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Jehovas Zeugen — Jahrbuchbericht 1991

Jehovas Zeugen — Jahrbuchbericht 1991

Jehovas Zeugen — Jahrbuchbericht 1991

DIE Einwohner der Stadt waren keine Landwirte. Dennoch hatte das, was in dem Brief an gewisse Bürger dieser Hochburg des Handels und der Politik stand, mit den wesentlichen Grundsätzen des Ackerbaus zu tun: ‘Zuerst sät den Samen. Dann bewässert und bestellt das Feld.’ Als nächstes wurde ein drittes — das für das Wachstum der Pflanze entscheidendste — Element offenbart: ‘Gott läßt es fortwährend wachsen’ (1. Kor. 3:6).

Die Stadt war Korinth und lag auf dem Isthmus von Korinth; die Zeit war das erste Jahrhundert. Der Schreiber war der christliche Apostel Paulus, und der Kern seiner Abhandlung war das geistige Wachstum der Nachfolger Christi. Paulus machte drei markante Aussagen über das Erreichen christlicher Reife: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat es fortwährend wachsen lassen.“ Dann sagt er, um sicherzugehen, daß der Kernpunkt erfaßt wird: „... so daß weder der Pflanzende etwas ist noch der Begießende, sondern Gott, der es wachsen läßt“ (1. Kor. 3:7). Pflanzen und Bewässern ergänzen sich, was aber Jehova tut, ist etwas gänzlich anderes. Gott tut das, was kein Mensch kann: Er läßt es wachsen.

‘Gott läßt es fortwährend wachsen’

Der Apostel Paulus konnte über seine Anstrengungen im Predigtdienst sehr wohl sagen, daß ‘Gott es fortwährend hat wachsen lassen’. Wie hat doch Jehova Paulus’ 18monatigen Dienst in Korinth gesegnet! (Apg. 18:9-11). Und Gott ließ es auch in anderen Gebieten wachsen, in denen Paulus seinen Dienst fortsetzte, so z. B. in Ephesus, Philippi und Thessalonich (Apg. 20:17-38; Phil. 1:3-7; 1. Thes. 1:3-10).

Wenn wir das Pflanzen und das Begießen untersuchen, das die internationale Bruderschaft der Zeugen Jehovas in den letzten 12 Monaten verrichtet hat, können wir ebenfalls dankbar sagen: „Gott hat es fortwährend wachsen lassen.“ Somit hatten wir im letzten Dienstjahr einen Durchschnitt von 3 846 311 Königreichsverkündigern und eine Höchstzahl von 4 017 213 Verkündigern. Wir erreichten die höchste Zahl an Täuflingen — 301 518! Wie steht es mit künftigem Wachstum? Bei 3 624 091 Bibelstudien, die jeden Monat durchgeführt werden, und 9 950 058 Anwesenden beim Gedächtnismahl zur Erinnerung an Jesu Tod am 10. April letzten Jahres sind die Aussichten sehr gut.

Von Höchstzahl zu Höchstzahl

Berichte von überall her zeigen, daß unsere Brüder emsig bei ihrer geistigen Landarbeit waren. Es wurden 2 968 309 neue Abonnements auf die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! aufgenommen — eine 23prozentige Zunahme. Fast alle Zweige berichteten Höchstzahlen an Verkündigern, und eine Anzahl hatte sogar mehrmals Höchstzahlen. Schweden berichtete z. B. fünf Höchstzahlen im Dienstjahr 1990; Österreich, Frankreich und die Schweiz berichteten je sechs Höchstzahlen. Die Tschechoslowakei und Côte d’Ivoire berichteten elf Höchstzahlen in dem Jahr, Polen zwölf und Jugoslawien sieben. Brasilien konnte neun Höchstzahlen verzeichnen, die neuste beläuft sich auf 293 466 Verkündiger.

Besonders sticht Irland hervor. Unsere Brüder dort hatten im letzten Jahr zwölf Höchstzahlen, dadurch ergeben sich 29 aufeinanderfolgende Höchstzahlen, und sie freuen sich über eine 10prozentige Zunahme an Verkündigern im vergangenen Jahr. Guatemala konnte in den zurückliegenden 42 Monaten 41 Höchstzahlen verzeichnen. Und wie steht es mit Mexiko? Dort gab es in den vergangenen 80 Monaten 78 Höchstzahlen, und jetzt hat Mexiko über 304 000 Verkündiger.

Je angestrengter wir arbeiten und je mehr Königreichssamen wir säen, desto besser wird Gott es fortwährend wachsen lassen. Betrachten wir z. B. Venezuela. Dort berichteten die Verkündiger im Durchschnitt 14 Stunden und ein Bibelstudium im Monat. Beim Gedächtnismahl waren 197 211 Personen zugegen, fast viermal so viele wie die Zahl der Verkündiger und 33 000 mehr als im Vorjahr. In sechs Jahren hat sich die Zahl der Verkündiger verdoppelt, von 25 305 auf 51 933 — eine 105prozentige Zunahme! Und im vergangenen Jahr wurden acht Verkündigerhöchstzahlen erreicht. Ein ähnlicher Bericht kommt aus Ecuador. „Dieses Jahr hat es die größte Königreichsausdehnung in der Geschichte des Werkes gegeben“, schrieb der Zweig. Dort gab es fast doppelt so viele Heimbibelstudien wie Verkündiger. Im August berichteten 18 069 Verkündiger — eine Höchstzahl. Im vergangenen Dienstjahr wurden sieben Höchstzahlen erreicht.

Japan ist ein Land, in dem Jehova es wirklich wachsen ließ, denn im August 1990 erreichte man die 140. aufeinanderfolgende Verkündigerhöchstzahl — 147 622. Und das in einem Land, in dem die Missionare Babylons der Großen aufgegeben und gesagt haben: „Es besteht keine Aussicht, daß das Christentum in Japan jemals wirklich Wurzeln schlagen wird.“

„Aus dem Mund von Unmündigen“

Nicht nur Männer und Frauen dienen als Gottes Mitarbeiter, auch Kinder in zartem Alter können Jehova Gott preisen. So jubelten kleine Kinder Jesus bei einer Gelegenheit während seines Dienstes zu. Das störte seine religiösen Gegner sehr, doch er begegnete ihren Einwänden, indem er sagte: „Habt ihr niemals dies gelesen: ,Aus dem Mund von Unmündigen und Säuglingen hast du Lobpreis bereitet.‘?“ (Mat. 21:16).

Gibt es auch heute Kinder, die Gott preisen? Ganz gewiß! Zum Beispiel die kleine Mi Mi aus Myanma, die es ablehnte, gemeinsam mit der Klasse zu beten. Ihr Lehrer fragte: „Du bist doch Christin, warum betest du nicht mit?“ Mi Mi antwortete: „Ja, ich bin eine Christin, aber ihr betet zur Dreieinigkeit, ich bete zu Jehova.“

Als ein Lehrer in Neuseeland eine Schülerin — eine Zeugin — zur Direktorin brachte, weil sie sich geweigert hatte, die Nationalhymne zu singen, lachte die Direktorin los. Sie sagte der jungen Zeugin, es tue ihr leid, daß der Lehrer sie in Verlegenheit gebracht habe, und fügte hinzu: „Sei nur weiterhin so mutig, denn ich bewundere die Menschen deiner Glaubensgemeinschaft und den Mut, den sie sowohl außerhalb als auch hier in der Schule offenbaren.“

Der vierjährige Juancito lebt in Uruguay. Die Eltern sind keine Zeugen Jehovas, wohl aber seine Großmutter. Sie sorgt für ihn, da seine Eltern arbeiten gehen. Seine Eltern haben von ihm gelernt, den Kopf zu neigen, wenn er vor den Mahlzeiten betet. Und mit Hilfe einer Ausgabe der Zeitschrift Erwachet! über den Tabak bearbeitete er seine Eltern so lange, bis beide das Rauchen aufgaben. Seine Anstrengungen haben dazu geführt, daß jetzt sowohl die Eltern als auch andere Verwandte die Literatur der Zeugen Jehovas lesen.

Als der sechsjährige Rodolfo aus Argentinien das Buch Mein Buch mit biblischen Geschichten mit in die Schule nahm, wurde einer seiner Klassenkameraden neugierig und bat ihn, ihn zu Hause zu besuchen. Wozu führte das? Rodolfo begann mit ihm ein Bibelstudium. Bald darauf zeigten dessen Eltern Interesse, und heute sind alle Mitglieder der Familie getaufte Zeugen Jehovas.

Louise, ein siebenjähriges Mädchen aus Großbritannien, wurde gebeten, als Teil eines Projektes über das Land Ägypten etwas Ägyptisches mit in die Schule zu bringen. Sie nahm ihr Exemplar Mein Buch mit biblischen Geschichten mit, da einige Kapitel von Ägypten handeln. Außerdem nahm sie die Kassette mit dem Drama Jehovas Name werde auf der ganzen Erde verkündet mit, das von den zehn Plagen handelt. Die Lehrerin hörte sich das Band privat an und war davon sehr beeindruckt. Sie richtete es ein, daß sich alle Kinder jeden Dienstag treffen konnten, um einen Teil von dem Band zu hören und die zehn Plagen zu besprechen. Insgesamt waren 70 Schulkinder und drei Lehrer anwesend. Dank Louises Initiative sind sie alle jetzt mit Jehovas Namen bestens vertraut.

Der Zweig in Italien legte in einem bestimmten Monat besonderen Nachdruck auf die Zeitschriftenabgabe. Ein achtjähriges Mädchen verbrachte in dem Monat 60 Stunden im Predigtdienst und gab 51 Zeitschriften ab. Ein anderes kleines Mädchen von 10 Jahren predigte im gleichen Monat 61 Stunden und verbreitete 110 Zeitschriften. Ohne Frage wird Jehova heute — wie in der Vergangenheit — von kleinen Kindern gepriesen.

Hilfsaktion für Rumänien

Anfang 1990 wurde eine bemerkenswerte Hilfsaktion organisiert, um unsere notleidenden Brüder in Rumänien zu unterstützen. Dadurch wurde ihnen sowohl geistig als auch materiell geholfen. Im Januar, Februar und März wurden über 70 Tonnen Nahrungsmittel aus Österreich, der Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien dorthin gesandt. Außerdem wurden tonnenweise Reinigungsmittel und andere Artikel geschickt sowie eine große Sendung Kleidung und Schuhe, die verteilt wurden. Die Reaktion unserer Brüder in Europa war wirklich eindrucksvoll. Sogar kleine Kinder, die von der Notlage unserer Brüder in Rumänien gehört hatten, spendeten Geld, um zu helfen.

Unsere rumänischen Brüder drückten große Wertschätzung für die erhaltenen Geschenke aus, und sie sind entschlossen, alles zu tun, um die Wahrheit anderen mitzuteilen. Die Brüder schreiben: „Viele Weltmenschen waren überrascht, als wir große Mengen Hilfsgüter von Brüdern aus aller Welt erhielten. Ein Teil davon wurde unter Weltmenschen verteilt, und das hat viele veranlaßt, ihre Meinung über Jehovas Zeugen zu ändern. Viele Menschen erhielten von uns Hilfe, wohingegen sie von ihren Geistlichen keinerlei Beistand bekamen. Jedesmal, wenn die Brüder jemand halfen, ergriffen sie die Gelegenheit, ein gründliches Zeugnis zu geben.“

Wachstum in den Bethelheimen

Mehr Arbeiter im Predigtdienst bedeuten mehr Arbeiter in den 93 Bethelheimen. Die Vollzeitdiener, die im Bethel dienen, helfen den Verkündigern in ihrem Land, für das Predigen des Königreichs ausgerüstet und gut mit Literatur ausgestattet zu sein. 1980 zählte die Bethelfamilie weltweit 5 039 Personen; zehn Jahre später sind es bereits 11 092.

Die freiwilligen Mitarbeiter im Bethel sind auch fleißig im Predigtdienst tätig. Da sie einen ausgefüllten Arbeitsplan haben, können nur sehr wenige Hilfspionier sein. Dennoch war eine Schwester aus dem Bethel in Guatemala im April Hilfspionier. Vor dem Frühstück und nach der Arbeit gab sie im Straßendienst 556 Zeitschriften ab.

Da in immer mehr Ländern der Welt vierfarbig gedruckt wird, mußte das Hauptbüro der Watch Tower Society in Brooklyn (New York) im vergangenen Jahr fünf Vierfarben-Hochgeschwindigkeits-Rollenoffsetdruckmaschinen kaufen, prüfen, verpacken und exportieren. Sie wurden an folgende Zweige versandt: Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Frankreich und Spanien. Eine weitere wurde für Südafrika bestellt.

Diese Tatsachen erinnern uns an Jehovas Vorhersage in Jesaja 65:13, 14: „Siehe! Meine eigenen Knechte werden essen, ihr selbst aber werdet hungern. Siehe! Meine eigenen Knechte werden trinken, ihr selbst aber werdet dürsten. Siehe! Meine eigenen Knechte werden sich freuen, ihr selbst aber werdet Schande erleiden. Siehe! Meine eigenen Knechte werden jubeln zufolge des guten Herzenszustandes.“

Bestimmt sind wir darüber erfreut, wie Jehova unsere Anstrengungen segnet. Zwei Punkte wollen wir jedoch im Sinn behalten: Erstens müssen wir eifrig pflanzen und bewässern, und zweitens ist Gott derjenige, der es wachsen läßt. Dieser zweite Punkt sollte alle Diener Gottes demütig machen. Wir gleichen dem Landwirt, der pflanzt und das Feld bestellt, der aber auf den von Gott kommenden Sonnenschein und den Regen angewiesen ist, um eine gute Ernte einbringen zu können (Mat. 5:45).

Wachstum im Hauptbüro

„Dein Volk wird sich willig darbieten ... [Du] hast ..., Tautropfen gleich, deine Jungmannschaft.“ So besang König David den Geist der Bereitwilligkeit des Volkes Jehovas (Ps. 110:3). Heute gibt es überall in Jehovas sichtbarer Organisation zahllose junge Männer und Frauen, die — wie Tautropfen — Gott und ihren Mitanbetern Dienst leisten, der erquickt. Über viertausend dienen als Bethelmitarbeiter im Hauptbüro der Gesellschaft in Brooklyn (New York) und auf den Farmen in der Nähe. Weil die Zahl der Zeugen Jehovas weltweit schnell wächst, ist auch ein Wachstum im Hauptbüro zu verzeichnen.

Es werden mehr freiwillige Mitarbeiter in Brooklyn benötigt und auch mehr Räumlichkeiten, um sie unterzubringen. Daher entschied die leitende Körperschaft, daß ein neunstöckiges Druckereigebäude in der Jay Street 160, das 1986 gekauft und noch nicht renoviert worden war, abgerissen werden sollte, um für ein 30stöckiges Bethelwohnhaus Platz zu machen, das unter der neuen Adresse Sands Street 90 bekannt werden wird. Dieses Gebäude wird zusätzlich tausend Personen beherbergen. Am 30. August 1990 wurde die abschließende behördliche Genehmigung für das Projekt erteilt. Das gesamte Vorhaben wird bis zur Fertigstellung ungefähr drei Jahre in Anspruch nehmen.

Im vergangenen Jahr konnte die Gesellschaft den Kauf des Grundstücks Jay Street 85 abschließen, auf dem Gebäude verschiedener Größe stehen. Es liegt zwei Häuserblocks vom Druckereikomplex entfernt und hat eine Grundfläche von 9 100 m2, ist also größer als das Grundstück, auf dem die fünf vorhandenen Druckereigebäude stehen. Das Grundstück ist für künftigen Bedarf vorgesehen.

Im Frühjahr 1989 kaufte die Gesellschaft ein neu errichtetes, innen unfertiges Gebäude in der Livingston Street 67, das vom Zentralbüro der Watchtower Society zu Fuß in ungefähr 15 Minuten erreicht werden kann. Es ist ein schmales, 29 Stockwerke hohes Gebäude mit dem Spitznamen „Splitter“, in dem ungefähr 150 Bethelmitarbeiter wohnen werden. Ende 1990 sind die ersten eingezogen.

Anfang 1989 wurde bekanntgegeben, daß das bisher größte einzelne Bauprojekt der Gesellschaft in Angriff genommen worden war, das Schulungszentrum der Watchtower Society. Das Zentrum auf dem 266 ha großen Gelände liegt in einem malerischen Tal in Patterson (New York), 110 km nördlich von Brooklyn und 72 km östlich der Wachtturm-Farmen. Ein Schulungs- und Bürokomplex ist geplant, dazu Wohn- und Wirtschaftsgebäude für bis zu 1 200 Schüler und Bethelmitarbeiter. Die endgültige Genehmigung des Lageplans erfolgte am 30. August 1990, an demselben Tag, an dem auch das Gebäude in der Sands Street 90 in Brooklyn genehmigt wurde.

Wie die Baugenehmigung für dieses riesige Projekt erlangt wurde, geht aus einem Bericht der Patterson-Farm hervor. Darin heißt es: „Jehovas Leitung in dieser Angelegenheit war klar ersichtlich. Ein Beispiel dafür ist eine kürzlich gemachte Ankündigung des Staates, wonach keine weiteren Kläranlagen in dem Trinkwasserschutzgebiet genehmigt würden. Die letzte genehmigte Anlage war unsere.“

Am 1. September 1990 wurde ein Besucherzentrum eröffnet, das sieben Tage in der Woche von 8 bis 16 Uhr geöffnet ist. Dazu gehört eine Aussichtsplattform, von wo aus man fast alle Bauarbeiten an dem Schulungszentrum sehen kann.

Als nächstes wollen wir unsere Aufmerksamkeit der Bücherproduktion in den Druckereien in Brooklyn zuwenden. Dort wurden 44 Prozent mehr Bibeln gedruckt als im Jahr zuvor — insgesamt 3 155 811, davon waren 1 161 189 De-Luxe-Bibeln. Der Export sorgte dafür, daß über 8 500 Tonnen Material an den richtigen Ort in allen Teilen der Welt gelangten, und der Inlandsversand verschickte 4 800 Tonnen.

Alle beim Drucken entstehenden Schadstoffe müssen beseitigt werden. Dazu wurde eine große Umweltschutzanlage auf dem Dach eines der fünf Druckereigebäude installiert. Die neue Katec-Anlage ersetzt fünf bestehende Umweltschutzvorrichtungen. In der neuen Anlage werden die Lösungsmittel der Druckfarben bei 760 °C vollständig verbrannt. Im Gebiet von New York City ist dies eine der ersten Anlagen dieser Art. Die Umweltschutzbehörde bemerkte, daß nach ihrer Meinung die Anlage der Gesellschaft als Bezugspunkt oder Standard für künftige Anlagen im New Yorker Raum gelte. Mit welcher Begründung? Sie vertraute darauf, daß die Gesellschaft bei der Herstellung die staatlichen Auflagen genau einhalten werde und daß die Installation der Anlage ein nachahmenswertes Modell werde.

Wie die Wachtturm-Farmen berichteten, wurden im Abonnements-Feldzug 1989 im Oktober und November 596 087 Abonnements bearbeitet — eine 36prozentige Zunahme in den Vereinigten Staaten. In dieser Zahl ist eine 57prozentige Zunahme an neu aufgenommenen Abonnements enthalten. Das gesellschaftseigene Computersystem MEPS wird nun in über 90 Ländern verwendet und ist für mehr als 190 Sprachen geeignet.

Denkwürdige Ereignisse in Deutschland

Aufsehenerregende Ereignisse führten 1989 in der DDR zum Sturz eines scheinbar unbesiegbaren Regimes. Am 14. März 1990 wurden Jehovas Zeugen gesetzlich anerkannt, womit ein 40jähriges Verbot ihrer Tätigkeit aufgehoben wurde. Wie begeistert die Brüder waren! Sogar Nichtzeugen reagierten positiv auf die gesetzliche Anerkennung. „Eine gute Nachricht, die mich, obwohl religiös nicht gebunden, dennoch tief berührt“, schrieb ein Leser an eine Berliner Zeitung.

Durch die gesetzliche Anerkennung konnte jetzt Literatur der Wachtturm-Gesellschaft in die DDR gebracht werden. Stellt euch die Aufregung im Zweigbüro in Selters in der Bundesrepublik Deutschland vor! Am 30. März 1990 wurde ein LKW mit 23 Tonnen unserer Literatur beladen, die samt und sonders für die DDR bestimmt war. Milton G. Henschel und Theodore Jaracz — Mitglieder der leitenden Körperschaft — waren Augenzeugen dieses historischen Ereignisses.

Weitere Sendungen folgten. In den nächsten beiden Monaten wurden etwa 250 Tonnen in die DDR geliefert, darunter 115 000 Bibeln. Das Literaturlager in Selters war fast völlig geräumt. Und die Zeugen in der DDR erhielten die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! ab den entsprechenden Ausgaben vom 1. und 8. Mai 1990 in der von ihnen benötigten Anzahl. Was würden unsere Brüder in der DDR mit all der Literatur anfangen?

Freiheit, wozu?

„Wollen Sie sich nun politisch betätigen?“ fragte ein Journalist Bruder Helmut Martin, Koordinator des Werkes in der DDR. Diese Frage ist ganz natürlich, da viele Geistliche bei der politischen Neugestaltung in vorderster Front gestanden haben. „Nein“, antwortete er. „Das ist nicht im Sinne unserer Religion. Wissen Sie, Jesus Christus hat seinen Jüngern einen biblischen Auftrag übergeben, den wir auch als unseren Kardinalauftrag ansehen.“ Ja, man wartete in der DDR begierig auf die Bücher und Zeitschriften, um sie beim „Kardinalauftrag“ zu verwenden — beim Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich (Mat. 24:14).

Die erste Lieferung ging nach Bautzen bei Dresden. Dort war ein Team zusammengestellt worden, das die Literatur abladen und für den Weitertransport in die Versammlungen vorbereiten sollte. Brüder und Schwestern arbeiteten in Schichten, einige sogar nach Feierabend, damit die Bücher und Zeitschriften unverzüglich in die Hände der Brüder gelangen konnten. Für einige war das eine überwältigende Erfahrung. In welcher Hinsicht?

Während des Verbots hatten sich einzelne zur Verfügung gestellt, Literatur über die Grenze in die DDR zu bringen. Jeder riskierte viel, um anderen in geistiger Hinsicht zu dienen. Einer dieser Brüder war bei dem Verteilungsteam in Bautzen und diente seinen Brüdern jetzt unter völlig anderen Umständen. Ihm traten Tränen in die Augen angesichts der Tonnen von genau der Sorte Literatur, die er früher stückchenweise hereingebracht hatte. Andere dachten daran zurück, wie bitter Jehovas Zeugen verfolgt worden waren. Das Gefängnis von Bautzen, in dem viele eingekerkert worden waren, lag in Sichtweite des Gebäudes, in dem die Brüder nun völlig frei christliche Literatur verteilten.

Der erste öffentliche Vortrag

Der April 1990 war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Zeugen Jehovas in der DDR — der erste öffentliche Vortrag seit Verhängung des Verbots vor 40 Jahren. In Bautzen mietete man einen Saal und schmückte ihn für diesen Anlaß. Als die Brüder hereinströmten, konnte man Freudentränen sehen. Einige trafen sich nach Jahren zum ersten Mal wieder, andere überhaupt zum ersten Mal, obwohl sie in derselben Stadt wohnten. Ja, die Freiheit brachte viele Veränderungen mit sich. Bis dahin waren Zusammenkünfte in Gruppen von 10 bis 12 Personen abgehalten worden, die nur drei Exemplare eines gekürzten Wachtturms erhalten hatten. Nun hatten alle 238 anwesenden Zeugen ein eigenes Exemplar, und zwar im Vierfarbendruck!

Unsere Brüder in allen Teilen Deutschlands sind Jehova dankbar, daß das Predigtwerk jetzt freier durchgeführt werden kann. Die zusätzliche Arbeit in Bautzen und anderswo betrachten sie als eine erfreuliche Erweiterung der Königreichstätigkeit. In Selters sind Überstunden nötig, um den Bedarf der osteuropäischen Länder zu decken. Ein Bruder aus dem Bethel sagte dazu: „Man freut sich jedesmal, wenn die Produktionszahlen steigen. Es macht echt Spaß, einen Anteil daran zu haben.“

Kongresse machen Geschichte

Als am 1. Juli 1990 die Grenzkontrollen zwischen der DDR und Westdeutschland wegfielen, lautete die Überschrift einer deutschen Zeitung: „Was sich am Sonntag an der Grenze abspielte, kann das bloße Auge oder der bloße Verstand kaum fassen“. Ähnlich empfanden die etwa 30 000 Besucher aus der DDR, die an dem besonderen internationalen Kongreß „Reine Sprache“ vom 24. bis 27. Juli im Olympia-Stadion in West-Berlin teilnahmen. Rund 45 000 Delegierte aus 64 Ländern, zu denen auch sieben Mitglieder der leitenden Körperschaft gehörten, erlebten theokratische Geschichte.

Ein Zeuge aus der DDR bemerkte: „Nach dem Aufheben des Verbotes ein großes Fest der Einheit, der Liebe, der Harmonie — ein Beweis, daß es sich gelohnt hat, 40 Jahre illegal tätig gewesen zu sein.“

Dieser Kongreß war besonders zum Nutzen der Brüder aus der DDR organisiert worden, und sie nahmen die Einladung begeistert und erwartungsvoll an. Zeugen aus Dresden hatten 16 000 Blumen gepflanzt, die genau zur rechten Zeit blühten und die beiden Kongreßbühnen verschönten. Auf der einen wurde das Programm in Deutsch und auf der anderen in Englisch dargeboten.

Die DDR-Behörden stellten 13 Sonderzüge zur Verfügung, mit denen 9 500 Zeugen Jehovas nach West-Berlin reisten, und auf allen Bahnhöfen in Ost-Berlin wurden die Delegierten von der Reichsbahn über Lautsprecher willkommen geheißen. Zusätzlich mieteten die Versammlungen 200 Busse. Dank der Gastfreundschaft der Brüder und ihrer fleißigen Suche nach Privatunterkünften sowie dem Entgegenkommen der Behörden in Ost und West, die Schulen zur Verfügung stellten, konnten alle Besucher untergebracht werden.

Ein Delegierter aus Westdeutschland bemerkte: „Wir erlebten, daß die Brüder aus der DDR außergewöhnlich herzlich und gastfreundlich sind. Unser Gastgeber gewährte Unterkunft für 22 Erwachsene und sechs Kinder. Dadurch wurde aus seinem Haus eine Miniaturmassenunterkunft. Und er beschaffte für andere zusätzliche Unterkünfte in der Nachbarschaft.“ Ein Ehepaar in Ost-Berlin beherbergte in seiner 2-Zimmer-Wohnung und in vier Zelten im Hinterhof vor dem Kongreß und während des Kongresses 26 Besucher.

Was machte den Kongreß für die ostdeutschen Zeugen zu etwas Besonderem? Viele konnten erstmals gemeinsam mit ihrer Heimatversammlung einen Kongreß besuchen. Andere waren beeindruckt vom gemeinsamen Singen der Königreichslieder oder empfanden das Wiedersehen mit alten Freunden als Höhepunkt. Die dargebotene geistige Speise und die freigegebene Literatur wurden mit großer Dankbarkeit aufgenommen.

Die Ansprachen von Ältesten aus der DDR, die ihren Brüdern seit vielen Jahren mutig dienen, wurden ebenfalls sehr geschätzt. „Als der erste Bruder aus der DDR auf der Bühne stand und mit uns den Tagestext besprach, war es ein unbeschreibliches Gefühl für mich, da ich wußte, was er alles in den Jahren des Verbots auf sich genommen hatte“, erzählte ein Zeuge.

Nach der Taufansprache boten die 1 018 Taufanwärter ein Bild, das jemand als einen „Höhepunkt der Freude“ bezeichnete. 19 Minuten lang applaudierte man im Stadion, als die Täuflinge hinausgeleitet wurden, wobei sie den Anwesenden zuwinkten. Viele Zuschauer hatten vor Rührung und Freude Tränen in den Augen. Ein Zeuge bemerkte: „Ereignisse wie dieses hatten wir bislang nur in der Literatur oder bei Lichtbildervorträgen sehen können.“ Andere ostdeutsche Brüder erinnerten sich an ihre eigene Taufe, die wegen des Verbots in einer Badewanne durchgeführt werden mußte.

Die Liebe und der gute Geist waren auch außerhalb des Stadions spürbar und wurden von Außenstehenden bemerkt. Der Verkehrsbezirksleiter der BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) sagte: „Ich mache schon 20 Jahre Veranstaltungen mit, aber eine solche Höflichkeit, Zurückhaltung und Rücksichtnahme habe ich noch nie beobachtet.“ Ein BVG-Koordinator erklärte: „Ich wünschte mir oft solche angenehmen Fahrgäste. Kommen Sie bald wieder!“

In der Schlußansprache dankte Bruder M. G. Henschel nicht nur der Westberliner Polizei, sondern auch der Polizei in Ost-Berlin für ihre Mithilfe bei der Verkehrsregelung. Für viele eine unglaubliche Geste, wenn man an die Zeit des Verbots zurückdenkt! Ein Bruder aus Dresden faßte die Gefühle der Delegierten aus der DDR zusammen: „Dieses Ereignis war so schön, daß ich mich selbst bei der Frage ertappt habe: Träume ich das bloß, oder ist das wirklich wahr? Es war ein kleiner Vorgeschmack von der neuen Welt.“

Weitere besondere Kongresse in Osteuropa

Vom 2. bis 5. August versammelten sich ungefähr 22 000 in Budapest und in drei weiteren ungarischen Städten. Eine Woche später wurde in Prag (Tschechoslowakei) vom 9. bis 12. August ein nationaler Kongreß abgehalten, bei dem 23 876 Anwesende gezählt wurden. Zur gleichen Zeit lief in Warschaus größtem Stadion das Kongreßprogramm vor über 35 000 Zuhörern in Russisch und Polnisch ab. Mehr als 17 000 Delegierte waren aus der Sowjetunion gekommen. Für die Zeugen aus der Sowjetunion war das ein historisches Ereignis — das gesamte Programm wurde in Russisch dargeboten. Das hatte es noch nie gegeben. Sie waren auch angenehm überrascht zu sehen, daß das Kongreßprogrammheft 73 Königreichslieder in ihrer Sprache enthielt, darunter alle Lieder, die auf dem Kongreß gesungen werden sollten. Welch eine Zeit, Jehova Lobpreis zu singen! In Polen wurden im Juli und August noch zehn weitere Kongresse abgehalten mit einer Gesamtbesucherzahl von 152 460.

Zum ersten Mal nach über 40 Jahren kamen Zeugen in Rumänien zusammen, um Bezirkskongresse abzuhalten. In Braşov und Cluj Napoca fanden die Zusammenkünfte statt, und die Besucherzahl wurde auf 36 000 geschätzt. Bei den Kongressen in Berlin und in den osteuropäischen Städten wurden insgesamt 10 481 Personen getauft.

Und zum allerersten Mal konnten Zeugen aus Bulgarien das ganze Bezirkskongreßprogramm in der eigenen Sprache hören. Sie waren unter den 6 537 Anwesenden, die sich vom 23. bis 26. August 1990 in Saloniki (Griechenland) versammelten. Vier Vorträge wurden von Brüdern aus Bulgarien gehalten, das übrige Programm wurde aus dem Griechischen ins Bulgarische übersetzt. Und noch etwas geschah zum ersten Mal: In Jugoslawien gab es in allen sechs Republiken Bezirkskongresse. Berichte über die Kongresse wurden in Zeitungen veröffentlicht, man konnte sie im Radio hören und auf dem Bildschirm sehen.

In vielen Teilen der Welt werden Menschen durch ethnische Probleme getrennt, sogar innerhalb eines Landes. Jehovas Zeugen beweisen durch ihre internationalen Zusammenkünfte, daß sie in Einheit zusammen leben und arbeiten, ungeachtet ihrer verschiedenen nationalen Herkunft. Folglich ‘läßt Gott sie fortwährend wachsen’ (1. Kor. 3:6).

Zweigbüros der Bestimmung übergeben: ‘Gott hat sie wachsen lassen’

Ein gesundes Kind entwächst seinen Kleidern nur allzu schnell, so daß sich die Eltern nach größerer Kleidung umsehen müssen. Ebenso müssen, wenn die Zahl der Verkündiger in einem Land zunimmt, die Brüder, die mit der Aufsicht betraut sind, ein größeres Zweigbüro suchen, um den Bedürfnissen der wachsenden Menge der Königreichsverkündiger gerecht zu werden.

Ein Zweigkomitee betrachtet das als eine Herausforderung, über die es sich freut. Es ist ein Beweis dafür, daß Gott den Zweig mit Wachstum segnet (1. Kor. 3:6). Im letzten Dienstjahr haben vier Zweige ihre neuen Einrichtungen, die ausschließlich dem Dienst für Jehova gewidmet sind, der Bestimmung übergeben.

Australien

Der 25. November 1989 war der Tag der Bestimmungsübergabe. Der ursprüngliche Zweigkomplex war 1982 erbaut und Anfang 1983 der Bestimmung übergeben worden. 1987 vergrößerte man den Bürobereich. Doch jetzt wurde ein fünfgeschossiges Wohngebäude und ein dreigeschossiger Druckereianbau der Bestimmung übergeben.

Vor vierzig Jahren gab es nur gut 4 000 Verkündiger im Land, aber jetzt sind es über 51 000 — eine Zunahme von mehr als 1 100 Prozent! Fast 22 000 von ihnen sind in den letzten zehn Jahren zur Wahrheit gekommen. Um den Bedarf in Australien, in Neuseeland und auf den vielen Inseln im Pazifik zu decken, wurde mehr gedruckt. Jetzt werden Publikationen in 37 Sprachen hergestellt.

Guatemala

In der Stadt Guatemala sah man am 26. November 1989 überall strahlende Gesichter als Ausdruck eines freudigen Herzens. An diesem Tag trafen sich 13 882 Zeugen Jehovas, um die Bestimmungsübergabe ihrer neuen Zweigeinrichtungen zu feiern. Der Tag war die Krönung der siebenjährigen Tätigkeit, die zur Errichtung des Zweigkomplexes führte, dessen Grundfläche über achtmal so groß ist wie das vorherige Gebäude. Auf dem jetzigen Grundstück von 1,1 Hektar gibt es viele Eukalyptusbäume, Zypressen und Kiefern. Das neue Zweiggebäude mit seinen weißen Mauern und roten Dachziegeln liegt in einer lieblichen Umgebung und hebt sich gut ab von der malerischen Silhouette der Vulkane im Hintergrund.

In den letzten Jahren war es offenkundig geworden, daß ein neues Zweiggebäude benötigt wurde. Das alte Gebäude in der Nähe des Stadtzentrums war seit 1949 in Gebrauch. Damals gab es nur 218 Verkündiger. Als 1985 das Grundstück für den neuen Zweigkomplex gekauft wurde, war die Zahl der Verkündiger auf 8 135 angewachsen. Vier Jahre später, bei Fertigstellung des Gebäudes, betrug die neue Verkündigerhöchstzahl 11 147, was eine Zunahme von 37 Prozent bedeutet.

Der Bau dauerte eigentlich zweieinhalb Jahre. In dieser Zeit stellten die Versammlungen sowohl 269 reguläre Arbeiter als auch über 2 000 Freiwillige an den Wochenenden. Dazu kommen noch die 215 aus dem nahen und fernen Ausland wie Costa Rica, Kanada, Finnland und den USA. Diese freiwilligen Helfer schulten die Brüder am Ort in verschiedenen Branchen wie z. B. Betonarbeiten, Fliesenlegen und Möbelherstellung.

Am 25. November kamen die Besucher in den Genuß eines besonderen Tages, der mit einem Rundgang durch den Komplex begann. Er endete mit einem Abendessen im Garten hinter dem Haus, wobei sich Marimbamusik mit angeregten Gesprächen und Gelächter mischte. Die Brüder genossen die wohltuende christliche Gemeinschaft.

Honduras

Das kalte Wetter in Tegucigalpa konnte die Freude der 5 085 Besucher am 22. Oktober 1989, dem zweiten Tag eines besonderen zweitägigen Treffens, nicht trüben. Während des Programms der Bestimmungsübergabe am 21. wurde eingehend über die Geschichte des Predigtwerkes in Honduras seit Eröffnung des Zweigbüros 1945 berichtet.

Direkt neben dem ursprünglichen Zweiggebäude, das 1961 errichtet und 1978 erweitert wurde, liegt der neue Erweiterungsbau. Durch das neue Gebäude mit Keller, Erdgeschoß und erstem Stock verdreifacht sich nahezu die verfügbare Bodenfläche. Ein überdachter Gang verbindet das neue Gebäude mit dem alten, das völlig umgebaut wurde. Insgesamt hat der Zweigkomplex jetzt 13 Wohnzimmer, 10 im neuen und 3 im umgebauten Gebäude. Jetzt ist reichlich Platz für die gegenwärtig 13köpfige Bethelfamilie, und sie kann sich vergrößern, da dort nun bis zu 26 Personen untergebracht werden können. An dem Bau waren zwei Jahre lang ungefähr 125 freiwillige Mitarbeiter des internationalen Bauprogramms (IVCW) und über 1 500 einheimische Brüder und Schwestern eifrig beschäftigt.

Nigeria

Als am 20. Januar 1990 die neuen Zweigeinrichtungen in Nigeria vor 4 209 Anwesenden der Bestimmung übergeben wurden, waren Brüder aus 29 Ländern zugegen. Am folgenden Tag besuchten über 60 000 Personen die besonderen Zusammenkünfte in drei nigerianischen Städten.

Das neue Bethelheim und Zweigbüro liegt auf dem Lande in der Nähe des Dorfes Igieduma, ungefähr 360 km von Lagos entfernt. 1983 wurde das 57 Hektar große Grundstück gekauft. Das Grundstück mußte zum Teil gerodet werden, aber es wurde genügend Vegetation übriggelassen, um den Antilopen Schutz zu bieten, die dortgeblieben sind. Hunderte von Obstbäumen und 7 000 Ananasstauden wurden gepflanzt. Eines Tages, als mit dem Bauen gerade erst angefangen worden war, kam ein Forstbeamter auf den Bauplatz und fragte den Bauaufseher, weshalb Bäume gefällt würden. Als ihm indes das Land gezeigt wurde, die geplante Erschließung und die Methode, mit freiwilligen Helfern und gespendetem Material zu bauen, war er so beeindruckt, daß er beim Weggehen fragte: „Wo ist der Spendenkasten?“ Er hat dann etwas gespendet und nichts mehr über Bäumefällen und Genehmigungen gesagt.

Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung rüstet Studenten für künftige Mehrung aus

Im vergangenen Dienstjahr wurden in den Vereinigten Staaten zwei Kurse der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung abgehalten — die fünfte und die sechste Klasse —, und zwar in Los Angeles (Kalifornien) und in St. Louis (Missouri). Erfahrene Unterweiser wurden außerdem von den Vereinigten Staaten nach Großbritannien gesandt, um dort den ersten Kurs zu leiten, der am 17. Juni 1990 seine Abschlußfeier hatte. Außerdem wurden Unterweiser geschult, die dort weitere Kurse dieser Schule abhalten sollen.

Das Durchschnittsalter der Ältesten und Dienstamtgehilfen jeder Klasse lag zwischen 29 und 32 Jahren. Diese Brüder hatten bereits Erfahrung in der Handhabung von Verantwortlichkeiten in der Versammlung. Die meisten von ihnen standen schon in dem einen oder anderen Zweig des Vollzeitdienstes, bevor sie sich in die Schule einschreiben ließen. Die Absolventen dieser drei Klassen wurden eingeladen, ihre Aufgaben dort zu übernehmen, wo augenblicklich Bedarf besteht, wie z. B. in Chile, Ecuador, El Salvador, Französisch-Guayana, Großbritannien, Guatemala, Honduras, auf den Leeward-Inseln, in Sambia, in Senegal, auf Taiwan und in den Vereinigten Staaten.

Der Schulkurs ist sehr intensiv. Es wird eine große Auswahl biblischer Lehren, organisatorischer Verfahrensweisen und Rat im Hinblick auf die Verantwortung als Hirten sowie über die Bewältigung von Problemen im Leben eines Christen behandelt. Diejenigen, die mit begrenzten Erfahrungen im öffentlichen Sprechen, in der Hirtentätigkeit und im Lehren in die Schule kamen, wurden in diesen Bereichen geschult, um besser ausgerüstet zu sein, in Zukunft größere Verantwortung zu übernehmen. Die Studenten, die diese Schule besuchten, schätzten die Güte und die Gastfreundschaft der Brüder, die sie während des Kurses beherbergten. Frühstück und Mittagessen erhielten die Studenten im Kongreßsaal, wo auch der Unterricht stattfand. Sie hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Morgen unmittelbar vor dem Frühstück den Tagestext zu betrachten, wie dies auch in allen Zweigbüros der Gesellschaft geschieht.

Alle Absolventen drückten große Wertschätzung aus für das, was die Gesellschaft für sie getan hat. Teilnehmer der sechsten Klasse sahen den Kurs als außergewöhnlich an und sagten, das Programm habe für ihr weiteres Leben eine ausgezeichnete Grundlage geschaffen. Die Klasse in Großbritannien sagte: „Wir erleben die Freude, von Jehova belehrt zu werden, und empfehlen ledigen Brüdern von ganzem Herzen, dieses Ziel anzustreben.“

Es sind bereits Vorbereitungen getroffen worden, während dieses Dienstjahres in einer Reihe anderer Sprachen, darunter Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch, Klassen zu unterrichten. In vielen Ländern werden dieses Jahr Bezirksaufseher mit ledigen Ältesten und Dienstamtgehilfen, die sich für den Besuch der Schule interessieren, zusammenkommen und mit ihnen die Voraussetzungen erörtern, die sie erfüllen müssen, um für diese Weiterbildung in Frage zu kommen.

Krankenhausinformationsdienst — eine Hilfe für den Notfall

Im Januar 1988 richtete die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas in der Weltzentrale in Brooklyn (New York) den Krankenhausinformationsdienst (KID) ein. Zu welchem Zweck? Um medizinische Veröffentlichungen auf blutlose medizinische Behandlungen hin zu durchforschen, um Unterlagen über kooperative Ärzte anzulegen und zu führen und um ausgewählte Älteste, die Zeugen Jehovas in medizinischen Notfällen Beistand leisten sollen, zu schulen und zu beaufsichtigen. (Vergleiche Matthäus 25:36.)

Warum wird ein solcher Dienst jetzt benötigt? Aus Apostelgeschichte 15:28, 29 ist ersichtlich, daß wahre Christen sich ‘des Blutes enthalten’ müssen, wie sie sich auch von Götzendienst und von Hurerei enthalten. Weil Jehovas Zeugen aufgrund ihres Gewissens dieses Gebot Gottes befolgen, sind sie mit einer mächtigen Institution dieser Welt in Konflikt geraten, die sie zu Kompromissen veranlassen möchte und oft versucht, sie einzuschüchtern, indem sie ihnen androht, ihren Leib, den sie Gott dargestellt haben, zwangsweise entwürdigend zu verletzen (Röm. 12:1). Doch die Zeugen sind „fest entschlossen“, Gott zu gehorchen und kein Blut in sich aufzunehmen (5. Mo. 12:23-25).

Diese Haltung wird oft als Ablehnung jeder medizinischen Behandlung aufgefaßt oder als eine Ausübung des sogenannten Rechts auf den Tod. Zeugen Jehovas möchten nicht sterben, sondern sie suchen alternative medizinische Behandlungsmethoden, bei denen kein Fremdblut verwendet wird. Zuweilen müssen die Zeugen die Mediziner über die Verfügbarkeit einer wirksamen blutlosen Behandlung unterrichten, oder sie stehen vor dem Problem, einen kooperativen Arzt zu finden, der das Recht des Patienten achtet, eine solche Behandlung nach hinreichender Aufklärung zu wählen.

Daher sind seit 1988 in den Vereinigten Staaten insgesamt 18 KID-Seminare durchgeführt worden, bei denen über 600 Älteste geschult wurden, damit sie in einem Netz von 100 Krankenhausverbindungskomitees dienen können, die in den größeren Städten der USA angesiedelt sind. Diese Komitees haben seither in verschiedenen Krankenhäusern Hunderten von Gruppen medizinischen Personals aufschlußreichen Stoff vorgetragen, was zu einem besseren Verständnis des vernünftigen Standpunkts der Zeugen in bezug auf die medizinische Verwendung von Blut beitragen sollte. Wie geht man dabei vor?

Das Komitee macht das medizinische Personal auf die zahlreichen alternativen Verfahren aufmerksam, die nun zur Verfügung stehen, und erklärt ihnen, wie man die gesundheitlichen Probleme der Zeugen ohne Fremdblut behandeln kann und wie sie behandelt werden. Das Komitee bietet an, unter den Ärzten eine Umfrage durchzuführen, um herauszufinden, wer von ihnen bereit wäre, mit den Zeugen zusammenzuarbeiten. Einige der Krankenhäuser haben seitdem ihre Verfahrensweise geändert und sich auf Patienten, die Zeugen Jehovas sind, eingestellt. Andere wandeln sich derzeit zu Zentren für alternative blutlose Behandlung. Jehova sei Dank, daß diese Veränderungen die Zahl der Konfrontationen, die die Zeugen einst zu ertragen hatten, stark vermindert haben!

Die Krankenhausverbindungskomitees werden auch geschult, den Zeugen zu zeigen, wie man mit Vertretern der Krankenhausverwaltung, dem Operationsteam und anderen über die blutlose Behandlung des Patienten spricht. Außerdem können die Komitees dabei helfen, Konsultationen mit günstig gesinnten Ärzten zu arrangieren, damit weniger erfahrene Chirurgen kennenlernen können, wie Zeugen Jehovas ohne Fremdblut behandelt werden können. In Notfällen sind die Komitees sogar in der Lage gewesen, buchstäblich Hunderte von Konfrontationen zu entschärfen, und sie haben die Androhung von erzwungenen Bluttransfusionen abgewendet. (Vergleiche Jesaja 32:1, 2.)

Zum Beispiel war ein Zeuge Jehovas bei einem Autounfall schwer verletzt worden. Er hatte links einen Hüftbruch, einen Beckenbruch, mehrere Rippenbrüche, eine 5 Zentimeter lange Schnittwunde an der linken Schläfe und einen zertrümmerten, stark blutenden Arm. Der Unterarm fehlt nun. Einige Ärzte bestanden darauf, daß bei der Operation, die erforderlich war, um die Blutung zu stillen, Blut nötig sei.

Die Verwandten des verletzten Bruders nahmen Kontakt mit dem nächsten Krankenhausverbindungskomitee auf, um einen anderen Arzt oder ein anderes Krankenhaus zu finden, das ihren biblischen Standpunkt respektieren würde. Da aber wertvolle Zeit verstrichen war, weil die Ärzte vergeblich versucht hatten, die Angehörigen davon zu überzeugen, in eine Bluttransfusion einzuwilligen, war der Hämoglobinwert gefährlich niedrig geworden (4,5 Gramm). Deswegen empfahl es sich nicht, ihn woandershin zu verlegen. Es wurde jedoch ein Gespräch zwischen dem Oberarzt und einem uns günstig gesinnten Chirurgen vereinbart. Was ergab sich daraus? Aufgrund eines besseren Verständnisses dessen, was getan werden konnte, willigte das Operationsteam in eine Operation ohne Blut ein. Der Eingriff gelang, und der Patient war in weniger als einem Monat nach dem Unfall wieder zu Hause.

In einem anderen Fall wurde ein 16 Monate altes Kind, das an Meningitis erkrankt war, zusehends anämischer. Wie es oft der Fall ist, war die Blutarmut auf das häufige Abnehmen von Blut zu Untersuchungszwecken zurückzuführen. Die Kinderärzte wollten der Blutarmut, die sie selbst verursacht hatten, mit einer Bluttransfusion entgegenwirken. In Zusammenarbeit mit dem Krankenhausverbindungskomitee sandte der KID dem Krankenhaus einen Artikel aus einer Ärztezeitschrift, in dem erklärt wurde, wie es vermieden werden kann, so viel Blut zu entnehmen. Der verantwortliche Kinderarzt begrüßte die Informationen und änderte seine Vorgehensweise. Das Kind konnte ohne Blut erfolgreich behandelt werden.

In einem anderen Fall trat bei einem Neugeborenen eine Hyperbilirubinämie auf — eine nicht selten vorkommende Form der Gelbsucht. Der KID sandte den örtlichen Komitees medizinische Artikel über den Nutzen der Phototherapie bei dieser Krankheit, woraufhin diese dann mit den beteiligten Ärzten redeten. Als man dieses Verfahren anwandte, war die „Standardbehandlung“ mit Bluttransfusionen nicht mehr nötig.

Im Februar und März des Jahres 1990 führten Brüder vom Krankenhausinformationsdienst für acht Zweige des pazifischen Raums vier Seminare durch, und zehn weitere Seminare sind für Europa und Lateinamerika geplant worden. Wir beten darum, daß Jehova die liebevolle Vorkehrung, durch die unseren Brüdern in einer Zeit der Not geholfen werden soll, weiterhin segnen möge.

Afrika

„O Jehova, wer ist wie du, der den Niedergedrückten befreit von einem, der stärker ist als er?“ wird in Psalm 35:10 gefragt. In einigen afrikanischen Ländern sind Einschränkungen aufgehoben worden, die der Tätigkeit des Volkes Jehovas auferlegt worden waren. Welch ein Grund, Jehova für die Befreiung zu danken!

In Benin hob die Regierung am 23. Januar 1990 das Verbot des Werkes nach fast 14 Jahren auf. Sie verfügte, daß die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania gesetzlich anerkannt und frei ist, ihre religiöse Tätigkeit auszuüben. Anfang April wurde dann eine weitere Verfügung veröffentlicht, durch die die Missionartätigkeit der Zeugen Jehovas genehmigt und die frühere Verfügung vom April 1976 annulliert wurde, gemäß der die Missionare ausgewiesen worden waren. In der neuen Verfügung wurden sogar die Namen der Missionare aufgeführt, die damals ausgewiesen worden waren, und es hieß, daß sowohl sie als auch andere Missionare der Zeugen Jehovas ihrer Tätigkeit in Benin frei nachgehen können.

Seitdem arbeiten die Brüder in Benin mit großem Eifer und Enthusiasmus, um das Werk zu reorganisieren und sowohl neue Königreichssäle zu bauen als auch das Zweigeigentum und Königreichssäle wieder in Besitz zu nehmen, die von der Revolutionsregierung beschlagnahmt worden waren. Die neue Regierung hat versprochen, alles beschlagnahmte Eigentum an die rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Als dieser Bericht verfaßt wurde, waren die Zweigeinrichtungen in Cotonou, das Missionarheim in Porto Novo und einige Königreichssäle an die Brüder zurückgegeben worden. Zwar müssen alle Königreichssäle repariert und renoviert werden, doch sie werden wieder für die Versammlungszusammenkünfte benutzt.

Sobald die Gesellschaft ihre Zweigeinrichtungen Mitte Juli 1990 zurückerhalten hatte, planten die Brüder für den 11. und 12. August zwei Sonderkongresse auf dem Grundstück um das Bethel. So könnten die Leute am Ort sehen, daß Jehovas Zeugen ihr rechtmäßiges Eigentum wieder in Besitz genommen hatten. Der nigerianische Zweig, der das Werk in Benin beaufsichtigt, war damit einverstanden.

Die Brüder waren gespannt, ob die Vorbereitungen rechtzeitig abgeschlossen werden könnten, denn sie mußten in nur einem Monat das Land säubern und einebnen, Bambusstangen schneiden und daraus Hütten und Sitze für 3 000 Personen herstellen, verschiedene Abteilungen einrichten, darunter eine Cafeteria, für Toiletten sorgen und alle Dächer mit geflochtenen Strohmatten decken. Zu ihrer freudigen Überraschung waren, als der Gastredner kam, nicht nur alle Arbeiten abgeschlossen, sondern auch die ganze Betonmauer um das Grundstück geweißt. Der Haupteingang des Bethels und der Königreichssaal waren ebenfalls gestrichen und das stark verschmutzte Eigentum war renoviert worden. Die Brüder hatten das riesige Schild, das die früheren Besetzer auswies, entfernt und durch einen schön gemalten Wachtturm mit der Aufschrift „WATCH TOWER SOCIETY“ ersetzt. Am Haupttor hatten sie ein weiteres Schild aufgestellt, auf dem stand: „Willkommen im Bethel der Zeugen Jehovas“.

Da das Grundstück an eine Lagune grenzt und sich ein Tor zur Lagune hin öffnen läßt, bauten die Brüder Stufen ins Wasser, und dort wurden an den beiden Sonderkongreßtagen 22 Personen getauft. Alle waren hoch erfreut, daß das Bethel wieder zum Lobpreis Jehovas benutzt wurde.

In Zaire wiesen eine Rede des Präsidenten und eine Pressekonferenz am 24. April 1990 auf eine deutliche Wende in der Einstellung zur Tätigkeit der Zeugen Jehovas in diesem Land hin.

Der Präsident versicherte in seiner Pressekonferenz vor in- und ausländischen Journalisten, daß in Zaire alle Grundrechte gelten, einschließlich der Presse- und Religionsfreiheit. Daher wundert sich die Bevölkerung nicht darüber, daß Jehovas Zeugen jetzt offener predigen und zusammenkommen und ihren religiösen Tätigkeiten weiterhin nachgehen. Brüder, die im Gefängnis saßen, weil sie gepredigt oder religiöse Zusammenkünfte besucht hatten, wurden freigelassen. Die Brüder sind dankbar für diese günstige Entwicklung, da großes Interesse an der Wahrheit besteht, was aus einigen Höchstzahlen an Verkündigern und Bibelstudien im Jahre 1990 zu erkennen ist.

Das Werk ist in Togo seit Mai 1978 verboten. Am 21. Oktober 1987 setzte die Regierung von Togo jedoch eine Kommission ein — die nationale Kommission für Menschenrechte —, um Berichte über Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen und für Abhilfe zu sorgen. Nachdem später eine Petition mit der Bitte um Religionsfreiheit eingereicht worden war, wurden fünf Älteste, die Jehovas Zeugen in Togo vertraten, eingeladen, vor einem Arbeitsausschuß der Menschenrechtskommission zu erscheinen und den Standpunkt der Zeugen zu vielen Streitfragen, in denen sie falsch dargestellt worden waren, zu erklären.

Daraufhin organisierte die nationale Kommission für Menschenrechte am 12. Oktober 1989 eine öffentliche Diskussionsrunde über das Thema: „Religionsfreiheit und öffentliche Ordnung“ und lud auch dazu fünf Älteste ein. Die Diskussion wurde im Fernsehen übertragen und in den Zeitungen ausführlich behandelt, was im ganzen Land zu einem wirkungsvollen Zeugnis für die Wahrheit führte. Somit ließen die Schikanen, denen Jehovas Zeugen ausgesetzt waren, nach, und der Druck, der durch das Verbot verursacht worden war, wurde gelockert.

Die Versammlungen haben sich die relative Ruhe voll zunutze gemacht, um die Königreichstätigkeit in einem Ausmaß zu intensivieren, das in Togos Geschichte noch nie dagewesen ist. Während des Dienstjahres gab es neun Verkündigerhöchstzahlen und eine Zunahme von 20 Prozent. Jeden Monat verbringen die Versammlungsverkündiger durchschnittlich 15 Stunden im Dienst und leiten fast zwei Bibelstudien.

Die Brüder schreiben: „Wir sind Jehova ganz bestimmt dankbar für die Freiheit, die wir jetzt genießen. Wir beten darum, daß das Verbot vollständig aufgehoben wird.“

In Mosambik war im Dienstjahr 1990 eines der herausragendsten Ereignisse die Gründung der gesetzlichen Organisation „Vereinigung der Zeugen Jehovas von Mosambik“, und zwar am 27. Mai in Maputo. Das war ein bedeutsamer Schritt zur gesetzlichen Anerkennung des Werkes durch die Regierung. Am folgenden Tag wurde die Satzung der Vereinigung dem Regierungsvertreter in Maputo vorgelegt. Nun warten die Brüder auf den Bescheid.

Vier Monate zuvor, am 27. und 28. Januar 1990, hatten die Zeugen ihren ersten Kreiskongreß im Manga-Stadion in Beira durchgeführt, bei dem 753 Personen zugegen waren, von denen 42 getauft wurden. Dieser Kongreß führte in jener Stadt zu einer großen Zunahme an Heimbibelstudien und Besuchern der Versammlungszusammenkünfte. Der Kreiskongreß hat vielen die Augen geöffnet, sogar einigen unserer Brüder, von denen viele, solange sie in der Wahrheit sind, noch nie eine „große Zusammenkunft“ besucht hatten.

Asien

„Preiset Jah, denn es ist gut, unserem Gott Melodien zu spielen; denn es ist lieblich — Lobpreis ziemt sich“, sang der Psalmist (Ps. 147:1). Trotz Glaubensprüfungen empfanden die Verkündiger in Asien es als lieblich, Jehova zu preisen.

Das Zweigbüro der Philippinen berichtet, daß eine Schwester, die in Lapu-Lapu Lehrerin ist, einen festen, kompromißlosen Stand für die Wahrheit eingenommen hat. Sie erzählt: „Eines Tages wurde ich in das Büro des Schulleiters gerufen, und mir wurde gesagt, ich müsse eine bestimmte Summe beitragen, damit ein Geburtstagsgeschenk für einen Lehrerkollegen gekauft werden könne. Mir kamen drei Dinge in den Sinn. Erstens war der gewünschte Betrag belanglos. Zweitens würde es meinem Vorgesetzten gefallen, wenn ich etwas gäbe, und mir sein Wohlwollen eintragen. Drittens wüßte es niemand in der Versammlung, wenn ich es täte, nicht einmal mein Mann.

Doch ich erkannte die Schlinge, die Satan ausgelegt hatte, und sagte daher ruhig zu meinem Vorgesetzten: ‚Bitte klammern Sie mich bei dieser Angelegenheit aus. Ich halte mich gemäß Gottes Anweisung von den Festen der Welt, einschließlich Geburtstagen, fern; und mein Gewissen erlaubt es mir nicht, Gott ungehorsam zu sein.‘ Daraufhin beschimpfte er mich und sagte, ich solle die Arbeit an der Schule aufgeben, wenn ich mich nicht an Gruppenunternehmungen beteiligen wolle. Er konnte mich nicht zwingen, einen Beitrag zu zahlen, aber er setzte mich bei meiner Arbeit unter Druck, indem er mir mehr Unterricht aufbürdete, vielleicht, um Fehler zu finden und mich entlassen zu können. Aber ich erfüllte seine Wünsche gewissenhaft, prompt und zufriedenstellend. Das führte dazu, daß mich der Vorgesetzte, dem ich den Gehorsam verweigert hatte, als es um ein Geburtstagsgeschenk ging, später beförderte. Es ist jedoch nicht meine Beförderung, die mich glücklich macht, sondern der geistige Fortschritt meiner Familie. In dem Jahr, in dem ich befördert wurde, ließen sich zwei von unseren Kindern taufen.“

Eine Versammlung auf den Andamanen im Golf von Bengalen wollte ihren Lobpreis für Jehova durch das Abgeben der Zeitschrift Der Wachtturm vermehren. Während des Zeitschriftenfeldzugs wurde die Versammlung für das Abonnementsangebot begeistert, indem jeder Verkündiger ermuntert wurde, sich das Ziel zu stecken, jede Woche ein Abonnement aufzunehmen, und wenn das erreicht wäre, zwei anzustreben. Jede Woche wurde bei den Zusammenkünften die Gesamtzahl der aufgenommenen Abonnements bekanntgegeben, und in der Dienstzusammenkunft interviewte man Verkündiger über ihre Erfahrungen beim Aufnehmen von Abonnements. Mit welchem Ergebnis? In einem Monat erzielte diese kleine Versammlung 150 Abonnements. Das entsprach dem, was die Versammlung in den vergangenen zweieinhalb Jahren an Abonnements aufgenommen hatte!

In Korea stellte eine berühmte Fernsehschauspielerin fest, daß ihr Ruhm ihr nur Unglück gebracht hatte, unter anderem eine gescheiterte Ehe. Sie war äußerst beeindruckt von den hohen moralischen Maßstäben einer ihrer Kolleginnen, einer Zeugin Jehovas, die ein Bibelstudium mit ihr begann. Schließlich wurde die Schauspielerin im Juni 1989 getauft. Sie führte einen Monat lang den Hilfspionierdienst durch und wurde überall, wo sie von Haus zu Haus Zeugnis gab, erkannt. Jetzt möchte sie, wie sie sagt, lieber als Dienerin Jehovas bekannt sein, denn als Schauspielerin.

Europa

„Möge das Seufzen des Gefangenen auch vor dich kommen. Gemäß der Größe deines Armes bewahre die zum Tode Bestimmten.“ Diese Worte aus Psalm 79:11 haben viele Bedrückte getröstet. Aber jetzt ist über Europa ein Wind hinweggefegt, der Änderungen mit sich gebracht hat, wodurch Jehovas Zeugen größere Religionsfreiheit erlangt haben.

Aus Rumänien kommt folgender Bericht: „Nach 42 langen Jahren sind wir froh, einen erfreulichen Bericht über die Tätigkeit in Rumänien senden zu können. Wir sind unserem liebevollen Vater, Jehova Gott, dankbar, der die inbrünstigen Gebete von Millionen von Brüdern erhört und diese erbarmungslose Verfolgung beendet hat (Dan. 2:21).

Seit März haben wir den Haus-zu-Haus-Dienst in weit entfernten Dörfern organisiert. Gewöhnlich predigen wir im ganzen Dorf und laden die Leute zu einem kostenlosen biblischen Vortrag im Gemeindesaal ein, den wir gemietet haben. In einem Dorf mit 1 200 Einwohnern kamen über 500 Personen zum Vortrag. Nach dem Programm bedankte sich ein Professor im Namen aller Anwesenden bei den Brüdern für die schönen Erklärungen aus der Bibel. Über 200 hinterließen ihre Adresse bei den Brüdern und baten darum, besucht zu werden.“

Jehova hat in Ungarn eine große Tür geöffnet, die zur Tätigkeit führt, und viele ungarische Brüder sind durch sie eingetreten. Seit Beginn des Kalenderjahres erhalten sie die vierfarbigen Zeitschriften, und sie gebrauchen sie eifrig beim Predigen der guten Botschaft. Ungefähr 100 000 Zeitschriften wurden jeden Monat verbreitet, was auf ein erwachtes Interesse in der Bevölkerung schließen läßt. Die Brüder machten jeden Monat 13 000 Rückbesuche mehr und führten 1 100 Bibelstudien mehr durch als in den Monaten des vergangenen Jahres. Daher ließen sich auf ihren vier Bezirkskongressen „Reine Sprache“ 901 Personen als Symbol ihrer Hingabe taufen.

In Bulgarien traten im letzten Jahr ebenfalls große Änderungen ein. Es wurde mit dem Bau des ersten Königreichssaales begonnen, und es wird bestimmt bald kein Platz mehr frei sein, denn es gibt viele Interessierte. Wegen der veränderten Situation in Bulgarien sind einige Zeugen aus anderen Ländern dorthin gezogen. Somit gibt es schon einige allgemeine Pioniere und Hilfspioniere. Außerdem sind Brüder aus der Tschechoslowakei, aus Polen und Griechenland zu Besuch gekommen, um ihre Hilfe anzubieten bei der Verbreitung der geistigen Speise und dem Organisieren der Zusammenkünfte und des Predigtdienstes.

In Jugoslawien geschah im vergangenen Dienstjahr Erfreuliches. Es wurden sieben Verkündigerhöchstzahlen erreicht. Die Zahl der Heimbibelstudien steigt ständig und ebenso die Zahl der Täuflinge. Auch gibt es mehr allgemeine Pioniere. Zufolge der Zunahme der Verkündiger mußten neue Königreichssäle gebaut werden. In jenem Jahr wurden sieben neue Königreichssäle der Bestimmung übergeben. Die Brüder freuen sich darüber, daß sie nun die Zeitschriften im Vierfarbendruck erhalten und daß Erwachet! jetzt monatlich erscheint.

In Norwegen sprach ein Verkündiger in einem Haus wieder vor, wo zuvor niemand zu Hause gewesen war. Er hatte es bereits mehrmals zu verschiedenen Zeiten versucht. Als er das Haus verließ, traf der Wohnungsinhaber mit seiner Familie ein. Sie waren noch einmal umgekehrt, weil sie etwas vergessen hatten. Der Verkündiger wurde hereingebeten, und dann erzählte ihm die Frau, daß ihr vor einigen Jahren die Gemeinschaft entzogen worden sei, weil sie geraucht habe. Nun wolle sie gern zur Versammlung zurückkehren, denke jedoch, es sei schwierig, da sie schon so lange weggeblieben sei. Der Bruder — ein Ältester — sagte ihr, welche Schritte sie unternehmen sollte. Ihr Mann, den sie nach ihrem Gemeinschaftsentzug geheiratet hatte, hörte aufmerksam zu und willigte sofort in ein Bibelstudium ein. Sie hatte ihm bereits wiederholt Zeugnis gegeben.

Bald wurde sie wiederaufgenommen, und seither ist sie eine eifrige Verkündigerin. Ihrem Mann wurde von einem erwachsenen Sohn aus erster Ehe Widerstand geleistet. Wegen der ruhigen und gütigen Erklärungen des Vaters erklärte sich der Sohn schließlich mit einem Bibelstudium einverstanden. Die Wahrheit hat sein Leben stark verändert. Im Februar 1990 wurden beide, er und sein Vater, getauft.

Die kleine Schar Verkündiger auf den Färöern im Nordatlantik wendet große Energie auf, um Menschen zu finden, die es verdienen, auch wenn die Suche sie auf kleine, abgelegene Inseln führt. Die Zahl der Bibelstudien ist 39 Prozent höher als im letzten Dienstjahr.

Elisabeth ist eine der Färöer, die im letzten Jahr getauft wurden. Sie wohnt auf einer Insel, auf der es keinen Königreichssaal gibt. Um Zusammenkünfte besuchen zu können, muß sie zusammen mit anderen mit dem Auto und mit dem Boot fahren. Kurz nach ihrer Taufe forderte sie jemand aus der Verwandtschaft heraus, den Menschen in ihrem Heimatdorf zu predigen. Entschlossen nahm sie 20 Zeitschriften mit und besuchte alle ihre Nachbarn. Als sie zurückkehrte, strahlte sie übers ganze Gesicht. Sie hatte alle Zeitschriften abgegeben, bis auf zwei. Inzwischen waren ihre Schwiegereltern eingetroffen; sie erhielten die letzten beiden Zeitschriften.

Lateinamerika

„Mögen der Niedergedrückte und der Arme deinen Namen preisen“, heißt es in Psalm 74:21. Wenn es mit einer gesunden Wirtschaft bergab geht, ist es ein echtes Problem, täglich für das Lebensnotwendige zu sorgen. Nichtsdestoweniger preisen die Zeugen in Lateinamerika den allmächtigen Gott, Jehova.

In Brasilien wird der 15. März 1990 lange als das Datum des wirtschaftlichen Schocks in Erinnerung bleiben. Die Regierung verwirklichte ihren Plan, die galoppierende Inflation zu stoppen, die monatlich über 80 Prozent betrug. Eine Maßnahme war, Bankguthaben ab einer bestimmten Höhe für 18 Monate einzufrieren. Das bedeutete, daß Einzelpersonen und Firmen nur das wenige Geld von ihrem Konto abheben konnten, das nicht gesperrt war, und nur über etwaiges Bargeld verfügen konnten.

Davon wurde das Abgeben von Literatur im Predigtdienst berührt. Die Versammlungen und die Verkündiger hatten alle große Schwierigkeiten, die Miete und andere monatliche Zahlungen zu begleichen. Das Zweigbüro stand ferner vor dem Problem, die monatliche Lieferung von Papier und anderen Bedarfsartikeln zu bezahlen sowie die 1 230 Sonderpioniere, die 228 reisenden Aufseher mit ihren Frauen und die 800 Mitglieder der Bethelfamilie in ihrem jeweiligen Dienst zu unterhalten. Die Fertigstellung des halbfertigen Druckereianbaus stand ebenfalls auf dem Spiel. Wie wurden die Brüder mit dieser Krise fertig?

Alle Käufe wurden aufgeschoben, ausgenommen die absolut notwendigen. Die Bautätigkeit wurde gedrosselt. Die Bethelfamilie war damit einverstanden, eine Zeitlang auf ihre monatliche Zuwendung zu verzichten. Dann riefen Brüder im Zweigbüro an, die Spenden und Darlehen geben wollten. Die Wochen vergingen und mit ihnen die Krise. Schließlich erlaubte die Regierung gemeinnützigen Organisationen, etwas Geld abzuheben, so daß die Gesellschaft allmählich wieder normal arbeiten konnte.

Trotz des wirtschaftlichen Schocks war im März eine neue Verkündigerhöchstzahl zu verzeichnen — die fünfte in dem Dienstjahr. In Brasilien wurden noch vier weitere Höchstzahlen erreicht, so daß am Ende des Dienstjahres 293 466 Königreichsverkündiger berichteten. Wegen dieser Zunahme mußten im Lauf des Jahres 13 neue Kreise gebildet werden.

El Salvador wurde in den letzten Jahren wegen der wirtschaftlichen Umwälzungen und der unkontrollierbaren Gesetzlosigkeit bekannt. Sogar unter solch kritischen Umständen blieb Jehovas Volk geistig stark und tätig und blickte erwartungsvoll den Bezirkskongressen entgegen, die für Dezember und Januar geplant waren.

Als der 11. November 1989 — ein Samstag — sich seinem Ende näherte, brach Krieg aus, und im ganzen Land ereigneten sich Explosionen. Während der nächsten Wochen gab es große Verluste an Menschenleben und Eigentum. Tausende, darunter viele Brüder, gaben ihre Wohnung auf und flohen aus den Kampfgebieten. Scharenweise versuchten die Menschen, das Land zu verlassen. Viele waren gezwungen, über eine Woche lang in ihrer Wohnung zu bleiben, zusammengedrängt am sichersten Platz, den sie finden konnten, bei wenig Nahrung und Wasser. Viele Brüder in nicht so stark gefährdeten Gebieten zeigten christliche Liebe, indem sie ihre notleidenden Brüder in ihre Wohnungen aufnahmen. Sofort unternahm das Zweigkomitee Schritte, um die geflohenen Brüder — sie besaßen nur noch, was sie auf dem Leib hatten — mit dem Notwendigen zu versorgen. Als die Kämpfe eingestellt wurden, zeigte es sich, daß viele Brüder ihre Wohnung verloren hatten. Andere mußten ihre beschädigten Häuser reparieren. Die Pläne für die Zusammenkünfte am Abend mußten geändert werden, damit jeder vor der Sperrstunde nach Hause kommen konnte. Traurigerweise haben zwei unserer Schwestern in dieser Zeit der Gewalt ihr Leben verloren.

Wie hat das alles die Pläne für die vier Bezirkskongresse beeinflußt? Im Bericht des Zweigbüros heißt es: „Große Zusammenkünfte, wie unsere Kongresse, hielt man zu dieser Zeit für ausgeschlossen. Wir vertrauten darauf, daß Jehova einen Ausweg schaffen würde ..., und planten weiter, als sei nichts geschehen. Die Kongreßkomitees trafen sich mit Vertretern der Militärbehörden, die dafür zuständig waren, öffentliche Zusammenkünfte zu genehmigen. In San Miguel, wo sogar bis Ende Dezember Gewalttaten an der Tagesordnung waren, wurde keine Genehmigung erteilt. Darauf sprachen Mitglieder des Zweigkomitees mit dem Militärchef und erklärten, was wir geplant hatten und wie unser Kongreß den Menschen die Zusicherung gäbe, daß sich alles wieder normalisieren würde. Also wurde die Erlaubnis erteilt. Wir hatten auch die Genehmigung, unsere Kongresse in San Salvador und Santa Ana durchzuführen. Für viele war das wirklich ein Wunder.“

Die Bezirkskongresse waren genau das, was die Brüder brauchten. Die Besucherhöchstzahl für alle vier Kongresse betrug 32 137, und 758 wurden getauft. Die Zahl der Anwesenden beim Gedächtnismahl war ein weiterer Beweis, daß das Werk wuchs. Es waren 60 783 Personen anwesend, eine Zunahme von 4 Prozent gegenüber 1989. Obwohl weiterhin viele aus dem Land fliehen — die meisten auf der Suche nach materiellen Vorteilen —, schreibt das Zweigbüro: „Wir sind glücklich, in El Salvador zu sein und Jehovas Wirken zu sehen sowie die schafähnlichen Menschen, die sich auf ihrer Suche nach Wahrheit mit Jehovas Organisation verbinden.“

Nordamerika und Karibische Inseln

„Ich werde Jehova sehr lobpreisen mit meinem Mund, und inmitten vieler werde ich ihn preisen“, verkündete David (Ps. 109:30). Heute lobpreisen Jehovas Zeugen Jehova vor vielen Menschen, sogar vor Gericht.

In den Vereinigten Staaten wurden drei wichtige Gerichtsfälle, in denen es um das Recht des Patienten ging, Bluttransfusionen abzulehnen, von den obersten Gerichten dreier Staaten zugunsten von Jehovas Zeugen entschieden. Im April 1986 suchte eine Schwester in Florida wegen Uterusblutungen ärztliche Hilfe. Sie unterrichtete das Krankenhaus, daß sie unter keinen Umständen Blut annehmen werde. Eine Verhandlung wurde geführt, und der Richter ordnete Bluttransfusionen an, weil sie als Mutter zwei halbwüchsige Söhne zu versorgen hatte. Obwohl Blut verabreicht worden war, ging man mit dem Fall in die Berufung. Am 16. März 1989 entschied das Oberste Gericht von Florida mit sechs zu eins zugunsten der Patientin, der Zeugin Jehovas. Diese Entscheidung bestätigte das Recht erwachsener Zeugen Jehovas, sogar dann Bluttransfusionen abzulehnen, wenn sie minderjährige Kinder haben. Zwei Richter des Obersten Gerichts von Florida gingen in einer besonderen, übereinstimmenden Stellungnahme so weit, daß sie Auszüge aus dem Schriftsatz der Gesellschaft Wort für Wort übernahmen und sich auf den gleichen Standpunkt stellten.

Anfang 1987 wurde bei einer 17jährigen Schwester aus Illinois Leukämie diagnostiziert. Bei ihrer Einlieferung ins Krankenhaus weigerte sie sich, sich Blutprodukte verabreichen zu lassen. Ihre Mutter unterstützte ihre Entscheidung für eine Behandlung ohne Blut. Das Krankenhaus erwirkte einen Gerichtsbeschluß, der die Verwendung von Blut genehmigte. Am 13. November 1989 entschied eine Mehrheit von fünf Richtern des Obersten Gerichts von Illinois, daß die Zeugin, obwohl minderjährig, das Recht habe, eine medizinische Behandlung abzulehnen, die für sie unannehmbar sei. Das Gericht gründete seine Entscheidung auf das Grundrecht der Schwester auf Selbstbestimmung über ihren Körper. Die Richter sagten, daß nach der üblichen Rechtsprechung reifen Minderjährigen schon lange zugebilligt wird, medizinische Entscheidungen selbst zu treffen. Dies ist die allererste Entscheidung des Obersten Gerichts eines Staates zugunsten eines minderjährigen Zeugen.

Ein anderer Fall trug sich im Staat New York zu. Eine Mutter, die Zeugin Jehovas ist, hatte eine gerichtlich angeordnete Bluttransfusion erhalten. Dem Gericht wurde die Frage vorgelegt: Darf einer Patientin gegen ihren Willen zum Nutzen ihrer minderjährigen Kinder eine Behandlung aufgezwungen werden? Am 18. Januar 1990 antwortete das New Yorker Berufungsgericht mit Nein. Die Richter erklärten: „Alles in allem hatte die Patientin als geschäftsfähige Erwachsene das Recht, über ihre Behandlung selbst zu entscheiden; das schließt das Recht ein, eine Bluttransfusion abzulehnen.“

Diese drei Siege in der Blutfrage sind das Ergebnis jahrzehntelanger, äußerst bedeutsamer Arbeit, durch die die Rechte von Jehovas Zeugen geschützt werden, sich keine Bluttransfusionen aufzwingen zu lassen. Die Rechtsabteilung stellte außerdem einige hundert Kopien ihres Informationspakets über das Sorgerecht den Zeugen zur Verfügung, die mit einem Prozeß rechnen müssen, in dem ihr Recht angefochten wird, als Zeugen Jehovas ihre Kinder zu erziehen.

In einigen Gegenden Alaskas kann der Winter extrem hart sein. Im vergangenen Winter waren die Temperaturen in Fairbanks und der Nachbarstadt North Pole mit - 35 bis - 50 °C mehrere Wochen lang außergewöhnlich tief, was die Verkündiger jedoch nicht am Predigen hinderte. In Valdez türmte sich der Schnee über 15 m hoch, höher als die Häuser. Trotzdem setzten die Brüder ihren Predigtdienst fort, wobei sie auf Trampelpfaden über die Dächer gingen und zum Eingang hinunterstiegen, um die Bewohner zu erreichen.

Wie wertvoll kann ein Besuch im Bethel sein? Das Bethel in der Dominikanischen Republik half einem Seemann, einen anderen Lauf einzuschlagen. Die Frau des Seemanns begann, mit einer Zeugin die Bibel zu studieren, und sandte ihrem Mann daraufhin biblische Literatur aufs Schiff nach. Der Flugzeugträger, auf dem er war, ankerte in seinem Anlaufhafen Santo Domingo. Seine Schiffskameraden zog es aus nichtreligiösen Gründen von Bord, doch er ließ sie wissen, daß er gehen würde, um „das Bethel zu besuchen“. Seine Schiffskameraden fragten ihn: „Was um alles in der Welt ist ‚das Bethel‘?“ Da er es selbst nicht genau wußte, sagte er: „Ich glaube, es ist wie der Vatikan.“

Trotz seiner Bedenken besuchte er das Bethel. Er wurde dort herzlich aufgenommen, und ihm wurden die Einrichtungen gezeigt. Da es ein Samstag war, begleitete er einen der Bethelbrüder, der einige Besorgungen machen mußte, und lernte auf diese Weise einige Zeugen kennen. Als es Zeit war, an Bord zu gehen, fiel ihm der Abschied schwer. Einige Monate darauf erhielt die Bethelfamilie die Nachricht, daß er vom Militärdienst entlassen worden sei, obwohl er ein Geheimnisträger gewesen sei. Seine Frau und er wurden kurz darauf getauft, und er schreibt: „Der Tag, den ich mit Euch verbracht habe, hat bei mir mehr bewirkt, als ich je mit Worten ausdrücken kann. Am 10. Juli wurde ich aus der Kriegsmarine entlassen. Im September wurde ich ein ungetaufter Verkündiger. Im März symbolisierte ich meine Hingabe an Jehova durch die Taufe. Diesen Monat bin ich Hilfspionier. Damit hätte ich vor 18 Monaten niemals gerechnet, aber Jehova kennt unser Herz und führt uns, wenn wir ihm nur folgen.“

Pazifische Inseln

„Wie dein Name, o Gott, so ist dein Lobpreis bis an die Enden der Erde“ (Ps. 48:10). Das Zeugnisgeben mit Zeitschriften hat die Wahrheit der Bibel, um mit den Worten des Psalmisten zu sprechen, ‘bis zu den Inseln an den Enden der Erde’ gebracht.

Die Bevölkerung auf dem Archipel Vanuatu wohnt verstreut. Es ist schwierig, die Menschen zu erreichen. Daher sind Zeitschriften, Broschüren und Bücher wirkungsvolle Werkzeuge beim Ausbreiten der guten Botschaft. Es ist nicht verwunderlich, in kleinen Dörfern auf abgelegenen Inseln einige Ausgaben des Wachtturms oder andere Publikationen zu finden. Also wurde Erwachet! ins Bislama übersetzt, und die erste Ausgabe, deren Titelserie „Tod zu verkaufen“ von Tabak handelte, wurde mit großem Interesse aufgenommen. Der Gesundheitsminister las sie und fand sie außerordentlich gut dokumentiert. Er bat um zusätzliche Exemplare, die er weitergeben wollte. Außerdem zitierte die Frau des Premierministers, eine Journalistin, in ihren Artikeln des öfteren aus Erwachet! Die Regierung ist zwar gegen unser Werk, aber unsere Publikationen sind beliebt, und sie sind wirkungsvolle Werkzeuge, die aufrichtigen Menschen helfen, die Wahrheit zu finden.

Im übrigen Gebiet, das Neukaledonien zugeteilt ist, werden die Zeitschriften gut aufgenommen. Zum Beispiel wurde ein Bruder von dem Vorsitzenden der örtlichen Naturschutzvereinigung angerufen, der ihn fragte, ob er 200 Exemplare der Zeitschrift Erwachet! vom 22. März 1990 bekommen könnte mit der Titelserie „Regenwald in Not“. Er wollte sie in Schulen verteilen und den aktiven Mitgliedern seiner Vereinigung geben. Der Mann sagte: „Die Artikel sind sorgfältig dokumentiert und von Leuten geschrieben, die mit dem Problem gut vertraut sind. Die Gründe und Argumente sind klar und einfach, die Zeichnungen sind nützlich. Jeder kann die Folgen der Zerstörung des Tropenwaldes erkennen. Ich bin überzeugt, daß solche Artikel vielen helfen werden, sich der Gefahr bewußt zu werden und größere Achtung vor der Natur zu bekommen.“

In Papua-Neuguinea beschleunigt sich das Königreichspredigtwerk. Seit Jahren gab es die erste beträchtliche Zunahme bei der Verbreitung von Büchern, nämlich ungefähr 20 Prozent mehr als letztes Jahr. Auch durch die Zeitschriften wird in diesem Land viel bewirkt, wie auch überall sonst auf der Welt. Das Zweigbüro erhielt zum Beispiel einen Brief von einer Interessierten auf einer der nördlichen Salomoninseln. Er wurde aus dem Neuguinea-Pidgin übersetzt.

Sie schrieb: „Meine 12jährige Tochter geht in die 6. Klasse der internationalen Grundschule Toniva. Sie benutzt die Zeitschrift Erwachet! regelmäßig, um Schulprojekte vorzubereiten und Nachforschungen anzustellen. In der Schule vergeben die Lehrer goldene Sterne für außergewöhnliche Arbeiten. Es freut mich, sagen zu können, daß meine Tochter oft einen goldenen Stern und eine hohe Punktzahl für ihre Hausarbeiten bekommen hat. Es freut mich auch, Ihnen mitzuteilen, daß meine Tochter die Zeitschriften an ihre Mitschüler weitergegeben hat. An einem Tag verteilte sie 13 Zeitschriften.“ Abschließend schrieb diese Interessierte: „Ich dachte daher, ich sollte Ihnen schreiben und Ihnen danken für die guten Zeitschriften, die Sie zur Verfügung stellen.“

Länder, in denen das Werk verboten ist

„In Gott lobpreise ich sein Wort, auf Gott will ich hoffen, ich fürchte mich nicht; was könnte mir nur ein Sterblicher antun.“ Davids Worte geben die Empfindungen der Zeugen Jehovas gut wieder, die unter schwierigen Bedingungen treu dienen (Ps. 56:5, Jerusalemer Bibel).

Ein Land in Asien unterliegt seit 14 Jahren gesetzlichen Einschränkungen. Während eines Kreiskongresses am 31. Dezember 1989 drangen Beamte der Kommunalbehörde in den Versammlungsraum ein und beendeten das Programm. Von den 200 Besuchern wurden 47 Brüder mit einem Armeelastwagen zum Militärposten am Ort gebracht. Zwölf von ihnen wurden dort festgehalten und verhört. Es zeigte sich, daß das Ganze ein Komplott der örtlichen Geistlichen war. Sie hatten gemeinsam eine Protestnote an die Behörden geschrieben, in der sie forderten, das Programm der Zeugen nach einer Razzia abzubrechen.

Der Kirchenführer, der die Razzia angezettelt hatte, erhob viele Falschanklagen und verbreitete häßliche Lügen über die Zeugen. Aus Haß bemalte er sogar die Außenwand eines Hauses, das einem Zeugen gehört. Dort standen die höhnischen Worte: „Beweise dich, Jehova!“ Nur einen Abend nach der Razzia hörten Nachbarn Schreie aus dem Haus des Kirchenführers. Er starb noch in jener Nacht. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Zwar wurde der Kongreßsaal, der auch als Königreichssaal diente, von den Beamten versiegelt und kann daher gegenwärtig nicht benutzt werden, aber das Geschehen war zu offensichtlich, als daß die Menschen am Ort und die Beamten es hätten übergehen können. Daher wurden die Brüder nicht inhaftiert, und sie können ihre Anbetung weiterhin vorsichtig ausüben. Bei dem Sonderkongreß im April 1990 wurden fünf Personen getauft. Die Ernte geht weiter.

In einem Land in Afrika, in dem über 11 000 Verkündiger tätig sind, starben im vergangenen Jahr allein in drei Monaten 10 000 Menschen zufolge der entsetzlichen Dürre. Menschen brachen auf der Straße zusammen. Viehherden starben. Bauern hörten auf, ihre Felder zu bestellen, da alles, was gedieh, gestohlen wurde. Die Zeugen aßen eine Zeitlang die Wurzeln von Pflanzen sowie gekochte Avocadokerne, um zu überleben. An einigen Orten zögerten die Brüder, am öffentlichen Predigtdienst teilzunehmen, weil es ihnen an geeigneter Kleidung fehlte.

Ihre mißliche Lage änderte sich drastisch, als Jehova die Dinge so lenkte, daß 25 Tonnen Hilfsgüter, darunter Nahrungsmittel, Seife und Kleidung, geschickt werden konnten (Ps. 37:25). Die Regierung erteilte offiziell die Erlaubnis, diese Sendung einzuführen und unter den Zeugen Jehovas zu verteilen. Eine Militäreskorte sorgte für sichere Auslieferung. Die Brüder waren überwältigt von dem, was geschah. Es gab viele Äußerungen der Dankbarkeit gegenüber Jehova und der Organisation, die er benutzt, um für sein Volk zu sorgen.

„Fürchte dich nicht vor ihren Gesichtern, denn ‚ich bin mit dir, um dich zu befreien‘ ist der Ausspruch Jehovas“ (Jer. 1:8). Wahre Christen haben Trost aus Jehovas Zusicherung gegenüber Jeremia geschöpft. Sie sind furchtlos vorangedrängt, und Jehova hat sein Wort gehalten.

[Übersicht auf Seite 6]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Gott läßt es auf der ganzen Erde wachsen

Verkündiger 6 000 000

1950 373 430

1960 916 332

1970 1 483 430

1980 2 272 278

1990 4 017 213

Pioniere 550 000

1950 14 093

1960 30 584

1970 88 871

1980 137 861

1990 536 508

Versammlungen 70 000

1950 13 238

1960 21 008

1970 26 524

1980 43 181

1990 63 016

[Übersicht auf Seite 38-45]

BERICHT ÜBER DAS DIENSTJAHR 1990 DER ZEUGEN JEHOVAS IN DER GANZEN WELT

(Siehe gedruckte Ausgabe)

[Bilder auf Seite 11]

Das Gebäude Livingston Street 67 in Brooklyn ist schmal und 29 Stockwerke hoch. In den meisten Etagen sind drei Bethelzimmer, so daß insgesamt 150 Bethelmitarbeiter in dem Gebäude untergebracht werden können.

Das Gebäude Sands Street 90 wird 30 Stockwerke haben mit 506 Wohnräumen, dazu Büros, eine Küche und Speisesäle für 1 050 Personen. In dem Gebäude werden 1 000 Mitglieder der Bethelfamilie wohnen.

[Bilder auf Seite 12]

Das Wachtturm-Schulungszentrum in Patterson (N. Y.) wird das Zuhause für 1 200 Personen werden

Das Hotel „Patterson Inn“ wird 144 Gästezimmer haben

Vorplatz des Schulungszentrums

[Bilder auf Seite 13]

Am 1. September 1990 wurde das Besucherzentrum mit Aussichtsplattform eröffnet.

Die Arbeit an dem sechs Gebäude umfassenden Hotel „Patterson Inn“ wird Anfang 1991 beendet sein.

[Bild auf Seite 14]

Brasilien ist nur einer der 21 Zweige, deren Gebäudekomplexe gegenwärtig erweitert werden — weitere 25 sind in der Planungsphase. In den Zweigen in Australien, Deutschland und Japan sind regionale Planungsbüros eingerichtet worden.

[Bilder auf Seite 19]

30. März 1990: Die erste Literatursendung in die DDR

Nach 40jährigem Verbot haben die Zeugen in Bautzen jeder sein eigenes Exemplar des Wachtturms

[Bilder auf Seite 20]

Olympiastadion, Berlin

Zeugen aus der DDR pflanzten 16 000 Blumen, um den Kongreß zu verschönen

Brüder, die einst in der DDR im Gefängnis saßen, treffen sich auf dem Kongreß

[Bilder auf Seite 21]

Der Kongreß „Reine Sprache“ vom 24. bis 27. Juli 1990 in Berlin war nach 40 Jahren der erste, auf dem sich Zeugen aus der DDR frei versammeln konnten. Die Gesamtzahl der Zuhörer betrug 44 532.

Redner aus der DDR waren rege am Programm beteiligt

[Bilder auf Seite 22]

Alle Delegierten aus der DDR erhielten Exemplare der Kongreßveröffentlichungen „Wie kann Blut dein Leben retten?“ und „Die Suche der Menschheit nach Gott“ als Geschenk

[Bilder auf Seite 27]

In Australien wurde am 25. November 1989 ein fünfgeschossiges Wohngebäude mit 51 Zimmern und ein dreigeschossiger Druckereianbau der Bestimmung übergeben

[Bilder auf Seite 28]

Am 26. November 1989 wurden die Zweigeinrichtungen in Guatemala der Bestimmung übergeben. Jetzt hat die gegenwärtig 28köpfige Familie des Zweiges Platz für Ausdehnung.

[Bilder auf Seite 29]

Das neue Zweiggebäude in Honduras wurde neben dem früheren gebaut und am 21. Oktober 1989 der Bestimmung übergeben

[Bilder auf Seite 30]

Der nigerianische Zweigkomplex wurde am 20. Januar 1990 der Bestimmung übergeben. In vier Wohnhäusern können über 400 Personen untergebracht werden.

[Bild auf Seite 33]

Die erste Klasse der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung in Großbritannien hatte am 17. Juni 1990 in Sheffield ihre Abschlußfeier

[Bilder auf Seite 34]

Die fünfte Klasse der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung in den Vereinigten Staaten hatte am 14. Januar 1990 ihre Abschlußfeier und die sechste Klasse am 10. Juni 1990