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Südafrika und benachbarte Staaten (Teil 2)

Südafrika und benachbarte Staaten (Teil 2)

Südafrika und benachbarte Staaten (Teil 2)

REIBUNGSLOSER ÜBERGANG

Bruder Rutherford, der als Präsident der Gesellschaft 25 Jahre lang treu und unermüdlich gedient hatte, war Ende 1941 bereits sehr krank. Er war nun 72 Jahre alt und hatte sich viele Jahre lang im Dienst Jehovas verausgabt. Am 8. Januar 1942 beendete er seinen Dienst für das Königreich auf der Erde. Wenige Tage darauf trat der Vorstand der Gesellschaft im Bethel in Brooklyn zusammen und wählte Nathan H. Knorr zum neuen Präsidenten. Die Reaktion der Brüder auf den Tod Bruder Rutherfords unterschied sich sehr von ihrer Reaktion auf den Tod Bruder Russells. Diesmal jammerte niemand: „Was sollen wir jetzt machen?“ Die Feinde der Wahrheit freuten sich natürlich sehr über den Tod Bruder Rutherfords und sagten: „Nachdem nun ihr Führer und Sprachrohr nicht mehr ist, wird ihr Werk bald in sich zusammenfallen.“ Sie wurden aber darüber sehr bald eines Besseren belehrt.

Kurz vor seinem Tode, im August 1941, hatte Bruder Rutherford den Kongreß in St. Louis im US-Staat Missouri besucht. Einer der Höhepunkte dieses Kongresses war der „Tag der Kinder“, an dem das neue Buch Kinder freigegeben wurde. In kleinerem Maßstab wiederholte sich dieser besondere Kongreß im April 1942 in Johannesburg. Diesmal waren gleich 1 700 Anwesende zugegen, darunter 340 Kinder, die das neue Buch freudestrahlend in Empfang nahmen. Auf dem Kongreß symbolisierten 400 Personen ihre Hingabe an Gott, um seinen Willen zu tun — über das Doppelte der vorhergehenden Höchstzahl. Zur Kongreßorganisation gehörte zum erstenmal eine Cafeteria, die 6 000 Mahlzeiten ausgab und sehr gut funktionierte; die Teilnehmer hatten dadurch mehr Zeit zu angeregten Gesprächen. Alle Brüder wurden sehr gestärkt und ermuntert und kehrten voller Freude nach Hause zurück.

Eine Anzahl junger Pioniere, die gerade erst mit dem Dienst begonnen hatte, wurde durch diesen Kongreß besonders ermuntert. Die Zahl der Pioniere kletterte 1942 in Südafrika auf 65. Unter ihnen war Bruder Piet Wentzel, der in dem kleinen Ort Bonnievale in der Kapprovinz in die Wahrheit gekommen war. Im Dezember 1941 nahm er in Kimberley den Pionierdienst auf. Im Jahre 1945 schloß sich ihm Frans Muller an, der im Alter von 16 Jahren gerade mit der Schule fertig geworden war und in der Versammlung Pretoria bereits gute Schulung erhalten und Erfahrung im Predigtwerk gesammelt hatte. Die beiden jungen Brüder wurden der Stadt Vereeniging zugeteilt, etwa 50 Kilometer südlich von Johannesburg. Sie strengten sich sehr an; einer der beiden erreichte in jenem Jahr durchschnittlich 210 Stunden pro Monat.

Trotz der düsteren Voraussagen der Gegner gab es nach dem Tode Bruder Rutherfords im Jahre 1942 kein Nachlassen im Königreichswerk. Statt dessen schritt es schneller voran, so daß George Phillips am Ende des Dienstjahres über eine neue Verkündiger-Höchstzahl von 1 582 berichten konnte, was eine 26prozentige Zunahme gegenüber der Höchstzahl des Vorjahres bedeutete. Welch ein gewaltiger Unterschied zu der winzigen Gruppe von etwa 100 Personen im Jahre 1931!

DIENER FÜR DIE BRÜDER

Unter der Leitung von Bruder Knorr, dem neuen Präsidenten der Gesellschaft, gehörte die Aussendung von Dienern für die Brüder zu den ersten neuen Entwicklungen. Dieses Werk begann in Südafrika im Februar 1943. (Der Zonendienst war 1942 eingestellt worden.) Diener für die Brüder mußten ledig sein, eine robuste Gesundheit und viel Energie haben, um ihren ausgefüllten Zeitplan einhalten zu können. Kleinere Gruppen wurden anfangs nur einen Tag lang besucht, größere Versammlungen zwei oder drei Tage. Das bedeutete, daß diese Diener sehr viel reisen mußten, und dies unter schwierigen Bedingungen. Zu den ungünstigsten Tages- und Nachtzeiten mußten sie um Zug- und Busanschlüsse besorgt sein. Ihre Aufgabe bestand nicht nur darin, die Aufzeichnungen der Versammlungen sorgfältig zu prüfen, sondern sie sollten vor allem viel Zeit mit den Brüdern im Predigtdienst verbringen und sie darin schulen.

Einer der 1943 ernannten neuen Diener für die Brüder war Bruder Gert Nel, der 1934 als Lehrer im Norden Transvaals in die Wahrheit gekommen war und als Königreichsverkündiger sehr eifrig war. Als Zonendiener und als Diener für die Brüder hatte Bruder Nel das Vorrecht, sehr vielen Verkündigern beizustehen, sowohl Afrikanern als auch Europäern, und viele Brüder erinnern sich immer noch seines treuen und loyalen Dienstes. Er wurde 1946 als Übersetzer für die Veröffentlichungen in Afrikaans ins Bethel gerufen.

Thomas M’kele war ein afrikanischer Bruder, der Diener für die Brüder wurde. Durch den alten Bruder Mulenga, einen der ersten afrikanischen Pioniere in Südafrika, hatte er die Wahrheit kennengelernt. An einem Sonntagmorgen stand Bruder Mulenga im Predigtdienst, als er eine Gruppe Männer traf, die auf dem Erdboden schlief. Auf seine Frage, was los sei, antworteten sie, sie hätten die letzte Nacht nicht geschlafen, da sie die ganze Nacht in der Kirche gebetet hätten. Darauf fragte der Geistliche, damals noch „Reverend“ Thomas M’kele, Bruder Mulenga, was er in seiner Tasche habe. Er nahm die Broschüre Wo sind die Toten? an. In der folgenden Woche kaufte er mehrere Bücher, und eine Woche später besuchte er einen Kongreß. Innerhalb kurzer Zeit trat er aus der Kirche aus, wurde getauft, und noch im selben Jahr stand er mit Bruder Mulenga im Pionierdienst. Wie bereits erwähnt, wurde er später einer der Diener für die Brüder. Ende 1945 starb er in Treue.

EINE NEUE SCHULE HAT DURCHSCHLAGENDE WIRKUNG

Eine der Einrichtungen, die unter der Präsidentschaft von N. H. Knorr neu eingeführt wurden und die sich auf den Predigtdienst sehr auswirkten, ist die wöchentliche Theokratische Predigtdienstschule. Durch diese hervorragende Einrichtung war es möglich, in kurzer Zeit aus vielen Brüdern, die nie gedacht hätten, daß sie je wirkungsvoll öffentlich sprechen könnten, gute Redner zu machen, die auch wirkungsvolleren Predigtdienst durchführten. In ganz Südafrika hießen die Brüder diese neue Vorkehrung Jehovas willkommen und setzten sie begeistert in die Tat um, und zwar nicht nur die weißen Verkündiger, sondern auch die afrikanischen Brüder, obwohl sie wegen der Sprache und der mangelnden Bildung große Schwierigkeiten hatten.

Zu denen, die 1943 Schulaufseher wurden, gehörte Bruder Samuel Mase. Im Jahre 1938 war er noch Mitglied der kommunistischen Partei gewesen. Um diese Zeit herum kaufte er sich das Buch Reichtum, da er hoffte, er würde dadurch mit dem Geschäftsleben vertraut werden. Er hatte auch Schwierigkeiten mit bösen Geistern und machte schreckliche Nächte durch. Mehrere Besuche bei Medizinmännern halfen ihm nicht. Doch sobald er das Wachtturm-Studium besuchte, änderte er sich völlig. Mehr als alles andere beeindruckte ihn die Liebe der Brüder, die den verschiedensten Stämmen angehörten. Unter ihnen fand er eine wunderbare Einheit vor, wie er sie bei seinen Bekannten in der Politik nie erlebt hatte. Er wurde in einer afrikanischen Versammlung im Reef-Gebiet Schulaufseher, begann später mit dem Pionierdienst und wurde als Kreisaufseher eingesetzt.

Die Theokratische Predigtdienstschule trug dazu bei, daß das Werk unter den Afrikanern schneller voranschritt. Die kleine Gruppe, die Hamilton Kaphwitt in Pretoria gegründet hatte, hatte sich bis 1945 zu einer großen Versammlung mit 181 Gliedern entwickelt. Etwa um diese Zeit begann die Regierung, die Eingeborenenviertel aus der Stadt Pretoria selbst zu verlagern. Die Versammlung der Afrikaner war bereits fast doppelt so groß wie die der Weißen. Daran läßt sich der großartige Fortschritt unter den Afrikanern während des Zweiten Weltkrieges ablesen. Zu Beginn des Krieges kamen auf jeden afrikanischen Verkündiger zwei weiße Verkündiger, doch mit Kriegsende verschob sich das Verhältnis, und an vielen Orten gab es mehr afrikanische Brüder als weiße.

Im Jahre 1945 gab es in Johannesburg eine Versammlung von Weißen mit 113 Verkündigern und 4 afrikanische Versammlungen, zu denen über 500 afrikanische Brüder gehörten.

Auch in Kapstadt war Wachstum zu verzeichnen. Als es insgesamt 135 weiße Brüder gab, waren in der Kapstädter Versammlung Salt River, die sich aus Mischlingen zusammensetzte, 138 Verkündiger. Die Versammlung wurde kurz darauf geteilt, und 4 neue Versammlungen wurden gegründet.

Etwa um diese Zeit kam Nicholson Makhetha in die Wahrheit, ein Negeralbino. Er wurde 1944 auf einem Kongreß getauft. Im Jahre 1940 wurde Bruder Makhetha Pionier, und später wirkte er mehrere Jahre lang als Kreisaufseher. Da er die englische Sprache gut beherrschte, übersetzte er auf großen Kongressen oft vom Englischen in die Sesotho-Sprache. Er hatte auch das Vorrecht, in seinem Heimatland Lesotho die Veröffentlichungen der Gesellschaft in diese Sprache zu übersetzen.

FORTSCHRITT IN NJASSALAND

Bis zum Jahre 1940 war die Zahl der christlichen Versammlungen in Njassaland auf 60 angestiegen. Der Widerstand der Kirche gegen das Predigen des Königreiches hatte zugenommen. Katholische Priester sagten den Leuten, unser Werk wäre schon längst verboten worden, wenn das Land unter der Herrschaft Roms stände. Auf jeden Fall, so sagten sie, würde der Papst das Werk der Gesellschaft bald zerstören und „Rutherford und alle Zeugen Jehovas draußen im Meer versenken“.

Ein Vorfall veranschaulicht die hinterhältigen Methoden der Lehrer der falschen Religion: Fünf römisch-katholische Lehrer, Afrikaner, regten sich darüber auf, daß eine Schallplatte in Njandscha abgespielt worden war. Darauf sandten sie einen Bericht an den Bezirkskommissar, in dem sie sich beschwerten, jemand ginge mit einem Grammophon durch die Dörfer und erzähle den Leuten, Harmagedon sei da und alle Weißen würden vernichtet werden. Natürlich taten sie dies vorsätzlich, um die Besorgtheit und die Feindschaft der weißen Beamten zu wecken, doch die Untersuchungen der Behörden zeigten, daß der Bericht falsch war, und so wurde die Sache fallengelassen.

Der Aberglaube spielt im Leben der Afrikaner gewöhnlich eine große Rolle, doch die Wahrheit macht sie von dieser geistigen Fessel frei. Diejenigen, die dem Aberglauben versklavt sind, gebrauchen daraufhin ihre besonderen Waffen gegen Jehovas Diener. Als beispielsweise eine Versammlung der Zeugen Jehovas von Dorf zu Dorf predigte, folgte ein Löwe ihrem Weg und zerriß mehrere Dorfbewohner. Dies veranlaßte abergläubische Menschen, Jehovas Zeugen die Schuld dafür zuzuschreiben, daß der Löwe auf sie aufmerksam geworden war. Die katholischen Lehrer schlugen daraus natürlich Kapital.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mehrten sich die Schwierigkeiten für das Königreichswerk in Njassaland, doch die Regierung zeigte weiterhin eine faire Haltung. Das geht aus einer Äußerung des Gouverneurs, Sir H. C. D. Mackenzie-Kennedy, hervor, der sagte: „Ich kenne die Leute vom Wachtturm seit 25 Jahren. Mir ist bekannt, daß sie in manchen Ländern verfolgt und nicht anerkannt werden. In diesem Land werde ich sie an ihrer Tätigkeit nicht hindern, solange sie sich an das Gesetz halten.“ Auch einige afrikanische Beamte trugen dazu bei, daß die Möglichkeit zur Ausbreitung der Königreichsbotschaft erhalten blieb.

Bis zum Jahre 1943 hatte das Werk so gute Fortschritte gemacht, daß es monatlich nunmehr durchschnittlich 2 464 Verkündiger in 144 Versammlungen gab. Doch in jenem Jahr wurde ein neuer Gouverneur ernannt und auch ein neuer Polizeikommissar. Die Regierung hielt eine große Lieferung des Buches Reichtum in Njandscha zurück. Im Juni 1943 wurde durch die Regierungsbekanntmachung Nr. 77 bekanntgegeben, daß jegliche Einfuhr von Literatur der Gesellschaft verboten sei. Dies wirkte sich aber auf die Tätigkeit im Lande nicht sehr aus, da bereits große Vorräte in Njassaland waren.

Die „Watchtower-Bewegungen“ hatten noch einen großen Einfluß. Sie waren immer noch tätig und brachten Schmach auf den Namen der Gesellschaft. Elliott Kamwana wurde 1937 aus der Verbannung auf den Seychellen freigelassen und kehrte als Führer einer dieser Bewegungen zurück. Auch Willie Kavala, der fälschlich behauptete, der Führung Richter Rutherfords zu folgen, machte seine eigene kleine Gruppe auf. Unter diesen Umständen war es gut, daß die Gesellschaft besondere Ausweiskarten an die Verkündiger ausgab und der Regierung die Namen derjenigen mitteilte, denen sie Ausweise ausstellte. So wurde deutlich zwischen Jehovas Zeugen, die unter der Leitung der Watch Tower Bible and Tract Society tätig waren, und heidnischen Bewegungen mit ähnlichem Namen unterschieden.

Während des Jahres 1944 wurde der Ausdruck „die neue Welt Jehovas“ von der Bevölkerung Njassalands mit großer Begeisterung aufgenommen. In einem Vortrag über die neue Welt erklärte ein Bruder: „Als Adam sündigte, waren ihm im Garten keine Kinder geboren worden; alle wurden im ,Urwald‘ geboren, und wir befinden uns immer noch im ,Urwald‘, meine Freunde, wir sind noch nicht in den Garten zurückgekehrt. Doch die Zeit ist jetzt nahe, daß wir diese ,matekenya‘-(Sandfloh-)Welt verlassen und in die von Jehova errichtete neue Welt eintreten.“ In einer Gegend folgten die Interessierten den Zeugen Jehovas von Ort zu Ort, um sich an den Verheißungen des Wortes Gottes zu sättigen.

Im Jahr darauf hatte die kraftvolle Botschaft der Bibel begonnen, der falschen Religion das Wasser abzugraben. Mehrere afrikanische Geistliche gingen, nachdem sie einen Vortrag über die neue Welt gehört hatten, geschlossen zu einem weißen Missionar und sagten: „Warum haben Sie uns das nie erzählt? Heute gehen kleine Jungen und Mädchen zu den Leuten und erzählen ihnen die wunderbarsten Dinge, die sie je gehört haben. Und Sie lassen uns Lehren predigen, die sich jetzt als falsch herausstellen! Und wenn wir uns vor die Menschen stellen, um zu predigen, stehen wir dumm da und haben überhaupt keine Grundlage für das, was wir sagen!“

SCHWIERIGKEITEN IN SÜDRHODESIEN WERDEN ÜBERWUNDEN

Im Jahre 1939 gab es in Südrhodesien etwa 15 weiße Verkündiger, hingegen etwa 460 afrikanische. Eine sehr große Hilfe für die afrikanischen Brüder war die erste Broschüre in Chishona, der hauptsächlichen afrikanischen Sprache im Land.

Inzwischen unterwies Jack McLuckie, der alleinstehende Verkündiger mit seiner eigenen Goldmine, seine Familie in der Wahrheit. Er wohnte in einem sehr einfachen Haus aus geflochtenen Zweigen und Lehm, und der Boden war aus senga — mit Wasser angerührter Kuhmist, der nach dem Trocknen hart wird. Wenn der Boden hart ist, riecht man nichts, und man kann ihn täglich fegen. Bruder McLuckie erzog seine Kinder gewissenhaft in der Wahrheit. Unter anderem las er ihnen einige Verse aus der Bibel vor und stellte ihnen dann Fragen, um zu sehen, wieviel sie verstanden hatten. Ian, der Jüngste, war damals noch sehr klein, doch er erinnert sich an diese Bibelstudien. Die frühe Erziehung kam ihm gut zustatten, als er später Pionier wurde, die Gileadschule absolvierte und in den Missionardienst eintrat.

Im Jahre 1939 kam auch eine andere Familie McLuckie nach Südrhodesien — Bert McLuckie und seine Frau Carmen, ihr gerade geborener Sohn Peter und zwei Kinder aus seiner ersten Ehe. Bert McLuckie kam mit der Wahrheit 1927 das erstemal in Berührung und half vielen seiner Verwandten, sie anzunehmen. Der „Stamm“ der McLuckies ist im Zentrum und im Süden Afrikas sehr bekannt.

Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 sahen sich die beiden Familien McLuckie und die anderen Verkündiger in Südrhodesien vor Schwierigkeiten. Am 15. November 1940 verbot die Regierung die Einfuhr und Verbreitung der Literatur der Gesellschaft; selbst die Emphatic Diaglott, eine englische Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften, wurde verboten. Als Grund für das Verbot gab man vor, die Literatur würde zum Widerstand gegen die Kriegsanstrengungen aufrufen. Das Büro in Kapstadt reichte unverzüglich bei dem König von England, dem Premierminister von Großbritannien, dem Kolonialminister, dem Gouverneur von Südrhodesien und allen Parlamentsabgeordneten eine Klage ein. Dieser Brief wurde offiziell nicht bestätigt. Einige Tage darauf sprach ein Kriminalpolizist im Auftrag der Regierung von Südrhodesien bei George Phillips in Kapstadt vor. Man wollte unbedingt etwas über die Person des Schreibers wissen.

Bert McLuckie erzählt, daß es einige Brüder gegeben habe, die zur Zeit dieses Verbots der Literatur aus Furcht zurückgewichen seien; doch die meisten fuhren mit größerer Begeisterung fort. Sie waren entschlossen, durch Verbreitung von Literatur herauszufinden, wie streng das Gesetz eingehalten würde. Das Ergebnis waren Verhaftungen, Anklagen, und die Verurteilung war unausweichlich. Bücher, Bibeln, Grammophone und Schallplatten wurden beschlagnahmt und später auf Anordnung des Gerichts verbrannt. Einige Fälle kamen vor den Hohen Gerichtshof von Südrhodesien, doch in der Aufregung und unter dem Druck des Krieges lautete die Entscheidung gegen die Gesellschaft.

Nach den Worten Jack McLuckies gab es zu jener Zeit etwa 16 weiße Zeugen, von denen die meisten irgendwann einmal wegen Verbreitung der verbotenen Literatur im Gefängnis waren, einige zwei- oder dreimal. Zu jener Zeit kamen auch viele Brüder ins Gefängnis, weil sie sich im Krieg neutral verhielten. Sie nutzten die Zeit im Gefängnis aus, ein gutes Zeugnis zu geben, und nachdem die Brüder freigelassen worden waren, studierten einige der Beamten die Bibel mit den Zeugen.

Einmal wurde auch Bert McLuckies Frau Carmen verhaftet und zu der üblichen Strafe von 25 Pfund oder 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Sie war damals gerade schwanger. Ein erfolgloses Berufungsverfahren verzögerte die Angelegenheit, und unterdessen brachte Schwester McLuckie ein kleines Mädchen zur Welt. Nach einiger Zeit kam eine Polizistin, um Schwester McLuckie zu verhaften, und ihr Mann mußte zusehen, wie seine Frau und sein Kind nach Gwelo ins Gefängnis gebracht wurden. Das Kind hätte zwar zu Hause bleiben können, doch sie meinten, es sei für Mutter und Kind das beste zusammenzubleiben. Während der Zeit, in der die kleine Estrella mit ihrer Mutter im Gefängnis war, war eine Mörderin Kindermädchen. Als Mutter und Kind nach 3 Monaten freigelassen wurden, vergoß sie bittere Tränen.

Bruder Bert McLuckie selbst war mehrere Male im Gefängnis. Dort war er mit Leuten zusammen, die wegen schmutziger und bösartiger Verbrechen verurteilt worden waren. Er sagte, er habe weder vorher noch nachher eine solch schmutzige Sprache gehört. Dennoch hatten zwei der Insassen ein hörendes Ohr für die Königreichsbotschaft. So kam es, daß Bruder Bert McLuckie zwei Häftlinge im Gefängnis taufte, während die anderen alle zum Sport im Hof waren.

Im Jahre 1942 veröffentlichten die weißen Brüder in Südrhodesien die Broschüre Jehovah’s Witnesses: Who Are They? What Is Their Work? Sie schickten sie an den Gouverneur und andere Regierungsbeamte und verbreiteten sie in der Öffentlichkeit. Bruder Bert McLuckie kann sich daran sehr gut erinnern. Seine Frau wurde während dieser Tätigkeit sogar wieder einmal verhaftet, doch ihr Fall wurde nicht aufgegriffen, und sie wurde nicht angeklagt.

Im Jahre 1943 war die durchschnittliche Zahl der Verkündiger auf 1 090 gestiegen, und sie stieg in Südrhodesien weiterhin schnell an. Im Jahr darauf wurden für die afrikanischen Brüder Kongresse abgehalten. Auf dem Kongreß in Bulawayo waren 1 028 Besucher, und in Mrewa hörten 347 den öffentlichen Vortrag. Auf beiden Kongressen wurden 50 Neue getauft. Der Kongreß für die weißen Brüder fand ebenfalls in Bulawayo statt und hatte eine Besucher-Höchstzahl von 73. Die Brüder wurden dadurch ermutigt, im Werke fortzufahren. Sie blickten der Zeit entgegen, in der die Gesellschaft die Genehmigung erhalten wurde, ein Literaturlager zu eröffnen und einen offiziellen Vertreter ins Land zu senden.

EIFRIG TROTZ VERFOLGUNG

Während des Jahres 1940 kam es in Nordrhodesien im Gebiet des Kupfergürtels zu weiteren Unruhen, und an einem Ort wurden mehrere Afrikaner getötet. Dieses Mal machten die Feinde Jehovas Zeugen nicht zum „Sündenbock“. Die Anführer waren alle römisch-katholisch, doch davon erwähnte die Regierung nichts. In der Zwischenzeit waren Jehovas Zeugen im Gebiet des Kupfergürtels viel stärker und eifriger als je zuvor.

Im Dezember 1940 kam eine Bekanntmachung der Regierung heraus, in der die Einfuhr und Verbreitung sämtlicher Literatur der Gesellschaft verboten wurde. Man durchsuchte die Häuser der Brüder. Einige wurden ins Gefängnis gesteckt, weil sie Literatur besaßen. In einem Fall wurden die beiden Brüder Gibson Chembe und Lamond Kandama mehrere Male schwer geschlagen, weil sie sich weigerten, ihre Bücher vor den Augen vieler Menschen, darunter einige Häuptlinge, zu verbrennen. Dies geschah mit Wissen des Leiters der Polizei und der Verwaltung am Ort. Der Bericht, der darüber an das Büro in Kapstadt geschickt wurde, wurde von der Zensur festgehalten, und man ließ Llewelyn Phillips zum Leiter der Sicherheitsabteilung kommen. Nach Darlegung der Sachlage versprach dieser eine Untersuchung. Bei der Regierung in Lusaka und beim Kolonialamt in London wurde ein Protest eingereicht. Die Regierung setzte daraufhin einen Untersuchungsausschuß ein, der den Leiter der Verwaltung und der Polizei zurechtwies, und danach kam es zu keinen weiteren Bücherverbrennungen mehr.

Als nächstes gab die Regierung im März 1941 bekannt, alle Weißen und Afrikaner sollten sämtliche Literatur der Watch Tower Society innerhalb von zwei Monaten beim nächstgelegenen Boma (Gericht) abliefern, andernfalls mache man sich strafbar. Es braucht kaum hervorgehoben zu werden, daß alle, die wirklich Zeugen für Jehova waren, sich weigerten, dies zu tun, was weitere Verhaftungen zur Folge hatte. Das Literaturdepot der Gesellschaft wurde durchsucht. Der Depotdiener, Llewelyn Phillips, trat mutig und standhaft auf und weigerte sich, die in seinem Besitz befindliche Literatur abzuliefern. Er wurde zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Anfang desselben Jahres war er einen Monat im Gefängnis gewesen, weil er den Kriegsdienst abgelehnt hatte.

Während des folgenden Jahres trat keine Erleichterung ein. Llewelyn Phillips wurde wegen des Kriegsdienstes noch einmal verhaftet, legte aber Berufung ein. Er verbrachte 3 Monate im Gefängnis, bevor man seine Berufung verhandelte. Er berichtet über den Ablauf selbst: „Die Berufungsverhandlung, die 3 Monate später stattfand, war eine ganz offizielle Angelegenheit. Der Lordoberrichter saß auf der Richterbank und der Kronanwalt führte die Anklage. Der Richter holte eine Bibel vor, bei der mehrere Papierstreifen aus verschiedenen Seiten herausschauten. Er begann mit der Frage, welches Recht Jehovas Zeugen auf Kriegsdienstverweigerung hätten, wenn doch Moses ein Mann des Krieges gewesen sei. Als er daran erinnert wurde, daß dieser treue Mann des Glaubens wohl kein Christ gewesen sein konnte, da er 1 500 Jahre vor Christus gelebt habe, schwand seine Begeisterung für biblische Fragen, und nach kurzer Zeit legte er die Bibel beiseite. Als der Richter den Hinweis hörte, daß die Apostel — wären sie noch am Leben — wahrscheinlich auch auf der Anklagebank sitzen würden, war er sichtlich ergriffen.“ Die Strafe für Bruder Phillips wurde daraufhin auf die Zeit herabgesetzt, die er bereits im Gefängnis gewesen war, so daß er den Gerichtssaal als freier Mann verlassen konnte. Acht der zwölf Monate des Dienstjahres 1942 hatte er sich im Gefängnis befunden.

Das Predigtwerk breitete sich weiter aus, trotz der Schwierigkeiten, die es wegen Verfolgung, Nahrungsmittel- und Literaturknappheit gab. Um dem Mangel an Literatur entgegenzuwirken, bereiteten die Brüder Fragen und Antworten aus der Bibel vor, die die Verkündiger bei ihren Bibelstudien verwenden konnten. Durch den Krieg gab es auch wenig Ersatzteile für Fahrräder, was bedeutete, daß die meisten Afrikaner ohne ihr Haupttransportmittel auf den einfachen Urwaldpfaden auskommen mußten. Doch das Werk in Nordrhodesien machte trotzdem wunderbare Fortschritte. Die durchschnittliche Zahl der Verkündiger stieg 1944 auf 3 062 an, eine 116prozentige Zunahme seit 1941! Trotz all ihrer Probleme standen die Verkündiger jeden Monat 30 Stunden im Predigtdienst. Mittlerweile war die gute Botschaft auch in das Nachbarland Kongo vorgedrungen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich noch kein Weißer in Nordrhodesien öffentlich Jehovas Zeugen angeschlossen. Weshalb? Im Jahrbuch (engl.) von 1943 wurde ein möglicher Grund genannt: „Bei den Weißen, die für unsere Botschaft empfänglich sind, herrscht eine große Furcht, da sie glauben, ihre Stellung sei gefährdet, wenn sie dies öffentlich bekanntmachen und dafür eintreten.“ Mehrere Europäer, darunter Regierungsbeamte, waren aber gegenüber den Zeugen sehr freundlich. Ein Distriktkommissar zahlte sogar zwei Zeugen je 5 Shilling als Entschädigung dafür, daß sie von seinem Vorgänger widerrechtlich eingesperrt worden waren. Ein anderer Beamter holte seinen schwarzen Diener (der im Gefängnis gesessen hatte, weil er unsere Literatur besaß) mit seinem Wagen ab, als seine Strafe abgelaufen war, und brachte ihn an die Arbeit zurück. Diese Änderung in der Haltung vieler Weißer war zweifellos auf das gute Zeugnis zurückzuführen, das die Brüder durch ihren Wandel gaben. Im Jahrbuch (engl.) von 1944 hieß es darüber: „Die Anhänger der Gesellschaft genießen überall ... den besten Ruf, und es ist allgemein bekannt, daß Farmer und andere Arbeitgeber ausdrücklich verlangen, daß nur sie eingestellt werden.“

Im Jahre 1945 zogen Bruder und Schwester Bridger, ein Ehepaar, das die Wahrheit um das Jahr 1916 herum im Oranjefreistaat von Japie Theron gehört hatte, von Johannesburg nach Luanshya, wo Bruder Bridger unter den Weißen Pionierdienst leistete. Er berichtet, daß er eine ganze Stadt bearbeitete und dabei 1 000 Broschüren abgab. Er traf dort eine Familie an, mit der er zuvor in Johannesburg studiert hatte, eine Frau Scheepers und deren Tochter, Frau Joubert. Die ganze Familie kam in die Wahrheit. Heute sind bereits die Urenkel im Dienst Jehovas tätig. Bruder Bridger hörte auch von einigen Leuten, die „nicht an Weihnachten glaubten“. Er konnte Verbindung mit ihnen aufnehmen und fand vier weitere Personen, die mit unserem Werk in Südafrika verbunden gewesen waren. Er begann, mit ihnen zu studieren, und dadurch wurde der Kern der ersten Versammlung von Weißen in Nordrhodesien gebildet. Bruder und Schwester Bridger waren auch unter den Afrikanern tätig, die in Lagern wohnten.

WEITER NACH BAROTSELAND

Weitere Verstärkung aus der Südafrikanischen Union kam 1945, als Bruder C. Holliday (der Ehemann der bereits erwähnten Schwester M. Holliday) eintraf. Bruder George Phillips, der Zweigaufseher in Kapstadt, hatte ihn eingeladen, als „reisender Diener und Vertreter von Bruder Llewelyn Phillips“ zu dienen. Während er in Nordrhodesien war, besuchte er Barotseland, ein Gebiet von 735 000 Quadratkilometern, das westlich der Victoriafälle am Oberlauf des Sambesi liegt. Er wurde von einem interessierten Weißen begleitet sowie von einem afrikanischen „Diener für die Brüder“, der als Reiseleiter und Dolmetscher wirkte.

Die Reise war sehr beschwerlich. Zuerst fuhren sie mit einem privaten Holztransportzug nach Massesse, wo sie haltmachten, sich mit einigen Zeugen Jehovas trafen und die Gründung einer Versammlung vorbereiteten. Den nächsten Abschnitt ihrer Reise legten sie auf einem Schienenwagen zurück, der von einem Vorarbeiter geliehen worden war und von zwei Afrikanern geschoben wurde, bis die Reisenden einen Ort erreichten, an dem sie von einem regierungseigenen Lastwagen mitgenommen werden konnten. Dieser brachte sie nach Katima Molilo. Ein anderer Lastwagen nahm sie nach Ngwesi mit. Dort wurden sie von Brüdern abgeholt, die von Senanga gekommen waren, um sie in Empfang zu nehmen und ihr Gepäck zu tragen. Die restliche Reise nach Senanga legten sie zum größten Teil in drei Kanus zurück. Einmal hatten sie ein haarsträubendes Erlebnis, als zum Entsetzen Bruder Hollidays ein Flußpferd eines der Kanus in die Luft hob. Der Paddler hielt sich aber geschickt im Gleichgewicht und versetzte dem Tier mit seinem Paddel einen Schlag. Dies führte zum gewünschten Erfolg, und zur allseitigen Erleichterung schwamm das Flußpferd davon.

Bei ihrer Ankunft in Senanga wurden sie von einer riesigen Volksmenge willkommen geheißen, die sich dort eingefunden hatte. Manche waren 8 oder 9 Tage gereist, um dabeizusein. Alle waren äußerst gespannt und neugierig, was sich ihnen bieten würde. Dies war der erste Besuch eines weißen Bruders, und viele hatten noch nie einen Weißen gesehen. Der inoffizielle Kongreß, den sie abhielten, wirkte sich sehr zur Ermunterung aus.

Während Bruder Holliday die Versammlung in Mufulira besuchte, lernte er den Verwalter des Wohnlagers der afrikanischen Arbeiter, Mr. Ford, kennen, der sich von der guten Arbeit und der Zuverlässigkeit der „Watch Tower boys“ beeindruckt zeigte. Er war einer der Beamten, die in dem Bericht im Jahrbuch 1946 der Zeugen Jehovas erwähnt wurden: „Die offizielle Einstellung läuft immer noch auf Nichtanerkennung hinaus; aber im einzelnen gibt es einige ermutigende Beispiele für eine deutliche Achtung vor der Sauberkeit, Anständigkeit und dem Fleiß der Zeugen Jehovas. Diejenigen, die die direkte Aufsicht über die Afrikaner haben, beginnen stark beeindruckt zu werden von den Massen, die sich uns jetzt in den Bergwerksbezirken anschließen, wo es nichts Ungewöhnliches ist, sich mit 800 Personen zu versammeln. So hat beispielsweise die Stadtverwaltung von Mufulira nach vier Monaten Korrespondierens gratis ein Stück Land für die Errichtung eines Königreichssaales zur Verfügung gestellt. Das ist einigen Beamten zu verdanken, die freimütig zu unsern Gunsten sprachen.“ Dieses Gebäude war das erste seiner Art in Nordrhodesien.

So brach sich das Werk in Nordrhodesien während der ersten Hälfte der 1940er Jahre trotz der Verfolgung seine Bahn. Dies traf auch auf andere Länder zu, die dem Zweigbüro in Südafrika unterstanden.

IN BASUTOLAND WIRD TROTZ DES VERBOTS GEPREDIGT

Anfang der 1940er Jahre statteten Bruder Frank Taylor und seine Frau Basutoland (jetzt Lesotho) einen Besuch ab. Sie fanden so viel Interesse vor, daß die Afrikaner ihnen an vielen Orten nachliefen, um Literatur zu bekommen. Sie wurden aber von der Behörde überwacht, und man drohte ihnen, alle ihre Literatur zu beschlagnahmen, wodurch sie zur Weiterreise gezwungen wurden.

Im Februar 1941 wurde jegliche Einfuhr unserer Literatur nach Basutoland verboten. Das Verbot wurde, so seltsam es klingen mag, erlassen, bevor es auch nur e i n e n Zeugen Jehovas im Lande gab. Doch während des Verbots nahm das Königreichswerk Formen an und machte sehr gute Fortschritte. Einige Brüder fuhren mit dem Tonwagen der Gesellschaft durch das Land, strahlten die Schallplattenvorträge der Gesellschaft aus und verbreiteten Literatur, doch erst 1942 ging im Zweigbüro ein Bericht von zwei Verkündigern aus Basutoland ein. Einer dieser ersten Verkündiger war Bruder L. Ramosena, der die Wahrheit eigentlich das erstemal gehört hatte, während er in Vereeniging in Transvaal gearbeitet hatte. Bruder Ramosena war von der Botschaft so begeistert und spürte ein so starkes Verlangen, sie in seinem Heimatland zu verbreiten, daß er nach Hause zurückkehrte und emsig predigte, wobei er in einem Ort namens Teyateyaneng begann.

Bald erhielt Bruder Ramosena die Unterstützung eines anderen Bruders, der die Wahrheit in Johannesburg angenommen hatte, und gemeinsam radelten sie in die Nachbardörfer, um die gute Botschaft zu verbreiten. Sie organisierten kleine Zusammenkünfte, und die Gruppe wuchs. Ein Jahr darauf, im Jahre 1943, waren es vier Verkündiger — eine 100prozentige Zunahme!

In Lesotho predigt man anders von Haus zu Haus als in den meisten anderen Ländern. Der Verkündiger grüßt laut und deutlich: „Khotso!“, was „Frieden!“ bedeutet, egal, ob der Hausherr im Haus oder draußen ist. Der Wohnungsinhaber sagt darauf ebenfalls: „Khotso!“ Sodann wird der Verkündiger hereingebeten, erhält einen Stuhl, und man erkundigt sich gegenseitig nach der Gesundheit. Nach der traditionellen Begrüßung kann der Verkündiger beginnen, den Zweck seines Besuches zu erklären.

Obwohl die katholische Kirche und die französische Missionsgesellschaft im Land festen Fuß gefaßt haben und viele Leute zu einer der beiden oder zu beiden Religionsgemeinschaften gehören, halten viele Basutos immer noch an ihren heidnischen Traditionen der Ahnenverehrung fest, und bis vor kurzem wurden auch noch Ritualmorde verübt, bei denen Menschen umgebracht wurden, um bestimmte Körperteile für sogenannte medizinische Zwecke zu bekommen. Doch trotz dieser Hindernisse wuchs die kleine Gruppe der Königreichsverkündiger, und 1948 gab es 9 Verkündiger der guten Botschaft.

Da viele Häuptlinge katholisch sind, stehen sie dem Königreichswerk oft gegnerisch gegenüber, doch einige haben ein aufrichtiges Herz. Im Jahre 1951 besuchte ein Pionier einen Häuptlingskraal in Leribe. Er wurde zum Essen eingeladen. Zwei Geistliche waren ebenfalls anwesend. Der Pionier gab dem Häuptling Zeugnis und belegte jeden Punkt mit der Bibel. Die beiden Priester wurden wütend und verließen zornig den Kraal, der Häuptling aber freute sich sehr, und man konnte ein Bibelstudium mit ihm beginnen. Nach einiger Zeit spornte er die Bewohner seines Gebietes an, ebenfalls die Bibel zu studieren, worauf so viele ein Bibelstudium wollten, daß der Pionier in der Versammlung sie nicht alle durchführen konnte. Das Jahr entwickelte sich gut, und 1951 bestanden 5 kleine Versammlungen in Basutoland. Im Jahr darauf waren dort durchschnittlich 53 Verkündiger und 10 Pioniere tätig.

DAS LICHT ERSTRAHLT HELLER IN TANGANJIKA

Auch weiter im Norden, in Tanganjika, machte das Werk unter den afrikanischen Brüdern Fortschritte. Nach dem Jahr 1936 gingen bei der Gesellschaft in Kapstadt vereinzelt Briefe aus Tanganjika ein, die zeigten, daß das Licht der Wahrheit in diesem Teil Afrikas schien, wenn auch nur schwach. Im Jahre 1942 beteiligten sich 158 Brüder am Werk. Gemäß dem Jahrbuch von 1945 zeigten die Berichte aus Tanganjika an, daß sich der Widerstand verstärkte und die Literatur beschlagnahmt wurde, daß es aber jeden Monat durchschnittlich 75 Verkündiger gab, von denen jeder etwas über 8 Stunden Predigtdienst berichtete. Die Gesellschaft konnte die Brüder nur auf brieflichem Wege ermuntern, was sie auch tat. Im Jahre 1945 gab es nur 144 Verkündiger in 3 Versammlungen, die den fast 6 000 000 Einwohnern des Landes predigten. Sie gaben hauptsächlich mündlich Zeugnis und führten Rückbesuche und Heimbibelstudien durch. Hin und wieder traf Lesestoff bei ihnen ein, was große Freude hervorrief. Es wurde dafür gesorgt, daß möglichst alle daraus Nutzen zogen. Im Jahre 1946 war ihre Zahl auf 227 Verkündiger und 7 Versammlungen angewachsen. Die Brüder waren beträchtlicher Gegnerschaft durch die Organisationen der falschen Religion ausgesetzt und brauchten unbedingt organisierte Leitung und Literatur in Suaheli.

Im Januar 1948 wurde ein Diener für die Brüder, der Ciwemba sprach, von Nordrhodesien nach Tanganjika gesandt, um die Versammlungen zu besuchen. Er arbeitete mit den 8 Versammlungen im Bezirk Mbeya zusammen und ermunterte und erbaute die Brüder. Die einzige weitere Versammlung, die sich an der Grenze nach Nordrhodesien befand, wurde von einem anderen Diener für die Brüder besucht. Dies zeitigte Ergebnisse, und sogar Häuptlinge zeigten Interesse für die Wahrheit. Nun wurde Tanganjika auch dem neugebildeten Zweig Nordrhodesien unterstellt. Heute wird das Werk in Kenia, Uganda und Tanganjika vom Zweigbüro der Gesellschaft in Kenia aus geleitet. Das Königreichswerk in jenem Gebiet macht schnelle Fortschritte und bringt dem Namen Jehovas viel Ehre.

EIN NEUER FELDZUG BEGINNT

Der Feldzug mit Zusammenkünften für die Öffentlichkeit begann in Südafrika im Juni 1945 und wurde von den Brüdern begeistert unterstützt. Durch die Theokratische Predigtdienstschule gab es jetzt viele Redner. Man übersetzte die Redepläne in die hauptsächlichen afrikanischen Sprachen, und die Brüder, die unter jenen Sprachgruppen arbeiteten, organisierten diesen neuen Feldzug ebenfalls.

Viele Brüder waren schüchtern, und es war natürlich, daß sie Angst hatten, öffentliche Ansprachen zu halten. Zu ihnen gehörten Piet Wentzel und sein Partner Frans Muller, die als Pioniere in Vereeniging dienten. Als der Feldzug im Informator (später Königreichsdienst genannt) behandelt wurde, waren sie sich einig, daß das nichts für sie wäre. Sie hatten nie einen öffentlichen Vortrag gehalten. Doch wiederholte Aufforderungen im Informator machten ihnen Mut, und so suchten sie sich Vorträge aus und begannen mit der Vorbereitung. Zum Üben wählten sie sich eine einsame Stelle am Flußufer, stellten sich in genügender Entfernung voneinander auf und sprachen zu ihrer still dahinfließenden „Zuhörerschaft“ — dem Fluß! Ungefähr einen Monat lang gingen sie in jeder Mittagspause an den Fluß und übten, bis sie einigermaßen Zutrauen gefaßt hatten, zu einer wirklichen Zuhörerschaft zu sprechen. Sie bestellten Handzettel und taten viel, um den Vortrag bekanntzumachen. Als der Tag herannahte, waren 37 Personen zu ihrem öffentlichen Vortrag anwesend. Sie waren für diesen guten Start sehr dankbar.

DIE ORGANISATION IST STÄRKER GEWORDEN

Im Vergleich zu vorhergehenden Jahren war 1945 ein verhältnismäßig ruhiges Jahr, was Verfolgung betraf. Es gab allerdings trotzdem einige kleinere Vorfälle, einen davon in Kimberley, das seit dem Beginn der Diamantenfunde in den 1870er Jahren das Zentrum der Diamantenförderung war. Ohne ersichtlichen Grund verabschiedete der Rat der Stadt Kimberley eine Resolution, nach der es Jehovas Zeugen verboten war, in die Siedlungen der Schwarzen zu gehen, um ihren Glauben zu verbreiten. Der Verwalter der Siedlungen wurde angewiesen, jeglicher Tätigkeit der Zeugen Einhalt zu gebieten und ihre Zusammenkunftsstätten zu schließen. In der Zeitung wurde dies unter der Überschrift veröffentlicht: „Russelliten in Afrikanersiedlungen verboten“.

Der Verwalter der Wohnsiedlungen, ein Mann namens O’Brien, saß nicht untätig herum. In Abwesenheit der Brüder brach er in den Königreichssaal ein, bemächtigte sich der Literatur und des Übertragungsgerätes und zertrümmerte den kleinen Handwagen, mit dem das Gerät transportiert wurde. Hierauf übergab er die Stücke triumphierend den Zuschauern, die sie verfeuern sollten. Auch das Zweigbüro blieb nicht untätig. Der Rat der Stadt erhielt eine Frist von 48 Stunden, in der das beschlagnahmte Eigentum zurückgegeben und der zerstörte Handwagen ersetzt werden sollte; andernfalls würde Anzeige erstattet werden. Daraufhin hatte der Rat der Stadt 10 Pfund weniger in seiner Kasse, und O’Brien mußte klein beigegeben und das beschlagnahmte Eigentum selbst zum Königreichssaal zurückbringen. Zur Krönung des Ganzen brachte die Zeitung eine Meldung, in der es hieß, Jehovas Zeugen hätten einen weiteren Sieg errungen und führten ihr erzieherisches Werk in den Wohnsiedlungen der Schwarzen wie gewohnt durch.

Im Mai 1945 endete schließlich nach 6 langen, schweren Jahren der Krieg in Europa. Im Fernen Osten dauerten die Kampfhandlungen noch eine Zeitlang an, bis die Atombomben den Widerstand Japans brachen. In Südafrika stieß man allgemein einen Seufzer der Erleichterung aus. Doch wenn die Zeugen auch den Kampf gegen das Verbot ausgefochten und siegreich beendet hatten, so war doch ihr ständiger Kampf gegen den „Samen“ der Schlange noch nicht vorüber.

Bereits während des Weltkrieges hielt Jehovas Volk an 19 Orten den Kongreß „Vereinte Verkündiger“ ab. Zum erstenmal in der Geschichte des Königreichswerkes in Südafrika konnten sich die Brüder derselben guten Dinge zur selben Zeit erfreuen wie die Brüder in Amerika und anderswo. Das Programm und die Freigaben kamen gerade zur rechten Zeit.

In Durban war die Zahl der Verkündiger inzwischen auf ungefähr 100 angestiegen, und diese kleine Gruppe führte einen großangelegten Feldzug zur Bekanntmachung des öffentlichen Vortrages durch. Dabei wurden 50 000 Handzettel, 2 000 persönliche Einladungsbriefe, 1 000 Plakate sowie viele große und kleine Spruchbänder eingesetzt. Die ganze Stadt war in Aufregung. Nie zuvor hatte man so etwas gesehen. Beim öffentlichen Vortrag waren 900 Personen anwesend, davon ungefähr 750 Außenstehende. Im ganzen Land wurde bei dieser Kongreßserie eine neue Anwesenden-Höchstzahl von 5 001 erreicht.

Die Bethelfamilie im Zweigbüro Kapstadt hatte sich nun auf 14 erhöht; jeder wohnte noch privat oder in einer Pension und aß in einem Restaurant. Die kleine Druckerei hatte sehr viel zu tun und stellte 1945 2 562 817 Druckerzeugnisse her — eine bis dahin unerreichte Höchstzahl. Das 1943 veröffentlichte Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“ lag übersetzt in Afrikaans, Zulu und Sesotho vor.

Die Organisation ging demnach im Süden Afrikas viel stärker und größer aus dem Zweiten Weltkrieg hervor, als sie zu Beginn des Krieges war. Trotz der Bemühungen der Gegner hatte das Werk Fortschritte gemacht und war gewachsen. Literaturverbote, Verunglimpfungen in der Presse und durch religiöse Fanatiker, Gerichtsfälle, Razzien der Polizei und Verhaftungen konnten dies nicht verhindern. Die Zahl der Versammlungen in Südafrika hatte sich mehr als verdoppelt; sie war von 115 auf 244 angestiegen. Im ganzen Süden Afrikas war die durchschnittliche Zahl der Verkündiger von 3 179 (im Jahre 1939) auf 12 289 (im Jahre 1945) angestiegen, was eine Zunahme von 286 Prozent bedeutete. Noch großartiger war der Zuwachs in der Südafrikanischen Union: von 439 Verkündigern im Jahre 1939 auf 2 991 im Jahre 1945 — eine Zunahme von 580 Prozent!

FÜR DIE ZUKUNFT BAUEN

Das Königreichswerk in Süd-, Zentral- und Ostafrika mußte angesichts der gewaltigen Zunahme während des Krieges gut organisiert werden, wenn in den kommenden Jahren gute Ergebnisse erzielt werden sollten. Aus den Berichten geht hervor, daß die Zahl der Zeugen von 3 179 im Jahre 1939 auf eine durchschnittliche Zahl von 14 089 im Jahre 1946 angewachsen war. In all den Gebieten, die damals dem südafrikanischen Zweigbüro in Kapstadt unterstanden, wohnten zu jener Zeit ungefähr 25 000 000 Menschen. Von diesen gehörten 90 Prozent den verschiedenen afrikanischen Stämmen in der südlichen Hälfte des Kontinents an. Die Mehrzahl der Weißen hingegen wohnte unmittelbar in der Südafrikanischen Union.

In den nächsten Jahren sollte es weiteres beachtliches Wachstum geben. Neue Zweigbüros der Watch Tower Society würden in den verschiedenen Ländern eröffnet werden, damit die Interessen der schafähnlichen Menschen besser wahrgenommen werden könnten.

An einigen Orten bestanden noch viele Mißverständnisse über unsere Tätigkeit. Als einige afrikanische Brüder aus Nordrhodesien im Oktober 1946 nach Johannesburg zu einem Kongreß fahren wollten, wurden sie an der Grenze nicht ins Land gelassen. Einer der Beamten fragte: „Ist der ,Watch Tower‘ nicht an umstürzlerischen Aktionen beteiligt gewesen?“ Man informierte die Beamten über die Tatsachen, doch den Brüdern wurde die Einreise trotzdem verweigert. Als Begründung wurde angegeben, in Johannesburg wo sich in den afrikanischen Satellitenstädten bereits Tausende in Notunterkünften aufhielten, seien nicht genügend Unterkünfte für sie. Die Beamten wollten nicht glauben, daß Jehovas Zeugen selbst für die Unterbringung ihrer anreisenden Brüder sorgen würden.

Bücher wie „Gott bleibt wahrhaftig“ und „Ausgerüstet für jedes gute Werk“, die 1946 auf dem Kongreß in Cleveland (Ohio, USA) freigegeben worden waren, wurden von den Brüdern in Südafrika zwei bis drei Monate später auf ihrem Kongreß in Johannesburg begeistert entgegengenommen. Diese Bücher trugen viel dazu bei, daß die Diener Jehovas wirklich befähigtere Lehrer des Wortes wurden. Zwar wurde das tragbare Grammophon mit den biblischen Vorträgen auf Schallplatten immer noch eingesetzt, doch nun war es an der Zeit, daß die Königreichsarbeiter, ganz gleich, welcher rassischen Abstammung sie waren, lernten, mehr selbst zu predigen und zu lehren.

Bruder M. Nguluh, einer der afrikanischen Kreisaufseher jener Tage, berichtet, daß in dieser Zeit eine ganze Anzahl afrikanischer Geistlicher verschiedener Religionen die Wahrheit annahm. Dazu gehörte Bethuel Rikhotso von der Schweizer Missionskirche, mit dem Bruder Nguluh Verbindung aufnahm, während er im Jahre 1946 gerade als Kreisaufseher in Graskop im Nordosten Transvaals war. Dieser Mann nahm die Wahrheit am ersten Abend, an dem er sie hörte, an. Als der Kreisaufseher das nächste Mal kam, hatte er alles so eingerichtet, daß im Kraal des obersten Häuptlings der Schangaan ein besonderer Vortrag gehalten werden konnte. Dadurch wurde ein wirksames Zeugnis gegeben, und in den Jahren darauf entstand in diesem Gebiet eine große Versammlung. Rikhotso selbst wurde im Januar 1947 Pionier.

KREISDIENST UND KONGRESSE

In jenen Tagen war die Arbeit der afrikanischen Kreisaufseher manchmal gefährlich. Bruder Nguluh erzählt, daß er zweimal beim Überqueren von Flüssen, die über die Ufer getreten waren, beinahe ertrunken wäre. Selbst heute noch müssen die afrikanischen Kreisaufseher viele Kilometer durch den Urwald gehen, um von einer Versammlung zur anderen zu gelangen, wobei sie mit Gepäck beladen sind und oft noch ihre Frau und ein kleines Kind bei sich haben.

Im Februar 1947 trat eine neue Kreiseinteilung in Kraft. Südafrika war nun in 14 Kreise eingeteilt.

In einigen Gebieten zeigten die Afrikaner außergewöhnliches Interesse. Ein afrikanischer Kreisaufseher berichtet, er habe denselben öffentlichen Vortrag an einem Tag dreimal gehalten. Er war in ein bestimmtes Gebiet gesandt worden, um eine neue Versammlung zu organisieren, und an einem Sonntag im August 1947 hielt er einen öffentlichen Vortrag. Er hatte 173 Zuhörer, fast alles Neuinteressierte. Er schreibt: „Nach dem Vortrag gingen die Zuhörer weg, um andere einzuladen, zu kommen und sich die Wahrheit anzuhören. Nachmittags 3 Uhr mußte ich einen zweiten öffentlichen Vortrag halten. Um 5 Uhr nachmittags kam eine weitere große Menge in den Saal und bat mich eindringlich, die Rede zu wiederholen, da sie von der 3-Uhr-Gruppe gehört hätten, daß in diesem Saal die Wahrheit gesagt werde. So hielt ich an jenem Nachmittag von 6 bis 7 Uhr den Vortrag zum dritten Male.“ Ein derartiges Interesse sollte wunderbare Mehrung zur Folge haben.

Der erste Kreiskongreß in Südafrika wurde im April 1947 in Durban abgehalten. Milton Bartlett, Absolvent der 5. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead und erster Missionar dieser Schule in Südafrika, diente auf diesem Kongreß als Bezirksaufseher. Den afrikanischen Brüdern stand ein getünchter Saal in einer städtischen Wohnsiedlung in der Nähe der Stadtmitte zur Verfügung. Die Brüder bildeten eine sehr glückliche Gemeinschaft; sie waren weite Strecken gereist, da die gesamte Provinz Natal zu dem einen Kreis gehörte.

Bruder Bartlett gibt folgende lebendige Schilderung dieses afrikanischen Kongresses: „Es war etwas Großartiges, die Einstellung der afrikanischen Zeugen zu sehen. Sie waren so sauber, so ruhig und ordentlich, so aufrichtig und lernbegierig und im Predigtdienst äußerst eifrig. Obwohl sie sich in dem Wohnlager befanden, hatten sie ihre dreibeinigen Töpfe mitgebracht, sie schlachteten ein Tier und bereiteten ihre Mahlzeit im Lager zu. Jeder Zeuge hatte seinen eigenen Emailleteller, eine Emailletasse und einen großen Löffel mit. Das war alles, was er brauchte. Doch als es festen Maismehlbrei gab, rollten sie ihn mit den Händen, tauchten einen Brocken in die Suppe und stopften ihn dann in den Mund.“

Die Brüder hatten viel Freude bei ihren Kreiskongressen. Im Jahresbericht des Zweigbüros ist von afrikanischen Brüdern in Zululand die Rede, die 125 Kilometer weit zu Fuß zum Kreiskongreß gingen. Hin und zurück waren sie 5 Tage unterwegs. Der Zweigaufseher berichtete: „Viele dieser Geschwister entfalten einen wirklich bemerkenswerten Eifer, und es ist herzerfreuend, wie begierig sie sind, zu lernen und sich die empfangenen Unterweisungen zu Herzen zu nehmen.“

Die Brüder machen sich auch keine Sorgen wegen ihrer Unterkunft. Sie bringen ein Bündel mit, in dem sich eine Decke und einige persönliche Dinge befinden, und eine kleine Holzkiste für ihre Bücher und die Bibel; die Frauen tragen ihr Baby auf dem Rücken. Die Holzkiste wird während des Programms oft als Sitzgelegenheit verwendet. Wenn die Brüder auf der Reise zum Kongreß ein oder zwei Nächte übernachten müssen, finden sie schnell freundliche Afrikaner, die bereit sind, ihnen eine Ecke zum Schlafen zu geben. Müssen sie im Freien schlafen, so haben sie ihre Decken dabei, so daß sie nicht zu frieren brauchen.

Bisweilen ist kein Saal erhältlich, so daß der Kongreß unter freiem Himmel abgehalten wird. Manchmal wird auch provisorisch aus Pfosten und einer darüber gelegten Plane ein Zelt aufgebaut. Für das körperliche Wohl sorgen appetitliche Mahlzeiten aus Maismehlbrei und Fleisch. Wer seinen eigenen Teller bei sich hat, benutzt ihn; ansonsten wird aus der gemeinsamen Schüssel gegessen. Hat jemand keinen Löffel, so ißt er eben mit den Fingern — sie waren schon vor den Messern und Löffeln da!

ERBAUUNG DURCH EINEN FREUDIGEN BESUCH

Der Höhepunkt des Königreichswerkes in Süd-, Zentral- und Ostafrika im Jahre 1948 war der lang erwartete Besuch des Präsidenten der Gesellschaft, N. H. Knorr. Welche Freude dies für alle Brüder im Süden Afrikas war! Während des Besuches wurde in der Nähe von Johannesburg ein Grundstück für das neue Zweigbüro gekauft, auf dem auch eine Fabrik und ein Wohnheim errichtet werden sollten.

Vom 3. bis 5. Januar 1948 wurde in Johannesburg ein Landeskongreß für Südafrika abgehalten. Wegen der gesetzlichen Bestimmungen mußten sich die weißen Brüder und die Mischlinge an einem Ort und die Afrikaner an einem anderen Ort versammeln. Obwohl die Brüder erst kurz vorher benachrichtigt worden waren, kamen 3 600 zur Programmeröffnung, und 9 246 besuchten die beiden Zusammenkünfte für die Öffentlichkeit. Insgesamt wurden 416 Personen getauft, davon 378 afrikanische Brüder. Bruder Knorr und sein Sekretär, Milton Henschel, verbrachten nach dem Kongreß 3 Tage im Zweigbüro in Kapstadt und gaben den Mitarbeitern im Bethel Rat und ermunterten sie.

In allen Ländern und Gebieten, die dem Zweigbüro in Kapstadt unterstanden, gab es 1948 eine Höchstzahl von etwas über 27 000 Verkündigern. Aufgrund des Besuches von Bruder Knorr in jenem Jahr wurden im Zentrum Afrikas einige neue Zweigbüros gegründet, die selbständig wirken sollten, statt nur reine Literaturlager zu sein und Berichte an das Büro der Gesellschaft in Kapstadt zu schicken. Hier erscheint es angebracht, den Fortschritt in einigen Ländern Zentralafrikas, die bis dahin dem Zweigbüro in Kapstadt unterstanden, zu untersuchen.

DAS PREDIGTWERK BLÜHT NACH AUFHEBUNG DER VERBOTE AUF

In Südrhodesien (jetzt einfach Rhodesien genannt) ging der Kampf gegen die Beschränkungen, denen das Königreichswerk unterlag, weiter. Das Zweigbüro in Kapstadt hatte gewissenhaft die Aufhebung der Beschränkungen beantragt, und im Jahre 1945 wurde zugesichert, daß der Antrag bald in einer Kabinettssitzung besprochen würde. Im Jahr darauf wurden die Beschränkungen schließlich aufgehoben, und die Literatur der Gesellschaft konnte in Rhodesien wieder frei verbreitet werden.

Die familiären Verhältnisse Bert McLuckies erlaubten es ihm 1947, wieder den Pionierdienst aufzunehmen. Er war überrascht und glücklich, beauftragt zu werden, am 1. Juli 1947 in Bulawayo, das sich im damaligen Südrhodesien befand, ein Literaturdepot zu eröffnen. Der lange, schwere Kampf, der geführt wurde, um das Königreichswerk fest zu gründen und um Vertreter im Land zu haben, war nun siegreich beendet, und dies vor allem mit der Hilfe Jehovas. Ende jenes Jahres überschritt die Verkündiger-Höchstzahl die 3 000er Grenze; es bestanden 82 Versammlungen.

Das erste Büro war mehr ein Familienbetrieb. Bert McLuckie arbeitete in der Wohnung seines leiblichen Bruders Jack McLuckie. Anfangs erledigte er alle Arbeiten selbst. Dann holte er sich zwei afrikanische Brüder, die Wachtturm-Artikel übersetzen sollten, der eine in Chishona und der andere in Njandscha. Über eine längere Zeit hinweg stellten sie Vervielfältigungen dieser Übersetzungen her, die gesammelt, gefaltet und von Hand geheftet werden mußten. Bruder McLuckie räumt selbst ein, daß die fertige Zeitschrift noch viel zu wünschen übrigließ. Jetzt, im Jahre 1975, werden diese Zeitschriften im Zweigbüro in Elandsfontein in sehr guter Qualität auf einer modernen Rotationspresse hergestellt. Die Ausgabe in Njandscha hat eine Auflage von 25 000, und von der in Chishona werden 13 900 Exemplare gedruckt.

Die Königreichsverkündiger in Südrhodesien jubelten natürlich über all diese Vorgänge und Verbesserungen. Man kann sich vorstellen, wie begeistert sie gewesen sein müssen, als im Oktober 1947 bekannt wurde, daß Bruder Knorr und Bruder Henschel sie im Januar 1948 besuchen würden. Tausende von Handzetteln, Hunderte von Plakaten und viele Spruchbänder wurden zur Bekanntmachung der Ansprachen eingesetzt, die Bruder Knorr vor Afrikanern und Weißen in Bulawayo und Salisbury halten würde. Etwa um dieselbe Zeit traf auch Eric Cooke, der erste Missionar der Gileadschule in Südrhodesien, in seinem Gebiet ein.

In Salisbury traten Schwierigkeiten auf, als die Eingeborenenverwaltung die zuvor getroffenen Vereinbarungen zur Benutzung des Saales in der Eingeborenensiedlung Harari für die Zeit des Kongresses, vom 16. bis 18. Januar 1948, rückgängig machte. Ebenfalls gekündigt wurden die Unterkünfte, die für die afrikanischen Brüder bereits vereinbart worden waren. Bruder Cooke hatte daraufhin am 13. Januar ein Gespräch mit dem Leiter der Eingeborenenverwaltung, um den Grund für seine ablehnende Haltung zu erfahren. Er fand heraus, daß er eine falsche Vorstellung von der Gesellschaft hatte, denn er meinte, sie sei „gegen die Regierung“. Bruder Cooke beseitigte diese falsche Vorstellung, indem er einen Abschnitt aus dem Jahrbuch der Zeugen Jehovas vorlas. Der Beamte war davon so beeindruckt, daß er die Genehmigung, den Saal in Harari zu benutzen, wieder erteilte und die Unterkünfte für die erwarteten Tausende von Kongreßteilnehmern freigab. Damit war der Weg für einen erfolgreichen Kongreß der Zeugen Jehovas frei. Die Besucher-Höchstzahl lag über 6 000.

Bruder Knorr nahm sich während seines kurzen Besuches die Zeit, bei Regierungsvertretern vorstellig zu werden, um mit ihnen über die Einfuhrbeschränkungen für die Literatur der Gesellschaft zu sprechen, zu denen es wegen der Dollarknappheit in Ländern mit Sterlingwährung gekommen war. Bruder Knorr beseitigte diese Schwierigkeiten, indem er sagte, alle Literatur für Südrhodesien werde gratis versandt, wodurch keine Währungsprobleme auftreten würden.

Während dieses Besuches veranlaßte Bruder Knorr, daß das Literaturlager am 1. September 1948 in ein Zweigbüro umgewandelt wurde. Eric Cooke sollte Zweigaufseher sein. Dies war der Anfang eines neuen Kapitels des Königreichswerks in Südrhodesien. Zu jener Zeit stand die Höchstzahl der Verkündiger bei 4 232.

NJASSALAND WIRD AUFGERÜTTELT

Die Geschichte des Werkes in Njassaland (jetzt Malawi) jener Tage zeigt größtenteils dasselbe Bild. Im Jahre 1946 waren Jehovas Zeugen nicht mehr zu übersehen. Die Zahl der Verkündiger lag zum erstenmal bei über 3 000, und die Brüder rüttelten das Land wirklich auf.

Der Feldzug mit öffentlichen Vorträgen war nun voll im Gange und trug sehr viel zum Wachrütteln der Menschen im ganzen Land bei. Die Anhänger der falschen Religion taten natürlich alles in ihren Kräften Stehende, um Jehovas Zeugen davon abzuhalten, diese Zusammenkünfte in ihren Dörfern durchzuführen. Um einen öffentlichen Vortrag zu halten, mußte man die Genehmigung der Dorfältesten haben. Wenn diese also unter dem Einfluß der Geistlichen des Ortes standen, konnte man keine Zusammenkunft abhalten. In der Gegend von Zomba drohten die Diakone und Ältesten einer bestimmten Kirche einem Dorfältesten, ihm sein Amt zu nehmen, doch er erwiderte lediglich, sie sollten es ruhig tun. Im Gegensatz dazu verprügelte der Dorfälteste eines Nachbardorfes drei Zeugen Jehovas, die bei ihm vorgesprochen hatten, um einen öffentlichen Vortrag in seinem Dorf zu vereinbaren. Er wurde gerichtlich belangt, da er aber Einfluß hatte und Mitglied der Kirche war, sagte der afrikanische Richter am Ort: „In dieser Angelegenheit können wir nichts unternehmen.“ Als jedoch der Bezirkskommissar davon hörte, erteilte er sowohl dem Richter als auch dem gegnerischen Dorfältesten einen scharfen Verweis.

Darauf sandten viele Häuptlinge Einladungen an Jehovas Zeugen, sie sollten Ansprachen in ihren Dörfern halten. Ein Häuptling, der in einem öffentlichen Vortrag in einem Ort namens Lizulu die Wahrheit über den Zustand der Toten kennengelernt hatte, wohnte kurz darauf einem Beerdigungsgottesdienst bei, den Führer der falschen Religion abhielten. Den Anwesenden wurde gesagt, das Kind, das gestorben sei, sei „nun ein Engel im Himmel“. Der alte Häuptling tat brummend sein Mißfallen kund, erhob sich schwerfällig, wandte sich an den induna (Dorfältesten) neben ihm und bat um eine Prise Schnupftabak. Dann schnupfte er kräftig und entfernte sich mit den Worten: „Pah! In Lizulu haben wir gehört, wo die Toten sind. Das sind hier alles Lügen!“

Die Botschaft der Zeugen Jehovas war so kraftvoll, daß die Anhänger der falschen Religion unsere Ausdrücke und Methoden nachzuahmen suchten. Es war, als wollten sie sagen: „Wir predigen auch die neue Welt.“ Einige versuchten, bei ihren Mitgliedern Rückbesuche durchzuführen, doch nach wenigen Wochen mußten sie es aufgeben.

Bei einer Zusammenkunft für die Öffentlichkeit, die auf mündlichem Wege und durch Anheften von Mitteilungen an Baumstämmen bekanntgemacht worden war, versammelten sich über 300 Personen unter schattigen Mangobäumen. Zufällig kam ein Geistlicher auf seinem Fahrrad gerade in dem kritischen Augenblick vorbei, als der Redner aus Micha 3:11 die Worte zitierte: „Seine Priester lehren für Lohn.“ Der Geistliche fühlte sich beleidigt und beschwerte sich beim Dorfältesten, der entschied, Jehovas Zeugen dürften keine Zusammenkünfte für die Öffentlichkeit mehr abhalten. Es war klar, daß die Brüder dies nicht hinnehmen konnten, und so legten sie beim nächsthöheren Eingeborenengericht Berufung ein. Dieses hob die Entscheidung auf und verfügte, daß künftig jeder, der Jehovas Zeugen belästige, mit 5 Pfund Geldstrafe belegt würde. Als sich schließlich alles wieder beruhigt hatte, hatten etwa 50 Interessierte als tätige Verkündiger für das Königreich Stellung bezogen.

Viele gegnerisch eingestellte Dorfälteste wurden freundlich und gaben zu, von der Geistlichkeit beeinflußt worden zu sein. Als ein Kreisaufseher bei einem katholischen Häuptling vorsprach, um die Genehmigung für einen öffentlichen Vortrag im Dorf zu erlangen, wurde ihm gesagt: „Sie wollen hier eine Zusammenkunft abhalten? In ... haben Sie eine Zusammenkunft abgehalten, und jetzt ist die Kirche dort gestürzt worden; man hat Sie in ... und in ... reden lassen, und beide Male ist dasselbe geschehen. Und jetzt wollen Sie in mein Dorf und wollen die Kirche niederreißen, die wir hier gebaut haben? Nein, niemals!“ Doch am nächsten Morgen marschierten 200 Brüder singend durch das Dorf. Die Katholiken versuchten, durch Rufen und durch Schlagen ihrer Trommeln dagegen anzugehen, doch eine große Menge schloß sich den Brüdern an, und alle gingen gemeinsam an einen Ort unmittelbar außerhalb des Dorfes, wo ein sehr erfolgreicher öffentlicher Vortrag gehalten wurde.

DER KAMPF GEGEN DAS VERBOT

Njassaland wurde zum Teil auch dadurch wachgerüttelt, daß während des Dienstjahres 1946 eine Petition in Umlauf gebracht wurde, in der die Freigabe unserer Literatur, die die Regierung zurückgehalten hatte, gefordert wurde. In dieser etwas abgelegenen britischen Kolonie zeigte man sich von dem energischen Vorgehen unserer Brüder beeindruckt. Die Petition wurde von 47 000 Menschen unterschrieben, und dies bereitete den Behörden wirklich Kopfzerbrechen.

Unter dem Datum vom 5. September 1946 schickte das Zweigbüro in Kapstadt einen langen, eindringlichen Brief an den Kolonialminister in London. In diesem Brief wurde darauf hingewiesen, daß Jehovas Zeugen sich in Njassaland untadelig verhalten würden, daß diejenigen, die für das Verbot der Literatur verantwortlich wären, unter dem starken Einfluß der Jesuiten in Njassaland stünden und daß in anderen Teilen des britischen Commonwealth ähnliche Verbote der Literatur der Gesellschaft bereits aufgehoben worden seien. Die Antwort war ermutigend, denn die Gouverneure der vier britischen Territorien, aus denen sich der ostafrikanische Block zusammensetzte (Nordrhodesien, Njassaland, Kenia und Tanganjika), wurden vom Kolonialamt aufgefordert, eine gemeinsame Empfehlung über die Watch Tower Society und Jehovas Zeugen einzureichen. Dabei sollten die Gouverneure vor allem zweierlei berücksichtigen, nämlich 1. den Grundsatz der Gottesdienstfreiheit für alle und 2. den Umstand, daß Verbotsmaßnahmen ähnlich denen, wie sie jetzt in diesen Ländern noch bestehen, in allen anderen Teilen des Weltreiches aufgehoben worden sind. Doch die Regierung schob die Angelegenheit auf die lange Bank, indem sie sagte, sie wolle die Literatur der Gesellschaft sorgfältig untersuchen.

EIN BESUCH GIBT DEM WERK AUFSCHWUNG

Ein ganz besonderes Ereignis für Njassaland fand am 13. Januar 1948 statt. Ein Flugzeug aus Salisbury (Südrhodesien) landete nach einem kurzen Flug mit vier Brüdern an Bord. Es waren Bruder Knorr, Bruder Henschel, Bruder Phillips, der Zweigaufseher aus Kapstadt, und I. Fergusson, ein neuer Gileadabsolvent, der Njassaland zugeteilt worden war. Im Rathaus von Blantyre war eine Zusammenkunft für die Europäer und Inder geplant worden. Wenn man bedenkt, daß damals nur 250 Europäer in Blantyre lebten, kann man mit der Anwesendenzahl von 40 Personen, die zum öffentlichen Vortrag kamen, recht zufrieden sein. Am nächsten Tag besuchte die Gruppe den afrikanischen Kongreß in der Nähe von Limbe, wo Bill McLuckie die Ansprachen der Redner in Njandscha dolmetschte. Zum öffentlichen Vortrag am Nachmittag kamen 6 000 Personen. Da es keine Lautsprecheranlage gab, mußten die Brüder, die am Programm beteiligt waren, mit kräftiger Stimme sprechen, damit alle verstehen konnten. Einmal wurde ein Vortrag von einem heftigen Platzregen unterbrochen, und das allgemeine Publikum suchte unter Bäumen oder in Häusern in der Nähe Schutz. Die Brüder aber blieben, und Bruder Knorr hielt mit einem Regenschirm in der Hand seinen Vortrag zu Ende. Die Tatsache, daß der Präsident der Gesellschaft, ein Weißer, trotz des Regens stehen blieb, um seinen Vortrag zu beenden, zeigte den Afrikanern, daß die Menschen, die mit der Gesellschaft verbunden sind, wirklich an ihrem Wohl interessiert sind, denn die dort ansässigen Europäer hätten so etwas nie getan.

Während seines Besuches sprach Bruder Knorr mit dem Chefminister der Regierung und mit dem Polizeichef, und es gelang ihm, die Zweifel und Mißverständnisse zu beseitigen, die in Verbindung mit den Schriften der Gesellschaft bestanden. Die Regierungsvertreter versprachen, die ganze Sache noch einmal zu überprüfen, um zu sehen, ob man das über die Literatur verhängte Verbot aufheben könne.

Der Besuch Bruder Knorrs gab dem Werk in diesem Land einen gewaltigen Aufschwung, und das Jahr 1948 war bestimmt ein denkwürdiges Jahr in der Geschichte des Königreichswerkes in Njassaland. Es gab nun eine Höchstzahl von über 5 000 Verkündigern, und es schlossen sich sehr schnell Neue ihren Reihen an. Im Jahre 1948 nahm die Zahl der Verkündiger in Njassaland an einigen Orten so schnell zu, daß es regelrecht schwierig wurde, genügend Gebiet zum Zeugnisgeben zu finden.

Am 1. September 1948 wurde in Njassaland ein Zweigbüro eingerichtet, und Bill McLuckie wurde zum Zweigaufseher ernannt. Das war ein weiterer Fortschritt in der Geschichte des Königreichswerkes in Njassaland, und die Brüder wurden dadurch weiter gestärkt. Im nächsten Jahr, 1949, trafen zwei englische Absolventen der Missionarschule Gilead ein, Peter Bridle und Fred Smedley.

FORTSCHRITTE DER WAHREN ANBETUNG IN NORDRHODESIEN

Während dieser Zeit blieb Nordrhodesien (jetzt Sambia genannt) durchaus nicht zurück. Ein großer Teil der Mehrung war in dem Gebiet zu verzeichnen, in dem Kupfer gefördert wird. Hier im Kupfergürtel dehnte sich die Organisation sprunghaft aus. Um mit dem großen Zustrom Schritt halten zu können, wurde im Literaturdepot ein zehntägiger Kursus für alle Vollzeitarbeiter und für alle, die sich ihren Reihen anschließen wollten, eingerichtet, damit mehr befähigte Diener für die Brüder zur Verfügung ständen.

Diese Fortschritte der wahren Anbetung erregten wirklich die Besorgnis der falschen Hirten der Christenheit. Um der Flut Einhalt zu gebieten, richtete es ein Pfarrer ein, daß Mitglieder seiner Gemeinde genau wie Jehovas Zeugen in den Hütten der Menschen vorsprachen und sie zur „Kirche“ einluden. Doch einige stießen auf erstaunte Wohnungsinhaber, die ihnen, nachdem sie ihrer stockenden Rede zugehört hatten, sagten, sie hätten keine Botschaft wie die „Watchtower-Leute“. Nach diesem erfolglosen Unterfangen kehrten die entmutigten Kirchgänger zurück, und ihre Gemeinde war kein bißchen größer.

In Nordrhodesien nahmen ganze Dörfer die Wahrheit an. Einige Missionare der Christenheit waren demütig wie der europäische Missionar in Mumbwa, der, beeindruckt von dem Eifer der Zeugen Jehovas, anfing, die Bücher der Gesellschaft zu lesen und den vorsitzführenden Aufseher der Versammlung zu besuchen.

Hier wurden die Zeugen jahrelang von einem Regierungsbeamten belästigt, der die Verkündiger einsperrte, die Zusammenkunftsstätten zerstörte und ihre Zusammenkünfte sprengte. Dieser Friedensrichter wurde wegen seines ungesetzlichen Verhaltens bestraft und durch einen Mann ersetzt, der fair und gerecht war. Der Depotaufseher besuchte diesen Kreis und hatte eine interessante Unterredung mit allen Häuptlingen und Ratgebern bei ihrer vierteljährlichen Zusammenkunft. Das Ergebnis? Es wurde erlaubt, daß im ganzen Bezirk Studienzentren eingerichtet wurden. Innerhalb kurzer Zeit schossen überall in diesem Kreis kleine Strohhütten oder feste Gebäude wie Pilze aus dem Boden, und man konnte beobachten, daß sogar Dorfälteste die Studien regelmäßig besuchten. Vierzehn von ihnen sagten ihren Häuptlingen, sie hätten die Wahrheit angenommen, und sie nahmen an Zahl zu.

Auch in Barotseland erhielten die Häuptlinge und die königliche Familie ein ausgezeichnetes Zeugnis, als es einem europäischen Beauftragten der Gesellschaft, der dort einen Kreiskongreß von 2 800 Verkündigern besuchen sollte, gestattet wurde, vor der khotla, der obersten Ratsversammlung der Barotse, zu sprechen. So konnte er vom Thron aus, während der oberste Häuptling neben ihm saß, erklären, warum unser Werk anders ist und was für eine Botschaft wir verkündigen. All das ereignete sich in Gegenwart der Häuptlinge, der Verwalter und der königlichen Familie. Danach wurden mit der traditionellen Vitalität die königlichen Trommeln geschlagen.

Ein betagtes Mitglied des königlichen Hauses, das die Wahrheit angenommen hatte, aber zum Gehen zu alt war, ritt täglich auf einem Esel zu einer Weggabelung und gab dort den vorbeigehenden Leuten Zeugnis. Ein Feind tötete seinen Esel mit einem Speer, und darüber war der Mann wirklich traurig, doch ein Verkündiger gab ihm einen anderen Esel, damit er seine Tätigkeit fortsetzen konnte.

Eine große Last, die damals die Interessierten tragen mußten, war das Analphabetentum. Viele Verkündiger lernten Bibeltexte und Predigten auswendig. Doch seitdem haben sie in ihrer eigenen Sprache das Lesen und Schreiben gelernt, da die Gesellschaft Lese- und Schreibklassen einrichtete.

Anfang 1947 stattete der Zweigaufseher von Südafrika, der sich auf seinem Weg von der Gileadschule zurück nach Kapstadt befand, dem britischen Kolonialamt in London einen persönlichen Besuch ab. Er unterbreitete der Regierung eine Petition, die von 40 909 Personen unterzeichnet worden war, welche bedauerten, daß das Werk der Verbreitung biblischer Schriften, von dem sie wußten, daß es ein nützliches christliches Erziehungswerk war, verboten worden war. In Erwiderung auf diese Petition versprach die Regierung von Nordrhodesien, ihren Standpunkt hinsichtlich der Literatur zu überprüfen, und am 19. Juni wurden einige Schriften, unter anderem die Broschüren „Das Königreich Gottes ist nahe“ und Wiedergeburt der Welt, von der Liste der verbotenen Schriften gestrichen. Doch Der Wachtturm, die offizielle Zeitschrift der Gesellschaft, wurde immer noch nicht zur Verbreitung freigegeben. Daher durfte man in dem Bemühen, den Brüdern diese notwendige geistige Speise zukommen zu lassen, nicht nachlassen. Tatsächlich war das Bedürfnis danach jetzt größer denn je, denn Ende 1947 waren 6 114 Prediger der guten Botschaft in 252 Versammlungen tätig.

Bis zum Jahre 1948 war das einst weglose und von Malaria verseuchte Buschland des Kupfergürtels die Heimat von etwa 25 000 Europäern geworden, die hauptsächlich da waren, um die Bergbauzunft zu verstärken. Sie lebten unter Verhältnissen, die einen Vergleich mit dem Lebensstandard ihrer Heimatländer nicht zu scheuen brauchten. Bis zu jenem Jahr war es kaum möglich, unter dieser englisch sprechenden Bevölkerung öffentlich zu predigen.

DIE ORGANISATION ERHÄLT UNTERSTÜTZUNG

Glücklicherweise erhielt die Organisation in Nordrhodesien in diesem Stadium Unterstützung in Form von zwei Gileadmissionaren, Harry Arnott und Ian Fergusson. Bruder Arnott traf kurz vor Bruder Knorr und Bruder Henschel ein, die dieses Land zum erstenmal im Januar 1948 besuchten.

Bruder Knorr und Bruder Henschel, die von George Phillips begleitet wurden, hielten sich während ihres Besuches ein paar Stunden auf einem viertägigen Kongreß in Lusaka auf. Dieser Kongreß fand auf dem Grundstück einer europäischen Dame statt, die nicht nur ihr Versprechen hielt, das Grundstück benutzen zu lassen, ganz gleich, welchen Druck die Feinde der Zeugen ausüben würden, sondern die den Kongreß auch selbst besuchte. Die Kongreßstätte bot wirklich ein malerisches Bild. Die Brüder hatten Lehm herbeigeholt und daraus eine Rednerbühne gebaut. Dann hatten sie Pfähle in den Boden gerammt und über der Bühne ein Strohdach angebracht. Diesmal saßen die Zuhörer noch getrennt, die Schwestern zur Linken des Redners und die Brüder zur Rechten. Bruder Knorr war von ihrem Gesang so beeindruckt, daß er darum bat, die Lieder auf Band aufzunehmen. Vor einer Zuhörerschaft von 3 103 Personen wurde im Laufe des viertägigen Kongresses die Broschüre „Das Königreich Gottes ist nahe“ in Silozi freigegeben.

Am 16. Januar 1948 traf Bruder Knorr mit dem Minister für Eingeborenenfragen und dem Generalstaatsanwalt zusammen, um mit ihnen über das Verbot einiger Schriften zu sprechen, die die Gesellschaft nach Nordrhodesien versenden wollte. Die Beamten teilten ihm mit, sie seien sicher, daß das Verbot innerhalb der nächsten dreißig bis sechzig Tage aufgehoben werde und daß dem Werk der Gesellschaft dann keine weiteren Einschränkungen auferlegt würden. Das bildete einen passenden Höhepunkt für den Besuch des Präsidenten der Gesellschaft und seines Sekretärs.

Mit der zusätzlichen Hilfe der in Gilead ausgebildeten Missionare wurde auch dem europäischen Gebiet mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Mitte 1948 wurde Harry Arnott als Missionar Luanshya zugeteilt und Ian Fergusson, der eine Zeitlang in Njassaland gedient hatte, Chingola. Bald wurde intensiv von Haus zu Haus gepredigt, und das Echo war begeisternd. In diesem unberührten Gebiet wurden beträchtliche Mengen Bibeln und biblische Schriften abgegeben, und es konnten sehr schnell Heimbibelstudien eingerichtet werden. Innerhalb eines Jahres wurden in diesen Städten zwei kleine europäische Versammlungen gegründet und Vorkehrungen getroffen, das Predigtwerk bis nach Mufulira und Kitwe auszudehnen.

Das Eintreffen von Absolventen der Gileadschule wurde als eine ausgezeichnete Gelegenheit angesehen, den Versammlungen des Volkes Jehovas überall in diesem zentralafrikanischen Gebiet den Nutzen der fortgeschrittenen theokratischen Organisation zukommen zu lassen. Alle ernannten reisenden Vertreter sowie Pioniere, die sich für diesen Dienst eignen mochten, wurden ins Zweigbüro nach Lusaka eingeladen, um an einer „Mini“-Gileadschule teilzunehmen. Diese Schule für Kreisaufseher umfaßte Grundlegendes über Organisation und biblische Lehren, die damals in der Gileadschule gelehrt wurden. Die behandelten Fächer waren: „Biblische Themen“, „Theokratische Aufzeichnungen“, „Theokratischer Dienst“ u. ä. Es gab schriftliche Wiederholungen, und für den Abend wurde Hausarbeit zugeteilt. Es gab sogar eine Abschlußfeier typisch afrikanischer Prägung.

Im Anschluß an den ersten Besuch des Präsidenten der Gesellschaft in diesem Teil Afrikas wurden die Brüder ermuntert, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit darauf zu verwenden, in ihrer Sprache das Lesen und Schreiben zu lernen, um dadurch besser ausgerüstet zu sein, Gottes Wort zu studieren und die gute Botschaft zu predigen. Bald traf das Zweigbüro Vorkehrungen dafür, daß in jeder Versammlung Lese- und Schreibklassen eingerichtet wurden. Anfänglich beschaffte man sich bei den Erziehungsämtern der Regierung Lesehilfen und benutzte diese als Grundlage für die Kurse zur Gruppenunterweisung. Oft fanden die Schulkurse nach einer Zusammenkunft der Versammlung statt, und zum größten Teil bestanden die Lernenden aus Schwestern der Versammlung. „Jeder lehre einen“ wurde ein bekanntes Schlagwort, das man im Feldzug zur Bekämpfung des Analphabetentums gebrauchte. Ehemänner wurden aufgefordert, sich Zeit zu nehmen, ihre Frauen zu lehren, und andere, die bereits lesen konnten, wurden ermuntert, ihre Zeit einzusetzen, um andere in der Versammlung zu lehren.

EIN NEUES ZWEIGBÜRO

Am 1. September 1948 wurde ein Zweigbüro eingerichtet und Llewelyn Phillips als Zweigaufseher eingesetzt. Damals gab es in den 232 Versammlungen Nordrhodesiens über 11 600 Verkündiger. Das Verbot der Zeitschrift Der Wachtturm wurde aufgehoben, aber einige der Bücher waren weiterhin verboten.

Dieses neue Zweigbüro in Nordrhodesien wurde nun für verschiedene Gebiete im Norden und im Osten verantwortlich, darunter für das Gebiet, das damals als Belgisch-Kongo bekannt war und das bis zum 31. August vom südafrikanischen Zweigbüro beaufsichtigt worden war. Welche Fortschritte hatte das Königreichswerk bis dahin in Belgisch-Kongo gemacht?

CHRISTLICHE FORTSCHRITTE TROTZ VERWIRRUNG

Belgisch-Kongo (Republik Kongo [Kinshasa], jetzt Zaire genannt) ist ein riesiges Land von über 2 340 000 km2, größer als das nichtkommunistische Europa ohne Skandinavien, mit einer Bevölkerung von über 23 Millionen Menschen. Es liegt nördlich von Sambia und Angola; seine geographische Besonderheit ist das große Kongobecken. Im Südosten des Landes, an der Grenze von Sambia, gibt es reiche Kupfervorkommen, die dem Land hauptsächlich seinen wirtschaftlichen Wohlstand geben. Das Klima ist im allgemeinen heiß und feucht, und ein großer Teil des Landes ist dichter Urwald. Im Jahre 1885 kam das Land unter belgische Herrschaft, und infolgedessen wurde Französisch die offizielle Sprache und die römisch-katholische Kirche die vorherrschende Religionsorganisation.

Bis zu den 1940er Jahren gab es im Kongo kein organisiertes Königreichswerk. Jedoch breitete sich dort eine falsche „Watchtower-Bewegung“ oder Kitawala aus. In dem Buch Kitawala (in Deutsch erschienen) von Greschat heißt es auf Seite 71: „Man findet dort ganze Dörfer, die sich als Watch Tower bezeichnen, was lediglich bedeutet, daß ihre Einwohner untergetaucht, getauft, worden sind, verschwommene Vorstellungen vom Ende der Welt haben und glauben, daß Gott sie — vorausgesetzt, daß sie eine bestimmte Lebensweise führen — hier auf Erden belohnen wird.“

Im Kongo und auch anderswo wurde oft der von Eingeborenen geprägte Ausdruck „Kitawala“ benutzt, um die einheimische „Watchtower-Bewegung“ zu bezeichnen. Das Wort „Kitawala“ ist möglicherweise eine Entstellung des Wortes „Tower“, dem die Vorsilbe „ki“ vorausgeht. Einige haben den längeren Ausdruck „Waticitawala“ gebraucht, der offensichtlich von dem Wort „Watchtower“ abgeleitet worden ist. Es ist nicht schwer zu verstehen, daß nichtunterrichtete Personen die beiden Bewegungen miteinander in Verbindung bringen konnten; die Namen „Watch Tower Society“ und „Watchtower“(-Bewegung) oder Kitawala sind sehr ähnlich. Und mit welcher Begeisterung haben doch die Feinde der Wahrheit diese Ähnlichkeit immer wieder dazu benutzt, Regierungsbeamte voreingenommen zu machen und den wahren Dienern Jehovas Schwierigkeiten zu bereiten!

Aufstände, Rebellionen, Stammeskonflikte, ja jedes aufsehenerregende Vorkommnis unter den Eingeborenen wurde mit der „Watchtower“Bewegung in Verbindung gebracht. Dieser Name war bei den Regierungsbeamten und den Behörden verhaßt. Man kann sich vorstellen, welch eine Schmach dies auf den Namen Jehovas und auf seine wahre Organisation in diesen Gebieten brachte.

Wie schon früher erklärt, ging diese Verwirrung auf die Tätigkeit von Joseph Booth und seiner Anhänger in Njassaland Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Mr. Booth sowie sein Jünger Elliott Kamwana und andere mißbrauchten frühe Schriften der Watch Tower Bible and Tract Society, und das führte zur Entstehung der falschen „Watchtower-Bewegung“ in Zentralafrika. Von Njassaland aus breitete sich die Lehre anscheinend nach Süden und Westen, nach Rhodesien und nach dem Kongo hin, aus.

In den folgenden Jahren sandte die Gesellschaft Briefe an die Behörden im Kongo und legte die Tatsachen dar, aber viele Jahre lang brachten die Beamten weiterhin die Tätigkeit dieser einheimischen religiösen Bewegungen, die den Namen „Watchtower“ gebrauchten, mehr oder weniger mit der Watch Tower Bible and Tract Society und dem Werk der Zeugen Jehovas in Verbindung. Der Einfluß der Kirchen und der Druck, den sie ausübten, trugen viel zu dieser Situation bei.

Die Gesellschaft bemühte sich regelmäßig darum, reife Vertreter ins Land zu schicken, doch erfolglos. Die Interessierten und die Brüder dort brauchten Anleitung und Hilfe, aber Jehovas Organisation erhielt nicht die Erlaubnis, diese so dringend benötigte Hilfe zu schicken, und viele Jahre lang konnten oder wollten die Behörden keinen Unterschied zwischen den wahren Dienern Jehovas und den einheimischen „Watchtower-Bewegungen“ machen.

Anfang 1948 wurde Llewelyn Phillips, der Depotaufseher in Nordrhodesien, nach Belgisch-Kongo gesandt, um sich für die verfolgten Zeugen dort ins Mittel zu legen und zu versuchen, eine Aufhebung des Verbots des Werkes zu erreichen. Er hatte private Unterredungen mit dem Generalgouverneur und anderen Regierungsbeamten und konnte unser Werk erklären und zeigen, wieweit sich unsere Glaubenslehren und Grundsätze von denen der falschen „Watchtower-Bewegung“, die Kitawala genannt wurde, unterschieden. Den Behörden wurden offizielle Briefe, datiert vom 15. März und 7. April 1948, vorgelegt, um die Sache zu dokumentieren. Während dieser Unterredung fragte ihn der Generalgouverneur nachdenklich: „Und was wird mit mir geschehen, wenn ich Ihnen helfe?“ Eine sehr gute Frage, denn der Kongo befand sich damals völlig unter dem Einfluß der römisch-katholischen Kirche.

Welch ein Segen war es doch, als das Werk des Volkes Jehovas schließlich anerkannt wurde! Das Zweigbüro begann unter dem offiziellen Namen „Jehovas Zeugen“ zu arbeiten und nicht unter dem Namen „Watch Tower Society“, um weitere Verwirrung zu vermeiden. Jetzt konnten die wahren Zeugen von denen getrennt werden, die sich mit den falschen „Watchtower-Bewegungen“ verbunden hatten. Von dieser Zeit an gab es eine gewaltige Zunahme an Menschen, die die reine Anbetung Jehovas Gottes aufnahmen.

BEMERKENSWERTE ENTWICKLUNGEN AUF MAURITIUS

Nach dem erfolgreichen Besuch von Vollzeit-Königreichsverkündigern (Pionieren) im Jahre 1933 vergingen achtzehn Jahre, bis es Sonderbeauftragten der Gesellschaft möglich war, die Insel Mauritius wieder zu besuchen. Erst im Jahre 1952 berichtete das Jahrbuch der Zeugen Jehovas, daß zwei Mauritier während des Zweiten Weltkrieges als Soldaten in Ägypten mit dem Königreichswerk in Verbindung kamen. Der treue Dienst der Verkündiger in Ägypten zeitigte Früchte. Diese beiden Männer interessierten sich sehr für die Wahrheit, obwohl sie in der Armee dienten, und sie schrieben an das Büro der Gesellschaft in Kapstadt und erhielten einen Vorrat an Schriften. Bald hatten sie auch das Interesse einer Anzahl anderer Soldaten geweckt. Nach ihrer Rückkehr nach Mauritius bemühten sie sich, ‘ihr Licht leuchten zu lassen’, und schickten im Jahre 1951 tatsächlich Berichte an das Büro in Kapstadt.

Im gleichen Jahr (1951) trafen zwei Absolventen der Gileadschule Robert und George Nisbet, auf Mauritius ein, um dem Werk eine dauerhafte Basis zu geben. In den achtzehn Jahren seit dem letzten Besuch Robert Nisbets hatte sich viel geändert. Die Zusammenkünfte waren nicht mehr verboten, das Bildungswesen war wesentlich verbessert worden, die Gefahr der Malaria war zu einem großen Teil ausgemerzt, und die Lebensverhältnisse waren besser. Die Kirche hatte ihre politische Vorherrschaft verloren, übte aber offensichtlich noch einen starken Einfluß aus.

Diese Absolventen der Gileadschule trafen eine ganze Anzahl Menschen, die sich noch an den Besuch im Jahre 1933 erinnern konnten und sich sehr freuten, wieder mit Jehovas Organisation in Berührung zu kommen. Ein Mann, der von einem Missionar angesprochen wurde, fragte: „Wie geht es denn Richter Rutherford?“ Das zeigte, daß die Einwohner der Insel von der Gesellschaft völlig abgeschnitten und über die Entwicklungen sehr in Unkenntnis waren, denn Bruder Rutherford war damals bereits neun Jahre tot. Der gleiche Mann zeigte ein Exemplar des Goldenen Zeitalters vom 4. Juli 1934 sowie ein abgenutztes und zerlesenes achtzehn Jahre altes Exemplar des Buches La Harpe de Dieu (Die Harfe Gottes). Dieser Mann abonnierte die Zeitschrift wieder, und ein Bibelstudium wurde eingerichtet.

Bruder Robert Nisbet berichtet, daß unter den ersten Interessierten, zwei leibliche Schwestern waren — Mrs. Sooben und Mrs. Vacher — und ihre Familien, und diese bildeten die Grundlage der ersten Versammlung. In dem weltweiten Bericht für das Jahr 1951 wird daher Mauritius unter Südafrika mit einer Höchstzahl von 8 Verkündigern und einem Durchschnitt von 2 Pionieren angeführt. Im folgenden Jahr stieg die Verkündiger-Höchstzahl auf 13 Personen. Die Priester waren immer noch sehr emsig tätig und sammelten ständig Literatur ein, die bei den Leuten abgegeben worden war, und drohten ihnen mit der Exkommunikation.

EIN BLICK NACH MOÇAMBIQUE

Während wir nun zum Festland zurückkehren, wollen wir einen Augenblick innehalten, um zu sehen, welche Fortschritte das Werk in Moçambique machte, das früher als Portugiesisch-Ostafrika bekannt war. Es scheint, daß unter den Europäern, abgesehen von der zuvor erwähnten Tätigkeit, sehr wenig getan worden war. Aber unter den Afrikanern waren Fortschritte zu verzeichnen. Das Werk war ständig gewachsen, besonders im Norden, und im Jahre 1948 stieg die Zahl der Verkündiger auf 398, und 4 Vollzeitarbeiter waren in diesem Gebiet tätig. Unterdessen wurde die Verfolgung ständig heftiger, und einige wurden verhaftet und eingesperrt und in Strafkolonien und Arbeitslager deportiert. Literatursendungen aus Südafrika wurden in Moçambique beschlagnahmt.

„DER WEG“ IN SWASILAND ANGENOMMEN

An Moçambique grenzt Swasiland an, ein kleines Land, das an seinen anderen drei Seiten von Transvaal eingeschlossen ist. Der Westen des Landes ist hoch und gebirgig, aber wunderbar grün. Zum Osten hin ist das Land hauptsächlich flach und mit Dorngestrüpp bedeckt. Oft gibt es dort lange Zeiten der Dürre.

In früheren Jahrzehnten waren Pioniere, die nach Swasiland kamen, von König Sobhuza II. gut aufgenommen worden, aber es gelang ihnen nicht, eine Organisation zu gründen. Im Laufe der Zeit nahm Joshua P. Mhlongo „den Weg“ an (Apg. 9:2). Sein Wunsch, etwas über die Lehre der Zeugen Jehovas zu erfahren, war durch den Leiter der Schule geweckt worden, die er als Schuljunge besuchte. Der Schulleiter führte seinen Klassen ständig vor Augen, daß J. F. Rutherford die Menschen lehre, nicht an die Hölle zu glauben und ihre Ahnen nicht zu verehren. Das weckte in Joshua den Wunsch, mehr über Jehovas Organisation zu erfahren. Aber er war bestürzt, als er erfuhr, daß die Regierung dem Werk der Zeugen Einhalt geboten und ihre Schriften verboten hatte. Joshua kam schließlich durch eine Tante, die eine Verkündigerin in Johannesburg war, in den Besitz verschiedener Bücher. Bald sprachen er und seine Mutter mit anderen über die gute Botschaft. Im Jahre 1943, noch als Schuljunge, symbolisierte er seine Hingabe durch die Wassertaufe. Bruder McCoffie Nguluh erinnert sich noch gut daran, wie er diese abgelegen lebenden Verkündiger besuchte. Joshua Mhlongo brachte seinen Wunsch zum Ausdruck, nach seiner Schulzeit Pionier zu werden, und Bruder Nguluh ermunterte ihn, das zu tun. Und wirklich nahm er später den Pionierdienst auf, und im Laufe der Zeit diente er als der erste Kreisaufseher in dem neugegründeten Kreis in Swasiland.

Die vier Jahre von 1947 bis 1950 brachten ein unglaubliches Wachstum mit sich. Die Gesamtzahl der Verkündiger stieg von 5 auf 60 Personen.

Während dieser Zeit herrschte in Swasiland eine seltsame Situation. Das Verbot, das während des Zweiten Weltkrieges über die Literatur der Watch Tower Society verhängt worden war, blieb in Kraft. Es galt als Verstoß, Schriften der Watch Tower Society zu verbreiten. Paradoxerweise war König Sobhuza selbst stolzer Besitzer einer fast vollständigen Sammlung von Schriften der Gesellschaft. Das Verbot der Schriften der Gesellschaft stand der Ausbreitung der guten Botschaft in abgelegene Gebiete im Wege. Wenn die Polizei entdeckte, daß Brüder oder interessierte Personen im Besitz von Schriften der Gesellschaft waren, schlug und mißhandelte sie sie grausam. Bruder M. E. Bartlett, der zu jener Zeit als einziger Bezirksaufseher für Südafrika und die Protektorate diente, machte seine erste Erfahrung mit diesem Gesetz während seines zweiten Besuches in Swasiland im Juli 1951. Er wurde angeklagt, verbotene Literatur eingeführt zu haben. Der Bezirkskommissar und Friedensrichter war sehr freundlich zu Bruder Bartlett und betrachtete das Verbot, das über die Schriften der Gesellschaft verhängt worden war, als einen Anachronismus. Er bat Bruder Bartlett jovial, ihm einige der „am meisten Anstoß erregenden“ Zeitschriften, die er besaß, auszuhändigen. Als der Fall schließlich im September verhandelt wurde, sprach ein anderer Friedensrichter, der dem Werk gegenüber nicht so günstig gesinnt war, Bruder Bartlett schuldig und verurteilte ihn zur Zahlung von 1 £.

Anläßlich dieses Besuches des Bezirksaufsehers wurde den Brüdern und den interessierten Personen auch deutlich das biblische Erfordernis der Monogamie erklärt. Während die meisten gern ihr Leben mit dem Willen Gottes in Übereinstimmung brachten, weigerte sich ein vorsitzführender Aufseher, Gottes Maßstäbe anzuerkennen, und führte eine kleine Gruppe von den Worten ewigen Lebens weg. Diejenigen jedoch, die Gott liebten und seine Gunst suchten, standen weiterhin fest für gerechte Grundsätze ein.

DIENST IN BETSCHUANALAND TROTZ VERBOTES

Wenn wir weiter westwärts reisen, mitten durch Südafrika, kommen wir nach Betschuanaland, das jetzt Botswana heißt. Es umfaßt ein Gebiet von etwa 560 000 km2, besteht hauptsächlich aus Halbwüste und liegt zwischen Südafrika, Südwestafrika und Rhodesien. Fast alle Eingeborenen leben in tiefer Armut. Viehzucht ist ihre Hauptbeschäftigung, aber sie bauen auch u. a. Bohnen und Kafir (Kaffernkorn) an. Zur Ergänzung der Kost wird auch, allerdings in beschränktem Maß, Wild gejagt. Im Jahre 1970 wurde die Bevölkerung auf über 630 000 geschätzt.

Im Jahre 1884 kam das Gebiet unter britische Verwaltung, aber 1967 erlangte das Land Unabhängigkeit und wurde als Botswana bekannt. Der größte Teil des Gebietes ist in Reservationen aufgeteilt, in denen die Häuptlinge der verschiedenen Stämme für die Einhaltung der Stammesgesetze sorgen und große Macht über ihre Untertanen ausüben. Diese Häuptlinge waren dem Werk der Zeugen Jehovas gegenüber im allgemeinen feindlich gesinnt.

Es scheint, daß im Jahre 1929 der Same der Wahrheit zum erstenmal in diesem heißen, staubigen Land ausgesät wurde. In jenem Jahr war dort ein Verkündiger tätig, aber nur zwei Monate lang. Dann, gegen Ende 1932, besuchten zwei Pioniere aus Südafrika das Land und erhielten die Erlaubnis, über Religion zu sprechen, nur nicht zu den Afrikanern. Sie gaben 1 676 Schriften bei der europäischen Bevölkerung ab.

Im Jahre 1941 wurde wegen der Kriegshysterie die Einfuhr der Literatur der Gesellschaft nach Betschuanaland verboten, und das trotz der Tatsache, daß damals keine Zeugen Jehovas dort ansässig waren. Gemäß einem Gesetz, das der alte Häuptling Khama erlassen hatte, waren nur drei religiöse Gruppen berechtigt, in diesem Land Kirchen zu gründen: die London Missionary Society, die Adventisten des Siebenten Tages und die Katholiken.

Viele Leute hatten Arbeitsverträge mit Südafrika, und so gab es ein ständiges Kommen und Gehen. Personen, die in den größeren Zentren Südafrikas arbeiteten, hörten dort die Wahrheit, gingen später nach Betschuanaland zurück und sprachen dort über die guten Dinge, die sie gehört hatten. Außerdem fanden Brüder aus Rhodesien und aus Njassaland gelegentlich Arbeit in Städten wie Francistown, und dort sprachen sie dann über die Wahrheit. Im Jahre 1946 gab es auf diese Weise durchschnittlich 16 Königreichsverkündiger in Betschuanaland.

Anfang der 1950er Jahre schickte die Gesellschaft Beauftragte nach Betschuanaland, um unseren Fall den Behörden vorzutragen, doch ohne viel Erfolg.

Im Jahre 1952 predigten im ganzen Land durchschnittlich 114 Personen. In den nächsten Jahren sollte sich die Zahl der Verkündiger weiter mehren, aber es entstanden auch Probleme. Einige Brüder und Schwestern hatten ihre Ehe bei den Behörden nicht richtig eintragen lassen, und unter vielen Neuen herrschte noch eine lose Moral. Durch Briefe vom Zweigbüro und mit Hilfe von reisenden Aufsehern wurde diese Angelegenheit geklärt. Heute ist die Organisation in geistiger und sittlicher Hinsicht gesund.

BEACHTLICHE MEHRUNG AUF ST. HELENA

Draußen im Atlantischen Ozean, weitab von der Küste Südwestafrikas, kommen wir noch einmal zu der einsamen kleinen Insel St. Helena. Von Zeit zu Zeit trafen Berichte von den wenigen Verkündigern auf der Insel ein, und gelegentlich schickte die Gesellschaft Literatur. Aber die Zeugen dort benötigten viel Hilfe und Schulung. Und so wurde im Mai 1951 ein Pionier, J. F. van Staden, vom südafrikanischen Zweigbüro dorthin geschickt, um einige Zeit dort zu bleiben.

Die Postverbindung zu dieser kleinen Insel ist sehr schlecht, und niemand war dort, um Bruder van Staden in Empfang zu nehmen. Doch schließlich traf er George Scipio, den Sohn von Thomas Scipio, dem pensionierten Polizisten. Bruder van Staden schildert seine Eindrücke von diesem Treffen wie folgt: „Wie erleichtert ich doch war! Er brachte mich gleich zu seinem Vater, den ich ja in Wirklichkeit gesucht hatte. Es war einfach wunderbar zu sehen, wie sie sich über die Hilfe freuten, auf die sie so lange gewartet hatten.“ Bruder van Staden verlor keine Zeit, eine Zusammenkunft mit der kleinen Gruppe von etwa 10 bis 12 Personen zu vereinbaren. Zuerst fiel es ihm recht schwer, sich in Englisch auszudrücken, aber nach ein paar Wochen sprach er schon ziemlich fließend. Er stellte fest, daß die einzigen Zusammenkünfte, die die Brüder abhielten, Gottesdienste im Freien waren, die sie an verschiedenen Stellen der Insel abhielten. Sie hatten ihre eigene kleine Musikkapelle, bestehend aus zwei Violinen und einem Akkordeon. Vor der Zusammenkunft spielten sie Königreichslieder. Wenn sie dann eine Anzahl Zuhörer angelockt hatten, hielten sie Stegreifreden (im allgemeinen persönliche Zeugnisse), und verschiedene Brüder nahmen daran teil.

Es war klar, daß die Brüder viel Hilfe benötigten, um richtig organisiert zu werden. Bruder van Staden fing daher sogleich an, alle Zusammenkünfte abzuhalten. Die Brüder dort zeigten eine wunderbare Wertschätzung und gaben ihre ganzherzige Unterstützung. Eine ältere Dame in Jamestown bot ein großes Zimmer in ihrem Haus als Königreichssaal an, und eine andere Familie in Levelwood tat das gleiche, so daß sie eine zweite Zusammenkunftsstätte hatten. Die Zusammenkünfte hinterließen bei allen Anwesenden einen tiefen Eindruck, und das Ergebnis war, daß einige von denen, die zum erstenmal kamen, seitdem anscheinend keine Zusammenkunft mehr versäumten. Auf diese Weise lernten sie die Wahrheit kennen, und später wurden sie getauft, ohne daß jemand mit ihnen jemals die Bibel studiert hätte.

Es war jedoch gar nicht so leicht, zu den Zusammenkünften zu gelangen. George Scipio hatte ein kleines Auto, und damit holte er drei Personen ab, die er dann eine ganze Strecke weiter wieder absetzte. Diese drei gingen dann den Rest des Weges zu Fuß. Unterdessen fuhr George wieder zurück, holte drei weitere ab, fuhr sie eine Strecke weit, setzte sie ab und kehrte nochmals um. Gewöhnlich nahm es den ganzen Vormittag in Anspruch, bis alle zur Zusammenkunft gelangt waren. Nach der Zusammenkunft ging er dann genauso vor, um alle wieder nach Hause zu bringen. Manchmal mußten sie in strömendem Regen laufen, und wenn sie dann spät zu Hause ankamen, waren sie völlig durchnäßt. Und doch empfanden sie tiefe Befriedigung und aufrichtige Freude.

Bald nahm Bruder van Staden die Brüder mit in den Dienst von Haus zu Haus. Er schulte sie gut und war überrascht zu sehen, wie schnell sie die gute Botschaft wirkungsvoll an den Türen predigten.

Im August 1951, drei Monate nach seiner Ankunft, veranstaltete Bruder van Staden eine Taufe. Da es schwierig war, einen geeigneten Platz zu finden, beschlossen die Brüder, einen Teich zu graben, ihn auszuzementieren und dann mit Wasser zu füllen. Ihnen blieb jedoch die Mühe erspart, den Teich mit Wasser zu füllen, denn am Abend vor der Taufe regnete es heftig, und am nächsten Morgen war er bis zum Rand gefüllt. Als Bruder van Staden die Taufansprache hielt und die Taufbewerber bat aufzustehen, war er überrascht zu sehen, daß 26 Personen aufstanden, um die Fragen zu beantworten. Er sagt: „Ich war überglücklich, und tief im Herzen war ich Jehova dafür dankbar, daß er mich dorthin gesandt hatte, um solch ein wunderbares Vorrecht wahrzunehmen. Nach der Ansprache taufte ich alle 26 in dem kalten Wasser.“ Bald nach der Taufe wurde eine kleine Versammlung in Jamestown gegründet und ein paar Monate später eine weitere in Levelwood.

Diese Tätigkeit und der Erfolg der Königreichsverkündiger veranlaßten die Feinde natürlich, etwas zu unternehmen. Der anglikanische Bischof leistete erbitterten Widerstand, und es gelang ihm, einige der Interessierten von der Wahrheit abzubringen. Der Pastor der Adventisten des Siebenten Tages forderte Bruder van Staden zu einer Debatte heraus, aber es tat ihm hinterher wahrscheinlich leid, daß er das getan hatte, denn sogar einige der neuen Verkündiger konnten viele seiner Argumente leicht widerlegen. Die meisten Schwierigkeiten bereitete jedoch der Polizeichef. Dieser Mann drohte Bruder van Staden ständig und sagte, er werde dafür sorgen, daß er die Insel verlassen müsse. Bruder van Staden erzählt: „Er nahm mich regelmäßig einmal im Monat zum Gerichtssaal mit, wo wir dann beide allein waren, und dann verhörte er mich und forderte mich auf, meine Tätigkeit einzustellen.“

Dieser Widerstand entmutigte Bruder van Staden und die dort ansässigen Verkündiger keineswegs. Die schönen Erfahrungen, die die Brüder erlebten, glichen den Widerstand und alle Schwierigkeiten, die sie mit dem Wetter und dem unwegsamen Gelände hatten, bei weitem wieder aus. Eines Morgens kamen zum Beispiel Bruder van Staden und Bruder George Scipio an eine Tür, und sie hörten, daß ein Mann aus der Bibel vorlas. Sie konnten deutlich hören, wie er Jesaja, Kapitel 2 las. Als er zu Vers 4 kam, klopften sie. Der freundliche alte Mann lud sie ein, und sie knüpften an Jesaja 2:4 an und begannen, ihm die gute Botschaft vom Königreich zu predigen. Sie richteten sofort ein Studium ein. Dieses Studium wurde regelmäßig durchgeführt, und schließlich gab sich der alte Mann Jehova hin.

Bruder van Staden hatte in den 13 Monaten, die er auf der Insel zubrachte, viel zu tun, besonders als er schließlich 18 Bibelstudien in der Woche durchführte. Er verließ St. Helena im Juni 1952, kehrte nach Südafrika zurück und nahm im Osten der Kapprovinz den Kreisdienst auf. Er hatte gute Arbeit geleistet. In den 13 Monaten, die er auf St. Helena zubrachte, erreichten die beiden Versammlungen, die dort gegründet worden waren, eine Höchstzahl von 41 Verkündigern.

MEHRUNG DER THEOKRATIE IN SÜDAFRIKA

Kehren wir in die Südafrikanische Union zurück, um eine Vorstellung von den Verhältnissen und Problemen zu bekommen, mit denen sich die Brüder vor einem Vierteljahrhundert in Südafrika auseinandersetzen mußten. In der Funk & Wagnalls Standard Reference Encyclopedia, Band 24 wird unter dem Stichwort „Union of South Africa“ über die „Group Areas Act“ vom Juni 1950 gesagt, daß sie „die Trennung der vier hauptsächlichen rassischen Gruppen, d. h. der Europäer (Weißen), der Afrikaner (Neger), der Farbigen (Mischlinge) und der Asiaten (einschließlich der Inder), und ihre Aufteilung in bestimmte Gebiete vorsieht, aus denen die anderen Gruppen ausgeschlossen wären“. Einige haben erwartet, daß dieses Gesetz Probleme für die Brüder in bezug auf das Predigtwerk verursachen könnte. Es hat sich jedoch herausgestellt, daß es für die Brüder und Schwestern einfacher ist, unter ihrem eigenen Volk und in ihrer eigenen Sprache zu arbeiten. Zwar verbietet es das Gesetz nicht, daß ein Angehöriger einer Rasse mit einem Angehörigen einer anderen Rasse über Religion spricht. Doch was die liebevolle christliche Gemeinschaft betrifft, von der die Bibel spricht, so pflegen die Brüder hauptsächlich mit Personen ihrer eigenen Rasse Gemeinschaft und gehorchen dadurch dem Grundsatz aus Römer, Kapitel 13. Die gute Botschaft wird gepredigt, und Menschen aller Rassen lernen die Wahrheit kennen und erfreuen sich der so notwendigen christlichen Gemeinschaft.

Jehovas Zeugen hatten schon einige Jahre lang ihre gemieteten Zusammenkunftsstätten „Königreichssäle“ genannt. Aber im Jahre 1948 erhielt ein Pionier die Zuteilung, in Strand, in der Nähe von Kapstadt, zu arbeiten, und er hatte das Vorrecht, den Bau des ersten Königreichssaales in Südafrika zu organisieren. Das war 1949 und 1950. Eine dort ansässige Verkündigerin, Schwester van der Bijl aus Gordon’s Bay, war eine große Hilfe, indem sie dieses Projekt finanzierte. Aus dem nahe gelegenen Zweigbüro in Kapstadt kamen Bethelbrüder und wirkten am Programm der Bestimmungsübergabe mit. Der Zweigaufseher, Bruder G. R. Phillips, sagte, er wünschte, er könne „den neuen Saal auf Räder stellen und durch das Land fahren, und zwar nicht, um das Gebäude zur Schau zu stellen, sondern um die Brüder zu ermuntern, mehr Königreichssäle zu bauen.“ Seitdem sind von den europäischen und den farbigen Versammlungen im ganzen Land viele Königreichssäle gebaut worden.

In diesen Jahren wurde den afrikanischen Brüdern und Schwestern immer mehr Hilfe geboten. Der 1. Januar 1949 war ein großer Tag für die Zulu-Brüder. Das war das Datum der ersten Ausgabe des Wachtturms in Zulu. Damals wurde die Zeitschrift auf einem kleinen Vervielfältigungsapparat mit Handbetrieb im Büro der Gesellschaft in Kapstadt hergestellt. Zu der Zeit war die Zeitschrift noch nicht so schön und ansprechend, wie der INqabayokulinda (Der Wachtturm in Zulu) heute ist; doch nichtsdestoweniger versorgte er die Zulu sprechenden Brüder und Schwestern mit der Speise zur rechten Zeit.

In dieser Zeit wurden auch die ersten Sonderzüge arrangiert, die die Brüder zu Kongressen bringen sollten. Zum Beispiel hatte im Jahre 1949 der „JW Special“, der von Johannesburg zum Kongreß nach Pretoria fahren sollte, Platz für 750 Personen, war aber mit 1 000 Personen vollgepfercht. Dabei handelte es sich um Afrikaner aus etwa einem Dutzend verschiedenen Stämmen, und doch ereignete sich kein Zwischenfall. Die Fahrt muß für die Eisenbahnbehörde ein großes Zeugnis gewesen sein. Wie war es möglich, daß Afrikaner aus diesen verschiedenen Stämmen so gut miteinander auskamen? Ohne die Macht der Wahrheit, die das Denken dieser Menschen umgeformt hatte, wäre es zweifellos zu Streitigkeiten unter den Angehörigen der verschiedenen Stämme gekommen, wie das unter den Afrikanern so üblich ist. Jeder Stamm betrachtet sich als überlegen, und oft kommt es zu Stammeskämpfen.

Im Jahre 1949 wurde die Organisation durch die Veröffentlichung der Broschüre Rat über Theokratische Organisation weiter gestärkt. Um das Werk weiter voranzutreiben, waren jetzt elf Gileadabsolventen im Land, und nahezu 10 Prozent der Verkündiger beteiligten sich am Vollzeitpredigtwerk.

Zur Gedächtnismahlfeier in jenem Jahr waren 6 766 Personen anwesend, und 265 nahmen von den Symbolen. Aber die Grundlage war gelegt, und das Werk richtete sich auf größeres Wachstum ein. Die kleine Druckerei in Kapstadt produzierte jährlich mehr als 6 400 000 Schriften. Das war eine neue Höchstzahl, und diese schloß fast 135 000 Zeitschriften und 625 000 Exemplare verschiedener Broschüren in 8 Sprachen ein.

In den Jahren 1949 und 1950 wurden Lese- und Schreibkurse eingerichtet. Sie fanden an drei oder vier Tagen in der Woche statt. Die Kurse wurden in Zulu, Sesotho, Xosa, Tschwana, Sepedi und Englisch durchgeführt. Etwa 30 Lektionen waren erforderlich, bis die Schüler lesen konnten.

Die Polygamie, ein weitverbreiteter Brauch unter den Eingeborenenstämmen, ist für viele Brüder in Afrika ein echtes Problem gewesen. Als Bruder Knorr im Jahre 1948 zu Besuch kam, war die Polygamie eines der Hauptthemen, die er mit den afrikanischen Brüdern besprach. Zu Anfang kam es oft vor, daß der Mann die Frau behielt, die er am meisten liebte, gewöhnlich die jüngste, aber später erklärte die Gesellschaft, daß es gemäß der Bibel richtig sei, die erste Frau zu behalten und alle anderen zu entlassen.

41 Südafrikaner waren in der Lage, im Jahre 1950 den internationalen Kongreß in New York zu besuchen, und 9 wurden eingeladen, die 16. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead zu besuchen. Diejenigen, die diesen internationalen Kongreß nicht besuchen konnten, hatten das gleiche geistige Festmahl während ihres fünftägigen nationalen Kongresses „Mehrung der Theokratie“, der im Oktober des gleichen Jahres im Reef-Gebiet stattfand. Aus allen Teilen der Union, der Protektorate und Südwestafrikas kamen über 6 000 Verkündiger zusammen. Ein sichtbarer Beweis für die Mehrung der Theokratie waren die 855 Personen, die sich zur Wassertaufe einfanden. 10 185 besuchten den öffentlichen Vortrag. Eine der neuen Freigaben, die die Brüder wirklich begeisterten, war die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften in Englisch.

Ein weiterer Beweis für die Mehrung der Theokratie war die Tatsache, daß während des Dienstjahres 1951 über 2 000 Personen ihre Hingabe durch die Wassertaufe symbolisierten. Neue Versammlungen wurden gegründet, und ein zweiter Bezirk wurde organisiert, damit die 43 Kreise mit einer Höchstzahl von 9 586 Verkündigern besser betreut werden konnten.

DAS ZWEIGBÜRO VERLEGT

Einer der großen Meilensteine in der Geschichte des Werkes in Südafrika war die Verlegung des Büros der Gesellschaft von Kapstadt nach Elandsfontein (Transvaal) Anfang 1952. Von 1917 an war das Werk von Kapstadt aus geleitet worden, dem südlichsten Punkt des Gebietes. Jetzt fand man es aus verschiedenen Gründen nötig, das Zweigbüro in das Reef-Gebiet (Witwatersrand) zu verlegen. Dort gab es die größte Bevölkerungsanhäufung in Südafrika, und so lebten auch die meisten Brüder im Umkreis von 160 Kilometern von Johannesburg. Da der südafrikanische Zweig auch für andere Zweige im Süden Afrikas druckte, war das Reef-Gebiet zentraler gelegen, und dadurch konnte man erhebliche Frachtkosten einsparen.

Als Bruder Knorr und Bruder Henschel im Jahre 1948 das Land besuchten, wurde beschlossen, in der neuerbauten Township Germiston, Activia Park, m der Nähe vom Bahnhof und vom Postamt Elandsfontein zwei Grundstücke zu kaufen. Obwohl dieses Gebiet damals noch nicht bebaut war, stellte es sich später heraus, daß diese Entscheidung sehr weise war. Der neue Standort war nur 8 Kilometer vom Zentrum Germistons, des größten Eisenbahnknotenpunktes im Lande, nur 16 Kilometer von Johannesburg, der größten Stadt der Südafrikanischen Union, und nur 8 Kilometer vom Jan Smuts International Airport entfernt. Allerdings verzögerten gewisse technische Schwierigkeiten der Townshipbehörde, von der das Grundstück gekauft worden war, das Bauprogramm, und so konnte das Zweigbüro erst gegen Ende März 1952 verlegt werden.

Um zu verstehen, welch eine große Änderung dies für die Bethelfamilie war, muß man wissen, welche Verhältnisse vor der Änderung bestanden. Die Brüder, die im Büro und in der Fabrik in Kapstadt zusammen arbeiteten, lebten nicht wirklich als Bethelfamilie zusammen. Ja, der Ausdruck „Bethel“ wurde selten in Verbindung mit dem Zweigbüro in Kapstadt gebraucht. Es wurde gewöhnlich nur „das Büro“ genannt. Bruder und Schwester Phillips wohnten in einer kleinen Mietswohnung, und die anderen Glieder der Familie waren bei verschiedenen Brüdern auf der Kaphalbinsel untergebracht. Einige Brüder mußten täglich 16 Kilometer weit mit dem Zug zur Arbeit fahren, während andere mit dem Bus fuhren oder zu Fuß gingen. Jeder nahm das Frühstück dort ein, wo er wohnte. Falls er in der Nähe des Büros untergebracht war, konnte er zum Mittagessen schnell nach Hause laufen. Diejenigen, die nicht nach Hause gehen konnten, erhielten einen Shilling und sechs Pence zusätzlich für den Tag, um sich etwas in einem Café zu kaufen. Zum Abendessen ging jeder nach Hause. Im Bethel gab es nie ein Familienstudium des Wachtturms.

Jeden Morgen traf sich die Familie um 7.45 Uhr im Umkleideraum der kleinen Fabrik. Nach einer Besprechung des Tagestextes und nach einem Gebet gingen alle um 8 Uhr an die Arbeit. Um rechtzeitig bei der Besprechung zu sein, mußten einige schon vor 6 Uhr aufstehen und sich bald danach auf den Weg machen.

Das neue Zweigbüro in Elandsfontein war eines der ersten Gebäude in der Township (Activia Park). Es war ein zweigeschossiges Gebäude mit einer Bodenfläche von 1 960 Quadratmetern. Im Erdgeschoß befanden sich das Büro, die Fabrik, die Versandabteilung, die Wäscherei und der Kesselraum. Die Familie wohnte in 22 gut eingerichteten Zimmern. Außerdem gab es dort eine Küche, einen Speisesaal und eine Bibliothek für die Familie.

In der neuen Fabrik wurden zusätzliche Maschinen aufgestellt. Eine neue große G.-M.-A.-Flachpresse kam aus Schweden, und diese konnte viermal größere Papierbogen bedrucken als die Druckmaschine, die sie in Kapstadt benutzt hatten. Es wurden auch eine zusätzliche Linotype-Setzmaschine, eine große Papierschneidemaschine und eine Heftmaschine aufgestellt. Jetzt war es möglich, den Wachtturm in afrikanischen Sprachen zu drucken. Wie schon erwähnt, war der Wachtturm in Zulu bisher auf einem Vervielfältigungsapparat hergestellt worden. Als die neue Druckmaschine und die dazugehörige Ausrüstung in Betrieb genommen wurden, wurde Der Wachtturm in 8 Sprachen und Erwachet! in 3 Sprachen gedruckt, außerdem 12 Ausgaben des Königreichsdienstes in 8 Sprachen.

ABGELEGENES GEBIET WIRD BEARBEITET

1952 war ein Jahr, in dem die Organisation gefestigt wurde und die Brüder gestärkt wurden. Das Zweigbüro plante auch einen Feldzug zur Bearbeitung von nichtzugeteiltem Gebiet. Die Brüder und Schwestern setzten Tausende von Stunden ein, um die Bewohner von etwa 400 Städten und Dörfern zu besuchen, in denen sonst keine Versammlungen von Zeugen arbeiteten. Aufgrund dieser Tätigkeit wurden über 10 000 Namen von Interessierten an das Zweigbüro geschickt, und diese Personen erhielten darauf von der Gesellschaft einen besonderen Brief zusammen mit Musterzeitschriften.

Eine Versammlung von etwa 20 Afrikanern hatte Schwierigkeiten, Unterkünfte zu finden, als sie in bis dahin noch nicht zugeteiltem Gebiet eintrafen. Ein Farmer war nicht bereit, sie aufzunehmen, ohne daß sie eine Genehmigung der Polizei vorzeigen konnten. Die Polizeistation war weit entfernt, und es war schon spät. Darauf nahmen einige Angestellte des Farmers die Zeugen zu einem Prediger der First Church of Christ mit, der in der Nähe der Farm wohnte. Er weigerte sich zu helfen und war ausgesprochen unfreundlich. Einer von seiner Herde hatte jedoch Mitleid. Er verurteilte die Einstellung des Predigers und nahm die Zeugen zu einem leerstehenden Haus in der Nähe mit. Kaum hatten sie sich niedergelassen, als die Polizei eintraf. Der europäische Polizist war sehr rücksichtsvoll und ermutigte die Brüder sogar, nachdem sie ihm die Gebietszuteilungskarte gezeigt hatten. Der Geistliche hatte die Polizei gerufen. Am nächsten Morgen zeigte dieser Geistliche jedoch eine völlige Sinneswandlung, entschuldigte sich für sein Verhalten am vergangenen Abend und bot seine Kirche für die öffentliche Zusammenkunft an. Er lud seine „Herde“ zu der Zusammenkunft ein. Das Ergebnis war, daß 80 Personen zusammenkamen; 60 davon waren Fremde. Alle blieben zu dem darauf folgenden Studium der Zeitschrift Der Wachtturm. Und der Geistliche war einer von denen, die an jenem Tag Literatur entgegennahmen. Bei zwei späteren Besuchen stellte der Prediger jedesmal seine Kirche für den öffentlichen Vortrag zur Verfügung. Er besuchte nicht nur den Vortrag, sondern auch das darauf folgende Wachtturm-Studium. Und das Ergebnis: Statt daß nur ein Verkündiger in dieser Gegend tätig war, waren es schließlich sieben.

EIN NÜTZLICHER BESUCH

Zum erstenmal in der Geschichte des Werkes in Südafrika waren im Jahre 1952 über 10 000 Verkündiger tätig. Dieses Jahr war für die Entwicklung des Königreichswerkes in Südafrika wirklich bedeutsam. Den krönenden Abschluß des Jahres bildete der Besuch von Bruder Knorr und Bruder Henschel im November. Bruder Knorr war sehr erfreut, das schöne zweigeschossige Zweigbüro, ein Gebäude aus Ziegeln und Stuck, auf dem schönen, günstig gelegenen Grundstück zu sehen. Welch ein Unterschied zu dem kleinen Büro in Kapstadt, in dem es keine Wohnräume gab! Er besichtigte das Gebäude und kam mit allen Gliedern der Familie zusammen.

Ein paar Tage später begab sich Bruder Knorr zusammen mit Bruder Phillips nach Durban, jener schönen, modernen Stadt am Gestade des Indischen Ozeans. Er mußte seinen Vortrag an drei verschiedenen Orten halten, um die dortigen Bestimmungen hinsichtlich der Rassentrennung einzuhalten. Er war sehr erfreut, bei der Zusammenkunft für die Farbigen 15 Inder zu sehen, und er nahm die Gelegenheit wahr, nach der Zusammenkunft mit einigen von ihnen zu sprechen. In Durban leben sehr viele Inder, und die Königreichsbotschaft begann gerade, zu ihnen durchzudringen.

Die Zusammenkunft für die Afrikaner in Durban fand in Lamontville statt, einer neuen Township südlich der Stadt. Bruder Knorr war von dem Gesang der Zulu-Brüder bei der Zusammenkunft tief beeindruckt. Diese Zusammenkunft fand am Sonntagnachmittag statt, und am Abend gab es eine Zusammenkunft für die europäischen Brüder, von denen 435 in einem Saal im Stadtzentrum zusammenkamen.

Kurz nach der Rückkehr nach Johannesburg sprach Bruder Knorr im Büro des britischen Hochkommissars für Basutoland, Betschuanaland und Swasiland vor. Dieser Besuch stand mit dem seit 1941 bestehenden Verbot der Einfuhr von Schriften der Gesellschaft in diese drei Protektorate im Zusammenhang. Da zur Zeit des Besuches von Bruder Knorr über 400 Zeugen die gute Botschaft in diesen Gebieten predigten, bemühte sich die Gesellschaft wiederholt, eine Aufhebung des Verbots zu erreichen. Bruder Knorr gelang es, mit dem Hauptsekretär des Kommissars zu sprechen, all seine Fragen zu beantworten und ein klares Bild über das gute Erziehungswerk zu vermitteln, das Jehovas Zeugen durchführen. Das Verbot blieb jedoch noch mehrere Jahre danach in Kraft.

Inzwischen war Bruder Henschel eingetroffen, und die europäische Versammlung von Germiston traf Vorkehrungen für eine ermutigende Zusammenkunft in der Stadthalle von Germiston. Viele Brüder aus dem Reef-Gebiet kamen, so daß insgesamt 725 Personen anwesend waren.

Am 8. Dezember flogen Bruder Knorr und Bruder Phillips nach Windhuk, der Hauptstadt Südwestafrikas. Die drei Missionare dort waren sehr glücklich, sie zu sehen und ihren ersten Kongreß in jenem Land abzuhalten. Bei den regulären Programmpunkten waren etwa 10 Personen anwesend, und zum öffentlichen Vortrag kamen 25.

Bruder Knorr und Bruder Henschel kehrten dann in das Zweigbüro nach Elandsfontein zurück und wandten ihre Aufmerksamkeit vielen Angelegenheiten zu, die mit der Organisierung des Werkes und mit den Problemen zu tun hatten, die behandelt werden mußten. Die Hilfe, die der Präsident der Gesellschaft in verschiedener Hinsicht bieten konnte, sollte das Werk für die kommenden Jahre beeinflussen. Er traf auch mit den reisenden Dienern zusammen und gab ihnen Rat und Ermunterung.

Vom 11. bis 14. Dezember fand ein Kongreß statt, und das war der Höhepunkt des Besuches von Bruder Knorr und Bruder Henschel. In Johannesburg war es uns gelungen, die Erlaubnis zu erlangen, alle drei ethnischen Gruppen in einem Stadion zu versammeln. Sie mußten allerdings in verschiedenen Sektoren sitzen. Damit alle afrikanischen Brüder aus allen Teilen Südafrikas und aus den Protektoraten anwesend sein konnten, war eine gewaltige Arbeit nötig gewesen, um die Pässe und Genehmigungen für diejenigen zu erlangen, die über 16 Jahre alt waren. Wegen des Sprachproblems wurden drei Begrüßungsansprachen gehalten: zuerst in Englisch, dann in Afrikaans und schließlich in Zulu. Die europäischen Brüder waren begeistert, die Ansprache in Zulu mit den faszinierenden Schnalzlauten zu hören, und am Ende klatschten sie genauso herzlich Beifall wie die Zulu-Brüder.

Als Bruder Knorr zu den afrikanischen Brüdern sprach, legte er großen Nachdruck auf die Notwendigkeit, das Lesen und Schreiben zu erlernen, damit sie die Wahrheit besser kennenlernen und anderen wirkungsvoller predigen könnten. Leider regnete es während der vier Tage des Kongresses ziemlich viel. An einem Tag war das Wetter tatsächlich so schlecht, daß der Redner die Bühne verlassen mußte. Trotz allem war der Kongreß ein großer Erfolg, und 339 Personen aller Rassen wurden getauft. Am Samstagabend stieg die Anwesendenzahl auf 5 441, und beim öffentlichen Vortrag betrug sie 7 267. Die südafrikanischen Brüder kehrten alle glücklich und dankbar für den guten Rat nach Hause zurück, entschlossen, noch eifriger im Königreichswerk in Südafrika tätig zu sein.

Gegen Ende des Jahres 1952 waren in allen Ländern, die einmal dem südafrikanischen Zweigbüro unterstanden hatten oder immer noch unterstanden, durchschnittlich 50 087 Verkündiger tätig. Welch eine gewaltige Mehrung in den 21 Jahren seit 1931, als es nur eine „kleine Schar“ von 100 Verkündigern gab!

NEUE-WELT-GESELLSCHAFT-KONGRESSE

Im Anschluß an den Neue-Welt-Gesellschaft-Kongreß im Yankee-Stadion im Jahre 1953 waren neun Kongresse für Südafrika vorgesehen: ein Landeskongreß für Europäer und acht Bezirkskongresse für Afrikaner und Farbige. Auf jedem Kongreß erlebten die Brüder das gleiche Programm, denn die Schlüsselvorträge, die in New York gehalten wurden, wurden auch in Südafrika gehalten. Zum erstenmal wurden hier Kongreßabzeichen verwendet, und seitdem ist dies bei allen Bezirks- und Landeskongressen der Zeugen Jehovas in Südafrika der Fall. Diese Abzeichen erleichtern es den Brüdern, sich gegenseitig kennenzulernen, und sie fördern eine glückliche, freundliche Atmosphäre unter den Brüdern. Alle neun Kongresse waren gut besucht, und insgesamt hörten 11 000 Personen den öffentlichen Vortrag „Nach Harmagedon — Gottes neue Welt“. 634 wurden getauft.

EIN NEUER FILM ÖFFNET AUGEN

Als man im Jahre 1955 anfing, den 16-mm-Film der Gesellschaft „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ zu zeigen, erkannten die Brüder, welch eine gewaltige Arbeit nötig war, um die Publikationen herzustellen, die sie verwendeten. Der Film nahm den Zuschauer auf eine Tour durch das Brooklyner Bethelheim, die Fabrik der Gesellschaft und die Gileadschule mit. Dieser Film hinterließ bei den Brüdern einen gewaltigen Eindruck und vertiefte ihre Wertschätzung für die Organisation. Er ließ sie erkennen, daß auch die Brüder im Bethel Elandsfontein hart arbeiteten, um die Literatur in verschiedenen Sprachen herzustellen, besonders wenn neue Sprachen hinzukamen, wie zum Beispiel im August 1955, als die Zeitschrift Der Wachtturm in Xosa erschien.

Dieser Film trug viel dazu bei, Vorurteile gegen Jehovas Zeugen abzubauen. In einigen afrikanischen Gebieten, in die europäische Bezirksaufseher gewöhnlich nur schwer Eintritt fanden, wurde bereitwillig die Erlaubnis gegeben, den Film zu zeigen. Die Bezirksaufseher hatten einen Generator bei sich, und dadurch war es ihnen möglich, den Film in vielen abgelegenen Gebieten zu zeigen, wo es keinen elektrischen Strom gab. Für viele Afrikaner war dies der erste Film, den sie je gesehen hatten, und so manches versetzte sie in Erstaunen. Ein kleiner afrikanischer Junge zum Beispiel war tief beeindruckt von einer Szene, in der ein Zug in eine bestimmte Richtung fuhr. Er wunderte sich darüber, und am nächsten Tag fragte er den Farmer, auf dessen Land er wohnte, wann dieser Zug zurückkommen würde.

Bei einem kleinen Kreiskongreß von farbigen Brüdern kamen 200 Personen in einem Saal zusammen. Es war ein warmer Sommerabend, und der Film sollte in dem großen offenen Hof hinter dem Saal gezeigt werden. Da es noch zu hell war, um den Film zu zeigen, begannen die Brüder Königreichslieder zu singen. Bald wurde die Öffentlichkeit durch den schönen Gesang angelockt, und ehe man sich’s versah, hatten sich 650 Personen im Hof versammelt. Sie nahmen den Film mit großer Wertschätzung auf.

EIN BESUCHER AUS BROOKLYN KEHRT ZURÜCK

Im Oktober 1955 besuchte Milton G. Henschel noch einmal Südafrika. Zuerst schien es, als könnte er den Kongreß nicht besuchen, da das Innenministerium das Visum wieder rückgängig machte, nachdem es schon für ihn ausgestellt worden war. Nur einen Tag vor seiner Ankunft wurde das notwendige Visum wieder ausgestellt, aber mit der Einschränkung, er dürfe keine öffentlichen Reden halten. In großer Eile wurden nun mehrere Brüder im Bethel beauftragt, Vorträge vorzubereiten, um nötigenfalls für Bruder Henschel einzuspringen. Als Bruder Henschel eintraf, hatte er eine Unterredung mit dem Innenminister, und darauf erhielt er „grünes Licht“, und alles konnte programmgemäß ablaufen. Diese Entscheidung bereitete allen Brüdern große Freude, und die hart bedrängten Bethelbrüder, die eilig Vorträge ausgearbeitet hatten, um für Bruder Henschel einzuspringen, atmeten erleichtert auf.

Alle drei Rassen hatten wieder das Vorrecht, wie schon 1952 im Wembley-Stadion zusammenzukommen, und sie beachteten dabei das Gesetz, indem sie in getrennten Gruppen saßen. Wie begeistert waren doch die Brüder, als sie den Schlüsselvortrag von Bruder Henschel hörten, in dem ihnen versichert wurde, daß sie von ihrem König, Jesus Christus, in einem Triumphzug einhergeführt wurden — ein lieblicher Wohlgeruch für Gott und ein stechender Geruch für die Feinde. Insgesamt hörten 10 754 Personen den öffentlichen Vortrag „Weltbesiegung nahe — durch Gottes Königreich“, und 407 symbolisierten ihre Hingabe durch die Taufe. Ein weiterer Höhepunkt des Kongresses war am Sonntag, als die Brüder alle neuen Veröffentlichungen entgegennehmen konnten. Die Literatur war erst spät am Samstagabend in Johannesburg eingetroffen.

KONGRESSE „GÖTTLICHER WILLE“

Die Augen aller Zeugen in Südafrika waren auf den internationalen Kongreß der Zeugen Jehovas gerichtet, der vom 27. Juli bis 3. August 1958 unter dem Motto „Göttlicher Wille“ in New York stattfinden sollte. Welch ein begeisterndes Erlebnis war es doch für die 123 Brüder und Schwestern aus Südafrika, gemeinsam nach London und dann weiter nach New York zu fliegen!

In Südafrika wurde im Anschluß an den internationalen Kongreß in New York eine Serie von 13 Bezirkskongressen abgehalten, ebenfalls unter dem Motto „Göttlicher Wille“, und auf diesen Kongressen wurden neue Publikationen für das südafrikanische Gebiet freigegeben. Eine davon war das Buch Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies. Es hat sich für die Brüder als eine ausgezeichnete Hilfe erwiesen, wenn sie ihr Familienbibelstudium durchgeführt und ihren Kindern geholfen haben, biblische Erkenntnis zu erlangen.

Im Oktober 1958 erfuhren die Brüder in Südafrika, daß ihre afrikanischen Brüder in Malawi in Not geraten waren. Ein schreckliches Feuer hatte ein großes Gebäude, das sie gebaut hatten, um für einen Kongreß Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Dabei hatten sie alle Kleidung und ihre ganze Habe verloren. Innerhalb weniger Tage sammelten die südafrikanischen Brüder 1 500 Kilogramm Kleidung und schickten sie an ihre Brüder in Malawi.

EIN WEITERER BEDEUTUNGSVOLLER BESUCH

Im folgenden Jahr, 1959, stattete Bruder Knorr Südafrika einen weiteren Besuch ab, und es wurde ein Kongreß für die Zeit seines Besuches geplant. Man bemühte sich, einen Landeskongreß für alle Rassen gemeinsam zu veranstalten, wie es schon in den Jahren 1952 und 1955 der Fall gewesen war. Es wurde jedoch keine Erlaubnis dafür erteilt und das Zweigbüro mußte zwei Kongresse veranstalten, die in verschiedenen Teilen Johannesburgs stattfanden. Aus Natal und Zululand kamen 1 600 Brüder mit Sonderzügen. Aus allen Gebieten der Union und aus den umliegenden Ländern strömten die Brüder nach Johannesburg. Durch die Ankündigung des Kongresses wurde viel Interesse geweckt, und Hunderte von Fremden kamen zu dem öffentlichen Vortrag „Eine paradiesische Erde unter Gottes Königreich“ und zu anderen Programmpunkten. Zum europäischen Kongreß kamen 4 541 Personen ins Wembley-Stadion, während sich 12 648 Afrikaner in der Orlando Communal Hall versammelten, neben der noch zusätzlich sieben große Zelte aufgestellt werden mußten, da der Saal zu klein war. Insgesamt wurden 546 Personen getauft.

Als das Bethel im Jahre 1952 von Kapstadt nach Elandsfontein verlegt wurde, gab es durchschnittlich 8 580 Verkündiger in Südafrika; im Jahre 1959 war die Zahl auf 14 451 gestiegen. Das Bethel war inzwischen zu klein geworden, und es gab nicht genügend Wohnraum für die Familie. Vor Bruder Knorrs Besuch hatte der Zweigaufseher Pläne für eine Erweiterung des Bethels und der Fabrik nach Brooklyn gesandt, und sie waren vom Präsidenten der Gesellschaft genehmigt worden. Die Bauarbeiten begannen während seines Besuches. Diese Erweiterung war ein hübsches, ansehnliches Gebäude, größer als der ursprüngliche Bau. Es wurden 22 Schlafräume hinzugefügt und darüber hinaus ein Königreichssaal für die Bethelfamilie. Die Fabrik erhielt einen neuen Maschinensaal, und es war nun auch viel Platz für Lagerraum vorhanden. All das wurde wirklich gebraucht, wie die Produktionszahlen es zeigen. Im ersten Jahr nach Aufnahme der Produktion in der neuen Fabrik in Elandsfontein wurden über 740 000 Broschüren und Zeitschriften hergestellt. Aber im Jahre 1959 betrug die Produktionszahl der Zeitschriften allein fast 2 000 000.

Doch wie ging das Werk während dieser Zeit in den anderen Ländern voran, die unter der Aufsicht des südafrikanischen Zweigbüros standen? Betrachten wir das Werk in den drei britischen Protektoraten Basutoland, Swasiland und Betschuanaland.

HINDERNISSE IN BASUTOLAND ÜBERWUNDEN

Afrikanern fällt es im allgemeinen schwer, die Ahnenverehrung und die Zauberei aufzugeben, und das hindert sie auch daran, die Wahrheit anzunehmen. Obwohl viele Leute in Basutoland sagen, sie seien Christen, bringen ihre Geistlichen mit dem Volk Opfer dar, um die „Geister“ toter Häuptlinge und Ahnen zu besänftigen. Geistliche sowie Laien nehmen die Dienste von Medizinmännern in Anspruch.

Im Jahre 1953 wurde ein ehemaliger Leiter einer Missionsschule der Niederländischen Reformierten Kirche, Joshua Thongoana, als Kreisaufseher nach Basutoland (jetzt Lesotho) geschickt. Er und seine Frau trafen dort zu einer Zeit ein, in der Basutoland noch dafür berüchtigt war, daß Ritualmorde in Verbindung mit der Hexerei begangen wurden, und es ging das Gerücht um, daß Ausländer das Ziel solcher Morde waren. Bruder Thongoana und seine Frau setzten großes Vertrauen in Jehova, der sich ihnen als wirklicher Schutz erwies. Auch wurde ihnen viel Güte und Gastfreundschaft von den Brüdern zuteil.

In den Malutibergen mußte Bruder Thongoana mit dem Pferd von einer abgelegenen Gruppe zur nächsten reisen. Seine erste Reise zu Pferd, von Mokhotlong bis Bobete, nahm einen ganzen Tag in Anspruch. Als die Brüder an ihrem Bestimmungsort ankamen, waren alle, die das Reiten gewohnt waren, wohlauf und munter, aber er war erschöpft, und sein ganzer Körper schmerzte so sehr, daß er weder sitzen noch liegen konnte. Auf ihrem Rückweg mußten sie den Oranje überqueren, der gerade überschwemmt war. Seine Reisebegleiter sagten ihm, was er zu erwarten habe: Wenn die Strömung für das Pferd zu stark wäre, würde es versuchen, seinen Reiter abzuschütteln, damit es hinüberschwimmen könnte. Das jagte ihm einen Schrecken ein, denn er war kein guter Reiter. Sein Pferd ging ins Wasser, und die Spannung wuchs, doch glücklicherweise überquerten alle Pferde sicher den Fluß.

In den Malutibergen schneit es oft, und dem Schnee folgen beißende Winde. Als sie eines Morgens erwachten, sahen sie, daß weit und breit alles mit Schnee bedeckt war. Die ganze Landschaft war in ein Winterzauberland verwandelt worden. Während sie in ihr Gebiet gingen, sanken ihre Füße im Schnee ein — ein ganz neues Erlebnis für sie. Sie benötigten dringend Feuer, um sich warm zu halten, aber nirgendwo gab es Holz oder Kohle. Trotzdem wurde für sie gesorgt. Als sie dachten, sie könnten es nicht mehr aushalten, gab ihnen eine interessierte Person freundlicherweise genügend getrockneten Kuhmist, so daß sie ein Feuer machen konnten.

In den 1950er Jahren waren in Basutoland ständig weitere Fortschritte zu verzeichnen. Im Jahre 1953 gab es durchschnittlich 67 Verkündiger im Land, und 1959 war die Zahl auf 111 gestiegen — eine Zunahme von 81 Prozent.

VERBOT IN SWASILAND AUFGEHOBEN

In Swasiland, wo die Häuptlinge den Zeugen allgemein günstig gesinnt waren, war die Situation ähnlich wie in Basutoland. Obwohl die Brüder in Swasiland unter Verbot arbeiten mußten, war der oberste Häuptling dem Werk gegenüber wohlwollend eingestellt, und das ermöglichte es ihnen, Literatur zu verbreiten, wenn sie vorsichtig vorgingen. In jedes Buch, das die Verkündiger den Interessierten abgaben, schrieben sie ihren eigenen Namen als Zeichen dafür, daß sie die Literatur nicht verkauften, sondern lediglich an interessierte Personen verliehen.

Im Jahre 1958 besuchte Dennis McDonald, ein Bezirksaufseher, die einzige Gott hingegebene Schwester in Goedgegun (jetzt Nhlangano). Das war das erste Mal, daß sie von einem Vertreter der Gesellschaft besucht wurde. Sie mietete das örtliche Gerichtsgebäude für den öffentlichen Vortrag. Bruder McDonald war es nicht ganz wohl bei dem Gedanken, einen öffentlichen Vortrag in einem Gerichtsgebäude zu halten, und das in einem Land, wo die Literatur der Gesellschaft verboten war.

Der Mann der Schwester, der bei der Regierung beschäftigt war, versicherte ihm, er werde „eine beachtliche Zuhörerschaft“ haben. An jenem Sonntagnachmittag war tatsächlich „eine beachtliche Zuhörerschaft“ da, darunter zwei Geistliche der Niederländischen Reformierten Kirche, ein anglikanischer Geistlicher, der Friedensrichter des Ortes, der Ortspolizist, der Leiter der Kriminalpolizei und einige interessierte Personen. Bruder McDonald war sich darüber im klaren, daß diese Männer zu einem bestimmten Zweck gekommen waren. In dem öffentlichen Vortrag wurde das Versagen des Kommunismus der Hoffnung auf Gottes Königreich gegenübergestellt. Der ganze Vortrag wurde auf Tonband aufgenommen und nach Mbabane, der Hauptstadt, geschickt, wo er begutachtet werden sollte. Einige Zeit danach wurde das Verbot der Schriften der Gesellschaft aufgehoben, und es ist als ziemlich sicher anzunehmen, daß dieser öffentliche Vortrag Einfluß darauf hatte.

Die Vorführung des Filmes der Gesellschaft „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ trug ebenfalls dazu bei, Vorurteile zu überwinden. Der europäische Leiter eines großen Wohnlagers wollte zuerst den Film selbst sehen, bevor er die Erlaubnis für die Vorführung geben würde. So wurde ihm der Film privat vorgeführt, und 7 Personen waren anwesend. Der Leiter war sehr beeindruckt. Er erklärte: „Das ist etwas Neues und höchst Interessantes. Sie sind eine sehr große Organisation und sind ausgezeichnet organisiert.“ Es gefiel ihm, daß Jehovas Zeugen für eine reine Anbetung eintreten und daß sie sich nicht in Politik und in weltliche Angelegenheiten einmischen. Er bedankte sich für die Gelegenheit, den Film gesehen zu haben, und sagte dem Bezirksaufseher: „Sie können den Film heute abend im Saal des Lagers zeigen, und ich werde die Jungs von der Polizei bitten, Ihnen zu helfen.“ An jenem Abend sahen sich 903 Personen den Film an.

In dieser Zeit nahm die Zahl der Verkündiger der guten Botschaft in Swasiland schnell zu. Sie stieg von 126 Verkündigern im Jahre 1953 auf 289 Verkündiger im Jahre 1959 — eine Zunahme von 129 Prozent.

AUSDAUER IN BETSCHUANALAND BELOHNT

Im Jahre 1956 wurde Joshua Thongoana als Kreisaufseher nach Betschuanaland geschickt. Einige der einheimischen Brüder waren bereits von Häuptlingen ausgepeitscht worden, weil sie gepredigt hatten. Ein Häuptling warf den Brüdern vor, sie würden eine neue Religion ins Land bringen, während Häuptling Khama nur eine Religion, die London Missionary Society, eingeführt hätte. Ein Pionier wurde zweimal geschlagen, und sein Vieh wurde beschlagnahmt, weil er gepredigt hatte. Doch als der Häuptling sein festes Eintreten für die Wahrheit sah, ließ er ihm sein Vieh zurückgeben.

Bruder Thongoana wurde zwei Wochen nach seiner Ankunft zusammen mit zwei anderen Brüdern verhaftet. Vor dem kgotla (Gericht) wurden sie angeklagt, eine neue Religion zu lehren. Die Brüder erhielten nicht die Gelegenheit, sich zu verteidigen, und diejenigen, die beim kgotla anwesend waren, forderten, daß sie schuldig gesprochen würden. Nachdem der Häuptling und sein kgotla viele Anschuldigungen gegen sie erhoben hatten, wurde Bruder Thongoana aufgefordert, Betschuanaland am nächsten Tag zu verlassen, während jeder der einheimischen Brüder zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Bruder Thongoana verließ wohl diese Gegend, doch statt das Land zu verlassen, reiste er weiter ins Landesinnere. Später freute er sich zu hören, daß der Häuptling seine Meinung geändert und den Brüdern ihre Strafe erlassen hatte.

Bei seinem nächsten Besuch wurde Bruder Thongoana wieder verhaftet. In diesem kgotla bekundete man großes Interesse. Der Ortsgeistliche der London Missionary Society war anwesend und wurde vom Häuptling gebeten, das kgotla mit Gebet zu eröffnen. Wieder wurde Bruder Thongoana beschuldigt, eine neue Kirche einzuführen, obwohl sie doch schon eine hätten. Dieses kgotla gestattete Bruder Thongoana, sich zu verteidigen, und er führte viele Bibeltexte an, um zu zeigen, was und warum er predigte. Der Geistliche der London Missionary Society führte überhaupt keine Bibeltexte an; er hatte nicht einmal eine Bibel bei sich. Einige Ratgeber überzeugten den Häuptling, den Bruder freizusprechen, und diesmal endete das kgotla mit einem theokratischen Sieg.

Bis das Verbot der Literatur der Gesellschaft im Jahre 1959 aufgehoben wurde, wurden noch viele Brüder verhaftet. Doch die Brüder traten fest für die Wahrheit ein. Die 100 Verkündiger, die es im Jahre 1953 gab, wuchsen bis zum Jahre 1959 auf 166 an, und das war gewiß eine ausgezeichnete Mehrung.

GEISTIGE SEGNUNGEN AUF ST. HELENA

Nach Bruder van Stadens Besuch hatten die Brüder auf St. Helena nur noch durch die Post und durch die Schriften der Gesellschaft regelmäßig Kontakt mit Jehovas sichtbarer Organisation. Daher war es ein besonderes Ereignis für diese Brüder, als der Kreisaufseher und seine Frau während des Dienstjahres 1955 einen ganzen Monat lang zu Besuch kamen. Der Kreisaufseher verbrachte in jeder der beiden Versammlungen zwölf Tage, und dann wurde die Tätigkeit des Monats mit einem Kreiskongreß abgerundet. Zum öffentlichen Vortrag kamen 105 Personen, und 3 wurden getauft.

Den Brüdern auf St. Helena kamen noch weitere geistige Segnungen zu. Im Jahre 1956 wurde der Film „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ achtmal vor insgesamt 1 000 Besuchern gezeigt. Dadurch erhielten diese abgelegen lebenden Brüder einen wunderbaren Einblick in Jehovas weltweite Organisation. Ein Mann erzählte hinterher. „Ich schäme mich nicht zu sagen, daß mir die Tränen übers Gesicht liefen und anderen ging es ebenso.“ Was hatte sie so sehr beeindruckt? „Zu sehen, wie die Brüder in Liebe zusammenarbeiten. Wenn wir doch nur genauso arbeiten könnten!“

Im Jahre 1958 wurde der Film „Die glückliche Neue-Welt-Gesellschaft“ achtmal vorgeführt, und insgesamt sahen ihn 1 095 Personen. Alle Zuschauer waren erstaunt, die großen Mengen Menschen zu sehen, die zu den Kongressen in allen Teilen der Welt zusammengekommen waren.

Seitdem im Jahre 1933 der erste Königreichssamen ausgesät worden war, war es jedoch noch keinem Verkündiger von St. Helena möglich gewesen, persönlich einen Kongreß in Übersee zu besuchen. Jetzt reisten zum erstenmal zwei Brüder nach New York, um den internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ (1958) zu besuchen. Wegen der schlechten Verkehrsverbindungen mußten sie schon im Mai abreisen und konnten erst im November zurückkehren. Doch welch ein großartiges Erlebnis, den Kongreß in New York zu besuchen, und welch eine Freude für ihre Brüder, als sie zu Hause all die guten Dinge erzählten, die sie auf dem Kongreß gelernt und erlebt hatten!

FORTSCHRITTE AUF MAURITIUS

Im Jahre 1953 machte die Versammlung in Vacoas gute Fortschritte, und eine andere Versammlung entstand gerade in Port Louis. In Übereinstimmung mit dem Gesetz hatten die Missionare die Polizei von ihren Zusammenkünften unterrichtet, und der Polizeichef hatte ihnen geantwortet, es sei nichts dagegen einzuwenden, vorausgesetzt, daß es nicht zu religiösen Streitigkeiten käme, die den Frieden stören könnten. Die Polizei ließ es jedoch nicht darauf ankommen, und so waren die ersten, die zu der Zusammenkunft eintrafen, vier Detektive. Zufällig waren unter den Freunden, die die Zusammenkunft besuchten, ein pensionierter Detektiv und mehrere Verwandte eines anderen Detektivs. So war die erste Zusammenkunft beinahe ein Polizistentreffen. Die Beamten schienen recht zufriedengestellt und überzeugt zu sein, daß Jehovas Zeugen ruhige, gesetzestreue Menschen sind.

Im Jahre 1955 gab es weitere Fortschritte auf Mauritius, und die Verkündiger erreichten in jenem Jahr eine Höchstzahl von 30. Später im gleichen Jahr kam Bruder Milton Henschel nach Mauritius und richtete dort ein Zweigbüro der Gesellschaft ein, das sich der Königreichsinteressen auf den drei Inseln des Indischen Ozeans, Madagaskar, La Réunion und Mauritius, annehmen sollte.

ERFOLGREICHE ANSTRENGUNGEN AUF MADAGASKAR

Nachdem die beiden Pioniere aus Südafrika, Robert Nisbet und Bert McLuckie, Madagaskar im Jahre 1933 besucht hatten, scheinen 22 Jahre vergangen zu sein, in denen nichts in bezug auf das Werk dort unternommen wurde. Im Jahre 1955 besuchten Milton Henschel und Robert Nisbet die Insel, um dort das Werk unter der Leitung des Zweigbüros der Gesellschaft auf Mauritius zu organisieren. Bald wurden aus Frankreich Sonderpioniere dorthin geschickt. Sie arbeiteten hart und waren sehr erfolgreich. Sie leiteten viele Bibelstudien. Es dauerte nicht lange, und die gute Botschaft vom Königreich wurde von einheimischen Verkündigern verbreitet. Im Jahre 1958 wurde die erste Broschüre ins Madagassische übersetzt. Im darauffolgenden Jahr wurde dem Zweigbüro in Frankreich die Aufsicht über das Werk dort übertragen.

DAS KÖNIGREICHSWERK BEGINNT IN ANGOLA

Im Jahre 1938 wurde der erste Königreichssamen in Angola ausgesät. Dieses 1 246 700 km2 große Land liegt an der Westküste Afrikas, im Süden begrenzt von Südwestafrika, im Norden von Zaire und im Osten von Sambia

Zwei Pioniere aus Kapstadt kamen im Jahre 1938 nach Angola und arbeiteten dort unter der weißen Bevölkerung. In drei Monaten gaben sie 8 158 Bibeln, Bücher und Broschüren ab und weckten viel Interesse. Doch im darauffolgenden Jahr brach der Zweite Weltkrieg aus, und es war sehr schwer, mit den interessierten Menschen Verbindung aufrechtzuerhalten.

Zwölf Jahre später, im Jahre 1950, wurde ein afrikanischer Pionier aus Moçambique nach Angola deportiert. Es hatte keine Gerichtsverhandlung stattgefunden, aber er war auf die kleine portugiesische Insel São Tomé, die am Äquator, vor der Westküste Afrikas, liegt, geschickt worden. Diese Insel gehörte zum Gebiet von Angola. Innerhalb von sechs Monaten beteiligten sich 13 andere mit ihm am Zeugniswerk auf dieser Insel.

Zwei Jahre später war die kleine Gruppe auf São Tomé auf 21 Verkündiger angewachsen. São Tomé und die Nachbarinsel Principe sind nur 964 km2 groß und haben zusammen 64 000 Einwohner. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um eine Strafkolonie für portugiesische Afrikaner, die auf den Kautschuk-, Bananen- und Kaffeeplantagen als Sklaven arbeiten müssen. Die kleine Gruppe von Königreichsverkündigern mußte ihr Werk daher unter Schwierigkeiten durchführen, und keiner war da, der sie besuchte oder ermunterte. Bis dahin gab es in Angola noch keine Verkündiger, und das Königreichswerk war nicht organisiert.

Während des Jahres 1954 gingen jedoch Briefe im südafrikanischen Zweigbüro von einer kleinen Gruppe Afrikanern aus Baía dos Tigres ein, einer Strafgefangenensiedlung, die im äußersten Süden Angolas am Rande eines Fischerdorfes lag. Der Schreiber, João Mancoca, schrieb in einem seiner Briefe: „Die Gruppe der Zeugen Jehovas in Angola besteht aus 1 000 Mitgliedern. Ihr Führer ist Simão Gonçalves Toco.“ Hinter dieser sensationellen Erklärung verbirgt sich eine sehr interessante Geschichte.

Im Jahre 1943 war dieser Simão Toco Chorleiter einer Baptistenmission in Léopoldville (Belgisch-Kongo, jetzt Zaire). Er war ein fähiger und erfolgreicher Chorleiter, und seine Gruppe wuchs auf viele hundert Mitglieder an. Zwei Broschüren der Watch Tower Society gelangten in seinen Besitz, und er las sie mit Interesse. Toco schrieb nach Brooklyn, um weitere Publikationen der Gesellschaft zu erhalten. Allmählich verwandte er einige Königreichslehren in seinen Liedern oder Hymnen (die er selbst komponierte), und sie bildeten auch Gesprächsstoff für Unterhaltungen mit seinen engeren Freunden aus dem Chor. Allerdings fanden Anhänger von Simon Kimbangu, die Spiritismus praktizierten, in Tocos Studiengruppen Eingang. Im Jahre 1949 fühlten sich Tocos Anhänger gedrängt, hinauszugehen und mit anderen zu sprechen, und viele von ihnen predigten in Léopoldville. Es dauerte jedoch nicht lange, und Toco sowie ein großer Teil seiner Anhänger wurden verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Im Gefängnis hörte Toco auf, die Publikationen der Gesellschaft und schließlich sogar die Bibel zu benutzen, und da sich seine Gruppe mehr auf Botschaften von Geistermedien stützte, wurde die Wahrheit durch den Spiritismus Kimbangus verdunkelt. Die meisten Anhänger der Gruppe stammten aus Angola. Nachdem sie ein paar Monate im Gefängnis zugebracht hatten, wurden daher diejenigen, die sich standhaft weigerten aufzuhören, Toco nachzufolgen, nach Luanda geschickt. Das waren etwa 1 000 Personen.

Unter denen, die nach Angola deportiert wurden, befand sich João Mancoca, ein intelligenter und geistiggesinnter Afrikaner. Während der Gerichtsverhandlung wurde ihm vorgeworfen, Anhänger der „Watchtower-Bewegung“ zu sein, die mit dem Kimbanguismus, einer verbotenen afrikanischen Sekte, in Verbindung stehe. Der Richter versuchte, ihn freizulassen, vorausgesetzt, er würde seinen Glauben aufgeben. Obwohl Mancoca einige Auffassungen Tocos nicht teilte und besonders gegen die Ausübung von Spiritismus war, erkannte er, daß in dem, was er durch Toco erhielt, etwas Wahrheit steckte, und er wußte, daß er dies verlieren würde, wenn er aufgeben würde, was er angenommen hatte. Er nahm es daher lieber in Kauf, wieder ins Gefängnis gesteckt zu werden, als das bißchen Wahrheit aufzugeben, das er schon hatte. Die portugiesischen Behörden waren über den tatsächlichen Ursprung der Gruppe im ungewissen; sie wußten nicht, was sie mit ihr tun sollten. Sie befürchteten, daß ihre Anhänger staatsgefährdende Elemente sein könnten, und doch schienen die Mitglieder ganz harmlos und aufrichtig zu sein. Schließlich wurden sie in kleinen Gruppen in verschiedene Teile Angolas verstreut. Toco und viele aus seiner Gruppe wurden in den Norden Angolas geschickt, wo sie auf einer Kaffeeplantage arbeiten mußten. Mancoca blieb mit einer anderen Gruppe in Luanda.

In Luanda versuchte Mancoca, die dortige Gruppe zu überzeugen, die Bibel zu gebrauchen und den Spiritismus aufzugeben. Zusammen mit Sala Ramos Filemon und Carlos Agostinho Cadi bemühte sich Mancoca, der biblischen Wahrheit das Übergewicht zu geben. Ein Afrikaner, der unsere Bücher „Das Königreich ist herbeigekommen“ und „Die Wahrheit wird euch frei machen“ in Französisch als Schulbücher für seinen Sohn gekauft hatte, fand sie für diesen Zweck ungeeignet und übergab sie Mancoca. Mancoca und seine wenigen Gefährten, die wirklich die Wahrheit schätzten, waren begeistert. Dann wurde Toco in den Süden geschickt, und auf dem Weg dorthin kam er durch Luanda. Zu dieser Zeit war er ein überzeugter Spiritist und verbot seinen Anhängern, die Bibel zu gebrauchen. Offensichtlich hatten die „Kimbangu“-Anhänger, die sich ihm angeschlossen hatten, einen starken Einfluß auf ihn ausgeübt und hatten ihn von Gottes Wort abgebracht. Mancoca und seine Gruppe waren darüber entsetzt, und drei Monate lang beteten sie inständig zu Jehova, ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, mit der Watch Tower Society in Verbindung zu treten.

Einigen Nachfolgern Tocos gefielen die Wahrheiten, die Mancoca lehrte, nicht. Sie denunzierten diese kleine Gruppe bei den portugiesischen Behörden und klagten sie fälschlich an, die Urheber einer der falschen Lehren Tocos zu sein. Daraufhin wurden Mancoca und seine Freunde 21 Tage lang in eine dunkle Zelle eingesperrt. Eine der Wachen „schmuggelte“ eine Schreibmaschine und einige Kerzen hinein. Auf diese Weise stellten sie insgeheim Abschriften der Broschüren der Gesellschaft in Manuskriptform her. Schließlich wurden sie in die Strafkolonie in Baía dos Tigres deportiert, und sie wurden verurteilt, vier Jahre dort zu bleiben. Die Strafe wurde schließlich auf sechs Jahre verlängert, und all das aufgrund einer falschen Anklage.

In Baía dos Tigres fanden Mancoca und seine Gefährten einige Tocoisten vor, die sie ermunterten, die Bibel zu studieren, allerdings ohne Erfolg. Daher trennten sie sich von dieser Gruppe. Darauf beschloß Mancoca, einige Kapitel des Buches „Die Wahrheit wird euch frei machen“ (das er in Französisch hatte) in Kikongo, ihre Muttersprache, zu übersetzen. Zu dieser Zeit schrieb ein Tocoist einen Brief an das Büro der Gesellschaft in Salisbury und erhielt eine Antwort auf spanisch, die er nicht lesen konnte. Darauf brachte er den Brief zu Mancoca. Auf diese Weise erhielt Mancoca die Anschrift der Gesellschaft, und daraufhin schrieben er und seine Gefährten in Französisch an das rhodesische Zweigbüro, und dieser Brief wurde an das südafrikanische Zweigbüro weitergeleitet. So korrespondierte die Gruppe in Baía dos Tigres drei Monate lang mit dem Zweigbüro und erhielt auch einige Literatur.

Als die Nachricht über diese seltsame Gruppe Brooklyn erreichte, trafen die Brüder dort bald Vorkehrungen, daß ein englischer Missionar, John R. Cooke, der bereits mehrere Jahre in Portugal gewesen war und recht fließend Portugiesisch sprach, nach Angola geschickt wurde. Bruder Cooke traf am 21. Januar 1955 in Angola ein. Als erstes setzte er sich mit einem Rechtsanwalt in Luanda in Verbindung, der John den Rat gab, sehr vorsichtig zu sein, da man glaube, Tocos Anhänger seien „Mau-Mau“-Elemente (Terroristen) oder würden von Kommunisten unterstützt.

Es war ein seltsames Gefühl für Bruder Cooke, durch die Straßen von Städten wie Luanda und Benguela zu gehen und Mitglieder dieser Gruppe mit ihrem Sternabzeichen zu sehen. Er fragte sich, ob es wohl voraussichtliche Brüder oder nur getarnte Kommunisten seien. Er sprach privat mit einigen von ihnen in Lobito und Benguela, aber abgesehen davon, daß er herausfand, daß sie die Bibel hatten, den Namen Jehovas kannten und häufig Zusammenkünfte abhielten, konnte er keinerlei Fortschritte erzielen. Es gab eine große Gruppe in Luanda. Er sprach mit Anhängern dieser Gruppe und hatte Unterredungen mit ihrem Komitee. Aber diese Männer waren Anhänger Tocos und waren nicht wirklich an der Watch Tower Bible and Tract Society interessiert. Eine Ausnahme war ein junger Mann namens Antonio Bizi, der Bruder Cookes Besuche sehr schätzte und anderen half, die Zeitschriften der Gesellschaft zu abonnieren.

Nachdem Bruder Cooke seine ersten Eindrücke nach Elandsfontein berichtet hatte, erhielt er Anweisung, zu versuchen, mit Mancoca und seinen Freunden in Baía dos Tigres Kontakt aufzunehmen. Doch Baía dos Tigres ist eine kleine Fischereistation an einer sandigen Wüstenküste im äußersten Süden Angolas. Dieser Ort hat nur wenig Verbindung mit der Außenwelt und steht unter strenger Aufsicht der Regierung, da er ja in Wirklichkeit eine Strafkolonie ist. John Cooke erinnert sich, daß er lange Zeit über dieses Problem nachdachte. Er legte die Angelegenheit Jehova im Gebet dar. Schließlich schrieb er einen Brief an den Generalgouverneur in Luanda, erklärte seinen Auftrag und bat um eine Unterredung. Nach drei spannungsreichen Wochen wurde er gebeten, bei Senhor Santana Godinho, dem Hauptassistenten des Gouverneurs im Verwaltungsbereich, vorzusprechen. Während einer langen Unterhaltung stellte dieser Herr Bruder Cooke viele Fragen über das Werk und die Glaubenslehren der Zeugen Jehovas. Schließlich war er damit einverstanden, daß Bruder Cooke nach Baía dos Tigres reiste. Bruder Cooke war sprachlos, als er ihm sagte: „Wir werden Ihnen einen kostenlosen Rückflugschein geben.“ Schließlich handelte es sich um eine Reise von 1 800 Kilometern!

Ein paar Tage später kreiste ein kleines sechssitziges Flugzeug über der kleinen, sonnengebadeten Siedlung Baía dos Tigres und landete dann auf dem Betonstreifen, der auf dem Sand angelegt worden war. Bruder Cooke stieg mit ein paar weiteren Passagieren aus. Nach einigen Schwierigkeiten traf Bruder Cooke zum erstenmal mit der kleinen Gruppe zusammen. Das war Mancocas großer Tag. Wie viele Jahre hatte er darum gebetet und darauf gewartet! Endlich hatte er persönlichen Kontakt mit der Gesellschaft, die die Wahrheit lehrte! Er zog sich seine beste Kleidung an und las dem Beauftragten der Gesellschaft einen langen Willkommensbrief vor. Wie sehr freute sich Bruder Cooke, schafähnliche Menschen gefunden zu haben, die so begierig waren, etwas über das Königreich zu erfahren! Er verbrachte jeden Abend bei diesen demütigen, aufrichtigen Afrikanern, sprach mit ihnen über Gottes Wort und berichtete ihnen über das Werk. Sie zeigten ihm ein dickes Schreibheft. Es enthielt den Inhalt der Broschüren Das Königreich, die Hoffnung der Welt und Die letzten Tage, die in ihre Sprache, Kikongo, übersetzt worden waren. Dieses Heft war vor vielen Jahren mit der Hand geschrieben und lange Zeit als eines der Hauptlehrbücher verwendet worden. Bruder Cooke war überrascht, festzustellen, daß sie durch das Lesen der Publikationen aus Elandsfontein schon einen recht guten Begriff von der Wahrheit hatten.

Unterdessen wohnte Bruder Cooke beim Leuchtturmwärter. Dieser war interessiert, abonnierte beide Zeitschriften und bestellte eine Bibel. Dann sagte er: „Senhor Cooke, Sie verbringen Ihre ganze Zeit bei den Afrikanern. Und was ist mit uns Weißen? Warum richten Sie nicht eine Zusammenkunft für uns ein?“ Das tat er dann auch, und an dem Sonntag, an dem Bruder Cooke in einer der übelriechenden Fischmehlfabriken einen öffentlichen Vortrag hielt, waren 80 Zuhörer da — 10 Weiße und 70 Schwarze. Das war die erste öffentliche Zusammenkunft in Angola. Am nächsten Tag flog Bruder Cooke mit sehr herzlichen Eindrücken von der kleinen Gruppe wieder ab. Er hatte einen Brief bei sich, der an Tocos Gruppen adressiert war. Darin wurde erklärt, wer er sei, und die Gruppen wurden ermuntert, ihn als Beauftragten der Gesellschaft aufzunehmen. Damit hoffte er, bessere Aufnahme bei den verschiedenen Gruppen zu finden.

Bruder Mancoca erzählt folgendes über diesen Besuch von Bruder Cooke: „Ich zweifelte nicht länger daran, daß dies die wahre Organisation ist, die Gottes Unterstützung hat. Ich sagte mir, daß keine andere Religionsgemeinschaft so etwas tun würde: ohne Bezahlung einen Missionar so weit zu schicken, um eine unbedeutende Person zu besuchen, nur weil sie einen Brief geschrieben hatte.“

Doch in Luanda zeigte sich das örtliche Toco-Komitee nicht sonderlich von Mancocas Brief beeindruckt. „Wer ist er schon, daß er uns sagen könnte, was wir tun sollten? Wenn Toco uns einen solchen Brief geben würde, wäre die Sache natürlich ganz anders.“ Und so beschloß Bruder Cooke, Toco persönlich zu besuchen.

Er schickte einen Bericht an Senhor Santana Godinho, in dem er kurz erklärte, was ihm auf seiner Reise widerfahren sei und welchen Eindruck er von denen habe, die er getroffen hätte. Bald wurde er zu einer weiteren Unterredung eingeladen. Santana Godinho bedankte sich für den Bericht. Er erklärte, daß er und andere daran zweifelten, daß Tocos Sekte wirklich staatsgefährdend sei, obwohl dies die offizielle Meinung sei. Man war daher froh, jemanden zu haben, der bei ihnen Eingang fand und die Wahrheit herausfinden konnte. Darauf machte er ein zweites überraschendes Angebot. „Nun, wohin möchten Sie noch gehen, Senhor Cooke? Sagen Sie uns nur, was Sie wollen, und wir werden Ihnen kostenlos eine Rückfahrkarte geben.“ John bat darum, Toco besuchen zu dürfen, der in der Nähe von Sá de Bandeira, einer mittelgroßen Stadt im mittleren Süden Angolas, im „Busch“ wohnte. Dies wurde ihm gewährt.

Kurz darauf hatte Bruder Cooke zwei lange Unterredungen mit Toco in Anwesenheit eines Regierungsbeamten. Toco, ein großer, intelligenter Mann, noch recht jung, sagte, er freue sich, jemand von der Watch Tower Society zu treffen. Er und Bruder Cooke unterhielten sich über biblische Fragen und über die Entstehung der Gruppe, und darauf schrieb auch er einen Brief an all seine Anhänger in Angola und teilte ihnen mit, daß Mr. Cooke die Watch Tower Society vertrete, von der er Literatur erhalte. Nach einigen interessanten Ausflügen als Gast des Gouverneurs kehrte Bruder Cooke nach Luanda zurück in der Hoffnung, daß diese Gruppe von 1 000 Personen die Wahrheit jetzt vielleicht bereitwilliger annähme.

Doch das Toco-Komitee in Luanda wollte davon nichts wissen. Sie waren hier die Herren, und kein anderer sollte die Leitung übernehmen. Das war zumindest die Einstellung des dortigen Führers, David Dongala, obwohl viele Personen Interesse bekundeten. Die Zeit, die Bruder Cooke in Luanda verbrachte, war jedoch nicht verschwendet. Er gab viel Zeugnis, und es war eine wunderbare Zeit für ihn. An einem Tag allein erlangte er 22 Abonnements, und außerdem hatte er gerade bei ein oder zwei weißen Familien und bei Mitgliedern der Toco-Gruppe Bibelstudien eingerichtet.

Nach einer ereignislosen Flugzeugreise nach Cela, einer neuen landwirtschaftlichen Kolonie, änderte sich die Lage drastisch. Santana Godinho verlor seine Stellung als Regierungsbeamter. Er war Bruder Cooke bei seiner schwierigen Aufgabe eine wirkliche Hilfe gewesen und hatte sich immer sehr freundlich gezeigt. Jetzt gab es keine kostenlosen Fahrten mehr, und die Bitte, das fünfmonatige Visum zu verlängern, wurde abgelehnt. Bruder Cooke reiste im Juni 1955 ab. Er war Jehova sehr dankbar für seine Hilfe und für das Vorrecht, wichtige Kontakte hergestellt und viel guten Samen in diesem „jungfräulichen“ Gebiet ausgesät zu haben.

Das Königreichswerk hatte einen Anfang genommen, und obwohl das neue Tätigkeitsfeld durch Widerstand und Verfolgung nahezu erstickt wurde, wuchs es durch Jehovas unverdiente Güte und aufgrund der standhaften Loyalität der neuen Brüder weiter.

MUTIGE ANSTRENGUNGEN FORTGESETZT

Im Juni 1956 hatten Mancoca und sieben andere neue Brüder in Baía dos Tigres den Mut und die Initiative, einen Brief an den Gouverneur des Distrikts von Moçâmedes zu schreiben, in dem Baía dos Tigres liegt. Darin hieß es auszugsweise: „Wir bitten Ihre Exzellenz untertänigst um die Gunst, uns als Mitglieder der Gesellschaft der Zeugen Jehovas anzuerkennen.“ Die Brüder baten um mehr Religionsfreiheit, aber die einzige Antwort, die sie erhielten, war mehr Bedrückung. Trotz alledem ließen sich zehn von ihnen im Jahre 1956 taufen.

Unterdessen hatten auf der Insel São Tomé mehrere Brüder ihre Haftstrafe von sieben Jahren abgebüßt. Unter denen, die freigelassen und nach Moçambique zurückgeschickt wurden, befand sich der ehemalige vorsitzführende Aufseher.

DAS LICHT WIRD NICHT GEDÄMPFT

Das Licht der Wahrheit schien weiter in Angola, und trotz vieler Schwierigkeiten sollte es nicht gedämpft werden. Überdies sollte dieses Licht nun auch der weißen Bevölkerung zugute kommen.

Am 26. Oktober 1956 landeten Mervyn Passlow und seine Frau Aurora in Luanda, um das Werk fortzusetzen, das John Cooke begonnen hatte. Bruder Cooke hatte den Passlows eine Liste der Abonnenten und der Interessierten von Luanda geschickt. Doch als Adressen der Abonnenten waren nur Postfachnummern angegeben, denn an Privatwohnungen wird keine Post ausgeliefert. Daher bemühte er sich eine Zeitlang vergeblich, diese Leute zu finden. Dann traf ein Brief von Bruder Britten, dem Zweigaufseher in Lissabon, ein, aus dem er erfuhr, daß eine sehr interessierte Frau namens Berta Teixeira im Begriff sei, nach Luanda zurückzukehren. Sie war sehr überrascht, als die Passlows kurz nach ihrer Ankunft bei ihr vorsprachen. Sie verloren keine Zeit und richteten bei ihr und ihrer Familie ein Bibelstudium ein. Sie konnte ihnen auch mit den Adressen der Abonnenten weiterhelfen, da einer ihrer Verwandten bei der Post arbeitete. Eine ganze Anzahl Abonnenten wurden sehr lernbereite Schüler. Schon nach wenigen Wochen sprachen sie mit ihren Freunden und Nachbarn. Die Passlows waren jeden Abend und an vielen Nachmittagen bei diesen Menschen eingeladen. Innerhalb von sechs Monaten führten sie bei über 50 Personen Bibelstudien durch.

Bald nach ihrer Ankunft erhielten die Passlows auch Briefe von afrikanischen Brüdern und Interessierten aus verschiedenen Teilen Angolas. Bruder Mancoca, der sich immer noch in Baía dos Tigres in Haft befand, schrieb den Passlows ermunternde Briefe. Sie wurden auch von dortigen afrikanischen Brüdern besucht, die geistige Hilfe benötigten. Aufgrund der dort herrschenden Situation und da Bruder Passlow ein Ausländer war, ging er nie zu ihren Zusammenkünften. Aber Antonio Bizi, der großes Interesse bekundet hatte, als Bruder Cooke dort war, besuchte die Passlows regelmäßig, um die Bibel zu studieren und geschult zu werden, so daß er schließlich den anderen afrikanischen Brüdern beistehen konnte. Außerdem beschafften sich die Afrikaner viel Literatur, und ein großer Teil davon wurde ins Landesinnere gebracht.

Ein paar Monate nach ihrer Ankunft begannen die Passlows, in ihrem Zimmer regelmäßig ein Wachtturm-Studium abzuhalten. Doch schon am Ende des ersten Monats war das Zimmer zu klein geworden. Darauf stellte Schwester Teixeira, die eine Sprachschule leitete, einen der inneren Schulräume ihres Colleges zur Verfügung. Da ihre Kurse bis 21 Uhr gingen, mußten alle wöchentlichen Zusammenkünfte nach 21 Uhr beginnen. Auf diese Weise erregten sie weniger Aufmerksamkeit.

Aus ganz Angola gingen Briefe ein. Die Schreiber waren Afrikaner, die alle behaupteten, Brüder zu sein. Doch zu jener Zeit befand sich Angola im Krieg, und es war nicht möglich, mit diesen Menschen Verbindung aufzunehmen.

Bald danach wurde bei Senhor Vieira Gonçalves und seiner Frau ein Bibelstudium eingerichtet. Er hatte sechs Jahre studiert, um Priester zu werden, aber er war über die jungen Theologiestudenten und ihr Benehmen so entsetzt, daß er sein Theologiestudium aufgab, bevor er Priester wurde. Er machte schnell Fortschritte, besuchte von Anfang an die Zusammenkünfte und fing bald an, mit seinen Freunden zu sprechen. Nach zwei Monaten studierte er bereits mit einer anderen Familie.

Nach acht Monaten in Luanda dachte Bruder Passlow, es sei nun an der Zeit, eine Taufe durchzuführen, da mehrere den Wunsch zum Ausdruck gebracht hatten, ihre Hingabe zu symbolisieren. Wie überrascht und erfreut waren sie doch, als an jenem Tag ein Bruder aus Portugal eintraf — Bruder Henrique Vieira, der sich auf dem Weg nach Südafrika befand! Vor der Taufe hielt Bruder Vieira eine Ansprache, erzählte einige Erfahrungen und führte dann die Taufe in der Bucht von Luanda durch.

Bald darauf versuchte Bruder Passlow, sein Visum zu verlängern, doch es wurde ihm verwehrt. Sofort bat er Bruder Gonçalves, sich der kleinen Gruppe anzunehmen. Dieser treue Bruder, der doch erst ein Kleinkind in der Wahrheit war, als er die Leitung übernahm, nahm seine Pflichten neun Jahre lang wahr, bis auch er verhaftet, ins Gefängnis gesteckt und schließlich nach Portugal deportiert wurde.

Bruder Passlow hatte genau zur richtigen Zeit gehandelt. Wenige Tage später hielt plötzlich ein Wagen der Geheimpolizei neben den Passlows an, als sie gerade in der Stadt waren, und sechs Polizisten stiegen aus und umzingelten sie, als ob sie gefährliche Verbrecher wären. Darauf wurden sie in ihr Zimmer gebracht, und ein großer Teil ihres Eigentums wurde beschlagnahmt — darunter auch Auroras Kochrezepte, da sie angeblich geheime Botschaften enthielten. Als die Polizei den Vorrat an Bibeln hinaustrug, sagte Bruder Passlow: „Ich hoffe, Sie lesen sie.“ Einer der Männer erwiderte: „Steht da was über Fußball drin?“ Darauf lachten sie alle. Die Polizisten wußten recht gut, daß sie lediglich als Marionetten des Bischofs von Luanda handelten. Später erfuhren die Passlows, daß eine Interessierte dem Bischof von all den guten Dingen berichtet hatte, die sie gelernt hatte.

Ein Bittgesuch an den britischen Konsul, einen frommen Katholiken, wurde abgelehnt. Darauf bestellte der Polizeikommissar die Passlows in sein Büro. Er teilte ihnen mit, daß sie innerhalb einer Woche das Land verlassen müßten. Aus seinen Bemerkungen ging hervor, daß er die Passlows mit der berüchtigten „Watchtower-Bewegung“ aus Zentralafrika in Verbindung brachte. Es war sinnlos, mit ihm zu argumentieren.

Am 27. Juni 1957 reisten die Passlows nach Südafrika ab. Wegen der Haltung der Polizei warnten sie die Brüder, besonders die afrikanischen, zu kommen und sie zu verabschieden. Aber das Band der Liebe war zu stark. Polizei hin, Polizei her — die Brüder, darunter viele Afrikaner, waren da, um „Adeus“ zu sagen. Gerade, als sie die Gangway hochgehen wollten, kam einer dieser afrikanischen Brüder, der eben erst aus Baía dos Tigres entlassen worden war, nahe an sie heran, drückte Bruder Passlow einen Umschlag in die Hand und verschwand dann in der Menge. Der Umschlag enthielt als Abschiedsgeschenk etwas Geld zusammen mit der Notiz: „Um etwas Brot zu kaufen.“ Während das Schiff langsam auslief, fühlten die Passlows tiefe Dankbarkeit für die unbeschreibliche Freude, einigen Menschen geholfen zu haben, unseren Gott, Jehova, kennenzulernen.

Einige Zeit später erfuhren die Passlows, daß am folgenden Tag im Radio verkündet worden war, das Land sei gerade von einer großen Gefahr, nämlich von einem ausländischen Ehepaar, befreit worden, das versucht habe, kommunistische und terroristische Aktivitäten einzuführen. „Doch, Gott sei Dank, ist diese Gefahr jetzt gebannt!“ Monate später, als es wirklich zu heftigen Terroristenkämpfen kam, berichtete die Presse von Angola fälschlich, Wachtturm-Missionare hätten die Afrikaner beeinflußt, sich an terroristischen Umtrieben zu beteiligen. Es wurden sogar Fotos veröffentlicht, die zeigten, wie Missionare angeblich Afrikanern amerikanische Dollars gaben, um sie gegen die weißen Behörden aufzuhetzen.

Es stimmt, daß Missionare der Christenheit und religiöse Führer sehr viel mit der Tätigkeit der Terroristen in Angola zu tun hatten. Nicht aber Jehovas Zeugen! Dank der unverdienten Güte Jehovas war es Wachtturm-Missionaren möglich geworden, in das Land hineinzugelangen. Trotz vieler Probleme und trotz allen Widerstandes war es möglich gewesen, eine kleine Organisation von 54 Brüdern zu gründen, die entschlossen waren, standhaft zu bleiben und das Licht der Wahrheit in Angola leuchten zu lassen.

Nach all der Aufregung, die durch die Abreise von Bruder und Schwester Passlow verursacht worden war, setzten die Brüder ihren Dienst ruhig und ungestört fort. Es fehlte ihnen ein reifer Bruder, der sie unterwies, aber die Zusammenkünfte wurden durchgeführt, und das Predigtwerk wurde fortgesetzt, so gut es die Brüder unter den schwierigen Umständen tun konnten.

Im Jahre 1958 machte Harry Arnott, der Zonenaufseher, einen kurzen Besuch, durch den die Afrikaner und die Europäer sehr ermuntert wurden. 1959 kam er wieder als Zonenaufseher nach Luanda. Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen, als er gerade die kleine Gruppe von Brüdern begrüßte, tauchte plötzlich die Polizei auf und verhaftete alle. Bruder Arnott wurde von den anderen getrennt verhört. Seine Aktentasche wurde gründlich durchsucht. Er betete zu Jehova, daß die Liste der Wachtturm-Abonnenten aus Luanda nicht in die Hände der Polizei fallen möge. Diese kostbare Liste befand sich in dem Umschlag von Bruder Arnotts Flugschein. Obwohl sich der Beamte von der Interpol den Flugschein ansah, entdeckte er die Liste nicht. Nach vielen Fragen sagte der Beamte: „Mr. Arnott, eines sollten Sie sich merken: Soweit es Angola betrifft, ist es mit Ihnen vorbei, vorbei, vorbei, und mit der Wachtturm-Organisation ist es ebenfalls vorbei, vorbei, vorbei!“

Ein wenig später wurde er in ein anderes Gebäude geführt, wo sich die anderen Brüder befanden, darunter Bruder Mancoca. Der Beamte von der Interpol wandte sich an Bruder Mancoca, beschimpfte ihn und sagte: „Wissen Sie, was mit Ihnen geschieht?“ Bruder Mancoca blickte seinem Verfolger gerade in die Augen und erwiderte: „Ich habe schon vieles erduldet. Wenn Sie mir noch mehr antun wollen, müssen Sie mich schon töten. Aber ich werde mich nicht von meinem Glauben abwenden.“ Dann blickte er zu Bruder Arnott und lächelte ihm ermunternd zu. Bruder Arnott sagte später: „Er schien gar nicht an seine eigene mißliche Lage zu denken und war nur darauf bedacht, mir zu helfen, mich durch diese Situation nicht entmutigen zu lassen. Es war sehr erhebend zu sehen, wie dieser afrikanische Bruder nach jahrelanger Haft so fest und mutig auftrat.“

Bruder Arnott wurde zum Flugzeug zurückgebracht und mußte das Land sofort verlassen. Unterdessen hatte die Polizei herausgefunden, daß die Versammlung in der Wohnung von Schwester Teixeira zusammenkam. Einige Polizisten fuhren daher sofort dorthin. Sie machten eine Hausdurchsuchung, versäumten es aber, eine Tür im Erdgeschoß zu öffnen, hinter der etwa fünfzig Brüder und Interessierte geduldig auf Bruder Arnott warteten.

Bei dieser Gelegenheit entstand keinem der Brüder, die Bruder Arnott abgeholt hatten, ja noch nicht einmal Mancoca, wirklicher Schaden. Mancoca wurde sieben Stunden lang festgehalten und verhört, und während des Verhörs schrieb der Inspektor tatsächlich einen offiziellen Befehl aus, ihn ins Gefängnis zu stecken. Doch am Ende zerriß der Inspektor den Befehl und sagte zu Bruder Mancoca: „Gehen Sie, Mancoca, und seien Sie vorsichtig! Morgen bringen Sie mir sämtliche Watch-Tower-Schriften, die Sie in Ihrem Haus haben. ... Geben Sie den Watch Tower auf, und sorgen Sie für sich und Ihre Kinder.“

Dieser Vorfall erforderte es, den Ort der Zusammenkünfte für die kleine Versammlung zu wechseln, und danach begannen die Afrikaner, eigene Zusammenkünfte abzuhalten. Die örtliche Organisation war jedoch immer noch sehr klein. Im Jahre 1960 berichteten nur 17 Verkündiger. Von da an wurde Angola von dem Büro der Gesellschaft in Lissabon (Portugal) aus betreut.

Im folgenden Jahr, im Jahre 1961, wurden Terroristen in Angola aktiv, und darauf brach eine heftige Verfolgung gegen die Brüder aus. Die darauffolgenden neun Jahre mußte Bruder Mancoca in verschiedenen Gefängnissen und Arbeitslagern zubringen. Er machte viel durch, doch in ruhiger Entschlossenheit und im absoluten Vertrauen auf Jehova hielt er der Verfolgung stand. Überall, wohin er kam, gab er Zeugnis, und er half vielen Afrikanern, die Wahrheit anzunehmen, während er im Gefängnis war.

Im Jahre 1971 wurde nochmals eine große Anzahl Brüder verhaftet und in Luanda ins Gefängnis gesteckt, darunter wieder einmal unser selbstloser und ergebener Bruder Mancoca. Doch die Bemühungen des Feindes sind unbedeutend im Vergleich zu den unbesiegbaren Vorsätzen und der grenzenlosen Macht Jehovas. Nichts, absolut gar nichts kann verhindern, daß die Botschaft auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt wird — auch in Angola.

BEREIT ZUR AUSDEHNUNG

Anfang 1960 war im Bethel in Elandsfontein alles auf Ausdehnung eingestellt. Jehova sah die Bedürfnisse voraus, die im darauffolgenden Jahrzehnt dasein würden, und traf entsprechende Vorkehrungen. In der erweiterten Fabrik waren jetzt fünf Linotype-Setzmaschinen in Betrieb statt nur drei, und ein Jahr später wurde eine weitere aufgestellt. Zusätzlich zu der G.-M.-A.-Flachpresse, die bereits in Betrieb war, wurde eine neue Heidelberger Tiegeldruckpresse und eine neue Timson-Rotationsmaschine, die über 37 000 Rand gekostet hat, aufgestellt.

Im Jahre 1960 fing man in Elandsfontein an, eine Anzahl der Zeitschriften in den Landessprachen halbmonatlich und mehrfarbig zu drucken statt nur monatlich und einfarbig. Eine neue monatliche Zeitschrift kam hinzu, nämlich Der Wachtturm in Tschwana. Seit Mai 1965 wird eine besondere Ausgabe in Ciwemba für den Kongo (Kinshasa) gedruckt. Der vollständige Titel der regulären Ausgabe in Ciwemba lautet Ulupungu lwa kwa Kalinda. Doch wegen des Vorurteils, das im Kongo gegen den Namen „Watchtower“ besteht, lautete der Titel dieser besonderen Ausgabe einfach Kalinda (was „wachend“ oder „wachen“ bedeutet). Im Jahre 1966 kam eine weitere Ausgabe des Wachtturms in einer südafrikanischen Landessprache ins Programm, nämlich in Sepedi. Somit wurden im Jahre 1970 in der Druckerei 24 Ausgaben der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in 10 Sprachen und 15 verschiedene Ausgaben des Königreichsdienstes hergestellt. Außerdem waren eine Anzahl Broschüren in den Landessprachen zu drucken sowie ganze Berge von Formularen, Programmen, Handzetteln und Plakaten.

Im Jahre 1960 wurde in den drei Protektoraten Basutoland, Betschuanaland und Swasiland das Verbot aufgehoben, das über die Schriften der Gesellschaft verhängt worden war. Nun konnte den Brüdern die geistige Speise ungehindert zukommen. Doch wie erging es ihnen in diesen Ländern?

SEGNUNGEN TROTZ SCHWIERIGKEITEN IN BASUTOLAND

Die Brüder in Basutoland (jetzt Lesotho) schätzten wirklich den halbmonatlich erscheinenden Molula-Qhooa (den Wachtturm in Sesotho). Das läßt die Anwesendenzahl beim Wachtturm-Studium erkennen. Im Jahre 1960 nahmen sich 135 Verkündiger und 15 Pioniere der geistigen Bedürfnisse der 634 000 Menschen zählenden Bevölkerung in diesem Land an, und sie drängten trotz vieler Schwierigkeiten voran.

Zu dieser Zeit hatte sich der Wunsch nach Veränderungen auch in diesem kleinen britischen Protektorat bemerkbar gemacht und hatte den Geist des Nationalismus und das Verlangen nach Unabhängigkeit angefacht, und das besonders, nachdem das Land im Jahre 1960 ein gewisses Maß an Autonomie erlangt hatte. Der Staatsdienst wurde „afrikanisiert“, das heißt, Afrikaner übernahmen die Ämter von Europäern. Viele glaubten, daß „Autonomie“ und „Unabhängigkeit“ die Zauberworte wären, die zu Freiheit und Wohlstand führen würden. Doch Jehovas Zeugen wiesen weiterhin auf Gottes Königreich als einzige wahre Hoffnung des Menschen hin.

Die meisten Einwohner Basutolands leben in den Bergen in verstreut liegenden Dörfern, „Kraale“ genannt. Einige davon liegen so hoch, daß sie nur zu Fuß oder mit dem Pony erreicht werden können. In einigen Fällen braucht der Kreisaufseher fünf bis sechs Tage, um abgelegene Gruppen zu erreichen.

Die Pioniere haben wunderbare Arbeit geleistet, indem sie die gute Botschaft vom Königreich in die abgelegensten Ecken und Winkel Basutolands verbreitet haben. Ein Sonderpionier-Ehepaar wurde nach Mokhotlong zugeteilt, das auf dem „Dach Südafrikas“, in den Drakensbergen, in einer Höhe von 3 200 Metern liegt. Der Ehemann, Philemon Mafereka, mußte mehrere Berge überqueren, nur um ein Bibelstudium zu leiten. Wenn er um 4 Uhr morgens aufbrach und schnell ging, traf er dort gegen 8.30 Uhr ein. Gewöhnlich kehrte er noch am gleichen, Abend nach Hause zurück und ging dann am nächsten Tag in eine andere Richtung. Seine Bemühungen sowie die seiner Frau wurden reich gesegnet, denn innerhalb zweier Jahre wurden sie von zehn anderen im Königreichswerk unterstützt.

Ja, in Basutoland gehen die Verkündiger der guten Botschaft oft zwei bis drei Stunden zu Fuß in ihr Gebiet und verbringen dann bis zu sechs Stunden auf einmal im Predigtdienst. Es wäre unpraktisch, auf halbem Wege zum Mittagessen zurückzukehren, und so haben sie sich darauf eingestellt, den ganzen Tag durchzuarbeiten und am frühen Abend zurückzukehren, um dann zu kochen und zu essen. Wegen der Entfernungen zwischen den Dörfern kommt es vor, daß man in sechs Stunden nur sechs Häuser erreicht. Aber auch diese Menschen müssen Gottes Wort hören.

Die Brüder, die so abgelegen leben, sind sich wirklich der Wichtigkeit von Kongressen bewußt. Doch es erfordert große Anstrengungen, Kongresse zu besuchen, und diese Brüder sind für uns ein wirkliches Beispiel. Ein Sonderpionier ging vier Tage zu Fuß, um einen Kongreß des Volkes Jehovas zu besuchen, und er mußte dabei Berge überqueren und durch Flüsse schwimmen, die Hochwasser führten. Eine Schwester war drei Tage mit dem Pferd unterwegs, und dann fuhr sie einen ganzen Tag lang mit dem Bus, um einen Kongreß besuchen zu können. Und eine andere Schwester, die schon im 7. Monat schwanger war, lief 40 Kilometer durch Gebirge und Schnee, um zu einem Kreiskongreß zu gelangen. Sogar ein Bruder, der sich gerade erst Gott hingegeben hatte, ging zusammen mit dem Sonderpionier, der ihm geholfen hatte, etwa 130 Kilometer weit durch das Gebirge, um zu einem Kongreß zu gelangen, wo er seine Hingabe symbolisieren konnte.

Einige Neue mußten ihre Eheangelegenheiten in Ordnung bringen, bevor sie sich am Predigtwerk beteiligen konnten und sich für die Taufe eigneten. In einem Fall fuhr der europäische Bezirksaufseher in der Woche vor einem Kongreß in die Berge und brachte einen Mann und dessen „Frau“, die bereits drei Kinder hatten, zum nächsten Bezirkskommissar, damit ihre Ehe eingetragen werden konnte und sie sich somit für die Taufe beim Kreiskongreß eigneten.

NEUTRALITÄT BEWAHREN

Im Jahre 1966 wurde Basutoland ein unabhängiger Staat und hieß von da an Lesotho. Damals gab es dort 266 Königreichsverkündiger, und diese hatten wegen ihrer absoluten Neutralität die Achtung vieler Regierungsbeamten gewonnen. Doch während eines Bezirkskongresses in der Hauptstadt Maseru kam plötzlich ein Polizeioffizier mit einer Anzahl Polizisten in den Saal und befahl, die Zusammenkunft abzubrechen. Die verantwortlichen Brüder konnten sich erst am nächsten Morgen mit dem Polizeichef in Verbindung setzen. Dieser kannte Jehovas Zeugen und wies die falsche Beschuldigung, jemand habe von der Bühne gesagt, die Regierung von Lesotho solle vernichtet werden, als unbegründet ab. Der gleiche Beamte, der die Zusammenkunft abbrach, wurde dann angewiesen, für den Kongreß Wachen zu stellen, um die Zeugen zu schützen. Natürlich hatten sie nichts zu tun, und die Brüder nahmen die Gelegenheit wahr, jedem von ihnen gründlich Zeugnis zu geben.

Die strikte christliche Neutralität der Brüder in Lesotho erwies sich für sie als ein wahrer Schutz während einer Zeit politischer Unruhen und nationalen Notstandes. In dieser Zeit wurde eine große Säuberungsaktion gegen diejenigen in Gang gesetzt, die nicht die Regierung von Premierminister Jonathan unterstützten. Es wurde berichtet, daß bei Nacht die strohgedeckten Hütten von Oppositionsmitgliedern verbarrikadiert und in Brand gesteckt wurden. Ganze Familien fanden dabei den Tod. Doch nicht einer von Jehovas Zeugen erlitt dieses Schicksal.

Aufgrund ihrer Neutralität kamen aber auch einige Schwierigkeiten über sie. Nach mehreren Jahren der Dürre erlebte Lesotho im Jahre 1970 eine schwere Lebensmittelknappheit. Im gleichen Jahr regnete es dann wieder reichlich, aber man beschloß, nur Unterstützer der Regierung sollten Saatmais erhalten. Da Jehovas Zeugen neutral sind, erhielten sie nichts. Die Brüder in der Republik Südafrika hörten davon und richteten einen Hilfsfonds für ihre Brüder in Lesotho ein. Dies wurde auf den Startversammlungen für die nationalen Kongresse in Johannesburg bekanntgegeben, und es wurde vorgeschlagen, daß alle Spenden, die bei diesen Zusammenkünften eingingen, für den Hilfsfonds verwandt werden sollten. Die Reaktion der Brüder war überwältigend. 1 714 Rand wurden gespendet, und viele weitere Spenden folgten. Ja, das Büro mußte sogar ein Rundschreiben verschicken und den Brüdern mitteilen, daß sie genug gegeben hatten. Innerhalb einer Woche besorgte ein europäischer Bruder im Oranjefreistaat die benötigte Saatmais und brachte sie unseren Brüdern in Lesotho. Alle Bedürftigen wurden auch mit Bargeld versorgt, damit sie sich Lebensmittel kaufen konnten, bis sie wieder selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen konnten. Dadurch erkannten die Brüder in Lesotho mehr denn je, wie sehr ihre europäischen Brüder und andere Brüder in Südafrika für sie sorgten, und fühlten sich noch enger mit ihnen verbunden.

Eine Schwester aus Lesotho, der diese liebevolle Vorkehrung zunutze kam, erzählte später: „Wir waren so weit, daß wir nichts mehr in unserem Haus hatten, nicht einmal 10 Cent, um etwas Maismehl zu kaufen. Dann traf das Geld für Lebensmittel von unseren weißen Brüdern aus Südafrika ein. Ich konnte nur weinen. Ich brachte kein Wort heraus. Wir, die anderen Zeugen und ich, konnten unsere unmittelbaren Probleme lösen, und so ist es uns durch Jehovas Fürsorge möglich geworden, bei diesem Kongreß anwesend zu sein, um uns auch eines geistigen Festmahls zu erfreuen.“

BEACHTENSWERTE MEILENSTEINE

Zu der Zeit, als Jehovas Organisation während der Hungersnot in Lesotho materielle Hilfe bot, sorgte Jehova dafür, daß die Menschen, die nach Wahrheit hungerten, auch wunderbare geistige Speise erhielten. Das geschah durch das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt in Sesotho, das Mitte 1970 eintraf. Mit diesem wunderbaren Hilfsmittel und dem sechsmonatigen Studienprogramm machte sich Wachstum bemerkbar. Ein Meilenstein in der christlichen Tätigkeit war erreicht worden.

Das Jahr 1972 stellte einen weiteren bemerkenswerten Meilenstein in der Entwicklung des Werkes in Lesotho dar: Der erste richtige Königreichssaal in diesem Land wurde errichtet. Wie sehr ein Königreichssaal in der Hauptstadt Maseru benötigt wurde, zeigte die Tatsache, daß das Wachtturm-Studium wöchentlich von 170 und manchmal von über 200 Personen besucht wurde. Für die Mauern wurde Sandstein benutzt, der in den nahe gelegenen Bergen reichlich vorhanden ist und den man sich nur zu holen braucht. Von erfahrenen Brüdern wurden dann die Steine in die gewünschte Größe gehauen.

Jeder half bei den Bauarbeiten. Die Schwestern kochten nicht nur für die Bauleute, sondern trugen auch im traditionellen Stil Krüge mit Wasser auf ihrem Kopf zur Baustelle, manchmal sogar 3 Kilometer weit. Die Kinder halfen mit, indem sie runde Wasserbehälter zur Baustelle rollten. Einige ältere Brüder kamen aus einer Entfernung von bis zu 30 Kilometern herbei, um sich an den Bauarbeiten zu beteiligen. Als der Boden festgestampft werden mußte, damit der Betonfußboden gegossen werden konnte, sangen die Schwestern Königreichslieder und tanzten zum Rhythmus auf dem Boden. Heute sind die Brüder glücklich, daß sie einen Königreichssaal zur Verfügung haben, in dem 250 Personen Platz finden — ein stabiles Gebäude, dessen Errichtung nur 845 Dollar kostete.

Wie in anderen afrikanischen Entwicklungsländern bereitet manchmal der Nationalismus den Schulkindern und den Brüdern im allgemeinen Schwierigkeiten. Vor einiger Zeit brachen an dem Tag, an dem ein Bezirkskongreß zu Ende ging, Unruhen aus. Als ein neuer Zeuge Jehovas, der früher zu der für den Aufstand verantwortlichen Partei gehörte, nach Hause kam, warteten bereits Soldaten und die Richter des Ortes auf ihn. Sie fragten ihn, was er während des Aufstandes getan habe. Er antwortete, er habe den Kongreß der Zeugen Jehovas besucht. Doch das reichte nicht aus. Man wollte Beweise. Der Bruder erhielt die Erlaubnis, in Begleitung von Soldaten sein Kongreßprogramm zu holen. Nachdem das ganze Kongreßprogramm vorgelesen worden war, sprach der Häuptling den Bruder frei und ermunterte ihn sogar, in seiner Predigttätigkeit fortzufahren. Die Dorfbewohner staunten darüber und sagten: „Der Gott, den du anbetest, ist der lebendige Gott!“ Wie dankbar war dieser Bruder, daß er den Kongreß besucht hatte!

Die letzte Verkündiger-Höchstzahl in Lesotho betrug 688, und das Werk geht mit dem Segen Jehovas weiter voran. Doch da nur ein Verkündiger auf 1 477 Einwohner kommt, ist offensichtlich noch viel zu tun, und wir beten beständig darum, daß Jehova das Werk zu seiner eigenen Zeit und auf seine eigene Weise beschleunigen möge.

VERBOT IN BETSCHUANALAND AUFGEHOBEN

In Betschuanaland (jetzt Botswana) gelangte die Nachricht von der Aufhebung des Verbotes im Jahre 1960 nur langsam in einige Teile dieses riesigen Landes. Einige Häuptlinge bereiteten den Brüdern in ihrem Stammesgebiet immer noch Schwierigkeiten.

Einer der europäischen Bezirksaufseher aus Südafrika, Dennis McDonald, hatte mit dem obersten Häuptling, Seretsi Khama, eine Unterredung über unser Werk. Dieser Häuptling gab Bruder McDonald vier unterzeichnete Abschriften eines Briefes, in dem er erklärte, unser Werk solle nicht behindert werden. Das trug beträchtlich dazu bei, die Einstellung der Häuptlinge zu ändern und den Brüdern ihre Tätigkeit zu erleichtern.

Anfang der 1960er Jahre befanden sich die meisten Versammlungen und abgelegenen Gruppen entlang der Eisenbahnlinie. Es war kaum etwas im Landesinneren getan worden, ausgenommen in Shakawe und in Maun, im Nordwesten des Landes. Bruder B. Mchiswe, ein Sonderpionier, arbeitete eine Zeitlang in Maun. Er blieb in seiner Zuteilung, obwohl er nur sehr wenig zu essen hatte, und ein ganzes Jahr lang hatte er nichts anderes als Maisbrei ohne Zucker und Milch. Dieser Bruder machte guten Gebrauch vom Wachtturm in Tschwana, richtete eine Zeitschriftenroute ein und lieferte jede neue Ausgabe aus, sowie sie eintraf. Ein Prediger der London Mission, dem diese Zeitschrift gefiel, hielt sie sogar in der Kirche hoch und ermunterte seine Zuhörer: „Wenn ihr den Mann vom Wachtturm mit dieser Zeitschrift seht, müßt ihr sie nehmen und sie lesen.“ Das veranlaßte einige, den Pionier zu Hause zu besuchen und ihn um Zeitschriften zu bitten, und er begann mit ihnen zu studieren.

In einer kleinen abgelegenen Gruppe in Shakawe, nordwestlich von Maun, draußen in der Kalaharisteppe, war noch niemand getauft worden, weil es nicht möglich war, einen Kongreß zu besuchen, und weil die dortige Königin dem Kreisaufseher nicht erlaubt hatte, die Gruppe zu besuchen. Daher schlossen sie sich zusammen und bezahlten einem von ihnen die über 1 000 Kilometer weite Reise zu einem Kongreß in Mahalapyje, wo er getauft wurde.

KREISDIENST

Kannst du dir vorstellen, was es für einen Kreisaufseher bedeutet, diese abgelegen wohnenden Brüder zu besuchen? Es bedeutet nicht weniger, als eine fast 1 000 Kilometer weite Strecke in einem großen Lastwagen mit Vierradantrieb zu reisen, der sich seinen Weg durch den Sand bahnen kann, und bei Tag und Nacht, in der Hitze des Tages und in der Kälte der Nacht, zu fahren. Manchmal brachte Adam Mahlangu, der im Jahre 1964 Kreisaufseher war, zehn Tage seines Arbeitsmonats in einem Lastwagen zu, damit er diese abgelegen lebenden Brüder besuchen konnte.

Bruder Mahlangu, der erzählt, wie wild und urwüchsig im Norden noch alles ist, schreibt: „Wenn ich oben in Shakawe einen Vortrag halte, glaubt man immer, ich sei eine Art Häuptling, weil ich Kleidung trage.“ Die Menschen dort tragen fast überhaupt keine Kleidung. Er hatte es ziemlich schwer, eine gut organisierte öffentliche Zusammenkunft durchzuführen, das heißt zuerst die Leute zu versammeln und sie dann dazu zu bringen, während des Vortrages ruhig zu bleiben. Sie waren nicht daran gewöhnt, sich hinzusetzen und jemand anders zuzuhören. Als daher der Vortrag anfing, betrachteten sie es als eine gute Gelegenheit, mit ihren Nachbarn über die Gedanken zu diskutieren, die geäußert wurden. Aber die Besuche in diesen abgelegenen Gebieten führten dazu, daß sich zwei Personen Gott hingaben und sich insgesamt sechs Personen an dem Werk beteiligten.

Während einer schweren Dürre im Jahre 1965/66 war das Wasser einmal so knapp, daß es unmöglich war, Wasser zu finden, um einige Taufbewerber anläßlich eines Kongresses zu taufen. Bei einem anderen Mal hatten die Brüder in Francistown ebenfalls große Schwierigkeiten. Bruder Piet Wentzel, der damals Bezirksaufseher war, berichtet, daß der erste Teich, an den sie gingen, ausgetrocknet war. Daher fuhr er mit den zwei Taufbewerbern mit seinem Wagen 30 Kilometer weiter zu einem Wasserloch in einem ausgetrockneten Flußbett, aber auch das war trocken. Acht Kilometer weiter kamen sie an einen schlammigen Tümpel, der wegen der Rinder, die darin standen, ganz schwarz war. Doch das schreckte diese jungen Männer nicht ab. Es war Wasser, und so ließen sie sich dort zum Zeichen ihrer Hingabe an Jehova taufen.

ZEUGNISWERK IN BOTSWANA GEHT VORAN

Als Betschuanaland seine Unabhängigkeit erlangte, änderte es seinen Namen in Botswana ab. Dieser politische Wechsel änderte die Lebensbedingungen der Menschen nicht wesentlich, wirkte sich aber auf das Predigtwerk aus. Die neue unabhängige Regierung war sehr streng gegen Afrikaner, die keine Bürger Botswanas waren, und eine Anzahl Pioniere aus Südafrika wurden ausgewiesen.

Wie predigt man in Botswana? Der Landesbrauch verlangt eine einleitende Begrüßung, während deren sich jeder nach der Gesundheit des anderen erkundigt. Darauf werden Bänke gebracht, damit sich alle hinsetzen können. Der Rest der Familie und irgendwelche Besucher werden eingeladen, nicht selten bis zu 20 Personen. Die meisten Familien haben ihre eigene Bibel und sind bereit, sie zur Hand zu nehmen und Bibeltexte nachzulesen.

In Botswana ist es üblich, daß die Eltern eines Jungen eine Anzahlung von 4 £ plus 1 Decke und 1 Kleid für das Mädchen bezahlen, das ihr Sohn später einmal heiraten soll. Das geschieht, wenn das Mädchen erst 10 Jahre alt ist. Danach wird es von den Eltern des Jungen unterstützt, bis es heiratsfähig ist. Das alles geschieht, ohne das Mädchen zu fragen. Als ein 15jähriges Mädchen die Wahrheit kennenlernte, sagte es seinen Eltern, es wolle nicht in ein ungleiches Joch mit einem Ungläubigen gespannt werden. In Anbetracht des Geldes, das bereits für sie bezahlt worden war, versuchten die Eltern, ihre Tochter zur Heirat zu zwingen, doch als sie ihnen aus der Bibel überzeugend nachwies, daß das verkehrt wäre, ließen sie ihr ihren Willen.

Da es schwierig ist, geeignete Kongreßstätten zu finden, und es immer viel Geld kostet, für die kurze Zeit des Kongresses ein Gebäude zu errichten, wurden die Brüder ermuntert, einen eigenen Königreichssaal in Mahalapyje zu bauen. Das taten sie. Die Brüder formten und brannten ihre eigenen Ziegel. Es vergingen eine Anzahl Jahre, bis der Königreichssaal fertig war, doch im Jahre 1967 wurde er dann für einen Kongreß gebraucht.

Hast du dich schon einmal gefragt, wie es mit den Buschmännern Botswanas steht und ob wohl irgendeiner dieser Leute, die noch mit Pfeil und Bogen jagen und für deren Sprache mit ihren Schnalzlauten gerade erst eine Schrift entwickelt wird, ein Glied der Neuen-Welt-Gesellschaft wurde? Nun, die Wahrheit erreichte einen Einheimischen der mit einer Buschmannfrau zusammen lebte. Es wurde ein Bibelstudium eingerichtet, und bald lernten sie, daß sie gesetzlich verheiratet sein müßten. Würde dieser Mann die Buschmannfrau heiraten? Ja, er tat es tatsächlich, und beide wurden anläßlich eines Kreiskongresses getauft. Innerhalb eines Jahres lernten sie Lesen und Schreiben und begannen, in ihrer ganzen Umgebung Zeugnis zu geben und weitere Jünger zu machen.

Im Jahre 1972 hörten einige befähigte europäische Brüder aus Südafrika zusammen mit ihren Familien auf einen Aufruf, nach Botswana zu ziehen, um den Brüdern dort beizustehen. Das bedeutete natürlich, daß die Brüder einige Opfer bringen mußten. Für einige bedeutete es sogar, den Pionierdienst aufzugeben, da sie nur dann für längere Zeit ins Land einreisen durften, wenn sie dort eine weltliche Arbeit ausübten. Doch welch vortreffliche Arbeit haben sie und einige Brüder aus England geleistet, um die Brüder dort zu erbauen! Einige von ihnen sind sogar in entfernte Teile des Landes gezogen. Ihre Anwesenheit wurde und wird von den Brüdern sehr geschätzt, und das Werk macht gute Fortschritte.

GESETZLICHE ANERKENNUNG DES WERKES AUFGEHOBEN, DANN WIEDERERLANGT

Dann kam ein plötzlicher Schlag. Die Regierung weigerte sich, Jehovas Zeugen gemäß den Artikeln eines neuen Gesetzes als eine anerkannte Organisation einzutragen, und das führte dazu, daß die Organisation am 20. Juli 1973 für illegal erklärt wurde. Schon allein die Mitgliedschaft in einer solchen „illegalen“ Organisation bedeutete eine Haftstrafe bis zu sieben Jahren.

Doch die Brüder waren entschlossen, unter den veränderten Bedingungen weiterzuarbeiten. Als man erfuhr, daß das Werk in absehbarer Zeit verboten werden könnte, kamen die Brüder aus dem Zweigbüro mit den Brüdern zusammen, die die Aufsicht des Werkes innehaben, um ihnen Rat zu geben und sie zu ermuntern. Kurz bevor das Verbot in Kraft trat, konnten in Botswana durch Jehovas unverdiente Güte noch zwei Kreiskongresse stattfinden, durch die alle Brüder ausgezeichnete Ermunterung und Anleitung erhielten.

Sogleich wurden gesetzliche Schritte eingeleitet, um gegen die Entscheidung der Regierung aufgrund der Verfassung Botswanas Berufung einzulegen. Welch eine Freude war es, als die Regierung am 20. Februar 1974 ihre Entscheidung umstieß und Jehovas Zeugen als gesetzliche Organisation eintrug! Dadurch wurden die Brüder nicht nur in die gleiche Lage zurückversetzt, in der sie sich vor dem Verbot befanden, sondern sie konnten nun auch die Rechte wahrnehmen, die eingetragenen Organisationen zustehen, zum Beispiel Vollzeitprediger aus Nachbarländern ins Land zu rufen.

Im März 1975 erfreuten sie sich einer neuen Höchstzahl von 284 Verkündigern. Das bedeutete, daß nun auf 2 220 Einwohner ein Verkündiger kam. In Botswana ist wirklich noch viel Arbeit zu tun, doch wir sind zuversichtlich, daß sie mit Jehovas unverdienter Güte getan wird.

CHRISTLICHE TÄTIGKEIT IN SWASILAND MACHT FORTSCHRITTE

Im Jahre 1960 ging das Königreichswerk in Swasiland gut voran, und durchschnittlich waren dort 380 Verkündiger tätig. Das Zahlenverhältnis der Verkündiger zu den Einwohnern war bereits das beste von allen Ländern, die dem Zweigbüro Elandsfontein unterstehen. Das Verbot der Literatur der Gesellschaft war aufgehoben worden, und so waren Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen.

Ein Gebiet, in dem es bis in die 1960er Jahre wenig Wachstum gegeben hatte, war die europäische Bevölkerung. Etwa zu dieser Zeit zogen ein paar europäische Verkündiger nach Bremersdorp (jetzt Manzini genannt). Darunter war Ian Cameron, ein Schotte, der im Bethel Elandsfontein gedient hatte, bis er ein südafrikanisches Mädchen heiratete. Weil er kein Dauervisum für die Südafrikanische Union erhalten konnte, beschloß er, sich in Swasiland niederzulassen, um so die Botschaft von Gottes aufgerichtetem Königreich der europäischen Bevölkerung dort zu verkündigen. Die kleine Gruppe von Verkündigern in Manzini war entschlossen, ganz Swasiland, ein Gebiet von 17 000 Quadratkilometern, zu bearbeiten. Das erforderte, daß man oft weit über 150 Kilometer fahren mußte, um einen Rückbesuch zu machen oder ein Bibelstudium zu leiten.

Bald begann die Botschaft Anklang zu finden. Vic Dunkin und seine Frau Aileen wurden von der Gesellschaft als Sonderpioniere nach Swasiland zugeteilt. Die welligen Schotterstraßen durch das Buschland, die schlüpfrigen Lehmstraßen durch den Usutuwald, die gewundenen Straßen nach Goedgegun und die steile Gebirgsstraße nach Havelock machten ihrem Auto sehr zu schaffen und forderten ihren Tribut. Aber Bruder und Schwester Dunkin hielten durch, und bald wurden sie durch die Früchte ihrer Arbeit belohnt. Eine englischsprachige Versammlung wurde gegründet. Die meisten ihrer Glieder waren Personen die die Wahrheit in Swasiland kennengelernt oder die sich dort zumindest Jehova hingegeben hatten. Obwohl es eine englischsprachige Versammlung war, war sie in Wirklichkeit ganz international, und die Verkündiger stammten aus allen Teilen des Britischen Reiches.

Die gleiche internationale Atmosphäre ist auf den Straßen von Mbabane zu beobachten, wo Swasi in ihrer Nationaltracht an Hippies und westlich gekleideten Angehörigen des amerikanischen Friedenskorps vorübergehen, während sich die letzteren die Schaufenster ansehen. Drinnen im Laden mag ein portugiesischer Geschäftsmann einen gut gekleideten afrikanischen Staatsbeamten bedienen. Diese Situation erfordert es oft, daß die Verkündiger Literatur in mehreren Sprachen bei sich haben.

Einmal waren ein Kreisaufseher und seine Frau in einem portugiesischen Eisenbahnerviertel tätig, und obwohl sie sich nicht verständlich machen konnten, bemühten sie sich, über die Königreichsbotschaft zu sprechen. Sie boten den Leuten die Zeitschriften in deren Sprache an. An der zweiten Tür betätigte sich ein junges Mädchen als Dolmetscher, damit seine Mutter verstehen konnte, was die Besucher wollten. Nachdem die Mutter aufmerksam zugehört hatte, nahm sie ein Buch. Bevor die beiden wieder gingen, sagte das junge Mädchen: „Ich komme mit Ihnen und werde für Sie sprechen.“ Gesagt, getan. In den nächsten fünf Häusern erklärte sie die Botschaft und dolmetschte für den Kreisaufseher und seine Frau. Am Ende jedes Gesprächs wandte sie sich an die Verkündiger und sagte: „Sie möchte eins“ und meinte damit, der Wohnungsinhaber wünsche ein Buch. Mit der Hilfe dieses kleinen Mädchens gaben sie an diesem Vormittag sechs gebundene Bücher ab.

CHRISTLICHE NEUTRALITÄT BEWAHRT

Um mit der weltweiten Entkolonisierung Schritt zu halten, bereitete sich auch Swasiland auf die Unabhängigkeit vor, und das Volk wurde nationalistischer. Als wieder einmal die Zeit der Wahlen war, kündigte ein Häuptling in einem Wahllokal an: „Bevor wir alle wählen, möchte ich sagen, daß es in der Gemeinde gewisse Leute gibt, Sadrachs, Mesachs und Abednegos, die sich weigern zu wählen. Sie mögen einer nach dem anderen vortreten und sagen, ob sie sich immer noch weigern zu wählen.“ Die Verkündiger in der Gemeinde traten mutig vor. Das veranlaßte einen Interessierten, sich ebenfalls zu den Zeugen zu stellen. Da das Wählen nicht obligatorisch ist, konnte gegen diese neutralen Christen nichts unternommen werden.

Kurz vor der Unabhängigkeitsfeier im September des Jahres 1967 boten Jehovas Zeugen ein schönes Beispiel für Einheit unter verschiedenen ethnischen Gruppen. Die englischsprachige (europäische) Versammlung in Swasiland gehört zu dem Kreis Transvaal-Ost, und so wurde es eingerichtet, daß der ganze Kreis einen Kongreß in Swasiland abhielt und die afrikanischen Brüder dazu eingeladen wurden. Der Saal war zu klein, aber das bot den Brüdern Gelegenheit, wahre Bruderliebe zu beweisen. Als man feststellte, daß viele europäische Brüder im Saal waren, aber nicht viele afrikanische, sprach es sich herum, daß man den afrikanischen Brüdern Platz machen solle. Und was geschah? Später brachte der afrikanische Kreisaufseher seine Besorgnis darüber zum Ausdruck, daß zu viele afrikanische Brüder im Saal seien, während die Europäer draußen stehen müßten. Der öffentliche Vortrag in Englisch und Zulu lockte 652 Besucher an.

Nachdem das Land die Unabhängigkeit erlangt hatte, wurden viele Diener Jehovas gezwungen zu zeigen, ob sie wirklich neutral waren. Einer der Bezirkshäuptlinge forderte einen Pionier auf, eine politische Zusammenkunft zu besuchen. Nachdem der Bruder nicht erschienen war, wurde er vor den Häuptling gerufen, um für seine Abwesenheit Rechenschaft abzulegen. Er erklärte seinen Standpunkt als neutraler Christ. Der Häuptling drohte ihm, ihn auszuweisen, sagte aber, er werde die Sache zuerst König Sobhuza II. berichten, den er besuchen wollte. König Sobhuza II. gab dem Häuptling den Rat, Jehovas Zeugen in Ruhe zu lassen, da sie keiner politischen Partei angehörten und friedliche, neutrale Leute seien.

Der Geist des Nationalismus führte auch zur Wiederbelebung vieler Stammesbräuche, und so wurde auch das umcwasho-Gesetz wieder eingeführt. Dieses Stammesgesetz verlangte, daß Mädchen in einem Zeitraum von zwei Jahren — im August 1971 lief er ab — umcwasho trugen. Umcwasho ist eine Art Schmuck, der um den Hals getragen wird und eine symbolische Bedeutung hat. Verlobte Mädchen trugen eine Kombination von Rot und Schwarz, und alle anderen unverheirateten Mädchen trugen Blau und Gelb. Während dieser Zeit mußten sich alle Mädchen geschlechtlicher Beziehungen enthalten, nur Verlobte durften Geschlechtsbeziehungen haben, wenn sie beim Häuptling ihres Ortes 1 Rand bezahlten. Diese Einrichtung hatte den Zweck, die Prinzessin Sidanda zu ehren. Da sie eine Form von Menschenverehrung war und Hurerei für einen Preis gestattete, weigerten sich Jehovas Zeugen, die umcwasho-Periode einzuhalten und den umcwasho um ihren Hals zu tragen. Obwohl dies nur ein Stammesgesetz war und nicht durch das Landesgesetz erzwungen werden konnte, mußten unsere jungen Schwestern wegen ihrer festen Haltung manche Unannehmlichkeiten auf sich nehmen. In einem Fall mußte ein junges Mädchen, dessen Eltern nicht in der Wahrheit waren, zehn Tage im Gefängnis sitzen, weil es den umcwasho nicht trug. Aber der Leiter der Schule, in der sie eine gute Schülerin war, verlangte ihre Freilassung.

Den Kindern der Zeugen Jehovas wird durch die gute elterliche Erziehung geholfen, zu erkennen, wie wichtig es ist, daß man Jehova reine und unbefleckte Anbetung darbringt (Jak. 1:27). Viele hatten Schulhymnen gesungen und Gebete mitgesprochen, bis sie erkannten, daß dies eine Form falscher Anbetung war. Darauf lehnten es immer mehr Schüler ab, an religiösen Handlungen teilzunehmen. Viele wurden deswegen heftig geschlagen, und eine ganze Anzahl von ihnen ist von der Schule gewiesen worden. In solchen Fällen haben die Brüder dann ihren Kindern Privatunterricht gegeben oder sie in andere Schulen geschickt.

EINE FÜLLE VON SEGNUNGEN TROTZ SCHWIERIGKEITEN

Das Wahrheits-Buch in Zulu ist ein anderes Hilfsmittel, das sich für die Brüder in Swasiland als ein Segen erwiesen hat. Viele sagen, es habe ihnen geholfen, die Wahrheit besser zu verstehen denn je zuvor. Dieses Buch hilft aufrichtigen Menschen, die Wahrheit der Bibel kennenzulernen und auf den Weg zu gelangen, der zu ewigem Leben führt.

Im Jahre 1972 hielten die Brüder ihren letzten Bezirkskongreß ab. Danach wurde die Verfassung aufgehoben, und für große Zusammenkünfte wurde eine polizeiliche Genehmigung notwendig. Bisher hat sich die Polizei jedoch hartnäckig geweigert, den Brüdern eine solche Genehmigung zu geben, obwohl sie in Swasiland im Oktober 1974 als eine religiöse Organisation eingetragen worden sind. Es hat auch Schwierigkeiten beim Abhalten von Kreiskongressen gegeben. Kreiskongresse sind nur dann möglich, wenn der Kreis in kleine Gruppen aufgeteilt wird, die sich an den regulären Zusammenkunftsstätten treffen, die von den verschiedenen Versammlungen benutzt werden.

Die Traktataktion hat begeisterte Unterstützung gefunden, und im Februar 1974, als das erste Traktat verbreitet wurde, gab es eine neue Höchstzahl von 750 Verkündigern. Unsere Brüder und Schwestern sind sehr eifrig. Im Dienstjahr 1974 hat jeder Verkündiger durchschnittlich fast 14 Stunden im Monat im Predigtdienst eingesetzt. Ja, es gibt jetzt nur noch sehr wenige Orte in Swasiland, wo noch nicht gründlich Zeugnis gegeben worden ist.

Wie in anderen Ländern, so hat die Verkündigung des Königreiches die Geistlichkeit der Christenheit so sehr verärgert, daß sie Versuche unternommen hat, unser Werk verbieten zu lassen. Am 2. April 1975 erhob die Geistlichkeit vor König Sobhuza II. Anklagen gegen Jehovas Zeugen und behauptete, sie würden nicht trauern, wenn jemand sterbe, sondern die Toten unehrerbietig behandeln. Bei dieser Gelegenheit waren nur wenige unserer Brüder anwesend. Daher beraumte der König eine andere Zusammenkunft für den 3. Mai 1975 an, damit mehr Personen anwesend sein könnten und die Angelegenheit besser besprochen werden könnte. Die Zusammenkunft fand in Lozitha im Freien statt, und alle Anwesenden saßen auf dem Boden unter Bäumen. Der König selbst war nicht anwesend, aber der Landwirtschaftsminister diente als Vorsitzender. Jeder, der etwas vorzubringen hatte, konnte die Hand erheben, und wenn er vom Vorsitzenden aufgerufen wurde, konnte er ans Mikrofon gehen, um zu reden.

Zuerst wurde einer unserer Brüder, die darzulegen versuchten, wie Jehovas Zeugen wirklich beim Tod eines Angehörigen empfinden, ständig unterbrochen. Danach gelang es im Laufe des Tages einigen Brüdern, unseren Standpunkt darzulegen. Die Brüder und Schwestern waren sehr zahlreich erschienen. Ja, die Zeugen übertrafen an Zahl die anderen Anwesenden bei weitem. Es wurden falsche Anschuldigungen erhoben, zum Beispiel, daß wir den Leichnam eines Verstorbenen treten und den Sarg in ein Grab werfen würden, da wir der Ansicht seien, der Betreffende sei vom Teufel besiegt worden. Es war sehr schwierig, die Gelegenheit zu erhalten, diese falschen Anschuldigungen zurückzuweisen, da der Vorsitzende die Anwesenden aufrief, wie es ihm gerade beliebte. Diese Zusammenkunft dauerte von 10 Uhr morgens bis 6 Uhr abends. Gegen Ende des Tages erkannten die Gegner, daß sie die Zeugen in dieser Sache nicht verurteilen konnten, und brachten daher andere Dinge zur Sprache, wie zum Beispiel die Weigerung der Zeugen, die Flagge zu grüßen, die Nationalhymne zu singen oder Militärdienst zu leisten. Doch zu dieser Zeit ging schon die Sonne unter, und so sagte der Vorsitzende, diese anderen Angelegenheiten würden bei einer späteren Gelegenheit besprochen werden.

Einige Parlamentsmitglieder und besonders die Geistlichkeit sind entschlossen, das Werk der Zeugen Jehovas in Swasiland einzuschränken. Wir überlassen die Sache Jehova, denn wir wissen, daß er dafür sorgen wird, daß sein Wille geschieht.

ORGANISATORISCHE VERBESSERUNGEN IN SÜDAFRIKA

Die Königreichsdienstschule für Versammlungsaufseher wurde in Südafrika in der zweiten Hälfte des Jahres 1961 eingeführt und hatte spürbare Auswirkungen auf die Brüder und auf das Königreichswerk. Die vier Unterweiser reisten durch das Land, und Königreichssäle wurden in Klassenzimmer umgewandelt. Das war nicht nur wegen der großen Entfernungen nötig, sondern auch, weil es die Regierung Afrikanern nicht erlaubt, eine bestimmte Gegend zu verlassen, um in eine andere Gegend zu reisen. Alle, die die Schule besuchten, brachten große Wertschätzung für diese liebevolle Vorkehrung zum Ausdruck, die Jehova durch seine Organisation geschaffen hat.

Im Mai 1961 wurde die Südafrikanische Union eine Republik. Von da an machte sich der Geist des Nationalismus auch hier immer mehr bemerkbar. Zunächst gab es für wahre Anbeter keine Schwierigkeiten, aber später wurde der Nationalismus für diejenigen, die sich auf die Seite des Königreiches Jehovas gestellt haben, zu einer wirklichen Prüfung, wie wir noch später in diesem Bericht sehen werden.

Jehovas Zeugen hatten eine wunderbare Gelegenheit, ihre Einheit und christliche Neutralität zu zeigen, als im Oktober/November 1961 für die drei hauptsächlichen Rassengruppen der Landeskongreß „Vereinte Anbeter“ stattfand. Der Eröffnungstag des europäischen Kongresses fiel mit dem Wahltag zusammen. In der Fabrik in Elandsfontein wurde ein Flugblatt über den Kongreß gedruckt (Welche Regierung wird Einheit bringen?), und es wurden Zehntausende von Exemplaren verbreitet. Das Ergebnis? Die größte Anwesendenzahl, die wir je bei einem öffentlichen Vortrag zu verzeichnen hatten! Die Gesamtanwesendenzahl bei den drei Kongressen belief sich auf 22 551. Welch ein Unterschied zwischen der friedlichen Gemeinschaft und der Einheit, die unter den Angehörigen der verschiedenen Rassen auf dem Kongreßgelände herrschte, und dem Lärm und der politischen Uneinigkeit, die draußen herrschten!

Im Laufe der Zeit wurden in Elandsfontein einige Änderungen vorgenommen. Zum Beispiel wurden afrikanische Brüder ins Bethel gerufen, um als Übersetzer und Stenotypisten zu dienen. Die afrikanischen Stenotypisten schrieben die Briefe, die ihnen diktiert wurden, gleich in Zulu, Xosa oder Sesotho. Auf diese Weise erhielten die Brüder guten Rat entsprechend ihren Bedürfnissen und Problemen. Die meisten anderen Übersetzer für die Landessprachen wurden ebenfalls ins Bethel gerufen. Wenn jetzt Besucher durchs Bethel gingen, sahen sie europäische Schwestern Hausarbeit verrichten und europäische Brüder in der Anmeldung oder in der Waschküche dienen — Tätigkeiten, die in Südafrika als Arbeit für Eingeborene angesehen werden — und sahen afrikanische Brüder an Schreibmaschinen sitzen.

BEMÜHUNGEN DER MISSIONARE IN SÜDWESTAFRIKA

Was tat sich unterdessen in Südwestafrika? Drei Missionare begannen im Jahre 1950 dort zu arbeiten. Von Windhuk aus arbeiteten sie sich allmählich in andere Teile des Gebietes vor. Im Jahre 1951 arbeiteten zwei von ihnen im Norden und waren überglücklich, als sie in Tsumeb zwei „verlorene Schafe“ wiederfanden. Diese hatten einmal Verbindung zur Organisation gehabt, und nun konnte ihnen bald geholfen werden, sich aktiv am Predigtdienst zu beteiligen. Sechzig Kilometer weiter südlich, in Grootfontein, fanden sie Bruder und Schwester Bogusch, die in Deutschland mit der Wahrheit in Verbindung gewesen waren. Da sie nun wieder mit der Organisation in Verbindung gekommen waren, nahmen sie erneut den Predigtdienst auf. Zwei weitere Verkündiger wurden in Otjiwarongo ausfindig gemacht. Sie waren aus der Südafrikanischen Union zugezogen. Dann wurden ein Vater und sein Sohn gefunden, die viele Jahre den Wachtturm abonniert hatten. Beide machten sehr schnell Fortschritte und gaben sich schließlich Jehova hin.

Welche Freude müssen doch die drei Missionare empfunden haben, als die Zahl der Verkündiger bis Ende 1952 auf 29 angestiegen war! Es ist wahr, daß viele von ihnen wieder weggezogen sind, aber die Arbeit in diesen Jahren war nicht vergeblich. Einer der späteren Missionare sagte diesbezüglich: „Hier ist viel Wahrheitssamen ausgesät worden. Wenn wir einen Landeskongreß in der Republik [Südafrika] besuchen, werden wir oft von Zeugen begrüßt, die in Windhuk angefangen hatten zu studieren.“

Im Jahre 1953 wurden 5 weitere Missionare von den 3 bereits anwesenden freudig aufgenommen. Diese Missionare ließen sich in Windhuk nieder und ermöglichten es so den anderen 3 Brüdern, weiter im Norden und im Süden tätig zu sein. Schon nach wenigen Wochen hatte jeder der neuen Missionare 8 bis 10 Bibelstudien, und von da an machte das Werk schnell Fortschritte.

Doch ein Problem drängte sich immer mehr in den Vordergrund — das Problem, wie man die afrikanische Bevölkerung wirkungsvoll mit der guten Botschaft erreichen könnte. George Koett, einer der ersten Missionare, hatte eine Zeitlang in der afrikanischen Township von Windhuk gearbeitet, aber die Behörden hatten dem Druck der Geistlichkeit nachgegeben und die Erlaubnis, die Townships zu betreten, rückgängig gemacht. Auch Bemühungen, afrikanische Pioniere aus Südafrika zu bekommen, scheiterten an der Weigerung der Behörden. Im Jahre 1959 beantragte der Bezirksaufseher bei dem zuständigen Beamten für die Eingeborenen die Genehmigung, die Township zu betreten, aber dieser lehnte den Antrag unfreundlich ab. Später in der Woche fuhr er in Urlaub, und man wandte sich an den Stadtsyndikus, um eine Genehmigung zu erhalten. Dieser gewährte sie auch, und so wurde der Film „Die glückliche Neue-Welt-Gesellschaft“ 216 dankbaren Afrikanern gezeigt.

Von 1953 an hatte Dick Waldron wiederholt versucht, eine Genehmigung für das Betreten der afrikanischen Township zu erhalten, doch vergeblich. Dann stellten Dick und Coralie Waldron fest, daß sie Eltern werden würden. Würden sie ihre Zuteilung aufgeben? Nein, sie beschlossen zu bleiben. Später traf die Nachricht ein, daß Coralies Mutter, die in Australien lebte, schwer krank geworden war. Nun beschlossen die Waldrons, Windhuk (Südwestafrika) zu verlassen und nach Australien zurückzukehren. Doch in der Woche vor ihrer Abreise traf die Nachricht ein, daß sie die Genehmigung erhalten hätten, unter den Afrikanern und den Farbigen zu arbeiten. Was sollten sie tun? Die Genehmigung zurückgeben, nachdem sie sieben Jahre lang darauf gewartet hatten? Bruder Waldron machte die Buchung für seine Schiffsreise rückgängig, und seine Frau und seine Tochter gingen allein nach Australien. Dort blieben sie vier Monate und kehrten dann zurück. Inzwischen konnte Dick Waldron den Afrikanern und Farbigen schon viel Zeugnis geben, und er erzielte gute Ergebnisse. Beim ersten Kreiskongreß für die Afrikaner und die Farbigen kamen 100 Personen zum öffentlichen Vortrag.

DIE AFRIKANISCHE BEVÖLKERUNG WIRD ERREICHT

Um alle Afrikaner erreichen zu können, war es notwendig, daß einige Schriften übersetzt und in ihren Sprachen gedruckt wurden. Aber es gab bis dahin noch keine gebildeten afrikanischen Brüder, die diese Aufgabe hätten übernehmen können. Schon früher waren unter der Anleitung früherer Missionare Broschüren von weltlichen Übersetzern in die Sprachen Nama, Kwanyama und Herero übersetzt worden. Obwohl diese Broschüren gedruckt und verbreitet wurden, erwiesen sie sich nicht als erfolgreich, da die Übersetzungen viel zu vage und ungenau waren. Obwohl nun diesmal wieder Weltmenschen gebraucht werden mußten, sollte die Arbeit viel besser überwacht werden.

Dick Waldron erzählt von seinen Bemühungen, genaue Übersetzungen zu erhalten: „Wir setzten hauptsächlich Lehrer ein, die mit uns studierten und etwas Erkenntnis der Wahrheit besaßen, und so mußte ich mich mit ihnen zusammensetzen und mit ihnen zusammen arbeiten, um sicherzugehen, daß jeder Satz die Wahrheit war. Die Nama-Sprache hat einen begrenzten Wortschatz. Zum Beispiel versuchte ich, den Gedanken zum Ausdruck zu bringen: ,Am Anfang war Adam ein vollkommener Mensch.‘ Der Übersetzer kratzte sich am Kopf und sagte, es gäbe in der Nama-Sprache kein Wort für ,vollkommen‘. ,Ich hab’s!‘ rief er schließlich. ,Am Anfang war Adam wie ein reifer Pfirsich.‘ “ Trotz aller Schwierigkeiten wurde schließlich das Traktat Leben in der neuen Welt in die Sprachen Herero, Nama, Ndonga und Kwanyama übersetzt.

Im Jahre 1956 waren Bruder Erwin Schneid und seine Frau Gertrud sowie ihre Tochter Karin von Deutschland in die Küstenstadt Swakopmund gezogen. Ihre Angehörigen waren sehr besorgt wegen dieses Umzugs, und auch sie selbst waren nicht allzu sicher, was sie erwarten würde. Welche fremden Menschen würden sie kennenlernen? Was für eine schreckliche Sprache würden sie lernen müssen? Welche Gefahren lauerten auf diesem „Schwarzen Erdteil“ auf sie? Sie landeten in der Walfischbucht und trafen dort Weiße, die ausgerechnet Deutsch sprachen! Ja, ihre neue Heimatstadt, Swakopmund, stellte sich als eine kleine deutsche Stadt heraus, was den Baustil, die Gewohnheiten und die vorherrschende Sprache betrifft. Später folgten ihnen Angehörige nach, Interessierten wurde geholfen, die Wahrheit anzunehmen, und jetzt war es möglich, eine Versammlung zu gründen.

Farbige Brüder aus der Kapprovinz zogen in dieses Gebiet, um in der Fischindustrie zu arbeiten, und sie trugen viel zur Verbreitung der guten Botschaft unter den Afrikanern bei, besonders in Walfischbai. Eine große Anzahl dieser Afrikaner kommen aus ihren Bantustans, wie zum Beispiel aus Ovamboland im Norden, aufgrund eines Arbeitsvertrages, bleiben dann ein oder zwei Jahre und müssen darauf zurückkehren. Auf diese Weise erhielten viele von ihnen Schriften der Gesellschaft, die sie dann mit nach Ovamboland zurücknahmen. Einer der Ovambos, Philemon Kalongela, nahm die Wahrheit in Walfischbai an und war dann in der Lage, nach Ovamboland zurückzukehren, um dort zu predigen. Tatsächlich arbeitete er dort eine Zeitlang als Sonderpionier.

DER ERSTE HOTTENTOTTE NIMMT DIE WAHRHEIT AN

Ella Crighton war die erste Farbige, die in Südwestafrika die Wahrheit annahm. Sie konnte auch fließend Nama (eine Hottentottensprache) sprechen. Es war daher sicher passend, daß sie dem ersten Hottentotten half, die Wahrheit anzunehmen.

Wenige Menschen können sich rühmen, ein so bewegtes Leben geführt zu haben wie dieser liebe alte Hottentottenbruder „Opa“ Jod. Als kleiner Junge war er während der Hottentottenkriege in deutsche Gefangenschaft geraten und hatte den größten Teil seines Lebens in Windhuk gearbeitet und gelebt. Übrigens gingen diese Kriege um 1890 zu Ende. Obwohl „Opa“ Jod nur wenig Schulbildung erhalten hat, kann er nicht nur seine Muttersprache, Nama, sondern auch Deutsch und Afrikaans lesen, schreiben und sprechen. Als Schwester Ella Crighton bei „Opa“ Jod ein Bibelstudium einrichtete, muß er hoch in den Siebzigern gewesen sein. Er war eine Säule der Kirche, und sein Austritt aus Babylon der Großen verursachte keinen kleinen Aufruhr. Geistliche aus verschiedenen Teilen des Landes kamen in seinem Haus zusammen, um ihn zu überreden, zu seiner früheren Religion zurückzukehren, aber nichts konnte ihn dazu bewegen. Mit Hilfe von Ella Crighton konnte er all ihren Bemühungen widerstehen. Verwandte weinten und flehten, doch vergebens. „Opa“ Jod hatte die Wahrheit gefunden.

NEUERE ENTWICKLUNGEN

Jehova beschleunigt sein Werk in diesem Land mit solch farbenfreudiger Vielfalt an Rassen und Nationalitäten. Gegen Ende 1973 eröffnete er die Möglichkeit, den Bastern in der Gegend von Rehoboth Zeugnis zu geben. Bis zu jenem Jahr war es keinem Zeugen Jehovas erlaubt worden, das Gebiet zu betreten, um die Königreichsbotschaft zu predigen. Im Norden des Gebietes, wo es eine „Reservation“ mit annähernd einer halben Million Afrikanern gibt, beginnt das Werk nun etwas Fuß zu fassen. Vier Verkündigergruppen arbeiten jetzt in Ovamboland, und ein Sonderpionier, der auf der anderen Seite der Grenze wohnt, dient regelmäßig als Kreisaufseher auf Zeit. Obwohl Jehovas Zeugen jede Gelegenheit wahrnehmen, den Menschen in dieser „Reservation“ die gute Botschaft zu überbringen, hoffen und beten sie, daß sich ihnen die Tür noch weiter öffnen möge, so daß sie Vollzeitarbeiter in dieses recht große Gebiet senden können.

Von einer einsamen Stimme, die im Jahre 1947 in Südwestafrika die Wahrheit verkündigte, hat sich das Werk wunderbar ausgedehnt. Diese eine Stimme ist nun zu einem Chor von 322 Königreichsverkündigern angewachsen, eine Höchstzahl, die im März 1975 erreicht wurde. Wenn es Jehovas Wille ist, daß die Gebiete im Norden des Landes noch weiter geöffnet werden, dann können wir auch aus diesem Teil des Feldes die volle Ernte erwarten.

TREUE MIT VORRECHTEN GESEGNET

Auch in Südafrika gibt es wunderbare Beispiele älterer Verkündiger, ähnlich dem von „Opa“ Jod aus Südwestafrika, und einige von ihnen sind sogar Pioniere. Sie sind im Dienst Jehovas mit vielen Vorrechten gesegnet worden. Eine dieser alten Treuen, Annie Moseleba, eine afrikanische Schwester, war der älteste Sonderpionier. Im Jahre 1966 verstarb sie im Alter von 91 Jahren, nachdem sie 18 Jahre im Pionierdienst tätig gewesen war. Wegen ihres hohen Alters war sie in ihrer Nachbarschaft sehr geachtet, und sie erzielte dort ausgezeichnete Erfolge, wo andere Verkündiger kein Gelingen hatten. Sie half in ihrer Pionierlaufbahn Scharen von Menschen, die Wahrheit anzunehmen. Allein in einem Jahr half sie 8 Personen, fest für die Wahrheit einzutreten, und leitete 13 Heimbibelstudien.

Ein anderes Beispiel für Treue ist Bruder George Phillips. Vom Jahre 1927 an diente er als Zweigaufseher, und die Brüder lernten ihn wegen seines Eifers für Jehova und wegen des guten Beispiels, das er gab, lieben und achten. Er erwies sich als ein wahrer Kämpfer für die Wahrheit, als ein Bruder mit großer Ausdauer, immer bereit, Jehovas Organisation loyal zu unterstützen. Er leitete das Werk in den frühen Anfängen und in den schwierigen 1940er Jahren. Er sah, wie die Organisation in Südafrika von einer Handvoll Verkündiger auf über 20 000 im Jahre 1966 anwuchs. Obwohl er es für nötig befand, gegen Ende Juli 1966 das Bethel zu verlassen, hing sein Herz immer noch am Vollzeitdienst, und nach kurzer Zeit diente er als Pionier in Strand, in der Nähe von Kapstadt.

Es war ein sehr befähigter Bruder vorhanden, der den Zweig von Bruder Phillips übernehmen konnte, nämlich Harry Arnott, ehemals Zweigaufseher in Sambia, der zusammen mit seiner Frau im Jahr zuvor aus dem Land ausgewiesen worden war. Er war den Brüdern in Südafrika wohlbekannt, denn er hatte in diesem Land viele Jahre als Zonenaufseher gedient. Bruder Arnott hatte das volle Vertrauen der Brüder und diente zwei Jahre lang als Zweigaufseher, bis auch er dieses Dienstvorrecht aufgeben mußte, da sich Nachwuchs einstellte.

Seit Juni 1968 dient Bruder Frans Muller als Zweigaufseher. Von 1960 an war er stellvertretender Zweigaufseher gewesen und hatte in der Dienstabteilung gearbeitet. Bruder Muller hatte schon im ganzen Land als Kreis- oder Bezirksaufseher gedient, bevor er und seine Frau im Jahre 1959 ins Bethel gerufen wurden.

Dieser schnelle Wechsel von einem Zweigaufseher zum anderen wirkte sich nicht nachteilig auf das Werk aus. Alles ging reibungslos weiter. Dadurch wurde allen Brüdern wieder einmal bewiesen, daß Jehovas Werk nicht von einem einzelnen abhängt und daß Jehova jeden gebrauchen kann, der bereit ist, sich von ihm gebrauchen zu lassen.

„WAHRHEITS“-BUCH HILFT SCHAFÄHNLICHEN MENSCHEN

Auf den Bezirkskongressen im Jahre 1968 wurde das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt veröffentlicht, und ein sechsmonatiger Bibelstudienkursus wurde eingeführt. Und dann tat sich etwas!

Die Literaturabgabe in der Republik Südafrika stieg sprunghaft. Rückbesuche und Bibelstudien nahmen zu. Als das Wahrheits-Buch erhältlich war, erlebte die Versandabteilung im Zweigbüro etwas, was sie noch nie erlebt hatte. In der Zeit von 1960 bis 1967 waren durchschnittlich etwa 90 000 Bücher pro Jahr versandt worden. Aber im Jahre 1968 stieg die Zahl auf über 125 000. Im Jahre 1969 erschien dann das Wahrheits-Buch in Afrikaans und gegen Ende des Jahres auch in Zulu, Xosa und Sepedi. Im Dienstjahr 1970 versandte das Zweigbüro über 447 000 Bücher.

Da nun das Wahrheits-Buch in so vielen Landessprachen erhältlich war, bemühte man sich besonders, in den Landgebieten so viele Farmer wie möglich zu erreichen. Die meisten dieser Farmen sind viele Kilometer voneinander entfernt und können nur mit dem Wagen erreicht werden. Im Zweigbüro der Gesellschaft wurden diese Farmgebiete auf einer Landkarte eingetragen, und die Versammlungen wurden ermuntert, sich um Farmgebiet zu bewerben. Das Echo war gut. Einige Versammlungen nahmen Gebiet an, das über 300 Kilometer weit entfernt lag. Tausende von Kilometern wurden zurückgelegt, um diese Farmer mit der guten Botschaft vom Königreich zu erreichen. Eine Gruppe bearbeitete etwa 500 Quadratkilometer, besuchte 100 Farmen und gab 90 Wahrheits-Bücher ab. Viele wahrheitshungrige Menschen sind auf diese Weise gefunden worden, und durch Briefwechsel oder durch Rückbesuche ist ihnen weitergeholfen worden.

DAS PORTUGIESISCHE GEBIET IN SÜDAFRIKA

In dem Bericht über Angola erwähnten wir, daß Henrique Vieira, als er Luanda besuchte, auf dem Weg nach Südafrika war. Er ließ sich in Johannesburg nieder und diente dort in einer der Versammlungen. Doch Bruder Vieira war nicht der einzige Einwanderer aus Portugal. Wegen des Wohlstandes in Südafrika und wegen der guten Arbeitsbedingungen zogen Tausende von Portugiesen und Griechen sowie viele andere von Europa nach Südafrika. Man schätzt, daß etwa 80 000 Portugiesen im Reef-Gebiet leben.

Im Jahre 1965 fanden Bruder Vieira und seine Frau bereits gutes Interesse unter den portugiesischen Einwanderern vor. Nur wenige von ihnen lernten Englisch, so daß man es für nötig hielt, daß einige portugiesisch sprechende Zeugen diesen Menschen halfen, die Königreichsbotschaft zu erhalten. Im Januar 1966 wurde in Johannesburg eine Gruppe von 11 portugiesischen Verkündigern gegründet. In Johannesburg wohnen die Portugiesen nicht alle an einem Ort, und so sind die Verkündiger den ganzen Vormittag unterwegs, um ein oder zwei Familien ausfindig zu machen und ihnen Zeugnis zu geben, und an einigen Sonntagen finden sie überhaupt keine. Trotzdem ist die kleine Gruppe sehr schnell gewachsen, und gegen Ende 1967 ist eine neue Versammlung mit etwa 50 Verkündigern gegründet worden.

Auch danach war im portugiesischen Gebiet ständig Wachstum zu verzeichnen, und zwar nicht nur in und um Johannesburg, sondern auch an anderen Orten. Auch in anderen Städten Südafrikas gibt es portugiesische Einwanderer. Es dauerte daher nicht lange, und es gab in Durban, Port Elizabeth, Kapstadt und Bloemfontein Gruppen portugiesischer Brüder.

Von Zeit zu Zeit reisen diese portugiesischen Brüder nach Hause, und sie tun es immer mit dem Hauptziel, ihren Familien und Freunden in den katholischen Städten und Dörfern Portugals Zeugnis zu geben. Als zum Beispiel ein neuer Bruder und seine Frau ihren Urlaub in Portugal verbrachten, fragten sie sich, wie sie es wohl am besten anfangen sollten, ihrer Familie Zeugnis zu geben. Zu ihrer großen Überraschung und Freude fing einer ihrer Angehörigen an, ihnen Zeugnis zu geben. Man kann sich vorstellen, welch ein glückliches Familientreffen dies war!

DAS GRIECHISCHE GEBIET IN SÜDAFRIKA

Anfang 1969 wurde eine kleine griechische Versammlung in Johannesburg gegründet, damit sie sich der Interessierten unter den Griechen annähme, von denen etwa 30 000 im Reef-Gebiet lebten. Zu jener Zeit berichteten nur 24 griechische Brüder ihre Predigttätigkeit. Aber nach nur 16 Monaten war diese Versammlung auf 62 Verkündiger angewachsen, darunter 5 allgemeine Pioniere und jeden Monat 3 oder 4 Pioniere auf Zeit. Das war ein weiterer guter Anfang in einem wichtigen Zweig des Dienstes.

Die griechische Bevölkerung ist über den ganzen Witwatersrand verstreut, eine Strecke von über 90 Kilometern. Daher begann die griechische Versammlung mit Hilfe eines Telefonbuches und mit Hilfe der englisch und afrikaans sprechenden Versammlungen, ein „Adressengebiet“ aller Griechen zusammenzustellen. Nicht lange nach der Gründung der griechischen Versammlung in Johannesburg entstanden weitere griechische Gruppen an anderen Orten, einige davon so weit entfernt wie Durban. Diese Menschen, die hier unter dem schweren Joch der griechisch-orthodoxen Kirche in religiöser Knechtschaft gewesen waren, erkennen die Wahrheit sehr schnell und zögern nicht, eine Entscheidung zu treffen. Wenn sie einmal beginnen, die Bibel zu studieren, besuchen sie meistens auch gleich von Anfang an die Zusammenkünfte und geben ihren Freunden und Verwandten Zeugnis.

KONGRESSE MIT INTERNATIONALER PRÄGUNG

Da so viele Ausländer unter uns sind, haben Kongresse in Südafrika wirklich internationale Prägung. Auf Bezirkskongressen und Landeskongressen gibt es besondere Sektoren für diese Brüder, in denen sie das Programm in ihrer eigenen Sprache hören können.

Da wir gerade von einem „internationalen Kongreß“ reden — die internationalen Kongresse „Friede auf Erden“ im Jahre 1969 stellten alles Vorhergehende in der theokratischen Geschichte Südafrikas in den Schatten. Zuerst war die Erwartung. Und dann kam die Verwirklichung, als über 500 Brüder aus Südafrika den Kongreß in London besuchten und eine ganze Reihe anderer zu Kongressen in andere Teile Europas fuhren, darunter zu dem Mammutkongreß in Nürnberg.

Für einige war es nicht der erste internationale Kongreß. Aber für die meisten Delegierten war der Kongreß „Friede auf Erden“ in London das Erlebnis ihres Lebens. Unter ihnen waren die ersten afrikanischen Brüder von hier, die einen internationalen Kongreß besuchten. Zehn von ihnen waren Vollzeitarbeiter, denen die Gesellschaft mit Hilfe des Kongreßreisefonds die Reise ermöglichte. Das war für sie ein überwältigendes Erlebnis. Viele von ihnen hatten noch nie ein Flugzeug aus der Nähe gesehen, und geflogen waren sie schon gar nicht. Doch dieses neue Erlebnis einer Flugreise beeindruckte sie nicht am meisten. Natürlich war die geistige Speise, die sie auf dem Kongreß erhielten, sehr eindrucksvoll und nützlich für sie. Aber diese afrikanischen Brüder hat besonders die Liebe und die Gastfreundschaft tief bewegt, die ihnen von ihren weißen Brüdern im Flugzeug zuteil wurde, und das Erlebnis, in England bei weißen Brüdern zu wohnen, etwas, was ihnen in Südafrika gesetzlich verwehrt ist. Nicolson Makhetha aus Lesotho antwortete auf die Frage, was ihn, abgesehen vom Kongreßprogramm, am meisten beeindruckt habe: „Mit europäischen Brüdern in ihrer Wohnung zusammen zu sein und zu sehen, wie sie den Rat über das Familienleben anwenden, den die Organisation gibt.“

Dieses Erlebnis bewies den afrikanischen Brüdern, daß Jehovas Zeugen tatsächlich überall in der Welt gleich sind, und als sie nach Hause zurückkehrten, hatten sie den anderen afrikanischen Brüdern viel zu erzählen. Wie dankbar waren sie für die Großzügigkeit ihrer Mitchristen, die ihnen dieses Erlebnis ermöglicht hatten!

Die Delegierten der internationalen Kongresse „Friede auf Erden“ waren von diesem geistigen Fest so begeistert, daß sie unbedingt das gleiche Programm auf den Landeskongressen „Friede auf Erden“, die vom 31. Dezember 1969 bis 4. Januar 1970 stattfanden, noch einmal miterleben wollten. Und was für Scharen herbeikamen! Die Gesamtanwesendenzahl bei den drei Zusammenkünften für die Öffentlichkeit belief sich auf 45 821, und 1 294 Personen ließen sich taufen.

GUTE FORTSCHRITTE AUF ST. HELENA

Auf dem internationalen Kongreß im Juli 1969 in London trafen einige Brüder aus Südafrika George Scipio und seine Tochter von St. Helena. Bruder Scipio konnte ihnen berichten, daß es eine wirkliche Prüfung des Glaubens und des Ausharrens ist, Jahr für Jahr den gleichen Menschen auf einer kleinen Insel wie St. Helena Zeugnis zu geben. Dennoch sind im Laufe der Jahre wunderbare Fortschritte erzielt worden.

Das Gebiet ist so gut durchgearbeitet und unsere Literatur so gut verbreitet worden, daß ein Wohnungsinhaber, den man bittet, seine Bibel zur Hand zu nehmen, nicht selten die Neue-Welt-Übersetzung holt. Als das Wahrheits-Buch eintraf, stieg der Durchschnitt an Bibelstudien im Jahre 1969 auf 1,2 pro Verkündiger. Einer ganzen Anzahl Personen, die die Wahrheit schon eine Zeitlang kannten, wurde dadurch geholfen, eine Entscheidung zu treffen. Dieses Buch war auch eine Hilfe, untätige Verkündiger wiederzubeleben.

Der Chor der Königreichsverkündiger auf St. Helena wird immer lauter, je mehr er an Zahl zunimmt. Im Dienstjahr 1975 wurde eine neue Höchstzahl von 99 Verkündigern erreicht. Das Gebiet ist nun so klein geworden, daß jeder Verkündiger durchschnittlich nur 51 Personen zu betreuen hat. Und es ist immer noch gutes Interesse vorhanden.

BEWOHNER VON ASCENSION HÖREN DIE GUTE BOTSCHAFT

Im Jahre 1965 ging zum erstenmal ein Bericht von dieser Insel ein, die etwa 1 100 Kilometer nordwestlich von St. Helena liegt. Er kam von Schwester B. Taylor, deren Mann bei der Cable and Wireless Company arbeitete und von seiner Firma dorthin geschickt worden war. Zu jener Zeit hatte die etwa 88 km2 große Insel nur etwas über 300 Einwohner. Es war für diese Schwester wirklich eine Herausforderung, dort allein zu arbeiten. Aber sie nahm die Herausforderung an und berichtete jeden Monat durchschnittlich 23 Stunden und 3 Bibelstudien.

Im Jahre 1968 war die Bevölkerung der Insel auf 2 000 angewachsen. In jenem Jahr fuhr Schwester Taylor zu Besuch nach England. Und so fuhr George Scipio von St. Helena hinüber, um sich der Interessierten anzunehmen. Sein Kommentar: „Die Menschen auf dieser Insel sind wie Schafe ohne einen Hirten.“ Das Interesse, das Bruder Scipio dort vorfand, veranlaßte ihn, mit seiner ganzen Familie auf die Insel Ascension zu ziehen. Das gab dem Werk einen großen Aufschwung.

In einem Fall mußte ein Heimbibelstudium um zehn Uhr abends durchgeführt werden, weil der Mann Schicht arbeitete und während einiger Wochen erst nach 21 Uhr nach Hause kam. Da es sehr heiß war, studierten sie gewöhnlich auf der Veranda im Freien, wo die Nachbarn sie sehen konnten. So fingen die Nachbarn an zu spotten. Der Mann machte Fortschritte und erkannte, daß er die Wahrheit kennenlernte. Eines Tages sagte er: „Jetzt verstehe ich, warum nicht mehr Leute Jehovas Zeugen sind. Sie fürchten sich vor dem, was ihre Nachbarn sagen oder denken könnten.“ Die Familie begann die Zusammenkünfte zu besuchen, und sie gefielen allen. Nachdem der Mann in dem dienstags stattfindenden Buchstudium gehört hatte, wie dringlich die Zeit sei und wieviel Arbeit noch zu tun sei, fing er schon am nächsten Tag an, all seinen Arbeitskollegen Zeugnis zu geben, und er war überglücklich, einen Mann zu finden, der ihn um eine Bibel und ein Buch bat, damit auch er studieren könne.

Nach neun Monaten mußten Bruder Scipio und seine Familie nach St. Helena zurückkehren. Sie blieben aber mit einigen Interessierten brieflich in Verbindung. Einer dieser Interessierten war ein junger Mann, der eines Tages in der Frühstückspause von seinem Arbeitsplatz in die Wohnung des Pioniers gekommen war und gefragt hatte, ob er ein Glas Wasser haben könne. Am nächsten Tag hatte er wieder um ein Glas Wasser gebeten, war eine Weile stehengeblieben und hatte dann nervös die Frau des Pioniers gefragt, ob sie Bibeln zu verkaufen habe. Er hatte sofort eine Bibel erhalten und war zum Buchstudium eingeladen worden. Darauf hatte er sich ein Buch besorgt und war gekommen. Der dreizehnjährige Sohn des Pioniers hatte später mit ihm ein Studium angefangen, und er hatte ständig Fortschritte gemacht.

Nachdem Bruder Scipio abgereist war, trat dieser junge Mann fest für die Wahrheit ein. Wenn er von seinem Arbeitgeber beauftragt wurde, militärische oder kirchliche Gebäude zu streichen, weigerte er sich. Sogar sein Vorgesetzter konnte ihn mit all seinen Argumenten nicht zu einer Sinnesänderung bewegen.

Wir haben in den letzten drei Jahren keine Predigtdienstberichte von Ascension erhalten. Die einzige Verkündigerin auf der Insel reiste regelmäßig nach England, und die Berichte waren sehr unregelmäßig. Obwohl wir nicht wissen, was mit ihr geschehen ist, kennt Jehova vielleicht noch schafähnliche Menschen dort, die „in die Hürde“ gebracht werden müssen (Micha 2:12).

DEM GESETZ GOTTES HINSICHTLICH DES BLUTES GEHORCHEN

Von Zeit zu Zeit kommt in Südafrika die Blutfrage auf. Hier ein Beispiel: Eine afrikanische Schwester bekam im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft plötzlich Blutungen. Im Krankenhaus ordneten die Ärzte eine Bluttransfusion an. Bruder und Schwester Marsh erklärten ihren biblischen Standpunkt, doch die Ärzte und Krankenschwestern lachten sie nur aus. Sie wurde jede halbe Stunde untersucht. Später teilte ihr eine der Krankenschwestern mit, daß sie bei dem Fetus keine Herzschläge feststellen könne und daß sie glaube, er sei tot. Nun wollte der Arzt den „toten“ Fetus entfernen, doch nicht ohne Bluttransfusion. Obwohl die Schwester sagte, sie könne noch Bewegungen spüren, behauptete das Personal fest, der Fetus sei tot.

Bruder und Schwester Marsh verließen das Krankenhaus und gingen zu einem anderen. Auf dem Wege ermunterte der Bruder seine Frau, treu zu bleiben, komme, was da wolle. Als sie in dem anderen Krankenhaus angelangt waren, erklärten sie ihren Standpunkt hinsichtlich des Blutes, und die Krankenschwester, die Nachtdienst hatte, bat sie, eine entsprechende Erklärung zu unterschreiben. Eine Untersuchung ergab, daß der Fetus noch am Leben war. Eine Behandlung wurde eingeleitet und unsere Schwester erholte sich schnell, mußte aber noch alle zwei Wochen zu einer Untersuchung kommen. Der Arzt war bereit, einen Kaiserschnitt ohne Blut vorzunehmen. Als die Zeit der Entbindung herbeikam, wurde sie in das Krankenhaus aufgenommen. Doch während sich das Personal auf die Operation vorbereitete, schenkte sie auf normalem Wege zwei Jungen das Leben. Wie glücklich waren doch dieser Bruder und seine Frau, daß sie dem Gesetz Jehovas treu gehorcht hatten!

INDISCHES GEBIET ERWEIST SICH ALS FRUCHTBAR

In Südafrika gibt es eine ziemlich große indische Bevölkerung, und in den letzten Jahren sind viele dieser Menschen in die Wahrheit gekommen. In Transvaal und in Natal gibt es jetzt eine Anzahl indischer Versammlungen. Früher waren einige dieser Personen Hindus gewesen, einige Namenchristen und wieder andere Moslems. Doch jetzt beten sie zusammen mit den übrigen Dienern Jehovas in Südafrika vereint Jehova mit Geist und Wahrheit an (Joh. 4:23).

WEITERE AUSDEHNUNG

Viele Jahre lang warteten die Brüder in Südafrika und in den benachbarten Gebieten auf einen weiteren Besuch des Präsidenten der Watch Tower Society, N. H. Knorr, der 1959 das letzte Mal in Südafrika gewesen war, um Vorkehrungen für eine Erweiterung des Zweigbüros zu treffen. Nun, im Jahre 1970, war es wieder an der Zeit, das Bethel zu vergrößern, dessen Kapazität bereits voll ausgelastet war, denn die Familie war inzwischen auf 68 Personen angewachsen. Als im Juni 1970 im Königreichsdienst angekündigt wurde, daß die Bezirkskongresse zugunsten eines Landeskongresses abgesagt würden, hofften viele, daß ein Besucher aus Brooklyn kommen würde. Doch erst im November kündigte der Königreichsdienst an: „Bruder Knorr kommt!“ Die Brüder waren überglücklich, und nichts konnte sie davon abhalten, zu dem Kongreß „Menschen guten Willens“ zu fahren, der in der Zeit vom 7. bis 10. Januar 1971 stattfinden sollte.

Wegen der Rassentrennung in Südafrika und weil die verschiedenen Rassen in getrennten Townships leben, mußten drei verschiedene Kongresse vorbereitet werden. Die Europäer kamen in den Milner Park Show Grounds zusammen, die Farbigen im Unionstadion im Farbigenviertel, und die afrikanischen Brüder trafen sich im Mofolopark in den großen Komplex von Soweto, wo Hunderttausende von Afrikanern leben.

Der Mofolopark ist ein offener, von Bäumen eingerahmter Park ohne jegliche Einrichtungen. Und so übernahmen die afrikanischen Brüder mit Hilfe vieler europäischer Brüder die gewaltige Aufgabe, Sitzgelegenheiten für 30 000 Personen herzustellen und verschiedene Abteilungen einzurichten. Sie installierten sogar Wasserklosetts für die erwartete Zuhörermenge. Stadtbeamte, die sich das Kongreßgelände ansahen, sagten: „Wir staunen, was Sie da alles machen. Sie haben ja zwei Städte gebaut!“ Sie meinten damit die Sektoren für die Zulus und die Sesothos.

Auf diesen Kongressen wurde etwas zum erstenmal ausprobiert, und zwar mit großem Erfolg. Eine Gruppe von Laienspielern sollte die Handlung eines Dramas in Pantomime vorführen, während die Dialoge gleichzeitig in zwei Sprachen in verschiedenen Teilen des Stadions zu hören sein sollten. Das war eine gewaltige Aufgabe und kostete viele Stunden Arbeit. Aber die Brüder zeigten große Wertschätzung dafür, denn nun konnten sie alle in ihrer eigenen Sprache aus den Dramen lernen.

Bruder Knorr hatte reichlich zu tun, denn er mußte von einem Kongreß zum anderen eilen, um rechtzeitig in den verschiedenen Stadien seine Vorträge zu halten. Sein Stegreifvortrag „Dies ist der Weg“ wurde besonders dankbar aufgenommen, und die Brüder sprachen noch lange danach über den guten Rat, den sie dadurch erhalten hatten. Der öffentliche Vortrag war der große Höhepunkt. Zum Kongreß für die Farbigen kamen 2 770 Personen, zum europäischen 12 252 und zum afrikanischen 33 757, insgesamt also 48 779 Personen. Das war eine großartige Anwesendenzahl, wenn man bedenkt, daß es damals nur 22 000 Zeugen in Südafrika gab.

In seinen ermunternden Schlußworten erzählte Bruder Knorr den versammelten Brüdern von dem Plan, die Fabrik, das Büro und das Bethelheim in Elandsfontein zu erweitern. Er erklärte auch, wie die Verkündiger dabei mithelfen könnten.

Die Bethelfamilie selbst schätzte Bruder Knorrs Besuch im Zweigbüro sehr. Ihm fiel auf, daß die Familie hauptsächlich aus jungen Leuten bestand. Fast alle waren von Gott hingegebenen Eltern erzogen worden, und sie waren glücklich, im Bethel zu sein.

In der Bethelfamilie in Elandsfontein gibt es auch einige ältere Brüder. Da ist zum Beispiel Andrew Jack, der jetzt 80 Jahre alt ist und immer noch den ganzen Tag arbeitet. Gert Nel, unser früherer „Diener für die Brüder“, übersetzt immer noch den Wachtturm in Afrikaans, obwohl er jetzt 71 Jahre alt ist. Die Familie in Elandsfontein ist glücklich und wohnt und arbeitet in Einheit zusammen. Zu der Familie gehören auch 14 afrikanische Brüder und Schwestern. In der Familie herrscht ein herzlicher Geist der Liebe und Einheit, trotz der Tatsache, daß die einzelnen Glieder ganz unterschiedlicher Herkunft sind. Während Englisch die offizielle Sprache im Bethelheim ist, dient die Familie Menschen in vielen Sprachen — in Zulu, Sesotho, Xosa, Tschwana, Sepedi, Deutsch, Griechisch, Afrikaans und Portugiesisch. Sie freuen sich, ihren Brüdern dienen zu können, und zwar nicht nur denen in Südafrika, sondern auch denen im Kongo (Kinshasa, jetzt Zaire genannt), in Moçambique, Rhodesien und Sambia, für die sie drucken.

Als Bruder Knorr den Brüdern erzählte, welche Ausmaße die Erweiterung der Gebäude in Elandsfontein annehmen würde und daß die Brüder die Bauarbeiten selbst erledigen würden, war das Echo begeisternd. Spenden gingen im Büro ein. Das Zweigbüro der Gesellschaft erhielt so viele Angebote für Darlehen, daß man den Brüdern mitteilen mußte, es sei genug. Doch damals war der Zement im Land sehr knapp, und die Brüder fragten sich, woher sie wohl den erforderlichen Zement bekämen. Gerade dann rief ein indischer Bruder an und bat sie, eine Spende von 500 Säcken (je 50 kg) Zement abzuholen. Andere boten der Gesellschaft ihre Lastwagen für den Transport an, und ein Bruder brachte aus 60 Kilometer Entfernung alle Blendsteine heran, die gebraucht wurden. Eine afrikanische Pionierschwester bezahlte einer Firma 15 m3 Bausand, der der Gesellschaft geliefert werden sollte. Die Brüder opferten wirklich ihre materielle Habe bereitwillig für die Ausdehnung des Königreichswerkes (Spr. 3:9, 10).

Eine Anzahl ausgebildeter Bauarbeiter — Zimmerleute, Elektriker und andere Handwerker — stellte sich für die ganze Zeit der Bauarbeiten zur Verfügung. Andere kamen für mehrere Monate. Hunderte kamen aus nahe gelegenen Versammlungen herbei, um an den Wochenenden zu helfen. Die Mitarbeit war großartig. Gegen Ende der Bauarbeiten, als viele Helfer zum Aufräumen und Reinigen benötigt wurden, waren manchmal bis zu 200 Helfer an der Arbeit. Es bereitete den Brüdern große Freude zusammen zu arbeiten, und unter allen herrschte ein großartiger Geist des Friedens und der Einheit.

Nur wenige Arbeiten wurden von weltlichen Firmen erledigt, da es für fast alle Arbeiten Brüder gab — ja der Architekt, der Ingenieur, die Elektriker, Installateure, Zimmerleute usw., sie alle waren Gott hingegeben und freuten sich, am Bau mitzuarbeiten. Dieses Bauprojekt gab den Brüdern verschiedener Rassen auch eine gute Gelegenheit, im Königreichsdienst zusammen zu arbeiten. Wegen der Rassentrennungsgesetze kommen sie im allgemeinen getrennt zusammen, jeder in seiner eigenen Gemeinde und Sprachgruppe, aber hier arbeiteten afrikanische, farbige, indische und weiße Brüder in einer Einheit zusammen, die die Welt niemals erreichen kann.

Ein Beispiel soll die Großzügigkeit der Brüder veranschaulichen. Beachte, was an dem Tag geschah, als im ersten Geschoß der Betonfußboden gegossen wurde. Es waren sehr viele Brüder gekommen, um zu helfen, ja so viele, daß einige eine andere Arbeit erhielten. Die Arbeit begann 6 Uhr früh, als es noch dunkel war. Gegen 16.30 Uhr waren 184 m3 Beton verarbeitet worden, und der Boden war fertig. Die Brüder waren glücklich, und es herrschte ein solch guter Geist unter ihnen, daß viele ihre Arbeitskraft durch finanzielle Spenden ergänzen wollten. Am Ende des Tages stellten sie fest, daß der Beton etwa 3 300 Rand gekostet hatte, und als die Spenden dieser Arbeiter zusammengerechnet wurden, war dieser Betrag noch übertroffen worden! Welch ein wunderbarer Geist!

Von überall her kam Unterstützung. Ein rührender Brief ging von zwei jungen Schwestern von St. Helena ein, die schrieben: „Liebe Brüder, nehmt dies bitte als eine Spende für den Baufond an. Sandra und ich haben eine Tasche aus Nylonfäden gemacht und sie für 1 £ verkauft. Ich bin neun Jahre alt, und Sandra ist sechs. In christlicher Liebe.“

Die Bauarbeiten begannen am 6. Mai 1971, als die Genehmigung für die Baupläne gegeben wurde. Im Oktober trieb der Zweigaufseher die Brüder zur Eile an, damit das Gebäude bis Dezember fertiggestellt sei. „Warum die Eile?“ fragten einige Brüder. Aber sie blieben bei der Arbeit, und die Bauarbeiten wurden Ende Dezember nahezu abgeschlossen. Es waren nur noch einige Feinarbeiten, Malerarbeiten und dergleichen, zu tun. Am Sonntag, dem 30. Januar 1972, war die Arbeit beendet, und viele der älteren Glieder der Bethelfamilie waren in einige der 17 schönen neuen Zimmer im neuen Flügel des Bethelheimes eingezogen. Die Fabrik war nun um 836 m2 vergrößert worden.

Am Montag, dem 31. Januar 1972, kündigte der Zweigaufseher abends an, der Präsident der Gesellschaft, N. H. Knorr, und der Brooklyner Fabrikaufseher, M. H. Larson, würden in wenigen Stunden auf dem Jan Smuts Airport eintreffen. Welch eine Überraschung! Und was für ein großartiger Besuch das war! Bruder Knorr und Bruder Larson waren von dem Gebäude begeistert, und das waren auch die 577 Brüder, die der Bestimmungsübergabe des neuen Gebäudes am Mittwoch, dem 2. Februar, abends beiwohnten.

All das wurde ermöglicht, weil Jehovas Diener sich bereitwillig zur Verfügung gestellt hatten (Ps. 110:3). Nun haben sie ein schönes Gebäude, von treuen Dienern Gottes erbaut, und das für die Hälfte der Kosten, die man einer Baufirma für die Arbeit hätte bezahlen müssen. Gepriesen sei Jehova für die Bereitschaft seiner ergebenen Diener!

NEUTRALITÄT WIRD WIEDER ZUR STREITFRAGE

Im Jahre 1972 wurde in Südafrika die neutrale Haltung der jungen Brüder zu einer heißen Streitfrage. Bis dahin waren Jehovas Zeugen vom Militärdienst befreit worden; doch wegen der vielen politischen Unruhen in Afrika mußte sich jetzt jeder junge männliche Weiße einer militärischen Ausbildung unterziehen. Da die jungen Brüder dies ablehnten, wurden sie unweigerlich zu 90 Tagen Haft in einem Militärgefängnis verurteilt, wo sie nur ihre Unterwäsche tragen durften, da sie sich weigerten, eine Uniform anzuziehen. Doch bevor die 90tägige Haft vorbei war, wurden sie wieder aufgefordert, die Uniform anzuziehen, und wenn sie sich erneut weigerten, wurden sie zu weiteren 90 Tagen Haft verurteilt. Es schien, daß diese jungen Brüder für immer im Gefängnis festgehalten würden.

Im Laufe der Zeit wurde diese Streitfrage immer mehr öffentlich bekanntgemacht, und gerechtigkeitsliebende Personen sprachen sich zugunsten der Zeugen aus, sogar im Parlament. Schließlich wurde das Gesetz geändert. Jetzt wird jeder Bruder, der eine militärische Ausbildung verweigert, zu einem Jahr Haft im Militärgefängnis verurteilt und danach vom Militärdienst befreit. Während neutrale Christen früher in Einzelhaft gehalten wurden, wird ihnen jetzt ein Teil des Militärgefängnisses überlassen, wo sie Gartenarbeit tun dürfen. Darüber hinaus verrichten sie nichtmilitärische Arbeiten auf Rugbyplätzen und anderen Sportplätzen.

BEDÜRFTIGEN BRÜDERN HELFEN

Am 13. Oktober 1972 berichteten Zeitungen in Südafrika, daß Jehovas Zeugen in Malawi verfolgt und nach Sambia fliehen würden. Das Zweigbüro in Südafrika nahm sogleich mit dem Zweigbüro der Gesellschaft in Sambia Verbindung auf, um zu erfahren, welche Hilfe die Brüder in Südafrika leisten könnten.

Nach einer Prüfung der Lage am Ort schickte das Zweigbüro von Sambia ein Telegramm nach Südafrika: „Malawi-Flüchtlinge brauchen dringend wasserdichte Unterstände. Könnt Ihr überschüssige Armeezelte, starke PVC- oder Plastikböden, Segeltuchdecken oder ähnliches besorgen? Erfragt telefonisch Einzelheiten wegen Importlizenz. Etwa 7 000 Personen betroffen.“ Am 18. Oktober erging ein Aufruf an die Versammlungen der Zeugen Jehovas in Südafrika. Er fand schnell und großzügig Widerhall. Von überall her gingen Geld- und Kleiderspenden im Büro der Gesellschaft in Elandsfontein ein.

Über 1 000 Zeltplanen wurden aus Militärrestbeständen aufgekauft. Viele davon hatten kleine Löcher oder Risse, und diese mußten geflickt werden. Am Wochenende, am 21. und 22. Oktober, bot sich ein Bild, das wir nie vergessen werden. Ein ständiger Strom von Autos, Lieferwagen und Lastwagen traf im Bethel ein, alle beladen mit Kleidung. In der Versandabteilung wurden zwei Sektoren zum Sortieren der Kleidung in Männer-, Frauen- und Kinderkleidung eingerichtet. Nur gute Kleider wurden eingepackt. Draußen waren etwa 150 Brüder und Schwestern damit beschäftigt, die Risse in den Zeltplanen zu flicken. Über 10 Industrienähmaschinen waren ununterbrochen in Betrieb. So viele freiwillige Helfer meldeten sich, daß eine Anzahl von ihnen wieder fortgeschickt werden mußte. Jeder wollte etwas für seine Brüder tun, die sich in dem Lager in Sinda Misale (Sambia) befanden.

Am Sonntagmorgen trafen die beiden Lastwagen ein, die zur Verfügung gestellt worden waren. Am Montag, dem 23. Oktober, fuhren die beiden großen Lastwagen nachmittags zu dem Lager in Sinda Misale ab. Sie hatten 948 große Zeltplanen, 157 große Kisten und Verschläge mit Kleidung und 1 111 Wolldecken sowie Seile, Hämmer, Sägen, Schaufeln usw. geladen. Diese beiden Lastwagen transportierten eine Last von fast 34 Tonnen. Die Brüder in Südafrika waren sehr glücklich, daß sie für ihre malawischen Brüder nicht nur beten, sondern ihnen auch auf diese Weise helfen konnten.

Gegen Ende der Woche waren die Lastwagen in Sambia. Der eine wurde in Lusaka abgeladen und kehrte dann nach Südafrika zurück. Der andere brachte zusammen mit fünf kleineren Lastwagen die gespendeten Gegenstände aus Südafrika sowie Lebensmittel und Spenden der sambischen Brüder in das Lager. Sie mußten dreimal zum Lager fahren, um alles zu transportieren, was die Brüder gespendet hatten.

Als die Lastwagen im Lager eingetroffen waren und es sich unter den malawischen Brüdern herumsprach, daß ihre Glaubensbrüder aus Südafrika und Sambia Zelte, Kleidung und Nahrung geschickt hatten, weinten sie vor Freude. Hier war ein sichtbarer Beweis für die Wahrhaftigkeit der Worte Jesu aus Johannes 13:35: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“

Bald wurden die Brüder nach Malawi zurückgeschickt. Als sie dann wieder verfolgt wurden, flohen sie nach Moçambique. Alle Anstrengungen, weitere Kleider- und Lebensmittelsendungen mit Lastwagen in die Lager nach Moçambique zu schicken, scheiterten. Daher begannen die Brüder in Südafrika, Kleidung mit der Post zu versenden. Sie packten Pakete von je 10 Kilogramm, und jedes Paket kostete 4,44 Rand an Postgebühren. Etwa 16 Tonnen Kleidung wurden auf diese Weise verschickt. Außerdem zeigten die Brüder ihre großzügige Liebe zu ihren malawischen Brüdern in den Flüchtlingslagern, indem sie Geld spendeten, damit sie sich Lebensmittel kaufen konnten. Außer den einzelnen Spenden, die viele Brüder aus Südafrika in die Lager schickten, wurden zusätzlich 100 000 Rand (142 000 Dollar) ausgegeben, um den malawischen Brüdern zu helfen. Die Brüder in Südafrika sind sehr glücklich, daß sie etwas für ihre malawischen Brüder in Moçambique tun konnten, und sind weiterhin liebevoll um sie besorgt.

BEGEISTERNDES INTERNATIONALES EREIGNIS

Für Jehovas Zeugen in Südafrika war 1973 das Jahr der internationalen Kongresse. Zuerst reisten fast 1 000 Brüder aus Südafrika ins Ausland, um internationale Kongresse in Europa, England und in den Vereinigten Staaten von Amerika zu besuchen. Ihre Begeisterung trug dazu bei, daß der Eifer für ihren eigenen internationalen Kongreß in Johannesburg erhöht wurde. Zum erstenmal stand Südafrika auf der Liste internationaler Kongresse, und man erwartete viele Besucher aus Europa und anderen Teilen der Welt.

Die Brüder planten, drei verschiedene Kongresse zu veranstalten, einen für die weißen Brüder, einen für die farbigen und die indischen Brüder und einen für die afrikanischen Brüder. Sie hatten vor, alle drei Kongresse am Sonntagnachmittag zusammenzulegen, da sie wußten, daß ihnen keine Erlaubnis für einen gemeinsamen vollständigen Kongreß gewährt würde. Doch man stieß auf Probleme.

Zuerst wurde nicht gestattet, einen afrikanischen Kongreß in Johannesburg zu veranstalten. Daher wurden afrikanische Kongresse an fünf verschiedenen Orten geplant. Das erwies sich aber nicht als eine Niederlage, sondern als ein Segen für Jehovas Volk, da viele afrikanische Brüder, die den Kongreß nicht hätten besuchen können, nun die Kosten für einen näher gelegenen Kongreß aufbringen konnten.

Aber es gab noch weitere Probleme. Wegen der Wehrdienstfrage in diesem Land war das Innenministerium Jehovas Zeugen nicht gerade sehr gewogen. Daher wurde vielen voraussichtlichen Besuchern, die erklärten, sie würden kommen, um den Kongreß der Zeugen Jehovas zu besuchen, das Visum verweigert. Darunter waren auch der amerikanische Zweigaufseher, Milton Henschel, und der Sekretär-Kassierer der Gesellschaft, Grant Suiter. Die südafrikanischen Brüder waren tief enttäuscht.

Dennoch waren die Kongresse ein göttlicher Sieg. Viele Brüder aus Europa kamen als Touristen und erfreuten sich der schönen Gemeinschaft der südafrikanischen Brüder. Der afrikanische Kongreß für das Gebiet von Johannesburg wurde nach Benoni verlegt, etwa 30 Kilometer östlich von Johannesburg. Am Sonntag, dem 6. Januar 1974, begann das Programm um 9 Uhr morgens und endete um 12 Uhr mittags. Alles war gut vorbereitet, und so wurden zwischen 12 und 15 Uhr alle Brüder von den zwei Kongreßstätten in Johannesburg und von derjenigen in Benoni in das Randstadion in Johannesburg gebracht, wo sie gemeinsam das Schlußprogramm erleben sollten. Alle waren erstaunt, wie reibungslos der Transport von den drei Kongreßstätten in das Randstadion verlief. Mit Autos, Bussen und Zügen trafen sie am Randstadion ein, und ein einziger ständiger Strom von Menschen ergoß sich ins Stadion, bis es voll war — insgesamt 33 408 Personen. Viele mußten stehen.

Es war wirklich ein wunderbarer Anblick für Jehovas Zeugen, ihre afrikanischen, farbigen und weißen Brüder alle in der Anbetung Jehovas vereint zu sehen. Es gab keine Rassentrennung. Diejenigen, die Englisch sprachen, konnten sich setzen, wohin sie wollten, und die Brüder machten von der Gelegenheit Gebrauch, sich zu ihren Brüdern aus anderen Rassen zu setzen. Diejenigen, die Zulu vorzogen, konnten sich in den Zulu-Sektor setzen; wer Sesotho sprach, in den Sesotho-Sektor. Es gab auch Sektoren für Afrikaans und Portugiesisch. Es war wirklich eine „gemischte“ Gesellschaft, und alle waren sehr glücklich. Ja, sie waren so fröhlich, daß es schwer war, sie davon zurückzuhalten, zuviel Beifall zu spenden. Noch nie sind die Brüder so glücklich gewesen. Viele bezeichneten dieses Ereignis als einen „unvergeßlichen“ Nachmittag.

Wie war das zustande gekommen? Unter Gottes Leitung und ohne es zu wissen, hatten sie das einzige Stadion in Johannesburg gemietet, das für internationale, interrassische Veranstaltungen vorgesehen ist. Für diesen einen Programmteil war keine Genehmigung erforderlich. Die Gesamtanwesendenzahl bei allen Kongressen „Göttlicher Sieg“ belief sich beim öffentlichen Vortrag auf 56 286, und 1 867 wurden getauft.

DER GRÖSSTE FELDZUG ZUR ERSCHLIESSUNG ABGELEGENER GEBIETE

Das Jahr 1974 war bis jetzt das beste in bezug auf das Predigen der guten Botschaft vom Königreich. Die Zeugen versuchten, die Menschen zu erreichen, die in den riesigen Farmgebieten Südafrikas und in den afrikanischen „Bantustans“ leben. In einigen Orten war noch nie Zeugnis gegeben worden. Während dieses Feldzuges zur Bearbeitung abgelegenen Gebietes bemühte man sich daher besonders, all diese Menschen zu erreichen. Stadtversammlungen nahmen bereitwillig Gebietszuteilungen an, die Hunderte von Kilometern entfernt waren. Man kaufte besondere Landkarten, auf denen jedes europäische Farmhaus sowie alle afrikanischen Dörfer auf den Farmen eingezeichnet waren. Die europäischen Versammlungen unternahmen es, alle Farmen zu bearbeiten und auch den afrikanischen Bewohnern Zeugnis zu geben. Wo Afrikaner die europäischen Sprachen nicht verstehen konnten, spielten sie mit kleinen Kassettenrecordern Predigten in den Sprachen der Leute ab. Es war ein solcher Bedarf an Literatur vorhanden, daß sie während dieses Feldzuges fast sämtliche gebundenen Bücher abgaben. Die afrikanischen Versammlungen konzentrierten sich auf die „Bantustans“, die von Europäern nicht betreten werden dürfen. Während des dreimonatigen Feldzuges wurden 140 000 gebundene Bücher und über 92 000 Broschüren sowie Hunderttausende von Zeitschriften verbreitet. Einige Gruppen von Sonderpionieren reisten über 14 000 Kilometer weit, um alle Farmen in ihrem zugeteilten Gebiet zu erreichen.

Gegen Ende des Dienstjahres 1974 konnten sie eine neue Höchstzahl von 4 055 Täuflingen und eine Mehrung von 14 % bei einer Höchstzahl von 28 397 Verkündigern berichten. Die Verbreitung der Königreichs-Nachrichten gab dem Werk einen zusätzlichen Antrieb.

WEITERE BEWEISE FÜR GOTTES SEGEN

Das Königreichspredigtwerk geht wirklich stets voran. Bis Anfang Juni 1975 hatten sich im vergangenen Dienstjahr bereits 2 462 Personen taufen lassen. Es wurde ein weiterer Feldzug zur Bearbeitung abgelegenen Gebietes geplant, der noch größer als der vom Jahre 1974 sein sollte, damit alle Menschen im Gebiet dieses Zweiges erreicht würden.

Inzwischen hat die Zeitschriftenproduktion so sehr zugenommen, daß die Fabrik, das Heim und die Büros in Elandsfontein zu klein sind und wieder erweitert werden müssen. Zur Zeit der Abfassung dieses Berichtes werden gerade die Pläne für die Erweiterung gezeichnet. Der Platz für den Speisesaal, die Küche und die Wäscherei soll verdoppelt werden, der Fabrik sollen 1 860 m2 hinzugefügt werden, ein neues Bürogebäude von 370 m2 ist geplant sowie ein großer neuer Königreichssaal.

Die Brüder freuen sich über all die Beweise des Segens Jehovas. Aber sie erkennen auch, daß sie vom Feind Widerstand erwarten müssen. Gegenwärtig wird ein Gerichtsfall vor dem Obersten Gericht von Johannesburg verhandelt, um die Rechte der afrikanischen Schulkinder, die Schule zu besuchen, ohne religiöse Lieder singen und Gebete von Organisationen der falschen Religion mitsprechen zu müssen, zu verteidigen. Viele Kinder von europäischen Zeugen werden ebenfalls von der Schule verwiesen, aber aus einem anderen Grund. Sie weigern sich nämlich, an militärischen Märschen teilzunehmen, die Fahne zu grüßen und die Nationalhymne zu singen. Wie diese Streitfälle ausgehen, wissen wir nicht, aber die Brüder sind entschlossen, im Predigen der guten Botschaft vom Königreich voranzudrängen und auf Jehovas Führung zu vertrauen.

Wenn sie sich an das erste Einmannzweigbüro erinnern, das im Jahre 1910 in dem kleinen Büro von Bruder Johnston eingerichtet wurde, und es mit dem schönen Bethelheim von heute vergleichen sowie mit den neuen Zweigbüros in Rhodesien, Sambia, Zaire, Kenia, Madagaskar und auf Mauritius — welch ein Unterschied! Wenn sie an die kleine Tiegeldruckpresse mit Handanlage denken, die im Jahre 1924 von Brooklyn geschickt und von Bruder Phillips aufgestellt wurde, und dann durch die heutige Druckerei gehen mit all ihren Maschinen und ihrer großen Produktion von Königreichszeitschriften und anderen Druckschriften — welch eine Ausdehnung! Wenn sie sich noch an die kleine Bethelfamilie von 21 Personen im Jahre 1951 erinnern, die ganz verstreut wohnte, und an die heutige vereinte glückliche Familie von 110 Brüdern und Schwestern denken — welch ein Wachstum! Und wie dankbar sind sie doch Gott, wenn sie daran denken, daß es im Jahre 1931 in allen Gebieten unter der Aufsicht dieses Zweigbüros nur 100 Verkündiger gab, während es heute in dem gleichen Gebiet über 140 000 Prediger der guten Botschaft gibt! Jehovas Taten sind heute genauso gewaltig, wie sie es in vergangener Zeit waren. Zu Recht können wir mit dem Psalmisten sagen: „Dies ist von Jehova selbst aus geschehen; es ist wunderbar in unseren Augen“ (Ps. 118:23).

[Bild auf Seite 185]

Das Bethel in Elandsfontein im Jahre 1952

[Bild auf Seite 238, 239]

Büro und Druckerei der Watch Tower Society in Elandsfontein (Republik Südafrika)