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Philippinen

Philippinen

Philippinen

Im Pazifik — südlich des chinesischen Festlandes — reihen sich die 7 083 Inseln, aus denen die Philippinen bestehen, über eine Strecke von 1 854 Kilometern wie Perlen aneinander. Die zahllosen Inseln der Philippinen sind zwar kleiner als Japan, doch größer als Großbritannien, und ihre Küstenlinie ist mehr als doppelt so lang wie die der Vereinigten Staaten. Von über dreißig guten Häfen ist die Bucht von Manila mit ihrer 160 Kilometer langen Küste der bekannteste, und viele bezeichnen diese Bucht als einen der besten natürlichen Häfen Asiens.

Da die Philippinen unmittelbar nördlich des Äquators liegen, herrscht dort tropisches Klima, aber angenehme Seewinde tragen dazu bei, daß die Temperatur das ganze Jahr hindurch durchschnittlich bei 26 bis 29 Grad Celsius liegt. Wegen des feuchtwarmen Klimas und der reichlichen Niederschläge gedeiht eine üppige tropische Pflanzenwelt. Völlig unfruchtbare Gebiete gibt es so gut wie keine. Sämtliche Inseln dieses Archipels sind von Bergketten durchzogen, denn sie sind in Wirklichkeit der obere Teil einer unter Wasser liegenden Gebirgskette. Die meisten Menschen leben entweder in den Küstenebenen oder in den fruchtbaren Bergtälern. Da die Philippinen innerhalb des den Pazifik umgebenden Vulkangürtels liegen, gibt es auf dieser Inselgruppe noch einige tätige Vulkane. Der eindrucksvollste ist der Mayon, dessen Krater nach der Meinung einiger der schönste in der Welt sein soll.

Die Philippinen werden geographisch in drei Hauptgebiete eingeteilt: Luzon, die Visayaninseln und Mindanao. Luzon ist die größte Insel; sie liegt im Norden und verschmälert sich nach Südosten hin wie zu einem „Schwanz“. Mindanao im südlichen Teil ist die zweitgrößte Insel. Dazwischengeschoben liegen die Visayaninseln.

Die wunderschönen Inseln, aus denen die Philippinen bestehen, werden von 42 Millionen Filipinos bewohnt. Die Filipinos sind freundliche, aufgeschlossene Menschen und stammen größtenteils von Malaien ab. Sie sind gesellig und haben Sinn für Humor. Sie sind sehr gesprächig und unterhalten sich gern über beinahe jedes erdenkliche Thema. Ihre Lebensfreude kommt in ihrer Liebe zu Musik und Tanz zum Ausdruck. Die Filipinos haben einen ausgeprägten Familiensinn, sind aber Fremden gegenüber gastfreundlich; ihre Tür steht Nachbarn und Besuchern stets offen. In den ländlichen Gegenden der Philippinen führt man ein gemächliches Leben. Alle diese Charakterzüge der Filipinos haben zur schnellen Ausbreitung der Botschaft von Gottes Wahrheit auf den Inseln beigetragen.

Im 16. Jahrhundert war zufolge der Einwanderung moslemischer Malaien in vielen Gebieten der Philippinen der Islam die vorherrschende Religion. Mit der Eroberung des Landes durch die Spanier drang jedoch der Katholizismus ein und breitete sich so weit aus, daß heute 83 Prozent der Bevölkerung katholisch sind. Spanien beherrschte die Inseln über 300 Jahre lang. Im Jahre 1898 machte dann aber eine von den Vereinigten Staaten unterstützte philippinische Revolution der spanischen Herrschaft ein Ende. Darauf bildeten die Filipinos eine Regierung, die von Amerika jedoch nicht anerkannt wurde. Durch einen mit Spanien geschlossenen Friedensvertrag, der am 10. Dezember 1898 in Paris unterzeichnet wurde, wurden die Philippinen an die Vereinigten Staaten abgetreten und erhielten so einen neuen Kolonialherrn.

Amerika brachte den Filipinos die englische Sprache und auch größere Freiheiten auf religiösem Gebiet. Das wirkte sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf das Aussäen und Aufgehen des Samens der biblischen Wahrheit sehr günstig aus. Englisch wurde neben den bereits bestehenden 87 einheimischen Sprachen und Dialekten die Unterrichts- und Geschäftssprache. Daher sprechen heute die meisten Filipinos Englisch und dazu noch eine oder mehrere andere Sprachen. Das erleichtert die Kommunikation zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen.

DIE KÖNIGREICHSBOTSCHAFT ERREICHT DIE PHILIPPINEN

Als daher im Jahre 1912 ein bekannter amerikanischer Pastor Manila besuchte, konnte er vor einer Zuhörerschaft, die größtenteils aus Filipinos bestand, einen Vortrag in Englisch halten. Dieser Pastor war Charles T. Russell, der Präsident der Watch Tower Bible and Tract Society, der sich damals auf einer Vortragsreise befand, die ihn rund um die Welt führte. Am Sonntag, dem 14. Januar 1912, hielt er im Großen Opernhaus von Manila den Vortrag „Wo sind die Toten?“ Mit diesem Ereignis gelangte die Königreichsbotschaft auf die Philippinen, und damit begann die Geschichte des Volkes Jehovas in diesem Land.

Schon vor der Ankunft Bruder Russells und seiner Begleiter wurde sein Vortrag allgemein bekanntgemacht. Am 8., 11. und 13. Januar erschienen in der Times von Manila Inserate, die großes Interesse erweckten. Wahrscheinlich aufgrund der im Brooklyn Eagle und in anderen amerikanischen Zeitungen erschienenen Verleumdungen veröffentlichten einige Zeitungen jedoch auch abfällige Bemerkungen über Bruder Russell. Es wurde behauptet, er mache Geld, er sei ein „Schieber“, ein Wanderprediger, der aus der religiösen Begeisterung der Unwissenden Kapital schlage. Ja, es wurde sogar fälschlicherweise berichtet, die Reisegruppe sei nicht zur geplanten Zeit eingetroffen.

Doch all diese Falschdarstellungen vermochten das Interesse an dem Vortrag nicht zu dämpfen, sondern schienen es eher noch zu entfachen, und so waren etwa 1 000 Personen anwesend. Bei der Zusammenkunft wurde bekanntgegeben, daß allen, die einen Zettel mit ihrem Namen und ihrer Adresse abgeben, kostenlos Schriften zugesandt würden.

Da Bruder Russell im Opernhaus von keinem Geringeren als General J. Franklin Bell, dem Oberkommandierenden der 20 000 damals auf den Philippinen stationierten amerikanischen Soldaten, eingeführt wurde, schrieb die philippinische Zeitung Free Press danach: „Wenn sich Männer wie Generalmajor Bell und General Hall [ein Reisegefährte Russells, der zehn Jahre vorher auf den Philippinen gelebt hatte] mit Pastor Russell und seiner Propaganda solidarisch erklären, kann daran kaum etwas wirklich ernsthaft verkehrt sein.“

Diese erstmalige Verkündigung der guten Botschaft auf den Philippinen verfehlte ihre Wirkung auf die Bewohner von Manila nicht. Der Vortrag wurde Tagesgespräch. Auch wurde durch die Schriften, die damals verteilt wurden, und durch den Vortrag selbst der Same der Wahrheit ausgestreut und ein gewaltiges Zeugnis gegeben. Auf diese Weise nahm die Geschichte des Volkes Jehovas auf den Philippinen ihren Anfang.

VEREINZELTE KONTAKTE IN DEN 1920ER JAHREN

Nach Bruder Russells Besuch kam als nächster Beauftragter der Gesellschaft Bruder H. Tinney auf die Philippinen. Im Jahre 1922 oder 1923 verließ er Vancouver (Britisch-Kolumbien, Kanada), um auf den Philippinen zu wirken. Nachdem er hier etwa ein Jahr eifrig tätig gewesen war und viele Schriften verbreitet sowie eine Bibelstudiengruppe in Manila gegründet hatte, mußte er jedoch aus gesundheitlichen Gründen nach Kanada zurückkehren. Die Bibelstudiengruppe wurde von Filipinos weitergeführt, und das dadurch geweckte Interesse nahm offenbar ständig zu. Wieso wissen wir das? Weil um die Mitte der 1920er Jahre ein gewisser Petronilo Salazar vom Hauptbüro der Gesellschaft in New York regelmäßig Literatur bezog und sie verbreitete. Wöchentliche Bibelstudien wurden in seinem Haus in der San Marcelino Street in Manila abgehalten. Ein Schild kennzeichnete das Haus als Versammlungsstätte der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung. Rund zehn Personen wohnten damals und noch zu Beginn der 1930er Jahre diesen wöchentlichen Studien bei, und jedes Jahr wurde die Feier zur Erinnerung an den Tod Jesu Christi durchgeführt.

Der Kontakt mit Jehovas Zeugen und ihrer Botschaft wurde auch durch amerikanische Soldaten (oder ihre Verwandten) aufrechterhalten, die zeitweilig auf den Philippinen dienten. Eine etwa 80jährige Schwester, deren Sohn Offizier war, wurde während ihres Aufenthalts auf den Philippinen krank und kam zur Behandlung in das Armeekrankenhaus von Fort Mills auf der Insel Corregidor. Eine philippinische Krankenschwester begann sich für das, was diese ältere Frau ihr von der Bibel sagte, zu interessieren. Als daher die alte Schwester aus dem Krankenhaus entlassen wurde, begann sie mit der Krankenschwester und fünf weiteren Personen ein Bibelstudium, das sie wöchentlich zweimal durchführte und „Inneren Zirkel“ nannte.

Nachdem die alte Schwester, Annie D. Barrett, wieder in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt war, hörte die Krankenschwester nichts mehr von den Bibelforschern (wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden), bis im Jahre 1932 eine andere amerikanische Patientin namens Lampert ihr die Broschüre Freiheit und das Buch Die Harfe Gottes gab. Sie war entsetzt, als sie in diesen Schriften las, daß Satan die falsche Religion gebraucht, um die Sinne der Menschen zu blenden. Sie sprach daher mit dem Militärgeistlichen über die Sache, der die Bibelforscher von den Vereinigten Staaten her kannte. Sie erfuhr von ihm, daß diese an Zahl ständig zunähmen, obwohl sie heftig verfolgt würden. Er sagte zu ihr: „Sie finden außer diesen Leuten in den Vereinigten Staaten keine echten Christen.“ Dadurch ermuntert, bestellte die Krankenschwester durch Schwester Lamperts Mann, einen Unteroffizier der amerikanischen Armee, drei Serien unserer Bücher, die sie dann unter ihre Freunde verteilte.

Diese Krankenschwester, Purificacion Bennett, trat später aus dem Armeekrankenhaus auf Corregidor aus und nahm schließlich Kontakt mit dem Büro der Gesellschaft in Manila auf. Im Jahre 1935 wurde sie Pionier und hatte in den folgenden zehn Jahren einen bedeutenden Anteil an der Ausbreitung der Wahrheit auf Luzon und in der Stadt Davao. Sie diente als treuer Pionier bis zu ihrem Tod im Mai 1977.

BEGINN DER ORGANISIERTEN TÄTIGKEIT

Zu den ersten Verbindungen gehörte auch die zu Van Bolin, einem amerikanischen Soldaten, der die von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegebene Broschüre Wo sind die Toten? in einem Abfalleimer gefunden hatte, als er 1932 vorübergehend in Schanghai stationiert war. Die Broschüre stammte von seinem Leutnant, der sie von einem Verwandten aus den Vereinigten Staaten bekommen hatte, daran aber nicht interessiert war. Später erhielt dieser Leutnant auch das Buch Regierung und die Broschüre Das Königreich — die Hoffnung der Welt, die er Van Bolin mit Freuden überließ. Noch im selben Jahr kehrte dann Van Bolins Regiment zu seinem Standort in Manila zurück. Er schrieb sofort an die Wachtturm-Gesellschaft in Brooklyn (New York), bestellte weitere Schriften und fragte an, ob die Gesellschaft ihn mit jemandem auf den Philippinen in Verbindung bringen könnte. Er erhielt die Adresse von Unteroffizier Lampert auf Corregidor, aber die Lamperts hatten die Philippinen bereits verlassen, als er mit ihnen Kontakt aufnehmen wollte.

Van Bolin las weiter in den Büchern, bis er eines Tages eine kurze von der Rundfunkstation KZRM in Manila ausgestrahlte Mitteilung über die Wachtturm-Gesellschaft hörte, durch die die Hörer eingeladen wurden, die Schriften dieser Gesellschaft zu lesen. Es wurde eine Adresse in der Lealtad Street angegeben. Er begab sich dorthin, lernte einen Vertreter der Wachtturm-Gesellschaft kennen und nahm mit Jehovas Volk Verbindung auf. Außer den Zusammenkünften in der Lealtad Street wurden damals an verschiedenen Orten in Manila öffentliche biblische Vorträge gehalten.

Um die gleiche Zeit war ein anderer Vertreter der Wachtturm-Gesellschaft nach den Philippinen unterwegs: Joseph Dos Santos, ein Amerikaner portugiesischer Abstammung, der seit 1929 auf Hawaii als Pionier tätig gewesen war. Er verließ Hawaii im Jahre 1933 an Bord des Dampfers „Great Northern“. Er beabsichtigte, rund um die Welt zu reisen und in größeren Städten haltzumachen, um dort die Königreichsbotschaft zu verkündigen und Schriften zu verbreiten. Eine Anzahl Publikationen hatte er mitgenommen, und weitere sollten ihm nach Manila nachgeschickt werden, die er dort verbreiten wollte. Als jedoch das Schiff in Jokohama landete, beschlagnahmten die japanischen Behörden seinen ganzen Literaturvorrat. Offenbar hatten einige Geistliche, die mit Bruder Dos Santos gereist waren, ihn zu Unrecht als Kommunisten beschuldigt und die japanischen Behörden durch ein Telegramm schon vor Ankunft des Schiffes benachrichtigt.

Diese falsche Anschuldigung verfolgte Bruder Dos Santos bis nach Manila. Bei seiner Ankunft dort wurde er aufgefordert, sich sofort beim Vorsteher des Zollamtes zu melden. Dieser wünschte, ein Buch der Gesellschaft zu sehen. Im November 1930 war die kommunistische Partei auf den Philippinen gegründet worden, und die Regierung überwachte daher alle als Kommunisten verdächtigen Personen. Nachdem der Vorsteher des Zollamtes eines der Bücher im Laufe einer Woche gelesen hatte, war er offenbar davon überzeugt, daß es sich dabei nicht um kommunistische, sondern um religiöse Literatur handelte. Doch noch etliche Monate danach wurde Bruder Dos Santos bei seiner Zeugnistätigkeit von einem Geheimpolizisten beschattet, und ein Rechtsanwalt des Zollamtes verlangte sogar, daß jemand mit ihm ein Bibelstudium in seiner Wohnung durchführe, nur um herauszufinden, ob dieses Werk kommunistisch sei oder nicht. Schließlich war man von dem rein christlichen Charakter des Werkes überzeugt, und so konnte sich Bruder Dos Santos ungehindert der damals bereits bestehenden Gruppe von rund zehn Brüdern anschließen, ihre Zusammenkünfte besuchen und sich an ihrer Zeugnistätigkeit in und um Manila beteiligen.

ERÖFFNUNG EINES ZWEIGBÜROS

Bruder Dos Santos’ Plan, nach Brasilien weiterzureisen, um seine Weltreise fortzusetzen, erfuhr durch einen Brief von Joseph F. Rutherford, dem Präsidenten der Watch Tower Bible and Tract Society, plötzlich eine Änderung. Bruder Dos Santos wurde in diesem Brief gebeten, die Verantwortung für das Werk der Verkündigung des Königreiches auf den Philippinen zu übernehmen und dort ein Zweigbüro der Gesellschaft zu eröffnen. Dies tat er mit Freuden. Er mietete in Santa Cruz (Manila), Rizal Avenue 1132 ein Gebäude, das als das erste Zweigbüro dienen sollte. So wurde am 1. Juni 1934 das philippinische Zweigbüro eröffnet.

Nach der Eröffnung des Zweigbüros wurden die Zusammenkünfte und der Predigtdienst besser organisiert. Ein englisches Wachtturm-Studium, das Bruder Dos Santos leitete, wurde jeden Sonntagabend durchgeführt. Später fand jeweils Freitag abends auch ein Studium in Tagalog statt, bei dem Broschüren, die in diese Sprache übersetzt worden waren, benutzt wurden, zum Beispiel Das Königreich — die Hoffnung der Welt; Zuflucht zum Königreich; Die Krise und Jenseits des Grabes. Die Brüder aus ganz Manila und Umgebung kamen zu dieser Versammlungsstätte. Das Reisen in Manila war damals nicht schwierig, denn die Stadt war noch nicht so übervölkert wie heute ,und es gab viele Transportmöglichkeiten. Die Straßenbahn (trambia) fuhr direkt am Zweigbüro vorbei, und eine Fahrt kostete nur sechs Centavo (damals 3 US-Cent). Für nur zehn Centavo konnte man für eine kurze Fahrt eine Kalesche (calesa) mieten. Wollten die Brüder aber sparen, dann konnten sie die Fahrt für nur zwei Centavo (1 US-Cent) mit einem einfachen Pferdewagen (caretela) machen, oder sie konnten zu Fuß gehen, was sie auch oft taten.

Die kleine Gruppe begnügte sich jedoch nicht damit, zum Bibelstudium zusammenzukommen. Bruder Dos Santos widmete sich neben seiner Arbeit im Zweigbüro täglich einen halben Tag der Zeugnistätigkeit von Haus zu Haus. Er ging dadurch den anderen mit gutem Beispiel voran. Agustin Dagdag und Narciso Samson gehörten zu den ersten, die durch seine Predigttätigkeit von der Wahrheit hörten, und sie sind heute noch treue Diener Jehovas.

Zu jener Zeit benutzte man im Predigtdienst eine Zeugniskarte. Nachdem der Wohnungsinhaber die Karte gelesen hatte, wurde ihm die Literatur angeboten. Die eifrige kleine Gruppe von höchstens zwanzig Königreichsverkündigern verbreitete allein im Jahre 1934 insgesamt 23 405 Bücher und Broschüren.

Neue Publikationen wurden außerdem an Regierungsbeamte und öffentliche Bibliotheken weitergegeben. Das führte ebenfalls zu Ergebnissen. Zwei Brüder, die während des Zweiten Weltkrieges als „Zonendiener“ tätig waren, hatten die Wahrheit durch Schriften kennengelernt, die sie in Bibliotheken geliehen hatten. Fulgencio de Jesus hatte sich die Broschüre Scheidung der Menschen und das Buch Befreiung bei der Nationalbibliothek in Manila geliehen und sich aufgrund des Adreßstempels in dem Buch mit dem Zweigbüro in Verbindung gesetzt. Salvador Liwag, der in der Stadt Cabanatuan, über 100 Kilometer von Manila entfernt, als Lehrer tätig war, sah in der Zweigstelle der Nationalbibliothek dort das Buch Schöpfung. Er hatte vorher schon die Broschüre Wo sind die Toten? erhalten. Durch diese Broschüre war er von abergläubischen Vorstellungen und vom Einfluß der Dämonen frei geworden, die ihn jede Nacht geplagt hatten, so daß er nicht mehr hatte schlafen können und schließlich krank geworden war. Als er daher das Buch Schöpfung und den Adreßstempel darin sah, wollte er mehr darüber wissen. Er fuhr sogleich nach Manila und machte das Zweigbüro in der Rizal Avenue ausfindig. Er erwarb alle erhältlichen Bücher und abonnierte die Zeitschriften Der Wachtturm und Das Goldene Zeitalter (der Vorläufer von Erwachet!). Im Oktober 1934 gab Bruder Liwag seine Stellung als Lehrer auf und wurde ein Vollzeitverkündiger der guten Botschaft. Er ist immer noch im Vollzeitdienst und gehört zur Bethelfamilie in Quezon City.

Als der Zweig noch in seinen Kinderschuhen steckte, wurden Gottes Diener auf ihre Loyalität gegenüber seiner Organisation geprüft. Einige waren nicht damit einverstanden, daß Bruder Dos Santos zum Zweigvorsteher ernannt wurde. Sie zogen sich daher von den anderen Brüdern zurück und versammelten sich separat. Ende der 1930er Jahre gab es mindestens zwei solche Gruppen, die sich ebenfalls „Jehovas Zeugen“ nannten. Eine davon wurde unter der Bezeichnung „Watch Tower Bethel and Pulpit Society“ organisiert. Das führte zwar zu einiger Verwirrung, aber Gott ließ nicht zu, daß aufrichtige Wahrheitssucher dadurch zum Straucheln gebracht wurden. Diejenigen, die Jehova treu waren, hielten zu seiner Organisation und ließen sich nicht auf Streitigkeiten ein, bei denen es um Personen ging. Da diese andersdenkenden Gruppen bei ihren Vorträgen und Debatten vorwiegend Stoff aus der Literatur der Gesellschaft verwandten, kamen interessanterweise später viele ihrer Zuhörer mit Gottes wahren Dienern in Verbindung und sind heute noch treue Diener Jehovas.

AUSDEHNUNG AUF LUZON VON 1935 BIS 1939

Zuerst konzentrierte man die Tätigkeit auf Manila und Umgebung. Aber man erkannte bald, daß sie auch auf die Provinzen ausgedehnt werden sollte. Pablo Bautista, einer der ersten Pioniere, war zwar schon in den Jahren 1933 und 1934 in den Provinzen von Süd- und Mittelluzon tätig gewesen, aber die Ausdehnung des Werkes außerhalb Manilas begann hauptsächlich im Jahre 1935. Der Zweigvorsteher ermunterte alle, die es ermöglichen konnten, in den Pionierdienst einzutreten, um in noch unberührten Gebieten der Philippinen Zeugnis zu geben.

Viele, die damals den Pionierdienst aufnahmen, waren noch nicht einmal getauft. Sogar Bruder Dos Santos, der Zweigvorsteher, ließ sich erst im Oktober 1935 taufen. Erst mit dem Erscheinen des Buches Reichtum im Jahre 1936 begann man auf den Philippinen, der Taufe die richtige Aufmerksamkeit zu schenken. Auf Seite 135 dieses Buches wurde deutlich gesagt: „Wenn eine Person sich der Untertauchung im Wasser unterwirft, handelt sie im Gehorsam und zeigt, daß sie sich völlig den Händen des Herrn ausliefert. Daher ist es richtig und notwendig, daß alle, die sich entschlossen haben, den Willen Gottes zu tun, die Taufe begehen.“

Pioniergruppen wurden organisiert und in verschiedene Gebiete der Insel Luzon gesandt. Zu ihnen gehörten die Familien Bautista und Lacson, die Brüder Salvador Liwag, Jose Medina, Virginio Cruz und Benjamin Sampana sowie die Schwestern Elvira Alinsod und Purificacion Bennett. Sie verteilten sich von Manila aus und arbeiteten das Gebiet schnell durch, denn man legte damals mehr Nachdruck auf die Verbreitung unserer Schriften von Haus zu Haus als auf die Förderung des Interesses. Bekundete jemand aber eine schafähnliche Gesinnung, dann blieben die Brüder mehrere Stunden bei ihm, um ihn über die Wahrheiten aus Gottes Wort zu belehren.

Später in den 1930er Jahren schlossen sich den Reihen der Pioniere weitere an, die die Wahrheit kennengelernt und erkannt hatten, daß es dringend notwendig war, die gute Botschaft zu verkündigen. Einer von ihnen war Isabelo Taeza. Er erinnert sich noch, daß die Pioniere, die zu seiner im Norden Luzons tätigen Gruppe gehörten, monatlich 250 bis 280 Stunden im Predigtdienst verbrachten, die geforderten 150 Stunden also jeweils weit überschritten. Daß diese ersten Pioniere, von denen die meisten die Wahrheit noch nicht lange kannten, ganzherzig bei der Sache waren, geht aus folgenden Worten Bruder Taezas hervor: „Wir legten bei unserer Predigttätigkeit in den Bergen von Bontoc und am Abra entlang jede Woche durchschnittlich 80 bis 100 Kilometer zu Fuß zurück.“ Bei einigen Stämmen der Bergbewohner gab es manchmal etwas zu essen, was die Pioniere nicht kannten, so zum Beispiel ungehäutete Frösche. Die Vollzeitverkündiger der Königreichsbotschaft nahmen daher oft Melasse mit, um bei Kräften zu bleiben. Als Bruder Taeza, der damals eine Familie hatte, das Geld ausging, verkaufte er ein Stück von seinem Ackerland und andere Dinge, um im Pionierdienst bleiben zu können.

Überall, wohin die Pioniere kamen, fanden sie das gleiche brennende Interesse an Gottes Wort vor, wie Bruder Russell und seine Gefährten es im Jahre 1912 unter den Filipinos beobachtet hatten. Rückbesuche wurden in den 1930er Jahren zwar noch wenige gemacht, aber durch die große Menge abgegebener Schriften wurde der Same der Wahrheit auf ganz Luzon ausgestreut, und viel davon trug im Herzen geistig hungernder Menschen Frucht, obwohl diese mit niemand persönlich Kontakt hatten.

Einer von den vielen war ein Polier in der Stadt Baguio. Seine Frau hatte von einem der Pioniere das Buch Reichtum und einige Broschüren entgegengenommen. Er begann sofort, das Buch zu lesen, und nachdem er mit seiner Frau die ganze Nacht eifrig darüber diskutiert hatte, erkannten beide, daß das, was sie gelesen hatten, die Wahrheit war. Er begann, mit seinen Arbeitskollegen in der „Dangwa Transportation Company“ darüber zu sprechen. Einige hörten zu und wurden schließlich Zeugen Jehovas. Als das Buch Kinder herauskam, gelang es ihm, sich eines zu beschaffen, und er benutzte es, um seine Kinder über die Bibel zu belehren. Vier Jahre lang studierte und sprach er mit anderen über die Religion, obwohl er keinen Kontakt mit den Brüdern hatte und noch nie bei einer christlichen Zusammenkunft zugegen gewesen war. Dieser Mann war Alfredo Estepa, der sich später den Brüdern anschloß und 1949 — nachdem er seine Angehörigen im Krieg verloren hatte — ins Bethelheim in Quezon City eintrat. Er dient immer noch treu im Bethel.

Nachdem die Pioniere mehr als zwei Jahre mit Schriften und Zeugniskarten gearbeitet hatten, erhielten sie im Jahre 1937 durch die auf Schallplatten aufgenommenen biblischen Vorträge Bruder Rutherfords eine weitere Hilfe. Ein tragbares Grammophon war für 20 Peso (10 Dollar) erhältlich und konnte auf Wunsch in wöchentlichen Raten von 1 Peso abbezahlt werden. Darüber hinaus erwarb das Zweigbüro in Manila eine Sprechmaschine, um in der Öffentlichkeit längere auf Schallplatten aufgenommene Vorträge abzuspielen. Bruder Dos Santos kaufte einen Lieferwagen, der zum Transport der Sprechmaschine und als Lautsprecherwagen diente. Im Jahre 1939 waren auf den Philippinen zwei Sprechmaschinen und vierundzwanzig Grammophone in Gebrauch.

AUF DEN VISAYANINSELN UND AUF MINDANAO

Als unser Werk auf Luzon im Gange war, wurden die Brüder Salvador Liwag und Jose Medina beauftragt, als erste die Königreichsbotschaft auf den Visayaninseln und auf Mindanao zu verbreiten. Sie begannen in der Stadt Cebu. Als sie dort im Erdgeschoß des Studentenhauses Zeugnis gaben, kam ein presbyterianischer Pfarrer hinzu, der in einem oberen Stockwerk gerade einen Gottesdienst abgehalten hatte, und verwickelte sie in eine hitzige Diskussion. In seinem Zorn warf er schließlich ihre Büchertaschen zur Tür hinaus. Eines seiner „Schafe“, ein Mann namens Florencio Udog, hatte dies beobachtet und war der biblischen Beweisführung der Pioniere gefolgt. Er sprach sie daher an und nahm die Broschüre Wer wird die Welt regieren? entgegen. Später kaufte er alle Bücher, die sie hatten. Im Juni 1935 zogen die Pioniere weiter, und Florencio Udog blieb allein. Als ungetaufter Verkündiger schrieb er an das Zweigbüro und erbat sich Anweisungen. Man sandte ihm ein Exemplar des Bulletin (jetzt Unser Königreichsdienst). Obwohl es dort damals nur die paar Interessierten gab, mit denen er Verbindung hatte, wurde er zum Dienstleiter der kleinen Gruppe ernannt.

Von Cebu begaben sich die Pioniere nach Bacolod auf der Insel Negros. Dort trafen sie mit Bruder Narciso Samson zusammen, der von Manila nach Bacolod gezogen war, um dort eine Arbeitsstelle anzunehmen. Am 3. Juni 1935 (2. Juni in den Vereinigten Staaten) blieben die drei Brüder bis in die frühen Morgenstunden auf, um über den Rundfunk Bruder Rutherfords Vortrag „Regierung“ zu hören, der direkt aus Washington (D. C., USA) übertragen wurde. Sie waren begeistert, daß sie die Ansprache so deutlich hörten. In Manila gingen der Zweigvorsteher und andere Brüder extra ins Rundfunkstudio, um diese Übertragung zu hören, konnten aber wegen atmosphärischer Störungen den Redner nur schlecht verstehen. In der Stadt San Pablo auf der Insel Luzon hörte an jenem Morgen eine weitere Gruppe von Pionieren diese Sendung. Von da an fühlten sich die philippinischen Brüder, die damals noch ein kleines Häuflein waren, mit dem über die ganze Erde zerstreuten Volk Jehovas viel enger verbunden.

Nachdem die Pioniere mehrere Monate auf der Insel Negros tätig gewesen waren, zogen sie südwärts weiter, nach Mindanao, und kamen zum erstenmal nach Zamboanga. Conrado Daclan, ein philippinischer Polizeischüler, nahm von ihnen Bücher entgegen, verlor aber den Kontakt mit ihnen und konnte sie nicht mehr ausfindig machen. Er nahm an, daß sie ihrem Büro in Manila durch die Post Bericht erstatten müßten, und so wartete er in der Nähe des Postamtes auf sie. Nachdem er mehrere Tage gewartet hatte, kamen sie schließlich. Er bat sie sogleich um Hilfe beim Studium der Bibel. Nach dreimonatigem Studium wurde er im Zamboanga-Fluß getauft. Kurz danach schloß er sich der Pioniergruppe auf den Visayaninseln an, und im Zweiten Weltkrieg hatte er als „Zonendiener“ einen großen Anteil an der Ausbreitung der Wahrheit.

WEITERE MITTEL UND WEGE ZUR AUSDEHNUNG DES ZEUGNISWERKES

Abgesehen davon, daß die Brüder mit Hilfe von Schriften und mit dem Grammophon von Haus zu Haus Zeugnis gaben, machten sie in den 1930er Jahren noch von einem weiteren Mittel Gebrauch, um die Wahrheit überall auf den Philippinen zu verkündigen: Sie führten öffentliche Debatten durch. Die Filipinos waren in jenen Jahren an öffentlichen Diskussionen sehr interessiert, und fast jeder, der sich auf dem Marktplatz hinstellte, um eine Rede zu halten — besonders über Religion —, zog eine ansehnliche Menge Zuhörer an. Die Brüder hielten daher jeweils einen öffentlichen Vortrag und räumten danach Zeit ein, Fragen zu stellen. Manchmal wurden auch offizielle Debatten mit führenden Vertretern anderer Religionsgemeinschaften veranstaltet, obwohl das Zweigbüro eigentlich davon abriet. Durch diese biblischen Diskussionen im Stil eines öffentlichen Forums wurden viele Menschen auf die Wahrheit aufmerksam, und eine ganze Anzahl der heutigen Zeugen hörte die Königreichsbotschaft zum erstenmal bei einer öffentlichen Debatte oder Diskussion.

Durch eine öffentliche Diskussion, die Bruder Liwag einmal in Zamboanga del Sur zum Beispiel mit einem Ortsgeistlichen hatte, begann sich der Diskussionsleiter für die Wahrheit zu interessieren und ist nun ein Zeuge Jehovas. Während man in den 1940er Jahren vom Debattieren abkam, war es noch bis in die 1950er Jahre üblich, Vorträge auf Marktplätzen und in Parkanlagen zu halten. Diese Methode der Verkündigung des Königreiches hat Jehovas Volk in diesem Land wirklich ausgiebig angewandt. Was ebenfalls viel dazu beigetragen hat, noch mehr Menschen die gute Botschaft zugänglich zu machen, war die Veröffentlichung weiterer Schriften in einheimischen Sprachen.

Das alles zeigt, daß die kleine Schar von Königreichsverkündigern auf den Philippinen in den Jahren 1935 bis 1939 eifrig tätig war. In diesen fünf Jahren verbreiteten sie unter der Bevölkerung der verschiedenen Inseln fast 500 000 Bücher und Broschüren. Bis zum Jahre 1939 waren 14 Versammlungen gegründet worden, und 159 Verkündiger erstatteten Bericht über ihren Predigtdienst. Mit wenigen Ausnahmen war das Zeugnis vom Königreich in einem gewissen Ausmaß fast in jeder Provinz des Landes gegeben und die Saat ausgestreut worden, die in späteren Jahren zu einer reichen Ernte führen sollte.

INTENSIVIERUNG DES WERKES, WÄHREND KRIEGSWOLKEN HERAUFZIEHEN

Ein erfreuliches Ereignis in der Geschichte der Zeugen Jehovas auf den Philippinen war das, was sich am 21. und 22. März 1940 im Großen Opernhaus in Manila abspielte. Das Zweigbüro der Gesellschaft veranstaltete dort — in demselben Saal, in dem Bruder Russell 1912 gesprochen hatte — den ersten Kongreß des Volkes Gottes in diesem Land. Brüder aus verschiedenen Teilen des Landes kamen und beteiligten sich an der Ankündigung des öffentlichen Vortrages „Herrschaft und Friede“, einer Schallplattenwiedergabe des Vortrages, den Bruder Rutherford am 25. Juni 1939 im Madison Square Garden in New York gehalten hatte.

Durch Informationsmärsche mit Plakaten wurde der Bevölkerung von Manila ein eindrucksvolles Zeugnis gegeben. Die Brüder, die in Abständen von sechs bis neun Metern marschierten, trugen Plakate, die auf der Vorderseite die Aufschrift trugen: „Religion ist eine Schlinge und ein Gimpelfang“, während auf der Rückseite die Worte standen: „Diene Gott und Christus, dem König, und lebe!“ Auch Handzettel wurden verteilt, um den öffentlichen Vortrug anzukündigen. Als am 22. März der Vortrag „Herrschaft und Friede“ auf der Sprechmaschine abgespielt wurde, waren über 300 aufmerksame Zuhörer zugegen.

Um das Werk noch besser durchzuführen, wurden nach diesem ersten Kongreß neun Pioniere als „Zonendiener“ (heute Kreisaufseher genannt) eingesetzt. Damals mußten sie große Gebiete bereisen. Die Ernennung dieser Zonendiener war wirklich zeitgemäß, denn sie spielten in den darauffolgenden kritischen Jahren eine wichtige Rolle.

Durch den systematischen Dienst der Zonendiener in den ihnen zugeteilten „Zonen“ ging unser Werk noch schneller und reibungsloser voran als je zuvor. Im Jahre 1940 wurden neun und im Jahre 1941 acht neue Versammlungen gegründet, so daß wir dann insgesamt 31 Versammlungen mit 373 Verkündigern hatten. Über 300 000 Bücher und Broschüren wurden in den Jahren 1940 und 1941 verbreitet, und 108 548 Personen hörten Bruder Rutherfords Schallplattenvorträge. Beim Gedächtnismahl am 11. April 1941 waren 621 Personen zugegen, und 16 davon nahmen die Symbole.

Im Januar 1940 wurde das zu klein gewordene Zweigbüro in der Rizal Avenue in Manila etwas vergrößert, indem im gleichen Wohnblock noch weitere Räumlichkeiten gemietet wurden. Doch selbst das reichte noch nicht aus, um mit dem ständigen Wachstum Schritt zu halten. Zu jener Zeit waren Bruder Dos Santos, seine Frau und ihre beiden Kinder die einzigen ständigen Bewohner des Bethelheims, aber andere Brüder kamen gelegentlich, um auszuhelfen. Gegen Ende des Jahres 1940 wurde für 4 500 Peso (2 250 Dollar) ein größeres, zweistöckiges Haus gekauft. Fast die Hälfte des Betrages zahlte der Zweigaufseher, und den Rest stellte ein deutscher Interessierter als Darlehen zur Verfügung. Das neue Gebäude in der M. Natividad Street 1736 in Santa Cruz (Manila) war geräumig, konnte gut gelüftet werden und lag abseits des Lärms und des Staubes der Rizal Avenue, die eine Hauptverkehrsstraße ist. Das Erdgeschoß diente als Literaturlager, und das Büro und die Wohnräume waren im zweiten Stock. Der große Empfangsraum (sala) diente der „Gruppe“ von Manila als Versammlungsraum.

Kurz nachdem dieses Gebäude gekauft worden war, kam ein neuer Bethelmitarbeiter hinzu: Narciso Delavin, der als Zonendiener in den südlichen Provinzen tätig gewesen war. Im Jahre 1941 kamen noch zwei Schwestern hinzu, so daß es nun insgesamt fünf Bethelmitarbeiter waren, die beiden Kinder von Bruder und Schwester Dos Santos nicht eingerechnet. Keiner dieser Mitarbeiter verlangte eine finanzielle Unterstützung, denn das, was sie für die Literatur erhielten, die sie abgaben, wenn sie am Predigtdienst teilnahmen, reichte ihnen für ihre Bedürfnisse aus. Die Lebenshaltungskosten waren damals in Manila sehr niedrig. Ein Frühstück, bestehend aus einem Spiegelei, Brötchen und Kaffee, kostete nicht einmal ganz 10 Centavo (5 US-Cent). Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten Bethelmitarbeiter auf den Philippinen ein kleines Taschengeld für ihre persönlichen Bedürfnisse.

Doch mitten in dieser Zeit geistigen Wachstums und geistiger Wohlfahrt begann sich die Kriegsgefahr bemerkbar zu machen, und im Juli 1941 hatte die kaiserliche Armee Japans die Philippinen fast vollständig eingeschlossen. Die Furcht vor dem inneren Feind veranlaßte manche Leute, Jehovas Zeugen als Spione oder Kommunisten zu verdächtigen. Das hatte zur Folge, daß die kleine Schar von Brüdern in diesem Land in Bedrängnis geriet.

In Balaoan (La Union) wurde eine Gruppe von Pionieren festgenommen, weil sie keine Erlaubnis zur Verkündigung der guten Botschaft eingeholt hatte. Als andere Pioniere gegen dieses ungerechte Vorgehen protestierten und es als eine Beschneidung der Rede- und Religionsfreiheit bezeichneten, wurden sie ebenfalls festgenommen und beschuldigt, Kommunisten zu sein. Die Brüder gebrauchten bei ihrer Verteidigung die von der Gesellschaft herausgegebene Broschüre Order of Trial (Vorgehen vor Gericht). Nach einer Woche wurden sie in das Provinzgefängnis San Fernando (La Union) übergeführt. Nach einem Monat wurden sie dank dem Beistand eines freiheitsliebenden amerikanischen Anwalts freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen.

In anderen Provinzen wurden die Brüder angeklagt, Mitglieder der „fünften Kolonne“ oder Spione der Achsenmächte zu sein. Kirchliche Zeitungen gossen noch Öl ins Feuer, indem sie fälschlich behaupteten, die Gesellschaft verfolge umstürzlerische Ziele. Diese ungerechten Anschuldigungen wurden nicht nur auf der Insel Luzon, sondern laut Berichten auch auf Mindanao und auf den Visayaninseln erhoben. Oft waren die Anschuldigungen mit Mißhandlungen der Brüder verbunden.

Zweimal kamen Beauftragte des geheimen Nachrichtendienstes ins Zweigbüro, um die Tätigkeit der Zeugen Jehovas zu überprüfen. Nachdem sie einige Schriften gelesen hatten, erkannten sie aber, daß das Werk absolut keinen politischen Charakter hatte, sondern völlig christlich ausgerichtet war. Einer der Beauftragten sagte zum Zweigaufseher: „Sollten bei Commonwealth-Beamten hinsichtlich Ihres Werkes jemals Mißverständnisse auftreten, dann wenden Sie sich einfach an uns.“

Die unmittelbare Kriegsgefahr förderte auch den Nationalismus, und über die Einführung des Fahnengrußzwangs in öffentlichen und privaten Schulen wurde viel gesprochen. Schon im Jahre 1939 waren einige Kinder von Zeugen Jehovas von der Schule verwiesen worden, weil sie sich geweigert hatten, die Landesfahne zu grüßen, und da sie aus religiösen Gründen gegen den Fahnengruß waren, wurden sie in den Zeitungen oft besonders erwähnt, als diese Sache zur Sprache kam. Schließlich wurde aufgrund eines Gutachtens des Justizministers Jose Abad Santos an sämtliche Schulen ein Rundschreiben verschickt, das besagte, daß der Fahnengruß in allen Schulen obligatorisch sei. Dies geschah zweifellos unter dem Einfluß des Entscheides, den das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten im Juni 1940 im Fall Gobitis gegen Jehovas Zeugen gefällt hatte.

DER KRIEG DEHNT SICH AUF DIE PHILIPPINEN AUS

Alle diese Ereignisse kamen zu einem Höhepunkt, als die japanischen Streitkräfte am 8. Dezember 1941 um 2 Uhr morgens (philippinische Zeit) Pearl Harbor auf Hawaii bombardierten. Einige Stunden später erfolgte ein Luftangriff auf die Stadt Davao im Süden von Mindanao, und an demselben Tag mittags bombardierten japanische Luftstreitkräfte, die von Formosa aus operierten, die US-Stützpunkte Clark und Iba auf der Insel Luzon. Der Krieg hatte sich also auf die Philippinen ausgedehnt.

Einige Tage nach dem ersten Luftangriff erhielt die Zentrale in Brooklyn vom philippinischen Zweig der Gesellschaft ein Telegramm mit folgendem Wortlaut: „Grüße. Werk lahmgelegt. Brüder entschlossen, ‘alle Trauernden zu trösten’!“ Das war die letzte Mitteilung, die die Zentrale der Gesellschaft von diesem Zweig erhielt, bis der Krieg zu Ende war.

Vier Tage nach der Bombardierung von Pearl Harbor kamen ungefähr um 10 Uhr vormittags zwei philippinische Polizeibeamte ins Zweigbüro in der M. Natividad Street und unterzogen den Zweigaufseher einem Verhör. Falsche Zungen aus religiösen Kreisen hatten ihn bei den Behörden angeschwärzt und beschuldigt, der Anführer der fünften Kolonne auf den Philippinen zu sein. Wenige Stunden später nahmen dieselben Beamten auch drei philippinische Brüder fest, die an jenem Tag gerade im Zweigbüro waren. Nach ihrer Ankunft im Polizeipräsidium wurden sie wie gemeine Verbrecher fotografiert, es wurden ihnen Fingerabdrücke abgenommen, und am nächsten Tag verhörte man sie. Weigerten sie sich während des Verhörs, besonders verzwickte Fragen direkt zu beantworten, so wurden sie oft geschlagen. Danach wurden die drei Brüder — Narciso Delavin, Agustin Dagdag und Melchor Maninang — in das Old-Bilibid-Gefängnis in der Azcarraga Street (jetzt C. M. Recto Avenue) geworfen. Bruder Dos Santos, der Zweigaufseher, befand sich bereits dort, aber er war nicht mit den philippinischen Brüdern zusammen. Zwei Tage bekamen sie nichts zu essen, doch Bruder Engracio Alinsod versorgte sie.

Danach wurden diese vier Brüder mit einem Lastwagen in die Landesstrafanstalt in Muntinlupa (Rizal), etwa 25 Kilometer südlich von Manila, gebracht. Wieder nahm man ihnen Fingerabdrücke ab und fotografierte sie. Man rasierte ihnen den Kopf so, daß nur noch Haare in Form eines Kreuzes stehenblieben, was anzeigen sollte, daß man sie als Landesverräter betrachtete. Bruder Dos Santos wurde wieder von den anderen Häftlingen getrennt. Er kam in Einzelhaft und durfte nie ins Freie.

Die Brüder Delavin, Dagdag und Maninang kamen in eine große Zelle, wo sie mit mehreren Mitgliedern einer revolutionären Bewegung, Sakdalistas genannt, zusammen waren. Die Brüder gaben diesen Männern furchtlos Zeugnis. Gegen Ende Dezember 1941 wurde angekündigt, daß alle Sakdalistas entlassen würden, wenn sie ihre politischen Ansichten aufgeben und künftig die Regierung unterstützen würden. Die drei Brüder sagten den Wärtern sofort, daß sie keiner Umsturzbewegung angehörten, sondern Zeugen Jehovas seien und daher nichts aufzugeben hätten. Aufgrund dieser entschiedenen Erklärung wurden sie von den Sakdalistas getrennt, besser behandelt und später in jener Nacht zusammen mit Bruder Dos Santos entlassen.

Bruder Pedro Navarro, der in San Fabian (Pangasinan), das etwa 200 Kilometer nördlich von Manila liegt, wohnte, erfuhr von der Bombardierung von Pearl Harbor, als er und einige andere mit dem Fahrrad nach Manila fuhren, um Literatur für den Predigtdienst zu holen. Auf dem Rückweg sahen sie, daß amerikanische Truppen (USAFFE: United States Armed Forces in the Far East [US-Streitkräfte im Fernen Osten]) an den Straßen und entlang der Küste in Stellung gingen und die meisten Leute in das Gebirge flohen. Als diese Brüder daher nach Pangasinan kamen, verließen sie ihre Häuser ebenfalls und begaben sich mit ihren Familien nach San Jacinto im Lobonggebirge (Pangasinan).

Am 14. Dezember 1941 wurden siebzehn dieser Brüder verhaftet. Nach einem Verhör vor der philippinischen Militärbehörde wurden sie gefragt, ob das Königreich, das sie verkündigten, die japanische Regierung und ob Jehova der Name eines japanischen Gottes sei. Die Brüder antworteten unmißverständlich, daß das Königreich das Königreich Gottes und Jehova der Gott des Universums sei. Darauf breitete ein Unteroffizier auf einem Baumstamm eine amerikanische und eine philippinische Fahne nebeneinander aus und befahl Bruder Navarro, sich bis auf die Hose auszuziehen, niederzuknien und die Fahne zu küssen. Als er stehen blieb, wurde er vor den Augen der anderen Brüder unbarmherzig geschlagen, bis er umfiel. Man befahl ihm, wieder aufzustehen, schlug ihn aber sogleich wieder nieder. So wurde er mit nur kurzen Unterbrechungen vom Einbruch der Nacht bis halb zwei Uhr morgens abwechselnd von jeweils vier Soldaten auf einmal geschlagen. Durch diese Mißhandlung wurde ihm eine Rippe gebrochen.

Die dabeistehenden Brüder ließen sich durch diese Zurschaustellung brutaler Gewalt jedoch nicht, wie die Soldaten gehofft hatten, einschüchtern. Da sich diese Zeugen ebenfalls weigerten, Kompromisse zu schließen, wurden auch sie geschlagen. Man fügte ihnen mit glühenden Zigarettenstummeln Brandwunden bei und legte ihnen Gewehrkugeln zwischen die Finger und preßte sie dann zusammen. Am nächsten Tag führte man die siebzehn Brüder zum Friedhof von Manaoag und sagte ihnen, sie würden erschossen. Das geschah jedoch nicht, sondern man ließ sie von acht Uhr vormittags bis drei Uhr nachmittags ungeschützt in der tropischen Sonne stehen, und dann wurden sie wieder von Offizieren verhört. Darauf wurden sie in das Stadtgefängnis von Dagupan übergeführt. Nach zwei oder drei Tagen wurden sie auf freien Fuß gesetzt, tags darauf aber erneut festgenommen und in Tayug (Pangasinan) inhaftiert.

Nach weiteren Mißhandlungen, in deren Verlauf Bruder Navarro und sein Onkel aneinandergekettet und auf einem öffentlichen Platz immer wieder geschlagen wurden, wurden die Zeugen schließlich auf einem Armeelastwagen nach Manila gebracht. Da die Japaner damals häufig Brücken und Landstraßen bombardierten, suchten die Soldaten bei Luftangriffen Deckung im Straßengraben, während sie die Brüder auf dem Lastwagen ließen. Sie hielten ihre Gewehre auf sie gerichtet und hofften, die Brüder würden von den Bomben getroffen. Aber sie blieben am Leben, und als sie nach Manila kamen, wurden sie im USAFFE-Hauptquartier verhört, für schuldlos erklärt und auf freien Fuß gesetzt.

Die freigelassenen Zeugen blieben einige Tage in Manila und versuchten, mit den Brüdern in Kontakt zu kommen. Doch als sie das erstemal zum Zweigbüro gingen, war es geschlossen. Am nächsten Tag gingen sie wieder hin und trafen zu ihrer Freude Bruder Dos Santos, der kurz zuvor aus dem Landesgefängnis entlassen worden und zurückgekehrt war. Am 26. Dezember 1941 erklärten die amerikanischen Streitkräfte Manila jedoch zur offenen Stadt. Die japanischen Truppen marschierten bereits auf die Hauptstadt zu, und es war anzunehmen, daß sie sie in wenigen Tagen in ihrer Gewalt haben würden. Der Zweigaufseher erkannte die Situation und bat Bruder Navarro, nach Pangasinan zurückzukehren und soviel Literatur und andere Dinge mitzunehmen, wie er tragen konnte. Die Brüder und Schwestern in San Jacinto waren überglücklich, als Bruder Navarro und die anderen Brüder wohlbehalten zu Hause ankamen, denn sie hatten gedacht, die ganze Gruppe sei umgekommen.

In Manila, wo die japanische Besetzung kurz bevorstand, unternahm der Zweigaufseher Schritte, um die Interessen der Gesellschaft zu schützen. Da zu erwarten war, daß die Invasionstruppen sämtliches ausländische Eigentum beschlagnahmen würden, wurde beschlossen, das Zweigbürogebäude in der M. Natividad Street zu verkaufen. Die Literatur wurde in den Wohnungen verschiedener Brüder in Manila untergebracht, und die Aufzeichnungen des Zweigbüros wurden vernichtet. Als die japanischen Soldaten am 2. Januar 1942 in Manila einmarschierten, brachten sie in der ganzen Stadt Plakate an mit der Mitteilung, daß sich alle „feindlichen“ Ausländer zur Internierung in der Santo-Tomás-Universität melden sollten. Am 26. Januar 1942 kam daher der Zweigaufseher in dieses improvisierte Gefangenenlager, in dem er über drei Jahre, bis zum 13. März 1945, blieb. Da seine Frau philippinische Staatsbürgerin war, wurde sie nicht mit ihm interniert.

Zu Beginn der Gefangenschaft durfte Bruder Dos Santos ab und zu von seiner Frau und anderen Zeugen besucht werden, was ihm die Gelegenheit bot, ihnen mit hilfreichem Rat beizustehen. Als dann aber das Lager unter militärische Verwaltung kam, war dies nicht mehr möglich. Einmal erhielt er einen Brief von Bruder Nathan H. Knorr, dem neuen Präsidenten der Gesellschaft, in dem ihm mitgeteilt wurde, daß Bruder Rutherford am 8. Januar 1942 gestorben sei.

WEITERES WACHSTUM WÄHREND DER JAPANISCHEN BESETZUNG

Während der Prüfungen, denen die Zeugen durch die verbündeten amerikanischen und philippinischen Streitkräfte vor dem Krieg und durch die Verfolgung unter der japanischen Besetzung der Philippinen ausgesetzt waren, blieben sie strikt neutral. In den Jahrbüchern der Jahre 1938 und 1939 hatten sie gelesen, wie ihre verfolgten Brüder im nationalsozialistischen Deutschland Gott treu geblieben waren, und das war für sie eine Quelle der Ermunterung. Außerdem hatte Jehova vorausblickend dafür gesorgt, daß den Brüdern die Broschüre Neutralität zur Verfügung stand, bevor sich der Krieg auf die Philippinen ausdehnte. Sie wußten daher, wie sie sich gemäß der Bibel unter der Herrschaft der oft nebeneinander bestehenden feindlichen Mächte verhalten sollten.

Die Internierung des Zweigaufsehers und die Schließung des Zweigbüros in Manila dämmte die Verkündigung der guten Botschaft nicht ein. Auch ging die Zahl derer, die sich Jehovas Volk anschlossen, deswegen nicht zurück. Die meisten der ernannten Zonendiener blieben in dieser schweren Zeit in den ihnen zugeteilten Gebieten und nahmen sich, soweit dies unter den gegebenen Umständen möglich war, der Königreichsinteressen gewissenhaft an.

Um zu erfahren, wie sich das Königreichswerk in den drei düsteren Jahren der japanischen Besetzung (1942 bis 1945) unaufhaltsam ausdehnte, ist es gut, einen Überblick über jeden der fünf Landesteile zu geben, da jeder seine eigene Geschichte hat: 1. Mittel- und Südluzon einschließlich Manilas; 2. Nordluzon; 3. die westlichen Visayaninseln; 4. Nordmindanao sowie die östlichen Visayaninseln und 5. Südmindanao.

MITTEL- UND SÜDLUZON

Mit Beginn der japanischen Besetzung wurde das Leben in Manila unerträglich, und so flüchteten viele Leute in die Provinzen. Eine Anzahl Brüder aus Manila nahm in einem Flüchtlingszentrum in Bay Zuflucht, einer Stadt in der Provinz Laguna, rund 75 Kilometer südlich von Manila. Dort blieben sie alle zusammen und setzten ihre Tätigkeit, die sie als Gruppe (Versammlung) in Manila durchgeführt hatten, jetzt in Bay fort. Sie führten anhand der neuesten erhältlichen Publikationen regelmäßig Studien durch. Sie beteiligten sich jeden Sonntag am Predigtdienst und arbeiteten so die Kleinstädte und Dörfer (barrios) um Bay herum systematisch durch. Da sie nicht weit von Manila entfernt waren, konnten sie sich mit Schriften versorgen, die vor dem Krieg in den Wohnungen der Brüder untergebracht worden waren. Sie verwendeten diese Schriften bei ihrer Zeugnistätigkeit, bis der Vorrat aufgebraucht war. Danach liehen sie den interessierten Personen die Bücher aus.

Durch diese von Bay aus durchgeführte Verbreitung der guten Botschaft wurde die Familie Rubio gefunden, die in Makiling (Calamba), etwa 20 Kilometer entfernt, wohnte. Schon nach kurzer Zeit nahm die ganze Familie die Wahrheit an und wurde getauft. Da sie sehr groß war, wurde sie zu einer selbständigen Versammlung organisiert. Später, als das Leben in Bay zufolge japanischer Angriffe gefährlich wurde, zogen die Brüder von dort nach Makiling, wo sie auf dem großen Grundstück dieser Familie blieben. Von dort aus gaben sie in den umliegenden Gebieten Zeugnis, wobei sie bis in die Provinz Batangas kamen. Oft machten sie sich schon morgens früh um drei Uhr mit Taschenlampen auf den Weg, damit sie bei Tagesanbruch in ihrem Gebiet ankamen. Um japanischen Patrouillen oder philippinischen Guerillas auszuweichen, trennten sich die Brüder oft voneinander. Sie nahmen daher stets vor dem Weggehen und nach ihrer Rückkehr eine Zählung vor.

Doch nicht alle Brüder verließen Manila zu Beginn des Krieges. Einige blieben in der Stadt, kamen in verschiedenen Wohnungen zum Studium zusammen und fuhren fort, soweit es ihnen möglich war, die gute Botschaft zu verkündigen. In der Nachbarstadt Pasay war eine Gruppe von Verkündigern tätig, die im Jahre 1943 sogar einen kleinen Kongreß organisierte, bei dem auch Zeugen aus der Provinz Pampanga zugegen waren.

Im Norden von Manila, in den Zentralebenen von Pampanga und Bulacan, wurde während des Krieges ein junger Bruder namens Ruben Lacanilao zum Zonendiener ernannt. Durch diesen Bruder haben viele Menschen, auch seine Familienangehörigen, die Wahrheit kennengelernt. Das Buch Reichtum half diesen neuen Jüngern, die Notwendigkeit der Wassertaufe zu erkennen, und so ließen sie sich, in weiße Kleider gehüllt und Königreichslieder (die Bruder Lacanilao gedichtet und nach weltlichen Melodien vertont hatte) singend, taufen. Im Laufe des ersten Jahres der Besetzung wurden in dieser Gruppe 50 Personen getauft, und 50 weitere zeigten großes Interesse und kamen mit den Brüdern zusammen. Obwohl es in dieser Gegend nur eine Versammlung gab, wurden Zusammenkünfte abwechselnd an drei verschiedenen Orten — in Mandili, Batasan und Pampangsapa — abgehalten.

In jener Zeit wurde die Hukbalahap, eine Bewegung zum Kampf gegen die Japaner, gegründet. Hukbalahap ist die Kurzbezeichnung für Hukbo ng Bayan laban sa Hapon (Tagalog), was „antijapanische Volkswiderstandsarmee“ bedeutet. Ihre Mitglieder wurden kurz Huks genannt. Nach dem Krieg setzten sie ihre subversive Tätigkeit gegen die philippinische Regierung fort und wurden deshalb später verboten.

Als einmal 85 Brüder in einem Privathaus zum Studium versammelt waren, kam es, nur dreißig Meter von dem Haus entfernt, zu einem heftigen Gefecht zwischen den Huks und den japanischen Soldaten. Die Brüder blieben, wo sie waren, denn sie dachten, es wäre ein Zeichen mangelnden Glaubens an Jehova, wenn sie davonlaufen und sich verstecken würden. Kein einziger von ihnen wurde verletzt, obwohl während des Kampfes, der fünf Stunden dauerte, mehrere Zivilisten durch verirrte Kugeln getötet wurden.

Da sich die Zeugen den Huks in ihrem Kampf gegen die Japaner nicht anschlossen, wurden sie oft für japanfreundlich gehalten. Die Huks versuchten immer wieder, die Brüder für den Guerillakrieg anzuwerben. Besonders an Bruder Lacanilao waren sie interessiert, denn er war ein gewandter Redner und ein guter Organisator, und da er sich, bevor er die Wahrheit kennenlernte, mit Spiritismus befaßt hatte und künftige Ereignisse vorhersagen konnte, glaubten sie, er sei im Besitz „verborgener Weisheit“. Zuerst versuchten sie, ihn zu gewinnen, indem sie ihm einen hohen Posten in ihrer Organisation anboten; später setzten sie ihn unter Druck. Er blieb jedoch standhaft und hielt an seiner Neutralität fest. Er diente den Brüdern weiterhin als Zonendiener, indem er die Versammlungen in allen Provinzen von Mittelluzon besuchte, um sie zu stärken.

Dieser Bruder übersetzte zum Nutzen der Brüder auch regelmäßig frühere Wachtturm-Artikel in die Pampango-Sprache. Er schrieb seine Übersetzung mit der Maschine oder von Hand. Dann wurde dieses Manuskript verschiedenen Familien ausgeliehen. Die einzelnen Familienhäupter bereiteten zu einem bestimmten Teil die Fragen vor, die dann dem Studienleiter gegeben wurden. Der Tagestext wurde aus dem neuesten erhältlichen Jahrbuch übersetzt und dann von jeder Familie nach dem Singen einiger Lieder besprochen. Nach und nach übersetzte Bruder Lacanilao auch das von der Gesellschaft herausgegebene Buch Kinder in die Pampango-Sprache, indem er es einer Gruppe von vierzehn Brüdern, die um ihn herum saßen, diktierte. Da er von den Huks gesucht wurde, verrichtete er diese Arbeit jeweils in einem Versteck. Einmal arbeitete er in einer Hütte mitten auf einem Wassermelonenfeld, während Brüder außerhalb Wache hielten, für den Fall, daß Besucher kommen würden. Wenn jemand kam, versteckte Bruder Lacanilao seine Schreibmaschine unter anderen Dingen in einem Weidenkorb und tat so, als würde er sich mit etwas anderem beschäftigen.

Da für diese Übersetzungen Stoff ausgewählt wurde, der die Brüder im Glauben stärkte, waren sie für die Schwierigkeiten, denen sie begegneten, geistig gut gerüstet. Es kam immer wieder vor, daß sie festgenommen und verhört wurden, und oft entgingen sie dem Tod nur durch die Vermittlung von Verwandten, die der Huk-Bewegung angehörten. Bruder Armando Sarmiento, ein vorsitzführender Aufseher, wurde jedoch nach seiner Festnahme kopfüber an einem Baum aufgehängt und so lange als Zielscheibe zum Messerwerfen benutzt, bis er tot war. Er blieb Jehova treu bis in den Tod und starb als ein Christ, der sich geweigert hatte, seine Neutralität aufzugeben.

Trotz der kritischen Lage gelang es den Brüdern, von Zeit zu Zeit zu einem „Zonenkongreß“ zusammenzukommen. Im September 1943 versammelten sie sich in dem Dorf Mandili in Candaba (Pampanga). Die Brüder aus den Städten Pasay und Manila sowie eine große Gruppe aus Angat (Bulacan) wurden eingeladen.

Auf diese Weise blieben die Brüder in Mittelluzon während des Krieges aktiv und stark im Glauben. Als der Krieg zu Ende war, fuhr Bruder Lacanilao fort, die Brüder unter der Leitung des Zweigbüros geistig zu stärken, bis eines Tages, am 9. Juli 1945, mehrere Huks in sein Haus eindrangen und von ihm mit vorgehaltenem Revolver verlangten, daß er mit ihnen gegen die philippinische Regierung kämpfe. Als er sich standhaft weigerte, zählte der berdugo (Scharfrichter) bis drei und schoß ihn vor den Augen seiner Brüder und Schwestern nieder. Er lebte noch eine halbe Stunde. Um ihn zu trösten, sangen seine Angehörigen das Königreichslied „Vorwärts, selbst bis in den Tod!“ Dieser treue Bruder ermunterte seine Angehörigen noch in den letzten Minuten vor seinem Tod zur Treue und sprach mit ihnen über die zuverlässige Hoffnung auf die Auferstehung.

Als im Februar 1945 die amerikanischen Truppen einmarschierten, wurden die in der Santo-Tomás-Universität in Manila Internierten freigelassen. Bruder Dos Santos wurde von der amerikanischen Armee ärztlich behandelt und am 13. März 1945 schließlich entlassen. Er wog nur noch 36 Kilogramm, während er vor seiner Internierung 61 gewogen hatte. Über das, was er in der letzten Zeit seines Aufenthaltes dort erlebte, sagt er: „In den letzten Monaten waren wir am Verhungern. Jeder erhielt pro Tag eine Schale dünnes Reiswasser mit Salz. Alles mögliche, Batatenschalen, Unkraut und anderes Grünzeug, das man im Lagerhof zusammensuchen konnte, wanderte in unseren leeren Magen, damit das schreckliche Hungergefühl etwas nachließ.“

Am Anfang war Bruder Dos Santos der einzige Zeuge Jehovas im Internierungslager, aber im Januar 1944 kamen zwei weitere dazu, Bruder Van Bolin und dessen zwanzigjähriger Sohn John. Bruder Bolin war im Jahre 1941 aus der amerikanischen Armee entlassen worden und war auf die Philippinen zurückgekehrt. Er und sein Sohn wollten den Pionierdienst aufnehmen. Sie wurden nach Zamboanga gesandt, aber kurz nach ihrer Ankunft begann der Krieg, und im Mai 1942 wurden sie von den Japanern in Zamboanga interniert. Im Jahre 1944 wurden sie in die Santo-Tomás-Universität übergeführt, wo sie mit Bruder Dos Santos zusammentrafen. Sie studierten regelmäßig zusammen und führten in jenem Jahr das Gedächtnismahl im Lager durch.

Während ihrer Internierung nutzten diese drei Brüder jede Gelegenheit aus, um mit anderen Lagerinsassen über die Wahrheit zu sprechen. Sie hielten ebenfalls an ihrer Lauterkeit gegenüber Jehova Gott fest.

Sobald Bruder Dos Santos wieder auf freiem Fuß war, richtete er das Zweigbüro vorübergehend in der Wohnung eines Arztes in der Oroquieta Street in Manila ein. Hier erlebte er ein freudiges Wiedersehen mit Brüdern, die aus den verschiedenen Provinzen kamen, und er freute sich, ihre Berichte über die gute Arbeit zu hören, die in den Kriegsjahren in Süd- und Mittelluzon geleistet worden war. Aber auch Brüder aus Nordluzon besuchten ihn.

NORDLUZON

Am Anfang der Besetzung blieben die Brüder im Norden von Luzon noch verhältnismäßig unbehelligt, und so konnte das Werk ungehindert fortgeführt werden. Die Zeit des Gedächtnismahls gab ihnen die Gelegenheit, sich zu versammeln, und das taten sie auch in diesen vier Jahren jedes Jahr. Das erste Gedächtnismahl wurde in Caba (La Union) kurz nach dem Beginn der Besetzung im Jahre 1942 gefeiert, und rund 100 Personen waren anwesend.

In den Jahren 1943 bis 1945 organisierte Bruder Benjamin Sampana, der Zonendiener, „Zonenkongresse“, die jeweils zur Zeit des Gedächtnismahls abgehalten wurden. Auf diesen Versammlungen wurden Anweisungen für das folgende Dienstjahr gegeben, und die Pioniere erhielten bestimmte Ortschaften für die Zeugnistätigkeit zugeteilt. Obwohl damals keine genauen Aufzeichnungen über die Anwesendenzahlen geführt wurden, weiß man, daß bei dem Kongreß im Jahre 1945 mehr als fünfmal so viele Personen anwesend waren wie beim Gedächtnismahl des Jahres 1942. Das zeigt, daß Jehova in den Kriegsjahren für das Wachstum sorgte.

Gegen Ende des Jahres 1944 begannen die Amerikaner, die Philippinen zu bombardieren. Das veranlaßte die japanischen Besatzungsstreitkräfte, die Bevölkerung strenger zu kontrollieren. Zur gleichen Zeit hatte sich eine Widerstandsbewegung gebildet, und so befanden sich Jehovas Zeugen gewissermaßen zwischen zwei Feuern. In einigen Gebieten sahen sie sich deshalb gezwungen zu fliehen. Die Brüder aus La Union zogen sich in das Gebirge und in den Urwald zurück, während sich diejenigen aus Baguio in Höhlen vor den Bomben zu schützen suchten. Überall, wohin sie gingen, nahmen sie ihre Schriften mit und setzten das Studium des Wortes Gottes fort.

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gelang es den Brüdern aber doch nicht, jede Berührung mit den sich bekämpfenden Truppen zu vermeiden, und oft wurden sie entweder von japanischen Spähtrupps oder von philippinischen Widerstandskämpfern geschlagen. Im Norden, in Bucay (Abra), wurden Bruder Isabelo Taeza und seine Pioniergruppe, insgesamt vierzehn Personen, von den Japanern festgenommen. Die vierzehn Brüder wurden eingesperrt und sollten einige Tage danach hingerichtet werden. Jeden Abend wurden sie mit einem Stock oder einem Hackenstiel geschlagen. Drei Tage bekamen sie nichts zu essen. Als der Tag ihrer Hinrichtung kam, benachrichtigten die Japaner wie üblich den Bürgermeister des Ortes. Dieser verständigte wiederum die Verwandten der Brüder. Dabei stellte er fest, daß einige davon zu seinen guten Freunden gehörten, und so erhob er gegen das Urteil, das über die Zeugen gefällt worden war, Einspruch. Die Hinrichtung durfte nicht stattfinden, und die Brüder wurden freigelassen. Sie zweifelten nicht daran, daß bei dieser Gelegenheit Jehovas schützende Hand über ihnen war.

Die gleiche Gruppe fiel später Widerstandskämpfern in die Hände, die von den Brüdern verlangten, sich ihnen anzuschließen, sonst würden sie getötet. Aus Furcht gingen ein oder zwei dieser Pioniere auf einen Kompromiß ein, doch die meisten blieben standhaft und erlitten keinen Schaden. Diese Pioniergruppe war in jenen schwierigen Zeiten eifrig tätig. Sie hatte das Vorrecht, die Versammlungen Abulug und Claveria in der Provinz Cagayan zu gründen sowie die Brüder der Versammlung Bucay (Abra) zu stärken.

So machte das Werk des Volkes Jehovas auf der Insel Luzon während der Besetzung ständig Fortschritte. Doch wie ging es den Brüdern auf den südlichen Inseln, zum Beispiel auf den westlichen Visayaninseln?

DIE WESTLICHEN VISAYANINSELN

Beim Ausbruch des Krieges gab es Versammlungen in den Städten Bacolod, Iloilo und Cebu, also je eine auf den drei Hauptinseln dieses Gebietes. Wir wollen nun sehen, was die Brüder in den Jahren 1942 bis 1945 an diesen Orten erlebten.

Als der Krieg ausbrach, zogen sich die Brüder aus der Stadt Bacolod in die Berge von Kabatangan zurück und setzten dort ihre Zeugnistätigkeit fort und versammelten sich auch weiterhin. Sie wohnten in kleinen Hütten als Gruppe zusammen, hielten wie eine richtige Versammlung regelmäßig ihre Zusammenkünfte ab und trafen Vorkehrungen für den Predigtdienst. Eines Tages erfuhren die in der Umgebung wohnenden Leute, daß eine japanische Patrouille im Anzug sei. Alle außer den Zeugen versteckten sich. Die Brüder verschlossen Türen und Fenster und blieben ruhig in ihren Hütten und beteten zu Jehova. Alle, die geflüchtet waren und sich versteckt hatten, wurden von den Japanern gefangengenommen; Gottes Dienern dagegen geschah nichts. Nachdem die Brüder kurze Zeit im Gebirge geblieben waren, konnten sie nach Bacolod zurückkehren, wo sie bis zum Ende des Krieges blieben und Jehova weiter dienten.

Als die Japaner die Stadt Iloilo besetzten, suchten die Brüder in dem Dorf Buntatala in Leganes Zuflucht. Dort kamen sie im Haus der Familie Gustilo regelmäßig zusammen. Einmal feierten sie dort das Gedächtnismahl, und es waren auch einige Brüder aus Bacolod anwesend. Als es später dort zu gefährlich wurde, wechselten die Brüder auf das Grundstück von Bruder Blas Pamplona über, das in Bilidan (Santa Barbara, Iloilo) lag, wo noch einigermaßen friedliche Verhältnisse herrschten.

Auf Bruder Pamplonas Grundstück in Bilidan bauten sich die Brüder Hütten und errichteten auch einen Königreichssaal für die Zusammenkünfte. Tagsüber bebauten sie das Land, und jede Familie erhielt einen Teil des Ertrages. An den Abenden studierten sie gemeinsam Gottes Wort anhand der Bücher Rettung und Kinder, deren Inhalt Bruder Manuel Enicola während des Studiums mündlich in die Hiligaino-Sprache übersetzte. Später stellte jemand von der Gruppe etwas Geld zur Verfügung, so daß die Brüder ein wenig Handel treiben konnten, um ihren Unterhalt zu verdienen. Sie gingen in verschiedene Ortschaften, um ihre Erzeugnisse zu verkaufen, und gaben dabei Zeugnis, ja manchmal hielten sie sogar öffentliche Vorträge. Auf diese Weise war es ihnen möglich, der Bevölkerung von Dingle, Santa Barbara, Cabatuan, Lucena, Leganes, Zarraga, Barotac Nuevo, Lambunao, Janiuay und Calinog Zeugnis zu geben.

Da Bruder Manuel Enicola früher Gerichtsstenograf gewesen war, wurde er von der Armee eingeladen, als Stenograf für das Kriegsgericht in dieser Gegend zu arbeiten. Er betrachtete dies als eine gute Gelegenheit, ‘vor Königen und Statthaltern Zeugnis abzulegen’. Er ging deshalb in das Lager, um zu erklären, warum er die angebotene Stellung nicht annehmen könne (Matth. 10:18). Das hatte zur Folge, daß er in das Militärgefängnis kam, wo er nichts anderes als eine dünne Reissuppe zu essen bekam. Später gab es selbst das nicht mehr. Die Gefangenen suchten deshalb das quälende Hungergefühl loszuwerden, indem sie von Zeit zu Zeit einen großen Schluck Wasser nahmen. Die Anzeichen für das Herannahen der amerikanischen Truppen bewahrten diesen Bruder vor einem schlimmeren Schicksal, und er wurde nie unter Anklage gestellt. Später besuchte er die Gileadschule in New York und diente eine Zeitlang als Glied der Bethelfamilie in Quezon City.

In Cebu hatten die Brüder schon gleich zu Beginn des Krieges viele Schwierigkeiten. Bruder Leodegario Barlaan und Schwester Natividad Santos (die später seine Frau wurde) leisteten damals zusammen mit einigen anderen in Cebu Pionierdienst. Sie wurden von der Regierung beschuldigt, Mitglieder der fünften Kolonne zu sein, und wurden in Tuburan (Cebu) fünf Tage lang eingesperrt. Man sandte einige Exemplare ihrer Schriften an das Armeehauptquartier. Darauf kam ein Telegramm mit der Weisung, die Zeugen Jehovas zu entlassen, wodurch sie von dieser Falschanklage freigesprochen wurden. Man sagte ihnen, sie dürften den Leuten nicht mehr Zeugnis geben, aber die Brüder ‘gehorchten Gott mehr als den Menschen’. Sie setzten ihre Tätigkeit fort und benutzten dabei das Buch Kinder und die Broschüre End of Axis Powers—Comfort All That Mourn (Das Ende der Achsenmächte — Tröstet alle Trauernden), von denen sie einen ansehnlichen Vorrat hatten (Apg. 5:29). Zwei Wochen später wurden sie wieder verhaftet und eingesperrt, diesmal in der Stadt Cebu. Der verantwortliche Beamte war zwar freundlich, erklärte ihnen aber, daß man ihnen nicht gestatten könne, ihre Botschaft öffentlich zu verkündigen, da sie dadurch andere davon abhalten würden, sich am Krieg zu beteiligen. Als die Japaner jedoch begannen, die Stadt zu bombardieren, wurden alle Häftlinge entlassen. So waren diese Zeugen wiederum frei.

Um das Ende des Jahres 1942 wurden Bruder Barlaan und Schwester Santos erneut verhaftet, diesmal von philippinischen Guerillas, die die Brüder veranlassen wollten, eine eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben, die besagte, daß sie japanische Spione seien. Als sich diese treuen Christen weigerten, dies zu tun, wurden sie einem Scheinverhör unterzogen, ins Hauptquartier der Widerstandskämpfer gesandt und dann acht Monate lang von einem Guerillalager zum anderen geschickt, wo sie Zwangsarbeit verrichten mußten. Einmal sollten sie ein patriotisches Lied singen, statt dessen sangen sie aber ein Königreichslied. Im Juli 1943 wurden diese standhaften Zeugen freigelassen, nachdem sie schließlich die Guerillas davon überzeugt hatten, daß sie neutrale Christen, keine japanischen Spione waren.

Obwohl Bruder Barlaan und Schwester Santos nur die verschlissenen Kleider hatten, die sie trugen, als sie entlassen wurden, begannen sie sofort, wieder die gute Botschaft zu verkündigen. Wie durch eine Fügung trafen sie einen kleinen Jungen, der ihnen sagte, ein Mann, der in der Nähe wohne, sei auch ein Zeuge Jehovas. Es stellte sich heraus, daß es sich dabei um einen Interessierten handelte, der das von der Gesellschaft herausgegebene Buch Schöpfung gelesen hatte. Dieser gastfreundliche Mann lud die ganze Pioniergruppe ein, bei ihm zu bleiben, und eine Zeitlang fanden in seinem Haus sogar die wöchentlichen Studien statt. Die Brüder verbrachten abwechslungsweise eine Woche im Predigtdienst, und eine Woche arbeiteten sie, um ihren Unterhalt zu verdienen. Bruder Barlaan pflanzte auf dem Land des Hausbesitzers Mais an, und Schwester Santos flocht Hüte, die sie auf dem Markt für 1 Peso (50 US-Cent) das Stück verkaufte. So konnten sie sich dank der Großzügigkeit des freundlichen Hausbesitzers neue Kleider kaufen. Nach zweimonatigem Studium wurde dieser Interessierte von Bruder Barlaan getauft.

Diese Pioniergruppe war inzwischen auf elf Personen angewachsen. Sie waren in den Bergen von Tuburan tätig, arbeiteten die Ortschaften Sugod, Catmon, Carmen und Danao durch und kamen schließlich nach Toledo, einer Stadt an der Westküste der Insel Cebu. Hier richteten sie ein Wachtturm-Studium ein (wobei sie Artikel aus älteren Ausgaben benutzten) sowie ein Studium in Cebuano, das sie anhand der Broschüre Aufgedeckt durchführten. Nachdem die Japaner im Jahre 1945 wieder abgezogen waren, wurden viele der Interessierten, die an diesen Orten gefunden worden waren, getauft.

Da die Verbindungswege noch unterbrochen waren, konnten die Brüder auf den westlichen Visayaninseln unmittelbar nach dem Krieg noch keinen Kontakt mit dem Zweigbüro aufnehmen. Bis auf einige wenige konnten sie daher den ersten Nachkriegskongreß, der im November 1945 in Lingayen stattfand, nicht besuchen. Ja, für die meisten von ihnen war der Kongreß, der im März 1947 während Bruder N. H. Knorrs erstem Besuch auf den Philippinen in Manila durchgeführt wurde, der erste, dem sie auf Luzon beiwohnten. Die Verkündigung der guten Botschaft setzten sie jedoch sogleich fort, und im März 1946 veranstalteten die Hiligaino sprechenden Brüder von sich aus einen Kongreß in Santa Barbara (Iloilo).

NORDMINDANAO UND DIE ÖSTLICHEN VISAYANINSELN

Nach dem Kongreß im Großen Opernhaus von Manila im Jahre 1940 wurde Bruder Conrado Daclan als Zonendiener nach Nordmindanao und auf die östlichen Visayaninseln gesandt. Im April oder Mai jenes Jahres traf er in der Stadt Ozamis, seinem ersten Reiseziel, ein. Interessierte, die gefunden wurden, schlossen sich Bruder Daclan und den anderen Pionieren bald an und verkündigten zusammen mit ihnen die gute Botschaft in ganz Nordmindanao, von Zamboanga bis Surigao.

Wegen der Kriegswirren kamen die Brüder oft in Schwierigkeiten. In Malaybalay (Bukidnon) wurde Bruder Juliano Hermosa in Haft genommen und der Spionage angeklagt, später aber wieder freigelassen. Einige Zeit danach wurde die ganze Pioniergruppe in Gingoog verhaftet, unter die gleiche Anklage gestellt und für einige Tage eingesperrt. Bruder Solano aus Manila war gerade bei ihnen, als sie verhaftet wurden. Man setzte sie aber wieder auf freien Fuß.

Als die Zeugen ihren Weg ostwärts fortsetzten, kamen sie schließlich nach Buenavista (Agusan), von wo aus sie während des Krieges hauptsächlich wirkten. Auch hier befanden sie sich bald wieder hinter Schloß und Riegel. Die Wärter waren erstaunt, als sie feststellten, daß die Brüder freudig Lieder zum Preise Jehovas sangen. Die Zeugen sprachen mit einigen über die Wahrheit, und etliche zeigten großes Interesse an der Botschaft. Diesmal wurde Bruder Daclan von amerikanischen Beamten verhört, und er verfaßte eine schriftliche Erklärung zu den 75 Fragen, die ihm gestellt worden waren. Offenbar wurde diese Information nach Australien weitergeleitet, denn kurz danach ging, wie verlautet, die Mitteilung aus dem Hauptquartier General MacArthurs ein, daß sich Jehovas Zeugen nicht der Zusammenarbeit mit der fünften Kolonne schuldig gemacht hätten. Sie wurden deshalb freigelassen. Das war im Frühjahr 1942.

Damals gehörten etwa 100 Verkündiger zu der „Gruppe“ von Buenavista. Sie wurden deshalb in vier kleinere Gruppen aufgeteilt. In wöchentlichen Studien wurde das Buch Kinder durchgenommen. Auch Dienstzusammenkünfte wurden durchgeführt, die zwar hauptsächlich aus Ansprachen über Themen aus Publikationen der Gesellschaft bestanden und die Brüder ermunterten, die gute Botschaft weiter zu verkündigen. Als es zwischen feindlichen Streitkräften zu Kampfhandlungen kam, verlegten die Zeugen ihre Zusammenkünfte von einem Ort zum anderen. Manchmal kamen sie sogar in den Bergen zusammen, um den Kampfhandlungen zu entgehen. Da sie gern sangen, schrieben einige Brüder biblische Gedichte, die dann als Königreichslieder nach den Melodien protestantischer Kirchenlieder gesungen wurden. Antonio Yangzon stellte ein Orchester zusammen, und Francisco Borja lehrte die Brüder vierstimmig singen.

Als die öffentlichen Schulen wegen des Krieges geschlossen wurden, gründete die „Gruppe“ Buenavista eigene Schulen mit vier Klassen, von denen jede ihren eigenen Lehrer hatte. Selbst Kinder von Leuten, die keine Zeugen waren, besuchten diese Behelfsschulen und gaben den Lehrern für den erteilten Unterricht eine Entschädigung. Da als Lehrbücher die Bibel und die Schriften der Gesellschaft benutzt wurden, lernten auf diese Weise einige die Wahrheit kennen.

Nachdem die Verbindung mit dem Zweigbüro vollständig unterbrochen war, übernahm Bruder Daclan die Verantwortung für das Werk in diesem Gebiet, bis der Kontakt mit der Gesellschaft wiederhergestellt war. Während dieser Zeit wurden in Alegria, Mainit, Placer und Bacuag in der Provinz Surigao sowie in Cabadbaran, Esperanza, Las Nieves und Libertad (Butuan) in der Provinz Agusan Versammlungen gegründet.

Nicht nur die Pioniere, sondern oft auch die Verkündiger von Buenavista predigten in entlegenen Gebieten. Einmal besuchte eine Gruppe von dreißig Brüdern unter der Leitung von Benjamin Datig die Insel Camiguin. Die Brüder mußten erst 100 Kilometer zu Fuß zurücklegen, um nach Talisayan zu kommen, von wo aus sie ihre Reise mit einem Boot fortsetzten. Da von vielen Familien niemand zu Hause geblieben war, der die kleinen Kinder hätte betreuen können, nahmen die Eltern sie einfach mit. Während der Predigttätigkeit in den verschiedenen Ortschaften auf der Insel Camiguin wurden die Zeugen mehrmals von Guerillas angehalten, und bei ihrer Rückkehr auf das Festland wurden alle samt den kleinen Kindern in Talisayan für acht Tage eingesperrt.

Als die Brüder erfuhren, daß die Namen bekannter Brüder wegen ihrer neutralen Haltung auf der schwarzen Liste der philippinischen Guerillas standen, hörten sie auf, ihren richtigen Namen zu gebrauchen, und nahmen statt dessen biblische Namen an. Bruder Daclan wurde „Kaleb“ genannt; andere erhielten Namen wie „Hiob“, „Schadrach“ und „Meschach“. Sie gewöhnten sich an diese Namen so sehr, daß sie ihren richtigen Namen kaum noch gebrauchten, und noch heute kennen sich die Brüder aus jener Zeit am besten unter ihrem biblischen Namen.

Wie in den übrigen Teilen des Landes, so verschärfte sich im Jahre 1944 der Kampf zwischen den japanischen Truppen und den Widerstandskämpfern auch auf Nordmindanao. Das brachte für die Brüder viel Leid mit sich, denn sie wurden von beiden Seiten gehaßt. Javier Pauya, von den Brüdern „Hiob“ genannt, wurde von den Guerillas so grausam mißhandelt, daß er kurz danach an einer Krankheit starb, die eine Folge dieser Mißhandlung war. In Nasipit (Agusan) wurden Santiago Sacro und seine Frau Dominga von den Japanern getötet, und ihre Leichen wurden samt ihrem Haus verbrannt. Isidro Monta war eine ganze Nacht an einen Baum gebunden, auf dem es von beißenden roten Ameisen wimmelte, aber er blieb am Leben und ging keinen Kompromiß ein. Andere Brüder wurden bis auf die Haut ausgezogen und brutal geschlagen, als sie sich weigerten, Munition für die Widerstandskämpfer zu tragen.

Trotz dieser grausamen Verfolgung traf der Zonendiener Vorkehrungen für einen Kongreß, der gegen Ende 1944 in Bacuag (Surigao) stattfinden sollte. Brüder aus den Provinzen Agusan und Surigao waren anwesend, und es wurden Vorträge gehalten, die ihren Glauben stärkten. Die Brüder wurden ermuntert, fortzufahren, die gute Botschaft zu verkündigen, und ein Aufruf erging an Freiwillige, die bereit waren, in abgelegenen Gebieten Zeugnis zu geben. Etwa 50 Brüder und Schwestern im Alter von 14 bis 30 Jahren meldeten sich, und sie begannen mit ihrer Arbeit auf der Surigao vorgelagerten Insel Siargao. Auf dieser Insel herrschte verhältnismäßig Ruhe, und so konnten die Zeugen dort ungehindert wirken. Sie fanden großes Interesse vor und gründeten Versammlungen in Dapa, Tuburan, Burgos und Numancia. Schon nach kurzer Zeit beteiligten sich dort etwa 300 Brüder am Zeugnisgeben.

Während ihres Aufenthalts auf dieser Insel bauten die Brüder ein stabiles Segelschiff, das 60 Personen faßte. Dieses Schiff benutzten sie, um die verschiedenen Orte zu erreichen, in denen sie Zeugnis gaben. Sie nannten es „Mizpa“. Später vergrößerten sie ihre „Flotte“, indem sie zwei weitere Schiffe, „Theokratie I“ und „Theokratie II“, hinzufügten. Eines Tages stach die „Mizpa“ mit einer „Ladung“ von Brüdern an Bord in See und nahm Kurs auf die beiden großen Inseln Leyte und Bohol. Die Japaner waren damals schon weitgehend von den Philippinen vertrieben worden, denn General MacArthurs Invasionstruppen waren bereits im Oktober 1944 in Leyte an Land gegangen.

Als die Zeugen in Liloan (Leyte) landeten, teilten sie sich in zwei Gruppen; die eine zog nach dem östlichen und die andere nach dem westlichen Teil von Leyte. Es wurde gute Arbeit geleistet, und in Santa Paz, Sogod und Nahawong entstanden neue Versammlungen. Als die eine Gruppe nach Maasin kam, fuhr sie auf der „Mizpa“ weiter mit Kurs auf die Insel Bohol. Nach ihrer Landung in Ipil (Talibon, Bohol), im Norden der Insel, teilte sich diese von Benjamin Datig geleitete Gruppe in drei Gruppen, und da die Insel ungefähr kreisförmig ist, drang eine Gruppe ostwärts, eine andere westwärts und die dritte südwärts ins Landesinnere vor. Auf diese Weise arbeiteten sie die ganze Insel mit ihren über vierzig Ortschaften durch und trafen sich dann in Tagbilaran, der Provinzhauptstadt, wieder.

Auf dieser Reise stießen die Zeugen in Sevilla (Bohol) auf eine weitere Gruppe von Interessierten, die anhand der Publikationen der Gesellschaft gemeinsam die Bibel studierten, obwohl sie nie mit Gottes Volk zusammengekommen waren. Salvador Maleza hatte vor dem Krieg in Manila von einem Bruder, der im Straßendienst war, einige unserer Schriften erhalten. Während der japanischen Besetzung fing er an, sie zu lesen. Obwohl er ein Widerstandskämpfer war, begann er aufgrund dessen, was er aus den Publikationen lernte, viele seiner Gewohnheiten zu ändern. Er weigerte sich auch, an gewissen gesellschaftlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Ignacio Digao, ein anderer Widerstandskämpfer, bemerkte diese Veränderung, und so wurde auch sein Interesse geweckt. Zusammen mit anderen begannen die beiden, die Bibel zu studieren, indem sie Kapitel für Kapitel durchnahmen. Wie glücklich waren sie damals, als die Brüder zu ihnen kamen und sie so die Gelegenheit erhielten, mehr zu lernen! Nach dem Krieg ließen sie sich taufen.

Auf Bohol traf die Gruppe mit den anderen Brüdern zusammen, die in Leyte geblieben waren, und sie fuhren mit ihnen auf der „Mizpa“ zur Insel Siargao zurück. Unterwegs gerieten sie in einen heftigen Wirbelsturm, der ihr Schiff hin und her warf. Ein kleiner Junge wurde über Bord gespült, aber Bruder Daclan sprang ihm nach und rettete ihn. So kamen alle mit dem Leben davon. Danach setzten sie ihre Tätigkeit in Bukidnon und Misamis Oriental fort und gründeten eine Versammlung in Balintad, in Lumbia und in Imbatug.

Die Brüder in diesem Gebiet waren während des Krieges eifrig tätig gewesen, und so konnten im Jahre 1946, als die Verbindung mit dem Zweigbüro wiederhergestellt worden war, viele Versammlungen gegründet werden. Bruder Daclan ging in jenem Jahr nach Manila, um dem Zweigbüro persönlich Bericht zu erstatten, und von da an wurde das Werk wieder vom Zweigbüro der Gesellschaft aus geleitet.

SÜDMINDANAO

Vor dem Krieg beteiligten sich in der Stadt Davao auf Südmindanao sechs Pioniere und einige Interessierte am Zeugniswerk. Sie kamen bei Bruder Cipriano Sepulveda regelmäßig zum Bibelstudium zusammen. Einer von ihnen war Salvador Liwag, der diesem Gebiet als Zonendiener zugeteilt worden war, und die anderen waren die Brüder Desiderio Pauya, Lino Ilaguison und Felino Comidoy und die Schwestern Purification Bennett und Elvira Alinsod. Als im Dezember 1941 die Japaner in Davao landeten, befand sich Bruder Ilaguison auf Samal, einer der Stadt Davao vorgelagerten Insel. Die übrigen Zeugen hatten sich wie viele andere, die vor den Besatzungstruppen geflohen waren, in die Provinz Cotabato zurückgezogen.

Die kleine Gruppe wanderte tagelang durch dichte Wälder, schlief zwischen Baumwurzeln und suchte sich von den Blutegeln zu befreien, die sich an sie hefteten. Wenn sie kein frisches Wasser hatten, tranken sie den Saft der Rotangpalme, einer zuckerrohrähnlichen Pflanze, deren Stengel, wenn sie durchgeschnitten werden, einen süßen Saft abgeben, der den Durst löscht. Die japanischen Invasionstruppen waren ihnen auf den Fersen, und manchmal warfen Flugzeuge Flugblätter ab, durch die die Leute ermuntert wurden, sich zu ergeben. Auf einem dieser Flugblätter war ein Bild des Papstes zu sehen, der eine Schar Kinder segnete, und jedermann wurde darin aufgefordert, mit der „Southeast Asia Co-Prosperity Sphere“ zusammenzuarbeiten.

In Cotabato sprachen die Brüder und Schwestern sowohl mit den Einheimischen als auch mit den dort wohnenden Flüchtlingen aus Davao über Gottes Wort. In Pikit wurden die Zeugen von einem Mann, der vor dem Krieg einige Schriften bekommen hatte, freundlich aufgenommen. Durch ihn lernten sie Pedro und Aniano Brillas, zwei seiner Verwandten, kennen, die die Wahrheit annahmen und heute noch zu Jehovas Volk gehören. Als die Japaner schließlich Cotabato besetzten, waren die Brüder gezwungen, von Ort zu Ort zu ziehen, um nicht zur Arbeit für die japanische Besatzung eingezogen zu werden. Wenn es in einer Ortschaft zu gefährlich wurde, schlugen sie ihr Lager im Gebirge auf. Dieses Umherziehen erwies sich als ein Glück im Unglück, denn eine ganze Anzahl unserer heutigen Aufseher und Dienstamtgehilfen, besonders die in Kabacan und Kidapawan, lernte damals die Wahrheit kennen. In Kidapawan freute sich ein Mann namens Guillermo Alegado sehr, die Brüder zu sehen, denn er hatte in Hawaii zusammen mit Bruder Dos Santos die Bibel studiert, bevor dieser auf die Philippinen gekommen war. Seine ganze Familie nahm die Wahrheit an. Außer den Familien Alegado und Brillas kamen damals auch Antero und Macario Baswel, Alfredo Nadong, Anastacio Gonzales, Arsenio Bermudez und Manuel Gamponia mit der Wahrheit in Berührung.

Einmal wurden einige Brüder von Guerillas festgenommen und als japanische Spione verdächtigt. Als diese erfuhren, daß Pedro Brillas früher Soldat gewesen war, schlugen sie ihn unbarmherzig. Vier Brüder wurden über Nacht zurückgehalten und tief in den Dschungel geführt, wo man sie in kleine Käfige steckte, ähnlich denen, die zum Transport lebender Schweine benutzt werden. Es war darin so wenig Platz, daß die Brüder weder liegen noch stehen, sondern nur sitzen konnten. Selbst unter diesen Verhältnissen fuhren sie fort, Zeugnis zu geben, was zur Folge hatte, daß Lorenzo Hersan, einer ihrer Wärter, die Wahrheit annahm und später getauft wurde. Die Brüder waren fast zwei Monate eingesperrt und wurden nur durch die Vermittlung eines Verwandten der Brüder Brillas freigelassen.

Dann kam die Zeit, wo die Brüder nur noch einige abgenutzte Schriften und einige Bibeln hatten. Daraufhin wurden die Brüder in Gruppen von sechs bis acht Personen eingeteilt. Die eine Hälfte der Gruppe arbeitete eine Woche lang, um materielle Speise zu beschaffen, während die andere Hälfte auszog, um Zeugnis zu geben. In der folgenden Woche wurde gewechselt. Da jede Gruppe gewöhnlich nur eine Bibel zur Verfügung hatte, gingen sie alle zusammen zu einem Haus. Ein Bruder gab ein Zeugnis, während die anderen die Fragen des Wohnungsinhabers beantworteten. Auf diese Weise konnten sich alle am Zeugnisgeben beteiligen.

Im Herbst des Jahres 1944 wurde es immer schwieriger, neutral zu bleiben. Die Brüder blieben deshalb als eine große Gruppe beisammen und hielten sich von bevölkerten Gebieten soweit wie möglich fern. Rund zweihundert Personen, darunter auch Kinder, gehörten zu dieser Gruppe — eine umherziehende „Versammlung“, die sich schließlich im Dschungel bei Lamitan (Makilala, Cotabato) am Fuß des Apo, des höchsten Berges der Philippinen, niederließ.

Einige Brüder und Schwestern nutzten eine Kampfpause aus, um nach Davao (ihre Heimat) zurückzukehren. Auf der Insel Samal trafen sie Lino Ilaguison, der immer noch treu seinen Dienst verrichtete. Obwohl er von den Japanern oder ihren Soldaten fünfmal festgenommen und eingesperrt worden war, konnte er auf der Insel mehrere Gruppen gründen.

Nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Davao Ende 1944 kehrten die Brüder von der Insel Samal auf das Festland zurück, um mit anderen Zeugen Verbindung aufzunehmen. Eine Gruppe von etwa fünfzig begab sich zunächst nach Bato (Santa Cruz, Davao) zu Galicano Picot, einem Interessierten, der von Bruder Felino Comidoy gefunden worden war. Picot war Vorsitzender der „Neighborhood Association“, einer von Japanern geleiteten Organisation, aber er nahm die Wahrheit an und sprach mit allen darüber, denen er begegnete. Er konnte vieles, was er in Verbindung mit dieser Organisation tun mußte, nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren, und so war er froh, als er schließlich seiner Stellung enthoben wurde. Als die fünfzig Brüder von der Insel Samal eine Zeitlang bei ihm gewohnt hatten, wurde er von Nachbarn und Verwandten beschuldigt, Dissidenten Unterschlupf zu bieten. Doch bevor die Zeugen verhaftet werden konnten, schickte er sie bei Nacht weg. Sie zogen durch Wälder und über Gebirgszüge, bis sie am Fuß des Apo auf Bruder Liwags „Versammlung“ stießen.

Die Versammlung als Ganzes wurde „Jehova-Schamma“ genannt, und jeder Zeuge erhielt einen biblischen Namen, zum Beispiel „Joel“, „Jonadab“ und „David“. Einige Brüder werden heute noch nach diesen Namen genannt. Dadurch wollte man verhindern, daß jemand ohne weiteres erkannt werden konnte, denn besonders Bruder Liwag stand auf der schwarzen Liste der Widerstandskämpfer und der japanischen Soldaten. Wenn sich Fremde dem Lager näherten, gebrauchte man das Wort tiki, um die anderen zu warnen. Nebenbei bemerkt bedeutet dieses Wort in Cebuano „Hauseidechse“.

Während dieser Zeit von ungefähr einem Jahr wurde die „Versammlung“ regelmäßig im Glauben gestärkt. Bruder Liwag besuchte abends die sieben Hütten der Reihe nach, um die Studien zu leiten. Da damals die meisten Schriften sehr abgenutzt waren, bereitete er Tagestexte und Kommentare vor, durch die die Brüder gestärkt und ermuntert wurden. Macario Baswel übersetzte diese dann ins Iloko und Moises Supera ins Cebuano, denn die Brüder gehörten ungefähr zu gleichen Teilen den beiden Sprachgruppen an. Handgeschriebene Artikel, die, gestützt auf Bibelberichte wie die über Esther und Ruth, zusammengestellt worden waren, wurden übersetzt und bei den Zusammenkünften, die die ganze Gruppe einmal in der Woche durchführte, als Studienmaterial benutzt. Leovihildo Comidoy bereitete dazu die Fragen vor. Der Stoff aus dem Buch Kinder wurde in drei Teile aufgeteilt und in vereinfachter Form handschriftlich abgefaßt. Diesen Stoff benutzten die Eltern jeden Morgen, um ihre Kinder in Gottes Wort zu unterrichten.

Da der Gesang ein wichtiger Bestandteil des Gottesdienstes der Brüder war, schrieb Moises Supera Lieder in Iloko und Cebuano, die jeweils zu Beginn und am Ende der Bibelstudien und der übrigen Zusammenkünfte gesungen wurden.

Das Problem der Nahrungsmittelversorgung wurde dadurch gelöst, daß zu jeder Hütte ein Stück Land gehörte, auf dem die Brüder Reis und Kassawa anpflanzten. Hatte eine Hüttengemeinschaft nicht genug, dann halfen die anderen aus, so wie das bei den ersten Christen war, als sie nach Pfingsten des Jahres 33 u. Z. in Jerusalem beisammen waren (Apg. 2:42-45). Bevor die Brüder zum erstenmal ernten konnten, lebten sie von Wildfrüchten und Wurzeln, und manchmal gab es auch Wildschwein- oder Affenfleisch.

Mehrere Male wurden die Zeugen von Angehörigen der beiden sich bekämpfenden Parteien entdeckt. Einmal wurde Bruder Liwag von einer japanischen Patrouille auf ihr Hauptquartier geführt, wo er von dem verantwortlichen Offizier mehrere Stunden einem strengen Verhör unterzogen wurde. Zu seiner Überraschung wurde er, nachdem er ein gutes Zeugnis von Jehovas Königreich abgelegt hatte, auf freien Fuß gesetzt. Ein andermal suchte ihn eine Gruppe von Widerstandskämpfern, aber er versteckte sich unter dem Borkendach eines Hauses und wurde nicht gefunden.

In ihrer Abgeschiedenheit in Cotabato merkten die Brüder gar nicht, daß der Krieg zu Ende war. Der Zweigaufseher hatte mehrere Briefe an die ihm vor dem Krieg bekannten Adressen geschickt, um Bruder Liwag ausfindig zu machen. Schließlich wurde diesem die Mitteilung überbracht, daß er nach Manila zurückkehren solle. Er nahm daher Abschied von der großen „Versammlung“ und machte sich auf den Weg nach Davao, von wo aus er nach Manila fuhr.

Gegen Ende Dezember 1945 verließen die meisten Brüder ihr Versteck im Dschungel und zogen nach Panabo (Davao), das etwa 150 Kilometer davon entfernt lag. Dort blieben fast alle und warteten auf genaue Anweisungen aus dem Zweigbüro der Gesellschaft. Als Bruder Liwag und Bruder Supera im Oktober 1946 von Manila zurückkehrten, wurden die Brüder angespornt und darauf vorbereitet, das Zeugniswerk noch begeisterter und intensiver durchzuführen als zuvor. Dreizehn nahmen sofort den Pionierdienst auf, wogegen die anderen an ihre früheren Wohnorte zurückkehrten und die gute Botschaft dort verkündigten. Kurz danach schossen in ganz Davao und Cotabato die Versammlungen wie Pilze aus dem Boden, und heute gibt es in diesem Teil des Landes 238 Versammlungen.

BEGINN DER REORGANISATION NACH DEM KRIEG

Der Krieg hatte die Philippinen an den Rand des Bankrotts gebracht. Im ganzen Land wurden über eine Million Menschen vermißt. Nach vorsichtigen Schätzungen hatten die Philippinen etwa zwei Drittel ihres materiellen Eigentums verloren. Manila, die größte Stadt, war in einem solchen Ausmaß zerstört worden, daß ein Historiker behauptete, man könne damit nur die Zerstörung von Stalingrad und Warschau vergleichen. Die Bombenangriffe der beiden kriegführenden Parteien und die Straßenkämpfe in der befestigten Altstadt Intramuros, mit denen die Schlacht um Manila endete, hatten die Stadt in ein Trümmerfeld verwandelt. Selbst zwei Jahre danach, als Bruder Nathan H. Knorr, der damalige Präsident der Watch Tower Society, die Stadt Manila zum erstenmal besuchte, lag sie immer noch in Trümmern. Über das Bild, das sich ihm bot, schrieb er: „Ganze Wohnviertel der Stadt waren dem Erdboden gleichgemacht worden. Es war tatsächlich schlimmer als alles, was wir vor einem Jahr in Europa gesehen hatten.“

Es war also eine Zeit des Wiederaufbaus, und zwar nicht nur für das ganze Land, sondern auch für die Organisation der Versammlung des Volkes Gottes weltweit. Das bedeutete viel Arbeit.

Am 13. März 1945 wurde Bruder Dos Santos aus dem Gefängnis entlassen. Kurz nach der Wiedervereinigung mit seinen Angehörigen eröffnete er wieder das Zweigbüro, und zwar in einer Wohnung in der Oroquieta Street 1219-B, Manila, direkt neben der Klinik von Bruder Yngson, einem Arzt. In der Klinik dieses Bruders fanden auch die Zusammenkünfte statt.

Bruder Dos Santos setzte sich wieder mit dem Büro in Brooklyn in Verbindung. Allerdings konnten die Briefe meistens nur mit gewöhnlicher Post geschickt werden, denn die Beförderung von Luftpost war den Armeeangehörigen vorbehalten. Auf seine Bitte hin erhielt er sämtliche zurückliegenden Ausgaben des Wachtturms und andere Publikationen sowie Informationen, die die Brüder auf den Philippinen während des Krieges nicht erhalten hatten. Auf diese Weise kam alles wieder in Gang; der philippinische Zweig holte auf, was versäumt worden war, und ging mit Jehovas Volk, das in der ganzen Welt Fortschritte machte, voran. Nach und nach gingen Berichte der Brüder aus den verschiedenen Teilen von Luzon ein. Gemäß diesen Angaben und den unvollständigen Berichten zweier Zonendiener gab es auf der ganzen Insel damals schätzungsweise 2 000 Königreichsverkündiger, die in 64 Versammlungen organisiert waren. Das bedeutete, daß während der Besetzung in diesem Gebiet 31 neue Versammlungen entstanden waren. In diesen Zahlen waren die Visayaninseln und Mindanao nicht eingeschlossen, denn die Brüder dort hatten noch keine Verbindung mit dem Zweigbüro. Doch selbst diese unvollständigen Zahlen zeigten, welch ein gewaltiges Wachstum seit 1941 vor sich gegangen war, denn nach dem letzten Bericht, der noch vor dem Krieg zusammengestellt worden war, hatte es auf den Philippinen insgesamt 373 Verkündiger gegeben. Welch ein Beweis des Segens Jehovas, und welch eine vortreffliche Antwort auf die entschlossenen Bemühungen Satans, des Teufels, die wahre Anbetung hierzulande während des Zweiten Weltkrieges auszumerzen!

In den Monaten Juli bis September 1946 besuchte Bruder Dos Santos eine Anzahl Versammlungen auf Luzon, um sie zu ermuntern. Im Juli kam er in Pangasinan einmal mit vierundzwanzig Gruppendienern (vorsitzführenden Aufsehern) zu einer Besprechung zusammen, bei der gewisse private Ansichten und Auslegungen richtiggestellt wurden, die von einigen Brüdern während des Krieges aufgebracht worden waren und die zu Meinungsverschiedenheiten geführt hatten. Einige glaubten, Harmagedon habe bereits begonnen, und andere sagten, die Propheten der alten Zeit seien auferstanden. Diese und andere harmlosere Mißverständnisse wurden beseitigt, und den Brüdern wurde geholfen, die Verkündigung des Königreiches in der Nachkriegszeit vereint fortzusetzen.

Vom September an kam Der Wachtturm wieder durch die Post, und die philippinischen Zeugen konnten nach sechsundvierzig Monaten zum erstenmal wieder das laufende Wachtturm-Studium durchführen. Um diese Zeit wünschten auch etwa 200 Personen, die zu der Gruppe gehörten, die sich in den 1930er Jahren von der Wachtturm-Gesellschaft getrennt hatte, sich Jehovas vereintem Volk anzuschließen. Sie wurden von den Brüdern freudig willkommen geheißen und beteiligten sich dann zusammen mit ihnen an dem Nachkriegswerk.

DER ERSTE KONGRESS NACH DEM KRIEG

Kurz nach seiner Freilassung unternahm Bruder Dos Santos Schritte, um in Lingayen (Pangasinan) einen Landeskongreß durchzuführen. Er mietete das Sison-Auditorium von der amerikanischen Armee, die dieses samt dem umliegenden Gelände von der Provinzregierung von Pangasinan gepachtet hatte. Dieser schöne Kongreß wurde vom 9. bis 11. November 1945 abgehalten, und über 2 000 Brüder und Schwestern ans ganz Luzon waren anwesend. Es waren 60 Versammlungen vertreten. Das Kongreßgebäude lag in der Nähe eines von Palmen umgebenen Sandstrandes, und nur die Spuren des Krieges beeinträchtigten die Schönheit der Stätte. Auch die Halle war durch einige Bomben beschädigt worden. Da in der Halle keine Stühle waren, fertigten die Brüder Bänke aus Bambus an. Die Kongreßbesucher wurden in hundert ehemaligen Armeebaracken aus Bambus und Nipapalmen untergebracht. In den größeren Baracken hatten vierzig Personen Platz. Der leere Speisesaal wurde als Cafeteria benutzt. Die Brüder kochten ihr Essen jedoch selbst, denn sie hatten die Nahrungsmittel und die nötigen Geräte zum Kongreß mitgebracht.

Kurz nachdem der Kongreß begonnen hatte und die Brüder mit Plakaten in den Predigtdienst ausgezogen waren, wurde auf Veranlassung eines katholischen Priesters der Versuch unternommen, die Veranstaltung zu sprengen. Der amtierende Provinzgouverneur, der sich von dem Priester hatte überzeugen lassen, daß die Veranstaltung illegal sei, befahl den Brüdern, das Grundstück zu räumen. Er behauptete, die von der amerikanischen Armee erlangte Genehmigung sei nicht gültig, da die Provinzregierung von Pangasinan keine Erlaubnis erteilt habe. Er behauptete ferner, öffentliches Eigentum wie das Sison-Auditorium dürfe nicht für religiöse Zwecke benutzt werden. Als sich die Brüder weigerten, ihren Kongreß abzubrechen, schickte der Gouverneur einen Militärpolizisten hin, der sie vertreiben sollte. Als der Polizist jedoch die Genehmigung prüfte, die die Brüder erhalten hatten, führte er den Befehl nicht sogleich aus, sondern erkundigte sich zunächst bei seinem Kommandanten. Der Kommandant sagte zu den Zeugen: „Setzen Sie Ihren Kongreß fort“, und dem Militärpolizisten befahl er: „Schützen Sie diese Leute.“

So nahm der Kongreß unter dem Schutz der Soldaten, die die Brüder hätten vertreiben sollen, seinen Verlauf und konnte ungehindert zu Ende geführt werden. Rund 4 000 Personen hörten den Vortrag „Weltfriede — ist er von Bestand?“, der in Englisch gehalten wurde. Andere Ansprachen wurden in Iloko und Pangasinan gehalten. Bei der Massentaufe, die im Golf von Lingayen durchgeführt wurde, wo knapp ein Jahr vorher MacArthurs Truppen gelandet waren, wurden 119 Personen getauft. Auf diesem Kongreß wurde auch die Broschüre Organisations-Anweisungen freigegeben, und durch Demonstrationen wurde gezeigt, wie auf wirkungsvolle Weise Heimbibelstudien mit Interessierten durchgeführt werden können. Dadurch wurden die Voraussetzungen für eine bessere Versammlungsorganisation und für verbesserte Lehrmethoden geschaffen, was sehr notwendig war, da die meisten Brüder die Wahrheit in den Kriegsjahren kennengelernt hatten.

Nach dem Kongreß erhob der Provinzgouverneur gegen die drei Brüder des Kongreßkomitees Anklage wegen Nichtbefolgung des Befehls einer Amtsperson. In der ersten Instanz des Dagupaner Stadtgerichts wurden sie schuldig gesprochen und zu dreißig Tagen Gefängnis verurteilt. Die Brüder legten Berufung ein, und nach vielen Verzögerungen kam der Fall vor das Berufungsgericht. Rechtsanwalt Emmanuel Pelaez, der spätere philippinische Vizepräsident, verteidigte den Fall der Zeugen Jehovas, und das Gericht stieß das Urteil der ersten Instanz um.

Dieser Entscheid bildete einen Präzedenzfall, der in späteren Jahren auf den Philippinen häufig angeführt wurde, um das Recht der Zeugen Jehovas, in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden Kongresse durchzuführen, zu verteidigen.

Kurz nach dem Kongreß in Lingayen wurden Diener für die Brüder (heute Kreisaufseher genannt) eingesetzt, die die Zonendiener ersetzten. Bruder Salvador Liwag war der erste Diener für die Brüder. Er besuchte damals alle Versammlungen auf der Insel Luzon. Am 16. April 1946 kamen auf allen Inseln insgesamt 4 185 Personen zur Feier des Abendmahls des Herrn zusammen.

Bis zum August 1946 waren die Räumlichkeiten des Zweigbüros infolge der raschen Fortschritte des Königreichswerkes viel zu klein geworden. Gerade zur rechten Zeit sorgte Jehova dafür, daß das Zweigbüro in ein größeres Gebäude, nach Santa Ana (Manila), 2621 Int. 2 Herran, verlegt werden konnte. Es handelte sich dabei um das geräumige Haus einer Gott hingegebenen Familie, die großzügigerweise bereit war, es zur Verfügung zu stellen, damit darin das Zweigbüro und ein Königreichssaal eingerichtet werden konnten. Das Erdgeschoß diente als Literaturlager. Dieses Haus wird heute noch von zwei Versammlungen in Manila als Königreichssaal benutzt.

Um die gleiche Zeit erhielt der philippinische Zweig auch 36 Kisten mit mehreren Tonnen Kleidern, die von Zeugen Jehovas in den Vereinigten Staaten für die Brüder gespendet worden waren, die im Krieg soviel durchgemacht hatten. Die Hilfssendungen wurden vom Zweigbüro aus verteilt, und 5 046 Personen erhielten etwas davon. Die philippinischen Brüder freuten sich von Herzen über diese Gaben der Liebe, die sie in jener schweren Zeit sehr benötigten und auch schätzten.

Das Jahr 1946 endete mit dem „Theokratischen Kongreß fröhlicher Nationen“, der vom 18. bis 20. Dezember durchgeführt wurde und ein Echo des internationalen Kongresses war, der im August desselben Jahres in Cleveland (Ohio) stattgefunden hatte. Über 5 000 Personen hörten auf dem Rennplatz des philippinischen Rennvereins in Santa Ana (Manila) den öffentlichen Vortrag „Der Fürst des Friedens“.

ZWEITER BESUCH EINES PRÄSIDENTEN DER GESELLSCHAFT

Ein wichtiger Markstein in der Geschichte des Volkes Gottes auf den Philippinen war der „Theokratische Kongreß lobpreisender Nationen“, der vom 31. März bis zum 2. April 1947 abgehalten wurde. Am ersten Tag fand der Kongreß im Rizal Memorial Coliseum in der Vito Cruz Street in Manila statt. Doch da wegen der schlechten Akustik die Darbietungen in den verschiedenen Sprachen kaum zu verstehen waren, wurde er für die letzten zwei Tage auf den Rennplatz des philippinischen Rennvereins in Santa Ana verlegt.

Zum erstenmal nach Bruder Russells Besuch im Jahre 1912 besuchte ein Präsident der Watch Tower Society, N. H. Knorr, die Philippinen, und die Brüder freuten sich, ihn kennenzulernen. Dieser Kongreß war der erste Landeskongreß nach dem Krieg, bei dem Brüder von den Visayaninseln, von Mindanao und von Luzon anwesend waren. Verspätungen zufolge trafen Bruder Knorr und sein Sekretär, Milton G. Henschel, erst am 1. April ein. Doch als sie dann endlich kamen, wurden sie von ihren philippinischen Brüdern begeistert willkommen geheißen.

Am letzten Kongreßtag, Mittwoch, den 2. April, kam Bruder Knorr mit den Pionieren zusammen, und bei dieser Gelegenheit wurden philippinische Brüder zum erstenmal eingeladen, die Wachtturm-Bibelschule Gilead in den Vereinigten Staaten zu besuchen. Sechsunddreißig Bewerbungen wurden an jenem Vormittag abgegeben. Zur gleichen Zeit wurden in der Bucht von Manila, wo noch die Überreste gesunkener Schiffe als stumme Zeugen der Schlacht von Manila zu sehen waren, 151 neue Jünger getauft. Am Nachmittag hielt Bruder Knorr vor 4 200 Zuhörern den öffentlichen Vortrag „Freude für alles Volk“. Der ganze Vortrag wurde von dem Rundfunksender KZPI, der im ganzen Land empfangen werden konnte, übertragen. In seinen Schlußworten kündigte Bruder Knorr u. a. an, daß demnächst vier Absolventen der Gileadschule auf den Philippinen eintreffen würden, und das erfüllte das Herz der philippinischen Brüder mit großer Freude.

ANKUNFT DER ERSTEN GILEADABSOLVENTEN

Am 14. Juni 1947, knapp drei Monate nach diesem Kongreß, trafen die ersten drei Gileadabsolventen, die den Philippinen zugeteilt worden waren, ein. Einen Monat später kam der vierte. Die Namen dieser Brüder waren Earl Stewart, Victor White, Lorenzo Alpiche und Nick Skelparick.

Die Brüder holten die drei am Hafen ab und brachten sie ins Zweigbüro. Da im Zweigbüro nicht genügend Platz war, wurden sie vorübergehend einige Häuser weiter in einem Zimmer über einer Wäscherei untergebracht. Einen Monat später wurden Bruder White und Bruder Alpiche als Diener für die Brüder eingesetzt, während Bruder Stewart anstelle von Bruder Dos Santos zum Zweigaufseher ernannt wurde. Bruder und Schwester Dos Santos blieben noch bis Februar 1949 im Zweigbüro, und dann bereiteten sie sich auf ihre Abreise nach Hawaii vor. Am 17. Juli 1949 nahmen sie von den Philippinen Abschied. Sie hatten an der Entwicklung des Werkes dort in den ersten Jahren einen bedeutenden Anteil gehabt.

DIE ERSTEN KREISKONGRESSE

Im Jahre 1947 wurde das Land in Kreise aufgeteilt, und am Ende des Jahres gab es 12 Kreise. Die erste Serie der 12 Kreiskongresse wurde in den Monaten September bis Dezember 1947 durchgeführt, und Bruder Stewart diente bei allen als Bezirksaufseher. Das gab ihm die Gelegenheit, die geistige Verfassung der Brüder im ganzen Land kennenzulernen und mit ihnen bekannt zu werden.

Um zu den Kongressen zu kommen, überwanden die philippinischen Brüder scheinbar unüberwindliche Hindernisse. Als in Surigao während eines Taifuns ein Motorboot unterging, war ein Bruder der einzige Überlebende. Er hatte sein ganzes Gepäck verloren, aber er war beim Kongreß. Fünf Taifune fegten während der ganzen Kongreßserie über das Land, doch das hinderte die Brüder nicht daran, zu den Kongressen zu kommen. Im Norden von Luzon fuhren die Brüder mit zwei Flößen von ihrer Heimat im Gebirge den Abra hinunter, um den Kongreß in Vigan zu besuchen. Als sie die Flußmündung erreicht hatten, nahmen sie die Flöße auseinander und verkauften die Baumstämme, um sich mit dem Erlös Fahrkarten für die Heimreise mit dem Bus zu kaufen.

In einem Bericht an das Büro der Gesellschaft in Brooklyn schrieb der Zweigaufseher: „Für einen Ausländer, der an die westliche Zivilisation gewöhnt ist, war es eigenartig, zu sehen, wie die Brüder an den verschiedenen Kongreßorten ankamen. Sie brachten große Säcke Reis und andere Nahrungsmittel mit sowie Schlafmatten und viele Kinder, aber auch ein freundliches Lächeln und ein strahlendes Gesicht, das im Verlauf des Kongresses noch strahlender wurde. Reis, Brennholz, ein altmodischer Ofen und eine Schlafmatte — das war alles, was sie an materiellen Dingen benötigten.“

Auf dem Kreiskongreß, der im Königreichssaal in Santa Ana (Manila) durchgeführt wurde, war eine Gruppe Interessierter aus dem Vorort Biñan (Provinz Laguna) anwesend. Es war interessant, von ihnen zu erfahren, wie sie die Wahrheit kennengelernt hatten. Es gab dort eine Splittergruppe der Adventisten, zu der über 20 Familien gehörten. Teodoro Reyes war ihr Pastor, und sie hatten eine kleine Kapelle in De La Paz. Anfänglich erwarteten sie die Wiederkunft Jesu, doch dann kam ein Pastor aus einer Nachbarprovinz und sagte ihnen, Jesus sei in geistigem Sinne bereits wiedergekommen, um als König zu herrschen. Er hatte dies einer Publikation der Gesellschaft entnommen, sagte ihnen aber nicht, woher er diesen Aufschluß hatte. Nachdem des langen und breiten darüber geredet worden war, nahmen sie diese Lehre an. Später wurden sie von einem Vertreter der „Watch Tower Bethel and Pulpit Society“ besucht, der sie anhand von Vervielfältigungen, deren Inhalt ebenfalls aus Publikationen der Watch Tower Bible and Tract Society stammte, über die Bibel belehrte. Noch später stellten sie fest, woher diese Männer ihren biblischen Aufschluß hatten. Sie hörten von einem Kongreß in Santa Ana (Manila) und entsandten eine Abordnung, die herausfinden sollte, ob es sich dabei wirklich um Gottes wahre Versammlung handele. Als die Abordnung vom Kongreß zurückkam und völlig davon überzeugt war, die Wahrheit gefunden zu haben, akzeptierte die ganze Gemeinde mit ihren über 20 Familienhäuptern samt „Pastor“ Reyes die Wahrheit und schloß sich dem Volk Jehovas an. Die Kapelle wurde in einen Königreichssaal umgewandelt. Auf diese Weise entstand die Versammlung der Zeugen Jehovas in Biñan. Sechs Monate später wurden alle diese Familienhäupter getauft, und die meisten von ihnen dienen Jehova immer noch eifrig.

Auf dem Kreiskongreß in Baguio, einer etwa 1 600 Meter über dem Meer gelegenen Stadt, lernten Bruder Stewart und der Kreisaufseher, Bruder Skelparick, Schwester Rosalia Sotero (jetzt Rosalia Delis) kennen, damals die einzige Pionierin in der Provinz Mountain. Sie hatte im Krieg von der Wahrheit gehört und war die erste, die in der Provinz Mountain das Königreich verkündigte. Als Angehörige des Igorotenstammes konnte sie gut unter den Igoroten und anderen Stämmen, von denen viele keine Christen waren, wirken. Sie stand ihnen liebevoll bei und belehrte sie über die Wege der Gerechtigkeit. Jetzt, im Jahre 1977, gibt es in der ehemaligen Provinz Mountain 74 Versammlungen, und die Menschen, die sehen, welch vorteilhafte Veränderungen die biblische Wahrheit im Leben dieser einfachen Bergbewohner bewirkt hat, erhalten dadurch ein eindrucksvolles Zeugnis.

Die erste Kreiskongreßserie war also begeisternd und von Erfolg gekrönt. Insgesamt 7 516 Personen hörten den öffentlichen Vortrag „Glückselig sind die Friedensstifter“, und 366 symbolisierten ihre Hingabe an Jehova, indem sie sich taufen ließen. Wie die Erfahrungen, die auf diesen Kongressen berichtet wurden, zeigten, konnte noch mit einer größeren Zunahme auf den Philippinen gerechnet werden. Die Kongresse trugen dazu bei, daß die Tätigkeit besser organisiert wurde und die Verkündiger klar erkannten, daß das Königreich gepredigt werden mußte. Dadurch wurden sie auf die große Mehrung vorbereitet, die von da an vor sich ging.

WEITERE ÜBERSETZUNGEN NOTWENDIG

Auf dieser ersten Reise durch das Land stellte Bruder Stewart fest, daß viele Brüder zwar Englisch lesen konnten, daß es ihnen aber doch leichter fiel, in den einheimischen Sprachen zu sprechen, wenn sie in den Zusammenkünften Kommentare gaben oder Vorträge hielten. Einige Versammlungen halfen sich daher selbst, indem sie die Publikationen der Gesellschaft entweder während der Zusammenkünfte mündlich übersetzten oder im voraus maschinegeschriebene Übersetzungen anfertigten. Die Versammlung in Manila übersetzte den Wachtturm ins Tagalog und vervielfältigte ihn dann, während die Brüder in Angat (Bulacan) das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ übersetzten und vervielfältigten. Da dies nicht immer zu der genauesten Wiedergabe der biblischen Wahrheit führte, hielt es die Gesellschaft für ratsam, diese Arbeit zu übernehmen und mehr Schriften in den einheimischen Sprachen herzustellen. Als erstes wurde das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ in die Sprachen Tagalog, Iloko und Cebuano übersetzt, und vom September 1947 an erschien halbmonatlich eine vervielfältigte Ausgabe des Wachtturms in Tagalog. Im Jahre 1948 wurde mit der Vervielfältigung des Wachtturms in Hiligaino und Iloko begonnen, und 1949 folgten die Ausgaben in Cebuano und Pangasinan. Im Jahre 1951 wurden die Ausgaben in Tagalog, Iloko und Cebuano zum erstenmal auf den Pressen der Gesellschaft in New York gedruckt. Weitere folgten, bis die Gesellschaft schließlich für den philippinischen Zweig den Wachtturm in acht und die Zeitschrift Erwachet! in vier einheimischen Sprachen druckte. Heute werden sie auf den Pressen der Gesellschaft auf den Philippinen gedruckt.

Das erste gebundene Buch, das nach der Veröffentlichung des Buches Reichtum in Tagalog in einer einheimischen Sprache erschien, war das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ in Tagalog, das 1950 auf dem internationalen Kongreß im Yankee-Stadion in New York freigegeben wurde. Seither hat die Gesellschaft 76 weitere Bücher sowie eine ganze Anzahl Broschüren in neun philippinischen Sprachen veröffentlicht.

UMZUG IN EIN NEUES ZWEIGBÜROGEBÄUDE

Wegen des schnellen Wachstums, das im Jahre 1947 zu beobachten war, wurde es dringend notwendig, sich nach einem größeren Zweigbürogebäude umzusehen. Schon im Juli 1947 mußte ein Teil unserer Schriften in einem Raum des Filmstudios eines Bruders in Quezon City gelagert werden, weil im Zweigbüro in der Herran Street für die großen Sendungen, die ankamen, nicht genügend Platz war. Durch die schweren Regenfälle während eines heftigen Taifuns im August wurde das Erdgeschoß des Zweigbüros überschwemmt, wobei ein großer Teil der Literatur beschädigt wurde. Es war also ganz offensichtlich notwendig, einen sichereren Ort für das Literaturlager zu finden.

Nachdem einige Möglichkeiten ins Auge gefaßt worden waren, wurde im September 1947 in Quezon City ein ideales Objekt gefunden. Es war ein fast 10 000 Quadratmeter großes Grundstück, das auf einer Anhöhe lag und auf dem ein zweistöckiges Gebäude stand. Im Dezember 1947 kaufte die Gesellschaft dieses Grundstück, und bald danach stellten sich Brüder aus ganz Manila zur Verfügung, um das Gebäude zu reinigen, auszubessern und neu zu streichen. Das Gebäude hatte während des Krieges den japanischen Besatzungstruppen als Hauptquartier gedient, und die Brüder, die sich an der Reinigung beteiligten, fanden auf dem Dachboden viele alte Arbeitsuniformen und Helme. An dem großen Santolbaum hinter dem Gebäude hingen noch Ketten und Stricke, mit denen man Gefangene, die hingerichtet worden waren, festgebunden hatte. Wegen der zahlreichen Hinrichtungen, die an der Stelle stattgefunden hatten, glaubten einige ängstliche Nachbarn, es würde dort spuken. Doch die freiwilligen Helfer arbeiteten fleißig und gern, so daß am 1. Februar 1948 die Bethelfamilie in ihr neues Heim einziehen konnte.

Wie froh waren doch die Brüder auf den Philippinen, jetzt ein solch geräumiges Zweigbürogebäude zu haben! Es schien wie eine Fügung zu sein, daß das Gebäude von einem großen Stück Land umgeben war, denn dadurch war es nicht nur ein sehr ruhiger Ort, sondern es konnte in späteren Jahren auch noch vergrößert werden. In diesem Gebäude in San Francisco del Monte, einem Vorort von Quezon City, in der Roosevelt Avenue 186 (damals Roosevelt Road 104) befindet sich das Zweigbüro heute noch.

WEITERE AUSDEHNUNG

In ihrer Begeisterung über das schöne neue Zweigbüro arbeiteten die Brüder auf den Philippinen noch angestrengter als zuvor. Bei der zweiten Kreiskongreßserie, die kurz nach dem Umzug des Zweigbüros durchgeführt wurde, waren beim öffentlichen Vortrag insgesamt 9 701 Personen anwesend, und 429 wurden getauft — weit mehr als bei der ersten Serie. Kurz danach wurde auf den Philippinen der erste Bezirkskongreß abgehalten. Er fand vom 20. bis 22. August 1948 im Klubsaal der Universität in Bacolod statt. Dieser Saal war damals der schönste in der ganzen Stadt, und über 2 000 Personen wohnten dem öffentlichen Vortrag bei. Das Kongreßprogramm schloß auch Ansprachen über die Versammlungsorganisation ein, was den Brüdern eine große Hilfe war.

Im Jahre 1949 trafen vier weitere Gileadabsolventen auf den Philippinen ein, wodurch die Ausdehnung des Königreichswerkes noch mehr gefördert wurde. Im Dezember desselben Jahres wurde mit 7 952 Verkündigern eine neue Höchstzahl erreicht, bestimmt ein erfreulicher Abschluß der 1940er Jahre, die mit der kleinen Gruppe von rund 300 Verkündigern begonnen hatten, die 1940 bei dem Kongreß im Großen Opernhaus von Manila zugegen gewesen waren. Jehova hatte wirklich für eine gute Ernte gesorgt. Die Verkündigerzahl war im Dienstjahr 1949 gegenüber dem Vorjahr um 61 Prozent angestiegen, und am Ende jenes Jahres gab es im ganzen Land 14 Kreise und 315 Versammlungen.

Ein weiterer Schritt nach vorn bestand darin, daß im Dezember 1949 drei philippinische Brüder — die ersten der dreißig Filipinos, denen dieses Vorrecht zuteil wurde — in die Vereinigten Staaten reisten, um die Gileadschule in South Lansing (New York) zu besuchen. Im Sommer 1950 auf dem „Mehrung-der-Theokratie-Kongreß“ im Yankee-Stadion in New York hatte die Klasse, in der die drei Brüder waren, ihre Abschlußfeier. Fünf weitere Filipinos wohnten diesem Kongreß bei, bevor sie in die 16. Klasse der Gileadschule eintraten, die nach dem Kongreß begann. Diese acht Gileadabsolventen kehrten in ihre Heimat zurück, um die Versammlungen im Glauben zu stärken, und die Schulung, die sie empfangen hatten, trug viel zur Förderung des Werkes bei. Sie wurden dem Bethel sowie dem Bezirks- und Kreisdienst zugeteilt.

Ebenfalls im Jahre 1950 wurde in der Stadt Cebu das erste Missionarheim eröffnet. Später, nachdem in den Jahren 1954 und 1955 weitere Missionare eingetroffen waren, gab es auch in den Städten Davao, Cagayan de Oro, Zamboanga, Ormoc und Tacloban (alle auf den Visayaninseln und auf Mindanao) eine Zeitlang Missionarheime. Die Missionare übten in den ihnen zugeteilten Gebieten einen guten Einfluß aus. Sie stärkten die Versammlungsorganisation und halfen den Brüdern, bessere Verkündiger zu werden. Diese Phase des Werkes endete im Oktober 1962, ab das letzte Missionarheim geschlossen wurde, weil es nun genügend einheimische Verkündiger und Sonderpioniere gab, die das Werk durchführen konnten. Von da an wurden die wenigen ausländischen Brüder und Schwestern, die im Land geblieben oder später den Philippinen zugeteilt worden waren, im Bethelheim oder im Kreis- und Bezirksdienst oder als Sonderpioniere eingesetzt. Heute befinden sich nur noch 12 ausländische Absolventen der Gileadschule im Land.

DER LANDESKONGRESS 1951

Am 16. April 1951 traf Bruder Knorr zu seinem zweiten Besuch auf den Philippinen ein, in dessen Verlauf er das Zweigbüro inspizierte und auf dem Landeskongreß sprach, der vom 20. bis 22. April in Quezon City abgehalten wurde. Der Kongreß fand etwa vier Häuserblocks vom Zweigbüro entfernt auf zwei Grundstücken statt, die einem Bruder gehörten. Die Brüder errichteten den ganzen Kongreßpavillon aus Bambus und deckten ihn zum Schutz vor der Tropensonne mit einem Geflecht aus Kokospalmblättern. Auch die Sitzbänke und die Bühne waren aus Bambus.

Ein ehemaliges Studio der „Oriental Pictures, Inc.“ wurde als Cafeteria benutzt. Zum erstenmal wurde bei einem großen Kongreß auf den Philippinen die Cafeteria so organisiert wie bei den großen internationalen Kongressen, statt daß die Brüder die Nahrungsmittel mitbrachten und selbst kochten.

Obwohl das Reisen wegen der Tätigkeit der regierungsfeindlichen Huks damals ziemlich gefährlich war, strömten die Brüder aus allen Teilen des Landes herbei. Schon am ersten Tag waren 5 459 anwesend. Nach den ersten Vorträgen wurde das Programm aus dem Englischen ins Iloko übersetzt, denn die meisten Brüder, die damals in der Wahrheit waren, sprachen Iloko.

Die Taufe fand in einem großen Schwimmbecken statt, das einer Schwester gehörte. Die Freude war groß, als sich 522 Personen in diesem Schwimmbecken in der Nähe des Cafeteriagebäudes untertauchen ließen.

Am Sonntag, dem 22. April, um 17 Uhr hielt Bruder Knorr den öffentlichen Vortrag „Rufet Freiheit aus durchs ganze Land“, und zwar nicht auf dem Kongreßgelände in Quezon City, sondern im großen New-Luneta-Park an der Bucht von Manila. Es waren über 10 000 Zuhörer anwesend.

Auf diesem Kongreß kündigte Bruder Knorr zur Freude seiner Zuhörer an, daß noch vor Ende 1951 damit begonnen werde, die Zeitschrift Der Wachtturm in Cebuano, Iloko und Tagalog in Brooklyn (New York) zu drucken. Dadurch wurden die Vervielfältigungen, die seit 1947 verwendet wurden, ersetzt. Die Brüder führten damals sehr eifrig den Straßendienst durch. Manchmal säumten sie buchstäblich die Hauptverkehrsstraßen von Manila und gaben so ein gutes Zeugnis mit englischen Zeitschriften. Als dann auch die Ausgaben in den einheimischen Sprachen in gedruckter Form erschienen, wurde diese Tätigkeit noch intensiver durchgeführt, und man konnte auch leichter Abonnements aufnehmen.

Als der Landeskongreß 1951 stattfand, gab es auf den Philippinen 14 007 Verkündiger, und es bestanden gute Aussichten auf weiteren Fortschritt. Der Kongreß und der Besuch des Präsidenten der Gesellschaft trugen viel zur Förderung dieses Fortschritts bei.

KAMPF UM DIE FREIHEIT, DIE GUTE BOTSCHAFT ZU VERKÜNDIGEN

Als die christlichen Zeugen Jehovas auf den Philippinen immer zahlreicher wurden und sie die Botschaft der Wahrheit in alle Teile des Landes trugen, machte sich besonders in streng katholischen Gegenden ein gewisser Widerstand bemerkbar. In einigen Fällen wurde es sogar notwendig, einen Kampf zu führen, um das Recht der Brüder, die gute Botschaft zu verkündigen, zu verteidigen (Phil. 1:7).

Ein solcher Fall ereignete sich in Sibalom (Antique) auf den Visayaninseln. Am Dienstag, dem 31. Oktober 1950, vormittags wurden einige Brüder und Schwestern, die während des Besuchs des Kreisaufsehers Pedro Fegid auf dem Marktplatz in Sibalom im Straßendienst waren, verhaftet. Bruder Gimeno Gillera und Schwester Josefa Sobremisana wurden beschuldigt, Waren auf dem Markt verkauft zu haben, ohne die nötigen Marktgebühren bezahlt zu haben. Sie wurden vom Friedensrichter verurteilt. Es wurde jedoch Berufung eingelegt, und am 5. März 1952 wurde das Urteil des Friedensrichters in der ersten Instanz in Antique umgestoßen. Richter F. Imperial Reyes bemerkte in seinem Entscheid: „Das Gericht muß die Richtigkeit der Behauptung des Angeklagten [Bruder Gillera] bestätigen, nämlich, daß er die Druckschriften nicht zu kommerziellen Zwecken oder aus Profitgründen und noch viel weniger, um etwas zu verkaufen, verteilte, sondern daß er sie lediglich an Personen weitergab, die sich für seine Religion interessierten.“ Das bestätigte die Tatsache, daß Jehovas Zeugen keine Hausierer sind. (Vergleiche 2. Korinther 2:17.) Nach der Urteilsverkündung lud der Richter Schwester Sobremisana ein, ihn zu besuchen, was sie auch tat, mit dem Ergebnis, daß sie ihm ein gutes Zeugnis geben konnte. Er nahm eine Bibel und das Buch „Das Königreich ist herbeigekommen“ entgegen. Der Gerichtsstenograf abonnierte durch diese Schwester auch die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet!

Am 20. April 1952, kurz nach dem erwähnten Gerichtsentscheid, wurde in Solana (Cagayan) im Nordosten von Luzon ein friedlicher Kreiskongreß der Zeugen Jehovas gesprengt. Sogar einige städtische Beamte waren an dem bewaffneten Angriff, bei dem ein Zeuge getötet und 32 Personen verletzt wurden, beteiligt. Durch das Eingreifen der philippinischen Polizei wurde weiteres Blutvergießen verhindert. Als die Sache vor Gericht kam, wurden die schuldigen Parteien nach dem Gesetz bestraft. Solche Fälle trugen in den folgenden Jahren dazu bei, daß das Recht des Volkes Jehovas, sich friedlich zu versammeln, gewahrt wurde. Heute halten Jehovas Zeugen auf den Philippinen jährlich nahezu 200 Kreiskongresse unter verhältnismäßig friedlichen Umständen ab.

Vom 6. bis 8. Juni 1952 fand in der Kleinstadt Santa Barbara (Iloilo) ein Kreiskongreß statt. Der Kongreß selbst wurde in einem Theater in der Stadt durchgeführt, aber der öffentliche Vortrag sollte auf dem Marktplatz gehalten werden. Da der Marktplatz jedoch ganz in der Nähe der katholischen Kirche lag, veranstaltete eine große Menge einheimischer Katholiken einen Demonstrationszug, um gegen die Erteilung der Erlaubnis, den Vortrag dort zu halten, zu protestieren. Einige Zeitungen behaupteten, daß mindestens 5 000 Personen an diesem Umzug teilgenommen hätten. Unter diesem Druck machte der Bürgermeister die von ihm erteilte Genehmigung rückgängig, und so waren die Brüder gezwungen, den öffentlichen Vortrag im Kongreßsaal abzuhalten. Weitere Bemühungen, die Genehmigung für die Veranstaltung eines biblischen Vortrags auf dem Marktplatz zu erhalten, blieben erfolglos, bis der Provinzgouverneur, Mariano B. Peñaflorida, zugunsten der Glaubens- und Redefreiheit intervenierte. Daraufhin wurde eine Genehmigung für den 13. Juli erteilt, doch während des Vortrags erscholl aus elf Lautsprechern, die die Gegner rings um den Platz angebracht hatten, so laute Musik, daß der Redner übertönt wurde.

Über diesen Vorfall in Santa Barbara waren viele Bewohner der demokratischen Philippinen empört. Die Zeitungen schrieben noch nach einem Monat darüber, und die meisten Kommentare waren zugunsten der Zeugen Jehovas. Zu ähnlichen Schwierigkeiten kam es auch in anderen Städten, vor allem in Tigbauan (Iloilo), Santa Cruz (Zambales), Mangaldan (Pangasinan) und in Gerona (Tarlac). Auf dem städtischen Marktplatz in Gerona setzte der Redner seinen Vortrag fort, selbst als Maschinengewehre vor ihm aufgestellt wurden. Hinterher entschuldigte sich der Bürgermeister, der den Vortrag zu verhindern versucht hatte, für die Störung.

Die Brüder gingen damals in ihrem Kampf um das verfassungsmäßige Recht, die gute Botschaft öffentlich zu verkündigen, zwar manches Risiko ein und waren oft ziemlich aggressiv, aber dadurch konnten sie viele Vorurteile beseitigen und den Beweis erbringen, daß sie gesetzestreue Christen sind. Das alles bewirkte, daß von da an nicht nur Jehovas Zeugen, sondern auch andere religiöse Minderheiten größere Religions- und Redefreiheit genossen.

In den Nachkriegsjahren dachten einige Leute, Jehovas Zeugen würden die Religion vielleicht als ein Aushängeschild für den Kommunismus oder eine andere antidemokratische Tätigkeit benutzen. Zu dieser Ansicht kamen sie sehr wahrscheinlich wegen unserer neutralen Haltung in politischen Angelegenheiten. Heute werden wir jedoch von allen als eine rein religiöse Organisation anerkannt. Im Jahre 1952 wurde dem Zweigaufseher die Befugnis erteilt, Eheschließungen vorzunehmen und auch andere dazu zu ermächtigen, was beweist, daß die Regierung Jehovas Zeugen auf den Philippinen als eine echte Glaubensgemeinschaft anerkennt.

VERGRÖSSERUNG DES BETHELHEIMES

Bis zum Ende des Dienstjahres 1953 gab es auf den Philippinen 20 120 Verkündiger, die in 2 Bezirke, 30 Kreise und 487 Versammlungen organisiert waren. Um die zusätzliche Arbeit, die dieses Wachstum mit sich brachte, zu bewältigen, wurde im Jahre 1952 auf dem Grundstück der Gesellschaft in der Roosevelt Avenue mit dem Bau eines zweiten Zweigbürogebäudes begonnen, das ungefähr gleich groß werden sollte wie das erste. Das zweistöckige Gebäude wurde von Brüdern gebaut, die sich zur Verfügung gestellt hatten. Bruder Alfredo Estepa, ein Glied der Bethelfamilie, leitete die Arbeiten. Nur die Elektroinstallation und die Klempnerarbeiten wurden von weltlichen Firmen ausgeführt. Im Laufe des Jahres 1953 konnten das Büro, die Wäscherei und die Zeitschriftenabteilung in dieses neue Gebäude verlegt werden, durch das die Bodenfläche des Zweigbüros verdoppelt und somit viel Platz gewonnen wurde.

Ebenfalls im Jahre 1953 war es 27 Brüdern von den Philippinen möglich, den „Neue-Welt-Gesellschaft-Kongreß“ der Zeugen Jehovas im Yankee-Stadion in New York zu besuchen. Welche Freude für sie, dort mit ihren Brüdern aus so vielen Ländern zusammen zu sein!

DAS SONDERPIONIERWERK BEGINNT

Ende 1954 erhielten wir die Genehmigung, 50 philippinische Brüder und Schwestern zu Sonderpionieren zu ernennen. Im Januar 1955 wurden sie dann in verschiedenen entlegenen, dichtbevölkerten Städten eingesetzt. Diese erste Gruppe von 50 Sonderpionieren leistete gute Arbeit, und viele von ihnen sind heute noch treue Vollzeitlobpreiser Jehovas.

Die Einführung des Sonderpionierdienstes gab dem Pionierwerk im Land einen richtigen Aufschwung. Im Jahre 1955 waren außer den 50 Sonderpionieren jeden Monat durchschnittlich 846 Verkündiger als allgemeine Pioniere oder Ferienpioniere tätig. Im Jahre 1960 gab es bereits 270 Sonderpioniere, und 1592 Verkündiger dienten als allgemeine Pioniere oder Ferienpioniere. Heute haben wir 700 Sonderpioniere und nahezu 4 000 allgemeine Pioniere, und viele weitere beteiligten sich am Hilfspionierdienst. Die Begeisterung der philippinischen Brüder für den Pionierdienst ist einer der Gründe für das gute Wachstum in den letzten Jahren.

KONGRESS „TRIUMPHIERENDES KÖNIGREICH“

Ein weiteres bemerkenswertes Ereignis war der Landeskongreß „Triumphierendes Königreich“, der vom 13. bis 15. April 1956 während Bruder Knorrs drittem Besuch auf den Philippinen durchgeführt wurde. Bruder Knorr wurde von seinem Sekretär Don Adams und von Lloyd Barry, der damals Zweigaufseher in Japan war, begleitet. Es war begeisternd, die 17 259 Besucher zu sehen, die sich am Sonntagnachmittag im Rizal-Memorial-Fußballstadion versammelten, um den öffentlichen Vortrag „Die ganze Menschheit unter ihrem Schöpfer vereinen“ zu hören. Auf diesem Kongreß wurde das Programm in Englisch durchgeführt und von Brüdern, die den englisch sprechenden Redner durch Kopfhörer hörten, gleichzeitig in die Sprachen Iloko und Tagalog übersetzt. Nach der Taufansprache hörten die 434 Taufanwärter die zwei Fragen, die ihnen gestellt wurden, in Englisch und in acht weiteren Sprachen.

Zweihundert Brüder kamen mit einem Schiff von Davao, und Tausende aus dem Cagayantal reisten mit 45 Sonderbussen an. Bei ihrer Ankunft erhielten sie einen sauber gedruckten Stadtplan von Manila, auf dem das Kongreßgelände und die Adressen der 26 Königreichssäle angegeben waren, die es damals in Manila und Umgebung gab.

Ein Interview, das von der Rundfunkstation DZBB im Rahmen des Programms, betitelt „Das Neueste“, mit Bruder Knorr durchgeführt wurde, erwies sich als ein vortreffliches Zeugnis. Das Interview hätte nur 30 Minuten dauern sollen, aber da die Interviewer an der Sache so sehr interessiert waren, dauerte es 45 Minuten. Es konnte auch über die Lautsprecheranlage auf dem Kongreßgelände gehört werden.

GLAUBENSSTÄRKENDER BESUCH VON F. W. FRANZ

Nur neun Monate nach dem Besuch des Präsidenten der Gesellschaft konnten die Brüder auf den Philippinen den Vizepräsidenten, Frederick W. Franz, willkommen heißen. Obwohl sein Besuch nur kurze Zeit im voraus angekündigt worden war, wurde ein dreitägiger Landeskongreß veranstaltet, der vom 15. bis 17. Januar 1957 im Rizal-Memorial-Fußballstadion stattfand, und 9 463 Personen waren anwesend, als er den öffentlichen Vortrag über das Thema „Der Friede einer neuen Welt in unseren Tagen — warum?“ hielt. Die Kongreßbesucher begrüßten Bruder Franz mit herzlichem Beifall, als er zur Bühne schritt. Weshalb? Weil er die für die Filipinos übliche Tracht trug, das barong Tagalog, ein prächtig gesticktes Hemd aus jusi-Stoff, das ihm dankbare philippinische Brüder geschenkt hatten.

Während dieses Kongresses wurde auch eine in scharfen Worten abgefaßte Resolution gegen die Verfolgung der Zeugen Jehovas in Rußland verlesen und von der versammelten Menge begeistert angenommen. Da die Philippinen damals keine diplomatischen Beziehungen mit der Sowjetunion unterhielten, besuchte Bruder Franz in Begleitung des Zweigaufsehers und eines anderen Bruders den Außenminister, Carlos P. Garcia, der damals gleichzeitig Vizepräsident der Philippinen war. Nach der vierzigminütigen Unterredung, die er den Brüdern freundlicherweise gewährt hatte, war er damit einverstanden, die Resolution durch die amerikanische Regierung an den zuständigen russischen Regierungsbeamten weiterzuleiten. Zwei Monate nach dieser Unterredung wurde Carlos P. Garcia philippinischer Ministerpräsident, weil Ramon Magsaysay bei einer Flugzeugkatastrophe ums Leben gekommen war.

INTERNATIONALER KONGRESS 1958

Von den philippinischen Brüdern hatten 81 das Vorrecht und die Freude, dem eindrucksvollen internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ beizuwohnen, der im Sommer 1958 im Yankee-Stadion und in den Polo Grounds in New York stattfand. Diese Brüder freuten sich, als sie auf dem Kongreß auch drei philippinische Absolventen der Gileadschule sahen. Diese internationalen Kongresse trugen viel dazu bei, die Einheit der Brüder zu stärken und sie der weltweiten Familie Jehovas näherzubringen.

DIE FAHNENGRUSSFRAGE

Die Auseinandersetzung um den Fahnengruß, die 1940 durch den vom Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten gefällten ungünstigen Entscheid im Falle Gobitis ausgelöst worden war, dauerte fast zwanzig Jahre. In jenem Jahr gab nämlich Jose Abad Santos, der damalige Justizminister, ein Gutachten heraus, das besagte, daß die Schüler aller öffentlichen und privaten Schulen die Fahne grüßen müßten, sonst würden sie von der Schule verwiesen. Als das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten den Gobitis-Entscheid durch sein Urteil im Falle Barnette umstieß, hatte dies schließlich eine ähnliche Meinungsänderung auf den Philippinen zur Folge. Das ging aus dem Gutachten hervor, das der damalige Justizminister Roman Ozaeta im Jahre 1948 herausgab. Am 11. Juni 1955 unterzeichnete jedoch Ramon Magsaysay, der damalige Präsident, eine Gesetzesvorlage, durch die alle Kinder in den öffentlichen und privaten Schulen gezwungen wurden, die philippinische Fahne zu grüßen. Kinder, die dies nicht taten, wurden von der Schule gewiesen.

Da sich Jehovas Zeugen, gestützt auf 2. Mose 20:4-6, aus Gewissensgründen weigerten, die Fahne zu grüßen, suchten sie bei den Gerichten Hilfe. In Masbate wurden die Kinder von Bruder Gerona von der Schule gewiesen. Das erstinstanzliche Gericht in dieser Provinz berief sich auf das Gesetz und entschied gegen die Zeugen. Danach kam der Fall vor das philippinische Oberste Gericht, wo es am 15. Mai 1959 als der Fall Gerona gegen Unterrichtsminister zur Verhandlung kam. Einmalig in der Geschichte der philippinischen Rechtsprechung war, daß ein amerikanischer Rechtsanwalt die Erlaubnis erhielt, den Standpunkt der Zeugen Jehovas vor dem Obersten Gericht darzulegen. Es konnte ein gutes Zeugnis gegeben und den hohen Richtern deutlich vor Augen geführt werden, daß die Weigerung der Zeugen Jehovas, die Fahne zu grüßen, keineswegs bedeutet, daß sie die Fahne nicht respektieren, sondern daß sie den Fahnengruß aus Glaubens- und Gewissensgründen ablehnen.

Am 15. August 1959 entschied das philippinische Oberste Gericht jedoch, daß die Kinder der Zeugen Jehovas trotz ihrer religiösen Einwände gegen das Grüßen eines von Menschen hergestellten Symbols gezwungen werden könnten, die philippinische Fahne zu grüßen. Ungeachtet dieses ungünstigen Entscheides handelten Jehovas Zeugen in dieser Sache weiter nach ihrem biblisch geschulten Gewissen. Soweit dies möglich war, ließen sie ihre Kinder am Schulunterricht teilnehmen, achteten aber streng darauf, daß ihr christliches Gewissen nicht verletzt wurde. Wo die Kinder wegen ihrer religiösen Einstellung nicht in die Schule aufgenommen wurden, unterrichteten die Eltern sie nach bestem Vermögen zu Hause selbst.

WECHSEL IN DER LEITUNG

In den 1960er Jahren gab es mehrmals einen Wechsel in der Leitung des Werkes auf den Philippinen. Da Bruder Stewart wegen des Gesundheitszustandes von Schwester Stewart die Philippinen verlassen mußte, wurde am 1. April 1960 Louis Leone als Zweigaufseher eingesetzt. Als dann am 1. März 1963 Bruder und Schwester Leone wegen familiärer Verpflichtungen abreisen mußten, wurde William D. Johnson eingesetzt. Als Bruder und Schwester Johnson nach Kanada zurückkehrten, weil sie Nachwuchs erwarteten, wurde am 1. Mai 1966 Denton Hopkinson als Zweigaufseher eingesetzt. Heute wird das Werk der Verkündigung des Königreiches hier von einem fünfköpfigen Zweigkomitee geleitet.

M. G. HENSCHELS BESUCH

Als im Jahre 1960 Milton G. Henschel den philippinischen Zweig als Zonenaufseher besuchte, wurde vom 24. bis 27. März im Magsaysay-Memorial-Stadion in Lingayen (Pangasinan) ein Landeskongreß abgehalten. Die liebevolle Hilfe, die während dieses Besuchs geleistet wurde, war für die wachsende Zweigorganisation von großem Nutzen. Das Kongreßprogramm wurde in Englisch durchgeführt und gleichzeitig in fünf Sprachen übersetzt. Das Sison-Auditorium, in dem 1945 der erste Nachkriegskongreß stattgefunden hatte, lag direkt neben dem Stadion und diente als Cafeteria. Groß war die Freude über die 658 Personen, die sich in der Bucht von Lingayen taufen ließen. Es waren noch nie so viele auf einmal getauft worden. Auch wurde beim öffentlichen Vortrag die bis dahin größte Besucherzahl erreicht, denn 19 640 Personen hörten Bruder Henschel über das Thema sprechen: „Wenn Gott zu allen Nationen Frieden redet“.

NOCH GRÖSSERE AUSDEHNUNG

Nicht ganz ein Jahr später, am 5. Februar 1961, wurde die Königreichsdienstschule auf den Philippinen eröffnet, durch die die Aufseher der vielen Versammlungen auf den Inseln geschult werden sollten. Der vierwöchige Kurs wurde zuerst in Englisch und später auch in den verschiedenen einheimischen Sprachen durchgeführt. Obwohl das Bethelheim während der ersten Klassen überfüllt war, freuten sich alle darüber, mit ihren Brüdern aus den verschiedenen Gegenden zusammen sein zu können. Zum Nutzen der Brüder auf den Visayaninseln und auf Mindanao, für die es schwierig gewesen wäre, die lange Schiffsreise nach Manila zu machen, wurde später der Kurs auch in den Städten Cebu, Davao und Iloilo abgehalten.

Im Jahre 1965 wurde der vierwöchige Kurs eingestellt und statt dessen im Oktober 1966 im Bethel mit einem zweiwöchigen Kurs der Königreichsdienstschule begonnen. Später wurde dieser Kurs im ganzen Land an 16 verschiedenen Orten durchgeführt. Bis heute haben 7 460 Aufseher auf den Philippinen die Königreichsdienstschule besucht. Welch wunderbare Gelegenheit, biblische Belehrung zu empfangen!

Neun Brüder des philippinischen Zweiges hatten in den Jahren 1961 bis 1965 das Vorrecht, den zehnmonatigen Sonderkurs der Gileadschule in Brooklyn (New York) mitzumachen. Das diente der Festigung der Zweigorganisation, denn diese Brüder kehrten wieder hierher zurück und wurden mit Aufgaben im Zweigbüro oder mit verantwortlichen Stellungen außerhalb betraut. Sieben von ihnen stehen immer noch im Vollzeitdienst, fünf davon gehören zur Bethelfamilie.

Im Jahre 1961 wurden die ersten Schritte unternommen, um gewisse Dinge selbst zu drucken. Zu diesem Zweck wurden im Juli jenes Jahres eine Miehle-Tiegeldruckpresse sowie eine Linotype-Setzmaschine, eine Papierschere und eine Abziehpresse von New York abgeschickt. So konnten im Dezember 1961 die ersten Ausgaben des Königreichsdienstes (jetzt Unser Königreichsdienst) in Bikol, Cebuano, Hiligaino, Iloko und Tagalog auf den Philippinen gedruckt werden. Auch Handzettel, Formulare und andere Drucksachen wurden von da an hier gedruckt. Vom Juli 1962 an wurden vier weitere Ausgaben des Königreichsdienstes gedruckt, und zwar in Pampanga, Pangasinan, Samar-Leyte und Ibanag. Seither werden also jeden Monat neun Ausgaben gedruckt und an die Brüder versandt.

Bis zum Jahre 1961 war die Zahl der Verkündiger auf 35 713 angestiegen, die auf 929 Versammlungen verteilt waren. Durch die Ankunft der Druckereimaschinen und durch die Einführung der Königreichsdienstschule wurde der Platz wieder knapp. Deshalb begann man am 19. Juli 1961 mit dem Bau eines dritten Zweigbürogebäudes. Es wurde direkt neben den beiden bereits bestehenden Gebäuden errichtet und hatte ungefähr die gleiche Größe und die gleiche Form. Ende des Jahres wurde das Büro in das Erdgeschoß dieses Gebäudes verlegt, und am 12. und 13. Mai 1962 wurde das neue Gebäude Jehova geweiht. Ungefähr 1 550 Personen hörten die Einweihungsansprache, die Bruder Salvador Liwag am Samstag, dem 12. Mai, abends hielt, und 2 099 kamen am Sonntag zum öffentlichen Vortrag. Die philippinischen Brüder waren von dem wunderschönen modernen Bethelneubau begeistert, der dazu beitragen sollte, mit der beständigen Ausdehnung Schritt zu halten.

AUSWEISUNG DER MISSIONARE ANGEDROHT

Am 29. September 1962 erhielt der Zweigaufseher wahrscheinlich aufgrund des ungünstigen Gerichtsentscheides, der 1959 in der Fahnengrußfrage gefällt worden war, ein Schreiben der Ausweisungsbehörde des Justizministeriums, in dem er aufgefordert wurde, am 1. Oktober 1962 zu erscheinen. Dort stellte er fest, daß man sich gründlich mit der Einstellung der Zeugen Jehovas zur Fahnengrußfrage befaßt hatte. Man war der Meinung, die ausländischen Missionare würden immer mehr Filipinos veranlassen, die philippinische Fahne nicht zu grüßen; sie sollten daher als unerwünschte Ausländer des Landes verwiesen werden. Ein Beamter sagte: „Ihre Organisation wächst sehr schnell, und je mehr sie wächst, desto mehr Filipinos werden unsere Fahne nicht grüßen.“ Dem Zweigaufseher wurden zwanzig Tage eingeräumt, um eine schriftliche Erklärung einzureichen, in der er seine Einwände gegen eine solche Ausweisung der Missionare darlegen sollte.

Die schriftliche Erklärung wurde eingereicht, und nachdem man die Sache eingehend studiert und besprochen hatte, war es der Ausweisungsbehörde klar, daß die Missionare der Zeugen Jehovas niemandem sagen, er dürfe die philippinische Fahne nicht grüßen, sondern daß sie die Menschen lediglich über die Bibel belehren. Man erkannte auch, daß die Zeugen keine Unruhestifter und keine Gefahr für die Sicherheit der Nation, sondern musterhafte Bürger sind, die jederzeit rechtschaffen handeln. In einem Brief vom 10. Dezember 1962 teilte die Ausweisungsbehörde dem Zweigbüro daher folgendes mit: „Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß die Anklage, die wegen der Verweigerung des Fahnengrußes gegen Sie und andere Mitglieder der ZEUGEN JEHOVAS erhoben wurde, zurückgezogen worden ist.“ Die ausländischen Missionare freuten sich, weiterhin mit ihren philippinischen Brüdern und Schwestern tätig sein zu können.

Dieser Fall erregte in der Öffentlichkeit großes Aufsehen. Dadurch erhielten die Leute eine günstige Gelegenheit, die Einstellung der Zeugen Jehovas zu dieser Sache kennenzulernen.

1963: KONGRESS RUND UM DIE WELT

Am 14. August 1963 begann auf den Philippinen der fünftägige internationale Kongreß „Ewige gute Botschaft“, der bereits mit großem Erfolg in vielen anderen Ländern durchgeführt worden war. Man hatte zu diesem Zweck das Rizal-Memorial-Fußballstadion gemietet. Da aber die überdachten Sitzplätze für die erwartete Besucherzahl nicht ausreichten, wurde über der 305 Meter langen unüberdachten Tribüne ein provisorisches Wellblechdach errichtet, das die Brüder vor den üblichen Augustregenfällen schützen sollte. Am Vortag des Kongresses wurde Manila von einem Taifun heimgesucht, was zu gewaltigen Überschwemmungen in der Stadt führte und wodurch auf dem Kongreßgelände großer Schaden angerichtet wurde. Dennoch begann das Programm am 14. August wie vorgesehen.

Auf diesem Kongreß wurden die Ansprachen in Englisch gehalten und in die Sprachen Cebuano, Iloko und Tagalog übersetzt. Es war eine Freude, die insgesamt 37 806 Besucher zu sehen, die bei Bruder Knorrs öffentlichem Vortrag über das Thema „Wenn Gott König ist über die ganze Erde“ anwesend waren. Große Begeisterung rief die Taufe der 2 342 Personen hervor, die dadurch ihre Hingabe an Jehova Gott symbolisierten, denn es war die größte Taufe, die je auf den Philippinen durchgeführt wurde.

Dieser Kongreß war auch der erste internationale Kongreß auf den Philippinen, und Delegierte aus 22 verschiedenen Ländern waren anwesend. Die ausländischen Besucher wurden von ihren philippinischen Brüdern herzlich willkommen geheißen, und es wurden mit ihnen Besichtigungsfahrten durch die Stadt Manila und zum Zweigbüro der Gesellschaft in Quezon City gemacht. Einige Besucher wurden über Rundfunk und Fernsehen interviewt, und die Zeitungen schrieben sehr ausführlich über den Kongreß.

NACHBARLÄNDERN HELFEN

Da es auf den Philippinen nun so viele Königreichsverkündiger gab, konnte man im Jahre 1964 daran denken, einige erfahrenere philippinische Pioniere in andere asiatische Länder zu schicken, in denen Königreichsverkündiger noch dringender benötigt wurden. So wurden in jenem Jahr 2 Schwestern als Sonderpioniere in ein Gebiet gesandt, das dem thailändischen Zweigbüro unterstand. Schon nach einem Jahr wurden sie in ein Missionarheim aufgenommen, obwohl sie nicht in der Gileadschule gewesen waren. Da diese beiden Schwestern in ihrem neuen Gebiet gute Arbeit leisteten, die thailändische Sprache lernten und sich ihrer asiatischen Umgebung gut anpaßten, wurden in den darauffolgenden Jahren weitere philippinische Missionare ausgesandt.

Bis zum Juni 1977 waren im Verlauf von 13 Jahren 78 Filipinos nach Hongkong, Indonesien, Korea, Laos, Malaysia, Taiwan, Thailand und Vietnam gesandt worden. Das sind einige mehr als die 51 ausländischen Gileadabsolventen, die seit Ende des Zweiten Weltkrieges auf den Philippinen tätig gewesen sind, und die philippinischen Brüder freuen sich sehr, daß sie auf diese Weise einen kleinen Beitrag zur Verkündigung der guten Botschaft in anderen asiatischen Ländern leisten können.

BRUDER KNORRS BESUCHE

N. H. Knorr besuchte die Philippinen in den 1960er Jahren außer in Verbindung mit den internationalen Kongressen noch zweimal, um das Zweigbüro zu besichtigen. Das erstemal, im Dezember 1964, hielt er auf dem Rennplatz des Jockeiklubs von Manila vor 7 463 Personen eine Ansprache. Im Mai 1968 hörten auf demselben Gelände 9 669 Brüder, die aus allen Teilen des Landes gekommen waren, seinen zweistündigen Vortrag über das Thema „Vergiß es nicht!“ Diese beiden Besuche trugen viel zur Belehrung und Ermunterung der Brüder sowie zur Förderung des Werkes bei.

DER KONGRESS „FRIEDE AUF ERDEN“

Während des zuletzt erwähnten Besuchs des Präsidenten der Gesellschaft im Mai 1968 wurde bereits endgültig festgelegt, daß für den bevorstehenden internationalen Kongreß „Friede auf Erden“, der vom 22. bis 26. Oktober 1969 stattfinden sollte, die Rizal-Memorial-Sportanlagen benutzt würden. Da kein Stadion in Manila groß genug war, um die erwartete Besuchermenge zu fassen, mieteten die Brüder noch zwei in der Nähe gelegene Stadien, das Rizal-Memorial-Fußballstadion und das Rizal-Memorial-Baseballstadion. Aber selbst diese Stadien, die ungefähr 50 000 Personen Platz boten, reichten noch nicht aus. Viele der 64 715 Personen, die gekommen waren, um Bruder Knorrs Vortrag über das Thema „Tausend Jahre Frieden nahen!“ zu hören, mußten auf den Rasen des Baseballstadions ausweichen, draußen auf der Straße stehen oder in der Cafeteria oder einer anderen Kongreßabteilung auf der gegenüberliegenden Straßenseite Platz nehmen.

Das Programm wurde größtenteils in den drei Hauptsprachen, Cebuano, Iloko und Tagalog, durchgeführt, und jede Sprachgruppe hatte ihre eigene Bühne. Die Hauptvorträge wurden in Englisch gehalten und in die anderen Sprachen übersetzt. Delegierte aus 25 Ländern waren auf diesem Kongreß zugegen, darunter Bruder und Schwester Knorr, Bruder F. W. Franz, Bruder Grant Suiter und seine Frau sowie andere Glieder der Bethelfamilien von Brooklyn, Toronto, Strathfield und London. Es war ein Vorrecht, mit diesen reifen Brüdern zusammen zu sein und einige von ihnen auf dem Kongreß sprechen zu hören.

Zur Freude der Kongreßbesucher wurden auch viele neue Publikationen freigegeben, und zwar nicht nur in Englisch, sondern auch in den Landessprachen. Die Brüder freuten sich besonders darüber, daß sie das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt in drei Sprachen und das Buch Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes? in zwei Sprachen erhielten.

Das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, das im Dezember 1968 auf den Philippinen in Englisch freigegeben worden war, hatte bei der Mehrung bereits eine bedeutende Rolle gespielt. Die Verkündigerzahl war damals gerade auf etwas mehr als 40 000 angestiegen, aber achtzehn Monate später, im April 1970, wurde eine neue Höchstzahl erreicht: 54 789 Verkündiger! Durch die sechsmonatigen Bibelstudien, die anhand dieses Buches durchgeführt wurden, erlebte das Werk einen gewaltigen Aufschwung, und vielen gerechtgesinnten Menschen wurde auf diese Weise geholfen, auf dem Weg der Wahrheit sehr schnell voranzukommen.

Das Wahrheits-Buch wurde schnell das am weitesten verbreitete Buch der Zeugen Jehovas auf den Philippinen. Bis Juni 1977 waren in Englisch und in acht einheimischen Sprachen insgesamt 1 267 782 Exemplare verbreitet worden. Das bedeutete, daß die Verbreitung dieses Buches weit größer war als die des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“, von dem in zwanzig Jahren 402 610 Exemplare verbreitet wurden.

VERGRÖSSERUNG DER DRUCKEREI

In den 1970er Jahren machte das Werk der Diener Jehovas auf den Philippinen weiter gute Fortschritte. Im Juli 1971 erfreute Bruder Knorr die 17 071 Brüder, die sich im Rodriguez-Sportzentrum in Marikina (Rizal) versammelt hatten, mit der Ankündigung, daß die Druckerei des philippinischen Zweiges vergrößert werde. Eine neue Druckerei und ein neues Wohnheim sollten gebaut werden. Eine Rotationspresse und andere Druckereimaschinen sollten aufgestellt werden, und der philippinische Zweig sollte künftig die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in Englisch und in den einheimischen Sprachen selbst drucken.

Das waren begeisternde Neuigkeiten. Bis dahin waren die Zeitschriften in Brooklyn hergestellt worden, und die Brüder dort hatten die Philippinen all die Jahre hindurch gut bedient. Doch bei jeder Ausgabe der Zeitschriften, die um die halbe Welt geschickt werden mußten, entstanden in Verbindung mit dem Versand Probleme. Es würde daher einen gewaltigen Fortschritt bedeuten, wenn sie im Land gedruckt werden würden.

Am 2. Februar 1972 erteilten die Behörden schließlich die Genehmigung für den Bau, und noch am selben Tag wurde damit begonnen. Die Arbeit wurde zum größten Teil von Zeugen ausgeführt, und sie ging schnell voran. Trotz der schlimmsten aller Überschwemmungen, die die Philippinen bis dahin heimgesucht hatten, machte der Bau der neuen Druckerei (mit einer Grundfläche von 2 082 Quadratmetern) gute Fortschritte, und am 25. August trafen bereits die ersten großen Kisten mit den schweren Maschinenteilen aus Japan ein.

Im September 1972, gerade als man sich im Zweigbüro darauf vorbereitete, mit dem Drucken zu beginnen, verhängte der Staatspräsident wegen der zunehmenden inneren Unruhen das Kriegsrecht. Wie würde sich das wohl auf das Drucken auswirken? Es war eine kleine Erprobung. Sofort mußte ein Gesuch um die Druckgenehmigung eingereicht werden, und am 28. September, nur sechs Tage nach der Verhängung des Kriegsrechtes, wurde sie erteilt.

In den Jahren 1971 bis 1973 wurden dem philippinischen Bethel vierzehn Missionare zugeteilt, gelernte Drucker und Baufachleute. Zuerst halfen sie bei den Bauarbeiten mit, und dann lernten sie einheimische Pioniere in der neuen Druckerei an. Im Oktober 1972 wurde mit dieser Ausbildung begonnen, und im Februar 1973 wurden die ersten beiden Zeitschriften gedruckt.

Seither ist die Produktion nach und nach erhöht worden, so daß jetzt alle acht Ausgaben des Wachtturms und alle vier Ausgaben der Zeitschrift Erwachet! in den Landessprachen gedruckt werden. Schließlich kamen auch noch die englischen Zeitschriften dazu. Um die zusätzliche Arbeit zu bewältigen, wurden neue Maschinen aufgestellt, unter anderem auch eine zweite Rotationspresse, die am 29. Mai 1975 hier ankam. Dank der guten Ausbildung durch die Missionare (von denen immer noch sechs hier sind) werden jetzt alle Druckarbeiten von philippinischen Brüdern ausgeführt, und die hier gedruckten Zeitschriften werden in 72 Länder versandt.

WEITERE FORTSCHRITTE IN DEN 1970ER JAHREN

Im Jahre 1973 erfolgte ein weiterer Schritt nach vorn. Im Juli 1974 lief ein Vertrag ab, der Amerikanern, die irgendwelches Eigentum auf den Philippinen hatten, besondere Rechte einräumte. Man hielt es daher für gut, das gesamte Eigentum der Gesellschaft einer einheimischen Körperschaft zu überschreiben. So wurde am 19. Oktober 1973 die Watch Tower Bible and Tract Society of the Philippines, Inc. gegründet. Das hat die Stellung der Zeugen Jehovas hierzulande noch mehr gefestigt.

Auch die Besuche der Zonenaufseher während dieser Zeit waren für die Brüder ein Ansporn. Glieder der leitenden Körperschaft wie Milton Henschel, Nathan Knorr und Lloyd Barry haben vor großen Zuhörerschaften gesprochen und sie durch ihre guten Ratschläge und Richtlinien ermuntert. Auch aus dem Besuch der fünf Glieder der leitenden Körperschaft, die im August 1973 auf dem internationalen Kongreß in Manila anwesend waren, haben die Philippinen großen Nutzen gezogen.

Des weiteren hat sich die Ältestenvorkehrung, die im Oktober 1972 wirksam wurde, und die Einführung des Zweigkomitees am 1. Februar 1976 günstig auf das Werk auf den Philippinen ausgewirkt. Überall achtet man mehr auf die Eigenschaften, die christliche Älteste aufweisen müssen, und die persönliche Betreuung, die durch die Ältestenschaft jetzt möglich ist, hilft den Versammlungen sehr.

Das Werk hat sich in den 1970er Jahren gewaltig ausgedehnt. Im Jahre 1969 erstatteten durchschnittlich 45 479 Verkündiger Bericht. Im Juni 1977 waren es durchschnittlich über 66 000, und die Aussichten für die Zukunft sind gut, denn mehr als 165 000 Personen waren im Jahre 1977 beim Gedächtnismahl anwesend, was zeigt, daß sie am Lösegeld Christi und an den daraus erwachsenden Segnungen interessiert sind.

Dementsprechend ist auch die Bethelfamilie vergrößert worden. Als im Jahre 1948 das neu erworbene Gebäude in der Roosevelt Avenue bezogen wurde, wohnten zunächst nur neun Personen dort. Jetzt befinden sich an dieser Stelle fünf große Gebäude, die einen Komplex mit einer Bodenfläche von 4 670 Quadratmetern bilden, und in den verschiedenen Abteilungen sind zur Zeit 89 Bethelmitarbeiter für ihre philippinischen Brüder tätig.

Seit den 1930er Jahren, in denen eine Handvoll treuer Zeugen in einem fast jungfräulichen Gebiet hart zu arbeiten begannen, ist also viel geschehen. Viele dieser „Oldtimer“ sind heute noch da. Einige konnten wegen Platzmangels in diesem Bericht nicht erwähnt werden, aber sie freuen sich alle sehr, die guten Früchte ihrer harten Arbeit zu sehen, und die Jüngeren, die erst vor kurzem begonnen haben, Jehova zu dienen, werden durch ihren beispielhaften Eifer und ihre Hingabe angespornt.

Alle Zeugen Jehovas auf den Philippinen freuen sich über ihr Dienstvorrecht. Sie sehen, wie Jehovas Geist in ihrer Mitte wirkt und wie sehr sie von ihm gesegnet werden. Sie sind auch entschlossen, seinen Namen und sein Königreich weiterhin zu verkündigen und in diesem Land noch mehr Jünger zu machen, solange es Jehova zuläßt.

[Karte auf Seite 80]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

PHILIPPINEN

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Südchinesisches Meer

Sulusee

MALAYSIA