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Elfenbeinküste

Elfenbeinküste

Elfenbeinküste

Die Republik Elfenbeinküste ist eines der Länder, die einmal zu einer Föderation von acht Territorien in Westafrika gehörten. Von 1895 bis 1958 verwaltete Frankreich diese Territorien. Die Föderation hieß Französisch-Westafrika.

Ende des 15. Jahrhunderts erhielt die Elfenbeinküste ihren Namen aufgrund des Handels mit Elefantenstoßzähnen. Inzwischen ist der Elefant überall so sehr gejagt worden, daß er fast nur noch in den Waldgebieten des Südwestens zu finden ist. Die Tage, in denen man Stoßzähne von 100 kg gefunden hat, sind vorbei. Heute findet man höchstens noch welche mit einem Gewicht von etwa 25 kg.

Die Elfenbeinküste wurde in den 1890er Jahren eine französische Kolonie. Im Jahre 1960 wurde sie dann ein unabhängiger Staat. Félix Houphouët-Boigny, der die Unabhängigkeitsbewegung der französischen Territorien in Westafrika geleitet hatte, wurde in diesem Jahr zum Präsidenten gewählt. Seitdem ist er alle fünf Jahre wiedergewählt worden und ist somit immer noch das Staatsoberhaupt.

Das Land liegt am Golf von Guinea, begrenzt von Liberia und Guinea im Westen und von Ghana im Osten. Nördlich davon liegen die Binnenstaaten Obervolta und Mali. Die Elfenbeinküste hat eine Landfläche von 322 000 km2 und ist somit etwa 15mal so groß wie El Salvador. Sie ist ungefähr so groß wie Italien.

Die Elfenbeinküste entspricht genau der Vorstellung, die die meisten Menschen von den Tropen haben. Das Klima entlang der Küste ist heiß und feucht. Üppige Wälder, die fast die Hälfte der gesamten Landfläche einnehmen, breiten sich nach Norden aus und weichen dann allmählich der Feuchtsavanne und schließlich der Trockensavanne. Die Dürren der letzten Jahre haben sich von der Sahara her im Norden etwas ausgewirkt, doch die tropischen Regenwälder weiter im Süden sind davon kaum betroffen worden.

Das Land hat etwa 7 500 000 Einwohner, rund die Hälfte davon ist unter 20 Jahre alt. Über eine Million lebt in der schönen Hauptstadt Abidjan, die im Jahre 1945 noch eine relativ kleine Stadt von etwa 20 000 Einwohnern war. Wenn man von dieser Küstenstadt aus landeinwärts fährt, kann man die Menschen in den großen Bananen-, Kaffee-, Kakao- und Ananasplantagen arbeiten sehen. Im Westen, nach Gagnoa und Daloa hin, sieht man sie auf den Reisfeldern oder in den Holzfällerlagern, wo sie die gewaltigen Mahagonibäume fällen.

Die Bevölkerung der Elfenbeinküste besteht aus vielen verschiedenen Stammesgruppen; Ende des letzten Jahrhunderts waren es 60 Stämme. Diese Stämme vermischten sich kaum; jede Gruppe hielt Abstand von den anderen. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie sich mit Ackerbau. Die Aschanti-Stämme im Osten kommen aus Ghana, die Bete aus den Wäldern im Westen, die sich bis nach Liberia hinein erstrecken. Die hochwüchsigen Wüstenbewohner stammen aus Mali und Obervolta und die Dan aus den Bergen Guineas. An der Küste, in der Nähe der mit Sand und Kokospalmen umsäumten Lagunen, leben die Ebrie, deren Hauptbeschäftigung die Lagunenfischerei ist.

Französisch ist zwar die Amtssprache, doch gibt es in dem Land eine Fülle von Sprachen und Dialekten. Die Bevölkerung spricht rund 70 Eingeborenensprachen, die 5 größeren Sprachgruppen zugeordnet werden. Bei den meisten davon hat man sich wenig oder gar nicht bemüht, eine Schrift zu entwickeln. Die bedeutende Handelssprache ist Dyula. Sie wird von den moslemischen Händlern gesprochen, aber auch von vielen anderen Personen zu Handelszwecken benutzt. So sprechen viele Bewohner der Elfenbeinküste drei Sprachen: ihren einheimischen Dialekt, Französisch und Dyula.

DIE RELIGION DER BEVÖLKERUNG

Als die Elfenbeinküste in den 1890er Jahren eine französische Kolonie wurde, faßten katholische Missionare dort Fuß. Von ihrem Stützpunkt an der Küste aus verbreiteten sie allmählich ihre Lehren und arbeiteten dabei eng mit der Kolonialmacht zusammen. Viele Gruppen, besonders im Küstengebiet, nahmen den Katholizismus an, hielten aber auch an ihrer animistischen Stammesreligion fest. Animisten glauben, daß unbelebte Dinge, wie zum Beispiel Flüsse, Seen und Lagunen, eine Seele haben oder von Geistern bewohnt werden, die verehrt werden müßten.

Im Norden gewann der Islam an Einfluß, als dort sudanische Stämme einwanderten, die bereits zum Islam bekehrt worden waren. Die Ausbreitung des Islam stieß jedoch auf großen Widerstand, und nur selten nahmen die Animisten diese neue Religion der „Unterwerfung“ an. Selbst wenn sie es taten, hielten sie an ihren animistischen Ansichten fest.

In neuerer Zeit haben auch protestantische Sekten einige Erfolge erzielt. Von 1913 bis 1936 verbreitete sich in der Elfenbeinküste schnell eine neue Religion — der Harrismus —, die nach ihrem Gründer, William Wade Harris, einem liberianischen Prediger, benannt worden ist. Er stützte seine Lehren auf die Hebräischen Schriften und gab ihnen einen stark lokalen Anstrich. Er verband Singen, Tanzen und heidnische Riten mit gewissen biblischen Gedanken.

Andere protestantische Sekten und Gruppen kamen auf, als das Land auf dem Weg zur Unabhängigkeit war und mehr Religionsfreiheit gewährt wurde. In dieser religiösen Atmosphäre — bei einer Bevölkerung, die zu 60 Prozent aus Animisten, zu 25 Prozent aus Moslems und zu 15 Prozent aus sogenannten Christen bestand — begann das Licht des wahren Christentums vor etwas mehr als 30 Jahren zu leuchten.

ERSTER DOKUMENTIERTER PREDIGTDIENST

Als William C. Walden und George L. Covert im Februar 1948 die Gileadschule absolviert hatten, wurden sie der Elfenbeinküste zugeteilt. Da es bei der Beschaffung der Visa Schwierigkeiten gab, schickte die Gesellschaft sie schließlich in die Goldküste (heute Ghana). Von dort aus sollten sie versuchen, Zugang in die Elfenbeinküste zu erlangen.

Im März 1949 gingen Alfred G. Baker, der damalige Zweigaufseher der Goldküste, und William Walden nach Abidjan. Dort nahmen sie mit dem französischen Gouverneur Kontakt auf und beantragten Visa. Der Gouverneur zeigte sich von den vorgewiesenen Dokumenten beeindruckt, doch es wurden keine unmittelbaren Schritte unternommen. Während ihres viertägigen Aufenthalts in Abidjan gaben die Brüder Zeugnis. Das war der erste dokumentierte Predigtdienst in der Elfenbeinküste.

Die Zeit zog sich hin — ein ganzes Jahr —, und immer noch wurde trotz wiederholten Briefwechsels keine Genehmigung für die Einreise von Missionaren erteilt. Schließlich sandte das Zweigbüro der Goldküste Alfred Elias Shooter als allgemeinen Pionier in die Elfenbeinküste. Alfred war in Accra, der Hauptstadt der Goldküste, Pionier gewesen.

BEGINN DES REGELMÄSSIGEN PREDIGTDIENSTES

Bruder Shooters erster Predigtdienstbericht aus Abidjan ging im Juni 1950 in Accra ein. Er hatte 100 Stunden auf das Predigen der guten Botschaft verwandt, 20 Rückbesuche gemacht und 2 Heimbibelstudien eingerichtet. Im darauffolgenden Monat konnte er einen untätigen Verkündiger wiederbeleben, der von Accra nach Abidjan gezogen war. Im August führte Alfred bereits 12 Bibelstudien durch.

Er nahm eine Teilzeitbeschäftigung an, um die Miete für ein kleines Zimmer in der Nähe der Lagune von Treichville, einem Stadtteil von Abidjan, bezahlen zu können. Im Dezember 1950 wohnte er einem Landeskongreß in der Goldküste bei. Bei dieser Gelegenheit besprach Bruder Baker mit ihm das Werk in der Elfenbeinküste. Im Februar 1951 nahm Alfreds Frau in Abidjan den Pionierdienst auf. Die beiden konnten viel dazu beitragen, die Bewohner der Elfenbeinküste mit den biblischen Wahrheiten bekannt zu machen. Siebzehn besuchten im März 1951 das Gedächtnismahl in Abidjan, und 25 kamen zu einem besonderen öffentlichen Vortrag. Eine Buchstudiengruppe mit 12 regelmäßig Anwesenden wurde gegründet.

GILEADABSOLVENTEN KOMMEN INS LAND

Im Juli 1951 konnten Gabriel und Florence Paterson, Absolventen der 16. Klasse der Gileadschule, in die Elfenbeinküste einreisen und zogen zu den Shooters. Gabriel, der aus der Goldküste stammte, hatte Jahre zuvor mit Alfred Shooter studiert und ihm geholfen, die Wahrheit kennenzulernen. Daß sie sich in einer Auslandszuteilung wiedertrafen, bereitete ihnen große Freude.

Die beiden jungen Ehepaare hatten es nicht leicht. Gabriel beschreibt ihre Unterkunft wie folgt:

„Bevor wir in Abidjan eintrafen, hatte Alfred den einen Raum, den er und seine Frau bewohnten, mit Pappe erweitert. Er deckte den erweiterten Teil mit geteerter Pappe ab, damit Florence und ich eine Schlafstätte hatten. Unter diesem Pappdach bereiteten wir unsere Mahlzeiten zu und aßen gemeinsam. Wenn es regnete, wachten wir auf, weil das Wasser hereintropfte. Wir suchten dann in einer Ecke Zuflucht und bemühten uns, unsere Gastgeber nicht zu stören.“

DER ERSTE JÜNGER

Trotz dieser prüfungsreichen Verhältnisse ließen sich die Pioniere nicht entmutigen. Bald trug ihre Tätigkeit Früchte. Robert Markin, ein Mann aus der Goldküste, sah in dem Büro eines Freundes ein Exemplar des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“. Er fragte ihn, ob er es leihen könne. Statt ihm das Buch zu geben, erzählte ihm sein Freund, wo die Patersons und die Shooters wohnten.

Sofort machte sich Robert auf den Weg zu dem kleinen Haus an der Lagune. Er erwarb das Buch, und Bruder Paterson begleitete ihn zu seiner Wohnung, wo sie zwei Stunden lang studierten. Am nächsten Morgen lud Gabriel Robert ein, mit in den Predigtdienst zu gehen, damit er sehen konnte, wie das Zeugniswerk durchgeführt wurde. Und so war der erste Bewohner der Elfenbeinküste auf dem Weg, ein Zeuge Jehovas zu werden. Im April 1952 wurde Robert Markin zusammen mit zwei anderen in der Gbobo-Lagune in Abidjan getauft.

Bald fanden in Roberts Wohnung Zusammenkünfte statt. Anfangs wurden sie im allgemeinen in Englisch durchgeführt, und je nachdem, wer anwesend war, wurde dann ins Französische, in die ghanaischen Sprachen Ewe und Twi oder in eine der Landessprachen übersetzt. Die ersten Glieder dieser jungen Gruppe in der Elfenbeinküste waren Ausländer; sie stammten aus der Goldküste, aus Französisch-Togo und aus Dahomey. Erst im Jahre 1954 wurden Einheimische getauft.

RECHTLICHE SCHRITTE GEGEN DIE BRÜDER

Im Sommer 1952, nachdem sich den Pionieren 5 Personen im Predigtwerk angeschlossen hatten, wurden die Brüder bei der Polizei angezeigt. Bruder Paterson wurde verhaftet, und man durchsuchte sein Haus. Es sollte erwähnt werden, daß keine der Schriften der Gesellschaft von den Behörden genehmigt worden war. Der europäische Polizeichef sagte, es tue ihm sehr leid, eingreifen zu müssen, doch da seine Männer über 100 verbotene Schriften gefunden hätten, sei er gezwungen, die Angelegenheit den Behörden zu melden. Er nahm jedoch einige Bücher, um sie selbst zu lesen, und wurde ein guter Freund von Bruder Paterson.

Die Brüder wurden in der nahe gelegenen Stadt Grand Bassam vor Gericht gestellt, wo sich damals der Oberste Gerichtshof befand. Es wurde ihnen vorgeworfen, im Besitz verbotener Schriften zu sein und keinen „Ausländerpaß“ zu haben.

Alfred Baker, der Zweigdiener der Goldküste, kam in die Elfenbeinküste herüber und besorgte den Brüdern einen Rechtsanwalt. Dieser Rechtsanwalt legte den Fall sehr überzeugend dar, doch das Gericht erhielt die Entscheidung der Regierung aufrecht: „Kein Predigen und keine Literatur der Zeugen Jehovas in der Elfenbeinküste.“ Bruder Paterson und Bruder Shooter wurden verurteilt und erhielten einen bzw. sechs Monate Gefängnis auf Bewährung. Außerdem wurde ihnen eine Geldstrafe von 5 000 Franc auferlegt.

Ein paar Monate später verrichteten die Brüder Predigtdienst in Grand Bassam. Dort auf dem Markt sahen sie, daß die beschlagnahmten Schriften der Gesellschaft zum Verkauf angeboten wurden. Die Regierung betrachtete die Angelegenheit offenbar als so unwichtig, daß sie die beschlagnahmte Literatur an einen Händler verkauft hatte. Sofort kauften die Brüder viele ihrer eigenen Bücher zurück. Das war gewiß ein Segen angesichts der Schwierigkeit, Literatur ins Land zu bekommen.

HILFE VON REGIERUNGSBEAMTEN

Gleichzeitig bemühten sich die Polizei und die Einwanderungsbehörden, die Pioniere auszuweisen, da sie keine Visa besaßen. Diese Schwierigkeiten hielten 1952 und 1953 an. In dem Bemühen, ein Dauervisum zu erhalten, sprachen die Brüder bei zahlreichen Regierungsbeamten vor. Sie nahmen mit einigen einflußreichen Regierungsmitgliedern Verbindung auf, unter anderem auch mit Félix Houphouët-Boigny und Ouezzin Coulibaly.

Monsieur Houphouët-Boigny, der später Präsident der Elfenbeinküste wurde, war damals Präsident der Demokratisch-Afrikanischen Sammlungsbewegung, Parlamentspräsident des Territoriums Elfenbeinküste sowie Parlaments und Regierungsmitglied im Palais Bourbon in Paris (Frankreich). Bruder Paterson erklärte diesem prominenten Beamten seine Probleme, und er hörte verständnisvoll zu. M. Houphouët-Boigny versprach ihm, dafür zu sorgen, daß die Brüder im Land bleiben könnten. „Die Wahrheit“, erklärte er, „hat keine Grenzen. Sie ist wie ein mächtiger Strom; dämmt man ihn ein, so wird er den Damm überfluten.“ Er verwies die Brüder an seinen Stellvertreter, Ouezzin Coulibaly, der sich gegenüber Bruder Paterson als sehr wohlwollend erwies.

Der Ausländerpaß mußte in Dakar (Senegal), dem Verwaltungssitz für Französisch-Westafrika, ausgestellt werden. M. Coulibaly legte Fürsprache ein und half so Bruder Paterson, seinen Paß ohne Schwierigkeiten zu bekommen. Er sorgte auch dafür, daß Bruder Patersons Visum verlängert wurde, und verwandte sich für ihn bei dem Leiter des Amtes für Nationale Sicherheit. Dieser Beamte erklärte, ein katholischer Priester und ein Methodistenprediger seien zu ihm gekommen und hätten ihm gesagt, das, was Jehovas Zeugen predigten, sei für das Volk der Elfenbeinküste nicht gut. Doch was war M. Coulikalys Ansicht? Er sagte: „Ich vertrete das Volk dieses Landes. Wir sind das Volk, und wir mögen Jehovas Zeugen. Wir wollen daher, daß sie hier im Land bleiben.“

EINE GUTE GRUNDLAGE WIRD GELEGT

Nach der Fürsprache von M. Coulibaly konnten die Brüder ihren göttlichen Auftrag ziemlich ungestört weiter durchführen. Im Jahre 1953 wurde eine Höchstzahl von 17 Königreichsverkündigern erreicht. Im März kamen 85 zum Gedächtnismahl.

Bruder Paterson empfahl der Gesellschaft: „Es ist möglich, hier eine Versammlung zu gründen, denn einige der Verkündiger sind jetzt fähig, als Diener zu dienen.“ Und so wurde in Treichville (Abidjan) am 1. April 1954 die erste Versammlung gegründet.

Die Brüder mieteten gewöhnlich einen kleinen Lastwagen und fuhren damit in die Außengebiete, um zu predigen. Auf der Fahrt sangen sie Königreichslieder. Nachdem sie am Vormittag gepredigt hatten, machten sie ein kleines Picknick, und dann hielten sie einen öffentlichen Vortrag in einem Schulsaal oder im Hof eines Interessierten. Danach stiegen sie alle wieder in den Lastwagen und fuhren müde, aber glücklich nach Hause — immer noch singend! Im Jahre 1954 waren jeden Monat durchschnittlich 19 Verkündiger im Predigtdienst tätig.

SÄULEN DER KIRCHE WERDEN ZEUGEN

Einer der Höhepunkte des Jahres 1955 war, daß zwei Säulen der örtlichen Kirche für die Wahrheit Stellung bezogen. Interessanterweise war einer von ihnen, Samuel Denoo, der Freund, in dessen Büro Robert Markin ein Exemplar des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“ gesehen hatte. Samuel war es gewesen, der Robert an Bruder Paterson verwiesen hatte, und das hatte dazu geführt, daß Robert der erste Jünger in der Elfenbeinküste wurde.

Samuel Denoo gehörte zu den Verantwortlichen der örtlichen Methodistenkirche. Er und der Leiter der Bibelklasse, Emmanuel Kwaku Glago, luden Bruder Paterson ein, zu der Gemeinde zu sprechen. Seine Ansprache wurde gut aufgenommen, und bei vielen wurde ein Bibelstudium eingerichtet, unter anderem bei M. Denoo und M. Glago.

Diese beiden Säulen der Ortsgemeinde kamen in der Wahrheit bald gut voran, doch nicht ohne Widerstand. Die methodistischen Pastoren forderten sie auf, zu erklären, weshalb sie ihre Kirche verlassen und sich Jehovas Zeugen angeschlossen hätten. Samuel Denoo sagte darauf:

„Sie wissen sehr wohl, daß ich mehr als eine Frau hatte. Trotzdem haben Sie mich zu einem der Ratgeber der Kirche und zu einem Mitglied des Exekutivkomitees ernannt. Jehovas Zeugen waren nicht bereit, mich zu taufen, bevor ich mein Leben mit der Bibel in Übereinstimmung gebracht hatte. Mit Hilfe der Zeugen Jehovas habe ich erfahren, wer Jehova ist und wie er angebetet werden muß.“

Emmanuel Glago hob die Hauptunterschiede zwischen der Methodistenkirche und Jehovas Zeugen hervor. „In Ihrer Kirche verehrt der Laie eher die Geistlichkeit als Gott und ist eher ihr gehorsam“, sagte er. „Jehovas Zeugen machen keinen Unterschied zwischen Geistlichen und Laien. Sie beten Jehova Gott an und gehorchen ihm, indem sie als seine Diener die gute Botschaft vom Königreich predigen und lehren.“

Einer der Geistlichen erwiderte darauf, die beiden könnten zurückkommen und dürften in der Kirche predigen. Doch Emmanuel antwortete: „Was soll ich denn predigen? Ist es nicht dasselbe alte Zeug — über die Unsterblichkeit der Menschenseele, eine Feuerhölle nach dem Tode, die ,mysteriöse‘ Dreieinigkeit usw.? Nein, das will ich nicht. Aufgrund der Lehren der Zeugen Jehovas bin ich zu dem Schluß gekommen, daß diese Kirchenlehren falsch sind und aus dem Heidentum stammen.“

Die Diskussion dauerte über zwei Stunden, doch die Pastoren mußten weggehen, ohne ihre Mitglieder wiedergewonnen zu haben. Samuel Denoo stellte bald darauf sein Haus als Königreichssaal zur Verfügung. Mit der Zeit wurde es das Heim für die meisten Missionare, die in die Elfenbeinküste gesandt wurden.

KONGRESS 1955 IN DER GOLDKÜSTE

Der bedeutendste Höhepunkt des Jahres 1955 war zweifellos der Kongreß in Accra (Goldküste) vom 17. bis 20. November. Fünfundzwanzig Personen aus der Elfenbeinküste kamen zu diesem Kongreß. Sie reisten zunächst mit einem kleinen Lastwagen und dann mit dem Boot. An der Grenze stieg Bruder Paterson aus dem Boot aus und erklärte den Grenzbeamten, es handle sich um Bürger der „neuen Welt“, die sich auf dem Weg zu einem Kongreß von „Mitbürgern“ in Accra befänden. Das Boot durfte die Grenze passieren, ohne daß einer der Brüder Schwierigkeiten bekam.

Schließlich trafen die Brüder in Accra ein. Auf dem Kongreßgelände bot sich ihren Augen ein beeindruckendes Bild. Sie hatten bisher kaum 100 Personen bei einer christlichen Zusammenkunft versammelt gesehen. Doch hier waren schon am ersten Tag 7 000 Personen anwesend, und zum öffentlichen Vortrag kamen sogar 14 331! Die Shooters, die das Werk in der Elfenbeinküste begonnen hatten, blieben nun in der Goldküste. Die übrigen Brüder aus der Elfenbeinküste kehrten jedoch mit neuer Tatkraft zurück, um das Predigtwerk dort fortzusetzen.

BEGINN DES WERKES IN BOUAKÉ

Bis 1955 war das Zeugniswerk auf Abidjan und Umgebung beschränkt gewesen. Zwar hatten einige ihren Verwandten an anderen Orten gepredigt, doch niemand stand regelmäßig mit diesen Personen in Verbindung. Nach dem Kongreß in Accra jedoch wurde Robert Markin von seinen Arbeitgebern nach Bouaké versetzt, der zweitgrößten Stadt der Elfenbeinküste.

Zunächst machte sich Robert Sorgen darüber, wie er isoliert von den Brüdern zurechtkommen würde. Doch Bruder Paterson sagte zu ihm: „Wenn du dorthin kommst, ziehe nicht in ein kleines Haus, sondern in ein großes. Dann wirst du in der Lage sein, dort für all die interessierten Personen, die du finden wirst, Zusammenkünfte abzuhalten.“

Bei seiner Ankunft in Bouaké stellte Robert fest, daß sein Neffe bereits ein Haus für ihn gefunden hatte, allerdings ein kleines. Also lehnte Robert es ab, treu den Instruktionen Bruder Patersons folgend, und suchte sich ein anderes Haus, das groß genug war, um der zukünftigen Versammlung Platz zu bieten. Schon sehr bald traf er im Predigtdienst eine Moslemfamilie. Zwanzig Angehörige dieser Familie begannen, an Besprechungen teilzunehmen. Innerhalb kurzer Zeit bekundete eine ganze Reihe Personen aus dieser Stadt Interesse. Im ganzen Land gab es 1956 durchschnittlich 53 Verkündiger.

REISENDE AUFSEHER KOMMEN ZU BESUCH

Im Oktober 1957 kam zum erstenmal ein Kreisaufseher zu Besuch. William T. Darko aus der Goldküste (in jenem Jahr wurde der Name auf Ghana abgeändert) diente der Versammlung in Abidjan und der kleinen isolierten Verkündigergruppe in Bouaké. Zu dieser Zeit gab es auch einzelne Verkündiger in Daloa, Dimbokro, Grand Bassam und in Koumassi, einem Vorort von Abidjan. Im Dezember 1957 wurde Bruder Paterson zum Kreisaufseher ernannt. Im darauffolgenden Jahr berichtete die Gruppe in Bouaké 16 Verkündiger.

SONDERPIONIER GEHT NACH BOUAKÉ

Daniel Keboh, ein nigerianischer Sonderpionier, der in Ghana lebte, kam im September 1958 nach Bouaké, um seinen Dienst dort fortzusetzen. Er traf ein, nachdem er zwei Tage lang in Lastwagen, die zwischen den Städten verkehren, gereist war, ganz mit rotem Staub bedeckt und müde, aber glücklich, seine Brüder gefunden zu haben. Am darauffolgenden Tag ging er in Begleitung eines der Brüder vom Ort zum Polizeirevier, um sich anzumelden.

Sofort beschlagnahmte die Polizei Daniels Literatur und hielt die beiden einige Stunden lang fest. Man fragte die Brüder über ihre Tätigkeit aus, und drei Monate später wurden sie vor Gericht gestellt. Der Richter verurteilte sie zu einer Geldstrafe von je 2 500 Franc.

Die untergeordneten afrikanischen Beamten jedoch waren mitfühlend und rieten den Brüdern, die Strafe nicht zu bezahlen. Auch sagten sie, wenn man sie schicken würde, um die Geldstrafe einzutreiben, dann würden sie erklären, sie könnten die Brüder nicht ausfindig machen. Diese Erfahrung veranschaulicht recht gut die offizielle Haltung gegenüber Jehovas Zeugen in dieser Zeit. Trotz dieses Vorfalls war Daniel nicht entmutigt, und er begann, in Bouaké Zeugnis zu geben.

AUSLÄNDER GEZWUNGEN, DAS LAND ZU VERLASSEN

Im Jahre 1958 gab es in der Elfenbeinküste nur sehr wenig Einheimische, die die Wahrheit angenommen hatten. Die meisten Brüder stammten ursprünglich aus Togo und Dahomey (heute Benin), und daher dachten viele, unsere Religion sei dahomeyischen Ursprungs. Ein Bruder sagte, die Leute würden ihn oft für einen Dahomeyer halten, weil er ein Zeuge sei.

1958 gab es dann Schwierigkeiten in Verbindung mit den Ausländern, die in der Elfenbeinküste lebten. Es kam zu Unruhen, und viele Menschen mußten darunter leiden. Die Situation verschlimmerte sich so weit, daß die Regierung die Sicherheit der togolesischen und der dahomeyischen Staatsbürger in der Elfenbeinküste nicht mehr garantieren konnte. Daher wurden sie aufgefordert, in ihr Heimatland zurückzukehren.

Keiner der Brüder wurde bei den Unruhen getötet, doch ihr Leben war gefährdet wie auch das Leben anderer Ausländer. Im Gehorsam gegenüber dem Regierungsentscheid verließen daher auch viele Brüder das Land. Infolgedessen verlor die Elfenbeinküste etwa 25 Königreichsverkündiger, die Früchte von zwei Jahren Arbeit. Da viele von ihnen Brüder waren, die in der Versammlung die Führung innegehabt hatten, machte sich der Verlust sehr bemerkbar.

Nun war die Frage: Werden die einheimischen Brüder auf eigenen Füßen stehen können? Die Antwort lautete natürlich: Ja! Bruder Paterson begann sogleich, sie zu schulen, Verantwortung in der Versammlung in Abidjan zu übernehmen, damit sie sich verschiedener Aufgaben annehmen könnten, wenn er Verkündiger in abgelegenem Gebiet besuchte. Das Predigtwerk ging weiter, und im Laufe der Zeit wurden diejenigen, die wegen der Unruhen weggegangen waren, durch neue Jünger ersetzt. Aufgrund der Wegzüge sank jedoch die durchschnittliche Verkündigerzahl von 60 im Jahre 1958 auf 46 im Jahre 1959.

ER TRUG ZUM WACHSTUM DES WERKES BEI

Etwa um diese Zeit erhielt Blaise Bley, der am Flughafen in Abidjan arbeitete, ein Exemplar des französischen Wachtturms. Da ihm das gefiel, was er las, schrieb er an die Gesellschaft und bat um weitere Informationen. Schließlich erhielt Bruder Paterson seine Anschrift und nahm mit ihm Verbindung auf. Er richtete ein Bibelstudium ein, und im März 1959 befand sich Blaise unter den 20 Delegierten aus der Elfenbeinküste, die nach Kumasi (Ghana) reisten, um den Kongreß „Göttlicher Wille“ zu besuchen. Wie begeisternd für ihn, unter den 13 754 Personen zu sein, die aus Gottes Wort Rat und Ermunterung empfingen!

Da Blaise in Port-Bouët, einem Vorort von Abidjan, wohnte, etwa 10 km von den Zusammenkünften entfernt, war es für ihn schwierig, dreimal in der Woche dorthin zu gehen. Daher brachte er andere Interessierte zusammen, die in seiner Umgebung wohnten, und richtete dort für sie regelmäßige Zusammenkünfte ein. Auf diese Weise wurde der Kern der Versammlung Port-Bouët gebildet.

Im Juni 1959 fand in der Elfenbeinküste der erste Kreiskongreß statt. Zweiundsechzig Personen waren anwesend. Sechs Monate später wurde ein weiterer Kongreß in Abidjan abgehalten. Bei dieser Gelegenheit hatten 153 Personen die Freude, zum erstenmal den Film der Gesellschaft über die Kongresse „Göttlicher Wille“ zu sehen.

STÄNDIGE FORTSCHRITTE

Daniel Keboh, der Sonderpionier von Bouaké, wurde nach Gagnoa im Westen des Landes versetzt. Ihm schloß sich ein anderer Sonderpionier aus Ghana, Abraham Amponsah, an. Schon bald gab es dort eine blühende kleine Gruppe. Die Brüder wurden von dem Bezirksaufseher aus Ghana, Ernest Funk, besucht, der einer Gruppe von mehreren hundert Personen einen Film der Gesellschaft vorführte. Ein moslemischer Häuptling von Gagnoa stellte freundlicherweise seine Lautsprecheranlage für die Vorführung zur Verfügung und schickte sogar einen seiner Männer, damit er die Ausrüstung bediene.

Die verstreuten Vororte von Abidjan erhielten ebenfalls Zeugnis. Außer der Gruppe, die sich in Port-Bouët versammelte, bildete sich eine andere Gruppe in Koumassi. Auch in Grand Bassam, etwa 40 km küstenabwärts von Abidjan, wurde Zeugnis gegeben. Heute gibt es dort eine Versammlung von etwa 30 Verkündigern.

Diese verschiedenen Gruppen empfingen Hilfe von Sonderpionieren, die aus Ghana kamen: George Kwakye ging nach Koumassi und Jacob Hackman nach Grand Bassam. David Adu-Manuh wurde beauftragt, Bruder Paterson als Kreisaufseher zu ersetzen, da die Patersons nach Ghana zurückgeschickt wurden. So ging das Dienstjahr 1961 mit einer schönen Höchstzahl von 121 Königreichsverkündigern zu Ende.

EINE EREIGNISREICHE REISE

Das Jahr 1962 fing gut an. Eine Delegation aus der Elfenbeinküste wohnte dem Bezirkskongreß in Accra (Ghana) bei. Die Gruppe reiste an der Küste entlang, überquerte die Lagunen an der Grenze und fuhr dann mit einem der Lastwagen weiter, die zwischen den Städten verkehren. Wenn man dieses Transportmittel wählt, nimmt man immer ein gewisses Risiko auf sich, da die Fahrer häufig eine leicht fatalistische Einstellung zu ihrer Arbeit haben. „Wenn es Gottes Wille ist, daß wir von hier nach dort kommen, dann kann uns nichts aufhalten“, sagen sie. Dementsprechend fahren sie auch! So kommt es häufig zu Unfällen. Und siehe da! Diese Fahrt mit dem Lastwagen bildete keine Ausnahme.

Auf der ghanaischen Seite der Grenze, in der Nähe von Takoradi, kam der Lastwagen von der Straße ab und überschlug sich. Ein Bruder, der fest schlief, wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und landete irgendwo im Schilf. Nach einigen bangen Minuten fanden ihn die Brüder; er war unverletzt. Keiner der Brüder war ernsthaft zu Schaden gekommen, obwohl mehrere andere Reisende schwere Verletzungen erlitten hatten. Nachdem in einem Krankenhaus kleinere Schnittwunden behandelt worden waren und die Delegation bei den Brüdern am Ort übernachtet hatte, setzte sie am darauffolgenden Tag ihre Fahrt fort und erlebte dann einen schönen Kongreß.

SCHWIERIGKEITEN IN BOUAKÉ

Auf einem Kreiskongreß in Bouaké im Jahre 1962 ereignete sich ein unglücklicher Vorfall, der das Wachstum des Königreichswerkes eine Anzahl Jahre beeinträchtigte. Am ersten Abend waren 182 Personen anwesend. Später während des Kongresses kam ein Ausgeschlossener und verursachte Unruhe. Als man ihn festhielt, brach er plötzlich zusammen und schien einen epileptischen Anfall zu bekommen. In diesem Augenblick traf die Polizei ein, die man gerufen hatte. Sie überwachte seine Einlieferung ins Krankenhaus, wo er starb.

Die Menschen hier führen den Tod oft nicht einfach auf natürliche Ursachen zurück. Selbst wenn jemand aufgrund seines Alters stirbt, glauben viele, Zauberei oder Vergiftung sei die Ursache. So war es auch in diesem Fall. Obwohl die Verwandten des Mannes wußten, daß er krank war und daß ihn sein Arzt vor Aufregung oder Ärger gewarnt hatte, zählte das alles nicht. Sie waren fest davon überzeugt, daß er ermordet worden war, auch als das Krankenhaus mitteilte, er sei an einem Herzanfall gestorben.

Aufgrund der erhobenen Anklagen wurden schließlich neun Brüder ins Gefängnis gesteckt. Fünf von ihnen entließ man ein paar Tage später, aber die übrigen vier wurden formell unter Mordanklage gestellt. Nachdem sie vier Monate im Gefängnis verbracht hatten, wurden drei weitere entlassen; durch die Autopsie war ihre Unschuld eindeutig erwiesen worden. Ein Bruder jedoch wurde noch einige Zeit länger festgehalten — zu seiner eigenen Sicherheit, wie man sagte, da die Angehörigen des Toten nach Rache trachteten.

Während die Brüder im Gefängnis waren, gaben sie furchtlos Zeugnis. Die Adventisten vom Ort hörten auf, das Gefängnis zu besuchen, als sie mit der Situation konfrontiert wurden, vor allen Häftlingen die Fragen der Brüder beantworten zu müssen. Den Brüdern wurde erlaubt, im Gefängnis öffentliche Vorträge zu halten, und bis zu ihrer Entlassung stieg die Zahl der Anwesenden auf 30 Personen. Es wurden noch andere reguläre Zusammenkünfte abgehalten, und zwei der Häftlinge begannen für die Wahrheit Stellung zu beziehen.

Die Brüder wurden schließlich von jeder Schuld freigesprochen, aber der Vorfall hatte weitreichende Auswirkungen. Die Gruppe in Gagnoa, die hauptsächlich aus Angehörigen des Verstorbenen bestand, hörte nach kurzer Zeit auf zu bestehen. Und die Versammlung in Bouaké wurde ebenfalls aufgelöst, da es für die Brüder noch lange sehr gefährlich war, sich in der Stadt sehen zu lassen.

WEITERE HILFE

Im September 1962 trafen Bruder und Schwester Simmons, Missionare, die aus Haiti ausgewiesen worden waren, in der Elfenbeinküste ein. Im darauffolgenden Monat fand in Abidjan ein Kongreß mit einer Höchstanwesendenzahl von 108 Personen statt. Die zurückgegangene Zahl spiegelte die Schwierigkeiten der letzten Zeit wider. Der Zweigdiener von Ghana, Herbert Jennings, war anwesend. Er hatte den Eindruck, daß mehr Missionare einen festigenden Einfluß im Land ausüben würden. Daher wurden Bruder und Schwester Enevoldsen, Absolventen der 37. Klasse der Gileadschule, der Elfenbeinküste zugeteilt. Sie trafen im Januar 1963 ein. Einige Monate später kam Cosmas Klévor, ein Sonderpionier aus Ghana.

Bei seiner Ankunft war Bruder Klévor überrascht, daß er von den Brüdern mit großem Argwohn empfangen wurde, und fragte sich, warum. Doch als er die Namen der Missionare nannte, die er treffen sollte, hellten sich die Gesichter der Brüder erheblich auf. Sie erklärten ihm, daß sie erst ein paar Minuten vorher mit einem Betrüger gesprochen hatten, einem Mann, der behauptete, ein Zeuge aus einem anderen Land zu sein. Die Brüder fürchteten nun, daß Cosmas den gleichen Trick anwandte

UNTERKUNFT DER MISSIONARE

Im Januar 1964 zogen die Missionare in das Haus von Samuel Denoo. Der Königreichssaal befand sich bereits in seinem großen Haus an der Hauptstraße von Treichville. Mit der Zeit waren dort bis zu 15 Missionare untergebracht. Diese Unterkunft hatte entschiedene Vorteile gegenüber der vorherigen, aber auch einige Nachteile.

Einer der Nachteile — und nicht der geringste — bestand darin, daß das Haus an einer Kreuzung stand, und zwar direkt an einer Ampel. Der Verkehrslärm war sehr störend. Außerdem wohnte in dem Haus nebenan ein Mann mit seinen vier Frauen, und fast jeden Tag wurden die Missionare beim Morgengrauen durch die Schreie einer jüngeren Ehefrau geweckt, die von einer älteren geschlagen wurde. Als das Gebäude einige Jahre später abgerissen und ein neues errichtet wurde, atmete jeder erleichtert auf. Doch dann stellte man fest, daß in dem neuen Gebäude ein Nachtklub untergebracht war. Die Schreie von dort waren oft noch unerträglicher!

KONGRESSE IM JAHRE 1964

Das Jahr begann mit einem Kreiskongreß in Koumassi (Abidjan), dem 152 Personen beiwohnten. Während des Jahres 1964 wurde hier Abidjans zweite Versammlung gegründet. George Kwakye hielt auf dem Kongreß eine Ansprache über den Wert des Mutes. Er zitierte gerade die Worte Jesu, man solle nicht diejenigen fürchten, die zwar den Leib, aber nicht die Seele töten könnten, als eine Schlange auf der Bühne erschien. Durch die warnenden Gesten der Brüder in der ersten Reihe alarmiert, floh George zum hinteren Ende des Auditoriums. Nachdem die Schlange von anderen Brüdern entfernt worden war, tauchte George wieder auf, und verlegen setzte er seinen Vortrag dort fort, wo er aufgehört hatte!

Bald darauf, im März, wurde im Kulturzentrum von Treichville ein Bezirkskongreß organisiert. Auf die Beschwerde hin, es finde eine illegale Veranstaltung statt, löste die Polizei den Kongreß auf. Sie nahm mehrere Brüder, die am Programm beteiligt gewesen waren, zur Polizeiwache mit und erklärte ihnen, daß sie kein Recht hätten, öffentliche Kongresse abzuhalten, da das Werk der Zeugen Jehovas in der Elfenbeinküste nicht anerkannt sei. Der Kongreß wurde jedoch erfolgreich im Königreichssaal von Treichville fortgesetzt. 1964 wurde eine Höchstzahl von 143 Verkündigern erreicht — die bis dahin höchste Zahl im Land.

BEMÜHUNGEN UM GESETZLICHE ANERKENNUNG

Die Brüder beschlossen, sich nach der Möglichkeit zu erkundigen, die Tätigkeit der Watch Tower Society registrieren zu lassen. Da die Elfenbeinküste nun ein unabhängiger afrikanischer Staat war, hielt man die Aussicht auf Erfolg für größer als früher. Am 14. September 1964 wurde somit ein Brief vom Präsidenten der Watch Tower Society an den Präsidenten der Elfenbeinküste gesandt, und darin wurde um die gesetzliche Anerkennung des Werkes gebeten.

Unterdessen ging das Predigtwerk weiter. Im Mai 1965 fand wieder ein Kreiskongreß statt, diesmal in Grand Bassam, und 200 Personen kamen zum öffentlichen Vortrag. Doch dann, am 3. Juni 1965, wurde bekannt, daß die Regierung Jehovas Zeugen die Erlaubnis verweigert hatte, ihre Tätigkeit in der Elfenbeinküste fortzusetzen.

Änderte das etwas? Nicht viel, jedenfalls vorerst nicht. Schon vor diesem Entscheid war das Werk der Zeugen Jehovas in der Elfenbeinküste nicht anerkannt gewesen. Die Missionare waren jedoch nicht aufgefordert worden, das Land zu verlassen, und auch die Zusammenkünfte waren nicht verboten worden. Zum Beispiel fanden die Zusammenkünfte in Treichville in einem Königreichssaal statt, der mit einem großen Schild deutlich gekennzeichnet war. Das einzige Zugeständnis, das die Brüder nach diesem Entscheid machten, war, daß sie trotz des tropischen Klimas während der Zusammenkünfte die Fenster geschlossen hielten.

Erstaunlicherweise wurde in dieser Zeit vier neuen Missionaren ein Visum gewährt, das ihnen gestattete, in der Elfenbeinküste zu wohnen, und das trotz der Tatsache, daß sie sich deutlich als Missionare der verbotenen Gesellschaft ausgewiesen hatten. So trafen die Gileadabsolventen Joseph und Marcia Crawford und Joseph und Lillie Hines am 4. November 1965 ein. Sie wußten gar nichts von den Einschränkungen, die dem Werk auferlegt worden waren — man hatte ihnen nichts davon gesagt. So begannen sie begeistert ihren Dienst, und einer von ihnen gab im ersten Monat über 300 Zeitschriften ab.

VERHAFTUNGEN UND SCHWIERIGKEITEN

Kurz danach begannen jedoch echte Schwierigkeiten. Daniel Keboh wurde am 1. Januar 1966 in Koumassi verhaftet. Er wohnte in dem Hof am Missionarheim von Koumassi. Als die neuen Missionare feststellten, daß Daniels Tür zwei Abende hintereinander verschlossen geblieben war, begannen sie, Erkundigungen anzustellen. Man stelle sich ihre Betroffenheit vor, als sie erfuhren, daß er verhaftet worden war, weil er eine verbotene Religion gepredigt hatte!

Die Missionare eilten nach Hause und entfernten das Schild vom Königreichssaal, der sich in dem Stockwerk unter dem Missionarheim befand. Sie packten sogar ihre Koffer für den Fall, daß sie ausgewiesen würden. Schließlich erkannten sie aber, daß die Lage nicht so ernst war. Von da an führten sie ihren Predigtdienst jedoch etwas vorsichtiger durch.

Einige Monate später, am 5. Juni, unternahm die Polizei weitere Schritte. Sie kam zum Königreichssaal in Koumassi und verhaftete den Versammlungsaufseher, George Kwakye, und zwei andere Brüder. Die Beamten nahmen das Bekanntmachungsbrett, den Jahrestext, Literatur und andere Dinge mit. Als am nächsten Tag zwei Brüder, Samuel Attiou und Ernest Nomel, die eingesperrten Brüder besuchen wollten, wurden auch sie sogleich verhaftet.

Die Polizei hatte auf dem Bekanntmachungsbrett den Namen von Robert Lasme gelesen und ging nun zu seinem Haus, um ihn festzunehmen. Zu dieser Zeit fand gerade eine Versammlungszusammenkunft statt. Doch Schwester Lasme, die an der Tür Wache stand, sah die Polizisten kommen und gab ein Signal. Bis auf drei Brüder konnten alle hinausschlüpfen. Diese drei verzogen sich eilig ins Schlafzimmer und versteckten sich in den Betten. Zwei Polizisten schauten kurz hinein, sahen aber niemanden. Als sie dann den hinteren Teil des Hauses durchsuchten, entkamen die drei Brüder.

Trotzdem befanden sich sechs Brüder aus Koumassi im Gefängnis, und die Missionare durften sie nicht besuchen. Einer Schwester wurde jedoch erlaubt, ihnen Lebensmittel zu bringen, und es gelang ihr, zwei Bibeln ins Gefängnis einzuschleusen. Jeden Abend hielten die Brüder eine Zusammenkunft ab und sangen Königreichslieder. Die anderen Häftlinge in ihrem Zellenblock, von denen einige den zusammenkünften beiwohnten, sagten oft: „Gott ist mit uns in diesem Block.“ Sie hörten dem Gesang der Brüder gern zu.

Als die Brüder schließlich vor Gericht gestellt wurden, sagte der Staatsanwalt, es sei in der Elfenbeinküste nicht verboten, die Bibel zu kennen oder zu lehren, es sei aber verboten, die Ideen der Zeugen Jehovas zu propagieren. Er sagte jedoch nicht, worin der Unterschied bestand. Die Brüder erhielten eine Gefängnisstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, und wurden aufgefordert, Geldstrafen von insgesamt 350 000 Franc zu bezahlen. Diese Geldstrafen wurden allerdings in zweiter Instanz aufgehoben. Die Brüder kehrten nach Koumassi zurück und setzten ihren Predigtdienst und ihre Zusammenkünfte fort wie bisher.

Das war jedoch nicht der einzige Vorfall dieser Art. Lawrence Lambert wurde ebenfalls verhaftet. Er wurde von der Polizei, die ihn lange verhörte, schlecht behandelt. Man versuchte, von ihm die Namen aller Brüder aus der Umgebung zu erfahren, um auch diese verhaften zu können. Doch Bruder Lambert erwiderte: „Kennt der Priester die Namen all derer, die zur Messe kommen?“ Es gelang der Polizei nicht, irgendwelche Namen von ihm zu erfahren.

Eine andere Begebenheit zeigt die allgemeine Haltung der Behörden gegenüber Jehovas Zeugen zu jener Zeit. Ein Nigerianer, der kein Zeuge war, wurde ins Gefängnis gesteckt, weil er auf seinen Lastwagen den Namen „Jehova“ gemalt hatte. Er wurde erst freigelassen, als er die Behörden davon überzeugen konnte, daß er kein Zeuge Jehovas war.

BEMÜHUNGEN UM DIE AUFHEBUNG DES VERBOTS

Es wurde nun offensichtlich, daß es schwer wäre, das Werk fortzusetzen, solange das Verbot in Kraft war. Man unternahm daher alle möglichen Anstrengungen, die Aufhebung des Verbots zu erreichen. Den Missionaren Joseph Hines und Joseph Crawford war es möglich, mit dem Innenminister, M. Nanlo Bamba, und seinem französischen Verwaltungsassistenten, M. Christian Blaud, Gespräche zu führen. Beamte der US-Botschaft setzten sich ebenfalls für die Gesellschaft ein, da hier einer amerikanischen Organisation die Registrierung verweigert wurde.

Auch bereitete die Watch Tower Society im April 1967 ein 13seitiges Dokument vor, in dem unsere neutrale Haltung erklärt wurde. Darin wurde deutlich gezeigt, daß wir niemand davon abhalten, seine Bürgerpflichten zu erfüllen, sondern vielmehr Wert darauf legen, daß die Bürger der Obrigkeit gehorchen. Die Brüder beschafften sich auch Kopien von amtlichen Dokumenten, aus denen hervorging, daß unser Werk in anderen westafrikanischen Ländern gesetzlich anerkannt war. Diese Dokumente wurden zusammen mit einem Brief, der vom 18. Mai 1967 datiert war, Präsident Félix Houphouët-Boigny zugestellt. Später erfuhr man, daß er den Brief gelesen, seinem Inhalt zugestimmt und ihn an den Innenminister weitergeleitet hatte.

Fast unmittelbar darauf wurden vier Brüder zum Innenminister, M. Nanlo Bamba, gesandt. Da wir oft als eine „ausländische“ Gesellschaft bezeichnet worden waren, gingen diesmal vier Brüder von der Elfenbeinküste zu ihm. Als erstes fragte der Minister jeden einzelnen nach seiner Stammeszugehörigkeit. Als er feststellte, daß sie alle zu Stämmen von der Elfenbeinküste gehörten, war er zufrieden und setzte das Gespräch fort. Dann brachte er den Militärdienst zur Sprache und sagte, Jehovas Zeugen würden nicht für ihr Land kämpfen. Die Brüder erklärten ihm unseren Standpunkt bezüglich der christlichen Neutralität und überreichten ihm einige Schriften der Gesellschaft. Bei dieser Gelegenheit wurde jedoch keine Entscheidung getroffen, denn M. Bamba sagte, es müßten noch andere Beamte konsultiert werden

DIE ENTSCHEIDUNG WIRD BEKANNT

Zwei Wochen später, Anfang Juni 1967, ging ein Zeuge Jehovas mit einem Interessierten von Haus zu Haus. Der Interessierte hatte so viel Freude am Predigtdienst, daß er weitermachte, nachdem der Bruder nach Hause gegangen war. Zu seiner Überraschung sagte ein Wohnungsinhaber: „Jehovas Zeugen war es bisher verboten, ihr Werk in der Elfenbeinküste durchzuführen, doch jetzt haben sie die Erlaubnis zu predigen.“ Der Mann versicherte ihm, er sei einer der Beamten, die die Angelegenheit behandelt hätten, und zwei Wochen zuvor sei die Entscheidung gefällt worden.

Der neue Verkündiger eilte mit der guten Nachricht zum Missionarheim. Am nächsten Tag besuchte man diesen Regierungsbeamten in seinem Büro und erhielt von ihm ein Exemplar der amtlichen Verfügung. Daraus ging hervor, daß Jehovas Zeugen tatsächlich offiziell anerkannt worden waren und die Erlaubnis hatten, ihre Tätigkeit ein Jahr lang durchzuführen. Danach müßten sie Jahr für Jahr eine Erneuerung beantragen.

„Die amtliche Registrierung des Zeugniswerkes gab jedem das Gefühl, eine große Last sei ihm von den Schultern genommen worden“, bemerkte einer der Missionare. „Wir waren sehr glücklich, daß wir in dieser kritischen Zeit der Geschichte des Werkes des Volkes Jehovas in der Elfenbeinküste ausgeharrt hatten.“

Als die Brüder die Nachricht von der Aufhebung des Verbots erfuhren, brachten sie ihre Freude auf die traditionelle Weise zum Ausdruck. Sie blieben nach einer Zusammenkunft noch beisammen und sangen und sangen, bis sie zu erschöpft waren, um weiterzusingen.

EIN HERVORRAGENDES BEISPIEL DES AUSHARRENS

Im Jahre 1967 begann die Missionarin Lillie Hines mit einem 16jährigen Mädchen namens Pauline vom Stamm der Baule zu studieren. Ihr Vater stand im Dienst der Regierung, und es wurde erwartet, daß sie eine bestimmte Laufbahn einschlug, die er für sie vorgesehen hatte. Sie würde von allem das Beste haben, auch sollte sie in Privatschulen unterrichtet werden.

Mit der Zeit übte ihr Vater Druck auf sie aus, um sie von ihrem Bibelstudium abzubringen. Er brachte sie vor einen Stammesrat, aber das schreckte sie nicht ab. Als nächstes versuchte man es mit Zauberei — man schenkte ihr einen schönen Goldring, der ohne ihr Wissen von einem Medizinmann verwünscht worden war. Sie bekam plötzlich heftige Kopfschmerzen, doch da sie sich erinnerte, daß die Kopfschmerzen anfingen, als sie den Ring zu tragen begann, beseitigte sie den Ring, und allmählich hörten die Kopfschmerzen auf. Selbst Schläge und Drohungen veranlaßten sie nicht, ihr Bibelstudium aufzugeben.

Schließlich wurden Wachen angestellt, um sie daran zu hindern, die Zusammenkünfte zu besuchen. Doch sie täuschte die Wachen. Einmal verkleidete sie sich als alte Frau, ging an den Wachen vorbei und fuhr zu einem Kongreß. Dort entfernte sie ihre Verkleidung und erfreute sich am Programm. Danach zog sie sich wieder als alte Frau an und ging nach Hause, direkt an den Wachen vorbei.

Bei einer anderen Gelegenheit entwischte sie über den Zaun, nahm einen Zug nach Bouaké, ließ sich dort auf dem Kongreß taufen, kehrte mit einem anderen Zug nach Abidjan zurück und traf in der Schule ein, bevor jemand sie vermißt hatte. Ihr Vater fand später heraus, daß sie in Bouaké gewesen war, und fragte sie, mit wem sie dorthin gefahren sei. „Mit den Schwestern“, antwortete sie. Er dachte natürlich, sie meine die Nonnen von ihrer Schule, und sagte: „Ist in Ordnung.“

Als er jedoch erfuhr, daß sie von Jehovas Zeugen getauft worden war, wurde er wütend. Er packte ihre Sachen zusammen, überantwortete sie der Fürsorge eines prominenten Politikers und schickte sie nach Paris, wo sie ihre Ausbildung abschließen sollte. Er hoffte, daß sie von dem Glanz und Blendwerk der weltlichen Verlockungen so beeindruckt wäre, daß sie ihre neue Religion vergäße.

Obwohl Pauline das Leben in Paris aufregend fand, dämpfte dies nicht ihren Eifer für Jehova. Sie entdeckte in der Zeitschrift Erwachet! die Adresse des Zweigbüros und besuchte dort regelmäßig die Zusammenkünfte. Später ging sie in eine Versammlung in der Nähe ihrer Wohnung. In der Schule begann sie mit einer Anzahl ihrer Klassenkameradinnen Bibelstudien, und mindestens sieben von ihnen sind jetzt getauft.

Pauline ist inzwischen in die Elfenbeinküste zurückgekehrt und dient mit ihrem Mann in einer der Versammlungen von Abidjan. Sie bedauert es nicht, materiellen Wohlstand um des Königreiches willen aufgegeben zu haben. Sie bedauert es auch nicht, die Gunst ihres Vaters verloren zu haben, doch hofft sie natürlich, daß er eines Tages seine Einstellung ändert. Ihr Hauptwunsch ist es, Jehova ganzherzig zu dienen und ihrem Mann dabei zu helfen, ihre Kinder in den Wegen Jehovas zu erziehen.

ERSTER KONGRESS NACH DEM VERBOT

Im September 1967 waren die Brüder in der Lage, ihren ersten Kreiskongreß seit Mai 1965 durchzuführen. Nicht einmal die Tatsache, daß sie die Kongreßstätte in letzter Minute wechseln mußten oder daß die neuen Räumlichkeiten kein Licht hatten und das Programm daher auf den Nachmittag verlegt werden mußte, konnte die Begeisterung der Brüder dämpfen. Dies war der beste Kongreß, den sie je gehabt hatten; es war das erstemal, daß sie völlig frei zusammen waren. Trotz der Hindernisse kamen 416 Personen zum öffentlichen Vortrag. Welch eine wunderbare Zunahme gegenüber den 200 Anwesenden beim Kongreß zwei Jahre zuvor!

VIELE WEITERE MISSIONARE

Auf diesem Kongreß im September 1967 wurde bekannt, daß weitere Missionare in die Elfenbeinküste geschickt würden. Sieben von ihnen trafen gegen Ende des Jahres ein, so daß es dann insgesamt 11 Missionare im Land gab. Zu dieser Zeit wurde ein neues Missionarheim in Adjamé eingerichtet, einem Vorort von Abidjan.

Im November 1967 kam Don Adams vom Brooklyner Hauptbüro der Gesellschaft als Zonenaufseher, und er empfahl, noch mehr Missionare zu senden. So trafen im März und im April 1968 neun weitere ein. Nach einem dreiwöchigen Schnellkurs in Französisch wurden vier von ihnen nach Bouaké geschickt, um dort ein neues Missionarheim zu eröffnen. Im Oktober 1968 kamen dann noch einmal neun Missionare.

Was empfand ein Missionar aus dem Ausland, der in dieses Land kam, um dort tätig zu sein? Heidi Pohl erzählt:

„Als wir aus dem Flugzeug stiegen, hatten wir das Gefühl, in eine Sauna zu kommen. Im Missionarheim in Treichville angekommen, war ich erstaunt, daß es nur Fensterläden, aber keine Fensterscheiben hatte. Die braucht man in diesem Klima natürlich nicht. Ja, es war manchmal so heiß, daß ich nachts aus dem Bett stieg und mich auf eine Matte auf dem Zementboden legte, um etwas abzukühlen.

Die Leute im Gebiet waren sehr freundlich. Anfangs sprach ich kaum Französisch, aber sie waren alle so geduldig. Manchmal fragten sie, was wir in unseren Taschen hätten, und zogen selbst ein Buch heraus, das sie interessierte. Bibelstudien anzufangen ist kein Problem. Es gab Zeiten, da hatte ich 20 und mehr.

Ein Mann, den ich besuchte, nahm ein ,Wahrheits‘-Buch und kam auch gleich zu den Zusammenkünften. Er schrieb seiner Verlobten in Benin über seinen neugefundenen Glauben. Sie schätzte das gar nicht und schrieb zurück, daß er sie nur vergessen solle, wenn er weiterhin bei dieser Religion bliebe. Mein erster Besuch bei ihm war im Oktober Ende Dezember ging er zum erstenmal in den Dienst, nach dem er sein Leben in Ordnung gebracht hatte. Im März wurde er getauft, und jetzt dient er als Ältester in einer der Versammlungen von Abidjan. Seine Verlobte schrieb ihm und bat um Verzeihung. Als er im Urlaub zu Hause war, sorgte er dafür, daß eine Schwester mit ihr studierte. Ein Jahr später haben sie geheiratet.“

AUSDEHNUNG IN BOUAKÉ

Seit den Schwierigkeiten in Bouaké im Jahre 1962, als die Versammlung aufgelöst wurde, hatte es in dieser Stadt nur 3 oder 4 Königreichsverkündiger gegeben. Was würde geschehen, wenn die Missionare dort mit ihrer Tätigkeit beginnen würden? In nur zwei Jahren stieg die Verkündigerzahl sprunghaft auf 50, und durchschnittlich 80 Personen besuchten alle Zusammenkünfte. Einer der Missionare, Otto Hauck, führte in dieser Zeit 12 Personen zur Taufe. Zu ihnen gehörte Santé Poté, der Direktor einer höheren Schule.

Santé ist ein Mann von hohen Grundsätzen. Er lehnte es ab, auf seine katholischen Freunde zu hören, die ihn aufforderten, sich zusätzliche Frauen zu nehmen. Bald ließen er, seine Frau und vier seiner Kinder sich taufen. Obwohl er seine Beschäftigung an der Schule immer noch ausübt, dient er als allgemeiner Pionier, und von Zeit zu Zeit steht seine Frau mit ihm im Pionierdienst.

RELIGIÖSER ABERGLAUBE ÜBERWINDEN

Abgesehen von Abidjan, wo Angehörige vieler verschiedener Stämme leben, sind die meisten Orte im Land hauptsächlich von den Angehörigen eines oder zweier Hauptstämme bewohnt. In Bouaké leben in erster Linie Angehörige des Baule-Stammes, obwohl es dort auch viele Moslems aus dem Norden gibt. Die Baule sind ein Waldvolk; sie sind mit den Aschanti von Ghana verwandt. Gewöhnlich sind sie Anhänger der einheimischen, animistischen Religionen und glauben fest an Fetische.

In den meisten kleinen Dörfern um Bouaké befindet sich ein großer Fetisch, meist eine geschnitzte Darstellung eines Geistes oder eines Tieres. Es mag sich dabei um eine aus Holz geschnitzte Maske handeln, die einen Dorfahnen darstellen soll. Man glaubt, daß der Geist, der die Schnitzerei bewohnt, sie bei Nacht verläßt und im Dorf umhergeht, um es vor allem Bösen zu beschützen. Auch glaubt man, daß der Fetisch all diejenigen tötet, die ihm untreu sind, und es werden ständig Opfer dargebracht, um ihn zu besänftigen. Die Opfer mögen aus Eiern oder Reis bestehen oder sogar aus einem Schaf oder einigen Flaschen Schnaps. Gewöhnlich nimmt sich der Fetischpriester dieser Gaben an.

Die Missionarin Marcia Crawford studierte in Abidjan mit einem Baule-Ehepaar aus einem Dorf in der Nähe von Bouaké. Der ältere Bruder der Frau war ebenfalls beim Studium anwesend, doch er äußerte sich sehr kritisch über das, was gelehrt wurde. Die Frau bekundete jedoch großes Interesse, und daher tat es Marcia leid, als das Ehepaar nach Bouaké zurückzog. Glücklicherweise eröffneten die Missionare um diese Zeit ein Heim in Bouaké, und so wurde das Studium fortgesetzt. Im Laufe der Zeit machte auch der Ehemann Fortschritte in der Wahrheit, und er verbrannte schließlich alle Gegenstände in seinem Haus, die mit dem Fetischkult zu tun hatten.

Zwei Tage danach erhielt der Mann eine dringende Botschaft von seinem Vater: Er solle sofort ins Dorf kommen. Sein von Angst erfüllter Vater erzählte ihm, der Fetischpriester habe in die heilige Kalebasse geschaut und die Seele jedes Dorfbewohners gesehen mit Ausnahme der Seele seines Sohnes. „Dieser Mann gehört nicht mehr zu uns“, hatte der Priester verkündet. „Seine Seele hat uns verlassen, und daher ist er schwach und ist vor keinem Fetisch mehr geschützt.“

Der Sohn erklärte seinem Vater, dies sei die beste Nachricht, die er erhalten könne. Sie bedeute, daß er nicht länger zu denen gezählt werde, die Dämonismus trieben. Außerdem erzählte er seinem Vater, daß er nun den besten Schutz vor dem Fetisch gefunden habe. Von dieser Zeit an ließ er sich nie wieder in den Fetischkult verstricken, und der Fetisch war nicht in der Lage, ihm Schaden zuzufügen.

Dennoch hatte er zahlreiche Probleme. Außer den sechs Kindern von seiner Frau hatte er fünf Kinder von verschiedenen anderen Frauen. Er brachte alle diese Kinder unter einem Dach zusammen und erzog sie nach biblischen Grundsätzen, und schließlich wurden sie eine vereinte Familie.

Inzwischen traf Marcia Crawford in Abidjan den Bruder der Frau wieder, der sich immer so kritisch geäußert hatte, wenn er beim Studium anwesend war. Zu ihrer Überraschung bat er sie um ein Exemplar der Zeitschrift Erwachet! Hatte er seine Einstellung geändert? Tatsächlich! Die gewaltige Änderung, die in der Familie seiner Schwester durch die heilende Macht der Wahrheit vor sich gegangen war, hatte ihn so sehr beeindruckt, daß er jetzt anfing, regelmäßig zu studieren. Dann ließen sich alle drei, der Mann, seine Frau und ihr Bruder, auf dem Kongreß „Friede auf Erden“ im Jahre 1969 taufen.

GUTE FORTSCHRITTE IM JAHRE 1968

Das Jahr 1968 begann mit der Gründung einer fünften Versammlung in Abidjan. Im Februar hatten die Brüder die Freude, ihren ersten Bezirkskongreß nach dem Verbot durchzuführen. 486 Personen kamen zum öffentlichen Vortrag. Im März wurde die neue Königreichsdienstschule für Älteste in Treichville abgehalten. Sie wurde von Bruder Crawford geleitet, der damals als Kreisdiener tätig war. Dieser Kurs trug bestimmt sehr dazu bei, in den Versammlungen organisatorische Verbesserungen herbeizuführen.

Im April besuchten 577 Personen das Gedächtnismahl, 175 mehr als im Vorjahr. Und die durchschnittliche Verkündigerzahl stieg von 180 im Jahre 1967 auf 220 im Jahre 1968. Die meisten dieser Königreichsverkündiger waren mit den sechs Versammlungen im Land verbunden.

„WAHRHEITS“-BUCH BESCHLEUNIGT EINSAMMLUNG

Der Bezirkskongreß „Gute Botschaft für alle Nationen“ im Oktober 1968 gab dem Einsammlungswerk einen kräftigen Auftrieb. 646 Personen waren anwesend, und 21 ließen sich taufen. Doch der eigentliche Höhepunkt war die Freigabe des neuen Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt in Französisch. Dieses Buch revolutionierte die Bibelstudientätigkeit und erwies sich als eine wunderbare Hilfe, Menschen schnell zu einer Erkenntnis der Wahrheit zu verhelfen. Bei einem Durchschnitt von 220 Verkündigern im Land stieg die Zahl der Bibelstudien innerhalb von sechs Monaten auf 950. Die ersten 5 000 Exemplare des Buches, die die Gesellschaft gesandt hatte, waren schon nach wenigen Wochen verbreitet.

Alle Missionare waren überrascht, wie leicht sich das neue Buch abgeben ließ und wie leicht sie damit Bibelstudien einrichten konnten. Nicht selten kam es vor, daß sie auf der Straße angehalten und nach dem „blauen Buch“ gefragt wurden. Leute kamen zum Missionarheim und in die Königreichssäle, um ein Exemplar zu erhalten, und baten um ein Heimbibelstudium. Einige Leute schauten den Zeugen sogar in die Predigtdiensttasche, während sie an ihrer Tür standen, und wenn sie das Wahrheits-Buch sahen, wollten sie es sofort haben.

ISOLIERTE VERKÜNDIGER STÄRKEN

Im Jahre 1968 wurde Cosmas Klévor beauftragt, isolierte Brüder und Interessierte im Land zu besuchen. Es war nicht immer leicht, sie ausfindig zu machen, da in der Elfenbeinküste die Postanschrift nicht mit der Wohnungsanschrift übereinstimmt. Auch haben die Straßen in den Ortschaften oft keine Namen.

Zuerst fuhr Cosmas nach Dimbokro. Er zeigte dem Bruder und den Interessierten dort, wie sie Zusammenkünfte durchführen konnten. Sie waren begeistert und beschlossen, jede Woche die Theokratische Schule und die Dienstzusammenkunft durchzuführen. Heute gibt es in diesem Ort eine Versammlung von 24 Verkündigern.

Von dort aus reiste Cosmas nach Guiglo und Duékoué weiter. Alles, was er über den Bruder in Duékoué wußte, war, daß er für einen Holzeinschlagsbetrieb arbeitete. Cosmas suchte daher den stellvertretenden Bezirkskommissar der Gegend auf und fragte ihn, ob er einen Zeugen Jehovas kenne, der für einen Holzeinschlagsbetrieb arbeite. Er kannte den Bruder tatsächlich und fuhr Cosmas sogar zu dessen Wohnung, obwohl sie sich ein ganzes Stück außerhalb der Stadt befand.

Der Bruder leitete die Werkstatt des Betriebes, und es hatte allen seinen Arbeitskollegen Zeugnis gegeben. Er richtete es ein, daß diese Männer an jenem Abend zu einem Vortrag kamen, den Cosmas hielt. Einer der Arbeiter machte gute Fortschritte in der Wahrheit.

Ein paar Monate später unternahm Bruder Klévor eine weitere Reise. In Abengourou, einem Ort im Osten des Landes, kam ein kleines 8jähriges Mädchen zu ihm und sagte ihm, sie wisse, daß die Zeugen die Wahrheit hätten. Wie war sie zu dieser Überzeugung gekommen? Ihre Eltern hatten sie einige Zeit vorher zu einer Zeugin Jehovas in Grand Bassam geschickt, wo sie wohnen und zur Schule gehen sollte. Die Zeugin nahm sie zu den Zusammenkünften mit und lehrte sie die Wahrheit. Als jedoch die Eltern davon erfuhren, gefiel ihnen das nicht, und so schickten sie sie auf eine Schule in Abengourou. Sobald sie hörte, daß ein Zeuge im Ort war, ging sie von Haus zu Haus um ihn zu finden. Cosmas brachte sie mit einer interessierten Person am Ort in Verbindung, die ihr helfen sollte Fortschritte zu machen.

Bruder Klévor fuhr dann nach Daloa weiter. Dort stellte er fest, daß das Wahrheits-Buch nicht nur von dem dortigen Verkündiger, sondern auch von einem Weltmenschen verbreitet wurde, der für ein Exemplar fast einen Dollar verlangte. Cosmas brachte diejenigen, die von dem Weltmenschen Bücher entgegengenommen hatten, mit dem Zeugen am Ort in Verbindung. Er empfahl ihnen auch, ihre Bücher zu studieren, etwas, was der andere Mann nicht getan hatte.

HILFE FÜR ANDERE ORTE

Offensichtlich wurden in diesen Orten befähigte Verkündiger benötigt, die den Interessierten helfen konnten. Außer in Abidjan und Bouaké gab es keine Missionarheime im Land. So wurde im Juni 1970 ein Heim in Daloa eröffnet und ein paar Monate später eines in Abengourou.

Etwa um die gleiche Zeit wurde noch ein weiteres Missionarheim weit im Westen eröffnet, in dem malerischen Ort Man. „Es war eine völlig andere Umgebung“, erzählte Shirley Mitchell, die von Abidjan aus dorthin geschickt wurde. „Ich traf mit meiner ganzen Habe nachts mit einem großen Lastwagen ein. Welch eine Überraschung, am Morgen die Berge zu sehen! Sie waren nicht sehr hoch, aber es war so angenehm und beruhigend, sie anzuschauen.“ Die Reaktion der Bewohner von Man auf die Königreichsbotschaft beschrieb Shirley wie folgt:

„Viele Leute sprachen kein Französisch, und nur wenige konnten lesen. Doch sie waren sehr darauf bedacht, das zu hören, was wir zu sagen hatten. Wenn wir zu ihnen kamen suchten sie schnell nach jemandem, der für uns übersetzen konnte. Manchmal ergab es sich, daß wir zu einer Gruppe von zehn oder mehr Personen sprachen.

Oft kamen die Leute in unser Heim und baten uns, mit ihnen die Bibel zu studieren. Ich erinnere mich an einen Mann, der kam, als ich gerade für die Missionarfamilie kochte. Er hatte einen Verwandten, der die Zeugen kannte und sein Interesse war durch das geweckt worden, was ihm sein Verwandter erzählt hatte. Er konnte aber nicht lesen. Ich sagte ihm daher, daß ich mit ihm studieren und ihm helfen würde, Lesen zu lernen, daß er aber regelmäßig zu unseren Zusammenkünften kommen müsse. Er war einverstanden. Er lernte Lesen und Schreiben, und heute dient er in der Versammlung als Dienstamtgehilfe.“

Linda Berry ist eine weitere Missionarin, die 1971 in Man zu arbeiten begann. Sie traf einen indischen Tierarzt namens Rabinadrath Louis. Er und seine Frau begannen sofort, zu den Zusammenkünften zu kommen. Rabinadrath hatte jedoch ein ziemliches Problem zu überwinden — das Rauchen! Der Kreiskongreß rückte näher, und er bemühte sich sehr, vor dem Kongreß das Rauchen aufzugeben. Jedesmal, wenn er das Bedürfnis nach einer Zigarette verspürte, aß er Erdnüsse. Er aß jedoch so viele Erdnüsse, daß er krank wurde und den Kongreß nicht besuchen konnte. Schließlich gelang es ihm mit Jehovas Hilfe, das Rauchen aufzugeben. Sowohl er als auch seine Frau machten gute Fortschritte in der Wahrheit, und heute sind sie Glieder der Versammlung in Man.

Der Kreisaufseher Joseph Appiah hatte auf seiner Fahrt von Daloa zu der neugegründeten Versammlung in Man ein bedeutsames Erlebnis. Er erzählt:

„Der Busschaffner verweigerte meiner Frau und mir die letzten beiden Plätze. Zwei Verwandte des Busbesitzers wollten nämlich in die gleiche Richtung mitfahren. Als sie an der Busstation eintrafen, gab man ihnen unsere Plätze. Nachdem sie jedoch 80 km weit gefahren waren, wurde der Bus in einen schweren Unfall verwickelt. Er stieß mit einem großen Lastwagen zusammen, und die beiden Verwandten des Busbesitzers waren auf der Stelle tot. Viele weitere Fahrgäste waren verletzt. Als wir später an den Unfallort kamen sagten uns die Leute, unser Gott sei sehr mächtig. Das gab uns eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihnen Zeugnis zu geben.“

KREISKONGRESS IN BOUAKÉ

Für März 1969 war in Bouaké ein Kreiskongreß geplant. Der Bürgermeister erlaubte den Brüdern, die Stadthalle unentgeltlich zu benutzen. Doch ein paar Tage vor dem Kongreß wurde im Radio angekündigt, daß eine Partei während der Tage, für die der Kongreß geplant war, dort eine Tagung abhalten werde. Als der Bürgermeister mit den Parteiführern Verbindung aufnahm.schienen sie nicht zur Zusammenarbeit bereit zu sein. Der Bürgermeister forderte die Brüder jedoch auf, die Halle zu benutzen. Das taten sie dann auch, etwas nervös allerdings, da in der Nähe der Halle einige Parteimitglieder standen und die Vorgänge beobachteten. Die Brüder wollten auf keinen Fall Schwierigkeiten, wie es sie 1962 gegeben hatte.

Als aber der Kongreß begann, gab es keine Störung. Der ganze Kongreß lief friedlich ab, und 343 Personen kamen zum öffentlichen Vortrag. Die nationale Zeitung berichtete ausführlich über den Kongreß, und in einem Artikel wurde ein großer Teil der Sonderausgabe der Zeitschrift Erwachet! über das Thema „Warum läßt Gott das Böse zu?“ abgedruckt. Auf diese Weise wurde ein ausgezeichnetes Zeugnis gegeben. Und wenn man heute an Bouaké denkt, bringt man damit immer einen erfolgreichen Kongreß in Verbindung und nicht mehr die früheren Schwierigkeiten.

KONGRESSE „FRIEDE AUF ERDEN“

In den darauffolgenden Monaten reisten verschiedene Missionare ab, um den Kongreß „Friede auf Erden“ in ihrem Heimatland zu besuchen. Als sie wieder zurückgekehrt waren, halfen sie mit, den schönsten Kongreß zu organisieren, der bis dahin in der Elfenbeinküste stattgefunden hatte. Nicht nur war die Zahl von 929 Anwesenden gut und die Zahl von 78 Täuflingen hervorragend, sondern das Programm wurde auch mit ungewöhnlicher Begeisterung aufgenommen. Besonders gefielen den Brüdern die Dramen.

HÖHEPUNKTE DES JAHRES 1970

Im Jahre 1970 wurde ein schönes theokratisches Wachstum erreicht. Im März kamen 1234 Personen zum Gedächtnismahl, mehr als doppelt soviel wie nur zwei Jahre zuvor. Im Laufe des Jahres stieg die Zahl der Versammlungen auf 10), und im Durchschnitt berichteten 389 Verkündiger jeden Monat über ihren Predigtdienst. Bedeutsamerweise wurden während des Jahres 132 Personen getauft — etwa ein Drittel aller Verkündiger des Landes!

Im August 1970 fand ein ausgezeichneter Kreiskongreß in Grand Bassam statt. Am Sonntagmorgen kamen annähernd 400 Personen zur Besprechung des Tagestextes zusammen, und fast alle von ihnen beteiligten sich darauf am Zeugniswerk. Grand Bassam ist eine ziemlich kleine Stadt, und man hatte den Eindruck, daß an jeder Straßenecke eine Gruppe von Zeugen stand. Auch kamen zum öffentlichen Vortrag „Recht und Ordnung — wann und wie?“ 801 Personen, eine ausgezeichnete Zahl. Dieses Thema war besonders angebracht, da die Lokalzeitung Jehovas Zeugen als aufrührerisch bezeichnet hatte.

Man hatte zwar bei der Polizei in Abidjan die Erlaubnis eingeholt, den Kongreß abzuhalten, doch anscheinend war der Polizeibeamte in Grand Bassam nicht informiert worden. Er suchte die Brüder auf, um herauszufinden, was es mit dem Kongreß auf sich habe. Hinterher war er sehr zufrieden, und er bemerkte, wenn alle Leute das Gesetz so gut hielten wie Jehovas Zeugen, dann hätte die Polizei nicht so große Schwierigkeiten, Recht und Ordnung zu wahren.

Der wichtigste Höhepunkt des Jahres 1970 war jedoch der Bezirkskongreß „Menschen guten Willens“, der im Dezember in Abidjan stattfand. Zum erstenmal kamen Delegierte aus fernen Ländern, wie zum Beispiel aus den Vereinigten Staaten. Sie nahmen an Reisen teil, die die Gesellschaft organisiert hatte. Unter den Besuchern befand sich auch F. W. Franz, der damals Vizepräsident der Watch Tower Society war. Die Brüder im Land waren besonders glücklich darüber, mit jemandem von der leitenden Körperschaft sprechen zu können, da weitaus die meisten von ihnen erst seit kurzer Zeit in der Wahrheit waren und noch nie jemanden kennengelernt hatten, der die wahre christliche Hoffnung auf himmlisches Leben hat. In der Elfenbeinküste hat noch nie jemand als Zeichen für diese Hoffnung von den Gedächtnismahlsymbolen genommen.

Da vor dem Kongreß im Land Wahlen abgehalten wurden, war die Ankündigung des Kongresses eingeschränkt worden. Auch mußte der Kongreß in letzter Minute in den Boxklub verlegt werden, da die Behörden beschlossen, das Kulturzentrum instand setzen zu lassen. Trotz dieser Schwierigkeiten kamen 1 003 Personen zum öffentlichen Vortrag. Teile des biblischen Dramas und kurze Ausschnitte aus dem Kongreßprogramm wurden im nationalen Fernsehen gezeigt.

ZWEIGBÜRO ORGANISIERT

Im darauffolgenden Monat, im Januar 1971, kam Nathan H. Knorr, der Präsident der Watch Tower Society, nach Abidjan. Für die Brüder in der Hauptstadt wurde eine Zusammenkunft organisiert, doch als das bekannt wurde, kamen Brüder aus dem ganzen Land herbeigeströmt. Insgesamt waren 761 Personen bei dem Vortrag und der Diavorführung anwesend, und sie wurden geistig sehr ermuntert.

Bruder Knorr äußerte den Wunsch, in der Elfenbeinküste ein Zweigbüro einzurichten. Er dachte, den Brüdern werde dadurch geholfen, Jehovas Organisation mehr zu schätzen und so größere geistige Fortschritte zu machen Samuel Gilman, der frühere Zweigaufseher von Madagaskar, der ein Jahr zuvor in die Elfenbeinküste gekommen war, wurde angewiesen, sich der Sache anzunehmen. So nahm das Zweigbüro der Elfenbeinküste am 1. September 1971 seine Tätigkeit auf. Es beaufsichtigt das Predigtwerk in der Elfenbeinküste und auch das Werk in Obervolta.

WEITERE GEGENDEN WERDEN ERSCHLOSSEN

Als Bruder Agodio Api von der Firma, für die er arbeitete, 1972 in die Hafenstadt San Pedro versetzt wurde, war er der erste Zeuge Jehovas dort. Bruder Api fand viel Interesse vor, und er bat die Gesellschaft in einem Brief um Sonderpioniere, die sich der geistigen Bedürfnisse der Interessierten annehmen könnten. Schließlich unternahmen Samuel und Thelma Gilman die Tagereise über holperige, schmutzige Straßen und trafen gegen 6 Uhr abends ein. Sie waren müde und mit rotem Staub bedeckt, aber glücklich, ihren Bruder gefunden zu haben.

Kurz nach ihrer Ankunft erfuhr Bruder Gilman, daß er in 20 Minuten den Interessierten am Ort einen Vortrag halten sollte. Er wusch sich daher schnell den Staub ab, wechselte seine Kleider und hatte das Vorrecht, 39 Personen zu ermuntern, die Agodio zu diesem besonderen Anlaß eingeladen hatte. Bald wurden Sonderpioniere in das Gebiet geschickt, und heute gibt es dort eine Versammlung von 30 Verkündigern und drei Pionieren.

Die Gilmans wohnten bei einem Lehrer, der ihnen ausgezeichnete Gastfreundschaft erwies. Zum Beispiel kochte er für sie eine besondere Spezialität dieser Gegend: Flußpferdfleisch. Bruder Gilman gestand allerdings später: „Es war nicht meine Lieblingsspeise!“ Sein Gastgeber sagte ihm: „Zu schade, daß Sie nicht letzte Woche hier waren; Sie hätten mit uns Elefantenfleisch essen können.“

Die Art und Weise, wie das Predigtwerk in San Pedro eröffnet wurde, ist ganz typisch dafür, wie es auch in anderen Gegenden begann. Brüder schrieben an das Zweigbüro, sie hätten Personen gefunden, die sich für die Königreichsbotschaft interessierten. Daraufhin wurde der Kreisaufseher beauftragt, in dem Gebiet eine Woche lang zu arbeiten. Auf seine Empfehlung hin wurden dann Sonderpioniere, sobald sie verfügbar waren, dieser Gegend zugeteilt, um dem Interesse nachzugehen, und schließlich wurden Versammlungen gegründet.

Einer der Missionare, Ryall Shipley, besuchte Ferkéssédougou und Korhogo, zwei Orte im Norden des Landes. Er berichtete, das Feld dort scheine reif zur geistigen Ernte zu sein. Später wurden Sonderpioniere dorthin geschickt, und in beiden Orten gibt es jetzt Versammlungen der Zeugen Jehovas.

PREDIGEN IN GAGNOA

Im September 1971 wurden 4 Missionare nach Gagnoa gesandt, so daß es dort dann insgesamt 5 Verkündiger gab. Eine der Missionarinnen, Waltraud Bischof, erzählt:

„Am ersten Tag gab ich in Gagnoa zwei Zeitschriften bei einem Mann ab, der in einer anderen Stadt wohnte. Als er wieder nach Gagnoa kam, nahm er weitere Zeitschriften entgegen. Bald wurden zwei Sonderpioniere in seinen Heimatort gesandt, und mit ihrer Hilfe nahm er schnell die Wahrheit an. Die Zusammenkünfte wurden in seinem Haus abgehalten, und bald lud er die Pioniere ein, zu ihm zu ziehen. Bei einem solch engen Kontakt mit Jehovas Dienern machte er gute Fortschritte.“

Manchmal kann man deutlich die Führung der Engel bei der Suche nach schafähnlichen Menschen verspüren. Zum Beispiel wurde Schwester Bischof einmal von einem jungen Mann angesprochen, der durch seinen Bruder, der in Abidjan lebte, von Jehovas Zeugen gehört hatte. Er wollte mehr erfahren, und so verabredeten sie sich für den nächsten Tag an einem bestimmten Platz.

Am nächsten Tag jedoch kam der Jugendliche zu früh. Er wartete 15 Minuten und ging dann weg, weil er zur Schule mußte. Als Schwester Bischof eintraf, war er nirgends zu sehen. Später kam ihr Offenbarung 14:6 in den Sinn, und sie dachte daran, daß der „Engel“, der in der Mitte des Himmels fliegt, unser Werk leitet. So betete sie zu Jehova, er möge ihr helfen, diesen jungen Mann zu finden, und nicht lange danach sah sie ihn auf der Straße. Auch er hatte nach ihr gesucht. Er war zu einem kleinen protestantischen Ausstellungsstand gegangen, wo Bibeln verkauft wurden, und hatte die Leute dort gefragt, ob sie ihm helfen könnten, Jehovas Zeugen zu finden. Aber sie sagten, sie könnten das nicht. So war er auf der gleichen Straße zurückgegangen, und sie trafen sich.

Nun wurde ein Bibelstudium mit Hilfe des Wahrheits-Buches eingerichtet. Boniface Triffo Kohi war ein demütiger Schüler, und er bemühte sich, all das Neue, was er lernte, in die Tat umzusetzen. Zum Beispiel fragte er einmal, ob es gut sei, ein Buch zu haben, in dem die angebliche Bedeutung von Träumen erklärt werde. Darauf wurde ihm 5. Mose 18:9-13 vorgelesen. Sogleich erkannte Boniface, daß es das beste sei, sein Buch zu vernichten, und das tat er auch. Seine Eltern waren sehr überrascht, da das Buch fast 4 Dollar gekostet hatte — eine Menge Geld für einen Schüler. Danach machte er schöne Fortschritte, und heute dient er als Sonderpionier. Gegenwärtig gibt es in Gagnoa eine blühende Versammlung von 30 Verkündigern.

INTERNATIONALER KONGRESS „GÖTTLICHER SIEG“

Der internationale Kongreß „Göttlicher Sieg“ im Dezember 1973 gab Jehovas Dienern in der Elfenbeinküste einen starken Auftrieb. Die Brüder hatten wieder die große Freude, daß ihnen ein Glied der leitenden Körperschaft diente. Diesmal war es William Jackson.

Kongreßstätte war wieder der Boxklub in Abidjan. Die Anwesendenzahl — 2 080 beim öffentlichen Vortrag — war mehr als doppelt so groß wie drei Jahre zuvor bei dem Kongreß, den Bruder F. W. Franz besucht hatte. Besonders begeisternd war es, zu sehen, daß sich 103 Personen zur Taufe einfanden — mehr, als bis 1964 im ganzen Land getauft worden waren!

WIDERSTAND DER GEISTLICHKEIT

Im Laufe der Jahre stießen die Brüder in der Elfenbeinküste oft auf den Widerstand der religiösen Führer. Joseph Appiah, der als Kreisaufseher dient, erklärte, wie sich bei einer Gelegenheit der Widerstand als Bumerang auswirkte:

„Als wir Tiegba besuchten — eine kleine Insel, etwa 100 km von Abidjan entfernt —, versuchten katholische Priester, unsere Tätigkeit zu behindern. Sie forderten alle Dorfbewohner auf, nicht auf uns zu hören, weil Jehovas Zeugen falsche Propheten seien. Doch was geschah? Fast das gesamte Dorf, etwa 600 Personen, kamen zur Vorführung der Dias der Gesellschaft! Durch die Bilder erkannten sie, daß viele Menschen von der falschen Religion irregeführt worden sind. Nach dem Vortrag forderte ein Priester die Jugendlichen auf, uns mit Steinen zu bewerfen. Doch ein alter Mann gebot ihnen Einhalt, indem er aufstand und den Jugendlichen sagte: ,Wir sind in diesem Dorf 40 Jahre lang irregeführt worden. Diese Dias haben mir etwas Neues in meinem Leben gezeigt.‘ “

In einem anderen Fall versuchten die Geistlichen, einen Kreiskongreß zu verhindern. Bruder Appiah erzählt, was geschah:

„Im April 1974 traf die Gesellschaft Vorbereitungen für einen Kreiskongreß in Agboville, etwa 90 km von Abidjan entfernt. Nachdem ich vom Polizeikommissar die Erlaubnis erhalten hatte, versuchten die katholischen Priester, ihn zu beeinflussen, unseren Kongreß abzusagen. Es war geplant, daß wir für die Zusammenkunft das Kulturzentrum benutzen sollten. Eine Woche vor dem Kongreß rief uns der Kommissar zu sich und erklärte uns, wir könnten diesen Saal nicht benutzen. Wir baten jedoch, uns die Erlaubnis zu geben, unseren Kongreß wenn möglich in der Stadt abzuhalten, und er war damit einverstanden.

Sofort trafen wir Vorbereitungen den Kongreß im Hof eines Bruders abzuhalten. Das Problem war nur, eine Taufstätte zu finden, da es in dieser Gegend keinen Fluß gibt. Mehrere Hotels lehnten es ab, uns ihr Schwimmbecken zur Verfügung zu stellen. Jehova ließ uns jedoch nicht im Stich. Wir erhielten von einem alten Franzosen die Erlaubnis, sein Schwimmbecken zu benutzen. Er war ein eifriges Mitglied der katholischen Kirche, aber war uns günstig gesinnt. Wir hatten gerade den letzten der 29 Taufbewerber getauft, als ein Priester kam, um dem Franzosen zu sagen er solle uns sein Schwimmbecken nicht zur Verfügung stellen. Doch er kam ein paar Minuten zu spät! Zum öffentlichen Vortrag hatten wir eine schöne Anwesendenzahl von 454 Personen.“

BESCHLEUNIGTES WACHSTUM

Während der ersten Hälfte der 70er Jahre war es ermutigend, zu sehen, wie sich das Predigtwerk auf alle Gebiete des Landes ausdehnte. Im Jahre 1970 gab es in der Elfenbeinküste nur 10 Versammlungen, und jeden Monat predigten durchschnittlich 389 Verkündiger die Königreichsbotschaft. Fünf Jahre später gab es 34 Versammlungen, und durchschnittlich 949 Verkündiger waren jeden Monat tätig.

Ein großer Teil dieser Ausdehnung ging in den kleineren Städten und Ortschaften außerhalb der Hauptstadt vor sich, in die viele der Missionare gesandt worden waren. Die Missionare leisteten gute Arbeit und halfen, eine Anzahl Versammlungen zu gründen, doch dann kam die Tätigkeit in diesen Orten anscheinend zu einem Stillstand. Weshalb?

Ein Problem war die Sprache. Obwohl Französisch die Amtssprache des Landes ist — und die meisten Missionare beherrschen es —, hat jede Region auch ihre Stammessprache. Um den Menschen in diesen Gebieten helfen zu können, in geistiger Hinsicht Fortschritte zu machen, war es wichtig, Personen zu haben, die mit der örtlichen Sprache sowie den Bräuchen und der Denkweise der Menschen vertraut waren.

Aus diesem Grund wurden in diesen Orten im Landesinneren, unter anderem in Man, Abengourou und Gagnoa, im Laufe der nächsten Jahre die Missionare durch Sonderpioniere ersetzt. Man kam zu dem Schluß, die Missionare könnten ihre Zeit und ihre Fähigkeiten besser in Abidjan einsetzen, indem sie die neuen Versammlungen dort stärken und unter den über 1 000 000 Einwohnern der Stadt tätig sein würden.

AUSDEHNUNG IN ABIDJAN

Während im Landesinneren Missionarheime geschlossen wurden, wurden in Abidjan neue eröffnet. Gabriel Diane stellte im oberen Stockwerk seines Hauses in Williamsville, einem Vorort der Hauptstadt, Unterkünfte für 8 Missionare zur Verfügung. Einige von ihnen waren in der Lage, die neugegründete Versammlung Williamsville zu stärken, während andere in den nahe gelegenen Vorort Adjamé geschickt wurden. Die Versammlung in Adjamé war kurz zuvor geteilt worden, so daß es dort jetzt zwei Versammlungen gab.

Eine Anzahl Missionare kamen aus anderen afrikanischen Ländern, in denen das Werk verboten worden war in die Elfenbeinküste. Zum Beispiel trafen im Mai 1973 Stephen und Barbara Hardy aus Uganda ein. Nachdem sie eine Zeitlang in Ortschaften im Landesinneren gedient hatten, kamen sie nach Abidjan, wo sie der Versammlung Port-Bouët zugeteilt wurden. Gleich in der ersten Zusammenkunft wurden sie von verschiedenen Interessierten gebeten, mit ihnen die Bibel zu studieren. Diese Neuen machten gute Fortschritte, und die Versammlung wuchs schnell von 28 auf über 50 Verkündiger.

EIN NEUES GEBÄUDE FÜR DAS ZWEIGBÜRO

Im Januar 1972 kam Bruder Knorr wieder zu Besuch diesmal in Begleitung von Max Larson, dem Brooklyner Fabrikdiener. Bruder Knorr erklärte: „Wir hoffen, euch hier eines Tages ein kleines Zweigbüro zu bauen.“ Doch erst im September 1978 wurde in dem Vorort Deux Plateaux ein Grundstück gekauft. In der zweiten Hälfte des Jahres 1980 begannen die Bauarbeiten für dieses neue Zweigbüro.

Das Gebäude wird wirklich benötigt. Gegenwärtig ist nicht genügend Platz für das Literaturlager vorhanden. Das neue Gebäude löst nicht nur dieses Problem, sondern es soll auch Platz für ein Büro, einen Königreichssaal und Wohnraum für etwa 12 Personen bieten. Es wird ein geeigneteres Zentrum für die Königreichstätigkeit in der Elfenbeinküste sein.

INTERNATIONALER KONGRESS „SIEGREICHER GLAUBE“

Das bedeutendste Ereignis des Jahres 1978 war der internationale Kongreß „Siegreicher Glaube“, der im Dezember im Stade Camproux, einem Fußballstadion in Abidjan, stattfand. Während des ganzen Jahres wurden Vorbereitungen getroffen. Dazu gehörten Vorkehrungen für Brüder aus anderen afrikanischen Ländern sowie für eine große Gruppe von Brüdern, die im Rahmen der Touren der Gesellschaft, die in den Vereinigten Staaten begannen, kommen sollten. Lyman Swingle von der leitenden Körperschaft war anwesend, und auch William Jackson kam wieder.

Am Freitag des Kongresses strömten Hunderte begeisterter Brüder in die Vororte von Abidjan, um ihren siegreichen Glauben zu verkündigen, und sie verbreiteten dabei die neue Broschüre Jehovas Zeugen im zwanzigsten Jahrhundert. Bruder und Schwester Swingle und Bruder Jackson arbeiteten mit einigen der Missionare zusammen. Bald waren die Plastiktüten leer, in denen sie ihre Literatur hatten, die von interessierten Personen begierig entgegengenommen wurde. Schwester Grace DeCecca, seit 63 Jahren ein Glied der Brooklyner Bethelfamilie, beteiligte sich ebenfalls am Predigtdienst. Trotz ihres vorgerückten Alters — 89 Jahre — schaffte sie es ganz gut. Welch ein Zeugnis erhielt doch Abidjan!

An jenem Abend fand nach dem Programm ein besonderes Essen für die Missionare und die Besucher aus dem Hauptbüro statt. Insgesamt waren 64 Personen anwesend. Unter ihnen befand sich Florence Paterson, die aus Ghana herübergekommen war. Sie und ihr Mann waren die ersten Missionare, die im Jahre 1951 in die Elfenbeinküste gekommen waren. Sie erzählte: „Ich erinnere mich noch, wie schwer es vor Jahren war, die Einheimischen davon zu überzeugen, daß es Weiße gab, die Zeugen Jehovas waren. Doch jetzt — seht nur all diese Missionare aus aller Welt!“

Beim Höhepunkt des Kongresses im Fußballstadion am 17. Dezember war es großartig, 2 728 Anwesende aus 19 Ländern zu sehen.

Jehova hat tatsächlich das Werk hier mit bereitwilligen Verkündigern, Missionaren und Sonderpionieren gesegnet. Jetzt sind die Früchte ihrer Arbeit auf wunderbare Weise sichtbar geworden. Im Januar 1980 wurde eine Höchstzahl von 1 322 Verkündigern erreicht. Und da über 1 600 Heimbibelstudien durchgeführt werden, sind die Aussichten auf eine noch größere Mehrung der Königreichsverkündiger gut. Die Brüder in der Elfenbeinküste haben ihre Entschlossenheit zum Ausdruck gebracht, im Königreichsdienst auszuharren und als Jünger Christi Jesu viel Frucht zu tragen.

[Karte auf Seite 145]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Elfenbeinküste

MALI

OBERVOLTA

GUINEA

GHANA

LIBERIA

ATLANTIK

Ferkéssédougou

Korhogo

Man

Bouaké

Daloa

Abengourou

Guiglo

Dimbokro

Gagnoa

Agboville

San Pedro

ABIDJAN

Port-Bouët

Grand Bassam

[Bild auf Seite 151]

Gabriel und Florence Paterson gehören zu den ersten Gileadabsolventen in der Elfenbeinküste!

[Bild auf Seite 155]

Robert Markin (links) und Samuel Denoo zählten zu den ersten, die in der Elfenbeinküste Zeugen Jehovas wurden.

[Bild auf Seite 160]

Blaise Bley, ein Angestellter am Flughafen in Abidjan, erhielt einen französischen „Wachtturm“, fand Gefallen an dem, was er las, und wurde schließlich ein getaufter Zeuge.

[Bild auf Seite 168]

Daniel Keboh, der in verschiedenen Gegenden als Pionier gedient hatte, wurde zusammen mit anderen eingesperrt, weil sie in Koumassi (Abidjan) gepredigt hatten.

[Bild auf Seite 173]

Pauline Brou gab materiellen Wohlstand auf und verlor die Gunst ihres Vaters, weil sie Jehova ganzherzig dienen wollte.