Sri Lanka
Sri Lanka
Ein Juwel im Indischen Ozean — so wird die Insel, die wir jetzt besuchen, von vielen bezeichnet. Die meisten kennen sie als Ceylon, doch seit 1972 heißt sie Sri Lanka.
Sri Lanka umfaßt ein Gebiet von über 65 000 Quadratkilometern und ist ein Juwel mit vielen Facetten. Die Küste besteht ringsum aus tropischem Flachland, und im Innern erhebt sich ein Gebirge. Auf dem Weg in die Berge fährt man durch Kokosnußplantagen, und in einer Höhe von über 1 000 Metern begegnet man heute wunderschönen Teesträuchern.
Betrachtet man die Rassen, Kasten, Sprachen und Religionen der Insel, so trifft man ebenfalls auf viele verschiedene Facetten. Etwa zwei Drittel des Inselgebietes — im Zentrum und im Süden — werden von Ariern bewohnt, die Singhalesisch sprechen und die von den Therawadins gepflegte strenge Form des Buddhismus ausüben. Die Menschen sind freundlich und gastfrei. Im Norden und Osten Sri Lankas leben Drawidas, die Tamil sprechen und zum größten Teil Hindus sind. Sie sind für ihren Fleiß bekannt.
Einst zog der Handel Mohammedaner selbst von Marokko an. Anfang des 16. Jahrhunderts nahmen die Portugiesen, die an Gewürzen interessiert waren, die Küstengebiete ein. Mit ihnen kamen katholische Priester. Man unternahm große Anstrengungen, die Buddhisten zum katholischen Glauben zu bekehren. Wie ging man dabei vor? Indem man ihnen materielle Vorteile anbot, aber auch gewaltsam. Heute ist in vielen Küstenstädten der Katholizismus vorherrschend.
Etwas über ein Jahrhundert später nahmen die Niederländer dieses Juwel in Besitz, konnten sich aber nur an der Küste behaupten. Zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaftsgewalt verlegten sie Soldaten aus Malaya und Java hierhin, was die Vielfalt der Rassen noch erhöhte.
Mehr durch Diplomatie als durch Eroberung übernahmen 1796 die Briten Ceylon. Die neuen Facetten, die dadurch auftraten, waren weitere Rassen und eine große Zahl protestantischer Kirchen. Im Laufe der Zeit aber wurde Ceylon unabhängig. Das geschah im Jahre 1948.
Sowohl die Briten als auch die Niederländer wachten streng darüber, daß Angehörige ihres Volkes keine Ehen mit Einheimischen eingingen. Dennoch gab es viele solcher Ehen, und die zahlreichen Kinder, die daraus hervorgingen und die Burgher genannt werden, gehören den Kirchen der Christenheit an. Ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung Sri Lankas bekennen, Christen zu sein. Wie aber faßte das wahre Christentum auf diesem „Juwel im Indischen Ozean“ Fuß?
DIE GUTE BOTSCHAFT ERSCHALLT
Nach der Legende soll der Apostel Thomas Ceylon besucht haben (Luk. 6:12-16). Keine Legende aber ist, daß zwei eifrige Christinnen 1910 hier die gute Botschaft predigten, während ihr Schiff im Hafen lag.
Sie sprachen beim Seemannsamtsleiter des Hafens von Colombo, E. W. de Z. van Twest, einem Burgher, vor und erreichten, daß er das Buch Der göttliche Plan der Zeitalter sowie ein weiteres Buch von Charles Taze Russell, dem ersten Präsidenten der Watch Tower Society, las. Nach einiger Zeit sprach dieser Mann mit anderen über die neuen Dinge, die er lernte. Unter anderem reagierte ein Methodistenprediger, ein Singhalese namens D. N. Pieris, günstig darauf, ebenso H. W. Wendt, van Twests Vertreter im Amt.
Auch zwei weitere singhalesische „Christen“ nahmen die gute Botschaft um diese Zeit herum dankbar an. Der Name des einen war Edirisinghe und der des anderen Baptist. Hinzu kam noch A. B. Chapman, ein Burgher, der früher im Queen’s-Hotel in Kandy als Pferdeknecht für die Pferde und Wagen zuständig gewesen war, sich aber zur Ruhe gesetzt hatte. Auch T. E. Karunatilleke, ein Gesundheitsinspektor, nahm die Wahrheit an und predigte anderen die gute Botschaft. Bei so viel Tätigkeit konnte man mit weiterer Zunahme rechnen.
PASTOR RUSSELL BESUCHT CEYLON
Anfang 1912 erwarteten diese Familien gespannt den Besuch Pastor Russells, der sich auf einer Weltreise befand. Bruder van Twest war gerade krank, doch Bruder Russell besuchte ihn extra und führte mit ihm ein kurzes, geistig stärkendes Gespräch. In der alten Stadthalle hielt Bruder Russell vor über 900 Zuhörern einen Vortrag über den reichen Mann und Lazarus. Die zweite Ansprache Bruder Russells im selben Saal übersetzte Bruder Pieris ins Singhalesische, so daß jeder das Gesagte verstehen konnte.
Bruder Russell besuchte auch die Leprastation in Hendala, auf der anderen Seite des Flusses gelegen, gegenüber von Colombo. Ein Parse, der für die Siedlung verantwortlich war, versammelte die Leprakranken, damit sie der Ansprache Pastor Russells und Bruder Pieris’ Übersetzung zuhören konnten. Einige baten um Traktate und um andere Literatur, die sie bereitwillig entgegennahmen. Zufällig bot man Bruder Russell und Bruder Pieris während ihres Besuches zur Erfrischung den Saft einer jungen Kokosnuß an. Bruder Russell bestand darauf, daß Bruder Pieris zuerst davon trank. Für die Zuschauer war es etwas ganz Ungewöhnliches, daß ein Weißer einen „Eingeborenen“ zuerst trinken ließ.
Von nun an wurden sonntags regelmäßig in einem Anbau von Bruder van Twests Haus, das in Colombo ideal gelegen war, Zusammenkünfte
abgehalten. Er leitete sie selbst; eine seiner Töchter spielte dabei das Harmonium, und eine andere sang die Hymnen.Nach dem Lesen des 6. Bandes der Schriftstudien, betitelt „Die Neue Schöpfung“, erkannte das Ehepaar Wendt die Notwendigkeit der Taufe. Darauf wurde die erste Taufe von Bibelforschern im Lande vorbereitet. Sie fand am 31. Mai 1914 in einem der Kanäle statt, die die Niederländer angelegt hatten, unmittelbar hinter dem Haus von Bruder Karunatilleke in Wellawatte.
DAS PHOTO-DRAMA GELANGT NACH CEYLON
Im Jahre 1917 verbrachte Bruder A. A. Hart aus England ungefähr 4 Monate auf Ceylon. Er hatte das „Photo-Drama der Schöpfung“ mitgebracht, das einen Überblick über Gottes Vorsatz mit der Erde und dem Menschen gab und aus Lichtbildern und Filmen bestand, die vertont waren. Vorführungen fanden in Colombo, Kandy und an anderen Orten statt. Sie fanden großen Zuspruch, und man sagte, daß die Kirchen leer gewesen seien, wenn das Photo-Drama vorgeführt worden sei.
Zum entscheidenden Zusammenstoß kam es in Kandy, wo die Geistlichkeit eine Abordnung zum Polizeichef sandte, um die Vorführungen unterbinden zu lassen. Doch als Bruder Wendt ihm das Textbuch zeigte, sagte er: „Mister Wendt, ich kann nichts Verkehrtes daran finden, aber man setzt mir schwer zu, ich solle die Vorführungen verbieten.“ „Man“, die Geistlichkeit, hatte einen so großen Einfluß, daß Bruder Hart die Insel binnen 48 Stunden verlassen mußte.
WIE DIE ERSTEN ZUSAMMENKÜNFTE ABLIEFEN
Bei der Tätigkeit als Gesundheitsinspektor traf Bruder Karunatilleke 1918 Thomas Walmsley aus England, der einen Arbeitsvertrag mit den Bleiwerken hatte. Walmsley erkannte die Wahrheit schnell und brach schon bald seine Beziehungen zur Baptistenkirche und zu den Freimaurern ab. Seine Wohnung am Boswell Place in Wellawatte diente in regelmäßigen Abständen als Zusammenkunftsort für die täglichen Bibelstudienzusammenkünfte.
Ja, es stimmt — sie fanden täglich statt! Die Bibelforscher hielten jeden Tag in einem anderen Haus Zusammenkünfte ab. Sie begannen mit Lied und Gebet, worauf aus dem Buch Täglich himmlisch Manna, dem Vorläufer des Jahrbuches der Zeugen Jehovas, vorgelesen wurde. Darauf wurde eine Predigt gehalten. Entweder las man eine der Predigten Bruder Russells vor, oder Bruder van Twest hielt eine Ansprache. Den Abschluß bildeten unter anderem ein weiteres Lied und ein Gebet.
LANGSAM ABER SICHER DURCH DIE 1920ER JAHRE
Im Jahre 1923 waren mehr als 50 Personen mit der Versammlung in Colombo verbunden. Es wurden weiterhin täglich Zusammenkünfte abgehalten, und etwa alle 3 Monate fand ein eintägiger Kongreß statt, entweder in der Wohnung der Familie Karunatilleke oder in der der Familie Wendt.
Die Zusammenkünfte am Sonntag wurden in den Zeitungen bekanntgegeben, doch man führte noch kein organisiertes Predigtwerk von Haus zu Haus durch. Man sprach zu denen, mit denen man zusammenkam, verteilte Traktate und unterhielt sich länger mit denen, die Interesse zeigten. Bruder Wendt stammte aus Kandy und fuhr von Zeit zu Zeit dorthin, um seine Verwandten zu besuchen. Schwester Wendt berichtet über diese Fahrten mit dem Zug:
„Wenn wir nach Kandy reisten, suchte uns Vater einen Platz in einem Eisenbahnwagen, und dann verschwand er. Er ging in einen anderen Wagen, setzte sich und sprach mit den Reisenden. Wenn möglich, setzte er sich neben einen buddhistischen Priester, zeigte ihm Verschiedenes in den Traktaten in singhalesischer Sprache und bat ihn, daraus vorzulesen, damit die anderen es hören konnten. Viele hörten zu, während der Priester las. In Kandy hielt ... [Bruder Wendt] gewöhnlich einen Vortrag in der Wohnung eines Freundes, und meistens lud der Freund seine Nachbarn dazu ein. Es waren dann etwa 15 Personen anwesend, zu denen er über die Bibel sprach, oft über den Zustand der Toten ... Er hob hervor, daß es eine Auferstehung gebe. ... Er erzählte ihnen, es gebe himmlische und irdische Körper, was seine Zuhörer sehr in Erstaunen versetzte. Die meisten von ihnen fanden aber nie den Mut, sich gegenüber den Geistlichen zu behaupten.“
Im Jahre 1926 kam Bruder F. E. Skinner aus Indien zu Besuch. Er verbreitete Handzettel, auf denen seine Ansprachen angekündigt wurden, und Bruder Chapmans Tochter Ann half ihm dabei. Sie diente eine Zeitlang als Kolporteur (heute nennt man dies Pionier) und wurde während einiger Zeit von Katie Mergler aus Indien unterstützt. Einige Monate lang bearbeiteten sie das Gebiet südlich von Colombo und gaben dabei viel Literatur ab.
DAS AUF UND AB DER 1930ER JAHRE
Im Jahre 1931 kam die begeisternde Nachricht, daß in Madras (Indien) ein Kongreß des Volkes Gottes stattfinden würde. Ann und Ruth Chapman, Bruder D. N. Pieris und einige weitere fuhren dorthin. Sie lernten mehrere Brüder kennen, die aus England gekommen waren, um die gute Botschaft in Indien zu predigen. Zu ihnen gehörte George Wright, der mit Bruder Skinner in Bombay zusammen arbeitete. Offensichtlich
machte Ruth Chapman einen guten Eindruck auf Bruder Wright, denn er fuhr nach Kandy und heiratete sie am 6. April 1936.Das Ehepaar Wright erhielt die Zuteilung, von Kandy aus als Kolporteure zu wirken. Von Zeit zu Zeit schlossen sich ihnen einige Brüder aus Indien für längere Zeit im Predigtwerk an. Einen großen Teil ihrer Arbeit leisteten sie im Bergland auf den Teeplantagen, wo sie Tausende biblischer Schriften verbreiteten. Die Arbeit wurde fortgeführt, bis George Wright 1941 starb. Kurz darauf reiste Ruth Wright nach England ab. Ihr Vater, Bruder A. B. Chapman, war 1933 gestorben.
Bruder van Twests Kräfte ließen in den 1930er Jahren stark nach, so daß er nicht mehr viel tun konnte. Er starb im Mai 1938 im Alter von 86 Jahren. Einen Monat später starb Bruder Wendt im Alter von 62 Jahren. Außer dem Bibelstudium, das einzelne Familien zu Hause durchführten, wurden nun keine weiteren Zusammenkünfte mehr abgehalten. Einige predigten etwas, doch wurden darüber keine Aufzeichnungen gemacht. Eine Anzahl bemühte sich, jährlich zum Abendmahl des Herrn zusammenzukommen, doch die Organisation auf Ceylon wurde zunehmend schwächer und hörte zu Beginn des Zweiten Weltkrieges fast ganz zu bestehen auf.
WIEDERHERSTELLUNG IN DEN 1940ER JAHREN
Im Jahre 1941 wurde die Literatur der Gesellschaft verboten, so daß sie in Ceylon nicht mehr eingeführt werden durfte. Brüder, die sich auf der Durchreise befanden, brachten etwas Literatur mit, und auch ein Pilot einer zivilen Luftverkehrsgesellschaft konnte ziemlich regelmäßig Ausgaben des Wachtturms aus Bombay mitbringen. Sie wurden unter einigen Brüdern und Interessierten herumgereicht. Im Jahre 1943 besuchte Juvenal Chapman (der Sohn A. B. Chapmans) zusammen mit einem Bruder einen Kongreß in Bombay und brachte einige neue Bücher mit zurück. Bruder Chapman war damals als selbständiger Landvermesser in Gampaha tätig, wo er auch etwas predigte. Er ließ privat einiges im Lande drucken, darunter die Broschüre Heilung in Singhalesisch. Das Verbot wurde 1945 aufgehoben. Danach war es wieder möglich, mit dem Büro der Gesellschaft in Bombay offiziell Kontakt aufzunehmen.
Anfang der 1940er Jahre predigten Brüder, die aus Indien zu Besuch waren, einem Lokomotivführer namens E. L. V. Campbell, der überzeugter Katholik war. Im Laufe der Zeit predigte Vier, wie er allgemein genannt wurde, seinen Arbeitskollegen und Robin Tucker, ein anderer Lokführer, und dessen Familie zeigten großes Interesse. Es tat sich also etwas. Als Gerry Gerrard aus Bombay Anfang 1947 Colombo besuchte, konnte er 19 Personen helfen, das Königreich zu predigen. Es war unbedingt nötig, daß einige Brüder die Führung übernahmen,
regelmäßig Zusammenkünfte abhielten und das Predigtwerk organisierten.MISSIONARE LEGEN HAND AN
Am 30. April 1947 fuhr gegen 7 Uhr morgens ein Zug im Bahnhof Maradana in Colombo ein. Darin saßen 4 Absolventen der 8. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead. Es dauerte nicht lange, und die 4 Missionare — Stanley Bowdery, George Griffiths, Frank Stebbing und Ray Matthews — predigten in Colombo. Die Menschen nahmen die Literatur bereitwillig entgegen. Im Mai, ihrem ersten Monat auf Ceylon, gaben die Missionare 305 Bücher ab und nahmen 238 Abonnements auf.
Man mietete in Talawatugoda ein Missionarheim, und die Missionare kauften sich 2 Fahrräder und ein altes Motorrad. Sie fanden viele englisch sprechende Personen, mit denen sie studieren konnten. Bruder Matthews berichtet:
„Wir hielten von Anfang an regelmäßig Zusammenkünfte ab, und bald wurde die Gruppe [Versammlung] Colombo der Zeugen Jehovas gegründet ... Wir stellten fest, daß das Predigen sehr einfach war, denn alle Wohnungsinhaber, seien sie Buddhisten, Hindus, Moslems oder ,Christen‘, boten uns einen Sitzplatz an, bestellten ein kaltes Getränk, hörten sich alles an, was wir zu sagen hatten, und nahmen dann wenigstens etwas Literatur ...
Dann fingen wir mit dem Zeitschriftendienst auf der Straße an ... Wir gaben viele Zeitschriften ab. ... Es war etwas Ungewöhnliches, daß Weiße inmitten der Händler auf der Straße Zeitschriften anboten. ...
Als nächstes begannen wir mit Zusammenkünften für die Öffentlichkeit. Den ersten Vortrag hielten wir in Earl’s Court. Jeder, den wir einluden, versprach zu kommen. Wir erwarteten deshalb eine große Zuhörerschaft; doch nur etwa 20 Personen waren schließlich da. Uns fiel auf, daß sich viele Menschen auf dem Rasen vor der Festung am Meer aufhielten. Darum beschlossen wir, dort Zusammenkünfte für die Öffentlichkeit abzuhalten. ... Wir stellten 2 Trichterlautsprecher auf, so daß ein großer Teil des Rasens beschallt wurde. Manchmal hörten 200 bis 300 Menschen dem Vortrag wenigstens eine Zeitlang zu. Dadurch wurde vielen Zeugnis gegeben, und die Menschen merkten, daß wir da waren, obwohl gering an Zahl. In den ersten 4 Monaten erreichten wir eine Höchstzahl von 22 Verkündigern.“
Im März 1948 mietete man eine kleine Wohnung in Borella als Missionarheim. Es war zwar keine erstklassige Unterkunft, doch wenigstens lag sie in Colombo, was den Missionaren lange Wegzeiten ersparte.
FORTSCHRITT UNTER DEN TAMILEN
Es heißt, die Bevölkerung Colombos bestehe fast zur Hälfte aus Tamilen, doch die meisten von ihnen sprechen auch Englisch. G. H. G. Abraham, der zu dieser Bevölkerungsgruppe gehört, zeigte großes Interesse. Er besuchte die Zusammenkünfte regelmäßig, fing 1952 zu predigen an und wurde am 10. Januar 1953 in Kalkutta getauft.
Ende 1954 gab Henry Abraham seine weltliche Arbeit auf und verzichtete auf verlockende Pensionsansprüche. Warum tat er es? Weil es für ihn ein größeres Vorrecht war, Jehova als Sonderpionier zu dienen. Bruder Abraham ist seit jener Zeit „Vater“ vieler geistiger Kinder geworden. (Vergleiche 1. Korinther 4:14, 15; Philemon 10, 11.)
EIN WAHRHAFT ERBAUENDER BESUCH
Doch gehen wir zurück zum Beginn des Jahres 1952. Es war eine aufregende Neuigkeit, als bekannt wurde, daß N. H. Knorr, der Präsident der Watch Tower Society, Ceylon im Januar jenes Jahres besuchen wollte. Seit dem Besuch von C. T. Russell waren 40 Jahre vergangen.
Für die meisten Zusammenkünfte während des Besuches Bruder Knorrs benutzte man einen Raum in der Eisenbahnerschule, doch für den öffentlichen Vortrag wurde die Stadthalle gemietet. Die Brüder waren sehr darum besorgt, daß jedermann von diesem Vortrag wußte, und verbreiteten viele Handzettel. Außerdem brachten sie ein großes, dreiteiliges Schild an Fahrrädern an und fuhren damit durch Colombo. Der Erfolg war durchschlagend. Obwohl sich sonst durchschnittlich 50 Personen in der Schule einfanden, kamen trotz strömenden Regens 235 Personen zum öffentlichen Vortrag Bruder Knorrs, der das Thema hatte: „Ist die Religion der Weltkrise gewachsen?“
Am Abend ging Bruder Knorr zum Missionarheim, um das Abendessen einzunehmen. Nachdem er sich durch die enge Straße, die vom Regenwasser überflutet war, einen Weg gebahnt hatte, dabei über einen Sandhaufen gestolpert war und sich in einer Wäscheleine verfangen hatte, kam er schließlich im Heim an. Er unterhielt sich eine Weile mit den Missionaren und sagte dann: „Ich glaube, ihr braucht wirklich ein neues Missionarheim.“
WEITERE MISSIONARE TREFFEN EIN
Drei Monate später zogen die Missionare in das Haus Vidiyala Place 10/1, Colombo 10. Dies war ein zweigeschossiges Gebäude mit modernem Komfort, das sich sehr gut für Zusammenkünfte eignete.
Am 20. September 1951 waren 3 Missionare auf Ceylon eingetroffen: Harold Gluyas, John Wesley-Smith und Fred Carroll. Im Oktober 1952 trafen Ralph und Betty Johnson ein, die die 18. Klasse Gileads absolviert
hatten. Im Dezember desselben Jahres schlossen sich ihnen Charles und Marion Boshnyak an, die dieselbe Klasse besucht hatten.Nun gab es Schwestern im Missionarheim, die das Heim wohnlicher machen und den ceylonesischen Schwestern im Predigtdienst helfen konnten. Dies war ein Fortschritt. Die Mahlzeiten im Missionarheim und der allgemeine Zustand des Heims besserten sich außerordentlich.
DAS KÖNIGREICHSZEUGNIS WIRD AUSGEDEHNT
Anfang 1953 nahm man sich vor, einige Brüder und interessierte Personen in verschiedenen Gegenden der Insel zu besuchen. Da einige Missionare inzwischen Motorräder hatten, kann man sich ausmalen, wie eine ganze Karawane durch die Dörfer und den schönen Urwald fuhr. Zuerst machten sie in Anuradhapura halt, einer alten Hauptstadt, 190 Kilometer von Colombo entfernt. Ein Teil der Gruppe besuchte eine Frau Lucas, die interessiert war, und ihre Nachbarinnen. Die anderen leisteten Vorarbeit für einen öffentlichen Vortrag, der am Abend auf dem Rasen neben dem Marktplatz gehalten wurde. Ein Freiwilliger aus der Zuhörerschaft übersetzte den Vortrag ins Singhalesische, so daß jeder verstehen konnte.
Das nächste Ziel war Trincomalee. In der Nähe dieser Stadt gab es ein angenehmes Beisammensein mit der Familie Tucker. Da diese an der China Bay, 10 Kilometer südlich von Trincomalee, wohnte, mußten die Brüder jeden Tag eine kurze Strecke mit dem Zug fahren. Unterwegs gaben sie bei den Fahrgästen viele Broschüren in Singhalesisch und in Tamil ab. Die Zusammenkünfte trugen zur Freude aller bei, und dann war es Zeit für die Rückreise.
Auf dem Rückweg besuchten die Brüder Kandy, eine Stadt im Bergland. Kurzfristig setzten sie einen öffentlichen Vortrag in der Vorhalle des Queen’s-Hotels an, bei dem etwa 20 Einwohner von Kandy zugegen waren.
ZWEIGBÜRO AUF CEYLON ERÖFFNET
Im November 1953 ging es in der theokratischen Geschichte Ceylons einen bedeutenden Schritt voran. In Colombo wurde ein Zweigbüro der Watch Tower Society eingerichtet. Bruder Ralph Johnson wurde zum Zweigaufseher ernannt. Bestimmt würde dadurch das Werk des Predigens des Königreiches auf der Insel besser überwacht werden.
Jehova schien dieses Zweigbüro ganz offensichtlich zu segnen. In jedem Monat jenes Jahres kam es zu einer neuen Verkündiger-Höchstzahl, so daß der Durchschnitt für das Dienstjahr 66 betrug — eine 50prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Alle waren glücklich, daß 122 Personen dem Gedächtnismahl beiwohnten.
Das Zweigbüro und Missionarheim mußte im Laufe der Jahre mehrmals verlegt werden. Heute ist es in der Layard’s Road 62, Colombo 5 gut untergebracht. Zum Haus gehört ein schöner Königreichssaal. Die Räumlichkeiten sind viel größer und sind moderner eingerichtet als in allen vorherigen Missionarheimen.
Bruder Johnson konnte wegen der Krankheit seiner Frau die Aufgaben eines Zweigaufsehers nicht länger ausführen. Deshalb kam Douglas King mit seiner Frau aus Indien und übernahm diese Aufgaben im April 1954.
Jetzt gab es 2 Versammlungen, die eine in Colombo und die andere in Kandy. Ray Matthews diente von Zeit zu Zeit als Kreisaufseher. Er war darauf bedacht, das Werk auszudehnen, und reiste auch nach Jaffna und zu anderen Orten.
Im Mai 1954 stand die Planung für den ersten Kreiskongreß auf Ceylon fest. Er wurde im Pfadfinderinnenheim in Colombo abgehalten. Es war wirklich ein erbauender Kongreß; alle waren darüber erfreut, daß beim öffentlichen Vortrag 357 Anwesende gezählt wurden.
ZEIT DER AUSDEHNUNG
Das Werk des Jüngermachens schritt voran. Jetzt waren mehr einheimische Brüder da, die sich schulen ließen und weitere Aufgaben in der Versammlung übernehmen konnten. Dadurch konnten einige Missionare in neue Gebiete ziehen. Demzufolge eröffneten John Wesley-Smith und seine Schwester Moira (die die 11. Klasse der Gileadschule absolviert hatte) zusammen mit dem Ehepaar Boshnyak im Dezember 1954 ein neues Missionarheim in Jaffna, im äußersten Norden der Insel.
Bald darauf wurden Loo Joseph, die Ian Campbell bei Radio Ceylon getroffen hatte, und ihr Stiefsohn Euchie Sonderpioniere. Zusammen mit den anderen Kindern, die Loo hatte, zogen sie später nach Galle, das im Süden der Insel liegt, um dort tätig zu sein. Dies bedeutete, daß die gute Botschaft selbst bis an die äußersten Enden Ceylons gepredigt wurde.
Im Februar 1955 zogen Ian Campbell und Henry Abraham nach Batticaloa. Dort konnten sich noch viele an einen Mr. Iyampillai erinnern, der bis zu seinem Tode 1951 im Alter von 83 Jahren über das Königreich Gottes gesprochen haben soll. Mit der Ankunft der beiden Pioniere nahm das Werk in der östlichen Provinz Formen an.
SPRACHENUNRUHEN
Im Mai 1956 zeigte sich das so friedliche Juwel im Indischen Ozean plötzlich von einer ganz anderen Seite. In Amparai brachen Unruhen aus. Es ging um die Frage der Landessprache. Man war gerade dabei,
Singhalesisch zur Nationalsprache zu erheben, und die Tamilbevölkerung verlangte nachdrücklich, ihre Sprache solle dem Singhalesischen gleichgestellt werden.Thomas Meadows, ein Tamile, der in Amparai arbeitete, zeigte sich an der Wahrheit sehr interessiert. Bruder Abraham und Bruder Campbell fuhren zusammen mit Ray Matthews, dem Kreisaufseher, die 68 Kilometer von Batticaloa dorthin, um ihn zu besuchen. Während des Bibelstudiums stürmte eine schreiende, wütende Menge Singhalesen durch die Straße, zerstörte die Häuser der Tamilen und mißhandelte jeden Tamilen, den sie finden konnte. Mit Hilfe eines singhalesischen Nachbarn — und vielleicht unter dem Schutz der Engel — konnten die Brüder und die Familie Meadows entkommen.
Hierauf machte Thomas Meadows so schnell Fortschritte, daß er innerhalb zweier Monate den Predigtdienst aufnahm. Nach seiner Pensionierung wurde er Sonderpionier. Auch einer seiner Freunde, ein Hindu, der ihn am Abend des Aufstandes besucht hatte, nahm die Wahrheit an und symbolisierte im Dezember 1956 seine Hingabe an Jehova. Auch er wurde später Sonderpionier.
Im Mai 1958 brachen die Sprachenunruhen erneut aus, und viele Greueltaten wurden verübt. Die Brüder zeigten liebevolles Interesse füreinander und vergewisserten sich während der Zeit der größten Spannungen, daß alle in Sicherheit waren. Nicht ein einziger von ihnen erlitt Schaden, da alle neutral blieben und mit den Behörden zusammenarbeiteten (Joh. 17:16).
EIN WEITERER NÜTZLICHER BESUCH
Zu den freudigen theokratischen Ereignissen auf Ceylon gehörte der zweite Besuch Bruder Knorrs, der vom 31. Dezember 1956 bis zum 3. Januar 1957 dauerte. Während derselben Zeit wurde ein Kongreß geplant, und der öffentliche Vortrag „Der Friede der neuen Welt noch in unserer Zeit“ wurde weit und breit bekanntgemacht. Zum Beispiel brachte man sehr große Spruchbänder an wichtigen Plätzen im Stadtgebiet an, und ein privates Transportunternehmen hängte 100 Plakate in seinen Bussen gratis aus. Man braucht nicht hervorzuheben, daß sich alle freuten, zum Vortrag in der Stadthalle von Colombo eine beachtliche Zuhörerschaft von 435 Personen zu sehen.
DAS KASTENSYSTEM
Im Januar 1958 verließen Ian und Sheila Campbell sowie Henry Abraham Ceylon, um die 31. Klasse der Gileadschule zu besuchen. Im September desselben Jahres kehrten sie als die ersten Gileadabsolventen Ceylons zurück. Das Ehepaar Campbell war vom Missionarheim in
Colombo aus tätig und Bruder Abraham von dem in Jaffna aus, wo damals Bruder Harold Gluyas und seine Frau dienten.Schwester Gluyas berichtet über Jaffna: „Hier erfuhren wir zum erstenmal, wie weit das Kastensystem selbst unter den sogenannten Christen verbreitet ist. Als wir einmal einen Film [der Watch Tower Society] in der Wohnung eines Interessierten, der ein ,Christ‘ war, vorführten, sagte ein anderer ,Christ‘, er könne nicht kommen, da er dadurch seine Verwandten beleidigen würde, die angeblich einer höheren Kaste angehörten.“ Wenn in „christlichen“ Wohnungen Bibelstudien abgehalten wurden, kamen oft die Nachbarn, saßen aber auf dem Fußboden, während die anderen auf Stühlen saßen, da sie eine höhere „Stellung“ hatten.
KONGRESS „GÖTTLICHER WILLE“
Der internationale Kongreß „Göttlicher Wille“ der Zeugen Jehovas, der im Sommer 1958 in New York abgehalten wurde, war für Christen ein großartiges Ereignis. Die Brüder auf Ceylon hatten ihren eigenen Kongreß „Göttlicher Wille“ in Colombo vom 23. bis 26. Oktober 1958. Alle waren über die geistige Speise und die neuen Veröffentlichungen begeistert, besonders über das Buch Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies. Wegen seiner Einfachheit und seiner vielen Bilder erwies sich dieses Buch als wertvolles Hilfsmittel im Werke des Jüngermachens.
In nur 2 Monaten nach Ankunft der Bücher wurden 1 044 Exemplare des Paradies-Buches abgegeben. Vielleicht ist die Steigerung der Zahl der Heimbibelstudien um 38 Prozent in jenem Jahr auf dieses ausgezeichnete Hilfsmittel zurückzuführen.
Während des Kongresses „Göttlicher Wille“ im Jahre 1958 nahm Bruder I. R. David den Predigtdienst auf. Am 30. April 1960 wurde er auf einem Kongreß in Jaffna getauft und führte schon bald 15 Heimbibelstudien durch, eines davon mit einem Mr. Cassim, der als erster Moslem auf Ceylon die wahre Anbetung aufnahm.
INNERE PROBLEME
Jehovas Volk auf Ceylon erfreute sich geistiger Wohlfahrt und Einheit. Doch dann kam es zu inneren Problemen. Satan fand eine Gelegenheit, seine langerprobte Methode zu gebrauchen, Menschen zu unsittlichen Handlungen zu verleiten. Im Jahre 1961 mußten im Interesse des Werkes einige Änderungen vorgenommen werden. Infolgedessen wurde Bruder C. A. Tareha, ein Missionar, zum Kreisaufseher ernannt. Im Dezember eröffneten Bruder und Schwester King in Nuwara Eliya, hoch in den Teeplantagen gelegen, ein neues Missionarheim. Zuvor war dort fast gar nicht gepredigt worden.
Im Januar 1962 übernahm Ray Matthews die Aufgaben des Zweigaufsehers. Diese Entwicklungen halfen allen zu sehen, daß der einzelne nicht unersetzlich ist. Statt auf Menschen zu sehen, müssen Christen zu Jehova Gott aufblicken und sich auf ihn verlassen (BRUDER HENSCHEL ZU BESUCH
Viele der neueren Brüder hatten noch nie ein Glied des Hauptbüros der Watch Tower Society in Brooklyn (New York) gesehen. Darum freuten sich alle sehr, als bekannt wurde, Milton G. Henschel werde Ceylon vom 9. bis 14. Februar 1962 besuchen. (Im Jahre 1973, über 11 Jahre später, besuchte er die Insel ein zweites Mal.) Vom 8. bis 11. Februar sollte der Bezirkskongreß „Vereinte Anbeter“ abgehalten werden, so daß er mit dem Besuch zusammenfallen würde.
Bruder Henschels liebevoller Rat wurde dankbar angenommen. Beispielsweise schlug er vor, man solle Literatur gegen irgend etwas eintauschen, was die Menschen hätten, wenn sie nicht mit Geld bezahlen könnten. Von da an konnte man sehen, wie die Verkündiger
mit Reis, Kokosnüssen, Eiern, Seife, Kleidung und anderen Sachen aus dem Predigtdienst zurückkamen. Wenn die Leute etwas für die Druckschriften gegeben hatten, schätzten sie sie eher.EIN KÖNIGREICHSSAAL WIRD GEBAUT
Anfang der 1960er Jahre waren die Brüder der Versammlung Moratuwa fleißig dabei, den ersten Königreichssaal auf Ceylon zu bauen, der Jehovas Zeugen gehören würde. Der damalige vorsitzführende Aufseher, Bruder B. L. Wooding, machte eine Erbschaft, und man hätte erwartet, daß er das Geld nehmen würde, um eine Heimreise nach Neuseeland zu finanzieren. Statt dessen verwendete er es, um seinen Wunschtraum zu verwirklichen — für den Bau eines Königreichssaales der Versammlung Moratuwa. Auch andere steuerten von ihren Mitteln bei; manche verkauften einen Teil ihres Besitzes.
Am 4. Mai 1963 waren zur Bestimmungsübergabe dieses Königreichssaales über 200 Personen anwesend. Er steht in Ratmalana an der Galle Road und ist inzwischen so bekannt, daß sogar Post ankommt, auf der als Adresse einfach steht „Königreichssaal, Mount Lavinia“.
KONGRESS „EWIGE GUTE BOTSCHAFT“
Im Rahmen des Kongresses „Ewige gute Botschaft“, der 1963 rund um die Welt abgehalten wurde, war Neu-Delhi für die Brüder aus Ceylon der nächstgelegene Tagungsort. Insgesamt konnten 109 von ihnen dorthin reisen, davon 32 Pioniere.
Auf der Reise bestand das Problem des Zuganschlusses nach der Überfahrt mit der Fähre von Ceylon nach Indien. Die Auskunft des leitenden Zollbeamten war: „Passagiere 3. Klasse bekommen nie den Anschlußzug. Sie müssen warten und am nächsten Tag weiterfahren.“ Die Brüder baten die verantwortlichen Beamten um Unterstützung und legten Jehova die Angelegenheit im Gebet dar. Und wie ging es aus? Die Zollbeamten fertigten ihre Reisegruppe gesondert ab, und ehe sie sich’s versahen, befanden sie sich in dem überfüllten Zug. Sie hatten den Anschluß doch bekommen!
Das Kongreßprogramm war für alle sehr von Nutzen. Die Brüder freuten sich besonders darüber, mit Brüdern aus vielen anderen Ländern zusammen zu sein. Einige der Delegierten wurden in Neu-Delhi getauft, wodurch die Zahl der Täuflinge auf Ceylon in jenem Jahr die Höchstzahl von 43 erreichte.
FORTSCHRITTE BEIM JÜNGERMACHEN
Im November 1963 wurde Bruder C. A. Tareha ins Zweigbüro berufen, um sich mit der Arbeit dort vertraut zu machen, denn Ray
Matthews, der Zweigaufseher, bereitete sich auf den Besuch der 39. Klasse der Gileadschule vor. Etwa um dieselbe Zeit nahmen Melroy Campbell und Bruder A. Gnanasunderam, die gerade von Gilead zurückgekehrt waren, ihre Arbeit als Missionare in Jaffna auf.Nach Bruder Matthews’ Rückkehr aus Gilead im Februar 1965 wurde mehr Wert darauf gelegt, daß überall die Landessprachen gebraucht wurden. Anders war es nicht möglich, die junge Generation, die entweder in Singhalesisch oder in Tamil erzogen worden war, anzusprechen. Diese Sprachen sollten bei allen Zusammenkünften der Versammlung häufiger gebraucht werden, um die Königreichsverkündiger auf Ceylon besser auszurüsten, Jünger zu machen. Die Veröffentlichungen gab es natürlich schon in den einheimischen Sprachen. Beispielsweise wurde im August 1956 die erste Ausgabe des Wachtturms in Tamil veröffentlicht, und die erste Ausgabe in Singhalesisch kam im März 1958 heraus.
Das Programm des Bezirkskongresses im Dezember 1967 wurde fast vollständig ins Singhalesische und in Tamil übersetzt und wirkungsvoll dargeboten. Auch die Kongreßorganisation funktionierte mit den Jahren immer besser. Die Menschen auf Ceylon trinken nachmittags gern eine Tasse Tee, und so muß auf jedem Kongreß eine Teepause eingelegt werden. Dabei werden große Mengen Kuchen und belegte Brote verzehrt.
Einen besonderen Fortschritt im Werke des Jüngermachens bewirkte das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt. Als im Dezember 1968 eine geringe Anzahl dieser Bücher ankam, waren schon 3 Kapitel im Wachtturm in Tamil erschienen. In diesem Monat gab es eine bis dahin unerreichte Höchstzahl von 445 Heimbibelstudien. Wie in anderen Ländern, so wurde auch hier mit dem Wahrheits-Buch ein 6monatiges Bibelstudienprogramm begonnen. Bald schon gingen Berichte ein, die zeigten, daß dieses Studienprogramm seine Wirkung nicht verfehlte.
KONGRESSE „FRIEDE AUF ERDEN“
Im Jahre 1969 reisten die Missionare und eine kleine Zahl anderer Verkündiger ins Ausland, um dem internationalen Kongreß „Friede auf Erden“ beizuwohnen. Zwei Missionare waren inzwischen gestorben (B. L. Wooding und Frank Stebbing), doch nach dem Kongreß in London trafen Arthur und Gwynneth Morris, Absolventen der 47. Klasse Gileads, in Colombo ein.
Als im Dezember auf Ceylon der Kongreß „Friede auf Erden“ stattfand, waren die meisten Delegierten von den Kongressen in anderen Ländern wieder zurückgekehrt. Während dieser Veranstaltung wurden 10 neue Jünger getauft. Manche waren durch den 6monatigen
Bibelstudienkursus mit dem Wahrheits-Buch zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt.WACHSTUM TROTZ SCHWIERIGKEITEN
Im April 1970 wurde eine neue Höchstzahl von 292 Verkündigern erreicht. Doch immer noch mußte jeder Verkündiger im Durchschnitt 42 774 der 12 490 000 Bewohner der Insel erreichen. Während sie den Menschen weiterhin predigten, kam es zu Schwierigkeiten.
Da man mit einer blutigen Revolution rechnete und im ganzen Land Terroristen tätig waren, erließ die Regierung im April 1971 eine Ausgangssperre. Am 9. April, als die Brüder sich gerade versammeln wollten, um des Todes Jesu Christi zu gedenken, wurde plötzlich ein 24stündiges Ausgehverbot verhängt. Dadurch wurde es unmöglich, Zusammenkünfte abzuhalten, doch einige Familien kamen dem Gebot der Bibel nach und hielten zu Hause eine Feier ab. Gemäß den Anweisungen der Bibel wurden Vorkehrungen getroffen, daß alle Versammlungen des Volkes Gottes das Gedächtnismahl 30 Tage später abhalten sollten. (Vergleiche 4. Mose 9:9-13.) Manche taten dies in kleinen Gruppen, da für die Zeit nach 21 Uhr immer noch ein Ausgehverbot bestand und deshalb keine weiten Reisen möglich waren. Doch trotz dieser Probleme kamen 615 Personen zusammen.
FRUCHT DES AUSHARRENS
Trotz der Probleme, die während der Jahre auftraten, haben sich die Brüder mit Ausharren bemüht, im Predigen der guten Botschaft fortzufahren. Diese Standhaftigkeit hat Frucht getragen. Zwar sind fast alle, die die Botschaft der Bibel annehmen, Angehörige der Christenheit, doch viele, die nicht zur Christenheit gehören, lesen die Literatur der Gesellschaft, und einige — darunter Buddhisten und Hindus — sind Zeugen Jehovas geworden.
Wenn sich jemand von der falschen Anbetung abwendet und die wahre Anbetung annimmt, kann dies beachtliche Umwandlungen zur Folge haben. Folgende Erfahrung diene als Beispiel: In Jaffna besuchte ein Eingeborenendoktor, ein Hindu, mehrere Jahre lang die Zusammenkünfte. Bruder Nadarajah, der selbst ein Hindu gewesen war, studierte mit ihm geduldig die Bibel. Als der Doktor das erstemal in den Königreichssaal kam, war seine Kleidung verwahrlost, auf seiner Stirn befand sich — wie bei Hindus üblich — „heilige“ Asche, hinter dem einen Ohr steckte eine rote Hibiskusblüte, und der größte Teil seines Kopf- und Barthaares war wegen eines Gelübdes, das er abgelegt hatte, ausgerissen. Aber er war jede Woche da. Kerzengerade saß er in der ersten Reihe, je einen seiner Söhne zu beiden Seiten. Nach und nach wurde der Einfluß der Wahrheit sichtbar.
Er hatte saubere Kleidung an, hatte keine Asche mehr auf der Stirn, keine Blume hinter dem Ohr, sein Haar wuchs wieder normal, und er war glatt rasiert. Zu Hause riß er den Familienschrein nieder und nahm weitere Änderungen vor, so daß er sich Jehova hingeben konnte. Zwar sprach er kein Englisch, doch sein strahlendes Gesicht nach der Taufe zeigte, daß er wußte, er wurde als Bruder Gopalan anerkannt. Er machte schnell Fortschritte und wurde im November 1967 Sonderpionier. Auch seine Frau und alle seine Kinder wurden Königreichsverkündiger.FREUDEBRINGENDES WACHSTUM
Wie in anderen Teilen der Welt, so steigen auch in Ceylon die Preise, und das Einkommen ist gering, so daß es nicht einfach ist, den Lebensunterhalt zu beschaffen. Einigen Brüdern bereiten auch die steigenden Fahrpreise für Bus und Zug Probleme, die sie bezahlen müssen, um in ihr Predigtdienstgebiet und zu den Zusammenkünften zu gelangen. Sie sind sicher dafür dankbar, daß Kreiskongresse möglichst an Orten abgehalten werden, die für die Mehrzahl der Verkündiger leicht zu erreichen sind.
Trotz der verschiedenen Probleme gibt Jehova weiterhin das Wachstum, und darüber sind die Brüder sehr glücklich. Im letzten Dienstjahr erreichten sie eine Höchstzahl von 529 Verkündigern des Königreiches. Beim Gedächtnismahl waren 1975 insgesamt 1 377 Personen anwesend. Im August kamen 912 Zuhörer zu dem einen der beiden Bezirkskongresse „Gottes Souveränität“. Der andere Kongreß sollte noch stattfinden. Für die Zukunft sind die Brüder zuversichtlich, daß die derzeit 14 Versammlungen auf der Insel durch das Wachstum, das Gott gibt, gedeihen werden (1. Kor. 3:5-9).
Sie sind auch froh darüber, daß es jetzt mehr Pioniere gibt. Wahrscheinlich wird eine ganze Anzahl Sonderpioniere werden, die in neue Gebiete ziehen und zur Gründung weiterer Versammlungen beitragen können. Darauf kommt es vor allem an, denn bis jetzt haben über 10 Millionen Einwohner Sri Lankas die gute Botschaft noch nie gehört.
Im 1. Jahrhundert „ernteten“ Jesu Nachfolger, indem sie die Juden, die empfänglich waren, als seine Jünger zusammenbrachten. Auch auf Sri Lanka haben seine Jünger seit vielen Jahren ‘Frucht zum ewigen Leben eingesammelt’. Sie haben aber noch mehr zu tun, und so fahren sie freudig in ihrem von Gott aufgetragenen Werk fort. Sie sind zuversichtlich, daß sie weiterhin den Segen Gottes haben werden. Es sieht so aus, als ob die Felder hier noch „weiß sind zur Ernte“ und als ob die Aussichten für das Werk des Predigens des Königreiches und des Jüngermachens noch sehr gut wären (Joh. 4:34-38).
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Sri Lankas glückliche Pioniere (Ende 1958)
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Zweigbüro und Missionarheim in Colombo (seit 1967)