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Andere Länder, in denen Jehovas Zeugen trotz Schwierigkeiten predigen

Andere Länder, in denen Jehovas Zeugen trotz Schwierigkeiten predigen

Andere Länder, in denen Jehovas Zeugen trotz Schwierigkeiten predigen

Ebenso, wie die Zahl der Verkündiger des Königreiches in der ganzen Welt zugenommen hat, hat sie auch in allen Ländern, in denen Jehovas Zeugen trotz Schwierigkeiten predigen, im Durchschnitt zugenommen. Ja, es hat dort eine Mehrung von 6,5 Prozent gegeben. Es ist sehr schwierig, genaue Berichte zu erhalten, aber für das ganze Jahr haben wir Berichte vorliegen, wonach sich 9 766 Neuinteressierte taufen ließen und so ihre Hingabe an Jehova symbolisierten, um seinen Willen zu tun. Es ist wunderbar, wie Jehovas heiliger Geist auf Gottes Diener wirkt, ungeachtet, wo sie sich auf der Erde befinden. Wenn Jehovas Diener in diesen Ländern, in denen Schwierigkeiten bestehen, auch keine enge Verbindung mit Jehovas sichtbarer Organisation in anderen Teilen der Welt haben, gelingt es ihnen dennoch, die geistige Speise zu erhalten, und natürlich haben sie tief in ihrem Herzen den Wunsch, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen. Es ist uns wirklich eine Freude, mehrere Erlebnisse aus der Tätigkeit einiger derer wiederzugeben, die zu der großen Menge treuer Zeugen gehören, die in wirklich schwierigen Ländern arbeiten.

BULGARIEN

Für unsere Brüder in Bulgarien hat sich die Lage nicht gebessert. Es ist nicht möglich, öffentlich zu predigen. Es gibt in Bulgarien nur einige wenige Brüder. Aber trotz der schwierigen Situation predigen sie in einem gewissen Maße, indem sie die Bibel und die wenigen verfügbaren Veröffentlichungen der Gesellschaft in ihrer Sprache verwenden. Das hat dazu geführt, daß sich unter der freundlichen Bevölkerung Bulgariens einige für die Wahrheit interessiert haben. Nur die Zeit — wenn die „große Drangsal“ vorüber ist — wird zeigen, wie viele Menschen in Bulgarien trotz der vielen von der Regierung verursachten Schwierigkeiten Stellung für Jehovas Königreich bezogen haben.

TSCHECHOSLOWAKEI

Eine Schwester führte bei einer interessierten Familie eineinhalb Jahre ein Bibelstudium durch. Im Laufe der Zeit erfuhr sie, daß die Ehefrau lange Zeit mit einer Frau aus dem Nachbarhaus Streit gehabt hatte. Als die Schwester einmal zu diesem Bibelstudium hinging, traf sie zufällig die andere Frau und gab ihr Zeugnis vom Königreich. Erstaunlicherweise zeigte diese Frau sogleich lebhaftes Interesse für die Botschaft, und es wurde sofort ein Bibelstudium bei ihr eingerichtet. Die Schwester besuchte die beiden Frauen nicht am selben Tag, da sie Komplikationen vermeiden wollte. Aber diese stellten sich dennoch ein. Eines Tages sagte die Frau, bei der das erste Studium durchgeführt wurde, zu der Schwester: „Ich habe gesehen, daß Sie auch unsere Nachbarin besuchen.“ „Ja, das tue ich“, antwortete die Schwester. „Dann besuchen Sie uns bitte nicht mehr. Ich wünsche Ihre Besuche nicht mehr“ war die Reaktion der Frau. Alles, was unsere Schwester dann noch sagte, war vergebens. Das Studium wurde eingestellt. Nun konzentrierte sich unsere Schwester auf das zweite Studium, und diese Frau machte beinahe Tag für Tag weitere Fortschritte. Als sie auf das Gebet zu sprechen kamen, wurde der Frau gezeigt, daß unsere Handlungsweise mit unseren Gebeten übereinstimmen muß. Nun hatte die Frau das Gefühl, sie müsse in ihrem Leben etwas in Ordnung bringen, nämlich die Beziehungen zu ihrer Nachbarin. Sie ergriff also die Initiative, ging zu der anderen Frau hin und zeigte ihren guten Willen, den Streit beizulegen. Sie hatte Erfolg. Es wurde nicht nur der Streit beigelegt, sondern die Frau, bei der eigentlich zuerst ein Bibelstudium durchgeführt worden war, sagte: „Jetzt sehe ich, was ich verloren habe, als ich mein Studium aufgab.“ Das erste Studium wurde wiederaufgenommen. Es herrscht Frieden zwischen den zwei Frauen, und beide machen gute Fortschritte zur Reife. Ja, die Wahrheit hat eine vereinigende Kraft.

Ein Bruder fuhr mit seinem Wagen durch ein Zigeunerdorf, und dort blieb sein Wagen stehen. Er brauchte Hilfe, und einer der Dorfbewohner, ein Traktorfahrer, war bereit, den Wagen für fünfzig Kronen zu reparieren. Eine Anzahl Leute schaute zu, und während der Wagen repariert wurde, versuchte der Bruder, ihnen Zeugnis zu geben. Dem, was er sagte, entnahmen die Zuhörer, daß er ein Zeuge Jehovas war. Sie fragten ihn, wo er wohne. Er nannte ihnen den Namen der nahe gelegenen Stadt. Sie waren günstig beeindruckt und sagten ihm, alle Zigeunerfamilien in jener Stadt seien ebenfalls Zeugen Jehovas und nachdem sie angefangen hätten, die Bibel zu lesen, seien sie sehr nette Menschen geworden. Und plötzlich wandte sich der Mann, der den Wagen reparierte, an den Bruder und sagte: „Wenn Sie ein Zeuge Jehovas sind, werde ich Ihnen den Wagen umsonst reparieren.“ Und er lehnte jede Bezahlung ab, als ihm der Bruder seine Arbeit bezahlen wollte. Dies zeigt, daß, obwohl man Jehovas Zeugen in der Welt viel Haß entgegenbringt, auch zahlreiche Menschen da sind, die freundlich sind, weil sie den guten Wandel und die guten Werke der Diener Jehovas beobachten.

OSTDEUTSCHLAND

Die Verkündiger haben fleißig gepredigt und gelehrt, um Jünger zu machen, und ihre Bemühungen sind reich gesegnet worden. Viele Menschen erkennen, daß es wertlos ist, noch weiter auf menschliche Verheißungen einer besseren Zukunft zu achten. Wenn sie mit der Königreichsbotschaft erreicht werden, hören sie bereitwillig auf die Wahrheit.

Eine sechzehnjährige Oberschülerin lernte die Wahrheit kennen. Schon nach dreimonatigem Studium verstand sie, daß Gott ausschließliche Ergebenheit von uns verlangt und daß wahre Christen den Krieg nicht mehr lernen. Aus Gewissensgründen bat sie daher ihren Lehrer, sie von Schießübungen zu befreien. Am nächsten Tag mußte sie ihren Entschluß vor dem Direktor der Schule verteidigen. Er schrie sie an, aber selbst nach einer zweistündigen Diskussion konnte er sie nicht umstimmen. Dann reichte sie der FDJ, einer politischen kommunistischen Jugendorganisation, ihre Austrittserklärung ein, und dies erwies sich als eine noch größere Prüfung. Stundenlang sprach man mit ihr, man bot ihr eine gute gesellschaftliche Stellung und einen Studienplatz an, damit sie Tierärztin werden konnte. Man versuchte durch ihre Freundin, ihr den neuen Glauben auszureden. Dann wurde der Hauptinhalt ihrer Austrittserklärung am Anschlagbrett der Schule ausgehängt, damit sich ihre Mitschüler darüber äußern sollten. Aber trotz all dieses Drucks gab sie ihre Einstellung nicht auf. Dieses Jahr mußte sie schließlich die Schule verlassen, denn es hieß: „Da sie sich gesellschaftlich nicht beteiligt, ist sie für die Oberschule nicht mehr tragbar.“ Sie hat jetzt den Predigtdienst aufgenommen und hofft, sich taufen zu lassen.

Eine Verkündigerin berichtet von einer weiteren typischen Situation, die zeigt, unter welchen Umständen die Botschaft gepredigt wird und wie schnell sie sich ausbreitet. Sie hatte ein Studium bei einer jungen Frau, die bald anfing, mit ihren Arbeitskolleginnen über die guten Dinge zu sprechen, die sie lernte. Eine junge Frau zeigte etwas Interesse. Sie wollte dem Studium beiwohnen, aber die Zeugin Jehovas dachte, es sei vielleicht besser, sie nicht zu jenem Studium kommen zu lassen, ehe sie sie wirklich kannte, und so schlug sie vor, sie daheim zu besuchen. Die Frau machte einige Ausflüchte, aber dann erfuhr die Schwester, daß der Mann dieser Frau ebenfalls interessiert war. Was nun? Die Schwester bat ihren Mann, in der Nachbarschaft jenes neuen Ehepaares ein erstmaliges Zeugnis zu geben. Er stellte fest, daß die Familie wirklich interessiert war, und richtete ein Bibelstudium ein. Aber sehr bald wurde der Glaube dieser Leute an Gott und an sein Wort auf die Probe gestellt. Sie waren gerade bis zum zweiten Kapitel des Wahrheits-Buches gekommen, als sie von der leiblichen Schwester der Frau besucht wurden. Sie war mehrere Jahre nicht bei ihnen gewesen. Aber sie hatte die Absicht, sie von der Fortsetzung ihres Bibelstudiums abzubringen. Doch das gelang ihr nicht. Einige Tage später sprach ein Polizist bei ihnen vor und wollte wissen, mit wem sie studierten und wo der Betreffende wohnte. Er wies sie darauf hin, daß ein solches Studium gesetzwidrig sei. All diese Bemühungen steigerten nur noch das Interesse dieser Leute. Sie hatten in ihrem Studium erfahren, daß uns Nachbarn und Freunde, die uns am Studium hindern wollen, kein ewiges Leben geben können. Inzwischen weckte die Frau bei einer anderen Arbeitskollegin und deren Ehemann das Interesse. Beim zweiten Nachbesuch kam ein Bibelstudium mit ihnen zustande.

Eine Verkündigerin, die in einem Krankenhaus als Nachtschwester tätig ist, gab drei jungen Patienten Zeugnis. Einer von ihnen lächelte, ein anderer hielt nicht viel davon, aber der dritte hörte still zu. Als die Krankenschwester das Zimmer verließ, folgte ihr der dritte. Er hatte viele Fragen, die sie beantwortete, und schließlich gab sie ihm eine Bibel. Er setzte sich für sich allein und las darin. Wenn er etwas nicht verstand, ging er zur Krankenschwester und fragte sie. Nachdem er entlassen worden war, kam er häufig wieder zu ihr, um mit ihr zu sprechen. Sechs Monate später mußte er noch einmal operiert werden. Ganz von sich aus sagte er dem Arzt, daß er eine Bluttransfusion ablehne. Er ist jetzt wieder gesund daheim und setzt eifrig sein Bibelstudium fort.

Das Wahrheits-Buch hat vielen Menschen geholfen, schnell Fortschritte zu machen. Ein Mann öffnete die Tür, als ein Verkündiger zum erstenmal vorsprach. Der Zeuge Jehovas fing mit seiner Darbietung an, aber der Wohnungsinhaber unterbrach ihn ärgerlich mit den Worten: „Gehen Sie, lassen Sie mich in Ruhe. Ich bin fertig mit der Kirche. Wie sieht es in Irland aus? Dort bekämpfen die Christen einander.“ Der Verkündiger konnte erwähnen, daß es Christen gebe, die sich an diesen Auseinandersetzungen nicht beteiligten. Der Wohnungsinhaber sagte, das seien Jehovas Zeugen. „Sehen Sie, ich bin einer“, erwiderte der Verkündiger. Er wurde hereingebeten. Beim zweiten Besuch richtete er ein Bibelstudium anhand des Wahrheits-Buches ein. Der Mann, seine Frau und drei ihrer fünf Söhne wohnen dem Studium bei. Das zweite Kapitel bewirkte, daß sie aus der Kirche austraten. Aufgrund des dritten Kapitels entfernten sie die religiösen Bilder, die sie in ihrer Wohnung an den Wänden hängen hatten. Sie essen keine Blutwurst mehr, und Weihnachten gab es nicht mehr für sie, obwohl die Großmutter heftig protestierte. Die Frau nahm die Zeugnistätigkeit auf. Als kürzlich politische Wahlen stattfanden, traten sie für christliche Neutralität ein, obwohl das eine schwere Prüfung für sie bedeutete, da auf die Menschen starker Druck ausgeübt wird, damit sie wählen. Sie freuen sich darauf, sich taufen zu lassen, um ihre Hingabe an Jehova zu symbolisieren.

Zwei junge Schwestern verbrachten ihre Schulferien damit, die Botschaft in einem Gebiet zu predigen, wo Hilfe dringender benötigt wird. Da sie das Gebiet nicht kannten, sprachen sie, ohne es zu wissen, beim Polizisten des Dorfes vor. Sie gaben seiner Frau Zeugnis und traten dann ein. Die Schwestern sagten ihm, daß sie Zeuginnen Jehovas seien und in jenem Dorf Menschen suchten, die noch an Gott und an die Bibel glaubten. Er ließ sich ihre Personalausweise zeigen. Dann wünschte er ihnen alles Gute und ließ sie weitergehen. Aber es lief nicht alles so reibungslos ab, wie sie dachten. Ein anderer Polizeibeamter rief die Geheimpolizei an, und am Mittag wurden die Schwestern verhaftet und ins Polizeipräsidium gebracht. Sie predigten allen Polizisten, mit denen sie in Berührung kamen, die Wahrheit und konnten mehreren Beamten ein gutes Zeugnis geben. Beide Schwestern wurden dreieinhalb Stunden lang getrennt verhört. Man versuchte, den Mädchen zu drohen und sie einzuschüchtern; man schrie sie an, war dann wieder freundlich usw. Endlich beschlossen die Beamten, sie aus dem Kreis zu weisen. Der Vorgesetzte sagte, so etwas hätte er noch nie erlebt, und eine der Schwestern erwiderte, auch er müsse die gute Botschaft hören, um eine Entscheidung über seine eigene Zukunft treffen zu können. Die Schwestern äußerten den Beamten gegenüber ihre Wertschätzung dafür, daß sie ihnen Gottes Botschaft hatten predigen können, und wiesen auf den weisen Rat Gamaliels hin, davon abzustehen, möglicherweise gegen Gott zu arbeiten.

Als ein Bruder geschäftlich in einer Stadt war, trat ein junger Blinder an ihn heran und bat ihn, ihn auf die andere Seite einer breiten Straße zu führen. Der Bruder hatte Mitleid mit dem jungen Mann, und er fing an, ihm etwas von der wunderbaren Zeit zu erzählen, in der unter der Königreichsherrschaft Christi alle Leiden der Menschen beseitigt werden, die die Ärzte nicht heilen können. Dem stimmte der Blinde zu, und der Bruder gab ihm ein gründliches Zeugnis. Er versprach dem Mann, der in einer Blindenanstalt wohnte, ihn zu besuchen. Dies tat er mehrmals, und nach einiger Zeit wurde die Nachbesuchsadresse einem Verkündiger übergeben, der näher wohnte. Dieser konnte ein regelmäßiges Studium bei dem jungen Mann einrichten. Der Mann brach seine Verbindung zur falschen Religion ab und hofft nun, bald seine Hingabe zu symbolisieren.

UNGARN

Manchmal kommt sehr heftiger Widerstand von Angehörigen der eigenen Familie. Dies war in einer Familie in Ungarn der Fall. In Ungarn schließen sich ebenso wie in anderen Ländern recht viele junge Leute der Organisation Gottes an. Zwei leibliche Brüder im Alter von siebzehn und achtzehn Jahren besuchten oft ihre Großmutter, und sie gab ihnen Zeugnis von Jehovas Königreich. Diese Frau hat viele Jahre mit Jehovas Zeugen studiert, doch hatte sie sich Gott nicht hingegeben. Daher waren diese Jungen mit dem, was sie von ihr hörten, nicht zufrieden. Deshalb richtete eine junge Schwester ein Studium anhand des Paradies-Buches bei ihnen ein. Die Wahrheit machte auf die Jungen einen tiefen Eindruck, und so kamen sie eines Tages heim und sagten ihren Eltern, sie hätten sich entschlossen, Zeugen Jehovas zu werden. Ihr Vater, ein Postbeamter, wurde so ungehalten, daß er ein Kabelstück nahm und anfing, seine Söhne grausam zu schlagen, wobei er jedes menschliche Empfinden verlor. Die widerliche Szene dauerte ziemlich lange, so daß die Jungen ohnmächtig wurden. Der Vater nahm einen Eimer kaltes Wasser und übergoß sie; als sie wieder bei Bewußtsein waren, fing er von neuem an, sie zu schlagen. An einem der Jungen zerbrach er sogar einen Schaufelstiel. Aber die beiden blieben standhaft. Sie hatten die Wahrheit, die durch die Kraft des unbesiegbaren Geistes Jehovas unterstützt wurde. Dann fing ihr Vater an zu schreien, und er bestand mit Nachdruck darauf, daß seine Söhne aufhören sollten, irgend etwas mit dieser neuen Religion zu tun zu haben. Auch dies wirkte nicht, und so wies sie der Vater aus seiner Wohnung, und dann zeigte er sich und seine Söhne bei der Polizei an.

Danach veranlaßte der Vater seine Verwandten, die Schwester anzugreifen, die mit den Jungen studierte. Die junge Schwester wurde bedroht, beleidigt und geschlagen, aber ein Bruder, der im selben Haus wohnte, griff ein und setzte allem ein Ende. Die beiden Jungen stießen an ihrer Arbeitsstelle auf Schwierigkeiten und wurden von der Polizei belästigt. Aber sie waren guten Mutes, wohingegen ihre Eltern einen Nervenarzt aufsuchen mußten, da ihre Nerven in einem sehr schlechten Zustand waren. Sie sagten dem Arzt, ihr Zustand sei auf die „Geisteskrankheit“ ihrer Söhne zurückzuführen. Der Arzt bat die Eltern, Ihre Söhne zur Untersuchung zu ihm zu schicken. Die Jungen kamen zu dem Arzt. Sie erzählten ihm überzeugt von ihrer wunderbaren Hoffnung, die sich auf die feste Grundlage des Wortes Gottes stützte. Nachdem der Arzt dies gehört hatte, meinte er, sie seien völlig normal und gesund. Er sagte ihnen, sie hätten ein gesetzmäßiges Recht auf die Religion ihrer eigenen Wahl, da sie ja über sechzehn Jahre alt seien. Dies überraschte und beeindruckte die Eltern, und sie änderten ihre Ansicht ein wenig. Die Jungen durften wieder nach Hause kommen, und sie bekunden ihren Eltern gegenüber Liebe und Achtung sowie Gehorsam, abgesehen von Dingen, die etwas mit Grundsätzen ihrer „neuen Religion“ zu tun haben. Das Studium wird fortgesetzt.

POLEN

In diesem Land hat sich eine eigenartige Lage entwickelt. An vielen Orten können die Verkündiger bei den Menschen daheim vorsprechen, ohne von der Polizei belästigt zu werden, und sie schätzen eine so rücksichtsvolle Behandlung durch die Behörden. Regierungsbeamte holen gelegentlich Verkündiger ab, um freundlich mit ihnen über bessere Beziehungen und größere Toleranz gegenüber Jehovas Zeugen zu sprechen. Doch im Laufe des Jahres wurden mehrere andere Verkündiger verhaftet und eingesperrt. Unter ihnen sind Personen, die wegen ihres Glaubens als Christen in Hitlers Konzentrationslagern und während der harten stalinistischen Ära unter Verhören und in Gefängnissen gelitten haben.

Eine Anzahl verhafteter Brüder wurde wegen ihrer christlichen Tätigkeit vor Gericht gestellt. Ihre Rechtsanwälte bemühten sich, vor Gericht zu zeigen, wie absurd solche Verfahren sind. Ein Bruder war zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Auf seine Berufung hin wurde sein Fall vor einem höheren Gericht erneut verhandelt. Der Rechtsanwalt sagte dem Gericht: „Wir wollen doch aufhören, uns zu täuschen. Jehovas Zeugen gibt es jetzt seit hundert Jahren. Kann man ihre Existenz noch als ein Geheimnis betrachten?“ Er lenkte die Aufmerksamkeit auf ihre hohen Sittenmaßstäbe und ihren guten Einfluß auf die Gemeinde und stellte den Antrag, den Bruder freizusprechen. Der Richter deutete an, daß er derselben Meinung wäre, aber ... Das Strafmaß wurde jedoch auf zwei Jahre und sechs Monate herabgesetzt, und aufgrund einer Amnestie braucht der Bruder nur ein Jahr und drei Monate zu verbüßen.

Ein weiterer Vorfall, der zeigt, was viele Amtspersonen persönlich hinsichtlich unseres Werkes empfinden, wurde aus Warschau berichtet. Ein Staatsanwalt sah, wie sein Freund ein Exemplar der dortigen Ausgabe der Zeitschrift Der Wachtturm las. „Was liest du da? Weißt du nicht, daß das verboten ist?“ Sein Freund sagte zu ihm: „Was kümmert es mich, ob es gesetzmäßig oder ungesetzlich ist! Wichtig ist, daß es guter Lesestoff ist.“ Der Staatsanwalt sagte: „Lies nur weiter; lies nur. Ich lese es auch.“

Ein junges Mädchen hatte bei dem ersten Besuch, den ein Verkündiger machte, etwas Interesse gezeigt. Er machte einen Nachbesuch und zeigte gleich zu Anfang das Wahrheits-Buch. Als er anfing, daraus vorzulesen, kam der Bruder des Mädchens aus seinem Zimmer herein und sagte dem Verkündiger, sie brauchten keinen solchen Unterricht. Der Verkündiger erwiderte, das Mädchen habe ihn eingeladen und er wolle sein Versprechen halten. Als er fortfuhr, versuchte der Mann wieder, sich einzumischen, aber diesmal beruhigten ihn die Eltern, da sie das Buch sehr interessant fanden. Der junge Mann verließ das Zimmer. Nach einer Weile schloß sich aber ein anderer junger Mann der Studiengruppe an und kurz danach ein zweiter. Schließlich kam der Bruder des Mädchens wieder herein und hörte aufmerksam zu. Der Inhalt des Buches überwand selbst das starke Vorurteil dieses Mannes.

Manchmal haben Menschen eine Abneigung, die biblische Wahrheit von einem nahen Verwandten zu hören. Eine Verkündigerin wurde von ihrer leiblichen Schwester besucht. Sie sagte zu ihrem achtjährigen Jungen, er solle mit seiner Tante nicht über die Bibel sprechen, da sie nicht wieder mit ihr in eine Diskussion geraten wolle, aber der Junge erwiderte: „Vielleicht hat sie sich geändert, und Gott hat sie zu uns geführt.“ Während des Besuches fragte der Junge seine Tante, was für einen Weg sie wählen würde, einen schmalen oder einen breiten. Die Tante sagte natürlich zu ihm, sie würde den breiten vorziehen. Als Antwort las ihr der Junge die Worte Jesu über die beiden Wege vor. Dann sagte sie, sie wolle nun jenen schmalen Weg wählen. Nachdem er der Tante eine weitere, ähnliche biblische Frage gestellt hatte, war sie über sein biblisches Wissen überrascht und lud ihn ein, sie zu besuchen und ihr aus der Bibel vorzulesen. Das tat er am nächsten Tag, und er las ihr viele Schriftstellen vor. Die Tante bat ihn, am darauffolgenden Tag wiederzukommen. Er nahm einen anderen Verkündiger mit, und sie richteten ein Studium anhand des Wahrheits-Buches ein. Seine Tante macht jetzt gute Fortschritte.

Eine Gruppe von Brüdern ging an einem Sonntagmorgen in den Dienst, um in einem Dorf zu predigen. Gleichzeitig kam eine Gruppe von Beauftragten der staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten in dasselbe Dorf, um Geräte ausfindig zu machen, die in Betrieb waren, ohne registriert zu sein. Jemand setzte die Polizei von der Tätigkeit der Brüder in Kenntnis. Als die Polizei eintraf, hatten beide Gruppen ihre Arbeit bereits beendet und warteten an der Bushaltestelle auf den nächsten Bus. Die Polizisten fingen zufällig bei der Gruppe der Rundfunkbeauftragten an, die Personalien zu überprüfen. Nachdem sie eine Reihe von ihnen überprüft hatten und den Grund erfahren hatten, warum sie alle in das Dorf gekommen waren, stellten sie ihre Nachforschungen ein. Als sie an den Brüdern vorübergingen, sagte einer der Polizisten zum anderen: „Dies sind keine Katzen.“ „Katze“ ist ein abfälliger Ausdruck, der einen Ketzer bezeichnet und gewöhnlich als Schimpfwort für Jehovas Zeugen gebraucht wird. So waren sie geblendet worden und sahen nicht die Leute, nach denen sie suchten.

RUMÄNIEN

Unsere Brüder in Rumänien erleiden viele Drangsale. Bei Überschwemmungen wurden riesige Gebiete des Landes überflutet, und dadurch erlitten viele unserer Brüder materielle Verluste. Außerdem hat die rumänische Regierung die Verfolgung der Zeugen Jehovas nicht eingestellt. Im Jahre 1970 wurden zwei Brüder zu Gefängnisstrafen von neun und zehn Jahren verurteilt. Es klingt fast unglaublich, daß rechtschaffene Menschen, deren einziges „Vergehen“ darin bestanden hatte, daß sie privat die Bibel studiert und anderen davon erzählt hatten, so behandelt wurden. Zweifellos ergreift die Regierung solche Maßnahmen, um Jehovas Zeugen überall im Lande in Furcht zu versetzen. Ein Bruder aus Rumänien schrieb in einem Brief: „Wir in Rumänien werden vom Staat heftig verfolgt, und es gab eine Anzahl Verurteilungen, weil wir das Evangelium verbreiten. Wir sind gefoltert und verhöhnt worden. Einigen Brüdern gab man Drogen, und demzufolge mußte eine Reihe von ihnen in eine Nervenklinik gebracht werden. Wir flehen Euch an, in Euren Gebeten unserer eingesperrten Brüder zu gedenken. Wir wissen, daß all dies eine Prüfung von Jehova ist, die wir erdulden müssen. Aber wir werden fortfahren, mutig die gute Botschaft zu predigen, wie es in Matthäus 24:14 geboten wird! Doch wir bitten Euch nochmals dringend von ganzem Herzen: Vergeßt uns nicht!“

TÜRKEI

Daß Jehovas Zeugen beim Predigen der guten Botschaft im wahrsten Sinne des Wortes ein erzieherisches Werk verrichten, ist aus folgender Erfahrung zu ersehen. Eine Schwester schreibt: „Ich lernte eine moslemische Frau kennen, die weder lesen noch schreiben konnte. Obwohl ihre Angehörigen oftmals versucht hatten, es ihr beizubringen, war es ihnen nicht gelungen. Nachdem ich angefangen hatte, zu ihr über die Wahrheit zu sprechen, schlug ich ihr natürlich vor, gemeinsam die Bibel zu studieren. Da sie jedoch nicht lesen konnte, machte sie sehr langsam Fortschritte. Ich ermunterte sie daher, lesen und schreiben zu lernen, da sie sonst nie in der Lage sein würde, ihren Glauben anhand der Bibel zu beweisen. Sie verstand völlig, daß sie wirklich die Wahrheit lernte, und das gab ihr einen solchen Ansporn, mein Angebot — ihr zu helfen, damit sie nicht nur die Wahrheit kennenlernte, sondern auch lesen und schreiben lernte — anzunehmen, daß sie in verhältnismäßig kurzer Zeit lesen lernte. Seither bereitet sie den zugeteilten Stoff immer sehr gut vor und versäumt nie eine Gelegenheit, mit anderen zusammenzukommen, die denselben Glauben haben. Jetzt, nach mehreren Monaten, hat sie so gute Fortschritte gemacht, daß sie verkündigt und den Wunsch geäußert hat, sich bei der nächsten Gelegenheit taufen zu lassen. All dies und besonders, daß sie nun eine Christin geworden war, wurde ihrer betagten Mutter berichtet. Natürlich war ihre moslemische Mutter darüber sehr aufgebracht, so daß sie sich entschloß, ihre Tochter sofort zu besuchen. Als die Mutter kam, hatte ich eine gute Gelegenheit, ihr Zeugnis zu geben. Nachdem sie alle Tatsachen erfahren und besonders nachdem sie gesehen hatte, daß ihre Tochter so gut unterrichtet war, was die Familie viele Jahre vergeblich zu erreichen versucht hatte, war sie so sehr beeindruckt, daß sie sagte: ,Zuerst muß ich jetzt in mein Dorf zurückkehren und allen erzählen, daß meine Tochter die wahre Religion gefunden hat!‘ “

Gottes Wort kann auch in sittlicher Hinsicht eine große Änderung im Leben eines Menschen bewirken. Ein Bruder berichtet folgendes: „Als ich eines Tages im Predigtdienst stand, kam ich an einem herkömmlichen ,kahvehani‘ (einer sogenannten Kaffeestube) vorbei. Schrille Stimmen drangen an mein Ohr, und durch dicke Wolken von Zigaretten- und Pfeifenrauch konnte ich sehen, wie junge und alte Männer um Tische herum saßen, sprachen, tranken und Karten spielten oder mit trüben Augen ins Leere starrten. Ja, an diesem Ort hatte ich einen großen Teil meines Lebens verbracht. Tag für Tag, manchmal den ganzen Tag bis spät in die Nacht, hatte ich an einem solchen Ort gesessen, an dem man ,die Zeit totschlägt‘, und hatte langsam mich selbst ebenfalls ,totgeschlagen‘, da meine Gesundheit immer schlechter wurde. Damals hatte ich keine Hoffnung, sondern wollte nur sterben. Dann kam eines Tages ein Zeuge Jehovas an meine Tür und sprach von der wunderbaren Hoffnung, die Gottes Königreich der ganzen Menschheit in Aussicht stellt. Obwohl ich es bestimmt nicht gewohnt war zu studieren, erkannte ich sofort, daß das die Wahrheit war, und begann eifrig, die Bibel zu studieren. Jetzt bin ich getauft, und ich bin ein glücklicher Mensch, denn ich habe eine Hoffnung und sehe einen Zweck in meinem Leben. Natürlich blieb die Änderung in meinem Leben von meinen Freunden nicht unbemerkt. Dadurch habe ich wunderbare Gelegenheiten, ihnen Zeugnis zu geben, und ich hoffe, daß sich eines Tages wenigstens einige von ihnen ändern und dem Weg folgen werden, der zu ewigem Leben führt. Ich bin Jehova, der mir geholfen hat, von meinem früheren unnützen Leben frei zu werden, bestimmt sehr dankbar.“

Im Felddienst wachsam zu sein macht einen zu einem nützlichen Werkzeug in den Händen der Engel. Eine junge Schwester berichtet: „Obwohl es ein sehr heißer Tag war, beschloß ich, noch einen weiteren Besuch zu machen. Als ich eine ältere Frau in einer offenen Tür sitzen sah, ging ich zu ihr und fragte sie, wo ich ein gewisses Haus finden könne, aber sie konnte mir nicht helfen. Da sie jedoch sah, daß ich sehr müde war, sagte sie lächelnd auf zweideutige Weise: ,Wer weiß, wen Sie wirklich suchen!‘ Nun, dies bot mir eine gute Gelegenheit, ihr Zeugnis zu geben und das Werk zu erklären, das ich verrichtete. Die Frau, die etwa siebzig Jahre alt war, war wirklich sehr glücklich, als sie von der Verheißung eines neuen Paradieses hörte, das bald hier auf Erden geschaffen werden wird. Sie war überrascht, daß sie, obwohl sie die Bibel seit ihrer Kindheit las, nie darin eine so wunderbare Hoffnung gefunden hatte. Daher lud sie mich ein einzutreten, und unser Gespräch wurde fortgesetzt. Jetzt studieren wir jede Woche das Wahrheits-Buch, und die Frau macht gute Fortschritte. Es war wirklich ein verlorenes ,Schaf‘ gefunden worden.“

Viele unserer Leser werden sich noch daran erinnern, daß im Bericht des letzten Jahres von einem schwebenden Gerichtsfall gegen dreizehn Brüder die Rede war. Wir müssen berichten, daß dieser Fall immer noch in der Schwebe ist, da der angeforderte juristische Sachverständigenbericht noch nicht unterbreitet worden ist. Inzwischen hat es in verschiedenen Städten weitere Verhaftungen gegeben. Obwohl die Zeugen jedesmal nach einem mehrstündigen Verhör freigelassen wurden, wird in einem Fall ein Gerichtsverfahren stattfinden. In zwei anderen Fällen haben die Richter den Fall abgewiesen, da ihnen sogleich klar war, daß sich Jehovas Zeugen an das Gesetz halten, daß sie sich nicht in die Politik einmischen und daß sie keine Propaganda betreiben, um einen eigennützigen Gewinn zu erlangen oder die Menschen auszubeuten, wie von unwissenden und fanatischen Personen fälschlich behauptet worden ist. Natürlich haben all diese Eingriffe nicht den Eifer und die Freude unserer Brüder gedämpft, und sie fahren treu fort, aufrichtigen Menschen zu helfen, eine wahre Hoffnung zu erlangen. Ihre Anstrengungen wurden im letzten Dienstjahr mit einer 8prozentigen Zunahme gesegnet.

UNION DER SOZIALISTISCHEN SOWJETREPUBLIKEN

Die Brüder in Rußland senden all ihren Brüdern auf der ganzen Erde ihre herzlichsten Grüße. Sie hatten ein weiteres schönes Jahr des Fortschritts, obwohl sich die Behörden in vermehrtem Maße bemüht haben, die Menschen daran zu hindern, die Wahrheit kennenzulernen. Dies haben sie durch starke atheistische Propaganda und auch dadurch versucht, daß sie die Verkündiger der guten Botschaft unter Druck gesetzt haben. Im allgemeinen sind die Menschen in bezug auf eine Unterhaltung über Gott und die Bibel etwas zugänglicher geworden. Vor mehreren Jahren vermied es jeder strikt, einem solchen Gespräch zuzuhören.

Die Behörden haben ein neues Buch von 216 Seiten veröffentlicht, das sich ganz und gar mit Jehovas Zeugen befaßt und besonders dazu angetan ist, die atheistischen Propagandisten auszurüsten und die Bevölkerung davon abzuschrecken, etwas mit Jehovas Zeugen zu tun zu haben. Der Titel des Buches lautet „Jehovas Zeugen“. Unser Werk wird darin so dargestellt, als befreunde es sich mit der kapitalistischen westlichen Welt und helfe ihr durch unsere Lehren, die Massen in ihrem Griff der Ausbeutung zu halten, und als wiegle es gleichzeitig die Menschen in östlichen Ländern dazu auf, das kommunistische System zu verwerfen. Gefälschte Zitate aus unseren Schriften werden als „Beweis“ für diese Lügen angeführt. Um euch nur einen Begriff davon zu vermitteln, wie unverschämt sie die Wahrheit verdrehen, führen wir hier eine Erklärung an, von der sie behaupten, sie sei unserer Broschüre Die Heilung der Nationen näher gerückt! entnommen. Sie versichern, darin heiße es: „Die USA sind das gesegnete Volk, dessen Gott Jehova ist.“

Aber eine so unaufrichtige und unvernünftige Darstellung unseres Werkes durch die Behörden hat die gegenteilige Wirkung. Statt die Menschen von Jehovas Zeugen fernzuhalten, beschleunigen sie den Entschluß derer, die irgendwie mit uns bekannt werden. Sobald diese feststellen, daß sie von ihren Behörden vorsätzlich falsch unterrichtet worden sind, fällt es ihnen nicht schwer, zu sehen, wo die Wahrheit und wo der Irrtum zu finden ist.

Vor einigen Jahren zogen einige Brüder in eine kleine Stadt, wo Hilfe not tat. Ihr Glaube und ihre Anstrengungen sind reich gesegnet worden. Es pflegen jetzt dreißig Personen mit der Gruppe Gemeinschaft, und immer mehr Menschen zeigen Interesse für die gute Botschaft. In einer anderen Versammlung ließen sich diesen Sommer zehn neue Verkündiger taufen.

Das starke Vorurteil, das den Menschen eingeprägt worden ist, wird durch das, was sie von Jehovas Zeugen selbst erfahren, überwunden. Eine Familie wurde in ihrer Wohnung aufgesucht. Diese Leute hörten der Darbietung der Verkündiger zu, sagten dann aber plötzlich, sie wollten kein solches himmlisches Königreich, und schickten die Verkündiger fort. Einige Zeit später machten die Verkündiger bei derselben Familie einen weiteren Besuch. Diesmal war die sechzehnjährige Tochter zugegen und bekundete lebhaftes Interesse. Als den Verkündigern wieder gesagt wurde, sie sollten gehen, folgte sie ihnen nach draußen und bat sie wiederzukommen. Sie schlug ihnen vor, wiederzukommen, wenn ihr Großvater draußen bei seiner Arbeit wäre. Die Verkündiger taten dies. Nach einiger Zeit meinte das Mädchen, der Großvater sollte davon hören. „Er ist nicht sehr gut zu uns, und er ist auch ein Trinker, aber vielleicht wird er auf euch hören“, sagte das Mädchen. Als die Verkündiger mit ihm sprachen, wurde er zornig und sagte ihnen, sie sollten das Haus verlassen. Dann begann das Mädchen, den Zusammenkünften beizuwohnen. Der Großvater erfuhr davon, aber es muß ihn zum Nachdenken veranlaßt haben. Er bat das Mädchen, die Verkündiger wieder zu ihm zu schicken. Nun zeigte er gegenüber der Wahrheit eine andere Einstellung. Er war wirklich interessiert. Er änderte seine Lebensweise und wurde selbst ein Verkündiger. Er tat viel, um den anderen Gliedern der Familie zu helfen, und sie alle sind Gott hingegebene Christen geworden.

Eine Schwester, die zusammen mit ihrer Schwester in einem Haus nahe bei einem Güterbahnhof wohnt, hörte es eines Abends an die Tür klopfen. Draußen im Dunkeln stand ein älterer Mann. Er mußte den Rest einer Waggonladung bewachen, die nicht mit den Lastwagen abgeholt worden war. Er bat um etwas zu lesen, da ihm die Nacht lang werden würde. In der Nachbarschaft standen mehrere Häuser, aber der Mann hatte im Haus der Schwester vorgesprochen. Sie gab ihm Zeugnis und bot ihm einen Teil ihres handgeschriebenen Exemplars des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“ zum Lesen an. Er nahm es und ging. Nach einer Weile klopfte er wieder und bat um ein Exemplar der Bibel. Am nächsten Abend hatte er wieder Wache zu halten, und wieder sprach er mit den Schwestern über die Wahrheit. Dies war die letzte Nacht, da er Wache halten mußte, aber die Schwester vereinbarte, ihn daheim zu besuchen, und sie richtete ein ausgezeichnetes Bibelstudium ein. Es dauerte nicht lange, bis der Mann mit seinen Töchtern sprach, die in der Stadt wohnten, und auch sie schlossen sich dem Studium an.

In Sibirien war ein Verkündiger, der mit seiner ganzen Familie die Wahrheit angenommen hatte. Er wollte die Wahrheit seinen Verwandten bringen, die mehrere tausend Kilometer entfernt wohnten. Er reiste dorthin und begann, seiner Cousine, einer jungen Frau von achtundzwanzig Jahren, zu predigen. Sie zeigte tatsächlich Interesse. Nun versuchten sie zusammen, in jener Stadt von etwa einer halben Million Einwohnern einen Zeugen Jehovas zu finden. Sie suchten vier Monate lang, hatten aber keinen Erfolg. Schließlich erfuhr der Bruder, daß Leute einer Nachbarstadt eine Frau kannten, die ihnen gepredigt hatte, wenn sie auf dem Markt eingekauft oder in den Geschäften angestanden hatten. Sie fanden die Schwester, aber da sie viele traurige Erfahrungen gemacht hatte, traute sie ihnen nicht, denn sie waren ihr völlig fremd. Daher erschien sie nicht zu der Verabredung. Sie mußten ein zweites Mal zu ihr gehen und sie bitten zu kommen. Dann brachte sie sie mit anderen Verkündigern in Verbindung, die die Frau mit Verkündigern in ihrer eigenen Stadt in Verbindung bringen konnten. Eine Verkündigerin, die zu der ersten Verabredung mit der Interessierten kam, war von dem großen Interesse der Frau sehr beeindruckt. Die Verabredung war um acht Uhr abends an einer Bushaltestelle. Aber die Verkündigerin ging mit einer anderen Schwester um sechs Uhr dorthin, weil sie früher als erwartet eintreffen konnten. Als sie an der Bushaltestelle ankamen, waren sie überrascht, diese Frau und ihren Vetter schon dort sitzen zu sehen, wo sie zwei Stunden früher auf sie warteten, weil sie sie auf keinen Fall verpassen wollten. Sie gingen mit in die Wohnung der Frau und sprachen drei Stunden mit ihr über die Wahrheit, da die junge Frau immer mehr davon hören wollte. Die Verkündigerin hatte in ihrem ganzen Leben noch nie jemand getroffen, der unablässig eine solche Aufmerksamkeit bekundet hatte wie diese Frau. Sie waren alle überglücklich. Der Bruder fuhr am darauffolgenden Morgen wieder nach Sibirien, da der Wunsch seines Herzens erfüllt worden war. Die Frau machte gute Fortschritte und hat bereits den Wunsch geäußert, sich taufen zu lassen.

VEREINIGTE ARABISCHE REPUBLIK

Trotz fortgesetzter Verfolgung durch die Polizei und andere Amtspersonen ist das Zeugniswerk während des vergangenen Dienstjahres in der Vereinigten Arabischen Republik weiter vorangegangen. Es wurden weitere Brüder des Landes verwiesen, aber dennoch hat die Zahl der Zeugen Jehovas im Lande zugenommen. Jehova segnet sein Volk weiterhin, weil es standhaft auf seiner Seite steht.

Während des Jahres wurde ein Aufseher, den die Polizei lange verfolgt hatte, verhaftet. Durch Verrat konnten die Polizisten das Haus finden, in dem er sich aufhielt, und eines Morgens kamen sie früh, um ihn zu verhaften. Er lag zu jener Zeit mit einer schmerzhaften Krankheit im Bett. Nachdem sie sein Haus durchsucht und verschiedene Gegenstände an sich genommen hatten, brachten sie ihn zum Wagen und nahmen ihn mit auf die Polizeiwache. Dort wurde er ausgefragt, wo sich andere Zeugen Jehovas aufhielten, nach denen man suchte, und er wurde heftig geschlagen, weil er sich weigerte, seine Brüder zu verraten. Diese Behandlung dauerte elf Tage, und an den ersten drei Tagen gab man ihm überhaupt nichts zu essen. Nachts wurde er in eine Zelle gesteckt, die so voll von Ungeziefer war, daß er die ganze Nacht stehend zubringen mußte. Andere Male wurde er unter entartete Gefangene gesteckt, die schlimmer waren als das Ungeziefer. Schließlich schickte man ihn in ein Gefangenenlager in die Wüste, wo er zur Zeit der Niederschrift dieses Berichtes seit nahezu zehn Monaten immer noch ist. Er wird jetzt nicht so schlecht behandelt, und er kann unter den Gefangenen ziemlich viel Zeugnis geben. Von dort konnte er einen Brief herausschmuggeln, in dem er unter anderem folgendes schrieb:

„Ich weiß nicht, wie es ausgehen wird und bis wann ich in diesem Konzentrationslager sein werde, aber ich danke Jehova dafür, daß ich die Bibel habe, und ich bete immer zu ihm, er möge mich um seines Namens willen stärken und mich in die Lage versetzen, meine Lauterkeit vor ihm zu bewahren. Ich vertraue auf Eure Gebete, mich zu stärken und mir Mut zu geben. Euch allen sende ich meine herzlichsten Grüße christlicher Liebe.“ Ja, wir beten wirklich, daß Jehova weiterhin mit diesem treuen Bruder sein möge.

Warum das Gespräch nicht auf die Wahrheit bringen, wenn einen ungläubige Verwandte besuchen, besonders wenn sie zu einer Zeit kommen, da man gerade sowieso in den Felddienst gehen will? So überlegte eine unserer Schwestern, und sie kam dabei zu guten Ergebnissen. Als sie auf eine Schwester wartete, mit der sie für den Felddienst verabredet war, klopfte es zur vereinbarten Zeit an die Tür. Die Schwester war sicher, daß es ihre Begleiterin für den Felddienst war, öffnete die Tür und war überrascht, daß dort ihre ungläubige Verwandte stand. Durch irgend etwas war die Schwester aufgehalten worden, und sie kam gar nicht zu der Verabredung. Warum also nicht der Verwandten Zeugnis geben? Diese Person hörte mit gespannter Aufmerksamkeit allem zu, was die Schwester zu sagen hatte, und stellte dann viele Fragen. Als die Schwester dieses große Interesse bemerkte, richtete sie auf der Stelle ein Studium anhand des Wahrheits-Buches bei ihrer Verwandten ein, und das Studium ist regelmäßig weiter durchgeführt worden. Später sagte die Verwandte im Vertrauen zu der Schwester, sie glaube, Gott hätte ihr Gebet erhört. Sie hatte die Bibel gelesen, sie aber nicht verstehen können, und sie hatte zu Gott gebetet, ihr Verständnis zu geben. Jetzt ist sie sehr eifrig für die Wahrheit und verkündet sie allen, die hören. Wie froh ist doch unsere Schwester, daß sie die Gelegenheit wahrnahm, einer Verwandten, die zu Besuch kam, Zeugnis zu geben.