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Malaysia

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„ES WAR ein recht schöner Sonntag nachmittag. Eine leichte Brise wehte, weshalb es sich trotz 32 °C Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit aushalten ließ. Man schrieb das Jahr 1938. Erst vor kurzem war ich von Australien nach Malaya gekommen und mußte mich noch daran gewöhnen, den britischen und australischen Verwaltern zu predigen, die in imposanten Villen auf den großen Kautschukplantagen wohnten.

In unserer Pioniergruppe waren wir zu dritt und hatten eine Taktik: Ich ging zum Haus des Verwalters, während meine beiden Partner unauffällig zu den Hütten der indischen Arbeiter schlichen, um ihnen zu predigen. Viele Plantagen- verwalter konnten sich ganz und gar nicht damit anfreunden, daß wir mit ihren Arbeitern sprachen, weil sie befürchteten, jegliche Bildung würde unter ihnen Unzufriedenheit auslösen.

Wir parkten unser Auto an einem kleinen Fluß in Sichtweite des am anderen Ufer gelegenen Hauses des Verwalters, und Kurt und Willy machten sich sofort auf den Weg zu den Arbeiterkolonnen. Ich überquerte mit einem kleinen Kanu, das am Ufer angebunden war, den Fluß und ging zum Haus hinauf.

Vor allem durfte ich mich nicht gleich wieder fortschicken lassen, denn wenn ich zum Auto zurückkehrte, ohne bald darauf wegzufahren, würde der Verwalter argwöhnen, irgend etwas sei nicht in Ordnung.

Ich kam nur bis zur Treppe, die zum Haus hinaufführte. Der Verwalter saß mit seiner Frau auf der Veranda und trank seinen Nachmittagstee. Er sah mich mit meiner großen Aktentasche in der Hand kommen, und als ich meinen Fuß auf die erste Stufe setzte, rief er barsch: ‚Sehen Sie zu, daß Sie auf dem schnellsten Weg wieder über diesen Fluß zurückfahren und verschwinden! Wir haben Sonntag nachmittag. Ich trinke Tee mit meiner Frau, und das letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist ein Geschäftsbesuch!‘

‚Na das kann ja heiter werden‘, dachte ich mir. Allerdings hatte ich einen Empfehlungsbrief in der Tasche, den uns die Gesellschaft für eben solche Fälle mitgegeben hatte, und so sagte ich: ‚Bitte entschuldigen Sie, aber ich habe einen Empfehlungsbrief bei mir, den Sie bitte lesen sollten.‘

‚Ich will ihn aber nicht lesen‘, erwiderte der Mann noch einen Ton schärfer. ‚Und gehen Sie endlich von der Treppe hinunter!‘

Im stillen betete ich um einen Ausweg. Auch beschloß ich, etwas Zeit zu gewinnen, und sagte deshalb schnell: ‚Es ist wirklich sehr wichtig.‘ Gleichzeitig stieg ich eine Stufe hinauf.

Das machte ihn anscheinend richtig wütend, und nun rief er ziemlich laut: ‚Ich habe gesagt, Sie sollen von der Treppe verschwinden!‘

In diesem Moment stand zu meiner Überraschung plötzlich seine Frau vom Tisch auf und stellte sich hinter ihren Mann. Sie umarmte ihn, legte ihr Kinn auf seine Schulter und sagte dann ganz ruhig zu mir: ‚Möchten Sie nicht heraufkommen und eine Tasse Tee mit uns trinken?‘

Verblüfft schaute der Mann seine Frau an. Es knisterte förmlich vor Spannung. Ich wußte nicht, wo ich hinschauen sollte. Es herrschte gespannte Stille. Schließlich sagte der Verwalter in einem wesentlich ruhigeren Tonfall: ‚In Ordnung. Kommen Sie herauf, und trinken Sie eine Tasse Tee mit uns. Öffnen Sie aber auf keinen Fall diese Tasche!‘

So setzten wir uns also hin, tranken einen köstlichen Tee und aßen Kuchen. Die Spannung legte sich, und bald unterhielten wir uns angeregt über alltägliche Vorkommnisse. Es dauerte nicht lange, da fing der Verwalter an, über die Weltverhältnisse zu sprechen. Er fragte mich, wie ich über den Aufstieg Mussolinis in Italien dächte. ‚Ich wüßte gern‘, sagte er, ‚was Mussolini war, bevor er in die Politik ging und Diktator Italiens wurde. Was hatte er wohl für einen Beruf?‘

Daraufhin erwiderte ich: ‚Ich glaube, ich kann es Ihnen sagen‘, griff unauffällig in meine Tasche und holte das Buch Feinde heraus. Darin wird auf Seite 13 beschrieben, daß Mussolini — ein Maurer und politischer Agitator — politischer Bandenführer geworden war, 1922 den Marsch auf Rom angeführt hatte und bald darauf zum Premierminister oder unumschränkten Herrscher aufgestiegen war. Nachdem ich das vorgelesen hatte, steckte ich das Buch wieder ein und machte die Tasche wieder zu.

Der Verwalter war offensichtlich beeindruckt. Seine Frau fragte: ‚Was ist denn das für ein Buch, aus dem Sie vorgelesen haben?‘

‚Ach, das Buch handelt von vielen Dingen‘, erwiderte ich.

Aber sie war neugierig geworden und bat darum, sich das Buch einmal ansehen zu dürfen. Natürlich hatte ich nicht vergessen, daß der Mann mir verboten hatte, die Tasche zu öffnen; andererseits war da seine Frau, die die Hand ausstreckte und das Buch sehen wollte. Ich schaute den Verwalter an, worauf dieser — eher unwillig — nickte. Also gab ich seiner Frau das Buch.

Bald lagen alle Bücher und die Bibel aus meiner Tasche auf dem Tisch. Schließlich wollten die beiden die gesamte Literatur haben, die ich bei mir hatte: sieben Bücher, eine neue Bibel und darüber hinaus ein Abonnement auf die Zeitschriften Der Wachtturm und Trost [heute Erwachet!].

So kam es, daß mich der Mann nach einer angenehm verbrachten dreiviertel Stunde bis zur Treppe begleitete, mir die Hand schüttelte und sagte: ‚Wissen Sie, ich bin untröstlich über den Empfang, den ich Ihnen bereitet habe, aber letzten Sonntag kam ein Mann und wollte mir Öl verkaufen, während ich mit meiner Frau beim Nachmittagstee saß, und das hat mich sehr verärgert. Sie mußten das jetzt leider ausbaden. Doch ich versichere Ihnen: Der nächste Ihrer Leute, der hierherkommt, wird besser empfangen werden als Sie.‘

Die ganze Sache ging also gut aus. Kurt und Willy hatten unterdessen den Arbeitern gepredigt, und wir gingen unserer Wege, glücklich, weil Jehova unsere Bemühungen an jenem Nachmittag gesegnet hatte.“

Ted Sewell und andere frühe Missionare machten Erfahrungen wie diese, als sie Ende der 30er Jahre hart arbeiteten, um das Predigtwerk in Malaya in Gang zu bringen. * Die Methoden des Zeugnisgebens haben sich inzwischen, nach mehr als einem halben Jahrhundert, ein wenig geändert, doch gepredigt wird immer noch die gleiche gute Botschaft von dem aufgerichteten Königreich Jehovas. Mittlerweile ist diese Botschaft aber in allen Teilen jenes abwechslungsreichen, faszinierenden Landes verbreitet worden, das nicht mehr Malaya, sondern Malaysia heißt.

Willkommen im multikulturellen Malaysia

Die Malaiische Halbinsel liegt unmittelbar oberhalb der Insel Singapur, mit der sie durch einen etwa 1 Kilometer langen Damm (mit Straße und Eisenbahn) über die schmale Johor Strait verbunden ist. Nördlich vom Äquator gelegen, wird sie im Westen von der Malakkastraße und im Osten vom Südchinesischen Meer begrenzt. Malaysia umfaßt die Malaiische Halbinsel sowie die beiden Gliedstaaten Sabah und Sarawak auf Nordborneo (sie bilden Ost-Malaysia). Das Land, in dem mehr als 18 Millionen Menschen leben, ist wirklich in jeder Hinsicht als multikulturell zu bezeichnen. Nach den Malaien, die mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, sind die Chinesen die zweitgrößte Gruppe. Dazu kommen noch eine beträchtliche Anzahl Inder sowie vereinzelte Eurasier und Europäer, so daß man es hier mit der weltoffensten Bevölkerung dieser tropischen Region zu tun hat.

Malaysia ist auch ein Land krasser Gegensätze. Wolkenkratzer und Minarette stehen in den Städten Seite an Seite mit strohgedeckten Hütten. Abseits der Städte wird die Landschaft hingegen überwiegend vom tropischen Dschungel beherrscht, von den Reisfeldern und den fruchtbaren Ebenen, übersät mit kampongs, das heißt Ortschaften, und eingerahmt von goldenen Sandstränden. Überall jedoch findet man ein üppiges Grün in allen Schattierungen, von manchen als „Grün der tausend Farben“ bezeichnet.

Die Menschen in Malaysia sind im allgemeinen freundlich. Ihr Lebensstil ist sehr unterschiedlich — er reicht vom anspruchsvollsten westlichen Stil bis zum herkömmlichen, einfachen Stil der Bauern. Touristen bietet sich aufgrund der vielen Kulturen im Land ein sehr breit gefächertes Unterhaltungsangebot. Und ganz oben auf der Liste der Genüsse steht die malaysische Küche, denn in kaum einem anderen Land kann man so gut und doch so preiswert essen.

Der Islam wurde zur Staatsreligion erklärt, aber die malaysische Verfassung garantiert Religionsfreiheit. So leben Menschen vieler Religionen — Muslime, Buddhisten, Hindus, Taoisten, Katholiken und Protestanten der unterschiedlichsten Sekten — verhältnismäßig friedlich zusammen. Allerdings verbietet es das Gesetz, unter den Muslimen zu missionieren.

Weitreichende politische Entwicklungen

In den 30er Jahren war Malaya in viele Staaten unterteilt, von denen einige unter britischer Herrschaft standen, andere von Sultanen regiert wurden, die britische Beamte als „Berater“ hatten. In Wirklichkeit war die Insel somit eine britische Kolonie, und die Menschen eigneten sich den britischen Lebensstil an, auch wenn die verschiedenen Rassen natürlich weitgehend getrennt voneinander lebten und sich entfalteten.

Während des Zweiten Weltkriegs war die Region durch die japanischen Streitkräfte besetzt. Danach gab es Ende der 40er bis Mitte der 50er Jahre viele Veränderungen, denn das gesamte Land wurde von gewalttätigen Auseinandersetzungen und sogar erbitterten Guerillakämpfen heimgesucht. Schließlich kehrte wieder Ruhe ein, nachdem 1957 die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt worden war. 1963 schlossen sich dann Malaya sowie die früheren britischen Kronkolonien Sabah, Sarawak und Singapur zum Bundesstaat Malaysia zusammen. 1965 trat Singapur wieder aus dem Bund aus und wurde eine unabhängige Republik.

Same der Wahrheit erreicht erstmals Malaya

Charles Taze Russell, der erste Präsident der Watch Tower Society, unternahm 1912 eine Predigtreise rund um den Erdball. Auf seiner Reiseroute standen auch die Städte Singapur und Pinang (Malaya), wo er jeweils einen öffentlichen Vortrag hielt. Dem Interesse ging man im Anschluß an jene beiden Vorträge so gut wie gar nicht nach; eigentlich sandte lediglich Bruder S. P. Davey von Indien aus Traktate an viele Inder, die sich in Malaya niedergelassen hatten. Jeglichen Bemühungen, den Samen der Königreichsbotschaft in dieser Region zu verbreiten, machte dann der Erste Weltkrieg ein Ende.

Im Jahr 1923 siedelten Harris und Freda Frank mit ihren vier Söhnen und sechs Töchtern von Ceylon (heute Sri Lanka) nach Malaya über. Sie ließen sich in Batu Caves nieder, nicht weit entfernt von Kuala Lumpur, der heutigen Hauptstadt. Freda war eine getaufte Bibelforscherin, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden; Harris war nicht getauft, las aber gern die Zeitschriften Der Wachtturm und Das Goldene Zeitalter (heute Erwachet!), die sie als Abonnement vom Zweigbüro in Indien bezogen. 1931 wurden die Franks kurz von Claude Goodman und Ron Tippin besucht, zwei jungen Pionieren aus Bombay, die mehrere Monate in Malaya und Singapur von Haus zu Haus predigten. Weil sie aber nur über englischsprachige Literatur verfügten, beschränkte sich ihre Tätigkeit auf die englisch sprechenden Menschen. Der kurze Besuch jener zwei eifrigen Missionare war für Freda Frank angesichts ihrer abgeschiedenen Lage eine große Ermunterung.

Australische Pioniere kommen zu Hilfe

Anfang der 30er Jahre wurde das Gebiet des Südpazifiks sowie Südostasien der Aufsicht des Zweigbüros in Australien unterstellt. Schon bald sandte der Zweig Missionare nach Malaya. Als erster kam George Schuett, einige Monate später gefolgt von einem britischen Pionier namens Peck, der in Papua-Neuguinea gepredigt hatte. Während der nächsten Jahre dienten mehr als ein Dutzend weitere Vollzeitprediger aus Australien, Neuseeland und Deutschland unterschiedlich lange in Malaya, doch aus verschiedenen Gründen blieb keiner von ihnen lange genug an einem Ort, um direkte Früchte seiner Bemühungen zu ernten.

Als man dann 1936 ein Literaturdepot in Singapur einrichtete, nahm das Werk nach und nach festere Formen an. Harold Gill aus Australien erhielt den Auftrag, sich um das Depot zu kümmern. Zwei Jahre zuvor, im Jahr 1934, war Frederick (Jimmy) James mit seiner Familie von Indien nach Singapur übergesiedelt. Er wohnte im schönen Vorort Katong und stellte der Gesellschaft einen Teil seines Hauses als Depot zur Verfügung. Auch diente es als Zusammenkunftsort und Pionierheim.

Im Haus der Familie James hielt man regelmäßig ein Gruppenstudium anhand des Buches Die Harfe Gottes ab, zu dem auch die Nachbarn eingeladen wurden. Frank und Win Hill, ein Ehepaar aus der Nachbarschaft, und ihre drei Kinder ließen sich schließlich taufen.

Am Wochenende fuhren die Brüder aus Singapur gelegentlich nach Batu Caves und besuchten die Familie Frank. Bei diesen langen Reisen spielte man auch mit Hilfe eines Lautsprecherwagens Aufnahmen der Vorträge von Joseph F. Rutherford ab, dem damaligen Präsidenten der Gesellschaft, und predigte in begrenztem Umfang in Kuala Lumpur von Haus zu Haus. Auf diese Weise wurde im kleinen Rahmen der Same der Wahrheit in Malaya ausgesät.

Die Lightbearer bringt mehr Pioniere

Lightbearer („Lichtträger“) war der Name eines Schiffes, das die Gesellschaft in Australien besonders für das Werk im Raum Singapur und Malaya ausgerüstet hatte. Mit dem aus Fidschi stammenden Kapitän Eric Ewins und einer Besatzung von sieben strammen Pionieren lief die Lightbearer am 7. August 1935 in Singapur ein und lag dort eine Weile im Hafen, bevor sie die Westküste Malayas entlangsegelte. Auf diese Weise wurden Städte besucht wie Johor Baharu, Muar, Malakka (heute Melaka), Kelang, Port Swettenham (heute Port Kelang) und Pinang. Vom Ankerplatz der Lightbearer aus spielte man über Lautsprecher Aufnahmen der Vorträge von Bruder Rutherford ab. Anschließend ging man von Haus zu Haus, um Literatur zu verbreiten.

Gelegentlich konnten die Brüder von der Lightbearer auch ins Hinterland vorstoßen, und so trafen sie sich mit der Familie Frank in Batu Caves, hielten Zusammenkünfte mit der kleinen Gruppe ab und gingen mit ihnen in den Predigtdienst. Schwester Frank war überglücklich, als bei einem dieser Besuche mehrere ihrer Familienangehörigen getauft wurden. Bei jenen Ausflügen wurde viel Literatur abgegeben, doch Eric Ewins berichtete: „Unsere Zeugnistätigkeit hinterließ bei den Menschen anscheinend keinen bleibenden Eindruck. Zwar nahmen sie bereitwillig Literatur entgegen, aber sie hätten ein regelmäßiges Heimbibelstudium benötigt, und das war damals nicht möglich.“

Die Organisation gefestigt

Harold Gill wurde 1937 gebeten, nach Sydney zurückzukehren, und an seiner Stelle sandte man Alfred Wicke, um das Literaturdepot in Singapur zu beaufsichtigen. Mittlerweile verbreiteten Pioniere wie Ted Sewell aus Australien sowie Kurt Gruber und Willy Unglaube aus Deutschland den Samen der Wahrheit in Malaya. Als Alfred Wicke ankündigte, er plane, 1939 zu heiraten, wurde er nach Malaya gesandt, wo er sich Kurt Gruber in Pinang anschließen sollte, und George Powell kam aus Australien, um das Depot zu verwalten.

Alfred Wickes Verlobte, Thelma, bestieg in Sydney ein Schiff in Richtung Singapur mit der Absicht, dort Alfred zu heiraten und mit ihm in Pinang als Pionier zu dienen. Das Schiff war gerade einige Tagereisen von Perth entfernt, da kam die Nachricht vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Alle Fenster und Bullaugen wurden verdunkelt, und das Schiff fuhr im Zickzackkurs durch den Indischen Ozean, um feindlichen U-Booten aus dem Weg zu gehen. Aber Thelma kam wohlbehalten an, und eine Woche später fand die Hochzeit statt. Anschließend fuhren die beiden 800 Kilometer weit nach Pinang, und so kam es, daß Schwester Wicke als erste australische Schwester in Malaya den Pionierdienst durchführte.

Zu jener Zeit bestand das Zeugnisgeben hauptsächlich im Verbreiten von Literatur; Nacharbeit wurde so gut wie gar nicht geleistet. Als die Wickes daher das Gebiet der Insel Pinang bearbeitet hatten, zogen sie weiter aufs Festland. Anfangend in Alor Setar im Norden, predigten sie unermüdlich in Städten und ländlichen Gegenden entlang der Westküste in Richtung Süden und verbreiteten Literatur in über 20 Sprachen.

Ein Sikh wird Zeuge Jehovas

Während die Wickes in Kuala Kangsar im Staat Perak predigten, besuchte sie überraschend ein 16jähriger Schüler aus einer Nachbarstadt. Er hieß Puran Singh, und wie der Name schon andeutet, war er ein Sikh. Er hatte die Broschüre Wo sind die Toten? erhalten und war von dem, was er las, so beeindruckt, daß er für die Schülerzeitung seiner Schule einen Artikel über dieses Thema schrieb. Brieflich bat er das Depot in Singapur um weitere Informationen und erfuhr dadurch vom Aufenthaltsort der Wickes. Sofort machte er sich mit dem Fahrrad auf den 50 Kilometer langen Weg, um sie zu treffen.

Am darauffolgenden Tag begleitete er Alfred Wicke auf einen Predigtfeldzug ins Landgebiet — „einfach nur um zuzuschauen, wie das geht“. Sobald jener ernsthafte junge Mann seine Schulausbildung beendet hatte, verließ er sein Zuhause und fuhr mit dem Fahrrad ins 240 Kilometer entfernte Kuala Lumpur zum Kongreß. Dort symbolisierte er seine Hingabe an Jehova durch die Wassertaufe und nahm den Namen George Singh an. Unverzüglich begann er mit dem Vollzeitdienst. So hatte George Singh das Vorrecht, als erster Malaie Pionier zu werden. Bald darauf sandte die Gesellschaft ihn nach Indien, wo er Jehova immer noch treu dient.

Der Zweite Weltkrieg und die japanische Invasion

Nicht lange nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 wurde das Predigtwerk zum Stillstand gebracht. Pioniere konnten in der Folge nicht mehr für ihren Lebensunterhalt aufkommen, und deshalb kehrten die Wickes schweren Herzens nach Singapur zurück. Mit Befriedigung dachten sie jedoch daran, daß sie in den 20 Monaten seit ihrer Heirat die Königreichsbotschaft mit Hilfe von mehr als 50 000 Büchern und Broschüren in Malaya verbreitet hatten. Bemerkenswerterweise berichteten bei Kriegsausbruch in ganz Singapur und Malaya nur 16 Verkündiger über ihren Predigtdienst. Gut 18 Monate später hingegen berichteten 36 Verkündiger.

Danach ging alles sehr schnell. Als George Powell im Juni 1941 von einer Reise aus Thailand zurückkam, verweigerte man ihm die Wiedereinreise nach Singapur, so daß er sich noch mit demselben Schiff auf den Rückweg nach Bangkok machen mußte. Im Juli wurden Len Linke sowie Alfred und Thelma Wicke, die letzten drei Vollzeitprediger, nach Australien abgeschoben. Sechs Monate später rückten die japanischen Streitkräfte in einer Blitzoffensive durch den malaiischen Dschungel vor und nahmen am 14. Februar 1942 die starke Festung Singapur im Handstreich.

So endete ein weiteres Kapitel der Geschichte des Volkes Jehovas in Singapur und Malaya. George Powell und Ted Sewell kamen in ein Internierungslager in Thailand. Jimmy James und seine Frau sowie Frank Hill wurden von den Japanern in Singapur ins Gefängnis geworfen. Wie einigen anderen Familien auch gelang es Win Hill und ihren Kindern, Singapur vor der Invasion zu verlassen und nach Australien zu entkommen. Manche gingen nach England. Andere, wozu auch die meisten Angehörigen der Familie Frank gehörten, flohen mit ein paar Habseligkeiten nach Indien.

Wiederaufleben der Zeugnistätigkeit

Der Zweite Weltkrieg war nicht einmal zwei Jahre beendet, als Nathan H. Knorr, damals Präsident der Gesellschaft, mit seinem Sekretär Milton G. Henschel anläßlich einer Dienstreise rund um die Erde am 28. und 29. März 1947 Singapur besuchte. Würde sie dort wohl jemand empfangen?

Ja, Frank Dewar, ein Pionier und ehemaliges Mitglied der Lightbearer-Besatzung, war zur Stelle und begrüßte sie. Es gab aber auch noch andere. Jimmy James, dessen Frau in einem Internierungslager gestorben war und den man mittlerweile aus der Internierungshaft entlassen hatte, arbeitete jetzt in Singapur. Er war als Mechaniker und Elektriker im berühmten Raffles Hotel beschäftigt, und die beiden Besucher konnten dort wohnen und mit den wenigen in Singapur übriggebliebenen Brüdern zusammentreffen.

Bei Zusammenkünften anläßlich des Besuchs sprachen Bruder Knorr und Bruder Henschel zu neun Brüdern und Schwestern und teilten ihnen mit, zwei Gileadabsolventen seien zu ihnen unterwegs und würden sehr bald in Singapur eintreffen. Tatsächlich trafen am 5. April 1947 zwei Kanadier, einer von der siebten und einer von der achten Klasse der Gileadschule, in ihrer Missionarzuteilung Singapur ein.

Auf diese Weise nahm das Werk nach dem Zweiten Weltkrieg einen neuen Anfang. Nicht lange danach, im März 1949, kamen sechs weitere Missionare in Singapur an, die die 11. Klasse der Gileadschule besucht hatten: Les Franks mit seinen beiden Schwestern Aileen und Gladys, Norman Bellotti sowie Alfred und Thelma Wicke — für die beiden letzteren war es natürlich wie eine Heimkehr.

Was wird aus Malaya?

Alle Missionare bemühten sich insbesondere, Heimbibelstudien einzurichten, worauf das Werk in Singapur gute Fortschritte machte. Bei einem Kongreß, der anläßlich des zweiten Besuchs von Bruder Knorr und Bruder Henschel im April 1951 angesetzt wurde, waren daher 72 Personen anwesend, und 307 kamen zum öffentlichen Vortrag in das prächtige Victoria-Theater. Während jenes Besuchs richtete man ein Zweigbüro ein, das das Königreichswerk nicht nur in Singapur, sondern auch in Malaya und in den britischen Territorien Sabah und Sarawak auf Borneo betreuen sollte. Jetzt konnte man sich verstärkt um Malaya kümmern. Sechs Missionare wurden in dieses Gebiet gesandt. Zwei von ihnen, James Rowe und Neil Crockett, konnten ein Jahr lang in Kuala Lumpur predigen; die anderen vier hingegen durften leider nur einen Monat bleiben und dienten in Pinang. Weshalb ihr Aufenthalt so kurz ausfiel, ist eine Geschichte für sich.

Missionare in Kuala Lumpur

Anfang 1951 kamen sechs Missionare aus New York an Bord des Schiffes Steel King im Hafen von Pinang an. Die Einwanderungsbeamten in Pinang kontrollierten die Pässe der Brüder Crockett und Rowe und stempelten sie für einen einjährigen Aufenthalt in Malaya ab. Als sie indes die Pässe der anderen vier Missionare kontrollierten, wurde ihnen plötzlich klar, wie viele Missionare der Zeugen Jehovas eigentlich ins Land einreisten. Sie erklärten den Missionaren, aufgrund kürzlich erlassener Vorschriften sei es ausländischen Zeugen Jehovas nicht erlaubt, sich im Land aufzuhalten. Allerdings durften die Brüder Crockett und Rowe dableiben, weil ihre Pässe bereits für ein Jahr abgestempelt waren; den vier anderen hingegen gewährte man lediglich einen Aufenthalt in Pinang von einem Monat, wonach sie das Land verlassen mußten und nach Thailand versetzt wurden.

Das Zweigbüro sandte die Brüder Crockett und Rowe nach Kuala Lumpur. In der Kelang Road 25a, etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, wurde kurz darauf ein Missionarheim eingerichtet. Es gab nur einen Verkündiger in der Stadt — Schwester Mackenzie, eine ältere Frau europäisch-asiatischer Abstammung. Man stelle sich vor, wie sie sich freute, als sich ihr zwei Missionare im Dienst anschlossen!

Obwohl die Wahrheit bereits in den 30er Jahren und Anfang der 40er Jahre in gewissem Ausmaß gepredigt worden war, schien es 1951 so, als sei das Gebiet nie zuvor bearbeitet worden. Die beiden Missionare waren bestrebt, das Gebiet so schnell wie möglich durchzuarbeiten. Ganze Tage wie auch die Abende verbrachten sie damit, zu predigen und Interessierte wieder zu besuchen, durchdrungen von dem Wunsch, voraussichtliche Schafe zu finden. Nicht selten gaben sie in einem Monat hundert Bücher ab. Innerhalb kürzester Zeit führte daher jeder der beiden Missionare monatlich 15 oder 16 Heimbibelstudien durch. Nach etwa sechs Monaten wurde die erste Versammlung gegründet, deren Zusammenkünfte bis zu 14 Personen besuchten.

Während jener Zeit waren kommunistische Rebellen in Malaya aktiv, weshalb es für jemand, der aus dem Westen stammte, äußerst riskant war, sich außerhalb der Stadtgrenzen zu begeben. Leicht hätte man in einen Hinterhalt geraten und getötet werden können, wenn man für einen Plantagenbesitzer oder Beamten der Kolonialregierung gehalten worden wäre. Doch Schwester Mackenzies Sohn George lebte in einer weit entfernten Provinz und wollte gern die Bibel studieren. Wie sollten die Missionare angesichts der mit der Reise verbundenen Gefahren zu ihm gelangen? Bruder Crockett hatte eine Idee: Er würde sich unter die einheimische Bevölkerung mischen. Also bestieg er einen alten Überlandbus, der zwischen den Provinzen verkehrte, und setzte sich zwischen die Einheimischen mit ihren gackernden Hennen und quiekenden Schweinen. Oft war die Fahrt spannend. Die Reisenden wußten nie, ob sie hinter der nächsten Kurve etwa ein Hinterhalt oder ein Kugelhagel erwartete. Glücklicherweise geriet er während der vielen Monate, in denen er jeweils zu George reiste, um mit ihm zu studieren, nie in eine lebensgefährliche Situation. Nebenbei bemerkt wurde George schließlich getauft und war bis zu seinem Tod im Jahr 1986 ein allseits geachteter Ältester.

Viel zu schnell lief die Aufenthaltserlaubnis der beiden Missionare für Malaya ab. Würde man ihnen wohl die Erlaubnis verlängern? Alle Hoffnungen zerschlugen sich, als dies abgelehnt wurde.

So sagten die Brüder Crockett und Rowe ihrer malayischen „Familie“ traurig auf Wiedersehen und bestiegen ein Schiff nach Thailand, wo sie ihren Missionardienst fortsetzten. Kam das Werk in Malaya durch ihren Weggang zum Stillstand?

Glücklicherweise nicht. In den frühen 50er Jahren gab es in Malaya auch eine kleine Gruppe ansässiger Zeugen. Sie waren nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt und hatten sich wieder dort niedergelassen. Ein Kreisaufseher aus Singapur erhielt deshalb den Auftrag, sie in regelmäßigen Abständen zu besuchen, damit sie mit Gottes Organisation in Verbindung blieben und geistig erbaut werden konnten. Auch fuhren die Brüder aus Singapur an Wochenenden über den Damm nach Malaya und predigten in bis zu 240 Kilometer entfernt liegenden Städten.

Pinang erneut im Rampenlicht

Den Brüdern im Zweigbüro in Singapur kam zu Ohren, zwei junge Schülerinnen in Pinang würden sich sehr für das Werk des Volkes Jehovas interessieren. Sie hatten von den Missionaren, die dort einen Monat lang gedient hatten, das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“ erworben. Der Kreisaufseher Les Franks aus Singapur wurde nach Pinang geschickt, um herauszufinden, wieviel Interesse bei den beiden Mädchen wirklich vorhanden war. Er war erstaunt zu sehen, wieviel sie verstanden und wie eifrig sie waren. Weil sie die Königreichsbotschaft auch anderen mitteilen wollten, hatte eine der beiden mühsam große Teile des Buches mit der Schreibmaschine abgeschrieben. Ihre Briefe an die Vorkriegsadresse in Singapur waren mit dem Vermerk „unzustellbar“ zurückgekommen, und so wußten sie nicht, wie sie weitere Exemplare des Buches erhalten konnten. Sie hatten sogar damit begonnen, von Haus zu Haus zu gehen, waren aber auf wenig Resonanz gestoßen und manchmal schroff abgewiesen worden, was vor allem auf ihren Mangel an Takt zurückzuführen war und darauf, daß niemand sie darin geschult hatte, wie man einen Wohnungsinhaber anspricht und wie man die gute Botschaft auf eine gefällige Art und Weise darbietet.

Alfred und Thelma Wicke aus Singapur sollten deshalb nach Pinang ziehen und dort ein Missionarheim eröffnen. Gleichzeitig sollte es als Literaturdepot für ganz Malaya dienen. Schon bald entstand eine kleine Versammlung. Lee Siew Chan und Ng Yoon Chin, die zwei Schülerinnen, waren überglücklich, Bruder und Schwester Wicke bei sich zu haben, und machten weiter gute Fortschritte. Auf dem Kongreß in Singapur im Jahr 1956, beim dritten Besuch Bruder Knorrs, ließen sich beide taufen. Nach Abschluß ihrer Schulausbildung traten sie in die Reihen der Pioniere ein. Hellauf begeistert waren sie, als sie zusammen mit Grace Sinnapillai, einer weiteren Pionierin aus Singapur, eingeladen wurden, die 31. Klasse der Gileadschule zu besuchen. Ihre Abschlußfeier fand 1958 anläßlich des internationalen Kongresses „Göttlicher Wille“ im Yankee-Stadion in New York statt, worauf sie nach Malaya zurückgeschickt wurden, um dort an der Ausdehnung des Werkes mitzuwirken.

Kuala Lumpur wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt

Seit 1949 hatten Norman Bellotti und Gladys Franks in Singapur als Missionare gedient. 1955 heirateten sie und wurden einige Zeit darauf nach Kuala Lumpur versetzt. Erneut faßte man in der Hauptstadt Malayas Fuß und konnte einige Personen, die während des einjährigen Aufenthalts der Missionare Rowe und Crockett vier oder fünf Jahre zuvor Interesse gezeigt hatten, wieder aufsuchen und sie versammeln.

Währenddessen bereiste Les Franks als Kreisaufseher die Westküste Malayas. Das Reisen war seinerzeit angesichts der Guerillakämpfe gegen die britische Kolonialregierung alles andere als ungefährlich. „Wenn ich mit dem Zug unterwegs war“, erinnert sich Les, „verbrachten meine Mitreisenden und ich die meiste Zeit auf dem Fußboden des Waggons, denn die Guerillas schossen vom Dschungel entlang der Bahnlinie aus wahllos auf den vorbeifahrenden Zug.“ Nicht immer war die Situation jedoch so ernst. Einmal besuchte Les zum Beispiel einen für mehrere Bagger verantwortlichen Arbeiter eines Zinnbergwerks, und als er sein Schlafzimmer betrat, schaltete er das Licht ein — so dachte er jedenfalls. In Wirklichkeit hatte er mit dem Schalter eine laut heulende Alarmsirene ausgelöst und die Notfallscheinwerfer eingeschaltet, die das gesamte Lager in gleißendes Licht tauchten! Es war ihm äußerst peinlich, als daraufhin alle Lagerbewohner unverzüglich zu den Waffen griffen in der Annahme, ein Guerillaangriff stehe bevor.

Les heiratete 1958 Margaret Painton, eine australische Missionarin, die in Japan diente. Darauf wurden sie nach Kuala Lumpur gesandt, wo sie Norman und Gladys Bellotti ersetzten, deren neue Zuteilung die Stadt Ipoh war. Die Bellottis waren an der Gründung einer Versammlung in Ipoh beteiligt und wurden später nach Singapur zurückberufen, weil Norman an die Stelle des vorherigen Zweigdieners treten sollte.

Dieser hatte einige Zeit zuvor eine Missionarin geheiratet. Er hatte weiter im Zweigbüro gedient, aber jetzt erwarteten die beiden Nachwuchs, weshalb er eine Arbeit annehmen mußte, um für seine Familie zu sorgen.

Die stetige, unermüdliche Arbeit jener drei Missionarehepaare sowie ihr gutes Beispiel trugen viel dazu bei, das Königreichswerk auf eine gute, solide Grundlage zu stellen und den Boden für die Mehrung vorzubereiten, die sich später einstellen sollte.

Eine neue Föderation und ein neuer Zweig

Gleichzeitig mit dieser Entwicklung auf theokratischem Gebiet gingen in ganz Malaya und Singapur weitreichende politische Veränderungen vor sich. Wie bereits erwähnt, wurde Malaya 1957 von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen, und sechs Jahre später entstand die Föderation Malaysia — einschließlich Singapurs. 1965 indes löste sich Singapur von Malaysia und wurde eine eigenständige Republik.

Im Jahr 1972 erachtete man es für notwendig und zweckdienlich, in Malaysia ein eigenes Zweigbüro der Gesellschaft einzurichten. Am besten eignete sich hierzu augenscheinlich Pinang, obgleich es nicht zentral lag; schließlich war hier jahrelang erfolgreich das Literaturdepot der Gesellschaft verwaltet worden. Als Aufseher für den neuen malaysischen Zweig setzte man Alfred Wicke ein. Zu jener Zeit berichteten in acht Versammlungen in ganz Malaysia etwa 200 Verkündiger.

Das waren nicht besonders viele, wenn man bedenkt, daß seit der Ankunft der ersten Missionare in Malaysia schon vier Jahrzehnte ins Land gegangen waren. Offensichtlich war man nur langsam vorangekommen. Unter anderem liegt das darin begründet, daß sich über die Hälfte der Bevölkerung Malaysias zum Islam bekennt, und wie wir uns erinnern, ist es Angehörigen anderer Religionen gesetzlich verboten, unter den Muslimen zu missionieren. Die übrige Bevölkerung — vor allem Chinesen und Inder — bekennt sich zum Buddhismus, Taoismus oder Hinduismus, und die Menschen sind tief in unbiblischen Traditionen verwurzelt. Die „christliche“ Minderheit ist in viele Sekten gespalten, und die jeweiligen Priester, Pastoren oder sonstigen Geistlichen haben die meisten Leute fest im Griff.

Berücksichtigt man dazu noch die vielen Sprachen und Dialekte — vom Analphabetentum ganz zu schweigen —, versteht man besser, wieviel Zeit und Geduld erforderlich ist, wenn man diesen demütigen Menschen helfen will, sich das Leben in einer neuen Welt vorzustellen und die Fesseln des Aberglaubens und der Traditionen abzuschütteln. Die Chinesen verehren zum Beispiel ihre Eltern zu deren Lebzeiten und sehr häufig auch nach deren Tod. Nicht selten bekommt daher ein Verkündiger von einem Wohnungsinhaber zu hören, er würde ja gern ein Christ werden, müsse aber warten, bis seine Mutter gestorben sei. (Vergleiche Matthäus 8:21, 22.)

Gute Fortschritte im neuen Zweig

In den ersten vier Dienstjahren nach der Gründung des malaysischen Zweiges im Jahr 1972 verzeichnete man im Durchschnitt eine Zunahme von über 20 Prozent jährlich. Dann stagnierte das Wachstum, aber aus etwa 200 Verkündigern waren bis zum Jahr 1976 genau 433 fleißige Königreichsverkündiger geworden. 1980 erreichte man die Marke von 500 Verkündigern. Die Begeisterung war groß, als im Februar des Dienstjahres 1989 die 1 000-Verkündiger-Marke erreicht und noch vor Ende des Dienstjahres mit einer Höchstzahl von 1 102 Verkündigern überschritten wurde. 1991 symbolisierten 164 Personen ihre Hingabe durch die Taufe — so viele wie nie zuvor in einem Dienstjahr. Die Zahl der Verkündiger ist weiter gestiegen, und im August 1992 wurde eine neue Höchstzahl von 1 391 Verkündigern erreicht.

Die Ehre für das Wachstum gebührt in allererster Linie Jehova Gott, „der es wachsen läßt“; gleichwohl haben die Kreis- und Bezirksaufseher mit ihrer Ermunterung und ihrem Vorbild der Treue außerordentlich zu dem über die Jahre hinweg stetigen Wachstum beigetragen (1. Kor. 3:6, 7). In den Anfangsjahren des Zweiges dienten unter anderem Les Franks, Robert Cunard und Alfred Wicke sowohl als Kreis- wie auch als Bezirksaufseher. Zu denen, die im Lauf der Jahre außerdem im Kreisdienst tätig waren, gehören Norman Bellotti, Michael Freegard, Michael Chew, Chow Yee See, Khoo Soo Theong, Koh Chye Seng, N. Sreetharan und S. Thiyagaraja.

Treue Brüder und Schwestern haben darüber hinaus durch ihren eifrigen Einsatz zur Gründung von Versammlungen in Gebieten beigetragen, wo zuvor nur abgeschiedene Gruppen bestanden oder noch gar niemand gepredigt hatte. Liew Lai Keen traf 1971 in Kuala Terengganu ein und arbeitete dort als Lehrer. Obwohl er ganz allein war, begann er unverzüglich, von Haus zu Haus zu predigen, und schließlich konnte eine Versammlung gegründet werden. Ebenfalls 1971 wurde der Sonderpionier Michael Chew nach Kelang gesandt, wo er einer kleinen Gruppe von Brüdern dienen sollte. Als er heiratete, ernannte man auch seine Frau Karen zur Sonderpionierin. 1974 wurde aus der kleinen Gruppe eine Versammlung, und heute gibt es dort zwei Versammlungen. In Kuantan trat Koh Chye Seng 1975 seine erste Sonderpionierzuteilung an; nicht lange danach wuchs die abgeschiedene Gruppe zu einer Versammlung heran. 1985 sandte man Bruder und Schwester Chew in die abgelegene Stadt Sitiawan; jetzt gibt es dort eine blühende Gruppe.

Durchbruch mit ganzen Familien

Bis zu diesem Zeitpunkt bestanden die meisten Versammlungen aus jungen Leuten, die noch zur Schule gingen. Viele von ihnen, Schwestern wie Brüder, zogen gewöhnlich auf der Suche nach einer Arbeitsstelle weg, wenn sie ihre Abschlußprüfung abgelegt und die Sekundarstufe beendet hatten. Obwohl es den Versammlungen unter anderem infolgedessen an Stabilität mangelte, soll doch der Glaube und die Entschlossenheit dieser Jugendlichen keinesfalls geschmälert werden.

Nehmen wir zum Beispiel Tan Teng Koon, einen Teenager. Als seine Eltern dahinterkamen, daß er mit Jehovas Zeugen studierte, begannen sie sofort, ihn zu verfolgen. Zunächst schimpften sie ihn ständig aus. Dann schlugen sie ihn mit einem Stock. Alle seine Schriften zerrissen sie. Da er trotzdem weiter die Zusammenkünfte besuchte, schlossen seine Eltern sein Fahrrad weg, um ihn daran zu hindern. Doch er ging die 3 Kilometer zum Königreichssaal zu Fuß. Er mußte alle seine Schriften verstecken. Die Bibel war indes zu dick; deshalb zerlegte er sie in mehrere „Broschüren“. Dann baute er in seine Schultasche ein Geheimfach ein, so daß er einige Broschüren bei sich tragen konnte, während er die übrigen zu Hause unter dem Dach versteckte. Er war davon überzeugt, sich ein perfektes Versteck ausgedacht zu haben — bis zu dem Tag, an dem es zu regnen anfing und alles durchnäßt wurde! Einmal kam seine Mutter in den Königreichssaal, während er dort sein Bibelstudium hatte, und zerrte ihn nach Hause. Daraufhin richtete er es so ein, daß das Studium zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Orten stattfand. Heute dient Bruder Teng Koon, der mittlerweile verheiratet ist und zwei Kinder hat, als Dienstamtgehilfe.

Anfang der 70er Jahre bahnte sich allerdings eine Veränderung an — ganze Familien kamen nun in die Wahrheit statt wie bisher lediglich Einzelpersonen. Unter den ersten war eine Familie aus Pinang: Tan Eng Hoe und seine Frau Geok Har mit ihren drei Kindern. Beide gehörten vorher den Methodisten an, und Schwester Tan war sogar jahrelang Organistin in ihrer Kirche gewesen. Sie mußten einen harten Kampf führen und viel Widerstand seitens all ihrer Verwandten erdulden, als sie für die Wahrheit Stellung bezogen, aber sie blieben standhaft. Das ermutigte wiederum andere Familien, ebenfalls die Wahrheit anzunehmen, so etwa Philip und Lily Kwa mit ihren beiden Kindern. Heute dienen sowohl Bruder Kwa als auch Bruder Tan als Älteste.

Das Zweigbüro zieht um und wird vergrößert

Die Gesellschaft besitzt kein eigenes Grundstück in Malaysia, sondern hat im Lauf der Jahre jeweils geeignete Objekte gemietet, die als Bethelheim dienen. Kurz bevor der Zweig 1972 gegründet wurde, hatte die Versammlung Pinang einen eigenen Königreichssaal erworben. Als Saal diente die untere Etage einer zweigeschossigen Doppelhaushälfte am Ende einer Doppelhausreihe. Außer dem geräumigen Saal befand sich im hinteren Bereich des Erdgeschosses ein kleiner Raum, der sich als Literaturlager eignete, während die Wohnräume im ersten Stock untergebracht waren. Die Gesellschaft hatte diese Räume von der Versammlung Pinang gemietet und nutzte sie als Missionarheim und Literaturdepot. Bei Gründung des Zweiges wurde daher aus dem Missionarheim mit Literaturdepot ein Bethelheim und Zweigbüro. Das war eine hervorragende Lösung und funktionierte mehrere Jahre lang ausgezeichnet. Später wurde es aus einer ganzen Reihe von Gründen notwendig, das Zweigbüro aus dem Königreichssaal der Versammlung Pinang auszugliedern. Tatsächlich wurden während der nächsten Jahre zwei Umzüge erforderlich, aber die neue Örtlichkeit war jedesmal nicht weit von der alten entfernt, und so befand sich das Bethel nach wie vor auf der schönen Insel Pinang.

Anfang der 80er Jahre hielt man es dann für besser, das Zweigbüro an einen zentraleren Ort zu verlegen, da das Königreichswerk von dort aus wirkungsvoller beaufsichtigt werden könnte. Deshalb begann man, nach einem geeigneten Grundstück in der Gegend von Kuala Lumpur, der Landeshauptstadt, zu suchen.

Geeignete Mietobjekte waren nicht einfach zu finden. 1982 stieß man in Kelang, etwa 30 Kilometer außerhalb von Kuala Lumpur, auf zwei nahezu fertiggestellte Doppelhäuser. Zum damaligen Zeitpunkt war jeweils nur eine Hälfte der beiden Häuser zu vermieten, wovon eine sich jedoch ideal als Bethelheim und Zweigbüro, die andere als Versandbüro und Lager eignete. Wie so oft bei neuen Gebäuden, gingen die Bauarbeiten mit einiger Verzögerung vonstatten; schließlich war der Umzug von Pinang nach Kelang am 1. Juli 1983 abgeschlossen. Im Februar 1986 stand die zweite Hälfte des einen Doppelhauses zur Vermietung. Dadurch hatte der Zweig jetzt ein ganzes Doppelhaus und die angrenzende Hälfte des zweiten Doppelhauses zur Verfügung. Anfang 1989 konnte dann auch die letzte Doppelhaushälfte gemietet werden. Jetzt verfügt das Zweigbüro also über zwei schöne zweigeschossige Doppelhäuser unmittelbar nebeneinander, so daß zusätzlicher Platz für Büros, die Versandabteilung, das Lager sowie zur Unterbringung weiterer Bethelmitarbeiter vorhanden ist.

Anstieg der Verkündiger geht Hand in Hand mit Anstieg der Pioniere

Seit der Zweig 1972 gegründet wurde, besteht eine Wechselbeziehung zwischen der Anzahl derer, die den Vollzeitdienst aufnehmen, und der Zunahme an Königreichsverkündigern. In jenem Jahr berichteten durchschnittlich 214 Verkündiger; davon standen 32 im allgemeinen oder im Sonderpionierdienst. Die Zahl der Pioniere nahm stetig zu, bis man im Dienstjahr 1975 eine Höchstzahl von 64 Pionieren bei durchschnittlich 373 Verkündigern erreichte.

Während der nächsten sieben Jahre, bis zum Jahr 1982, fiel dann die Zahl der Pioniere auf 50. Seither nehmen aber jedes Jahr wieder mehr Verkündiger den Vollzeitdienst auf, und gegenwärtig freuen wir uns über 123 Pioniere. Auf außerordentlich gute Resonanz stieß im gleichen Zeitraum auch der Hilfspionierdienst. Eine Höchstzahl wurde im Mai 1988 mit 239 Hilfspionieren erreicht.

Folgende Erfahrung dient als typisches Beispiel dafür, wie immer mehr Brüder von Herzen den Wunsch verspüren, sich am Pionierdienst zu beteiligen.

„Jedesmal wenn ich in den Veröffentlichungen der Gesellschaft Erfahrungen von Pionieren las, merkte ich, wie in mir der Wunsch aufstieg, selbst ein Vollzeitdiener für Jehova zu werden. Ich suchte sogar in älteren Ausgaben der Zeitschriften nach Artikeln über den Pionierdienst. Schon zwei Jahre lang war mein Mann, der einer Teilzeitbeschäftigung nachging, Dauerhilfspionier. Ich arbeitete ganztags und sicherte mit meinem zusätzlichen Einkommen unseren Lebensunterhalt. Mir wurde aber klar, ich würde den Vollzeitdienst nur dann aufnehmen können, wenn auch ich eine Teilzeitarbeitsstelle fände. Mein Mann und ich suchten vergeblich; in unserer Gegend gab es nur ganz wenige Teilzeitstellen.

Nach gebetsvoller Überlegung schlug ich meinem Arbeitgeber vor, halbtags zu arbeiten, denn ich hatte sowieso die meiste Zeit im Büro kaum etwas zu tun. Wie enttäuscht war ich, als er kategorisch ablehnte! Ein Jahr verging. Eines Tages sagte mir mein Mann, er glaube, jetzt sei die Zeit für uns beide gekommen, den Vollzeitdienst aufzunehmen, denn er habe eine neue Teilzeitbeschäftigung gefunden, bei der er möglicherweise genug verdiene, um uns beide zu versorgen, weshalb ich eventuell nicht einmal mehr halbtags arbeiten müßte. Ausschlaggebend dafür, ob wir im Pionierdienst Erfolg haben würden, so führte er mir vor Augen, sei vor allem unser Glaube, daß Jehova sich um uns kümmern und für uns sorgen werde (Mat. 6:33). Deshalb schlug er mir vor, ich solle meine Ganztagsarbeit kündigen. In jenem Monat konnten wir mehrere neue Heimbibelstudien einrichten. Das veranlaßte mich, erneut an meinen Arbeitgeber heranzutreten. Mein Mann und ich setzten uns das Ziel, am ersten Tag des folgenden Monats mit dem allgemeinen Pionierdienst zu beginnen. Zehn Tage vor Monatsende trug ich meinem Arbeitgeber meine Bitte vor, doch wieder lehnte er ab. Also erklärte ich ihm, unter diesen Umständen bliebe mir keine andere Wahl, als zu kündigen, denn vom nächsten Ersten an würde ich gemeinsam mit meinem Mann in den Vollzeitdienst für Gott treten.

Sofort änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er bat mich, mit der Kündigung zu warten; er wolle sich meinen Vorschlag durch den Kopf gehen lassen. Am gleichen Nachmittag rief er mich in sein Büro und schlug vor, ich könne an fünf Tagen in der Woche nachmittags arbeiten; gleichzeitig werde er einen Büroangestellten einstellen, der sich um meine tägliche Routinearbeit kümmern solle. Ich war sprachlos! Genau das hatte ich ihm vorschlagen wollen! Er sagte sogar noch, diese Vereinbarung werde so lange gelten, wie ich es wünschte. Mein Mann war genauso sprachlos, als ich ihm abends davon erzählte. Ganz gewiß hatte Jehova unsere Gebete erhört und uns den Weg in den allgemeinen Pionierdienst geebnet.“

Erste Bezirkskongresse unter Schwierigkeiten

Der erste Bezirkskongreß im neugegründeten malaysischen Zweig sollte im Dezember 1972 in Petaling Jaya stattfinden. Man machte sich indes gewisse Sorgen, weil für alle öffentlichen Veranstaltungen eine Genehmigung erforderlich ist, es sei denn, sie finden in einer anerkannt religiösen Örtlichkeit statt. Eine solche Genehmigung war für den geplanten Kongreß in Aussicht gestellt worden, denn es handelte sich ja um eine religiöse Veranstaltung. Einen Tag bevor der Kongreß beginnen sollte, verweigerte man jedoch die erforderliche Genehmigung.

Das Zweigbüro hatte allerdings einen Alternativplan parat — die Verwendung von zwei Privatwohnungen und den beiden Königreichssälen in Petaling Jaya und Kuala Lumpur. Man teilte die Besucher in neun Gruppen auf: für die chinesischsprachige Gruppe wurde das Programm vormittags abgehalten, für vier der acht englischsprachigen Gruppen nachmittags und für die übrigen vier abends.

Im darauffolgenden Jahr war es genauso schwierig, die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten. Dennoch konnte im Oktober 1973 der Kongreß „Göttlicher Sieg“ in Ipoh stattfinden; die Anwesendenhöchstzahl betrug 320. Von da an wurden die Bezirkskongresse fast ein Jahrzehnt lang jeweils in Ipoh abgehalten, denn es war schwierig, in anderen Städten geeignete Örtlichkeiten für einen Kongreß zu bekommen. Schließlich standen aber auch andere Örtlichkeiten zur Verfügung, so daß im August 1983, kurz nach dem Umzug des Zweigbüros von Pinang nach Kelang, zwei Bezirkskongresse „Königreichseinheit“ stattfinden konnten, der eine davon auf chinesisch in Petaling Jaya, der andere auf englisch in Kelang. Beim öffentlichen Vortrag am Sonntag nachmittag waren auf beiden Kongressen insgesamt 966 Personen anwesend.

Ein Meilenstein: der Kauf von Königreichssälen

Gemietete Königreichssäle haben bis heute ihren Zweck gut erfüllt, und das ist auch weiterhin der Fall. Erwirbt aber eine Versammlung ihren eigenen Königreichssaal, wird den Interessierten ein Eindruck von mehr Beständigkeit vermittelt, und die Brüder und Schwestern haben größere Wertschätzung.

Etwa ein Jahr vor Gründung des malaysischen Zweiges 1972 konnte die Versammlung Pinang, wie bereits erwähnt, einen Königreichssaal erwerben. Im Lauf der Jahre mußte der Saal zweimal erweitert und ausgebaut werden, um dem Wachstum der Versammlung gerecht zu werden. Vier Jahre davor erwarb die Versammlung Kuala Lumpur im ersten Stock eines siebenstöckigen Gebäudes einige Büroräume, die man dann als Königreichssaal nutzte. Jenes große, vornehme Gebäude mit dem eindrucksvollen Namen Selangor Mansion steht am Ufer des Gombak, und vom Königreichssaal aus überblickt man den Fluß. 80 Personen finden bequem in dem Saal Platz, und bei besonderen Anlässen lassen sich noch viel mehr Personen darin unterbringen, besonders wenn die Sitze im typisch malaiischen oder indischen Stil eng zusammengerückt werden. Die Brüder waren überglücklich, ihren eigenen Saal zu haben, noch dazu in so einem exklusiven Gebäude. Sie bezogen den Saal im September 1967.

Eigentlich kannten die Brüder das Selangor Mansion schon sehr gut, denn bereits zwei Jahre lang hatte eine Wohnung im sechsten Stock als Missionarheim für vier Schwestern gedient: für die von der Gileadschule gekommenen Missionarinnen Lee Siew Chan und Grace Sinnapillai (heute Grace John) sowie mehrere Sonderpionierinnen. Als die Versammlung wuchs, diente diese Wohnung im sechsten Stock auch als zweiter Schulraum für die Theokratische Predigtdienstschule, was sich als sehr praktisch erwies — auch wenn die Redner manchmal ganz schön außer Atem waren, weil der Fahrstuhl gerade nicht funktionierte!

Irgendwann wurde der Königreichssaal dann allerdings viel zu klein. Vorübergehend konnte Abhilfe geschaffen werden, indem man ein benachbartes Apartment dazukaufte und eine Wand einriß, was den Saal vergrößerte, aber Mitte der 80er Jahre benötigten die Brüder dringend einen größeren Saal. Man durchkämmte die Stadt und die Vororte gründlich und fand schließlich auf einem Eckgrundstück ein 1985 erbautes dreistöckiges Bürogebäude. Die Immobilienpreise waren drastisch gefallen, weshalb das Gebäude für etwa 60 Prozent seines ursprünglichen Marktwerts zum Verkauf angeboten wurde. Die großzügigen Spenden und Darlehen der Brüder sowie ein Darlehen von der Gesellschaft ermöglichten den Kauf, und am 9. September 1989 fand die Bestimmungsübergabe des neuen, 220 Anwesenden Platz bietenden Königreichssaals statt.

Außerdem erwarben Versammlungen drei weitere Königreichssäle. Zwei davon — einer in Ipoh und der andere in Bukit Mertajam — wurden ebenfalls 1989 der Bestimmung übergeben; die Bestimmungsübergabe des Königreichssaals in Kelang fand am 17. Januar 1991 anläßlich des Besuchs von Lyman Swingle statt, der zur leitenden Körperschaft gehört. Der ursprüngliche Saal im Selangor Mansion von Kuala Lumpur wird nach wie vor genutzt, und zwar von der kleineren chinesischen Versammlung. In Sabah und Sarawak in Ost-Malaysia wurden ebenfalls Königreichssäle gebaut; einer in Keningau, der andere in Kuching. In ganz Malaysia gibt es gegenwärtig zehn versammlungseigene Königreichssäle.

Besondere Besuche dienen der Erbauung

Den jährlichen Besuch des Zonenaufsehers haben die Brüder — insbesondere die Verantwortlichen im Bethel — immer sehr geschätzt. Auch über Besuche erfahrener Brüder aus benachbarten Zweigen haben sie sich sehr gefreut. Manche Zonenbesuche führten Brüder der leitenden Körperschaft durch, was sich als besonderer Segen erwies.

Im Januar 1975, nur ein paar Jahre nach Gründung des Zweiges, besuchten Nathan H. Knorr und seine Frau Audrey zusammen mit Frederick W. Franz und fünf anderen Brüdern aus den Vereinigten Staaten Pinang. Zwar hatte Bruder Knorr in der Vergangenheit bereits Singapur und Kuala Lumpur besucht, doch jetzt kamen er und Bruder Franz zum erstenmal nach Pinang. Die vier Mitglieder der kleinen Bethelfamilie waren über den Besuch begeistert, und alle Missionare im Land wurden zu einer besonderen Zusammenkunft und einem Missionaressen nach Pinang eingeladen. Als die beiden reisenden Brüder am letzten Abend des Besuchs ihren Vortrag hielten, füllten 226 Anwesende den Königreichssaal in Pinang bis auf den letzten Platz. Die Zuhörer waren aus vielen Teilen Malaysias, einige sogar aus Indonesien gekommen.

In späteren Jahren kamen Lloyd Barry, Albert Schroeder, Lyman Swingle und John Booth, die alle zur leitenden Körperschaft gehören; jeder von ihnen erfrischte und ermunterte die Bethelfamilie, die Tausende von Kilometern von der Weltzentrale in Brooklyn entfernt ist, auf seine Weise.

Die unvergeßlichen Leistungen der frühen Missionare

Wie in vielen Ländern und Zweigen, wo der Fortschritt hauptsächlich in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte, ist der Eifer, der Glauben und das Vorbild an Lauterkeit und Beharrlichkeit der frühen in Gilead geschulten Missionare unvergeßlich. Das Wachstum hat Gott vor allem auf der Grundlage ihrer fleißigen Arbeit bewirkt, die manchmal eine undankbare Aufgabe zu sein schien. So war es auch in Malaysia. Betrachten wir die folgenden Beispiele.

Les und Margaret Franks: Bruder Franks diente zunächst als Kreisaufseher in Singapur und Malaysia. Nach seiner Heirat diente er gemeinsam mit seiner Frau Margaret fünf Jahre lang in Kuala Lumpur; heute gibt es dort drei blühende Versammlungen. 1962 wurden sie nach Taiping versetzt, sechs Jahre später nach Petaling Jaya, der Trabantenstadt Kuala Lumpurs, wo sie der kleinen Gruppe halfen, eine Versammlung aufzubauen. 1974 war dieses Ziel erreicht, und heute wird die gute Botschaft in dieser wohlhabenden Stadt von zwei schnell wachsenden Versammlungen gepredigt. Bruder und Schwester Franks kehrten 1983 nach Neuseeland zurück, wo sie nach wie vor treu im Vollzeitdienst stehen. (Siehe den Lebensbericht von Les Franks im Wachtturm vom 1. März 1959.)

Alfred und Thelma Wicke: Bruder Wicke diente zunächst in Singapur, anschließend vor dem Zweiten Weltkrieg zwei Jahre lang in Pinang. Thelma und er dienten nach ihrer Heirat in Pinang und Malaya. Während des Krieges mußten sie nach Australien zurückkehren, blieben aber im Vollzeitdienst. Nach Besuch der Gileadschule wurden sie 1949 erneut nach Singapur und später nach Pinang gesandt. Bruder Wicke diente von Gründung des Zweiges 1972 an erst als Zweigdiener und später als Koordinator des Zweigkomitees, bis die beiden ins australische Bethel versetzt werden mußten, wo Schwester Wicke, die an der Alzheimer-Krankheit leidet, in der Krankenstation des Bethels besser versorgt werden kann. (Siehe den interessanten Lebensbericht Alfred Wickes im Wachtturm vom 15. Oktober 1961.)

Norman und Gladys Bellotti: Bruder und Schwester Bellotti dienten in Singapur, Kuala Lumpur und Ipoh, worauf sie wieder nach Singapur zurückkehrten, wo sie sich um Aufgaben im Zweigbüro kümmerten. Später dienten sie sieben Jahre lang als Missionare in Indonesien; anschließend gingen sie nach Papua-Neuguinea. Anfang 1986 erkrankte Bruder Bellotti schwer, und im April 1987 starb er schließlich. Schwester Bellotti kämpft tapfer weiter und dient treu als Pionierin in Brisbane (Australien).

Michael Freegard und Peter Price: Zwei junge britische Brüder trafen im Anschluß an ihre Ausbildung in der Gileadschule 1957 in Kuching (Sarawak) ein. Zwei Jahre lang leisteten sie hervorragende Arbeit, dann wurden sie nach Melaka versetzt. Beide heirateten irgendwann eifrige chinesische Schwestern und fuhren mit dem Missionardienst fort, bis sich Nachwuchs einstellte. Bruder Freegard lebt heute mit seiner Familie in England und dient in einer Versammlung in London als Ältester. Bruder und Schwester Price nahmen, als ihre Söhne erwachsen geworden waren, in Australien den Betheldienst auf, wo Bruder Price die Abteilung Krankenhausinformation leitet.

Ungewöhnliche Anstrengungen, um in die Wahrheit zu kommen

Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Erfahrungen gleichen, die die meisten Brüder und Schwestern in Malaysia machten, als sie für die Wahrheit Stellung bezogen. Entweder waren sie noch sehr jung — gingen in der Regel noch zur Schule —, als sie erstmals mit der Wahrheit in Berührung kamen, und mußten schwere und gewalttätige Gegnerschaft seitens ihrer Angehörigen erdulden, oder sie begannen gegen den Widerstand ihres Ehepartners oder anderer Angehöriger, mit Jehovas Zeugen zu studieren. Wie Christus auszuharren, hat in den meisten Fällen insofern gute Ergebnisse gezeitigt, als der Widerstand allmählich nachgelassen und schließlich sogar ganz aufgehört hat. Einige Eltern und Ehepartner, die zunächst erbitterten Widerstand leisteten, sind heute selbst getaufte Zeugen Jehovas.

Nicht wenige haben große Anstrengungen unternommen, die Wahrheit kennenzulernen. Ein Sonderpionier traf beispielsweise eine junge Frau an, die jeden Tag viele Stunden — von Tagesanbruch bis etwa Mitternacht — als Hausgehilfin arbeitete. Sie entwickelte jedoch ein solch tiefes Verlangen nach der Wahrheit, daß sie bald darum bat, man möge doch dreimal wöchentlich mit ihr studieren. Nachdem sie in geistiger Hinsicht Fortschritte gemacht hatte, nahm sie all ihren Mut zusammen und bat ihren Arbeitgeber, ihr für den Besuch der Zusammenkünfte freizugeben. Das wurde ihr unter der Bedingung erlaubt, daß die Hausarbeit nicht darunter leiden dürfe. Wenn sie also an den Abenden, an denen die Zusammenkünfte stattfanden, freihaben wollte, mußte sie besonders hart arbeiten, sogar das Mittagessen auslassen, und dann mußte sie noch einen Kilometer weit rennen, damit sie rechtzeitig zur Zusammenkunft im Königreichssaal war. Jeden Morgen stand sie um halb sechs auf und studierte eine Stunde lang, bevor sie mit ihrer Arbeit begann. Seit kurzer Zeit beteiligt sie sich nun regelmäßig am Predigtdienst.

So mancher hat die Wahrheit auf ungewöhnliche Weise kennengelernt. Eine Erfahrung handelt von einer Angehörigen der Pfingstgemeinde, die auf einer Müllkippe eine alte Bibel fand. Darin wurde überall in den Hebräischen Schriften der Name Jehova gebraucht. Als daher eine Schwester die Frau besuchte und in dem Gespräch den Namen Jehova erwähnte, nahm die Frau bereitwillig das angebotene Heimbibelstudium an. Mitglieder ihrer Kirche wollten sie unbedingt davon abbringen, mit den Zeugen zu studieren, aber sie mochte der Schwester nicht absagen. Statt dessen entschloß sie sich, im Gebet den Herrn zu bitten, er möge veranlassen, daß das Studium eingestellt werde. Die Angehörigen ihrer Kirche brachten ähnliche Gebete dar. Aber alle Gebete nutzten nichts — unsere Schwester besuchte sie nach wie vor.

Allmählich begann sich die Interessierte zu fragen, ob wohl die Gebete der Zeugen Jehovas wirksamer seien als ihre eigenen und deren Gott, Jehova, mächtiger als ihr Gott. Daher setzte sie das Studium fort, und sie freute sich sehr über die logischen Antworten, die sie auf ihre vielen Fragen erhielt. Gleichzeitig ging sie jedoch weiter in ihre Kirche, wo sie häufig in Zungen redete. Wie sie allerdings einräumte, war sie jedesmal bedrückt, wenn sie in der Kirche in einer Zunge redete, weil sie danach sofort tiefe Müdigkeit und Erschöpfung überkam. Anschließend stellten sich jeweils rasende Kopfschmerzen ein, sie torkelte wie eine Betrunkene und mußte sich übergeben. Selbst wenn sie zu Hause betete, kamen Worte über ihre Lippen, die sie nicht verstehen konnte. Dann setzten angeblich von Jesus stammende nächtliche Visionen ein, und sie begann sich sehr zu fürchten.

Anhand des Buchs Unterredungen anhand der Schriften lernte sie, daß die Visionen nicht von Jesus stammten, sondern zweifellos von bösen Geistern, worauf sie beschloß, laut den Namen Jehovas anzurufen, wenn sie wieder belästigt würde. Bei der nächsten Zusammenkunft der Pfingstler, als alle anderen riefen: „Preist den Herrn!“, rief sie daher aus: „Preist Jehova!“ Sie war verblüfft — alle anderen begannen, in Zungen zu reden, sie hingegen nicht. „Was mache ich überhaupt hier?“ fragte sie sich daraufhin. „Offensichtlich ist dies nicht die wahre Religion.“ Das war das letzte Mal, daß die Frau die Zusammenkünfte der Pfingstgemeinde besuchte; heute ist sie eine getaufte Verkündigerin der guten Botschaft.

Eine andere Erfahrung handelt von einer Katholikin, mit der Jehovas Zeugen die Bibel studierten und die gute Fortschritte machte. Besonders beeindruckt war sie, als sie vom heidnischen Ursprung der Dreieinigkeitslehre erfuhr. Der Dorfpriester suchte sie auf und verlangte von ihr, sie solle das Studium mit den Zeugen einstellen und statt dessen die Bibelstunden in der katholischen Kirche besuchen. Sie erwiderte, sie habe Dinge aus der Bibel gelernt, von denen sie in der Kirche noch nie etwas gehört habe, und sagte zu ihm: „Nun gut, wenn ich aufhöre, mit Jehovas Zeugen zu studieren, werden Sie dann einmal in der Woche zu mir kommen und mich aus der Bibel belehren?“ Ziemlich ärgerlich antwortete er: „Ja glauben Sie denn, Sie seien so wichtig, daß ich, der Priester, mich jede Woche auf den Weg machen sollte, um Sie aus der Bibel zu belehren?“ Das Gespräch wurde im Anschluß daran recht lebhaft, denn die Frau begann biblische Fragen zu stellen, die der Priester nicht beantworten konnte. Zu guter Letzt versuchte er, mit einem wenig überzeugenden Argument zu beweisen, daß heutzutage eigentlich niemand nach dem Wort Gottes leben könne, indem er sagte: „Wenn Sie nach der Bibel leben wollen, dürfen Sie keinen Reis essen [wie es die meisten Malaysier tun]. Was hat Jesus denn gegessen — Reis oder Brot?“ Sein „verlorenes Schäfchen“ war davon überhaupt nicht beeindruckt, sondern entgegnete nur: „Das ist das lächerlichste Argument, das ich je gehört habe!“ Darauf sprang der Priester von seinem Stuhl auf und stürmte wütend aus dem Haus. Diese aufrichtige frühere Katholikin macht weiter gute Fortschritte in ihrem Bibelstudium und hat mittlerweile alle Verbindungen zur Kirche abgebrochen.

Mit dem Zweig wächst auch die Bethelfamilie

Als aus dem Literaturdepot in Pinang, das unter der Aufsicht des Zweigbüros in Singapur stand, 1972 ein eigenes Zweigbüro für Malaysia wurde, gab es nur 200 Verkündiger im Land. Daher konnten Alfred und Thelma Wicke neben der Arbeit im Büro einen Teil ihrer Zeit als Missionare im Predigtdienst verbringen. Doch in dem Maß, wie die Zahl der Verkündiger wuchs, nahmen auch die Verwaltungsarbeit und andere Aufgaben im Zweigbüro zu. Die Bethelfamilie ist seit 1972 gewachsen und besteht gegenwärtig aus zehn Mitgliedern.

Im Jahr 1976 wurden überall Zweigkomitees eingeführt, und das von der leitenden Körperschaft ernannte Komitee für Malaysia bestand aus Les Franks, Robert Cunard und Alfred Wicke, wobei Bruder Wicke als Koordinator diente. Später wurde das Komitee auf vier Mitglieder erweitert, und gegenwärtig dienen Robert Cunard, Foo Chee Kang, Koh Chye Seng und Ng Hock Siew in dieser Funktion. Bruder Koh und seine Frau hatten 1982 die 73. Klasse der Gileadschule besucht und waren in den Kreisdienst nach Malaysia zurückgesandt worden. Als Bruder Wicke erkannte, daß er wegen des sich verschlechternden Gesundheitszustands seiner Frau den Dienst in Malaysia in absehbarer Zeit werde beenden müssen, lud man Bruder und Schwester Koh ein, im Bethel zu dienen. Nach einiger Zeit wurde Bruder Koh Mitglied des Zweigkomitees. Im Oktober 1989 verließen Bruder und Schwester Wicke schließlich Malaysia und kehrten nach Australien zurück, worauf Bruder Koh zum Koordinator des Zweigkomitees ernannt wurde.

Die Wahrheit erreicht Sabah und Sarawak

Kein Bericht über das Werk in Malaysia wäre vollständig, bliebe das geduldige Ausharren vieler Brüder und Schwestern mit außergewöhnlichem Glauben in Ost-Malaysia unerwähnt sowie ihre fleißigen Anstrengungen während der letzten 35 Jahre, dort die gute Botschaft zu predigen. Wie auf der Karte zu sehen, ist Ost-Malaysia durch das Südchinesische Meer von der Malaiischen Halbinsel getrennt und besteht aus den Gliedstaaten Sabah und Sarawak, die den nördlichen und nordwestlichen Küstenbereich der großen Insel Borneo einnehmen.

Beide Staaten haben Touristen Einzigartiges zu bieten. Sabah ist berühmt für den über 4 000 Meter hohen Mount Kinabalu. Sarawak, einst als Land der Kopfjäger bekannt, ist heute berühmt für seine faszinierenden Langhäuser. Dabei handelt es sich um lange, auf kräftigen Pfählen errichtete und mit Palmwedeln gedeckte Bauten aus Hartholz, die gewöhnlich an einem Flußufer am Rand des Dschungels stehen. In jedem Langhaus befinden sich Seite an Seite entlang eines gemeinsamen Flurs 40 oder mehr Wohnungen. So können viele Familien in dem einen langen Gebäude wohnen.

Schon Anfang der 50er Jahre gab es in Sabah in zwei Familien Zeugen Jehovas. Sie wohnten in der Hauptstadt Jesselton, dem heutigen Kota Kinabalu. 1956 kamen dann aufgrund eines Arbeitsvertrags drei eifrige Brüder von den Philippinen nach Sabah und ließen sich in der Hafenstadt Tawau nieder. Kurz darauf trafen auch ihre Frauen ein. Im Lauf der folgenden Jahre kamen noch mehr Brüder mit ihren Familien von den Philippinen wegen ihrer weltlichen Arbeit. Sie fingen an, Zeugnis zu geben, und es dauerte nicht lange, bis eine Versammlung gegründet wurde. 1963 gab es als Folge davon in Tawau 28 Verkündiger.

Als Königreichssaal benutzte die Versammlung über 20 Jahre lang die Wohnung eines der ersten Brüder, die von den Philippinen gekommen waren. 1983 machte man eine andere Zusammenkunftsstätte im ersten Stock eines Geschäftshauses ausfindig. Dieser neue Saal war zwar viel besser erreichbar — besonders während der Monsunzeit —, aber infolge einer mangelhaften Belüftung wurde es darin extrem heiß. Unter dem Saal befand sich außerdem eine Auto- und Reifenwerkstatt, so daß es in dem Gebäude sehr laut und staubig war. Glücklicherweise konnte man im Januar 1985 ein zweigeschossiges, großes Haus mieten. Die Versammlung Tawau ist über die Jahre hinweg sowohl in geistiger Hinsicht als auch zahlenmäßig gewachsen und besteht gegenwärtig aus 62 Verkündigern.

Bruder und Schwester Lua, die als Sonderpioniere in Melaka gedient hatten, wurden 1984 in die Versammlung Tawau versetzt. Durch ihre Anwesenheit und die Tatsache, daß sie führend im Predigtdienst vorangingen, hat die Versammlung ungeheuren Auftrieb erhalten. Verschiedentlich hat Bruder Lua auch als stellvertretender Kreisaufseher in Sabah gedient.

Überdies ist die Versammlung Tawau durch zwei ergebene Pionierinnen sehr ermuntert worden. Die eine der beiden, Schwester Gan Yam Hwa, kam 1985 von der Malaiischen Halbinsel, wo sie schon Pionier gewesen war. Die andere, Schwester Victoria Ico, war 1947 auf den Philippinen getauft worden. 1988 zog sie von Tawau nach Keningau, einer Stadt auf dem Land, wo die Brüder einen eigenen Königreichssaal gebaut haben. Zum ersten Mal benutzt wurde der neue Saal zur Gedächtnismahlfeier 1989, und die Bestimmungsübergabe fand am 1. Juni desselben Jahres statt.

Die zweite in Sabah gegründete Versammlung ist in Kota Kinabalu; dort nahm das Predigtwerk in den 50er Jahren einen kleinen Anfang. Heute sind mit dieser Versammlung 71 Verkündiger und 6 Pioniere verbunden. Somit steht das Werk im Gliedstaat Sabah mit diesen beiden Versammlungen und den fünf abgelegenen Gruppen in den Städten Keningau, Lahad Datu, Sandakan und Kota Belud sowie auf der Insel Labuan auf einer festen Basis. Einschließlich der Pioniere wurde mittlerweile eine Höchstzahl von 180 Verkündigern erreicht.

Der Nachbarstaat Sarawak gleicht Sabah in vieler Hinsicht. Auch dort gibt es fünf abgelegene Gruppen. Hingegen gibt es drei Versammlungen, von denen eine ebenfalls ihren eigenen Königreichssaal gebaut hat.

Sabah wie auch Sarawak waren erstmals Mitte der 50er Jahre Besuchsziele von Kreisaufsehern aus Singapur. Später wurden zwei junge britische Missionare von der 28. Klasse der Gileadschule, Michael Freegard und Peter Price, nach Kuching gesandt, der Hauptstadt Sarawaks. Sie trafen im Oktober 1957 ein und gründeten ein Missionarheim. Ihr Visum war ein Jahr lang gültig und wurde anstandslos um ein weiteres Jahr verlängert. Der Antrag für die nächste Verlängerung wurde indes ohne Begründung abgelehnt, weshalb sie Sarawak im November 1959 schweren Herzens verlassen mußten. Ihre Missionartätigkeit setzten sie in der neuen Zuteilung in Melaka fort.

Sie konnten dessenungeachtet nach zwei Jahren in Kuching den Kern einer Versammlung zurücklassen, denn bis zu 25 Personen waren bei den im Missionarheim abgehaltenen regelmäßigen Zusammenkünften anwesend, und einige derer, mit denen sie studierten, beteiligten sich auch regelmäßig am Predigtdienst. Während ihres Aufenthalts in Sarawak wurde das Traktat Die einzige Hoffnung auf Frieden ins Iban übersetzt und anschließend von der Gesellschaft gedruckt. Überall entlang des Rajang und in entlegenen Gebieten des Hinterlandes, wo nur Iban gesprochen und verstanden wird, verbreitete man dieses Traktat.

Angefertigt hatte die Übersetzung Eliab Bayang, Vater einer großen Familie vom Stamm der Iban oder See-Dayak, der die Wahrheit von einem der Missionare kennengelernt hatte. Als Eliab Bayang starb, hinterließ er der Versammlung Kuching in seinem Testament ein schönes Grundstück, auf dem heute ein hübscher Königreichssaal steht.

So gedeiht das Königreichswerk auch in Sarawak fortwährend. Versammlungen gibt es in Kuching, Miri und Sibu, fünf abgelegene Gruppen in Bintulu, Sri Aman, Sarikei, Kapit und Nanga Medamit. Im ganzen Gliedstaat verrichten gegenwärtig 167 Verkündiger und 16 Pioniere treu ihren Dienst.

Fortwährend wertvolle Menschen herbeibringen

Im multikulturellen Malaysia sind bereits viele wertvolle Menschen herbeigebracht worden. Der Prophet Haggai schrieb unter Inspiration: „Die begehrenswerten Dinge aller Nationen sollen hereinkommen“ (Hag. 2:7). Das Verhältnis von Verkündigern zur Bevölkerungszahl ist natürlich mit 1 zu 13 500 noch ziemlich hoch, aber das Ende ist noch nicht gekommen, und wir sind gespannt, was Jehova vor dem plötzlichen Ausbruch der großen Drangsal noch bewirken wird.

Bis dahin werden die 1 391 eifrigen Zeugen, die mit 36 Versammlungen und Gruppen in diesem faszinierenden Gebiet verbunden sind, die gute Botschaft weiterhin verbreiten, so daß mit der Hilfe Jehovas noch viele wertvolle Menschen gefunden werden können.

[Fußnote]

^ Siehe den Lebensbericht von Bruder Sewell im Wachtturm vom 1. November 1988.

[Übersichten auf Seite 252]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

MALAYSIA

Pioniere (Durchschnitt)

211

 

 

66

30

17

6

1958 1960 1970 1980 1992

Verkündigerhöchstzahl

1 391

 

 

 

514

168

80

32

1958 1960 1970 1980 1992

[Karten auf Seite 208]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

MALAYSIA

Hauptstadt: Kuala Lumpur

Amtssprachen: Bahasa Malaysia und Englisch

Hauptreligion: Islam

Einwohner: 18 687 000

Zweigbüro: Kelang

MALAYSIA

MALAIISCHE HALBINSEL

Pinang

Ipoh

PERAK

Kuala Lumpur

Kelang

Malakkastraße

THAILAND

Singapur

SUMATRA

[Karte]

MALAYSIA

Kota Kinabalu

BRUNEI

SABAH

SARAWAK

Rajang

Kuching

Südchinesisches Meer

PHILIPPINEN

BORNEO

[Bild auf Seite 213]

Ted Sewell und seine Frau Isabell. Ted war Ende der 30er Jahre unter den ersten, die hier die gute Botschaft verbreiteten.

[Bild auf Seite 216]

George Powell arbeitete von 1939 bis 1941 im Depot in Singapur

[Bilder auf Seite 220]

Das berühmte Raffles Hotel in Singapur, wo Milton Henschel und Nathan Knorr bei ihrem ersten Besuch im März 1947 bekanntgaben, daß Absolventen der Gileadschule unterwegs waren

[Bild auf Seite 221]

Bruder Knorr besuchte Singapur 1956 zum dritten Mal. Begleitet wurde er von Don Adams, einem Mitarbeiter im Hauptbüro.

[Bild auf Seite 222]

Neil Crockett und James Rowe bei ihrer Ankunft in Kuala Lumpur (Malaya) im Jahr 1951, wo sie den Missionardienst aufnahmen

[Bilder auf Seite 224]

Alfred und Thelma Wicke mit Lloyd Barry (rechts), der im August 1956 als Zonenaufseher diente. Sie stehen vor der alten chinesischen Schule, in der in Pinang (Malaysia) die Zusammenkünfte abgehalten wurden.

Alfred und Thelma Wicke im Jahr 1989

[Bild auf Seite 225]

Mit Hilfe von Fahrrädern mit Hilfsmotor, sogenannten „Cyclemasters“, wurde die gute Botschaft verbreitet. Thelma Wicke macht sich an einem Morgen des Jahres 1951 in Singapur auf den Weg in den Predigtdienst.

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Von links: Lee Siew Chan, Grace Sinnapillai und Ng Yoon Chin; sie waren Absolventen der 31. Klasse der Gileadschule (1958) und trugen zu einer ausgedehnten Verkündigung der Königreichsbotschaft bei

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Norman und Gladys Bellotti, die seit 1949 im Missionardienst standen, verhalfen dem Königreichswerk in Kuala Lumpur zu einer festen Ausgangsbasis. Später dienten sie in Indonesien und Papua-Neuguinea.

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Les Franks diente als reisender Aufseher, und nach seiner Heirat mit Margaret dienten beide in Kuala Lumpur und Petaling Jaya

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Königreichssaal und Missionarheim von Bruder und Schwester Bellotti in Ipoh (1960)

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Zweigbüro und Bethelheim in Kelang, etwa 30 Kilometer außerhalb von Kuala Lumpur

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Manche Königreichssäle, wie dieser in Kuala Lumpur, befinden sich in Hochhäusern

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In Singapur und Malaysia dienende Missionare, versammelt anläßlich des Kongresses „Göttlicher Wille“ 1958 in Singapur

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Douglas King (Mitte) besucht 1959 als Zonenaufseher die Missionare Peter Price und Michael Freegard

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Das Zweigkomitee. Von links: Ng Hock Siew, Foo Chee Kang, Robert Cunard und Koh Chye Seng.