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Bahamainseln

Bahamainseln

Bahamainseln

DIE ERSTEN spanischen Entdecker nannten das Seegebiet Bajamar, was „seichtes Meer“ bedeutet. Aus diesem Wort leitet sich der Name Bahamainseln (Inseln des seichten Meeres) ab. Die 700 Inseln und etwa 2 300 Felsinselchen und Riffe der Bahamas liegen in einem Gebiet von mehr als 250 000 km2. Im Westen reichen sie bis auf 80 km an die Küste Floridas heran. Sie bilden einen Bogen, der sich über etwa 900 km in südwestlicher Richtung erstreckt und fast bis Haiti reicht.

Seit Kolumbus diese Inseln entdeckte, äußern sich Besucher immer wieder begeistert über die natürliche Schönheit der Inseln, über ihre Strände mit rosa und weißem Korallensand, über das klare und wunderschöne blaugrüne Wasser und die vielen Korallenriffe. Hier findet man auch die Meeresgärten, in denen Myriaden prachtvoll gefärbter Fische zwischen den bezaubernden Korallenformationen hin und her schwimmen. Typisch für die Bahamas sind die vielen großen Sandbänke, wie zum Beispiel die Große Bahamabank. Hierbei handelt es sich um ein riesiges Unterwasserplateau aus Sand, dessen südlicher Teil fast bis Kuba reicht. Die Wassertiefe variiert in diesem Gebiet zwischen zwei und sieben Metern. Diese Besonderheiten und dazu noch ein hervorragendes Klima haben viele Besucher angezogen, und es ist daher auch kein Wunder, daß die Bahamas als internationales Touristenzentrum bekannt geworden sind.

Obwohl sich die 700 Inseln und die 2 300 Inselchen über eine so große Fläche verteilen, ist die Landfläche der Inseln zusammengenommen nur etwa 14 000 km2 groß, das ist etwas weniger als die Fläche Schleswig-Holsteins. Im Jahre 1973 erlangten die Bahamas ihre Unabhängigkeit von Großbritannien. Sie sind heute die Heimat von über 210 000 Menschen. Zwei Drittel der Bevölkerung leben auf der Hauptinsel New Providence, auf der auch die Hauptstadt Nassau mit ihrem ausgezeichneten Tiefwasserhafen liegt. Auf Grand Bahama, der anderen wichtigen Insel, lebt ein großer Teil der übrigen Inselbewohner. Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung ist auf den übrigen Inseln ansässig, die mit dem Sammelbegriff „out islands“ bezeichnet werden. Zu diesen gehören unter anderem Abaco, Acklins, Andros, Bimini, Cat Island, Crooked Island, Eleuthera, die Exuma und Inagua Islands, Long Island, Mayaguana und San Salvador. Wie man anhand einer Karte feststellen kann, sind die meisten Bahamainseln langgestreckte, schmale Landstreifen. Der Tourismus ist heute der wichtigste Wirtschaftszweig, gefolgt von der Landwirtschaft, dem Fischfang, der Salzgewinnung, dem Raffinieren von Erdöl und dem Betanken von Schiffen.

DIE GUTE BOTSCHAFT ERREICHT DIE BAHAMAS

Die frühesten Berichte über die Tätigkeit von Jehovas Zeugen auf diesen Inseln gehen bis zum Jahr 1926 zurück, als Bruder Edward McKenzie und seine Frau von Jamaika herüberkamen, um mit den Menschen in Nassau über Jehovas Königreich zu sprechen. In diesem Jahr kamen auch noch zwei andere Jamaikaner, Clarence Walters und Rachel Gregory, um die gute Botschaft den Menschen auf den Bahamas zu verkündigen. Schon nach kurzer Zeit nahmen Aubrey und Martha Blackman die Wahrheit an und wurden getauft. 1928 gab es auf diesen Inseln sieben Verkündiger der guten Botschaft.

Im Februar 1929 machte Bruder C. J. Woodworth, ein Mitarbeiter des Redaktionsstabs der Zeitschrift Das Goldene Zeitalter (jetzt Erwachet!), einen zweiwöchigen Besuch auf den Bahamas. Zwei kanadische und fünf einheimische Brüder begrüßten Bruder Woodworth bei seiner Ankunft in Nassau, unter ihnen Bruder Walters, Schwester Rachel Gregory, Bruder und Schwester Blackman.

Während seines Besuchs reiste Bruder Woodworth mit dem Postboot Priscilla nach Norman Castle auf Abaco, wo er Ansprachen hielt und biblische Literatur zurückließ. Bruder Woodworth erzählte, was eines Abends geschah, als das Schiff vor Anker lag: „Der Steward kam zu mir und sagte: ‚Wir haben von Ihren Ansprachen in Norman Castle gehört. Wir haben keine Zeit, jetzt noch einen Raum in einer Kirche zu bekommen, aber wenn Sie bereit wären, auf dem öffentlichen Platz zu sprechen, könnten wir garantieren, daß Sie eine gute Zuhörerschaft haben würden.‘ Der Abonnentenwerber [wie Bruder Woodworth sich selbst bezeichnete] sagte: ‚Gehen wir!‘ Es ist schon eine ungewöhnliche Erfahrung, auf einem Platz in einer fremden Stadt zu stehen, mit einem Lobgesang zu beginnen und dann zu predigen. Aber 75 Personen hörten bis zum Ende aufmerksam zu.“

Nach Nassau zurückgekehrt, gab er zusammen mit den Brüdern am Ort viel Zeugnis. Bruder Woodworth fährt fort: „Am Freitag und Samstag verbreitete der Abonnentenwerber in wenigen Stunden den Rest der 170 Bücher und 100 Broschüren, die er aus Miami mitgebracht hatte. Sie wurden in 1 1/2 Häuserblocks abgegeben, doch die Gebietskarte zeigte, daß noch 74 1/2 Häuserblocks zu bearbeiten waren, was allerdings zumeist schon durch die Verkündiger am Ort geschehen war. Am Sonntagabend hielt man eine weitere Zusammenkunft auf dem öffentlichen Platz ab, zu der eine aufmerksame Zuhörerschaft von 250 Personen zusammengekommen war. ... Am Montagabend fand eine Zusammenkunft in einer Baptistenkirche statt, bei der 30 Personen anwesend waren. Insgesamt gesehen, war die Reise zu den Bahamas das schönste Erlebnis im Leben des Abonnentenwerbers.“

Die kleine Gruppe von sieben Verkündigern fuhr fort, in Nassau zu predigen. Im Jahre 1932 schloß sich ihnen E. P. Roberts an, der aus Trinidad gekommen war. Diejenigen, die seine biblischen Ansprachen gehört haben, sagen, er sei ein ausgesprochen dynamischer Redner gewesen. In vielen öffentlichen Gebäuden in Nassau hielt er regelmäßig Vorträge. Unter denen, die zuhörten und „das Wort mit der größten Bereitwilligkeit aufnahmen“, waren Julia Archer, Alice Ambrister, Bertha Sturrup und Blanche Edgecombe.

Bei einer dieser Zusammenkünfte für die Öffentlichkeit, die im Palace Theatre stattfanden, war ein Polizist anwesend, der viele Jahre später erzählte: „Was ich an diesem Abend hörte, überzeugte mich, daß es die Wahrheit war! Der Redner bewies aus der Bibel, daß das, was man mich in der Kirche gelehrt hatte, gar nicht stimmte.“ Dieser Mann war Donald Oscar Murray (unter Freunden auch als D. O. bekannt), der eine der Stützen des Königreichswerkes auf den Bahamas werden sollte. Man mietete einen kleinen Raum an der Blue Hill Road und hielt dort die Zusammenkünfte ab.

DER ERSTE PIONIER AUF DEN BAHAMAS

Im Jahre 1933 nahm Schwester Rachel Gregory auf den Bahamas den Pionierdienst auf. Sie hatte 1926 ihre Heimat Jamaika verlassen, um dort zu dienen, wo Hilfe benötigt wurde. Während der 30er Jahre fuhr sie oft mit den kleinen Postbooten von Nassau aus auf die „out islands“. Ihr Gepäck, die Bücher und das Grammophon auf dem Kopf balancierend, mußte sie oft ans Ufer waten, da es keine Anlegestege gab. Bis zu ihrem Tod im August 1972 fuhr sie unermüdlich fort, anderen die gute Botschaft vom Königreich zu überbringen. Diejenigen, die sie kannten, sagen, sie sei klein von Gestalt gewesen, aber stark im Geiste.

BRUDER WALTERS ÜBERNIMMT DIE FÜHRUNG

Im Jahre 1933 verließ E. P. Roberts die Bahamas, und die Zusammenkünfte wurden in den winzigen Anbau am Haus von Bruder Walters (Ecke Taylor und Market Street) verlegt. Bruder Walters benutzte einen Lautsprecherwagen, um biblische Vorträge von J. F. Rutherford, dem Präsidenten der Gesellschaft, abzuspielen. Bruder J. A. C. Royal hatte ein Geschäft in der East Street, und oft spielte Bruder Walters die biblischen Aufnahmen vor diesem Laden ab, wo er auch Traktate verteilte. Die Gruppe war jetzt weiter gewachsen und schloß auch die Familien Neeley, Anderson, Wilson, Royal und Herrn Lightbourne ein.

Im Jahre 1942 endete ganz plötzlich die Leitung durch Bruder Walters. Als er eines Abends sein kleines Lebensmittelgeschäft an der Blue Hill Road verließ, fiel ihm wohl noch ein, daß er etwas vergessen hatte. Als er in den Laden zurückkehrte, überraschte er zwei Jugendliche, die in sein Geschäft eingebrochen waren. Einer von ihnen versetzte Bruder Walters einen tödlichen Schlag. Das war wirklich ein schwerer Verlust für die kleine Gruppe, die gerade darum kämpfte, das Zeugniswerk lebendig zu erhalten. Die beiden Einbrecher wurden verhaftet und nach ihrer Verurteilung hingerichtet.

Aufgrund dieser Ereignisse wurde Bruder D. O. Murray gebeten, die Führung der Gruppe zu übernehmen.

DIE LITERATUR DER GESELLSCHAFT VERBOTEN

Der Zweite Weltkrieg war in vollem Gange, und nationalistische Leidenschaft entflammte auch auf den Bahamas. Bruder Murray erinnert sich: „Die Polizei rief mich an und bat mich, auf die Wache zu kommen, um ihnen die Broschüre Wer wird die Welt regieren? zu erklären, von deren Verteilung sie gehört hatten. Ich sagte, daß ich ihnen gern ein Exemplar gegeben hätte, aber es sei keines mehr vorhanden. Auch fragten sie mich nach einem Radio, das wir angeblich benutzen würden, um nach Deutschland zu senden, aber ich konnte ihnen versichern, daß das ein unsinniges Gerücht sei.“ Trotz des mutigen Zeugnisses, das Bruder Murray bei dieser Gelegenheit gab, veröffentlichte ein paar Tage später die Lokalzeitung The Guardian den Wortlaut eines offiziellen Verbots, das untersagte, Literatur der Watch Tower Society einzuführen.

Die Brüder erhielten dennoch kleinere Mengen Literatur, die aus Florida über Grand Bahama eingeführt wurde. Sie waren überglücklich, diese geistige Speise selbst in Verbotszeiten zu erhalten. In dieser Zeit erklärten die Behörden, daß jeder, der Schriften der Gesellschaft habe, diese abgeben müsse. Jemand, bei dem man Literatur entdecken würde, könne mit drei Monaten Gefängnis rechnen. Bruder Murray erzählte, daß er einmal von der Polizei aufgefordert wurde, alle Literatur zur Wache zu bringen. Er erklärte ihnen, die Schriften seien nicht sein Eigentum und sie müßten schon selbst kommen und diese in seinem Haus zusammensuchen, wenn sie sie haben wollten. Sie sind nie gekommen.

Bruder Murray erzählt weiter, daß die Brüder damals das Verbot mißverstanden, da sie dachten, es würde sich auch auf das Werk der Zeugen Jehovas beziehen und nicht nur auf die Literatur. Aufgrund dieses Mißverständnisses gab es in diesen Jahren einen deutlichen Rückgang in der Predigttätigkeit der Brüder. Im Jahre 1946 berichteten nur noch drei Verkündiger. Das Predigtwerk fiel auf den niedrigsten Stand seit seinem Beginn zurück.

MISSIONARE GEBEN DEM WERK AUFTRIEB

Nur wenig später erhielt das Zeugniswerk neuen Auftrieb. Am 1. März 1947 stand Bruder Murray am Kai in Nassau und erwartete mit Spannung die Ankunft der Yarmouth, die auf der Überfahrt von New York einem ungewöhnlich schweren Winterwetter zu widerstehen hatte. An Bord befand sich eine junge Frau namens Kathleen Fairweather, Absolventin der 8. Klasse der Gileadschule. Ihre Ankunft beschreibt sie folgendermaßen: „Geblendet und noch ein wenig geschwächt, blickte ich in das ruhige blaue Wasser des Nassauer Hafens. Blauer Himmel, weiße Wolken, klares Wasser, so grün wie Jade oder Smaragd, und alles in strahlendem Sonnenschein — was für ein Kontrast zum aufgewühlten Atlantischen Ozean! Ein Mann in einer Khakiuniform kam mir entgegen und stellte sich als Bruder D. O. Murray vor.“

An Bord des Schiffes befanden sich auch George und Nancy Porter, ebenfalls Absolventen der 8. Klasse der Gileadschule. Schwester Porter erinnert sich: „Unsere erste Zusammenkunft auf den Bahamas werde ich wohl nie vergessen. Es waren 9 oder 10 Personen anwesend. Bruder Murray hatte den Vorsitz und eröffnete mit einem Gebet, in dem er Jehova für die Ankunft der Missionare dankte. Er sagte, daß sie Hilfe wirklich brauchten und daß sie schon so lange um Beistand gebetet hatten. Brooklyn hatte versprochen, Hilfe zu senden, und jetzt seien wir da. Das Gebet berührte uns so sehr, daß in uns der Wunsch gestärkt wurde, hierzubleiben und nie wieder wegzugehen.“

Bei dieser ersten Zusammenkunft wurden auch schon Vorkehrungen für den Predigtdienst getroffen. Schwester Mae Royal war damals anwesend, und sie erzählt: „Ein großer Teil der Zusammenkunft wurde dazu benutzt, bessere Methoden für den Haus-zu-Haus-Dienst zu zeigen. Die ersten zwei Wochen dienten vorwiegend dazu, den Brüdern zu helfen, ihre Zeugnistätigkeit von Haus zu Haus zu verbessern. Das erste Gebiet, das wir als Gruppe bearbeiteten, lag unserem Versammlungssaal direkt gegenüber. Schwester Gregory und ich klopften an ein Haus an der Ecke der King und Market Street. Ich betete darum, daß niemand öffnen möge. Zu meiner großen Bestürzung ging die Tür auf, und der Blick des Mannes ging an mir vorbei und fiel auf Schwester Gregory, die er offensichtlich kannte. Sein freundliches Lächeln war genau das, was ich brauchte. Es gab mir den nötigen Mut, und ich fing an. Das geschah, nachdem ich schon 6 Jahre mit der kleinen Gruppe verbunden gewesen war. Die Hilfe war wirklich dringend nötig, und wir schätzten sie auch sehr.“

Das erste Gedächtnismahl nach Ankunft der Missionare wurde von 23 Personen besucht. Unter ihnen befand sich auch die Gileadabsolventin Frieda Pulver, die inzwischen angekommen und als Partnerin für Schwester Fairweather vorgesehen war.

PETITION AN DEN GOUVERNEUR

Aber nach einigen Wochen erhielten die Missionare eine schockierende Nachricht. Ein Brief von P. S. Brice, einem Beamten der Einwanderungsbehörde, informierte sie, daß sie „sich darauf einstellen müßten, die Kolonie sofort zu verlassen“.

„Auf Anraten eines Rechtsanwalts arbeiteten wir eine Petition an den Gouverneur aus. Dies war unsere einzige Möglichkeit, Berufung einzulegen“, erzählte einer der Missionare. „Zusammen mit den einheimischen Zeugen versuchten wir in den 6 Tagen, die uns noch verblieben, möglichst viele Unterschriften zu sammeln. Jeden Tag gingen wir in so viele Häuser wie irgend möglich, erklärten den Bewohnern die Situation, lasen ihnen die Petition vor und erhielten dann ihre Unterschrift. Im großen und ganzen fanden wir gute Aufnahme, und viele drückten ihre Empörung darüber aus, daß man Menschen auswies, die Gottes Wort predigten. Wir sammelten über 2 400 Unterschriften. Dann übergaben wir die Petition dem Kolonialminister, der sie an den Gouverneur weiterleiten sollte. Der Kolonialminister, ein Waliser namens Evans, beruhigte uns sofort. Schon nach kurzer Zeit vernahmen wir die Entscheidung — wir durften bleiben!“

Jetzt konnte die Arbeit richtig beginnen! Zu Anfang des Jahres 1947 waren nur 3 Verkündiger tätig gewesen, aber bis zum August wuchs die Gruppe schon auf 27. Der Same der Wahrheit hatte begonnen, Frucht hervorzubringen, denn einige, mit denen die Missionare studierten, begannen, für Jehovas Königreich einzutreten. Unter diesen „Erstlingsfrüchten“ waren Rowena Bowe, Corda Archer, Harry Petty, Rosa Mallory, Naomi Johnson, J. H. Johnson, Wellington Bain, Jeraldine Fernander und andere.

EIN NEUER ZEITABSCHNITT BEGINNT

Im Jahre 1948 begann ein neuer Zeitabschnitt für das Predigtwerk, da jetzt etwas zur Verfügung stand, womit jeder Winkel der Karibik mit der guten Botschaft erreicht werden konnte — das Boot Sibia, das die Gesellschaft für die Missionartätigkeit erworben hatte. Dieses Boot diente dazu, all die Inseln der Karibik zu erreichen, auf denen es keine Verkündiger der guten Botschaft gab. Den ersten Zwischenaufenthalt hatte die Sibia auf den Bahamas. Dieser 20 Meter lange Schoner war sozusagen ein schwimmendes Missionarheim. Die Mannschaft bestand aus 4 Personen: Gust Maki (Kapitän und Navigator), Arthur Worsley (Missionarheimaufseher), Stanley Carter und Ronald Parkin. Selbst heute können sich noch viele gut an die Sibia erinnern. Gust Maki erzählte: „Im Dezember 1948 liefen wir mit dem Schiff der Gesellschaft den Hafen von Nassau an, da wir dort die 4 Missionare und die treuen Verkündiger besuchen wollten. Ich erinnere mich, daß es in dieser Versammlung eine sehr eifrige Pionierschwester gab, die schon auf vielen Inseln ein gutes Zeugnis über das Königreich gegeben hatte.“ Hierbei handelte es sich um die inzwischen verstorbene Schwester Rachel Gregory von Jamaika, deren Tochter Alma zusammen mit ihrer Familie immer noch als treuer Königreichsverkündiger auf Jamaika dient.

DIE SIBIA SEGELT ZU DEN „OUT ISLANDS“

Die Brüder segelten dann mit der Sibia zur Insel Eleuthera, wo sie ziemlich lange blieben. Sie besuchten auch Andros, Abaco, Bimini, Cat Island, Long Island, Harbour Island, die Exuma Islands, die Inagua Islands und Rum Cay. Nahezu in jedes Haus, zu dem die Brüder gingen, gelangte Literatur. Insgesamt gaben sie 3 278 Bücher, Broschüren und andere Literatur ab. Dennoch gab es viele Siedlungen, die sie nicht erreichen konnten. Bruder Arthur Worsley, der für die Tätigkeit der Missionare und für das Boot verantwortlich war, erzählte:

„Das Predigen auf den Inseln war wirklich erfrischend. Da die Sibia einen Tiefgang von fast 3 Metern hatte, waren die geringen Wassertiefen schon eine Behinderung, aber wir gelangten zu allen größeren Inseln, obwohl unser Kiel manchmal fast den Grund berührte. Auf diesen Inseln war es nichts Ungewöhnliches, wenn jemand, der Literatur erhalten hatte, uns fragte, ob er uns begleiten und unsere Tasche tragen dürfe. Diese Menschen freuten sich so sehr über das, was sie erfuhren, daß sie manchmal anfingen, über die Bücher zu sprechen, bevor wir uns selbst einführen konnten. In vielen Fällen wurden Bücher nur wegen der Beharrlichkeit unseres Begleiters abgegeben. Ich erinnere mich auch gern daran, wie die Inselbewohner auf unsere Einleitung reagierten. Sie sagten: ‚Vielen Dank, mein Herr, und möge es Gott geben, daß wir nicht länger Fremde sind.‘

Die Menschen auf einigen Inseln waren sehr arm. Auf der Insel Bimini besorgte sich ein Mann einen ganzen Karton Bibeln, da jede Bibel nur einen Dollar kostete und er meinte, daß niemand ohne Bibel sein solle. Er verteilte sie mit dem freundlichen Hinweis, daß man sie nach und nach bezahlen könne, wenn man eben ein paar Cents erübrigen könne. Ein anderer Mann hatte einige unserer Bücher, aber er hatte nicht genug Geld für eine Bibel. Ich gab ihm daher eine, aber er nahm das Geschenk erst an, als ich sagte: ‚Sie können mir das Geld ja schicken, sobald Sie es haben.‘ Ein Jahr später erhielt ich einen Brief von ihm, in dem er sich für die Bibel bedankte und mit dem er mir einen Dollar schickte.

Einige hatten noch sorgsam aufbewahrte Literatur der Gesellschaft aus früherer Zeit, manchmal sogar noch Die Harfe Gottes. Sie waren hoch erfreut, als sie erfuhren, daß die von uns angebotenen Bücher von derselben Gesellschaft herausgegeben waren. Bei vielen Unterhaltungen konnte man erkennen, daß diese Menschen viel von dem, was sie gelesen hatten, in sich aufgenommen hatten.

Manchmal waren ganze Familien irgendwo draußen auf den Feldern, und wir konnten niemand erreichen. Aber es geschah, daß diese Leute früh am nächsten Morgen an der Anlegestelle standen, um Literatur zu erwerben, da sie die Bibeln und Bücher nach ihrer Heimkehr bei ihren Freunden gesehen hatten. Einige kamen sogar auf unser Schiff und brachten kleine Geschenke wie Fische, Früchte oder Kokosnüsse mit, für die wir ihnen stets weiteren Lesestoff gaben.

An manchen Orten war es ziemlich schwierig, öffentliche Vorträge zu halten, an anderen wiederum ganz einfach. In vielen Fällen mußte man sich nur hinstellen und anfangen zu sprechen. Diese Ansprachen wurden in Schulen, Kirchen, Privathäusern, Geschäften, Schankstuben, bei den Schiffsanlegern, unter Bäumen — wo immer sich eine Gelegenheit bot — abgehalten, oft ohne Licht und ohne Manuskript. Es war oft ziemlich schwierig, die Leute nach der Ansprache zu bewegen, wieder auseinanderzugehen, und viele schienen nie genug zu bekommen. Wir bedauerten es sehr, daß wir nicht mehr Zeit bei ihnen verbringen konnten.

Wenn wir nach einem langen, harten Tag im Predigtdienst auf dem Rückweg waren und an den kleinen Hütten vorbeigingen, erlebten wir manchmal die Freude, daß die Menschen laut für sich lasen. Viele von ihnen riefen uns sogar nach, um ihre Freude über das Buch auszudrücken, und bedankten sich noch einmal für unser Vorsprechen.

Eine große Menge Literatur war auf den größeren Inseln abgegeben worden, und man hatte viele Freunde der Wahrheit gefunden. Daher machte uns der Gedanke, sie wieder verlassen zu müssen, sehr traurig. Aber es gab noch viel mehr zu tun. Wegen des flachen Wassers hatten wir einige Inseln mit unserem Boot gar nicht erreichen können. Nun stand aber die Zeit der Hurrikane vor der Tür, und das Wasser rings um die Bahamas war so flach, daß es nur wenige Stellen gegeben hätte, wo die Sibia mit ihren 3 Metern Tiefgang Schutz gefunden hätte. So nahmen wir nach 7 Monaten, in denen wir soviel Freude im Predigtdienst erlebt hatten, Kurs auf die Jungferninseln.“

MEHRUNG TROTZ EINWIRKUNG DER GEISTLICHKEIT

Unsere gesamte Predigttätigkeit bereitete den religiösen Führern ziemlich viel Kummer. Einer von ihnen konnte es nicht länger schweigend ertragen und erhob in der Zeitschrift The Parish News Einspruch. Auszugsweise hieß es:

„Ich bin ein wenig beunruhigt über Leute, die gekommen sind, um Samen der Zwietracht in der Gemeinde zu säen. Sie nennen sich Zeugen Jehovas. Seien Sie bitte vorsichtig, und weisen Sie die Lehren dieser Leute standhaft zurück. Obwohl sie Ihnen bestimmt sagen, wir würden Sie etwas Verkehrtes lehren, lassen Sie als gute Kirchgänger diese Leute immer noch in Ihre Häuser und erlauben ihnen, ihr Buch zu erklären. Bedenken Sie, daß die Kirche schon lange vor der Bibel existierte. ... Setzen Sie sich bitte mit Ihrem Gemeindepriester in Verbindung, wenn Sie etwas erklärt haben möchten, was Sie nicht verstehen. Er wird Ihnen die richtigen Antworten geben. Hören Sie bloß nicht diesen Leuten zu, die gar nicht wissen, wovon sie reden.“

Die Tatsachen zeigen, daß die „guten“ Leute auf den Bahamas eher geneigt waren, auf die Wahrheit der Bibel zu hören, als sich den einschüchternden Aufruf in der Parish News zu Herzen zu nehmen. Das kann man an der Durchschnittszahl der Verkündiger auf den Bahamas sehen, die von 33 auf 52 anwuchs — eine 57%ige Zunahme in einem Jahr. Beim Gedächtnismahl waren 112 Personen anwesend — mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

EINSATZ VON WEITEREN SCHIFFEN, UM DAS ZEUGNISWERK AUSZUDEHNEN

Im Jahre 1954 benutzte man zwei weitere Boote, um die Bahamainseln zu bearbeiten. Die Kirkwood II lief Andros, die Berry Islands, Grand Bahama und Eleuthera an. Die Faith wandte sich nach Süden und erreichte die Exuma Islands, Long Island und Cat Island. Neben Arthur Hill sen., dem Schiffseigner, befanden sich Jack und Nettie Copple, das Ehepaar Porter, Bill Prince, Dick Ryde und Kay Fairweather an Bord der Kirkwood II. Das Predigen auf den Inseln war oft mit ziemlicher Mühsal verbunden, aber durch die freudige Reaktion vieler demütiger Menschen wurden sie für alles entschädigt.

Nancy Porter beschreibt, wie sie Eleuthera bearbeiteten: „Kay Fairweather, mein Mann und ich gingen in Hatchet Bay, nahe dem Nordende der Insel, von Bord. Das Boot fuhr dann über 100 km weit zum südlichen Ende der Insel, wo Dick Ryde und Bill Prince an Land gingen. Wir trafen uns drei oder vier Wochen später in Palmetto Point.“

Aber wo blieben sie nachts? Sie erklärte: „Damals schätzten die Menschen unsere Botschaft und unsere Besuche und öffneten uns auch ihre Häuser. In Palmetto Point stellte uns ein sehr freundlicher Mann sein Haus zur Verfügung. Das Boot war nämlich zu einer anderen Insel gefahren, und erst als die Brüder dort fertig waren, kamen sie zurück und nahmen uns an Bord.“

Schwester Fairweather, die an Bord der Faith eine Reise zu den südlichen Inseln mitmachte, erzählt uns einige ihrer Erfahrungen: „Das erste, was wir sichteten, nachdem wir Nassau verlassen hatten, war Bell Island, eine der Exuma Islands. Sechs von uns fuhren mit dem Beiboot ans Ufer. Nach 1 1/2 Tagen auf dem Boot wollten wir endlich mit dem Dienst anfangen. Doch es stellte sich heraus, daß es dort nur zwei kleine mit Palmenblättern gedeckte Häuser gab, in denen gerade drei Personen wohnten, die kaum lesen und schreiben konnten. Es wurde jedoch Literatur zurückgelassen, und dann fuhren wir weiter zu den anderen Inselchen.

Der normale Tagesablauf sah so aus: Zwei von uns blieben auf dem Boot, und die anderen acht zwängten sich ins Beiboot und fuhren an Land. Man bildete zwei Gruppen, die in verschiedene Richtungen gingen. In jedem Haus wurde vorgesprochen, und so bewegten wir uns immer weiter vom Boot weg. Zur Mittagszeit wurde eine halbe Stunde gerastet, und danach gingen wir weiter in den Predigtdienst. Jeder von uns trug zwei Taschen, da wir ziemlich viel Literatur verbreiteten. Die Leute hier hatten nämlich nur selten Gelegenheit, etwas zum Lesen zu erwerben. Nun konnte es passieren, daß wir bei Anbruch der Nacht viele Kilometer vom Boot entfernt waren.

Dann mußten wir denselben Weg zurückgehen, da man so meistens am schnellsten zurück zum Boot kam. Dieses ankerte wegen des flachen Wassers bis zu 800 Metern von der Küste weg. Wir hatten eine laute Pfeife dabei, um den Brüdern auf dem Boot ein Signal zu geben. Ein Beiboot stieß ab, und wir konnten dann einsteigen, um die Rückfahrt anzutreten. Oft war es eine ziemlich nasse Überfahrt, da das kleine Boot meistens überladen war. Müde, um nicht zu sagen erschöpft, aßen wir noch etwas und gingen dann zu Bett.“

Nur mit einem solchen Aufwand an Mühe, Kosten und Zeit konnte die gute Botschaft vom Königreich die Menschen auf den „out islands“ erreichen.

BRUDER KNORRS ERSTER BESUCH AUF DEN BAHAMAS

Im Dezember 1950 machten der damalige Präsident der Watch Tower Society, N. H. Knorr, und sein Sekretär, M. G. Henschel, ihren ersten Besuch auf den Bahamas. Bruder Knorr hielt den Vortrag „Kannst du für immer in Glück auf Erden leben?“ 312 Menschen füllten den damals benutzten Versammlungssaal, die Mother’s Club Hall. Sogar einige Würdenträger der Stadt waren anwesend, darunter ein Mitglied des Parlaments und der Herausgeber einer der beiden Tageszeitungen. An diesem Abend kündigte Bruder Knorr die Errichtung eines Zweigbüros auf den Bahamas an. Kurz danach wurde Bruder August Claude Blum, ein britischer Staatsbürger und Absolvent der 16. Klasse der Gileadschule, zum Zweigaufseher ernannt. Während des Besuchs von Bruder Knorr wurden auch Vorbereitungen für den Kreisdienst getroffen. Auch wurde der erste Sonderpionier ernannt, der von den Bahamas kam, nämlich Harold E. Clarke, und nach Andros zugeteilt.

STREIT BRICHT AUS

Zu den charakteristischen Merkmalen der Subtropen gehören die plötzlichen Wetteränderungen. Ein Tag mag mit Sonnenschein und wolkenlosem blauen Himmel beginnen, und ohne irgendwelche Vorzeichen bedecken auf einmal schwere Wolken den Himmel, aus denen sich ein Wolkenbruch ergießt. In ähnlicher Weise wurde der lebhafte und optimistische Geist, dessen sich die Brüder am Ende des Jahres 1950 erfreuten, plötzlich von einem Rückgang des Werkes überschattet, der durch Streit hervorgerufen worden war. Die Brüder wurden dadurch in zwei Lager gespalten. Um die Einheit unter den Brüdern wiederherzustellen, sandte die Gesellschaft John Jones, einen Kanadier, der die 18. Klasse der Gileadschule besucht hatte, auf die Bahamas, um als Zweigaufseher zu dienen. In dieser schwierigen Zeit, im Jahre 1951, gab es einen Rückgang von durchschnittlich 110 auf 92 Verkündiger.

Die Brüder in Nassau waren von den Schwierigkeiten, die sie durchzumachen hatten, zwar ein wenig hin und her geschüttelt worden, aber insgesamt gesehen, war ihr Glaube dadurch auch gestärkt worden. Jetzt schien es das wichtigste zu sein, dem Werk auf den „out islands“ besonderen Nachdruck zu verleihen. Die Brüder, die die Inseln von den Schiffen aus bearbeitet hatten, hatten vorzügliche Arbeit in der Verbreitung der Literatur geleistet, aber jetzt wurde es erforderlich, längere Zeit in den Siedlungen zu bleiben. Diesem Bedürfnis konnte in gewissem Maße entsprochen werden, als im Jahre 1954 vier neue Missionare ankamen, die die 23. Klasse der Gileadschule besucht hatten.

DAS WERK ENTFALTET SICH AUF ELEUTHERA

Zwei der neuen Missionare, Arthur „Bud“ Hill und seine Frau Shirley, wurden der Insel Eleuthera zugeteilt. Dieser Name bedeutet „Freiheit“. Er leitet sich von den Eleutheran Adventurers ab, einer Gruppe englischer Puritaner, die die Bermudainseln verließen, da sie mit den religiösen Verhältnissen dort unzufrieden waren. Auf ihrer Suche nach Freiheit gelangten sie im Jahre 1648 auf die Insel Eleuthera und gründeten eine Kolonie.

Frau Angie Rankin aus Governors Harbour gehörte zu den Personen, die von den Missionaren bald gefunden wurde. Sie hatte schon früher Interesse gezeigt, als sie in Nassau von Kay Fairweather besucht worden war. Sie reagierte sofort auf die Wahrheit der Bibel. Ihr Vater auch, allerdings mit Widerstand. Er brachte sie in die anglikanische Kirche, in der er Religionslehrer war, aber sie weigerte sich, am Gottesdienst teilzunehmen. Aufgrund dessen mußte sie von seiten ihrer Familie und ihres Ehemannes manche Beschimpfung über sich ergehen lassen.

Bruder Hill erzählt: „Shirley war gezwungen, mit ihr unter einem Baum zu studieren, da weder wir noch unsere Literatur in ihrem Hause erwünscht war. Aber sie machte Fortschritte und gab sich schließlich Gott hin. Sie war auch in der Lage, viele Jahre anhaltende Opposition zu ertragen.“ Sie hat schon einige Male als Hilfspionier gedient und ist heute eine der eifrigen Verkündiger der guten Botschaft in der Versammlung von Rock Sound.

Wenn man sich auf einer Karte Eleuthera anschaut, sieht man, daß sie sehr lang, aber auch sehr schmal ist, so schmal, daß an einer Stelle die Wellen des Ozeans die Straße oft völlig überspülen. Die Brüder gingen meist von diesem Punkt zu Fuß weiter nach Norden, um die Siedlungen zu bearbeiten.

In einer dieser Siedlungen, genannt The Bluff, zeigte eine Dame Interesse. Sie war Sonntagsschullehrerin, und ihr Mann war Geistlicher in der Church of God. Er erwies sich als großer Gegner und verbot den Zeugen sogar, sein Grundstück zu betreten. Das Studium mußte deshalb vor dem Zaun durchgeführt werden. Als die Dame schließlich Stellung für die Wahrheit bezog und aus der Kirche austrat, verursachte dies in der kleinen Gemeinde ziemliche Unruhe. Da sie eine Zeugin Jehovas geworden war, wollte sie auch am Haus-zu-Haus-Dienst teilnehmen, aber die Nachbarn wollten sie weder hereinlassen noch ihr zuhören. Was konnte sie tun?

Sie nahm ihre Büchertasche und ging durch die Straßen, so daß jeder sie sehen konnte. Auch sprach sie jeden an, den sie traf. So konnte auch sie Zeugnis geben. 17 Jahre sind seitdem vergangen, und Schwester Lula Hudson ist weiterhin aktiv und dient oft als Hilfspionier. Jehova hat ihre Treue gesegnet, und sie konnte vier Personen helfen, sich Gott hinzugeben und sich taufen zu lassen. Bis jetzt gibt es noch keine Versammlung in dieser Gegend. Aber ihr Mann hört inzwischen der Botschaft der Wahrheit zu, und er beherbergt in seinem Haus gern Zeugen, die zu Besuch kommen.

PIONIERDIENST IN ROCK SOUND

Bruder Harold Clarke und seine Frau meldeten sich für eine Pionierzuteilung in Rock Sound auf der Insel Eleuthera. Bruder Clarke erzählt: „Im Februar 1962 zogen wir nach Rock Sound, und wir waren sehr froh, dort die beiden Missionare, Bud und Shirley Hill, noch anzutreffen. Da die Hills Nachwuchs erwarteten, mußten sie nach Nassau ziehen, wo Bruder Hill eher eine Beschäftigung finden konnte. Um geistig stark zu bleiben, begannen wir in der Gegend von Rock Sound Zusammenkünfte durchzuführen, in denen wir jeweils alle angegebenen Programmpunkte durchgingen. Als dann Personen Interesse zeigten, die an der Südspitze von Eleuthera, etwa 50 km entfernt, wohnten, fragten wir uns, wie wir sie zu den Zusammenkünften abholen könnten.

Unser erstes Transportmittel war ein winziger englischer Hillman. Manchmal quetschten sich bis zu 13 Personen in das kleine Auto, und während ich fuhr, saßen mir einige von den Kindern auf den Schultern.

Wir mußten wirklich den Glauben haben, daß Jehova für uns in diesem Dienst sorgen würde, denn so manches Mal waren unsere Geldmittel erschöpft. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Freitag, als wir kein Benzin mehr für das Auto hatten, aber 60 km nach Governors Harbour fahren mußten, um das Studium mit einer interessierten Familie durchzuführen. Meine Frau schlug vor, ich solle anrufen und ihnen sagen, daß wir nicht kommen könnten. Aber ich entschloß mich, noch ein bißchen zu warten. Ich ging erst mal los, um nach der Post zu sehen. In unserem Postfach war ein Brief von einer polnischen Schwester aus New York, die wir 1963 auf dem Kongreß getroffen hatten. Als ich den Brief gelesen hatte, bemerkte ich am Schluß den Nachsatz: ‚Beiliegend findest Du 5 Dollar, die Du vielleicht für Benzin brauchst.‘ Überglücklich ging ich nach Hause, und wir machten uns sofort auf zu unserem Bibelstudium.“

IN TODESGEFAHR

Wer würde glauben, daß man sich auf so einer ruhigen subtropischen Insel wegen seines treuen Dienstes mit einer Morddrohung auseinandersetzen müßte? Doch die Clarkes mußten einer solchen Prüfung ins Auge sehen, die auch noch aus einer völlig unerwarteten Richtung kam. Bruder Clarke fährt fort:

„Eines Tages, als wir zu Hause am Eßtisch saßen, schoß jemand durch das Fenster auf uns. Ich konnte zwar nur noch sehen, daß ein Auto um die nächste Ecke verschwand, aber ein paar Tage später erfuhr ich, daß jemand, der früher ein Bruder gewesen war, auf uns geschossen habe. Er habe zugegeben, schon mehrmals mit seinem Gewehr auf uns gezielt zu haben, habe aber nicht abdrücken können. Da die übrigen Glieder seiner Familie in der Wahrheit waren, gingen wir einige Zeit später in sein Haus, um sein krankes Kind zu besuchen. Dabei kam es uns überhaupt nicht in den Sinn, daß er diesen Mordgedanken immer noch hegen könne. Wir wußten natürlich auch nicht, daß er, kurz bevor er zu Bett gegangen war, gesagt hatte, ich dürfe sein Haus nicht betreten, sonst würde er mich töten. Aber wir gingen in das Haus hinein, und ich ging sogar in das Zimmer, wo er schlief, ohne ihn zu stören, und Jehova sorgte auch offensichtlich dafür, daß er weiterschlief. Als er erwachte und herausfand, daß wir dagewesen waren, sprang er in sein Auto und raste los, um uns einzuholen.

Als wir etwa 6 km zurückgelegt hatten, sagte ich zu meiner Frau: ‚Laß uns von der Straße abbiegen und nach einem Zwiebelfeld sehen.‘ Uns wurde später bewußt, daß Jehova uns geführt hatte. Der Mann fuhr nämlich weiter nach Rock Sound und ging zu unserem Haus. Als er dort niemand antraf, begab er sich zur Polizeiwache, wo man ihm sein Gewehr wegnahm. Als wir wieder zu Hause waren, kam der Polizeiwachtmeister und erzählte uns, was geschehen war. Uns kam Psalm 23 in den Sinn, da wir dankbar waren, daß Jehova denen, die ihm dienen, liebende Fürsorge erweist und sie beschützt.“

In Rock Sound gibt es immer noch eine blühende Versammlung, und alle waren hoch erfreut, als die Brüder vor kurzem in einen neuerbauten Königreichssaal einziehen konnten. Dies ist schon der zweite Königreichssaal, den sie gebaut haben, und auch dadurch kommt der Segen Jehovas zum Ausdruck, der auf ihrer harten Arbeit und auf ihrer Opferbereitschaft lag. Bruder Clarke dient jetzt als ein Glied des Zweigkomitees der Bahamas.

GEISTIGER FORTSCHRITT AUF GRAND BAHAMA

Etwa 80 km vor der Küste Floridas liegt Grand Bahama, die viertgrößte Insel des Landes. Auf dieser Insel befindet sich die Stadt Freeport mit ihren riesigen Industrieanlagen, ihren weitläufigen Wohngebieten und großen Touristenzentren. Freeport ist aber nur ein kleiner Teil dieser flachen Insel, in deren Kiefernwäldern schon seit Jahren Holzeinschlag betrieben wird. Während sich die Hills auf Eleuthera niederließen, mußten ihre beiden Mitabsolventen, der Amerikaner Gordon Swisher und der Neuseeländer William Mayer, ihre Erfindungsgabe gebrauchen, um sich erst einmal den Verhältnissen auf der damals unerschlossenen Insel anzupassen. Bei ihrer Ankunft gab es dort schon drei interessierte Personen, nämlich Henrietta Pinder, Mrs. Barr und noch eine weitere Person, die den Kern der zukünftigen Versammlung bilden sollten. Man muß den echten Pioniergeist dieser beiden Missionare wirklich bewundern, daß sie ihre eigene Bequemlichkeit zurückstellten, um diesen demütigen Menschen die gute Botschaft zu bringen.

Nach etwa zwei Jahren rief man sie nach Nassau. Bruder Swisher wurde der neue Zweigaufseher und mußte John Jones ersetzen, der wegen seiner schlechten Gesundheit die Insel verließ. Bruder Mayer wurde der erste Kreisaufseher auf den Inseln. Ihren Platz auf Grand Bahama nahm der Sonderpionier Charles Anderson ein. Als er 1956 ernannt wurde, umfaßte die Versammlung dort 6 Erwachsene und 2 Kinder. Die Zusammenkünfte wurden in einem Tanzsaal abgehalten, der einer der Schwestern am Ort gehörte. Bald darauf wurde die Versammlung mit weiteren Pionieren gesegnet.

Mit dem Jahr 1961 begann auf Grand Bahama eine enorme Ausdehnung der Industrie. Die Regierung der Bahamas hatte den Planern die Genehmigung erteilt, eine Stadt zu schaffen, die mit ihrem Freihafen Industrie und Freihandel anziehen sollte. Fast über Nacht entstand eine moderne Großstadt, wo bis dahin nur Kiefernwald gestanden hatte.

Unter den Tausenden, die von den Möglichkeiten, die man dort schuf, angezogen wurden, waren auch viele Brüder aus anderen Teilen der Bahamas, ja sogar aus allen Teilen der Welt. Bald erwies sich der kleine Königreichssaal, den man in Eight Mile Rock gebaut hatte, als zu klein. In dieser sozusagen internationalen Versammlung gab es viele Brüder, die über entsprechende Fachkenntnisse verfügten, und daher konnten sie im Jahre 1972 einen Königreichssaal bauen, der eine Ehre für Jehovas Namen war. Er ist eine der am geschmackvollsten gestalteten Zusammenkunftsstätten von Jehovas Zeugen auf den Bahamas.

Inzwischen unterlag das ursprüngliche Konzept von Freeport allerdings einem großen Wandel. Die Regierung der Bahamas sah sich veranlaßt, auf das Projekt einen wesentlich größeren Einfluß zu nehmen, und daher erhielt die Stadt einen weitgehend landestypischen Charakter. Die blühenden Versammlungen in Freeport und Eight Mile Rock sind heute zwar weniger international, aber bestimmt nicht weniger aktiv, den Einwohnern von Grand Bahama die gute Botschaft zu predigen.

DAS KÖNIGREICHSWERK BEGINNT AUF ACKLINS

Um zu erklären, wie das Königreichswerk auf einer der südöstlichsten Inseln der Bahamas begann, muß man den auf den Bahamas üblichen Ausdruck „going on contract“ verstehen. In den Jahren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab es im Süden der Vereinigten Staaten einen Mangel an Arbeitskräften im Obstanbau. Um diesem Bedürfnis abzuhelfen, unternahmen die Amerikaner auf den Bahamas Kampagnen, um von dort, vor allem für die Obsternte, Arbeiter zu gewinnen. Die Leute von den Bahamas mußten einen Vertrag unterzeichnen, durch den sie sich verpflichteten, eine gewisse Zeit im Ausland zu arbeiten. So entstand der Ausdruck „going on contract“.

Wilbert Cox von Acklins war im Jahre 1951 ein Arbeiter mit einem solchen Vertrag. Er hatte auf den Bahamas noch nie etwas von Jehovas Zeugen gehört, da es in dieser Zeit nur sehr wenige Boote gab, die bis Snug Corner, wo er wohnte, vorgedrungen waren. Erst in Florida kam er mit den Zeugen in Berührung. Er war nicht nur von der Hoffnung, ewig auf der Erde leben zu können, beeindruckt, sondern auch von den Brüdern, die jeweils 10 km zu dem Lager der Wanderarbeiter und auch wieder zurück fuhren, damit er die Zusammenkünfte besuchen konnte. Nach drei Monaten verlor er allerdings den Kontakt mit den Zeugen, weil man ihn in einen anderen Teil Floridas gebracht hatte. Aber im Jahre 1954 wurde er in Deland (Florida) wieder besucht, und dieses Mal ergriff er die Initiative und fuhr mit dem Bus über 50 km weit zu den Zusammenkünften. Die Brüder brachten ihn dann jeweils zurück.

Als getaufter Zeuge Jehovas ging er 1955 wieder auf seine Heimatinsel Acklins. Er war voller Eifer und Optimismus und begierig, den Menschen auf dieser Insel die Wahrheit mitzuteilen. Aber in den 29 Jahren, die seit damals vergangen sind, hat außer seiner Familie niemand auf Acklins die Wahrheit angenommen. Und dies trotz der Tatsache, daß sein beispielhafter Wandel und seine christliche Neutralität ihm den Ruf eingebracht haben, der „einzige wahre Diener Gottes auf Acklins“ zu sein!

EIN ANDERER VERTRAGSARBEITER LERNT DIE WAHRHEIT KENNEN

Thomas Dawkins, ein anderer Vertragsarbeiter von den Bahamas, lernte die Wahrheit auf ähnliche Weise kennen. Thomas war ein treues Mitglied der Gospel-Hall-Religion auf den Bahamas, und er tat so ziemlich alles, um nicht mit den Zeugen zu sprechen. Als er aufgrund seines Vertrages in Florida war, suchte er es immer zu vermeiden, mit den Zeugen ins Gespräch zu kommen. Einmal ging er morgens früh nach draußen, um die frische Luft zu genießen. Er hatte sich vor dem Arbeiterwohnheim gerade auf eine alte Orangenkiste gesetzt, als sich eine Zeugin näherte. Thomas hatte immer noch einen Schlafanzug an. Sobald er die Schwester erspähte, versuchte er ins Haus zu kommen, aber in seiner Hast zerriß er sich den Pyjama an einem Nagel, der aus der Orangenkiste herausragte. Jetzt war er zu verlegen, um noch schnell wegzuhuschen. Da die Zeugin schon so nahe war, sah er sich genötigt, auf der Kiste sitzen zu bleiben und der Königreichsbotschaft zuzuhören. Zu seiner eigenen Überraschung fand er die Informationen sehr interessant. Ein Bibelstudium wurde verabredet. Er begann die Zusammenkünfte zu besuchen, und nach einiger Zeit wurde er getauft. Jahre später zogen Bruder Dawkins und seine Frau nach Marsh Harbour auf Abaco, um die kleine Gruppe dort zu unterstützen, und 1971 konnte eine Versammlung gegründet werden.

DER ERSTE KÖNIGREICHSSAAL AUF DEN BAHAMAS

Laßt uns nun zum Jahr 1954 zurückgehen und sehen, was sich damals in der Hauptstadt Nassau tat, in der ja bekanntlich 2/3 der Bevölkerung des Landes leben. Hier arbeiteten die Brüder gerade schwer am Bau des ersten Königreichssaales auf den Bahamas. Dank einer einmaligen Vereinbarung war es möglich gewesen, die Geldmittel bereitzustellen, die zum Bau des Saales benötigt wurden. Bruder Gus Gravas, ein griechischer Bruder aus Florida, besuchte die Bahamas, um den griechisch sprechenden Menschen in Nassau Zeugnis zu geben. Während seines Aufenthalts in Nassau wurde er von dem Bedürfnis der Brüder, eine ständige Versammlungsstätte zu haben, tief berührt. Daher arrangierte er es, daß regelmäßig Pakete mit gebrauchter Kleidung geschickt wurden. Diese wurde von den Brüdern verkauft und der Erlös für das Bauprogramm verwandt.

Wie freuten sich die Brüder, als sie binnen eines Jahres zwei Grundstücke in Centreville, einem hervorragend geeigneten Ort für den neuen Saal, für je 500 £ (etwa US$ 1 400) erwerben konnten. Die obengenannte Vereinbarung fand zwar ein Ende, als die Regierung die Einfuhr von gebrauchter Kleidung verbot, dennoch konnten die Brüder ihren Königreichssaal vollenden, da die Gesellschaft ihnen ein Darlehen gab. Auf diesem Grundstück bauten die Brüder im Jahre 1958 auch das Zweigbüro der Watch Tower Bible and Tract Society und ein Missionarheim. Zwei kanadische Brüder, Hall Olson und Albert McBrine, die gekommen waren, um zu dienen, wo Hilfe benötigt wurde, bildeten das Rückgrat des Bauprojektes. Zur selben Zeit, da der Königreichssaal in Centreville Gestalt annahm, wurde ein weiterer Königreichssaal an der Quakoo Street gebaut, auf einem Grundstück, das Bruder und Schwester Blackman zur Verfügung gestellt hatten.

WEITERE BEMÜHUNGEN, DIE „OUT ISLANDS“ ZU ERREICHEN

Gordon Swisher, der bis dahin als Zweigaufseher gedient hatte, verließ 1960 die Insel, da er heiraten wollte, und die Gesellschaft ernannte George Jenkins zu seinem Nachfolger. Das Jahr 1961 zeichnete sich durch zwei bemerkenswerte Ereignisse aus, nämlich durch den Besuch von M. G. Henschel im Februar und durch den Bezirkskongreß „Vereinte Anbeter“ vom 27.—30. Juli. Das Royal-Victoria-Hotel, im Jahre 1863 erbaut und das erste größere Hotel auf den Bahamas, war die historische Stätte dieses Kongresses. Die Anwesendenzahl stieg bis auf 800 und übertraf damit bei weitem alle früheren Zusammenkünfte von Zeugen Jehovas auf den Bahamas. Während des Besuchs von Bruder Henschel sprach man auch darüber, wie man vermehrt die „out islands“ mit der guten Botschaft erreichen könnte. Auf den Aufruf, dort zu dienen, wo Hilfe not tut, meldeten sich Bruder und Schwester Porter. Sie erhielten eine Zuteilung auf Long Island, wo sie ihren Missionardienst in den nächsten elf Jahren weiter durchführten.

Bruder Porter erzählt: „Damit am Sonntag alle interessierten Menschen an unserem Versammlungsort zusammenkommen konnten, mußten wir früh am Morgen aufbrechen und von dort, wo wir wohnten, fast bis zum jeweiligen Ende der Insel fahren. Um Mitternacht hatten wir dann über 300 km zurückgelegt, aber die Sache war es wert. Großmutter Ritchie zum Beispiel war schon 72 Jahre alt, als wir mit ihr studierten. Sie versetzte alle Bewohner ihrer Siedlung in Erstaunen, als sie dem Gemeindepriester unerschrocken Zeugnis gab. Jahre später zogen ihre Enkel nach Nassau und nahmen dort die Wahrheit an, und heute dienen zwei von ihnen als Älteste.“

Die kleine Versammlung, die jetzt einen Königreichssaal in Glintons hat, fährt fort, den Menschen auf Long Island Zeugnis vom Königreich zu geben.

INAGUA, DIE SÜDLICHSTE INSEL

Inagua, die südlichste Insel der Bahamas, ist die Heimat tausender Roter Flamingos, die für dieses Land charakteristisch sind. Sie genießen in einem Wildtierreservat besonderen Schutz. Doch was wurde getan, um die Menschen auf dieser weit entfernten Insel mit der guten Botschaft zu erreichen?

Im Jahre 1960 wurden Bruder Robert Perrin und seine Frau als Sonderpioniere nach Inagua gesandt. Sie stellten fest, daß die Menschen dort besonders empfänglich für die Botschaft waren, und schon nach kurzer Zeit führten sie jede Woche etwa 20 Bibelstudien durch. Es ist ganz klar, daß dies die religiösen Führer auf der Insel sehr störte. Daher begannen sie, Druck auf den örtlichen Vertreter der Regierung auszuüben. Nach einem Jahr hatten die Geistlichen Erfolg, und die Perrins wurden ausgewiesen. Seit dieser Zeit sind mehrmals wieder Sonderpioniere auf die Insel gesandt worden. Das Ergebnis war immer dasselbe: Viele Bibelstudien wurden durchgeführt und viele Abonnements aufgenommen, aber es war keinem Zeugen möglich, sich dort niederzulassen.

ÄNDERUNGEN IM ZWEIGBÜRO

Um weltweit die Tätigkeit der Zweigbüros zu verbessern, lud die Gesellschaft die Zweigaufseher zu einem zehnmonatigen Kurs in der Gileadschule ein. Bruder George Jenkins hatte das Vorrecht, 1962 diesen Kurs zu besuchen. Nach Beendigung des Kurses wurden er und seine Frau Costa Rica zugeteilt. Einer seiner Klassenkameraden, Emil H. Van Daalen (ein Absolvent der ersten Gileadklasse), der vorher in Puerto Rico gedient hatte, wurde zum neuen Zweigaufseher der Bahamas ernannt. Er blieb dort, bis er im Dezember 1981 eine neue Zuteilung im Süden der Vereinigten Staaten erhielt. Von Anfang an ermunterte Bruder Van Daalen die Brüder immer wieder, die „out islands“ zu bearbeiten. Wie die folgende Erfahrung zeigt, gingen die Brüder auf diese Ermunterung ein. Bruder Van Daalen erzählte:

„Eines der Probleme auf den Bahamas besteht darin, die Menschen auf den „out islands“ zu erreichen, insbesondere diejenigen auf den kleinen, völlig abseits gelegenen Inselchen. Die Brüder bemühten sich eifrig, dieses Problem zu lösen. So fuhren z. B. im August 1966 sechs Brüder in zwei 5 m langen Motorbooten etwa 100 km über das offene Meer zur kleinen Insel Grand Cay, auf der etwa 200 Menschen leben. Es ist nicht bekannt, ob schon zuvor jemand diese Insel mit der Botschaft der Wahrheit erreicht hatte. Der Kreisaufseher berichtete: ‚In fast jedem Haus wurde Literatur zurückgelassen. Die Menschen waren sehr freundlich, sie boten sogar an, uns zum nächsten Haus zu führen und uns vorzustellen.‘ Auf der Rückfahrt fiel bei einem Boot der Motor aus, und es mußte ins Schlepptau genommen werden. Aber die Brüder fühlten sich, obwohl die Reise mit solchen Gefahren verbunden war, durch die schönen Erfahrungen reichlich entschädigt.“

„EINE WUNDERBARE ERFAHRUNG“

Bruder Van Daalen faßte seine Erlebnisse in den vielen Jahren im Königreichswerk auf diesen malerischen Inseln folgendermaßen zusammen: „Der Dienst auf den Bahamas erwies sich als eine wunderbare Erfahrung. Meine Frau Bettyjane und ich konnten feststellen, daß die Leute dort freundlich, religiös und tolerant sind. Sie sind gern bereit, Zeit aufzuwenden, um über die Bibel zu sprechen.

Meine Frau und ich waren 18 Jahre auf den Bahamas, und in dieser Zeit machte das Königreichspredigtwerk große Fortschritte, da es von unserem himmlischen Vater gesegnet wurde. Jehovas Zeugen sind auf den Inseln gut bekannt, und viele tüchtige Brüder und Schwestern verausgaben sich, um die demütigen, schafähnlichen Menschen zu suchen, solange noch Zeit ist. Wir sind sicher, Jehova wird die Herzen weiterer bewegen, dorthin zu gehen, wo Hilfe not tut.“

BRÜDER MIT BOOTEN LEISTEN HILFE

In den späten 60er und Anfang der 70er Jahre besuchten Brüder aus den Vereinigten Staaten wiederholt die Bahamas. Sie arbeiteten unter der Leitung des Zweigbüros und benutzten Boote, um die weitverstreuten Inseln und Inselchen zu erreichen. Unter ihnen befanden sich Richard und Ilona Farris und ihre vier Kinder, Eddie und Gary Irons, Jack und Ethel Miller und ihre drei Kinder, Joe und Dorothy Miller und ihre beiden Jungen, Allen und Betty Doe und die Familie Walters. Die Familie Farris ging nach Mayaguana, wo sie Susanna Ford und ihrer Schwester Angie beistehen konnten, bis diese getauft wurden. Bis dahin hatte Schwester Fairweather von Nassau aus auf brieflichem Wege Bibelstudien mit interessierten Personen auf Mayaguana durchgeführt. Die Arbeit der Familie Farris auf den Bahamas wurde jedoch durch den plötzlichen Tod von Richard Farris jäh unterbrochen. Einige Jahre später waren Schwester Farris und die Kinder allerdings wieder in der Lage, mit ihrem Boot nach Andros zurückzukehren, um auf dieser Insel zusammen mit Allen und Betty Doe Zeugnis zu geben. Die Millers bearbeiteten den Süden von Andros (später gingen sie nach Grand Bahama) und die Irons Cat Island.

Bevor Allen und Betty Doe zu den Bahamas aufgebrochen waren, hatten sie sich einen Trimaran gebaut, da der geringe Tiefgang eines solchen Segelbootes es für die „Inseln des seichten Meeres“ sehr geeignet macht. Das Leben an Bord war allerdings nicht immer leicht. Manchmal spielte auch das Wetter nicht mit, wie z. B. im Dezember 1972, als sie einen Kreiskongreß in Marsh Harbour auf Abaco besuchen wollten. Allen Doe erzählt über ihre Fahrt von Morgan’s Bluff auf Andros nach Marsh Harbour auf Abaco:

„Zu Anfang war das Wetter wirklich wunderschön — es war sonnig, und es wehte eine mäßige Brise aus Südost. Plötzlich erschienen schwarze Wolken im Nordwesten. Der unerwartete Sturm traf uns mit voller Wucht. Wir wendeten das Boot und steuerten auf eine kleine Bucht zu, Hole in the Wall (Loch in der Wand) genannt, die in der südöstlichen Ecke von Abaco liegt. Der Wind drehte auf Nordost und steigerte sich bis auf Windstärke 10. Die Wellen wurden über 2,50 m hoch, und sie schlugen gnadenlos gegen unser Boot, während wir vor Anker lagen. Um zehn Uhr in der Nacht riß eine unserer beiden Ankerketten wie ein Bindfaden. Wir wurden von den Wellen, die über das Boot schlugen, völlig durchnäßt. Wir lernten die wahre Bedeutung des Schriftwortes „Betet unablässig“ kennen.

Als der Morgen dämmerte, entschieden wir uns, besser dem Ozean zu trotzen, als an diesem Ankerplatz zu bleiben. Es erwies sich als gut, daß wir dies taten, denn die zweite Ankerkette war auch schon nahezu durchgescheuert. Aber zuerst waren wir uns nicht so sicher, ob wir die richtige Entscheidung getroffen hatten — die Wellen waren 10 m hoch! Das Boot glitt wie ein Wellenreiter die gewaltigen Wellen hinunter. Bald waren wir auf der windgeschützten Seite der Insel und erreichten einen sicheren Hafen bei Sandy Point. Aber wir waren immer noch 80 km vom Kongreßort in Marsh Harbour entfernt. Durch den Sturm waren die Straßen vom Wasser überflutet, daher mußten wir mehrere Tage warten, bis das Wasser zurückging.

Dann fuhren wir mit unserem kleinen Motorrad zum Kongreß. Aber wir mußten viermal anhalten und durch knietiefes Wasser waten, bis wir am Sonntagnachmittag die Kongreßstätte erreichten — gerade noch rechtzeitig zum öffentlichen Vortrag! Wir waren überglücklich, bei unseren Brüdern und Schwestern zu sein, und wie sie sich freuten, uns zu sehen, da sie schon befürchtet hatten, wir wären auf See umgekommen! Viele Brüder hatten es nicht geschafft, anwesend zu sein, aber zum Glück war kein Bruder verletzt oder gar getötet worden.“

DIE GRÖSSTE INSEL

Die Insel Andros ist der Riese unter den Bahamas, sie ist über 65 km breit und 160 km lang. Vom Jahre 1950 an haben Sonderpioniere durch ihre Predigttätigkeit unter den demütigen Menschen auf dieser Insel viel Gutes bewirkt. Der südliche Teil von Andros war jahrelang die Zuteilung einer Gruppe von Pionieren, zu der im Laufe der Zeit Yvonne Dean, Shirley Corsey, Donna Schorer und Debbie Sands gehörten. Sie bauten auf der hervorragenden Arbeit auf, die Jack Miller und seine Familie hier geleistet hatten. Schwester Sands lernte die Wahrheit durch ihren Bruder kennen, als sie sich gerade darauf vorbereitete, Nonne zu werden und ins Kloster zu gehen. Obwohl sie noch sehr jung war, legte sie denselben Eifer für die wahre Anbetung an den Tag, den sie schon in ihrer früheren Religion gezeigt hatte. Durch die gemeinsamen Bemühungen dieser Pioniere haben auf Andros viele die Wahrheit kennengelernt, aber die meisten sind später in andere Gebiete gezogen. Heute gibt es einzelne Verkündiger in verschiedenen Orten längs der Ostküste.

BIMINI WIRD MIT DER GUTEN BOTSCHAFT ERREICHT

Östlich von Miami in der Floridastraße liegen die Bimini Islands. Die Brüder von der Sibia hatten den Menschen dort schon gepredigt. Wie erhielt die Bevölkerung aber Zeugnis in neuerer Zeit? Einige Brüder aus der Gegend von Fort Lauderdale benutzten ein Flugzeug, um zu den Inseln und zurück zu kommen, und sie setzten den Dienst dort fort. Bruder Dean Tarbert war derjenige, der das Flugzeug mietete und auch flog. Obwohl keine Versammlung gegründet werden konnte, erhielten die Menschen dort ein gründliches Zeugnis, und man stieß auf Interesse. Das Feld dort wartet nur noch auf weitere Bewässerung, und Jehova wird es wachsen lassen.

EIN UNVERGLEICHLICHER INTERNATIONALER KONGRESS

In der internationalen Organisation Jehovas haben Kongresse eine besondere Rolle gespielt. Sie trugen dazu bei, sein Volk zu sammeln und zu schulen. Bis jetzt hat es auf den Bahamas noch keinen Kongreß wieder gegeben, der mit dem Bezirkskongreß „Göttlicher Name“, der 1971 in Arawak Cay abgehalten wurde, zu vergleichen wäre. Es war bisher der einzige offizielle internationale Kongreß, der auf den Bahamas abgehalten wurde. Es war eine Herausforderung, eine Stätte für den Kongreß zu finden, die vom Preis her erschwinglich und doch dem erwarteten Zustrom ausländischer Besucher angemessen war. Die Brüder lösten das Problem, indem sie ein neuerrichtetes Zollagerhaus mieteten, das etwa 120 × 12 m groß war und auf einer künstlichen Insel im Hafen von Nassau stand. Um diese Halle in ein Kongreßzentrum umzuwandeln, mußten die Brüder improvisieren, wie sie es nie zuvor getan hatten.

Stell dir das Bild vor: Die Kongreßdelegierten saßen in dieser langen, schmalen Halle, von See wehte ein kühlender Wind, und der Redner, dem man lauschte, stand vor der Kulisse des Nassauer Hafens, in dem majestätische Kreuzfahrtschiffe lagen. Da über 1 500 Delegierte aus allen Teilen der Welt herbeigeströmt waren, konnten sich die 409 einheimischen Zeugen freuen, daß 2 036 Anwesende beim öffentlichen Vortrag gezählt wurden.

REISEN IM KREISDIENST

Bill Mayer, der erste Kreisaufseher, reiste mit dem Postboot, um die Brüder überall auf den Inseln zu besuchen und zu ermuntern. Obwohl das Wasser rund um die Bahamas wegen seiner Reinheit und Schönheit weltbekannt ist, findet auch ein Kreisaufseher keinen besonderen Gefallen mehr daran, wenn er seekrank ist und auf dem knarrenden Frachtkahn, auf dem es unangenehm nach Dieselöl riecht, noch über 400 km vor sich hat.

Nachdem Bruder Mayer wegen seiner Heirat nach Neuseeland zurückgekehrt war, kam ein eifriger junger Bruder aus Amerika als Tourist auf die Inseln, verliebte sich in sie und entschied, die beiden Dinge, die er am meisten liebte, nämlich die gute Botschaft zu verkünden und nahe am Wasser zu sein, miteinander zu verbinden. Schon nach kurzer Zeit wurde dieser Bruder, Ronald Deaumler, zum Kreisaufseher ernannt. Bald danach heiratete er und wurde dann von seiner Frau Helen auf seinen Reisen im Kreisdienst begleitet, bis die beiden nach Gilead eingeladen wurden, von wo sie nach Ecuador gesandt wurden.

Der erste Kreisaufseher, der von den Bahamas kam, war Bruder Allison Dean, ein Enkel von J. H. Johnson, von dessen Familie jetzt über 40 Glieder in der Wahrheit sind. Nachdem er die Kanadierin Betty Jean McDonald geheiratet hatte, die als Sonderpionier diente, setzte er den Dienst für die Versammlungen fort. Heute haben sie eine Familie, und Bruder Dean dient als Glied des Zweigkomitees.

Frederick Lord, ebenfalls ein einheimischer Bruder, und seine Frau Gloria nahmen dann den Kreisdienst auf und verrichteten ihn, bis sie im April 1974 von dem kanadischen Missionar Steven Ray abgelöst wurden. Gegenwärtig dient der Missionar Anthony Reed, der bereits fünf Jahre im Bethel in Brooklyn gedient hat, den Versammlungen. Burleigh und Alice McKee wurden von Antigua auf die Bahamas versetzt und kamen dort im Mai 1981 an, um ihren Missionardienst fortzusetzen. Bruder McKee dient jetzt als Zweigkoordinator.

ES WERDEN ARBEITER BENÖTIGT

Etwa 60 km südöstlich von Nassau beginnt die Kette der Exuma Islands und Inselchen, die sich über etwa 230 km erstreckt. Hier leben 3 670 Menschen. Cat Island weiter im Norden wird von etwa 2 000 Menschen bevölkert, und dort, wie auch auf San Salvador und anderen kleineren bewohnten Inseln, konnte das Werk bisher noch nicht regelmäßig durchgeführt werden. Hier besteht daher ein Bedarf an Brüdern, die in der Wahrheit fest gegründet und finanziell unabhängig sind und die in diese Gebiete ziehen könnten, um bei der Verbreitung der guten Botschaft mitzuhelfen. Es wäre sicherlich von Vorteil, wenn Brüder mit zwei oder drei Booten diese dünnbesiedelten Inseln regelmäßig besuchen würden, auf denen bisher wenig oder gar kein Zeugnis gegeben wurde. Könntest du diesen Anforderungen entsprechen und dem Aufruf Folge leisten?

HERVORRAGENDE ZUKUNFTSAUSSICHTEN

Seit den kleinen Anfängen im Jahre 1926, als Bruder und Schwester McKenzie von Jamaika auf die Bahamas kamen, um dort die erquickende Botschaft von Gottes Königreich zu verbreiten, hat es einen erstaunlichen Fortschritt gegeben. Heute gibt es auf den Bahamas mehr als 600 eifrig tätige Verkündiger der guten Botschaft. Angesichts der 2 244 Anwesenden beim Gedächtnismahl im Jahre 1984 sind die Zukunftsaussichten wirklich hervorragend. Wir hier auf den „Inseln des seichten Meeres“ (Bahamas) schauen weiterer Mehrung entgegen, durch die unser Gott, Jehova, noch mehr gepriesen wird.

[Karte auf Seite 226]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

BAHAMAINSELN

Grand Cay

Little Abaco Island

Grand Bahama Island

West End

Freeport

Eight Mile Rock

Bimini Islands

Great Abaco Island

Marsh Harbour

Sandy Point

Hole in the Wall

Harbour Island

Eleuthera Island

The Bluff

Hatchet Bay

Governors Harbour

Palmetto Point

Rock Sound

Berry Islands

Morgan’s Bluff

New Providence Island

Nassau

Exuma Cays

Andros Island

Cat Island

San Salvador

Rum Cay

Long Island

Great Exuma Island

Crooked Island

Acklins Island

Snug Corner

Mayaguana Island

Little Inagua Island

Great Inagua Island

ATLANTISCHER OZEAN

[Bild auf Seite 233]

Die ersten vier Missionare auf den Bahamas: Nancy Porter, George Porter, Kathleen Fairweather und Frieda Pulver

[Bild auf Seite 239]

Um die Bahamainseln mit der guten Botschaft zu erreichen, setzte man den Schoner Sibia ein — ein schwimmendes Missionarheim

[Bild auf Seite 250]

Der 1954 erbaute Königreichssaal in Centreville (Nassau). Dahinter befinden sich das Zweigbüro und ein Missionarheim, die 1958 erbaut wurden.

[Bild auf Seite 255]

Fünf Jahre lang benutzten Allen und Betty Doe diesen Trimaran, um die gute Botschaft auf Andros und anderen Inseln zu predigen

[Bild auf Seite 257]

Allen und Betty Doe auf ihrem Motorrad