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Sambia

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SAMBIA — ungefähr 750 000 Quadratkilometer größtenteils welliges Flachland auf einer Hochebene von 900 bis 1 200 Metern über dem Meeresspiegel — liegt im Herzen Afrikas, nur neun Grad südlich des Äquators. Dieses Land steht in der Weltkupfererzeugung an dritter Stelle. Seine Bevölkerung von 4 500 000 Menschen vertritt ungefähr dreiundsiebzig Stammesgruppen, die dreißig verschiedene Dialekte sprechen. Obwohl Sambia ein Binnenstaat ist, hat das Land (früher als Nordrhodesien bekannt) viele Fischer, die ihr Gewerbe auf den drei großen Seen, dem Bangweolosee, dem Mwerusee und dem Tanganjikasee, betreiben.

Mit dem frühen neunzehnten Jahrhundert beginnend, drangen in Sambia zuerst Forscher und Missionare der Sekten der Christenheit ein, dann Schürfer, die nach Bodenschätzen suchten, und schließlich folgten die Eisenbahn, Bohrmaschinen und all die anderen Ausrüstungsgegenstände, um das unter Tage liegende Kupfer zu fördern. Die Entwicklungen brachten gewaltige Änderungen für die primitive und weitgehend analphabetische Bevölkerung.

Das zunehmende Licht des Verständnisses der Prophezeiungen und Lehren der Bibel begann dieses Land schon 1911 zu durchdringen, als Exemplare der „Schriftstudien“, Publikationen der Watch Tower Society, aus benachbarten Gebieten hereinkamen. Dies ermöglichte es einigen Empfängern dieser Literatur, mit dem Zweigbüro der Gesellschaft in Kapstadt (Südafrika) in Verbindung zu treten. Einer von ihnen war K. M. Mwanza, der heute, zur Zeit der Niederschrift, noch lebt und im Alter von fünfundachtzig Jahren in seinem Heimatbezirk Isoka im nordwestlichen Teil Sambias als Vollzeitprediger dient.

In jenen ersten Jahren führte der Eifer vieler, ihr Interesse an der Bibel durch ausgedehnte Diskussionen zu befriedigen, dazu, daß sie ihre häusliche und landwirtschaftliche Tätigkeit zurückstellten und zu Fuß weite Strecken dorthin zurücklegten, wo eine Bibelbesprechung stattfand. Das Weideland der römisch-katholischen und protestantischen Missionen wurde davon ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. So erzählt Bruder Mwanza, daß Soldaten von dem örtlichen britischen Verwaltungsbeamten und den Eingeborenenhäuptlingen ausgesandt wurden, um die Leiter solcher Zusammenkünfte zu verhaften. Mehr als einmal wurde er selbst eingesperrt, erhielt er Peitschenhiebe und wurden ihm seine Bibel und seine biblischen Schriften beschlagnahmt.

Aber die Ausbreitung der biblischen Wahrheit konnte nicht so leicht aufgehalten werden. Ein Mann namens Saimoni, Besitzer einer Beröer-Bibel (von der Watch Tower Society veröffentlicht und mit einer Vers-für-Vers-Erläuterung versehen), nahm vorübergehend eine Arbeit in einem Geschäft in Broken Hill an. Dort gab er einem Arbeitskollegen namens Harrison Nyendwa Zeugnis, der ein Mitglied der Freikirche war. Schließlich gab Harrison seine weltliche Arbeit auf und reiste von Broken Hill durch den Bezirk Mkushi nach Serenje, predigte den Dorfbewohnern und verwandte dabei nur die Bibel und das, was er in Broken Hill gelernt hatte. Diese Fußreise dauerte drei Wochen, und bei vielen wurde durch seine Anstrengungen Interesse erweckt.

Nun, dieser Harrison Nyendwa Mailo ist ein Sohn des Häuptlings Mailo, eines der ranghöheren Häuptlinge des Bezirks Serenje. In der Nähe liegt Livingstonia, und das ganze Gebiet wird als „Reservat“ der Kirche von Schottland angesehen. Als die Sekten der Christenheit begannen, ihre Missionen nach Afrika zu entsenden, „sprachen“ sie untereinander Grenzen für die einzelnen Konfessionen „ab“ und sicherten diese Gebiete eifersüchtig gegen ein Eindringen anderer Glaubensgemeinschaften ab. Folglich „drang“ Harrison „frevlerisch“ in eines dieser Reservate „ein“, als er damit begann, seinen neugefundenen Glauben unter den Dorfbewohnern auszubreiten. Er wurde verhaftet und vor den Bezirkskommissar nach Serenje gebracht, wo er verwarnt, geschlagen und dann freigelassen wurde. Bei einer anderen Gelegenheit wurde er zu achtzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Somit vereinigten sogar im „dunklen Afrika“ Kirche und Staat bereits damals ihre Bemühungen im Widerstand gegen die Botschaft von Gottes Königreich.

Im Jahre 1924 kam vom britischen Zweigbüro ein Beauftragter der Gesellschaft nach Rhodesien, um sonderbare Beschuldigungen zu untersuchen, die gegen einige gerichtet worden waren, die erklärten, mit der Gesellschaft verbunden zu sein. Er entdeckte, daß manche behaupteten, Mitarbeiter der Gesellschaft zu sein, ohne überhaupt ein Verständnis der von der Gesellschaft gelehrten biblischen Wahrheiten zu haben, und einige von diesen verübten Ehebruch, pflegten Frauentausch und weitere üble Bräuche. Andere waren, wie er feststellte, den biblischen Grundsätzen aufrichtig ergeben. Im Jahre 1925 wurde ein gewisser Bruder Dawson ausgesandt, um die Aufsicht über die Gruppen der Interessierten in Nordrhodesien zu führen. Als ein Ergebnis jener Besuche kam die Predigttätigkeit und das Taufen zu einem Stillstand, bis für die richtige Überwachung der Tätigkeit gesorgt werden konnte. Mittlerweile wurden wiederholt Anträge bei der Regierung eingereicht, um die Erlaubnis zu bekommen, einen ständig dort ansässigen europäischen Prediger zu haben. Die Antwort fiel ungünstig aus.

In den Jahren 1925 und 1926 wurden von denen, die das Königreichswerk bekämpften, Anstrengungen unternommen, die Watch Tower Society mit dem religiösen Fanatismus von Tomosiyo, Mwana Lesa (was „Ich, Thomas, Sohn Gottes“ bedeutet), in Verbindung zu bringen, von dem wegen seiner tödlichen Taufen im Bezirk Mkushi überall erzählt wurde. Da die Wassertaufe in den Gottesdiensten einiger dieser früheren unbekannten Gruppen eine bedeutende Rolle spielte, war es nur zu einfach, den Sinn vieler in dieser Hinsicht zu verwirren. Jeder weiß, daß das von Jehovas Zeugen praktizierte vollständige Untertauchen nur der Auftakt zu einem Leben der Hingabe im Dienste für Jehova Gott ist.

Die Bergbauindustrie des Kupfergürtels zog große Teile der Bevölkerung in den größeren und kleineren Städten zusammen, indem sie ihre Arbeitskräfte aus der primitiven Einfachheit des Stammeslebens kommen ließ. Diese Entwicklung sollte ebenfalls dazu beitragen, andere, in Jehovas Augen ‘kostbare Dinge’, nämlich Menschen, die Glauben an Gott und eine wahre Liebe zur Gerechtigkeit haben, schnell einzusammeln. Zwei frühe Beispiele des Erfolges in dieser Richtung mögen angeführt werden: Da war ein junger Mann namens James Luka Mwango, der während der Schulferien mit den Schriften der Gesellschaft in Berührung kam. Er wurde gebeten, eine Broschüre der Gesellschaft in Ciwemba zu übersetzen, und vertiefte sich dabei so sehr in den Inhalt, daß er schließlich seine Arbeit als Lehrer aufgab. Er verband sich mit Jehovas Volk, nahm darauf den Pionierdienst auf und ist nun, nachdem er sich vieler anderer Vorrechte im Feld erfreut hat, im Zweigbüro in Sambia.

Der andere Fall handelt von Thomson Kangale. 1931 kam er mit einem jungen Fußballspieler in Verbindung, der tiefes Interesse für die Schriften der Gesellschaft zeigte. Angeregt durch die Entschlossenheit dieses Jungen, etwas über die Bibel kennenzulernen, besuchte Thomson die Zusammenkünfte, nahm im Oktober 1937 den Vollzeitpredigtdienst auf und ist bis zu dieser Zeit, da er als reisender Vertreter der Gesellschaft dient, darin geblieben.

VERSCHWÖRUNG GEGEN DAS KÖNIGREICHSWERK

Anfang Mai 1935 wurde an den Ufern eines Flusses im Ngwerere-Tal ein dreitägiger Kongreß abgehalten. Manasse Nkhoma, vom Zweig der Gesellschaft in Kapstadt gesandt, war der Vorsitzende. Diejenigen, die daran teilnahmen, einschließlich der Brüder Mwanza, Thomson Kangale und Harrison Nyendwa, erinnern sich, daß es eine Zeit wirklicher Ermunterung war. Es wurde die gesetzmäßige Eintragung der Ehen besprochen und als der richtige Weg für Christen empfohlen. In dem Programm wurden auch verbesserte Predigtmethoden behandelt.

Im gleichen Monat wurde von der gesetzgebenden Körperschaft die Verordnung 10 von 1935 durchgebracht, eine Verordnung, die es erlauben würde, die Einfuhr von Schriften jeder Art einzuschränken, und es erforderte nur einen Zwischenfall, um den Grund dafür zu liefern, sich auf diese Vollmachten zu berufen. Der „Zwischenfall“ war drei Wochen später da, als die Bergarbeiter im Kupfergürtel zufolge der falschen Anwendung einer Meldung über eine neue Besteuerung einen Aufruhr anzettelten. Bei den darauffolgenden Tumulten in Mufulira, Kitwe und Luanshya wurden sechs Afrikaner durch Gewehrkugeln getötet und zweiundzwanzig verwundet. Während dieser Unruhen blieben die Brüder vorsichtigerweise zu Hause, beschäftigten sich mit dem Studium und übten das Singen einiger neuer Lieder. Religiöse Feinde waren schnell dabei, mit dem Finger auf den kürzlich in Lusaka abgehaltenen Kongreß als auf die Brutstätte der ausgebrochenen Gewalttätigkeiten zu weisen. Es folgten Verhaftungen der Brüder. Jehovas Volk sollte zum Sündenbock gemacht werden, und die Sekten der Christenheit würden lästige Prediger loswerden, die zu großes Interesse für das Bibelstudium weckten und so ihre Weiden verdarben.

Anschließend wurde eine Untersuchungskommission berufen, die ihren Befund im November 1935 einreichte. Nicht ein einziger Zeuge Jehovas oder irgendein Beauftragter der Watch Tower Society war irgendwie in die Unruhen verwickelt. Es war vielmehr schon 1924 auf einer Missionarkonferenz der Sekten der Christenheit eine Verschwörung ausgedacht worden, um die Verbreitung der Wachtturmliteratur zum Stillstand zu bringen. Einer der „hochwürdigen“ Teilnehmer dieser Konferenz hatte die Beschuldigung erhoben, daß der Inhalt der Wachtturmliteratur „Propaganda, die aus Rußland nach Afrika kommt“, sei. In der Zwischenzeit veröffentlichte jedoch der Gouverneur auf Grund der Verordnung 10 von 1935 eine Bekanntmachung, durch die zwanzig Publikationen der Gesellschaft verboten wurden.

Man wandte sich an den Kolonialminister in London (England). Dieser Beamte stellte Nachforschungen über unsere Rechtsstellung und Tätigkeit in anderen afrikanischen Kolonien an, und zweifellos als Ergebnis davon teilte er Nordrhodesien seine Entscheidung mit. Das Zweigbüro in Kapstadt erhielt unter dem Datum vom 19. März 1936 Bescheid vom Oberstaatssekretär für Nordrhodesien, der unserem Antrag auf Eröffnung eines Büros in Lusaka und auf Zulassung eines europäischen Vertreters der Gesellschaft für Nordrhodesien zustimmte.

In Lusaka wurde dann ein Literaturdepot eingerichtet, und Bruder L. V. Phillips aus Kapstadt wurde als Depotdiener eingesetzt. Das Grundstück, das er mieten konnte, lag genau gegenüber der Polizeiwache, auf der anderen Straßenseite. Umgehend wurde der Antrag gestellt, die Gesellschaft als eine „anerkannte religiöse Konfession“ einzutragen, aber der Gouverneur war der Ansicht, daß eine tatsächliche Organisation im Land dasein müßte, um eine wirksame Kontrolle ihrer Mitglieder zu gewährleisten, bevor er diesen Schritt empfehlen könne.

In der Zwischenzeit sah sich der Depotdiener der Aufgabe gegenüber, unerwünschte Elemente auszumerzen, die einige Versammlungen unterwandert hatten. Er stellte fest, daß manche den „Frauentausch“ lehrten und praktizierten oder gemeinsam die gleichen Frauen hatten. Seine Anstrengungen, die Reinheit in einigen Versammlungen in Mufulira wiederherzustellen, bedeuteten, daß nicht weniger als 140 Personen die Gemeinschaft entzogen wurde. Trotz Schwierigkeiten zeigte der Bericht des ersten Dienstjahres nach der Einrichtung des Depots, daß 758 Verkündiger im Verbreiten der „guten Botschaft“ tätig waren.

1937 wurde James Mwango von der Rhokana Corporation angestellt, und er war mit der Versammlung Kitwe verbunden. Er erinnert sich an die Einführung der theokratischen Organisation dort, als Bruder Jeremiah Chisansesanse direkt von der Gesellschaft zum Gruppendiener, wie Aufseher damals hießen, ernannt wurde. James mußte bis 1940 warten, bevor er getauft wurde, weil die von Bruder Dawson und Bruder Walder 1925 auferlegten Einschränkungen nicht eher aufgehoben wurden. Er und andere Taufbewerber mußten nun den Grad der Erkenntnis, den sie erlangt hatten, durch die Beantwortung von Fragen über ihren Glauben, ihre Hingabe und andere Dinge beweisen.

Durch den Eintritt Großbritanniens in den Krieg im Jahre 1939 herrschten Notstandsverhältnisse, und wegen der neutralen Haltung, die die Brüder einnahmen, gab die Regierung in Nordrhodesien einen Erlaß heraus, der die Einfuhr und Verbreitung sämtlicher Literatur der Gesellschaft verbot. 1941 folgte eine Regierungsmitteilung, in der alle, die irgendwelche Wachtturmpublikationen hätten, aufgefordert wurden, sie innerhalb zweier Monate abzuliefern, andernfalls würde eine strafrechtliche Verfolgung die Folge sein. Das Depot in Lusaka wurde geplündert und Bruder Phillips zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.

Ein Vorfall, in den die Brüder verwickelt waren, ereignete sich 1940 und zeigt den guten Einfluß, den die Wahrheit auf sie ausübte. Die Bergarbeiter in der Nkana-Mine der Rhokana Corporation streikten, aber die in dem Bergwerk beschäftigten Brüder erschienen weiterhin zur Arbeit, da Soldaten herbeigerufen worden waren, um das Aufstellen von Streikposten zu verhindern. Es begann den Arbeitgebern klarzuwerden, daß Jehovas Zeugen tatsächlich ein stabilisierendes Element in der Bevölkerung bildeten. Dies trug viel dazu bei, die Schande zu entfernen, die Jehovas Zeugen zu Unrecht seit dem Aufruhr von 1935 angehaftet hatte.

Bald herrschte ein großer Mangel an Literatur, wenn es auch den Brüdern möglich gewesen war, viel von ihren Vorräten für die Verwendung in ihrem Predigtdienst zu verstecken. Schließlich wurden Kapitel aus den Schriften der Gesellschaft mit einem handbetriebenen Vervielfältigungsapparat im Depot Lusaka auf einfachen Blättern vervielfältigt. Reisende Vertreter, welche die Versammlungen besuchten, waren auf ihre persönliche Erkenntnis aus der Bibel und den Publikationen der Gesellschaft angewiesen. Sie arbeiteten am Tage mit verschiedenen Verkündigern im Predigtdienst, während für die Abende am Lagerfeuer Besprechungen in Form von Fragen und Antworten geplant waren. Alle mit einer Versammlung verbundenen Brüder kamen und blieben in dem Dorf, wo der zu Besuch weilende Bruder seine Zusammenkünfte abhielt.

Dies waren Jahre großer Schwierigkeiten für den Fortschritt des Königreichswerkes. 1942 wurde der Depotdiener wieder verhaftet, diesmal wegen Verweigerung des Militärdienstes. Acht von den zwölf Monaten war er hinter Gittern. Aber ein afrikanischer Bruder hielt das Depot in Betrieb. Als Bruder Phillips wieder frei war, tat er alles, was er konnte, um die Organisation in einem funktionsfähigen Zustand zu halten. Wenn fähige Brüder ihre Dienste anboten, gab er ihnen eine gewisse Schulung und sandte sie aus, um die Verbindung mit den Versammlungen aufrechtzuerhalten. Trotz aller Einschränkungen predigten 1943 im Durchschnitt 2 784 Zeugen Jehovas in Nordrhodesien.

Bruder James Mwango, ein reisender Vertreter, erzählt, wie er bis zu 1 100 Kilometer mit denn Fahrrad zurücklegte. Neun „Diener für die Brüder“ (heute als Kreisdiener bekannt) reisten während des Dienstjahres 1944 12 800 Kilometer und besuchten 140 Versammlungen, und dies hauptsächlich mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Der südafrikanische Zweig sandte 1945 Bruder C. Holliday, damit er in diesem Dienst half. Er machte ausgedehnte Reisen, sowohl in der Provinz Barotse als auch im Kupfergürtel. Einige der Eingeborenenhäuptlinge weigerten sich, Bibelstudienzusammenkünfte zu erlauben. Die Verbindungen zwischen dem Depot und den Versammlungen oder den Kreisdienern wurden hauptsächlich durch einheimische „Läufer“ aufrechterhalten, ein System, das Bruder Mwango für leistungsfähiger hielt als den staatlichen Postdienst.

Anfang 1947 machte ein Mitarbeiter des britischen Zweigbüros einen persönlichen Besuch beim britischen Kolonialministerium in London. Dies wurde durch eine Petition an die nordrhodesische Regierung unterstützt, welche von 40 909 Personen unterzeichnet war, die das Verbot einer christlichen erzieherischen Tätigkeit bedauerten. Die einzige Reaktion war die Aufhebung des Verbotes einiger weniger Schriften. Aber der Wachtturm war immer noch nicht zur Verbreitung freigegeben, so daß weiterhin Bemühungen aufrechterhalten werden mußten, dem ‘Haushalt des Glaubens’ die notwendige geistige Speise weiter zu beschaffen. Der Bedarf war größer denn je, da das Jahr 1947 mit 6 114 Verkündigern abschloß, die in 252 Versammlungen tätig waren.

GILEADABSOLVENTEN TREFFEN EIN

Erst nach Ankunft von Absolventen der Gileadschule fingen wir an, den 25 000 Europäern, die in Verbindung mit Bergbauarbeiten nach Sambia gekommen waren, Aufmerksamkeit zu schenken. Das war im Jahre 1948, als der Missionar Harry Arnott der Stadt Luanshya und Ian Fergusson der Stadt Chingola zugeteilt wurde. Bald war ein intensives Predigtwerk von Haus zu Haus im Gange, und die Reaktion darauf war erstaunlich. Die Literatur wurde schnell abgegeben, und Heimbibelstudien anhand des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“ machten rasch Fortschritte. Innerhalb eines Jahres wurden in diesen Städten zwei englischsprachige Versammlungen gebildet.

Das Jahr 1948 war in verschiedener Hinsicht großartig. Eine phänomenale Zunahme von 61 Prozent erhöhte die durchschnittliche Gesamtzahl der Prediger auf 9 873 — und die Höchstzahl betrug 11 606. Dies war ein wunderbarer Bericht, den wir Bruder Knorr und Bruder Henschel persönlich überreichen konnten, als sie dieses Gebiet zum erstenmal besuchten. Damals entschied Bruder Knorr, hier in Nordrhodesien einen neuen Zweig mit H. W. Arnott als Zweigdiener zu gründen. Der Präsident der Gesellschaft hatte auch eine Unterredung mit dem Minister für Eingeborenenangelegenheiten und dem Justizminister, und es wurde ihm versichert, daß es die Absicht der Regierung sei, das Verbot unserer Literatur und Tätigkeit bald aufzuheben.

Sofort wurden Sonderschulungskurse für die reisenden Vertreter der Gesellschaft vorgesehen, und eine der wichtigsten Überlegungen in den Versammlungen betraf nun die Fähigkeit, zu schreiben und zu lesen. „Jeder lehre einen“ wurde ein bekanntes Schlagwort in diesem Feldzug. Die Kreisdiener schenkten dieser Angelegenheit besondere Aufmerksamkeit, wenn sie die einzelnen Versammlungen besuchten. Zuerst ging es langsam voran, aber dann kam wirklich ein gewisser Erfolg. In dem Zeitraum von 1959 bis 1969 wurde jedes Jahr durchschnittlich 720 Personen das Lesen und Schreiben beigebracht. 1970 wurde tatsächlich in einer Umfrage festgestellt, daß von den mehr als 50 000 Verkündigern im Land über 36 000 lesen und über 32 000 schreiben konnten. Dies ist um so eindrucksvoller, wenn wir berücksichtigen, daß von der ganzen Bevölkerung von 2 500 000 Menschen im Jahre 1963 ungefähr 1 247 760 als Analphabeten gemeldet wurden.

Es war eine glückliche Zeit, als das Verbot des Wachtturms, beginnend mit der Ausgabe vom 1. August 1949, endlich aufgehoben wurde. Eine monatliche Ausgabe wurde in der Hauptsprache des Landes, in Ciwemba, im Zweigbüro in Lusaka vervielfältigt und an alle Abonnenten versandt. Bruder Mwango erinnert sich, wie er die Übersetzung handschriftlich — oft bei Kerzenlicht bis tief in die Nacht hinein — anfertigte und dennoch als Kreisdiener diente. In der Zwischenzeit wurde es notwendig, die gemieteten Unterkünfte des Zweigbüros zu vergrößern, um weitere Mitarbeiter unterzubringen und je 7 000 Exemplare des Wachtturms in Ciwemba und Silozi zu vervielfältigen.

Die Gileadabsolventen B. M. Holcomb und E. H. Kielhorn kamen 1949 an; kurz darauf, im Jahre 1950, folgten zwei weitere, John und Kay Jason. In dem letzteren Jahr brachte ein englischsprachiger Kreiskongreß eine Höchstzahl von vierundsiebzig Anwesenden. Außerdem konnte Bruder Phillips auf dem Kongreß „Mehrung der Theokratie“ im Yankee-Stadion berichten, daß unsere Verkündigerzahl auf insgesamt 15 196 angestiegen war und 40 000 Personen der Gedächtnismahlfeier beigewohnt hatten. Damals blieb Bruder Phillips in New York, um die sechzehnte Klasse der Gileadschule zu besuchen, die im Februar 1951 ihren Abschluß hatte.

Um diese Zeit traf Harrison Nyendwa, ein Kreisdiener, in der südlichen Provinzstadt Choma einen jungen Mann, Mukosiku Sinaali, der auf dem örtlichen Postamt arbeitete. Die Führer der Neuapostolischen Kirche bekamen bald Wind von dem Bibelstudium, das dann begonnen worden war, und versuchten, dieses sich von ihrer Kirche abwendende Mitglied zurückzubringen. Ein Treffen wurde vereinbart, und die Kirchenältesten wollten Mukosiku beweisen, daß diese neue Religion völlig falsch sei. Mukosiku berichtet, was folgte: „Nachdem sie es zwei Stunden lang nicht fertiggebracht hatten, zu beweisen, daß sie die richtige Religion hätten, standen die fünf Ältesten auf und krempelten in einem Wutanfall ihre Hemdsärmel auf, um uns zu verprügeln. Lächelnd gebrauchte Bruder Nyendwa seine Bibel, um zu zeigen, wie unchristlich es für uns sein würde zu kämpfen. Überwunden, aber ihre Niederlage nicht zugebend, drohten sie: ,Wir werden Feuer auf dieses Haus herabrufen, und die, die überleben, werden die wahren Anbeter sein!‘ Wiederum zeigte Harrison, daß dies ebenfalls unchristlich sein würde, indem er den Text aus Lukas 9:54, 55 benutzte, wo Jesus seine Jünger tadelte, weil sie ,sagen [wollten], es solle Feuer vom Himmel herabkommen und sie [die ungastlichen Samariter] vertilgen‘. Diese demütigende Niederlage bewies zu meiner Zufriedenheit, welches die wahre Religion war.“

Später, als Mukosiku zum Unterpostmeister in Sesheke (Barotseland) befördert worden war, legte er Wert darauf, jedem Postkunden etwas von der Wahrheit der Bibel zu sagen. Dies sowie die Tatsache, daß Mukosiku einen gewissen römisch-katholischen Priester nicht „Vater“ nannte, verdroß diesen, so daß er beim Bezirkskommissar eine Beschwerde einreichte, die dem Postminister zugeleitet wurde. Hier folgt auszugsweise die Erwiderung des Ministers an den Bezirkskommissar: „Die Zentrale sieht keinen berechtigten Grund, diesen Mann zu versetzen. Unser Ministerium hat nacheinander drei Verluste in Form von Veruntreuung öffentlicher Gelder durch frühere Unterpostmeister erlitten, die alle eine Gefängnisstrafe verbüßten. Wir haben Ihnen nun einen ehrlichen Mann geschickt, von dem wir glauben, daß er der Öffentlichkeit besser nützen kann. Falls es nur wegen religiöser Meinungsverschiedenheiten ist, daß Sie seine Versetzung wünschen, wird Ihnen das Ministerium keinen Ersatz besorgen. Dieser Mann wurde dorthin gesandt, um zu bleiben. Jedoch würden wir empfehlen, daß die katholische Mission Vorkehrungen trifft, ihre Post über das Postamt Senanga zu bekommen.“

Bruder Sinaali schloß sich bald den Reihen der Pionierprediger an, wurde 1958 zum Kreisdiener ernannt und besuchte später, im Jahre 1961, die Gileadschule. Nachdem er die Schule absolviert hatte, kam er nach Sambia zurück, wo er im Betheldienst und als Übersetzer tätig gewesen ist.

Am Ende des Dienstjahres 1951 war die Zahl derer, die Predigtdienst berichteten, auf 19 173 angestiegen. Dies zog in der Tat die religiösen Reservate der Sekten der Christenheit in Mitleidenschaft. Der Schriftsteller Ian Cunnison bemerkt in seinem Buch A Watchtower Assembly in Central Africa (Ein Wachtturmkongreß in Zentralafrika): „Im Luapula-Tal hat der Wachtturm mehr Anhänger als alle anderen Missionen zusammengenommen. Ich schätze, daß mehr als die Hälfte aller, die sich in diesem Gebiet als Christen bekennen, zum Wachtturm gehören, trotz der Tatsache, daß die Plymouthbrüder in Johnston Falls und Kawambwa und die Londoner Missionsgesellschaft in Mbereshi seit fünfzig Jahren und die Weißen Väter in Lufubu seit zwanzig Jahren in diesen Gebieten sind. Außerdem gehörten ursprünglich etwa die Hälfte der Wachtturmmitglieder zu einer der anderen Missionen.“ Immer wieder wurden Anstrengungen unternommen, weltliche Beamte gegen Jehovas Zeugen und ihre Königreichstätigkeit aufzuhetzen.

Die Kongresse stärkten und ermunterten die Brüder auch weiterhin. Der Bezirksdiener erzählt von einem Kongreß nördlich von Fort Jameson im Luangwa-Tal, auf welchem, während sich am Abend alle um das Lagerfeuer versammelten, das Brüllen der Löwen zeitweise das Singen von Königreichsliedern übertönte. Auf einem Kongreß im Jahre 1952 waren anläßlich eines weiteren Besuches von Bruder Knorr etwa 20 000 Personen anwesend. Solche Zusammenkünfte von Vertretern aus jedem Teil der Bevölkerung und aus vielen Stämmen boten ein unwiderlegbares Zeugnis für die einigende Wirkung der biblischen Wahrheit auf das Leben der Menschen. Ja, internationale Kongresse erwiesen sich ebenfalls als auferbauend für die sambischen Brüder, von denen achtundzwanzig Delegierte (einschließlich einiger aus Südrhodesien) dem Neue-Welt-Gesellschaft-Kongreß im Juli 1953 in New York beiwohnten.

Dadurch, daß noch mehr Missionare in das Land kamen, stieg ihre Zahl bis 1954 auf sechzehn an. Unter der englisch sprechenden Bevölkerung wurden neue Versammlungen gebildet. Das Werk dehnte sich wahrhaftig so stark aus, daß man beschloß, anstelle der gemieteten Räumlichkeiten in Lusaka ein Grundstück in Luanshya zu erwerben. Dies war besonders deshalb notwendig, weil nun große Vorräte der Bücher „Gott bleibt wahrhaftig“ und „Dies bedeutet ewiges Leben“ ankamen. Die Freude darauf, in das neue Heim und Zweigbüro umzuziehen, wurde auf tragische Weise durch einen Verkehrsunfall, der sich auf dem Weg von Lusaka her ereignete und bei dem Schwester Marion Arnott tödlich verletzt wurde, getrübt.

Der große Zustrom von neuen Gefährten verlangte Ausdehnung in einer anderen, sehr konkreten Hinsicht — mehr und bessere Königreichssäle wurden benötigt. Bis zu dieser Zeit waren die Versammlungsstätten oft ziemlich primitiv — Wände aus Pfählen und Lehm, ein Strohdach, ein Fußboden aus lockerer Erde und niedrige Bänke aus Lehm, ja sogar ein freier Platz unter einem schattigen Baum oder hinter jemandes Haus. Nun gab es feste Ziegelsteingebäude mit verzinkten Dächern, einige mit elektrischem Licht; das stand im Gegensatz zu den Dorfzusammenkünften, die während der Tagesstunden oder, falls bei Nacht, rund um ein helles Lagerfeuer abgehalten werden mußten. Sehr oft ist der Königreichssaal nun der eindrucksvollste Bau in den Landdörfern, der sich mit dem ländlichen Hintergrund harmonisch verbindet und durch hübsch angelegte Blumenbeete verschönert wird.

Sehr anspornend für die Brüder in Sambia war eine neue Besonderheit in unserem Erziehungsfeldzug: die Verwendung von Filmen wie „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“. Über 42 000 sahen diesen Film im ersten Jahr, beginnend mit 1954. Regierungsbeamte und Beamte für das Erziehungswesen waren gleichermaßen tief beeindruckt. Und die Vorführung des Filmes „Die glückliche Neue-Welt-Gesellschaft“ bildete einen Wendepunkt im Leben eines in Polygamie lebenden Dorfhäuptlings. Nachdem er beobachtet hatte, wie Menschen Praktiken der alten Welt wie Polygamie aufgaben, entließ er seine zweite Frau und bat darum, daß mit ihm und seiner ersten Frau ein Bibelstudium begonnen würde.

In der Provinz Barotse, der Heimat des Volkes der Lozi, zeigte der Bezirksdiener den Film der königlichen Familie, die etwa 230 Personen umfaßte, und zwar in den Anlagen des Palastes. Der Litunga oder oberste Häuptling fragte, ob er seinem Volk gezeigt werden könnte. Am folgenden Abend waren 2 500 Personen anwesend. Auf der gleichen Reise wurde die Filmausrüstung mit einem Boot zu einem Kongreß in ein abgelegenes Gebiet befördert, wo viele niemals zuvor einen Film gesehen hatten. Bei zwei Vorführungen waren 1 800 Personen anwesend, unter ihnen Regierungsbeamte. Alle sechs Filme der Gesellschaft sind nun im ganzen Land weit über einer Million Zuschauern gezeigt worden. Gewiß eine vorzügliche Methode, Menschen zu zeigen, welcher Art diese auf die Bibel gegründete Gesellschaft ist!

Welch ein Start war das daher doch für das Dienstjahr 1955/56. Der Kongreß „Triumphierendes Königreich“ wurde an den Ufern des Mwanbashi abgehalten, ungefähr sechzehn Kilometer außerhalb von Kitwe. Bruder Henschel aus Brooklyn diente dieser Zusammenkunft und gab einer erregten Zuhörerschaft von 36 000 Personen die Broschüre „Diese gute Botschaft vom Königreich“ in Ciwemba und auch in Cinyanja frei. Dann kam im Februar 1956 eine Sendung von 36 000 Exemplaren des Buches „Dies bedeutet ewiges Leben“ in Ciwemba. Die Anwesendenzahl beim Gedächtnismahl stieg in diesem Jahr auf 70 749.

Ein junger Mann, Smart Phiri, berichtet, wie er mit der Botschaft der Wahrheit in Verbindung kam: „Eines Tages wollte ich hingehen und diesem Zeugen beweisen, daß seine Religion völlig falsch war. Da ich dienstfrei hatte, nahm ich meine Bibel in Cinyanja, die ich mir gekauft hatte, als ich bei der Merwe-Mission getauft wurde, und ging zum Arbeitsplatz des Betreffenden. Sobald er mich sah, sagte er: ,Es scheint, du meinst es heute wirklich ernst, denn ich sehe, du hast deine Bibel mitgebracht.‘ ,Ja‘, antwortete ich, ,ich möchte dich davon überzeugen, daß der Wachtturm niemals die wahre Kirche ist.‘ Er gab mir die Gelegenheit, zuerst anzufangen und ihm anhand der Bibel zu zeigen, daß meine Kirche die richtige sei. Nun, ich wußte nicht, wo ich beginnen sollte, und so übernahm er taktvoll das Wort und begann mich über verschiedene Themen zu unterweisen. Dies dauerte von 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr, ohne Mittagspause. Und natürlich konnte sich sein Arbeitgeber nicht beschweren, da er nicht aufhörte, an seiner Nähmaschine zu arbeiten, sondern mir die Arbeit überließ, Bibelstellen zu suchen und vorzulesen. Dieser Tag war ein Meilenstein in meinem Leben, und ich muß zugeben, daß es an diesem Tag war, an dem Gott mein Gebet um Erleuchtung erhörte.“

Noch am gleichen Abend begleitete Smart Phiri den Zeugen Jehovas in den Königreichssaal. Zuerst herrschte große Bestürzung, als die anderen Brüder diesen Polizisten in ihrer Mitte sahen. Von da an begannen Smart Phiri und seine Frau, den Zusammenkünften beizuwohnen. Er beendete seinen Vertrag bei der Polizei, gab sich Jehova hin und trat im Oktober 1956 als Vollzeitprediger in den Pionierdienst ein. Im folgenden Monat wurde er eingeladen, sich den Mitarbeitern des Zweigbüros in Luanshya anzuschließen. Er erfreute sich später vieler weiterer Dienstvorrechte.

Die Zahl der Missionare im Land vergrößerte sich zwischenzeitlich; Joseph Hawryluk, John und Ian Renton, Gene Kinaschuk, Paul Ondejko, Peter und Vera Palliser, Avis Morgan und Benson Judge trugen alle durch ihre Anstrengungen zur Förderung der „guten Botschaft“ in den folgenden Jahren bei. Wie glücklich waren sie, einen Anteil daran zu haben, nach weiteren ‘kostbaren Dingen’ Sambias, an denen Jehova höchst interessiert war, zu suchen und zu graben!

Unter diesen ‘kostbaren Dingen’, die in dieser Zeit eingesammelt wurden, war ein junger Mann aus dem Stamm der Lozi, Solomon Lyambela. Als er erst fünfzehn Jahre alt war, hatte dieser „neue Glaube“ begonnen, ein beunruhigendes Element in seinem Leben zu werden. Er war damals mit der Pariser Evangelischen Mission verbunden. Der Onkel seiner Frau machte den Anfang mit der neuen Lehre, und alle Angehörigen der zwei Familiendörfer nahmen sie an, das heißt alle außer Solomon. Er war nicht einverstanden. Aber später, als ihn die weltliche Arbeit in ein anderes Gebiet brachte, besuchte er eine der Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas und nahm einige Broschüren an, einschließlich der Broschüre Wo sind die Toten? Dies und die in seinen Augen wertvollen Männer und Frauen, die am Predigtdienst von Haus zu Haus teilnahmen, beeindruckten ihn tief. Stellt euch die Überraschung seiner Angehörigen vor, als er ihnen schrieb und von seiner Verbundenheit mit diesem Glauben berichtete! Sie mußten ein Familienglied auf die 720 Kilometer lange Reise nach Livingstone schicken, um zu prüfen, ob dies stimmte. Das erste Gedächtnismahl, an das er sich erinnert, war im Jahre 1936.

Solomon ließ sich erst 1939 taufen. Dann diente er 1940 als Leser der Schriftstellen, als Bruder L. V. Phillips auf einem Kongreß von beinahe 300 Personen in Mongu, der Provinzhauptstadt von Barotseland, sprach. Als sich die Brüder weigerten, den Litunga oder obersten Häuptling auf eine Weise zu grüßen, die einer Anbetung gleichkam, und daraus Schwierigkeiten entstanden, wurden Solomon und andere führende Brüder verhaftet und bis zu drei Monaten ins Gefängnis geworfen. Später zog er auf der Suche nach Arbeit nach Südrhodesien und trat schließlich in die Reihen der Pioniere ein. Als er 1950 nach Nordrhodesien zurückkam, wurde er für die Arbeit im Kreisdienst zugeteilt. Das Problem des „Showelela“ (des königlichen Grußes) hat etwas nachgelassen, und wir erinnern uns daran, daß sich der gleiche Litunga gern bei mehr als einer Gelegenheit die Filme der Gesellschaft ansah. Solomon konnte einen sehr interessanten Bericht mitnehmen, als er 1958 zum Besuch der Gileadschule eingeladen wurde.

SÄUBERUNG REGT DAS WACHSTUM AN

Wiederum war Nordrhodesien beim internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ 1958 in New York gut vertreten. Zweiunddreißig Delegierte reisten von hier dorthin, von denen acht aus der englischsprachigen Versammlung in Kitwe waren. Auf diesem Kongreß berichtete Harry Arnott den Tausenden, die sich im Yankee-Stadion versammelt hatten, wie das Königreichswerk in diesem Land wirklich Erfolg hatte — es kam in Nordrhodesien nun ein Verkündiger auf je achtzig Personen. Und während die Bergwerke des Kupfergürtels auf ihr bis dahin bestes Produktionsjahr zusteuerten, bereitete sich Jehovas Volk auf eine Zusammenkunft vor, die alles, was man in diesem Land bis dahin erlebt hatte, übertreffen würde. 140 000 Quadratmeter Land außerhalb der Stadt Ndola wurden gesäubert, um für den Landeskongreß „Göttlicher Wille“ im April 1959 bereit zu sein.

Eine Gruppe von ausgeschlossenen Personen kam zu diesem Kongreß in der Hoffnung, daß ihr Führer vom Präsidenten der Gesellschaft, von Bruder Knorr, anerkannt würde. Statt dessen wurden sie am Betreten des Kongreßgeländes gehindert, und die versammelten Brüder wurden vor jeglichem Umgang mit den Übeltätern gewarnt. Andererseits erlebten treue Zeugen ein großartiges Programm, das in der öffentlichen Presse gebührend bekanntgemacht wurde. So hieß es in einem Leitartikel: „Die Zeugen stehen in Verbindung mit der Watch Tower Society, die in Nordrhodesien verboten war, aber aus allen Berichten geht hervor, daß es in jenen Gebieten, in denen Jehovas Zeugen unter den Afrikanern viele Anhänger haben, weit ruhiger ist als in den anderen. Sie verhalten sich ablehnend gegenüber Agitatoren und sind gegen Zauberei, Trunkenheit und Gewalttat jeder Art. Sie spornen zu einem gründlichen Bibelstudium an.“ Der gleiche Leitartikel nahm auch Notiz von der Zunahme der tätigen Prediger unter Jehovas Zeugen innerhalb von sieben Jahren — 13 300! Es zeigte sich, daß bei diesem unvergeßlichen Kongreß zum öffentlichen Vortrag 29 596 im landessprachlichen Teil anwesend waren und 405 bei der englischsprachigen Gruppe.

Während dieses Besuches sah sich Bruder Knorr einige Möglichkeiten für einen neuen Sitz des Zweigbüros an, und das Startsignal wurde gegeben, um mit dem Bau des geplanten Heimes und Bürogebäudes auf dem von der Gesellschaft in Kitwe erworbenen Grundstück anzufangen. Alle Aussichten für weiteres erfolgreiches Schürfen nach den ‘kostbaren Dingen’ in diesem Teil des Feldes waren vorhanden. Es ist wahr, der Erfolg wurde manchmal durch Prüfungen, Mühsal und Ausdauer erzielt, und zwar wegen der teuflischen Schlingen, die in den Weg wahrer Christen gelegt werden, wie sie auch in den Weg von Christus Jesus gelegt worden sind. Manchmal mußte eine vollständige Beseitigung schlechter Elemente vorgenommen werden, die mit Jehovas Volk in Verbindung gekommen waren. Zum Beispiel wurde im Dienstjahr 1960/61 414 Personen aus verschiedenen Gründen wie Hurerei, Polygamie, Frauentausch und Zauberei die Gemeinschaft entzogen.

Im Gegensatz zu dem Brauch der Stämme, Männer und Frauen bei Zusammenkünften zu trennen, einer Sitte, die eine Schranke für die christliche Familieneinheit bildet, hieß es in dem Buch Christians in the Copperbelt (Christen im Kupfergürtel) darüber, wie sich Jehovas Zeugen verhalten: „In den Familien der Mitglieder des Wachtturms, die wir besuchten, konnten wir beobachten, daß Mann und Frau zusammenarbeiten. Die Frauen nahmen ohne die geringste Schüchternheit oder die übliche Zurückhaltung an den Zusammenkünften und an den Gesprächen teil. In den meisten anderen Religionsgemeinschaften war es ziemlich schwierig herauszufinden, wer mit wem verheiratet war, weil die Männer und Frauen weder miteinander zur Kirche gehen noch während des Gottesdienstes nebeneinandersitzen, doch die Wachtturm-Familien waren leicht zu erkennen, denn in ihren Zusammenkünften saßen Vater, Mutter und die Kinder immer beisammen.“

Während 1961 in ganz Nordrhodesien heftige politische „Winde des Umschwungs“ wehten, drängten die friedliebenden Zeugen Jehovas in dem ihnen von Gott aufgetragenen Werk vorwärts. Trotz Notstandsverhältnissen veranstalteten und erlebten sie ihre Bezirkskongreßserie „Vereinte Anbeter“ im Jahre 1961, indem sie sich zu diesen freudigen Anlässen an Orten wie Kashiba, Senanga, Broken Hill, Petauke und in der Nähe von Kitwe versammelten. Die Gesamtzahl der Besucher überschritt 30 000. In jenem Jahr wurde auch für Kurse der Königreichsdienstschule gesorgt, so daß Versammlungsaufseher für ihre Hirtenpflichten in Verbindung mit Gottes Herde oder Versammlung besser befähigt wären. In ausgedehntem Maße wurden Gileadabsolventen für dieses Vorhaben eingesetzt: Hayes Hoskins konzentrierte sich auf den Kurs für diejenigen, welche Cinyanja sprachen; Billy Howard, John Renton und Wayne Johnson leiteten die Kurse in Ciwemba und Silozi. In jedem Gebiet wählte man einen zentral gelegenen Königreichssaal aus, wo mehrere Klassen unterrichtet wurden, und dann ging es weiter in eine andere Gegend, so daß schließlich das ganze Gebiet erfaßt wurde.

Ende 1961 war das neue Zweigbüro in Kitwe schon ziemlich weit fortgeschritten. Es war ein glücklicher Tag, als am 3. Februar 1962 das neue Zweigbüro mit seinem Bethelheim und seinem Königreichssaal der Bestimmung übergeben wurde. Unter einem vier Spalten breiten Bild des gesamten Komplexes berichtete die Zeitung The Northern News darüber: „Die Arbeit unter Jehovas Zeugen in Nordrhodesien, Kenia, Tanganjika und Uganda wird von einem neuen Gebäude in Kitwe, das 20 000 £ gekostet hat, geleitet werden. Es umfaßt Wohnräume für 14 Mitarbeiter, ein Bürohaus, ein Literaturlager und eine Versammlungsstätte für die Versammlung Kitwe mit Plätzen für 200 Personen. Die ganze Innenausstattung dieses Zentrums wurde von den Zeugen Jehovas selbst ausgeführt.“

Politisch gesehen war das Jahr 1962 ein bedeutendes Jahr für das Land. Eine allgemeine Wahl im Oktober war von großer Bedeutung, da sie die erste bedeutende Konfrontation zwischen Afrikanern und Europäern in einer Wahl darstellte und die erste afrikanische Regierung daraus hervorging. Es trafen ständig Berichte von Fällen ein, in denen die Brüder in Verbindung mit dem Erwerb einer Karte, durch die sie sich mit einer besonderen politischen Partei solidarisch erklärt hätten, eingeschüchtert wurden. Inmitten solch einer gespannten Atmosphäre begannen die Vorbereitungen für den Landeskongreß „Mutige Diener Gottes“ in Kitwe, der für Mai 1963 geplant war. Vier getrennte Arenen wurden angelegt, von denen aus das Kongreßprogramm in den vier Hauptsprachen dargeboten wurde, in Englisch, Ciwemba, Cinyanja und Silozi. Im übrigen war es eine Zusammenkunft ohne jegliche Rassenschranken. Die Taufe von 631 neuen Predigern schloß sowohl Afrikaner als auch Europäer ein. Von besonderer Bedeutung im Hinblick auf das, was den Brüdern bevorstand, war der Vortrag, in dem Römer 13 und das Verhältnis des Christen zu den obrigkeitlichen Gewalten erklärt wurde. Bruder Henschel vom Bethel in Brooklyn sprach bei diesem fünftägigen Kongreß zur größten Zuhörerschaft, als er am letzten Tag vor 24 551 das Thema „Achte auf Prophezeiungen“ behandelte.

Viele der von diesem Kongreß zurückkehrenden Delegierten sahen sich Gewalttat und Verfolgung gegenüber. Eine Anzahl Schwestern wurden im Bezirk Samfya geschlagen und gezwungen, den Urin ihrer Angreifer zu trinken, nachdem man sie ohne politische Karten angetroffen hatte. Ebenfalls in diesem Gebiet wurden fünf Häuser und ein Königreichssaal niedergebrannt. In dem Dorf Mazangu, in der östlichen Provinz, wurden die Missionare Wayne Johnson und Benson Judge, weil sie die Karte nicht vorweisen konnten, gezwungen, das Dorf zu verlassen. Im nahe gelegenen Dorf Sikamwenje wurden sie von einem singenden, rasenden Pöbelhaufen an der Fortsetzung ihres christlichen Werkes gehindert. Ende September lagen Berichte vor, daß insgesamt zehn Königreichssäle zerstört worden waren. Die Zambia News berichtete in ihrer Ausgabe vom 8. Dezember 1963 unter anderem folgendes über die Situation:

„Die jahrhundertealte Geschichte von der Verfolgung religiöser Sekten hat sich in afrikanischen Dörfern der Provinz Luapala wiederholt. Mehr als 100 politische Rowdys sind eingesperrt worden oder sehen einer Gerichtsverhandlung entgegen, weil sie Jehovas Zeugen verprügelt und ihre Häuser und Kirchen niedergerissen und angezündet haben. ... Die Polizei hat 30 Zeugen eines typischen Politik-kontra-Religion-Zwischenfalls befragt, bei dem eine plündernde Menge von 600 Personen die Hauptstraße von Mwansabombwe — Oberhäuptling Kasembes Dorf — hinuntermarschiert sein und die Häuser der Zeugen Jehovas demoliert haben soll. Polizeirichter, die eigens aus dem Kupfergürtel hierhergeflogen sind, haben Gesetzesübertreter bereits für bis zu drei Jahren Zwangsarbeit ins Gefängnis geschickt. Weitere Gerichtsfälle sind noch nicht entschieden. Die 14 Rädelsführer einer Gewaltaktion in Kanyembo wurden zu Gefängnisstrafen von zwei bis drei Jahren verurteilt. ... Trotz Drohungen und Gewalt haben sich die Zeugen nicht einschüchtern lassen. Sie sind für ihre Tapferkeit bekannt und haben furchtlos Fälle von Terrorisierung gemeldet, wie ein Sprecher der Polizei sagte.“

Natürlich wurde man umgehend bei Herrn K. D. Kaunda, dem Premierminister und Leiter der Vereinigten Nationalen Unabhängigkeitspartei, vorstellig. Bei einer persönlichen Unterredung legten einige verantwortliche Brüder Herrn Kaunda die Tatsachen der Gewaltaktion dar. Der Premierminister gab unverzüglich telefonisch und telegrafisch Anweisungen an alle Bezirkssekretäre durch, all solchen gesetzlosen und terroristischen Handlungen Einhalt zu gebieten. Die Zeugen Jehovas ihrerseits waren gut vorbereitet, diesen Angriffen zu begegnen, und in allem, was sie taten, zeigten sie ihren Haß gegen Gewalttat und ihre Achtung vor Gesetz und Ordnung. Trotz der feindlichen Aktion zeigten die Berichte für den Monat Dezember 1963 eine noch nie erreichte Höchstzahl von 30 728 Verkündigern. Da die Brüder ihre Rechte, zu predigen und sich von der Welt getrennt zu halten, gesetzmäßig verteidigten, wurden 199 Gesetzesübertreter wegen Teilnahme an den ungerechtfertigten Angriffen auf friedliche Christen zu insgesamt 304 Jahren Gefängnis verurteilt.

SAMBIAS GELEGENHEIT

Dr. Kaundas Partei erlebte an den Wahlurnen einen überwältigenden Erfolg, und drei Monate später reiste er als Leiter einer Delegation zur Londoner Unabhängigkeitskonferenz, um für die volle Unabhängigkeit Sambias einzutreten, und zwar ohne weitere Verzögerung. Wiederum hatte er Erfolg, und am 27. Mai benachrichtigte er das Parlament: „Wir bekommen die Gelegenheit, unser Land zu einem Land zu machen, in dem unser ganzes Volk gern sein wird; ein Land, in dem sich die Menschen 24 Stunden am Tag nicht wegen ihrer politischen, religiösen oder wegen anderer Anschauungen fürchten werden, aus dem Haus zu gehen.“ So wurde Nordrhodesien am 24. Oktober 1964 zur unabhängigen, souveränen Republik Sambia.

Jehovas Volk in Sambia betrachtete mit besonderem Interesse die in der neuen Verfassung verankerten Bestimmungen über die Grundrechte, besonders folgende Bestimmung: „Außer mit seiner eigenen Zustimmung soll niemand in seiner Gewissensfreiheit gehindert werden, und im Sinne dieses Paragraphen umfaßt die besagte Freiheit die Freiheit des Denkens und der Religion, die Freiheit, seine Religion oder seinen Glauben zu wechseln, die Freiheit, entweder allein oder in Gemeinschaft mit anderen, und zwar sowohl öffentlich als auch privat, seine Religion oder seinen Glauben durch Gottesdienst, Lehre, Brauch und Feiern kundzutun und zu verbreiten.“ Ob dieser hohe Grundsatz aufrechterhalten würde?

Schon im November 1964 begannen unsere Brüder in bezug auf die Streitfrage des Fahnengrußes und der Nationalhymne in Schwierigkeiten zu geraten. Eine patriotische Hysterie, zweifellos durch die Reden und Feiern anläßlich der neuen Unabhängigkeitsepoche hervorgerufen, überschwemmte das Land. Nun waren die Kinder der Zeugen Jehovas in den Schulen überall im Land die unmittelbare Zielscheibe. Als ob es der Teufel so geplant hätte, wurde die Streitfrage in der Presse verbreitet, und die Watch Tower Society und die Zeugen Jehovas wurden in das schlechteste Licht gestellt. Zu all dem nachteiligen Aufsehen kam dann noch der Fall einiger Zeugen Jehovas hinzu, die bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt worden waren. In der öffentlichen Presse strichen die Berichte über den Unfall die Tatsache heraus, daß es die verletzten Zeugen Jehovas entschieden abgelehnt hatten, eine Bluttransfusion anzunehmen.

Einige Beamte der neuen Verwaltung kamen auf die Idee, daß die Brüder und ihre Kinder nur deshalb so neutral handelten und ihre Lauterkeit bewahrten, weil sie einem Mann nachfolgten; und so brachten sie es zustande, den Zweigdiener, Harry Arnott, aus Sambia ausweisen zu lassen. Traurig nahmen er und seine Frau Zennie im Dezember 1965 von diesem Land Abschied, und J. S. Mundell übernahm die Verantwortung des Zweigdieners. Es gab nun im ganzen Land 700 Versammlungen, und bei der Gedächtnismahlfeier zu einem früheren Zeitpunkt jenes Jahres hatte die Anwesendenzahl zum ersten Mal 100 000 überstiegen; die tatsächliche Zahl war 100 088.

Im Jahre 1966 gingen die Belästigungen der Zeugen Jehovas weiter; besondere Polizeiagenten befragten sie über ihren Standpunkt bezüglich der Teilnahme an der Politik. Den Zeugen Jehovas wurde in jenem Jahr auch in gesetzgebenden Kreisen Aufmerksamkeit geschenkt. Nach vielen Debatten wurde das Erziehungsgesetz 1966 in Kraft gesetzt, das vorsah, daß in allen Schulen von den Schülern das Singen der Nationalhymne und das Grüßen der Nationalflagge verlangt würde, wobei die einzige Alternative der Ausschluß aus der Schule wäre. Dann folgte ein anderes Gesetz, das (Nachtrags-)Gesetz für öffentliche Ordnung von 1966, das vorschrieb, daß alle öffentlichen Versammlungen mit dem Singen der Nationalhymne eröffnet werden müßten. Dieses Gesetz trat am 1. Januar 1967 in Kraft. Viele Eltern und Kinder fanden es schwierig, zu verstehen, wie die Freiheit des Gewissens Seite an Seite mit solchen Regierungserlassen bestehen könne, Erlassen, die so weit gingen, daß sie entschieden, wie jemandes Gewissen diese nationalen Symbole betrachten sollte.

Dies bedeutete, daß es nicht mehr möglich war, Kongresse abzuhalten, zu denen die Öffentlichkeit eingeladen wurde. Dennoch fuhren die Brüder fort, gemeinsam religiöse Zusammenkünfte mehrerer Versammlungen auf abgesperrten, privaten Grundstücken zu veranstalten, zu denen nur Zeugen Jehovas und ihre Freunde zugelassen waren. Trotz Bemühungen, diese zu stören, wurden fast alle durchgeführt, und obwohl es keine Einladungen für die allgemeine Öffentlichkeit gab, wurden die Besucherzahlen immer größer. In der zweiten Hälfte des Jahres 1966 wurden alle acht Bezirkskongresse „Gottes Söhne der Freiheit“ mit einer Gesamtbesucherzahl von 49 528 ohne Zwischenfälle abgehalten. Wie ermutigend war es auch, bei der Gedächtnismahlfeier 1967 eine neue Anwesendenhöchstzahl festzustellen — 120 025, von denen 26 von den Symbolen nahmen.

Ein Kreiskongreß in Kabompo in der Nordwest-Provinz wurde aufgelöst, bevor er überhaupt begann; die Polizei benutzte in dem Bemühen, die harmlosen Christen abzuschrecken, sogar Nebelgranaten und Tränengaspatronen. Dies fand zwei Tage bevor der Kongreß beginnen sollte, statt. Das Schlaflager und die Kongreßstätte wurden niedergebrannt. Die Brüder, die sich vorübergehend auf die umliegenden Dörfer zerstreut hatten, kamen am Freitag zurück, machten sich wieder an die Arbeit, um Vorbereitungen für die Ankunft von etwa 400 Delegierten zu treffen, und das Programm für Sonnabend und Sonntag nahm seinen normalen Verlauf. Der Zwischenfall wurde weithin bekannt und zeigte gut das friedliche Verhalten der Zeugen Jehovas.

Auf einem späteren Kongreß in der gleichen Provinz, in Solwezi, erschien die Polizei wiederum unter dem Kommando des gleichen Offiziers, der den Angriff in Kabompo angeführt hatte. Diesmal trat er an den Bezirksdiener heran und bezahlte einige Schriften der Gesellschaft, während seine Leute ruhig dem Programm lauschten. Nach der Vorführung des Filmes „Gott kann nicht lügen“ hörte man einige dieser Beamten bemerken: „Der Wachtturm ist die einzig wahre Kirche.“ Der Kreisdiener berichtete, daß in den drei Versammlungen in nächster Nähe des Schauplatzes des Tränengasangriffs zwanzig neue Verkündiger begonnen hatten, am Predigtdienst teilzunehmen.

DAS PREDIGEN IN UNRUHIGEN ZEITEN

Unter kritischen Verhältnissen bringt der Dienst für das Königreich denen, die loyal ausharren, viele erfreuliche Erfahrungen. Zum Beispiel erzählte ein Kreisdiener, wie er in dem Gebiet des berühmten Luangwatal-Wildparks hundertdrei Kilometer zu Fuß und mit dem Fahrrad durch Sümpfe zurückzulegen hatte, um zu seiner nächsten alleinstehenden Verkündigergruppe zu kommen. Oft war er in 1,20 m tiefem Wasser, und ständig wurde er von den Tsetsefliegen gequält. Er erreichte das Lager eines Wildhüters, der Wasser zum Waschen beschaffte, ferner Nahrung und eine Schlafstätte. Nachdem der Bruder etwas geruht hatte, zündete er seine Paraffinlampe an und bat den Wildhüter, seine Familie zu versammeln. Die Lehrer und Schüler einer nahen Schule kamen ebenfalls, wodurch die Zahl seiner Zuhörer auf fünfzig anstieg. Ihnen erklärte er die Königreichshoffnung, was einen Widerhall hatte, der ihn voll für die gefährliche und anstrengende Reise belohnte. Viele Broschüren und Zeitschriften wurden von seinen dankbaren Zuhörern erworben, und ein Abonnement wurde aufgenommen.

Das Jahr 1967 war ein arbeitsreiches Jahr für das Zweigbüro in Sambia. Zum Organisieren und Beaufsichtigen der sechzehn Bezirkskongresse „Macht Jünger“, die eine Gesamtzuhörerschaft von 77 251 anzogen, kam noch die Vorbereitung auf den Präzedenzfall in der Streitfrage des Fahnengrußes hinzu, der vor dem Obersten Gerichtshof Sambias in Lusaka fällig war. Das Urteil des Gerichtes wurde am 20. November verkündet — eine für Jehovas Volk ungünstige Entscheidung, eine Entscheidung, die den Kindern der Zeugen Jehovas das Recht auf eine Ausbildung an den öffentlichen Schulen des Landes versagte. Dies bedeutete, daß zum Nutzen der von der Schule gewiesenen Kinder Klassen für den Unterricht im Lesen und Schreiben eingerichtet werden mußten. Bis zum August 1968 zeigten die Aufzeichnungen, daß 5 755 Kinder von der Schule gewiesen worden waren.

Aber schon zu Beginn des Jahres 1968 waren andere drastische Maßnahmen gegen die Königreichstätigkeit getroffen worden. Ausweisungsbefehle, aufgrund welcher alle Zeugen Jehovas anderer Staatsangehörigkeit ausgewiesen werden sollten, wurden den Missionaren im Land zugestellt; einige wurden gezwungen, das Land innerhalb sieben Tagen zu verlassen. Man erwartete zweifellos, daß die Organisation der Zeugen Jehovas einem Schiff ohne Mannschaft gleichen würde, das in einer stürmischen See hin und her geworfen wird. Aber ganz im Gegenteil füllten Freiwillige schnell die Lücken, und das Königreichswerk ging rasch weiter. Die Verantwortlichkeiten im Zweigbüro wurden von Smart Phiri übernommen, und als Zeichen für den normalen Lauf der Dinge ist zu erwähnen, daß die zwölf Bezirkskongresse „Gute Botschaft für alle Nationen“ mit einer Gesamtanwesendenzahl von 110 952 wie geplant abliefen. Das Jephtha-Drama war ein höchst zeitgemäßer Teil des Kongreßprogramms.

Im Dezember 1968 sollten die ersten allgemeinen Wahlen im unabhängigen Sambia stattfinden, und wiederum artete die fanatische, patriotische Leidenschaft in eine gewalttätige Verfolgung von Gottes Dienern aus. An mehr als achtzig Häusern, die Brüdern gehörten, wurden die Fenster eingeworfen; viele Brüder und Schwestern wurden körperlich angegriffen. Im Laufe der Wochen wurde die Situation schlimmer. Von Dorf zu Dorf wurden die Zeugen wie wilde Tiere gejagt. Die Häuser und das Eigentum von weit über tausend Brüdern war vollständig zerstört; mehrere hundert wurden geschlagen. Einem Bruder wurden Nägel in den Kopf getrieben, und ein anderer wurde geschlagen, bis er tot war. Drei Schwestern wurden vergewaltigt. Bis Ende Februar waren etwa fünfundvierzig Königreichssäle niedergebrannt worden, und über tausend Brüder in den Gebieten von Luapala und Serenje waren obdachlos. Schnell traf die Gesellschaft Vorkehrungen, Geldmittel des Zweigbüros für die Mittellosen bereitzustellen, während etwa sechs Tonnen Kleider und Decken, die von den Brüdern im Kupfergürtel freigebig gespendet worden waren, schnell an Ort und Stelle gebracht wurden. Von der Regierung wurden bestimmte Schritte eingeleitet, um der Verfolgung Einhalt zu gebieten, jedoch ohne daß Regierungsbeamte die Richtigkeit der von den Zeugen Jehovas eingenommenen Haltung zugegeben hätten.

Das Drängen in politischen Kreisen, Jehovas Zeugen völlig zu verbieten, nahm weiter zu. Doch Präsident Kaunda zog es vor, sich persönlich mit der Situation zu beschäftigen, und wie er das zu tun beabsichtigte, war bald offensichtlich. Durch das Gesetzesdokument Nr. 384 von 1969, das direkt gegen den Predigtdienst der Zeugen Jehovas gerichtet war, und unter Anwendung von Vollmachten aufgrund des Notstandsgesetzes wurde angeordnet, es dürfe „niemand ohne die ausdrückliche Zustimmung der gegenwärtigen Bewohner irgendeine Wohnung oder deren Innenhof oder irgendein Gebäude betreten und für die Zugehörigkeit zu der in der Aufstellung besonders angeführten Religion, Organisation oder Gesellschaft [Jehovas Zeugen; die Watchtower Bible and Tract Society] werben oder eintreten oder ihre Lehren verbreiten, und zwar weder durch Worte noch durch das Verhalten“.

Angesichts dieser Bestimmung, die praktisch ein Verbot war, wurde es für die Brüder nun notwendig, ihren Dienst neu zu planen, wobei dem Gelegenheitszeugnis mehr Bedeutung beigemessen wurde. Neue Methoden, um vorher die Erlaubnis zum Betreten von Privatwohnungen zu erhalten, mußten entwickelt werden. Jehovas Zeugen waren entschlossen, ihren von Gott erhaltenen Predigtauftrag auf diese oder jene Weise zu erfüllen. Zufolge dieser Entwicklungen wurde Zeit, die man früher im Predigtdienst von Haus zu Haus verbracht hatte, nun weitgehend in der Bibelstudientätigkeit in den Häusern derer, von denen man wußte, daß sie interessiert waren, verbracht. So wurde im April 1971 eine Höchstzahl an Heimbibelstudien berichtet, nämlich 47 840. Gewiß war dieses beabsichtigte Hindernis für die Königreichstätigkeit in einen Segen umgeschlagen!

Anfang 1970 wurden Stellungnahmen darüber veröffentlicht, daß in einigen ländlichen Gebieten die Schwierigkeit bestand, die Schulplätze kürzlich gebauter Schulen zu belegen. Einige neigten dazu, Jehovas Zeugen die Schuld zu geben, jedoch die Wahrheit war, daß die Kinder der Zeugen Jehovas aus der Schule ausgeschlossen worden waren. Aber die Ereignisse begannen eine neue Wendung zu nehmen. Einige Schulleiter nahmen die Kinder von Jehovas Zeugen wieder auf. Der Zwang zum Singen der Hymne und zum Fahnengruß wurde unter den einfachsten Vorwänden gelockert. Einige der Kinder der Zeugen Jehovas konnten sich wieder einer weltlichen Ausbildung erfreuen, vorausgesetzt, sie wandten Weisheit an, wenn es zu Schultagen mit zeremoniellen Handlungen kam.

Während des Jahres 1971 erlebte die Bevölkerung von Sambia zufolge einer schweren Dürre in einem Teil des Landes und einer Überschwemmungskatastrophe in einem anderen Teil ernstes Unheil. Viele von Jehovas Volk teilten diese Leiden, aber sie hatten den Vorteil, zu einer liebenden Organisation zu gehören, die ihnen in Form von Kleider- und Nahrungslieferungen schnell Hilfe leistete. Vor allem waren sie niemals ohne geistige Nahrung, und sie hatten die Gewißheit, daß Jehova liebevoll an ihrem Wohlergehen interessiert war. Wie offensichtlich diese Liebe ist, zeigt sich in dem Gedeihen, das mit der Königreichstätigkeit verbunden ist! Bei den Sondervorträgen, die im März in den Versammlungen und alleinstehenden Verkündigergruppen des ganzen Landes gehalten wurden, waren insgesamt 103 760 anwesend. Und die Gedächtnismahlfeier am 9. April 1971 zog eine noch größere Menge von 166 492 Personen an, von denen 27 von dem Brot und dem Wein nahmen.

Die ‘kostbaren Dinge’, die Jehova aus dem Gebiet Sambias herausgesammelt hat, sind glücklich, mit ihren Mitzeugen weltweit an weiterem, produktiverem „Graben“ teilzunehmen. Ihre Entschlossenheit, das auszuführen, was Jehova in diesen gefährlichen, aber bedeutsamen Zeiten von ihnen erwartet, wird dadurch belohnt, daß sie das Ergebnis sehen, das Jehova bewirkt. Im Dienstjahr 1971 wurde ein neuer Höchststand von 56 996 Predigern, die im Felde tätig waren, erreicht; dies führte zu einer Höchstzahl von 4 295 663 Nachbesuchen bei interessierten Personen und einem Durchschnitt von 53 710 Heimbibelstudien, die jede Woche durchgeführt wurden. Welch ein Trost ist es doch, zu wissen, daß Jehova selbst dieses Werk vollbringt, daß er es zu seinem erfolgreichen Abschluß führt und daß wir seine Mitarbeiter sind!