Kann man mit den Verstorbenen reden?
9. Kapitel
Kann man mit den Verstorbenen reden?
WIR Menschen haben ein starkes Bedürfnis, mit Personen zu sprechen, denen wir in Liebe zugetan sind. Wir möchten wissen, wie es unseren Angehörigen geht und ob sie glücklich sind. Wir sind froh, wenn es ihnen gutgeht. Aber wenn wir erfahren, daß sie durch eine „Natur“katastrophe oder ein anderes Unglück in Gefahr gekommen sind, beginnen wir, uns Sorgen zu machen. Mit Bangen erwarten wir Nachricht von ihnen. Und wir sind erleichtert, wenn wir erfahren, daß ihnen nichts passiert ist.
Der Wunsch, zu wissen, wie es den Angehörigen geht, hat viele Personen veranlaßt, einen Weg zu suchen, um mit den Verstorbenen reden zu können. Sie möchten gern wissen, ob ihre verstorbenen Angehörigen im „Jenseits“ glücklich sind. Ist es indessen möglich, mit den Verstorbenen zu sprechen?
Es gibt Personen, die behaupten, von Zeit zu Zeit die Gegenwart eines verstorbenen Angehörigen oder Freundes gefühlt und seine Stimme gehört zu haben. Andere haben ähnliche Erfahrungen mit Hilfe eines Mediums gemacht. Sie glauben, durch die Vermittlung eines Mediums Stimmen aus dem „Jenseits“ gehört zu haben. Was sagen ihnen diese Stimmen? Sie sagen ihnen im allgemeinen folgendes: „Die Verstorbenen sind sehr glücklich und zufrieden. Sie interessieren sich weiterhin für das Leben ihrer zurückgebliebenen Angehörigen und können alles sehen und hören, was diese tun.“
Über solche Botschaften schrieb François Grégoire in seinem Buch L’au-delà (Das Jenseits): „Was haben diese Geister uns zu sagen? ,Es liegt ihnen vor allem daran, zu beweisen, wer sie sind und daß sie noch leben‘ ... über
das Wesen der anderen Welt jedoch nichts Wesentliches, nicht die geringste Offenbarung.“Was hältst du von solchen Botschaften? Glaubst du, daß es wirklich die Verstorbenen sind, die reden? Können diese Stimmen tatsächlich die Stimmen Verstorbener sein, wenn man daran denkt, daß es gemäß der Bibel keine Weiterexistenz nach dem Tode des Leibes, verbunden mit Bewußtsein, gibt, daß weder eine Seele noch ein Geist fortlebt?
DER FALL KÖNIG SAUL
Personen, die glauben, daß die Toten den Lebenden Botschaften übermitteln können, führen als Bestätigung für ihre Ansicht die Heilige Schrift an. Sie zitieren zum Beispiel einen Fall, bei dem es um Saul, einen israelitischen König des Altertums, geht.
König Saul war Jehova Gott untreu geworden; deshalb versagte Gott ihm die Führung und Leitung bei der Erfüllung seiner Aufgaben. Als die Philister gegen Saul in den Krieg zogen, suchte dieser in seiner Not bei einem Medium Hilfe. Er befahl dem Medium, ihm den verstorbenen Propheten Samuel heraufzubringen. Über das, was sich danach ereignete, lesen wir in der Bibel:
„Als das Weib [das Medium] ,Samuel‘ sah, begann sie mit lautester Stimme zu schreien; und das Weib fuhr fort, zu Saul zu sprechen: ,Warum hast du mich hintergangen, da du selbst Saul bist?‘ Der König aber sprach zu ihr: ,Fürchte dich nicht, doch was sahst du?‘ Und das Weib sprach weiter zu Saul: ,Einen Gott sah ich aus der Erde heraufkommen.‘ Sogleich sprach er zu ihr: ,Was ist seine Gestalt?‘, worauf sie sprach: ,Es ist ein alter Mann, der heraufkommt, und er hat sich mit einem ärmellosen Obergewand bedeckt.‘ Da erkannte Saul, daß es ,Samuel‘ sei, und er ging daran, sich mit seinem Angesicht tief zur Erde zu beugen und sich niederzuwerfen. Und ,Samuel‘ begann zu Saul zu sprechen: ‚Warum hast du mich beunruhigt, indem du mich heraufbringen läßt?‘ “ (1. Samuel 28:12-15).
Wurde in diesem Fall zwischen Saul und dem verstorbenen Propheten Samuel wirklich eine Verbindung hergestellt? Wie könnte das sein, da doch die Bibel Schweigen, nicht Sprechen mit dem Tod in Beziehung bringt? Wir lesen: Psalm 115:17).
„Die Toten selbst preisen Jah [Jehova] nicht noch irgendwelche, die ins Schweigen hinabfahren“ (Andere Texte der Heiligen Schrift werfen Licht auf diese Frage. Erstens hat Saul dadurch, daß er ein Medium befragte, eindeutig das Gesetz Gottes verletzt. Nach diesem Gesetz machten sich Medien und Personen, die Medien befragten, eines todeswürdigen Verbrechens schuldig (3. Mose 20:6, 27). Das Gesetz, das Gott den Israeliten gegeben hatte, lautete: „Wendet euch nicht den Geistermedien zu, und zieht nicht berufsmäßige Vorhersager von Ereignissen zu Rate, so daß ihr durch sie unrein werdet“ (3. Mose 19:31). „Wenn du in das Land kommst, das Jehova, dein Gott, dir gibt, sollst du nicht lernen, gemäß den Abscheulichkeiten jener Nationen zu tun. Es sollte sich in dir nicht jemand finden, der ... ein Geistermedium befragt, oder ein berufsmäßiger Vorhersager von Ereignissen oder jemand, der die Toten befragt“ (5. Mose 18:9-11; Jesaja 8:19, 20).
Wenn Medien wirklich die Verbindung mit den Verstorbenen herstellen könnten, warum ist dann ein solches Tun nach dem Gesetz Gottes „unrein“? Warum wird es zu den „Abscheulichkeiten“ gezählt? Warum gilt es als eine Tat, die den Tod verdient? Angenommen, es handelte sich um eine Verbindung mit den verstorbenen Angehörigen. Warum würde denn ein Gott der Liebe das als ein schweres Verbrechen bezeichnen? Warum würde er die Lebenden daran hindern wollen, von den Verstorbenen eine trostreiche Botschaft zu erhalten? Läßt Gottes Standpunkt nicht erkennen, daß solche Personen in Wirklichkeit nicht mit den Verstorbenen sprechen, sondern daß es sich um eine furchtbare Täuschung handeln muß? Biblische Beweise zeigen, daß dem so ist.
Das wollen wir berücksichtigen, wenn wir nun den Fall Saul betrachten. Saul gab zu, daß er keine Verbindung mehr mit Gott hatte. Er sagte. „Gott selbst ist von mir gewichen und hat mir nicht mehr geantwortet, weder durch die Propheten noch durch Träume, so daß ich dich [Samuel] rufen ließ, um mich wissen zu lassen, was ich tun soll“ (1. Samuel 28:15). Selbstverständlich hätte Gott, der die Verbindung mit Saul abgebrochen hatte, nicht zugelassen, daß ein Medium die Verbindung wiederhergestellt hätte, indem es mit einem verstorbenen Propheten in Beziehung getreten wäre, damit dieser Saul eine Botschaft von Gott übermittelte. Samuel, ein treuer Prophet Gottes, hatte in den letzten Jahren seines Lebens nicht mehr mit Saul verkehrt. Wäre es daher nicht unvernünftig, zu schlußfolgern, Samuel sei willens gewesen, durch ein Medium mit Saul zu sprechen, durch eine Einrichtung also, die Gott verurteilt hatte?
Ganz sicher muß eine Täuschung im Spiele gewesen sein, etwas dermaßen Unreines, daß Medien und Personen, die Medien befragten, den Tod verdienten. Auch heute muß jemand, der behauptet, mit Verstorbenen zu reden, das Opfer einer Täuschung sein.
Das kann man aus der Tatsache erkennen, daß schon viele Personen unter dem Einfluß angeblicher „Stimmen“ aus dem Jenseits Selbstmord verübt haben. Sie haben ihr kostbarstes
Gut — ihr Leben — geopfert, um mit ihren verstorbenen Angehörigen vereint zu werden. Andere haben diese Stimmen mit der Zeit gefürchtet, weil es sich bei den Botschaften stets um Unglücksbotschaften handelte; entweder sagten die Stimmen einen furchtbaren Unfall voraus oder einen Todesfall. Wie könnten solche Stimmen aus einer guten Quelle stammen? Wer oder was mag sich hinter diesen Stimmen verbergen?[Bild auf Seite 77]
Wer sprach in En-Dor durch das Medium mit Saul?