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Senegal und Nachbarländer

Senegal und Nachbarländer

Senegal und Nachbarländer

Senegal ist ein Land der Gegensätze. Es liegt an der Spitze der großen westafrikanischen Halbinsel. Aus dem Norden, von der Sahara her, wehen ständig sengende Wüstenwinde und aus dem Westen und Süden, vom Atlantik her, kühle Meeresbrisen. Die Wüste im Norden geht allmählich in die feuchten Urwaldgebiete des Südens über. Damit hören die Gegensätze jedoch nicht auf. Sie erstrecken sich auch auf die Bewohner und ihre Herkunft, auf ihre Bräuche und ihre Religion.

Offensichtlich von den lebenswichtigen Wassern des riesigen Senegal angelockt, stießen im elften Jahrhundert u. Z. Nomadenstämme aus dem nördlichen Mauretanien allmählich in Richtung Süden vor. Sie brachten die arabische Sprache und ihre arabischen Bräuche sowie den Islam mit. Es waren die Berber oder Zenaga, von denen wahrscheinlich auch der Name „Senegal“ stammt. Die Nachkommen Hams, die ebenfalls durch den afrikanischen Kontinent gezogen waren, wurden von diesem Land der Gegensätze genauso angelockt. Wegen des gemäßigteren Klimas und der erfrischenden Meeresbrisen zogen die afrikanischen Stämme aus dem Süden langsam in Richtung Norden und ließen sich in den fruchtbaren Tälern des Casamance und des Gambia nieder. Mit ihnen kamen ihre Bräuche, ihre Sprachen und ihre animistische Religion. Durch die allmähliche Vermischung dieser beiden unterschiedlichen ethnischen Gruppen, die sich hier in einem Land trafen, das das Bindeglied zwischen der sengenden Wüstenzone des Nordens und den dampfenden Urwäldern des Landesinneren bildet, wurde die Grundlage für eine neue Nation und ein neues Volk gelegt. Schließlich sollte es die Republik Senegal werden.

Doch auch andere wandten sich diesem eigenartigen und doch einladenden Land zu. Im Jahre 1455 trafen die ersten Europäer ein. In jenem Jahr setzte der venezianische Forscher Ca’da Mosto (im Auftrag Prinz Heinrichs des Seefahrers von Portugal) seinen Fuß auf das felsige in den Atlantik hinausragende Kap. Heute ist es als Kap Vert bekannt. Dort liegt die moderne Hauptstadt Dakar, das Tor nach Westafrika. Die Europäer brachten neue Bräuche, neue Sprachen und eine neue Religion mit und vermehrten so die bereits bestehenden Kontraste.

Im sechzehnten Jahrhundert begann der Sklavenhandel, durch den für die Plantagen in Nord- und Südamerika billige Arbeitskräfte beschafft werden sollten. Die Holländer ließen sich auf der in der Nähe gelegenen Île de Gorée nieder, und bald wurde die Westküste regelmäßig von spanischen, portugiesischen, englischen, holländischen und französischen Händlern besucht. Im Jahre 1635 kamen katholische Missionare und erschlossen einige Teile des Landes für die Kolonialmächte. Selbstsucht und Habgier führten bald zu Konflikten und Kriegen, und im Jahre 1817 gewannen schließlich die Franzosen die Oberhand. Darauf folgte die eigentliche Kolonisierung Senegals.

DER SAME DER WAHRHEIT WIRD AUSGESTREUT

Während sich die weltlichen Mächte um die Oberherrschaft in Afrika stritten, richtete im Jahre 1914 der liebevolle Schöpfer, Jehova Gott, seine himmlische Regierung auf, durch die zur gegebenen Zeit die Bedrückten befreit und alle Rassen gesegnet werden. Doch wann erreichte die gute Botschaft von diesem aufgerichteten Königreich Senegal? Im Jahre 1951 drangen die ersten Strahlen geistigen Lichts zu diesem Land durch. Ein Zeuge Jehovas, der damals für eine weltliche Firma arbeitete, konnte sechs Monate in diesem Land verbringen. Ließ er sein Licht leuchten? Ganz bestimmt! In der kurzen Zeit, die er in Senegal verbrachte, säte er sehr aktiv den ersten Samen der Wahrheit aus.

Doch um wachsen zu können, braucht der gesäte Samen Wasser und Pflege (1. Kor. 3:5-9). Wer würde noch in dieses Land der heißen Sonne und der erfrischenden Regenfälle kommen, um dem Samen zu helfen, Wurzel zu fassen und sich zu entwickeln? Wer wäre bereit, die Annehmlichkeiten seiner Heimat aufzugeben und in ein neues, in so vieler Hinsicht fremdartiges Land zu kommen, um niedergedrückte Seelen zu trösten? Groß war die Freude wahrheitsliebender Menschen, als im Jahre 1953 ein Vollzeitverkündiger des Königreiches kam, den die Watch Tower Society gesandt hatte.

Haben die Kolonialbehörden diese aufrichtigen Anstrengungen, wahrheitshungrigen Menschen eine Botschaft des Friedens zu bringen, begrüßt? Im Gegenteil! Dieser erste Sonderpionier mußte in Senegal als Vertreter einer Textilfirma einreisen. Über die erste Zeit berichtet er: „Am Anfang war die Isolation ein wenig schwierig. Ich konnte keine christliche Gemeinschaft pflegen und keine Zusammenkünfte besuchen. Aber das Predigtwerk hielt mich beschäftigt, und bald fand ich Personen, die bereit waren zu hören.“

Die Bewohner Senegals sind herzlich und gastfreundlich. Da sie in einem Land gegensätzlicher Religionen leben, sind sie im allgemeinen zu religiösen Gesprächen bereit. Etwa 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung gehören zum Islam, und es werden deshalb viele Fragen über die Unterschiede zwischen der Bibel und dem Koran gestellt, und diese Fragen führen oft zu ernsthaften Unterhaltungen. In jenen Tagen kleiner Anfänge machte sich jedoch auch Widerstand bemerkbar. 1953 wurde in einem bestimmten Gebiet Senegals eine große Anzahl unserer Zeitschriften verbreitet, und diese Tätigkeit erregte den Zorn der Geistlichkeit der Christenheit, die befürchtete, daß ihre Weiden verdorben würden. Doch trotz der Angriffe von offizieller Seite und trotz der Gefahr, Geldbußen, Gefängnisstrafen und die Ausweisung zu riskieren, faßte das Werk Fuß. Das Interesse wurde geweckt und gefördert.

Zum Beispiel wurde im Jahre 1953 mit einem portugiesischen Friseur Kontakt aufgenommen. Er kaufte das Buch „Das Königreich ist herbeigekommen“, machte stetige Fortschritte und besuchte bald die kleinen Zusammenkünfte, die in der Wohnung eines Interessierten abgehalten wurden. Was war das Ergebnis? Nun, er wurde der erste Versammlungsverkündiger in Senegal. Seit 1953 hat dieser Samen reichlich Frucht getragen, und nun verherrlichen 17 Glieder seiner Familie Jehovas Namen.

1954 traf ein Sonderpionierehepaar ein, um weitere Hilfe zu leisten Abgesehen von dem Problem, sich dem Klima, den Bräuchen und dem Essen anzupassen, begegneten diese ersten Pioniere weiteren Schwierigkeiten. Viele der Einwohner konnten nicht Französisch (die Nationalsprache) lesen, und so mußten zunächst viele Stunden darauf verwandt werden, die Menschen lesen zu lehren, bevor ihnen geholfen werden konnte, die Bibel zu verstehen. Doch mit viel Geduld und dem Segen Jehovas gewann das Werk an Schwung. Die Botschaft von Gottes Königreich machte sich in Senegal bemerkbar.

Zum Beispiel gab es 1954 drei Bibelstudiengruppen in Senegal, die durchschnittlich von 20 Personen besucht wurden. Im Laufe der Zeugnistätigkeit von Haus zu Haus traf man Leute von der Île de Gorée an, und man stellte fest, daß die meisten Bewohner dieser Insel unsere Schriften gelesen hatten. Tatsächlich hatten sie bereits anderen erzählt, daß sie die absolute Wahrheit enthielten. Obwohl wir auf der Île de Gorée noch nicht von Tür zu Tür gearbeitet hatten, schrieb daher ein Königreichsverkündiger: „Auf dieser Insel ist bereits Zeugnis gegeben worden.“

MISSIONARE NEHMEN IHRE TÄTIGKEIT AUF

Mit dem Jahr 1955 kam weitere Mehrung. Am 15. Mai war die kleine Gruppe begeistert, zu sehen, daß sechs Neue für Jehova Stellung bezogen. Gegen Ende des Jahres erwiderte noch jemand anders den „Ruf aus Mazedonien“ (Apg. 16:9). Jean Queyroi, ein Absolvent der Wachtturm-Bibelschule Gilead, traf in Senegal ein, und so bekam unser Werk eine noch solidere Grundlage.

Doch was für ein Gebiet erwartete diesen Missionar? Wie waren die Menschen? Wie reagierten sie auf die Königreichsbotschaft?

Seit dem elften Jahrhundert, als die arabischen Nomaden aus Mauretanien die erfrischenden Wasser des Senegal entdeckten und sich die wandernden afrikanischen Stämme am Casamance und am Gambia ansiedelten, hatte sich viel verändert. Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich in diesem Land der Gegensätze mehrere Stämme herausgebildet.

Der größte Stamm sind die Wolof, eine große, stattliche Rasse, die für ihre farbenfrohen Gewänder bekannt ist. Die Männer tragen weite Hosen und ein boubou — ein farbenprächtiges großes äußeres Gewand, das bis zum Boden reicht. Die Hütten der Wolof sind meistens quadratisch und bestehen aus Stroh und Lehm. Die Polygamie ist weit verbreitet. Dann gibt es die Serer, deren Hauptbeschäftigung der Ackerbau ist. Sie pflanzen Hirse und Erdnüsse an. Die Fulani sind vermutlich Nachkommen aus Mischehen zwischen den Berbern und den einheimischen afrikanischen Stämmen. Im allgemeinen sind sie Viehzüchter. Die Tukulor nahmen als erste den Islam an. Dann gibt es noch die Soninke, die Mandingo und die Dyola, die Reisbauern und Händler.

Obwohl sich fast alle Einwohner Senegals zum Islam oder zum Katholizismus bekennen, ist der Animismus überall offensichtlich. Man sieht viele Personen, die Gri-gris oder Glücksamulette am Arm, an der Hüfte, an Beinen und Knöcheln oder im Haar tragen. Oft hängen diese Gegenstände am Hals von Schafen, Ziegen und sogar Pferden. Die Menschen zahlen viel Geld, um diese Amulette segnen zu lassen, damit sie ihren Träger vor bösen Geistern schützen oder die Zuneigung des Ehepartners aufrechterhalten. Hier wartete wirklich ein Land der Gegensätze auf die eifrigen Diener Jehovas — ein Land mit Büschen und Wäldern, mit wilden Vögeln und gefährlichen Tieren; mit klarem, frischem Wasser und malariainfizierten Regionen; mit Erdnüssen und Reis; mit Öl und Textilien; mit Viehzüchtern und Fischern; mit malerischen afrikanischen Dörfern und einer großen modernen Hauptstadt, Dakar, die über 798 700 Einwohner hat.

Der Missionar Jean Queyroi hatte viel zu tun, als er 1955 auf der Bildfläche erschien. Er erzählt: „Als ich ankam, gab es nur eine kleine einsame Gruppe in Senegal. Doch ich fand ein Gebiet vor, das reif war zur Ernte. Und welch eine Vielfalt! Dakar ist eine große Metropole mit Einwohnern aus Senegal, Guinea, Mali, Togo, Dahomey, Mauretanien, Libanon und Syrien sowie aus Portugal und anderen europäischen Ländern, besonders Frankreich. Vor uns lag ein großes Werk. Die moslemische Bevölkerung bekundete nicht viel Interesse an der Wahrheit, aber schenkte uns immer ein hörendes Ohr. Bald konnten wir Bibelstudien einrichten, und die Menschen begannen, sich für die Wahrheit zu interessieren.“

Die Zeugen hatten anfänglich Schwierigkeiten, genügend biblische Literatur für den Predigtdienst ins Land zu bekommen. Alle Bücher und Zeitschriften mußten in kleinen Paketen mit der Post geschickt werden, und jedesmal, wenn sie durch den Zoll gingen, ergab sich eine heikle Situation. Gelegentlich öffnete ein eifriger Zollbeamter ein Paket, und wenn er all die Schriften sah, stellte er viele Fragen. Mehrere Pakete wurden auf diese Weise beschlagnahmt.

DAS WACHSTUM BEGINNT

Obwohl das wahre Christentum hier noch in seinen ersten kleinen Anfängen steckte, übersah Jehovas liebevolle Organisation den kleinen Kern nicht, der sich in diesem Land entwickelte. Mit großer Freude und Begeisterung bereiteten diese hart arbeitenden Königreichsverkündiger den Besuch M. G. Henschels, eines Vorstandsmitglieds der Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania, vor, der von Harry Arnott begleitet wurde. Ein zusätzliches Vorrecht war es, etwas von den Freuden der Kongresse des Jahres 1955 zu schmecken. Die Besucher hielten sechs der Hauptkongreßvorträge auf einem dreitägigen Kongreß, der vom 5. bis 7. Dezember 1955 stattfand — eine Zusammenkunft, die nur für eine kleine Gruppe von Verkündigern abgehalten wurde. Als Folge dieses Besuchs wurde in Dakar eine Versammlung gegründet, die erste in Senegal. Im Dienstjahr 1956 berichtete sie eine Höchstzahl von 18 Verkündigern.

Wie begeistert waren wir doch, zu sehen, daß 1957 beim Gedächtnismahl 42 Personen anwesend waren! In jenem Jahr gab es eine Höchstzahl von 22 Verkündigern, eine 50prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Natürlich war Senegal zu dieser Zeit noch eine französische Kolonie, und viele Franzosen arbeiteten hier. Auch diese wurden aufgesucht, und eine Anzahl von ihnen nahm die Zeugnistätigkeit auf. Doch da sie nicht in Senegal blieben, brachten sie der Ortsversammlung nur einen vorübergehenden Zuwachs. Bald darauf kehrten sie dann nach Frankreich zurück.

Im Jahre 1956 fand man eine Familie, die in diesem Land der Gegensätze später eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Königreichsinteressen spielen sollte. Mit einer jungen Katholikin wurde ein Heimbibelstudium begonnen, und bald darauf beteiligte sich auch ihr Mann daran. Es handelte sich dabei um eine prominente Person der Steuerbehörde der Regierung. Das Ehepaar stammte aus sehr bekannten Familien in Dakar und Saint-Louis. Zuerst mußten viele Lehrpunkte klargestellt werden, doch die Wahrheit führte zu guten Ergebnissen. Der Ehemann war ein starker Raucher. In seinem Büro stand auf seinem Schreibtisch eine ganze Ausstellung von Pfeifen, ganz abgesehen von den Zigarettenanzündern, Tabaksbeuteln usw. Doch eines Tages war nichts mehr da. „Ja“, sagte er zuversichtlich, „ich habe alles hinausgeworfen. Mir reicht es jetzt — ich rauche nicht mehr!“ Gewiß ein Schritt in die richtige Richtung!

Die ganze Familie bezog mutig Stellung. Und was für einen Aufruhr das in Dakar verursachte! „Was! Die Fourcaults werden Zeugen Jehovas? Welch eine Schande!“ Da sie aus wohlbekannten Familien stammten und einige ihrer Verwandten hohe Stellungen einnahmen, war kaum jemand darüber glücklich, daß sie für die biblische Wahrheit eintraten. Trotz aller Anfeindungen hielten sie jedoch stand und machten schnell so weit Fortschritte, daß sie ihre Hingabe an Jehova durch die Wassertaufe symbolisieren konnten. Im Laufe der Zeit wurden alle Glieder der Familie aktive Zeugen Jehovas.

WIDERSTAND TRITT AUF

Das Werk machte gute Fortschritte, doch nicht ohne Widerstand von behördlicher Seite. In dem Bemühen, andere große Bevölkerungszentren im Landesinneren zu erreichen, arbeiteten unsere Brüder eines Tages in Kaolack, einer Stadt von über 106 800 Einwohnern, etwa 180 Kilometer von Dakar entfernt. Dort trafen sie auf den Polizeichef. Ein Missionar erzählt über die Begegnung: „Er forderte mich auf einzutreten und sagte: ,Ich weiß, was Sie hier tun. Folgen Sie mir!‘ Er nahm mich mit in sein Büro und bat mich, Platz zu nehmen. ,Ich kenne euch bereits und habe Unterlagen über euch‘, sagte er. Es schien, daß ein Bruder bereits ausgewiesen worden war. ,Er stammte aus dieser Stadt und wurde wegen der gleichen Sache weggeschickt, die Sie jetzt tun!‘ erklärte der Polizeichef und fügte hinzu: ,Ihr Werk ist in Senegal verboten. Sie dürfen hier nicht predigen.‘ Und da saß ich vor ihm mit einer Tasche voller Bücher und Broschüren, die er gut sehen konnte! Er forderte uns auf, nach Dakar zurückzukehren, und sagte, er sei verpflichtet, über uns Bericht zu erstatten. Was sollten wir tun? Wir waren nun einmal in diesem unberührten Gebiet und wollten nicht weggehen, ohne etwas getan zu haben. Daher gingen wir in einen anderen Teil der Stadt, waren den ganzen Vormittag im Dienst tätig und gaben 55 Bücher und Hunderte von Broschüren ab.“ Glücklicherweise hörten die Brüder von den Behörden nichts mehr, doch unser Werk sollte noch mehrere Jahre ohne gesetzliche Anerkennung bleiben.

VERMEHRTE ANSTRENGUNGEN

Im Jahre 1958 besuchte das Pionierehepaar den internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ in New York und kehrte mit größerer Begeisterung und dem Wunsch zurück, die Neuen zu erbauen. Im Januar 1959 besuchte uns Bruder Wilfred Gooch als Zonenaufseher, und sein guter Rat wurde von den 31 Personen, die seinen Hauptvortrag hörten, sehr geschätzt. Nun folgte eine Freude auf die andere, und so kam im Februar zum ersten Mal Bruder N. H. Knorr, der damalige Präsident der Watch Tower Society, nach Senegal. Das war in der Entwicklung unseres Werkes in diesem Land der Vielfalt bis dahin das hervorragendste Ereignis. Wir erlebten vier begeisternde Tage, und zu Bruder Knorrs Sondervortrag kam eine Höchstzahl von 42 aufmerksamen Zuhörern.

In dem Wunsch, das Gebiet in anderen französischsprachigen Ländern Westafrikas zu erschließen, wurde Jean Queyroi im April 1959 nach Guinea geschickt. Dort waren damals zwei Brüder in Conakry tätig, und er konnte sie trotz ihrer Isolation für das vor ihnen liegende Werk stärken. Der Besuch blieb jedoch nicht ohne Aufregung. An dem Abend, an dem Bruder Queyroi in Conakry aus dem Flugzeug stieg, kam es unter den verschiedenen Stämmen zu schweren Unruhen, die zum Eingreifen der Armee führten. „Einige Personen wurden getötet“, erinnert sich Bruder Queyroi. „Andere wurden verletzt, und an einigen Stellen brannte es. Doch das hielt uns nicht davon ab, am nächsten Tag die Interessierten zu besuchen. Einige Straßen waren verbarrikadiert, und die Einwohner hatten Angst. Es beruhigte sich jedoch alles so weit, daß ich den beiden treuen Brüdern helfen konnte, ihr friedliches Werk des Jüngermachens trotz der turbulenten Verhältnisse fortzusetzen.“

Im Mai 1959 hat die Gesellschaft Bruder Queyroi, die Kapverdischen Inseln zu besuchen, eine Inselgruppe unter portugiesischer Kontrolle, die vor der Westküste Afrikas im Atlantik liegt. Dieser Besuch war von großem Nutzen, da viele Personen, die in Senegal zur Wahrheit kamen, von diesen Inseln gekommen waren, um Arbeit zu finden. Bruder Queyroi nahm einen portugiesischen Bruder aus Dakar mit, und obwohl sie nur eine der Inseln besuchen konnten, fanden sie viele Interessierte und gaben viele Schriften ab, die meisten kostenlos, da die Menschen sehr arm waren. Auf den Inseln war es ganz anders als in Dakar mit seinen vielen verschiedenen Religionen. Hier hatte die katholische Kirche noch großen Einfluß und war von der Bevölkerung gefürchtet. Jeder, der an einer Kirche vorüberging, mußte diese grüßen; die Frauen mußten sich niederknien und mit einem Knie den Boden berühren, während von den Männern erwartet wurde, daß sie ihren Hut abnahmen. Alle bekreuzigten sich. Doch trotz dieser starken religiösen Vorherrschaft streuten die Brüder, so gut sie konnten, den Samen der Wahrheit aus.

Bis zu dieser Zeit waren die meisten von denen, die die biblische Wahrheit in Senegal von Herzen annahmen, portugiesischer und französischer Herkunft. Viele Franzosen kehrten nach Frankreich zurück, nachdem sie einige Zeit in Afrika verbracht hatten. Daher gab es im Jahre 1960 einen kleinen Rückgang, doch andere Interessierte füllten die Stelle der Wegziehenden aus. Daher blieb die Versammlung immer ungefähr gleich groß.

Im Jahre 1960 zeigte die Gesellschaft ihr liebevolles Interesse, indem sie dafür sorgte, daß afrikanische Brüder kamen, um hier zu dienen. Auf diese Weise konnten die Einheimischen besser erreicht werden. Viele Einwohner freuten sich zwar, wenn ein Europäer, ein toubab, in ihr Haus kam, doch im allgemeinen nahmen sie unsere Botschaft nicht sehr ernst. Im März jenes Jahres traf ein afrikanischer Pionier aus Kamerun ein. Er war über den herzlichen Empfang, den man ihm bereitete, tief gerührt. Er hatte all seine Habe in einem einzigen Koffer, als er am Flughafen voller Erwartung aus dem Flugzeug stieg. Freudentränen flossen ihm über die Wangen, als er erfuhr, daß die Brüder aus Wertschätzung für sein Kommen eine kleine Wohnung gemietet und sie mit einem Bett, einem Herd und dem notwendigen Kochgeschirr ausgestattet hatten. Er war eine große Hilfe, denn er nahm sich der interessierten Senegalesen an, die nun erkannten, daß die Wahrheit nicht nur für die toubab war, sondern auch für die Afrikaner. Die Brüder waren begeistert, als in jenem Jahr unter den 45 beim Gedächtnismahl Anwesenden 10 Afrikaner waren.

Dieses faszinierende Land der Gegensätze mit seinem stark veränderlichen Klima kann auch der Gesundheit zu schaffen machen, wie Bruder und Schwester Queyroi erfuhren. Wie traurig waren sie doch, als sie ihre geistigen Brüder und Schwestern zurücklassen mußten!

Anfang der sechziger Jahre war in Senegal die Ernte wirklich sehr groß, doch es gab nur wenige Arbeiter (Matth. 9:37, 38). Es wurden dringend mehr Arbeiter benötigt. Wer würde auf den Ruf hören? Im Juni 1960, in demselben Monat, in dem ein Ehepaar fortging, traf ein anderes Pionierehepaar in dem berühmten internationalen Hafen von Dakar ein. Bruder Casimir Krawczyk und seine Frau können sich noch lebhaft an ihre ersten Eindrücke erinnern:

„Wir waren voller Begeisterung trotz der rauhen Seereise. Wir stellten jedoch gleich einen recht großen Gegensatz fest: die Hitze! Würde es uns möglich sein, uns an diesen Wechsel zu gewöhnen? Mit Jehovas Hilfe wollten wir unser Bestes versuchen.“

Das Ehepaar, das im Begriffe war wegzugehen, arbeitete mit Bruder und Schwester Krawczyk noch etwas zusammen, um ihnen zu helfen, sich ihrer neuen Umgebung anzupassen. Es erzählt jedoch: „Wir erinnern uns noch, daß wir eines Tages sagten, wie schwer es doch sei, das Gebiet zu bearbeiten und besonders Rückbesuche zu machen, weil in einigen Vierteln alle Häuser genau gleich aussähen. Es waren einfach Holzhütten, die im heißen Sand nebeneinanderstanden. Jemand erwiderte aber, wir sollten dankbar sein, daß sich die Häuser wenigstens nicht bewegten — sie seien immer am gleichen Platz. Mit der Zeit lernt man dann, diese Behausungen voneinander zu unterscheiden.“

BEMÜHUNGEN UM GESETZLICHE ANERKENNUNG

Eine wichtige Entwicklung, die sich auf das Leben des ganzen Volkes auswirkte und die schließlich auch günstige Auswirkungen auf das Zeugniswerk hatte, war die Erlangung der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahre 1960. Bereits im Jahre 1958 hatten wir erste Versuche gemacht, die gesetzliche Anerkennung unseres Werkes zu erreichen. Doch wegen der Feindseligkeit der Kolonialmächte gegenüber Jehovas Zeugen war dies erfolglos geblieben. Als nun die Unabhängigkeit erklärt worden war, unternahmen wir im Jahre 1961 einen zweiten Versuch, doch wieder ohne Erfolg, da die gleichen französischen Beamten immer noch das Amt für nationale Sicherheit leiteten. Als Bruder M. G. Henschel im Jahre 1963 in Dakar haltmachte, ermunterte er uns, weiter auf die rechtliche Anerkennung unseres Werkes in Senegal hinzuarbeiten. Unser dritter Versuch im Jahre 1963 blieb ohne Antwort.

Dann, Anfang 1964, trugen wir unseren Fall dem Direktor für politische Angelegenheiten vor, der von den falschen Anklagen wußte, die gegen uns vorgebracht worden waren — wir seien ein Geheimbund, der Insubordination, religiöse Feindseligkeit usw. schüre. Der Direktor wurde eingeladen, unsere Zusammenkünfte unangemeldet zu besuchen. Nachdem er erfahren hatte, daß wir uns den „obrigkeitlichen Gewalten“ unterordnen, war er schließlich davon überzeugt, daß Jehovas Zeugen Recht und Ordnung respektieren (Röm. 13:1-7). Außerdem unterschrieb der Bruder, der unseren Fall behandelte, eine Erklärung, in der es hieß, daß alle gegen uns erhobenen Anschuldigungen falsch seien. Ein letzter Schritt war eine Vorsprache beim Innenminister. Auf diese Weise ließen sich die senegalesischen Behörden überzeugen. Ihre Entscheidung, uns gesetzlich anzuerkennen, sprach gewiß für die Regierung, denn die Behörden hatten es abgelehnt, ihr Urteil auf die Anklagen unserer Feinde zu stützen, und hatten statt dessen unseren Fall unparteiisch untersucht.

Da nun die „Association les Témoins de Jéhovah“ eingetragen war, konnten in viel größerem Umfang Literatur und zusätzliche Arbeiter in Form von besonders ausgebildeten Gileadabsolventen ins Land geschickt werden. Offensichtlich müssen wir nicht nur darum beten, daß etwas geschieht, sondern auch die Initiative ergreifen, damit Gott unsere Bemühungen segnen kann. Und Jehovas Arm ist nicht zu kurz gewesen (Jes. 59:1).

DAS WERK WIRD BESSER BEFESTIGT

Einige Jahre lang war unser Werk hier ohne die Hilfe von Gileadabsolventen fortgesetzt worden, da die ersten Missionare es für nötig befunden hatten wegzugehen. Wie gut war es daher, daß Bruder George Amado am 24. September 1963 in Senegal eintraf und kurz darauf weitere besonders geschulte Missionare folgten! Jetzt wurde zum ersten Mal ein Missionarheim eröffnet, und mehrere Sonderpioniere wurden eingeladen, den Missionarstatus anzunehmen, obwohl sie nicht die Gileadschule besucht hatten. Dadurch war es mehr Vollzeitdienern möglich, in ihrer Zuteilung zu bleiben.

Bis dahin war das Königreichspredigtwerk in Senegal vom Pariser Zweigbüro der Watch Tower Society aus geleitet worden. Damit unsere Tätigkeit hier jedoch besser beaufsichtigt werden konnte, wurde in Senegal selbst ein Zweigbüro eingerichtet. Und so traf am 22. August 1965 Emmanuel Paterakis mit seiner Frau in diesem Land der Gegensätze ein und hatte das schöne Vorrecht, das hiesige Zweigbüro zu organisieren Es sollte seine Arbeit am 1. September 1965 aufnehmen und auch das Königreichswerk in Gambia, Mali und Mauretanien beaufsichtigen. Zuerst mußte jedoch ein geeigneter Platz für das Missionarheim und Zweigbüro gefunden werden, und das war durchaus keine leichte Aufgabe. Doch mit Jehovas Segen und genügend Ausdauer konnte in Dakar ein Zweigbüro eingerichtet werden.

ERWEITERUNG UNSERES TÄTIGKEITSBEREICHS

In Anbetracht der Dringlichkeit der Zeit wurden Vorkehrungen getroffen, den Tätigkeitsbereich in Senegal weiter auszudehnen. Als sich die afrikanischen Stämme einst entlang dem Casamance ansiedelten, stellten sie fest, daß das Land sehr fruchtbar war. Es gab dort Wälder und Wasser, Reis und Hirse. Ziguinchor wurde die Hauptstadt der Region Casamance. Heute ist es eine blühende Stadt mit über 72 700 Einwohnern. Und genauso, wie den ersten Siedlern ein reichlicher Vorrat an buchstäblichen Wasser zur Verfügung stand, so ließen andere „Pioniere“ den Bewohnern der Region Casamance im Jahre 1965 die erfrischenden ‘Wasser der Wahrheit’ zukommen. Zwei Sonderpioniere wurden nach Ziguinchor geschickt, und sie stellten fest, daß diese vorherrschend katholische Region ein ergiebiges Feld zur Bebauung war.

Doch wie verhält es sich mit den anderen Gegenden dieses Landes unterschiedlicher Bräuche und Sprachen? Auch sie mußten erreicht werden. Als im September 1965 ein Missionarehepaar aus Mali ausgewiesen wurde, wurde es beauftragt, in Saint-Louis ein Missionarheim zu eröffnen. Diese Stadt mit etwa 88 400 Einwohnern liegt an der Mündung des Senegal, des wichtigen Stromes, der einstmals Wüstenstämme in dieses Land der Gegensätze lockte. Saint-Louis, das hauptsächlich auf einer Insel liegt, wurde 1659 gegründet, als König Ludwig XIV. in Frankreich regierte, und war eine Zeitlang die Hauptstadt der französischen Kolonie in Senegal. Diese Stadt, die heute hauptsächlich mohammedanisch ist, gehört zu den Gebieten, die etwas schwieriger zu erschließen sind. Trotzdem richteten die ersten Vollzeitdiener, die in Saint-Louis arbeiteten, eine Anzahl Bibelstudien ein, von denen einige später Frucht trugen.

Thiès ist eine Stadt mit etwa 117 300 Einwohnern und liegt über 60 Kilometer landeinwärts von Dakar. Gegen Ende 1965 wurden Vorkehrungen getroffen, dieses „Feld“ zu bebauen. Anfangs hatten es die ersten beiden Sonderpioniere schwer, da fast alle Straßen aus lockerem, staubigem roten Sand bestanden und schon allein das Gehen nicht einfach war, ganz zu schweigen vom Fahrradfahren. Wie erfrischend war doch ein kühler Regenguß, nachdem sie stundenlang in den malerischen kleinen Strohhütten nach schafähnlichen Menschen gesucht hatten!

Es wurden öffentliche Vorträge gehalten, Filme der Gesellschaft gezeigt und Bibelstudien eingerichtet. Zwei Missionare, die nach Thiès geschickt wurden, verstärkten die Reihen der Erntearbeiter. Doch es gab auch Schwierigkeiten: Opposition von außen und — aufgrund des unweisen Verhaltens einiger — Probleme von innen. Nachdem alles berichtigt worden war, blieben die guten Ergebnisse nicht aus. Heute arbeiten in Thiès 13 Königreichsverkündiger mit der Unterstützung der Missionare, die jetzt dort zugeteilt sind.

UNBEIRRT TROTZ WIDERSTAND

Eine Katholikin hatte sich den Protestanten angeschlossen, weil sie eher dazu neigten, in der Bibel zu lesen. Bald erkannte sie jedoch, daß die Protestanten zwar mehr in der Bibel lasen, aber nichts taten, um den Menschen zu helfen, die Bibel zu verstehen. Jahre später brachte ihr mohammedanischer Mann eines Tages drei Broschüren mit nach Hause, die er von einem Zeugen Jehovas entgegengenommen hatte. Er machte sich über die Erklärung lustig, daß Gott einen Sohn habe. Als die Frau dieses Mannes jedoch die Broschüren las, erkannte sie den deutlichen Klang der Wahrheit und schrieb an die Gesellschaft und bat um Hilfe. Trotz des großen Widerstandes ihres Mannes machte diese aufrichtige Wahrheitssucherin zusammen mit ihrer jungen Tochter Anstrengungen, die Bibel zu studieren. Ärgerlich schickte der Mann seine 17jährige Tochter nach Libanon, damit sie dort den Islam studiere und praktiziere. Das Ergebnis: Sie kehrte zurück, völlig überzeugt davon, daß Jehovas Zeugen die Wahrheit haben.

Der wütende Vater jagte nun dieses Mädchen und ihre Mutter aus dem Haus. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, sich als Zeichen ihrer Hingabe an den „Gott des Friedens“ taufen zu lassen (Phil. 4:9). Trotz vieler Prüfungen wankten sie im Glauben nicht, sondern wurden die ersten Königreichsverkündiger in Rufisque, einer kleinen Stadt, ein paar Kilometer küstenabwärts von Dakar.

BEGINN DES WERKES IN GAMBIA

Im Jahre 1965 begann das neugegründete Zweigbüro in Dakar, sich des Königreichswerkes in Gambia anzunehmen, einem kleinen Land, das schlauchartig weit in das Gebiet Senegals hineingreift. Anscheinend existiert Gambia nur aufgrund seiner Besatzung durch die Kolonialmächte als ein von Senegal getrenntes Land. Ursprung und Bevölkerung sind die gleichen wie in Senegal. Da in dieses Land entlang dem mächtigen Gambia zuerst die Engländer eingedrungen waren, sprachen die Einheimischen englisch statt französisch. 1816 gründete Kapitän Alexander Grant die Stadt Bathurst, die inzwischen Hauptstadt geworden ist und 50 000 Einwohner hat. Gambia selbst ist die Heimat von etwa 493 000 Menschen.

Es ist sehr schwer, festzustellen, wann die „gute Botschaft“ zum ersten Mal in Gambia verkündigt wurde. Brüder, die in Bathurst (jetzt Banjul) arbeiten, haben Personen getroffen, die die Schriftstudien besitzen, Bücher, die Bruder C. T. Russell schrieb. Diese Bücher sind möglicherweise von einem Zeugen Jehovas zurückgelassen worden, der „Bibel-Brown“ genannt wurde. Er diente vor vielen Jahren eine Zeitlang in Gambia. Vielleicht gelangten sie auch aus Sierra Leone ins Land.

Im Jahre 1949 reisten zwei Vollzeitkönigreichsverkündiger nach Gambia. In jenem Jahr wurde recht viel getan. Die beiden Missionare und ein Versammlungsverkündiger berichteten, daß sie 1 000 Schriften abgegeben und acht Heimbibelstudien geleitet hatten. Die Missionare blieben fast vier Jahre; als sie weggingen, dienten die wenigen einheimischen Verkündiger einige Jahre lang ohne Hilfe von Pionieren. Am 21. Dezember 1958 jedoch wurden der Gileadabsolvent Samuel Akinyemi und seine Frau nach Gambia geschickt. Sie ließen ihre Angehörigen und Freunde in Nigeria zurück und gingen voller Erwartung an das vor ihnen liegende Werk. In dieser Zeit wurde Gambia vom Zweigbüro der Gesellschaft in Ghana aus betreut.

Die fleißige Arbeit von zwei Sonderpionieren und zwei Versammlungsverkündigern zeitigte bald gute Früchte, denn 1959 berichtete eine Höchstzahl von neun Verkündigern. Regelmäßige Besuche von Zonen- und Kreisaufsehern trugen viel dazu bei, den Glauben zu stärken und die Organisation zu festigen. Obwohl in jenem ersten Jahr 41 Personen das Gedächtnismahl besuchten, waren die Bindungen zu Babylon der Großen, dem Weltreich der falschen Religion, noch stark, und alte abergläubische Vorstellungen und Bräuche waren noch tief eingewurzelt. Wenige nahmen die Wahrheit an. Gambia hat sich als eine recht schwierige Dienstzuteilung für Königreichsverkündiger erwiesen.

GEISTLICHE TRETEN IN AKTION

Bald waren im ganzen Land die verzweifelten Rufe der falschen religiösen Hirten der Christenheit zu hören. Sie setzten alles daran, das Licht der Wahrheit auszublasen, das gerade erst zu leuchten begonnen hatte (Ps. 43:3). Bruder und Schwester Akinyemi wurden am 16. Oktober 1959, nur zehn Monate nach ihrer Ankunft, von der Polizei in Kenntnis gesetzt, daß sie unerwünschte Einwanderer seien und Gambia innerhalb von 14 Tagen zu verlassen hätten. Der Grund für diese Maßnahme? Sie waren „Zeugen Jehovas“. Das war alles! Der Fall wurde jedoch zur „Verteidigung und gesetzlichen Befestigung der guten Botschaft“ vor Gericht gebracht, und die Brüder wurden mit einem Sieg gesegnet, so daß die Sonderpioniere in Gambia bleiben konnten (Phil. 1:7).

Die anglikanische Geistlichkeit bedrohte den Besitzer eines Theaters, in dem unsere Zusammenkünfte abgehalten wurden. Der Mann widerstand jedoch allen Einschüchterungsversuchen und sagte: „Diese Menschen reden über Gott nicht über den Teufel. Warum sollte ich sie daher wegjagen, wenn ich doch selbst ein Mann Gottes bin? Nein! Ich werde mich weigern, auf die Priester zu hören!“

Im Dezember 1960 wurde das Königreichswerk in Gambia der Leitung des Zweigbüros der Gesellschaft in Sierra Leone unterstellt. Die regelmäßigen Besuche von reisenden Aufsehern waren für die Brüder in geistiger Hinsicht sehr erbauend und trugen im Jahre 1969 zu einer Höchstzahl von 15 Verkündigern bei.

In den Jahren 1961 und 1962 tat sich wieder einiges auf rechtlichem Gebiet, denn die Behörden waren darauf aus, Jehovas Zeugen zu unerwünschten Einwanderern abzustempeln. Zwei Fälle, bei denen es sich um zwei Sonderpioniere aus Sierra Leone und um einen zu Besuch weilenden Kreisaufseher handelte, wurden vor den Obersten Gerichtshof gebracht und zu unseren Gunsten entschieden — ein offensichtlicher Beweis dafür, daß Jehova seine Diener unterstützte! Auf diese Weise blieb die Tür zu vermehrter Tätigkeit offen.

Ein weiterer Meilenstein war die Gründung der ersten gambischen Versammlung der Zeugen Jehovas im Jahre 1962. Auch wurde das Gesetz, durch das Jehovas Zeugen als unerwünschte Einwanderer bezeichnet wurden, aufgehoben, und so hatten die Brüder größere Freiheit und größeren Herzensfrieden. Im September 1965 begann dann das neuorganisierte Zweigbüro in Senegal, sich der Bedürfnisse der gambischen Brüder anzunehmen. Noch im gleichen Jahr trugen regelmäßige Besuche des Kreisaufsehers aus Senegal zum stetigen Fortschritt der theokratischen Tätigkeit in Gambia bei. Für die gambischen Zeugen war es viel näher, Kreis- und Bezirkskongresse in Dakar zu besuchen, wo für sie ein besonderes Programm in Englisch arrangiert wurde.

Da nun das Gesetz, das Jehovas Zeugen als unerwünschte Einwanderer brandmarkte, aufgehoben worden war, tauchte die Frage auf: Wird es möglich sein, Missionare kommen zu lassen, die helfen würden? 1967 wurde ein Versuch in dieser Hinsicht unternommen, doch ohne Erfolg. Die Behörden gaben eine Verordnung heraus, die besagte, daß Jehovas Zeugen in Gambia nicht mehr als drei ausländische Vertreter haben dürften. Trotz ständiger Bemühungen der Gesellschaft und der einheimischen Brüder, eine Aufhebung dieser Anordnung zu erreichen, ist es Missionaren oder anderen Vollzeitdienern nicht möglich gewesen, nach Gambia einzureisen, um die kleine Versammlung in Banjul zu unterstützen.

DIE „GUTE BOTSCHAFT“ ERREICHT MALI

Ein drittes westafrikanisches Land, das unter die Aufsicht des senegalesischen Zweigbüros der Gesellschaft kam, war Mali. Mali ist ein riesiges Land, das sich weit in die Sahara erstreckt und im Norden an Algerien grenzt. In den nördlichen Regionen, die in dem Sahel und in der Sahara liegen, besteht Mali hauptsächlich aus Sand — heißem, staubigem Sand unter einer brennenden Sonne. Die südlichen Regionen jedoch, besonders der Teil, der durch den majestätischen Niger bewässert wird, sind grün. Dort gibt es auch einige Wälder und üppigen Pflanzenwuchs. Die schöne Hauptstadt Bamako liegt an beiden Ufern des Niger.

Die 5 Millionen Einwohner Malis, die sich sowohl aus weißen arabischen Wüstennomaden als auch aus dunkelhäutigen afrikanischen Stammesangehörigen zusammensetzen, sind ein freundliches, gastfreies Volk, das ganz im Gegensatz zu der wenig einladenden Wüste steht, von der es umgeben wird. Die ersten „Wasser“ der Wahrheit begannen in Mali im Jahre 1962 zu fließen, als die Gesellschaft vier Brüder aus Ghana bat, das Feld dort zu erschließen. Nach einem Schnellkurs in Französisch, der in Abidjan (Elfenbeinküste) durchgeführt wurde, gingen Bruder Ewuley Sarpey und seine drei Gefährten gespannt und voller Erwartung in ihre neue Zuteilung. Würde es dort ganz anders sein als in Ghana?

Ganz bestimmt! Die stechende Sonne schien fast unerträglich zu sein, doch die vier Königreichsverkündiger lernten bald, sich die kühleren Tagesstunden zunutze zu machen. Die Zusammenkünfte für den Predigtdienst wurden morgens um sieben Uhr abgehalten. Nachdem sie etwa drei Stunden Dienst gemacht hatten und auf dem heißen, lockeren Sand gelaufen waren, war es Zeit, daß sie sich in den Schutz der kühleren Wohnung begaben und ausruhten, etwas aßen und eine sehr benötigte Siesta hielten, bevor sie um vier Uhr nachmittags wieder in den Predigtdienst gingen. Oft arbeiteten sie dann bis in die kühleren Stunden des späten Abends.

Zwei dieser Pionierbrüder kehrten 1964 nach Ghana zurück. Um sie zu ersetzen, wurden die Sonderpioniere René Peyronnet und seine Frau gebeten, ihre Zuteilung in Algerien aufzugeben und in Mali zu helfen. Doch das Klima kann sehr hart sein, und schon nach wenigen Monaten ergaben sich gesundheitliche Schwierigkeiten, die es nötig machten, daß sie nach Frankreich zurückkehrten. Sie wurden am 10. Mai 1964 durch Bruder Lucien Frizon und seine Frau ersetzt, die nach Bamako geschickt wurden.

Das Leben der Einwohner von Bamako spielte sich in kleinen, überfüllten Höfen ab. Mehrere Familien lebten jeweils eng zusammen und teilten oft die kleinen Behausungen. Tiere mischten sich frei unter die lebhaft redenden Frauen, die gerade das Essen zubereiten mochten. Und inmitten all dieser Unruhe saß dann vielleicht — wie in einer anderen Welt — ein älterer Moslem auf einer Strohmatte unter einem Mangobaum mit einem Kessel Wasser an seiner Seite. Das Wasser diente ihm zur Waschung vor dem Gebet. Es war nicht leicht, in die Gedankenwelt dieser Menschen einzudringen.

Unter diesen einfachen Verhältnissen sollte nun die „gute Botschaft“ verkündigt werden. Die Pioniere beteten um Jehovas Geist und machten sich an die Arbeit. Sie dienten unermüdlich, Tag für Tag, und verkündigten treu die Botschaft des Friedens und des Trostes. Im Sommer 1965 schloß sich ihnen ein weiteres Sonderpionierehepaar an. Doch die Botschaft von Gottes Königreich wurde nicht von allen begrüßt, und bald ergriffen die Behörden Maßnahmen. Im September 1965, als das Königreichspredigtwerk gerade dem neugegründeten Zweigbüro in Senegal unterstellt worden war, wurden die vier Sonderpioniere aus Mali ausgewiesen. Sie wurden darauf alle nach Senegal gesandt.

Doch dem Widersacher ist es nicht gelungen, den Samen der Wahrheit zu verbrennen, der in Mali ausgestreut worden und aufgegangen ist. Bruder Sarpey ist in Mali geblieben und dient dort weiterhin treu als Sonderpionier, während er sich gleichzeitig der Bedürfnisse seiner Frau und seiner zwei Kinder annimmt. Bruder John Ansah, damals ein sehr eifriger allgemeiner Pionier, war in dieser kritischen Zeit eine große Hilfe, da er freundschaftlichen Kontakt zu einigen Amtspersonen hatte. Und welch ein Segen ist es für unser Werk, daß Bruder Ansah immer noch im Vollzeitdienst tätig ist, heute sogar als Sonderpionier! Er ist wirklich ein ausgezeichnetes Beispiel des Ausharrens.

ERSTE ANSTRENGUNGEN IN MAURETANIEN

Die Verkündigung der „guten Botschaft“ in der dünnbesiedelten islamischen Republik Mauretanien wird ebenfalls vom Zweigbüro der Gesellschaft in Dakar beaufsichtigt. 1966 gingen zum ersten Mal Berichte über die Zeugnistätigkeit aus diesem Land ein. Das war ein Anzeichen für das Bestehen einer kleinen geistigen Oase für die Wüstenbewohner dieses Landes. Die Bevölkerung, die hauptsächlich aus wandernden Araberstämmen besteht, hat wenige der modernen Annehmlichkeiten. Das Kamel ist immer noch eines der Haupttransportmittel. Amtssprache ist Französisch, obwohl Arabisch die Landessprache ist und von den meisten Einwohnern gesprochen wird. Die Einstellung der Regierung zu unserem Werk ist sehr ungünstig, und es ist nicht leicht, unter den gegenwärtigen Umständen Jünger zu machen. Die beiden Verkündiger im Jahre 1966 waren Schwestern, deren Männer aufgrund eines Arbeitsvertrags nach Mauretanien gesandt worden waren. Sie verließen das Land Ende Mai 1967.

Ein Bruder, der Ende 1968 in die Hauptstadt Nouakchott zog, sorgte jedoch dafür, daß das Licht der Wahrheit nicht ausging. Obwohl er erst kurz zuvor getauft worden war, verbreitete er viele Schriften und richtete einige Heimbibelstudien ein. Als er später nach Frankreich zog, begann eine Verkündigerin aus Rosso, an der senegalesischen Grenze, jeden Monat Zeugnis zu geben. Dieser interessierten Frau war es möglich, recht häufig nach Dakar zu fahren und so geistig gestärkt zu werden. Außerdem führte eine Schwester in Dakar brieflich ein Bibelstudium mit ihr durch.

WEITERE FORTSCHRITTE IN SENEGAL

Unser Werk in Senegal ging weiter voran, und nachdem in Dakar das Zweigbüro eingerichtet worden war, wurde die Organisation im Land durch die bessere Aufsicht wirklich gestärkt. Es gab eine 33prozentige Zunahme; 1966 berichteten 98 Verkündiger, darunter 16 Sonderpioniere und Missionare. Regelmäßige Kreis- und Bezirkskongresse trugen ebenfalls zu einem vermehrten Geistiggesinntsein bei.

1967, etwa 15 Jahre nachdem die ersten Strahlen der Wahrheit in dieses Land der Gegensätze gedrungen waren, waren zum ersten Mal über 100 Verkündiger tätig, denn eine Höchstzahl von 120 Personen beteiligte sich am Dienst. Regelmäßig gingen begeisterte Berichte aus Saint-Louis, Thiès und Ziguinchor ein. Die beiden Versammlungen in Dakar wurden ständig größer, obwohl jedes Jahr viele Brüder Senegal verließen, weil die Regierung die Arbeitsplätze „senegalisierte“. Zwanzig Vollzeitverkündiger gingen in der Tätigkeit führend voran und kämmten das so unterschiedliche Gebiet ständig durch. Welch eine Begeisterung, zu sehen, daß sich in jenem Jahr 268 Personen zum Gedächtnismahl versammelten! Senegal ist ein Paradies für Fischer, aber, um bei Jesu Worten zu bleiben, es wurden auch immer mehr Menschen „lebendig gefangen“ und geschult, ihre geistigen Netze selbst zu einem Fang hinabzulassen (Luk. 5:9-11).

Die Schriften der Gesellschaft haben hier sehr dazu beigetragen, die Menschen mit ihrem Schöpfer, Jehova Gott, bekannt zu machen. Besonders die Zeitschrift Erwachet! ist sehr bekannt. Ihr Wert wird von Menschen aller Stellungen anerkannt, und fast jeder, den man im Predigtdienst antrifft, hat die Zeitschrift Erwachet! schon einmal gelesen oder zumindest gesehen. Viele hören respektvoll zu, wenn sie erfahren, daß die Herausgeber dieser Zeitschrift Jehovas Zeugen sind. Häufig hält man uns auf der Straße an und bittet uns um die neueste Ausgabe, und viele Bibelstudien konnten dank Erwachet! eingerichtet werden.

Ende der 1960er Jahre wurden die Reihen der Vollzeitdiener in Senegal ständig größer. 1968 kamen weitere Missionare in dieses Land der Gegensätze. Nun gab es eine neue Höchstzahl von 139 Verkündigern, und 339 versammelten sich zur Gedächtnismahlfeier. Zum ersten Mal wurden über 50 000 Stunden im Zeugniswerk verbracht, und 266 Bibelstudien wurden monatlich durchgeführt. Nun waren alle Voraussetzungen für ein künftiges Wachstum geschaffen worden.

KONGRESSE „FRIEDE AUF ERDEN“

Und was für Segnungen das Jahr 1969 in Aussicht stellte! Mit Hilfe der großzügigen Spenden von Brüdern aus aller Welt war es vielen Missionaren möglich, einen der internationalen Kongresse „Friede auf Erden“ in Europa oder in Amerika zu besuchen. Welch eine Freude! Außer den Missionaren reisten noch über 50 einheimische Zeugen zu Kongressen nach Paris, Nürnberg oder New York. Die drei Sonderpioniere, die damals in Gambia dienten, besuchten einen Kongreß in London. Alle Kongreßteilnehmer kehrten geistig erfrischt und für das vor ihnen liegende Werk gestärkt wieder zurück.

Natürlich konnten viele Senegal nicht verlassen, um einen der größeren Kongresse des Jahres 1969 zu besuchen. Daher hatte der Bezirkskongreß „Friede auf Erden“, der vom 25. bis 28. Dezember in Dakar stattfand, besondere Bedeutung für sie. Dreizehn Gott hingegebene Personen standen auf, um die beiden Fragen, die während der Taufansprache gestellt werden, mit Oui! zu beantworten.

Das Jahr 1969 brachte somit viele Segnungen für das Werk des Jüngermachens in diesem Land der Gegensätze mit sich: eine neue Höchstzahl von 158 Verkündigern, eine 15prozentige Zunahme an Königreichsverkündigern und 30 Pioniere, von denen 19 besonders ausgebildete Gileadabsolventen waren. Das Gedächtnismahl wurde von 383 Personen besucht.

EINTRITT IN DIE 1970ER JAHRE

Doch was würden die 1970er Jahre bringen? In verschiedenen Ländern Afrikas wurden unfaire Maßnahmen gegen Jehovas Zeugen ergriffen. Wie würde dies Gottes Diener in anderen afrikanischen Ländern berühren?

Oft auf Veranlassung der Geistlichkeit erschienen plötzlich ungünstige Artikel in gewissen religiösen Zeitungen. Die Brüder wurden ermutigt, geistig Fortschritte zu machen und die Wahrheit den Neuen ins Herz einzuflößen, damit sie der Prüfung der Verfolgung standhalten konnten. Das Ergebnis? Es gab eine weitere Mehrung, denn im Dienstjahr 1970 ließen sich 22 Personen taufen.

EINE AUSSERGEWÖHNLICHE ZUSAMMENKUNFT

Das Jahr 1970 ging mit einem besonderen Ereignis zum Lobpreis Jehovas zu Ende: Vom 1 bis 4. Dezember fand ein außergewöhnlicher Kongreß statt. Für die senegalesischen Christen erwies sich der Bezirkskongreß „Menschen guten Willens“ als das bis dahin wichtigste Ereignis. Wie dankbar waren wir doch, daß Jehova und seine sichtbare Organisation liebevoll dafür gesorgt hatten, daß 140 Brüder und Schwestern aus den Vereinigten Staaten und aus Kanada zu Besuch kamen! Durch ihre Gegenwart wurde die kleine Oase der Versammlung Dakar in einen größeren Garten umgewandelt, und der Kongreß erhielt ein wirklich internationales Gepräge.

Es wurden besondere Anstrengungen unternommen, den Besuchern das wirkliche Afrika näherzubringen Sie wurden in typisch afrikanischen Hütten untergebracht. Auch wurde ein besonderes Programm vorbereitet — hauptsächlich von den hiesigen Missionaren —, um den Besuchern im Kongreßsaal einen Eindruck vom Leben in Afrika zu vermitteln. Eine Marktszene in Senegal, das Zeugniswerk hier, viele Bräuche, Volkslieder und Tänze — all das war ein Bestandteil des besonderen Programms.

Dies war ein unvergeßlicher Kongreß; er war in vieler Hinsicht außergewöhnlich. 25 Personen fanden sich zur Taufe ein, mehr, als bis dahin während eines ganzen Jahres in Senegal getauft worden waren.

EIN ÜBERBLICK ÜBER UNSERE FORTSCHRITTE

Obwohl es 17 Jahre Arbeit gekostet hatte, bis in Senegal 100 Königreichszeugen tätig waren, gab es dort interessanterweise schon nach vier weiteren Jahren 200 Verkündiger, denn im April 1971 verkündigten 207 Personen die „gute Botschaft“. Ein Zeichen für die mögliche künftige Mehrung in Senegal war die Zahl der beim Gedächtnismahl Anwesenden: 459 Personen.

In Gambia setzten die Brüder ihre Tätigkeit standhaft fort, trotz der recht schwierigen Verhältnisse. Sie freuten sich sehr, als 1971 zum Gedächtnismahl 24 Personen zusammenkamen. Das war für die sieben einheimischen Verkündiger eine wirkliche Ermunterung. Die kleine Gruppe, die damals in Mali bestand, wurde von einem Sonderpionier und einem allgemeinen Pionier unterstützt. 1971 berichteten in Mauretanien drei Verkündiger über ihren Predigtdienst. In jenem Jahr wurde in Mauretanien zum ersten Mal das Gedächtnismahl gefeiert. 22 Personen waren anwesend.

Es war sehr ermutigend, zu sehen, daß 1972 in Senegal 45 Personen getauft wurden, bis dahin die höchste Zahl in einem Jahr. Beim Gedächtnismahl waren 577 Personen anwesend, und wir erreichten eine neue Höchstzahl von 241 Verkündigern. Während es 21 Jahre gedauert hatte, bis wir 200 Verkündiger hatten, erreichten wir doch schon nach drei weiteren Jahren (1971 bis 1974) die 300-Verkündiger-Grenze. Wir waren überglücklich, als sich 1974 302 Personen am Predigtdienst beteiligten und 705 zum Gedächtnismahl kamen, 100 mehr als im Vorjahr. Ein Ereignis, das gewiß zu dieser Mehrung beitrug, war der internationale Kongreß „Göttlicher Sieg“, das erfrischendste Ereignis des Jahres 1973. Über 100 Besucher aus fernen Ländern stärkten uns durch ihre Gegenwart. Die Anwesendenhöchstzahl war 510, die höchste Zahl, die es bis dahin überhaupt gegeben hatte, und 23 Personen wurden getauft. Die Anwesenden faßten den festen Entschluß, treu zu bleiben und so an Jehovas Sieg teilzunehmen.

Die Zunahme war weiterhin ermutigend, denn 1975 waren 327 Königreichsverkündiger tätig, und 826 Personen besuchten das Gedächtnismahl. Die meisten dieser Neuen leben in den Großstädten, besonders in Dakar. Doch wie verhielt es sich mit den kleinen Dörfern, von denen viele noch nie Zeugnis erhalten hatten?

„VON DORF ZU DORF“

Im Dienstjahr 1976 wurden vereinte Anstrengungen unternommen, große Teile des nichtzugeteilten Gebiets zu bearbeiten. Die Brüder hatten einige Probleme, da es keine guten Straßen gab; doch mit der Hilfe Jehovas konnten sie viel Gutes bewirken, wie aus folgendem Bericht hervorgeht:

„Wir bereiteten uns gut vor. Wir nahmen einen Nahrungsvorrat und Kochgeschirr, ein Zelt und viel Literatur mit. Die Hauptprobleme, abgesehen von den schlechten Straßen, waren das Analphabetentum und unsere Unkenntnis der einheimischen Dialekte. Mit Hilfe von freiwilligen Dolmetschern und Tonbandaufnahmen in den Hauptdialekten kamen wir jedoch gut zurecht. In einem Dorf nahm der Häuptling bereitwillig einen Satz Bücher entgegen, und als er ihren Wert erkannte, führte er uns zum Dorfplatz, wo wir warteten, und er ging von Hütte zu Hütte und lud jeden ein zu kommen. Es war noch keine halbe Stunde vergangen, und wir hatten 50 Bücher abgegeben.

Aufgrund des Zustands der Wege zwischen den Dörfern benutzten wir manchmal die ,Strandstraße‘. Wir mußten nur auf die Felsen aufpassen und zusehen, daß wir nicht im Sand versanken. Einmal wurden wir plötzlich zum Stehen gebracht, als ein im Sand verstecktes spitzes Stück Holz zwei Reifen durchlöcherte. Schnell mieteten wir einen Karren und schafften die Räder in ein nahe gelegenes Dorf, damit sie repariert wurden, bevor die Flut kam und den Wagen und seinen Inhalt fortschwemmen konnte. Wir schafften es! In den vier Tagen, in denen wir 20 Dörfer besuchten, verbreiteten wir 347 Bibeln und Bücher, 320 Broschüren und 663 Zeitschriften und konnten mehr als 20 Abonnements aufnehmen.“

Wir beteten darum, daß Jehova weiterhin diejenigen segnen möge, die in solchen Gebieten freudig die „gute Botschaft“ verkündigen. Wie Jesus, so verbreiten die senegalesischen Christen die Königreichsbotschaft nicht nur in den Städten, sondern auch „von Dorf zu Dorf“ (Luk. 8:1).

EIN GLAUBE, DER STÄRKT

Die Zahl der Verkündiger nahm weiter zu. 1976 kamen 835 Personen zum Abendmahl des Herrn, was uns zeigte, daß noch gute Möglichkeiten zur Ausdehnung bestehen. 1977 hatten wir eine Höchstzahl von 334 Verkündigern. Manchmal geht die Mehrung nur langsam vor sich. Doch wie verhält es sich mit denen, die bereits in der Wahrheit sind? Sind sie fest im Glauben verankert? Es gibt einige, die abfallen, aber die meisten haben einen starken Glauben erlangt und so haben wir nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative Zunahme zu verzeichnen.

Ein Beispiel dafür haben wir in der Familie Fourcault. Wir haben bereits erwähnt, wie sie die Wahrheit kennenlernte. Doch wie stark würde ihr Glaube angesichts schrecklicher Unglücksschläge sein? Zuerst wurden bei einem Autounfall mit Ausnahme der zwei ältesten Jungen alle Glieder der Familie schwer verletzt. Die meisten von ihnen mußten eine Zeitlang im Krankenhaus bleiben. Dennoch bewahrten sie als Familie ihren Glauben, indem sie regelmäßig gemeinsam die Bibel studierten. Diese schwierige Zeit führte ihnen vor Augen, wie wichtig es ist, etwas für das Geistiggesinntsein zu tun. Zu diesem Zweck wurde der Pioniergeist gefördert. Henri, der älteste Junge, nahm zuerst den allgemeinen Pionierdienst und dann den Sonderpionierdienst auf. Sein Bruder Jean-Marc tat etwas später das gleiche. Ihre Mutter wurde allgemeiner Pionier. Bald jedoch sah sich diese eifrige und vereinte Familie einer noch größeren Krise gegenüber. Schwester Fourcault mußte sich im Krankenhaus einer schweren Operation unterziehen. Sie machte weisen Gebrauch von ihrer Zeit, indem sie dort Zeugnis gab und ein Bibelstudium einrichtete. Dann folgte ein weiterer Unglücksschlag. Kurz bevor Schwester Fourcault das Krankenhaus verlassen sollte, starb sie plötzlich an einem Blutgerinnsel.

Schwester Fourcault hätte sich gefreut, die reife Reaktion der Familie zu sehen, auch der Kleinen. Es war wunderbar, ihren Glauben an die Auferstehung zu beobachten (Joh. 5:28, 29; 11:21-25). Sylvie, die elfjährige einzige Tochter, hielt nur wenige Stunden nach der Beerdigung mutig ihre erste Ansprache in der Theokratischen Schule. Als ihre Mutter noch im Krankenhaus lag, hatte sie ihr versprochen, daß dieser Teil des Programms für sie auf Tonband aufgenommen würde, und das wurde trotz ihres Todes getan. Als man der kleinen Sylvie das Band gab, hielt sie es an ihr Herz und sagte ernst: „Ich werde es sorgfältig aufheben, damit meine Mutter nach der Auferstehung meine erste Predigt hören kann.“

Die drei ältesten Jungen der Familie Fourcault sind jetzt im Vollzeitdienst tätig. Zwei von ihnen haben die Gileadschule besucht, Henri die 55. Klasse und Jean-Marc die 59. Sie sind zurückgekehrt, um in Senegal zu dienen.

TÄTIGER GLAUBE UNTER DEN GAMBIERN

Auch in Gambia gibt es Beispiele der Treue. Ralph Phillott, ein treuer Ältester der Versammlung Banjul, starb nach einer langwierigen Krankheit. Den Hunderten, die der Beerdigungsansprache beiwohnten, wurde ein gutes Zeugnis gegeben.

Ein sehr wichtiges Ereignis für unsere Brüder in Gambia war der ausgezeichnete Kreiskongreß, der im Mai 1976 stattfand. Zum ersten Mal wurden auf einem Kongreß in Banjul drei Personen getauft, zwei von ihnen einheimische Gambier. Mit einem war schon im Jahre 1959 Kontakt aufgenommen worden. Jahrelang hatte er die Versammlung besucht und sich gleichzeitig bemüht, seine Kirche zu reformieren. Schließlich erkannte er die Notwendigkeit, aus Babylon der Großen hinauszugehen, und danach ließ er sich taufen. Eine Frau, die zur gleichen Zeit getauft wurde, ist eine bekannte pensionierte Lehrerin, und ihre Taufe im Gambia war ein schönes Zeugnis für die Ortsbewohner.

Welch eine Freude war es, im Jahre 1977 eine 67prozentige Zunahme an Verkündigern mit einer Höchstzahl von 11 Königreichsverkündigern zu sehen! Als wir kürzlich an Angehörige des Ärztestandes einen Brief zusammen mit der Broschüre Jehovas Zeugen und die Blutfrage schickten, trug dies dazu bei, unser Werk und unseren biblischen Standpunkt in jenem Land besser bekanntzumachen.

Die kleine Verkündigergruppe in Banjul ist dankbar dafür, daß sie jedes Mal, wenn für Westafrika ein Zonenbesuch geplant ist, nicht vergessen wird. Im Februar 1978 hat sie C. W. Barber von der leitenden Körperschaft, seine Frau und seinen Reisebegleiter David Mercante wahrscheinlich mit ebenso großer Freude empfangen, wie die ersten Christen den Apostel Paulus empfingen, wenn er zu Besuch kam. Insgesamt 38 Personen besuchten die besondere Zusammenkunft, die während dieses Zonenbesuchs in Gambia veranstaltet wurde.

MALIS CHRISTEN ERFREUEN SICH REICHER SEGNUNGEN

Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte unseres Werkes in Mali wurde im Jahre 1973 erreicht, als drei Sonderpioniere von Dakar nach Bamako zogen. Ihre ernsthaften Anstrengungen unter schwierigen Verhältnissen haben gute Ergebnisse gezeitigt. Jeder von ihnen verbringt monatlich bis zu 200 Stunden im Predigtdienst, gibt durchschnittlich 300 Zeitschriften ab und führt bis zu 23 Bibelstudien durch. Ein Pionier nahm in einem Monat 100 Abonnements auf. Darauf folgte eine schöne Zunahme. 1973 gab es in Mali nur 7 Zeugen, einschließlich der Pioniere. Aber 1975 verkündigten schon 23 die „gute Botschaft“, und 1977 waren 32 Königreichsverkündiger tätig.

Der Bezirkskongreß „Freudige Arbeiter“ im Dezember 1977 erwies sich für die Brüder aus Mali, die nach Dakar (Senegal) reisen konnten, als eine große Ermunterung. Sie waren von der christlichen Gastfreundschaft, die ihnen zuteil wurde, tief beeindruckt, und mehrere planten, den internationalen Kongreß „Siegreicher Glaube“ in Paris zu besuchen. Natürlich wurde das gleiche reiche geistige Festmahl für den Kongreß geplant, der 1978 in Dakar stattfinden sollte.

WIR SUCHEN WEITER NACH „DURSTIGEN“

In Senegals 8 Versammlungen arbeiten 56 Pioniere und Missionare Schulter an Schulter mit etwa 300 Glaubensgefährten. Die über 380 Königreichsverkündiger in Senegal, Mali, Gambia und Mauretanien sind natürlich eine unbedeutende kleine Schar, verglichen mit der Gesamtbevölkerung von etwa 11 Millionen Menschen. Doch im Vertrauen zu Jehova fahren sie fort, die geistige Dürre zu bekämpfen.

Obwohl einige in den letzten Jahren ihre geistige Vision verloren haben, ‘bleibt die feste Grundlage Gottes bestehen’, denn „Jehova kennt die, die ihm gehören“ (2. Tim. 2:19). Mit stets neuem Eifer fordern daher die glücklichen Verkündiger der „guten Botschaft“ weiterhin ehrlichgesinnte Menschen auf, zu ‘kommen und Wasser des Lebens kostenfrei zu nehmen’ (Offb. 22:17). In Senegal, diesem Land der Gegensätze, das unter der ständigen Dürre sehr zu leiden hat, dienen wir Jehova weiterhin und bereiten uns auf den Tag vor, an dem — wie in dem gegenwärtigen geistigen Paradies — ‘die Wildnis und die wasserlose Gegend frohlocken werden und die Wüstenebene voller Freude sein und wie der Safran blühen wird’ (Jes. 35:1).

Inzwischen werden Jehovas treue Diener in Senegal, Mali, Mauretanien und Gambia wie kleine Oasen in einem versengten Land weiterhin die herzerwärmende Einladung ergehen lassen, zu Jehova Gott, dem Quell allen Wassers, zu kommen. Mit unseren Glaubensbrüdern auf der ganzen Erde rufen wir vereint aus: „Heda, all ihr Durstigen! Kommt zum Wasser! ... Höret, und eure Seele wird am Leben bleiben“ (Jes. 55:1-3).

[Karte auf Seite 233]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

SENEGAL

Dagana

Saint-Louis

Louga

Kayar

Thiès

Mbacké

Dakar

Rufisque

Diourbel

Mbour

Fatick

Kaolack

Tambacounda

Bignona

Kolda

Ziguinchor

Atlantik

MAURETANIEN

MALI

GUINEA

GAMBIA

Banjul (Bathurst)

GUINEA-BISSAU

[Bild auf Seite 251]

Wirkungsvolles Zeugnisgeben von Hütte zu Hütte. Die Bewohner Senegals sind selten zu beschäftigt, um der guten Botschaft von Gottes Königreich aufmerksam zuzuhören.