Libanon und Syrien
Libanon und Syrien
Die Heimat der seefahrenden Phönizier. In biblischen Zeiten das Land der berühmten und majestätischen Zedern. Das war Libanon in vergangenen Jahrhunderten.
Heute ist Libanon eine kleine moderne Republik und nimmt einen Landstreifen an der Ostküste des Mittelmeers ein. Das Land ist nur etwa 10 400 km2 groß, rund 200 km lang und 48 bis 56 km breit. Dieses Küstenland ist mit Bananenhainen, Zitrusgärten und anderen subtropischen Pflanzungen gesegnet. Die fruchtbare Landschaft entlang dem blauen Mittelmeer wird von dem eindrucksvollen Libanongebirge überragt, das sich an seiner höchsten Stelle über 3 000 m hoch erhebt. Hinter diesem Gebirge liegt der fruchtbare Libanongraben und dahinter der Antilibanon, ein Gebirgszug, der an seinem südlichen Ende von dem erhabenen Hermon gekrönt wird.
Arabisch ist die Sprache, die in den vielen libanesischen Dörfern, die in den Bergen und Tälern eingebettet liegen, gesprochen wird. Es ist auch die vorherrschende Sprache in den Städten, doch dort hört man auch oft Französisch und Englisch.
Auf religiösem Gebiet gibt es in dem kleinen Land Libanon eine große Vielfalt. Die größte „christliche“ Gruppe sind die mit Rom unierten Maroniten. Dann kommen die Griechisch-Orthodoxen; auch eine Anzahl protestantischer Organisationen sind hier vertreten. Diese „christlichen“ Gruppen machen etwas über die Hälfte der 3 650 000 Einwohner aus. Die übrigen Einwohner gehören verschiedenen moslemischen Richtungen an. Libanon ist somit das einzige arabische Land mit einer „christlichen“ Mehrheit.
Von Natur aus sind die Libanesen sehr freundlich und leicht ansprechbar. Sie sind immer bereit, über Lebensfragen
zu diskutieren, selbst mit völlig Fremden. Ja, sie finden es ganz natürlich, über Religion zu sprechen.Syrien, das im Osten und im Norden an Libanon grenzt, ist ein viel größeres Land. Mit einer Fläche von etwa 185 200 km2 ist es über 17mal so groß wie Libanon. Der größte Teil des Landes ist jedoch eine riesige Wüste. Die meisten Einwohner Syriens — etwa 8 375 000 Menschen, nahezu 90 % davon Moslems — leben daher an der Mittelmeerküste und in der Nähe der Grenze nach Libanon. Die Amtssprache ist Arabisch, und sie wird von 80 % der Bevölkerung gesprochen.
DIE BIBLISCHE WAHRHEIT GELANGT NACH TRIPOLI
Viele Libanesen sind in andere Länder ausgewandert, um dort ihr Glück zu machen. Oft kehren sie, wenn sie erfolgreich gewesen sind, mit ihrem Vermögen in ihr Heimatland zurück, um sich dort zur Ruhe zu setzen. Im Jahre 1921 kehrte ein solch erfolgreicher Libanese, Michel Aboud, in seine Heimat zurück, und er brachte etwas mit, was weit wertvoller war als materieller Wohlstand. Während seines Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten von Amerika war er ein Bibelforscher geworden, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden. Aboud war sehr bedacht darauf, seine neugewonnene biblische Erkenntnis mit aufrichtigen Libanesen zu teilen.
Nachdem er in seine Heimatstadt Tripoli in Nordlibanon zurückgekehrt war, mietete er ein Haus neben einer Zahnarztpraxis. Dr. Halma Shammas, der dort als Zahnarzt tätig war, hatte ebenfalls in den Vereinigten Staaten gelebt und war nach Libanon zurückgekehrt. Er war der erste Zahnarzt seiner Art in Tripoli und genoß großes Ansehen. Er war auch sehr religiös, und oft hatte er Bischöfe und andere prominente Geistliche zu Gast.
Bruder Aboud schloß sehr bald Bekanntschaft mit Dr. Shammas und unterhielt sich fast täglich mit ihm, wenn er an seiner Praxis vorbeikam. Ein besonderes Gesprächsthema Johannes 1:1 zu beweisen, indem er die Worte „... das Wort war Gott“ betonte. Bruder Aboud erklärte, daß es gemäß dem ursprünglichen griechischen Text heißen müßte: „... das Wort war ein Gott.“ Er wies darauf hin, daß dieser Text auch in der orthodoxen arabischen Bibel so übersetzt worden sei.
war die Dreieinigkeitslehre. Eines Tages lud der Doktor einen protestantischen Geistlichen ein, der versuchte, die Dreieinigkeitslehre mit Hilfe vonDas wollte der Geistliche nicht glauben, und obwohl es im Laufe der Unterhaltung inzwischen schon 22.30 Uhr geworden war, schlug jemand vor, sie sollten zur Residenz des Bischofs der Orthodoxen Kirche gehen und Johannes 1:1 in der orthodoxen Übersetzung nachlesen. Der protestantische Geistliche wollte zwar nicht, doch Dr. Shammas bestand darauf. Er ließ die Pferde anspannen, und ab ging es mitten in der Nacht. Der Bischof war sehr überrascht, als solch prominente Personen um diese Zeit an seine Tür klopften. Er war nicht weniger überrascht, als er erfuhr, daß sie sehen wollten, was in Johannes 1:1 steht. Natürlich stellte sich das Argument von Bruder Aboud als wahr heraus, und der protestantische Geistliche wurde zum Schweigen gebracht.
Dr. Shammas war begeistert, daß dieser Punkt nun geklärt war. Von da an machte er schnelle Fortschritte in seinem Bibelstudium, und im Jahre 1922 schloß er sich Bruder Aboud im wahren Glauben an. Die Tatsache, daß er ein Bibelforscher wurde, verursachte keinen geringen Aufruhr. Später diente Bruder Shammas’ Praxis als erste christliche Zusammenkunftsstätte in Tripoli. Etwa in dieser Zeit interessierte sich ein bekannter Lehrer der amerikanischen Knabenschule, ein Mann namens Ibrahim Affyeh, für die Wahrheit.
Ein anderer Lehrer, Saba Boutary, wurde von seiner griechisch-orthodoxen Gemeinde ermuntert, Priester zu
werden. Er lehnte das ab, aber er interessierte sich weiterhin für religiöse Fragen. Als er von Michel Aboud hörte, suchte er ihn auf und erhielt von ihm ein Bibelstudienhilfsmittel. Noch in der gleichen Nacht las er das ganze Buch durch und wünschte dann weitere Literatur. Schon nach kurzer Zeit war Boutary überzeugt, daß er die Wahrheit gefunden hatte. In seinem Haus fand die erste Gedächtnismahlfeier statt, die die Bibelforscher in Libanon abhielten. Seine Frau backte das ungesäuerte Brot für das Gedächtnismahl. Das sollte sie in den folgenden Jahren noch oft tun.ANDERE NEHMEN DIE WAHRHEIT AN
Außerhalb von Tripoli wurde ebenfalls gute Arbeit im Verbreiten der guten Botschaft geleistet. Der fruchtbare Distrikt Koura mit seinen mit üppigen Olivenbäumen bewachsenen Hügelketten erwies sich auch in geistiger Hinsicht als fruchtbar. Dort besuchte Bruder Aboud Nicola Najjar, einen alten Freund und Geschäftspartner, der in dem Dorf Bishmazin lebte. Zuerst war Nicola überrascht, seinen Freund über die Bibel reden zu hören. Doch schon bald beteiligte er sich mit Bruder Aboud am Predigen der guten Botschaft.
Auch andere im Distrikt Koura nahmen schnell die Wahrheit an. Unter ihnen waren Salim Karam aus Aafasdik, Salim Jehha aus Bishmazin sowie Ibrahim Salem, Dib Shaw und Dib Andraws aus dem nahe gelegenen Bterram. Bald sprachen diese aufrichtigen Brüder mit anderen über das, was sie gelernt hatten.
EIN SPIELSALON ERHÄLT EINEN NEUEN ZWECK
Es war Anfang der 20er Jahre. Die üblichste Art zu reisen? Zu Fuß oder mit dem Esel. Jeden Sonntag machten sich die paar eifrigen christlichen Zeugen Jehovas auf den Weg in verschiedene Dörfer, um die biblische Wahrheit zu verbreiten. Eines dieser Dörfer war Amioun.
In Amioun fanden die Königreichsverkündiger einen gutherzigen Menschen namens Abdullah Salem. Er verdiente seinen Lebensunterhalt, indem er im oberen Stockwerk seines Hauses einen Spielsalon betrieb. Auch verlieh er Geld an Spieler zu sehr hohen Zinsen, bis zu 100 % für 70 Tage. Ein Priester lieh einmal bei ihm eine große Summe Geld zu hohen Zinsen, und er bezahlte eine ganze Zeit lang seine Schulden nicht. Schließlich schuldete er ihm das 4fache des geliehenen Betrages. Man war sich uneinig darüber, wie die Schulden beglichen werden sollten, und die Sache kam vor Gericht.
In der Zeit, in der dieser Fall vor Gericht verhandelt wurde, lernte Abdullah Salem die Bibelforscher kennen. Er war von ihrer Botschaft sehr beeindruckt und machte schnell Fortschritte in seinem Bibelstudium. Obwohl das Gericht den Fall zu seinen Gunsten entschied, ging er zusammen mit einem christlichen Bruder zu dem Geistlichen und teilte ihm mit, daß er nicht den ganzen Betrag eintreiben wolle. Er solle einfach soviel zahlen, wie er es für richtig halte. Natürlich war der Priester überrascht. Er bezahlte schließlich einen gewissen Betrag, und die Sache war erledigt.
Bald wurde der Spielsalon in eine Versammlungsstätte der Bibelforscher umgewandelt, und etwa 12 bis 15 Personen kamen dort zusammen. Manchmal schickten die Geistlichen und verschiedene fanatische Gegner der Königreichsbotschaft Kinder zu Abdullahs Haus, damit sie dort viel Lärm machten und so die christlichen Zusammenkünfte störten. Abdullah Salem sagte darüber: „Früher veranstalteten wir hier Glücksspiele und trieben andere unehrliche Dinge, und niemand kam, um Lärm zu machen oder uns zu stören. Aber jetzt, wo wir die Bibel, Gottes Wort, studieren, kommen sie und stören uns. Es ist doch eigenartig, daß sich Menschen, die sich als Christen bezeichnen, so benehmen!“
AUSHARREN UNTER SCHWIERIGKEITEN
In jenen Tagen waren die Straßen im Distrikt Koura sehr schlecht, und es war nicht ungefährlich, zu Pferd oder mit dem Esel durch die Berge zu reiten. Trotzdem harrten die wenigen treuen Zeugen Jehovas in dieser Gegend aus und verkündigten mutig die Königreichsbotschaft. Oft ritten sie 25 bis 30 km weit, manchmal bei Regen und schlechtem Wetter, um eine christliche Zusammenkunft zu besuchen oder um die Botschaft der Wahrheit in einem benachbarten Dorf zu predigen Mtanous Daaboul erinnert sich, wie er mit vier anderen Personen etwa 25 km weit ritt, um in einem Nachbardorf das Gedächtnismahl zu besuchen.
Bruder Daabouls Haus wurde in jenen frühen Jahren als eine Art Rundfunkstation gebraucht. Auf dem Dach wurden Lautsprecher angebracht, und die Brüder hielten öffentliche Vorträge, die von fast jedem im Dorf gehört werden konnten. Viele hörten gern zu, doch andere leisteten Widerstand und bereiteten Bruder Daaboul Schwierigkeiten.
Da das Zeugniswerk damals noch nicht so organisiert war wie heute, nahm jeder Königreichsverkündiger verschiedene Gelegenheiten zum Zeugnisgeben wahr. Bruder Salim Karam wurde zum Beispiel einmal in ein entferntes Dorf zu einer Hochzeit eingeladen. Während der Trauungszeremonie wartete er vor der Kirche mit der Absicht, unsere Literatur anzubieten, wenn die Menschen aus der Kirche kämen. Während er dies tat, kam der Bischof nach draußen, der die Trauung durchgeführt hatte. Er streckte seine Hand aus, damit Bruder Karam sie küsse, wie es unter religiösen Menschen üblich war. Bruder Karam ergriff seine Hand, schüttelte sie und sagte: „Guten Tag. Wie geht es Ihnen?“
Als dem Bischof nicht die Ehre erwiesen wurde, die er erwartet hatte, fing er an, Bruder Karam anzuschreien und zu verfluchen. Sogar die versammelte Menschenmenge
versuchte, den Bischof zu beschwichtigen. Als er sah, daß ihn die Leute nicht im geringsten unterstützten, beruhigte er sich allmählich. Der Bischof erinnerte sich auch daran, daß er kurz zuvor eine große Spende von Bruder Karams Vater erhalten hatte. Offenbar hielt er es nicht für angebracht, mit dem Sohn eines Mannes, der so großzügig spendete, grob zu verfahren. Schließlich ging er weg, und Bruder Karam setzte das Verteilen biblischer Schriften fort. Da der Vorfall das Interesse der Anwesenden erweckt hatte, war Bruder Karams Büchertasche bald leer.EIN BESUCHER AUS DEM BROOKLYNER BETHEL
Im Jahre 1925 herrschte große Begeisterung unter der kleinen Schar der Diener Gottes in Nordlibanon, als die Nachricht eintraf, daß Bruder A. H. Macmillan aus dem Brooklyner Bethel nach Libanon kommen würde. Als sie ihn in Beirut am Schiff abholten, fragten sie ihn nach seinen Plänen. Er sagte, er könne nur zwei Tage bei ihnen verbringen und er wolle einen Vortrag an der Amerikanischen Universität in Beirut sowie einen Vortrag an der Universität von Damaskus im benachbarten Syrien halten. Wie sich jedoch herausstellte, erlaubte die Amerikanische Universität — eine religiöse Schule — Bruder Macmillan nicht, dort einen Vortrag zu halten. Was würde er nun tun?
Aus Tripoli kam eine Delegation in einem alten Ford und bat Bruder Macmillan, in den Distrikt Koura zu kommen, um dort einen Vortrag zu halten. Da Bruder Macmillan nicht wußte, ob man ihn in Damaskus reden lassen würde, sagte er: „Ich gehe mit euch.“
So fuhren sie in dem alten Auto 90 km weit über holperige Straßen von Beirut in den Distrikt Koura. Die Brüder dort brachten aus den Dörfern um Amioun eine Zuhörerschaft von etwa 200 Personen zusammen. Bruder Macmillan hielt den berühmten Vortrag „Millionen
jetzt Lebender werden nie sterben!“, und Bruder Ibrahim Atiyeh übersetzte ihn. Wie glücklich waren doch die Brüder, als sie diesen ausgezeichneten Vortrag hörten und das Interesse beobachteten, das so viele Menschen zeigten! Dieses Ereignis gab dem Königreichswerk in Nordlibanon wirklich einen schönen Auftrieb.Bevor Bruder Macmillan abreiste, fand eine Taufe statt. Unter den Getauften befanden sich Dr. Hanna Shammas und Salim Karam. Bruder Karam, der von kleiner Statur war, war empfindlich gegen Kälte. Er trug daher eine ganze Anzahl Kleidungsstücke übereinander. Bevor er seine Taufkleidung anzog, begann er, diese verschiedenen Kleidungsstücke auszuziehen, und neben ihm wuchs ein beachtlicher Stapel. Bruder Macmillan, der beobachtete, wie Bruder Karam immer dünner wurde, bemerkte scherzhaft: „Nun, Bruder, glaubst du, daß von dir noch etwas übrigbleibt, was wir taufen können?“ Gleich nach der Taufe brach Bruder Macmillan nach Beirut auf, und er traf dort gerade ein, als die Abfahrt seines Schiffes angekündigt wurde.
EINE VERWECHSLUNG
In den 20er Jahren waren einige revolutionäre Gruppen tätig. Ihr Ziel? Sie wollten eine Vereinigung von Syrien und Libanon zu einem Land herbeiführen. Eines Morgens wurden die Brüder Karam, Aboud, Atiyeh, Boutary und Najib Fayad von der Ortspolizei festgenommen, als sie in einem entlegenen Dorf in der Nähe der syrischen Grenze Zeugnis gaben. Warum? Weil man sie für Revolutionäre hielt. Die Nachricht verbreitete sich schnell, und bald scharten sich Menschen um den Polizeiposten, um zu sehen, wer verhaftet worden war. Schließlich waren über 200 Personen versammelt.
Bruder Ibrahim Atiyeh erkannte, daß dies eine ausgezeichnete Gelegenheit war, Zeugnis zu geben, und begann, zu der Menschenmenge zu sprechen und ihre
Fragen zu beantworten. Die Polizisten sahen zu, ohne einzugreifen, und so wurde ein gutes Zeugnis gegeben. Schließlich wurden die Brüder freigelassen, doch erst nachdem sie den Polizisten einige christliche Schriften gegeben hatten. So erwies sich diese Verwechslung als eine denkwürdige Predigtdiensterfahrung.DAS WERK BREITET SICH AUS
An einem Winterabend im Jahre 1926 brachen Bruder Hanna Shammas und Ibrahim Atiyeh von Tripoli aus auf, um entlang der sturmgepeitschten Mittelmeerküste in Richtung Süden zu dem Fischerdorf Enfé zu fahren. Dort besuchten sie den leiblichen Bruder von George Shakhashiri. (George, der jetzt 88 Jahre alt ist, ist ein Glied der Brooklyner Bethelfamilie.) Zwei junge Männer, Jiryis Awijan und Salim Demaa, nahmen begeistert an dem biblischen Gespräch teil. Sie machten in geistiger Hinsicht schnell Fortschritte. Schon nach wenigen Monaten fanden sonntags in der Wohnung von Bruder Awijan christliche Zusammenkünfte statt, zu denen Personen aus den umliegenden Orten kamen.
In den 1920er Jahren machten es sich die libanesischen Brüder zur Gewohnheit, einmal im Monat an einem Sonntag irgendwo zusammenzukommen und den ganzen Tag damit zu verbringen, über biblische Themen zu sprechen. Da sie nicht viel Literatur in Arabisch hatten, übersetzte Bruder Atiyeh, der Englisch und Arabisch gut beherrschte, Artikel aus dem Wachtturm und aus anderen Publikationen. Diese Artikel wurden in den monatlichen Zusammenkünften vorgelesen. Auf diese Weise erhielten die Brüder geistige Speise zur rechten Zeit (Matth. 24:45-47).
Die Einwohner des Dorfes Enfé waren freundlich. Es war daher möglich, dort ab und zu öffentliche Vorträge zu halten. Einmal sollte der öffentliche Vortrag in einer Schule gehalten werden. Die meisten Einwohner gingen
an jenem Tag zur Kirche, und der Pastor forderte sie auf, den öffentlichen Vortrag nicht zu besuchen. Doch wegen der Reklame, die er machte, kam fast jeder, der zur Kirche gegangen war, auch zum biblischen Vortrag am Nachmittag. Viele von ihnen besuchten dann auch weiterhin die christlichen Zusammenkünfte.FÜR DEN DIENST BESSER ORGANISIERT
In den 20er Jahren war die Bibelstudien und die Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas in Libanon nicht gut organisiert. Dennoch lernten Menschen die Wahrheit kennen. Sie nahmen sie an und predigten sie anderen. Man kann wirklich sagen, daß „die Hand Jehovas mit ihnen“ war (Apg. 11:19-21).
Anfang der 30er Jahre kamen etwa 10 Personen zu den christlichen Zusammenkünften, die in Dr. Shammas’ Praxis in Tripoli stattfanden. Sonntags ging man in entlegeneren Gebieten in den Predigtdienst. Die Brüder gingen nach Syrien hinein bis Damaskus und sogar bis Aleppo im Norden und gaben auf dem Weg in vielen Orten Zeugnis.
In den 1930er Jahren gab es in organisatorischer Hinsicht einige Verbesserungen. 1936 kam Yousef Rahhal, ein libanesischer Bruder, der jahrelang in den Vereinigten Staaten gelebt hatte, nach Libanon zu Besuch. Er half den Brüdern sehr, den Predigtdienst zu organisieren. Er erklärte ihnen, wie das Werk verrichtet werden sollte, und ging mit ihnen zusammen in den Predigtdienst, um ihnen zu zeigen, wie sie vorgehen konnten. In dem Dorf Amioun in Nordlibanon hielt er vor 20 Brüdern eine Ansprache, in der er die Notwendigkeit erklärte, von Haus zu Haus zu gehen. Gleich nach diesem Vortrag gingen die Brüder zu zweit hinaus, um von Tür zu Tür zu predigen, und wendeten so das an, was sie gehört hatten.
DIE KÖNIGREICHSWAHRHEIT ERSCHALLT!
Bruder Rahhal mußte zwar nach Amerika zurückkehren, doch er besuchte Libanon noch einmal im Jahre 1937. Er brachte eine Lautsprecherausrüstung, Schallplatten und eine Anzahl Grammophone mit. Doch Libanon und Syrien waren so groß, und Jehovas Zeugen waren so wenige! Bruder Rahhal kaufte daher einen Ford, Baujahr 1931, und montierte darauf den Lautsprecher. Mit diesem Wagen unternahmen die Brüder viele Fahrten in Libanon und Syrien und brachten die Königreichsbotschaft in entlegene Gegenden.
Die Brüder fuhren jeweils in ein Dorf und parkten den Wagen auf einem Hügel. Nach einer kurzen Einleitung spielten sie eine Schallplatte mit einem biblischen
Vortrag ab. In diesen ruhigen Gegenden wurde der Ton kilometerweit über die Hügel getragen. Die Menschen waren verblüfft. Einige fürchteten sich sogar, da sie glaubten, Gott spreche zu ihnen aus dem Himmel, als sie die donnernde Stimme aus dem Lautsprecher hörten.Nach dieser eindrucksvollen Einleitung scharten sich die Menschen um den Lautsprecherwagen. Dann konnte der Ton etwas leiser gestellt werden, und der versammelten Gruppe wurde ein biblischer Vortrag gehalten. Nach dem Vortrag wurde die Gelegenheit geboten, Fragen zu stellen, und an die Anwesenden wurde Literatur verteilt. Auf diese Weise wurde in Gegenden, die nicht oft mit der Königreichsbotschaft erreicht werden konnten, viel Samen gesät.
Häufig regten sich natürlich die Geistlichen darüber auf, daß Jehovas Zeugen kamen, um ihren Herden zu predigen. Sie versuchten, den Brüdern Einhalt zu gebieten und sie zu vertreiben. Najib Salem erzählt folgendes Erlebnis aus dem syrischen Dorf Baid:
„Der Priester aß gerade vor seinem Haus zu Mittag, als wir am Dorfrand unsere Lautsprecherausrüstung aufbauten. Als er den Klang des Lautsprechers hörte, ließ er sein Essen stehen, griff nach seinem großen Spazierstock und eilte durch die Menschenmenge, die sich um den Lautsprecherwagen scharte. Er fuchtelte zornig mit dem Stock und drohte ihnen wie jemand, der den Verstand verloren hat. Als er das Mikrofon des Redners erreichte, schrie er: ,Aufhören! Ich befehle Ihnen aufzuhören!‘ Doch wir bemerkten, daß viele Dorfbewohner auf unserer Seite standen und nicht auf den Priester hören wollten. Daher setzten wir unsere Ansprache fort. Der Priester wurde so gewalttätig, daß einige Leute ihn packten und nach Hause trugen, wo sie ihn wieder an seinen Mittagstisch setzten. Viele freuten sich, die Botschaft zu hören, doch viele andere waren lediglich begeistert, so etwas Ungewöhnliches wie einen Lautsprecherwagen zu sehen, der solch lauten Krach machen konnte. Jedenfalls hörten sie die Botschaft von Gottes Königreich.“
EINIGE PROBLEME ENTLANG DEM WEGE
Wenn die Brüder mit dem Lautsprecherwagen arbeiteten, bildeten sie immer ein Team: Einer bediente die Ausrüstung, und zwei andere verteilten unter der Menschenmenge, die sich in den Dörfern um den Wagen versammelte, die Literatur. Auf einer solchen Fahrt arbeiteten die Brüder Rahhal, Najib Salem und Jiryis Awijan zusammen. Die Straßen waren damals nicht sehr gut, und wenn ein Bach oder ein Strom zu überqueren war, war selten eine Brücke vorhanden. Die Brüder mußten einfach versuchen, den Fluß an einer günstigen Stelle zu überqueren, und hoffen, daß alles gutging.
Bei einer Gelegenheit fuhren die drei Brüder mit ihrem Auto in einen Fluß hinein, und als sie auf halbem Wege waren, stellten sie fest, daß das Wasser doch tiefer war, als sie vermutet hatten. Daher blieb der Motor stehen. Es war eine entlegene und verlassene Gegend, und da saßen die drei in ihrem Wagen, mitten im Fluß. Was sollten sie nun tun?
Die Brüder beschlossen, ihr Äußeres so zu verändern, daß sie möglichst wie Bauern aussahen, denn sie befanden sich in einer ländlichen Gegend. Sie nahmen daher Ringe und Krawatten ab und zogen Kleidungsstücke aus, die ihnen das Aussehen von wohlhabenden Ausländern verliehen. Dann kletterte Bruder Awijan aus dem Auto, watete durch den Fluß und begab sich in ein Dorf auf einem Hügel, das eine ziemliche Strecke entfernt lag. Ganz durchnäßt und lehmbeschmutzt, sprach er die Dorfbewohner an und erzählte ihnen, das Auto stecke mitten im Fluß fest. Ob sie ihm wohl helfen könnten? Aber gern! Mit Stricken und anderen Geräten ausgerüstet, machten sie sich mit dem Bruder auf den Weg, und bald hatten sie den Wagen aus dem Wasser gezogen. Vor der Abfahrt konnten die Brüder den freundlichen Dorfbewohnern noch etwas Zeugnis geben.
Solche Ereignisse kamen sehr häufig vor. Die Brüder benutzten das alte Fahrzeug immer weiter und fuhren damit sogar bis nach Aleppo in Syrien, um die Königreichsbotschaft zu verbreiten. Auf dem Rückweg jedoch wurde der Wagen so reparaturbedürftig, daß sie in einer kleinen Stadt liegenblieben und beschlossen, das Fahrzeug zu verkaufen und ihren Weg auf andere Weise fortzusetzen. Damit gab der Ford, den Bruder Rahhal gekauft hatte, seinen Dienst auf. Doch die Schwierigkeiten der Brüder waren damit noch nicht zu Ende.
An jenem Abend machten sie in einer kleinen Stadt halt, wo sie in einem alten Haus eine Unterkunft fanden. Um den Raum zu erreichen, den sie für die Nacht erhalten hatten, mußten sie eine Leiter hochklettern. Auf dem Weg nach oben fiel Bruder Rahhal von der 12. Sprosse und brach sich das Bein. Man brachte ihn mit Schwierigkeiten nach Tripoli, und dort blieb er zwei Monate, bis
er wieder gehen konnte. Doch trotz allem waren die Brüder sehr glücklich, alles auf sich zu nehmen, was nötig war, um die gute Botschaft zu verbreiten.Später wurden andere Autos gekauft und benutzt, um die Königreichsbotschaft im ganzen Gebiet zu verbreiten. Oft fuhren die Brüder in Tripoli sonntags schon um 3 oder 4 Uhr morgens von zu Hause ab und kehrten erst spät in der Nacht wieder zurück. Doch sie waren voller Freude. Sie predigten die gute Botschaft Menschen, die noch nie zuvor davon gehört hatten.
BIBLISCHE ZUSAMMENKÜNFTE IN JENEN TAGEN
Die christlichen Zusammenkünfte, die in den 30er Jahren abgehalten wurden, verliefen zwar ordentlich, aber sie ließen noch manches zu wünschen übrig. Meistens bestanden sie aus Diskussionen, bei denen jeder, der etwas sagen wollte, Fragen stellen und Kommentare geben konnte. Manchmal hatten die Brüder die Schriften der Gesellschaft zum Studium, doch es war nicht immer Literatur in Arabisch vorhanden. Jemand übersetzte daher einen Artikel aus dem Englischen, und der wurde dann gelesen und besprochen.
Es gab keine Schulung für Redner; wenige waren daher befähigt, vor einer Zuhörerschaft zu sprechen. Trotzdem taten die Brüder ihr Bestes. Hier ein Beispiel: Im Jahre 1935 starb Bruder Jiryis Awijans Großmutter in seinem Heimatort Enfé. Da die Familie wünschte, daß Bruder Awijan alles in Verbindung mit der Beerdigung regelte, und da niemand etwas dagegen hatte, daß ein Zeuge die Beerdigungsansprache hielt, sandte er einem befähigten Bruder in Tripoli eine Nachricht, in der er ihn bat, zu kommen und die Beerdigungsansprache zu halten. Aus irgendeinem Grund jedoch traf der Bruder nie ein.
Daher stand Bruder Awijan, der in seinem ganzen Leben noch nie eine Ansprache gehalten hatte, auf, um
die Beerdigungsansprache zu halten. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß dies für ihn ein dramatisches Erlebnis war. Doch er meisterte die Situation gut und erzählte den Versammelten etwas über den Tod und die Auferstehung. Als im darauffolgenden Jahr sein Vater starb, fiel es ihm schon viel leichter, die Ansprache zu halten.Da sehr wenige Brüder befähigte Redner waren, machte man vom Grammophon Gebrauch. Statt sich öffentliche Vorträge anzuhören, kamen eine Anzahl Familien in einer Wohnung zusammen und spielten Schallplattenvorträge ab. Danach diskutierten sie, und oft konnten sie Interessierten Literatur geben.
EIN BEISPIEL FÜR EIFRIGEN DIENST
Eifrige und begeisterte Menschen lernten Gottes Wahrheit kennen. Im Jahre 1936 kam in Beirut zum Beispiel ein junger Mann namens Jamil Sfeir an seinem Arbeitsplatz mit den Zeugen in Verbindung. Schon nach kurzer Zeit schloß er sich Gottes Volk an, aber er stieß auf erbitterten Widerstand. Sein Onkel war ein Maronitenpriester.
Zusammen mit anderen Familienangehörigen versuchte dieser Priester, Jamil dazu zu bringen, seine Verbindung zu Jehovas Zeugen zu lösen. Seine Eltern sagten ihm sogar, wenn er bei Jehovas Zeugen bliebe, würden sie ihn nicht mehr als ihren Sohn ansehen; sie würden ihn als tot erachten. Seine Reaktion? Er sprach ihnen sein Beileid für ihren toten Sohn aus. Bald darauf, im April 1936, begann er, die gute Botschaft von Haus zu Haus zu predigen. Das löste unter seinen Angehörigen einen solchen Streit aus, daß sie ihn in eine Irrenanstalt einliefern wollten, doch vergeblich.
Nun beschloß Jamil, in sein Dorf zurückzukehren und mit seinen Freunden und Verwandten dort über die gute Botschaft zu sprechen. Er arbeitete das Dorf gründlich
mit der Königreichsbotschaft durch und verbreitete sehr viel Literatur. Später wies der Bischof, der in diesem Dorf seinen Amtssitz hatte, den Priester an, die Literatur von den Menschen einzusammeln und zu verbrennen. Einige Personen gaben dem Priester ihre Schriften, aber andere sagten, sie könnten in ihrer eigenen Wohnung tun, was sie wollten, und gaben die Literatur nicht heraus. Der Bischof war über diese Entwicklung so wütend, daß er Jamils Exkommunikation anordnete. Auf diese Weise ersparte er ihm die Mühe, selbst aus der Kirche auszutreten. Das geschah, bevor Bruder Sfeir im Jahre 1937 getauft wurde.Wieder in Beirut, verkündigte Jamil Sfeir weiterhin die gute Botschaft. Eines Tages luden ihn ein Schuhmacher und sein Sohn, die sich für die biblische Wahrheit interessierten, ein, sie in das nahe gelegene Dorf Aley zu begleiten, wo sie Verwandte besuchen wollten. Jamil nahm ein Grammophon, einige Schallplatten und eine Menge Literatur mit. Darauf folgte ein sehr schöner Abend, denn die anwesende Gruppe hörte aufmerksam den Schallplattenvorträgen zu.
Es war auch ein Priester der Familie Hadad anwesend, und überraschenderweise gefiel ihm die Botschaft. Als die Schallplatten abgespielt waren, legte er ein halbes Goldpfund auf das Grammophon. Doch Jamil erklärte ihm: „Das Grammophon ißt und trinkt nichts und braucht daher keine Spenden. Ich würde Ihnen aber sehr gern für das Geld einige Bücher geben.“ Der Priester war damit einverstanden. Jahre später wurden die Enkel dieses Priesters Zeugen Jehovas.
Um die Mitte des Jahres 1937 wurde Bruder Sfeir Pionier oder Vollzeitprediger. Ein paar Monate später, während er in einem Apartmenthaus predigte, wurde er in eine Wohnung eingeladen, wo er zu einer Personengruppe sprach, zu der auch ein Jesuitenpriester gehörte.
Die Diskussion wurde sehr hitzig, und Jamil kam zu dem Schluß, daß es an der Zeit sei zu gehen. Als er zur Tür hinausging, gab ihm der Wohnungsinhaber einen kräftigen Stoß, so daß er die Treppe hinabstürzte und sich das Bein brach. Der Wohnungsinhaber ging darauf wieder in die Wohnung und ließ ihn auf der Treppe liegen. Jamil begann, den Leuten auf der Straße, ein paar Stockwerke tiefer, zuzurufen. Der Wohnungsinhaber jedoch schrie vom Balkon seiner Wohnung aus den Passanten zu, keine Hilfe zu leisten, und sagte, der Mann, der um Hilfe rufe, sei verrückt.Schließlich kam jemand vorbei, der Bruder Sfeir persönlich kannte, und er ließ ihn in ein Krankenhaus bringen, das von Priestern und Nonnen geführt wurde. Erst nachdem sie sein Bein in Gips gelegt hatten, erfuhren sie, daß er Zeuge Jehovas war. Darauf verspotteten und bedrohten sie ihn. Sie sagten auch, wenn er sich von Jehovas Zeugen lossage, würden sie ihn kostenlos in einem Zimmer erster Klasse behandeln. Natürlich blieben diese Drohungen und das Angebot wirkungslos. Schließlich jagten sie ihn aus dem Krankenhaus. Er sah sich gezwungen, etwa 200 m weit die Straße entlangzuhumpeln, bis er jemanden fand, der ihn mit dem Auto nach Hause brachte.
Auch später, als Bruder Sfeir in den Dörfern im libanesischen Gebiet arbeitete, stieß er auf den Widerstand von Priestern. Obwohl die Leute in dieser Gegend gläubige Maroniten waren, hörten sie der Königreichsbotschaft bereitwillig zu. Doch wenn die Priester von seiner Anwesenheit erfuhren, begannen sie, Unruhe zu stiften, und zwangen ihn, von einem Dorf ins andere zu gehen. So wurde in jener Gegend viel Samen gesät.
Die Menschen in diesen Gegenden hatten oft kein Bargeld. So kam es, daß Bruder Sfeir viel Getreide, Käse, Eier und andere Lebensmittel nach Hause trug,
die er im Austausch gegen Literatur angenommen hatte. In jenen entlegenen Gegenden gab es auch viele Räuberbanden, die Reisende überfielen. Bruder Sfeir wurde jedoch nie von einer solchen Bande belästigt. Er predigte ihnen sogar. Einer dieser Männer — ein sehr grimmiger Mann, der sogar von den anderen Räubern gefürchtet wurde — hörte der Botschaft zu wie ein kleines Kind.SIE ÄNDERN SICH, UM GOTT ZU GEFALLEN
In dem kleinen Dorf Kfarhaboo lebte ein aufrichtiger orthodoxer Mann namens Louis Yazbek. Um das Jahr 1937 hörte er von Jehovas Zeugen, suchte nach ihnen und fand sie schließlich in der Praxis von Dr. Shammas in Tripoli. Natürlich boten ihm die Zeugen gern geistigen Beistand.
In einem der Gespräche kam interessanterweise das Thema Rauchen zur Sprache. Man erklärte Louis, daß es für einen Diener Gottes nicht passend sei zu rauchen. Louis, der sehr schnell ein Zeuge Jehovas wurde, nahm seine Zigaretten und andere Rauchutensilien aus der Tasche, warf sie aus dem Fenster und rauchte nie wieder. Das zeigt, daß Personen, die Jehova lieben, in ihrem Leben Änderungen vornehmen können und sie auch vornehmen, um ihrem himmlischen Vater wohlzugefallen.
Viele Jahre lang war Bruder Louis Yazbek der einzige Zeuge Jehovas in Kfarhaboo. Doch mit Ausdauer und der Hilfe anderer Brüder wurde in jenem Dorf Interesse geweckt. Heute befindet sich dort eine eifrige kleine Versammlung, die das Gebiet bearbeitet, und Bruder Yazbek ist heute noch unter ihnen.
Im Jahre 1937 traf Bruder Petros Lagakos, ein Amerikaner griechischer Abstammung, in Libanon ein, nachdem er in anderen Ländern des Nahen Ostens eifrig gedient hatte. Nachdem er und seine Frau die syrischen Städte Iskenderun, Aleppo, Antakya und Al Ladhakijja
durchgearbeitet hatten, kamen sie nach Beirut. Dort lebten viele Griechen, und Bruder und Schwester Lagakos predigten eifrig unter ihnen.Eines Tages klopfte Schwester Lagakos an die Tür einer Frau Katina Nicolaidou, die sehr eifrig für die Traditionen der Orthodoxen Kirche eintrat. Als Schwester Lagakos in die Wohnung kam, fiel ihr auf, daß eine ganze Wand mit Heiligenbildern und -figuren bedeckt war und davor eine kleine Öllampe brannte. Die Frau kniete täglich davor nieder, um zu beten.
Mit der Hilfe von Bruder und Schwester Lagakos machte Frau Nicolaidou im Laufe der Zeit Fortschritte in ihrer Bibelkenntnis. Bald kam die Zeit herbei, in der sie entscheiden mußte, was sie mit all ihren religiösen Bildern und Statuen tun wollte. „Ich könnte sie vielleicht der Kirche geben“, meinte sie.
„Nein“, erwiderte Bruder Lagakos.
„Nun, ich habe viele religiöse Freunde; ich werde die Sachen einfach meinen Freunden geben“, entgegnete sie.
Doch Bruder Lagakos sagte: „Das wäre auch nicht das richtige.“
„Ja, was soll ich dann damit tun?“ fragte sie.
„Nun, Sie sollten damit das tun, was Gottes Wort sagt“, erklärte er. „Sie sollten sie zerstören und beseitigen.“
Das war für diese Frau keine leichte Entscheidung, nachdem sie so viele Jahre vor diesen „heiligen“ Gegenständen gebetet hatte. Doch sie traf die Entscheidung, und die Bilder und Statuen wurden zerstört und im Bad der Familie verheizt (2. Kö. 18:1-5).
Als Frau Nicolaidou die große Änderung in ihrem Leben vornahm und eine Zeugin Jehovas wurde, war die griechische Gemeinde entschlossen, ihre Schneiderei zu ruinieren. Sie gelobten alle, sich nie wieder etwas von
ihr nähen zu lassen, und sie hielten ihr Wort. Doch die neue Schwester ließ sich dadurch nicht erschüttern, und bald stellte sie fest, daß sie mehr Kunden hatte als je zuvor. Und dazu hatte sie ein kostbares Verhältnis zu Jehova Gott! Darüber hinaus erzogen sie und ihr Mann ihre Töchter in der Wahrheit.FORTSCHRITTE IN DEN KRIEGSJAHREN
Anfang der 1940er Jahre befand sich die Welt im Krieg. Alles war in Aufruhr, und niemand wußte, was die Zukunft bringen würde. Für die libanesischen Zeugen war es nicht leicht, die Verbindung mit der Zentrale der Watch Tower Society in Brooklyn (New York) aufrechtzuerhalten, und es gab in jenen Jahren nicht viele Hilfsmittel für den Predigtdienst. Viele Libanesen befürchteten, daß Adolf Hitler und seine Partei den Nahen Osten übernehmen würden. Im Gegensatz dazu bezogen einige Geistliche und andere offen für Hitler und seine Politik Stellung. Sie drohten, was sie Jehovas Zeugen antun würden, sobald Hitler dort die Macht übernehme Doch natürlich gewann Hitler den Krieg nicht, und Jehovas Zeugen predigten während des ganzen Krieges weiter die gute Botschaft.
Obwohl in jenen Jahren nicht viel Gebrauch vom Lautsprecherwagen und vom Grammophon gemacht wurde, fertigten die Brüder Karten an und arbeiteten in den Städten und Dörfern, die sie erreichen konnten, systematisch von Haus zu Haus. Auch fanden Anfang der 1940er Jahre kleine Kongresse in Tripoli und in der Nähe gelegenen Orten statt. Dadurch wurden, die Brüder geistig gestärkt. Natürlich waren sie traurig, als sie 1942 erfuhren, daß Bruder J. F. Rutherford gestorben war. Doch sie waren entschlossen, die gute Botschaft weiterhin zu predigen, denn sie wußten, daß das Werk der Organisation Jehovas nicht zum Stillstand kommen würde.
Vor dem Zweiten Weltkrieg waren Libanon und Syrien französische Mandatsgebiete. Nachdem Frankreich im Juni 1940 an die Nazis gefallen war, beschlossen die französischen Behörden in Libanon, die französische Vichy-Regierung zu unterstützen, die mit Deutschland kollaboriert hatte. Folglich rollte schließlich die Kriegswoge über Libanon, und im Jahre 1941 wurden dort Kämpfe zwischen den Truppen der Vichy-Regierung und britischen, australischen und anderen Truppen ausgefochten. Beirut und andere Städte erlebten Luftangriffe und wurden bombardiert. Schließlich wurde Libanon von den britischen und den australischen-Truppen eingenommen. Trotz des Krieges war es den Brüdern jedoch möglich, die gute Botschaft weiter zu predigen.
IN SYRIEN WIRD WEITER GEPREDIGT
In Syrien wurde es immer schwieriger zu predigen. Trotzdem segnete Jehova seine Diener dort weiterhin. Im Jahre 1942 wurden in Damaskus regelmäßige Zusammenkünfte unter der Leitung von Adib Kafroony organisiert. Oft wurden die Brüder verhaftet und ihre Schriften beschlagnahmt. Wie üblich, erhoben die Geistlichen falsche Anschuldigungen gegen Jehovas Diener.
Zum Beispiel warfen einige Geistliche Jehovas Zeugen vor, Kommunisten zu sein. Trotzdem breitete sich das Zeugniswerk in verschiedenen Teilen Syriens aus. Zum Beispiel war es den Pionieren Jamil Sfeir und Bruder und Schwester Lagakos möglich, Aleppo gründlich durchzuarbeiten. In dem Dorf Amar El Hussan in Nordsyrien wurde schließlich eine kleine Versammlung gegründet.
HILFE AUS DEM AUSLAND
Während des Zweiten Weltkrieges war der Kontakt zur Zentrale der Gesellschaft in Brooklyn zum größten Teil verlorengegangen. So kam es, daß im Dienstjahr
1945 nur ein einziger Königreichsverkündiger über seinen Predigtdienst in Libanon berichtete. Doch Ende des Dienstjahres 1946 wurde eine Höchstzahl von 72 Verkündigern erreicht. Weshalb ein solcher Aufschwung?Diese Zunahme war zum großen Teil darauf zurückzuführen, daß alles besser organisiert wurde, denn in Wirklichkeit war im Jahre 1945 mehr als ein Prediger der guten Botschaft tätig gewesen. Die ersten Absolventen der Wachtturm-Bibelschule Gilead, die in Libanon eintrafen, Bruder Afif Farah und seine Frau, waren eine große Hilfe. Bruder Farah half den Brüdern, die Zusammenkünfte mehr in Übereinstimmung mit den Vorkehrungen durchzuführen, die auch in anderen Ländern bestanden, und organisierte den Predigtdienst. Er besuchte zerstreut lebende Verkündiger und vereinbarte mit ihnen, daß sie regelmäßig ihren Predigtdienst berichteten.
Im Frühling des Jahres 1947 fand ein weiteres Ereignis statt, das für das Werk in Libanon eine große Hilfe war. Es handelte sich dabei um den Besuch des Präsidenten der Gesellschaft, N. H. Knorr, und seines Sekretärs, M. G. Henschel. Auf ihrer Weltreise kamen sie nach Libanon, wo die Brüder ihre Ankunft sehnlichst erwarteten. Hunderte wohnten den Zusammenkünften bei, die während des Besuchs veranstaltet wurden, und sie wurden durch die Ansprachen der Brüder geistig erbaut. Es wurde vereinbart, daß der Gileadabsolvent Afif Farah in verschiedene Teile Libanons und Syriens reiste, um Gruppen der Zeugen Jehovas zu Versammlungen zu organisieren. Gegen Ende des Dienstjahres 1947 gab es dann in Syrien und Libanon sieben Versammlungen.
„SOLDATEN DES GLAUBENS“?
Unter denen, die Bruder Knorrs Vortrag in Tripoli hörten, befanden sich fünf leibliche Brüder. Einige von ihnen waren sehr zögernd gekommen, da sie noch kurz
zuvor Jehovas Zeugen gegenüber sehr gegnerisch eingestellt gewesen waren. Sie gehörten der griechisch-orthodoxen Kirche an und waren griechischer Nationalität, obwohl sie ihr Leben lang in Libanon gelebt hatten. Sie waren Mitglieder einer lokalen orthodoxen Vereinigung gewesen, die sich als die „Soldaten des Glaubens“ bezeichnete. Diese Vereinigung war gegründet worden, um Jehovas Zeugen Widerstand zu leisten.Der Leiter dieser religiösen Vereinigung war ein Priester namens Stephan. Er war als ein gewalttätiger Mann bekannt, der immer eine Pistole an der Hüfte trug und mehrmals davon Gebrauch gemacht hatte. Unter den eifrigsten Unterstützern dieser religiösen Vereinigung befanden sich die sechs Stavro-Brüder.
Diese Vereinigung plante verschiedene Möglichkeiten, Jehovas Zeugen Widerstand zu leisten. Einige Extremisten schlugen vor, Jehovas Zeugen mit Gewaltanwendung zu drohen und, wenn nötig, einige von ihnen zu töten, um die anderen einzuschüchtern. Ein anderes Mitglied der Vereinigung, ein Rechtsanwalt, schlug jedoch vor, es sei das beste, Jehovas Zeugen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Da die „Soldaten des Glaubens“ der griechisch-orthodoxen Kirche angehörten und glaubten, sie hätten die wahre Religion, sei es doch das beste, die Bibel zu studieren und Jehovas Zeugen nachzuweisen, daß sie im Unrecht seien. Viele waren damit einverstanden, unter anderem die Gebrüder Stavro.
Eines Tages jedoch ging Bruder Michel Aboud in die Schneiderei von Costi Stavro und begann, mit ihm über die Bibel zu sprechen. Zu Stavros Überraschung war das, was er hörte, ganz vernünftig und in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift. Es ergab sich, daß Bruder Aboud wiederholt bei ihm vorsprach und schließlich ein Bibelstudium einrichten konnte. Das ärgerte Costis leibliche Brüder sehr. Es folgten heftige Diskussionen und
tätliche Auseinandersetzungen. Einmal bewarfen sich die Brüder sogar mit Stühlen. Doch Costi setzte sein Studium fort.Nun hielten die anderen Stavros mit dem Priester eine Zusammenkunft ab. „Wie sollen wir diese Zeugen Jehovas widerlegen?“ wollten sie wissen. Der Priester zeigte ihnen Johannes 1:1 und sagte, sie könnten diesen Schrifttext gebrauchen, um Jehovas Zeugen zu widerlegen, da sie nicht an die Dreieinigkeit glaubten. Als die Stavros dann mit Bruder Aboud zusammenkamen, stellten sie fest, daß der eine Schrifttext, den sie hatten, bei weitem nicht ausreichte. Dieser Mann konnte viele, viele Bibeltexte anführen, um seine Argumente zu stützen. So hörten sie mehr zu, als daß sie redeten. Nach ein paar Monaten nahmen vier weitere Männer aus der Familie Stavro die biblische Wahrheit an, wie sie von Jehovas Zeugen gelehrt wird.
Der Priester war entsetzt. Wie konnten sie sich dem Feind anschließen? Bald suchte er sie zu Hause auf und versuchte, ihnen die Sache auszureden. „Jehovas Zeugen sind Juden“, log er. „Ihr seid Griechen, also müßt ihr orthodox bleiben. Ihr seid die Säulen unserer griechisch-orthodoxen Gemeinde hier.“
Die großen Bemühungen des Priesters erschienen sonderbar. Denn als die Stavros noch wilde Parties feierten, bei denen nicht wenig getrunken und noch andere, ähnliche Dinge getan wurden, wurden sie nie vom Priester zurechtgewiesen. Doch jetzt, als sie die Bibel studierten, beschimpfte er sie deswegen. Sie sagten ihm daher, daß er viel zu spät gekommen sei. Sie seien Zeugen Jehovas und hätten die Absicht, Zeugen Jehovas zu bleiben.
Die Gebrüder Stavro nahmen an Erkenntnis zu, und schließlich nahmen auch ihre Mutter und ihre Schwester die Wahrheit an. Der Jüngste wurde Pionier. Später erhielt er das Vorrecht, die Gileadschule zu besuchen und
danach in Syrien sowie in Bagdad (Irak) und in Teheran (Iran) zu dienen. Als er das Land verlassen mußte, setzte er seine Tätigkeit als Missionar in Libanon fort, bis er den Kreisdienst aufnahm. Zwei seiner Brüder erhielten das Vorrecht, als Aufseher in einer Versammlung zu dienen.ZWEIGBÜRO EINGERICHTET
Bruder Off Farah leistete in Libanon gute Arbeit, doch aus persönlichen Gründen hielt er es für nötig, das Land nach etwa einem Jahr zu verlassen. Die Gesellschaft schickte aber bald andere Missionare nach Libanon. Im Frühjahr 1949 trafen die Gileadabsolventen Don Tuttle und John Chimiklis ein. Sie wurden in Beirut eingesetzt, wo sie im Stadtteil Ras Beirut eine Wohnung als Missionarheim mieteten.
Im September 1949 wurde in Beirut ein Zweigbüro der Watch Tower Society eröffnet und Don Tuttle zum Zweigdiener ernannt. Von diesem Büro aus wurde das Werk der Zeugen Jehovas in Libanon sowie in Syrien und Jordanien beaufsichtigt. Gegen Ende des Dienstjahres 1949 diente eine Höchstzahl von 172 Verkündigern in fünf Versammlungen in Libanon. Syrien hatte drei Versammlungen mit einer Höchstzahl von 20 Königreichsverkündigern.
NEUE MISSIONARE PREDIGEN DAS WERK
Eine Anzahl Brüder aus dem Nahen Osten besuchten den internationalen Kongreß, der 1950 im New Yorker Yankee-Stadion stattfand. Sie lernten dort manches, was ihnen später in ihrem Dienst zum Ruhme Jehovas half. Doch es war noch mehr Hilfe unterwegs.
Im Januar 1951 trafen vier weitere Gileadabsolventen ein, um in Beirut als Missionare zu dienen, und im Oktober kamen weitere. Es waren Keith und Joyce Chew, Olive Turner und Doreen Warburton und Edna
Stackhouse zusammen mit Alme und Gwen Beavor. Sie alle wurden vorübergehend in Tripoli eingesetzt.Die Versammlung in Tripoli kam immer noch in Bruder Shammas’ Praxis zusammen, und es waren regelmäßig 30 bis 50 Personen anwesend. Da in dieser Versammlung noch orientalische Bräuche herrschten, brachten nur wenige Brüder ihre Frauen und Töchter in die Zusammenkünfte mit. Die Frauen, die mitkamen, saßen immer in der letzten Reihe und nie bei den Männern. Natürlich war den Missionaren dieser Brauch nicht bekannt. Daher setzte sich der Bruder mit seiner Frau in eine der ersten Reihen, und die ledigen Missionarinnen setzten sich irgendwohin, wo gerade Plätze frei waren. Das verursachte unter den Brüdern keinen geringen Aufruhr.
In einer Besprechung nach der Zusammenkunft erklärte der Missionar freundlich, daß sie alle Brüder und Schwestern seien. Er sehe daher keinen Grund, weshalb es nötig sei, getrennt zu sitzen. Gewiß könne ein Bruder zusammen mit seiner Frau irgendwo sitzen, wo es ihm gefalle. Nun, schon nach kurzer Zeit blieben die Frauen und Töchter nicht mehr zu Hause und brauchten ihr Familienhaupt nicht länger über die Zusammenkünfte zu befragen. Jetzt kamen sie selbst zu den Zusammenkünften.
Der gleiche orientalische Brauch erstreckte sich auch auf den Predigtdienst. Selten, wenn überhaupt, gingen Schwestern von Haus zu Haus, bevor die Missionare eintrafen. Doch diese Missionarinnen gingen jeden Tag in den Dienst und klopften an die Türen der Menschen, und bald nahmen sie die einheimischen Schwestern mit. Welch eine Freude sie doch alle hatten! Bald waren die Brüder sehr glücklich, die Fortschritte ihrer Frauen und Töchter zu sehen sowie den Wandel in ihrer Einstellung zu Familienangelegenheiten.
NACH SIDON UND TYRUS
Schließlich war es möglich, in Tripoli ein geeignetes Missionarheim mit Königreichssaal ausfindig zu machen. Die Anwesendenzahl wuchs, und bald war der Saal gefüllt. Mit der Zeit gingen aus dieser einen Versammlung vier Versammlungen hervor. Bis zum Sommer des Jahres 1953 machte das Werk solch gute Fortschritte, daß es ratsam erschien, die Missionare in andere Gebiete zu senden. Zwei von ihnen wurden in die alte Stadt Sidon geschickt.
Die hügelige Landschaft und die vielen Orangen und Zitronenhaine machten Sidon für Schwester Olive Turner und Doreen Warburton zu einer herrlichen Zuteilung. Sie verrichteten einen großen Teil ihres Dienstes in der Altstadt mit ihren überdachten Straßen und kleinen Eingängen. In der Regenzeit ließ es sich dort gut arbeiten, denn die Schwestern wurden nie naß, wenn sie durch die Straßen gingen. Auch waren die Bewohner überrascht, zu sehen, daß zwei englische Mädchen durch die schmalen Straßen gingen, an die Türen klopften und über Gottes Wort sprachen. Die Bevölkerung behandelte sie mit Respekt, und die Mädchen fühlten sich dort sicherer als die meisten Menschen, die heute durch die Straßen westlicher Großstädte gehen.
40 km südlich von Sidon liegt die kleine Stadt Tyrus. Hier herrschte einst König Hiram. Tyrus war in alter Zeit die Herrin der Meere und gründete solch entfernte Handelsstädte wie Karthago. Alexander der Große eroberte Tyrus, indem er eine Landbrücke zu dieser Stadt baute, die damals auf einer Insel vor der Küste lag. Das heutige Tyrus ist auf den Ruinen der alten Stadt aufgebaut, ein Teil davon auf dem Damm, den Alexander baute. In diese Stadt wurden Schwester Turner und Schwester Warburton gesandt, um dort unter der vorwiegend moslemischen Bevölkerung zu predigen. Sie
richteten bei Moslems Bibelstudien ein, und diese lernten die Wahrheit kennen und machten gute Fortschritte. Später wurden einige von ihnen Königreichsverkündiger und schlossen sich der Versammlung in Sidon an.Auf dem Weg zwischen Tyrus und Sidon befanden sich große Lager, in denen nach dem arabisch-israelischen Krieg von 1948 palästinensische Flüchtlinge lebten. Sie hatten ein schweres Los, doch sie waren demütig, und die Missionarinnen konnten sich unter ihnen frei bewegen. Einige von ihnen nahmen ein Bibelstudium an, und zwei Familien interessierten sich besonders für die Wahrheit. Später zogen sie in die Nähe von Beirut und konnten sich den Versammlungen dort anschließen.
Die Missionarschwestern waren sehr begeistert, die in Südlibanon übliche große Gastfreundschaft gegenüber Fremden zu beobachten. Ganz gleich, wie lange ein Besucher bleibt und selbst wenn er ein Fremder ist, wird ihm der Wohnungsinhaber Erfrischungen anbieten. Wenn man sich mit diesen Menschen unterhält, erzählen sie bereitwillig, wer sie sind, was sie arbeiten, wie viele Kinder sie haben, wieviel Miete sie für ihr Haus bezahlen und dergleichen. Und sie fragen den Besucher nie, was er eigentlich will. Sie geben ihm einfach das Gefühl, daß er willkommen ist, in dem Gedanken, daß er schon auf den Zweck seines Besuches zu sprechen kommen wird, wenn er soweit ist. Bis dahin ist er ein willkommener Gast. Einige in der Wüste lebende Araber gehen sogar so weit, daß sie einen Besucher zwei Tage und zwei Nächte bei sich beherbergen, bevor sie ihn höflich nach dem Grund seines Kommens fragen. Unsere Missionarinnen hielten sich natürlich nirgendwo so lange auf. Und sie waren gern bereit, den wichtigen Grund für ihr Kommen zu erklären.
Manchmal sind die Leute lediglich daran interessiert, von solch netten Menschen besucht zu werden. Dennoch
lernten viele in Sidon die Wahrheit kennen und zogen später in andere Gebiete und Länder, wo sie Jehova weiterhin dienten. Die kleine Versammlung in Sidon verkündigt immer noch eifrig die gute Botschaft.NACH DAMASKUS IN SYRIEN
Ende Dezember 1951 wurden die libanesischen Zeugen noch einmal von N. H. Knorr und M G. Henschel besucht. In jenem Dienstjahr berichtete eine Höchstzahl von 401 Königreichsverkündigern in Libanon und 82 in Syrien. Man erlangte die Erlaubnis, eine öffentliche Zusammenkunft abzuhalten, und die Brüder waren überglücklich, als 793 Personen zu Bruder Knorrs öffentlichem Vortrag kamen, den er in dem großen Vortragssaal der Amerikanischen Universität von Beirut hielt. Es war ein wunderbares Erlebnis!
Während dieses Besuches kam man zu dem Schluß, daß es an der Zeit sei, Missionare nach Damaskus in Syrien zu schicken. Man richtete ein Missionarheim ein, und vier Missionare begannen, so unauffällig wie möglich Zeugnis zu geben. Die kleine Versammlung in Damaskus, die aus 10 bis 12 Verkündigern bestand, kam in der Wohnung von Adib Kafroony zusammen. Bald beherrschten die Missionare immer besser das Arabische.
Nur ein paar Monate vergingen, bis den Behörden die Tätigkeit der Missionare auffiel und sie ihnen nachspionierten. Bald darauf kam ein Sicherheitsbeamter ins Missionarheim und teilte den Brüdern mit, sie müßten das Land innerhalb von 24 Stunden verlassen. So ging die kurze Zeit der Missionartätigkeit in Damaskus zu Ende. Die Brüder jener Stadt setzten jedoch ihren Dienst zum Ruhme Jehovas fort, und später wurden einheimische Sonderpioniere geschickt, um ihnen zu helfen.
Im April 1952 wurde Bruder Atif Naous, ein Sonderpionier, in die syrische Stadt Homs geschickt. Dort waren
ein paar eifrige Brüder tätig, aber das Gebiet war sehr groß, und sie brauchten Hilfe. Bruder Naous erging es ganz ähnlich wie den Missionaren in Damaskus. Schon nach zwei Monaten wurde er verhaftet, ins Gefängnis gesteckt und unter dem Kriegsrecht 42 Tage lang festgehalten. In den ersten fünf Tagen und Nächten erhielt er nur sehr wenig zu essen, und er mußte auf einer schmalen Holzbank in einer ungeheizten Zelle schlafen, die nur ein vergittertes Fenster hatte. Hätte nicht ein Gefängniswärter mit Bruder Naous Mitleid gehabt und ihm regelmäßig um Mitternacht einen Mantel gegeben, dann wäre es ihm wahrscheinlich noch viel schlechter ergangen. Die Behandlung, der er ausgesetzt war, verursachte bleibende gesundheitliche Schäden. Es war ihm Jedoch möglich, Jehova weiterhin als Sonderpionier zu dienen.SEGNUNGEN TROTZ VERFOLGUNG
Ein Missionarehepaar wurde, kurz nachdem es aus Damaskus nach Libanon zurückgekehrt war, nach Zahle gesandt, einem Ort im Libanongraben, etwa 50 km nördlich des historischen Hermon. Es war eine vorwiegend katholische Stadt mit einer größeren griechisch-orthodoxen Gemeinde und wenigen Moslems. Jehovas Zeugen hatten dort noch keine Versammlung gegründet, aber die Missionare halfen den wenigen Königreichsverkündigern am Ort, in der Wahrheit Fortschritte zu machen, während sie mit ihnen zusammen tätig waren. Es wurden regelmäßig Zusammenkünfte abgehalten, und 8 bis 10 Personen waren anwesend.
Der größte Teil von Zahle wurde innerhalb von sechs Monaten bearbeitet. Im Frühjahr kamen zwei weitere Missionare, Olive Turner und Doreen Warburton, Inzwischen hatte die Geistlichkeit die Menschen gegen Jehovas Zeugen aufgehetzt. Es gab dort keine anderen Ausländer, und so zogen die Missionare die Aufmerksamkeit auf
sich, wenn sie Tag für Tag in den Predigtdienst gingen. Täglich erlebten sie es, daß sie angeschrien oder verspottet wurden. Oft warf man mit Steinen nach ihnen, und einige trafen ihr Ziel. Ein Stein schlug einer Schwester die Brille vom Gesicht, und es gab auch einige Quetschungen und Verletzungen. Doch die Missionare wurden vor ernstem Schaden bewahrt und konnten zwei Jahre lang die Menschen in ihrer Wohnung besuchen. Es wurde eine kleine Versammlung gegründet, und die Zusammenkünfte fanden im Missionarheim statt.Die Missionare lernten, daß sie die Schulen meiden mußten, denn sie wurden fast alle von der Kirche geleitet. Sowohl die Lehrer als auch die Geistlichen in den Schulen hetzten die Kinder auf, Jehovas Zeugen überall, wo sie sie sahen, mit Steinen zu bewerfen. Wenn die Missionare zufällig während der Pause an einer Schule vorbeigingen, wurden sie mit Sicherheit vom Schulhof aus mit Steinen beworfen.
In den umliegenden Dörfern war die Situation ähnlich. Einmal predigten drei Missionarinnen zusammen mit drei einheimischen Schwestern in einem nahe gelegenen Dorf. Nachdem sie etwa eine Stunde Zeugnis gegeben hatten, wurden zwei der Schwestern von einem Wohnungsinhaber gewarnt, daß der Priester die Schulkinder zusammenrufe, um sie aufzuhetzen, sie mit Steinen zu bewerfen. Bis die Schwestern die anderen gefunden hatten, hatte der Priester die Kinder zusammengebracht, und es war den Schwestern nicht möglich, das Dorf über die Straße zu verlassen. Sie gingen daher quer über die Felder, um der Pöbelrotte aus dem Weg zu gehen. Sie wurden jedoch verfolgt. Glücklicherweise fanden sie einige Männer, die auf den Feldern arbeiteten. Als die Schwestern sie um Hilfe anflehten, sagten sie, sie würden den Kindern Einhalt gebieten. Doch um das tun zu können, mußten sie sogar ihre eigenen Kinder
mit Steinen bewerfen; so sehr hatte der Priester die Kinder aufgehetzt.Wenn die Missionare durch die Straßen von Zahle gingen, wurde ihnen oft Shuhoud Yahwah („Zeugen Jehovas“) nachgerufen. Nichtsdestoweniger hatten die Bewohner erfahren, wer Jehova ist, und sie erkannten, daß er in diesem Dorf Zeugen hatte.
Übrigens wurden Jahre später auf einem christlichen Kongreß in Beirut die Missionare, die in Zahle gedient hatten, von einem jungen Mann angesprochen. Er stellte sich vor und sagte: „Wahrscheinlich könnt ihr euch nicht an mich erinnern, aber ich erinnere mich an euch. Ich war eines von den Kindern, die euch immer mit Steinen bewarfen, als ihr in Zahle wart.“ Dieser ehemalige Moslem war ihr christlicher Bruder geworden und hatte sich Jehova Gott hingegeben.
EIN PRIESTER UND SEINE GLOCKE
Hauptsächlich im Sommer fuhren die Königreichsverkündiger oft mit einem Bus von Tripoli in verschiedene entlegene Dörfer. Sie fuhren Sonntag früh ab, nahmen etwas zu essen mit und verbrachten den ganzen Tag im Predigtdienst. Am Abend kehrten sie dann müde, aber sehr glücklich nach Hause zurück. Auf der Fahrt ins Gebiet und wieder zurück sangen sie im Bus Königreichslieder und spielten biblische Spiele.
Manchmal mußten sie in diesen Gegenden eine besondere Taktik anwenden. Mehrere Gruppen gingen in ein besonders schwieriges Dorf und verabredeten sich, zu einer bestimmten Zeit wieder am Bus zu sein. Auf diese Weise konnten die Dörfer schnell durchgearbeitet werden, bevor die Geistlichkeit oder jemand anders den Verkündigern Schwierigkeiten machen konnte. Einmal kamen sie in ein Dorf, als gerade ein reicher Mann beerdigt wurde. Da alle Geistlichen des Dorfes bei der Beerdigung waren, arbeiteten die Brüder das ganze Dorf
durch, während die Beerdigung stattfand. Als die Priester dann wieder ihren täglichen Geschäften nachgingen hatten die Brüder bereits in allen Häusern vorgesprochen und waren wieder unterwegs.Bei einer anderen Gelegenheit jedoch erfuhr ein Dorfpriester, daß Jehovas Zeugen in der Gegend waren, und begann ihnen nachzujagen. Als er zu dem Haus kam, in dem der vorsitzführende Aufseher gerade Zeugnis gab, war er voller Zorn. Er begann zu fluchen und unflätige Worte zu schreien. Er richtete seine Worte jedoch hauptsächlich an die Leute, die dem Bruder zuhörten. Diese versuchten, den Priester zu beruhigen, doch vergebens. Schließlich schrie er, daß jeder, der das Haus nicht unverzüglich verlasse, exkommuniziert werde. Nur etwa die Hälfte der Leute gingen. Darauf wurde der Priester noch wütender. Er rannte zur Kirche und begann die Glocke zu läuten. Er dachte, dadurch würde er bestimmt alle Dorfbewohner versammeln. Diesen 30 Zeugen Jehovas wollte er eine Lehre erteilen!
Der Bus war auf dem Dorfplatz geparkt, und die Verkündiger fanden sich dort allmählich ein, nachdem sie ihr Gebiet bearbeitet hatten. Als der vorsitzführende Aufseher eintraf, hatte sich wegen des Geläutes schon eine ziemlich große Menschenmenge versammelt, und der Priester läutete immer noch voller Wut. Immer mehr Menschen kamen, und die Verkündiger mischten sich unter sie und gaben ihnen Zeugnis. Ja, es war eine solch gute Gelegenheit zu predigen, daß sich der vorsitzführende Aufseher neben den Bus auf einen Stein stellte, die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich lenkte und einen gekürzten öffentlichen Vortrag hielt! Es belustigte die Dorfbewohner, daß der Priester immer noch die Glocke läutete und noch mehr Menschen versammelte, die dann dem Vortrag eines Zeugen Jehovas zuhörten. Sie entschuldigten sich sogar für den Zorn ihres Priesters
und seine Schimpfworte. So bot sich den Brüdern eine einzigartige Gelegenheit, da der Priester durch das Läuten seiner Kirchenglocke unabsichtlich die Menschen zu einem biblischen Vortrag zusammenrief.DIE ZEITSCHRIFTEN VERBOTEN
Im Jahre 1955 gab es bereits eine Höchstzahl von 501 Königreichsverkündigern in Libanon. Ein besonderes Merkmal jenes Jahres war die besondere Verbreitung der Broschüre Christenheit oder Christentum — was ist „das Licht der Welt“? Diese Broschüre wurde ins Arabische übersetzt, und 10 000 Exemplare davon wurden in Libanon gedruckt. Welch ein großartiges Zeugnis! Natürlich wurde dadurch die Geistlichkeit aufgestachelt, und sie ging erneut gegen das Predigtwerk vor.
Jedes Jahr würden Tausende von Exemplaren der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! unter den Libanesen verbreitet. Im Jahre 1956 nahmen die Königreichsverkündiger sogar 1106 neue Abonnements auf. Viele Zeitschriften gelangten in die Hände von Geschäftsleuten, die einige Exemplare in ihren Büros und Wartezimmern auslegten. Ja, jedesmal, wenn ein Geistlicher ein Büro betrat, sah er ein Exemplar der Zeitschrift Erwachet! oder Der Wachtturm auf dem Tisch liegen. Darüber freuten sich die Geistlichen natürlich nicht.
Im Sommer 1956 gelang es der Geistlichkeit, ein Verbot der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in Libanon zu erwirken. Dadurch wurde den Zeugen die Möglichkeit genommen, diese wunderbaren Hilfsmittel im Predigtdienst zu verwenden, aber sie waren dankbar, daß sie selbst durch diese Publikationen weiterhin geistige Speise erhielten. Selbst gegenwärtig sind die Zeitschriften in Libanon noch verboten, obwohl viele Anstrengungen unternommen wurden, eine Aufhebung des Verbots zu erreichen. Jehova sorgt jedoch dafür, daß die Zeugen ihre geistige Speise erhalten.
DIE ZEIT FÜR EINIGE ÄNDERUNGEN
Im September 1955 kamen Bruder Lee Plummer und seine Frau als Gileadabsolventen und Missionare nach Libanon. Im Mai des darauffolgenden Jahres wurde Bruder Plummer zum Zweigaufseher ernannt. Es wurden auch Vorkehrungen getroffen, den Kreisdienst und verschiedene Zweige unserer Predigttätigkeit neu zu organisieren. Zum Beispiel hatten die libanesischen Verkündiger in ihrem Haus-zu-Haus-Dienst sehr wenig die Bibel benutzt. Durch die Kreisaufseher wurde jedoch dazu ermutigt, und bald gingen die Königreichsverkündiger überall mit der Bibel von Haus zu Haus.
Im Winter 1956/57 kamen N. H. Knorr und F. W. Franz zusammen mit dem Zonenaufseher Filip Hoffmann nach Libanon. Dieser Anlaß trug zur geistigen Erbauung der Brüder bei. Es wurde eine Zusammenkunft abgehalten, und sowohl Bruder Knorr als auch Bruder Franz gaben den Anwesenden ausgezeichneten Rat und ermunterten sie.
Im Jahre 1958 brachen in Libanon jedoch viele Unruhen aus, und das behinderte die theokratische Tätigkeit sehr. Für Anfang des Frühjahrs war in Tripoli ein Kreiskongreß geplant. Doch während die Vorbereitungen noch im Gange waren, brach eine Revolution aus. Schließlich wurden viele Gegenden von Revolutionären beherrscht, wie sie sich nannten. Sie hatten, unabhängig von der Bundesregierung, ihre eigene kleine Regierungsorganisation. In diesen Gegenden stießen die Brüder auf viele Schwierigkeiten. Einige wurden von diesen Revolutionären verhaftet. Doch gewöhnlich wurden die Brüder freigelassen, wenn diese Männer erfuhren, wer sie waren. Es war bekannt, daß Jehovas Zeugen in politischen Angelegenheiten neutral sind, und das war für sie in dieser unruhigen Zeit ein Schutz (Joh. 15:19).
Das Jahr 1958 zeichnete sich durch den großen internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ aus, den Jehovas
Zeugen in New York abhielten. In Libanon war der Flughafen, von dem aus die Kongreßteilnehmer abreisen sollten, von Regierungstruppen umzingelt und stand unter Belagerung. Doch zur Abflugzeit war der Flugverkehr normal, und die Missionare und andere kamen sicher weg.Die Diener Jehovas, die während dieser unruhigen Zeit in Libanon blieben, mußten in ihrem Predigtdienst einige Änderungen vornehmen. In den meisten größeren Städten gab es ein Ausgehverbot, und es war nur nachmittags für ein paar Stunden möglich, das Haus zu verlassen. Und selbst das war oft mit Gefahr verbunden, weil in den besiedelten Gebieten oft geschossen wurde und Bomben explodierten. Besonders hatte die Hauptstadt Beirut zu leiden, wo heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Revolutionären tobten. Mehrere Brüder wurden von verirrten Kugeln verwundet, doch glücklicherweise wurde nicht einer von ihnen während der ganzen Unruhen getötet.
Schließlich landete die US-Marine, um den Sturz der Regierung zu verhindern. Dadurch trat eine weitgehende Beruhigung ein. Nach einigen Monaten waren die Streitigkeiten zwischen der Regierung und den Revolutionären zur Zufriedenheit beider Parteien beigelegt. So kehrte in Libanon wieder der Friede ein. Es war jedoch ein unsicherer Friede.
Dessenungeachtet setzten Jehovas Diener ihr Predigtwerk unbeirrt fort. Jetzt war es ihnen wieder möglich, offen von Haus zu Haus zu arbeiten und über die friedliche Königreichsbotschaft zu sprechen. Die Menschen hörten jetzt bereitwilliger zu als vor den Unruhen. Im November 1958 waren alle Missionare wieder im Land und beteiligten sich zusammen mit ihren libanesischen Glaubensbrüdern freudig am Königreichspredigtwerk. Im Jahre 1960 dienten in Libanon 608 Königreichszeugen in 15 Versammlungen.
WEITERE FORTSCHRITTE IN LIBANON
Im Jahre 1954 hatten zwei Missionarinnen — Alme und Gwen Beavor — begonnen, unter den sechzig bis achtzigtausend Armeniern in Beirut zu predigen. Sie leisteten dort eine Zeitlang gute Arbeit. Dann, im Winter 1957/58, begann eine armenische Schwester, Sona Haidostian, unter den Armeniern dort zu dienen. Es waren gute Fortschritte zu verzeichnen, und im Februar 1959 wurde in Beirut die erste armenische Versammlung gegründet. Später schlossen sich Sonas Eltern ihr an, und die Tätigkeit ging weiter voran. Im Jahre 1971 gab es zwei armenische Versammlungen.
Bruder Lee Plummer hatte seit 1956 in Libanon als Zweigaufseher gedient. Er hielt es jedoch aus persönlichen Gründen für nötig, dieses Dienstvorrecht aufzugeben. Und so wurde im Januar 1962 Bruder Afif Fayad Zweigaufseher. Damals gab es in Libanon 17 und in Syrien 2 Versammlungen. Im Januar 1965 konnte Bruder Fayad seinen Aufgaben im Zweigbüro nicht länger nachkommen, und so erhielt ein anderer Bruder, der kurz zuvor den 10monatigen Kurs der Gileadschule abgeschlossen hatte, dieses Dienstvorrecht.
NACH ALEPPO (SYRIEN)
Im Jahre 1962 wurde Sona Haidostian in ein anderes armenisches Gebiet, nach Aleppo (Syrien), geschickt. Damals gab es in ganz Syrien etwa 100 Königreichsverkündiger. Sona hatte einige Verwandte, die in Aleppo lebten, aber keine Zeugen waren, und schon nach kurzer Zeit nahmen einige von ihnen die Königreichsbotschaft an. Schwester Haidostians Eltern folgten ihr nach Aleppo, und im Jahre 1966 wurde dort eine Versammlung mit 25 Königreichsverkündigern gegründet. Inzwischen gab es in Syrien 120 Zeugen.
Die Haidostians blieben weitere zwei Jahre als Missionargruppe in Aleppo und leisteten ausgezeichnete Arbeit. Dann wurde Sona jedoch krank, und nach einer
ganzen Zeit stellte es sich heraus, daß sie multiple Sklerose hatte. Daher beschloß die Familie, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren.Doch nur ein paar Tage bevor die Familie Syrien verlassen wollte, brach im Juni 1967 ein weiterer arabisch-israelischer Krieg aus. Die Polizei in Aleppo hatte die Brüder eine Zeitlang beobachtet, weil die Geistlichkeit falsche Anklagen gegen sie erhoben hatte. Die Polizei suchte daher das Haus der Familie Haldostian auf und verhaftete sie zusammen mit zwei einheimischen Brüdern, Bruder Haidostian war über 70 Jahre alt, seine Frau Ende 60, und Sonas Gesundheitszustand war sehr schlecht. Trotzdem wurden sie ins Gefängnis gesteckt.
In den ersten Nächten mußten sie auf dem nackten Fußboden schlafen. Später erhielten sie Decken, eine, auf der sie schlafen, und eine andere, mit der sie sich zudecken konnten. Sie mußten fünf Monate im Gefängnis zubringen, doch sie waren darüber nicht unglücklich. Sona erzählte, der Arzt habe ihr gesagt, sie müsse sich Ruhe gönnen, wenn sie ihre Krankheit überwinden wolle. Im Gefängnis blieb ihr gar nichts anderes übrig. Bruder Haidostian erklärte, der Steinfußboden sei zwar zuerst hart gewesen, aber nachdem sie ein paar Wochen darauf geschlafen hätten, sei er weicher geworden. Die Familie gab der neuen Versammlung in Aleppo ein ausgezeichnetes Beispiel der Treue.
Nach etwa sechs Monaten wurden die Haidostians nach Damaskus gebracht. Dort wurden sie weiter verhört. Nach einer Weile teilte man ihnen mit, sie würden sogleich freigelassen. Man brachte sie zur libanesischen Grenze, ohne ihnen ihre Pässe zurückzugeben und ohne ihnen zu erlauben, zu ihrer Wohnung in Aleppo zurückzukehren, um ihre Habe zu holen. Sie waren aber glücklich, als sie an der Grenze von ihren christlichen Brüdern abgeholt wurden.
Im Laufe der Jahre ist die Freiheit, die Königreichstätigkeit durchzuführen, in Syrien weiter eingeschränkt worden. Doch die Brüder haben nicht aufgegeben. Sie tun, was sie können, um anderen die Königreichsbotschaft zu überbringen, und ständig werden weitere Menschen gläubig. Mitte der 70er Jahre wurden in Syrien Höchstzahlen von über 200 Verkündigern erreicht.
WEITERE MÜHSALE IN LIBANON
Im Mai 1968 kam Bruder N. H. Knorr nach Libanon und sprach mit den Aufsehern des Landes. Sie wurden durch seine ausgezeichnete Ansprache sehr ermutigt und waren mehr denn je entschlossen, Jehovas Gesetz nicht zu vergessen, sondern ihrem Gott weiter treu zu dienen.
Anfang der 70er Jahre traten Schwierigkeiten auf, als sämtliche Schriften der Gesellschaft verboten und alle Königreichssäle im Land geschlossen wurden. Die Brüder gaben jedoch weiter informell Zeugnis und erzielten dabei gute Ergebnisse. So kam es, daß es 1971 dort 29 Versammlungen und 8 alleinstehende Gruppen gab. In den darauffolgenden fünf Jahren — von 1971 bis 1975 — wurden 600 weitere Personen in Libanon getauft. Somit wurden wirklich noch viele weitere schafähnliche Menschen gefunden. Im März 1975 gab es eine neue Höchstzahl von 1 882 Verkündigern der guten Botschaft, und diese waren zu 46 Versammlungen organisiert.
AUSHARREN WÄHREND DES BÜRGERKRIEGES
Im April 1975 brach in einem Vorort Beiruts ein bewaffneter Konflikt aus. Dieser Konflikt steigerte sich schrittweise, bis das ganze Land in einen Bürgerkrieg verwickelt war. Der Krieg dauerte nahezu zwei Jahre. Die Zahl der Todesopfer belief sich auf Zehntausende. Viele Brüder verloren ihr Haus, ihr Geschäft oder anderes Eigentum, drei Zeugen wurden getötet, und eine unbekannte Zahl wurde verletzt.
Eine Schwester wurde von einem Heckenschützen tödlich getroffen, als sie ihre Wäsche aufhängte. Ein anderer Zeuge mißachtete die Warnung, das Haus zu verlassen, in dem sich die Zeugen versammelt hatten, und wurde auf dem Heimweg erschossen. Andere Zeugen wurden von Gewehrkugeln und Schrapnellen verwundet, einer durch ein Bajonett. Doch glücklicherweise passierte das bemerkenswert selten.
Der religiöse Aspekt des Krieges wird sehr stark empfunden, und er ist vielleicht das Erschreckendste an dem ganzen Konflikt. In Gegenden, in denen hauptsächlich Moslems wohnten, wurden Personen, die sich zum Christentum bekannten, mitten in der Nacht aus ihrer Wohnung entführt, und viele von ihnen wurden nie wieder gesehen. Die gleiche Behandlung wurde Moslems von sogenannten Christen zuteil. Doch Jehovas Zeugen sind bekannt dafür, daß sie anders sind.
MIT ALLEN MENSCHEN FRIEDEN HALTEN
Jehovas Zeugen haben sich immer bemüht, alle Menschen gleich zu behandeln, seien es Namenchristen oder Moslems. Sie halten sich dabei an den Rat der Bibel: „Wenn möglich, haltet, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden“ (Röm. 12:18). Bei einer Gelegenheit wurde ein Zeuge von Vertretern der Maronitenliga aufgesucht, die ihn und seine Kinder überreden wollten, sich den Freischärlern anzuschließen und 300 libanesische Pfund für Munition zu spenden.
Der Zeuge sagte darauf: „Ich kann mich an nichts beteiligen, was mit Krieg zu tun hat. Und außerdem ist euer Krieg nicht Gottes Krieg. In Wirklichkeit wird Gott bald allen Kämpfenden mit ihren Gewehren ein Ende bereiten und ein friedliches System unter der Herrschaft Christi herbeiführen.“ Später, als sich die Verhältnisse in der Gegend besserten, stellte der Zeuge fest, daß er
durch seine feste und neutrale Haltung die Achtung seiner Nachbarn gewonnen hatte.Diese neutrale Haltung hat sich für Jehovas Zeugen wiederholt vorteilhaft ausgewirkt. Oft rettete es einem das Leben, wenn man beweisen konnte, daß man ein Zeuge Jehovas war. Ein Bruder konnte einmal sein Leben retten, indem er eine Karte vorzeigte, auf der seine Weigerung, eine Bluttransfusion anzunehmen, eingetragen war. Ein anderer Bruder entging seiner Hinrichtung dadurch, daß er eine Studierendenansprache, die er gerade zuvor in der Theokratischen Schule gehalten hatte, wiederholte, um einem Hinrichtungskommando zu beweisen, daß er ein Zeuge Jehovas war. Es gab viele Vorfälle, bei denen Zeugen Jehovas aufgrund ihres christlichen Verhaltens ihr Leben retteten.
Zum Beispiel bot eines Abends ein Zeuge Jehovas einem
moslemischen Arbeitskollegen an, ihn mit dem Auto nach Hause zu bringen. Auf dem Weg wurden sie von bewaffneten Männern aufgehalten, die den Zeugen töten wollten, weil er ein Christ war. Doch sein moslemischer Begleiter flehte sie an, ihn am Leben zu lassen, und erklärte: „Dieser Mann ist anders als die anderen Christen. Er ist neutral. Er beteiligt sich nicht an Politik.“Als sich die bewaffneten Männer weigerten, auf ihn zu hören, sagte der Moslem: „Wenn Sie uns nicht in Ruhe lassen, werden Sie uns beide töten müssen.“ Aufgrund seines aufrichtigen Bittens wurden beide freigelassen.
Ein anderer Zeuge erzählte, daß er in seinem Haus keine Lebensmittel mehr hatte. Da überall bewaffnete Männer herumliefen, war es zu gefährlich, das Haus zu verlassen. Doch dann kam auf einmal ein kleiner Moslemjunge aus einem nahe gelegenen Dorf und sagte: „Meine Eltern schicken Ihnen dieses Brot. Wenn Sie irgend etwas brauchen, sagen Sie uns bitte Bescheid. Wir sind gern bereit, es für Sie zu besorgen.“
DER RUF DER ZEUGEN BREITET SICH AUS
Im Norden des Landes befindet sich ein „christliches“ Dorf, das von moslemischen Dörfern umgeben ist. In diesem Dorf gibt es zwei Versammlungen der Zeugen Jehovas. Als die Moslems das Dorf angriffen und zu dem Haus kamen, in dem sich die Zeugen versammelt hatten, sagten die Brüder den Angreifern: „Wir sind Zeugen Jehovas. Wir haben keine Waffen und sind völlig neutral. Hier sind unsere Häuser; macht damit, was ihr wollt.“ Die Männer waren überrascht und versprachen ihnen, ihnen keinen Schaden zuzufügen.
In einem anderen Dorf hatte sich sogar der katholische Priester mit einem Maschinengewehr bewaffnet. Die Zeugen wurden sehr bedrängt, ihre neutrale Haltung aufzugeben und sich ebenfalls für den erwarteten Angriff
zu rüsten. Als sie sich weigerten, sagte einer der rechtsgerichteten Führer: „Wenn der Krieg vorbei ist, werden wir uns um euch kümmern!“ Was geschah jedoch, als am 20. Januar 1976 der Angriff begann?Die regulären Verteidiger des Dorfes flohen. Der Priester warf seine Waffe weg und versteckte sich. Andere Dorfbewohner, die sich bewaffnet hatten, versuchten, ihre Waffen zu verstecken; wieder andere warfen ihre Waffen weg. Einer der rechtsgerichteten Führer versuchte, seine Waffe einem Zeugen zu geben, und sagte: „Jeder weiß, daß Jehovas Zeugen keine Waffen haben.“
Auch suchten viele Personen Zuflucht in den Häusern von Zeugen Jehovas. In einem Haus versammelten sich über 60 Personen! Nachdem einer der Zeugen um Jehovas Schutz gebetet hatte, sagte die Tochter des politischen Führers: „Jetzt habe ich keine Angst mehr, denn Jehova ist der Gott, der beschützen kann.“ Obwohl bewaffnete Männer eindrangen und einige Wertsachen stahlen, wurde niemandem Schaden zugefügt.
In einem anderen Haus von Zeugen Jehovas versammelten sich etwa 50 Personen. Der vorsitzführende Aufseher der Zeugen Jehovas dort berichtet: „Ich hörte, wie ein moslemischer Nachbar den bewaffneten Männern sagte: ,Laßt dieses Haus in Ruhe. Dort wohnen Bibelforscher; die sind anders als die anderen.‘ Später kamen dennoch Bewaffnete ins Haus. Ich hatte aber absichtlich alle Türen offengelassen. Als sie daher riefen, antwortete ich schnell und bat sie herein. Ich sprach mit ihnen freundlich und ohne Hemmungen und erklärte ihnen, daß wir Zeugen Jehovas seien. Als sie keine Waffen fanden, gingen sie weg.“ Alle Häuser in der Nachbarschaft wurden geplündert bis auf dieses eine.
In der nördlichen Stadt Tripoli waren die Zusammenstöße zwischen den kämpfenden Parteien besonders heftig. Hunderte von Geschäften und Häusern wurden geplündert
und in Brand gesteckt. Für Christen war es besonders gefährlich, aus dem Haus zu gehen. Daher sagte ein moslemischer Nachbar zu einem Zeugen: „Diese Leute wissen nicht, daß Sie Zeugen Jehovas sind. Sagen Sie uns daher, was Sie brauchen, und wir werden es Ihnen besorgen.“BETHELFAMILIE IN GEFAHR
Zu Beginn des Bürgerkrieges befand sich das Zweigbüro der Zeugen Jehovas in einem moslemischen Stadtteil von Beirut. Bevor die Bethelfamilie an einen sichereren Ort außerhalb der Stadt zog, hatte sie einige schaurige Erlebnisse. Am 6. 2. 1976 erzählte ein Glied der Familie:
„Einen Monat lang versuchten wir gar nicht erst, in unseren Zimmern zu Bett zu gehen. Wenn es Zeit zum Schlafen war, legten wir unsere Matratzen in den kleinen Hausflur, da es dort am sichersten war. Wir legten uns alle zusammengekauert hin und schliefen in unseren Kleidern, da wir nie wußten, was die Nacht bringen würde. Als diese Phase der Kämpfe vorüber war, versuchten die Rechten, die strategisch wichtigen Gebäude auf unserer Seite der Stadt unter Kontrolle zu bringen.
Dann kam es zu regelrechten Straßenkämpfen, von Straße zu Straße und von Haus zu Haus. Es sah so aus, als würden die Rechten vor uns die Straße hinaufkommen und die Linken hinter uns, und so beschlossen wir, das Haus zu verlassen. Es war zwar nicht möglich, die Gegend ganz zu verlassen, aber es gab ungefährlichere Häuser, und so begaben wir uns in das Haus eines Zeugen, der etwa 1 1⁄2 km entfernt wohnte. Wir blieben dort zwei Wochen und kehrten dann nach Hause zurück.“
Eine Nacht war für die Bethelfamilie besonders schrecklich. Es war die Nacht, in der das Hauptgeschäftszentrum von Beirut in Brand gesteckt wurde. Auch das Viertel, in dem sich das Zweigbüro befand, war zur Vernichtung
bestimmt. Die Zeugen aus dem Zweigbüro erzählten einige Einzelheiten:„Um 22.30 Uhr wurden wir plötzlich durch Maschinengewehrfeuer direkt vor unserem Haus aufgeschreckt. Als zwei von unserer Familie von der Veranda aus hinabblickten, sahen sie fünf oder sechs bewaffnete Männer aus dem Hotel kommen, das uns direkt gegenüberlag. Dann — plötzlich eine laute Explosion! Das war ein Getöse, als sieben Stockwerke vor uns herabkamen!
Dann wurde ein Laden nach dem anderen in Brand gesteckt, und bewaffnete Männer fuhren vor den Läden hin und her und gossen Brennstoff in die Flammen, um die Brände zu schüren. Sie schossen auf jeden, der versuchte, das Feuer zu löschen. Der Nachthimmel war rot von all den Bränden.
Als wir von einem der hinteren Schlafzimmer die Brände beobachteten, wurden wir von einer weiteren Explosion geschüttelt. Wir rannten in den vorderen Teil des Hauses und sahen, daß eine Bombe in dem Lebensmittelgeschäft explodiert war, das sich in unserem Gebäude befand. Unser eigenes Gebäude brannte! Was uns am meisten Sorgen machte, war der Gasvorratsraum in unserem Haus. Wenn das Feuer diesen Raum erreicht hätte, wären unser Gebäude und das nebenan zusammengestürzt. Alle Nachbarn auf der Straße halfen jedoch, und wir konnten das Feuer löschen, bevor es viel Schaden anrichtete.“
ZUSAMMENKÜNFTE UND PREDIGTDIENST
Während all der Gewalttätigkeiten wurden die Königreichsinteressen nicht vernachlässigt. Die Versammlungen hielten ihre Zusammenkünfte in kleinen oder größeren Gruppen ab, je nach den Verhältnissen, die gerade in einer Gegend herrschten. Es fanden sogar Kreis und Bezirkskongresse statt! Nicht selten waren während der Zusammenkünfte Gewehrschüsse und explodierende
Granaten zu hören. Gelegentlich mußte der Redner innehalten, bis das Kampfgetöse so weit nachgelassen hatte, daß er sich wieder verständlich machen konnte.Die Brüder predigten von Haus zu Haus, wo immer es möglich war, und oft nahmen sie Gelegenheiten zum informellen Zeugnisgeben wahr. Viele gingen auf die Botschaft ein, während andere so beschäftigt damit waren, am Leben zu bleiben und sich vor Schaden zu hüten, daß es schwierig war, mit der Königreichshoffnung in ihre Gedanken einzudringen.
GEGENWÄRTIGE LAGE UND DIE ZUKUNFT
Viereinhalb Jahre sind seit Beginn des Bürgerkrieges vergangen, und es ist immer noch keine Ruhe eingekehrt. In den meisten Teilen Libanons ist ein arabisches Friedensheer eingesetzt worden, und im südlichen Teil des Landes sind UN-Truppen stationiert. In einigen Teilen des Landes kommt es immer noch zu gewaltsamen Zusammenstößen und zu längeren Artilleriegefechten. Im Dezember 1978 hallten immer noch Maschinengewehrfeuer und Granatexplosionen in der Gegend, in der das Zweigbüro liegt. Während einer 12tägigen Periode im Herbst 1978 mußte die Bethelfamilie acht Tage in einem Schutzraum im unteren Teil des Gebäudes verbringen, während in unmittelbarer Nähe rund 200 Granaten und Raketen niedergingen. Brüdern in anderen Gegenden ist es noch viel schlimmer ergangen.
Was die Zukunft diesem von Unruhen heimgesuchten Land in politischer und sozialer Hinsicht bringen wird, ist ungewiß. Doch eines ist sicher: Jehova wird dafür sorgen, daß das Predigen der guten Botschaft in Libanon und Syrien fortgesetzt wird, bis die „große Drangsal“ sein friedliches neues System der Dinge einleitet. Die Brüder in diesen Ländern beten darum, daß Jehova sie weiterhin gebrauchen möge, bis das Werk vollendet ist.
[Karte auf Seite 165]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Libanon und Syrien
TÜRKEI
IRAK
MITTELMEER
Aleppo
Al Ladhakijja
Homs
DAMASKUS
HERMON
LIBANON
Tripoli
BEIRUT
Sidon
Tyrus
ISRAEL
JORDANIEN
SYRIEN
[Bild auf Seite 172]
Bruder Macmillan (Mitte) aus dem Brooklyner Hauptbüro taufte Salim Karam (links) und Hanna Shammas, einen Zahnarzt aus Tripoli.
[Bild auf Seite 176]
Mit Hilfe dieses Lautsprecherwagens gelangte die Königreichswahrheit in entlegene Gebiete.
[Bild auf Seite 204]
Zeugen Jehovas, die während einer Waffenruhe durch einen vom Krieg verwüsteten Stadtteil von Beirut gehen