Simbabwe
Simbabwe
SCHLAGE die Landkarte auf dem vorderen Vorsatz dieses Jahrbuches auf, und laß deinen Finger bis zum Süden des afrikanischen Kontinents hinabgleiten. Dort stößt du auf einen kleinen Binnenstaat, bekannt als Simbabwe (früher Südrhodesien und Rhodesien). Das Land liegt zwischen den Flüssen Limpopo und Sambesi. Im Norden befindet sich Sambia, im Osten Moçambique, im Süden grenzt Simbabwe an Südafrika und im Westen an Botswana.
Der Name „Simbabwe“ wird von den Ruinen verschiedener alter Steinbauten im Land abgeleitet. Bei den meisten Ruinen handelt es sich
um Mauerwerk, das ohne Mörtel erstellt wurde — in der Tat ein Kunstwerk. Der Name selbst wurde mit „Platz der Steine“ oder „Heilige Häuser“ wiedergegeben. Einige sagen, er bedeute „das Haus des Häuptlings“. Was immer auch die genaue Bedeutung des Namens sein mag, so lassen doch die imposanten Steinbauten auf eine einst blühende Kultur schließen. Und heute ist „Simbabwe“ der offizielle Name des gesamten Staates.Politisch gesehen, war es in diesem Land im großen und ganzen ruhig. Eine Ausnahme bildeten die 70er Jahre, in denen fast 10 Jahre lang ein Bürgerkrieg tobte. In diesem Krieg ging es um das Mehrheitsprinzip. Von Anfang der 20er Jahre an bis zum Jahre 1965 war das Land eine selbständige Kolonie unter Großbritannien, deren Regierung in den Händen einer weißen Minderheit lag. Als sich Großbritannien im Jahre 1965 weigerte, das Land ohne eine von der Mehrheit gebildeten Regierung in die Unabhängigkeit zu entlassen, erklärte die Regierung ihre Unabhängigkeit. Unzufriedenheit begann sich auszubreiten, die sich schließlich zur Rebellion gegen die Minderheitsregierung entwickelte, was dann zu offenem Krieg führte — einem Krieg, der erst im Jahre 1980 zu Ende ging. In diesem Jahr wählte das Land zum erstenmal eine Regierung, die aus der Mehrheit gebildet wurde. Diese Entwicklung führte zu dem neuen Namen „Simbabwe“.
NATÜRLICHE REICHTÜMER
Was das Klima betrifft, hat Simbabwe alles, was man sich nur wünschen kann, und mehr: kühle erfrischende Regenfälle im Sommer und warme, sonnige Tage im Winter. Und wie sind die Temperaturen? Fast überall im Land kann man sie als ideal bezeichnen. In der Hauptstadt Harare (früher Salisbury) beträgt die Durchschnittstemperatur 28 °C im Sommer und 18 °C im Winter.
Dieses gemäßigte Klima hat viel zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge des Landes beigetragen, in
dem es fast alles gibt. Was läßt dir am meisten das Wasser im Mund zusammenlaufen? Die saftigen, wohlschmeckenden Früchte der Tropen wie Bananen, Paw Paws (Papayas) oder Mangos? Hier gibt es sie. Oder bevorzugst du erfrischende Früchte wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche oder Nektarinen? Falls das zutrifft — Simbabwe kann auch damit aufwarten.Was die landschaftliche Schönheit betrifft, so gibt es im Westen die berühmten Victoriafälle, die man auch als eines der sieben Weltwunder der Neuzeit bezeichnen könnte. Im Osten erstreckt sich die herrliche Berggegend, die man auch Östliches Hochland nennt. Dazwischen liegen im ganzen Land verstreut Nationalparks, in denen es von wilden Tieren wimmelt.
Wenn es auch sehr vieles gibt, woran sich das Auge erfreut, wollten wir doch eigentlich über etwas sprechen, was höchst begehrenswert ist. Dabei handelt es sich um Personen, die von Jehova durch seinen Propheten Haggai (2:7) als „die begehrenswerten Dinge aller Nationen“ bezeichnet werden. Ja, auch hier in Simbabwe haben wir diese „begehrenswerten Dinge“ — Menschen, die die wahre Anbetung pflegen. Aber wie sind sie hierhergekommen?
INTERESSE IN DER ANFANGSZEIT
Es ist sehr schwer zu sagen, wann die Botschaft von Gottes Königreich dieses Land zum erstenmal erreichte. Gemäß Berichten ist jedoch bekannt, daß um das Jahr 1910 im nördlich gelegenen Malawi (damals Njassaland) sowie auch in Südafrika viel Literatur in englischer Sprache in Umlauf war. Spätestens Anfang der 20er Jahre gelangte die in dieser Literatur enthaltene Botschaft auch nach Simbabwe (damals Südrhodesien), und zwar durch umherreisende Arbeiter. Dieser bescheidene Anfang führte dazu, daß Studiengruppen in verschiedenen Zentren gebildet wurden — von Mutare an der Grenze zu Moçambique
bis nach Hwange, einer großen Bergwerksstadt in der Nähe der Victoriafälle im Westen.Einer von denen, die damals die Wahrheit kennengelernt hatten, war Hamilton K. Maseko, der noch immer in Pretoria (Südafrika) seinen Dienst als Ältester durchführt. Er schrieb: „Ich reiste 1924 von Njassaland nach Bulawayo, wo ich begann, mich mit den Bibelforschern zu versammeln. Was diese Leute studierten, war vernünftig und half mir, die biblischen Verheißungen zu verstehen.“ Er blieb zwei Jahre dort, bevor er nach Südafrika ging.
Ein anderer, der damals Gottes Wort in Simbabwe predigte, war Nason Mukaronda. Man nimmt an, daß er der erste war, der in diesem Land getauft wurde. Das war 1924. Im Jahre 1947 begann er mit dem Vollzeitdienst, 1948 wurde er Kreisaufseher, und er ist immer noch — das heißt mit 82 Jahren — kräftig genug, um als Sonderpionier tätig zu sein.
GETRENNTE ENTWICKLUNG
Aufgrund der im Land herrschenden Verhältnisse entwickelte sich das Interesse an der Königreichsbotschaft gleichzeitig unter zwei Bevölkerungsgruppen, und zwar den Rassen entsprechend. Laßt uns zunächst den Fortschritt unter den Eingeborenen betrachten.
Im Jahre 1924 begann die Wahrheit wirklich Fuß zu fassen. Damals lernte Nathan Muchinguri die Wahrheit in den östlichen Bezirken kennen. Er berichtet: „Zwei Männer aus Njassaland machten uns mit der Wahrheit bekannt. Wir lernten nicht nur die Lehren kennen, sondern man sagte uns auch, wenn wir zum Volke Gottes gehören wollten, müßten unser Herz und auch unsere Handlungen rein sein.“ Bruder Muchinguri wurde in demselben Jahr getauft, und war später der erste, der für die Gesellschaft biblische Literatur ins Schona übersetzte, eine Sprache, die von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen wird.
Zwei andere, die damals hervortraten, waren Wilson Stima und Robin Manyochi. Bruder Stima lernte 1925 in Malawi die Wahrheit kennen. Er kam dann nach Simbabwe und ließ sich in Mutare nieder, wo er sich als eine große Hilfe für die neugegründete Gruppe erwies. Später zog er nach Bulawayo, und 1948 wurde er einer unserer ersten Pioniere. Bruder Stima, der nun 76 Jahre alt ist, dient seit 1955 als Sonderpionier.
Bruder Robin Manyochi begann seine theokratische Laufbahn im Jahre 1929, und zwar in Bulawayo, Simbabwes zweitgrößter Stadt. Er wurde jedoch erst 1932 in Salisbury (jetzt Harare) getauft. Kurz nach seiner Ankunft in Harare traf er mit Willie Kuchocha und einigen anderen zusammen, die damals zu der einzigen Versammlung in der Gegend gehörten.
Schon bald stellte sich heraus, daß nicht alle in der Versammlung wahre Zeugen für Jehova waren. Doch lassen wir Bruder Manyochi selbst erzählen, was geschah:
„Im Jahre 1932 traf ein Brief aus dem Zweigbüro in Kapstadt ein, in dem es hieß, daß wir von Haus zu Haus predigen sollten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir das noch nicht getan. Von der ganzen Versammlung befolgten nur Bruder Kaunda und seine Frau, Willie Kuchocha und ich diese Anweisungen. Dafür wurden wir jedoch aus der Versammlung ausgeschlossen. Später erkannten einige, daß die Haus-zu-Haus-Tätigkeit biblisch war, und sie begannen, mit uns Gemeinschaft zu pflegen. Und was geschah mit denen, die gegen diese Art zu predigen waren? Im Jahre 1933 wiesen die Behörden — die durch die zunehmende Tätigkeit beunruhigt waren — den ehemaligen Aufseher und seinen Gehilfen aus, da sie dachten, sie wären die ‚Rädelsführer‘ der Versammlung.“
Bruder Manyochi machte viele interessante Erfahrungen, als er noch neu in der Wahrheit war. Einmal wurde er wegen der Predigttätigkeit vor den zuständigen Bezirkskommissar geladen. Als er gefragt wurde, wo er diese Dinge gelernt habe, sagte er zu dem Bezirkskommissar: „Aus der Bibel, dem Buch, das Sie uns hierher nach Afrika gebracht haben. Ich erkläre den Leuten lediglich, was ich aus der Bibel gelernt habe.“
Bruder Robin Manyochi ist nun 85 Jahre alt. Er und seine Frau Rosie sind immer noch im Sonderpionierdienst, nachdem sie einige Jahre im Kreisdienst tätig gewesen waren. Vor kurzem sagte ein Kreisaufseher etwas Bemerkenswertes über Bruder Manyochi: „Dieser alte Mann leistet wirklich Erstaunliches. Er hat viele Bibelstudien. Die meisten Verkündiger stützen sich auf ihn.“
FRÜHE ANFÄNGE UNTER DER BRITISCHEN BEVÖLKERUNG
Befassen wir uns nun mit der britischen Bevölkerung. Seltsamerweise wurde der Samen der Wahrheit hier etwa zur selben Zeit wie unter der einheimischen Bevölkerung gesät, jedoch durch andere Zeugen. Es begann im Jahre
1921, als drei Brüder, nämlich Henry Ancketill, P. J. deJager und P. Williams aus dem Zweigbüro in Kapstadt (Südafrika), eine kurze Reise nach Simbabwe unternahmen und in Bulawayo und Salisbury Vorträge hielten. Weitere Brüder kamen 1924 und 1925 hauptsächlich zu dem Zweck, das Werk gesetzlich zu verankern, was leider nicht gelang.Diese englisch sprechenden Zeugen waren in ihrer Tätigkeit sehr eingeschränkt, denn es war ihnen verboten, Kontakt zu Afrikanern aufzunehmen, die den größten Teil der Bevölkerung ausmachten. Aber der Samen der Wahrheit wurde dennoch ausgestreut.
Ein Ort, wo die Königreichswahrheit wirklich auf fruchtbaren Boden fiel, war eine große Viehfarm (610 000 ha) in einem abgelegenen Teil des Landes, auf der Jack McLuckie arbeitete. Das war im Jahre 1928. Jacks
Frau, Dorell, war zu dieser Zeit gerade in Südafrika, und dort kam sie durch Jacks Bruder Bert mit der Königreichsbotschaft in Berührung. Auf diese Weise erhielt Jack die sieben Bände der Schriftstudien.Jack freute sich so sehr darüber, daß er sofort den starken Wunsch verspürte, seinen Freunden von dieser guten Botschaft zu erzählen. Aber das war nicht so einfach. Das nächste Postamt war etwa 90 Kilometer entfernt. Nachbarn gab es nur wenige, und sie wohnten weit verstreut. Als Verkehrsmittel dienten nur Maulesel oder Ochsenkarren. Trotz allem bestellte Jack Broschüren, um sie zu verbreiten. Bei geselligen Anlässen auf der Farm versäumte er es nie, über das Königreich Zeugnis abzulegen. Tatsächlich waren Jack, sein Bruder Bert (die man liebevoll „Onkel Jack“ und „Onkel Bertie“ nannte) sowie ihre Familienangehörigen im gesamten Süden des Landes so eifrig tätig, daß die Wahrheit dort unter dem Namen „die McLuckie-Religion“ bekannt wurde.
VORAN IN DIE 30ER JAHRE
Im Zweigbüro in Südafrika war man immer noch fest entschlossen, die Königreichsbotschaft unter allen Rassen bekanntzumachen, und man sandte daher im Jahre 1932 vier Pioniere nach Simbabwe. Einer von ihnen war Robert Nisbet, der heute in Australien lebt. Ihre Reise war nicht problemlos. Nachdem die Pioniere nur zehn Tage im Land waren, mußten sie sich bei der Kriminalpolizei melden. Einige Tage später wurden sie aufgefordert, das Land innerhalb von 48 Stunden zu verlassen, und außerdem wurde ihnen gesagt, daß es zwecklos sei, Berufung einzulegen. Dennoch legten sie Berufung ein. Bruder Nisbet berichtet: „Es wurde uns erlaubt, sechs Monate zu bleiben, vorausgesetzt, wir würden nicht unter den Afrikanern tätig sein.“ Das schien damals die große Angst der Behörden zu sein.
Dieser Besuch im Jahre 1932 hatte keine großen Ergebnisse
gebracht. Die 1938 unternommene Reise war jedoch erfolgreicher. Damals waren genügend Verkündiger beisammen, so daß die erste englischsprachige Versammlung gegründet werden konnte.DIE BARRIERE, DIE FÜR DIE GETRENNTE ENTWICKLUNG VERANTWORTLICH WAR, WIRD BESEITIGT
Zu dieser Zeit trat jemand auf den Plan, der viel dazu beitrug, das Werk besonders in der Gegend von Bulawayo zu befestigen. Es handelte sich dabei um Willie McGregor, der heute im Alter von 80 Jahren noch als Ältester in einer der Versammlungen in Bulawayo dient. Bruder McGregor, der sich 1924 in Schottland taufen ließ, kam 1929 als
junger Bankangestellter nach Simbabwe. Im Jahre 1933 ließ er sich in Bulawayo nieder. Dort war er den Brüdern in äußerst schwierigen Jahren eine große Hilfe.Behalten wir im Sinn, daß die Regierung in all diesen Jahren gegenüber den Zeugen wenig Entgegenkommen gezeigt hatte, besonders im Hinblick auf die afrikanischen Brüder. Bruder Robert Nisbet bemerkte dazu: „Der Widerstand von seiten der Regierung und vieler weißer Rhodesier war — gelinde gesagt — erdrückend.“ Die Gegner übten unaufhörlich Druck aus, um die Verbreitung der Königreichsbotschaft unter der einheimischen Bevölkerung zu vereiteln.
Angesichts dieser Situation ist es interessant, von dem ersten Wachtturm-Studium im Land zu erfahren, an dem Angehörige verschiedener Rassen teilnahmen. Es wurde mit der Hilfe von zwei Übersetzern durchgeführt. Lassen wir Willie McGregor erzählen:
„Nachdem wir etwa eine halbe Stunde lang studiert hatten, beobachteten wir, wie sich 12 bis 15 berittene Polizisten näherten. Eine gewisse Nervosität war nicht zu leugnen. Ich bat die Brüder, mit dem Studium fortzufahren. Beim Näherkommen bildeten die Polizisten auf ihren Pferden etwa in Hörweite einen Kreis um die Studiengruppe (das Studium wurde im Freien unter einem Baum abgehalten). Die Polizisten blieben bis zum Schlußgebet, und auf ein Zeichen hin wendeten sie ihre Pferde und ritten davon.“ Keine Störung, keine Verhaftungen. War dies ein Durchbruch zur Beseitigung der Barriere, die für die getrennte Entwicklung verantwortlich war? Es war ein bescheidener Anfang, aber er war gemacht.
RECHTSKÄMPFE BEFESTIGEN DIE GUTE BOTSCHAFT
Als Regierungsbeamte nicht verhindern konnten, daß die Wahrheit in Simbabwe Fuß faßte, nahm ihre Gegnerschaft eine neue Form an. Tatsächlich begann mit dem
Jahr 1936 ein Jahrzehnt, das sich durch die heftigste Verfolgung in der Geschichte des Werkes in diesem Land auszeichnete.In jenem Jahr erließ die Regierung das Gesetz über Staatsgefährdung und erklärte 14 Publikationen der Gesellschaft für aufrührerisch. Das führte 1937 zu einem Musterprozeß. Willie McGregor berichtet, was sich ereignete:
„Gegen das Urteil des Amtsrichters von Bulawayo, gemäß dem die Publikationen als aufrührerisch galten, wurde Berufung eingelegt, und das Oberste Gericht in Bulawayo bezeichnete die Publikationen als nicht aufrührerisch im Sinne des Gesetzes über Staatsgefährdung.“ Um zu zeigen, wie entschlossen die Regierung war, die Verbreitung unserer biblischen Literatur zu verhindern, „leitete die Regierung dieses Urteil an das Berufungsgericht in Bloemfontein (Südafrika) weiter. Im März 1938 erhielt dieses Gericht das Urteil des Obersten Gerichts in Bulawayo aufrecht, daß die Literatur nicht aufrührerisch sei, und wies die kostenpflichtige Berufungsklage zurück.“
Dieser Fall hatte ein ausgezeichnetes Zeugnis zur Folge. In der Zeitung Bulawayo Chronicle wurde die Urteilsbegründung in voller Länge abgedruckt. George Phillips aus dem Zweigbüro in Kapstadt saß bei der Verhandlung neben dem Anwalt der Gesellschaft und half ihm, passende Schriftstellen zu finden und Gedanken aus den Publikationen, die als aufrührerisch bezeichnet worden waren, zu erklären. Übrigens war der Anwalt der Gesellschaft Mr. Hugh Beadle, der später Gerichtspräsident von Rhodesien (Simbabwe) wurde.
GEGNERSCHAFT NIMMT ZU
Im Jahre 1939 unternahmen die Gegner intensivere Anstrengungen, um die Tätigkeit der nun wachsenden, aber immer noch kleinen Gruppe eifriger Zeugen einzuschränken. Es gab damals 477 Verkündiger im Land, von
denen 16 der weißen Rasse angehörten. Hauptsächlich gegen diese 16 richtete sich die Gegnerschaft.In diesem Jahr zog auch eine Familie nach Simbabwe, die in den darauffolgenden Jahren einen bedeutenden Einfluß auf das Königreichswerk nehmen sollte. Es handelte sich um Jack McLuckies Bruder Bert, seine Frau Carmen und ihre Kinder. Selbst heute, mit 85 Jahren, ist Bert McLuckie für seine feurigen Ansprachen und seinen unermüdlichen Eifer für Jehova bekannt. Diesem Eifer ist es zuzuschreiben, daß er und seine Familie so viele interessante und begeisternde Erfahrungen machten, wie wir noch sehen werden.
Während des Jahres 1940 wurde die Tätigkeit des Volkes Jehovas zum Gegenstand großer Sorge und Diskussionen, besonders unter den religiösen Führern. Zeitungen veröffentlichten Briefe, die das Ziel hatten, das Werk Jehovas in Verruf zu bringen. Um dem entgegenzuwirken, druckte das Zweigbüro der Gesellschaft in Kapstadt ein Traktat,
betitelt Religiöse Intoleranz in Südrhodesien. Es war „An alle gerechtigkeitsliebenden Rhodesier“ gerichtet. Dieses Traktat wurde an alle Haushaltungen, Büros und Geschäfte in Bulawayo und im umliegenden Bezirk verteilt.Im November 1940 machte sich die Regierung die Kriegshysterie zunutze und verbot die Einfuhr und Verbreitung sämtlicher Literatur der Gesellschaft. Die wenigen Brüder, unter denen sich auch so eifrige wie Jack und Bert McLuckie sowie Willie McGregor befanden, entschlossen sich, die Gültigkeit dieser Einschränkung auf die Probe zu stellen. Also machten sie sich mit der Literatur auf den Weg. Daraufhin ging es erst richtig los! Auf polizeiliche Verhaftungen folgten Gerichtsfälle! Anfangs wurden die meisten Fälle vom Gericht abgewiesen. Aber das änderte sich bald.
Ein interessanter Vorfall ereignete sich, als sich beide — Bert und Jack McLuckie — im Gerichtssaal einfanden. Jack gehörte zu denen, die es nicht liebten, wegen rein formaler Gründe freizukommen. Er wäre lieber ins Gefängnis gegangen. Es wird dich amüsieren, von Berts Erlebnis zu erfahren:
„Mir wurde erlaubt, die Zeugen, die gegen Jack ausgesagt hatten, zu befragen. Da wir beide uns sehr ähnlich sehen, fragte ich die Zeugen, ob sie schwören könnten, daß es Jack gewesen sei, der mit ihnen gesprochen habe, nicht ich. Als sie zugaben, daß sie nicht sicher seien, wurde der Fall — sehr zum Ärger von Jack — abgewiesen.“
Eine ganze Anzahl Brüder landete damals im Gefängnis, einige, weil sie verbotene Literatur verbreitet hatten, und andere wegen der Neutralitätsfrage. Unter ihnen befand sich auch Willie McGregor. Bruder McGregor, der ein Bankbeamter war, wurde von seiner Bank entlassen. Er sagt über seinen Gefängnisaufenthalt: „Ich war der einzige Gefängnisinsasse in einem europäischen Gefängnis, der hart arbeiten mußte. Obwohl andere wegen Mord, Diebstahl
und verschiedener Gewalttaten verurteilt worden waren, spielten sie Schach, Domino und lasen Bücher, um sich die Zeit zu vertreiben, während ich Rohre streichen und Holzarbeiten an der Außenfassade des Gebäudes verrichten mußte.“VERÄNDERUNGEN IN DEN 40ER JAHREN
Zu Beginn der 40er Jahre war von seiten der Regierung kaum eine Änderung in der Einstellung zum Königreichswerk zu bemerken. Im Jahre 1942, als Bert McLuckie wiederum viereinhalb Monate im Gefängnis zubrachte, druckten die Brüder aus Auszügen des Jahrbuches eine Broschüre, betitelt Jehovas Zeugen: Wer sind sie? Worin besteht ihre Tätigkeit? Die Folge waren weitere Verhaftungen. Die Tatsache, daß der Name des Verlegers nicht in der Broschüre angegeben war, änderte nichts. Unter den Inhaftierten befanden sich Willie McGregor und Gerry Arsenis, ein griechischer Bruder aus Salisbury (jetzt Harare), der kurz zuvor getauft worden war.
Allmählich begann sich die Situation jedoch zu ändern. Zeichen einer nachgiebigeren Haltung traten in Erscheinung. In einem langen Brief an die Zeitung Bulawayo Chronicle schrieb eine Leserin wie folgt: „McLuckie selbst kam an unsere Tür. Er kam unauffällig, eine Bibel in seiner Hand, und als ich die Tür öffnete, sagte er höflich: ‚Ich habe eine Botschaft für Sie. Möchten Sie sie hören?‘ Ich entgegnete aufgebracht: ‚Haben Sie und Ihre Leute immer noch nichts gelernt?‘ Worauf er erwiderte: ‚Was meinen Sie? Denken Sie an unseren Gefängnisaufenthalt?‘ ‚Ja‘, sagte ich und rief meinen Mann, damit er sich weiter mit ihm befasse. Was hätten wir tun sollen? Er war so höflich und hielt seine Bibel umklammert. Der Herr des Hauses konnte ihn unmöglich von der Tür wegjagen oder die Polizei rufen; da war nichts an seinem Benehmen, über das wir uns hätten beschweren können.
Er hatte uns verlegen gemacht und ging so unauffällig, wie er gekommen war.“Während des Zweiten Weltkrieges nahm die Zahl der Verkündiger ständig zu und erreichte im Jahre 1943 1 090. Im darauffolgenden Jahr wurden — trotz der Einschränkungen des Werkes — zwei Kongresse für die afrikanischen Brüder und ein kleiner für die englischsprachige Versammlung abgehalten. Die Gesamtzahl von 1 101 Anwesenden zeigte, daß in der ganzen Zeit, in der die weißen Brüder so viele Schwierigkeiten hatten, die afrikanischen Zeugen sehr eifrig tätig gewesen waren.
EINSCHRÄNKUNGEN AUFGEHOBEN
Im Jahre 1946 entschied die Regierung, die Einschränkungen der Einfuhr und Verbreitung der Literatur der Gesellschaft aufzuheben. Das löste bei den Brüdern große Freude aus. Der Haus-zu-Haus-Dienst erforderte jedoch eine gute Schulung. Zu jener Zeit mußte der Predigtdienst auch noch besser organisiert werden. Ein großer Schritt in diese Richtung wurde am 1. Juli 1947 getan, als Bert McLuckie beauftragt wurde, in Bulawayo ein Literaturdepot der Gesellschaft zu eröffnen, das unter der Leitung des Zweigbüros in Südafrika stehen sollte.
DAS PIONIERWERK BEGINNT
Soweit ist sehr wenig über das Pionierwerk gesagt worden. Eigentlich begann man damit im Jahre 1947. Vorher waren nur zwei oder drei Pioniere tätig gewesen, und in manchen Jahren nicht einmal einer. Im Jahre 1947 hatten wir drei Pioniere, unter denen sich auch Nason Mukaronda und Robin Manyochi befanden.
Danach nahm die Zahl der Pioniere schnell zu. Im Jahre 1949 hatten wir einen Durchschnitt von 114 Pionieren, aber 1950 erhöhte sich die Zahl sprunghaft um 156 Prozent, nämlich auf 292 Pioniere. Im Jahre 1949 wurde
Zachariah Noah als erster zum Sonderpionier ernannt. Es ging also voran.DAS KÜNFTIGE WERK WIRD ORGANISIERT
Bis zu dieser Zeit stand das Werk in Simbabwe unter der Aufsicht des südafrikanischen Zweigbüros. Aber im Jahre 1948 trat ein Wechsel ein, der weitreichende Folgen hatte. Im Januar 1948 traf unser erster Gileadabsolvent ein, auf den im Jahrbuch als unser „Geschenk aus Gilead“ Bezug genommen wurde. Es handelte sich um Eric Cooke. Kurz nach seiner Ankunft trafen Bruder N. H. Knorr und Bruder M. G. Henschel ein. Ihr Besuch führte zur Gründung eines Zweigbüros am 1. September 1948, und Eric Cooke wurde zum Zweigaufseher ernannt. So erhielten die Versammlungen eine bessere Führung und wurden besser organisiert.
Es war klar, daß das Predigtwerk besser beaufsichtigt werden mußte. Inzwischen war die Zahl der Verkündiger auf über 3 500 angestiegen, die sich auf 117 Versammlungen verteilten. Im Jahre 1948 wurden die Versammlungen in fünf Kreise aufgeteilt. Man kann sich vorstellen, welch eine Arbeit unsere Kreisaufseher zu verrichten hatten. Es waren fünf, die ein Gebiet von etwa 390 000 km2 bereisten. Auf einigen Reisen konnten sie den Bus oder die Eisenbahn benutzen, aber meistens waren sie mit dem Fahrrad unterwegs. Jedenfalls war ein Anfang gemacht worden.
ZUSÄTZLICHE HILFE AUS GILEAD
Wir erinnern uns, daß die ganze Zeit über das Werk dadurch behindert wurde, daß europäische Brüder nicht die afrikanischen Gebiete bearbeiten durften. Tatsächlich durften weiße Brüder die Eingeborenenreservate nicht einmal betreten, auch nicht um ihrer Pflicht als Aufseher nachzukommen. Das war die Situation im Februar 1949, als vier Gileadabsolventen aus der 10. Klasse eintrafen. Es waren George und Ruby Bradley, Myrtle Taylor und
Phyllis Kite. Eric Cooke und Myrtle Taylor heirateten später. Heute sind sie in Südafrika als Missionare tätig.Zwar wurde den vier Missionaren erlaubt, im Land zu bleiben, aber nur auf Probe. Warum? Weil nach Auffassung des Leiters der Einwanderungsbehörde Jehovas Zeugen noch „verdächtig“ waren. Nachdem die Missionare jedoch einige Monate unter der weißen Bevölkerung in Bulawayo tätig gewesen waren, wurde Eric Cooke gebeten, zur Einwanderungsbehörde zu kommen, und ihm wurde mitgeteilt, daß die Probezeit vorüber sei. Alle vier erhielten eine ständige Aufenthaltsgenehmigung. Mit diesem Sieg war die Aussicht verbunden, daß in den darauffolgenden Jahren weitere Gileadabsolventen ins Land einreisen durften!
DAS WACHSTUM BLEIBT NICHT AUS
Obwohl durch diesen Sieg die Einschränkung, daß Weiße nicht in den für Afrikaner vorgesehenen Gebieten tätig sein durften, nicht beseitigt wurde, wurde doch sehr viel getan, um das Königreichswerk in den englischsprachigen
Gebieten weiter zu festigen. Zum Beispiel erhöhte sich im Jahre 1949 die Zahl der Verkündiger der englischen Versammlung in Bulawayo, wo sich das Zweigbüro und das Missionarheim zunächst befanden, um 54 Prozent.Aus dieser Versammlung stammte einer unserer ersten Pioniere, die die Gileadschule besuchten, nämlich Doreen Kilgour. Schwester Kilgour absolvierte die Schule 1956, und nachdem sie einige Jahre hier in Simbabwe tätig gewesen war, wurde sie nach Südafrika versetzt, wo sie bis zum Februar 1983 als Missionarin gedient hat. Danach kehrte sie hierher zurück, um für ihre betagte Mutter zu sorgen. Als Sonderpionierin gibt sie weiterhin ein ausgezeichnetes Beispiel.
Damals war eine schnelle Zunahme zu beobachten. In den drei Jahren von 1948 bis 1951 schnellte die Zahl der Verkündiger von 4 232 auf 9 088 — eine Höchstzahl. Die Zahl der Versammlungen erhöhte sich von 117 auf 191 und die der Kreise von fünf auf sieben. Im Dienstjahr 1951 war die Freude groß, als die Durchschnittszahl der Verkündiger um 37 Prozent anstieg.
UNERWARTETE HILFE
Wir möchten einmal die Gefühle erwähnen, die viele gegen Jehovas Zeugen entwickelt hatten, weil sie über unsere Beweggründe im ungewissen waren. Zur Veranschaulichung diene die Erfahrung von George Bradley in Salisbury, die er im Juni 1950 machte, nachdem das Zweigbüro und das Missionarheim in die Hauptstadt verlegt worden waren.
Im Straßendienst wurde Bruder Bradley von einem gutgekleideten Mann angesprochen, der ziemlich schockiert war, als er die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in aller Öffentlichkeit sah. Er fragte: „Ist das nicht kommunistisch?“ Als ihm versichert wurde, daß dem nicht so sei, sagte er: „Nun, ich bin Dendy-Young, ein
Mitglied des Parlaments, und ich muß sagen, daß ich hinsichtlich Ihres Werkes völlig im dunkeln tappe.“ Er nahm zwei Zeitschriften und bat darum, am nächsten Tag in seinem Büro besucht zu werden.Bei diesem Besuch erklärte Mr. Dendy-Young, daß die Zeitschriften völlig harmlos seien, und bat uns, den Grund und Zweck unseres Werkes in einem Schreiben darzulegen. Warum? Weil das Parlament den Gesetzentwurf, der staatsgefährdende Tätigkeiten betraf, erörtern wollte, und Mr. Dendy-Young vermutete, daß man im Zusammenhang damit über Jehovas Zeugen sprechen würde. Er wollte dem Parlament ein Schreiben vorlesen, in dem der wahre Sachverhalt dargelegt wurde. Er hielt sein Wort, und das Schreiben wurde vorgelesen.
Der Entwurf wurde zwar ein Gesetz, doch wandte man es nie auf das Werk der Zeugen Jehovas an.
EINFUHRPROBLEME
Ein großer Kampf wurde zu Beginn der 50er Jahre um die Einfuhr von biblischer Literatur geführt. Nachdem im
Jahre 1947 das Literaturdepot eingerichtet worden war, wurden alljährlich Einfuhrgenehmigungen für Literatursendungen erteilt, deren Wert einen festgesetzten US-Dollar-Betrag nicht übersteigen durfte. Als wir Anfang 1950 wieder einen Antrag stellten, erwarteten wir das gleiche. Überraschenderweise wurde unser Antrag abgelehnt. Als das Zweigbüro beantragte, die Einfuhr der Literatur als Gratissendung zu genehmigen, wurde selbst das abgelehnt. Was sollten wir nun tun?Das einzige, was wir tun konnten, war, immer wieder Anträge einzureichen in der Hoffnung, die Beamten würden nachgeben und uns erlauben, Literatur einzuführen. Im August 1951 gestattete man uns schließlich, Literatur als Gratissendung einzuführen, weil auf diese Weise keine Devisen das Land verließen und die Devisenbestände des Staates nicht in Anspruch genommen wurden.
Die erste Genehmigung, die wir unter dieser Bedingung erhielten, ermöglichte die Einfuhr von Literatur im Wert von 11 200 US-Dollar. Wir dachten, das muß ein Irrtum
sein. Trotzdem beschlossen wir, die Gelegenheit zu nutzen, denn wir befürchteten, keine weitere Einfuhrgenehmigung zu erhalten. Mit diesem Gedanken im Sinn bestellten wir für den vollen Betrag Literatur, darunter auch 32 000 Exemplare des Buches Was hat die Religion der Menschheit gebracht? Wir sind froh darüber, daß das Buch sich als eine ausgezeichnete Hilfe zum Bibelstudium erwiesen hat, und wir haben noch bis 1975, das heißt 24 Jahre später, Bücher von dieser Bestellung verbreitet.EINE BESSERE ORGANISIERUNG ENTSPRICHT DEN BEDÜRFNISSEN
Die Jahre, die der Gründung des Zweigbüros im Jahre 1948 folgten, erwiesen sich als Jahre mit sehr schnellem Wachstum. Zahlen sind nüchtern, aber manchmal sagen sie viel aus. Zum Beispiel fanden 1949 fünf Kreiskongresse statt, bei denen insgesamt 7 415 Personen anwesend waren, und 647 ließen sich taufen. In den darauffolgenden drei Jahren, von 1950 bis 1952, ließen sich 5 186 Personen zum Zeichen ihrer Hingabe an Jehova taufen. Das waren 1 587 mehr als der Verkündigerdurchschnitt des Landes in dem Jahr, als das Zweigbüro gegründet wurde.
Der erneute Besuch von Bruder Knorr und Bruder Henschel im Dezember 1952 war ein weiteres Ereignis. Diesmal sprachen sie zu 15 000 Anwesenden, zu doppelt so vielen wie im Jahre 1949, und das in einem nicht überdachten Stadion mitten in der starken Regenzeit.
All das bedeutete, daß eine bessere Organisierung erforderlich war. So wurde in der Zeit dieses Besuches ein Haus mitten in der Hauptstadt gekauft. Es sollte als Missionarheim dienen und für die nächsten 20 Jahre der Sitz des Zweigbüros sein.
BEZIRKSDIENST — EIN SEGEN!
Bis zum Jahre 1953 übernahmen Brüder aus dem Zweigbüro die Aufgaben des Bezirksaufsehers. Aber nun
wurde klar erkannt, daß ein Bezirksaufseher für ständig benötigt wurde. Ein Grund war, daß die Zahl der Kreise auf 13 emporgeschnellt war. Von dieser Zeit an wurden Bezirksaufseher ernannt, und zwar einige Jahre lang hauptsächlich aus den Reihen der Gileadabsolventen.Obwohl gewisse Gebiete von den Bezirksaufsehern immer noch nicht betreten werden durften, war ihr Werk doch segensreich. Zumindest wurde vielen Landwirten und Bergarbeitern geholfen, von falschen Vorstellungen über unser Werk befreit zu werden.
Ein Beispiel dafür war ein Kreiskongreß, der in Mberengwa stattfand, einem kleinen Dorf in einem großen europäischen Farm- und Bergbaugebiet im Süden des Landes. Während die Vorbereitungen für den Kongreß im Gange waren, war Ruby Bradley im Predigtdienst und traf einen Pensionär an, der auf dem Gelände eines Bergwerks wohnte. Dieser Mann war gegenüber unserer Tätigkeit besonders voreingenommen. Er war sehr besorgt über die Auswirkungen, die sie auf die afrikanische Bevölkerung haben würde.
Nachdem er seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte, fragte ihn Schwester Bradley: „Würden Sie mir bitte die Gelegenheit geben, Ihnen zu erklären, worum es sich bei unserem Werk handelt?“ Er war einverstanden. In wenigen Minuten erklärte sie ihm Sinn und Zweck des Königreichswerkes. Sie erzählte ihm auch, was Manager großer Bergwerksbetriebe (von denen ihm einer bekannt war) über die Ehrlichkeit und Verläßlichkeit der afrikanischen Zeugen gesagt hatten. Der Mann war so sehr beeindruckt, daß er vier Bücher entgegennahm und die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! abonnierte.
Dieser Besuch erwies sich als sehr nützlich. Unser Kongreß rief starken Widerstand hervor, und wir wußten, daß man Anstrengungen machte, ihn zu unterbinden. Der obenerwähnte ehrliche Mann unternahm von sich aus
etwas, um die Mißverständnisse aus dem Weg zu räumen. Er begab sich in das Hotel am Ort, wo sich viele Leute aufhielten, und berichtete ihnen, was er in Erfahrung gebracht hatte. Danach hatten wir in diesem Gebiet in Verbindung mit Kongressen keine Schwierigkeiten mehr.Damals entwickelte sich in diesen abgelegenen Gebieten ein außergewöhnliches Interesse an der Königreichsbotschaft. Nicht selten ging dem Bezirksaufseher und seiner Frau die Literatur aus, so daß sie sich auf das Anbieten von Abonnements beschränken mußten.
Ein weiterer Nutzen, den der Bezirksdienst mit sich brachte, waren die Filme der Gesellschaft. Man begann 1954 mit der Vorführung des Films Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit. Das erste Mal wurde er auf einem Kreiskongreß gezeigt. Die Gesamtzahl der Verkündiger im Kreis betrug 700, aber die Zuhörerschaft belief sich auf 3 378. Welch eine Begeisterung das doch auslöste! Seither haben weitere Filme große Zuhörermengen angezogen, und viele Personen waren darüber erstaunt, daß Jehovas Organisation die ganze Welt umspannt.
EIN LÄUTERUNGSWERK BEGINNT
Wir hatten bereits erwähnt, daß Anfang der 50er Jahre ein sehr schnelles Wachstum zu verzeichnen war. Das brachte jedoch gewisse Probleme mit sich. Es zeigte sich, daß eine große Anzahl Getaufter sich in Wirklichkeit nicht von falschen Bräuchen und Praktiken getrennt hatte. Viele waren getauft worden, die lediglich Besucher der Kreiskongresse waren, sich aber Jehova nicht wirklich hingegeben hatten. Bei manch einem war die Bindung zur Wahrheit nur eine vorübergehende Phase, während bei anderen die Neugierde in Verbindung mit etwas Neuem eine Rolle spielte.
Außerdem hatten viele ihre Ehe nicht gesetzlich eintragen lassen. Bevor der weiße Mann das Land betrat, wurden
die Ehen nach afrikanischem Brauch geschlossen, wozu auch die Ehevermittlung, Brautpreise und ähnliches gehörten. Solche Praktiken wurden fortgesetzt, selbst nachdem die Regierung die Eintragung der Ehen durch die staatlichen Behörden angeordnet hatte. Um dem Problem zu begegnen, entschied die Regierung, alle Ehen von Stammesangehörigen, die vor dem 1. Januar 1951 geschlossen worden waren, als gültig anzuerkennen. Von diesem Datum an mußten jedoch alle Ehen gesetzlich eingetragen werden, um offiziell anerkannt zu werden. Natürlich ist es nicht leicht, Bräuche aufzugeben. Viele hielten daher an den alten Praktiken fest.Die Gesellschaft konnte jedoch die Ehen, die nach dem 1. Januar 1951 nach Stammesbrauch geschlossen wurden, nicht gelten lassen, weil sie nicht mehr von der Regierung anerkannt wurden (Röm. 13:1, 2; Luk. 2:1-5). Die ganze Angelegenheit wurde sorgfältig geprüft, und die Versammlungen wurden über die schriftgemäßen Erfordernisse unterrichtet. Allen, die nach dem 1. Januar 1951 geheiratet hatten und deren Ehe nicht gesetzlich eingetragen worden war, wurden sechs Monate eingeräumt, um dies zu tun. Falls die Paare nach Ablauf dieser Zeit nichts unternommen hatten und keine mildernden Umstände vorlagen, blieb für diese Personen nur noch der Gemeinschaftsentzug übrig.
Es war erfreulich zu sehen, wie eine große Anzahl derer, die sich in der geschilderten Situation befanden, aus Liebe zu Jehova unverzüglich Schritte unternahmen, um ihrer Ehe die richtige schriftgemäße Grundlage zu geben. Das war nicht einfach. Oftmals waren Reisen in Nachbarländer notwendig oder Verwandte aus dem Ausland mußten kommen, bevor den Zeugen die Eintragung ihrer Ehe gewährt wurde.
Es gab jedoch eine ganze Anzahl, die ihr Leben in Wirklichkeit nicht mit dem Willen Jehovas in Einklang
bringen wollten. So mußte Anfang 1955 Hunderten von Personen die Gemeinschaft entzogen werden, weil sie nicht bereit waren, Jehovas gerechte Maßstäbe anzuerkennen. Nach all den Jahren ist es jedoch ermunternd, zu beobachten, daß einige, die damals ausgeschlossen worden waren, nun ihre Ehe gesetzlich eintragen ließen, wiederaufgenommen wurden und wieder glücklich sind, Jehova zu dienen.EIN RÜCKSCHLAG IM PIONIERDIENST
Im Jahre 1949 ging es mit dem Pionierdienst voran. Damals hatten wir 114 Pioniere. Nur drei Jahre später, 1952, zählten wir durchschnittlich 949 Pioniere und 6 Sonderpioniere. Das war ein wunderbares Ergebnis! Mit der Zeit wurde jedoch offenbar, daß eine große Anzahl der Pioniere keine genauen Berichte einsandte. Viele von ihnen schrieben einfach die erforderlichen 100 Stunden auf, anstatt die Zeit zu berichten, die sie tatsächlich im Predigtdienst verbracht hatten. Warum war dies so? Da viele von ihnen weder lesen noch schreiben konnten, waren sie nicht in der Lage, genaue Aufzeichnungen über ihren Predigtdienst zu führen.
Als diese Angelegenheit im Jahre 1955 mit dem Hauptbüro der Gesellschaft erörtert wurde, erhielt das Zweigbüro die Anweisung, nur diejenigen, die lesen und schreiben konnten, auf die Pionierliste zu setzen. Auf diese Weise ging die Zahl unserer Pioniere zurück. Natürlich ging das allmählich vor sich, und zwar immer in Verbindung mit dem Besuch des Kreisaufsehers, wenn er die Versammlungen besuchte, wo diese Pioniere tätig waren. Wir sind froh, daß in späteren Jahren — bis in die 70er Jahre hinein — einige von diesen damaligen Pionieren den Pionierdienst wieder aufnahmen, nachdem sie die in den Versammlungen eingerichteten Kurse, in denen Lesen und Schreiben gelehrt wurde, besucht hatten.
DER KAMPF UM ANERKENNUNG
Es scheint angebracht zu sein, hier noch einmal auf die bessere Betreuung der Versammlungen in den Landgebieten einzugehen. Die Bezirksaufseher, die Europäer waren, hatten immer noch keine Erlaubnis, diese Gebiete zu betreten. Das bedeutete praktisch, daß die Hälfte des Landes für sie nicht zugänglich war. Sie dienten zwar den Kreisaufsehern und besuchten die Kreiskongresse, aber nur in den Gebieten, in denen es ihnen gestattet war. Dieser Umstand hinderte die Gesellschaft sehr daran, die Versammlungen in den Landgemeinden zu stärken.
Was war zu tun? Das grundlegende Problem bestand darin, daß wir keine gesetzlich anerkannte Religion waren. Die Frage war also: Wie können wir erreichen, anerkannt zu werden?
Lester Davey, der 1954 von der Gileadschule gekommen war und nun als Zweigaufseher diente, war der Meinung, daß die Genehmigung, Ehen zu schließen, ein großer Schritt in Richtung gesetzlicher Anerkennung wäre. Schon seit 1949 hatte man beantragt, bestimmte Zeugen Jehovas als Personen anzuerkennen, die berechtigt sind, Eheschließungen vorzunehmen; aber das war ständig abgelehnt worden.
Ein großes Hindernis bestand darin, daß alle Zeugen Jehovas Diener Gottes (Geistliche) sind. Behördlicherseits erhob man den Einwand, daß dann praktisch jeder Zeuge Jehovas berechtigt wäre, Trauungen vorzunehmen, da gemäß dem Gesetz über die christliche Ehe jeder Geistliche einer anerkannten Religion das Recht dazu habe. Wir versicherten aber den Behörden, daß nur besondere Vertreter der Gesellschaft mit einem speziellen Ordinationszeugnis eingesetzt würden, um Eheschließungen vorzunehmen.
Endlich war es soweit! Im Mai 1956 wurden sieben
Gileadabsolventen und Bethelbrüder zu solchen Personen ernannt. Das war ein großer Schritt auf dem Weg zur vollen gesetzlichen Anerkennung!WEITERE SIEGE
Damals, im Juni 1956, konnten wir ein amerikanisches Ehepaar willkommen heißen, nämlich Bud und Joan Miller. Nach dem Besuch der Gileadschule wurde Bruder Miller zum Zweigaufseher ernannt. Unter seiner Leitung kämpfte man weiter darum, daß europäische reisende Aufseher in die Eingeborenenreservate einreisen durften. Jetzt erkannte man, daß die Ernennung von Zeugen Jehovas zu Eheschließungsbevollmächtigten auf göttliche Vorsehung zurückzuführen war. Man korrespondierte ständig mit dem Ministerium für Eingeborenenfragen. Hier folgen einige Zitate aus Briefen von den Ministerien:
27. September 1956: „Betr.: Einreise europäischer Aufsichtspersonen in Eingeborenenreservate. Die Angelegenheit ist in Bearbeitung.“
8. Dezember 1956: „Nur europäischen Aufsichtspersonen der Gesellschaft, die beim Ministerium für Justiz und Inneres als Eheschließungsbevollmächtigte eingetragen sind, wird erlaubt, in die Eingeborenenreservate und die Eingeborenengebiete einzureisen.“
14. Januar 1957: „Ich erteile hiermit den erwähnten Herren die Erlaubnis, in die Eingeborenenreservate und die Eingeborenengebiete einzureisen.“
Endlich war es den Bezirksaufsehern möglich, zusammen mit den Kreisaufsehern die Versammlungen in diesem großen Gebiet zu besuchen, das sie zuvor nicht betreten durften. Zweifellos lenkte Jehova die Dinge so, daß sein Wille in allen Teilen des Landes geschehen konnte.
GRÜNDE FÜR DEN RÜCKGANG
Außer den Gründen, die gerade erwähnt wurden, gab es
noch andere, die dazu beitrugen, daß eine Zeitlang kaum eine Zunahme zu verzeichnen war. Um sicherzugehen, daß sich nur Personen taufen ließen, die den Anforderungen wirklich gerecht wurden, kam man überein, alle Taufanwärter einen Studienkurs absolvieren zu lassen, der in etwa dem ähnlich war, was in unserem Buch Organisiert, unseren Dienst durchzuführen aufgezeichnet ist. Dann stand von seiten des Versammlungsaufsehers der Taufe nichts mehr im Wege. Aber das war noch nicht alles. Zusätzlich wurden die Taufanwärter auf Kreiskongressen vom Bezirksaufseher und auf Bezirkskongressen von besonderen Vertretern der Gesellschaft befragt.Nun, sicher kannst du dir die Folgen vorstellen, die diese Maßnahmen nach sich zogen. Wir verzeichneten einen Rückgang an Taufanwärtern. Zum Beispiel wurden anläßlich eines Kongresses im Jahre 1957, der von 16 000 Personen besucht wurde, nur 100 getauft — ein ziemlicher Rückgang im Vergleich zu zuvor erreichten Zahlen. Das Endergebnis dieser Maßnahmen jedoch waren geistig starke Versammlungen — Versammlungen, die aus Personen bestanden, die aufgrund einer genauen Erkenntnis wirklich die neue Persönlichkeit angezogen hatten (Kol. 3:10).
Ein anderer Grund für die geringe Zunahme an Verkündigern war die falsche Berichterstattung. Diese Angelegenheit war bereits mit den Pionieren behandelt worden, aber viele Verkündiger berichteten ebenfalls auf unkorrekte Weise.
Die Auswirkungen solcher Vorkommnisse wurden in den fünf Jahren von 1957 bis 1962 offenbar. In dieser Zeit wurden 3 600 Neue getauft, aber es gab keine Zunahme an Verkündigern. Tatsächlich war von 1962 bis 1967 ein Rückgang zu verzeichnen. Erst im Jahre 1968 stieg die Zahl der Verkündiger wieder an.
VOLLE ANERKENNUNG STEHT NOCH AUS
Seltsamerweise konnte Jehovas Volk von einem Ministerium anerkannt werden, ohne daß die anderen sich dazu veranlaßt fühlten. Obwohl das Ministerium für Justiz und innere Angelegenheiten sowie das Ministerium für Eingeborenenfragen den Zeugen schließlich volle gesetzliche Anerkennung gewährte, hielt das Erziehungsministerium damit immer noch zurück. Das führte zu Schwierigkeiten. Inwiefern?
Außerhalb großer Ballungsgebiete wurde damals ein Großteil des Unterrichts unter der Aufsicht religiöser Organisationen durchgeführt. Regierungsvorschriften forderten bei der Einschulung unterschiedslose Behandlung aller Schüler, und Kinder sollten keine religiöse Unterweisung erhalten, die im Gegensatz zu den Wünschen der Eltern stand.
Einige Religionsgemeinschaften folgten den Vorschriften der Regierung, andere nicht. Die letzteren waren entschlossen, Kinder von Jehovas Zeugen an ihren Schulen nicht zu unterrichten, es sei denn, sie würden auch die Sonntagsschule besuchen und am außerschulischen Religionsunterricht teilnehmen.
Don Morrison, der mit seiner Frau Marj 1955 von der Gileadschule nach Simbabwe kam und im Bezirksdienst tätig war, sagte: „Einige Religionsgemeinschaften erklärten offen, daß sie jeden Zeugen Jehovas, der ihren Wünschen nicht nachkommen würde, von der Schule weisen und ihn auch daran hindern würden, im darauffolgenden Jahr wiederaufgenommen zu werden.“ Als die Angelegenheit jedoch vor das Erziehungsministerium gebracht wurde, wurde Platzmangel als Grund angegeben. In die Schulen könnte nur eine bestimmte Anzahl Schüler aufgenommen werden. Aber sie richteten es stets so ein, daß Kinder von Zeugen Jehovas nicht unter diesen Schülern waren.
Andere berichteten dem Ministerium, der Grund für den Ausschluß der Kinder sei „Ungehorsam“. Dieser „Ungehorsam“ bestehe darin, daß sie sich weigerten, die Sonntagsschule zu besuchen. Das wurde vom Erziehungsministerium auch gar nicht verlangt.In Anbetracht dieser und anderer Schwierigkeiten wurde die Anerkennung als Religionsgemeinschaft eine Notwendigkeit.
Schon im Jahre 1950 hatte das Erziehungsministerium alle Schulen davon unterrichtet, daß es erwachsenen Zeugen Jehovas nicht erlaubt sei, in den Schulen Religionsunterricht zu erteilen, selbst nicht Kindern von Zeugen Jehovas. Im Jahre 1956 lautete die Antwort ähnlich: „Ich muß Ihnen zu meinem Bedauern mitteilen, daß der Minister nicht bereit ist, die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania als Religionsgemeinschaft zu dem Zweck der Erteilung von Religionsunterricht anzuerkennen.“ Eine ähnliche Antwort erfolgte 1957.
Erst Jahre später änderte das Erziehungsministerium schließlich seinen Standpunkt in dieser Angelegenheit. Aber mehr darüber später.
ERFAHRENE BRÜDER FÖRDERN DIE PREDIGTTÄTIGKEIT
Um eine Vorstellung zu vermitteln, von welchem Format Missionare waren, die Simbabwe zugeteilt waren, sollten zwei Ehepaare nicht unerwähnt bleiben.
Das erste Ehepaar, Ted und Joyce Buckingham, traf im Juni 1959 nach Abschluß der Gileadschule in Simbabwe ein. Sie waren hauptsächlich im englischsprachigen Gebiet im Kreisdienst tätig. Sie reisten über zehn Jahre lang fast jede Woche von einer Versammlung zur anderen. Ihr Gebiet war das ganze Land, das e i n Kreis war. Mitte der 70er Jahre wurden sie nach Sierra Leone versetzt. Da
Bruder Buckingham dort sehr krank wurde, mußten sie ihre Zuteilung verlassen. Sie dienen derzeit im Zweigbüro in London. Die Brüder hier denken noch sehr gern an sie.Bei dem anderen Ehepaar handelt es sich um John und Val Miles. Sie stammen aus den Vereinigten Staaten und wurden im Juni 1960 von Sambia hierherversetzt, weil ein Bezirksaufseher benötigt wurde. Sie könnten zweifellos ein Buch über all ihre Erfahrungen schreiben. Hier ist eine von den vielen Erfahrungen, die sie machten. Sie besuchten eine kleine Versammlung, nicht weit von der Hauptstraße entfernt. Bruder Miles berichtet:
„In der betreffenden Woche entschlossen wir uns, auf einem hübschen, abgelegenen Platz an der Hauptstraße, nicht weit von der Versammlung, zu zelten. Die einheimischen Brüder meinten jedoch, wir sollten an einer anderen Stelle, noch etwas näher, zelten. Obwohl uns der Platz, den wir ausgesucht hatten, besser gefiel, entschlossen wir uns wegen der günstigeren Lage für den näher gelegenen Platz.
Als wir eines Abends beim Essen waren, hörten wir etwas wie Geschützfeuer, dachten aber, es handle sich um das Geknalle einer Fehlzündung bei einem Lastwagen. Am nächsten Tag hörten wir beim Mittagessen über Radio, daß zwischen der Polizei und den Freiheitskämpfern eine Schießerei im Gange gewesen sei, und zwar genau an der Stelle, wo wir zuerst zelten wollten. Bei dem Kampf wurden drei Freiheitskämpfer getötet und einige Polizisten verwundet. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was wir empfanden, als wir später die Einschläge der Kugeln in dem Campingtisch, in den Bänken und den Bäumen entdeckten. Wie dankbar wir doch Jehova waren, daß wir veranlaßt worden waren, einen anderen Zeltplatz zu wählen!“ Bruder und Schwester Miles dienen derzeit treu in Lesotho.
ERFAHRUNGEN IM BEZIRKSDIENST
Würdest du gern mehr von den ungewöhnlichen Erlebnissen einiger Bezirksaufseher und ihrer Frauen erfahren? Wir erwähnten bereits Don und Marj Morrison. Eines Abends saß Bruder Morrison in einem Ort mit Namen Kariba (im Westen des Landes) vor seinem Zelt und schrieb auf der Schreibmaschine. Schwester Morrison war bereits im Zelt schlafen gegangen. Sie berichtet: „Als ich so dalag, hörte ich ein seltsames zischendes Geräusch. Ich rief Don, aber er hörte mich nicht. Wieder hörte ich das Geräusch. Dieses Mal ging ich hinaus und berichtete ihm davon.“
„Ich nahm die Taschenlampe“, sagte Bruder Morrison, „und ging in das Zelt. Da sah ich zwischen Zeltwand und Literatur den Körper einer Schlange, dicker als eine Faust. Schnell lief ich hinaus, nahm eine Eisenstange und rannte hinter das Zelt. Hier sah ich das Schwanzende herausragen. Ich schlug mit der Eisenstange darauf ein. Plötzlich erschien der Kopf der Schlange. Sie richtete sich auf und zischte mich an. Es war eine Puffotter. Ich hatte sie bereits verletzt, und nun tötete ich sie mit der Eisenstange.“ Es erübrigt sich, zu erwähnen, daß Schwester Morrison in dieser Nacht nicht sehr gut schlief.
„Unsere erste Erfahrung mit Skorpionen“, sagte Ruby Bradley, „hatten wir, als wir im Bezirksdienst das erste Mal unser Zelt aufschlugen. Wir waren gerade dabei, schlafen zu gehen, als wir bemerkten, daß etwas ins Zelt kroch. Es war ein Skorpion. Schnell töteten wir ihn. Aber ein weiterer kam und noch einer. Erst als wir vier von ihnen getötet hatten, wurde uns klar, daß unser Licht sie anzog. So beschlossen wir, das Licht zu löschen.“
Im März 1962 traf ein weiteres Missionarehepaar ein, nämlich John und Irene McBrine. Bruder McBrine hatte den 10-Monats-Kurs in der Gileadschule absolviert und sollte nun hier die Verantwortlichkeit eines Zweigaufsehers
übernehmen. Zunächst einmal war er jedoch im Bezirksdienst tätig, um sich mit dem Gebiet vertraut zu machen. Er berichtet wie folgt:„George Bradley vom Zweigbüro nahm Irene und mich mit zu einem kleinen Kreiskongreß im Busch, etwa 90 km von der nächsten Stadt entfernt. Unglücklicherweise bekamen wir noch die Ausläufer eines Orkans zu spüren, und es goß in Strömen.
Das Kongreßgelände befand sich unweit eines schmalen Baches, der nun zu einem reißenden Strom geworden war. Es war klar, daß das Kongreßprogramm am Abend nicht dargeboten werden konnte. So suchten die afrikanischen Brüder Schutz, wo immer sie ihn fanden.
Was sollten wir nun tun? Tatsächlich blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten. Bald nach unserer Ankunft hatten wir unser Zelt aufgeschlagen. Aber da wir fürchteten, daß bei dem heftigen Sturm Wasser eindringen würde, beschlossen wir drei, im VW-Bus zu schlafen.
George versuchte, es sich auf den Vordersitzen bequem zu machen, während Irene und ich uns auf die Rücksitze legten. Das war eine Nacht! Draußen wütete der Sturm und wurde mit zunehmender Geschwindigkeit immer stärker. Einmal warfen wir einen Blick ins Zelt, und was sahen wir? Der ganze Boden stand 10 cm unter Wasser! Wir waren froh, daß wir uns entschlossen hatten, im Wagen zu schlafen oder, besser gesagt, versucht hatten zu schlafen.Am nächsten Morgen sah alles schon viel besser aus. Der Regen hatte aufgehört, und schon bald fanden die einheimischen Brüder einen Klassenraum, wo unser Kongreßprogramm ablaufen konnte. Die Herzlichkeit unserer Brüder, die ja weit mehr Unannehmlichkeiten ertragen hatten als wir, entschädigte uns für alles.“
GEWITTERWOLKEN ZIEHEN SICH ZUSAMMEN
Gegen Mitte der 60er Jahre wurden Anzeichen kommender Unruhen erkennbar. In früheren Tagen mußten sich die reisenden Aufseher vor wilden Tieren schützen. Einige schliefen nachts sogar in Astgabeln hoher Bäume und banden sich daran fest, um sich so auf ihren Reisen von einer Versammlung zur anderen vor umherstreifenden Tieren zu schützen. Aber nun galt es, Gefahren einer anderen Art zu begegnen, Gefahren, die von Menschen ausgingen. (Vergleiche 2. Korinther 11:23-27.) Die Regierung begann mit Einschüchterungsversuchen.
Einer der ersten Brüder, die davon betroffen waren, war Arimon Muringa, der in der Hauptstadt als Versammlungsaufseher diente. Am 12. Januar 1965 wurde er verhaftet. Warum? Weil er, wie man sagte, „als einer von vielen, die sich in der Vergangenheit gewalttätiger Handlungen schuldig gemacht haben“, identifiziert worden sei. Das traf natürlich nicht zu. Aber einen Monat lang hatte er viel Unangenehmes durchzustehen, bevor er für unschuldig erklärt wurde.
Nachdem Bruder Muringa ohne Gerichtsverhandlung zu einer 90tägigen Freiheitsstrafe verurteilt worden war, legte er Berufung ein. Ihm wurde gesagt, es sei keine Berufung möglich. John McBrine, der das Zweigbüro vertrat, gab sich damit nicht zufrieden und legte direkt beim Minister für Justiz und öffentliche Ordnung Berufung ein. Diese Maßnahme sowie eine ausgezeichnete Empfehlung, die Bruder Muringa von seinem Arbeitgeber erhielt, führten schließlich dazu, daß er nach einem Monat Gefängnisaufenthalt freigelassen wurde.
Wie war er im Gefängnis behandelt worden? Er schrieb: „Die Gefängnisbeamten behandelten mich gut, aber einige der Mitgefangenen waren brutal. Ich wurde zweimal so schwer geschlagen, daß ich das Bewußtsein verlor. Dadurch
wollten sie mich zwingen, ein Mitglied ihrer politischen Partei zu werden. Sie schlugen mich mit einem dicken Lederriemen auf den nackten Rücken, und außerdem erhielt ich jedesmal schallende Ohrfeigen, und zwar von mindestens neun Männern.“Bei all dem, was Bruder Muringa durchmachte, verhielt er sich auf eine so ausgezeichnete christliche Weise, daß einige von denen, die ihn früher gequält hatten, sich schließlich für ihn einsetzten. Seine kompromißlose Haltung erwies sich später für andere als eine große Quelle der Ermunterung.
EINHEIMISCHE BEZIRKSAUFSEHER
Jahrelang waren hauptsächlich die Missionare mit der Leitung des Werkes betraut worden. Anfang der 60er Jahre jedoch erschien es weise, mehr einheimische Brüder einzusetzen. Später erwies sich diese Maßnahme als von Gott gelenkt.
Der erste einheimische Bruder, der als Bezirksaufseher diente, war Isaac Chiadzwa, der zusammen mit seiner Frau
Ivy im Dezember 1962 in diesen Dienst eingetreten war. Im Jahre 1966 nahm ein weiterer erfahrener einheimischer Bruder — Sizulu Khumalo — den Bezirksdienst auf. Er war den Brüdern in den außerordentlich schwierigen Jahren und bei späteren Problemen eine große Hilfe.Diese Brüder waren im Bezirksdienst wirklich ein großer Segen. Sie waren mit den ortsüblichen Bräuchen und der Landessprache vertraut und konnten so viel eher zu den eigentlichen Problemen der Verkündiger vordringen. Sie kannten ihre Brüder und auch die Schwierigkeiten, mit denen diese fertig werden mußten. Als Einheimische konnten sie sich auch viel unauffälliger bewegen als die Missionare. Als die Spannungen zunahmen, wurden Fremde schnell verdächtigt. Aufgrund dessen, was sich später ereignete, gelangten wir zu der Überzeugung, daß der Einsatz einheimischer Brüder Jehovas Leitung zuzuschreiben war.
NOTSTANDSGESETZE BEEINTRÄCHTIGEN DEN ABLAUF UNSERER KREISKONGRESSE
Als Rhodesien am 11. November 1965 seine Unabhängigkeit erklärte, wurden Notstandsgesetze in Kraft gesetzt. Diese Gesetze beeinträchtigten unsere Tätigkeit. Zum einen verlangte die Regierung, von jeder Veröffentlichung, die ins Land kam — was auch unsere Zeitschriften einschloß —, ein Exemplar der Zensur vorzulegen. Das machte die Sache lediglich umständlicher, denn nicht ein einziges Mal fanden sie in unseren Publikationen etwas Anstößiges, weswegen die Einfuhr von Literatur hätte verhindert werden können.
Was jedoch eine größere Härte darstellte, waren die strengen Kontrollen der öffentlichen Zusammenkünfte. Wollte sich eine größere Gruppe von Personen versammeln, so wurde dies nur aufgrund einer vom Ordnungsamt erlassenen Genehmigung gestattet. Obwohl sich diese Einschränkung genaugenommen nicht auf rein religiöse Versammlungen
bezog, wurden diese dennoch in den von Unruhen heimgesuchten Gebieten verboten.Es war ziemlich frustrierend, fast jedesmal, wenn das Zweigbüro beim Ordnungsamt um eine Genehmigung für einen Kreiskongreß nachsuchte, eine Absage zu erhalten. Schließlich beschloß man, keine Kreiskongresse abzuhalten. Statt dessen konzentrierte man sich auf Bezirkskongresse, die an gut geschützten Orten stattfanden.
Man stelle sich unsere Überraschung vor, als wir eines Tages im Jahre 1969 von einigen Versammlungen in Bulawayo einen Brief erhielten, dem auch ein Kreiskongreßprogramm beilag! Die Brüder hatten den Kongreß auf eigene Faust geplant, ein Programm zusammengestellt, Aufgaben zugeteilt und für eine Cafeteria gesorgt. Zwar hätten sie besser nicht von sich aus diese Schritte unternehmen sollen, doch erwies sich diese Maßnahme als das Beste. Bei diesem Kongreß waren Hunderte unserer Brüder anwesend.
Diese Verfahrensweise brachte uns auf einen Gedanken. Wie wäre es, wenn die Gesuche um Genehmigung von Kreiskongressen nicht durch die Gesellschaft an das Ordnungsamt gerichtet würden, sondern durch die einheimischen Brüder an die zuständigen Behörden am Ort? So wurden wieder Kreiskongresse geplant. Der Kreisaufseher suchte bekannte einheimische Brüder aus, die dann Gesuche einreichten. Es klappte jedesmal. Seither haben wir unsere Kreiskongresse in allen Gegenden abhalten können, obwohl die Notstandsgesetze weiterhin bestehen. Offensichtlich war dies der Führung Jehovas zu verdanken.
EINE SEIT LANGEM ANSTEHENDE FRAGE WIRD GEKLÄRT
Laßt uns nun an dieser Stelle im Geiste zu der Zeit zurückkehren, als der Kampf um die volle Anerkennung als Religionsgemeinschaft im Gange war. Du erinnerst
dich vielleicht daran, daß Jehovas Volk bereits von zwei Ministerien anerkannt worden war, und zwar vom Ministerium für Eingeborenenfragen und vom Ministerium für Justiz und Innere Angelegenheiten, jedoch nicht vom Erziehungsministerium.Im Februar 1966 machte das Zweigbüro erneut einen Vorstoß und schrieb einen ausführlichen Brief, in dem unsere Bitte, als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden, vorgebracht wurde. Am 8. März kam die Antwort: „Nach Erwägung der Sachlage bedaure ich, Ihrer Bitte nicht entsprechen zu können.“
Sofort nahmen wir per Telefon Verbindung mit dem Ministerium auf, und nach einer längeren Aussprache wurde für den 23. März eine Unterredung mit dem Minister vereinbart. Nach der Unterredung vergingen vier Monate, ohne daß eine Antwort eintraf. Würde unsere Bitte ignoriert werden?
Am 21. Juli erhielten wir schließlich einen Brief vom Erziehungsministerium mit folgendem Inhalt: „Wir haben uns gründlich mit der Sachlage befaßt und entschieden, Jehovas Zeugen auf die Liste der vom Erziehungsministerium anerkannten Religionsgemeinschaften zu setzen.“ Das war der Sieg nach einem 16jährigen Kampf! Dadurch wurde für Jehovas Zeugen nicht nur der Weg frei, in Schulen Religionsunterricht zu erteilen, sondern auch das Problem unserer Kinder, die zuvor von der Schule verwiesen worden waren, wurde gelöst. Für diesen Sieg waren wir Jehova von ganzem Herzen dankbar!
MISSIONARE AUS MALAWI
Mit dem Jahr 1968 begann für unser Zweigbüro ein neues Kapitel. Uns wurde die Aufsicht über die Königreichsinteressen in Malawi übertragen. Der eigentliche Grund dafür war das Verbot des Werkes der Zeugen Jehovas in Malawi, das im Oktober 1967 ausgesprochen worden war. Im November 1967 waren die Missionare aus
Malawi ausgewiesen worden. Von diesen Missionaren waren zwei Ehepaare schließlich nach Simbabwe gekommen, und zwar Keith und Anne Eaton und Hal und Joyce Bentley.EINE EINZIGARTIGE ZUTEILUNG
Die Bentleys hatten eine einzigartige Zuteilung erhalten. Sie dienten in Moçambique, das bis zum Verbot unter der Leitung des malawischen Zweigbüros gestanden hatte. Wenn du dir eine Landkarte von Afrika ansiehst, erkennst du Moçambique als ein langes, eher schmales Land an der Ostküste Afrikas. Es erstreckt sich von Südafrika entlang der östlichen Grenze Simbabwes und umschließt dann den unteren Teil Malawis. Die Regierung von Moçambique hat Jehovas Zeugen niemals als Religionsgemeinschaft anerkannt. Bis heute sind alle Bemühungen um gesetzliche Anerkennung fehlgeschlagen. Aber hören wir Bruder Bentley zu, der von seiner Zuteilung erzählt:
„Ungefähr im Februar 1962 wurden Joyce und ich Moçambique zugeteilt. Unsere erste Flugreise machten wir von Blantyre in Malawi nach Lourenço Marques (jetzt Maputo), der Hauptstadt Moçambiques. Dort fanden wir eine kleine Gruppe interessierter Personen vor, die sich in der Wohnung eines Feldwebels auf dem Armeegelände versammelte.
Nach einigen solcher Flugreisen wurde entschieden, daß wir den Landweg nehmen sollten, um mit unserer Campingausrüstung als Touristen ins Land einzureisen. Wir waren mit einem VW-Bus unterwegs. Die Küstenstraße, die durch Beira führte, war größtenteils eine Schotterstraße voller Schlaglöcher. Die Entfernung betrug etwa 1 600 km.“
Bedingt durch die Kriegsverhältnisse in Moçambique, sahen sich die Bentleys später gezwungen, von Beira nach Lourenço Marques über Salisbury zu fahren. Das bedeutete eine Strecke von über 2 000 km, und zwar e i n e
Fahrt. Alle sechs Monate machten sie diese Reise. Das war zweifellos eine gewaltige Anzahl Reisestunden, die sie auf der Landstraße verbrachten! Sie wurden jedoch gesegnet, indem sie die Versammlungen wachsen sahen.Nach einer Reihe von Jahren beschränkten die Bentleys ihre Reisen auf den nördlichen Teil des Landes. „Später wurde uns klar, daß diese Änderung wahrscheinlich auf das Einwirken Jehovas zurückzuführen war“, sagte Bruder Bentley, „denn die Geheimpolizei in Lourenço Marques wartete schon darauf, uns beim nächsten Besuch festzunehmen.“
Die Bentleys machten aufregende Erfahrungen — manchmal waren sie kurz davor, verhaftet zu werden, andere Male wurden sie tatsächlich verhaftet oder des Landes verwiesen. Dennoch waren sie in der Lage, gute Arbeit zu leisten und neue Verkündiger sowie Interessierte zu stärken. Schwester Bentley berichtet nun von einer Erfahrung aus Beira:
„Eine junge Frau, die bereits in Portugal studiert hatte, zog nach Moçambique. Sie wandte sich an die Gesellschaft
und bat darum, daß jemand mit ihr weiterstudiere. Wir erhielten ihren Namen und ihre Adresse. Als wir an die Wohnungstür klopften, kam eine Frau heraus. Wir fragten sie: ‚Sind Sie Clotilde de Gomes?‘ ‚Ich bin Clotilde, aber nicht de Gomes‘, war die Antwort. ‚Ich bin Clotilde de Almeida.‘ Um uns die Gelegenheit, Zeugnis zu geben, nicht entgehen zu lassen, erklärten wir, warum wir nach der anderen Dame gefragt hatten.“ Daraufhin holte diese Frau schnell eine Nachbarin. Später wurde auch die Clotilde gefunden, nach der sie gesucht hatten. Was war das Ergebnis?Schwester Bentley berichtet: „Die ursprünglich Gesuchte ist nun eine Gott hingegebene Zeugin, ihr Mann ist Ältester, und ihre fünf Kinder, ihre Schwiegereltern und ihr Schwager sind alle Zeugen. Die zweite Clotilde ist ebenfalls getauft, ebenso ihre Nachbarin, deren Mann und deren Sohn.“
Als man die Bentleys über ihre Zuteilung befragte, faßte Bruder Bentley seine Eindrücke wie folgt zusammen: „Es gab Zeiten, da wären wir gern in einer weniger heißen und feuchten Gegend gewesen, und auch auf das Gefühl, jeden Moment verhaftet zu werden, hätten wir gern verzichtet. Wenn wir jedoch zurückblicken, wird uns klar, welch ein wundervolles Dienstvorrecht unsere Zuteilung war und daß Jehova uns seinen Segen und seinen Schutz niemals vorenthalten hat.“
Die Bentleys wurden später nach Botswana versetzt, wo sie weiterhin als Missionare ein ausgezeichnetes Beispiel geben.
VERFOLGUNG IN MALAWI
Gehen wir nun im Geiste zurück zu der Zeit, als Jehovas Zeugen in Malawi verboten wurden, und zwar zum Oktober 1967. Auf das Verbot folgte eine Welle der Verfolgung, die in einer Zeitschrift als die „brutalste, unmenschlichste Christenverfolgung des 20. Jahrhunderts“ beschrieben
wurde. In dem gleichen Artikel hieß es weiter: „Wollte man die Leiden, Grausamkeiten und Schamlosigkeiten ... mit ähnlichen Greueln vergleichen, dann müßte man in das 15. und 16. Jahrhundert, in die Zeit, in der die protestantischen Waldenser im südöstlichen Frankreich und in Italien ausgerottet wurden, zurückgehen.“Warum wurden diese Greueltaten verübt? Wegen der strikt neutralen Haltung, die Jehovas Volk in politischen Angelegenheiten einnahm. Als ein Zeuge, Bruder Justin Zacuruka, damals gefragt wurde, warum man wahre Christen einer solchen Behandlung unterziehe, antwortete er: „Weil wir uns weigerten, Parteimitgliedskarten zu kaufen.“ Ja, auf der ganzen Erde lehnen es Jehovas Zeugen als wahre Christen ab, ihre christliche Neutralität zu verletzen, selbst wenn sie dafür die grausamste Behandlung ertragen müssen. Tatsächlich haben einige sogar ihr Leben verloren.
Die Einstellung aller Loyalgesinnten ließe sich mit den Worten eines älteren Bruders wiedergeben, der seine Wohnung, seine Möbel, seine Kleidung und alles, was er hatte, verlor. Bruder Samson Khumbanyiwa sagte: „Ich weiß, daß ich niemals allein bin und daß Jehova mich beschützt hat.“ Es verhält sich so, wie der Psalmist sagte: „Viele sind der Unglücksschläge des Gerechten, aber aus ihnen allen befreit ihn Jehova“ (Ps. 34:19).
UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE NOTLEIDENDEN
Wegen der heftigen Verfolgung sahen sich Tausende von Zeugen in Malawi gezwungen, das Land zu verlassen. Einige, die nach Sambia geflohen waren, wurden wieder nach Malawi zurückgeschickt. Weitere Tausende flohen über die Grenze nach Moçambique, und zwar nach Milange. Hier blieben sie bis zum Jahre 1970. Von da an kehrten sie langsam wieder in ihr Heimatland zurück.
In Moçambique waren unsere Brüder vor den Verfolgern
sicher. Aber nun traten andere Probleme auf. Sie hatten weder Nahrungsmittel noch Kleidung, noch Unterkunft. All das hatten sie durch die Flucht verloren. Was sollten sie nun tun?Obwohl Jehovas Zeugen in Moçambique noch nie gesetzlich anerkannt waren, wurde ihnen glücklicherweise als Flüchtlingen doch außerordentliche Freundlichkeit erwiesen. Die Behörden in Moçambique stellten Lastwagen zur Verfügung, die unsere Brüder ins Landesinnere nach Mocuba brachten, etwa 160 km von der malawischen Grenze entfernt. Hier gab man ihnen Land, stellte ihnen Häuser, Äxte, Hacken und Saatgut zur Verfügung. Außerdem erhielten sie täglich Maismehl in 100-kg-Säcken. Das war für die Brüder eine große Hilfe und gab ihnen die Gewißheit, daß Jehova für sie sorgte.
Weitere Unterstützung war jedoch erforderlich. Außer den Dingen, die die Regierung in Moçambique bereitgestellt hatte, wurden dringend Nahrungsmittel, Bekleidung, Decken und Medikamente gebraucht. Wie sollte dieser Bedarf gedeckt werden? Der einzige Transportweg, auf dem diese Güter aus Simbabwe transportiert werden konnten, führte durch Malawi. Würde angesichts dessen, was in Malawi kurz zuvor geschehen war, überhaupt eine Chance bestehen, die benötigten Güter zu befördern?
EINE AUFREGENDE REISE
Mit diesen Fragen im Sinn verließen John McBrine und Jim Mundell (ein Missionar, der mit seiner Frau Kathy gerade aus Sambia ausgewiesen worden war und nun vorübergehend in Simbabwe wohnte) am 22. Februar 1968 Salisbury mit einem vollbeladenen VW-Bus, in dem sich gespendete Kleidung und Decken befanden. Vor ihrer Abfahrt hatten sie alles ihnen Mögliche unternommen, um die Zollpapiere für die verschiedenen Grenzübergänge zu bekommen. Das war allerdings wegen der Vorschriften
und Einschränkungen nicht möglich. Das einzige, was ihnen blieb, war, sich völlig auf Jehovas Leitung zu verlassen. Bei jedem Grenzposten waren sie in banger Sorge, aber jedesmal ging alles reibungslos vonstatten. Es war so, als hätten die Engel sie die ganze Zeit über begleitet.Die Reise war nicht einfach. Die Strecke von Salisbury bis an die Grenze von Moçambique an der Ostseite Malawis betrug etwa 640 km. Über große Strecken hinweg war die Straße sehr holprig, und auf den verbleibenden 160 km nach Mocuba wurde es noch schlimmer.
EINIGE ENTTÄUSCHUNGEN
Natürlich wollten John McBrine und Jim Mundell als erstes die Brüder in den beiden Lagern besuchen. So gingen sie am 24. Februar frühmorgens zum Lagerverwalter und trugen ihm ihr Anliegen vor. Wie enttäuscht waren sie doch, als er ihnen eine abschlägige Antwort erteilte! Weshalb war die Antwort negativ? Jehovas Zeugen waren als Religionsorganisation von seiner Regierung nicht anerkannt.
Der Verwalter war jedoch ein freundlicher Mann und schlug vor zu warten, bis er die Angelegenheit mit der Regierungsstelle geklärt habe. Sie warteten drei Tage lang. Schließlich kam die Antwort, es gebe keine Zeugen Jehovas in Moçambique, sondern nur Flüchtlinge, denen die Regierung aus humanitären Gründen geholfen habe. Wenn sie dem Lagerverwalter vertrauten, könnten sie die Kleidung bei ihm zurücklassen; andernfalls müßten sie sie wieder mitnehmen. Welch eine Enttäuschung! Sollte die ganze Reise umsonst gewesen sein? Gab es keine Möglichkeit, die treuen Brüder zu sehen, die so viel durchgemacht hatten? Leider konnten die beiden Brüder an der Situation nichts ändern.
Nun mußten sie sich entscheiden, was mit der Kleidung
und den Decken geschehen sollte. Was blieb ihnen anderes übrig, als dem Verwalter Vertrauen zu schenken!Natürlich reichten die in dem VW-Bus mitgebrachte Kleidung und die Decken bei weitem nicht für die Bedürfnisse der malawischen Brüder. Die beiden Brüder hatten jedoch noch Spendengelder für weitere Bedürfnisse der Brüder bei sich. Man traf ein Übereinkommen, das von den beiden Brüdern, dem Verwalter und einem indischen Händler unterzeichnet wurde. Der Verwalter erhielt das gespendete Geld und der Händler eine Bestellung, die dem Geldbetrag entsprach. Er sollte Kleider, Hosen und weitere Decken liefern. Der Verwalter würde ihm dann das Geld dafür geben und die Sachen an die Brüder in den Lagern verteilen.
EIN GUTES ENDE
Ein späteres Erlebnis zeigt, wie die Sache ausging. Auf dem Rückweg — immer noch in Moçambique — sahen die beiden Brüder einige Afrikaner auf ihren Fahrrädern große Stapel gefalteter Decken transportieren. Ja, es waren Brüder! Und sie hatten die Decken von dem Verwalter erhalten. Natürlich freuten sich unsere beiden Reisenden sehr, daß der Verwalter sein Wort gehalten und schnell gehandelt hatte. Aber noch glücklicher waren sie darüber, daß sie endlich einige Zeugen aus den Lagern getroffen hatten. Wie nicht anders zu erwarten war, diente das Treffen einem Austausch von Ermunterungen, der sowohl für die Reisenden als auch für die Brüder aus den Lagern sehr stärkend war.
Von dieser Zeit an standen die beiden Länder Malawi und Moçambique unter der Aufsicht des Zweigbüros in Simbabwe. Malawi wurde einige Jahre von unserem Zweigbüro beaufsichtigt, während Moçambique immer noch unter unserer Aufsicht steht.
ZAUBEREI — EIN ANDERES PROBLEM, DEM ZU BEGEGNEN WAR
Etwa um das Jahr 1969 sahen sich viele Brüder in Simbabwe einem anderen Problem gegenüber — Zauberei. Zwar wird Zauberei hier seit Jahrhunderten praktiziert, aber in jenem Jahr trat eine Wende ein, durch die sie ins Rampenlicht rückte. Um das Problem, mit dem unsere Brüder nun konfrontiert wurden, besser verstehen zu können, scheint es ratsam, den Hintergrund der Sache näher zu beleuchten.
Obwohl die afrikanische Bevölkerung in Simbabwe fast ausschließlich aus nominellen Christen besteht — nur ein kleiner Prozentsatz sind Moslems — sind doch Aberglaube und Zauberei immer noch weit verbreitet. Es gibt Medizinmänner, die Knochen, Tierhäute, Federkopfschmuck und Zaubersprüche verwenden.
Die Zauberer sind in zwei Gruppen eingeteilt: Die muroyis sind Zauberer und praktizieren schwarze Magie, und die n’angas betätigen sich als Wahrsager und Heiler. Den muroyi bringt man mit dem Tod in Verbindung. Er belegt Personen mit einem Bann und ist angeblich für unerwartete und mysteriöse Todesfälle verantwortlich. Seine Tätigkeit ist verboten, und wenn er beim Praktizieren überrascht wird, kann er festgenommen und bestraft werden.
Der n’anga dagegen wird nicht unbedingt mit dem Töten in Verbindung gebracht. Er ist ein Heiler, obwohl n’angas manchmal auch andere mit todbringenden Bannsprüchen belegen. Von ihm wird gesagt, daß er in der Lage sei, den Bann des muroyi zu brechen. Der n’anga kann bei der Regierung gesetzlich eingetragen werden.
Im Jahre 1969 trat also der n’anga als jemand ins Rampenlicht, der diejenigen ausfindig machen konnte, die Zauberei praktizierten. Das war nicht nur in Landgemeinden (früher Reservate) der Fall, sondern auch auf Farmen
und auf dem Gelände von Bergwerken, wo oftmals Hunderte von Arbeitern mit ihren Familien lebten. Immer wenn ein Fall von Zauberei bekannt wurde, rief die Gemeinde den n’anga. Dann wurden alle aufgefordert, vor ihm zu erscheinen.Nachdem der n’anga mit seinem beschwörenden Zeremoniell fertig war, rief er mit der Unterstützung seiner Sänger die Geister an, um herauszufinden, wer Zauberei praktizierte. Sobald „feststand“, wer der Schuldige war, übergab der Häuptling ihn dem Gericht, wo er gemäß dem Zaubereigesetz abgeurteilt wurde. Natürlich mußte seine Schuld erst noch auf die übliche gesetzliche Weise nachgewiesen werden.
UNSERE BRÜDER WERDEN GEPRÜFT
Aber warum stellte diese Sache für die Brüder ein Problem dar? Wenn auch der n’anga als Heiler und guter Mann galt, war er dennoch in Spiritismus verwickelt. Und hierin lag für die Brüder das Problem. Jedesmal, wenn die Gemeinde gerufen wurde, um vor dem n’anga zu erscheinen, weigerten sich die Brüder natürlich. Die Verantwortlichen, ungeachtet ob es sich nun um einen Häuptling, den Verwalter einer Farm oder den Direktor eines Bergwerks handelte, zwangen die Brüder, zu erscheinen.
Die große Mehrheit blieb standhaft, aber leider muß gesagt werden, daß einige unter diesen Umständen Kompromisse eingingen. Manche von ihnen bereuten später aufrichtig und sind nun glücklich, wieder im Dienst Jehovas zu stehen.
Die allgemeine Einstellung der Brüder kann durch die Erfahrung von Paul Ndlovu veranschaulicht werden, der damals als Sonderpionier tätig war. Er war 67 Jahre alt und war durch einen Schlaganfall behindert. Nachdem er mit Gewalt vor den Häuptling gebracht worden war, wurde
ihm gesagt: „Sie tun gut daran, genauso wie alle anderen niederzuknien [in Anerkennung des n’anga].“ Seine Antwort war unmißverständlich: „Ich werde mich vor keinem Menschen niederbeugen, denn das wäre ein Akt der falschen Anbetung. Sie wissen genau, daß ich ein Prediger der Zeugen Jehovas bin, und ich kann ihren Befehl in dieser Angelegenheit nicht ausführen.“Die standhafte Haltung des Bruders machte den Häuptling sehr ärgerlich. Er rief vier Polizisten, die ihm Handschellen anlegten und ihn mit Gewalt in den Raum brachten, wo der n’anga war. Bruder Ndlovu berichtet weiter: „Sie stießen mich in den Raum, wo schon einige Sänger darauf warteten, mich — wie es üblich war — mit ihren rituellen Gesängen zu begrüßen.“ Und was sagte Bruder Ndlovu zu ihnen? „Ich beteilige mich nicht an spiritistischen Bräuchen, und ich werde mich niemals vor euch niederbeugen, denn ich bin ein Zeuge Jehovas.“
Die Standhaftigkeit des Bruders wurde dadurch belohnt, daß der n’anga ein Exemplar des Wahrheits-Buches entgegennahm und auch dafür bezahlte.
SIEG DER WAHREN ANBETUNG
Schon nach kurzer Zeit war dieser Brauch oder dieses Verfahren überall im Land üblich und brachte viele Prüfungen für Jehovas Loyalgesinnte. Die Erfahrung einer Versammlung auf dem Gelände eines Bergwerks im Norden des Landes zeigt, was man alles versuchte, um die Lauterkeit des Volkes Gottes zu brechen. Berichte über Ausübung von Zauberei veranlaßten die älteren Arbeiter, darum zu bitten, einen n’anga kommen zu lassen. Im Polizeibericht wurde geschildert, was geschah:
„Die Bitte wurde dem Bergwerksdirektor vorgetragen, und nachdem er die Empfehlungen des Nganga [jetzt n’anga geschrieben] geprüft und für gut befunden hatte,
stimmte er unter der Bedingung zu, daß sich jeder [Kursivschrift von uns] auf dem Gelände beteiligen müsse. Das wurde ihm von den älteren Arbeitern zugesichert.An dem Tag, als der Nganga seine rituellen Handlungen ausführte, versammelten sich alle, die auf dem Gelände wohnten, vor ihm — mit Ausnahme der Zeugen Jehovas. Die älteren Arbeiter versuchten, die Mitglieder der Sekte zu überreden, ... aber sie blieben bei ihrem Entschluß. Sie wurden dem Bergwerksdirektor vorgeführt, aber das änderte nichts, denn sie versicherten ihm, sie würden eher auf ihren Arbeitsplatz verzichten, als vor dem Nganga erscheinen.“
Sie standen treu zu ihrem Wort, und als Folge davon wurden sie alle entlassen. Aber was ereignete sich dann?
Die ganze Versammlung zog in ein anderes Bergwerksgebiet, wo alle Brüder eine Anstellung fanden. So bildeten sie weiter eine vollständige Versammlung mit allen verantwortlichen Brüdern und einem Pionier. Außerdem befand sich dieses Bergwerk in einem nichtzugeteilten Gebiet, um das sich nun die Glieder einer gut organisierten Versammlung kümmern konnten! Selbst der Name der Versammlung brauchte nicht geändert zu werden, denn er lautete Chrom, und sie waren von einem Chrombergwerk zu einem anderen gezogen.
Und wie erging es dem Bergwerksdirektor, der alle seine Arbeiter, die Zeugen Jehovas waren, entlassen hatte? Als er feststellte, daß er seine besten Arbeiter weggeschickt hatte, tat es ihm sehr leid. Tatsächlich stellte er einige von ihnen später wieder ein. Gegenüber dem Bezirksaufseher, der in der Gegend tätig war, bemerkte er: „Die besten Arbeiter, die ich hatte, schickte ich weg.“ Aufgrund der Treue unserer Brüder wurde ein ausgezeichnetes Zeugnis gegeben!
DIE SIEBZIGER JAHRE
Im Jahre 1960 wurde eine noch nie dagewesene Verkündigerdurchschnittszahl erreicht — 12 487 —, und die Höchstzahl betrug 13 493. Bis zum Jahre 1967 wurde dann eine rückläufige Tendenz beobachtet. Tatsächlich ging die durchschnittliche Verkündigerzahl auf 9 384 zurück, die niedrigste seit 1952. Das war hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß die Organisation von denen gereinigt wurde, die in Wirklichkeit keine Zeugen Jehovas waren.
Vom Jahre 1967 an ging es dann wieder aufwärts, so daß wir 1971 durchschnittlich 11 430 Verkündiger verzeichnen konnten, und die Höchstzahl betrug in jenem Jahr 12 456. Diese Entwicklung hielt bis 1976 an, doch danach ging die Zahl der Verkündiger erneut zurück. Warum? Von dieser Zeit an bis zum Ende desselben Jahrzehnts erlebte das Land die schwersten Jahre seiner Geschichte. Wie wirkten sich diese Jahre auf unsere Brüder aus? Um das herauszufinden, wenden wir uns dem Anfang der 70er Jahre zu.
Dieses Jahrzehnt brachte für Jehovas Volk viele Anfechtungen und Prüfungen. Dazu gehörten Probleme in Verbindung mit der Arbeit, der Neutralitätsfrage und den Kriegswirren. Diener Jehovas verloren ihr Obdach, ihren Viehbestand und ihre Felder; sie wurden körperlich mißhandelt und verloren mitunter sogar das Leben. Darüber hinaus versuchten Gegner, die Regierung zu zwingen, das Königreichswerk zu verbieten. Das erinnert uns an die Worte des Apostels Paulus, die er äußerte, nachdem er außerhalb von Lystra gesteinigt worden war und man ihn in der Annahme, er sei tot, liegengelassen hatte. Er sagte: „Wir müssen durch viele Drangsale in das Königreich Gottes eingehen“ (Apg. 14:22).
JEHOVA TRIFFT VORSORGE
Wie wurden Jehovas Diener vorbereitet, den vor ihnen liegenden Prüfungen zu begegnen? Glücklicherweise trug zweierlei dazu bei. Zum einen wurden von der leitenden Körperschaft Älteste und Dienstamtgehilfen in den Versammlungen ernannt. Diese Vorkehrung trat 1972 in Kraft, und man hätte sich kaum einen günstigeren Zeitpunkt vorstellen können.
Es war erfreulich, zu beobachten, wie die Brüder, was diese Ernennungen betraf, auf die von der Bibel gestützten Anweisungen der leitenden Körperschaft reagierten. Als man die schriftgemäßen Erfordernisse in Betracht zog, stellte sich heraus, daß es in einigen Versammlungen keine Brüder gab, die Älteste oder Dienstamtgehilfen sein konnten. Eine Versammlung schrieb: „Nachdem wir mit dem Kreisaufseher die Erfordernisse durchgesprochen hatten, stellten wir fest, daß sich keiner für das Amt eines Ältesten oder Dienstamtgehilfen eignete. Aber wir werden uns bemühen, im nächsten Jahr den Erfordernissen zu entsprechen.“
James Mubata, der als Glied des Zweigkomitees dient und seit 1966 im Bethel arbeitet, äußerte sich vor kurzem über die unmittelbaren Auswirkungen der Ältestenvorkehrung in den Versammlungen. Er sagte: „Zum Nutzen der Versammlungen standen nicht nur mehr lehrfähige Brüder zur Verfügung, sondern diejenigen, die bereits Lehrer waren, verbesserten sich auch, je mehr sie sich einsetzten. Außerdem wurde mehr auf die Reinheit der Versammlungen geachtet. Vor 1972 zögerten die Diener in vielen Versammlungen, Fälle von Unreinheit zu behandeln. Aber sofort nach der Einsetzung der Ältestenschaften wurde diesen Fällen Aufmerksamkeit geschenkt, und zwar so viel, daß wir eine Zeitlang viel mehr als sonst mit solchen Fällen beschäftigt waren.“
All das gab den Versammlungen einen enormen geistigen
Aufschwung. Brüder, die die Anforderung nicht erfüllten, weil sie nicht in der rechten Weise auf das geistige Wachstum ihrer Familie bedacht waren, wurden sich der Notwendigkeit bewußt, biblischen Rat anzuwenden. Andere Brüder, die zuvor nicht die Gelegenheit hatten, ihre Kenntnisse, ihre Gaben und ihre geistige Befähigung zum Nutzen der Versammlung einzusetzen, taten dies nun. Das Ergebnis war eine wesentlich stärkere Organisation, die den Brüdern eindeutig besser helfen konnte, den Herausforderungen kommender Jahre zu begegnen.EIN NEUES ZWEIGBÜRO
Die andere zeitgemäße Vorkehrung Jehovas war ein schönes, neues dreigeschossiges Bethelheim. Als Bruder Knorr 1971 bei uns war, suchte er viele Stunden nach einer Möglichkeit, ein geräumigeres Bethelheim und Zweigbüro zu schaffen. Zur Zeit seines Besuches wohnten einige Glieder der Bethelfamilie in nahe gelegenen Apartments, und das Büro sowie die Versandabteilung waren äußerst unzureichend. Seit 1953 wohnten wir in einem einstöckigen Haus mit nur fünf Schlafzimmern. Tatsächlich waren für die Zeit des Besuches von Bruder Knorr drei von diesen Schlafzimmern in Büros umgewandelt worden. So wurde also entschieden, sich nach etwas Neuem umzusehen.
Nach einigen ergebnislosen Versuchen, ein Grundstück zu finden, auf dem man uns erlaubte, nach unseren Wünschen zu bauen, wurde beschlossen, das alte Gebäude abzureißen und an derselben Stelle ein neues zu errichten. Im Dezember 1972 begannen wir mit dem Bau. Zehn Monate später zogen wir ein. Welch ein freudiger Anlaß das doch war!
Wenn es sich hierbei auch nicht um ein „Zwei-Tage-Wunder“ handelte, wie man dies heutzutage in Verbindung mit der Errichtung von Königreichssälen kennt,
wurde doch auf alle Fälle in der Nachbarschaft darüber geredet. Den örtlichen Behörden sowie den Leuten, die in der näheren Umgebung wohnten, wurde dadurch wirklich ein ausgezeichnetes Zeugnis gegeben. Die Tatsache, daß Hunderte von Personen — Männer wie Frauen, kleine Kinder und alte Männer — auf irgendeine Weise mithalfen, gab Anlaß zu vielen Kommentaren.Der städtische Bauinspektor z. B. äußerte sich sehr wohlwollend. Obwohl er anfangs ziemlich kühl reagierte, wurde er doch aufgrund der Freundlichkeit aller am Bau Beteiligten allmählich zugänglicher. Er meinte: „Ihr Bau macht gute Fortschritte. Sie haben gute Kräfte. Die würden Sie nicht bekommen, wenn Sie dafür bezahlen müßten.“ Ein Bauunternehmer, der auf der anderen Straßenseite arbeitete, sagte: „Es ist gut, zu wissen, daß es noch Menschen gibt, deren Glaube stark genug ist, um so etwas auf die Beine zu stellen.“ Tatsächlich wurde unser schönes
Gebäude fast ausschließlich von freiwilligen Helfern oder unter ihrer Leitung errichtet.Wenn es auch unmöglich ist, alle mit Namen zu nennen, die sich durch Willigkeit und Opferbereitschaft ausgezeichnet haben, wollen wir doch einige herausragende Beispiele erwähnen. Nehmen wir z. B. Peter Drewett. Er verließ seinen weltlichen Arbeitsplatz und ging mit seiner Frau und Tochter in die Stadt. Während der ganzen Bauzeit wohnten sie im Wohnwagen. Ein anderes Beispiel war Noel Ellerman, der mit seiner Frau und zwei Kindern und seinem winzigen Wohnwagen direkt auf die staubige Baustelle zog. Dort, inmitten des Geschehens, verbrachten sie acht Monate. Wir möchten auch Eric Cargill erwähnen, einen Geschäftsmann, der nicht nur wichtige Ausrüstungsgegenstände und einige seiner Arbeitskräfte zur Verfügung stellte, sondern auch selbst die ganze Bauzeit über täglich die Hälfte seiner Arbeitszeit einsetzte.
PROBLEME IN VERBINDUNG MIT TABAKANBAU UND TABAKVERARBEITUNG
Wie bereits früher in diesem Bericht erwähnt, traten zu Beginn der 70er Jahre einige Probleme auf. Eines davon betraf den Tabakanbau oder die Arbeit auf Tabakplantagen oder für Firmen, die mit der Erzeugung oder Verarbeitung von Tabak zu tun haben. Da Tabak eine der Haupteinnahmequellen für Simbabwe ist, wurde dies zu einem nicht unbedeutenden Problem. Tabak ist der wichtigste Exportartikel und bringt dringend benötigte Devisen ein.
Schon 1972 machten sich die Brüder, die in solchen Unternehmen arbeiteten, Gedanken, ob ihre Tätigkeit schriftgemäß sei. Tatsächlich lehnten einige Brüder aus Gewissensgründen ihre Ernennung zum Ältesten oder Dienstamtgehilfen ab. Ein reisender Aufseher berichtet: „Es gibt eine Anzahl Brüder, die aufgrund ihrer ausgezeichneten
Eigenschaften als Älteste geeignet wären. Sie selbst haben aber darum gebeten, nicht als Ältester oder Dienstamtgehilfe empfohlen zu werden, weil sie auf einer Tabakplantage arbeiten, wo Tabak angebaut und verpackt wird. Aus Gewissensgründen haben sie darum gebeten, nicht empfohlen zu werden.“Einige, die Tabak angebaut hatten, hörten sofort damit auf, und andere planten in dieser Richtung. Einer drückte es so aus: „Viele von uns trennten sich von ihren Nebenfrauen, als sie verstanden, wie Gott die Sache ansah. Den Tabakanbau zu unterlassen sollte im Vergleich dazu leicht sein.“
BRÜDER BEWEISEN IHRE STANDHAFTIGKEIT
Es war gut, daß die Brüder bereits so dachten, denn dadurch wurde es für sie leichter, zwei Jahre später in einer bestimmten Situation richtig zu entscheiden. Im Februar 1974 brachte Unser Königreichsdienst eine besondere Beilage, betitelt „Unsere Beschäftigung mit ‚Nächstenliebe‘ in Einklang bringen“. Die Beilage erklärte den schriftgemäßen Standpunkt in dieser Sache sehr deutlich. Tabakgenuß ist eine Befleckung des Fleisches und daher eine Übertretung, auf die Gemeinschaftsentzug steht. Wäre es somit richtig, wenn ein Christ Tabakpflanzen anbauen oder verarbeiten und das Endprodukt an andere verkaufen würde? Die offenkundige, schriftgemäße Antwort lautet nein. Wir könnten das nicht tun und dennoch unseren Nächsten lieben. So wurde es in der Beilage erläutert (Luk. 10:27; 2. Kor. 7:1).
Die Reaktion der Brüder war einfach begeisternd! Versuche dir vorzustellen, du wärest in der Lage dieser Brüder. Angenommen, du hast eine verantwortungsvolle Stellung auf einer tabakproduzierenden Farm. Du hast dadurch eine Wohnung und vielleicht sogar ein Stück Land, auf dem deine eigenen Rinder weiden. Ganz plötzlich
mußt du nun eine wichtige Entscheidung treffen. Dein Arbeitgeber teilt dir mit, daß du dir, falls du nicht in der Tabakproduktion arbeiten willst, anderswo eine Beschäftigung suchen mußt. Vielleicht hast du mehrere kleine Kinder. Was würdest du tun?Unsere Brüder trafen die richtige Entscheidung! Ja, sie waren lieber bereit, all das aufzugeben, als von Jehovas Organisation getrennt zu werden. Viele nahmen beträchtliche materielle Verluste auf sich, aber sie blieben in der Gunst Jehovas. Diejenigen, die ausgeschlossen werden mußten, waren nur eine Handvoll. Wie sehr schlugen doch unsere Herzen für unsere lieben Brüder, die standhaft für Gottes Gerechtigkeit eintraten!
UNTERSCHIEDLICHE REAKTIONEN
Natürlich wurde die Haltung, die unsere Brüder in dieser Frage einnahmen, weithin bekannt, und die Reaktion war meistens negativ. Regelmäßig erschienen in der Zeitung Artikel und Leserbriefe. Abgeordnete meldeten sich innerhalb und außerhalb des Parlaments mit ihrer Kritik zu Wort; einige mit allem Nachdruck. Was ein Journalist in einer Monatszeitschrift schrieb, zeigt, wie weit die Sache ging: „Die Zeugen Jehovas sind innerhalb und außerhalb des Parlaments schwer kritisiert worden. ... Unter der neuen Gesetzgebung können sie ihre Staatsangehörigkeit sowie den gesetzlichen Schutz vor einer Deportation verlieren.“ Er nannte das Ganze einen „Sturm im Wasserglas“.
Die Farmer selbst reagierten unterschiedlich. Etliche waren bösartig. Einige schrieben der Gesellschaft, und andere brachten das, was sie über Jehovas Zeugen dachten, am Telefon zum Ausdruck. Dennoch hätten sie Zeugen Jehovas auf ihren Farmen gern in Vertrauensstellungen eingesetzt.
So gab es manche Farmer, die große Anstrengungen unternahmen, um den Brüdern entgegenzukommen. Um nicht gute, zuverlässige Arbeiter zu verlieren, waren sie bereit, ihnen Beschäftigungen zu geben, die nichts mit der Herstellung von Tabakwaren zu tun hatten. Dafür waren die Brüder natürlich dankbar.
Ein Bruder, der als Tabakverkäufer arbeitete, machte eine schöne Erfahrung. Als ihm klar wurde, daß er diese Art Arbeit nicht weiter durchführen konnte, reichte er seine Kündigung ein. Der Arbeitgeber weigerte sich, sie anzunehmen. So ging der Bruder einfach nicht zur Arbeit. Als sein Arbeitgeber ihn zu Hause aufsuchte, um herauszufinden, warum er nicht zur Arbeit erschienen war, erklärte ihm der Bruder die Situation. Daraufhin lobte der Arbeitgeber den Bruder für seine Ehrlichkeit und betonte, daß er ihn als Arbeitnehmer nicht verlieren möchte.
Der Bruder nutzte die Gelegenheit und legte die Bedingungen fest, unter denen er bereit war zu bleiben. Er wollte nicht nur von Arbeiten, die etwas mit Tabak zu tun hatten, befreit werden, sondern bat auch darum, für alle Zusammenkünfte freizubekommen. Damit war der Arbeitgeber einverstanden. Für den Bruder bedeutete dies allerdings eine Lohnkürzung.
Der Bruder kam zu folgendem Schluß: „Diese Erfahrung hat mich gelehrt, daß wir gesegnet werden, wenn wir bei Problemen an unserem Arbeitsplatz Ausharren bekunden. Außerdem habe ich gelernt, wie wichtig es ist, mehr auf unser geistiges Wachstum bedacht zu sein, während wir mit Jehovas Organisation vorwärts gehen.“ Dieser Bruder dient heute als Ältester.
SCHWIERIGKEITEN BEWIRKEN, DASS DIE GUTE BOTSCHAFT VERBREITET WIRD
Tatsächlich trugen die veränderten Lebensumstände der Brüder dazu bei, daß sich die gute Botschaft vom
Königreich weiter ausbreitete. Es wurden sogar neue Versammlungen in entlegenen Gegenden gegründet. Ein Bruder besaß z. B. in einer abgelegenen Gegend ein Bergwerk. Die Brüder erfuhren, daß er Arbeiter benötigte und bereit war, denen zu helfen, die in Not geraten waren. Schon bald arbeiteten zwanzig Brüder bei ihm. Zusammen mit ihren Familien bildeten sie eine Versammlung, die immer noch besteht. Auch andere waren schnell bereit, Hilfe zu leisten, soweit sie konnten.Einige, die wegen der Tabakfrage ihre Arbeit verloren hatten, gingen zurück in ihre Heimatorte, wo oftmals keine Versammlung bestand. Die Folge war, daß Jehovas Wort in Gebieten verbreitet wurde, in denen zuvor noch nie gepredigt worden war.
Aber wie ging all dies nun aus? Merkwürdigerweise war es die Tabakgenossenschaft selbst, die schließlich die Sache beilegte, indem sie durch den Vorsitzenden der Genossenschaft im Monatsheft für Tabakanbauer eine Meldung veröffentlichte. Darin hieß es, daß die Angelegenheit für die Zeugen Jehovas eine religiöse Frage sei, die nicht zu einer Streitfrage werden solle. Ein interessanter Kommentar erschien in der Ausgabe der Zeitschrift Rhodesia Tobacco Forum vom Juni 1974. Auf Seite 27 hieß es mit Bezug auf Jehovas Zeugen: „In demselben Artikel [ein Zeitungsartikel] wurde berichtet, der Landwirtschaftsminister habe diese Entwicklung ‚als einen offensichtlich mutwilligen Versuch, eine Verlagerung in der Wirtschaft herbeizuführen‘, bezeichnet. Doch die Anzahl der daran Beteiligten berechtigt kaum zu einer solchen Vermutung.“ Dieser von der Rhodesischen Tabakgenossenschaft stammende Kommentar beruhigte die Gemüter, so daß die Brüder nicht länger belästigt wurden. Tatsächlich wurde ein ausgezeichnetes Zeugnis hinsichtlich der Treue des Volkes Jehovas gegeben.
DIE NEUTRALITÄTSFRAGE TRITT IN DEN VORDERGRUND
Während unsere afrikanischen Brüder mit dem Tabakproblem zu kämpfen hatten, trat — ebenfalls im Jahre 1972 — ein anderes Problem in den Vordergrund, das zunächst nur unsere weißen Brüder betraf. Dabei ging es um die Neutralität eines Christen in den politischen Angelegenheiten der Nationen. Das Problem breitete sich erst aus, als das begann, was einige einen „Freiheitskampf“ und andere einen „Guerillakrieg“ nannten. Das Problem wurde natürlich akut, als die allgemeine Wehrpflicht für die Männer unter der weißen Bevölkerung eingeführt wurde.
Mit zunehmenden Kampfhandlungen, besonders an den Landesgrenzen, wurden vermehrte Anstrengungen unternommen, die gesamte Bevölkerung in die Verteidigung des Staates einzubeziehen. Zunächst wurden jedoch nur die Männer der weißen Bevölkerung einberufen. Das betraf eine ganze Reihe von jungen Zeugen. Viele von ihnen wurden mehr als einmal zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie gewissenhaft an ihrer christlichen Neutralität festhielten.
Die Einberufung erfolgte in der Weise, daß Männer für eine gewisse Zeit im Jahr einberufen wurden. Nach Ablauf dieser Zeit konnten sie ihre berufliche Tätigkeit wieder aufnehmen. Ein Bruder konnte also jedesmal, wenn er sich weigerte, einem Einberufungsbefehl zu folgen, mit einem Freiheitsentzug rechnen. Tatsächlich erhielten einige Brüder Einberufungsbefehle zugestellt, während sie noch im Gefängnis waren!
Für junge Ehemänner und Väter war es besonders schwierig, nicht nur deshalb, weil sie ihre Familien zurücklassen mußten, wenn sie ins Gefängnis kamen, sondern auch wegen ihrer beruflichen Tätigkeit. Nicht selten
verloren diese Brüder ihre Beschäftigung, und das bedeutete, daß sie sich nach der Entlassung aus dem Gefängnis eine neue Beschäftigung suchen mußten. Dabei wurden sie dann unweigerlich nach ihrem Militärdienst gefragt. Wenn dem voraussichtlichen Arbeitgeber die Tatsachen unterbreitet wurden, lautete die Antwort oft: „Es tut mir leid. Ich würde Ihnen gern die Stelle geben, aber ich kann es nicht tun, es sei denn, Sie leisten zuerst Ihren Militärdienst ab.“ Für einige war das ein großes Problem.EINER DER ERSTEN FÄLLE
Einer der ersten, die diese Schwierigkeiten durchzustehen hatten, war Bob Hawkes. Er hatte bereits Militärdienst abgeleistet, bevor er begann, die Bibel mit Jehovas Zeugen zu studieren. Als er im Januar 1973 aufgefordert wurde, zum Dienst zu erscheinen, hatte er erst sechs Monate studiert. Lassen wir ihn seine Geschichte selbst erzählen:
„Aufgrund dessen, was ich aus meinem Bibelstudium gelernt hatte, entschloß ich mich, der Einberufung nicht nachzukommen. Damals war meine Frau Molly im zweiten Monat schwanger.“
Was geschah, als er nicht erschien?
„Ich wurde vor Gericht geladen und zu dreißig Tagen Gefängnis verurteilt mit drei Monaten Bewährung.“
War dies eine harte Prüfung für ihn?
„Ja, es war nicht leicht. Ich war noch nicht einmal getauft und saß schon hinter Gittern. Ich war allein in einer mir fremden Welt. Es war alles so verwirrend. Dann schrieb mir Molly in ihrer Bestürzung einen Brief, in dem sie zum Ausdruck brachte, daß sie mich verlassen wolle. Zu allem Überfluß besuchte mich dann noch mein Vater und brachte mir eine Menge Literatur, in der die Zeugen falsch dargestellt wurden. Ich ließ ihn wissen, daß ich —
ganz gleich, was geschehe — zu meiner Gewissensentscheidung stehen werde. Mein einziger Trost war das Gebet zu Jehova.“DIE PROBLEME NEHMEN ZU
Als Bob Hawkes aus dem Gefängnis kam, stellte er fest, daß die Probleme noch lange nicht gelöst waren. Zu Hause übergab ihm seine Frau Molly den Heerestornister und schlug ihm vor, in den „Busch“ zu gehen, d. h. in den Krieg. Bob berichtet: „Ich sagte ihr, sie solle nicht versuchen, mich dazu zu zwingen, und ich wolle überhaupt nichts mehr davon hören.“
Dann ging Bob zu seiner Arbeitsstelle, wo er erfahren mußte, daß er fristlos entlassen worden war. „Als ich Molly davon erzählte“, sagte Bob, „blieb sie seltsamerweise trotz ihrer ablehnenden Haltung zur Wahrheit bei mir.“
Kurz danach ließ Bob sich taufen. Dann kam er wieder ins Gefängnis, dieses Mal für sechs Monate; dazu kamen noch die drei Monate, die zuvor auf Bewährung ausgesetzt worden waren. Insgesamt war er dreimal im Gefängnis, das letzte Mal acht Monate.
UND WIE GING ES MIT MOLLY WEITER?
Wir könnten sie fragen: „Molly, was hast du zu alldem zu sagen?“
„Als wir studierten, bedeutete mir die Wahrheit nicht viel. Bei Bob war es anders. Sobald er etwas gelernt hatte, nahm er Änderungen vor. Die Folge war, daß er das Rauchen, Partys und andere Dinge aufgab. Schließlich wurde ich schwanger und war wegen der Blutfrage sehr beunruhigt. Unser ganzes Leben wurde davon berührt.
Dann kam Bob ins Gefängnis. Das fand ich furchtbar. Wie konnte er uns das alles antun? Damals stellte ich ihm ein Ultimatum. Ich schrieb ihm einen Brief, in dem
ich ihm androhte, ihn zu verlassen. In Wirklichkeit meinte ich es jedoch nicht so, denn ich wußte, daß ich das nicht durchstehen könnte.“Was bewirkte eine Änderung in Molly, so daß sie die Wahrheit annahm?
„Viel war auf die Freundlichkeit der Schwestern zurückzuführen. Sie unterstützten uns materiell, unter anderem durch Lebensmittel, Fleisch und Brot. Darüber hinaus spürte ich das liebevolle Interesse der Brüder und Schwestern, die mich in geistiger Hinsicht erbauten. Das beeinflußte mich allmählich positiv. Es gab mir zu denken. So begann ich, auf die Taufe hinzuarbeiten. Kurz nachdem Bob zum letzten Mal aus dem Gefängnis entlassen worden war, ließ ich mich taufen.“
Bruder Hawkes erhielt danach noch einen Einberufungsbefehl. Dieses Mal wurde er jedoch nicht mehr eingesperrt, weil er geplant hatte, eine Beschäftigung im Ausland anzunehmen.
Diese Erfahrung ist typisch für das, was etliche unserer Brüder durchmachten. Dadurch, daß die Altersgrenze für Wehrpflichtige auf 50 und schließlich sogar auf 60 Jahre heraufgesetzt wurde, wurde eine beträchtliche Anzahl von Brüdern betroffen. Aber mehr darüber später.
POLITISCHER WIDERSTAND MACHT SICH BEMERKBAR
Da die Probleme in Verbindung mit dem Anbau von Tabak und der Herstellung von Tabakwaren sowie der christlichen Neutralität in der Öffentlichkeit viel Aufsehen erregt hatten, kann man sich vorstellen, daß man überall von Jehovas Zeugen sprach. Einige Mitglieder des Parlaments begannen mit einer Agitation, um die Regierung zu Maßnahmen zu veranlassen, durch die das Predigtwerk behindert würde. Zweifellos geschah dies auf
Betreiben einiger aufgebrachter hochgestellter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich über die neutrale Haltung der Zeugen ärgerten.Die Zeugen waren nicht nur die Zielscheibe der Kritik und Angriffe durch die Nachrichtenmedien, sondern sie waren auch ein beliebtes Thema bei Parlamentsdebatten. Das war besonders am 4. Dezember 1973 der Fall, als das Parlament über einen Änderungsantrag zum Enteignungsgesetz für Verteidigungszwecke beriet sowie über das Staatsbürgerschaftsgesetz. Nachstehend folgen einige Auszüge aus den Debatten:
„Die Glaubensansichten dieser Sekte [Jehovas Zeugen] stehen in krassem Gegensatz zu denen der angesehenen etablierten Kirchen“ (Der Verteidigungsminister).
„Kurzum, es ist daran gedacht worden, dafür zu sorgen, daß ein Zeuge Jehovas, der wegen einer strafbaren Handlung, nämlich weil er sich aufgrund seines religiösen Gewissens weigert, Befehle auszuführen, zu 6 Monaten Gefängnis oder mehr verurteilt worden ist — ohne das Recht, eine Geldstrafe zu wählen —, seine Staatsangehörigkeit verlieren oder, falls es sich um einen Ausländer handelt, des Landes verwiesen werden kann“ (Der Verteidigungsminister).
„Dieser Überzeugung [der Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen im allgemeinen], die meistens mit der Frage der Achtung vor dem menschlichen Leben zu tun hat, läßt sich entgegenkommen durch eine Zuteilung zum waffenlosen Dienst. ... Eine Ausnahme ... bildet der Kult oder die Sekte, die unter dem Namen Jehovas Zeugen bekannt ist und die ich für eine verderbliche Organisation halte, für deren Einstellung zum Militärdienst es weder eine Grundlage noch eine Rechtfertigung gibt“ (Ein Abgeordneter).
„Was wir erreichen wollen, ist, daß Jehovas Zeugen
keinen Druck oder Einfluß auf junge Wehrdienstpflichtige ausüben, die ihren Militärdienst leisten“ (Der Verteidigungsminister).Es scheint, daß sich die mutige Haltung unserer Brüder in vielerlei Hinsicht bemerkbar machte.
SPANNUNGEN NEHMEN ZU
Gegen Ende 1974 spürte man die zunehmenden Spannungen. Das wurde in einem Brief des Zweigbüros vom 8. Oktober 1974 an das Hauptbüro der Gesellschaft angedeutet. Darin wurde u. a. auf ein Gerücht Bezug genommen, nach dem unsere Organisation einer gründlichen Untersuchung unterzogen werden sollte. Weiter hieß es: „Bis zu diesem Zeitpunkt [Datum des Briefes] haben wir weder etwas gehört, noch wurden wir von den Behörden benachrichtigt. Gerüchten zufolge soll im Dezember irgend etwas unternommen werden, doch es war keine Bestätigung dafür zu erhalten.
Im ganzen Land ist der überwiegende Teil der Bevölkerung uns gegenüber auf Kampf eingestellt, insbesondere was unsere Haus-zu-Haus-Tätigkeit anbetrifft.“
Überall begegnete man Schildern mit der Aufschrift „Jehovas Zeugen unerwünscht“. Ein geschäftstüchtiger Mann ging damit von Tür zu Tür und machte eine Zeitlang ein gutes Geschäft.
GEPLANTE AKTION
Anfang Februar 1975 gelangten die Brüder des Zweigbüros in den Besitz eines sehr wichtigen Sitzungsprotokolls. Es handelte sich um das Protokoll einer Tagung des Vorstandes der Rhodesian Front, der politischen Partei, die damals an der Macht war. Auf dieser Tagung am 31. Januar 1975 wurde viel über Jehovas Zeugen gesprochen. In einer Anzahl von Punkten legte man dar, warum
etwas gegen Jehovas Zeugen unternommen werden sollte.Nun, man kann sich vorstellen, wie uns damals zumute war! Was würde geschehen? Würden Jehovas Zeugen verboten werden? Würden die Missionare ausgewiesen werden? Wir hatten absolut keine Ahnung, womit zu rechnen war.
Obwohl diejenigen, die der Regierung diese Vorschläge unterbreiteten, selbst zur regierenden Partei gehörten — einige von ihnen waren Mitglieder des Parlaments —, schien die Regierung selbst eine vernünftigere Ansicht zu vertreten. Weder damals noch zu irgendeiner anderen Zeit wurde offiziell etwas gegen das Predigtwerk oder die Organisation unternommen. Wir sind Jehova dafür sehr dankbar.
NEUTRALE HALTUNG IN GEFÄHRLICHEN GEGENDEN
Nicht nur die Militärfrage erforderte, daß sich die Brüder entschlossen von der Welt getrennt hielten, sondern es ergaben sich auch andere schwierige Situationen (Joh. 15:19). Zum Beispiel stellte es sich heraus, daß die Gegend, in der Bruder Will Vosloo seine Farm hatte, im Krieg ein wirklich gefährliches Gebiet war. Die Farm lag 62 km von der Versammlung entfernt, in der Bruder Vosloo als Aufseher diente. Direkt hinter der Farm befand sich ein Stützpunkt der „Freiheitskämpfer“. Zwischen ihnen und den Sicherheitskräften der Regierung gab es beträchtliche Konflikte.
Eines Tages, kurz nach der Taufe von Bruder Vosloo, saßen er und seine Frau Gisela in ihrer Wohnung und lasen in der Bibel Psalm 112:7, wo es heißt: „Er wird sich auch vor schlechter Nachricht nicht fürchten, sein Herz ist fest, veranlaßt, auf Jehova zu vertrauen.“ Eine Stunde später erschien ein Polizist und machte die Leute darauf aufmerksam, daß „Terroristen“ in der Gegend seien. Er bestand darauf, daß der Farmer sich zum Schutz bewaffnen solle. Bruder Vosloo lehnte das ab.
Er berichtet: „Von da an wurde immer mehr Druck auf mich ausgeübt, um mich zu bewegen, mich an den Schutzmaßnahmen für die Gemeinde zu beteiligen. Meine Nachbarn konnten meine Einstellung nicht verstehen — in ihren Augen war ich ein Feigling. Im Predigtdienst sagte ein Mann zu mir: ‚Sie werden der erste sein, der auf und davon läuft, wenn es wirklich brenzlig wird.‘ Er hatte sich geirrt. Ich bin immer noch auf meiner Farm, aber alle anderen sind nicht mehr da.“
DIE NEUTRALE HALTUNG ERWEIST SICH ALS EIN SCHUTZ
Bruder Vosloo und seine Familie wurden zwar von anderen Farmern in der Nachbarschaft belästigt, doch kam aus einer unerwarteten Quelle Trost. Eines Tages besuchte ihn ein Kreisaufseher und sagte zu ihm: „Ich bin dein Bruder von der anderen Seite des Umfuli-Flusses. Mach dir keine Sorgen. Die Leute in der Gegend sind über deine neutrale Haltung unterrichtet. Dir wird nichts geschehen.“ Diese Worte erwiesen sich als wahr.
Einige Zeit nach dieser Begebenheit, als Bruder Vosloos Arbeiter einmal mit den Traktoren auf dem Feld arbeiteten, kam plötzlich eine Gruppe Guerillakämpfer auf sie zu. Sie sagten: „Wir kennen diesen Mann. Wir wollen seine Traktoren nicht in Brand stecken.“ Tatsächlich ließen sie Bruder Vosloos landwirtschaftliche Geräte unangetastet, während Traktoren von Nachbarn in Brand gesteckt und Pumpanlagen zerstört wurden. Als Bruder Vosloo später mit seiner Familie in Urlaub war, wurden etliche Farmhäuser in der Gegend zerstört, aber
das Haus der Vosloos blieb verschont. All das war auf ihre in der Umgebung bekannte neutrale Haltung in politischen Angelegenheiten zurückzuführen.Diese Situation hielt jahrelang an, genauer gesagt bis zum Ende des Krieges. Sogar Abordnungen von Gemeindevertretern besuchten die Vosloos und versuchten, sie moralisch unter Druck zu setzen, um sie zu veranlassen, sich zu ihrem eigenen Schutz und zum Schutz anderer zu bewaffnen. Alle anderen in der Gegend waren auf ihren Reisen schwer bewaffnet. Aber Bruder Vosloo sagte, Gisela sei unerbittlich gewesen: „Weder Gewehr noch Revolver!“
Die Lage verschlimmerte sich zusehends: Geschäfte in den Dörfern wurden in Brand gesteckt, Straßen wurden vermint, und ein Ausgehverbot machte es für die Kinder äußerst schwierig, in die Schule zu fahren. Schließlich entschloß sich Bruder Vosloo, ein Haus in der Stadt zu mieten, wo seine Familie wohnen konnte, während er weiter auf der Farm arbeitete. Bei allem, was er erlebt hatte, war er davon überzeugt, daß seine neutrale Haltung und das völlige Vertrauen in Jehova ihn wirklich beschützt hatten, so wie geschrieben steht: „Wann immer du dich niederlegst, wirst du keinen Schrecken empfinden; und du wirst dich gewißlich niederlegen, und dein Schlaf soll angenehm sein. Du wirst dich nicht zu fürchten brauchen vor irgendeinem plötzlichen Schrecknis ... Denn Jehova selbst wird sich in Wirklichkeit als deine Zuversicht erweisen, und er wird deinen Fuß bestimmt vor dem Fang bewahren“ (Spr. 3:24-26).
EINE PARADOXE SITUATION
Es war wirklich seltsam: Ein und dieselbe Haltung hatte einerseits zur Folge, daß unsere jungen weißen Brüder ins Gefängnis gehen mußten, andererseits trug
sie unseren afrikanischen Brüdern eine Freiheit ein, deren sich oftmals nicht einmal Glieder anderer religiöser und nichtreligiöser Organisationen erfreuten.Mit der Zeit nahm die Guerillatätigkeit in einigen Gebieten zu, was zur Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen führte. Zusammenkünfte wurden verboten, Schulen und Geschäfte geschlossen. Die Brüder mußten im Predigtdienst und beim Zusammenkommen zur christlichen Anbetung ausgesprochen vorsichtig vorgehen.
Im Februar 1973 war für diese Gegenden ein Kreiskongreß geplant. Würde man uns erlauben, ihn abzuhalten? Voller Vertrauen in Jehovas Leitung wandten sich die einheimischen Brüder an den Dorfältesten und baten ihn, dem Bezirkskommissar einen Brief zu übergeben. Obwohl der Dorfälteste den Brief nicht sofort übergab, erlaubte er den Brüdern dennoch, Vorbereitungen zu treffen.
Als später der Bezirksaufseher, Isaac Chiadzwa, in das Gebiet kam, begab er sich in das Büro des Distriktkommissars, um sich anzumelden und die Erlaubnis einzuholen, das Gebiet für den Kreiskongreß zu betreten. „Als ich um die Erlaubnis bat, das Dotitogebiet zu betreten, lachten alle im Büro des Distriktkommissars, weil sie dachten, ich sei verrückt geworden. Wie überrascht waren sie jedoch, als sie später einen Beamten sagen hörten: ‚Wir kennen Ihre Leute und sind über Ihre Haltung unter den gegenwärtigen Verhältnissen unterrichtet.‘ “
Tatsächlich wurde uns die Erlaubnis für den Kongreß erteilt! Die einzige Einschränkung bestand darin, daß wir kein Abendprogramm haben durften. Selbst der Dorfälteste war erstaunt und beeindruckt!
Bruder Chiadzwa erzählte, daß er damals im Bezirksdienst auf viele Straßensperren stieß. Er berichtet: „Ich wurde stets durchgelassen, weil ich ein Zeuge Jehovas
war. An einer Straßensperre wurden alle angewiesen, ihre Fahrzeuge zu entladen, damit eine Inspektion durchgeführt werden könne. Als ich aus dem Wagen sprang, sah ein Polizist meine Aktentasche. Nachdem er sie geöffnet hatte, fragte er mich, wer ich sei und was ich hier tue. Als ich ihm sagte, daß ich ein Zeuge Jehovas sei, brauchte ich den Wagen nicht auszuladen, in dem sich — nebenbei bemerkt — Literatur und unsere ganze Ausrüstung befand. Als ein anderer Polizist das hörte, wollte er wissen, warum dieser Wagen nicht entladen werde. Ich hörte den ersten sagen: ‚Er ist ein Zeuge Jehovas. Wir haben keine Probleme mit diesen Leuten.‘ “Der Bezirksaufseher erzählte, daß die Brüder in dieser Gegend immer Literatur der Gesellschaft bei sich trügen, selbst wenn sie auf den Feldern arbeiteten. Dadurch wurden sie oftmals von Schlägen und Mißhandlungen verschont. Es war merkwürdig, daß ein und dieselbe Gruppe Menschen einerseits der Obrigkeit so verhaßt war, andererseits jedoch so begünstigt wurde.
Wir werden später mehr darüber berichten, aber jetzt wollen wir uns wieder Malawi zuwenden.
VERFOLGUNG IN MALAWI
Zuletzt sprachen wir davon, daß die Brüder in Malawi von ihrem Heimatland nach Milange in Moçambique geflohen waren, das östlich von Malawi liegt. Etwa um das Jahr 1970 kamen sie nach und nach in ihre Heimat zurück und versuchten, die gewohnte Lebensweise wieder fortzusetzen. Aber diese Situation dauerte nicht lange an.
Im Jahre 1972 rollte eine neue Verfolgungswelle über unsere Brüder hinweg. Der San Francisco Examiner nannte das ganze einen „religiösen Krieg“ und sagte: „Es ist ein ganz ungleicher Krieg — Gewalt gegen Glauben.“
Die Art der Verfolgung glich weitgehend der von 1967, nur dieses Mal war sie noch viel heftiger.Der Jugendbund und eine Bewegung, Junge Pioniere genannt, führten diesen „Krieg“ an. „Sie bildeten 12 bis 100 Mann starke Banden. Bewaffnet mit Stöcken, Knüppeln, Buschmessern und Äxten, zogen sie von Dorf zu Dorf, griffen die Zeugen Jehovas an und zerstörten ihr Eigentum.“ (Siehe Erwachet! vom 22. Februar 1973.)
Unsere Schwestern wurden vergewaltigt; Brüder wurden mit Holzknüppeln, in die Nägel geschlagen waren, grausam mißhandelt. Einem Bruder wurden Bündel von ausgedorrtem Gras um den Leib gebunden, und dann zündete man es an. Er verbrannte bei lebendigem Leibe.
Bruder Michael Yadanga und seine Familie wurden mitten in einem Wildreservat ausgesetzt, wo überall wilde Tiere umherstreiften. Sie mußten mehrere Kilometer weit gehen, um einen Bus zu erreichen. Nachdem sie nach Hause zurückgekehrt waren, versuchte man erneut, sie durch Drohungen zu überreden, eine Parteimitgliedskarte zu kaufen. Bruder Yadanga sagte zu ihnen: „Ich habe meine Zähne verloren, weil ich keine Karte kaufte. Ich habe meine Arbeit verloren, weil ich keine Karte kaufte. Ich wurde schwer geschlagen, mein Besitztum wurde zerstört, und ich war gezwungen, nach Sambia zu fliehen: alles nur, weil ich keine Karte kaufte. Und ich werde auch jetzt keine Karte kaufen.“ Später machte ein freundlichgesinntes Glied des Jugendbundes ihn darauf aufmerksam, daß man hinter ihm her war, und so floh der Bruder mit seiner Familie nach Moçambique.
Zu den Schlägen und anderen Körpermißhandlungen, die die Zeugen ertragen mußten, kam noch hinzu, daß man ihre Geschäfte schloß, Bankkonten sperrte, Eigentum beschlagnahmte, Ernteerträge vernichtete oder stahl und sie aus ihren Arbeitsplätzen verdrängte. Was
unternahmen sie daraufhin? Sie taten das einzige, was sie tun konnten — sie flohen aus dem Land.Dieses Mal flohen die meisten nach Sambia. Über 19 000 errichteten in Sinda Misale ein Flüchtlingslager.
HILFE VON DER BRUDERSCHAFT IN DER GANZEN WELT
Es dauerte nicht lange, bis Hilfe für diese Brüder eintraf. Sie kam aus allen Teilen der Erde in Form von Geld, Kleidung, Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern. Die Brüder in Sambia beschafften schnell tonnenweise Nahrungsmittel, Decken und Bettzeug, Gartengeräte und andere Werkzeuge. Aus Südafrika wurden auf Lastwagen große Mengen Zeltplanen, Decken, Plastikfolien, Schaufeln, Äxte und anderer Gegenstände gebracht, wobei unsere Brüder etwa 2 400 km bis nach Sinda Misale zurücklegten, um die Güter auszuliefern. Obwohl dies mit vielen Schwierigkeiten verbunden war, gelangte doch alles unter der liebevollen Führung Jehovas unbeschädigt ans Ziel. Alles in allem wurden viele Tonnen Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und verschiedene Gebrauchsgegenstände für die Brüder in Sinda Misale beschafft.
WIEDER UNTERWEGS
Leider war die Atempause nur von kurzer Dauer. Die sambische Regierung schickte die Brüder unter dem Vorwand, sie an einen anderen Ort bringen zu müssen, wieder nach Malawi zurück. Dort begann die Verfolgungswelle von neuem. So verließen die Brüder erneut ihr Heimatland. Dieses Mal flohen sie nach Mlangeni (Moçambique), das westlich von Malawi liegt.
Schon bald gab es in Moçambique 12 Flüchtlingslager, in denen bis zu 34 000 Personen lebten. Im Jahre 1975 leitete die Regierung von Moçambique dann zwangsweise
eine Rückführung unserer Brüder von Mlangeni nach Malawi ein. Doch die meisten flohen wieder nach Moçambique, diesmal in östliche Richtung. Viele von ihnen sind heute noch dort.Sicherlich werden dich einige Erfahrungen interessieren, die von Cyril und Ina Long erzählt wurden. Sie wohnten in Blantyre (Malawi), als die Verfolgung 1972 wieder aufflammte. Sie berichteten:
„Eine Familie wurde auf einer Brücke, die über einen Hochwasser führenden Fluß führte, angehalten und nach den Parteimitgliedskarten gefragt. Als die Eltern erklärten, warum sie keine bei sich hätten, wurden die Kinder über das Brückengeländer in den reißenden Fluß geworfen. Eines der Kinder war ein sechs Monate altes Baby. Glücklicherweise konnten die größeren Kinder schwimmen und das Baby retten. Mit der Hilfe Jehovas entrannen sie alle dem Tod.
Ein anderer Bruder wurde besinnungslos geschlagen. Dann übergoß man ihn mit Benzin und zündete ihn an. Er verbrannte bei lebendigem Leibe. Tragischerweise wurden seine schwangere Frau und seine sechs Kinder gezwungen, das grausame Schauspiel zu beobachten.“
HILFELEISTUNG FÜR DIE VERFOLGTEN
Bruder Long erkannte, daß etwas geschehen mußte, um den Brüdern, die geschlagen und beraubt worden waren, zu helfen. Man legte einen geheimen Ort fest, wo man Brüder und Schwestern traf, die auf der Flucht waren, um sie dann über die Grenze zu bringen. Bei der ersten Fahrt konnten 30 Personen in zwei Volkswagenbussen befördert werden. Etliche kamen mit Fahrrädern, erkannten aber, daß sie diese nicht mitnehmen konnten. Sie warfen die Räder einfach ins Gebüsch am Straßenrand.
Sie wußten, daß es eine Trennung auf Nimmerwiedersehen war.„Auf der ganzen Strecke“, sagte Ina, „gab es Straßensperren, und jedesmal mußten sich die Brüder und Schwestern auf den Boden des Wagens legen und sich unter Decken verstecken. Da Cyril ein Weißer war und der einzige, der gesehen wurde, wurde er durch die Sperre hindurchgewinkt, ohne daß man den Wagen durchsuchte. Um 3 Uhr morgens erreichten sie sicher das Flüchtlingslager in Moçambique.
Einige Tage später trat ein Kreisaufseher an uns heran und berichtete, daß ein dringender Bedarf an Medikamenten und Decken bestand, denn im sambischen Lager kampierten nahezu 12 000 Menschen unter freiem Himmel. Es war Winter, und viele litten an Erkältungen, Durchfall, Halsentzündung usw. Andere hatten Schnittverletzungen, Prellungen und schwere Verbrennungen infolge der ihnen zugefügten Mißhandlungen. Was konnten wir tun, um ihnen zu helfen?
Nach einem flehentlichen Gebet zu Jehova beschlossen wir, uns an einen Apotheker zu wenden mit der Bitte, für uns Medikamente einzukaufen. Das war gefährlich, denn er hätte uns ohne weiteres den Behörden melden können. Dennoch gingen wir zu ihm und erklärten ihm die Situation.
Wie sich herausstellte, war der Apotheker ärgerlich auf die Regierung, weil sie ihn gezwungen hatte, einen seiner zuverlässigsten Angestellten zu entlassen, der ein Zeuge Jehovas war. Anstatt uns also zu verraten, war er sehr froh, uns unterstützen zu können.“ Man stelle sich die Überraschung und Freude von Cyril und Ina Long vor, als sie am nächsten Tag ihre Bestellung abholen wollten und ihnen zwei riesige Pakete mit Medikamenten für die Brüder im Flüchtlingslager als Geschenk überreicht
wurden! Als sie versuchten, die Medikamente zu bezahlen, erklärte der Apotheker: „Das ist das wenigste, was ich für solche loyalen Menschen tun kann, die man so schändlich behandelt.“Kurz darauf unternahmen Cyril Long und ein anderer Bruder eine nächtliche Reise in das Lager, dieses Mal mit einer Ladung Decken. Bruder Long berichtet: „Bei dem Anblick, der sich uns bot, kamen uns die Tränen: Eine sechsköpfige Familie kroch unter einer Decke zusammen, und sie versuchten, sich gegenseitig zu wärmen. Für eine Schwester, die so furchtbar geschlagen worden war und der man mit Holzkohle so schwere Brandwunden beigebracht hatte, daß sie nicht liegen konnte, mußten sie Polster aus Grasbüschel machen.“
Bevor wir diesen Bericht abschließen, möchten wir noch eine Erfahrung erzählen, die Schwester Long sehr bewegt hat. Da die Regierung alle Bankkonten der Brüder gesperrt hatte, konnte keiner von ihnen Geld abheben und damit die Flucht in öffentlichen Verkehrsmitteln finanzieren. Sie berichtete: „Zwei Brüder sprachen uns an und sagten: ‚Es ist uns gelungen, unsere Ersparnisse abzuheben, bevor die Konten gesperrt wurden. Wir haben Busfahrkarten für unsere Familie gekauft, und nun haben wir noch Geld übrig. Könntet ihr es bitte denen geben, die es benötigen?‘ Obwohl diese Brüder ihre Beschäftigung verloren hatten, trieb ihre brüderliche Liebe sie doch dazu an, das, was sie hatten, mit anderen zu teilen in der Überzeugung, daß Jehova für sie sorgen werde!“
Zweifellos hat diese Begebenheit den Glauben von Cyril und Ina Long an Jehovas liebevolle Fürsorge gestärkt.
EINE REISE NACH MOÇAMBIQUE
Im Jahre 1975, als die Flüchtlingslager in Moçambique (westlich von Malawi) noch existierten, tauchte ein ähnliches Apg. 6:1-6). Es handelte sich um die Verteilung von Hilfsgütern. Man beschloß, daß es das beste sei, dies durch einen Bruder vom Zweigbüro zu regeln. So machte sich Keith Eaton, ein Glied des Zweigkomitees, im Februar 1975 auf den Weg in diese Lager. Das war allerdings leichter gesagt als getan. Er mußte einen Umweg mit dem Flugzeug machen. Von Salisbury flog er nach Beira an der Ostküste Moçambiques, wo er übernachtete und einige Brüder besuchte. Dann ging es weiter nach Tete am Sambesi und dann nach Vila Coutinho (jetzt Ulongue), wo sich damals sechs Flüchtlingslager befanden.
Problem auf wie zur Zeit der ersten Christen (Ein Umstand, der es erschwerte, das Ziel zu erreichen, war die Tatsache, daß sich Moçambique in der schwierigen Phase eines Übergangs von einer portugiesischen Minderheitsregierung zu einer schwarzen Mehrheitsregierung befand. Ins Land zu gelangen war also nicht einfach, besonders für Fremde.
Mit der Hilfe der Brüder, die Bruder Eaton vom Flugplatz in Vila Coutinho abholten, gelang es ihm jedoch, die Lager zu besuchen. Er sprach mit den Brüdern über ihre Probleme, hörte ihren herzzerreißenden Berichten zu, die mit ihrer Situation zusammenhingen, und machte nützliche Vorschläge. Zweifellos trug dieser persönliche Kontakt mit einem Vertreter der Gesellschaft sehr viel zur Ermunterung der Brüder bei.
ABFALL IN DEN FLÜCHTLINGSLAGERN
Als die Brüder sich schließlich in den Lagern von Milange (Moçambique), östlich von Malawi, niedergelassen hatten, wurde aus ihnen schließlich eine gutorganisierte Gruppe. Dennoch traten mit der Zeit weitere Probleme auf.
Im Jahre 1976 behaupteten plötzlich einige, Gesalbte
zu sein, und hielten, getrennt von den üblichen Versammlungszusammenkünften, besondere Zusammenkünfte ab. Sie vertraten unbiblische Lehren. Ihrer Meinung nach waren sie Gesalbte, und Jehova handelte, wie sie behaupteten, seit 1975 nicht mehr mit den Versammlungen durch die Ältesten, sondern durch sie.Einen der Rädelsführer fand die Polizei unbekleidet in der Nähe des Berges Mlanje an der Grenze von Moçambique. Er wurde in das Flüchtlingslager, das in Ostmoçambique liegt, zurückgebracht. Seinen Jüngern sagte er, daß er ähnlich wie Moses einem Ruf Jehovas, auf den Berg zu gehen und Anweisungen entgegenzunehmen, gefolgt sei. Leider gewannen diese falschen Lehrer, die behaupteten, Gesalbte zu sein, ziemlich viele Anhänger, und der Abfall wurde erst zum Stillstand gebracht, als 500 Personen die Gemeinschaft entzogen worden war. Viele von denen, die irregeführt worden waren, erkannten schließlich ihren Irrtum. Sie kehrten mit einer reuevollen Einstellung zurück und wurden wieder in die Versammlung aufgenommen.
Wir freuen uns sehr, daß zwei der für das Werk in Moçambique verantwortlichen Brüder den 5wöchigen Gilead-Schulkurs für Zweigkomiteeglieder besuchen konnten. Das hat sehr dazu beigetragen, daß das Werk in diesem Land unter einer guten theokratischen Aufsicht steht.
DER KRIEG BRINGT ZUSÄTZLICHE PROBLEME
Nun wenden wir uns wieder Simbabwe zu. Als der Krieg an Intensität zunahm, wurden auch die Probleme größer, mit denen sich unsere Brüder auseinanderzusetzen hatten. Das Leben wurde ziemlich hektisch. In vielen Gegenden war an ein normales Leben gar nicht zu denken. Viele wußten nicht, was ihnen der nächste Tag bringen würde.
Versuchen wir, uns in die Lage der Familie eines Bruders zu versetzen, der in einem Brief an die Gesellschaft schrieb:„Ich möchte Euch berichten, was meine Familie, meine Frau und meine fünf Kinder, erlebt hat. Sie entkamen nur knapp dem Tod, während sie auf unseren Maisfeldern arbeiteten. Plötzlich eröffneten Soldaten auf beiden Seiten des Feldes das Feuer. Meine Frau und meine Kinder warfen sich auf den Boden, und die Kugeln pfiffen über sie hinweg. Granaten explodierten nur etwa zehn Meter von ihnen entfernt. Sie befanden sich mitten im Kreuzfeuer und kamen dennoch unversehrt davon. Ich glaube, das war dem Schutz Jehovas zuzuschreiben. An den Bäumen in der Nähe unseres Hauses entstand durch Panzerbüchsen großer Schaden, aber das Haus selbst wurde nicht beschädigt.“
Dieser Bruder berichtete noch von einem anderen Problem:
„Am Abend kamen Soldaten zu mir nach Hause. Sie stellten mir einige Fragen, und ich sagte ihnen, daß ich ein Zeuge Jehovas sei. Sie wollten die Nacht mit meinen Töchtern verbringen. Spontan weigerten sich meine Töchter und sagten, daß sie nicht mitgehen würden. Die Männer drohten, sie umzubringen, doch die Mädchen blieben standhaft. Sie hatten die Worte Jesu aus Matthäus 10:28 und Offenbarung 2:10 fest im Sinn, die wir zuvor bei unserem Familienstudium besprochen hatten. Schließlich entschlossen sich die Männer, sie in Ruhe zu lassen.
Die weltlichen Mädchen, die sich bereit erklärten, mit den Soldaten zu gehen, wurden sexuell mißbraucht. Wir sind Jehova dankbar dafür, daß er in diesen schwierigen Zeiten ständig für uns sorgte.“
Leider kamen nicht alle unsere jungen Schwestern so leicht davon. Michael Chikara, ein reisender Aufseher,
berichtet, was eine junge Schwester durchmachte. Zuerst wurde ihr ein Kinnhaken versetzt, „während sie sich davon erholte, fiel eine Gruppe von Männern über sie her und vergewaltigte sie, was dazu führte, daß sie heute ein Kind hat.“Bruder Chikara berichtet außerdem von einer Erfahrung, die er von einer 17jährigen Schwester hörte. Hier ist ihre traurige Geschichte: „Ich wurde von Soldaten verschleppt und bei vier Gelegenheiten geschlagen — zweimal von Soldaten der einen Seite und zweimal von Soldaten der anderen Seite.
Als ich das erste Mal geschlagen wurde, zweifelte ich daran, ob ich mit dem Leben davonkommen würde. Während ich mich von diesen Schlägen erholte, kamen Soldaten der anderen Seite, holten sich alle jungen Mädchen aus der Gegend und zwangen sie, zu ihrem Treffen mitzukommen.
Bei diesem Anlaß verlangte ein Mann, daß ich für ihn eine Decke auf dem Boden ausbreite und mit ihm schlafe. Ich lief schreiend davon und er hinter mir her. Mit der Hilfe eines anderen wollte er mich zwingen, eine unmoralische Handlung zu begehen. Dann schlugen sie mich mit dem Gewehrkolben nieder. Aber als ich hinfiel, schrie ich so laut, daß sie mich schließlich in Ruhe ließen. Ich verschwand in der dort anwesenden Menschenmenge. Später half man mir, im Dunkeln nach Hause zu kommen, ohne daß diejenigen etwas merkten, die mich überfallen hatten.
Einige Monate später kam eine andere Gruppe Soldaten in unsere Gegend und nahm mich und neun andere Mädchen mit. Sie behaupteten, wir seien die Freundinnen von Männern der Gegenpartei gewesen. Natürlich traf das in meinem Fall nicht zu. Wir alle wurden so sehr geschlagen, daß wir uns noch Wochen danach nicht bewegen konnten. Insgesamt wurde ich viermal geschlagen.“
Diese treue junge Schwester hat sich einen starken Glauben bewahrt, obwohl sie als einzige in der Familie in der Wahrheit ist.
ENTFÜHRUNGEN ALLGEMEIN ÜBLICH
In bestimmten Gebieten war es fast an der Tagesordnung, Jugendliche zu entführen. Gruppen von Soldaten drangen in kleine Dörfer ein und befahlen allen, ins Freie zu kommen. Während die Erwachsenen gezwungen wurden, Lieder zu singen, suchten sich die Soldaten alle Jungen und Mädchen heraus, die etwa 15 Jahre alt waren. Gewöhnlich bildete man die Jungen zu Soldaten aus und die Mädchen mußten kochen und wurden zu unmoralischen Zwecken benutzt. Einige Eltern sahen ihre Kinder nie mehr wieder.
Manchmal blieb auch unseren Brüdern dieses schreckliche Leid nicht erspart. Ein Pionier schrieb an die Gesellschaft wie folgt: „Meine Tochter und fünf andere Jugendliche wurden entführt. Alle sechs waren Gott hingegebene, getaufte Zeugen.“ Einige unserer Brüder machten die traurige Erfahrung, daß sie ihre Kinder zwar wiedersahen, aber nicht als Zeugen, sondern als Soldaten, die das Kriegshandwerk erlernt hatten. Das kam jedoch sehr selten vor.
EINE TAPFERE KLEINE ZEUGIN
Ein begeisternder Fall war der von Catherine Mbona, einer 14jährigen Schwester aus einem der östlichen Landesteile, die entführt worden war. Ihre Eltern (der Vater, Michael, war viele Jahre Pionier gewesen) fragten sich, ob sie ihre Tochter jemals wiedersehen würden. Man stelle sich ihre Freude und Erleichterung vor, als sie einige Tage später unversehrt in ihr Dorf zurückkehrte.
„Was haben sie mit dir gemacht?“ wurde Catherine gefragt. „Nichts“, sagte sie.
„Was hast du denn die ganze Zeit über getan?“
„Ich habe zu ihnen über Jehova gesprochen. Ich habe Zeugnis gegeben.“
Einige Tage später erschien der Anführer der Soldaten im Dorf und suchte die Eltern des Mädchens auf. Die Eltern fragten sich besorgt, was der Grund seines Besuches sei. Dieser Mann hatte extra eine Reise in das Dorf unternommen, um die Eltern dafür zu loben, daß sie ihre Tochter so gut erzogen hatten.
GESCHÜTZTE DÖRFER
Da immer mehr Dörfer in die Gefahrenzone gerieten und einige davon als Unterschlupforte und Stützpunkte der Guerillas dienten, begann die Regierung damit, die Bevölkerung dieser Dörfer in eingezäunte Gebiete umzusiedeln, sogenannte geschützte Dörfer, keeps genannt. Diese Aktion sollte zwar zum Schutz der Bevölkerung dienen, doch lief sie darauf hinaus, daß die Menschen ihre Wohnstätten, ihr Eigentum, ihren Viehbestand, ihre Ernteerträge und alles andere außer den wenigen Habseligkeiten, die sie tragen konnten, zurücklassen mußten.
Schon im Jahre 1973 berichtete der Kreisaufseher Reuben Mpedza: „Was die Versammlungen Mukumbura, Musingwa und Chiutsi betrifft, so wurden Bewohner dieser Gegenden von der Regierung umgesiedelt — an irgendwelche ihnen genehmen Orte. Einige unserer Brüder haben infolge dessen kein Zuhause.“
Man stelle sich vor, wie es wäre, wenn man plötzlich mit seiner Familie in einem eingezäunten Gebiet leben und mit dem Allernotwendigsten zufrieden sein müßte. Kein Haus, keine sanitären Anlagen — nur eine Schlafstelle unter freiem Himmel. Wie wurden unsere Brüder damit fertig? Der Kreisaufseher berichtet weiter: „Es ist ermunternd, zu wissen, daß die Brüder trotz der Hindernisse eifrig Jehovas Königreich als die einzige Hoffnung für die bedrängte Menschheit bekanntmachen.“
Bemerkenswert war die unterschiedliche Einstellung der Menschen im allgemeinen und die der Zeugen Jehovas zu den sogenannten keeps. Während die meisten ihren materiellen Verlust beklagten, waren die Zeugen damit beschäftigt, sich auf die neue Situation einzustellen. Für die Brüder war es leichter, die Menschen mit der Königreichsbotschaft zu erreichen, weil alle nahe beisammen waren!
In einem dieser keeps freuten sich die älteren Schwestern ganz besonders. Früher war es ihnen wegen des Ausgehverbots und weil die Menschen in ihrem Versammlungsgebiet so weit verstreut wohnten, nicht möglich, Hilfspionierdienst zu verrichten. „Aber jetzt“, sagten sie, „wohnen alle Leute auf engem Raum zusammen, und es wird für uns leicht sein, den Hilfspionierdienst durchzuführen.“
Natürlich hatte die Evakuierung in diese geschützten Dörfer zur Folge, daß für einige Versammlungen die Betreuung durch die Organisation abriß. Kreisaufseher wußten oftmals nicht, ob sie bei ihrer Ankunft die Versammlung, die sie besuchen wollten, noch vorfinden würden. Als jedoch die geschützten Dörfer nach Kriegsende aufgelöst wurden, kehrten die Brüder allmählich nach Hause zurück und versuchten, ihr gewohntes Leben fortzusetzen. Einige Versammlungen, die zwei oder drei Jahre nicht von einem Kreisaufseher besucht werden konnten, wurden nun wieder von einem reisenden Aufseher besucht.
ORGANISIERT, DIE SITUATION ZU MEISTERN
Es ist nicht schwer, zu verstehen, daß während des Krieges Änderungen vorgenommen werden mußten, um mit den unterschiedlichen Verhältnissen fertig zu werden.
Um den Ältesten zu helfen, wurde in jedem Kreis alljährlich eine besondere Zusammenkunft abgehalten, bei
der vom Zweigbüro vorbereiteter Stoff unter der Leitung des Kreis- und des Bezirksaufsehers besprochen wurde. Das Programm war besonders auf die damaligen Bedürfnisse der Brüder zugeschnitten. Diese Vorkehrung wurde von den Ältesten sehr geschätzt, denn es war genau das, was sie bei ihrer Hirtentätigkeit unter ungünstigen Verhältnissen benötigten. Nicht nur die Ältesten, sondern auch etliche Verkündiger schrieben an die Gesellschaft und bedankten sich für den Nutzen, der ihnen durch die Schulung, die die Ältesten erhalten hatten, zuteil wurde.Es besteht kein Zweifel, daß diese besondere Vorkehrung sowie die regelmäßige Schulung der Ältesten in der Königreichsdienstschule und die besonderen Zusammenkünfte auf Kreiskongressen sehr dazu beitrugen, daß die Brüder in den Kriegsjahren zusammenhielten.
„BINDET IHN AN EINEN BAUM, UND LASST IHN STERBEN“
Jeremiah Chesa, ein betagter Bruder, war gerade von einer solchen Ältestenzusammenkunft zurückgekehrt, als er ein nicht alltägliches Erlebnis hatte. Bruder Chesa wohnte auf dem Lande. Er berichtete:
„Einige Soldaten holten mich nachts aus dem Bett und schleppten mich in den Busch; dann wurde ich gefragt: ‚Wo warst du am Samstag und am Sonntag?‘ Ich sagte ihnen, ich sei zu einer religiösen Veranstaltung gegangen. ‚Ist dir klar, Alter, daß dein Leben zu Ende geht? Wir haben schon ganz andere Leute umgebracht als dich, du armes Schwein.‘ Dann schrien sie: ‚Los, bringen wir ihn um!‘
Einer von ihnen sagte jedoch: ‚Binden wir ihn lieber an einen Baum, und lassen wir ihn dort sterben.‘ Nachdem sie einen Strick besorgt hatten, sagten sie: ‚Sag uns, was dir lieber ist — zu sterben oder aufzuhören, deinen Gott anzubeten.‘
‚Offen gesagt‘, antwortete ich, ‚ich will euch nicht täuschen, indem ich sage, ich höre damit auf. Ich diene meinem Gott Tag und Nacht.‘
Ungehalten darüber, rief jemand: ‚Bindet ihn an einen Baum, und laßt ihn sterben!‘ In dieser Stellung verbrachte ich die ganze Nacht.“
Gegen Mittag des nächsten Tages kam ein Jäger vorbei und sah Bruder Chesa am Baum festgebunden. Obwohl der Jäger bei diesem Anblick erschrak und ängstlich reagierte, hatte er doch den Mut, unseren Bruder zu befreien. So machte sich Bruder Chesa auf den Heimweg. Was geschah als nächstes? Bruder Chesa fährt mit seinem Bericht fort:
„Einige Tage später kamen die Soldaten zu mir nach Hause und wollten wissen, wie ich von dem Baum losgekommen sei. Sie führten mich zurück in den Busch und Psalm 146:5-7 zu finden sei. Dann ordnete man an, die Schriftstelle vorzulesen.
fragten mich, wer mich befreit habe. Ich erwiderte, daß meine Antwort in der Bibel inFünf Personen, die die Stelle mehrmals vorlesen mußten, wurden geschlagen, weil die Anführer glaubten, sie würden nicht richtig lesen. Es war interessant, ihrer Unterhaltung zuzuhören. ‚Wer hat ihn in Wirklichkeit befreit?‘ ‚Wir hätten ihn besser in Ruhe lassen sollen.‘ ‚Du hast Glück gehabt, Alter.‘ “
Worauf war die plötzliche Sinnesänderung bei den Männern, die bereit waren zu töten, zurückzuführen? Die Schriftstelle, die sie vorlasen, lautete auszugsweise: „Glücklich ist der, ... dessen Hoffnung auf Jehova, seinen Gott, gerichtet ist. ... Jehova macht die Gebundenen frei.“ Bruder Chesa kehrte als freier Mann nach Hause zurück.
„JEHOVA ... IST STETS MIT EUCH“
Diese Worte sagte eine Außenstehende zu einer treuen Schwester. Welche Umstände führten zu diesen Worten? Die Antwort erhalten wir durch eine Erfahrung, die Bruder Tauzen Chawanda zusammen mit seiner Frau machte, als sie auf einer Teeplantage in den östlichen Bezirken tätig waren:
„Am 23. Dezember 1976 kamen einige Soldaten in meine Wohnung auf dem Gelände der Plantage. Man hatte einige Soldaten zu den Wohnungen der Leute geschickt, um sie zusammenzubringen. Man führte uns in die Nähe der Fabrik und forderte uns auf, uns im Kreis hinzusetzen. Meine Frau und ich waren die einzigen Zeugen Jehovas.
Als nächstes wurde allen Frauen befohlen, zurückzutreten und zuzusehen, wie ihre Männer umgebracht würden. Meine Frau und ich beteten laut zu Jehova. Als meine Frau zurücktrat, sagte eine der Frauen zu ihr: ‚Ihr seid
besser daran, denn Jehova ist euer Retter, und er ist stets mit euch.‘Nachdem die Frauen zurückgetreten waren, sagten die Soldaten zu den Männern: ‚Wir haben euch gesagt, ihr sollt nicht arbeiten, aber ihr habt damit nicht aufgehört.‘ Daraufhin schossen zwei Soldaten mit ihren Maschinengewehren auf die Männer. Dann machten sie sich eilig davon.
Sofort rannten die Frauen zu ihren Männern, da sie nicht wußten, ob sie getötet worden waren oder nicht. Als meine Frau versuchte, mich hochzuheben, sagte ich ihr, daß mit mir alles in Ordnung sei. Doch sie glaubte mir zunächst nicht, weil alle anderen Frauen feststellen mußten, daß ihre Männer tot waren. Schließlich gingen sie alle wieder zu den Häusern zurück. Später kam ich nach und fand sie alle vor unserem Haus versammelt.
Als ich mich näherte, sagte die Frau, die schon zuvor den Schutz Jehovas erwähnt hatte, zu meiner Frau: ‚Ich sagte es Ihnen, Jehova ist mit Ihrem Mann. Sehen Sie, er ist lebend zurückgekommen, weil Gott ihn beschützt hat!‘ “
DAS ZUSAMMENKOMMEN UNTER UNGÜNSTIGEN VERHÄLTNISSEN
Wir sind froh, sagen zu können, daß es uns in diesen schwierigen Zeiten möglich war, weiterhin Bezirks- und Kreiskongresse durchzuführen. Das war dem Umstand zuzuschreiben, daß sie meistens in den sichereren Gegenden des Landes stattfanden. Einige Male mußten sich zwar Brüder, deren Kreis in einem gefährlichen Gebiet lag, mit ihren Mitchristen in einem anderen Kreis versammeln. Aber sie versäumten wenigstens nicht das Programm und blieben geistig stark.
Allerdings war der Besuch der Versammlungszusammenkünfte vielerorts ein Problem. Schuld daran waren hauptsächlich die Ausgehverbote, durch die die Bewegungsfreiheit
eingeschränkt war. Da das Gedächtnismahl abends stattfinden mußte, gab es hin und wieder ein großes Problem. Gewöhnlich begann das Ausgehverbot bei Einbruch der Dunkelheit und dauerte bis zur Morgendämmerung; manchmal begann es schon um 16 Uhr und dauerte bis um 9 Uhr des darauffolgenden Tages.Eine ausgezeichnete Möglichkeit, dieses Problem besonders in kleinen Versammlungen auf dem Lande zu überwinden, bestand darin, daß sich alle im Hause eines Bruders versammelten. Dort konnten sie zur richtigen Zeit des Todes Jesu Christi gedenken. Natürlich konnten sie nach Schluß des Gedächtnismahles nicht nach Hause zurückkehren, denn gemäß den Bestimmungen der Ausgangssperre durften sie sich nur wenige Schritte vom Haus des Bruders entfernen. So verbrachten sie den Abend damit, Königreichslieder zu singen und Erfahrungen zu erzählen. Am nächsten Morgen kehrten sie frohen Herzens nach Hause zurück, denn sie hatten Jesu Gebot befolgt, zu diesem höchst bedeutsamen Anlaß zusammenzukommen (1. Kor. 11:23, 24).
INTERESSIERTEN WURDE GEHOLFEN
Tatsächlich wurde durch diese besondere Vorkehrung in Verbindung mit dem Gedächtnismahl und auch durch die anderen Versammlungszusammenkünfte den Interessierten in der Gegend und auch den Brüdern sehr geholfen. Aus Furcht vor Schlägen oder anderen Mißhandlungen zögerten die Interessierten gewöhnlich, offen die Zusammenkünfte zu besuchen. Aber der Gedanke, über Nacht bleiben zu können, war für sie ein Ansporn.
Ein Bruder aus einer Versammlung, zu der 13 Verkündiger gehörten, schrieb voller Begeisterung an das Zweigbüro und berichtete, daß beim Gedächtnismahl 106 Personen anwesend waren — über 90 Personen mehr als die Anzahl der Verkündiger!
Ein anderer Bruder, Michael Mafara, der damals als Sonderpionier diente, hatte eine einzigartige Idee, das Problem, das sich durch die Ausgangssperre ergab, zu überwinden und auch Interessierten zu helfen. In seinem Gebiet achtete man auf eine strikte Einhaltung der Ausgangssperre. Man durfte sich täglich nur in der Zeit von 12 Uhr mittags bis 14 Uhr von zu Hause entfernen. Die Brüder der Versammlung wohnten in drei verschiedenen Gegenden, und die einzige Möglichkeit zu reisen, war auf Schusters Rappen. Was sollte man tun?
Bruder Mafara hatte eine Idee. Er bestimmte drei Wohnungen, in denen Zusammenkünfte stattfinden konnten. In den zwei Stunden freien Ausgangs begaben sich alle Brüder und Schwestern in eine der ausgewählten Wohnungen. Dort blieben sie bis zum Mittag des folgenden Tages und kehrten erst dann wieder nach Hause zurück. Zum Zeitpunkt der nächsten Zusammenkunft gingen dann alle zu der nächsten ausgewählten Wohnung usw. Dadurch erfreuten sie sich vieler Stunden der Gemeinschaft in den Zusammenkünften und stärkten einander in geistiger Hinsicht.
Über die Ergebnisse schreibt Bruder Mafara: „Beim Besuch dieser Gruppen stellte ich fest, daß selbst Interessierte gekommen waren und über Nacht blieben, um den Zusammenkünften beizuwohnen. Obwohl es in der Versammlung nur 13 Verkündiger gab, waren während der Zeit der Ausgangssperre 21 Personen anwesend — mehr als vor der Verhängung der Ausgangssperre.“
„WIE EIN BERGUNGSORT VOR DEM WINDE“
Der Prophet Jesaja sprach von Männern, die als Hirten und Aufseher in Jehovas sichtbarer Organisation dienen würden. Er verglich sie mit ‘einem Bergungsort vor dem Winde und einem Versteck vor dem Regensturm’ (Jes. ). Unsere loyalen reisenden Aufseher entsprachen in all den Kriegsjahren genau dieser Beschreibung. 32:2
Mutig nahmen sie zugunsten ihrer Brüder alle Arten von Schwierigkeiten auf sich. Einige marschierten tagelang bergauf und bergab durch die Buschlandschaft, sie durchquerten gefährliche Flüsse und schliefen nachts im Freien — alles, um abgelegene Versammlungen und alleinstehende Verkündiger zu besuchen und sie zu ermuntern, im Glauben stark zu bleiben.
Um dies zu veranschaulichen, möchten wir gern die Erfahrung von Isaiah Makore, einem Kreisaufseher, berichten. Zusammen mit Bruder Obet Sose fuhren sie 127 km mit dem Fahrrad in abgelegene und gefährliche Teile des Landes, um drei kleine Versammlungen in jenem Gebiet zu besuchen. Auf dem Rückweg wurden sie von „Freiheitskämpfern“ angehalten. Aber lassen wir den Kreisaufseher selbst berichten:
„Als wir etwa zehn Kilometer gefahren waren, sahen wir plötzlich bewaffnete Männer, die uns aus dem Busch zuriefen. Wir hielten an und gingen mit unseren Fahrrädern zu ihnen. Ehe wir uns versahen, waren wir unsere neuen Armbanduhren, unser Geld und andere Dinge los. Bei dem Geld handelte es sich unter anderem um Beträge, die ich von den Versammlungen erhalten hatte, die ich gerade besucht hatte, und die für die Gesellschaft bestimmt waren.
Während sich das alles abspielte, fragte man uns, wer wir seien und was wir vorhätten. Die Männer hatten offenbar den Verdacht, wir seien Regierungsvertreter oder -angestellte. Da wir nicht wußten, was mit uns geschehen würde, betete ich im stillen zu Jehova um Hilfe. Ganz besonders war mir daran gelegen, auf keine Kompromisse einzugehen. Bruder Sose erzählte mir später, auch er habe gebetet.
Schließlich gelang es uns, diese Männer davon zu überzeugen, daß wir Zeugen Jehovas und Prediger seien. Ich war sehr überrascht, als sie uns das ganze Geld zurückgaben. Allerdings behielten sie unsere Uhren und einige andere Dinge.
Dann gaben sie uns zu verstehen, daß wir gehen könnten, und gerade als wir im Begriff waren, es zu tun, hörten wir ein herankommendes Armeefahrzeug. Sofort war ein Kampf im Gange! Wir warfen uns unverzüglich auf den Boden, und die Kugeln pfiffen kreuz und quer über uns hinweg. Glücklicherweise kamen wir unverletzt davon, und so konnten wir mit unseren Rädern die 127 Kilometer lange Rückreise zu unserem Ausgangspunkt fortsetzen.“
UNTER QUALEN AUSHARREN
Einige unserer reisenden Aufseher sowie andere Brüder und Schwestern wurden grausam gequält. Einer von ihnen war John Hunguka. Im allgemeinen war die neutrale Haltung der Zeugen Jehovas bekannt und wurde auch respektiert. In Johns Fall jedoch schien es, als ob seine standhafte Haltung, die er als Zeuge Jehovas einnahm, für die schreckliche Behandlung ausschlaggebend war. Er berichtet:
„Ich war unterwegs zur nächsten Versammlung. Auf dem Weg sollte ich einen Bruder treffen, der mich begleiten wollte. Kurz nachdem wir uns getroffen hatten, wurden wir von Soldaten umringt. Sie hatten ein elektrisches Folterinstrument bei sich, das sie benutzten, um von Leuten Informationen über das feindliche Lager zu erpressen.
Bruder Mukwambo war der erste, der diese Qualen über sich ergehen lassen mußte. Wiederholt wurden Elektroschocks durch seinen Körper gejagt in dem Versuch, Informationen aus ihm herauszuholen, die er nicht
besaß. Mir wurde unterdessen befohlen, mich niederzusetzen, den Rücken ihnen zugewandt, damit ich nicht sehen konnte, was vor sich ging. Ich betete im stillen zu Jehova, er möge uns beiden helfen, einen starken Glauben zu bewahren. Bruder Mukwambo verlor schließlich das Bewußtsein.Danach wurde ich verhört. Nachdem sie herausgefunden hatten, daß ich ein Zeuge Jehovas war, begann einer der Soldaten mir Elektroschocks zu versetzen, bis auch ich bewußtlos wurde. Als ich das Bewußtsein wiedererlangt hatte, verhörten sie mich erneut. Wiederum bestand ich auf meiner neutralen Haltung. Es hatte den Anschein, daß ihre Wut zunahm, sooft ich Jehovas Zeugen erwähnte.
Als nächstes mußte ich mich entkleiden. Sie berührten mit dem Folterinstrument meine Geschlechtsteile und versetzten mir erneut Elektroschocks. Dann drohten sie mir, mich zu töten, falls ich über das Geschehene sprechen würde, und ließen mich gehen. Mit Bruder Mukwambos Hilfe gelang es mir, sein Haus zu erreichen. Am nächsten Tag setzten mich die Brüder in einen Bus, der nach Mutare fuhr, wo ich mich in ärztliche Behandlung begab.“
Wie dachte John Hunguka über sein Erlebnis? „Ich zweifelte nicht an Jehovas Schutz während all der Qualen. Tatsächlich kam ich ihm so nahe wie nie zuvor. Ich war entschlossen, trotz der Probleme die Brüder in diesen Gebieten weiterhin zu besuchen.“ Genau das hat er getan, denn in der darauffolgenden Woche war er in demselben Gebiet, um seinen Kreisdienst fortzusetzen.
ZURÜCK ZUR NEUTRALITÄTSFRAGE
Während der Glaube unserer afrikanischen Brüder, insbesondere derer, die in Landgebieten wohnten, auf eine harte Probe gestellt wurde, mußten etliche unserer
weißen Brüder ihren Glauben vor den Gerichten verteidigen. Tatsächlich waren inzwischen noch viel mehr betroffen, denn die Altersgrenze für Wehrpflichtige war auf 50 Jahre heraufgesetzt worden.Dieser Umstand hatte auch sein Gutes, denn diese älteren Brüder — darunter viele Älteste — waren besser in der Lage, freimütig über ihre Loyalität gegenüber dem messianischen Königreich zu sprechen. Sie gaben manch ein ausgezeichnetes Zeugnis. Zum Beispiel sagte Gordon Hein freundlich aber mit Bestimmtheit vor dem Prüfungsausschuß: „Sie können mich an die Wand stellen und mich erschießen, ich werde keinen Kompromiß eingehen und meinen Glauben an Jehova und sein Königreich nicht aufgeben.“
Bruder Koos deWet hatte ebenfalls Gelegenheit, vor dem Prüfungsausschuß ein ausgezeichnetes Zeugnis zu geben. Trotz der Tatsache, daß dieser Bruder seinen schriftgemäßen Standpunkt sehr klar und nachdrücklich darlegte, verweigerte der Prüfungsausschuß seine Freistellung. Bruder deWet berichtet, was dann geschah:
„Nachdem man beschlossen hatte, mich nicht freizustellen, kam der Direktor der Security Manpower persönlich zu mir, um mich über die Entscheidung zu unterrichten. In der Unterhaltung lenkte ich seine Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß sich kein einziger Zeuge Jehovas unter denen befand, die gegen dieses Land kämpften. Er erwiderte, daß er das wüßte. ‚Und wieso wissen Sie es?‘ fragte ich und fügte hinzu: ‚Weil Jehovas Zeugen in den Nachbarländern denselben Standpunkt vertreten, den ich heute vor Ihnen vertreten habe.‘
Er gab dann zu, daß er Jehovas Zeugen als eine Plage betrachtet habe, doch im Laufe der Zeit zur Erkenntnis gekommen sei, daß sie die wünschenswerteste Religion hätten.“
NEUTRALE HALTUNG WEITHIN BEKANNT
Inzwischen war es landesweit bekanntgeworden, daß Jehovas Zeugen völlig neutral sind. Unsere Brüder in den Landgemeinden können das bezeugen.
Folgende Erfahrung wurde im Jahre 1978 gemacht: Der Bezirkskongreß „Siegreicher Glaube“ war angekündigt worden. Die Brüder aus der Gegend von Hurungwe wollten den Kongreß besuchen. Dazu mußten sie einen Bus mieten. Aber lassen wir nun David Mupfururirwa berichten, der damals Bezirksaufseher war und gegenwärtig zusammen mit seiner Frau Betty im Sonderpionierdienst steht:
„Das betreffende Gebiet wurde von den ‚Freiheitskämpfern‘ kontrolliert. Sie redeten auch ein Wort mit, wenn es
darum ging, daß Busse ein- oder ausreisen wollten. Niemand konnte ohne die Erlaubnis der ‚Freiheitskämpfer‘ einen Bus mieten oder das Gebiet verlassen. Aber selbst dann, wenn eine Genehmigung erteilt worden war, gab es noch Schwierigkeiten. Warum? Weil die Sicherheitskräfte der Regierung auf dem Weg eine Straßensperre errichtet hatten. Sie wußten, daß auf der Straße nur Busse fuhren, die eine Erlaubnis von den ‚Freiheitskämpfern‘ hatten. Solche Busse waren natürlich verdächtig und wurden gründlich auf Bomben und andere gefährliche Waffen durchsucht, was auch das Gepäck und Pakete einschloß.Als der Kommandant der ‚Freiheitskämpfer‘ erfuhr, daß die Zeugen versuchten, einen Bus zu mieten, schickte er bestimmte Leute zu dem Busunternehmer, um herauszufinden, ob sich dies so verhielt. Dieser sagte ihnen, daß Jehovas Zeugen einen Bus mieten wollten, daß er sich aber noch nicht entschieden habe. Das wurde dem Kommandanten gemeldet. Wie den Brüdern später berichtet wurde, verlief die Unterhaltung etwa wie folgt:
‚Kommandant, wußten Sie, daß es sich bei den Leuten, die den Bus mieten wollen, um Jehovas Zeugen handelt?‘ ‚Ja‘ war die Antwort. ‚Warum haben Sie uns das nicht gleich gesagt! Wir hätten dann nicht so viel Zeit darauf verwendet, Nachforschungen über sie anzustellen. Ihnen ist doch bekannt, daß sie in politischen Angelegenheiten neutral sind. Sie sind keine Bedrohung für uns. Tatsächlich fühle ich mich in ihrer Gegenwart wohler als unter uns. Wir werden ihnen erlauben, den Bus zu mieten.‘
Später sagte der Busfahrer zu den Brüdern: ‚Ihr habt die Unterstützung Jehovas! Andere Kirchen haben versucht, Busse zu mieten, aber sowohl die „Freiheitskämpfer“ als auch die Sicherheitskräfte haben es ihnen nicht gestattet.‘ “
EINE WEITERE HÜRDE, DIE ES ZU ÜBERWINDEN GALT
So machten sich die Brüder auf zum Bezirkskongreß in Chinhoyi. Aber unterwegs stießen sie auf eine Straßensperre. Dieses Mal hatten sie es mit den Sicherheitskräften zu tun. Jedem wurde befohlen, den Bus zu verlassen und sein Reisegepäck sowie Pakete zu öffnen. Gerade als die Brüder damit beginnen wollten, fragte sie ein Soldat, woher sie kämen und wohin sie fahren würden. Ein Bruder antwortete: „Wir sind Zeugen Jehovas, und wir möchten nach Chinhoyi zu einem religiösen Kongreß.“
„Sind Sie alle Zeugen Jehovas?“ fragte der Soldat.
„Ja, Sir“ war die Antwort.
„Dann packen Sie alles wieder ein, und fahren Sie zu Ihrem Kongreß.“
Während sie wieder einstiegen, hörten sie die Unterhaltung zweier Soldaten:
„Hört mal, warum laßt ihr diesen Bus weiterfahren?“
„Es handelt sich um Zeugen Jehovas; es sind die friedliebendsten Bürger, die man sich vorstellen kann. Wir brauchen hier keine Zeit zu verschwenden.“
Übrigens ließen die „Freiheitskämpfer“ in diesem Gebiet die Brüder wissen, daß sie sich wegen des Kongresses keine Sorgen zu machen brauchten. Es werde keine Störungen geben. Und so war es auch.
DAS DUNKELSTE KAPITEL DES KRIEGES
Jetzt begann für uns die schwierigste Zeit während des Krieges. Es gab keinen Ort, wo man sicher war. Da die Regierungstruppen unter immer größerem Druck standen, konnte das Kampfgebiet überall sein — in der Stadt oder auf dem Land. Anfang 1978 explodierten Bomben und Handgranaten sowohl in großen als auch in kleinen Städten. In der Hauptstadt verwüstete eine Bombe eines der Woolworth-Gebäude. Mehrere Menschen wurden bei
dem Anschlag getötet oder verstümmelt. In Mutare betrat eine Frau, an deren Bein eine Granate befestigt war, ein Warenhaus. Die Explosion des Sprengkörpers tötete nicht nur die Frau, sondern auch noch weitere Menschen.Angesichts dieser Zustände wurden strenge Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. Man konnte kein Geschäft mehr betreten, ohne durchsucht zu werden. Da selbst Schotterstraßen auf dem Land vermint waren, war das Reisen auf den meisten Landstraßen nur noch tagsüber zulässig und dann auch nur im Konvoi und unter dem Schutz der Armee.
DIE VERSAMMLUNGEN WERDEN IN MITLEIDENSCHAFT GEZOGEN
All das behinderte natürlich die Tätigkeit der Versammlungen ganz erheblich, und in vielen Orten kam sie sogar zum Erliegen. Kreisaufseher mußten feststellen, daß sie in ihrem Kreis einige Versammlungen nicht mehr erreichen konnten. Um das Problem zu überwinden, setzte man zuverlässige Brüder aus der jeweiligen Gegend ein, die ihr Bestes geben sollten, um mit diesen Versammlungen in Verbindung zu bleiben. Da sie das Gebiet kannten, waren sie gegenüber den reisenden Aufsehern im Vorteil, die zumeist fremd in der Gegend waren.
Trotz dieser Vorkehrung waren einige Versammlungen völlig abgeschnitten, so daß man zwei oder drei Jahre lang nichts von ihnen hörte. Gemäß den Informationen, die das Zweigbüro erhielt, waren ganze Versammlungen geflohen, und die Brüder lebten in Höhlen im Hügelland, bis sie sicher wieder zurückkehren konnten.
Diese Umstände wirkten sich natürlich auch auf die Berichte aus, die die Gesellschaft erhielt. Die Zahl der Verkündiger, die berichteten, ging stetig zurück, und so fiel der Verkündigerdurchschnitt von 12 127 im Jahre 1976 auf 10 087 im Jahre 1981. Der Grund dafür waren
zum großen Teil die Zustände, die während dieser Zeit herrschten.Sobald es wieder möglich war, begannen die Kreisaufseher Kontakt mit diesen „verlorenen“ Versammlungen aufzunehmen. Von John Hunguka erhielten wir einen sehr ermutigenden Bericht. Er schrieb:
„Diese Brüder und Schwestern sind wegen der Kriegsereignisse seit zwei Jahren von keinem Kreisaufseher mehr besucht worden. Es ist ermunternd zu hören, wie sie den Problemen begegnet sind. Fest entschlossen, schützten Eltern ihre Kinder vor Einschüchterung, Gewalt und bewaffneten Sittlichkeitsverbrechern. Sie hielten die hohen Sittenmaßstäbe der Bibel aufrecht. Sie benehmen sich immer noch wie Zeugen Jehovas, obwohl sie zwei Jahre von den übrigen getrennt waren.“
Bruder Hunguka berichtete weiterhin, daß während dieser Zeit einige untätig wurden und einige wenige aus Furcht sogar ihre neutrale Haltung aufgaben. Wie begeisternd war es aber, zu erfahren, daß die große Mehrheit unserer Brüder in all diesen Prüfungen ausgeharrt hatte, ohne ihr Verhältnis zu Jehova zu trüben!
SIE VERTRAUTEN AUF JEHOVA
Wenn wir auf diese höchst kritischen Jahre zurückblicken, erkennen wir ganz deutlich, daß die loyalen Brüder mit ganzem Herzen auf Jehova vertrauten und er seinerseits ihnen Schutz und Hilfe gab, damit sie ausharren konnten (Spr. 3:5). Über einige der folgenden Erfahrungen nachzudenken sollte dazu beitragen, uns dieser Unterstützung stets bewußt zu sein.
Betrachten wir einmal, was Eric und Jane Hitz erlebten, die während dieser Zeit im Kreisdienst standen und den englischsprachigen Versammlungen dienten. Dabei muß man sich vor Augen halten, daß, besonders während
der letzten Jahre des Krieges, die meisten Hauptstraßen nur im Konvoi befahren werden konnten und viele Schotterstraßen vermint waren. Außerdem konnten urplötzlich irgendwelche Truppen vor einem auftauchen.Bruder und Schwester Hitz mußten oft auf solchen Straßen reisen. Sie waren entschlossen, keine Waffen zu tragen, obwohl man sie dazu drängte; sie vertrauten vielmehr auf den Schutz Jehovas. Bruder Hitz berichtet: „Oft sagte man uns, wir wären verrückt, wenn wir auf bestimmten Straßen fahren würden, und wir würden niemals lebend hindurchkommen. Aber Jehova beschützte uns. Die tiefe Liebe und die große Sorge, die die Brüder uns gegenüber offenbarten, gaben uns immer das Gefühl, daß es das alles wert war.“
Schwester Hitz erzählt, daß sie und ihr Mann bei einer Gelegenheit aus irgendeinem Grund eine Versammlung einen Tag später verließen, als es vorgesehen war. Als sie dann am nächsten Tag unterwegs waren, sahen sie die verkohlten Fahrzeuge eines Konvois, den man überfallen hatte. Wären sie am Tag zuvor gefahren, wie sie es geplant hatten, wären auch sie in diesem Konvoi gewesen. „Das war nur eine von vielen ähnlichen Erfahrungen“, fügt sie hinzu.
Dieses treue Ehepaar besuchte später die Gileadschule und verrichtet heute freudig seinen Missionardienst in der Schweiz.
Ein weiteres Beispiel für völliges Vertrauen auf Jehova gab Stephen Gumpo, der heute zusammen mit seiner Frau Gladys im Bethel dient. Während des Krieges war er Sonderpionier. Auch er wurde genau wie John Hunguka mit Elektroschocks gefoltert. „Wenn man an dieses Gerät angeschlossen ist“, bemerkte er, „ist es so leicht, irgend etwas zu tun — zu lügen, Kompromisse einzugehen —, irgend etwas, um die qualvollen Schmerzen loszuwerden.
Nur mit der Hilfe Jehovas war ich in der Lage, auszuharren und ihm treu zu bleiben.“ Bruder Gumpo erzählte, daß andere an den Folgen dieser Folterungen gestorben seien.DIE AUFERSTEHUNGSHOFFNUNG, EINE HILFE, UM AUSZUHARREN
Obwohl es viele Beispiele gibt, die zeigen, wie Jehova offensichtlich durch ein Wunder eingegriffen hat, um seine Diener zu beschützen und vor dem sicheren Tod zu bewahren, bedeutet dies nicht, daß der Tod immer abgewendet wird. Manchmal müssen wir Jehova unsere Loyalität durch Treue bis in den Tod beweisen, dann aber können wir sicher sein, durch die Auferstehung „die Krone des Lebens“ zu empfangen (Jak. 1:12).
So war es traurig und doch stärkend, den Brief unseres treuen Bruders Tembe Mtshiywa zu lesen, der sein Vertrauen zu Jehova durch einen festen Glauben an die Auferstehung bewiesen hat. Durch die Kriegseinwirkungen verlor er drei seiner Söhne. Zwei von ihnen fanden den Tod, als man sie in ihrem Auto überfiel. Sein Sohn Abutte, ein junger Bruder, der den Kreisdienst durchführte, wurde ermordet, als er mit seinem Fahrrad von einer Versammlung zu einer anderen unterwegs war. Soweit wir wissen, war er der einzige Zeuge Jehovas, der während des Krieges getötet wurde, weil er ein Zeuge war.
Bruder Mtshiywa berichtet, daß ihn seine Bekannten und Verwandten und sogar der Stammeshäuptling sehr bedrängten, seine Ahnen zu beschwichtigen, da, wie sie sagten, das Unglück nur über ihn gekommen sei, weil er die Ahnenverehrung verworfen habe. Er widerstand jedoch unerschütterlich diesem Druck und bewahrte seinen starken Glauben an die Auferstehungshoffnung. Der Trost, sagt er, den ihm die Brüder und Jehovas Organisation
zugesprochen hätten, habe sehr dazu beigetragen, ihn zu stützen. Dieser Bruder dient immer noch als Pionier und Ältester.„JEHOVA WEISS ... ZU BEFREIEN“
Wie haben sich diese Worte doch bewahrheitet! (2. Pet. 2:9). Jeremiah Mupondi gehört zu denen, die das bestimmt bezeugen können. Dieser junge Sonderpionier hat nur noch ein Ohr. Wie kam es dazu? Er erzählt:
„Als wir nach einer Zusammenkunft mit dem Kreisaufseher und einer Verkündigergruppe nach Hause (auf das Land) zurückkehrten, warteten dort einige Soldaten auf uns. Sie hatten uns zusammen mit dem Kreisaufseher gesehen und dachten, wir wären Verräter. Sie sagten, man habe sie gesandt, um uns zu holen.
Im Verlauf des Verhörs versuchten sie uns zu zwingen, Parolen auszurufen wie: ‚Der Krieg geht weiter!‘ und ‚Nieder mit Jesus!‘ Wir weigerten uns standhaft. Als nächstes banden sie den Brüdern die Hände mit Draht auf den Rücken. Dann nahmen sie uns unsere Literatur weg und verbrannten sie.
Unter uns befand sich auch eine junge Schwester. Sie verlangten von ihr, zuzugeben, daß man sie gezwungen habe, eine Zeugin Jehovas zu werden. Als sie sich weigerte, schlug man auf sie ein, bis sie bewußtlos wurde. Als die Schwester wieder zu sich kam, hörte sie die Männer sagen, sie habe bestätigt, dazu gezwungen worden zu sein. Am Boden liegend, schrie sie: ‚Das ist eine Lüge. Das habe ich nicht gesagt!‘ Wiederum schlug man sie bis zur Bewußtlosigkeit.
Einen anderen Bruder und auch mich zwang man, uns auf den Boden zu legen. Dieser Bruder wurde so geschlagen, daß er beinahe blind geworden wäre. Mich packten sie am Ohr, und ein Messer schwingend, drohten sie, mir das Ohr abzuschneiden, wenn ich die Parolen nicht wiederholen
würde. Ich schwieg. Daraufhin machten sie ihre Drohung wahr und schnitten mir das Ohr ab. Von da an verließ ich mich völlig auf die Auferstehungshoffnung.Als nächstes wandten sich unsere Verfolger Schwester Muchini zu und drohten, ihr fünf Monate altes Baby in Stücke zu schneiden, wenn sie sich weigern würde, die Parolen ‚Der Krieg geht weiter!‘ und ‚Nieder mit Jesus!‘ herzusagen. Trotz einer solchen Drohung und obwohl sie wußte, was diese Leute schon alles getan hatten, weigerte sich unsere loyale Schwester standhaft. Das muß die Männer beeindruckt haben, denn das Baby wurde nicht getötet.
Schließlich ließ man uns gehen. Zehn Tage später wurden wir jedoch von einer anderen Gruppe mit denselben Drohungen und Schlägen bedacht. Aber wir fünf blieben alle treu.“
Bei dieser Gelegenheit sagte Bruder Mupondi zu den
Männern, die die Brüder so grausam quälten: „Wir werden unser Predigtwerk und unser Zusammenkommen nicht aufgeben, ganz gleich, ob ihr uns dafür tötet oder nicht. Wir sind bereit, für den Namen Jehovas zu sterben.“ Daraufhin hörte man einige der Verfolger beim Weggehen sagen: „Jehova ist der wahre Gott.“Kurz nach diesem Erlebnis nahmen Bruder Mupondi und sein älterer Bruder den Pionierdienst auf. Jeremiah Mupondi und sein Partner Arnold Chamburuka haben seitdem viele begeisternde Erfahrungen im Sonderpionierdienst gemacht.
WIEDERHERSTELLUNG NACH DEM KRIEG
Schließlich ging der Krieg zu Ende. Nach einer kurzen Übergangsregierung unter einem britischen Gouverneur von Anfang 1980 bis zum April jenes Jahres erhielt das Land seine erste Mehrheitsregierung. Zu jener Zeit bekam es auch seinen neuen Namen — Simbabwe.
Jetzt begann eine Zeit der Wiederherstellung, sowohl im Land allgemein als auch unter dem Volk Jehovas. Während sich das Wiederaufbauprogramm der neuen Regierung als problematisch erwies und immer noch erweist, gab es beim Volk Jehovas in allen Bereichen einen ständigen Fortschritt. Man muß dabei tatsächlich an die Glieder der Christenversammlung des 1. Jahrhunderts denken. Nachdem von gewissen Schwierigkeiten und Problemen berichtet wird, lesen wir in Apostelgeschichte 9:31: „Nun trat in der Tat die Versammlung in ganz Judäa und Galiläa und Samaria in eine Zeitspanne des Friedens ein und wurde auferbaut; und da sie in der Furcht Jehovas wandelte und den Trost des heiligen Geistes hatte, mehrte sie sich beständig.“
Genauso schien es hier zu sein. Zufolge einer von der Regierung erlassenen Amnestie wurden unsere Brüder aus dem Gefängnis entlassen, und man erlaubte ihnen,
wieder ihren normalen Beschäftigungen nachzugehen. Brüder, die ihre Familien in die Städte geschickt hatten, um sie vor den Kriegseinwirkungen zu schützen, wurden wieder mit ihren Angehörigen vereint. Versammlungen, die durch den Krieg auseinandergerissen worden waren, wurden jetzt wieder befestigt. Dank dieser Atmosphäre des Friedens ging es im Königreichspredigtwerk mit Schwung wieder aufwärts, und innerhalb von zwei Jahren gab es eine wunderbare Mehrung:Verkündiger Pioniere Gedächtnismahl-
(Dschn.) (Dschn.) Anwesende
1981 10 078 560 28 103
1983 11 552 750 33 914
Wie man aus diesen Zahlen ersehen kann, waren unsere Brüder sehr schnell wieder vermehrt zur Förderung der Theokratie tätig. Auch das, was die einzelnen Verkündiger im Durchschnitt erreichen, zeigt einen gesunden Zuwachs und belegt, daß die einzelnen Brüder und Schwestern heute viel mehr tun als vor 1981.
DAS INTERESSE AN DER KÖNIGREICHSBOTSCHAFT WÄCHST
Kurz nach dem Krieg hatten die Menschen zunächst keine Zeit, der Königreichsbotschaft zuzuhören. Während des Krieges waren viele Versprechungen gemacht worden, und jetzt hofften sie, daß man diese erfüllen würde. Aber das geschah nicht.
Die Nachwirkungen des Krieges wurden bald offenbar. Es gab immer mehr Verbrechen und Gewalttaten — vor dem Krieg in diesem Land beinahe etwas Unbekanntes. Zum ersten Mal gab es einen Mangel sogar am Lebensnotwendigsten.
Es war gefährlich, in bestimmte Gegenden des Landes zu reisen, da man dort mit Entführungen und militärischen Aktionen von Regierungsgegnern rechnen mußte.Angesichts dieser Zustände begannen viele Menschen, ernsthaft an der Fähigkeit des Menschen zu zweifeln, seine Angelegenheiten selbst zu regeln. Viele erinnerten sich aber auch an die Haltung der Zeugen Jehovas während des Krieges — an ihr standhaftes Eintreten für Gottes messianisches Königreich als dem einzigen Heilmittel für die kranke Menschheit. So schrieb jemand an die Gesellschaft: „Ich war wegen Ihrer Haltung während des Krieges bisher sehr gegen Sie. Aber jetzt erkenne ich, daß Sie wirklich das Volk Gottes sind.“
Das Zweigbüro hat tatsächlich nie zuvor so viele Briefe erhalten, in denen Jehovas Zeugen um Hilfe gebeten werden, wie seit dem Ende des Krieges. Hier ist zum Beispiel ein Brief von einer interessierten Person: „Ich war erfreut, eine solche gute Botschaft zu lesen, denn ich trank und rauchte und war in der Politik aktiv, bis mir ein Freund ein Buch gab. Ich fühlte mich immer eingeschränkt, aber jetzt fühle ich mich frei. Bitte, studieren Sie die Bibel mit mir. Können Sie mir eine Bibel senden, damit ich mit Jehovas Zeugen studieren kann?“
Die Brüder in den Versammlungen haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Rabson Daniel, ein Kreisaufseher, der seit 34 Jahren im Vollzeitdienst steht, schrieb, daß in einigen Gebieten die Leute am Ende jeden Monats zu den Brüdern gekommen seien, um Zeitschriften zu erhalten. Einmal wollte eine Pionierschwester den Zeitschriftendienst durchführen, aber bevor sie das Haus verließ, hatte sie bereits alle Zeitschriften an Leute abgegeben, die an ihre Tür gekommen waren!
Ein Schulleiter schrieb vor kurzem an die Gesellschaft
und bat um 45 Exemplare irgendeines Buches oder einer Broschüre, die unserer Meinung nach als Grundlage für den Religionsunterricht dienen könnte. Von einer anderen Schule erhielt das Zweigbüro folgenden Brief:„Ich schreibe im Namen des Lehrkörpers und der Schüler der Nyangani Secondary School. Diese Schule wurde 1981 eingerichtet und befindet sich noch im Aufbaustadium. In den letzten Monaten haben wir uns bemüht, eine Bibliothek zusammenzustellen. Der Religionsunterricht ist in unseren Augen ein wichtiger Aspekt der Erziehung. Vor kurzem wurden uns einige Ihrer Veröffentlichungen geschenkt, und wir fanden sie für unsere Bedürfnisse hervorragend geeignet; daher hätten wir jetzt gern weitere Informationen. Die Zeitschrift Erwachet! ist zum Beispiel leicht zu lesen und beinhaltet die verschiedensten Artikel.
Wenn Sie irgendwelche Broschüren mit Preisangaben hätten, würde uns dies zukünftig sehr helfen.“
PROBLEME BESTEHEN WEITERHIN
Natürlich bedeuteten die veränderten Verhältnisse nicht, daß Gottes Diener jetzt frei von Problemen gewesen wären. Den Verhältnissen, denen sich die Menschen im allgemeinen gegenübersahen, mußten auch unsere Brüder begegnen. Die politischen Aktivitäten der Regierungsgegner, Verbrechen und Bombenterror waren Dinge, gegen die man sich weiterhin zu behaupten hatte.
Zu diesen Verhältnissen kamen andere Probleme, durch die der Glaube der Brüder geprüft wurde. Viele Probleme ergaben sich aus den Bemühungen der örtlichen politischen Organisationen, die Zeugen zu zwingen, sich mit politischen Angelegenheiten zu beschäftigen. Weil sich unsere Brüder standhaft weigerten, waren sie vielen Belästigungen ausgesetzt — aber gerade dadurch konnte bei vielen Gelegenheiten vor Kommunalbehörden
oder vor Menschenansammlungen ein schönes Zeugnis gegeben werden.Der Kreisaufseher Ben Mapuranga erzählt von einem Bruder namens Tauzen Brown, der vor über 400 Menschen erklären sollte, warum er kein Parteimitglied werden wollte. Als erstes mußte Bruder Brown erklären, warum er sich weigerte, politische Parolen zu wiederholen. Danach gab er bei seiner Verteidigung ein hervorragendes Zeugnis über Gottes Königreich und die christliche Neutralität.
Als Bruder Brown seine Rede beendet hatte, bat der Vorsitzende alle anwesenden Zeugen Jehovas aufzustehen. Dann fragte er sie: „Stimmen Sie damit überein, daß Sie auch keine Mitgliedskarten erwerben wollen?“ „Ja!“ antworteten alle voller Begeisterung. Sie fügten hinzu: „Wir stimmen dem zu, weil wir ebenfalls Diener Gottes sind.“ Daraufhin schrie die Menge, daß man sie schlagen solle, aber der Vorsitzende sagte: „Diese Leute brauchen nicht geschlagen zu werden. Sie sind unschuldig. Laßt sie nach Hause gehen. Sie haben ihren Standpunkt erklärt.“
OFFIZIELLE STELLUNGNAHME BEZÜGLICH DER ZEUGEN
Während im ganzen Land politische Gruppen, besonders die Jugendbewegungen, versuchten, unsere Brüder zu zwingen, ihre neutrale Haltung aufzugeben, war der offizielle Standpunkt der Regierung in dieser Angelegenheit sehr ermutigend. Die allgemeine politische Linie war, Jehovas Volk zu erlauben, ihr Königreichswerk ungestört fortzusetzen.
Anfang 1983 gab es in einer bestimmten Stadt eine politische Kundgebung, bei der auch ein Minister des Kabinetts anwesend war. Nach Beendigung seiner Rede konnten Fragen gestellt werden. Eine der Fragen bezog sich auf die Weigerung von Jehovas Zeugen, politische
Aktivitäten zu unterstützen. Der Minister fragte die Menge: „Haben Jehovas Zeugen während unseres Freiheitskampfes gegen uns gekämpft?“„Nein.“
„Kämpfen sie jetzt gegen uns?“
Wieder: „Nein.“
„Dann laßt sie in Ruhe. Sie sind nicht unsere Feinde.“
In anderen Teilen des Landes wurden ähnliche Fragen gestellt und auch ähnlich beantwortet.
„LASST SIE GEHEN UND ... WEITERMACHEN“
Eine Erfahrung aus jüngerer Zeit, die uns der Bezirksaufseher Caleb Mandiwanza zusandte, gibt weiteren Aufschluß über die gegenwärtige Einstellung der Regierung zum Königreichswerk. Er erzählt uns von zwei Brüdern aus einer ländlichen Gegend, die man vor die Ortsvertreter der Partei brachte, damit sie erklärten, warum sie sich weigerten, Parteimitgliedskarten zu erwerben. Ihre Erklärung wurde nicht akzeptiert. Statt dessen entschieden die Parteifunktionäre, die beiden Brüder zur Parteizentrale in einem größeren Ort zu senden. Hier hatten sie weitere Gelegenheit, die schriftgemäßen Gründe für ihre Haltung zu erklären.
Wiederum gab es Unstimmigkeiten darüber, was man tun sollte. Daher sandte man die beiden zur Polizeihauptwache. Die Polizei empfahl, mit dem Regierungssitz in Harare zu telefonieren. Das wurde getan. Die Antwort? „Die Regierung kennt diese Organisation. Laßt die Männer gehen. Bringt sie nicht noch einmal her. Laßt sie gehen und in ihrem Predigtwerk weitermachen. Ihr sollt sie weder belästigen noch zu euren [politischen] Versammlungen rufen.“
„ZUR FÖRDERUNG DER GUTEN BOTSCHAFT“
Paulus schrieb an die Versammlung in Philippi, daß die Phil. 1:12). Das ist sehr oft auch heute so. Die obenerwähnte Begebenheit führte dazu, daß im Heimatgebiet der beiden Brüder ein schönes Zeugnis gegeben wurde. Daraufhin trat eine Person formell aus ihrer Religionsgemeinschaft aus und bat um ein Bibelstudium mit einem Zeugen Jehovas. Eine weitere Erfahrung zeigt dies sogar noch deutlicher.
Dinge, die ihm widerfuhren, „zur Förderung der guten Botschaft ausgeschlagen“ seien (Kenias Chemere, ein Sonderpionier, führte mehrere Studien mit Lehrern, Direktoren und auch anderen durch. Sechs von ihnen erkannten, daß sie die Wahrheit gefunden hatten, und traten deshalb aus der Partei aus. Das verursachte allerdings einiges Aufsehen. Der Gemeindevorsteher griff die Sache auf und befahl daraufhin allen Zeugen Jehovas, seinen Zuständigkeitsbereich innerhalb weniger Wochen zu verlassen.
Auf Empfehlung des Zweigbüros wandten sich Kenias Chemere und der Kreisaufseher Steyn Madakuchekwa in dieser Angelegenheit an die Bezirksverwaltung. Als nächstes beschäftigte sich die Polizei mit der Sache. Das Ergebnis war, daß der Gemeindevorsteher, der den Zeugen befohlen hatte, das Gebiet zu verlassen, ermahnt wurde, Jehovas Zeugen in Frieden zu lassen. Der örtliche Parteivorsitzende wurde ebenfalls verwarnt. Er sagte zu Bruder Chemere: „Ihre Sache ist erledigt. Man hat uns sehr nachdrücklich gewarnt.“
Das Ergebnis? Bestimmt diente dies alles „zur Förderung der guten Botschaft“. Neue Bibelstudien konnten eingerichtet werden. Diejenigen, die schon Interesse an der Wahrheit gezeigt hatten, sind dazu bewegt worden, Stellung zu beziehen, und einige bereiten sich sogar auf die Taufe vor. Eigentlich sollte der Sonderpionier in eine andere Zuteilung gehen, aber der Kreisaufseher bat darum, ihn wegen der plötzlichen Zunahme des Interesses an der Königreichsbotschaft nicht zu versetzen.
Zwei andere junge Sonderpioniere, die eine ähnliche Erfahrung machten, berichteten uns vor kurzem über die Ergebnisse in ihrem Gebiet. Sie schrieben: „Ein gewisser Mann, der absolut gegen uns war, weil die ganze Versammlung neutral blieb, studiert jetzt die Bibel mit uns. Er macht gute Fortschritte. Innerhalb einer Woche hat er das Rauchen aufgegeben, nachdem er 25 Jahre lang geraucht hat. Als er erkannte, daß seine Religion ein Teil von Babylon der Großen war, brach er die Verbindung mit ihr ab.“
Zahlreiche ähnliche Erfahrungen könnten angeführt werden, um zu zeigen, daß sich uns eine „große Tür, die zur Tätigkeit führt“, geöffnet hat (1. Kor. 16:9). Wir danken Jehova, daß er uns ein so fruchtbares Feld gegeben hat. Es gibt aber auch, wie Paulus sagte, „viele Gegner“. Daran sollte man ebenfalls denken. Allerdings hat sich die Situation aufgrund der Anordnung der Behörden, unsere Brüder vor Einschüchterung zu schützen, sehr beruhigt, und wir genießen mehr Freiheit in unserem Werk.
EIFRIG FÜR VORTREFFLICHE WERKE
Unsere Brüder haben schnell die gegenwärtigen Umstände genutzt, um die Interessen des Königreiches zu fördern. Die Veröffentlichung Mein Buch mit biblischen Geschichten erfreut sich großer Beliebtheit unter Schülern und Lehrern. Bruder Scheva Mawasu, ein Lehrer, erzählt, daß „der Direktor entschied, daß das Geschichten-Buch für die biblische Erziehung gut geeignet sei. Ich freue mich, sagen zu können, daß er dieses Buch jetzt in seiner Klasse verwendet.“
Dieser Bruder nutzte auch die Gelegenheit und sorgte dafür, daß die Veröffentlichung Learn to Read and Write mit den Schülern der 2. Klasse betrachtet wurde und das Buch Mache deine Jugend zu einem Erfolg mit den höheren Klassen.
Ein sehr mutiger junger Bruder fand heraus, wie er ein Problem in der Schule überwinden konnte. Er weigerte sich, politische Lieder zu singen und am Schulgebet teilzunehmen. Er wollte auch bei bestimmten Arten der Unterhaltung nicht dabeisein. Folgendes geschah:
„Als man dem Direktor erzählte, daß ich nicht mitsang und nicht mitbetete, rief er mich in sein Büro. Er fragte mich, warum ich es nicht tat, und ich gab ihm die Gründe an. Dann fragte ich den Direktor, ob er einverstanden sei, daß wir unsere Lieder singen. Er bejahte dies. Bald sangen die Kinder von Jehovas Zeugen und auch andere sowie der Lehrer das Lied ‚Bete Jehova in der Jugend an‘.“
Dieser junge Bruder, Jerasi Nyakurita, diente während seiner Schulzeit als Hilfspionier und ist jetzt allgemeiner Pionier.
INTERESSE GEWECKT
All diese Tätigkeit wie auch die hervorragenden Artikel in den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! und die anderen Veröffentlichungen haben ein lebhaftes Interesse an der Königreichsbotschaft geweckt. Ständig erreichen Briefe der Wertschätzung das Zweigbüro. Hier ist zum Beispiel ein Auszug aus dem Brief eines jungen Oberschülers:
„Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich für Ihre Güte bin, denn es scheint mir, als ob Gott selbst mich gesegnet hätte. Ich möchte Ihnen danken, daß Sie mir ihren loyalen und liebevollen Boten gesandt haben, um mir zu helfen. Ich möchte alle Zeugen Jehovas ermuntern, weiterhin ihr Werk durchzuführen und solch nützliche Bücher wie Wähle den besten Lebensweg zu drucken. Ich bin in Ihren Büchern auf nichts gestoßen, was ich kritisieren könnte.“
In Gegenden, wo es zur Zeit noch keine Zeugen gibt,
haben einige interessierte Personen die Publikationen sogar mit anderen studiert. Jemand, der Geld für vier Abonnements auf den Wachtturm sandte, schrieb in einem Brief: „Wir hier in dieser abgelegenen Gegend beginnen jetzt, Nharire [Der Wachtturm in Schona] zu lesen. Wir werden Sie bald bitten, einen Leiter zu schicken, um uns zu helfen. Wir sind etwa 7 Familien, ungefähr 12 Personen.“Sogar Ortsbehörden heißen die Zeugen jetzt willkommen. Vor kurzem wurde ein Sonderpionier einer abgelegenen Gegend zugeteilt. Bruder Chinamhora, der in dieser Gegend Grundbesitz hat, sprach mit den dortigen Behörden über das Kommen des Sonderpioniers. Der Ortsvorsitzende der Partei sagte zu Bruder Chinamhora: „Das ist eine gute Nachricht. Bringen Sie ihn zu uns, und wir werden der Partei sagen, daß wir einen Prediger haben, der von Haus zu Haus geht, und daß sie ihn nicht belästigen sollen.“
Der Vizevorsitzende bemerkte: „Das ist eine gute Sache. Es erfüllt den Ort mit Liebe und verringert die Verbrechen im Land.“ Wenn du Sonderpionier wärst, hättest du nicht auch gern eine solche Zuteilung?
DÜRRE — DAS GEGENWÄRTIGE PROBLEM
In den letzten drei Jahren trat ein Problem anderer Art auf. Wie einige andere Länder der südlichen Hemisphäre ist auch Simbabwe von einer Trockenheit heimgesucht worden. Sie hat sich als die schwerste seit Menschengedenken erwiesen. An einigen Orten stirbt das Vieh wie die Fliegen. Wildtiere fressen Baumrinde, d. h., sie schälen die Bäume, um etwas Feuchtigkeit für ihren Körper zu erhalten. Natürlich sind auch die Menschen einschließlich unserer Brüder von der Dürre schwer betroffen worden.
Besorgte Brüder und Schwestern haben schnell für die
Bedürfnisse ihrer weniger begünstigten Mitchristen gesorgt. In den Kreisen gibt es jetzt einen Weg, um dem Problem der Versorgung zu begegnen. Die Bezirksaufseher besprechen auf den Kreiskongressen die Angelegenheit mit den Ältesten. Dann wird den Ältesten die Verantwortung übertragen, die gespendeten Hilfsgüter mitzunehmen und sie dorthin zu leiten, wo die Not am größten ist. Auf diese Weise wird jede Möglichkeit ausgeschlossen, daß skrupellose Angestellte bei der Post die Kleidung und Nahrung stehlen, die man zur Unterstützung der Brüder versendet. Viele Briefe haben das Zweigbüro erreicht, in denen Dankbarkeit für die erwiesene Hilfe ausgedrückt wird.Wenn wir jetzt zum Schluß unseres Berichts kommen, so können wir das mit großer Freude tun. In den vergangenen 24 Jahren waren wir nicht in der Lage, die bisherige Höchstzahl von 13 493 Verkündigern zu überschreiten. Doch im April 1984 erreichten wir die neue Höchstzahl von 13 621 Verkündigern. Außerdem betrug unsere bisherige Höchstzahl der allgemeinen Pioniere und Hilfspioniere 1 191, aber im April waren es 2 114 — fast das Doppelte der vorherigen Höchstzahl! Beim Gedächtnismahl 1984 waren über 38 000 Personen anwesend, dreimal so viele, wie es Verkündiger gibt, und etwa 4 000 mehr als die bisherige Höchstzahl von 33 914 Anwesenden, die 1983 erreicht wurde! Wahrhaftig, Jehova gibt die Mehrung!
JEHOVA, UNSER HELFER
Die Redensart „Die gute alte Zeit“ hat keinen Platz im Wortschatz des vorwärts schauenden Volkes Jehovas. Angesichts dessen, was noch vor uns liegt, brauchen wir keine Sehnsucht nach der Vergangenheit zu haben. Wir können jedoch aus der Vergangenheit großen Nutzen ziehen, wenn wir über das Geschehene nachdenken. Und Psalm 34:19 kam: „Viele sind der Unglücksschläge des Gerechten, aber aus ihnen allen befreit ihn Jehova.“ Wie sich dies in Simbabwe doch bewahrheitet hat!
wenn wir es tun, können wir nur zu dem einen Schluß kommen, zu dem auch David inWenn wir über die Zeit nachdenken, als das Königreichswerk in diesem Land gerade Fuß faßte, entsinnen wir uns an solch Unentwegte wie Nason Mukaronda, Robin Manyochi, Wilson Stima, Willie McGregor, die McLuckies und andere. Ihnen allen geht es immer noch sehr gut, trotz ihres fortgeschrittenen Alters. Wie glücklich müssen sie sein, die Wege Jehovas gesehen zu haben, wie er sein Volk während all der Schwierigkeiten unterstützt und es in seinen gegenwärtigen Zustand geistiger Wohlfahrt gebracht hat!
Wir sind den Regierungsvertretern dankbar, die eine einsichtige Einstellung zu unserem Werk haben. Wir beten sie betreffend, „damit wir weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit“ (1. Tim. 2:2). Aber gleichzeitig wissen wir auch, daß Jehova es ist, der sein Volk beschützt und es umsorgt, während er es zur endgültigen Befreiung in seine gerechte neue Ordnung führt. Was auch immer kommen mag, er wird sich stets als unsere „Festung in der Zeit der Bedrängnis“ erweisen, weil wir Zuflucht bei ihm suchen (Ps. 37:39, 40).
[Karte auf Seite 173]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
SIMBABWE
Chinhoyi
Victoriafälle
Harare
Hwange
Mutare
Bulawayo
SAMBIA
BOTSWANA
MOÇAMBIQUE
Ulongue
Tete
Milange
Mocuba
Beira
MALAWI
Mt. Mlanje
Blantyre
INDISCHER OZEAN
[Bild auf Seite 114]
Hamilton K. Maseko (links) begann 1924, in Bulawayo Zeugnis zu geben. Nason Mukaronda war der erste, der sich in Simbabwe taufen ließ (1924).
[Bild auf Seite 117]
Wilson Stima (76 Jahre) und Robin Manyochi (85 Jahre) lernten die Wahrheit in den 20er Jahren kennen. Beide sind Sonderpioniere.
[Bild auf Seite 119]
Angehörige der McLuckie-Familie, die zu Beginn der Predigttätigkeit in Simbabwe und Malawi führend vorangingen
[Bild auf Seite 122]
Willie McGregor ging 1929 nach Simbabwe und trug in der Gegend von Bulawayo sehr zur Befestigung des Königreichswerkes bei
[Bild auf Seite 127]
Eric Cooke (hier mit seiner Frau Myrtle) wurde der erste Zweigaufseher in Simbabwe
[Bild auf Seite 129]
Ein Kongreß in Simbabwe, als Bruder Henschel im Jahre 1955 zu Besuch weilte
[Bild auf Seite 130]
Die Taufe anläßlich des Kongresses im Jahre 1955
[Bild auf Seite 143]
John Miles (hier mit seiner Frau Val) war von 1960 bis 1979 im Bezirksdienst und im Zweigbüro tätig; dann wurden beide als Missionare Lesotho zugeteilt
[Bild auf Seite 145]
Gileadabsolventen, die gegenwärtig in Simbabwe dienen.Von links nach rechts, hintere Reihe: George Bradley, Irene McBrine, Lester Davey, Keith Eaton, Don Morrison; vordere Reihe: Ruby Bradley, John McBrine, Anne Eaton, Marj Morrison
[Bild auf Seite 146]
Sizulu Khumalo — ein Gileadabsolvent — war den afrikanischen Brüdern als Kreis- und Bezirksaufseher eine große Hilfe
[Bild auf Seite 151]
Nachdem Hal und Joyce Bentley in Malawi tätig gewesen waren, wurden sie Simbabwe zugeteilt
[Bild auf Seite 164]
Das Zweigbüro in Simbabwe, fertiggestellt im Jahre 1973
[Bild auf Seite 195]
Jeremiah Chesa band man an einen Baum, damit er sterbe
[Bild auf Seite 203]
Die reisenden Aufseher John Hunguka (den man mit einer elektrischen Foltermaschine quälte) und Michael Chikara
[Bild auf Seite 212]
Als sich Jeremiah Mupondi weigerte, Parolen wie „Nieder mit Jesus!“ auszurufen, schnitt man ihm ein Ohr ab