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Trinidad und Tobago

Trinidad und Tobago

Trinidad und Tobago

ALS Kolumbus am 31. Juli 1498 Trinidad entdeckte, sah er auf dem südöstlichen Teil der Insel drei Hügel. Wie es heißt, haben sie ihn an die Dreieinigkeit oder Trinität erinnert. Daher nennt man diese Insel seither Trinidad. Natürlich hatten die Aruak und Kariben (Indianer) die Insel Jahrhunderte zuvor entdeckt, und für sie war sie „das Land des Kolibri“.

Noch im selben Jahr entdeckte Kolumbus die Schwesterinsel Tobago, die von einigen als die „Insel Robinson Crusoes“ bezeichnet wird, in der Annahme, sie sei der Schauplatz des berühmten Romans von Daniel Defoe. Ihr Name Tobago kommt offensichtlich von Tavaco oder Tobaco (Tabak), dem Namen, den ihr die Indianer gaben, und zwar nach der gleichnamigen Pflanze, die sie nicht nur anbauten, sondern von der sie auch reichlich Gebrauch machten.

Die beiden Inseln sind die südlichsten einer Inselkette, die sich von Puerto Rico nach Südamerika erstreckt. Ja, Trinidad liegt unmittelbar vor der Küste Venezuelas, in der Nähe der Orinokomündung. Tobago ist 32 Kilometer nordöstlich von Trinidad zu finden. Es sind kleine tropische Inseln. Während des größten Teils des Jahres sind sie von sattem Grün überzogen. Das Bild, das sie bieten, ist sehr gegensätzlich: zerklüftete Berge mit lieblichen Tälern, fruchtbare Ebenen und Sandstrände. Tobago ist für seine Riffe und faszinierenden Korallenbänke bekannt.

EINE BUNTGEMISCHTE BEVÖLKERUNG

Ursprünglich wurde zwar ausgiebig Tabak angebaut, doch mit der Zeit überwogen die Kakaoplantagen. Dann wurden aber auch diese verdrängt, und zwar von großen Zuckerrohrplantagen, die von spanischen, französischen und englischen Zuckerbaronen angelegt wurden. Als Arbeiter beschafften sich die Plantagenbesitzer Tausende afrikanische Sklaven. Als sich die Sklavenbesitzer dem steigenden Druck beugen und die Sklaven freilassen mußten, brachte man auf Vertragsbasis Tausende von Indern ins Land. Heute setzen sich die mehr als eine Million Einwohner Trinidads in etwa zu gleichen Teilen aus Menschen afrikanischer und indischer Abstammung zusammen und auch einer kleineren Anzahl Europäer, Chinesen und Libanesen. Durch Heirat haben sich diese Gruppen ziemlich vermischt, so daß eine buntgemischte Bevölkerung entstanden ist. Die Inseln standen nach der Eroberung durch die Engländer als Kolonien unter britischer Herrschaft, bis sie 1962 in die Unabhängigkeit entlassen wurden.

Es sind hier viele Religionsgemeinschaften vertreten, darunter der Hinduismus und der Islam sowie die größeren Kirchen der Christenheit. Die Menschen selbst sind freundlich und warmherzig. Dennoch macht sich die für die „letzten Tage“ charakteristische Gewalttätigkeit bemerkbar.

DIE AUSSAAT DER WAHRHEIT BEGINNT

Dieser Bevölkerung ethnisch unterschiedlichster Herkunft wurde im Jahre 1912 zum ersten Mal die gute Botschaft vom Königreich gepredigt. Der Verkündiger war Evander J. Coward, ein Amerikaner. Charles Taze Russell, der damalige Präsident der Watch Tower Bible and Tract Society, hatte Bruder Coward ausdrücklich zu dem Zweck auf die Inseln geschickt, sie für das Predigen der biblischen Wahrheit zu erschließen, und das tat Bruder Coward. Viele Jahre war er emsig damit beschäftigt, seinen Auftrag zu erfüllen und Klassen von Bibelforschern — wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden — zu organisieren und dafür zu sorgen, daß sie regelmäßig zusammenkamen und all den Menschen, die ein hörendes Ohr hatten, die Wahrheit des Wortes Gottes predigten und sie darüber belehrten.

Es gibt heute nicht mehr viele, die E. J. Coward persönlich gehört haben. Aber Ragbir Boland Gowrie, der Anfang 1986 starb, erinnerte sich noch an folgendes: „Bruder Coward sprach über das Ende der Zeiten der Nationen. Sein Vortrag wurde sowohl mündlich angekündigt als auch mit Hilfe eines großen Traktats, das verteilt wurde. Er war ein ziemlich großer, stattlicher Mann. Er hatte eine männliche Stimme und sprach mit großem Nachdruck und viel Modulation. Um einen Gedanken hervorzuheben, erhob er gewöhnlich seine Rechte und schnalzte mit den Fingern.“ Ein anderer bereits verstorbener Bruder berichtete über ihn: „In seinem Aussehen glich er in etwa dem Mann, der auf dem Quäker-Haferflockenpaket abgebildet ist. Er trug ziemlich langes Nackenhaar.“

Bruder Coward sprach in allen größeren Städten Trinidads. Die Säle waren bis zum Bersten gefüllt. Die Menschen strömten herbei, um sich seine Ausführungen über die biblische Wahrheit in bezug auf die Hölle, die Unsterblichkeit der Seele und die Zukunft der Erde und über andere Themen anzuhören. Die Zeitung The Mirror druckte einige seiner Vorträge oder Teile davon ab, in der Port of Spain Gazette wurde er aber heftig angegriffen. Dennoch behauptete er sich. Die lediglich Neugierigen trennten sich von den aufrichtigen Wahrheitssuchern, und schon bald konnte in der Wohnung von Gilbert L. Talma in Port of Spain eine Bibelstudienklasse gegründet werden. Nach kurzer Zeit war der Raum zu klein, und so mietete man 1912 die Forester Lodge, einen Vereinssaal in der Philip Street. Diese Zusammenkunftsstätte wurde von Jehovas Zeugen 62 Jahre lang benutzt.

„BIBEL-BROWN“ ARBEITET MIT E. J. COWARD ZUSAMMEN

Im selben Jahr traf William R. Brown, ein Jamaikaner, in Trinidad ein, um bei der Verbreitung der guten Botschaft mitzuhelfen. Zehn Jahre lang bearbeitete er mit seiner Frau viel Gebiet in Trinidad, Tobago und auf Nachbarinseln. Auch mit Bruder Coward arbeitete er einige Zeit zusammen. Zwar wurde erst Jahre später durch ein Zweigbüro auf organisierte Weise die Aufsicht ausgeübt, doch sowohl Bruder Coward als auch die Browns besuchten bereits die kleinen Gruppen, die im Laufe der Zeit entstanden, um sie zu stärken. Im Jahre 1923 erhielt Bruder Brown mit seiner Frau eine faszinierende neue Zuteilung: Westafrika. Dort gab man ihm den Namen „Bibel-Brown“.

Einer der vielen Orte, wo Bruder Coward Vorträge hielt, war Tunapuna. William A. Jordan, Rektor an der dortigen anglikanischen Schule, beschloß, sich einen Vortrag Bruder Cowards anzuhören, um sich davon zu überzeugen, daß seine Lehren falsch waren. Er „bewaffnete“ sich mit Schriftstellen, mit denen er Bruder Coward widerlegen wollte. Doch zu seiner großen Bestürzung begann Bruder Coward seinen Vortrag mit Offenbarung 21:8, gerade mit der Schriftstelle, die Jordans Hauptstütze für die Lehre vom Höllenfeuer war. Er war jedoch demütig und ehrlich genug, anzuerkennen, daß Bruder Coward die biblische Wahrheit vorzüglich darlegte, und das sagte er ihm auch nach dem Vortrag persönlich.

Als William A. Jordan in der Wahrheit Fortschritte machte, erkannte er, daß es nicht gut war, als Laie der anglikanischen Kirche „Gottesdienst“ zu halten und in ihrer Schule als Rektor tätig zu sein. Er fühlte, daß er eine Entscheidung treffen mußte. Damals zwang ihn eine Sehschwäche zu einer Unterbrechung seiner Tätigkeit. Nachdem er zu Gott gebetet hatte, legte er das Versprechen ab, falls er seine Sehkraft wiedererlangen würde und wieder arbeiten könne, sogleich am ersten Tag sein Arbeitsverhältnis zu kündigen. Das tat er im März 1915. So konnte er sich in Tunapuna der neugegründeten Klasse von Bibelforschern annehmen.

IN EINE LEPRAKOLONIE

Der junge Arthur Guy hatte Bruder Cowards Vorträge im Mirror gelesen und war aufrichtig interessiert. Er berichtet: „Ich beschloß daraufhin, Bruder C. T. Russell zu schreiben. Er sandte meinen Brief an Bruder E. J. Coward, an den Mann, dessen Vorträge ich gelesen hatte. Er befand sich damals auf Barbados und schrieb mir, er habe meinen Brief erhalten und sei davon überzeugt, daß ich geweiht sei. Bruder Talma und Bruder Ferreira würden mich bald besuchen. Ich war begeistert.“ Ein oder zwei Tage danach wurde dieses Versprechen wahr.

Arthur machte in der Wahrheit gute Fortschritte. Bald besuchte er die Zusammenkünfte. Dann kam eine schwere Prüfung für ihn. Man erklärte ihn für leprakrank und schickte ihn in die Leprakolonie, nicht nur für ein oder zwei Wochen, sondern für mehrere Jahre. Sogleich begann er dort, Zeugnis zu geben und den Patienten von seinem neugefundenen Glauben zu erzählen. Es wurde eine Debatte zwischen ihm und einem Katholiken namens Paul vereinbart. Paul benutzte seinen Katechismus, führte aber keine einzige Schriftstelle an. Nun war Arthur an der Reihe. Er berichtet:

„Ich erinnerte die Zuhörer daran, daß nicht das, was wir gelehrt worden waren oder glaubten, noch das, was der Katechismus sagte, Grundlage der Diskussion sein sollte, sondern die Bibel. ‚Hören wir uns das an, was die Bibel zu diesem Thema zu sagen hat‘, erklärte ich und zitierte 1. Mose 2:7. Dann führte ich eine Veranschaulichung an. ‚Wenn Herr Brown nach England gehen würde, um Medizin zu studieren, seine Prüfungen ablegen und seine Diplome erhalten würde, würde er Arzt werden. Würde Herr Brown sterben, so würde der Arzt sterben. Da der Mensch eine lebende Seele wurde, stirbt die Seele, wenn der Mensch stirbt.‘ “ Die Zuhörer zeigten ihre Zustimmung durch laute Zurufe, und der Vorsitzende wies darauf hin, daß Arthur das bessere Argument hatte. Die Patienten nannten Arthur daraufhin „Bibel“.

DIE VERANTWORTUNG GEHT AUF ANDERE WILLIGE PERSONEN ÜBER

Bruder Cowards Arbeit auf den Inseln ging nun zu Ende. Der Erste Weltkrieg war im Gange, und die Behörden betrachteten Bruder Coward als ein Sicherheitsrisiko. Etwa im Jahre 1917 bat man ihn, die Inseln zu verlassen. Er kehrte daher in die Vereinigten Staaten zurück. Jehova hatte ihm jedoch in seinem Dienst Erfolg geschenkt. Der Same der Wahrheit hatte Wurzeln geschlagen. Zum Gedächtnismahl in jenem Jahr — also nach nur fünf Jahren — waren in Port of Spain 68 Personen, in Bridgetown (Barbados) 90 und in St. George (Grenada) 21 Personen anwesend. Das Werk schritt langsam, aber sicher voran.

G. L. Talma übernahm bereitwillig die Aufgabe als Vertreter der Gesellschaft. Auch William Ferreira hatte sich als ein wahrer Anbeter Jehovas erwiesen. Beide reisten ziemlich viel, um die Wahrheit zu verbreiten und die kleinen Klassen zu besuchen. Talma verbrachte einige Zeit auf Barbados, seiner Heimatinsel, und auch auf Grenada, in Britisch Guayana (heute Guyana) und in Niederländisch Guayana (heute Surinam). Ferreira war portugiesischer Abstammung und konnte auch etwas unter den Europäern tätig sein.

GROSSE MENSCHENMENGEN SEHEN DAS PHOTO-DRAMA

Nach dem Ersten Weltkrieg wäre es für einen Amerikaner schwierig gewesen, den Brüdern auf den Inseln zu dienen. Daher sandte die Gesellschaft im Jahre 1922 einen Kanadier, George Young, um die Brüder zu stärken. In einem Bericht an Bruder Rutherford schrieb er:

„Ich bin am 14. dieses Monats am Vormittag in Trinidad angekommen. ... Es gibt hier viel zu tun, und ich werde eine geraume Zeit beschäftigt sein. Die Wahrheit breitet sich in Trinidad schnell aus. Die Brüder verrichten gute Arbeit. In gewisser Hinsicht ist Trinidad für die Wahrheit das beste Feld Westindiens.“

Auf Youngs Reisen gelangte das Photo-Drama der Schöpfung zum Einsatz, um das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. W. R. Brown hatte bereits mit einer Version des Photo-Dramas gearbeitet, doch nun wurde es in voller Länge gezeigt, einschließlich der Filmteile. Große Menschenmengen sahen es und lauschten den Erklärungen. Bruder Young berichtete über diese Tätigkeit:

„In Port of Spain mieteten die Brüder ein Theater für zwei Abende in der Woche. Wir ließen keinerlei Ankündigung in den Zeitungen erscheinen, verteilten aber 5 000 Handzettel. Die normale Anzahl ist 10 000 Stück. Das Theater war voll besetzt, und viele Menschen mußten weggeschickt werden. Am zweiten Abend war es zum Bersten voll; als die Türen geschlossen wurden, stießen die Leute den Seiteneingang auf und stellten sich dort ins Freie. Die Warnungen der Baalspriester sind vergeblich. Die Wahrheit bricht sich in Trinidad allmählich Bahn.“

Bruder Young hielt sich etwa sechs Monate in der Karibik auf.

UNSERE DAMALIGEN ZUSAMMENKÜNFTE

Unsere Zusammenkünfte waren zu jener Zeit nicht das, was wir heute gewohnt sind. William A. Douglas, der bis zu seinem Tod im Jahre 1981 als ein treuer Zeuge diente, berichtete einmal:

„Die erste Zusammenkunft, die ich besuchte, fand am Dienstagabend statt. Wir studierten eine Lektion in dem Buch Tabernacle Shadows (deutsch: Die Stiftshütte). Danach wurde eine Karte an die Wand gehängt, und ein Bruder erklärte mit einem Stock in der Hand bestimmte Dinge. Ich verstand absolut nichts von dem, was er sagte.

Die Zusammenkunft am Mittwochabend war eine Gebetsversammlung. Ein Bruder betete, dann folgte ein Lied; ein weiterer Bruder betete, dann folgte wieder ein Lied. Alle Anwesenden beteten. Einer nach dem anderen stand auf und gab ein Zeugnis. Einige erzählten, wieviel Gutes Gott für sie getan hatte; andere berichteten, wie Gott ihnen geholfen hatte, Versuchungen zu überwinden; andere erzählten, wie Gott ihnen geholfen hatte, einen Unfall zu vermeiden. Als ich an der Reihe war, kam mir nichts in den Sinn, worüber ich hätte Zeugnis ablegen können. ...

Ich kann mich noch lebhaft an den Ablauf des ersten Wachtturm-Studiums erinnern, das Mutter und ich besucht haben. Der Leiter stellte eine Frage; ein Bruder antwortete: ‚Ich denke so und so.‘ Ein anderer Bruder sagte: ‚Ich stimme nicht mit diesem Gedanken überein, und zwar aus dem und dem Grund.‘ So ging es eine ganze Stunde, und man wurde nicht einmal mit dem ersten Absatz fertig. Heute sind wir Jehova sehr dankbar für die Verbesserungen, die er uns durch die Gesellschaft zuteil werden ließ.“

MUTIG — ABER NICHT TAKTVOLL

In den 20er Jahren war theokratischer Takt für die Brüder etwas Unbekanntes. Sie benutzten beim Darbieten der biblischen Botschaft in den Wohnungen der Menschen eine sehr offene und manchmal auch ungehobelte Sprache. W. A. Douglas kann sich noch gut erinnern, was er anläßlich eines Kongresses in Port of Spain erlebte:

„Es wurden, soweit ich weiß, zum ersten Mal Vorkehrungen getroffen, daß Brüder zusammen von Haus zu Haus gingen. Da ich ein junger, unerfahrener Verkündiger war, wurde ich einem älteren Verkündiger zugeteilt ... Es war am Sonntagvormittag. Wir sprachen an einer Tür vor, und der Bruder machte im Flur einigen Männern das Literaturangebot. Es kam zu einem Streitgespräch. Der Bruder sagte zu einem Mann: ‚Daß Sie die Sache nicht verstehen, ist darauf zurückzuführen, daß Ihr Vater Satan, der Teufel, ist.‘ Daraufhin trat einer der Männer auf den Bruder zu mit den Worten: ‚Sie kommen zu mir, um mir zu erzählen, daß Satan mein Vater ist?‘ Dann versetzte er dem Bruder einen derartigen Schlag auf den Mund, daß er zwei Zähne verlor. Als wir die Treppe hinunterstiegen und weitergingen, erklärte mir der Bruder, wenn er nicht Gott geweiht wäre, hätte er es dem jungen Mann schon gezeigt. Er meinte damals, er leide um der Wahrheit willen, und daher war er guter Dinge.“

Obwohl die Brüder in jener Zeit nicht von Vertretern des Hauptbüros der Gesellschaft besucht wurden, waren sie bestrebt, Änderungen in ihrem Leben vorzunehmen, um sich dem besseren Verständnis, das sie aus Gottes Wort erlangten, anzupassen. So war ihnen Jehovas Geist behilflich, im Denken, Reden und Handeln weitgehend die Einheit zu bewahren.

ZWEIGBÜRO IN TRINIDAD GESETZLICH EINGETRAGEN

Der Mai 1932 war für Trinidad ein wichtiger Monat. Das Zweigbüro in der Frederick Street 64 in Port of Spain wurde gesetzlich eingetragen, und Bruder Talma erhielt den Status des gesetzlichen Vertreters der Gesellschaft in Trinidad und Tobago. In diesem Büro gingen die Berichte von vielen anderen westindischen Inseln ein, die unter britischer Verwaltung standen.

Das Zeugnis nahm an Durchschlagskraft zu, als das tragbare Grammophon und die Transkriptionsmaschine, ein Plattenspieler mit elektrischem Verstärker, benutzt wurden. Im Jahre 1934 waren sechs solche Plattenspieler im Einsatz: einer in Grenada, einer in Dominica und vier in Trinidad. Die Leute kamen nicht immer ins Freie, um die Vorträge anzuhören, sondern viele lauschten auch bei geöffnetem Fenster. Aufrichtige schätzten das, was sie hörten. Man hörte zum Beispiel Bemerkungen wie: „Das ist der einzige Trost; halten wir uns daran.“ „Das stimmt, komm her, Junge, und hör zu; geh nicht mehr zu Belmont [einem Geistlichen], und laß dich nicht mehr von ihm zum Narren halten.“ Die Brüder importierten auch viele tragbare Grammophone, die zu einem noch größeren Zeugnis beitrugen.

VERBOTEN — SOGAR DIE BIBEL

Ohne Vorwarnung wurde die Einfuhr unserer Literatur von der Regierung verboten. Alfred Wallace Seymour, der stellvertretende Gouverneur von Trinidad und Tobago, Mitglied des Kabinetts, erachtete Das Goldene Zeitalter und andere Veröffentlichungen der Watch Tower Bible and Tract Society als staatsgefährdend. Durch den Kabinettsbeschluß Nr. 49 vom 20. August 1936 wurde sämtliche von der Watch Tower Society gedruckte Literatur und die Verlagsgesellschaft des Goldenen Zeitalters verboten. Dieses Verbot schloß sogar die Bibel ein.

Als dem amtierenden Gouverneur, Sir Arthur Fletcher, zur Kenntnis gebracht wurde, daß die Bibel verboten worden war, erließ man einen weiteren Kabinettsbeschluß (Nr. 60 vom 3. Dezember 1936), der die Einfuhr von Literatur erlaubte, für die eine Importlizenz gewährt wurde. Danach waren die Bibel, das Buch Die Harfe Gottes und drei Broschüren erlaubt. Diese Situation in Trinidad bestand neun Jahre lang.

Wer steckte dahinter? Nach mehreren Jahren, im Frühjahr 1946, erzählte der damalige Polizeikommissar, Oberst Mueller, dem Zweigdiener in einem privaten Gespräch, daß das Verbot in Wirklichkeit deshalb erlassen worden war, weil in den Veröffentlichungen der Gesellschaft die katholische Kirche angegriffen wurde. Die Hetze der Geistlichkeit hatte also zu dem Verbot geführt.

Auf Saint Kitts, nördlich von Trinidad, ließ die Regierung am 20. März 1944 alle Schriften der Watch Tower Society, deren sie habhaft werden konnte, in den Siedepfannen einer Zuckerfabrik verbrennen. Ungeachtet dessen machten die Zeugen weiterhin guten Gebrauch von der Literatur, die sie hatten, und setzten ihre Grammophone und Plattenspieler ein, sooft und wo immer sie konnten. Die Polizei beschlagnahmte aber auch einige dieser Geräte.

Während der Auswirkungen des Verbots sank die Verkündigerzahl von 293 im Jahre 1936 auf 229 im Jahre 1940. Die Tätigkeit der Brüder war jedoch produktiv, denn jetzt fingen sie an, Rückbesuche zu machen und Bibelstudien durchzuführen.

EIN LEHRER KOMMT INS GEFÄNGNIS

W. A. Douglas war einer von denen, die während der Verbotszeit eingesperrt wurden. Im April 1939 durchsuchten zwei Polizeibeamte seine Wohnung, wo er Privatunterricht erteilte. Sie fanden die Broschüre Schau den Tatsachen ins Auge. Drei Monate später wurde er aufgefordert, vor Gericht zu erscheinen; die eigentliche Verhandlung fand schließlich am 12. Oktober statt. Er wurde angeklagt, ein unpatriotischer Lehrer zu sein, nicht an den Feiern zum Empire Day teilzunehmen und seinen Schülern nicht zu erlauben, die Nationalhymne zu singen. Bruder Douglas verteidigte sich mit der Feststellung, daß es sich bei der Schule um eine Privatschule handle und daß dort überhaupt nicht gesungen werde. Außerdem verteidigte er sich mit Apostelgeschichte 5:27-32, indem er darauf hinwies, daß er „Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen [mußte] als den Menschen“. Der Richter fand ihn für schuldig und verurteilte ihn zu zwei Monaten Zwangsarbeit. Douglas legte Berufung ein.

Richter Vincent Brown war der Vorsitzende des Berufungsgerichts. Er war sehr nervös und leerte während des Verlesens des Gerichtsentscheids drei Gläser Wasser. Seine ersten Worte lauteten: „Dieser Mann ist für das Leben in dieser Gemeinde ungeeignet. Einem Mann, der in seiner Position als Lehrer den Kindern nicht beibringt, Seiner Majestät, dem König, gegenüber loyal zu sein, sollte keine Freiheit gewährt werden. Wir halten das Urteil des gelehrten Richters aufrecht.“

So kam Bruder Douglas 1940 ins Gefängnis. Dort hatte er ausgezeichnete Gelegenheiten, Zeugnis zu geben, und er nutzte sie. Man nannte ihn „Face the Facts“ (Schau den Tatsachen ins Auge). Viele der Gefängnisinsassen blieben am Sonntagvormittag den Gottesdiensten in der Gefängniskirche fern. Dafür hielt Bruder Douglas Frage-und-Antwort-Stunden mit ihnen ab. Er berichtete: „Ich freue mich, sagen zu können, daß ich an den sieben Sonntagen, die ich im Gefängnis verbrachte, das Vorrecht hatte, zu mehr als 200 Personen auf einmal zu sprechen. Da ich mich auch auf dem ganzen Gefängnisgelände frei bewegen durfte, sprach ich mit allen, mit denen ich in Berührung kam, über das Königreich Christi, die einzige Hoffnung der Menschheit.“

DAS VERBOT WIRD AUFGEHOBEN

Während des Verbots wurde in Trinidad ein amerikanischer Militärstützpunkt errichtet. Ein Amerikaner auf dem Stützpunkt hatte in den Vereinigten Staaten Verwandte, die in der Wahrheit waren. Wenn sie ihm den Wachtturm sandten, gab er ihn an die Brüder weiter. Diese schrieben ihn mit Maschine ab, wobei sie den Namen Wachtturm wegließen, und verteilten diese Abschriften an die Versammlungen. So war es den Brüdern möglich, trotz des Verbots geistige Speise zu erhalten.

Um eine Aufhebung des Verbots zu bewirken, hielt man am 22. Dezember 1940 im Princess Building eine Zusammenkunft ab und sandte an den für die Kolonien zuständigen Staatssekretär in London eine Resolution, in der um die Aufhebung des Verbots gebeten wurde. Aber die Sache wurde bis nach dem Krieg hinausgeschoben. Am 11. September 1945 richtete man eine weitere Petition, die 20 851 Unterschriften trug, an den für die Kolonien zuständigen Staatssekretär in London. Schließlich traf Anfang November die gute Nachricht von der Aufhebung des Verbots ein. Nun konnte Literatur wieder frei eingeführt werden. In jenem Dienstjahr versandte das Zweigbüro 30 998 Bücher und 77 226 Broschüren an die sehnsüchtig wartenden Brüder.

EINE NEUE ÄRA DES PREDIGENS

Mehrere Vorkehrungen, die die Gesellschaft getroffen hatte, sollten dazu beitragen, daß mit der Nachkriegszeit eine neue Ära theokratischer Tätigkeit anbrach. Im Jahre 1943 wurde die Theokratische Predigtdienstschule eingeführt, damit die einheimischen Brüder geschult werden konnten, befähigte Redner zu werden und gut vorlesen zu können. Durch die Wachtturm-Bibelschule Gilead sollten Missionare ausgerüstet werden, in vielen Ländern mit dem Königreichswerk zu beginnen oder es zu unterstützen. Im Jahre 1945 wurde auch mit einem Feldzug begonnen, der darauf abzielte, in jeder Versammlung öffentliche Vorträge zu veranstalten. Durch diese Aktion und die Ermunterung, an den Türen kurze biblische Predigten zu halten, erübrigte sich der weitere Einsatz des Grammophons und des Plattenspielers mit elektrischem Verstärker. Auch waren wir begeistert, zu erfahren, daß der Präsident der Watch Tower Society zum ersten Mal auf einigen Kongressen in der Karibik sprechen würde. Alle diese Maßnahmen sollten in den darauffolgenden Jahren zu einem bemerkenswerten Wachstum führen.

Alexander Tharp hatte die dritte Klasse der Gileadschule besucht, die am 31. Juli 1944 ihre Abschlußfeier hatte. Er wurde Trinidad zugeteilt und sollte sich des damaligen Zweiges der Westindischen Inseln annehmen, denn Gilbert Talma war nun an Jahren fortgeschritten, und seine Gesundheit ließ zu wünschen übrig. Bruder Tharp traf am 24. März 1946 ein, wenige Tage vor den Vertretern der Gesellschaft.

Etwas, was sich in den Hotelzimmern von Bruder Knorr und Bruder Franz zutrug, ist für Bruder Tharp unvergeßlich. Als er die beiden Brüder einmal in ihren Zimmern aufsuchte, putzte Bruder Franz gerade seine Schuhe. Ohne ein Wort zu sagen, ging Bruder Franz in die Hocke und putzte auch Bruder Tharps Schuhe. Es war eine spontane Handlung, die Bruder Tharp daran erinnerte, daß Jesus die Füße der Apostel gewaschen hatte (Joh. 13:3-17).

Der Kongreß war ein großer Erfolg. Den öffentlichen Vortrag Bruder Knorrs „Seid fröhlich, ihr Nationen“ hörten 1 611 Personen. Während seines Aufenthalts in Trinidad gab Bruder Knorr Anweisung, nach einem Gebäude Ausschau zu halten, das sich als Zweigbüro und Missionarheim eignen würde. Das Hinterzimmer in der Frederick Street 64 hatte als Zweigbüro seinen Zweck erfüllt. Am 30. Mai 1946 wurde in der Taylor Street 21 in Woodbrook (Port of Spain) ein Gebäude gekauft, das 26 Jahre lang als Zweigbüro und Missionarheim dienen sollte.

MISSIONARE TRAGEN ZUM WACHSTUM BEI

Am 4. Oktober trafen acht weitere Missionare ein. Laufend wurden mehrere Jahre lang Missionare auf die verschiedenen Inseln des Zweiges gesandt. Diese Jahre standen im Zeichen einer verbesserten theokratischen Organisation und einer schnellen Mehrung. In Port of Spain stieg die Verkündigerzahl von 60 im Jahre 1946 auf 159 im Jahre 1947. In einigen Stadtteilen hatte es den Anschein, als ob jeder mit einem Missionar die Bibel studieren wollte. Zuweilen führten Missionare monatlich 30 Studien durch.

Aus einigen Bibelstudien gingen echte Jünger hervor. Teresa Berry schrieb kürzlich: „Eines der hervorragendsten Studien begann ich mit Mabel Guin und ihren Angehörigen. Ich höre heute noch, wie sie nach wenigen Minuten, in denen wir miteinander gesprochen hatten, sagte: ‚Wir haben uns immer gefragt, ob wir etwas für Gott tun könnten, da er doch so viel für uns getan hat.‘ Ich begann mit ihr ein Studium, und schon bald besuchte sie die Zusammenkünfte und nahm den Dienst auf. Die gesamte zehnköpfige Familie kam in die Wahrheit. Ich stehe immer noch mit Mabel brieflich in Verbindung. Bis auf den heutigen Tag — das heißt 37 Jahre danach — ist sie eine sehr aktive Zeugin.“

Die Missionare waren sehr bekannt. Als Peter Brown einmal vom Predigtdienst nach Hause ging, kürzte er seinen Weg ab und ging über einen Friedhof. Dort war gerade ein Trauerzug eingetroffen. Man erkannte ihn als Missionar. Da trat einer der Trauernden auf ihn zu und sagte: „Wir haben niemand, der die Grabrede hält. Wären Sie dazu bereit?“ Gern kam Peter dieser Bitte nach.

Die neuen Missionare mußten sich in verschiedener Hinsicht anpassen. Aber sie halfen auch den einheimischen Brüdern, einige Änderungen vorzunehmen. Im Königreichssaal fiel auf, daß die Brüder in marineblauen oder schwarzen Anzügen auf der einen Seite saßen und die Schwestern in weißen Kleidern auf der anderen Seite. Aber die Missionare setzten sich in farblich völlig unterschiedlicher Kleidung auf beide Seiten. Es dauerte nicht lange, und der alte Brauch verschwand.

Das Zweigbüro in Trinidad erhielt nun Berichte von kleineren Gruppen auf allen britischen Westindischen Inseln außer Jamaika.

KREISAUFSEHER SETZEN SICH EIN

Ende 1946 erhielt Joshua Steelman, ein Gileadabsolvent, der in Kuba gewesen war, die Zuteilung, als Vertreter des Büros des Präsidenten unter der Aufsicht des Zweigbüros in Trinidad auf allen Inseln als Diener für die Brüder (Kreisaufseher) tätig zu sein. Er ermunterte die Verkündiger mit großem Erfolg zum Predigtdienst. Praktisch in jeder Versammlung, die er besuchte, wurden neue Verkündigerhöchstzahlen erreicht.

Im darauffolgenden Jahr wurde das Missionarheim auf Barbados aufgelöst, und der letzte Missionar, Bennett Berry, erhielt die Zuteilung, als Diener für die Brüder tätig zu sein. Seine Erfahrungen würden ein Buch füllen. Es gab wenig Verkehrsmittel. Wenn ein Bus fuhr, fand man nur schwer einen Platz. Auch Hühner, Fische und Ziegen befanden sich unter den Passagieren und ließen jede Fahrt zu einem wahren Erlebnis werden. Die Fahrgäste hatten sich ununterbrochen etwas zu erzählen. Die Straßen waren eng und kurvenreich, besonders in Gebirgsgegenden.

Auf der Insel Dominica mußte Bruder Berry zirka 30 Kilometer auf Gebirgspfaden und in einem Flußbett zurücklegen, um zu einer bestimmten Versammlung zu gelangen. Einmal gab man ihm ein Pferd, doch es stürzte. Trotz alledem freute er sich sehr, zu beobachten, wie die Wertschätzung dieser demütigen Brüder für ihr Verhältnis zu Jehova, zu seinem Sohn und zu seiner Organisation zunahm. Auch Bruder Berrys eigene geistige Gesinnung wurde gestärkt, während er auf selbstlose Weise den Bedürfnissen seiner Brüder diente.

WIDERHALL AUF DIE ANKÜNDIGUNG EINES KONGRESSES

Für die Zeit vom 21. bis 23. Mai 1948 war ein Bezirkskongreß in Port of Spain vorgesehen. Er sollte ausgiebig angekündigt werden. Alles klappte ausgezeichnet. Außer den üblichen Informationsmärschen, der Verteilung von Handzetteln und dem Einsatz von Schaufensterplakaten bildete man auch noch eine Kolonne von Fahrrädern, die alle mit einem Plakat versehen waren. Das erregte natürlich Aufsehen.

Da das Gebäude für den Kongreß ziemlich klein war, wurde der öffentliche Vortrag um 20 Uhr im Freien gehalten, und zwar auf dem Woodford Square, dem Herzen des Geschäftsviertels. Ein tropischer Vollmond erhellte den Platz. Die Brüder waren überglücklich, daß sich 3 623 Personen um das Musikpodium versammelten, um sich über „die bevorstehende Freude der ganzen Menschheit“ unterrichten zu lassen.

ÖFFENTLICHE VORTRÄGE IM FREIEN

Einige einheimische Brüder waren verhältnismäßig gute öffentliche Redner geworden. Sie und die Kreisaufseher hielten häufig Vorträge im Freien. Solche Vorträge zu organisieren war nicht schwer.

Man setzte sich mit einem Ladenbesitzer in Verbindung und bat ihn, unter dem Dachvorsprung seines Ladens einen Vortrag halten zu dürfen. Gab es keinen Strom, so hängte man eine Benzinlaterne oder eine Karbidlampe an eine der Dachstützen. Dann brauchte man nur noch einen Tisch für die Bibel und das Manuskript, und alles war bereit. Man kündigte den Vortrag in dem betreffenden Gebiet am Vortag oder in der Woche zuvor mündlich und mit Hilfe von Handzetteln an, was eine Zuhörerschaft von 100 oder mehr Personen garantierte. Ablenkungen gab es außer dem Verkehr und den Insekten keine. Doch als das Verbrechen und die Gewalttätigkeit zunahmen, ging die Zeit der Vorträge im Freien zu Ende.

Immerhin wurden einige schafähnliche Personen durch diese Vorträge im Freien auf die Wahrheit aufmerksam gemacht. Nach einem solchen Vortrag in Chaguanas erstand ein junger Hindu vom Redner zwei Bibelübersetzungen. Dieser junge Mann nahm schließlich den Vollzeitdienst auf und diente bis zu seinem Tod treu Jehova.

DIE SIBIA UND DIE LIGHT

Als die Gesellschaft ein Segelschiff (die Sibia) kaufte, wurde eine neue und aufregende Methode eingeführt, die gute Botschaft auf kleinere Inseln zu bringen. S. J. Carter, G. Maki, R. Parkin und A. Worsley bildeten die erste Mannschaft, die in einer Art Kreis zwischen Puerto Rico und Trinidad umhersegelte und auf allen kleineren Inseln ein gründliches Zeugnis gab. Selbst auf den größeren Inseln freute man sich über ihre gelegentlichen kurzen Aufenthalte, die dazu dienten, neue Vorräte an Bord zu nehmen und Kongresse zu besuchen.

An der Küste der meisten Inseln lagen verstreut kleine Fischerdörfer. Da die Dörfer nicht immer über Land durch Straßen verbunden waren, erwies sich der Einsatz der Sibia als sehr praktisch, um die gute Botschaft in diese abgelegenen Gebiete zu bringen.

Im Jahre 1953 ließ die Gesellschaft die Sibia durch ein mit zwei Maschinen ausgestattetes Motorboot, Le Cheval Noir, ersetzen, dessen Name später auf Light abgeändert wurde. Am 9. November 1953 wurde es in Trinidad als seinem Heimathafen registriert.

Doch im darauffolgenden Jahr wohnte Maurice Dorman, der Kolonialminister, einem Vortrag bei, den Bruder Knorr vor 3 269 Personen auf dem Woodford Square hielt. Danach, am 6. Juli, unterzeichnete Dorman, der dann amtierender Gouverneur war, einen Regierungserlaß, gemäß dem die Mannschaft der Light als unerwünschte Besucher betrachtet wurden. Als die Light am 25. September 1954 im Hafen anlegte, wurde die Mannschaft von der Einwanderungsbehörde davon benachrichtigt, daß sie sich nicht an Land begeben dürfe. Verhandlungen und Gespräche mit Beamten blieben ergebnislos. Man befahl, daß das Schiff bis spätestens 5. Oktober auslaufen sollte. Und es lief aus, obwohl in der Karibik ein so starker Wirbelsturm tobte, wie man ihn seit Jahren nicht mehr erlebt hatte.

EINHEIMISCHE BRÜDER SETZEN SICH EIN

Einheimische Brüder, die als Sonderpioniere dienen konnten, spielten nun eine immer bedeutendere Rolle. Einheimische Kreisaufseher hatten die Missionare bereits größtenteils in diesen Stellungen abgelöst und ersetzten sie schließlich ganz. In den Jahren 1950 und 1951 hatte in Scarborough (Tobago) ein Missionarheim bestanden. Doch die Missionare waren aufgrund der negativen Haltung der Öffentlichkeit gegenüber Weißen nicht besonders erfolgreich. Deshalb wurden im Jahre 1954 zwei einheimische Sonderpioniere, Edward Harry und Oliver Smith, Tobago zugeteilt. Sie sollten versuchen, das Königreichswerk auszudehnen. Ihr Erfolg bewies, daß befähigte einheimische Brüder zumindest in einigen Gebieten wirkungsvoller tätig sein konnten als die Missionare.

Seither sind mehrere einheimische Sonderpioniere nach dem Besuch der Wachtturm-Bibelschule Gilead wieder nach Trinidad zurückgekehrt. Zwei von ihnen sind Theresa Chin Chee Fat und Sylvia Permell. Sie verrichten treuen und eifrigen Dienst, und Jehova hat ihre Bemühungen, Jünger zu machen, gesegnet. Theresa ist mit 46 geistigen „Kindern“ gesegnet worden, und Sylvia durfte erleben, daß sich 59 Personen Jehova hingaben und taufen ließen.

DAS WACHSTUM ERFORDERT NEUE ZWEIGBÜROS

Als Bruder Knorr im Januar 1954 zu Besuch kam, stellte man fest, daß das Königreichswerk auf den Leeward-Inseln gute Fortschritte gemacht hatte und ein eigenes Zweigbüro eröffnet werden konnte. Zum Zweig der Leeward-Inseln sollten neun Inseln gehören, so daß noch sieben für Trinidad übrigblieben. Eine weitere Teilung erfolgte 1966 mit der Eröffnung eines Zweigbüros auf Barbados. Nun unterstanden dem Zweigbüro in Trinidad nur noch Trinidad und Tobago. Unser eigenes Gebiet wurde immer kleiner, aber das war auf die Ausdehnung des Königreichswerkes zurückzuführen.

In den 50er Jahren und danach waren nur bescheidene Zunahmen in der Verkündigerzahl zu verzeichnen, und in einigen Jahren gab es sogar einen Rückgang. Das hieß nicht unbedingt, daß kein Interesse vorgefunden wurde, das es zu pflegen galt. Die Situation war hauptsächlich den wirtschaftlichen Verhältnissen zuzuschreiben. Es herrschte große Arbeitslosigkeit, die Löhne waren niedrig, und es gab große Familien zu ernähren. Die Zeugen waren davon nicht ausgenommen. So kam es, daß in diesen Jahren immer wieder einige nach England, Kanada und in die Vereinigten Staaten auswanderten. Aber es zeigte sich geistiges Wachstum.

FÜR GEEIGNETE KÖNIGREICHSSÄLE GESORGT

Gegen Ende 1959 besprach ein Bruder aus Trinidad mit Robert D. Newton, dem damaligen Zweigdiener, die Möglichkeit, die Versammlungen einzuladen, ihre Mittel zusammenzulegen, um für einige Versammlungen Königreichssäle zu bauen. Damals gab es nur einen kleinen Königreichssaal in Trinidad; man hatte ihn 1940 in San Fernando gebaut. Schließlich kam ein Königreichssaalfonds zustande, und schon kurz darauf wurde in San Juan mit der Arbeit an einem ziemlich großen Königreichssaal begonnen. Fast alle, die mithalfen, waren Freiwillige. Es war ein einmaliger Anblick, als eine Gruppe von Männern und Frauen — alles Zeugen — Zement mischte, dann eine Schlange bildete und den Beton in Eimern von Hand zu Hand zum Gießen weiterreichte. Anfang 1961 war der Saal fertig und diente neben anderen Räumlichkeiten als ein Ort für die Königreichsdienstschule, die in jenem Jahr eingeführt wurde.

Fast unverzüglich begann man mit einem anderen Saal, und zwar für die Versammlung Laventille in Port of Spain. Der Fonds war zwar bald erschöpft, doch es konnten bei der Gesellschaft für solche Bauten Darlehen aufgenommen werden. Weitere Versammlungen nützten diese Vorkehrung, um zweckmäßige Königreichssäle zu bauen. Heute gibt es 27 Säle, und weitere sind in naher Zukunft geplant.

Im Mai 1985 ereignete sich etwas Neues in bezug auf den Bau von Königreichssälen. Die Brüder waren begeistert, als sie davon hörten, daß in anderen Ländern Königreichssäle in Schnellbauweise errichtet wurden. Wäre das auch in Trinidad möglich? Es wurde ein Baukomitee gebildet, das die Frage prüfen sollte. Man besprach die Sache eingehend und entschloß sich zu dem Versuch, für die Versammlung Siparia nicht an einem Wochenende, sondern an zwei Wochenenden einen Königreichssaal zu bauen. Das Vorhaben fand bei den Brüdern begeisterten Widerhall. Man schaffte es tatsächlich an zwei Wochenenden, und so haben die Brüder in Siparia nun ihren neuen Saal. Die gesamte Bautätigkeit hat auf diesen Inseln gewiß zur Ausdehnung des Königreichspredigtwerkes beigetragen.

EINE EIGENE VEREINIGUNG GEGRÜNDET

Um sich des Wachstums annehmen zu können, benötigte man mehr Raum für das Zweigbüro. Ab 1963 diente Bruder Tharp nach 15jähriger Unterbrechung, in der andere die Verantwortung getragen hatten, wieder als Zweigaufseher. Man beantragte Land, das die International Bible Students Association of London pachten wollte. Der Antrag wurde abgelehnt. Dann fand man drei schöne Grundstücke und erwirkte vom Stadtrat die Baugenehmigung für alle drei Grundstücke. Doch als man vom Büro des Premierministers eine Genehmigung beantragte, das Eigentum im Namen der International Bible Students Association zu erwerben, wurde ein abschlägiger Bescheid erteilt. Der Besitzer eines dieser Grundstücke sagte: „Man will, daß Sie eine einheimische Vereinigung gründen.“

Die Brüder holten sich rechtlichen Rat ein und unternahmen dann die erforderlichen Schritte zur Gründung einer einheimischen Vereinigung der Zeugen Jehovas. Eine Zusammenkunft der Versammlungsdiener mit Mitarbeitern des Zweigbüros am 18. August 1968 war die Grundlage zur Bildung der Vereinigung. Ein Entwurf der Satzungsbestimmungen für die Vereinigung war vorbereitet worden, und es wurde ein Beirat gewählt. Schließlich wurde nach dem Einbringen einer Privatvorlage in beiden Häusern des Parlaments ein Gesetz eingebracht und am 7. August 1969 angenommen. Nun stand den Brüdern eine rechtsfähige Vereinigung zur Verfügung, die es ihnen ohne Genehmigungsverfahren der Regierung ermöglichte, Grundeigentum zu besitzen, zu erwerben und zu verkaufen.

Alle bestehenden Eigentumsansprüche auf Königreichssäle wurden nun auf die einheimische Vereinigung übertragen, und alle künftigen Grundstückskäufe konnten im Namen der Association of Jehovah’s Witnesses of Trinidad and Tobago vorgenommen werden. Auch konnten nun Brüder ernannt werden, Eheschließungen vorzunehmen; so war es nicht mehr nötig, daß Eheschließungen von Zeugen Jehovas vor Beamten des Staates erfolgten.

VORKEHRUNGEN FÜR KONGRESSE

Je mehr die Organisation wuchs, desto schwieriger wurde es, geeignete Stätten für die jährlichen Bezirkskongresse zu finden. Theater waren schon lange zu klein geworden. Es standen nur zwei Stätten zur Verfügung, die einigermaßen geeignet waren: der Himalaya Club in San Juan und die Queen’s Hall in Port of Spain. Diese Stätten wurden Jahr für Jahr benutzt.

Dann sagte Eric Gregorio, ein einheimischer Bruder, er glaube, er würde die Haupttribüne der Rennbahn im Queen’s Park Savannah bekommen. Und so war es. Zum erstenmal seit 1932 wurde uns gestattet, diese herrliche Anlage zu benutzen. Der Kongreß war für die Zeit vom 1. bis 4. Oktober 1970 vorgesehen.

Aber Anfang 1970 veranstaltete die Black-Power-Bewegung plötzlich Demonstrationen. Es kam in der Folge zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und zu Brandschatzungen; sogar einige Menschen fanden den Tod. Im April wurde der Notstand ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt. Würde der Bezirkskongreß stattfinden können? Würden wir im Juli unsere Kreiskongresse abhalten können? Nun, der Polizeikommissar erteilte für alle Kongresse die Genehmigung.

Die Kreiskongresse konnten reibungslos abgewickelt werden. Eine Ausnahme bildete lediglich unser größter, der in Port of Spain stattfinden sollte. Kurz vor Beginn dieses Kongresses wurde der Kreisaufseher vom Polizeikommissar davon unterrichtet, daß wir zwar den Kongreß abhalten dürften, aber nicht befugt seien, Lautsprecher einzusetzen. Ein Gespräch mit ihm verlief ergebnislos. Unsere Delegation versuchte dann, den Minister für nationale Sicherheit zu sprechen. Doch auch das mißlang. Man versuchte ein zweites Mal, den Kommissar umzustimmen, doch er betonte, er sei nicht dazu bereit. So wurde das Freitagprogramm den mehr als 1 300 Anwesenden ohne Lautsprecheranlage dargeboten. Am Samstagvormittag bemühte sich ein Bruder, der früher Polizist war, um eine Unterredung mit dem Polizeikommissar. Doch man sagte ihm, der Kommissar sei am Wochenende nicht in seinem Büro. Wir hatten alles uns Mögliche unternommen.

Am Samstag gegen Mittag entschloß sich dann eine junge Frau, die an der Wahrheit interessiert war, etwas zu unternehmen. Sie hatte dem Programm am Freitagabend beigewohnt und nichts hören können. Obwohl sie den Kommissar nicht kannte, entschloß sie sich, ihn in seiner Wohnung anzurufen. Zuerst betete sie, Jehova möge sein Herz erweichen. Was war das Ergebnis? Der Kommissar kam der Bitte dieser Frau, die noch keine Zeugin Jehovas war, nach. Die Übertragung an den restlichen Kongreßtagen war ausgezeichnet, und die 2 187, die zum öffentlichen Vortrag erschienen, konnten alles deutlich hören.

Beim Bezirkskongreß „Menschen guten Willens“, der im Oktober auf der Haupttribüne der Rennbahn stattfand, trat keinerlei Störung auf. Wie schön war es, genügend Plätze zu haben, die alle überdacht waren, und dazu einen ausreichenden Parkplatz gleich hinter der Tribüne! Trotz strömenden Regens waren am letzten Tag 3 239 Personen anwesend. Da wir die Haupttribüne putzten und sie sauber zurückließen, schufen wir sozusagen einen Präzedenzfall und hatten nie mehr Schwierigkeiten, diese Stätte für unsere Kreis- und Bezirkskongresse zu bekommen.

TREUER DIENST BIS ZUM TOD

Nicht nur die gesalbten Brüder Christi Jesu sollten treu bis zum Tod dienen, sondern auch seine „anderen Schafe“ müssen sich unter allen Umständen als treu erweisen, auch bis zum Tod. So war es im Falle einiger unserer Missionare.

Edmund Charlwood und Jerry Doering trafen im Jahre 1949 ein. Edmund kam bald in den Kreisdienst, was bedeutete, daß er alle Inseln besuchte, die unter der Aufsicht des Zweiges von Trinidad standen. Unter der glühenden Tropensonne und bei strömendem Regen war er mit den Brüdern im Predigtdienst unterwegs. Er wohnte gern in ihren bescheidenen Heimen und lernte es, sich von der Brotfrucht und von Salzheringen zu ernähren. Er reiste 19 Jahre, zunächst als Kreisaufseher, dann als Bezirksaufseher. Als Edmund an Jahren fortgeschritten war, wurde Jerry diese Aufgabe übertragen.

Jerry hatte zusammen mit seiner Frau einige Zeit auf Barbados gedient. Diese Jahre im Vollzeitdienst trugen dazu bei, daß er im Bezirksdienst wirkungsvollere Arbeit leisten konnte. Doch als Jerry und seine Frau im Februar 1971 im Predigtdienst unterwegs waren, ereignete sich ein Unglück. Sie wurden von einem Wagen erfaßt, der ohne anzuhalten in eine Hauptstraße einbog. Bruder Doering erlag am Vormittag des darauffolgenden Tages seinen Verletzungen. Er hatte seit seiner Ankunft in Trinidad fast 22 Jahre treu gedient. Sein Tod war wirklich ein schwerer Schlag.

Edmund Charlwood durfte weiterhin in einem Missionarheim bleiben, obwohl er nicht mehr so viel tun konnte, da er mit zunehmendem Alter schwächer wurde. Im August 1976 starb schließlich auch dieser loyale Bruder. Elsie, seine Frau, und Jerrys Frau, Alice, stehen immer noch im Missionardienst.

Einer der Brüder, die zur Mannschaft der Sibia und der Light gehörten, war Stanley Carter. Er leistete zusammen mit den anderen harte Arbeit, um die gute Botschaft auf den Inseln zu verkündigen. Als er Ann heiratete, wurden sie beide beauftragt, in St. George auf Grenada ein Missionarheim zu eröffnen. Es war keine einfache Zuteilung, doch sie harrten aus und durften sehen, wie Jehova ihre Bemühungen segnete. Im Jahre 1965 gingen sie nach Kanada, damit sich Stanley ärztlich behandeln lassen konnte. Kurz darauf beendete er seinen jahrelangen treuen Dienst.

Diese Missionare, die ihre Lauterkeit bewahrt haben, ruhen jetzt, bis sie als solche, die sich im Gedächtnis Gottes befinden, durch die Stimme Christi wieder ins Leben zurückgerufen werden (Joh. 5:28, 29).

HERVORRAGENDER HILFSPIONIERDIENST

Jahrelang wurden ständig Schritte unternommen, den Hilfspionierdienst auf diesen Inseln auszudehnen. In den 60er Jahren besuchte der Zweigaufseher regelmäßig auf Kreiskongressen die Zusammenkunft, die der Bezirksaufseher und der Kreisaufseher mit den Versammlungsaufsehern abhielten. Er sprach gewöhnlich fünf oder zehn Minuten und ermunterte die Aufseher, Nachdruck auf den Ferienpionierdienst (jetzt Hilfspionierdienst genannt) im April zu legen.

Im Januar 1968 hatte schließlich ein Bruder auf dem Kreiskongreß im Himalaya Club einen Programmpunkt in der Dienstzusammenkunft, betitelt „Der Pionierdienst — eine echte Freude“. Im gesamten Gebäude hingen Schilder mit den Buchstaben „VPA“. Was hatten sie zu bedeuten? Als sein Programmpunkt an der Reihe war, betrat ein großer Bruder mit einem Plakat die Bühne. Auf dem Plakat stand: „April 1968“. Man nannte ihn „Big April“ (Großer April). Jetzt verstanden die Anwesenden, daß VPA „Vacation Pioneer in April“ (Ferienpionier im April) bedeutete. Diese Demonstration blieb den Brüdern unvergeßlich.

Zunächst fand diese Ermunterung nur ein zögerndes Echo, doch dann gingen immer mehr Brüder darauf ein. Ungetaufte Kinder und Erwachsene wurden ermuntert, mit den Ferienpionieren zusammenzuarbeiten und sich zu bemühen, dieselben Ziele zu erreichen. Von 1978 an wurden überraschende Ergebnisse erzielt, wie die Übersicht auf Seite 247 zeigt.

In der Versammlung Belmont (Port of Spain) sprachen die Ältesten persönlich mit den Brüdern und gaben ihnen eine Bewerbung, damit sie sie durchlesen und darüber nachdenken konnten. Es wurden Karten aufgehängt mit Stundenplänen für sämtliche Tage einer Woche, so daß Hausfrauen, Werktätige und Schüler sehen konnten, wie das Stundenziel zu erreichen war. Man heftete Schlagwörter an die Wände des Königreichssaales, um allen zu helfen, den Ferienpionierdienst nicht zu vergessen.

Andere Versammlungen erfuhren von dem Erfolg der Versammlung Belmont und verwandten daraufhin ähnliche Methoden. Die Folge war, daß 1985 der Hilfspionierdienst in fast jeder Versammlung ausgezeichnet unterstützt wurde. In Belmont waren 75 Prozent aller Verkündiger Hilfspioniere, die einen Durchschnitt von 63 Stunden im Predigtdienst erreichten. In der Versammlung Arima East berichteten 73 Prozent und in der Versammlung Maraval mehr als 63 Prozent der Verkündiger als Hilfspioniere. Das sind große Versammlungen mit jeweils über 100 Verkündigern. Von den 93 Verkündigern der Versammlung Cocoyea standen 78 Prozent im Hilfspionierdienst.

Wie war es so vielen möglich, diesen Dienst zu verrichten? Eine Schwester erklärte: „Erst am siebten des Monats nach der Ansprache eines Ältesten füllte ich meine Bewerbung aus. Ich ermunterte eine junge Schwester, mich zu begleiten. Sie war einverstanden, und so bat ich ihre Eltern, daß sie einige Male bei mir schlafen durfte, damit wir schon frühmorgens Straßendienst verrichten konnten. Mein Zeitplan sah wie folgt aus: gegen 5 Uhr aufstehen, gegen 6.30 Uhr auf die Straße bis 8 Uhr, dann an meine weltliche Arbeitsstelle. Am Nachmittag setzte ich nochmals zwei oder mehr Stunden ein. Am Samstag brauchte ich nicht zur Arbeit zu gehen. Ich begann also zur selben Zeit mit dem Dienst, unterbrach für das Mittagessen und um mich auszuruhen. Dann ging es weiter bis 21 Uhr; das heißt, ich setzte mindestens zehn Stunden ein. Am Sonntag verbrachte ich nur eine Stunde im Predigtdienst. Ich war froh, daß ich außer der erwähnten Schwester auch noch andere Brüder kennenlernte, die ebenfalls Straßendienst durchführten, denn sonst hätte ich nicht so lange auf der Straße stehen können. ... Ich konnte 75 Stunden einsetzen, 12 Rückbesuche und 2 Heimbibelstudien durchführen sowie 716 Zeitschriften abgeben. Wenn ich meinen Bericht ansehe, kommt mir Lukas 17:10 in den Sinn: ‘Was ich getan habe, ist das, was ich zu tun schuldig gewesen bin.’ “

In einer Versammlung dient eine Schwester, die schon über 70 Jahre alt ist, jedes Jahr mehrmals als Pionier. Im April 1985 war sie sehr krank. Aber als sie sich um den 15. des Monats etwas besser fühlte, wollte sie es mit dem Dienst wieder versuchen. Sie schleppte sich mit ihrem von Arthritis geplagten Körper aus dem Bett und erklärte, wenn sie schon sterben müsse, dann wollte sie als Pionier im Dienst für Jehova sterben. Mit großer Mühe machte sie sich auf und ging in den Straßendienst. Andere in der Versammlung, die einen Wagen hatten, richteten es dann so ein, daß sie sie unterstützen konnten. Schon nach zehn Tagen hatte sie ihr Stundenziel für den Monat erreicht. Während dieser Bericht abgefaßt wird, ist sie immer noch am Leben und plant wieder den Hilfspionierdienst.

Auch der gesamten Bethelfamilie war es möglich, sich an diesem vermehrten Dienst zu beteiligen. Eines der ältesten Glieder sagte: „Wie erfrischt wir uns doch fühlten, wenn wir auch körperlich müde waren!“

VORKEHRUNGEN FÜR BESONDERE SCHULEN

Im Jahre 1961 fand in Trinidad zum erstenmal die Königreichsdienstschule statt. Alle Sonderpioniere hatten das Vorrecht, die Schule zu besuchen. Sie waren dafür dankbar und zogen großen Nutzen aus dem Kurs. Später hatten Brüder, die allgemeine Pioniere waren, die Gelegenheit, die Kurse mitzumachen. Im Jahre 1985 fand ein besonderer Kurs zum Nutzen der Dienstamtgehilfen statt. Man konnte deutlich eine bessere Einstellung zum Vollzeitdienst erkennen. Doch es sollte noch mehr geschehen.

Im Jahre 1977 erschien ein schönes Lehrbuch, betitelt Wie Lichtspender in der Welt leuchten, das die Grundlage für einen zweiwöchigen Kurs für die Pioniere bildete. Jetzt konnten auch die Schwestern erbauende Ermunterung und Unterweisung empfangen. Das wirkte sich auf den Vollzeitdienst, besonders auf den Hilfspionierdienst, äußerst günstig aus. Der Pioniergeist schien auf die Versammlungsverkündiger abzufärben, was im April 1978 besonders auffallend war, denn es wurde eine neue Höchstzahl von 500 Hilfspionieren erreicht.

Viele Dankschreiben gingen ein. In einem hieß es: „Hiermit möchte ich meinen Dank für die Pionierdienstschule zum Ausdruck bringen. Sie war wirklich eine wunderbare Vorkehrung Jehovas zur rechten Zeit. Einige Monate zuvor hat mein Mann mit dem Kreisdienst begonnen, und ich habe ihn begleitet, was für mich eine echte Herausforderung war. Der umfangreiche Kurs hat mir geholfen, dieser Herausforderung gerecht zu werden. Der Predigtdienst hat für mich jetzt an Bedeutung gewonnen, da ich auf wirkungsvollere und interessantere Weise Zeugnis geben kann und mehr Erfolg habe. Das ist auf die Anwendung der vorzüglichen Anregungen zurückzuführen, die in der Schule darüber gegeben wurden, wie man mehr persönliches Interesse am Wohnungsinhaber bekunden kann.

Ein Gedanke, der mich am meisten beeindruckte, ist der, daß wir im Werk des Predigens und Jüngermachens Mitarbeiter Jehovas sind, was erkennen läßt, daß wir enge Gemeinschaft mit ihm pflegen sollten. Das wiederum hat mir die Notwendigkeit eingeprägt, im Dienst öfter zu ihm zu beten, und es hat mir eine um so größere Überzeugung verliehen, daß er uns unterstützt.“

AUSDEHNUNG ERFORDERT NEUE RÄUMLICHKEITEN

Im Mai 1972 zogen wir in unser neues Heim und Zweigbüro außerhalb von Port of Spain, nachdem wir 26 Jahre in der Taylor Street 21 untergebracht waren. Es handelte sich um kein neues Gebäude, doch diente es unseren Zwecken bestimmt besser als das vorherige.

Als wir beschlossen, dieses Gebäude samt Grundstück zu kaufen, wußten wir, daß es unmittelbar am Maraval River lag. Wir zogen in der Trockenzeit ein. Anfragen bei den Nachbarn weckten keine Befürchtungen, daß das Grundstück überschwemmt werden könnte. Aber im Dezember desselben Jahres stieg der Fluß plötzlich ungeheuer an und wurde zu einem reißenden Strom, dessen schmutziges Wasser in die untere Etage eindrang und etwa 30 Zentimeter hoch in unserem Büro stand.

Wir errichteten am Flußufer eine Steinmauer und hatten einige Jahre lang Ruhe. Im Jahre 1975 brachte aber ein verheerendes Hochwasser die Mauer zum Einsturz. Die erste Etage des Hauses stand etwa 1,20 Meter unter Wasser, so daß Tausende von Büchern außer Büroeinrichtungen und Unterlagen vernichtet wurden. Auf Empfehlung eines Ingenieurs errichteten wir am Flußufer entlang und um das gesamte Grundstück eine sich nach oben hin verjüngende 2 Meter hohe Steinmauer, die am Fuße 1,20 Meter dick war. Auch Pumpen wurden installiert. Aber im Jahre 1980 ereignete sich erneut ein Unglück. Die Mauer gab an einer Stelle zwischen unserem Grundstück und dem eines Nachbarn nach, so daß sich Tonnen von Wasser auf unser Grundstück ergossen, Türen des Hauses eindrückten und derartige Verheerungen anrichteten, daß sogar Menschenleben auf dem Spiel stand. Innerhalb von 30 Tagen führte der Fluß noch zweimal Hochwasser, und wir waren ohne Schutzmauer. Wie schon zuvor kamen uns auch diesmal die Brüder in großer Zahl bei der Reinigung zu Hilfe. Die Nachbarn trauten kaum ihren Augen, als Tonnen von Schutt weggeschleppt wurden. Nach erstaunlich kurzer Zeit sah alles wieder ziemlich normal aus. Schon bald wurde eine neue Mauer aus Stahlbeton gebaut. Doch das Zweigkomitee empfahl der leitenden Körperschaft eine Verlegung des Zweigbüros.

WIR BAUEN EIN NEUES ZWEIGGEBÄUDE

Zum einen bestand die Hochwassergefahr, zum anderen waren das Heim und das Büro in Anbetracht des Werkes zu klein geworden. Wir hatten einfach nicht mehr genug Raum zur Verfügung, um für die Bedürfnisse der Versammlungen sorgen zu können. Seit 1972 war die Verkündigerzahl um fast 40 Prozent gestiegen.

Die leitende Körperschaft nahm die Empfehlung des Zweigkomitees an. Nach einiger Zeit fand man zwischen Port of Spain und dem Flughafen ein etwa 4 000 Quadratmeter großes Grundstück. Die anfangs bestehenden Schwierigkeiten wurden nach und nach überwunden. Als die Pfingstler das Grundstück für den Bau einer Kirche erwerben wollten, protestierten die Nachbarn wegen des Lärms, der bei diesen Zusammenkünften entsteht. Sie fürchteten sich auch ein wenig davor, „von dem Geist erfaßt“ zu werden. Als aber Jehovas Zeugen den Nachbarn versicherten, daß keine Gefahr bestände und der Lärm minimal wäre, wenn die Zeugen auf dem Grundstück bauen würden, erhoben sie dagegen keinen Einwand. So wurde das Grundstück im Jahre 1981 auf den Namen der einheimischen Gesellschaft, der Association of Jehovah’s Witnesses of Trinidad and Tobago, gekauft.

Es vergingen fast eineinhalb Jahre, bis wir mit der Arbeit am Gebäude selbst beginnen konnten. Die Brüder setzten sich bereitwillig ein. Zum Gießen der Böden bzw. Decken waren viele Hände nötig, da keine moderne technische Ausrüstung zur Verfügung stand — lediglich zwei Zementmischmaschinen, mehrere Eimer und eine Anzahl Planken, auf denen die Brüder stehen konnten, während sie die Eimer vom einen zum anderen weiterreichten. In zwei langen Reihen transportierten die Brüder und Schwestern den Zement von den Mischmaschinen zur Gießstelle. Der Rücktransport der leeren Eimer erfolgte über eine dritte Reihe. Nicht selten arbeiteten die Handwerker die ganze Nacht hindurch. Das Projekt wirkte sich auf die Versammlungen einigend und anregend aus.

Zur Einweihung am 16. März 1985 war Milton G. Henschel von der leitenden Körperschaft anwesend. Auch Verkündiger aus allen Versammlungen Trinidads wohnten dem Anlaß bei. Die 2 942 Anwesenden nahmen jeden Sitzplatz und günstigen Stehplatz ein. Als sie auseinandergingen, waren sie überglücklich.

JEHOVA SORGT NACH UND NACH FÜR VERBESSERUNGEN

In Jesaja, Kapitel 60 gab Jehova vor langer Zeit seinen Vorsatz bekannt, zur bestimmten Zeit seine irdische Organisation zu verbessern und zu vergrößern. Die Oldtimer unter uns können bezeugen, daß dem so ist. Herrschen heute nicht viel bessere Verhältnisse in den Versammlungen als zu der Zeit, wo die Ältesten gewählt wurden? Die Versammlungen gedeihen heute in geistiger Hinsicht.

In Trinidad und Tobago gibt es jetzt 50 Versammlungen. Und es bestehen gute Aussichten, daß noch weitere hinzukommen. Im April waren wir 4 558 Verkündiger, die über 135 000 Zeitschriften und 11 537 Bücher abgaben. Es wurden mehr als 6 990 Heimbibelstudien durchgeführt. Beim Gedächtnismahl konnten 13 961 Anwesende gezählt werden. In den darauffolgenden Monaten wurden viele weitere Jünger getauft.

Für einen so kleinen Zweig ist seit der Ankunft der Missionare — seit 1946 — enorm viel Literatur verbreitet worden. Der Bericht zeigt mehr als 1 600 000 Bücher und mehr als 1 500 000 Broschüren sowie Millionen von Zeitschriften. In Trinidad und auf den Inseln, die früher unter der Aufsicht des hiesigen Zweigbüros standen, ist ein großes Zeugnis gegeben worden. Es ist ohne weiteres möglich, daß vor dem Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge noch sehr viele schafähnliche Menschen eingesammelt werden.

Ein Kreisaufseher berichtet: „Als wir während des Besuchs des Bezirksaufsehers am Mittwochvormittag in eine Straße kamen, sagte man mir: ‚Bruder, hier haben wir am Freitag gearbeitet.‘ Dennoch beschlossen wir, die Straße zu bearbeiten. Als wir an einer Tür vorsprachen, wurden wir hereingebeten, und mein Partner behandelte das Gesprächsthema.

Die Frau sagte uns, sie sei in Trinidad geboren, lebe aber bei ihrer Familie in London und sei nur auf Urlaub hier. Ihre Schwiegermutter in London hatte sie ermuntert, in der Bibel zu lesen. Das tat sie auch nach einiger Zeit und fand Freude daran. Als sie ihre Schwiegermutter davon unterrichtete, sagte diese: ‚Das genügt nicht. Du mußt dich einer Kirche anschließen.‘ Die Schwiegermutter war eine Adventistin. Doch die Frau wollte sich nicht einfach irgendeiner Kirche anschließen. Sie sagte daher in einem Gebet zu Gott, sie würde die ersten, die mit dem Evangelium an ihre Tür kämen, als die Menschen betrachten, die die Wahrheit hätten. Und wir waren die ersten, die an ihrer Tür vorsprachen. Das Zweigbüro in Großbritannien wurde unterrichtet, damit nach ihrer Rückkehr das Bibelstudium mit ihr fortgesetzt werden könnte. Das geschah auch. Jetzt ist die Familie wieder in Trinidad. Der Mann und die Frau sind getauft, und zusammen mit ihren Kindern sind sie mit einer Versammlung in Osttrinidad verbunden. Interessant dabei ist folgendes: Am Freitag hatten die Verkündiger das Gebiet bearbeitet, aber am Samstag war die Frau aus London eingetroffen, und wir waren am Mittwoch in der darauffolgenden Woche da.“ Ja, es werden gute Ergebnisse im Predigtdienst erzielt, und wer sich zur Verfügung stellt, hat an der Freude teil.

Nicht nur die Hirtentätigkeit in den einzelnen Versammlungen, sondern auch die Beaufsichtigung des Werkes durch das Zweigbüro ist entsprechend verbessert worden. Die Verantwortung, die Aktivitäten des Zweiges zu beaufsichtigen, ruht jetzt nicht mehr allein auf einem Zweigaufseher. Die Arbeit und die Verantwortung ist auf die Glieder des Zweigkomitees aufgeteilt worden; so kann vielen Facetten des Werkes größere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zum Zweigkomitee gehören gegenwärtig Earl David, Zephrine Nedd, Winston Simon und Alexander Tharp.

Im „Land des Kolibri“ und auf der „Insel Robinson Crusoes“ läßt es sich angenehm leben, und es ist wohltuend, Jehova, dem großen Schöpfer, der ‘alles schön gemacht hat zu seiner Zeit’, dort zu dienen (Pred. 3:11). Der Zweig Trinidad ist im Vergleich zu größeren Ländern der Erde klein, was die Fläche und die Verkündigerzahl betrifft. Aber es wird uns warm ums Herz, wenn wir an die Geschichte des Werkes hier denken. Wir sind entschlossen, mit unseren Brüdern auf der ganzen Erde voranzudrängen und uns der Königreichsinteressen anzunehmen, während wir gespannt der Zeit entgegenblicken, wo alles, was atmet, Jehova preisen wird (Ps. 150:6).

[Übersicht auf Seite 247]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

ZUNAHME DER HILFSPIONIERE

1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985

4 000

3 500

3 000

2 500

2 000

1 500

1 000

500

16,9 28,8 40,6 39,1 47,9 52,3 54,1 56,7

Prozentsatz an Hilfspionieren, gemessen an der Gesamtzahl der Verkündiger

[Bild auf Seite 232]

Alexander Tharp, Koordinator des Zweigkomitees in Trinidad, mit seiner Frau Lois

[Bild auf Seite 239]

Das Missionarschiff „Sibia“