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Schweden

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Schweden

Jahrbuchbericht 1991

AUS dem Dunkel, das Europa im Mittelalter umgab, brachen aus dem Norden die Wikinger hervor. Diese kräftigen, germanischen Skandinavier beherrschten die Kunst der Seekriegführung und bauten große, schnelle Galeeren, mit deren Hilfe sie ihren Einflußbereich nach Süden, Westen und Osten ausdehnten. Norwegische und dänische Wikinger segelten zu den Küsten Britanniens, Irlands und des europäischen Kontinents, während schwedische Wikinger den Bug ostwärts richteten, über die Ostsee fuhren und zu den Flüssen und Seen vordrangen, die zu den riesigen Birkenwäldern und Steppen Rußlands führten. Vom Ende des 8. Jahrhunderts an kontrollierten Wikingerschiffe rund 250 Jahre lang nördliche Wasserstraßen, um Handel zu treiben und Reichtümer aufzuhäufen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts befanden sich die Schweden erneut auf der Reise zu fremden Küsten — diesmal in friedlicher Absicht. Sie hatten unter schlechten Ernteerträgen, Arbeitslosigkeit und sogar Hunger zu leiden gehabt. Auf der Suche nach einem besseren Leben verließen zwischen 1865 und 1914 über eine Million Schweden ihr Land. Die meisten siedelten sich in Nordamerika an, wo es ihnen materiell gutging. Einige von ihnen entdeckten allerdings etwas weit Wertvolleres — ein ausgefülltes, sinnvolles Leben, gegründet auf einem lebendigen Glauben —, an dem auch bald Freunde und Angehörige, die in Schweden zurückgeblieben waren, Anteil haben würden. Wie gelangte diese geistige Schatztruhe schließlich nach Schweden?

Zweihundert Schweden haben sie günstig aufgenommen

Um 1882 las der schwedische Laienprediger Charles Seagrin in den Vereinigten Staaten einige Veröffentlichungen von Charles Taze Russell, u. a. die Broschüre Speise für denkende Christen. Überzeugt, die Wahrheit gefunden zu haben, erzählte er begeistert schwedischen Auswanderern davon. Nachdem er sechs Monate gepredigt hatte, schrieb er an Bruder Russell, den ersten Präsidenten der Watch Tower Society: „Während ich diese Wahrheit gepredigt habe, ist sie von rund zweihundert Schweden günstig aufgenommen worden, die sie gern an andere weitergeben. ... Viele unserer Landsleute [aus Schweden] scheinen ein hörendes Ohr zu haben ... Stünde Speise auch in Schwedisch zur Verfügung, wäre das mit dem Segen des Herrn von großem Nutzen.“

Dieser Brief veranlaßte Bruder Russell, die Leser der Zeitschrift Zions Wacht-Turm (engl. Ausgabe, Juni 1883) daran zu erinnern, daß bereits eine besondere „schwedische Traktatkasse“ eingerichtet worden war, um Literatur in Schwedisch drucken zu können. Er erklärte, daß die Kasse erst 30 Dollar enthielt. Zuversichtlich fügte er hinzu: „Unser Herr ist reich — ihm gehört das Vieh auf tausend Bergen und auch die Berge selbst, und alles Gold und Silber ist sein. Wenn er es für erforderlich hält, wird er die nötigen Mittel bereitstellen.“

Und „unser Herr“ hat sie tatsächlich bereitgestellt! Nur vier Monate später hieß es in Zions Wacht-Turm: „In der schwedischen Traktatkasse ist eine Summe zusammengekommen, die es rechtfertigt, kostenlose Exemplare des TURMS in Schwedisch zu veröffentlichen und als Traktate unter schwedischen und norwegischen Christen sowohl hier als auch in Schweden zu verwenden.“ Zehn Jahre danach erschien der erste Band der Millennium-​Tagesanbruch-Serie, später Schriftstudien genannt, in Schwedisch.

Somit war die Grundlage dafür gelegt worden, die Samenkörner der Königreichswahrheit in das größte skandinavische Land zu tragen. Aber was ist über die Menschen, ihren Charakter, ihre Bräuche und ihr Land zu sagen? Würde dort eine gute „Ernte“ eingebracht werden? (Mat. 9:37, 38).

Umgeben von Wäldern

Die schwedische Landschaft ist ein grün-blaues Paradies. Wie ist das möglich, da das Land doch am Nordrand Europas liegt und vom nördlichen Polarkreis durchzogen wird? Schweden, geziert mit majestätischen Bergen, fruchtbaren Ebenen, Nadelwäldern, Sandstränden und schönen Inselgruppen, steht unter dem Einfluß der vom Golfstrom erwärmten Winde.

Das einzigartige „Jedermannsrecht“ gestattet es der Bevölkerung, zwanglos durch Wald und Flur zu wandern, Beeren und Pilze zu pflücken, schwimmen zu gehen oder ein Boot festzumachen, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen. Da Schweden das viertgrößte Land Europas ist und sich ungefähr 1 600 km von Nord nach Süd und rund 500 km von der Ostsee im Osten nach Norwegen und zur Nordsee im Westen erstreckt, bietet es seinen nahezu 8,6 Millionen Einwohnern reichlich Platz. Statistisch verfügt jede Person über etwa 5 ha Lebensraum, davon fast 3 ha Birken-, Fichten- sowie Kiefernwald. Jeder Bürger kann sich also durchschnittlich an mehr als 7 500 Bäumen erfreuen. Riechst du den würzigen Duft der stattlichen grünen Fichten?

Eine konstitutionelle Monarchie

Schweden, eines der ältesten Königreiche der Erde mit parlamentarischem Mehrparteiensystem, kann auf alte demokratische Traditionen zurückblicken. Nahezu 95 Prozent aller Schweden gehören der lutherischen Staatskirche an, obgleich nur eine kleine Minderheit regelmäßig die Kirche besucht. In den letzten Jahrzehnten haben allerdings Hunderttausende von Einwanderern im Land zu einer religiös und kulturell gemischten Gesellschaft beigetragen. Man kann nicht länger vom typischen Schweden mit hohem Wuchs, blondem oder braunem Haar und blauen Augen sprechen.

Schwedische Bürger sind von der Wiege bis zum Grab in ein Sozialnetz eingebunden: Kindergeld, kostenloser Schulbesuch, Wohngeld, Krankengeld, fast unentgeltliche medizinische Versorgung sowie Alters- und Behindertenrente, um nur einige staatlich finanzierte Dienstleistungen zu nennen. Die Fabriken und Maschinen der industriellen Revolution erreichten Schweden zwar recht spät, doch heute zählt es zu den führenden Industrienationen der Welt. Und die Essenz der charakteristischen Einstellung nordischer Völker kommt offensichtlich in der inneren Überzeugung zum Ausdruck, daß eine lohnende Aufgabe es wert ist, gut verrichtet zu werden. Würde der Königreichssamen unter diesen anscheinend günstigen Lebensbedingungen sprießen und wachsen?

Die ersten Samenkörner erreichen Schweden

Vor hundert Jahren begannen schwedische Auswanderer, die die Wahrheit in den Vereinigten Staaten bereitwillig angenommen hatten, Angehörigen und Freunden in Schweden Literatur zu senden. Einige dieser Samenkörner der Wahrheit gelangten in eine Hütte auf der kleinen Insel Sturkö vor der Südküste Schwedens. Dort gingen sie im Herzen eines jungen Mannes schnell auf.

Eines Abends, im Jahre 1898, besuchte der 25jährige tatkräftige, stämmige Heilsarmeehauptmann August Lundborg den auf Sturkö wohnenden Petter Larsson und dessen Familie. Als Lundborg in der Hütte kurz allein war, sprangen ihm zwei Bücher ins Auge — die ersten beiden Bände der Millennium-​Tagesanbruch-Serie von C. T. Russell. Beim Durchblättern fand er eine Erklärung über Christi Loskaufsopfer, die ihn besonders überraschte und begeisterte. Er lieh sich die Bücher aus, verschlang sie förmlich und fing sofort an, sie bei seinen Zusammenkünften als Lehrstoff zu verwenden.

August Lundborg, ein Mann der Tat, schrieb am 21. Dezember 1898 einen Brief an Bruder Russell: „Sehr geehrter Herr Russell! Der Unterzeichnete, ein ehemaliger Hauptmann der Heilsarmee, hat zufolge des Lichts, das Gott ihm durch Ihr Werk, M. TAGESANBRUCH, zukommen ließ, besagte Organisation verlassen.“ A. Lundborg brachte seine Wertschätzung für die Wahrheit, die er gefunden hatte, zum Ausdruck und schloß mit den Worten: „Ich würde mich sehr freuen, als Kolporteur hier in Schweden zu dienen, wenn Sie damit einverstanden sind.“ Ohne zu zögern, schickte Bruder Russell ihm 55 Büchersätze der ersten drei Bände des Millennium-Tagesanbruchs und bat ihn, einige Exemplare seinen früheren „Armee“kameraden zu senden.

Wie enttäuscht war Bruder Lundborg, als die Sendung eintraf! Die Bücher reichten nicht aus! Innerhalb kurzer Zeit hatte er alle unter seinen Kameraden und anderen verteilt. Sogleich bat er Bruder Russell um weitere Exemplare. August Lundborg wartete und wartete. Es schien, als würde er keine mehr bekommen. Obwohl ihm keinerlei Literatur zur Verfügung stand, verwendete er im Mai 1899 seine ganze Zeit darauf, in Stockholm von Haus zu Haus zu predigen. Eifrig nahm er Bestellungen für Bücher entgegen, die er später ausliefern wollte. Auf diese Weise ging das Aussäen des Königreichssamens weiter.

Die erste Versammlung wird gegründet

Bruder Russell schickte A. Lundborg außerdem die Adresse eines gewissen S. Winter in Dänemark, der dort und im südlichsten Teil Schwedens angefangen hatte, Samenkörner der Wahrheit auszustreuen. Sogleich lud Bruder Lundborg ihn nach Stockholm ein und traf Vorkehrungen für eine biblische Zusammenkunft — die allererste in Schweden. Ein paar Interessierte saßen dicht gedrängt in der beengten Küche einer Familie, die von August Lundborg Literatur entgegengenommen hatte. In dem Raum herrschte helle Begeisterung, während diese geistig hungrigen Menschen die Worte der Wahrheit begierig in sich aufnahmen.

Gegen Ende des Jahres 1899 begann die fleißige kleine Gruppe, sich regelmäßig sonntags zu versammeln. Man mietete ein kleines Holzbearbeitungsgeschäft in der Apelbergsgatan für zwei Kronen (48 Pfennig) pro Abend. Am Donnerstag, den 12. April 1900 kamen in einem gemieteten Raum in der Grev Magnigatan acht Personen zusammen, um das erste Gedächtnismahl in Schweden zu feiern. Sie beteten, Gott möge durch seinen Geist das Wachstum beschleunigen.

Ein paar Monate später mieteten sie eine größere Räumlichkeit, eine Wohnung in der Trångsund 8. Dort hielten sie vom 20.—27. Juni 1901 ihren ersten eigenen Kongreß ab. Einige Bibelforscher aus Dänemark waren ebenfalls zugegen. Die schwedischen Bibelforscher wollten herausfinden, ob auch außerhalb von Stockholm Interesse vorhanden wäre, weshalb sie in der Universitätsstadt Uppsala, nördlich von Stockholm, eine Zusammenkunft organisierten. Sie waren überwältigt, als 150 Interessierte kamen.

Nun begann sich die Wahrheit weiter auszubreiten. Ein kleiner gemieteter Raum in der Kungsgatan 20 in Stockholm diente als Büro und Literaturdepot. Bruder Lundborg war weiterhin emsig beschäftigt, überall zu „säen“, ob zu Fuß, mit dem Pferdewagen, der Eisenbahn oder dem Schiff (Mat. 13:3-23). 1902 berichtete er, daß er fast jede Stadt und Ortschaft in Mittel- und Südschweden bearbeitet habe.

Weiterer Samen geht auf

Nachdem weitere Samenkörner der Wahrheit andere Landesteile erreicht hatten, fingen sie an, im Herzen vieler aufgeschlossener Menschen zu keimen, die sich dem Werk sogleich anschlossen. Eines Tages, im Jahre 1902, ging ein junger Mann namens P. J. Johansson in der Stadt Malmö durch einen Park und blieb vor einer Bank stehen, auf der ein Traktat mit dem Titel Weißt du es? lag. Er las es, erkannte, daß es die Wahrheit enthielt, verlor keine Zeit und diente bald als Kolporteur.

In Segmon, im westlichen Teil Mittelschwedens, lebte der Hufschmied Axel Gustaf Rud. 35 Jahre lang gehörte er der Freikirche an und war ein bekannter Prediger. Von Verwandten in Nordamerika erhielt er mit der Post die Millennium-Tagesanbruch-Serie. Sie wollten lediglich seine Meinung darüber erfahren. Felsenfest davon überzeugt, daß dies die Wahrheit war, erklärte er in seiner Kirche: „Bis jetzt habe ich gelogen. Nun werde ich die Wahrheit reden.“

Als er und 30 weitere Mitglieder aus der Kirche austraten, hieß es im Lokalblatt, daß man den Verlust „solch eines brillanten Redners“ bedaure. Einer seiner ehemaligen Mitgläubigen klagte: „Was sollen wir jetzt glauben, da Rud uns die Hölle weggenommen hat?“ Bald wurde in Grums, einer nahe gelegenen Ortschaft, eine Bibelforscherversammlung gegründet.

Der erste „Wacht-Turm“ in Schwedisch

Bruder Lundborg trieb das Werk während des Jahres 1902 voran. Er bat Bruder Russell inständig, eine Zeitschrift in Schwedisch drucken zu lassen. Bruder Russell antwortete: „Ich bin immer noch der Meinung, daß der Kolporteurdienst sowie die Verbreitung von Traktaten weit wichtiger sind als die Herausgabe irgendeiner Zeitschrift in irgendeiner Sprache, und ich empfehle dir, deine Zeit entsprechend einzusetzen.“

Dessenungeachtet gab der willensstarke August Lundborg seine Pläne nicht auf. Gegen Ende jenes Jahres hatte er die erste Ausgabe einer Monatszeitschrift, betitelt I Morgonväkten (Auf der Morgenwache), drucken lassen und verbreitet. Sie enthielt Auszüge aus Zions Wacht-Turm, Predigten von Pastor Russell, Gedichte und Leserbriefe. Als Bruder Russell bei einer Europareise im Mai 1903 Stockholm besuchte, entschied er, daß die Zeitschrift Zions Wacht-Turm genannt werden solle, mit C. T. Russell als Herausgeber. Das geschah im Januar 1904.

Der erste richtige Kongreß

Während Bruder Russells Besuch in Stockholm fand am 3. und 4. Mai 1903 der erste richtige Kongreß statt. Er hielt mehrere anregende Vorträge, die ein ehemaliger Geistlicher der schwedischen Staatskirche übersetzte. Rund 250 Personen waren anwesend, die Hälfte davon „Außenstehende“, d. h. Interessierte.

Die Brüder und Schwestern fühlten sich sehr zu Bruder Russell hingezogen. Durch seine Schriften hatten sie sich seinen Glauben und seine Gedanken zu eigen gemacht, und nun begeisterte es sie, ihn zu sehen und seine Botschaft zu hören. Ein Bruder schrieb: „Sein würdiges Aussehen und sein jugendlicher, glücklicher Gesichtsausdruck überraschten uns, denn die Jahre hatten bereits manche seiner dunklen Locken ergrauen lassen. Seine sanften, doch ernsten Augen strahlten Güte und Liebe aus. Seine Darlegungen waren lebhaft und fesselnd, aber niemals übertrieben. Gleich vom ersten Augenblick an gewann er unsere Zuneigung.“

Voller Freude schrieb Matilda Lindros, die erste Kolporteurin in Schweden, an das Zweigbüro: „Jene Tage sind für mich wie ein schöner Traum, aber Gott möge mir helfen, sie nicht nur in Erinnerung zu behalten, sondern das Gelernte auch bereitwillig in die Tat umzusetzen, ... und möge der Herr seinen willigen, gehorsamen Dienern beistehen, diesen Stand bis zum Ende zu bewahren.“ Sie blieb treu und diente Jehova, bis sie 1945 im Alter von 91 Jahren starb.

Bruder Russell brachte später seine Zufriedenheit über die Reise wie folgt zum Ausdruck: „Ich werde meinen Besuch in Skandinavien nie vergessen und stets um den Segen des Herrn für das Werk dort bitten.“

Vollzeitdienst — Rückgrat des Werkes

Bruder Russells Glaube und Eifer bewogen einige, die damals die Wahrheit kennenlernten, sich begeistert am Vollzeitpredigtwerk zu beteiligen. Seither bildet der Vollzeitdienst das Rückgrat des Königreichswerkes in Schweden.

Diese ersten Kolporteure gingen unverzüglich und ohne besondere Schulung an die Arbeit. Meistens hatten sie keinen festen Wohnsitz und nur eine Teilzeitbeschäftigung, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Füße waren ihr einziges Transportmittel. Sie erkannten den Umfang und die Dringlichkeit ihres Werkes, und es hatte den Anschein, als würden sie nicht von Haus zu Haus gehen, sondern rennen. Dabei bearbeiteten sie große Gebiete. August Lundborg schrieb Bruder Russell:

„Ich versuche stets, so praktisch wie möglich vorzugehen und dabei die gleiche, in Deinem Brief beschriebene Methode anzuwenden, die Ihr in Amerika benutzt, d. h., in jedem Ort alle Häuser zu besuchen. Ich gehe von Tür zu Tür, Häuserblock für Häuserblock (von frühmorgens bis spätabends), danach beginne ich mit der nächsten Ortschaft. Ist ein Ort jedoch nicht größer als der, den ich zur Zeit bearbeite (Mariefred, mit rund 1 100 Einwohnern), sind nicht viele Stunden erforderlich.“

Konnten Entfernungen nicht zu Fuß bewältigt werden, benutzten die Kolporteure andere Fortbewegunsmittel, die oft preisgünstig, dafür aber langsam waren. Doch die Zeit wurde weise ausgekauft. In demselben Bericht heißt es auch: „Ich reise billig. Ich bin kräftig gebaut und vertrage hin und wieder eine rauhere Behandlung. Wenn möglich, fahre ich mit dem Schiff, zuweilen auf Frachtern. Manchmal buche ich die kostengünstigste Unterkunft auf einem Passagierdampfer (wo Tag und Nacht das offene Deck die einzige Schlafgelegenheit bietet). Währenddessen nutze ich die Zeit und spreche mit den Menschen oder studiere die Bibel.“

Die ersten Besuche von reisenden Aufsehern

Regelmäßige Besuche von reisenden Aufsehern waren nötig, um neue Versammlungen zu ermuntern und ihnen zu helfen, besser organisiert zu werden. Aus diesem Grund richtete man es 1905 ein, daß reife Männer, Pilgerbrüder genannt, die Versammlungen besuchten. Charles Edberg, der die Wahrheit in den Vereinigten Staaten kennengelernt hatte und 1904 mit einem Dampfer eintraf, war der erste Pilgerbruder. Er leistete einen gewaltigen Beitrag zur Organisierung des jungen Königreichswerkes in Schweden.

Im Wacht-Turm wurde bekanntgegeben, daß die Versammlungen der Gesellschaft schreiben und um Besuche bitten sollten. Die Versammlungen sollten Vorkehrungen für Zusammenkünfte treffen, die der Pilgerbruder leiten würde, und ihm Unterkunft verschaffen. Man empfahl ihnen, keine besonderen Vorbereitungen für ihn zu treffen, weil, wie der Wacht-Turm es formulierte, „er nicht kommt, um bedient zu werden, sondern um zu dienen“.

Jeder Besuch, den Bruder Edberg machte, dauerte mindestens zwei Tage. Von seinen Ansprachen angespornt, erklärte ein Zuhörer nach einem Besuch: „Aus diesen Vorträgen habe ich mehr gelernt als in den letzten 20 Jahren.“ Ein anderer sagte: „Es ist bemerkenswert, wie vieles die Bibel enthält, was wir vorher weder gehört noch erkannt haben.“ Bruder Edberg konnte sich damals wohl kaum vorstellen, daß solche Besuche über 85 Jahre später von Kreis- und Bezirksaufsehern immer noch gemacht werden würden.

Zweigbüro zieht ständig um

In jenen ersten Jahren zog das kleine schwedische Zweigbüro, das hauptsächlich aus Literaturkartons und Bruder Lundborgs Bett bestand, von einem Ort in der Stadtmitte Stockholms zum anderen um. 1905 verlegte man es von einem beengten Hinterzimmer in der Kungsgatan 20 in den Teil einer Wohnung in der Adolf Fredriks Kyrkogata 7. Drei Räume wurden gemietet: einer für Zusammenkünfte, einer für das Büro und einer für Kartons und Bruder Lundborgs Bett. Vor Jahresende wollte der Wohnungsbesitzer seine Räume allerdings wiederhaben, und man brachte das Zweigbüro in der Rådmansgatan 39 B unter.

Als sich das Werk ausdehnte, vor allem in den beiden größten Städten — Stockholm an der Ostküste und Göteborg an der Westküste —, hielt es A. Lundborg für besser, einen Ort auf halber Strecke, dazwischen, als Ausgangspunkt zu wählen. Also zog das Zweigbüro 1907 nach Örebro um, etwa 200 km westlich von Stockholm, wo es fast 20 Jahre blieb.

Bruder Russells Interesse an Schweden

Die zahlreichen Briefe Bruder Russells an Bruder Lundborg spiegelten sein lebhaftes Interesse am Königreichswerk in Schweden wider. Sie waren stets herzlich und ermunternd und enthielten klare und deutliche Anweisungen. Einmal schrieb Bruder Russell: „Bitte, sei meiner Liebe und Zuneigung stets versichert, selbst wenn ich es manchmal für erforderlich halte, Kritik zu üben.“

Im Jahre 1909, als Bruder Russell Schweden ein zweites Mal besuchte, versammelten sich ungefähr 300 Personen bei einem Kongreß in Örebro. Nur zwei Jahre danach kam er wieder und sprach in Stockholms größtem Saal über das Thema „Das Gericht des großen weißen Thrones“. Mittlerweile war C. T. Russell in Schweden weithin bekannt. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt; rund 1 500 enttäuschte Personen mußten abgewiesen werden. In der ganzen Stadt unterhielt man sich angeregt über das Ereignis. Als Bruder Russell und seine Reisebegleiter den Zug nach Kopenhagen bestiegen, war der Fahrdienstleiter derart von Bruder Russells würdigem Aussehen fasziniert, daß er mit aufgerissenen Augen und weit geöffnetem Mund dastand und vergaß, rechtzeitig das Abfahrtsignal zu geben. Die Leute fragten: „Wer ist diese königliche Persönlichkeit?“

Auf einer Weltreise besuchte Bruder Russell Schweden 1912 zum letztenmal. Sein öffentlicher Vortrag im Zirkus im Djurgården trug das Thema „Jenseits des Grabes“. Eine Schwester erinnerte sich noch, wie aufgeregt die Leute waren, als er ihre Heimatstadt Karlstad besuchte: „Der gemietete Saal war übervoll, so daß man befürchtete, der Boden würde nachgeben.“

Bruder Russell zeigte weiterhin Interesse an Schweden, indem er Brüder aus der Zentrale dorthin schickte, u. a. J. F. Rutherford, der später Präsident der Watch Tower Society wurde. 1913 besuchte Bruder Rutherford in nur drei Wochen 15 größere Städte in Schweden und Norwegen. Seine Tatkraft, seine biblische Erkenntnis und seine mitreißenden Vorträge spornten die Brüder an. Das Thema seines öffentlichen Vortrags lautete „Wo sind die Toten?“ Ein Bruder berichtete über eine Zusammenkunft in Göteborg: „Während seiner Darlegung sagte Bruder Rutherford: ,Ich verspreche demjenigen 1 000 Dollar, der mir beweisen kann, daß der Mensch eine unsterbliche Seele hat.‘ Keiner nahm die Herausforderung an.“

Als die Nachricht, daß Bruder Russell am 31. Oktober 1916 gestorben war, Schweden erreichte, wurde deutlich, wie bekannt er war. Eine Reihe von Tageszeitungen ehrten ihn mit Nachrufen. Manche druckten sogar eine seiner Predigten. Zweifellos trug Bruder Russells Interesse an Schweden besonders dazu bei, das Königreichswerk voranzutreiben.

Der Erste Weltkrieg war keine Überraschung

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam für die Bibelforscher in Schweden eigentlich nicht überraschend. Jahre zuvor hatten sie in der Literatur der Watch Tower Society gelesen, daß die biblische Chronologie auf das Jahr 1914 als die Zeit hinweist, in der mit „weltweiter Anarchie“ zu rechnen sei. Die Brüder hegten zu Beginn des Jahres 1914 so große Erwartungen, daß sie sogar anfingen, Nahrungsmittelvorräte anzulegen. Als dann der Kriegsausbruch gemeldet wurde, freuten sie sich auf ihre baldige Rettung.

Bruder Arthur Gustavsson, der damals 11 Jahre alt war, erzählte: „Ich kann mich noch deutlich an den 2. August 1914, einen Sonntag, erinnern. Mein Vater leitete gerade die Zusammenkunft in Göteborg, als draußen ein Zeitungsjunge rief: ,Der Weltbrand ist ausgebrochen!‘ Die Brüder im Saal blickten sich gegenseitig an. Einiges von dem, was wir in Verbindung mit 1914 angekündigt hatten, begann sich zu bewahrheiten.“ Bruder Gustavsson diente später 56 Jahre als Vollzeitdiener und beteiligte sich bis zum Ende seines irdischen Laufes, 1987, am Predigtdienst.

Schweden ließ sich zwar nicht in den Ersten Weltkrieg verwickeln, aber dennoch wurden Nahrungsmittel und andere lebenswichtige Versorgungsgüter knapp. Es kam zu Unruhen, und Scharen von Arbeitern organisierten Märsche in die Landgebiete, um Bauernhöfe zu plündern. Dessenungeachtet sorgte Jehova Gott in den Kriegsjahren dafür, daß sein Volk in Schweden geistig wohlgenährt blieb, wenngleich die Verbindung zur Zentrale in Brooklyn stark eingeschränkt war. Der Wacht-Turm konnte ohne Unterbrechung herausgegeben werden. Selbst der siebte Band der Schriftstudien erreichte Schweden und wurde während des Krieges übersetzt und gedruckt.

Das Photo-Drama — ein weiteres Werkzeug

Die Ausrüstung für das Photo-Drama der Schöpfung — eine mehrstündige Vorführung aus vertonten Lichtbildern und Filmen — gelangte beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Schweden. Ein schwedisch-amerikanisches Ehepaar, William und Bella Undén, kam aus den Vereinigten Staaten, um den Brüdern zu zeigen, wie man es vorführt. Die helle Begeisterung der Brüder über das Photo-Drama kommt in der schwedischen Ausgabe des Wacht-Turms vom 15. Oktober 1914 zum Ausdruck:

„Wir müssen jetzt so schnell wie möglich alle größeren Städte und Gemeinden in unserem Land erreichen, ... da wir beobachten können, wie sich der Himmel über uns bedrohlich verfinstert und die Menschheit vor Furcht zittert wegen des Sturmes, der die gegenwärtige Ordnung der Dinge erschüttert.“

Die erste Vorführung fand am 25. September 1914 im Theater in Örebro statt. Der Saal war brechend voll, und auf der Straße draußen wimmelte es von Menschen, die nicht mehr eingelassen werden konnten. Die Darbietung wurde an den folgenden Abenden fortgesetzt. Im Wacht-Turm hieß es: „Es strömten immer mehr Leute herbei, so daß uns jedesmal Polizisten in Uniform tatkräftig dabei helfen mußten, die Massen zurückzuhalten.“

Eine Zeitung berichtete 1915 aus Sundsvall: „Dank der hervorragenden Bewachung gab es keine Ausschreitungen, doch konnte man immer wieder Szenen stiller Verzweiflung beobachten, wenn sich die Türen unbarmherzig schlossen. Die Tausende, die abgewiesen werden mußten, gingen nur zögernd nach Hause, und die Hartnäckigsten blieben während der ganzen Vorführung draußen stehen, um wenigstens in der Nähe des Wunders zu sein.“

Während der nächsten drei Jahre wurde das Photo-Drama an Hunderten von Orten gezeigt. Allein 1915 führte man es 1 256mal vor. Es war eine unschätzbare Hilfe, um den Menschen Jehovas Vorsätze näherzubringen und den Bibelbericht lebendig zu machen. Die obenerwähnte Zeitung fügte hinzu, daß C. T. Russell und seine Mitgläubigen „tätig sind, wie man weiß, um die Heilige Schrift der Allgemeinheit verständlich zu machen und durch Erklärungen verschiedener Bibeltexte ein vernünftiges Bild von Gott zu vermitteln“.

Als junge Frau beteiligte sich Elin Andersson an der Vorführung des Photo-Dramas. Der heute 90jährigen Schwester stiegen Tränen in die Augen, als sie erzählte: „Ich gehörte zu einer Gruppe von 12 Brüdern und Schwestern, die mit einer Drama-Ausrüstung im Land umherreiste. Meine Aufgabe bestand darin, Plätze anzuweisen und mich um die Zuschauer zu kümmern. Es war wunderbar, zu beobachten, wie all die Leute hereinkamen und wie sehr die Darbietung sie beeindruckte. Etliche sahen sie sich mehrmals an, wobei sie stundenlang für einen Platz Schlange standen. Wirklich eine unvergeßliche und glückliche Zeit!“

In jenen Kriegsjahren verbreitete man die Wahrheit auch durch Zeitungen, die Bruder Russells Predigten abdruckten. Das fing vor dem Krieg an und wurde bis 1916 fortgesetzt. Insgesamt erschienen die Vorträge in fünf verschiedenen Zeitungen, in mehreren Spalten oder auf ganzen Seiten. Manche Zeitungen veröffentlichten die Predigten sogar regelmäßig in ihrer Samstagsausgabe. Früher war dies eine wirkungsvolle Methode, um die Öffentlichkeit zu erreichen, bevor jeder Haushalt ein Radiogerät oder einen Fernsehapparat besaß.

Schwestern haben einen großen Anteil

In der ereignisreichen Zeit um 1914 fühlten sich mehrere Königreichsverkündiger bewogen, in ihrem Leben drastische Änderungen vorzunehmen. Obwohl es damals üblich war, daß junge Frauen heirateten und Kinder gebaren, nahm eine Anzahl junger Schwestern unverzüglich den Vollzeitdienst auf, und sie setzten ihn bis zu ihrem Tod fort. Ihre Arbeit ist reich gesegnet worden, denn heute können einige ebenso eifrige Zeugen in Schweden sie als geistige Mütter, Großmütter oder sogar Urgroßmütter betrachten (Joel 2:28).

Eine junge Krankenschwester namens Ebba Palm hatte so sehr den Wunsch, Menschen in geistiger Hinsicht zu helfen, daß sie auch im Predigtdienst ihre Berufskleidung trug. Da ihre Schwesterntracht einen besonders geachteten Krankenschwesternorden repräsentierte, die Sophia-Schwestern, konnte sie zahlreichen angesehenen Personen Zeugnis geben. In den ersten drei Monaten als Kolporteurin gab sie 1 085 gebundene Bücher und unzählige Broschüren ab.

Ebbas ältere Schwester Ellen gab ihre Arbeit als Bankangestellte auf und wurde Kolporteurin. Sie bekundete außergewöhnlichen Eifer. Nachdem sie geheiratet hatte, benutzten sie und ihr Mann einen Dampfer, um die Menschen entlang der Fjorde und Buchten der Ostsee zu erreichen.

Anna Wickbom war die Tochter eines Polizeikommissars. Sie hatte als Gouvernante am Hof des russischen Zaren gearbeitet und später als Privatlehrerin in der Familie eines Grafen. Sie gab ihre gutbezahlte Beschäftigung auf und wurde in dem Gebiet in der Nähe ihrer Wohnung Kolporteurin. Da die Nachbarn wußten, wer sie war, hörten sie ihr respektvoll zu. Ihre guten Sprachkenntnisse öffneten ihr so manche Tür.

Einmal sprach sie auf einem imposanten Landsitz vor. Die dort wohnende Gräfin schickte ihren Butler an die Tür, der Anna einschüchtern sollte. „Heute wird die Gräfin nur in Französisch konversieren“, fuhr er sie an. „Das trifft sich sehr gut“, erwiderte Anna. Die Gräfin, die selbst schlecht Französisch sprach und Annas ausgezeichnetes Französisch hörte, geriet derart in Verlegenheit, daß sie inständig bat: „Schwedisch, bitte!“ Der Besuch machte einen solch nachhaltigen Eindruck auf die Gräfin, daß sie jahrelang regelmäßig Literatur von Zeugen entgegennahm.

Eine andere junge Frau, Maja Lundquist, half drei Jahre lang bei der Vorführung des Photo-Dramas mit. Dieses Vorrecht machte ihr so viel Freude, daß es sie anspornte, insgesamt 53 Jahre eifrig im Vollzeitdienst zu stehen, und zwar bis zu ihrem Tod. Das Zeugnisgeben auf ausländischen Schiffen war ihre Spezialität. Viele Jahre konnte man diese fröhliche, rührige kleine Frau oft an Docks und auf Decks sehen, wo sie Kapitänen und deren Mannschaften von Gottes Königreich erzählte und riesige Mengen Literatur in den unterschiedlichsten Sprachen zurückließ. „Der Hafen ist mein bestes Gebiet“, sagte sie immer.

Die Ausdauer, der Glaube und die Beständigkeit dieser Pionierinnen war bewundernswert. Der frühere Zweigkomiteekoordinator, Johan H. Eneroth, berichtete einmal: „Es ist wirklich ergreifend, wenn man hört, daß schwache, kränkliche Frauen viele, viele Kilometer zu Fuß zurücklegen, oftmals durch pfadlose Waldungen, und dabei noch schwere Büchertaschen tragen, nur um irgendein abgelegenes Dorf zu erreichen und den dort in sehr schwierigen Verhältnissen lebenden Leuten die Botschaft der Hoffnung, des Trostes und der Ermunterung zu bringen.“

Würde sich die Tür 1918 schließen?

Mit Beginn des Jahres 1918 stiegen die Erwartungen unter den Brüdern. Aus Prophezeiungen ging hervor, daß es den Anfang „der ersten Auferstehung“ und die Aufnahme der Brautklasse Christi in den Himmel kennzeichnen würde (Offb. 20:5, 6). Würde dies alle Gesalbten einschließen, auch die letzten, die zu jener Zeit noch auf der Erde lebten? Würde sich die Tür zu dem in Matthäus 25:10 erwähnten „Hochzeitsfest“ bald schließen? Solche Fragen beschäftigten die Brüder, was zu einigen sehr angeregten Gesprächen führte. Beim Gedächtnismahl am 26. März jenes Jahres nahmen 1 714 von den Symbolen. Viele von ihnen dachten, sie hätten diese Feier zum letztenmal begangen. Ja, sogar das Werk schien sich zu verlangsamen! Ein eifriger Pilgerbruder namens Ernst Lignell schrieb an das Zweigbüro:

„Wir hoffen, es war die letzte Feier dieser Art auf dieser Seite, und unsere nächste Feier wird sein, wenn wir den Becher des Frohlockens im Königreich trinken. Doch möge der Wille unseres Vaters in allem geschehen! Sollte es ihm gefallen, uns hier unten im ,Tal des Todesschattens‘ noch eine Weile zu lassen, möchten wir uns seiner Entscheidung fügen. Aber allem Anschein nach ist die Zeit sehr kurz.“

Der Bräutigam hatte für die letzten Gesalbten auf der Erde allerdings andere wunderbare Aufgaben im Sinn. 1919, bei dem großartigen Kongreß in Cedar Point (Ohio), wurden sie an ihr Vorrecht erinnert, als Gesandte des Herrn das Herannahen des glorreichen Königreiches Gottes anzukündigen. Sobald das Echo dieses Kongresses nach Schweden gedrungen war, jubelten die Brüder und machten sich unverzüglich daran, den Auftrag auszuführen. Das Werk kam wieder in Schwung.

Tonnen von Literatur wurden verbreitet. Die Broschüren Millionen jetzt Lebender werden nie sterben und Wo sind die Toten? erfreuten sich außerordentlicher Beliebtheit. Manchmal brauchten Kolporteure sie so dringend, daß sie das Zweigbüro telegrafisch baten, „500 Millionen“ oder „200 Tote“ zu schicken, was natürlich so manchen Telegrafisten verwirrte.

Ernste Prüfungen in den 20er Jahren

Die emsige Tätigkeit entging dem Erzfeind, Satan, dem Teufel, natürlich nicht. Er versuchte, den Eifer der Brüder für das Werk zu dämpfen, indem er Gefühle der Enttäuschung weckte. Dann nutzte er menschliche Schwächen aus. Das begann 1920 und erreichte 1925 seinen Höhepunkt. August Lundborg, der etwa 20 Jahre die Verantwortung für das Zweigbüro der Gesellschaft innegehabt hatte, verlor allmählich seinen rechten Platz in Gottes Organisation aus dem Auge. Er ignorierte die Ratschläge und Anweisungen der Organisation und gab den Wacht-Turm mit eigener Auslegung heraus. Die Brüder waren verwirrt. Das Werk verlangsamte sich. Man wandte viel Zeit und Mühe auf, um dem auf Abwege Geratenen liebevoll zu helfen, seine verkehrte Handlungsweise einzusehen und zu bereuen.

Energisch ging Gottes Organisation daran, Satans listige Angriffe abzuwehren. Als Bruder Rutherford von den Problemen erfuhr, unternahm er sofort Schritte und beauftragte im Mai 1921 Bruder A. H. Macmillan, den Fall zu klären. Doch der Teufel ließ nicht locker. Bald traten die Schwierigkeiten erneut auf, so daß Bruder Rutherford 1922 persönlich nach Schweden reiste. In Örebro wurde ein Kongreß abgehalten, um die Brüder zu ermuntern.

Nachdem es im darauffolgenden Jahr weitere Probleme gegeben hatte, schrieb Bruder Rutherford am 23. Mai 1923 an alle Brüder einen Brief, in dem er ihnen dringend empfahl, ihren Dienst fleißig fortzusetzen: „Es ist jetzt an der Zeit, in ganz Schweden vereint zu handeln. Ich ermahne hiermit jeden Geweihten in Schweden, beim Verkünden der Wahrheit in völliger Harmonie und Übereinstimmung zusammenzuarbeiten.“

Im Jahre 1924 wurde der damalige Vizepräsident, Bruder C. A. Wise, nach Schweden gesandt, um den Brüdern beizustehen. Sein Bericht hatte zur Folge, daß Bruder Rutherford bei seiner Europareise im Frühjahr 1925 auch Schweden besuchte. Im Mai fand in Örebro ein Kongreß für Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland statt. Ungefähr 500 Personen waren anwesend.

Zeit für einen Wechsel

Bruder Rutherford machte dann die vielversprechende Ankündigung, daß in Kopenhagen (Dänemark) ein neues Büro, das Nordeuropäische Büro, eröffnet werden sollte, ähnlich dem Zentraleuropäischen Büro, das ein paar Jahre zuvor in der Schweiz gegründet worden war. Dieses neue Büro würde das Werk in Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland beaufsichtigen, einschließlich der damals unabhängigen baltischen Staaten, Estland, Lettland und Litauen. Es sollte auch gesetzlicher Herausgeber des Wacht-Turms sein. Die Zweige in Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland würden ihren Dienst wie bisher fortsetzen, jedoch unter der direkten Aufsicht des Nordeuropäischen Büros mit William Dey aus London als Leiter. Die überwältigende Mehrheit der 500 Versammelten nahm die Bekanntmachung begeistert auf.

Kurz nach dem Kongreß teilte Bruder Lundborg Bruder Rutherford mit, daß er nicht länger wünsche, die Verantwortung für den Zweig zu tragen. Daraufhin schrieb Bruder Rutherford: „Wenn Bruder Lundborg zurücktritt, ist das seine eigene Entscheidung, und in diesem Fall bitte ich Bruder Dey, Bruder Johan Henrik Eneroth mit dem Amt zu betrauen. Ihr wißt, daß er in Schweden geboren und aufgewachsen ist. Er kennt die Menschen und Verhältnisse dort, und vor allem ist er dem Herrn völlig ergeben.“

Ein neuer Abschnitt in der Zweigverwaltung

Bruder Eneroth hatte die Wahrheit kennengelernt, als er während des Ersten Weltkriegs Oberleutnant im königlich-schwedischen Heer war. Bei einem dienstlichen Aufenthalt in Nordschweden schickte ihm seine Mutter den 4. Band der Schriftstudien, betitelt „Der Krieg von Harmagedon“. „Durch das Buch erkannte ich, daß der Menschheit ein weit bedeutsamerer Krieg bevorstand als der, in den die weltlichen Nationen verstrickt waren“, sagte er. Eines Tages faßte er sich ein Herz und suchte einige Bibelforscher auf. „Stellt euch vor, was der Mann und seine Frau für ein Gesicht machten, als ein uniformierter Offizier an ihrer Tür stand und um ein Bibelstudium bat“, erzählte er und fügte hinzu: „Sobald sich ihre anfängliche Verwunderung gelegt hatte, hießen sie mich mit offenen Armen willkommen.“

Johan H. Eneroth trat aus der Armee aus und nahm bald den Vollzeitdienst auf. 1920 wurde er in das Zweigbüro nach Örebro eingeladen. Etwas später im selben Jahr entließ ihn August Lundborg, worauf er in Dänemark diente, bis man ihn 1925 beauftragte, das Zweigbüro in Örebro zu leiten. Nachdem also ein ehemaliger Hauptmann der Heilsarmee viele Jahre den Zweig beaufsichtigt hatte, teilte Jehova diese Aufgabe nun einem früheren Leutnant des königlich-schwedischen Heeres zu.

Bruder Eneroth war erst 32 Jahre alt, als er Zweigaufseher in Schweden wurde. 50 Jahre füllte er loyal seinen Platz aus und beendete am 7. Februar 1982 in Treue seinen irdischen Lauf.

Die Brüder wieder vereinigen

Als Bruder Eneroth seine Aufgabe übernahm, begann er mit der Unterstützung von Bruder Dey den Brüdern zu helfen, sich erneut gemeinsam im Predigtwerk einzusetzen. Die beiden besuchten etwa ein Jahr lang rund 70 Versammlungen im ganzen Land. Bruder Eneroth übersetzte für Bruder Dey. „An vielen Orten mußten wir die Brüder bitten, sich buchstäblich an zwei Seiten aufzustellen, für oder gegen die Gesellschaft“, sagte Bruder Eneroth.

Auf diese Weise wurden die Brüder und Schwestern nachdrücklich ermuntert, auf Jehovas Organisation zu vertrauen und im Werk voranzudrängen. Allmählich reorganisierten sie sich und erlebten wieder uneingeschränkte Segnungen von Jehova. Eine Zeitlang sorgten die Gegner noch für Aufregung und versuchten, sich durchzusetzen, aber sie nahmen — wie in anderen ähnlichen Situationen — bald an Zahl ab und verschwanden von der Bildfläche. Wieder einmal mußte Satan bei seinen Bemühungen, das Werk zu unterbinden, eine schwere Schlappe einstecken.

Bruder Dey, ein typischer Schotte und ehemaliger Steuerinspektor in London, wußte die Probleme im schwedischen Zweigbüro anzupacken. Vom März 1926 an wurde das Bulletin (heute Unser Königreichsdienst genannt) mit Dienstanweisungen und vorbereiteten Zeugnissen monatlich an alle Verkündiger verschickt, um ihnen in ihrem Werk zu helfen. Außerdem teilte man das Land in Gebiete ein, die eine übersichtlichere Größe hatten. All dies gab den Brüdern neuen Elan. Das erste Jahrbuch aus dem Jahre 1927 enthielt in einem Bericht aus Schweden die verheißungsvollen Worte:

„In bezug auf Organisation gibt es noch viel zu tun, aber es ist eine wahre Freude zu sehen, wie die Geschwister den Gedanken mehr und mehr verstehen, daß sie jetzt unter dem König der Könige und Herrn der Herren kämpfen. Alle die Getreuen haben eine große Wertschätzung dafür, daß der Wachtturm in jeder neuen Ausgabe mehr Licht und Erquickung bringt. Mehr und mehr Versammlungen nehmen das Wachtturm-Studium auf und berichten, daß sie großen Segen dadurch haben.“

Zeugnisgeben bei Beerdigungen

Von 1926 an eröffnete sich Jehovas Zeugen in Schweden eine weitere Gelegenheit zum Zeugnisgeben. Ein Gesetz wurde verabschiedet, das es gestattete, Beerdigungen ohne einen Pfarrer der Staatskirche durchzuführen. Auf diese Weise konnten Tausende von Trauernden durch biblische Ansprachen getröstet werden. Zehntausende, die der Botschaft gegenüber sonst wahrscheinlich ablehnend eingestellt gewesen wären, hörten bei Begräbnissen biblische Gedanken.

Der verstorbene Martin Wenderquist, der sich 67 Jahre lang am Königreichswerk beteiligt hatte, ist oft gebeten worden, Beerdigungsansprachen zu halten. Einmal sagte er: „Mehr als 600mal habe ich an verschiedenen Orten in Schweden und Finnland Trauernde bei einem Begräbnis getröstet. Es gibt kaum aufmerksamere und dankbarere Zuhörer als bei einer Beerdigung. Zahlreiche Bibelstudien sind infolgedessen eingerichtet worden, durch die Menschen zur Wahrheit geführt wurden.“

Eine erfrischende Veränderung

Eine erfrischende theokratische Veränderung war die Zurückverlegung des Zweigbüros nach Stockholm im September 1926. Die Brüder fanden eine passende Räumlichkeit in der Drottninggatan 83, genau in der Stadtmitte. Und wie praktisch, daß sich nebenan die Druckerei Egnellska Boktryckeriet befand, die 28 Jahre unsere Zeitschriften herstellte!

Wie ging der Umzug vonstatten? Zwei voll beladene Kanaldampfer transportierten die ganze Zweigbüroeinrichtung 200 km von der Binnenstadt Örebro zur Küstenstadt Stockholm. Die Bethelfamilie folgte auf einem dritten Dampfer. Die Reise dauerte einen Tag und eine Nacht.

Drei Jahre später wurde ein viergeschossiges Steingebäude im Stadtzentrum in der Luntmakaregatan 94 zum Verkauf angeboten. Bruder Rutherford wollte, daß die Gesellschaft es kaufte. Viele freigebige Brüder liehen das Geld, damit die Hypothek bezahlt werden konnte. Schließlich brachte man das Zweigbüro nach jahrelangem Umziehen an diesem Ort unter, wo es den Königreichsinteressen die nächsten 25 Jahre dienen würde.

Das erste Auto — eine Sensation

Im Jahre 1927 erteilte Bruder Rutherford dem Zweig die Erlaubnis, ein Kraftfahrzeug anzuschaffen, einen nagelneuen Ford, Modell A. Er war allerdings nicht für die Brüder im Zweigbüro als Limousine für die Stadt gedacht, sondern für zwei Pioniere, die das Auto benutzen würden, um auf fast unpassierbaren Straßen zu entlegenen Dörfern in den tiefen Wäldern im hohen Norden Lapplands zu gelangen. In ihrem Bericht stand, daß sie 1930 von April bis September 11 000 km zurückgelegt und über 2 000 Bücher sowie 4 000 Broschüren abgegeben hatten.

Der Ford war eine Attraktion in diesen abgelegenen Gegenden, wo selten Autos vorbeikamen oder man noch nie eines gesehen hatte. Viele Einheimische baten die Brüder um Literatur, nur um dieses technische Wunder aus der Nähe betrachten zu können und die Benzinabgase einzuatmen, die für sie wie Parfüm dufteten. Gern halfen sie beim Schieben mit, wenn das Auto im Schlamm steckenblieb, oder zogen es mit Hilfe ihrer Pferde aus dem Graben.

Eines Tages boten die beiden Brüder einer Gruppe von Straßenarbeitern einige Bücher an. Da diese kein Geld bei sich hatten, sagte einer der Männer: „Folgen Sie der Straße, bis Sie an ein Haus kommen. Dort sind wir untergebracht. Geben Sie die Bücher der Haushälterin und sagen Sie ihr, sie soll meine Geldbörse unter meinem Kissen vorholen und Ihnen die Bücher bezahlen.“ Als die Brüder dorthin kamen und an die Tür klopften, öffnete niemand. Die Tür war verschlossen. Doch nachdem sie das Haus von außen inspiziert hatten, stellten sie fest, daß ein kleines Fenster ganz oben offenstand. Die Prophezeiung aus Joel 2:9 kam ihnen in den Sinn, wo es heißt: „Durch die Fenster gehen sie hinein wie der Dieb.“ Einer von ihnen kletterte hinauf und kroch durch das Fenster, holte die Geldbörse hervor und nahm genau den Betrag heraus. Dann steckte er sie wieder unter das Kissen, legte die Bücher aufs Bett und kroch vorsichtig auf demselben Weg, den er gekommen war, zurück. Sie fanden nie heraus, ob der Straßenarbeiter die Wahrheit annahm. Jedenfalls bekam er seine Bücher!

Die Fahrrad-Ära

Als das Fahrrad in den 30er Jahren populär wurde, radelten die hart arbeitenden Kolporteure bei Regen und Sonnenschein auf steinigen, schlammigen Straßen und Wegen, um abgelegene Bauernhöfe und Dörfer in den riesigen Gebieten zu erreichen. Rosa Gustavsson, eine glaubensstarke und humorvolle Schwester, die über ein Fahrrad verfügte, berichtet über den Kolporteurdienst, den sie in den 30er Jahren zusammen mit ihrer Schwägerin Mirjam Gustavsson verrichtete:

„Wir zogen von Gemeinde zu Gemeinde, und zwar mit unserem gesamten Gepäck — Schuhe, Kleider, Waschlappen, Zahnbürste, Töpfe, Pfannen und das Wichtigste: Schachteln mit Büchern und Broschüren. Das war vielleicht ein Anblick! Es war nicht immer leicht, eine Unterkunft zu finden. Häufig beteten wir inständig zu Jehova um Hilfe. Einmal trafen wir uns spätabends, nachdem wir den ganzen Tag getrennt tätig gewesen waren. Zusammen fuhren wir im Regen auf ein schwaches Licht zu, das wir in der Ferne sahen. Es war ein Bauernhof. Wir waren bis auf die Knochen durchgefroren und hatten einen langen, anstrengenden Tag hinter uns. Plötzlich erkannten wir das Haus. Unser Mut sank. „Diese Leute sind Gegner!“ entfuhr es uns, während wir uns ansahen. Etwas zögernd ging Mirjam zur Tür und fragte nach einer Unterkunft. Zu unserer Überraschung und großen Erleichterung bat uns die Familie herein. Man führte uns in das beste Zimmer des Hauses und servierte uns eine köstliche Mahlzeit. Satt und befriedigt standen wir vom Tisch auf, worauf man uns in ein Schlafzimmer führte, wo wir übernachten sollten. Wir trauten unseren Augen nicht! Die Betten waren mit bester Wäsche bezogen, Wäsche, die wir uns niemals hätten leisten können.

Wir hatten einen angenehmen Schlaf, und viel zu schnell kam der Morgen. Nach dem Frühstück wollten wir unbedingt bezahlen. Aber die Familie lehnte das Geld ab. Wie konnten wir unsere Wertschätzung zeigen? Das Buch Befreiung würde sie liebevoll an unsere Empfindungen erinnern. Also fragten wir: „Dürfen wir Ihnen das Buch zum Zeichen unserer Dankbarkeit schenken?“ „O ja, das nehmen wir gern!“ erwiderten sie spontan. „Eine unserer Bekannten hat uns erzählt, daß sie es von Ihnen erhalten hat, als Sie bei ihr übernachteten, und wie gern sie darin liest.“ Das war natürlich eine Lektion für uns. Man kann nie wissen, welche Früchte ein einziges Exemplar biblischer Literatur, das man abgibt, zeitigen kann.“

Bruder Axel Richardson, ein geistiger Riese, wenn auch klein von Statur, erzählt: „1936 erhielten meine zierliche Frau Asta und ich die Zuteilung, in dem ausgedehnten, gebirgigen Westteil der Provinz Jämtland zu dienen. Unsere einzigen irdischen Besitztümer waren damals zwei Fahrräder, ein Zelt, ein Schlafsack und ein Koffer. Aber wir hatten uns ganz fest vorgenommen, unser Gebiet zu bearbeiten und keine einzige Lappensiedlung und keinen Bergbauernhof auszulassen. Oft gingen wir zu Fuß, und unsere Füße schwollen in den Stiefeln an und taten weh. Auf dem Rücken und in den Armen trugen wir unsere Tagesverpflegung und Literatur. So waren wir in den zerklüfteten, rauhen Bergen täglich zig Kilometer unterwegs.“ Axel erinnert sich an ein Erlebnis, das er hatte, als seine Frau ihn nicht begleitete: „Ein freundlicher fremder Mann beförderte mich mit seinem Motorboot über einen See. Nachdem er mich am Ufer abgesetzt hatte, sah ich ihm nach, bis er zur anderen Seite zurückgekehrt war. Ich schaute mich um. Da stand ich nun ganz allein mit meinem Fahrrad und einer schweren Büchertasche an einem völlig entlegenen Ort. Ich fühlte mich richtig einsam. In dem ganzen Gebiet gab es nur drei Häuser. Nachdem ich sie besucht hatte, mußte ich mich wieder auf den Weg machen. Aber wie? Auf der einen Seite befand sich der See und auf der anderen der steile Berg. Ich hatte keine Wahl. Mit dem Fahrrad auf der einen Schulter und der Büchertasche auf der anderen stieg ich den Berg hinauf. Nach mehreren anstrengenden Stunden qualvollen Aufstiegs begann ich erleichtert den Abstieg. Ein Mann, der etwas weiter unten am Berghang wohnte, fragte mich: ,Wo um alles in der Welt kommen Sie her?‘ Er starrte mich verwundert an, als ich auf den hohen Berg zeigte. ,Sie sind der erste, der auf diesem Weg gekommen ist‘, meinte er, ,und das mit einem Fahrrad!‘ Ich war glücklich, diese Anstrengungen um der guten Botschaft willen unternommen zu haben.“

Sich alle Mittel zunutze machen

Mitte der 30er Jahre benutzten rund 60 Pioniere wie fleißige Bienen alle möglichen Transportmittel, z. B. Skier, Schneeschuhe, Fahrräder, Pferde und Pferdewagen, Busse, Züge und Schiffe, um die gute Botschaft in jedem Winkel des Landes zu verbreiten.

Im Jahre 1935 fuhren zwei Brüder mit einem Motorboot innerhalb von drei Monaten zu 284 Inseln entlang der Ostküste südlich von Stockholm und predigten den isoliert lebenden Bewohnern dort. Gemäß ihrem Bericht trafen sie insgesamt 1 053 Personen an, gaben 428 Bücher, 1 145 Broschüren sowie 496 Exemplare des Goldenen Zeitalters ab und nahmen 68 Abonnements auf. Mehrere der kleinen Inseln hörten in jenem Jahr zum erstenmal etwas von der Königreichsbotschaft.

Beim Verbreiten der guten Botschaft bewiesen die Brüder großen Einfallsreichtum. Zu Beginn der 30er Jahre mietete in Hjo eine kleine Versammlung von etwa 10 Verkündigern einen Pritschenwagen und befestigte eine Zeltplane über der Ladefläche. So hatten sie ein ideales Fahrzeug für den Predigtdienst. Ihre Findigkeit zahlte sich aus, denn etwas später kam der Besitzer zur Wahrheit. Er baute den Wagen dann zu einem Kleinbus um, der noch etliche Jahre bei der Verkündigung der Wahrheit in 6 Städten und 132 Ortschaften gebraucht wurde.

Im Jahre 1939 kauften zwei Pioniere, David Börjesson und Elis Hulthén, einen gebrauchten 2,5 Tonnen schweren Lastwagen. „Begeistert bauten wir ihn in ein Wohnmobil um, das wir im Pionierdienst verwenden wollten“, sagt der heute betagte Elis. Auf seinen Spazierstock gestützt, fährt er mit strahlenden Augen fort:

„Die Wände bestanden zwar nur aus dünnen Holzfaserplatten, aber es sah aus wie ein gepanzerter Wagen, da wir es grau angestrichen hatten. Wir waren vier kräftige ledige Brüder in dem ,eisenverkleideten‘ Wohnmobil und verstanden uns blendend. Es machte uns Spaß, das Fahrzeug in unserer Zuteilung in Mittelschweden zu benutzen.

Zu jener Zeit tobte der Zweite Weltkrieg in Europa. Natürlich wurden manche Leute ziemlich mißtrauisch, wenn sie den grauen Lastwagen in ihrer Nachbarschaft sahen. Einige hatten sogar Angst davor und machten einen Umweg durch den Wald. Gegner schickten manchmal die Polizei hinter uns her. Eines Abends kamen zwei Beamte und wollten wissen, wer wir sind. Nachdem sie sich einige Predigten auf Schallplatte angehört hatten, wodurch sie ein gutes Zeugnis erhielten, gingen sie wieder, ohne Anzeige zu erstatten. Einmal kam ein Polizeipräsident, um zu prüfen, wie viele Leute zu unserer Gruppe gehörten. ,In dem Lastwagen müssen mindestens zehn von ihnen sein‘, hatte man ihn gewarnt. Bei einer anderen Gelegenheit bat uns ein Bauer, den Tränen nahe: ,Bitte Jungs, fahrt den Wagen von meinem Grundstück weg. Bitte, seid so gut. Die Leute beschimpfen mich wegen euch.‘

Die Kriegswinter waren bitter kalt. Nachts versuchten wir, den Lastwagen mit einem Kerosinöfchen zu heizen. Doch das Kondenswasser lief innen an den Wänden unserer Etagenbetten hinunter und fror auf dem Boden. Eines Morgens klagte David, der in einem der unteren Betten lag, ihm sei eiskalt. Kein Wunder! Der Bettkasten unter seiner Matratze hatte sich in einen dicken Eisblock verwandelt. Wir versuchten, ihn mit den Worten zu trösten: ,Gefrorenes schimmelt nicht.‘ Wir alle wurden abgehärtet und nie krank. Der ,gepanzerte Wagen‘ half vielen aufrichtigen Personen, die Wahrheit zu finden.“

Ausdehnung vor dem Zweiten Weltkrieg

In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg gab es viel Mehrung. Von 1925 bis 1938 erhöhte sich die Zahl der Königreichsverkündiger von rund 250 auf eine Höchstzahl von 1 427. In jenen Jahren gaben die eifrigen Verkündiger etwa 5 Millionen Bücher und Broschüren ab, ganz zu schweigen von den Tausenden von Abonnements, die aufgenommen wurden, und den Zehntausenden von Zeitschriften, die sie verbreiteten.

Diese mutigen Verkündiger legten gewöhnlich gründlich Zeugnis ab. Während eines bestimmten Zeitraums im Jahre 1932 wurde die Zahl der Zeugnisse gezählt, die die Öffentlichkeit erhielt: Ungefähr 300 Verkündiger, die sich wöchentlich am Zeugniswerk beteiligten, berichteten 515 119 Zeugnisse. Ein Zwölftel der schwedischen Bevölkerung erhielt ein Zeugnis!

Warnung an Hitler

Gleich nachdem 1933 die schreckliche Nazizeit in Deutschland angebrochen war, gingen in Schweden Berichte darüber ein, daß man auf Jehovas Zeugen in Deutschland starken Druck ausübte. Im folgenden Jahr geschah etwas Aufsehenerregendes, als die Brüder in Schweden von der Brooklyner Zentrale eingeladen wurden, gemeinsam mit ihren Brüdern in Deutschland und in 48 weiteren Ländern für ihre deutschen Brüder einzutreten.

Nach einer besonderen Zusammenkunft in allen Versammlungen am Sonntag, den 7. Oktober 1934 wurden Protesttelegramme mit folgendem Inhalt an Hitler geschickt: „Ihre schlechte Behandlung der Zeugen Jehovas empört alle guten Menschen und entehrt Gottes Namen. Hören Sie auf, Jehovas Zeugen weiterhin zu verfolgen, sonst wird Gott Sie und Ihre nationale Partei vernichten.“

Eine neue „Klasse“ identifiziert

Außergewöhnliche Neuigkeiten kamen von dem großen Kongreß in Washington (D. C.) 1935. Bruder Rutherford hatte biblische Beweise dafür unterbreitet, daß die „große Schar“ oder „große Volksmenge“ aus Offenbarung 7:9 mit den „Jonadaben“, der Klasse der Schafe aus Matthäus 25:31-46, identisch ist (Jer. 35:18, 19). Viele, die sich als Glieder einer untergeordneten geistigen Klasse betrachtet hatten, erkannten nun, daß sie zu den „anderen Schafen“ mit einer irdischen Hoffnung gehörten (Joh. 10:16).

Ein Telegramm mit dieser begeisternden Nachricht aus Washington (D. C.) traf während der Jahresversammlung in Stockholm ein. Es wurde den 300 Delegierten vorgelesen und löste stürmische Freude aus. An jeden Anwesenden erging der Aufruf, nach diesen anderen Schafen zu suchen.

Wie die Brüder auf den Aufruf reagierten, kommt in dem Bericht über das Dienstjahr 1936 zum Ausdruck: „In Schweden tritt diese Volksmenge mehr und mehr hervor ... 150 Jonadabe haben seit dem ersten Oktober vergangenen Jahres [1935] ihre Weihung, den Willen Jehovas zu tun, durch die Taufe versinnbildet; und wir wissen, daß an mehreren Orten eine ganze Anzahl auf eine gleiche Gelegenheit wartet. Bei einer jeden Dienstversammlung kamen mehrere dieser Klasse hervor und begannen, sich am Zeugniswerk zu beteiligen.“

„Hört auf, sie zu hindern“

Beim gleichen Kongreß wurde eine bedeutsame Angelegenheit in Verbindung mit einer bestimmten Gruppe in Jehovas Volk klargestellt. Man besprach den Anteil der Kinder am Verbreiten der guten Botschaft. Unter der Überschrift „Hört auf, sie zu hindern“ hieß es auszugsweise in der schwedischen Ausgabe des Bulletins für August 1935:

„Es ist völlig in Ordnung. ... Laßt sie anfangen, ihre Eltern oder andere erwachsene Verkündiger zu begleiten. ... Es wird nur zum Segen sein, wenn sie sich an diesem Werk beteiligen — vorausgesetzt natürlich, daß sie es tun, weil sie von ihren Eltern oder denen, die sie mitnehmen, gelehrt worden sind, den großen Gott zu lieben und zu ehren und mit seinem Königreich zu frohlocken, in dem Maße, wie sie es verstehen können.“ Die Kinder sprudelten förmlich über vor Begeisterung, als sie diese großartige Neuigkeit erfuhren, und wie ein Pferdegespann konnten sie es kaum abwarten, bis es losging.

Während der harten Kriegsjahre

Kehren wir zum Rückgrat des Werkes zurück — dem Pionierdienst. Im Zweiten Weltkrieg fuhren die Pioniere mit noch größerem Eifer fort, die Wahrheit im ganzen Land zu verbreiten, obwohl Geld, Lebensmittel, Kleidung sowie Brenn- und Treibstoff knapp waren. Schweden entging zwar dem eigentlichen Kriegsgeschehen, doch die Regierungsbehörden ordneten Einschränkungen und Rationierungen an. „In jenen Jahren mußte man als Pionier wirklich auf Jehova vertrauen“, sagt Gustaf Kjellberg, der Ende der 30er Jahre seine Karriere als Ringer aufgab, um sich völlig der Wahrheit zu widmen. Gustaf, der noch heute im Pionierdienst steht, erinnert sich:

„Im Sommer lebten mein Pionierpartner und ich in einem Zelt, aber im Winter wohnten wir in Privatunterkünften. Das war oft schwierig und teuer. Um uns zu helfen, schickte die Gesellschaft eine Beschreibung, wie man einen zusammenklappbaren Wohnanhänger baut, der sich hinter einem Fahrrad herziehen läßt. Wir ließen sofort einen anfertigen.

Im Winter herrschte eisige Kälte, und der Wohnwagen bestand lediglich aus dünnen Holzfaserplatten. Wir beheizten ihn, indem wir Kleinholz und Kiefernzapfen in einem Kanonenofen verbrannten. Zudem wickelten wir uns in alles ein, was wir zum Anziehen besaßen, um uns einigermaßen warm zu halten. Eines Nachts weckte mich mein Partner und sagte, er könne den Kopf nicht heben. Kein Wunder! Sein dichtes Haar war am Stahlrahmen seines Bettes festgefroren. Ich mußte ihn befreien, indem ich mit meinen Händen das Eis auftaute. Doch während der ganzen Zeit, in der wir in dem Wohnwagen lebten, wurden wir nie krank und konnten die gute Botschaft viele Stunden am Tag predigen. Welch eine wunderbare Zeit!“

Ingvar Wihlborg gab den Lappen Zeugnis und bearbeitete Ende der 30er Jahre riesige Gebiete im Norden. Er erzählt: „Weit oberhalb des nördlichen Polarkreises befand sich zwischen Kiruna und der norwegischen Grenze ein 130 km langer dünnbesiedelter Streifen. Um meinen Weg nicht zu verfehlen, mußte ich auf den Eisenbahngleisen gehen oder daneben mit den Skiern fahren, was ich zweimal im Jahr tat. An einem dunklen kalten Abend kam plötzlich ein Zug hinter mir angerollt. Sein mächtiger Schneeschieber schleuderte mich zusammen mit Skiern und Rucksack hoch in die Luft, worauf ich in einem tiefen Tal landete. Nun, ich brauchte ein paar Sekunden, um mich zu orientieren. Dank der Lichter des Abisko-Touristen-Hotels fand ich mich wieder zurecht. Das Hotelpersonal war völlig verblüfft, als ich wie ein Schneemann hereinmarschierte. „Wie um alles in der Welt sind Sie hierhergekommen?“ lautete die Frage. „Durch die Luft“, erwiderte ich vergnügt. „Man behandelte mich freundlich und servierte mir heißen Kakao und belegte Brötchen.“

Trotz der damals harten Lebensbedingungen in Schweden und der extrem kalten Winter ließen die eifrigen Pioniere in ihrer Tätigkeit nicht nach. Jehova erwärmte ihr Herz. Das Werk dehnte sich ständig aus. Die Zahl der Anbeter stieg um mehr als das Doppelte, von 1 427 im Jahre 1938 auf 2 867 im Jahre 1945 (nach dem Krieg).

Widerstand flammt auf

Religiöse Führer der Christenheit versuchten ebenfalls, Gottes Volk zu entmutigen. Das Zweigbüro berichtete:

„Kaum eine Zeitung, von welcher Richtung sie auch sei, die nicht einen oder mehrere gehässige Artikel gebracht hätte, worin sie Jehovas Zeugen als ,Leute der fünften Kolonne, die von fremdem Kapital finanziert seien‘, verschrie, ferner als ,Vorposten des Kommunismus‘, als ,falsche Propheten‘, ,Feinde des Staates und der Gesellschaft‘ usw., wie all die gewohnten Titel heißen. Wir brauchen nicht zu sagen, daß die Geistlichkeit dahintersteckt ... Das Lamentieren in der Presse erreichte seinen Höhepunkt zu der Zeit, da ein Kirchenkonzil Mitte Mai in der Hauptstadt versammelt war!“

Die erbitterte Gegnerschaft nahm ihren Anfang, kurz nachdem die Zeugen begeistert 300 000 Exemplare der Broschüre Kampf um die Freiheit an der Heimatfront verbreitet hatten. Wutentbrannt startete die Geistlichkeit einen Feldzug, wobei sie unsere Methode benutzte und die Menschen von Haus zu Haus ansprach und gegen uns gerichtete Schriften lesen ließ.

Feldzug erweist sich als Bumerang

Der Feldzug hatte allerdings zur Folge, daß Jehovas Werk im ganzen Land bekannter wurde als je zuvor. Mit neuer Kraft und neuem Mut machten die Königreichsverkündiger „durch schlechten Bericht und guten Bericht“ freudig weiter (2. Kor. 6:8; Ps. 143:10).

Im Dienstjahr 1944 wurden die Pioniere erneut gesegnet. Die Sonderpioniere hatten allen Grund zur Freude, denn sie durften 17 neue Versammlungen organisieren. Auch die übrigen Pioniere waren frohgestimmt, denn als Ergebnis ihrer anstrengenden Arbeit gab es 11 neue Versammlungen. In jenem Jahr wurden 144 neue Versammlungen gegründet! Somit hatte sich der Feldzug gegen uns als Bumerang erwiesen. Hier folgt ein typisches Beispiel:

Der Kirchenausschuß einer Landgemeinde verlangte von zwei Pionierinnen, 1. aufzuhören, bei den Leuten mit ihren Schriften vorzusprechen, 2. an den Herrn Jesus zu glauben und 3. ihre Unterkunft unverzüglich zu verlegen, außerhalb der Kirchengemeinde.

Gleichzeitig verlangte der Ortspfarrer von dem Hausbesitzer, bei dem die Schwestern wohnten, sie sofort vor die Tür zu setzen. Das Schreiben, mit dem man den Hausbesitzer vom Beschluß des Kirchenausschusses, die Schwestern zu vertreiben, in Kenntnis setzte, schloß mit den Worten: „Mit herzlichen Grüßen an Euch und sie [die beiden Schwestern].“ Der Hausbesitzer und sein Bruder, die regelmäßige Kirchenbesucher waren, fühlten sich von den Falschanklagen so angewidert, daß sie nicht mehr zur Kirche gingen, sondern die von den Schwestern geleiteten Zusammenkünfte besuchten.

Nicht alle Pfarrer leisten Widerstand

Eine Pionierin lud einen Bruder aus einer Nachbarversammlung ein, in ihrem Gebiet einen öffentlichen Vortrag zu halten. Zur Überraschung aller Anwesenden erschien der Ortspfarrer. Er hörte aufmerksam zu und machte Notizen. Danach stellte er viele Fragen und gab zu, daß etliche Kirchenlehren verkehrt sind. Er klagte, daß die Leute nicht in die Kirche kämen, selbst wenn er ihnen die Wahrheit predigen würde.

Der Bruder erklärte, daß der Pfarrer und seine Kollegen so vorgehen müßten, wie Christus und seine Nachfolger es taten, d. h. von Haus zu Haus gehen. Der Geistliche erwiderte: „Jawohl, wir sollten das tun, aber wir sind Feiglinge und zu faul, es zu tun, und überdies sind wir zu stark mit weltlichen Dingen beschäftigt.“ Der Pfarrer verabschiedete sich freundlich mit einem Händedruck und dankte dem Redner für die Ansprache.

Schüchternheit überwinden

Schweden sind von Natur aus recht zurückhaltend. Die meisten sind nicht besonders gesprächig, und im allgemeinen achten sie darauf, nicht unbesonnen zu handeln. Es ist deshalb bemerkenswert, daß es so vielen Schweden gelungen ist, ihre Schüchternheit zu überwinden und freimütig von Tür zu Tür zu gehen und Jesu Gebot aus Matthäus 28:19, 20 zu befolgen, nämlich hinzugehen und Jünger zu machen und sie zu lehren.

Des weiteren sagte Jesus in Lukas 18:27: „Die Dinge, die bei Menschen unmöglich sind, sind bei Gott möglich.“ Wie Jehova Moses half, als dieser meinte, er sei kein gewandter Redner, und ihm Aaron als Unterstützung gab, so hat Jehova den Verkündigern in Schweden beigestanden, indem er sie durch seine Organisation mit verschiedenen „Aarons“ oder Sprechwerkzeugen ausrüstete, wie die folgenden Beispiele zeigen:

„Aaron 1“ — die Zeugniskarte

Ein solcher „Aaron“ war die Zeugniskarte, die 1934 in Gebrauch kam und bis in die 40er Jahre verwendet wurde. Sie enthielt eine kurze gedruckte Predigt und ein Literaturangebot. Im Bulletin hieß es: „Wenn ihr an den Türen vorsprecht, sollte diese Karte demjenigen überreicht werden, der euch öffnet. Laßt sie ihn lesen. Gebt ihm dann die Broschüre — und ihr braucht nur zu sagen, daß es sich um die auf der Karte erwähnte Broschüre handelt.“ Wie funktionierte das in der Praxis?

Ein Pionier berichtet: „Ich ging nach den Anweisungen vor, und gewöhnlich klappte es ganz gut. Manchmal entstanden allerdings Mißverständnisse. Der Wohnungsinhaber nahm einfach meine Karte, ging in die Wohnung und schloß die Tür, oder er dachte, ich sei sprachbehindert und nahm aus Mitleid mehrere Bücher entgegen. Einige boten mir Almosen an. Hin und wieder geschahen die lustigsten Sachen, so daß der Wohnungsinhaber und ich herzlich lachen mußten.“

Mit Hilfe dieser Karten gelang es den Verkündigern nicht nur, den Kontakt zum Wohnungsinhaber herzustellen, sondern auch ausgedehnte Gebiete in kurzer Zeit zu bearbeiten. Glücklicherweise sind nicht alle Schweden verschlossene Menschen. Manche Verkündiger teilten der Gesellschaft scherzhaft mit, sie glaubten, der Herr habe diese Vorkehrung getroffen, damit sie die schlechte Angewohnheit überwinden könnten, durch zuviel Reden Zeit zu verschwenden.

„Aaron 2“ — das Grammophon

Ein weiterer „Aaron“ war das tragbare Grammophon mit Aufnahmen 5minütiger biblischer Predigten. Von diesem neuen Werkzeug wurde mehrere Jahre guter Gebrauch gemacht.

Im Jahre 1937 nahm Bruder Eneroth Grammophonvorträge von Richter Rutherford in Schwedisch auf. Sobald die Schallplatten zur Verfügung standen, schwärmten die Verkündiger wie Heuschrecken begeistert in die Gebiete aus. In den ersten zehn Monaten spielte man 107 077 Predigten vor 153 786 Zuhörern ab. Bruder Eneroth selbst war einer der ersten, die die Schallplatten benutzten. Lachend erzählte er: „Nachdem ich in Stockholm einem Ehepaar eine dieser Schallplatten abgespielt hatte, sagte die Frau: ,Ihre Stimme hat sehr große Ähnlichkeit mit der Stimme, die wir eben hörten. Sie müssen sie schon oft gehört haben.‘ “

Die ersten tragbaren Grammophone waren ziemlich unhandlich und schwer. Bald gab es jedoch kleine zusammenklappbare Apparate, die man in einer Aktentasche transportieren konnte. Sie waren so ausgeklügelt gebaut, daß die Schallplatte wesentlich größer war als das Grammophon. Wenn der Verkündiger einen Wohnungsinhaber fragte, ob er ihm eine biblische Predigt auf Schallplatte abspielen dürfe, kam oft die Erwiderung: „Ich habe kein Grammophon.“ Schnell zog der Verkündiger sein kleines Grammophon heraus. Nun packte den Wohnungsinhaber die Neugier, und er bat den Verkündiger herein. Manche wollten das Grammophon sogar kaufen. Auf diese Weise hörten zahlreiche Personen zu, die der Botschaft sonst keine Aufmerksamkeit geschenkt hätten.

Das Grammophon half den Brüdern des öfteren, im Dienst freimütiger zu sein. Ein Bruder erzählt: „Ich kam zu einem Bauernhof, wo gerade ein großes Fest anläßlich einer Kindtaufe im Gange war. Ich fragte den Gastgeber, ob ich einen biblischen Vortrag auf Schallplatte abspielen dürfte. Da der Gastgeber meinte, dies würde der Feier eine etwas religiösere Atmosphäre verleihen, zumal der Pfarrer auch anwesend war, wurden sämtliche Gäste versammelt. Sie hörten aufmerksam zu, einschließlich des Pfarrers, der zum Erstaunen aller gleich danach eilig aufbrach. Ich beantwortete viele Fragen. Mehrere Gäste nahmen auch Literatur entgegen.“

„Aaron 3“ — die Lautsprecherausrüstung

Die Brüder im Zweigbüro stellten besondere Lautsprecherausrüstungen her, indem sie ein Grammophon mit einem Lautsprechersystem verbanden, das man auf einem Fahrradanhänger befestigte. Auf diese Weise konnte eine Predigt auf Schallplatte in einer großen Wohnsiedlung gehört werden. Die einleitende Musik sollte das Interesse der Menschen wecken und sie veranlassen, ihre Türen und Fenster zu öffnen und zuzuhören. Nach dem Vortrag sprachen die Brüder in den Wohnungen vor, beantworteten Fragen und boten Literatur an.

Ein eifriger Bruder wollte, daß seine Nachbarn, die bei der Kartoffelernte waren, einer Predigt zuhörten. Hoch oben in einer Kiefer brachte er einen Lautsprecher an und drehte das Grammophon auf. Als die kräftige, deutliche Stimme die Luft erfüllte, hörten die Leute auf zu arbeiten, schauten mit offenem Mund zum Himmel empor und lauschten andächtig, weil sie dachten, die Botschaft käme von dort.

Ende der 40er Jahre stellte man die Verwendung von Grammophonen ein. Von 1938 bis 1943 waren rund 1 200 Grammophone in Gebrauch gewesen, und eineinhalb Millionen Menschen hatten Schallplattenpredigten gehört. Während dieser Zeit stieg die Verkündigerzahl von 1 427 auf 2 571.

Warum hörte man auf, Grammophone zu benutzen? Ein weit wirkungsvolleres Mittel zur Verbreitung der guten Botschaft wurde eingesetzt — das Predigen und Lehren durch die Verkündiger selbst. Wie war das den zurückhaltenden Schweden möglich?

„Aaron 4“ — die Theokratische Predigtdienstschule

Was trug wesentlich zur Förderung des Königreichswerkes in Schweden bei? Die Theokratische Predigtdienstschule, durch die die Zeugen eine ausgezeichnete Schulung erhielten.

Im Jahre 1944, ein Jahr nachdem die Schule in den Vereinigten Staaten begonnen hatte, wurde sie in allen Versammlungen in Schweden eingerichtet. Zu Anfang schrieben sich nur Brüder ein. Die Gesellschaft ernannte einen Bruder zum Unterweiser. Um die Wichtigkeit hervorzuheben, regelmäßig anwesend zu sein, begann jede Zusammenkunft mit dem Verlesen der Namenliste, was später abgeschafft wurde.

Für die meisten Schüler bedeutete die Schule harte Arbeit und intensives Nachsinnen. Ein Bruder berichtet: „Noch ehe die Zusammenkunft anfing, konnte man mühelos erkennen, welche Brüder für diesen Abend eine Studierendenansprache zugeteilt bekommen hatten. Gewöhnlich sahen sie blaß aus und gingen wie benommen umher.“ In einer Versammlung fragte der Unterweiser die Zuhörer: „Was macht ihr zuerst, wenn ihr eine Zuteilung für eine Ansprache erhaltet?“ Ein Bruder antwortete: „Ich bekomme Angst.“

Ein Bezirksaufseher erklärte: „Viele Studierende proben ihre Ansprache unzählige Male an irgendeinem ruhigen Ort zu Hause. Ein Bruder, der mitten in seiner Aufgabe plötzlich alles vergessen hatte, hörte auf zu reden, starrte eine Zeitlang seine Zuhörer an und sagte: ,Ich fürchte, das war nicht so gut.‘ Sobald er sich wieder gefangen hatte, rief er aus: ,Aber ihr hättet mich im Holzschuppen hören sollen!‘ “

Ein Kreisaufseher erinnert sich: „Manchen Brüdern fiel es ganz schön schwer, ihre starke Nervosität zu überwinden. Ein Bruder hatte seine erste Studierendenansprache erhalten. Während er in der Zusammenkunft aufgeregt darauf wartete, daß er an die Reihe kam, mußte er mehrmals hinausgehen. Als er schließlich auf der Bühne stand, lautete seine verblüffende Einleitung: ,Ich mußte dreimal rausgehen und mich übergeben.‘ “

Ein anderer Bruder erzählt: „Einer der ersten Studierenden in unserer Versammlung, ein hochgewachsener, gutaussehender Bruder, hatte seine Aufgabe so gut vorbereitet, daß er sie auswendig konnte. Er war richtig zuversichtlich. Doch sobald der große Augenblick kam, übermannte ihn die Nervosität, und es verschlug ihm die Sprache. Nach einer Weile, die allen wie eine Ewigkeit erschien, grüßte er die Zuhörer plötzlich mit ,Hallo!‘ Dieses Wort löste seine Zunge. Er konnte wieder reden und hielt schließlich eine ausgezeichnete Studierendenansprache.“

Hervorragende Ergebnisse

Aus der Theokratischen Predigtdienstschule gingen nicht nur gewandte öffentliche Redner hervor, sondern auch geschickte Lehrer, die in der Lage waren, mit Menschen an den Türen und in den Wohnungen zu sprechen. Als Schwestern eingeladen wurden, an der Schulung teilzunehmen, machten sie ebenfalls große Fortschritte als Königreichsverkündiger.

Dank der Schule haben auch junge Verkündiger in Schweden ausgezeichnete Fortschritte erzielt. Zahlreiche Jungen und Mädchen fühlten sich angespornt, sich voll und ganz am Königreichswerk zu beteiligen. Ein Siebenjähriger fragte den Schulaufseher, ob er sich einschreiben lassen dürfe. Der Aufseher fragte: „Warum?“ Der Junge erwiderte spontan: „Man kann doch nicht sein ganzes Leben lang herumtrödeln!“

Durch die Straßen marschieren

Die schwedischen Brüder haben Jehova auf jede Art und Weise gedient, die seine Organisation angeregt hat. Als sie beispielsweise in den 40er und Anfang der 50er Jahre erfuhren, daß die Brüder in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien mit „Sandwich“-Plakaten durch die Straßen marschierten, um den öffentlichen Vortrag auf Kongressen anzukündigen, traf man auch in Schweden begeistert solche Vorkehrungen.

Jack Pramberg, der damals als Bezirksaufseher diente und viele solcher Märsche organisierte, berichtet: „Im Winter wird es in Nordschweden schon am frühen Nachmittag dunkel, weshalb wir Fackeln benutzten, um unseren Informationsmarsch wirkungsvoller zu gestalten. Bei einer Gelegenheit lautete das Thema des öffentlichen Vortrags ,Das einzige Licht‘. Während sich der mit Fackeln beleuchtete Umzug durch die Stadt bewegte, gab es plötzlich einen Stromausfall. In der ganzen Stadt herrschte Finsternis. Aber unsere Fackeln brannten und warfen Licht auf unsere Plakate, auf denen die Leute lesen konnten: ,Das einzige Licht‘.“

Sven-Eric Larsson, ein reisender Aufseher, bemerkt: „Zuweilen trugen die Brüder große Schilder auf Stangen durch die Straßen, um den öffentlichen Vortrag auf Kongressen anzukündigen. Aus reiner Neugier wohnten zwei junge Burschen 1948 einem Kongreß in Örebro bei. Sie hatten sich noch nicht entschlossen, Zeugen Jehovas zu werden. Nach einem Programmteil drückte ich ihnen — ohne zu wissen, wer sie waren — ein Plakat in die Hand und erklärte ihnen, wo sie marschieren sollten. Zögernd willigten sie ein und marschierten in der Innenstadt umher. Einer von ihnen, Lars Lindström, dient nun seit etlichen Jahren als Versammlungsältester; und der andere, Rolf Svensson, ist im Bezirksdienst tätig.“

Christliche Neutralität steht auf dem Spiel

Schweden ist zwar bemüht gewesen, strikt neutral zu bleiben, hat aber ein starkes Verteidigungssystem und die Wehrpflicht beibehalten. Aus diesem Grund ist die Lauterkeit der Brüder in bezug auf ihre christliche Neutralität auf die Probe gestellt worden. Vor dem Zweiten Weltkrieg leisteten die Brüder in der Regel zivilen Ersatzdienst als Feuerwehrleute, Waldarbeiter oder Ausgräber an archäologischen Stätten und verrichteten eine Vielzahl anderer ziviler Dienste. Während des Zweiten Weltkriegs wurde ihnen klar, daß die Militärbehörden sie in Wirklichkeit als Ersatzsoldaten einstuften. So kam es, daß die Brüder diesen Dienst ablehnten.

Brüder, die den Militärdienst zum erstenmal verweigerten, verurteilte man zu einmonatigem Gefängnisaufenthalt. Weitere Haftstrafen folgten, denn kurz nach ihrer Entlassung wurden sie erneut zum Wehrdienst einberufen und dann für zwei Monate ins Gefängnis geschickt. Sobald sie sich wieder in Freiheit befanden, stand ihnen das gleiche Verfahren nochmals bevor — vier-, fünf-, sechsmal oder häufiger. Und beinahe jedesmal verlängerte man die Gefängnisstrafe um einen weiteren Monat. Im Laufe der Jahre sperrte man Hunderte von Brüdern insgesamt fast tausend Jahre ein. Werner Johansson, damals ein Pionier, verurteilte man innerhalb von 13 Jahren zu 12 Monaten Gefängnis. Er sagte:

„Immer wieder einberufen zu werden, ein Gerichtsverfahren nach dem anderen mitzumachen und die häufigen Haftstrafen in verschiedenen Gefängnissen abzusitzen war ziemlich aufreibend. Ich mußte für meine Familie sorgen. Aber die Liebe unserer Brüder und Schwestern und ihre ermunternde Art halfen uns ungemein. Rückblickend war es eine ereignisreiche Zeit mit zahlreichen Gelegenheiten zum Zeugnisgeben.“

Manchmal wurden Brüder von Staatsanwälten und Richtern verspottet und beschimpft. Ein Pionier, Erik V. Johansson, erinnert sich noch an seine erste Gerichtsverhandlung: „Der Staatsanwalt und der Richter sagten, sie würden mich streng bestrafen, wenn ich meine Pflicht nicht erfüllte. Ich erklärte ihnen, daß ich bereit sei, wie Daniel zu leiden, den man in eine Löwengrube warf. Daraufhin meinte der Staatsanwalt: ,Es wäre interessant, Johansson in eine Löwengrube zu werfen, um zu sehen, was sein Glaube wert ist.‘ Als ich am nächsten Tag den Richter traf, packte er mich und fauchte: ,Sie sind ein Halunke. Sie sollten erschossen werden, und wahrscheinlich werden Sie es auch.‘ “ Nun, so weit ist es nicht gekommen. Bruder Johansson, ein freudiger Vollzeitdiener, ist heute über 80 Jahre alt und immer noch am Leben.

Behörden schreiten verzweifelt zur Tat

Den Behörden wurde immer klarer, daß Gefängnisstrafen die Lauterkeit dieser jungen Männer nicht brechen konnten. „Richter und Staatsanwälte haben an einem Spiel teilgenommen, bei dem sie sich wie hilflose Spielmarken vorkamen“, kommentierte ein ehemaliges Mitglied des schwedischen Parlaments hinsichtlich der Behandlung der Zeugen.

Gegen Kriegsende unternahmen die Behörden nach reiflicher Überlegung einen verzweifelten Versuch, die Lage zu ändern. Plötzlich ordneten sie eine Untersuchung des Geisteszustandes von 126 Zeugen Jehovas an, die den Arbeitsdienst ablehnten. Hätte man sie für geistig unzurechnungsfähig erklärt, wären die Gerichte anders mit ihnen verfahren. In einem Bericht des Zweigbüros hieß es hierüber:

„Die Untersuchungen erfolgten in drei verschiedenen Städten; jeder Untersuchte wurde während fünf bis sechs Tagen von einem Priester und zwei Ärzten ausgefragt. Die Brüder, die sich dem zu unterziehen hatten, stimmten darin überein, daß es eine sehr ermutigende Erfahrung war, die großartige Gelegenheiten zum Zeugnisgeben bot. Die Priester, die bei diesen Untersuchungen amtierten, waren so verwirrt und nervös, daß sich sogar die Ärzte amüsierten; und die Ärzte gaben selbst zu, daß Jehovas Zeugen in der Regel sehr intelligente Menschen mit einer festen Überzeugung und hohen sittlichen Begriffen sind.“

Ein wachsendes Problem

Diese Untersuchungen des Geisteszustandes der Zeugen Jehovas wurden bald als zwecklos aufgegeben. Indes waren viele Richter, Staatsanwälte, Gefängnisdirektoren und -wärter, ja sogar Gefängnisgeistliche zunehmend beunruhigt. Ein Staatsanwalt wurde zitiert, der vor dem Parlament folgendes gesagt haben soll:

„Obwohl ich Staatsanwalt bin, glaube ich in diesem Fall nicht an die abschreckende Wirkung der Strafe. ... Müssen wir uns wirklich heute, im Jahre 1958, mit solchen Überbleibseln der Hexenprozesse, um die es sich in Wirklichkeit handelt, gegen die im übrigen untadeligen Personen belasten? Es ist beängstigend, daß sie mit den Kriminellen in unseren Gefängnissen zusammensein müssen. Ich muß bekennen, daß ich mich meines Berufes als Staatsanwalt nur dann schäme, wenn ich gezwungen bin zu fordern, daß solche Personen mit Gefängnishaft bestraft werden.“

Das Gefängnis der Gefangenen

Je mehr junge Männer die Wahrheit annahmen, desto mehr wurden ins Gefängnis gebracht. Die Gefängnisse waren vollgestopft mit Kriminellen, und der Kostenaufwand für die Gefängnisse stieg ständig. Da unsere Brüder da und dort mit hineingezwängt werden mußten, um ihre Freiheitsstrafe abzuleisten, unternahm die Strafvollzugsbehörde den außergewöhnlichen Versuch, Jehovas Zeugen ihr eigenes Gefängnis betreiben zu lassen.

Der Bau wurde von allen Insassen, nämlich von Zeugen Jehovas, errichtet. 12 Stunden am Tag ließ man sie allein, ohne Gefängniswärter. Von Zeit zu Zeit kam gewöhnlich ein Beamter und versorgte sie mit Essen und Arbeit. Gelegentlich ernannte ein Beamter zwei Brüder zu Wärtern, so daß Gefängnisinsassen über Gefängnisinsassen wachten. Sie konnten alle Zusammenkünfte abhalten und jeden Sonntag den ganzen Tag Besucher empfangen. Brieflich gaben sie Zeugnis. Die Massenmedien berichteten über dieses „Gefängnis der Gefangenen“ und bezeichneten es als ein absurdes Experiment. Die Brüder verwalteten es jedoch einwandfrei. Ausbrüche oder Ausbruchsversuche kamen nicht vor.

Es wird für Abhilfe gesorgt

Allmählich erkannten Mitglieder des Parlaments und andere Regierungsbeamte die Notwendigkeit, das Verfahren zu ändern. Die Aufmerksamkeit wurde auf die Situation gelenkt, als Brüder und andere mitfühlende Personen Beamte ansprachen und um Abhilfe baten.

Ein Bruder, der im Haus eines Mitgliedes der Regierung Malerarbeiten verrichtete, brachte die Angelegenheit ihm gegenüber zur Sprache. Später veranlaßte der Mann den Bruder, ihm dabei zu helfen, auszurechnen, wieviel es den Staat koste, die Zeugen im Gefängnis zu behalten. Das Ergebnis überraschte ihn; daher versprach er, die Zahlen seinen Kollegen zu zeigen. Ein Schneider in Stockholm hatte ebenfalls Mitglieder des Parlaments als Kunden, und er erinnerte sie immer wieder an die Situation und drängte sie, etwas zu unternehmen, um das Problem zu beheben.

Im Januar 1964 bildete der Verteidigungsminister einen Ausschuß, der eine Gesetzesänderung vorschlagen sollte. Zwei Stellvertreter des Zweigbüros der Gesellschaft wurden vor den Ausschuß gerufen, um einen Ersatz für den Wehrdienst vorzuschlagen. Statt jedoch der Empfehlung zu folgen, uns von jeder Art Dienst zu befreien, schlug der Ausschuß gemäß seinem offiziellen Bericht folgendes vor: „Daher ist der Ausschuß der Meinung, daß ernsthaft erwogen werden sollte, ... die Zeugen Jehovas vorläufig als untauglich zu erklären, gemäß denselben Regeln, die auf gewisse Alkoholiker oder Asoziale angewandt werden.“

Geistliche diesmal auf unserer Seite

Uns mit „gewissen Alkoholikern und Asozialen“ zu vergleichen empörte die Leute, da Jehovas Zeugen als anständige und gesetzestreue Bürger bekannt waren. Sogar Kirchengrößen protestierten. Eine Zeitung zitierte das Kapitel der Diözese von Härnösand wie folgt:

„Zu Recht betrachtet der Ausschuß es als eine unbefriedigende Lösung, der Überzeugung [der Zeugen] mit Gefängnisstrafe zu begegnen. Da aber die Behandlung dieser Seite des Problems auf die Empfehlung hinausläuft, junge Männer, die zu den Zeugen Jehovas gehören, in dieselbe Kategorie wie Asoziale und Alkoholiker einzuordnen, wird der Ausschuß den Tatsachen nicht gerecht und mißachtet die Menschenwürde.“ Diese Einstufung erinnerte uns an Jesus, der fälschlich ähnlichen Leuten zugeordnet wurde (Mat. 11:19).

Die letzte Entscheidung

Am 25. Mai 1966 entschied das Parlament, daß jeder Fall eines Kriegsdienstverweigerers, der ein Zeuge Jehovas ist, einzeln untersucht werden sollte. Nach der Untersuchung würde die Regierung beschließen, ihn gegenwärtig nicht zum Militärdienst einzuberufen. Nach Jahren der Ausdauer wurde dieser Sieg mit großer Freude aufgenommen. Nun konnten die Brüder ohne Unterbrechung die gute Botschaft predigen.

Man sandte ein Telegramm an das Hauptbüro der Gesellschaft in Brooklyn (USA). Ein schwedisches Ehepaar, das in Baltimore einen großen Kongreß besuchte, war begeistert, als Bruder F. W. Franz, der damalige Vizepräsident der Gesellschaft, das Telegramm der Zuhörerschaft vorlas. „Er lobte die schwedische Regierung und nannte Schweden ein Modelland“, wie sie sich erinnern.

Das schwedische Modell

Das von der schwedischen Regierung festgelegte Verfahren wurde von den Regierungen anderer Länder, die es bei dem Versuch, ähnliche Lösungen zu erarbeiten, als Empfehlung gebrauchten, „das schwedische Modell“ genannt. Was ist das Verfahren nun genau?

Jeder Einberufene muß sich von den Ältesten seiner Versammlung eine Bescheinigung besorgen, die bezeugt, daß er als ein Zeuge Jehovas getauft und als ein regelmäßiger Verkündiger mit der Versammlung verbunden ist. Das Zweigbüro der Gesellschaft beglaubigt die Unterschriften der ernannten Ältesten. Der Einberufene übersendet diese Bescheinigung und ein selbst verfaßtes Gesuch um Befreiung von der Wehrpflicht an seine Musterungskommission, die ihn vom Militärdienst zum derzeitigen Zeitpunkt freistellt. Ein ähnliches Verfahren wurde bei einigen Schwestern angewandt, die für den zivilen Verteidigungsdienst einberufen wurden.

Erneute Versuche, einen Kompromiß zu finden

Nachdem das Parlament diese Entscheidung getroffen hatte, wurden Versuche unternommen, uns als Ersatz für den Militärdienst zum Zivildienst zu verpflichten. Anfang der 70er Jahre wurde ein Regierungsausschuß ernannt, der das Vorgehen mit den Wehrdienstverweigerern überprüfen sollte. Zum Zwecke der Gleichbehandlung wollte die Regierung, daß Jehovas Zeugen zu den gleichen Bedingungen wie die anderen religiösen Gruppen dienen und als Ersatz Zivildienst verrichten.

Vertreter des Zweigbüros erschienen vor dem Ausschuß und erklärten, daß die Zeugen keinerlei Ersatz für den Militärdienst akzeptieren könnten, ganz gleich wie lobenswert die Aufgabe auch immer sei. Sie zeigten, daß Jehovas Zeugen bereits bei ihrem Haus-zu-Haus-Predigtdienst eine Form der Sozialarbeit leisteten, indem sie Menschen helfen würden, ihr Leben in Ordnung zu bringen und anständige, gesetzestreue Bürger zu werden. Darauf kam ein Mitglied des Ausschusses auf eine überraschende Idee.

Er wollte wissen, ob wir damit einverstanden wären, unseren Haus-zu-Haus-Dienst ganztags über einen Zeitraum, der dem des Zivildienstes entspräche, in unserer eigenen Versammlung durchzuführen und das den Behörden als Ersatz zu berichten. Die Brüder erklärten, daß unser Dienst für Gott niemals erzwungen werden oder eine Angelegenheit des Staates sein könne. Schließlich schlug der Ausschuß vor, die Entscheidung von 1966 beizubehalten, und schloß seinen Schlußbericht wie folgt: „Gemäß der Meinung des Ausschusses gibt es gegenwärtig keine andere religiöse Gruppe in unserem Land, die mit Jehovas Zeugen verglichen werden könnte.“

Tausende verlassen die Kirche

Die Zeugen in Schweden haben nicht nur ihre Neutralität in politischen Angelegenheiten standhaft bewahrt, sondern sind auch loyal der Aufforderung aus Offenbarung 18:4 gefolgt, aus Babylon der Großen, dem Weltreich der falschen Religion, hinauszugehen. Im Zusammenhang damit war der 1. Januar 1952 ein denkwürdiges Datum. Ein neues Gesetz zur Regelung der Religionsfreiheit trat in Kraft; es gewährte allen schwedischen Bürgern das Recht, aus der Staatskirche auszutreten, ohne einer anderen, von der Regierung anerkannten religiösen Körperschaft beitreten zu müssen.

Man mußte einfach ein Formular ausfüllen oder auf einem Blatt Papier seinen Wunsch ausdrücken, daß man nicht mehr Mitglied der Kirche sein wollte, seine Unterschrift beglaubigen lassen und das Dokument im Pfarramt abgeben, wo der Austritt registriert wurde — ohne Einwand, Fragen oder Diskussion.

Die Schweden im allgemeinen haben von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht, meistens aus Gleichgültigkeit. Jehovas Zeugen indes lieferten ihr Formular so schnell wie möglich bei der Kirche ab. Alle 5 000 Zeugen traten zu jener Zeit geschlossen aus. Viele Priester waren überrascht und fühlten sich gedrängt, Fragen zu stellen. Einige Monate später berichtete der Zweig:

„Die Besuche der Zeugen in den Pfarrämtern wegen dieser Angelegenheit boten ihnen viele schöne Gelegenheiten, über das Königreich Zeugnis abzulegen. Verschiedentlich erwarben die Priester Literatur und besuchten als Folge der Gespräche sogar Zusammenkünfte, um mehr über unseren Glauben zu erfahren. Die biblischen Traktate, die gerade um diese Zeit in Schwedisch erschienen, erwiesen sich dabei als sehr nützlich. Ein Priester interessierte sich so sehr für das, was wir glauben, daß die alte Schwester, die die Gruppe [Versammlung] in dem Dorf vertritt, seitdem mit ihm jede Woche das Buch ‚Gott bleibt wahrhaftig‘ studiert; und er sagte einem Pionier, der zu Besuch kam, er sei froh, daß sie regelmäßig komme und ihn bei der Stange halten würde.“

Rundfunk nicht für Jehovas Zeugen

Der Rundfunk in Schweden war seit Beginn der Übertragungen ein Staatsmonopol. Das bedeutet, daß eine Behörde die Rundfunksendungen (und jetzt auch die Fernsehsendungen) völlig unter Kontrolle hat. Da Schweden ein demokratisch regiertes Land ist, in dem religiöse Diskriminierung als illegal betrachtet wird, haben wir uns um Sendezeit bemüht.

Ein Pastor hielt 1953 im Radio eine 30minütige Rede, um Jehovas Zeugen zu „entlarven“, ohne uns die Gelegenheit zu geben, dazu Stellung zu nehmen. Danach wurden zwei Brüder zum Leiter der Abteilung für religiöse Programme, einem Priester der Staatskirche, gesandt, um die Genehmigung für ein Programm mit unserer Gegendarstellung zu erhalten. Einer der Brüder erzählt:

„Er sagte freiheraus: ‚Jehovas Zeugen wird es niemals erlaubt werden, über Radio Schweden zu senden. Wir betrachten Sie nicht als Christen.‘ ‚Warum nicht?‘ fragten wir. ‚Sie glauben nicht an die Dreieinigkeit. Deshalb! Im übrigen habe ich gehört, daß Sie in Ihrer Literatur die Bibel falsch zitieren.‘ ‚Haben Sie ein Beispiel?‘ fragten wir. ‚Ich habe eines Ihrer Bücher in meinem Regal. Ich werde es Ihnen zeigen.‘ Er nahm die englische Ausgabe von ‚Vergewissert euch über alle Dinge‘ heraus (ein Buch, das voller Bibelzitate ist) und eine englische Bibel. Er begann, sie Wort für Wort zu vergleichen. Nach einigen Minuten — er hatte keine Abweichung gefunden — stand er auf und sagte: ‚Wie dem auch sei, nur Christen wird Sendezeit eingeräumt‘ und wies uns hinaus.“

Der Versuch zu „entlarven“ — ein Bumerang

Im Oktober 1976 lud uns Radio Schweden offiziell ein, an einer dreiteiligen Serie teilzunehmen, die, wie gesagt wurde, die Leute über uns informieren würde. Wir nahmen die Einladung an, nachdem uns versprochen worden war, daß wir unparteiisch behandelt würden. Das Programm sollte auf Tonbandaufnahmen von Ausschnitten unserer Zusammenkünfte und auf Interviews gegründet sein.

Während der Aufnahmen wurde den Brüdern klar, daß die Sendungen gemacht wurden, um die Zeugen anzugreifen. Die Brüder wurden in den Interviews mit verletzenden, provozierenden Fragen überhäuft. Sie antworteten jedoch ruhig und sachlich. Dann wurden die Bänder von dem Beamten bearbeitet, so daß die Sendungen den übelsten Eindruck vermittelten.

Nach der Ausstrahlung erhielt das Zweigbüro Briefe und Anrufe von Hörern aus dem ganzen Land, die äußerten, daß sie den Unterschied zwischen den Zeugen und ihren Angreifern bemerkt hätten und daß der Klang der Wahrheit nicht zu überhören sei. Übrigens konnten wir im November 1976, dem Monat nach der Übertragung, eine neue Höchstzahl von 16 693 Verkündigern der guten Botschaft in Schweden verzeichnen. Wir erkannten, daß sich die Schriftstelle bewahrheitete: „Welche Waffe es auch immer sei, die gegen dich gebildet sein wird, sie wird keinen Erfolg haben“ (Jes. 54:17).

Ein neues Zweigbüro nötig

In den 40er Jahren hatte sich die Zahl der Verkündiger mehr als verdoppelt, von 1 726 im Jahre 1940 auf 3 702 im Jahre 1949. Ein Bericht aus dem Jahr 1949 stellte weiteres Wachstum in Aussicht: „Die Kreisaufseher berichten von fast jeder Gruppe, daß das Interesse im Gebiet so groß ist, daß die Verkündiger am Ort nicht alle betreuen können.“

Es war auch notwendig, die Zeitschriften selbst zu drucken. Die Gesamtauflage der beiden Zeitschriften belief sich 1950 auf 123 000 Ausgaben im Monat. Ein kommerzieller Betrieb besorgte noch immer das Drucken. Das Zweigbüro hatte nur im Keller Platz für eine kleine Tiegeldruckpresse mit Handanlage und eine Akzidenzdruckmaschine zum Drucken kleinerer Posten. Eine größere Anlage wurde also dringend benötigt. Die Suche nach einer passenden neuen Stätte begann.

Entschlossenes Handeln

Lennart Thunberg, ein Architekt, erzählt: „Wir fanden einige interessante Plätze im Zentrum Stockholms. Außerdem bot uns die Gemeinde in Jakobsberg, ungefähr 20 km nordwestlich der Stadt, zwei nebeneinanderliegende Grundstücke an. Indessen dachten wir nicht im Traum daran, nach 25 Jahren im Zentrum aus der Stadt wegzuziehen.

Als Bruder Knorr, der damalige Präsident der Gesellschaft, 1951 Schweden besuchte, besprachen wir die Sache mit ihm. Bruder Eneroth und ich empfahlen einige Plätze in der Stadtmitte. Doch Bruder Knorr, dem etwas anderes vorschwebte, fragte nach einem Stück Land außerhalb von Stockholm. Wir murmelten etwas von den Grundstücken in Jakobsberg. ‚Na also, kauft sie!‘ sagte er kurz entschlossen.

Bruder Knorr wollte, daß der Vertrag sofort — während des Landeskongresses in der ,Eriksdalshallen‘ in Stockholm — unterzeichnet werde, damit er eine Bekanntmachung geben könne. Ich fuhr schnell nach Jakobsberg hinaus und fand nach einigen Stunden die Besitzer der beiden Grundstücke, ließ sie den Vertrag unterschreiben, eilte zurück zum Kongreß und unterrichtete Bruder Knorr darüber, der das Projekt zuversichtlich den freudigen und begeisterten Delegierten bekanntgab.“

Bald darauf waren die Bauarbeiten in vollem Gange. Bruder Thunberg berichtet weiter: „Brüder aus ganz Schweden unterstützten uns, indem sie Säcke mit Kartoffeln, frisch geschlachtete Kälber, Früchte, Beeren und viele andere Nahrungsmittel schickten. Auch in finanzieller Hinsicht entwickelte sich alles gut. Die Firma, die das alte Gebäude kaufte, bezahlte bar. Die Bank, bei der die Gesellschaft viele Jahre Kunde war, gewährte uns Kredit, ohne Sicherheiten zu fordern, auf Grund des guten Rufs der Gesellschaft. Außerdem liehen viele Brüder dem Zweig Geld und spendeten großzügig. Eine Schwester verkaufte sogar ihr Geschäft, um einen Beitrag zu leisten.“

Am 31. März 1954 war der historische Tag, an dem das neue Bethelheim in Jakobsberg eröffnet wurde. Die Bethelfamilie zog aus ihren beengten Räumlichkeiten von 900 m2 in die nagelneuen Einrichtungen mit einer Bodenfläche von 3 600 m2, die viel Platz für eine moderne Druckereiausrüstung boten. Beginnend mit den Ausgaben vom 15. Mai und 8. Juli 1954, druckten die Brüder ihre eigenen Ausgaben der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! Es sollte sich zeigen, daß dieser Ort 26 Jahre lang den Königreichsinteressen in Schweden dienen würde.

Ein fremdsprachiges Gebiet entsteht

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand ein neues Gebiet. Gastarbeiter und ihre Familien strömten aus verschiedenen Ländern herein, hauptsächlich aus Finnland und Südeuropa, und wurden ansässig. Tausende von Flüchtlingen aus der ganzen Welt kamen ebenfalls nach Schweden. Daher war eine neue, ausländische Bevölkerung von Hunderttausenden von Menschen, die ungefähr hundert Sprachen sprachen, bereit, die gute Botschaft zu empfangen.

Zunächst wurden die Verkündiger angewiesen, zu versuchen, die Nationalität des Wohnungsinhabers herauszufinden und eine Veröffentlichung in seiner Sprache zu erhalten, um sie bei ihm abzugeben. Diejenigen, die Interesse zeigten, sollten nach und nach in die schwedischsprachigen Versammlungen integriert werden. In der Praxis funktionierte es nicht sehr gut. Es wurden kaum Fortschritte erzielt, da viele Ausländer zögerten, in die Versammlung zu kommen.

Im Jahre 1970 trat eine Änderung ein. Bruder Milton Henschel aus dem Hauptbüro in Brooklyn empfahl während seiner Zonenreise, daß die fremdsprachigen Brüder zu Gruppen und Versammlungen ihrer eigenen Sprache organisiert werden sollten. Er sagte, daß jemand geistig schneller wachse und ein volleres Verständnis der Wahrheit erlange, wenn er in der Sprache studiere, die er am besten kenne.

Fremdsprachige Versammlungen

Im Dezember desselben Jahres wurde die erste fremdsprachige Versammlung gebildet, die Versammlung Göteborg-Finnisch. Kurz darauf folgte eine weitere in Stockholm. Ein Kreisaufseher, der beim Organisieren dieser Versammlung half, berichtete:

„Unter den finnischen Brüdern herrscht helle Begeisterung und Freude. Von überall her sind finnischsprachige Brüder und Schwestern gekommen und fast über Nacht zu einer großen, lebendigen Versammlung herangewachsen. Es ist, als hätte ein warmer Regen ein trockenes Feld berieselt.“ Finnischsprachige Versammlungen schossen aus dem Boden; bis 1990 gab es 33 Versammlungen und 12 Gruppen. Sie wurden zu drei Kreisen organisiert mit über 1 700 Verkündigern und 119 Pionieren.

Mit anderen Sprachgruppen wurde die Arbeit bald fortgesetzt. 1971 setzte ein Kreisaufseher eine Zusammenkunft an, um das Interesse spanischsprachiger Personen in Stockholm zu erkunden. Sechsundfünfzig Personen kamen. Was ist seither geschehen? Lars-Erik Eriksson aus dem Zweigbüro, der die Arbeit im fremdsprachigen Gebiet mit organisiert, berichtet: „Wir haben jetzt sieben spanischsprachige Versammlungen und sieben Gruppen. Außer finnischen und spanischen Versammlungen und Gruppen haben wir eine italienische Versammlung, vier jugoslawische Versammlungen, drei griechische und drei englische, ferner einige Gruppen, die ihre Zusammenkünfte in Jugoslawisch, Griechisch, Englisch, Arabisch und Türkisch abhalten. Es wird geplant, eine vierte englische Versammlung zu gründen sowie drei polnische Gruppen und eine französische Gruppe. Somit sind in diesen fremdsprachigen Gebieten über 2 700 Personen gefunden und in 50 Versammlungen und 28 Gruppen zusammengebracht worden.“

Hunger nach der Wahrheit

Die folgenden Erfahrungen zeigen, welch ein Segen die Arbeit unter der eingewanderten Bevölkerung für viele war. Celo Pertot, von Geburt Italiener, der jahrelang in fremdsprachigen Versammlungen mitgearbeitet hat, erzählt:

„Eine schwedische Schwester bat mich, sie zu einigen italienischen Familien zu begleiten. Ich zögerte, weil ich bereits dort gewesen war und sie kein bißchen interessiert zu sein schienen. Widerstrebend ging ich mit. Wir trafen eine Frau an, die ich noch nie gesehen hatte. Als die Schwester uns in Schwedisch vorstellte, machte die Frau Anstalten, die Tür zu schließen. Schnell sagte ich auf italienisch: ‚Wir sprechen über die Hoffnung, die uns Gottes Königreich gibt.‘ Sie begann zuzuhören. Bei unserem nächsten Besuch sagte sie: ‚Kurz bevor Sie mich das erste Mal besuchten, hatte ich mich entschlossen, Selbstmord zu begehen. Ich hatte zu Gott gebetet: „Wenn du existierst, warum habe ich dann den Glauben an dich verloren und warum ist das Leben für mich so sinnlos?“ ‘ Nun, durch ein Heimbibelstudium fand sie den wirklichen Sinn des Lebens. Sie dient jetzt seit vielen Jahren eifrig als Pionierin und ist keineswegs lebensmüde.“

Eine Frau hatte, bevor sie nach Schweden gezogen war, in Chile eine Zeitlang mit Jehovas Zeugen studiert, und ihr war gesagt worden, sie solle sich mit den Zeugen in Verbindung setzen, sobald sie angekommen sei. Sie versuchte es, aber ohne Erfolg. Eines Tages fiel ihr das Telefonverzeichnis ihrer Freundin in die Hände, und beim Durchblättern bemerkte sie ein derartiges Durcheinander, daß sie begann, es zu ordnen. Dabei stieß sie auf den Namen einer Frau, der zweimal auf eine Seite gekritzelt und mit der Bemerkung versehen war „estudio de la Biblia“ (Bibelstudium). „Das muß eine Zeugin sein“, dachte sie und wählte aufgeregt die Nummer. Es war tatsächlich eine Zeugin! Am selben Abend besuchte sie eine spanische Buchstudiengruppe. Jetzt ist sie eine glückliche, getaufte Verkündigerin.

Ein reisender Aufseher traf an einer Tür eine Spanierin an. Da er spanisch sprechen konnte, lud er sie zu einem Vortrag ein und begann, ihr Zeugnis zu geben. Das Gespräch fesselte sie so sehr, daß sie vergaß, daß sie den Telefonhörer nicht aufgelegt hatte. Ihr Mann war am anderen Ende der Leitung. Er wartete an seinem Arbeitsplatz und wurde immer wütender, weil das Telefon blockiert war und sein Chef telefonieren mußte. Verzweifelt ging er nach Hause und wurde noch viel wütender, als er erfuhr, wer der Besucher gewesen war. Trotz dieses Vorfalls ging seine Frau zu der Zusammenkunft. Sie besuchte weiterhin die Zusammenkünfte, und schließlich ging auch ihr Mann mit. Neun aus dieser Familie ließen sich taufen und wurden Zeugen Jehovas.

Zeugnisgeben unter den Lappen

Den Lappen zu predigen, von denen einige noch als Nomaden mit ihren Rentierherden im verschneiten Norden leben, ist manchmal ein unvergleichliches Erlebnis. Nachdem man die Wohnung eines Lappen betreten und ihn gegrüßt hat, darf man nicht erwarten, sofort eine Unterhaltung beginnen zu können, sondern muß erst eine gewisse Zeit des Schweigens abwarten. Allmählich darf man anfangen, über das Wetter zu reden. Wenn man schließlich das Gespräch direkt auf biblische Dinge lenkt, hat man möglicherweise einen kritischen Punkt erreicht.

Manche Lappen betrachten die Bibel als so heilig, daß sie die meisten Menschen für unwürdig halten, sie zu lesen. Gustav Kemi, ein Ältester, der selbst Lappe ist, erzählt: „Wenn man zu Lappen spricht, besonders zu älteren, gewinnt man den Eindruck, sie würden denken, du solltest über die Bibel nicht einmal reden. Eine ältere Lappin sagte unverblümt, daß ,man Tränen aus Blut weinen muß, ehe man würdig genug ist, die Bibel aufzuschlagen‘. Ein anderer Lappe sagte einem Kind, das gern in die Bibel hineinschauen wollte: ,Nein, nein. Die Bibel ist zu heilig für Kinder.‘ “

Einige Lappen haben jedoch auf die Wahrheit der Bibel reagiert und für Jehova Stellung bezogen, wenn auch manchmal im Schneckentempo. Ein Lappe erhielt Anfang der 40er Jahre das Buch Die Rettung. Er studierte es und nahm es sich zu Herzen, aber schwieg darüber einige Jahrzehnte lang. Dann besuchte er einen anderen Lappen, der ein Zeuge war. Er wollte gern wissen, warum Jehovas Zeugen nicht rauchen oder schnupfen. Mit der Antwort war er zufrieden. Als er das nächste Mal den Zeugen traf, sagte er glücklich: „Jetzt habe ich aufgehört, Schnupftabak zu nehmen. Meine Kinder haben alle Tabaksdosen versteckt.“ Kurz darauf wurde er getauft.

Theokratische Trauungen — ein Schritt vorwärts

Jehovas Zeugen haben immer an der „gesetzlichen Befestigung“ der guten Botschaft gearbeitet (Phil. 1:7). Da die Ehe eine göttliche Einrichtung ist, möchten Zeugen, die zu Aufsehern ernannt sind, christliche Trauungen durchführen. Vor dem 19. März 1981 konnten sich Zeugen Jehovas nur von einem Standesbeamten trauen lassen. Seither können ernannte Versammlungsaufseher, die persönlich von der Regierung dazu bevollmächtigt sind, im Königreichssaal Trauungen vollziehen.

Um bevollmächtigt zu werden, müssen die Aufseher einen Kurs für Standesbeamte besuchen. Unter der Leitung des Hauptbüros hat der Zweig für diesen Kurs gesorgt, der Gesetze über Ehe- und Namensrecht enthält, Meldegesetze, das Strafgesetz — soweit es zutrifft — und andere damit in Verbindung stehende Einzelheiten. Die Aufseher werden dann vom Präsidenten ihres örtlichen Bezirksgerichts auf ihre Kenntnisse und Fähigkeiten geprüft. Auf seine Empfehlung nimmt die Regierung Ernennungen vor.

Zu den Trauungen kommen auch viele Verwandte, die keine Zeugen sind, in die Königreichssäle und erhalten dabei ein gutes Zeugnis und darüber hinaus guten Rat über die Pflichten und Vorrechte in der Ehe. Einige Paare, die geheiratet haben, bevor diese Vorkehrung bestand, sagen scherzhaft, sie würden sich gern noch einmal unter dieser theokratischen Vorkehrung trauen lassen.

„Schön, freudig und voller Humor und Herzlichkeit“, so beschrieb ein Reporter eine Trauung in einem Königreichssaal und sagte weiter: „Eine theokratische Heirat ist weder so streng formalistisch und voller Zeremonien noch so bombastisch wie in der Staatskirche. Es soll ein freudiges Ereignis sein, doch nicht ohne Würde.“

Schwedens dritter Zweigkomiteekoordinator

Bruder Eneroth, der zweite Zweigkomiteekoordinator, konnte 1975 — er war damals 83 Jahre alt — auf 50 Jahre treuen Dienstes in dieser Stellung zurückblicken. Wie das Königreichswerk doch in jenen Jahren gewachsen war — von ungefähr 250 Verkündigern im Jahre 1925 auf 16 000! Voll Freude und Zufriedenheit erkannte er, daß die Zeit gekommen war, die Verantwortung einem anderen Bruder zu übertragen. Bruder Bengt Hanson, der mit Bruder Eneroth über Jahre zusammengearbeitet hatte, wurden die Aufgaben des Koordinators übertragen.

Fragt man Bruder Hanson nach seinem theokratischen Werdegang, dann erzählt er: „Mit 16 Jahren zog ich vom Bauernhof meines Vaters in eine nahe gelegene Stadt, wo mit einigen meiner Geschwister und mir ein Bibelstudium begonnen wurde. Ich fing an, die Zusammenkünfte zu besuchen. Schnell erkannte ich, was damit verbunden war, nämlich laut zu lesen, andere im Gebet zu leiten und Ansprachen vor einer Zuhörerschaft zu halten. Das sollte für mich eine wirkliche Prüfung werden, da ich schon große Probleme beim lauten Lesen und bei Aufführungen vor der Klasse in der Schule hatte. Die Liebe zu Jehova und der inbrünstige Wunsch, mich völlig dem Vollzeitdienst zu widmen, waren eine große Hilfe. Ich muß aber zugeben, daß mir meine Behinderung großen Kummer bereitete. Wenn ich gebeten wurde, aus dem Stegreif zu sprechen, geriet ich fast in Panik.

Dann tat ich etwas, was sich für mein künftiges Leben als äußerst wichtig erweisen sollte. Verzweifelt über meine Behinderung, betete ich zu Jehova und dankte ihm dafür, daß er mein Herz für die Wahrheit geöffnet hatte, und versprach, mein Leben in seinen Dienst zu stellen — wenn nötig bis zum Tod. Ich versprach, niemals zurückzuweichen.

Warum war dieses Gebet so entscheidend in meinem Leben? Weil ich immer darauf zurückkommen konnte, wenn ich Angst hatte. Das half mir, zu meinen Aufgaben zu stehen. Wenn ich also auf die über 40 Jahre zurückblicke, die vergangen sind, seit ich dieses Gebet gesprochen habe, muß ich sagen, daß Jehova mich — manchmal fast auf humorvolle Weise — verstehen ließ, was alles damit verbunden war.

Seitdem bin ich von einer Aufgabe in die nächste fast gestoßen worden, was volles Vertrauen auf Jehova erforderte. Im Alter von 18 Jahren, ein halbes Jahr nach meiner Taufe, wurde mir das Vorrecht übertragen, öffentliche Vorträge zu halten. Innerhalb eines Jahres wurde ich Pionier. Acht Monate später rief man mich ins Bethel. Dann wurde ich in den Kreisdienst gesandt, obwohl ich erst 22 Jahre alt war. Mit 30 Jahren wurde ich mit dem Bezirksdienst beauftragt, doch bevor ich damit begann, erhielten meine Frau Ulla und ich die Einladung, 1961 den ersten 10monatigen Kurs der Gileadschule in Brooklyn zu besuchen. Darauf wurden wir dem Bethel in Schweden zugeteilt. Wir sind immer noch hier und dienen Jehova glücklich mit all unserer Kraft.

Einige mögen sich fragen, ob ich jemals diese ursprüngliche Behinderung losgeworden bin. Das möchte ich nicht sagen, obwohl ich glaube, daß es besser geworden ist. Ich finde, daß die Worte des Herrn an Paulus in 2. Korinther 12:9 auch auf mich zutreffen: ‚Meine unverdiente Güte genügt dir; denn meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.‘ “

Arboga — der Platz für ein neues Zentrum

Am 8. September 1978 fällte ein starker, eifriger Bruder mit einer Kettensäge den ersten Baum in einem steinigen Waldgebiet am Stadtrand von Arboga. Warum? Um das Grundstück für ein neues Zentrum des Königreichswerkes zu roden. Dadurch wurde das Ende einer langen Zeit des Planens und Verhandelns und der Beginn des Erstellens eines Gebäudekomplexes gekennzeichnet, der, wie ein Zeitungsreporter es ausdrückte, „der ungewöhnlichste und größte, der je von freiwilligen Arbeitern in diesem Land gebaut wurde“, werden sollte.

Schon einige Jahre zuvor war die Bethelfamilie für die 26 Jahre alten Zweiggebäude in Jakobsberg zu groß geworden. Nach vielen Gebeten sowie zweijähriger Suche nach einem geeigneten Platz entschieden wir uns, in Arboga zu bauen, das strategisch günstig nahe der belebten Europastraße 3 liegt, zwischen Schwedens zwei größten Städten, Stockholm und Göteborg.

Ein einzigartiges Bauprojekt

Während der nächsten zweieinhalb Jahre arbeiteten auf der Baustelle ungefähr 5 000 Freiwillige aus Schweden und den Nachbarländern für kürzere oder längere Zeit ohne Bezahlung. Normalerweise werden Bauarbeiter nicht in einem komfortablen Hotel untergebracht, aber die Gesellschaft hatte ein altes Hotel in der Stadt gekauft, dessen Zimmer und Apartments renoviert und dann von den freiwilligen Arbeitern bewohnt wurden. Nachdem das Projekt fertiggestellt worden war, wurde das Hotel verkauft.

Die Bauarbeiten waren mit viel Freude, aber auch mit Problemen verbunden. „Den ersten Winter werden wir nie vergessen“, sagt Gunnar Heinstedt, einer der Organisatoren, „man sagt, es sei einer der kältesten Winter des Jahrhunderts gewesen. Als wir die Fundamente vorbereiteten, sank die Temperatur zeitweise auf 30 Grad unter Null. Der Boden war so hart wie Feuerstein. Wir mußten große Teile der Baustelle mit Planen abdecken und heiße Luft darunter blasen. Als Öfen benutzten wir Ölfässer. Tapfer machten wir weiter. Es war eines der erfreulichsten Erlebnisse in meiner 35jährigen Laufbahn als Architekt und Bauunternehmer.“

Die neuen Einrichtungen werden sehr geschätzt

Zwar war der 23. Dezember 1980 in Arboga einer der dunkelsten Tage im ganzen Jahr — die Sonne ging am Morgen um 8.55 Uhr auf und am Nachmittag um 14.50 Uhr unter —, aber es war der strahlendste und glücklichste Tag der Bauzeit. An diesem Tag wurden die neuen Zweiggebäude Jehova gewidmet! Bruder Milton Henschel von der leitenden Körperschaft hielt die Ansprache zur Bestimmungsübergabe und ermunterte die Brüder, in den neuen Gebäuden weiterhin ganzherzig den Willen Gottes zu tun.

Ein Bethelmitarbeiter sagte: „An dem Tag, als wir die beengten Zweigeinrichtungen in Jakobsberg verließen und in diesen nagelneuen, geräumigen Bethelkomplex einzogen, fühlten wir uns wie Kälber, die im Frühling freigelassen werden.“ Die Bodenfläche von 20 000 m2 und die 12 ha Wald und Garten gaben der Familie ein angenehm freies und friedliches Gefühl. Der schöne Park, die Freizeiteinrichtungen, Obstbäume, Gemüsegärten und die hübschen Blumenbeete schufen eine Umgebung, die den Vollzeitdienern förderlich ist und sie zu vermehrter Tätigkeit anspornt.

Neue Druckmaschinen beschleunigen das Werk

Die neue Druckerei ermöglichte den Brüdern, eine bessere und leistungsfähigere Druckereiausrüstung zu verwenden. Die alte, langsame Druckpresse wurde gegen eine umgebaute MAN-Offsetrotationsmaschine aus Brooklyn ausgetauscht. Sie wurde über fünf Jahre benutzt, dann aber, im Mai 1989, durch eine Vierfarbendruckmaschine ersetzt. Im folgenden Jahr wurde eine zweite, gleiche Maschine installiert. 1990 erreichte die monatliche Produktion der beiden Zeitschriften in Schwedisch und Norwegisch fast 800 000 Exemplare. Der Druckereiaufseher, Inge Olofsson, ein Mitglied des Zweigkomitees, sagt:

„Unsere erste Druckmaschine — ein Tiegel mit Fußantrieb und Handanlage aus den 40er Jahren — steht wie ein Museumsstück in einer Ecke im neuen Zweigbüro als Erinnerung an die wunderbare Entwicklung des Werkes, die wir im Laufe der Jahre miterleben konnten. Sie erinnert uns an Jesu Worte: ‚Die Dinge, die bei Menschen unmöglich sind, sind bei Gott möglich‘ “ (Luk. 18:27).

Ausgezeichnetes Wachstum der Königreichsinteressen

Wenn man über die beinahe hundert Jahre nachdenkt, in denen in Schweden für das Königreich hart gearbeitet worden ist, so sind die vielen Hindernisse, mit denen wir im Laufe der Zeit zu tun hatten, klar ersichtlich: wachsender Materialismus, religiöse Gleichgültigkeit und Atheismus, Gegnerschaft und Spott der Öffentlichkeit sowie die typische Reserviertheit der Schweden im allgemeinen. Aus Liebe zu ihrem Nächsten und zu Gott sind Jehovas Zeugen trotzdem mit der guten Botschaft in jeden Winkel und alle Ecken vorgedrungen. Immer noch sind viele Leute von der wunderbaren Botschaft beeindruckt, die die Zeugen ihnen bringen.

Erik Nordström, ein Bezirksaufseher, erzählt: „Meine Frau und ich nahmen den Reisedienst vor 37 Jahren auf, und wir haben mehr als 300 Versammlungen in Schweden mehrmals besucht — im Kreisdienst und im Bezirksdienst. Wir sind über 200 000 km durch dieses lange, schmale Land gereist. Weder das kalte Wetter und die Schneestürme im Norden jenseits des Polarkreises noch die Sonne und Hitze im Süden konnten uns aufhalten.

Ja, nach 45 Jahren im Vollzeitdienst können wir auf eine begeisternde Zeit des geistigen Fortschritts in Schweden zurückblicken. Im Gegensatz zur alten Welt hat sich die theokratische Gesellschaft immer vorwärts bewegt.“

„Die Königreichsinteressen sind in jedem Teil dieses Landes fest gegründet“, sagt Rune Grahn, Aufseher der Dienstabteilung des Zweiges. Er berichtet: „Wir haben jetzt 338 Versammlungen, die im ganzen Land verstreut liegen — vom südlichsten Zipfel bis weit jenseits des Polarkreises, ins Land der Mitternachtssonne. Die 15 schwedischen und 8 fremdsprachigen Kreise, die sich regelmäßig in unseren vier Kongreßsälen versammeln, decken geographisch das ganze Land ab. Im August 1990 hatten wir eine Höchstzahl von 22 742 Königreichsverkündigern, davon waren fast 1 700 allgemeine Pioniere. Beim Gedächtnismahl 1990 wurden 38 339 Anwesende gezählt. Solange Jehova uns gewährt, dieses Werk fortzusetzen, können wir also auf weitere Zunahme hoffen.“

Schritt für Schritt hat das Werk in Schweden im Laufe der Jahre Fortschritte gemacht. Die Brüder und Schwestern haben Stehvermögen, Glauben und Ausharren gezeigt. Loyal und eifrig gehorchen sie weiterhin den Wünschen ihres himmlischen Vaters, die durch seine irdische Organisation zum Ausdruck gebracht werden. Daher sind sie zuversichtlich, daß Jehova sie auch in Zukunft segnen wird. Sie beten fortgesetzt, daß sie unserem Gott, der so Wunderbares in Schweden und in über 200 anderen Ländern tut, loyal bleiben. „Denn du bist groß und tust Wunderdinge; du bist Gott, du allein“ (Ps. 86:10).

[Übersicht auf Seite 185]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Schweden 28 000

1950 4 460

1960 8 593

1970 11 696

1980 17 311

1990 22 742

Verkündigerhöchstzahl

4 000

1950 178

1960 314

1970 754

1980 1 190

1990 2 724

Pioniere (Durchschnitt)

[Kasten/Karte auf Seite 116]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Atlantik

NORWEGEN

Nordsee

DÄNEMARK

Kopenhagen

SCHWEDEN

Kiruna

Nördlicher Polarkreis

Härnösand

Sundsvall

Uppsala

Arboga

Jakobsberg

Örebro

Grums

Stockholm

Göteborg

Malmö

Ostsee

FINNLAND

[Kasten]

SCHWEDEN

Hauptstadt: Stockholm

Amtssprache: Schwedisch

Hauptreligion: evangelisch-lutherisch

Bevölkerung: 8 574 698

Zweigbüro: Arboga

[Bild auf Seite 118]

Einer der vielen strahlenden Herbsttage in Schweden

[Bild auf Seite 129]

Rosa und Arthur Gustavsson, die sich gemeinsam 59 Jahre fleißig am Predigtwerk beteiligten

[Bild auf Seite 136]

Aufseher nordeuropäischer Länder, von links nach rechts: Taylor (Lettland), Eneroth (Schweden), Harteva (Finnland), Dey (Hauptleiter), Lüttichau (Dänemark), Öman (Norwegen), West (Estland)

[Bild auf Seite 137]

Johan H. Eneroth wurde 1925 Zweigaufseher

[Bild auf Seite 139]

William Dey wurde 1925 Aufseher des Nordeuropäischen Büros der Gesellschaft

[Bild auf Seite 140]

Das Zweigbüro in Stockholm in der Luntmakaregatan 94 wurde 1929 erworben. 25 Jahre diente es den Königreichsinteressen.

[Bild auf Seite 141]

Die gute Botschaft drang tief in die Wälder Nordschwedens vor

[Bilder auf Seite 143]

Alle sind bereit, einen Sonntag lang außerhalb von Stockholm zu predigen

Eine Gruppe aus Lulea wird bald in den Wagen steigen, um etwas südlich des nördlichen Polarkreises Zeugnis zu geben

[Bild auf Seite 145]

Asta und Axel Richardson dienten 1936 in der Provinz Jämtland

[Bild auf Seite 147]

Die ersten Zeugen in Hjo benutzten einen Kleinbus, um ein Gebiet von 5000 km2 zu bearbeiten

[Bild auf Seite 150]

Nie zu jung, um dem Königreich zu dienen

[Bild auf Seite 155]

Man benutzte tragbare Grammophone, um die gute Botschaft zu verbreiten. Warum wurden sie „Aaron 2“ genannt?

[Bilder auf Seite 160]

Junge Verkündiger der guten Botschaft mit ihrer Mutter in Värnamo im Jahre 1946

Brüder mit „Sandwich“-Plakaten kündigen in Stockholm eine Zusammenkunft für die Öffentlichkeit an

[Bild auf Seite 170]

Das Zweigbüro befand sich von 1954 bis 1980 in Jakobsberg

[Bilder auf Seite 176, 177]

Zweigbüro und Bethelheim in Arboga. Am 23. Dezember 1980 wurden die Gebäude der Bestimmung übergeben. Der Präsident der Gesellschaft, F. W. Franz, mit weißem Helm beim Besuch der Baustelle kurz vor der Fertigstellung der Gebäude.

[Bild auf Seite 178]

Zweigkomitee. Von links nach rechts: Åke Carlsson, Rune Grahn, Bengt Hanson und Inge Olofsson.

[Bilder auf Seite 183]

Eine neue Druckmaschine ersetzt die ältere MAN-Rotationsmaschine. Die neue Maschine druckt biblische Publikationen im Vierfarbendruck.

[Bilder auf Seite 184]

Predigtdienst bei Fischern in Djupvik auf der Insel Gotland und in einem Hof in Ystad, einer kleinen Stadt im Süden