntag nachmittag, den 26. Juli 1931 auf dem internationalen Kongreß, der in Columbus (Ohio, USA) durchgeführt wurde, Schritte. Um 16 Uhr wurde den Tausenden Kongreßteilnehmern eine Entschließung zur Annahme unterbreitet und vorgelesen, aus der wir nun die Absätze vier, fünf und sechs zitieren möchten:
DARUM wird jetzt zur Bekanntgabe unsrer wahren Stellung, in dem Glauben, daß es in Übereinstimmung mit Gottes in seinem Worte ausgedrücktem Willen geschieht, beschlossen kundzutun:
DASS wir für Bruder Charles T. Russell seines Werkes wegen große Liebe hegen und freudig anerkennen, daß der Herr ihn gebraucht und seine Arbeit überaus gesegnet hat; doch können wir, dem Worte Gottes entsprechend, nicht zustimmen, „Russelliten“ genannt zu werden; daß ferner die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, die Internationale Bibelforscher-Vereinigung und die Volkskanzel-Vereinigung lediglich Namen von Korporationen sind, die wir als eine Gruppe christlicher Leute besitzen, kontrollieren und gebrauchen, unser Werk im Gehorsam gegen Gottes Gebote auszuführen, doch daß keine dieser Bezeichnungen uns als Körperschaft von Christen, die den Fußtapfen unsres Herrn und Meisters, Christus Jesus, nachfolgen, gehörigerweise angeheftet oder beigegeben werden kann; daß wir in der Bibel forschen, aber als eine ... Körperschaft von Christen es ablehnen, den Namen „Bibelforscher“ oder ähnliche Namen als Mittel zur Feststellung unsrer richtigen Stellung vor dem Herrn anzunehmen oder uns so nennen zu lassen; daß wir es ablehnen, den Namen irgendeines Menschen zu tragen oder so genannt zu werden;
DASS wir, erkauft durch das teure Blut unsres Herrn und Erlösers, gerechtfertigt und gezeugt durch Jehova Gott und berufen zu seinem Königreiche, ohne Zaudern erklären, daß wir Jehova Gott und seinem Königreiche untertan und ergeben sind; daß wir Knechte Jehovas sind, beauftragt, in seinem Namen und seinem Gebot gehorchend ein Werk zu tun, das Zeugnis Jesu Christi zu überbringen und den Menschen bekanntzumachen, daß Jehova der wahre und allmächtige Gott ist; weshalb wir mit Freuden den Namen, den der Mund des Herrn genannt hat, annehmen und wünschen, unter folgendem Namen bekannt zu sein und also genannt zu werden: J e h o v a s Z e u g e n. — Jesaja 43:10-12; 62:2; Offenbarung 12:17.
62. Welche Einladung enthielt der letzte Absatz der Entschließung?
62 Der achte und letzte Absatz der Entschließung lautete:
Wir laden jedermann, der Jehova und seinem Königreich gänzlich ergeben ist, in aller Demut ein, sich an der Verkündigung dieser guten Kunde an andere zu beteiligen, damit das gerechte Panier des Herrn erhöht werde und die Völker der Erde wissen möchten, wo sie die Wahrheit und Hoffnung auf Hilfe finden können; und über alles, damit der große und heilige Name Jehovas gerechtfertigt und erhöht werde.
63. (a) Von wem wurde diese Entschließung, den neuen Namen betreffend, angenommen? (b) In welcher Form wurde sie danach veröffentlicht, und wie wurde sie in der ganzen Welt bekanntgemacht?
63 Diese Entschließung wurde begeistert angenommen, nicht nur von den in Columbus (Ohio) versammelten Kongreßdelegierten, sondern später auch von den Versammlungen der „Sklaven“ Jesu Christi in der ganzen Welt. Auf diese Weise nahmen sie aus freiem Willen den Namen „Jehovas Zeugen“ an. Die Entschließung über den Namen wurde außerdem in der Broschüre Das Königreich — die Hoffnung der Welt, die auf diesem Kongreß freigegeben wurde, veröffentlicht. Der Titel dieser Broschüre war auch das Thema, das der Präsident der Gesellschaft, J. F. Rutherford, in seinem öffentlichen Vortrag behandelte, dem sowohl eine sichtbare Zuhörerschaft, die Kongreßdelegierten, lauschte als auch eine unsichtbare, denn von zwölf Uhr an wurde das Programm über ein riesiges Rundfunknetz ausgestrahlt. Anschließend wurden die Geistlichen, die katholischen und die protestantischen, und danach prominente Politiker und Intellektuelle persönlich besucht, um ihnen diese Broschüre, die den öffentlichen Vortrag und die Entschließung enthielt, zu überreichen. Auch unter der Bevölkerung im allgemeinen wurde diese Broschüre verbreitet. Auf diese Weise wurde in der ganzen Welt bekanntgemacht, daß diese für gerecht erklärten und geistgezeugten Anbeter Gottes, des Höchsten, im Namen ihres Gottes wandeln und nur den Namen „Jehovas Zeugen“ anerkennen würden. — Micha 4:5.
64. Warum betrachten sich diese Anbeter Gottes als Jehovas christliche Zeugen?
64 Da es auch Zeugen des lebendigen und wahren Gottes vor dem ersten Kommen des Herrn Jesus Christus gab, betrachten sie sich als Jehovas christliche Zeugen. (Jesaja 43:10-12; 44:8; Hebräer 11:1 bis 12:1. Siehe auch Wacht-Turm vom 1. Oktober 1931, S. 295.)
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