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Pakistan und Afghanistan

Pakistan und Afghanistan

Pakistan und Afghanistan

PAKISTANS Bevölkerung von 130 Millionen — 88 Prozent von ihnen bekennen sich zum Islam — bildet den größten Moslemstaat der Welt. Es ist das einzige Land der Welt, dessen beide Teile, West-Pakistan und Ost-Pakistan, durch fremdes Territorium mehr als tausendsechshundert Kilometer voneinander getrennt sind. West-Pakistan wird vom Iran und von Afghanistan im Westen, China im Norden und dem Arabischen Meer im Süden begrenzt; Indien ist sein östlicher Nachbar. Ost-Pakistan ist größtenteils von indischem Territorium umgeben.

Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Trennung? Vor 1947 war das ganze über 940 000 Quadratkilometer große Gebiet von Pakistan ein Teil des vorwiegend hinduistischen Indiens. Viele Jahre hatte die moslemische Minderheit nach einer unabhängigen, auf die Prinzipien des Islams gegründeten Regierung gestrebt. Die Gelegenheit bot sich, als Indien 1947 von Großbritannien die Unabhängigkeit erhielt. Im August jenes Jahres kam die neue Nation Pakistan ins Dasein — bestehend aus zwei Gebieten, die überwiegend von Moslems besiedelt sind und die nicht ineinander übergehen, sondern weit voneinander getrennt liegen.

Urdu ist die Hauptsprache des Westens, während im Osten Bengali gesprochen wird. Pakistan ist hauptsächlich ein Agrarstaat. Der verhältnismäßig geringe Prozentsatz der Bevölkerung, der lesen und schreiben kann, ist vorwiegend in den großen und kleineren Städten zu finden. Dieser Bevölkerungsschicht ist in den letzten Jahren hauptsächlich die „gute Botschaft“ gepredigt worden.

Obwohl Pakistan politisch im Jahre 1947 seinen Anfang nahm, waren die Verkündiger von Jehovas Königreich in dem Gebiet schon vor 1926, als der indische Zweig der Watch Tower Society gegründet wurde, tätig. Einige Schriften der Gesellschaft waren in die nördliche Provinz Pandschab und deren Hauptstadt Lahore gelangt. Das geschah zufolge der eifrigen Tätigkeit eines Anglo-Inders, Frank Barretts, eines Telegrafisten beim indischen Telegrafenamt, der bis zu seinem Tod im Dienst des Herrn tätig blieb und viele Stunden in dem Gebiet des heutigen West-Pakistan im Predigtdienst verbrachte.

Bruder Barrett hatte einen Mitarbeiter in Lahore, der großes Interesse für die Königreichsbotschaft bekundet hatte, einen Mann namens Harvey. Um diesen Mann zu besuchen, fuhr der neuernannte Zweigdiener für Indien, F. E. Skinner, nach Lahore. Zur damaligen Zeit empfanden die Zeugen allgemein eine Dringlichkeit, und so wurden Pläne gefaßt, innerhalb kurzer Zeit soviel Gebiet wie möglich zu bearbeiten. Abonnenten des Wachtturms sollten gebeten werden, die Verbreitung der Literatur in die Hand zu nehmen. Daher auch der Besuch Bruder Skinners in Lahore, um mit Harvey Verbindung aufzunehmen.

Tausendeinhundert Kilometer weiter westlich, in Quetta, in der Provinz Belutschistan, lebte ein anderer Mann, mit dem auf der gleichen Reise Verbindung aufgenommen werden sollte — Walter Harding. Bruder Skinner stellte fest, daß er schon ein eifriger Verfechter der Dinge war, die er durch das Studium des Wachtturms lernte. Als Schaffner bei der Eisenbahn sprach er oft Fahrgäste der zweiten oder ersten Klasse an und fragte sie, ob sie gern etwas zu lesen hätten; und so beteiligte er sich erfolgreich an der Verbreitung der Königreichsbotschaft. Erst nach Bruder Hardings Tod im Jahre 1933 bezogen seine Frau und seine Familie für die wahre Anbetung Stellung. Tatsächlich waren Glieder dieser Familie unter den ersten Verkündigern der Versammlung in der Stadt Karatschi, wohin sie von Quetta gezogen waren.

Nach diesem Besuch, der gute Früchte zeitigte, und nachdem Familie Harding Bruder Skinner mit buchstäblichen Früchten, für die Quetta berühmt ist, überschüttet hatte, brach Bruder Skinner auf, um mit dem Zug die 2 400 Kilometer weite Rückfahrt nach Bombay über Karatschi anzutreten. Diese Hafenstadt hat ein sehr feuchtes und ermüdendes Klima; jedoch verbrachte Bruder Skinner seinen einwöchigen Aufenthalt dort nutzbringend mit der Verbreitung des Buches Befreiung, hauptsächlich unter Namenchristen. So nahm die Verkündigung der „guten Botschaft“ in der Stadt, die später die erste Hauptstadt Pakistans werden sollte, ihren Anfang.

Das Predigtwerk war in diesen frühen Jahren nicht auf die großen Städte beschränkt. Bruder Skinner begann, den kleinen Städten und Dörfern des Pandschabs regelmäßige, jährliche Besuche abzustatten. Hier lebt die Mehrheit der sogenannt christlichen Bevölkerung. Um diese Menschen in den Wintermonaten Dezember und Januar jeden Jahres zu besuchen, kam Bruder Skinner mit S. M. Shad, seinem Dolmetscher, einem neuinteressierten Lehrer aus dem Pandschab.

Für Bruder Skinner waren die jährlichen Besuche erregende Erlebnisse. Er traf sich mit Shad in Lahore und reiste dann mit der Eisenbahn, zu Pferde oder auf einem Pferdewagen über die staubigen Wege zwischen den Dörfern und wohnte bei den Einheimischen in ihren kleinen Lehmhäusern zusammen mit den Hühnern, Kühen und Ziegen. Wie anregend fand er es doch, mit den einfachen Bauern zu sprechen, die gerade von der harten Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern heimgekehrt waren, wie sie auf dem Lehmboden hockten oder auf ihren aus Seilen geflochtenen Betten saßen und in der Bibel blätterten, wenn ihnen neugefundene Wahrheiten erklärt wurden.

VERKÜNDIGER KOMMEN, UM ZU BLEIBEN

Im August 1929 trafen zwei Brüder, die einen beträchtlichen Anteil an der Ausdehnung des Predigtwerkes im indischen Zweig haben sollten, in Bombay ein — Claude Goodman und Ron Tippen. Diese Brüder hatten sich dafür gemeldet, in Indien zu dienen, als sie anläßlich des kurz vorher veranstalteten Kongresses in England einen Bruder, der gerade aus Indien von seiner weltlichen Beschäftigung auf Urlaub nach Hause gekommen war, seine Erfahrung erzählen hörten. Sie sprachen mit Bruder Rutherford, dem damaligen Präsidenten der Gesellschaft, und sofort wurden Vorbereitungen eingeleitet, sie nach Indien zu senden. In dem Geist von Matthäus 6:33 brachen sie zuversichtlich auf, denn jeder hatte nur zehn Dollar und eine einfache Fahrkarte nach Indien. Nach ihrer Ankunft hatten sie ihr Geld bald für Tropenkleidung und für die Bettrollen ausgegeben, Dinge, die für das Reisen in Indien unerläßlich sind. Zwei Wochen später befanden sie sich auf der zweitägigen Seefahrt nach Karatschi.

Sie schickten sich an, alle Gebiete, in denen man möglicherweise Englisch sprach, zu bearbeiten, denn sie hatten keine Literatur in der dortigen Sprache. Da Indien damals jedoch unter britischer Herrschaft stand, war Englisch die Amtssprache, und sie konnten bald die vielen Kartons Literatur, die sie mitgebracht hatten, verbreiten. Sie führten nur gelegentlich Nacharbeit durch, da man damals daran dachte, das Gebiet durchzuarbeiten und soviel Literatur wie möglich abzugeben. Nachdem sie sich etwa eine Woche lang in der Stadt aufgehalten und dabei in der billigsten Unterkunft, die sie finden konnten, gewohnt hatten, erlebten sie etwas, was ihren Glauben stärkte und ihre finanziellen Verhältnisse verbesserte. Bruder Tippen gab der Inhaberin des größten und teuersten Hotels der Stadt Zeugnis. Sie nahm Literatur entgegen und fragte ihn, wo er wohne. Das Ergebnis war, daß sie sie einlud, in ihrem Hotel so lange Gäste zu sein, wie sie in Karatschi blieben. So konnten sie die Geldmittel sparen, die sie in den bevorstehenden Monaten so dringend benötigen würden.

Als nächstes gingen sie in die hundertsechzig Kilometer weit entfernte Stadt Hyderabad (Provinz Sind). Das war nach ihrem Empfinden echte Pionierarbeit unter indischen Verhältnissen. Die Züge in Indien hatten vier Klassen, und diese Brüder reisten gewöhnlich zum Verdruß der Europäer in der niedrigsten Klasse, wo sie sich in ein zum Bersten gefülltes Abteil, in dem Holzbänke standen, unter das Landvolk zwängten. Eine Woche lang hielten sie sich in Hyderabad auf, und diesmal waren sie in einer Herberge untergebracht. Diese sind im ganzen Land zu finden, und zu einem geringen Preis kann man einen Raum mit einem rohen Tisch, zwei Stühlen und zwei hölzernen Betten, auf denen man die Bettrolle ausbreiten kann, beziehen.

Von Hyderabad ging Bruder Tippen nach Quetta und Bruder Goodman nach Ambala, und sie hofften, sich nach einer gewissen Zeit in Lahore wieder zu treffen. Das Zweigbüro hatte viele Briefe aus Dörfern um Lahore empfangen, und in diesen sogenannt christlichen Dörfern schien viel Interesse zu bestehen; so nahmen die Brüder diese Gegend in Angriff. Das Transportmittel zwischen den Dörfern war hauptsächlich das Kamel, das einem, wie Bruder Goodman sagte, nach ein paar Kilometern, wenn man dann ein schmerzendes Gesäß hatte, kein sehr entzückendes Erlebnis bot. Er erinnert sich daran, daß, als sie einmal beide auf das gleiche Kamel gestiegen waren, das Tier stehenblieb, um zu grasen. Bruder Goodman zog an dem einzelnen Seil, worauf sich das Kamel auf seine vier Knie niederließ. Darauf zog er das Seil auf jede andere denkbare Weise, aber das Kamel kaute zufrieden weiter. Erst als sich Bruder Tippen an einen Pfeifton des Treibers erinnerte und ihn nachahmte, stand das Tier auf und ging weiter. Bruder Goodman sagt, daß er von da an das Seil sehr respektvoll behandelt habe.

Schließlich machten sie den Schreiber all jener Briefe an das Zweigbüro ausfindig; es war ein freiberuflich tätiger Geistlicher! Da sie kein Pandschabi konnten und keine Literatur in dieser Sprache zur Verfügung hatten, konnten sie die Dorfbewohner nur durch diesen Mann als Dolmetscher erreichen. Große Menschenmengen kamen, um ihrem Vortrag zuzuhören, aber danach stellten sie nur die eine Frage: „Werden Sie in unserem Dorf Ihre Mission errichten und uns eine Schule oder ein Krankenhaus bauen?“ Später fanden die Brüder heraus, daß der Geistliche den Dorfbewohnern eine solche Hoffnung eingeflößt hatte, während er unterdessen seinen Gewinn von diesen einfachen, freundlichen Menschen einstrich.

An dieser Vorstellung, der Zweck christlicher Missionsarbeit bestehe darin, die Menschen mittels materieller Vorteile zu bestechen, damit sie das Christentum annehmen, hält die Mehrheit der Namenchristen immer noch fest. Die Kriegsverhältnisse ein paar Jahre danach bewiesen leider, daß viele vermeintliche Interessierte mehr an einer finanziellen Unterstützung durch die Gesellschaft interessiert waren. Sogar Bruder Shad, der eine so große Hilfe gewesen war, als Bruder Skinner diese Gegenden besucht hatte, lehrte wieder an einer Konfessionsschule und fiel ab.

Zwei weitere Brüder aus England, Randall Hopley und Clarence Taylor, trafen 1932 In Karatschi ein, um zu helfen, die wahren „Schafe“ des Herrn einzusammeln. Eine der Städte, die Bruder Hopley besuchte, war Dakka, das später die Hauptstadt Ost-Pakistans werden sollte. Doch waren die Aussichten damals nicht sehr ermutigend. Inzwischen hatte sich in Karatschi der Kern einer Versammlung gebildet. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 war das Werk mehr oder weniger auf Karatschi und zwei oder drei weitere größere Städte beschränkt. In Lahore wurde 1942 ein Sonderpionier, ein Perser, verhaftet und aufgrund der Bestimmungen zur Verteidigung Indiens in Gewahrsam genommen. Er wurde drei Monate lang in Haft behalten, aber später wieder entlassen, ohne jemals zu erfahren, worin sein Vergehen bestanden haben sollte. Im Jahre 1943 verboten die britischen Herrscher Indiens die Einfuhr und das Drucken der Literatur der Gesellschaft. Das hatte zur Folge, daß die Pioniere sehr belästigt wurden. Glücklicherweise wurde das Verbot Ende 1944 wiederaufgehoben.

MIT SCHWIERIGKEITEN FERTIG WERDEN

Ein Ereignis, das die Predigttätigkeit hier bedeutend beeinflussen sollte, war nicht der Zweite Weltkrieg, sondern daß Indien am 15. August 1947 die Unabhängigkeit erlangte und die Aufteilung des Landes in die heutigen Länder Indien und Pakistan. Pakistan bedeutet in Urdu „Heiliges Land“, und viele Moslems Indiens hofften, daß es sich als das erweisen werde, wenn sie, getrennt von den Hindus und Sikhs Indiens, die Grundsätze des Islams verwirklichen könnten. Die eigentliche Trennung hatte eine der blutigsten Umwälzungen der Geschichte zur Folge, als die Hindus nach Indien und die Moslems nach Pakistan flohen. Das Pandschab litt darunter am meisten, da es durch die Trennung in zwei Teile gespaltet wurde; Lahore lag in Pakistan, nur siebenundzwanzig Kilometer von der Grenze entfernt, und Amritsar lag etwa ebensoweit von der Grenze entfernt auf indischem Gebiet. Flüchtlingszüge trafen in beiden Städten ein, ihre Insassen alle grausam ermordet. Diejenigen, die entrinnen konnten, erzählten schreckliche Erlebnisse, und so begannen überall in beiden Ländern Vergeltungsmaßnahmen. Schätzungsweise acht Millionen Flüchtlinge — und noch mehr sollten folgen — hatten bis Anfang Dezember 1947 in beiden Richtungen die Grenzen überquert, und Tausende weitere hatten ihr Leben verloren.

Nicht ganz zwanzig Verkündiger der „guten Botschaft“ aus Indien befanden sich über Nacht in einem neuen Land. In Karatschi gab es eine Versammlung mit zwölf Verkündigern, und eine andere Versammlung, der zwei Pioniere halfen, befand sich in Quetta. Ein einzelner Pionierprediger diente in den Landgebieten des Pandschabs. Wirklich eine Zeit kleiner Anfänge für das Königreichswerk in Pakistan!

Karatschis Bevölkerung stieg im Jahre 1951 plötzlich von 450 000 Einwohnern auf 1 126 000 Einwohner an, als die Flüchtlinge aus Indien hereinströmten. Überall in der Stadt entstanden unhygienische, von Krankheiten heimgesuchte Viertel mit Wohnungen aus Dattelpalmmatten. Weniger Glückliche mußten einfach auf den Straßen schlafen. Die Versammlung wuchs, besonders nachdem die ersten Absolventen der Gileadschule — Harry Forrest und Henry Finch — in Pakistan eingetroffen waren. Sie wie auch die anderen Brüder stellten fest, daß es nicht so leicht war, Bibelstudien einzurichten, und selbst in Verbindung mit dem Haus-zu-Haus-Dienst gab es Probleme. Das war bei einer vorwiegend moslemischen Bevölkerung auch zu erwarten. Für den Moslem ist der Koran die höchste Autorität, und er glaubt, daß die Bibel zwar inspiriert, aber verändert worden ist. Daher mag für ihn ein Bibelstudium nicht sehr verlockend sein, und selbst wenn er tatsächlich etwas daran interessiert ist, mag er sich vor fanatischen Verwandten oder Nachbarn fürchten. Diese Schwierigkeit haben einige dadurch überwunden, daß sie zum Studium in den Königreichssaal kamen.

Dann gibt es den islamischen Brauch des „purdah“, der verlangt, daß sich die Frauen in der Öffentlichkeit verschleiern. Dadurch entsteht für die Brüder im Predigtdienst von Haus zu Haus eine Schwierigkeit, da die Frauen meistens nicht an die Tür kommen, wenn ein Mann dort ist. Dann ist der Herr des Hauses vielleicht auch sehr konservativ und kann sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, daß Männer versuchen, seine Frauen zu sprechen. So verbrachten diese ersten Missionare in Karatschi einen großen Teil der Zeit damit, Büros und Geschäftshäuser aufzusuchen, um Menschen mit der Königreichsbotschaft zu erreichen. Die Schwestern der Versammlung arbeiteten entweder miteinander oder mit einem Bruder, da es für eine ehrbare Frau als unschicklich galt, allein in die Häuser zu gehen. Im Laufe der Jahre hat man dieses Problem einigermaßen überwunden, wobei die Missionarschwestern mit guten Ergebnissen führend vorangingen. Die Brüder jedoch haben an vielen Orten immer noch Probleme und halten es für praktischer, eine Schwester in den Predigtdienst mitzunehmen. Man kann auch heute noch häufig sehen, wie ein Bruder draußen geduldig wartet, während die Schwester drinnen Zeugnis gibt.

Trotz dieser Schwierigkeiten ist die kleine Versammlung in Karatschi langsam gewachsen, ebenso wie die Organisation im ganzen Land. Im Jahre 1950 gab es eine 22prozentige Zunahme, und die Gesamtzahl der Verkündiger stieg auf siebenunddreißig. Es sollte noch weitere Hilfe kommen.

Aufgrund von Schwierigkeiten, die sich zwischen den beiden Ländern entwickelten, wurde es für den indischen Zweig praktisch unmöglich, das Werk in Pakistan zu beaufsichtigen. Es war nicht möglich, Geld oder Literatur von einem Land in das andere zu schicken. So wurde Pakistan 1951 ein Zweig für sich, und Bruder Goodman, der immer noch treu diente, wurde zum ersten Zweigdiener ernannt. Als er diese Zuteilung erhielt, war er gerade dabei, die fünfzehnte Klasse der Bibelschule Gilead in Amerika zu absolvieren. Drei Mitabsolventen wurden mit ihm zusammen hierhergesandt, unter ihnen G. K. Young. Drei Monate später trafen zwei weitere Absolventen in Karatschi ein, unter ihnen Bruder Youngs eigener Bruder.

Im Jahre 1951 gab es noch keine Missionarheime im Land. Die Brüder Finch und Forrest wohnten bei einer Familie von Zeugen Jehovas, und als die neuen Missionare eintrafen, nahmen sie daher ihre Mahlzeiten alle gemeinsam in der Wohnung dieser Familie ein, aber sie waren an verschiedenen Stellen in der Stadt untergebracht. Zwei Brüder fanden in einem Wohnhotel Unterkunft, das ein Minimum an Einrichtungen aufwies und in einer Umgebung lag, die alles andere als hygienisch war. Innerhalb von fünf Monaten wurden jedoch Vorkehrungen für ein Missionarheim getroffen, in dem alle bequem zusammen wohnen konnten und von dem aus die Mitarbeiter des Zweigbüros tätig sein konnten.

Um diese Zeit wurden sie alle durch den Tod jemandes aus ihren Reihen traurig gestimmt. Es war Lesley, die Frau von Bruder G. K. Young. Sie starb, da sie gesundheitlich nicht widerstandsfähig und zweifellos durch Krankheit geschwächt war, was durch die schwierigen Lebensbedingungen noch verschlimmert worden war. Später im gleichen Jahr wurde Bruder Joe Oakley wegen einer Krankheit, die durch die Hitze und Feuchtigkeit Karatschis nicht gerade gelindert wurde, in das gesündere Klima Quettas versetzt. Bald wurde er der erste Kreisdiener, der unter der Leitung des pakistanischen Zweigbüros tätig sein sollte. Allan Young begleitete ihn nach Quetta, und später schloß sich ihnen G. K. Young an, und dort wurde zum erstenmal ein Missionarheim eingerichtet.

In Karatschi empfingen alle Verkündiger der „guten Botschaft“ Anfang Januar 1952 eine große Ermunterung durch den Besuch der Brüder Knorr und Henschel. Eine Zuhörerschaft von 364 Personen hörte sich den Vortrag „Ist die Religion der Weltkrise gewachsen?“, den Bruder Knorr in dem damals größten Saal der Stadt hielt, ganz an. Es waren viele weitere gekommen, aber sie verließen nach und nach den Vortragssaal, als die Sohnschaft Christi oder das Lösegeld erwähnt wurde, zwei Lehren, die von den Moslems entschieden abgelehnt werden. Dennoch gab es mindestens einen Moslem, der durch diesen Besuch des Präsidenten der Gesellschaft ermuntert wurde, freimütiger Stellung zu beziehen. Er, der spätere Bruder Shah, hatte von Jugend auf in seinem Herzen die Lehren des Islams abgelehnt, obwohl er nach außen hin ein Moslem war. Als er etwa drei oder vier Jahre vor diesem Zeitpunkt von einem Zeugen Jehovas das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ erhielt, wurde sein Interesse geweckt. Aber der Zeuge sprach nie wieder vor, und so hatte er erst kurz vor dem Besuch des Präsidenten der Gesellschaft in Karatschi Gelegenheit, sein Interesse zu erweitern. Das war, als er beobachtete, wie ein Zeuge in der Nähe seines Ladens Handzettel verteilte. Bald begann man mit ihm ein Studium, und 1952 symbolisierte er seine Hingabe an Gott durch die Taufe.

Natürlich gab es Widerstand. Er berichtet, daß eines Tages sein Nachbar zu ihm kam und sagte: „Ich habe gestern nacht geträumt, daß Gott mir den Auftrag gab, dich zu töten, weil du ein Ungläubiger geworden bist.“ Darauf erwiderte Bruder Shah: „Wenn du denkst, es sei Gottes Wille, mich zu töten, dann tu’s doch. Ich habe keine Angst. Aber was du dann tust, ist ganz einfach Mord, für den du vor der Polizei Rechenschaft ablegen mußt. Und denke ja nicht, daß du dafür ins Paradies kommst, wie es der Islam lehrt; denn Jehova belohnt Mörder nicht, sondern vernichtet sie.“ Der „Ungläubige“ lebt auch heute noch und war tatsächlich jahrelang der einzige aus dem islamischen Glauben, der hier mit Jehovas Volk verbunden blieb. Ein paar andere kamen eine Zeitlang und fielen dann, selbst nach der Taufe, wieder ab. Es hat diesen Bruder daher sehr gefreut, zu sehen, wie andere — auch sein eigener Sohn —, die die gleiche Vergangenheit hatten wie er, echte Entschlossenheit zeigten, zu Jehova zu halten und ihm zu dienen.

So wurde damals viel Samen gesät, der später zum Teil Früchte zeitigte. Um das zu veranschaulichen, können wir von einer Namenchristin erzählen, die in Karatschi von einem Missionar aufgesucht wurde. Etwa achtzehn Monate lang wurde mit ihr die Bibel studiert, doch dann brach sie das Studium wegen der Gleichgültigkeit ihres Mannes und wegen des Widerstandes seitens ihrer Mutter und ihrer Brüder für eine Zeitlang ab. Die Missionare blieben aber weiterhin mit ihr in Verbindung, und dann bewog sie 1955 der plötzliche Tod ihrer ältesten Tochter noch einmal dazu, den Trost aus der Heiligen Schrift zu suchen. So wurde aus einer begeisterten Bingospielerin eine Gott hingegebene und eifrige Verkündigerin der „guten Botschaft“, und diese Schwester, Schwester Davis, erlebte im Laufe der Jahre die Freude, zu sehen, wie sich, mit einer Ausnahme, alle ihre unmittelbaren Familienangehörigen Jehova hingaben. Ihr Sohn Geoffrey hat viele Jahre als Sonderpionier gedient. Im Jahre 1971 wurde er der erste pakistanische Bruder, der sich dazu eignete, seinen Brüdern als Kreisdiener zu dienen.

DIE „GUTE BOTSCHAFT“ IN OST-PAKISTAN

Bisher ist sehr wenig über das Predigen des Königreiches in Ost-Pakistan gesagt worden. Trotz der hohen Bevölkerungsdichte, die fast siebenmal so groß ist wie die West-Pakistans, waren Jehovas Zeugen größtenteils im Westen tätig. Abgesehen von einem kurzen Besuch im Jahre 1932, der bereits erwähnt worden ist, erhielt kein Missionar eine Zuteilung nach Ost-Pakistan, bis 1953 Bruder und Schwester Howard Benesch nach Dakka gesandt wurden und dort ein Missionarheim eröffneten. Da sie jedoch keinen Widerhall fanden, wurden sie nach zweieinhalb Jahren nach Lahore versetzt, und es vergingen weitere dreizehn Jahre, bis man das Werk in Dakka wieder in Angriff nahm. Doch daß es schafähnliche Personen in diesem Gebiet gab, zeigte sich darin, daß eine Missionarschwester mit einer Dame, die in Chittagong, dem größten Seehafen Ost-Pakistans, wohnte, brieflich ein Studium durchführen konnte. Hier gibt es ein paar Namenchristen, unter ihnen war diese Frau, die römisch-katholisch war. Wegen äußerster Armut war sie als kleines Kind Nonnen übergeben worden. Sie verrichtete für sie im Kloster niedere Dienste, bis die Nonnen sie als Elfjährige an einen viel älteren Mann verheirateten. Dadurch hatte sie wenig Bildung und noch weniger Liebe zur katholischen Kirche. Als ihre eigene Familie auf dreizehn Glieder angewachsen war, wurde ein Samenkorn der Wahrheit von einer betagten neugetauften Schwester, mit der man selbst brieflich Verbindung aufgenommen und studiert hatte, in ihr Herz gelegt. Diese Person brachte die im Kloster aufgezogene Frau mit der gleichen Missionarschwester in Verbindung, die auch ihr ein briefliches Studium empfahl. Inzwischen ließ ein Bruder aus West-Pakistan, der sich dort auf einer Geschäftsreise befand, ein Paradies-Buch bei ihr zurück.

Drei Jahre nach diesem ersten Kontakt hörte man nichts von ihr. Dann erhielt die Missionarin eines Tages einen Brief von ihr, in dem es unter anderem hieß: „Ich glaube, Sie wissen, daß es außer mir in Chittagong keine Zeugen Jehovas gibt; helfen Sie mir daher doch bitte, und schicken Sie mir eine Bibel und Zeitschriften zur Anleitung.“ Anscheinend war sie durch schwere Überschwemmungen — hervorgerufen von Zyklonen, die in diesem Küstengebiet alljährlich vorkommen — gezwungen worden, ihr Heim zu verlassen, und hatte dabei die Adresse des Zweigbüros verloren. Aufgrund ihres Briefes wurde brieflich ein regelmäßiges Studium eingerichtet, und ihr ältester Junge schrieb für sie die Antworten auf die Fragen nieder. Obwohl ihr die römisch-katholische Kirche sämtliche materielle Unterstützung entzog und ihr Mann arbeitslos war, studierte sie mit ihren Kindern und unternahm selbst Anstrengungen, die „gute Botschaft zu predigen“, ja sie stellte sich sogar an den Ausgang der katholischen Kirche und sprach die Menschen an, wenn sie herauskamen. Dann, gerade um die Zeit, als eine Familie von Zeugen Jehovas und zwei Sonderpioniere in Dakka eintrafen, um ihr zu helfen, wurde sie schwer krank und starb an Krebs. Das war 1968.

Der Vater jener neueingetroffenen Familie, Bruder Mass Jivanandham, hatte, als er mehrere Jahre vorher eine Erkenntnis des Vorhabens Gottes erlangte, in den Streitkräften gedient. Nachdem er ein Jahr lang in Karatschi studiert hatte, traf er seine Entscheidung und wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt und aus dem Militärdienst entlassen. Nach seiner Freilassung symbolisierte er seine Hingabe durch die Taufe und wurde gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Versammlung Karatschi tätig. Im Jahre 1968 bot man ihm die Gelegenheit an, achtzehn Monate lang in Dakka zu arbeiten. Er nahm das Angebot an, doch nur unter der Bedingung, daß die Sonderpioniere, Bruder und Schwester Porter, die 1961 gekommen waren, um dort zu dienen, wo Hilfe dringend benötigt wurde, ihn begleiten würden. Er fand, daß eine solche Vorkehrung nötig war, um seine Familie geistig stark zu erhalten. So kam es dann, daß die Gruppe in Dakka arbeitete. Sie gaben viel Literatur ab und erlangten viele Abonnements auf den Wachtturm. Sie richteten auch Bibelstudien ein, und ein Ergebnis war, daß 1970 beim Bezirkskongreß in Karatschi ein junger Mann seine Hingabe durch die Taufe symbolisierte und zwei weitere zu verkündigen begannen. Obwohl Bruder Jivanandham mit seiner Familie Dakka schließlich wieder verlassen mußte, als sein Arbeitsvertrag abgelaufen war, blieben die beiden Sonderpioniere dort bis 1971, als sie während chaotischer politischer Verhältnisse fortgingen.

AUSDEHNUNG ALS LOHN FÜR DIE BEMÜHUNGEN DER MISSIONARE

Die Aufzeichnungen des Zweigbüros zeigen, daß Ende des Dienstjahres 1953 vierzehn Absolventen der Gileadschule im Land waren und eine Höchstzahl von siebenundfünfzig Verkündigern erreicht worden war. Die Absolventen waren auf vier Missionarheime in vier verschiedenen Städten verteilt. Eines der neuen Heime befand sich in Lahore, Pakistans zweitgrößter Stadt, wo im Laufe der Jahre viele einen Anteil am Predigen des Königreiches hatten. Schließlich wurde Anfang 1954 die erste Versammlung, bestehend aus fünf neuen Verkündigern (nur einer blieb Jehova loyal ergeben) und vier Missionaren, gebildet. Ende Juli des gleichen Jahres stieg ihre Zahl durch die Ankunft der Brüder Goodman und Forrest, als Lahore aufgrund der Unterbringungsschwierigkeiten in Karatschi der neue Sitz des Zweigbüros der Gesellschaft wurde. Sie waren gezwungen, das Heim in Karatschi nach kurzfristiger Kündigung zu verlassen, und da Karatschi immer noch mit dem gewaltigen Flüchtlingsproblem rang, blieb nichts anderes übrig, als nach Lahore zu ziehen. Man hatte dort passende, neugebaute Räumlichkeiten gefunden.

Lahore hat nicht die weltoffene Bevölkerung Karatschis, und die Menschen neigen daher dazu, etwas engstirnig zu sein. Lahore ist als Stadt der Universitäten und Schulen bekannt, und viele Denkmäler aus dem Altertum locken Besucher an. Wie in den meisten Städten Asiens tritt der Unterschied zwischen arm und reich sehr stark hervor, denn die Wohlhabenden wohnen in palastähnlichen Bungalows und die Armen, die die große Mehrheit ausmachen, in verwahrlosten, unhygienischen Lehmhütten oder in dunklen, ebenso ungesunden engen Gassen. Dann gibt es einen weiteren, größer werdenden Teil der Bevölkerung, der den Mittelstand bildet, und hier wird am meisten Zeugnis gegeben. Das liegt nicht daran, daß ein Klassenunterschied gemacht würde, sondern eher an den Problemen, die beim Besuch der Armenviertel der Stadt auftreten.

Schon der bloße Anblick eines Ausländers oder eines gutgekleideten Fremden bewirkt, daß sich die enge Gasse mit ungewaschenen, ungepflegten Kindern aller Altersklassen füllt. Sie strömen buchstäblich aus den Häusern und lassen keinen Zweifel daran übrig, daß die Übervölkerung in diesem Teil der Welt das Problem Nr. 1 ist. Schreiend und sich gegenseitig stoßend, gehen sie dem Verkündiger von Haus zu Haus nach und folgen, ungeachtet aller Ermahnungen, dem Verkündiger oft auf dem Fuße bis in die Wohnungen. Die großen Kinder erkennen schnell, wer der Fremde ist, und bald hört man in der ganzen Straße, daß man eine Zeitschrift für fünfundzwanzig Paisa kaufen kann oder daß der Fremde Christen macht. Das hat oft zur Folge, daß der Verkündiger vor verschlossenen Türen steht, aber wenn es soweit ist, entschließt er sich ohnehin, es in einer anderen Straße zu versuchen, wo er sein eigenes Wort verstehen kann.

In solchen Fällen ist ein Fahrrad — das üblichste Transportmittel in Lahore — für ein schnelles Fortkommen von Vorteil. Wenn der Zeuge Jehovas schließlich geht, geschieht dies unter Schreien und Händeklatschen und in einigen Fällen unter einem Hagel von Steinen. Wenn man diese Viertel bearbeiten will, ist es daher am besten, das Beispiel der Brüder in kommunistischen Ländern nachzuahmen, nämlich sich jeweils nur ein Haus in jeder Straße vorzunehmen.

Als das Zweigbüro erst neu nach Lahore verlegt worden war, war das Zeugnisgeben größtenteils auf diejenigen beschränkt, die Englisch konnten. Damals gab es keinen besonderen zweimonatigen Sprachkurs für Neuankömmlinge. Neue Missionare lernten Urdu, so gut sie konnten, wozu sie manchmal einen einheimischen Privatlehrer nahmen. Doch selbst dann machten sie langsam Fortschritte, nämlich wenn der Lehrer mehr an der Bezahlung als am Unterrichten interessiert war. Jedoch gab es einen Missionar, der sich bemühte, die Sprachkenntnisse, die er hatte, in all den zerstreut liegenden Dörfern des Pandschabs, in die er mit dem Fahrrad fuhr, anzuwenden.

Das war Harry Forrest. Nach seiner Versetzung von Karatschi nach Norden wurde er in den drei Jahren, in denen er die Hunderte von Kilometern des ländlichen Pandschabs bearbeitete, eine bekannte Persönlichkeit. Er hatte alles bei sich — Literatur, Kleidung, Bibel und Bettzeug. Vorn, hinten und an beiden Seiten beladen, sah er eher wie ein Weltenbummler aus. Die einfachen Menschen schätzten seine Bemühungen sehr, und sie hörten mit Freuden zu, wenn er ein paar Worte in Urdu sprach, und lasen die Schriftstellen aus ihrer Bibel in Pandschabi. Sie nannten ihn gewöhnlich „Dschungel-Sahib“, denn das ist die buchstäbliche Bedeutung seines Namens in Urdu. Obwohl er über fünfzig Jahre alt und damals ein wenig schwerhörig war, arbeitete er weiter in der extremen Hitze, schlief, wo immer er konnte, ob es nun in einem Haus, einer Scheune, einer Hütte, einem Basar oder selbst draußen auf dem Feld unter den Sternen war. Wie oft fragen Leute, die die Königreichsbotschaft zum erstenmal durch seine eifrige Tätigkeit empfingen, die Zeugen noch heute nach ihm!

Nun wurde mehr unter der riesigen moslemischen Bevölkerung im ganzen Land gepredigt, und als 1951 das Buch Was hat die Religion der Menschheit gebracht? mit seinem Kapitel über den „Islam“ freigegeben wurde, hoffte man, daß vielen ehrlichgesinnten Personen die Augen geöffnet würden. Viele Exemplare wurden in die Hände der Menschen gelegt, aber 1955 fingen einige Fanatiker an, gerade gegen dieses Kapitel Einspruch zu erheben, und Briefe, die diesen Einspruch zum Ausdruck brachten, erschienen in der Presse. Moslems sind hierin so empfindlich, daß irgendeine Äußerung über Mohammed, die irgendwie als leicht nachteilig ausgelegt werden könnte, genügen würde, um einen Aufruhr zu verursachen. Jedenfalls beschloß die Regierung im August 1955, dieses Buch völlig zu verbieten, da es angeblich die religiösen Empfindungen der einheimischen Bevölkerung verletzte. Jedoch standen andere Publikationen zur Verfügung, so daß das Predigtwerk unvermindert fortgesetzt wurde.

Ende des Jahres 1955 wurde in Rawalpindi, 270 Kilometer nordwestlich von Lahore, am Fuße großer Gebirgszüge gelegen, ein neues Missionarheim eingerichtet. So gab es nun vier Heime, da Bruder und Schwester Benesch Dakka verlassen hatten, um nach Lahore zu kommen, wo sich ihnen die ersten zwei ledigen Missionarinnen, die im Land eingetroffen waren, anschlossen. Die Brüder Muscat und Miller, ursprünglich aus Australien, wurden damals von Lahore nach Rawalpindi versetzt, um zu helfen, das Werk dort einzuführen.

In Lahore hatte Bruder Miller ein Bibelstudium bei einem Herrn Lamuel eingerichtet, der sich als eifriger Hörer des Wortes Gottes erwies und bald so weit Fortschritte machte, daß er getauft werden konnte. Obwohl er zunächst nur sehr begrenzte Englischkenntnisse hatte, übte er sich im Laufe der Jahre darin und wird nun zur Förderung der Königreichsinteressen eingesetzt, indem er regelmäßig den Königreichsdienst in Urdu übersetzt und in der Versammlung Lahore als Dolmetscher dient.

SEGNUNGEN DES JAHRES 1956

Im Januar 1956 erhielt Pakistan einen neuen Zweigdiener, R. T. Pope aus Neuseeland, der zwei Jahre vorher nach Pakistan gekommen war, nachdem er die Wachtturm-Bibelschule Gilead absolviert hatte. Das war nötig, weil Claude Goodman fortging und kurz danach eine Tochter des bereits erwähnten Bruder Harding heiratete. Bruder Goodman sagte, seine sechsundzwanzig Jahre fleißigen Dienstes in diesen Gegenden seien das begeisterndste und erfreulichste Kapitel in seinem Leben gewesen. Obwohl seine Gesundheit nachläßt, dient er immer noch als Pionier und Aufseher in Westaustralien.

Zu Anfang jenes Jahres wurde die erste urdusprachige Versammlung in Karatschi gegründet. Viele Brüder hier hatten der gleichen sogenannt christlichen Konfession angehört, und Bruder Sadiq Masih war der erste, der diesen demütigen Menschen die Botschaft überbrachte. Er selbst hatte 1947 in Indien zum erstenmal etwas über Gottes Vorhaben erfahren, als er aus zweiter Hand das Buch Befreiung kaufte, ohne Buchdecke, zerfetzt und ohne Titelseite. Als Sohn eines Geistlichen hatte sich Sadiq von Jugend auf sehr für Gottes Wort interessiert. Im Jahre 1948 kam er mit seiner Familie nach Quetta und fand gegenüber der Kirche eine Wohnung. Er fand nur ein Gebet dieses Geistlichen großartig, erfuhr aber, daß es lediglich aus einem Gebetbuch vorgelesen wurde. Und wer sagte ihm das? Nun, des Geistlichen eigener Sohn, der fünfzehn Jahre später selbst ein ergebener Diener Jehovas werden sollte. Sadiq blieb in einem geistig sehr unbefriedigenden Zustand, bis an einem kalten, verschneiten Sonntagmorgen, an dem er und seine Familie sich im Bett warm hielten, ein Pionierbruder an seine Tür kam. Sadiq nahm das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ entgegen und war damit einverstanden, daß in seiner Wohnung sofort ein Bibelstudium eingerichtet wurde.

Bald beteiligte er sich am Predigtwerk, und dann kam eines Tages ein weiteres Vorrecht auf ihn zu. Es war geplant, daß der Kreisdiener einen weithin angekündigten Vortrag in der dortigen Stadthalle halten sollte, aber der Übersetzer war nicht erschienen. Sadiq Masih wurde gebeten, für ihn einzuspringen, und das war nur die erste vieler solcher Gelegenheiten, sich noch nützlicher zu machen. Nicht lange danach ging er in das Pandschab, wo er in seiner Freizeit viel Samen säen konnte, von dem ein Teil später auch Früchte in Form von weiteren Jehova hingegebenen Dienern zeitigte. Allmählich erkannte er, daß seine weltliche Arbeit seine Bemühungen behinderte und einschränkte, so daß er sich unter großen finanziellen Einbußen entschloß, seinen Beruf zu wechseln.

Im festen Glauben an die Verheißung gemäß Matthäus 6:33 kehrte er in seinen Heimatbezirk im Pandschab, nach Sialkot, zurück. Trotz schwerer Zeiten und trotz Widerstandes, der unter anderem in zwei Pöbelangriffen bestand, fand er einen Mann, der willens war, sich Jehova hinzugeben, und der immer noch treu dient. Im Jahre 1952, als Bruder Knorr Karatschi besuchte, verkaufte Sadiq seine einzige bewegliche Habe, ein Fahrrad, um die etwa 400 Kilometer weite Fahrt zum Kongreß nach Karatschi zu bezahlen. In Karatschi konnte er eine geeignete Arbeit finden, und er beschloß, dort zu bleiben und sich am Königreichswerk zu beteiligen.

Später gab es in der gleichen Versammlung in Karatschi zwei leibliche Brüder, Sattar und Sadiq, die an Erkenntnis zunahmen und dann mit ihrer Familie in das Pandschab, ihre Heimat, zurückkehrten und dort als Sonderpioniere dienten. Das war 1959, nachdem Bruder Forrest nach Kanada zurückgekehrt war. Aufgrund der Schulung, die diese zwei Brüder in der Versammlung Karatschi erhalten hatten, waren sie bald in der Lage, die erste alleinstehende Verkündigergruppe im ländlichen Pandschab zu organisieren. In den Augen der Welt ungebildet (einer der Brüder hatte erst lesen gelernt, nachdem er ein Zeuge geworden war), fuhren diese Brüder fort, den Gebildeten wie auch den Analphabeten in allen Dörfern und Städten um Daska, das etwa fünfundneunzig Kilometer von Lahore entfernt liegt, zu predigen. Im Jahre 1970 wurde aus der kleinen Gruppe eine Versammlung gebildet, und die beiden Brüder bauten auf dem kleinen Stück Land, auf dem ihr Haus steht, einen Königreichssaal. Dieses Gebäude zeichnet sich dadurch aus, daß es der einzige Königreichssaal im Land ist, der von den Brüdern gebaut worden ist und ihnen gehört.

Gegen Ende 1956 freuten sich die neunundsiebzig Verkündiger im ganzen Land über die Aussicht, nochmals mit dem Präsidenten der Gesellschaft, Bruder Knorr, zusammenzukommen. In der Stadthalle von Lahore hörten 160 Personen den öffentlichen Vortrag des Präsidenten, und bei diesem Anlaß ließen sich fünf Personen taufen. Während seines Besuches wurde mit Bruder Knorr ein kurzes Interview aufgenommen, das später von Radio Lahore gesendet wurde; es war das erste und einzige Mal, daß jemand von Jehovas Volk die Gelegenheit gehabt hat, im pakistanischen Rundfunk über die „gute Botschaft“ zu sprechen.

Der Vizepräsident der Gesellschaft, Bruder Franz, sollte ebenfalls mit Bruder Knorr beim Kongreß in Lahore sein, aber wegen einer unerwarteten Schwierigkeit bezüglich einer Gelbfieberimpfung wurde Bruder Franz zusammen mit allen anderen Insassen des Flugzeuges in Karatschi in Quarantäne gehalten. Als er entlassen wurde, war der Kongreß in Lahore natürlich schon vorbei. Die Brüder waren ziemlich enttäuscht, aber es tröstete sie ein wenig, daß die Brüder in Indien und Birma seinen Besuch erleben würden. Kurz nach diesem Kongreß, im Februar 1957, wurden die drei Verkündiger und zwei Missionare in Rawalpindi eine Versammlung, so daß es in diesem Land nunmehr fünf Versammlungen gab.

DIE „GUTE BOTSCHAFT“ GELANGT NACH AFGHANISTAN

Im September 1957 wurde das Gebiet des pakistanischen Zweiges um etwa 650 000 Quadratkilometer und mehr als zwölf Millionen Einwohner größer. Wie? Die ersten Zeugen Jehovas waren in das zerklüftete Nachbarland Afghanistan gekommen. Philip Zimmerman, Angestellter bei einer internationalen Luftverkehrsgesellschaft, war von den Vereinigten Staaten nach Kabul, der Hauptstadt, gezogen. Mit seiner Frau, seiner Mutter und seinem kleinen Kind war er in diese Stadt von 350 000 Einwohnern gekommen.

Wie seine Nachbarländer im Osten und im Westen ist Afghanistan fast völlig islamisch, und es ist nie geduldet worden, den Afghanen das Christentum zu predigen. Nichts darf offiziell gegen den Koran oder die moslemische Religion gesagt werden, weil der König ein Moslem ist, und so wird alles, was ihm abträglich ist, als Majestätsbeleidigung angesehen — Grund genug, einen Ausländer des Landes zu verweisen. Bis heute müssen Jehovas Zeugen ihr Werk auf die vorübergehend ansässigen Ausländer beschränken, während sie auf Geschicklichkeit vertrauen, um die Einheimischen mit der Königreichsbotschaft zu erreichen. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Bauern, die nicht lesen und schreiben können und die nur Paschto (auch im nordwestlichen Grenzgebiet Pakistans gesprochen) oder Dari, die afghanische Form des Persischen, sprechen. Gebildete Afghanen sprechen gewöhnlich mindestens eine europäische Sprache.

Wegen der Art der Beschäftigung Bruder Zimmermans und weil er in regelmäßigen Abständen in die Vereinigten Staaten zurückkehren mußte, war es zu jener Zeit nicht möglich, beständig sehr viel zu predigen; es war jedoch so viel, daß ein paar Leute von der Abfahrt der Familie nach New York zum internationalen Kongreß 1958 Kenntnis hatten, Leute, die es interessierte, zu erfahren, was dort vor sich gegangen war, als die Familie nach Kabul zurückkehrte. Die siebenundneunzig Verkündiger in Pakistan waren ebenfalls auf diesem großen Kongreß vertreten. Fünf Missionare und Bruder Sadiq Masih aus Karatschi waren für den finanziellen Beistand dankbar, den sie von Brüdern aus aller Welt erhielten, damit sie in der Lage waren, den Kongreß zu besuchen und geistig gestärkt und mit vielen Erfahrungen, die sie ihren Brüdern mitteilen konnten, zurückzukehren.

Da anfangs das ganze Land Pakistan einen Kreis bildete, mußten einige jährlich mindestens zweimal 800 bis 1 400 Kilometer weit zu Kreis- und Bezirkskongressen reisen. Auf einem solchen Kreiskongreß in Rawalpindi, der im April 1959 stattfand, wurden die Brüder durch die Ankunft eines Delegierten kurz vor Beginn des Freitagabendprogramms überrascht. Es war Bruder Werner Schwarze. Er war die etwa 500 Kilometerweite Strecke über Kabul (Afghanistan) auf dem Motorrad dorthin gefahren. Aus der extremen Kälte der Berge war er über den historischen Khaiberpaß in die jenseits liegenden heißen, staubigen Ebenen gefahren. Obwohl er sich nicht leicht in Englisch ausdrücken konnte, strahlte die Freude, dort zu sein, von ihm auf die Kongreßteilnehmer aus. Bruder Schwarze war erst zwei Monate vorher aus Deutschland nach Afghanistan gekommen, um dort zu dienen, wo Hilfe dringend benötigt wird.

Seine Rückfahrt nach Afghanistan ging nicht ohne Schwierigkeiten vor sich. Er hatte auf seinem Motorrad einen Koffer voll Literatur bei sich und machte sich etwas Sorgen darüber, wie die Grenzbeamten reagieren würden. Doch ein paar Kilometer vor dem Kontrollpunkt hielt ein vorbeifahrender Wagen an, und der Fahrer sagte: „Der Koffer auf Ihrem Motorrad ist zu schwer für Sie. Geben Sie ihn mir; ich werde ihn bei Ihrer Botschaft in Kabul abliefern.“

Auf dem ganzen Weg versuchte er trotz seiner begrenzten Sprachkenntnisse, den Einheimischen die gute Botschaft mitzuteilen. Dieses gleiche taktvolle gelegentliche Zeugnisgeben über Jehovas Vorhaben führt er, immer wenn er reist, bis heute an solchen Orten durch. Beim nächsten Kongreß wurde Bruder Schwarze von seiner Frau und seinen zwei Töchtern begleitet, die kurz zuvor in Kabul eingetroffen waren. Dadurch war die Zahl der Verkündiger des Königreiches in Afghanistan auf sieben angewachsen. Bald sollten drei weitere Verkündiger aus Deutschland eintreffen, um dort zu dienen, wo so dringend Hilfe benötigt wird.

Wirklich ein Meilenstein im Fortschritt des Werkes in Afghanistan war es, als 1962 Milton Henschel vom Büro des Präsidenten Kabul besuchte. Bei jener Gelegenheit hatten die Brüder dort ihren eigenen kleinen Kongreß, was sicher eine kleine Erleichterung der Einschränkungen andeutete. Wie sehr sie doch alle ermuntert wurden! Im Jahre 1964 mußten die Zimmermans, nachdem sie sieben Jahre dort gedient hatten, Afghanistan verlassen. In den nächsten fünf Jahren gab es nur fünf Verkündiger, die den Millionen des Landes dienen konnten — Bruder Schwarze, seine Frau, seine Töchter und Bruder Mücke, der Ehemann einer der Töchter.

Die Brüder haben Literatur in etwa dreißig Sprachen auf Lager, und Bruder Schwarze hat in seiner Wohnung eine Ausstellung des Paradies-Buches in verschiedenen Sprachen, was immer Anlaß zu Gesprächen gibt, wenn Besucher kommen. Bruder Schwarze erinnert sich, daß 1959 bis zu sieben Polizisten ihre Versammlungsstätte bewachten, und wenn ein Einheimischer studieren wollte, mußten sie ihn irgendwo an einer Ecke treffen und ihn mit dem Auto zu einem Picknick in die Berge mitnehmen. Jetzt paßt keine Polizei mehr auf.

Im Haus-zu-Haus-Dienst muß man Geschick darin erlangen, nichtafghanische Namen an den Toren zu erkennen. Was die Häuser in Kabul betrifft, so sind sie gewöhnlich von hohen Mauern umgeben, und wenn man an das Tor klopft, kommt ein afghanischer Diener. Man fragt ihn zunächst auf persisch, ob dort ein Ausländer wohne. Wird dies verneint, so entschuldigt man sich und versucht es in einem anderen Haus.

WILLIGE TRAGEN ZUR AUSDEHNUNG BEI

In Pakistan hatte es inzwischen, Anfang 1959, eine weitere Änderung gegeben. Bruder Pope ging fort, um zu heiraten und seinen Missionardienst in Indien fortzusetzen, und so wurde G. K. Young an seiner Stelle ernannt. Im April 1960, als es eine Höchstzahl von 112 Verkündigern gab, waren nur noch sechs Absolventen der Gileadschule da, und zwei von ihnen waren im Begriff, wegen Krankheit das Land zu verlassen. Jedoch trafen in jenem Monat vier weitere aus Kanada ein.

Nach Pakistan ist eine beträchtliche Anzahl Brüder und Schwestern gekommen, die dort dienen wollten, wo Hilfe dringend benötigt wird, und diese sind für die einheimischen Verkündiger immer eine Quelle der Ermunterung gewesen, wie Bruder und Schwester Pinchbeck aus England, die ein paar Jahre lang blieben. Dieses Ehepaar gab seine Pläne, 1958 zum internationalen Kongreß nach New York zu fahren, auf, um nach Karatschi zu kommen, und die beiden blieben vier Jahre; schließlich wurde der Bruder Aufseher der englischen Versammlung in Karatschi, während seine Frau im Pionierdienst stand. Sie fanden eine Familie, mit der sie studierten und die später nach Ost-Pakistan zog, um dort zu dienen, wo Hilfe dringender benötigt wurde.

Eine eifrige Schwester mittleren Alters aus den Vereinigten Staaten hatte auch einen schönen Anteil an der Verbreitung der Urdu-Ausgabe des Wachtturms in Basaren und an anderen Stellen, die nicht oft erreicht wurden. Sie war mit ihrem Mann gekommen, der bei einer Brunnenbohrfirma beschäftigt war. Aber wie überwand sie das Sprachenproblem? Da man ihr einen Wagen mit einem Fahrer zur Verfügung gestellt hatte, gebrauchte sie ihren Fahrer, einen Moslem, als Dolmetscher und machte durch ihn kurze Zeitschriftenangebote. So erreichten wir mit der Hilfe von Brüdern aus verschiedenen Nationen im Mai 1961 eine Höchstzahl von 129 Verkündigern — eine 22prozentige Zunahme. Damals gab es erst drei Versammlungen, eine in Lahore und zwei in Karatschi.

Der Kongreß in Pakistan im Jahre 1962, bei dem Bruder Henschel unser willkommener Gast war, erwies sich für die Brüder als sehr ermutigend. Später im gleichen Jahr kamen acht weitere Brüder und Schwestern, die in der Königreichsdienstschule in den Vereinigten Staaten, England und Australien geschult worden waren, um sich mit den acht Gileadabsolventen, die schon in diesem Land tätig waren, zusammenzutun. Einige wurden beauftragt, das Werk in Rawalpindi wiederaufzunehmen, aber es gab nur langsam Fortschritte, obwohl die Bevölkerung der Stadt gewaltig angewachsen war, weil sie die vorläufige Hauptstadt geworden war, während die neue Hauptstadt, Islamabad, nur dreizehn Kilometer entfernt, erbaut wurde. Trotz vieler Jahre harter, geduldiger Arbeit in dieser Gegend arbeiten in diesen beiden Städten nicht einmal zehn Verkündiger mit den vier Missionaren, die immer noch dort sind, zusammen.

Ein weiterer Höhepunkt in unserer Geschichte war der internationale Kongreß in Delhi (Indien) im Jahre 1963. Es kostete seitens der pakistanischen Brüder viel Mühe und sorgfältige Vorbereitung, um Pässe und Visa zu erhalten, da die Beziehungen zwischen Pakistan und Indien nie die besten waren. Es konnten auch einige aus Afghanistan zu diesem wunderbaren Kongreß kommen. Um es allen zu erleichtern, jedes Jahr die drei Kongresse zu besuchen, wurde West-Pakistan 1965 in zwei Kreise aufgeteilt; beide Kreisdiener waren zeitweise tätig. Während des gleichen Jahres verschlimmerten sich die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan, so daß schließlich sogar Krieg ausbrach. Das hatte aber keinen Einfluß auf die Königreichstätigkeit.

Während der Dienstjahre 1964 bis 1968 symbolisierten vierundvierzig Personen ihre Hingabe an Jehova, ein Zeichen dafür, daß immer mehr Menschen in diesem Land für die Königreichsbotschaft empfänglich sind. Zwar weist unsere Verkündigerzahl keine große jährliche Zunahme auf, aber das liegt daran, daß einige in andere Länder gehen und ein paar, die Jehova nicht wirklich von Herzen liebten, abfallen.

Ende 1967 und Anfang 1968 trafen hier sieben weitere Gileadabsolventen ein. Fünf von ihnen waren ursprünglich Indien und Ceylon zugeteilt, aber sie konnten für diese Länder keine Visa bekommen, und das kam Pakistan zugute. Beim Bezirkskongreß im Jahre 1968 in Karatschi symbolisierte zum erstenmal eine ehemalige Angehörige des Parsismus in Pakistan ihre Hingabe. Diese Nachfolger Zoroasters sind eine eng vereinte, blühende Gemeinschaft, deren Glieder nur untereinander heiraten und die niemand zu ihrer Religion bekehren. Aus diesem Grund war großer Mut und große Entschlossenheit von seiten unserer Schwester erforderlich.

Dank der Großzügigkeit unserer Brüder in anderen Ländern war es allen Missionaren und fünf Sonderpionieren möglich, einen der internationalen Kongresse im Jahre 1969 zu besuchen. Anderen pakistanischen Brüdern war es möglich, ihre Angelegenheiten so zu regeln, daß sie auf dem Kongreß in London (England) sein konnten. Der Bericht für das Dienstjahr 1969 zeigte eine 5prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Dann hatten wir im Februar 1971 eine neue Höchstzahl von 173 Verkündigern, während unsere Besucherzahl beim Gedächtnismahl auf 517 stieg. Im Dienstjahr 1971 wurden 6 610 Bibeln und Bücher sowie 8 043 Broschüren und 41 392 Zeitschriften abgegeben und 1 511 neue Abonnements auf die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! aufgenommen.

Auch Afghanistan erfreute sich einer Zunahme, da zwei weitere Ehepaare aus Deutschland ankamen. Ja, alle Verkündiger Afghanistans und ein Interessierter waren unter den 196, die sich im Februar in Lahore zum Kreiskongreß versammelten. Fünf Neuinteressierte in Lahore sind ehemalige Moslems. Einer von ihnen wurde nur ein paar Monate vor dem Kongreß in seinem Büro erstmals besucht, und er machte so schnell Fortschritte, daß er beim nächsten Kreiskongreß, im Juni 1971, seine Hingabe symbolisierte.

Zur Zeit werden Vorbereitungen getroffen, die Urdu-Ausgabe des Wachtturms in Pakistan zu drucken. Jahrelang ist sie in Indien übersetzt und gedruckt worden, aber wegen der sich verschlechternden Beziehungen zwischen den beiden Ländern hat die pakistanische Regierung alle Druckschriften, die aus Indien kommen, verboten. Nun warten die Verkündiger gespannt auf die Urdu-Ausgabe des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, an der gegenwärtig gearbeitet wird.

Trotz der immer schwierigeren politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse und des sich verfinsternden internationalen Horizonts verkündigt die kleine Verkündigerschar, die wieder nur im westlichen Teil Pakistans arbeiten kann, hier weiter eifrig die Botschaft vom Königreich und blickt zu Jehova um seinen weiteren Segen für ihre Bemühungen auf, im Vertrauen darauf, daß er sein liebevolles Vorhaben verwirklichen wird, alle, die ihm ihre Liebe erweisen, zu schützen und ihnen Leben zu verleihen.