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Mosambik

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„DASS eines klar ist, Chilaule: Hier ist Mosambik, und in diesem Land werdet ihr niemals anerkannt werden. ... Das könnt ihr schlichtweg vergessen!“ Dies sagten wütend Beamte der heute nicht mehr bestehenden staatlichen Geheimpolizei (PIDE) zu einem Zeugen Jehovas; damals hatte die Kolonialherrschaft Portugals in Mosambik ihre Blütezeit. Die katholische Kirche hatte unbestritten die Vorherrschaft.

Aber Jehovas Zeugen hörten weder damit auf, öffentlich ihren Glauben an Jehova zu bekennen, noch damit, anderen von seinem liebevollen Vorsatz zu erzählen. Ihr Werdegang in Mosambik ist ein beredtes Zeugnis für das hohe Maß ihrer Ergebenheit Jehova gegenüber. Sie wurden dadurch gestärkt, daß sie auf die Liebe Gottes und seines Sohnes vertrauten, eine Liebe, die vom Apostel Paulus mit den Worten beschrieben wurde: „Wer wird uns von der Liebe des Christus trennen? Etwa Drangsal oder Bedrängnis oder Verfolgung oder Hunger oder Nacktheit oder Gefahr oder das Schwert? So wie geschrieben steht: ,Um deinetwillen werden wir den ganzen Tag zu Tode gebracht, wie Schlachtschafe sind wir geachtet worden.‘ ... Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, ... noch Regierungen, noch Gegenwärtiges, noch Zukünftiges, ... noch Höhe, noch Tiefe, noch irgendeine andere Schöpfung imstande sein wird, uns von Gottes Liebe zu trennen, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm. 8:35-39).

Die Geschichte der Diener Jehovas in Mosambik berichtet von Menschen, die noch reich waren, als man ihnen jeglichen materiellen Besitz geraubt hatte, denn sie besaßen einen tiefverankerten Glauben. Sie erkannten die Beweise der Liebe Gottes ihnen gegenüber und hatten inbrünstige Liebe zueinander. Doch bevor wir näher darauf eingehen, sehen wir uns einmal das Land an sich an.

Die Schönheit des Landes und seine Besonderheiten

Mosambik erstreckt sich über ungefähr 2 500 Kilometer entlang der Küste Südostafrikas; die Bevölkerung wird auf 17 400 000 Einwohner geschätzt. Das Klima ist überwiegend tropisch, und die Erzeugnisse sind die der Tropen — Kokosnüsse, Ananas, Cashewnüsse, Maniok und Zuckerrohr. Auch Meeresfrüchte sind ein wichtiger Bestandteil der Ernährung.

Die Mosambikaner sind ein allgemein fröhliches und freundliches Volk, das das Leben liebt. Es hat Sportler hervorgebracht, die weltberühmt geworden sind. Natürlich sind dies nur wenige. Es gibt jedoch mehr als 19 000 andere Personen, die als Gewinner aus einem Wettlauf hervorgegangen sind, bei dem es um ganz andere Werte geht. Dabei handelt es sich um Jehovas Zeugen, deren Geschichte in Mosambik bis in das Jahr 1925 zurückreicht.

Samenkörner der Wahrheit gehen auf

In diesem Jahr, 1925, hörte Albino Mhelembe, ein mosambikanischer Arbeiter in den Bergwerken Johannesburgs (Südafrika), die gute Botschaft von Gottes Königreich. Der Samen der Wahrheit ging in seinem Herzen auf, und schon bald ließ er sich taufen. Er kehrte nach Hause zurück und fing an, den Mitgliedern seiner ehemaligen Kirche, der Schweizer Missionskirche in Vila Luísa (das heutige Marracuene) in der südlichsten Provinz Mosambiks, zu predigen. Die neuinteressierten Einheimischen waren voll Eifer und legten oftmals 30 Kilometer zurück, um zu den Zusammenkünften zu kommen. Neue Gruppen wurden gebildet, darunter eine in Lourenço Marques, dem heutigen Maputo.

Ungefähr um die gleiche Zeit kam das Werk des Predigens der biblischen Botschaft weiter im Norden in Gang. Gresham Kwazizirah, ein Schwarzer aus Njassaland (heute Malawi), hatte mit der Hilfe von John und Esther Hudson aus Südafrika das Buch Die Harfe Gottes studiert. Gresham suchte Arbeit und zog gemeinsam mit Biliyati Kapacika nach Mosambik. Sie erreichten Mosambik über das Milange-Gebiet und gingen dann weiter südwärts nach Inhaminga (Sofala). Dort fanden beide Arbeit bei der Trans-Zambézia Railway.

In Inhaminga entdeckten sie auch eine Gemeinde der sogenannten Wachtturm-Bewegung unter Pastor Robinson Kalitera. Als Herr Kalitera die biblischen Lehren hörte, wie sie in der Harfe Gottes dargelegt wurden, gingen ihm die Augen auf. Er erkannte, daß er im Irrtum war, und begann, sich mitsamt seiner Gemeinde mit Jehovas Organisation zu verbinden.

Dem europäischen Feld Aufmerksamkeit geschenkt

Im Jahr 1929 kamen die ersten europäischen Zeugen, Henry und Edith Myrdal, von Südafrika nach Lourenço Marques und gaben der portugiesischen Bevölkerung Zeugnis. Vier Jahre später schloß sich ihnen das Ehepaar de Jagers an. Die Folge ihres Umzugs war, daß viele Samenkörner der biblischen Wahrheit ausgestreut wurden.

Im Jahr 1935 statteten dann zwei weitere Pioniere, Fred Ludick und David Norman, Lourenço Marques einen Besuch ab. Sie wohnten bei der Familie Myrdal. Am fünften Tag ihres Dienstes wurden sie jedoch ganz plötzlich in der Wohnung der Myrdals von der Geheimpolizei verhaftet; man steckte sie in die „Schwarze Maria“ (ein Bus, mit dem man Verbrecher transportierte) und brachte sie zu einem hochrangigen Beamten, einem Herrn Teixeira. Als David unerschrocken sagte, er wisse, daß der Bischof hinter der ganzen Verschwörung stecke, sprang Herr Teixeira auf und brüllte: „Wenn Sie Bürger meines Landes wären, würde ich Sie hier und heute auf die Insel Madeira verbannen, weil Sie aber Bürger Südafrikas sind, werde ich Sie auf der Stelle des Landes verweisen!“ Noch am selben Tag wurden sie zur Grenze gebracht, eskortiert von zwei Wagen mit schwerbewaffneten Polizisten. Doch die Brüder gaben ihren Wächtern Zeugnis, als sie an der Grenze ankamen, ließen bei ihnen Literatur zurück und verabschiedeten sich allseits mit Händedruck, bevor sie ihre Reise fortsetzten.

Schweren Prüfungen ins Auge sehen

Janeiro Jone Dede, ein einfacher afrikanischer Bauer, lernte die Wahrheit 1939 in Inhaminga kennen. Als er in seinen Heimatort Mutarara zurückkehrte, vermittelte er die Wahrheit seinen Verwandten, die Mitglieder einer religiösen Gruppe waren, in der man in Polygamie lebte. Er wurde Sonderpionier, und zwei seiner leiblichen Brüder, Antonio und João, dienten als allgemeine Pioniere. Aber 1946 wurde Janeiro inhaftiert und nach Tete geschickt, wo er vier Jahre lang Toiletten der Europäer saubermachen mußte. Dann verlegte man ihn in das Zentralgefängnis in Beira; von dort transportierte man ihn auf eine sowohl befremdende als auch unmenschliche Weise nach Lourenço Marques. Er wurde mit dem Boot befördert, und zwar steckte er in einem Behälter mit Salzwasser, aus dem nur sein Kopf herausschaute. In Lourenço Marques angekommen, stieg er nackt aus dem Behälter heraus; seine Kleidung hatte sich aufgelöst. Man gab ihm einen Sack, damit er sich bedecken konnte. Bei seinem Prozeß wurde ihm befohlen, seinem Gott und seinem Glauben abzuschwören, doch ähnlich wie die Apostel Jesu Christi erwiderte er: „Gott mehr zu gehorchen als den Menschen, das allein zählt“ (Apg. 5:29).

Nach dem Prozeß kam Janeiro in eine kleine Einzelzelle und wurde dort in einen schmalen Holzkasten gesteckt, der nur eine winzige Öffnung hatte, durch die man täglich ein paar Früchte schob. Als man ihn eine Woche später herausholte, konnte er so gut wie gar nicht mehr stehen. Er wurde zusammen mit seinen leiblichen Brüdern Antonio und João nach São Tomé und Príncipe verbannt, wo sie eine siebenjährige Gefängnisstrafe verbüßen sollten. Während dieser Zeit wirkten die Geschwister Dede bei der Gründung einer Versammlung auf diesen Strafinseln mit. Als Portugal Dede in Südafrika davon hörte, daß man seine Brüder verbannt hatte, kehrte er nach Mutarara zurück, um sich bis zu ihrer Entlassung aus der Strafkolonie der Versammlung anzunehmen.

Und wie stand es um die Zeugen Jehovas im Süden? Auch sie erwiesen sich unter schwerster Verfolgung als loyale Zeugen. Zu diesen gehörte Albino Mhelembe, der damals bereits an Jahren fortgeschritten war. Im Jahr 1957 wurden er und andere aus Lourenço Marques ebenfalls nach São Tomé verbannt, doch sie gaben weiterhin Zeugnis. Sional Tomo wurde zwar nach zwei Jahren auf São Tomé freigelassen, doch man verbannte ihn erneut, diesmal nach Meconta in der Provinz Nampula. Dort starb er, aber als Beweis seines Wirkens hinterließ er eine Versammlung.

„Ich werde ein Hirte der Herde Gottes sein“

So antwortete Calvino Machiana, als sein Lehrer die Klasse fragte, was sie einmal werden wollten, wenn sie erwachsen seien. Später gab ihm ein früherer Schulkamerad in Johannesburg Zeugnis. Aber erst als er 1950 nach Lourenço Marques zurückkehrte, löste er endgültig seine Bindung zur Schweizer Missionskirche. Nachdem die Erfahreneren der Gruppe von der PIDE, der Kolonialpolizei, verhaftet und verbannt worden waren, fehlte es denen, die zurückblieben, an der richtigen Leitung.

Durch göttliche Fügung besuchte Nelli Muhlongo, eine Südafrikanerin, ihre Verwandten in Machianas Nachbarschaft. Machiana erfuhr, daß sie eine Zeugin Jehovas war, und erzählte ihr von den Interessierten in der Gegend. Sie rief alle zusammen und richtete ein Bibelstudium mit der Gruppe ein. Sechs Personen gehörten zu der Gruppe und nahmen am Studium teil. Schwester Muhlongo bat Machiana, das Studium zu leiten, aber er lehnte das mit den Worten ab: „Ich bin nicht getauft.“ Sie erwiderte: „Ich bin hier nur zu Besuch. Wenn ich abreise, wirst du wohl die Führung übernehmen müssen.“ So kam es, daß Machiana schneller, als er gedacht hatte, „ein Hirte der Herde Gottes“ wurde.

„Zunguza, kehre in dein Land ... zurück“

Im Jahr 1953 ging der junge Francisco Zunguza von Beira nach Kapstadt (Südafrika). Sein Ziel war es, ein Stipendium für ein Medizinstudium in London zu erhalten. Er hatte das Buch Kinder in seinem Gepäck, das ihm ein Freund geschenkt hatte. Er wohnte in Pretoria bei einer anglikanischen Familie, die ihn eines Tages das Buch lesen sah und fragte, ob er ein Zeuge Jehovas sei. Er verneinte es und sagte, er lese einfach nur in dem Buch. Doch diese Familie war so nett, den Kontakt zu einem Zeugen Jehovas herzustellen, der dann mit ihm studierte. Zwei Jahre nach seiner Ankunft in Südafrika ließ er sich taufen.

Bruder Zunguza erinnert sich daran, daß ihm reife Brüder der Versammlung folgendes rieten: „Zunguza, kehre in dein Land, Mosambik, zurück, und sei dort tätig; das wird das beste sein. Du bist jetzt getauft. Warum also nach etwas anderem streben? Das ist es nicht wert.“ (Vergleiche Römer 11:13; Philipper 3:7, 8; 1. Johannes 2:15-17.) Bruder Zunguza befolgte diesen Rat und ging, ohne zu zögern, nach Lourenço Marques zurück, wo er sich der kleinen Gruppe dort anschloß. Später heiratete er, und gemeinsam mit seiner Frau Paulina war er Jehovas Organisation sehr dienlich, denn er führte in ganz Mosambik den Reisedienst durch. Seine Liebe zu Gott wurde schweren Prüfungen unterzogen. Ungeachtet der etwa 14 Jahre, die er im Gefängnis, in Konzentrationslagern und unter Einschränkungen seitens der Regierung verbracht hat, ist er treu geblieben. Verständlicherweise wird er von seinen mosambikanischen Brüdern überaus geschätzt und geliebt. Bruder Zunguza selbst sieht das so: „Es war das beste, in mein Land zurückzukehren.“

Bemühungen um rechtliche Anerkennung

Da sich der südafrikanische Zweig mit der Verfolgung und der Verbannung durch die Kolonialregierung befaßte, sandte er 1954 Milton Bartlett, der die Wachtturm-Bibelschule Gilead absolviert hatte, nach Mosambik. Während eines nur wenige Tage dauernden Aufenthalts gelang es ihm, mit dem amerikanischen Konsul sowie einem hochrangigen portugiesischen Beamten zu sprechen, der ihm empfahl, beim Generalgouverneur die rechtliche Anerkennung zu beantragen. Der Beamte sagte allerdings, daß, selbst wenn Jehovas Zeugen ein gewisses Maß an Freiheit zugebilligt würde, sie doch niemals die Freiheiten erhielten, die die katholische Kirche wegen des Konkordats der Regierung mit dem Vatikan genoß.

Ein weiterer Besuch dieser Art fand im Jahr darauf statt, als John Cooke, ebenfalls ein Gileadabsolvent, den britischen Konsul in Mosambik aufsuchte. Zwar war der Konsul freundlich, doch ließ er nicht unerwähnt, daß der Kardinal unlängst in der Presse alle Arten des Protestantismus angegriffen hatte. Er bemerkte obendrein, daß die Sicherheitspolizei Jehovas Zeugen als gefährlich einstufe. Zum Schluß meinte er, daß Jehovas Zeugen von allen „Sekten“, um seine Worte zu gebrauchen, die geringsten Chancen auf die Gewährung der rechtlichen Anerkennung hätten.

Und doch zeitigte Bruder Cookes Besuch gute Ergebnisse. Er konnte bei einem jungen Portugiesen namens Pascoal Oliveira, der Interesse hatte, einen Rückbesuch durchführen. Pascoal war einige Jahre zuvor in Lissabon mit der Wahrheit in Kontakt gekommen. Mit ihm und seinen Eltern wurde nun ein Studium vereinbart. Pascoal gab sich später Jehova hin.

Das Zweigbüro in Njassaland, das damals das Werk in Mosambik beaufsichtigte, fing 1956 an, Sonderpioniere über die Grenze zu schicken, damit in den Dörfern der nördlichen Region gepredigt wurde. Auch andere kamen, um in Mosambik zu dienen, wo Hilfe not tat, und ihr Einfluß war besonders in den Grenzgebieten zu bemerken.

Verbannte kehren zurück

Später kamen Janeiro Dede und seine Brüder aus São Tomé zurück. In São Tomé hatten sie frei predigen können, bei ihrer Heimkehr jedoch verabreichte man ihnen eine Tracht Prügel und befahl ihnen, jegliche Predigttätigkeit einzustellen; anderenfalls würde man sie wieder verbannen — diesmal ohne Wiederkehr. Wie sehr dies doch der Behandlung glich, die die Apostel Jesu Christi durch den jüdischen Sanhedrin erfahren hatten (Apg. 5:40-42).

Janeiro und seine Brüder ließen sich durch diese Drohungen nicht davon abhalten, Jehova zu dienen. Janeiro wurde im März 1957 zum Sonderpionier ernannt, und später diente er über zehn Jahre als Kreisaufseher in den meisten Teilen des Landes.

Zeugnisgeben — die ganze Nacht lang

Der Gruppe in Lourenço Marques schlossen sich ständig Neuinteressierte an. Unter anderem wurde ein Studium zu Hause bei Ernesto Chilaule, einem Einheimischen, durchgeführt. Dort wohnte auch Antonio Langa. Da Herr Langa katholisch aufgewachsen war, stellte er Lehrpunkte in Frage und wollte Beweise sehen, besonders was die Dreieinigkeit betraf. Die Gruppe fürchtete, daß er sie bei der PIDE (Polícia de Investigação e Defesa do Estado) anzeigen würde. Doch Herr Langa war ernsthaft an der Wahrheit interessiert und versteckte sich immer draußen auf der Treppe, um so dem Studium lauschen zu können. Was er hörte, ließ ihn zu dem Schluß kommen, daß dies die Wahrheit war.

Eines Tages schenkte ein Bruder Herrn Langa das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“. Am darauffolgenden Tag begann er um zwei Uhr nachmittags, das Buch zu lesen — er war gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen. Er legte es nicht mehr aus der Hand, bis er es ausgelesen hatte — das war um zwei Uhr morgens! Danach besuchte er die Zusammenkünfte regelmäßig und bestand darauf, daß sein Freund Chilaule das Buch ebenfalls las, damit sie anfangen konnten zu predigen.

Als Gebiet suchten sie sich die animistischen Zionistengruppen (Mazione) außerhalb von Lourenço Marques aus. Nachts, wenn sich diese Gruppen unter Trommelklängen zu ihren Ritualen mit Musik, Tanz und Alkohol versammelten, gingen die beiden hin und hielten einen kurzen Vortrag, nachdem der Gruppenführer ihnen das erlaubt hatte. Oft dämmerte schon der Morgen, wenn sie nach Hause kamen. Wie sie doch voller Eifer ihren neugefundenen Glauben verbreiteten!

Taufe in Lourenço Marques

Als die Gruppe derer, die einen Predigtdienstbericht abgaben, auf 25 angewachsen war, bat man in einem Brief an das Zweigbüro in Südafrika um den Besuch eines beauftragten Bruders, damit er die Neuen taufe. Sie erhielten die Antwort, daß Bruder Zunguza dies selbst übernehmen sollte. Am 24. August 1958 ließen sich 13 Personen an einem verschwiegenen Ort taufen — die ersten in Lourenço Marques. Zu dieser Gruppe gehörten Calvino Machiana, Ernesto Chilaule und Antonio Langa zusammen mit ihren Ehefrauen und Paulina Zunguza.

Nachdem Bruder Zunguza nach Beira gezogen war, wurde Bruder Chilaule 1959 von der PIDE vorgeladen. Man hatte seine Post abgefangen und gelesen. Er wurde einen ganzen Vormittag lang verhört. Am Nachmittag kamen Beamte in sein Haus und beschlagnahmten die gesamte Literatur. Die Brüder und die Interessierten, die den Landrover der Polizei vor Bruder Chilaules Haus stehen sahen, fürchteten, daß sie nun alle verhaftet würden. Überraschenderweise wurden eine Woche später alle Bücher wieder zurückgegeben. Das war genau das, was die Gruppe brauchte, um Mut zu fassen.

Ermunternde Besuche zur rechten Zeit

Unterdessen wurden Pascoal Oliveira und die kleine Gruppe der Europäer in Lourenço Marques durch die Besuche von Halliday und Joyce Bentley ermuntert, einem Missionarehepaar, das das Zweigbüro in Njassaland geschickt hatte. Ihre Besuche, die sie zweimal jährlich abstatteten, führten sie sowohl nach Beira, das etwa 720 Kilometer nördlich der Hauptstadt liegt, als auch in andere Städte. Später wurde die Gruppe auch von Milton Henschel aus der Weltzentrale besucht, der sie darin bestärkte, weiterhin mit Jehovas Organisation zusammenzuwirken.

In der Hauptstadt war die erste Versammlung mosambikanischer Zeugen schon eine Reihe von Jahren tätig, als dort 1963 eine Versammlung für die europäischen Verkündiger gegründet wurde.

Mutige Verkündigung der guten Botschaft

Nachdem die Kolonialpolizei, die PIDE, Ernesto Chilaule die Literatur zurückgegeben hatte, überwand die afrikanische Gruppe in Lourenço Marques jegliche Furcht. Sonntags trafen sie sich gewöhnlich im Schatten eines Baumes in der Nähe des belebten Marktplatzes von Xipamanine. Sie betrachteten den Tagestext, wobei sie eine Lautsprecheranlage benutzten. Daraufhin teilten sie sich paarweise auf, um die Wohnungen und Geschäfte am Marktplatz zu besuchen. Um 11.30 Uhr kamen sie zurück zum Ausgangsort und frühstückten erst einmal, bevor dann um die Mittagszeit der weit und breit angekündigte öffentliche Vortrag begann. Hin und wieder kam es vor, daß man einige Verkündiger, die noch im Dienst waren und sich verspäteten, über Lautsprecher ausrufen ließ: „Es ist an der Zeit ... Es ist an der Zeit ... Kommt zurück, denn es ist an der Zeit ...“

Es versammelte sich immer eine große Menschenmenge. Außer den Brüdern und denen, die persönlich eingeladen worden waren, erschienen noch viele Neugierige, die durch die lauten Stimmen aus dem Lautsprecher angezogen wurden. Man bildete auf dem belebten Platz einen großen Kreis, und der Vortrag konnte beginnen. Aus den umliegenden Häusern kamen die Leute auf die Veranda, um zuzuhören, und viele brachten ihre Bibel mit und verfolgten mit den Augen die vorgelesenen Schrifttexte. Die Brüder behielten das einige Jahre bei, und zwar wechselweise auf den Marktplätzen von Xipamanine und Chamanculo sowie auf der Craveiro Lopes Avenue (die heutige Avenida Acordos de Lusaka). Das trug in den 60er Jahren zum Wachstum bei — aus einer Versammlung wurden vier.

Zuerst in der Kartei der PIDE

Auf diese Weise kam auch Micas Mbuluane mit der Wahrheit in Berührung. Als er das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ entgegennahm und um ein Bibelstudium bat, fragte er: „Wieviel wird es mich kosten?“ So ein Studium kostet zwar nichts, doch die Brüder schlugen vor, er könne sein Haus am darauffolgenden Sonntag für einen öffentlichen Vortrag zur Verfügung stellen. Damit war er sofort einverstanden. Der Redner war Ernesto Chilaule. Es kamen ungefähr 400 Personen. Ein Informant meldete die Zusammenkunft der PIDE. Der Polizeichef zitierte Micas in sein Büro. Micas hatte Angst, was er durch die Worte zum Ausdruck brachte: „Hier steh’ ich nun, ein ,doppelter Heide‘, der erst bei einer einzigen Zusammenkunft war. Was soll ich bloß sagen?“ (Ein Heide ist dort ein Ungläubiger. Der Ausdruck „doppelter Heide“ betont, wie unwürdig er sich fühlte.) Er rief sofort den Bruder, der mit ihm studierte, um sich in den wenigen Minuten, die ihm bis zur Vernehmung blieben, noch einige Instruktionen geben zu lassen.

Als er auf der Polizeiwache ankam, fragte man ihn, welcher Religion er angehöre. Ohne zu zögern, erwiderte er: „Jehovas Zeugen.“ Dann begann Mario Figueira, der Polizeichef, mit dem Verhör. „Bei Ihnen zu Hause wurde also eine große, von Ausländern beeinflußte Zusammenkunft abgehalten, und zwar hinter verschlossenen Toren und unter Ausschluß der Polizei. Das hatte mit Sicherheit etwas mit Frelimo zu tun.“ Er bezog sich auf die Befreiungsfront Mosambiks (Frente da Libertação de Moçambique), die Bewegung, die damals für die Unabhängigkeit Mosambiks kämpfte. Micas fragte sich, was er darauf wohl antworten solle; davon war bei seinen „Instruktionen“ nicht die Rede gewesen. Er versuchte die ganze Veranstaltung diplomatisch zu erklären, das heißt alles, was er gesehen und woran er zum ersten Mal teilgenommen hatte.

„In Ordnung, Micas, das genügt“, unterbrach ihn Herr Figueira. Er legte seinen Arm um Micas und sagte dann: „Was Sie sagen, entspricht der Wahrheit. Gottes Diener sind von Anfang an, so wie auch Sie, verfolgt worden, weil sie die Wahrheit sagten. Ich möchte mir nur eines ausbitten: Das nächste Mal, wenn Sie eine so große Zusammenkunft abhalten, lassen Sie es uns wissen, um jegliche Konfrontation zu vermeiden. Gehen Sie in Frieden. Aber kommen Sie morgen wieder, und bringen Sie uns zwei Fotos von Ihnen vorbei, damit wir für Sie eine Zeugen-Jehovas-Karteikarte anlegen können.“ (Damals existierte bei der PIDE für jeden verantwortlichen Bruder der Versammlung eine Karteikarte.) Micas amüsiert sich köstlich, wenn er erzählen kann: „Sie hatten von mir als ‚doppeltem Heiden‘ schon eine Karteikarte bei der PIDE, als es noch keine in der Versammlung gab.“ Leider war solch eine verständnisvolle Behandlung durch Polizeibeamte eher die Ausnahme.

Geschehnisse in Malawi nutzen dem Werk im Norden

Drei Bezirkskongresse „Macht Jünger“ fanden 1967 in Malawi in der Nähe der Grenze nach Mosambik statt, was es für einige mosambikanische Brüder einfacher machte, diesen Kongressen beizuwohnen. Aber im Oktober erklärte Präsident H. Kamuzu Banda Jehovas Zeugen in Malawi zu einer ungesetzlichen Gesellschaft. Eine barbarische Verfolgung setzte ein. Im ganzen Land wurde Eigentum von Zeugen Jehovas zerstört, sie wurden geschlagen, einige wurden getötet, und über 1 000 Christinnen wurden vergewaltigt. In ihrer Verzweiflung suchten viele Überlebende Zuflucht in Mosambik. Entgegen dem, was man hätte erwarten können, nahmen die portugiesischen Behörden sie freundlich auf. Sie wurden in der Provinz Zambézia nahe bei Mocuba in zwei großen Lagern mit Nahrung versorgt. Allein in einem der beiden Lager befanden sich 2 234 unserer Brüder. Sie trugen viel zur Verbreitung der Königreichsbotschaft im Norden bei.

In Beira, der zweitgrößten Stadt des Landes, genossen die mosambikanischen Zeugen zur selben Zeit größere Freiheit als die in der Hauptstadt. Sie konnten ihre Zusammenkünfte durchführen, waren allerdings in der Tätigkeit von Haus zu Haus eingeschränkt, besonders in der Wohngegend der Europäer.

Eine amtliche Mitteilung wirkt entzweiend

Die Ältesten in Lourenço Marques erhielten 1968 von der PIDE eine Vorladung. Ihnen wurde eine amtliche Mitteilung vorgelegt, in der es hieß, es sei Jehovas Zeugen untersagt, andere zu bekehren, und sie dürften sich nur mit ihren Angehörigen versammeln. Den Erhalt dieser Mitteilung sollten die Ältesten mit ihrer Unterschrift bestätigen.

Sie unterschrieben, weil sie nach ihrem Verständnis damit in keiner Weise ihrem Glauben abschworen, sondern lediglich bestätigten, eine Mitteilung erhalten zu haben. Sie waren entschlossen, das ausdrückliche Gebot der Bibel zu befolgen, zusammenzukommen und zu predigen, wenn auch unauffällig und in kleineren Gruppen (Mat. 10:16; 24:14; 28:18-20; Heb. 10:24, 25). Obwohl unbeabsichtigt, kam es unter den Brüdern zu einer Spaltung. Einige dachten, die Ältesten seien durch das Unterzeichnen des Dokuments Kompromisse eingegangen.

Um dieser andersdenkenden Gruppe zu beweisen, daß sie nicht aus Furcht gehandelt und keine Kompromisse gemacht hatten, bildeten die Ältesten ein Komitee unter der Leitung von Ernesto Chilaule. Dieses Komitee wandte sich an die PIDE, um herauszufinden, womit das Verbot begründet wurde. „Was ist daran verkehrt, ein Zeuge Jehovas zu sein?“ fragten die Brüder. Man sagte ihnen: „Sie stellen für uns kein Problem dar, aber diese Religion ist nun mal in Mosambik verboten. Auch wenn Sie nichts Verkehrtes tun, läßt die Regierung Jehovas Zeugen nicht als Religionsgemeinschaft zu.“ Die Beamten bemerkten, daß jemand, der diese Religion ausüben möchte, in ein anderes Land gehen müßte.

Bruder Chilaule und seine Begleiter erwiderten darauf entschieden: „Wenn die Regierung der Meinung ist, daß es verkehrt ist, anderen beizubringen, nicht zu stehlen, nicht zu töten und nichts Böses zu tun, dann verhaften Sie uns. Wir werden weiterhin die Wahrheit lehren, und genau das werden wir auch tun, sobald wir von hier weggehen.“ Diese Äußerung erinnert einen wiederum an Jesu Apostel vor dem Sanhedrin (Apg. 4:19, 20).

Wurden die Andersdenkenden durch diese mutige Tat versöhnt? Leider nein. Trotz der umfangreichen Hilfe, die man ihnen anbot, wozu auch die wiederholten Besuche eines Sonderbeauftragten des südafrikanischen Zweigbüros gehörten, fuhren sie fort, einen Lauf der Unabhängigkeit zu verfolgen, und nannten sich „Freie Zeugen Jehovas“. Ihnen mußte wegen Abtrünnigkeit die Gemeinschaft entzogen werden. Später schrieb die Gesellschaft, daß es kein Zeichen von Furcht ist, wenn man angesichts von Verfolgung eine vorsichtige Haltung einnimmt, sondern es entspricht dem Rat Jesu in Matthäus 10:16.

Die PIDE schlägt unerbittlich zu

Nicht einmal ein Jahr nach dieser Rebellion verhaftete die PIDE 16 Brüder, die Verantwortung trugen. Zu ihnen gehörten Ernesto Chilaule, Francisco Zunguza und Calvino Machiana. Bei dieser Gelegenheit war es, daß Beamte der PIDE an Bruder Chilaule die zu Beginn des Berichts erwähnten Worte richteten.

Weitere Verhaftungen folgten. Wie hatte die PIDE die Namen und die Adressen der ernannten Diener bekommen? Bei einer Durchsuchung von Bruder Chilaules Haus hatten sie auf einem Tisch den Ordner gefunden, der die Briefe der Gesellschaft mit den Namen aller Diener enthielt sowie die Broschüre In Einheit miteinander predigen. Da sie in den Besitz dieser Informationen gelangt waren, suchten sie ganz gezielt nach dem Versammlungsdiener, dem Hilfsversammlungsdiener, dem Wachtturm-Studienleiter, dem Versammlungsbuchstudienleiter und auch nach anderen. Ohne Gerichtsverfahren wurden sie in das Gefängnis in Machava geworfen — verurteilt zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren.

Das Zweigbüro in Südafrika ermutigte die Brüder im Gefängnis und sorgte dafür, daß ihren Familienangehörigen geholfen wurde. Amnesty International unternahm Schritte, um die Brüder freizubekommen und ihren Familienangehörigen Unterstützung zukommen zu lassen. Die Brüder in Mosambik, die frei waren, versorgten diejenigen in Not mit Nahrung. Bruder Chilaules Tochter Alita sagt über diese Vorkehrung: „Keinen Tag fehlte es uns an Nahrung. Manchmal war das Essen besser, als wir es gewohnt waren.“

Das Predigtwerk wird fortgeführt

Trotz der ‘unruhvollen Zeit’ konnte Jehovas Volk nicht mit dem lebensrettenden Predigen der guten Botschaft vom Königreich aufhören (2. Tim. 4:1, 2). Fernando Muthemba, der zu einer der Säulen des Werkes im Land wurde, erinnert sich daran, daß in seiner Versammlung sowohl der Versammlungsdiener als auch der Hilfsversammlungsdiener verhaftet worden waren. Als Bibelstudiendiener mußte nun zwangsläufig er die Führung übernehmen. Der Anweisung der Gesellschaft gemäß sollten mehrere Vorträge über das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt gehalten werden. Mit gebührender Vorsicht sorgte er dafür, daß die Vorträge nachtsüber in den Buchstudiengruppen gehalten wurden. Jeder Redner hielt seinen Vortrag in einer Nacht jeweils vor zwei Gruppen. So erhielten viele Eingeladene die geistige Speise, und ihre Wertschätzung für die Wahrheit nahm zu.

Die Neuen wurden intensiv geschult, damit sie angesichts der Verfolgung mutig und im Predigtdienst effektiv vorgehen konnten. Filipe Matola beschreibt, wie er von der frühzeitigen Schulung profitierte: „Wir wurden geschult, das, was wir lernten, an andere weiterzugeben und dabei alles, was wir lehrten, geschickt mit der Bibel zu belegen. Nachdem wir zwei Wochen studiert hatten, predigten wir schon informell. In der dritten Woche brachten wir andere interessierte Personen zu unserem Studium mit. In der vierten Woche predigten wir von Haus zu Haus. Neue wurden ermutigt, Prüfungen und Gefängnisstrafen zu erdulden und furchtlos zu sein. In der Versammlung war nur noch e i n Bruder in verantwortlicher Stellung in Freiheit, und er sagte immer: ,Ich weiß nicht, wann ich eingesperrt werde. Darum müßt ihr alle lernen, wie man die Versammlung betreut.‘ “ Als Bruder Matola ebenfalls in das Gefängnis von Machava kam, ließ sein Eifer nicht nach.

Predigen und Zusammenkommen im Gefängnis

Die Gruppe im Gefängnis von Machava organisierte so schnell wie möglich alle Zusammenkünfte, damit sie geistig stark blieben. Wie konnten sie das bewerkstelligen, da sie doch bewacht wurden? Filipe Matola erzählt, wie es war: „Eine günstige Gelegenheit, die wir uns zunutze machten, war immer dann, wenn wir Zugang zum Gefängnishof hatten. Wem eine Ansprache in der Theokratischen Predigtdienstschule zugeteilt worden war, der ging gewöhnlich mit vier anderen im Hof umher, so als ob sie einfach nur schlendern würden und sich dabei unterhielten. Dann verließ er die Gruppe, schloß sich einer zweiten an und wiederholte das Ganze; dies setzte sich fort, bis er die Ansprache vor jeder Gruppe gehalten hatte.“

Zu Anfang versuchten sie, das Buchstudium in den Zellen an Hand einer Publikation durchzuführen, dabei wurden sie aber entdeckt, und man verbot ihnen, es fortzusetzen. Also änderten sie ihre Methode. Luis Bila, ein Bruder, der auch im Gefängnis war, erinnert sich: „Jeder bereitete sich persönlich vor, und zur vorher vereinbarten Zeit gingen wir dann, ohne eine Publikation in der Hand zu halten, umher und machten es genauso wie in der Theokratischen Predigtdienstschule, indem jeder die Hauptpunkte des Stoffes hervorhob. So zu verfahren hatte den großen Vorteil, daß wir den Stoff im Kopf behalten mußten, damit wir ihn nie wieder vergessen würden.“

In Freiheit lebende Angehörige standen ihnen bei, indem sie Literatur in Nahrungsmitteln versteckten und ins Gefängnis hineinschmuggelten, wann immer sie zu Besuch kamen. Auf diese Weise wurden die Brüder physisch und geistig ernährt.

Mitunter gab es auch für Mithäftlinge die Möglichkeit, aus den Zusammenkünften Nutzen zu ziehen. Bei einer Gelegenheit, als 3 Brüder zusammen mit 70 weiteren Häftlingen in einem Gefängnistrakt untergebracht waren, wurde ein öffentlicher Vortrag gehalten. Der eine Bruder hatte den Vorsitz, und der zweite sprach das Gebet. Anschließend sangen alle drei das Lied, und dann wurde der Vortrag gehalten. Insgesamt waren 73 Personen anwesend.

Ernesto Chilaules Zellenpartner war ein Frelimo-Anhänger, der von der PIDE inhaftiert worden war, weil er für die Unabhängigkeit gekämpft hatte. Die beiden unterhielten sich nett miteinander, und so erhielt dieser Mann ein Zeugnis über die Hoffnung auf Gottes Königreich. Später sollten sie sich unter ganz anderen Umständen noch einmal begegnen.

Eifer für die Wahrheit in Inhambane

Inhambane, eine der südlichen Provinzen, wurde zum Schauplatz des intensiven Wirkens eines einfachen Maurers. Nachdem dieser Mann, Arão Francisco, 1967 eine Ansprache in Lourenço Marques gehört hatte, bestand für ihn kein Zweifel, daß er die Wahrheit gefunden hatte. Er mußte einfach nach Hause und dort von dem berichten, was er gehört hatte. Und das tat er auch. Nach Lourenço Marques zurückgekehrt, ließ er sich ungefähr zu der Zeit taufen, als die große Gruppe von Ältesten von der PIDE festgenommen wurde. Arão fühlte sich für seine Landsleute, bei denen er Interesse geweckt hatte, verantwortlich und befürchtete, er könne verhaftet werden, noch bevor er ihnen weiterhelfen könne. Einige Brüder rieten ihm davon ab zurückzugehen und meinten, er sei noch nicht lange genug in der Wahrheit, um ganz allein loszugehen. Er wartete ein paar Monate, konnte sich dann aber nicht mehr länger zurückhalten; er mußte seinen Landsleuten Zeugnis geben. Also rief er seine Frau und seine zwei Kinder zusammen, und sie machten sich auf den Weg zurück nach Inhambane. Er hielt sämtliche Zusammenkünfte ab — zu Beginn ganz allein mit seiner Familie.

Den Samen der Wahrheit streute er in der Stadt Inhambane, in Maxixe und in anderen Orten der Region aus und legte so die Grundlage für die Versammlungen, die es heute dort gibt. Als ein katholischer Geistlicher ihn an seiner Tätigkeit hindern wollte und sagte, hier dürften keinerlei Gruppen gebildet werden, erwiderte Arão mutig: „Für die gute Botschaft, die ich bringe, gibt es keine Grenzen. Sie kann überallhin.“ Und genau das würde geschehen, so wie Jesus es gemäß Apostelgeschichte 1:8 gesagt hatte.

Der Ortsgeistliche berief eine Versammlung ein, um zu entscheiden, ob Arão aus der Gegend vertrieben werden sollte. Arão betonte, daß er nicht gehen würde. Der Geistliche zog seinen Lieblingsverbündeten, die PIDE, hinzu, was nicht weiter überrascht.

Die PIDE jagt einen Prediger und Maurer

Als Arão eines Sonntags weiter entfernte Gruppen besuchte, kamen vier PIDE-Beamte zu einer Zusammenkunft in Inhambane. Sie behaupteten, sie seien Zeugen Jehovas und auf der Durchreise. Am Ende der Zusammenkunft gaben sie sich jedoch zu erkennen und verlangten, Arão zu sehen. Als sie ihn nicht fanden, verhafteten sie acht der anwesenden Brüder.

Da Arão gerade für den Verwalter von Ngweni ein Haus baute, suchten die PIDE-Beamten dort nach ihm. Arão hörte, wie der Verwalter zu ihnen sagte: „Ich werde ihn doch nicht wegen religiöser Belange gehen lassen. Erst einmal muß er die Arbeit an meinem Haus beenden.“ Die Beamten fragten dann nach: „Heißt das, er ist derjenige, der dieses Haus baut?“ „Jawohl“, lautete die Antwort, „und er hat auch das Haus in Maxixe gebaut und noch viele andere. Niemand sonst hier kennt sich mit der Arbeit aus, die er an meinem Haus verrichtet. Er hat das Standesamt in Maxixe gebaut, und er hat noch den Gasthof zu bauen.“ Nach diesem Resümee sagten die Beamten: „Wir werden wiederkommen und Arão holen, damit er das Haus für den Beamten der Baubehörde baut.“

Man nahm Arão fest und setzte ihn bei verschiedenen staatlichen Bauprojekten ein. Doch selbst als Häftling hatte er viele Gelegenheiten, Zeugnis zu geben.

Ein Beamter der PIDE rief Arão gewöhnlich nachts in sein Büro, damit er ihm dabei half, das Wahrheits-Buch zu studieren. Wenn jemand anders dazukam, nahm der Beamte, Herr Neves, schnell einige Dokumente zur Hand und tat dann so, als würde er ihn verhören. Eines Tages sagte er: „Arão, das, was du mich gelehrt hast, hat mich bekehrt. Mein Leben lang habe ich mit Jehovas Zeugen gesprochen — von meiner Zeit in Lissabon bis heute. Wenn ich nun bald in den Ruhestand gehe, werde ich einer von euch werden. Doch bevor ich gehe, muß ich dich freibekommen. Sieh zu, daß du mit deiner jetzigen Arbeit fertig wirst, und ich spreche mit dem Generalinspekteur darüber, für die Arbeit einen anderen Maurer heranzuziehen. Um Probleme zu vermeiden, kehre ich nicht nach Lissabon zurück, sondern ich werde alles, was ich habe, verkaufen und nach Amerika gehen. Aber hörst du, Arão? Kein Wort, zu niemandem.“

Herr Neves wollte sein Versprechen unbedingt einhalten und bewirkte sogar die Freilassung der in Inhambane eingesperrten Brüder. Arão freizubekommen war jedoch keine Kleinigkeit. Die PIDE betrachtete ihn nun als ihren Baufachmann. Herr Neves suchte nach seiner Pensionierung jeden Tag seinen Freund auf, und er bat den Generalinspekteur dringend, ihn freizulassen. Wie Herr Neves es versprochen hatte, zog er erst dann seines Weges, nachdem Arão entlassen worden war. Wo mag Herr Neves heute wohl sein? Hat er auch den anderen Teil seines Versprechens wahr gemacht? Wir hoffen dies wirklich sehr.

Vorübergehende Erleichterung durch politische Veränderungen

Am 1. Mai 1974 war im Gefängnis von Machava ein Freudengeschrei zu hören. Die „Nelkenrevolution“ (Revolução dos Cravos) am 25. April hatte die Diktatur in Portugal beendet und führte zu einschneidenden Veränderungen in den portugiesischen Überseeprovinzen. Am 1. Mai wurde eine Amnestie für alle politischen Häftlinge erlassen. Jehovas Zeugen fielen ebenfalls unter diese Amnestie, da sie wegen ihrer politischen Neutralität inhaftiert worden waren. Mosambik bereitete sich nun darauf vor, ein unabhängiger Staat zu werden.

Die gerade entlassenen Brüder fühlten sich sehr ermuntert, als sie die Mehrung der Diener Jehovas sahen. Sie freuten sich auch, zu beobachten, daß diejenigen, die ihre Freiheit behalten hatten, geistig stark waren. (Vergleiche Philipper 1:13, 14.) Sie machten sich ihre neugewonnene Freiheit zunutze und veranstalteten einen Kreiskongreß in großem Stil. Ein besonderer Grund zur Freude war für sie dabei die Anwesenheit von zwei Brüdern, die sie sehr schätzten — Frans Muller, der Koordinator des Zweigkomitees in Südafrika, der ein starkes Interesse am Wohlergehen der Brüder in Mosambik gezeigt hatte, und Elias Mahenye, der viele Jahre im Süden Mosambiks Kreisaufseher war.

Auf diesem Kongreß wurden die Brüder, die eingesperrt gewesen waren, ermuntert, mit Jehovas schnell vorandrängender Organisation eng zusammenzuarbeiten. Bruder Mahenye ermahnte die Brüder: „Die PIDE ist verschwunden, aber ihr Urahn, Satan, der Teufel, ist immer noch da. Stärkt euch, und faßt Mut.“ Er bat diejenigen aufzustehen, die im Gefängnis gewesen waren. Es waren mehrere Dutzend. Dann bat er diejenigen aufzustehen, die in dem Zeitraum zur Wahrheit kamen, als die Brüder eingesperrt waren. Die Hälfte der schätzungsweise 2 000 Zuhörer erhob sich. Bruder Mahenye schloß mit den Worten: „Es besteht für euch kein Grund zur Furcht.“

Das war ein zeitgemäßer Zuspruch. Dunkle Wolken brauten sich am Horizont zusammen, und eine entscheidende Prüfung der Liebe zu Gott erwartete alle Diener Jehovas in Mosambik.

Das Jahr 1974 verging schnell. In jenem Jahr wurden 1 209 Personen getauft; 1975 waren es 2 303. Viele, die heute Älteste sind, ließen sich damals taufen.

Das Land wurde jedoch von der Gluthitze der Revolution erfaßt. Der Ruf „Viva Frelimo“ („Lang lebe die Frelimo“) wurde zu einem Symbol des zehnjährigen Kampfes für Freiheit und Unabhängigkeit. Es herrschte eine nationale Euphorie, und für die meisten war es unvorstellbar, daß irgend jemand nicht davon angesteckt würde. Diese vorherrschende Gesinnung ließ einen Vorhang über die kurz erlebte Freiheit der Brüder fallen — ein Vorhang aus Eisen.

Verhaftung befohlen

Da die Vorbereitungen für den Tag der Unabhängigkeit, den 25. Juni 1975, Formen anzunehmen begannen, trat die neutrale Haltung der Zeugen Jehovas deutlicher denn je zutage. Verantwortliche Brüder bemühten sich um ein Gespräch mit der neuen Regierung, jedoch ohne Erfolg. Was der kurz zuvor ins Amt eingesetzte Präsident während einer Radioansprache ausrief, glich praktisch einem Befehl: „Wir werden diesen Zeugen Jehovas endgültig ein Ende bereiten ... Wir denken, daß ihre Agententätigkeit noch vom portugiesischen Kolonialismus herrührt; sie sind ehemalige Angehörige der PIDE ... Daher verfügen wir, daß man sie unverzüglich verhafte!“

Der Sturm war losgebrochen. Im ganzen Land wurden sogenannte Agitatorengruppen mobilisiert, die alle ein gemeinsames Ziel verfolgten, nämlich sämtliche Zeugen Jehovas zu verhaften, sei es am Arbeitsplatz, zu Hause oder auf den Straßen, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ein jeder hatte bei Nachbarschaftsversammlungen zu erscheinen, die am Arbeitsplatz und auf öffentlichen Plätzen abgehalten wurden; und jeder, der nicht mit der Menge „Viva Frelimo“ schrie, galt als Feind. Das ist die Geisteshaltung, die vorherrscht, wenn sich starke nationalistische Gefühle bis zur fieberhaften Erregung steigern.

Obwohl Jehovas Zeugen sich in politischen Angelegenheiten neutral verhalten, wahren sie Ruhe und Ordnung; sie behandeln Beamte respektvoll, sind ehrlich und zahlen gewissenhaft Steuern, was nur allzugut bekannt ist. Im Laufe der Jahre sollte auch die mosambikanische Regierung diese Tatsache noch anerkennen. Bis dahin jedoch glich die Lage der Zeugen Jehovas in Mosambik der Situation der frühen Christen, die in den römischen Arenen zu Tode gebracht wurden, weil sie sich weigerten, dem Kaiser Weihrauch zu verbrennen, sowie der Lage ihrer Brüder in Deutschland, die in Konzentrationslager gesteckt wurden, weil sie nicht „Heil Hitler!“ riefen. In der ganzen Welt ist bekannt, daß Jehovas Zeugen sich weigern, Abstriche zu machen, was ihren Gehorsam gegenüber Jehova und Jesus Christus betrifft. Jesus sagte von seinen Nachfolgern: „Sie sind kein Teil der Welt, so wie ich kein Teil der Welt bin“ (Joh. 17:16).

Massendeportation — Wohin?

Die Gefängnisse in Mosambik waren bald durch die Tausende von Zeugen Jehovas überfüllt. Viele Familienangehörige wurden voneinander getrennt. Zufolge der intensiven Propaganda war man den Zeugen gegenüber derart feindlich eingestellt, daß sich viele Brüder lieber selbst anzeigten, da sie sich bei ihren Brüdern und Verwandten, die bereits im Gefängnis waren, sicherer fühlten als draußen, wenngleich die Ältesten niemand dazu ermunterten.

Vom Oktober 1975 an gingen in den Zweigbüros in Simbabwe (damals Rhodesien) und in Südafrika eine ganze Flut von Berichten von Kreisaufsehern, mehreren verantwortlichen Komitees und einzelnen Brüdern ein, die ein trostloses Bild von den Verhältnissen vermittelten. Man leitete diese Berichte an die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas weiter. Sobald die weltweite Bruderschaft über die entsetzliche Lage der Brüder in Mosambik unterrichtet worden war, stiegen in allen Teilen der Erde unaufhörlich Gebete für die verfolgten Brüder zum Himmel empor, was dem Rat aus Hebräer 13:3 entsprach. Nur Jehova konnte sie bewahren, und das tat er auch auf seine Weise.

Höchstwahrscheinlich beabsichtigte man in höheren Regierungskreisen nicht, Jehovas Zeugen derart brutal zu behandeln, wie diese es dann erleben mußten. Doch weniger ranghohe Regierungsbeamte, die entschlossen waren, tiefverankerte Gewissensüberzeugungen zu ändern, versuchten durch Gewaltanwendung, ein „Viva“ herauszupressen. Julião Cossa aus Vilanculos ist einer von vielen Betroffenen; man schlug ihn drei Stunden lang, um ihn dazu zu bewegen, seinen Glauben aufzugeben, doch ohne Erfolg. Wenn die Folterer gelegentlich ein von jemandem erzwungenes „Viva“ für sich verbuchen konnten, waren sie damit noch längst nicht zufrieden. Sie befahlen dem Zeugen dann jeweils, auch „Nieder mit Jehova!“ und „Nieder mit Jesus Christus!“ zu rufen. Die Greueltaten, die unseren Brüdern angetan wurden, sind zu zahlreich und zu schrecklich, um sie zu beschreiben. (Siehe Erwachet! vom 8. Januar 1976, Seite 16—26.) Doch die Brüder wußten, daß — wie es der Apostel Paulus im ersten Jahrhundert den Christen in Philippi geschrieben hatte — ihr mutiges Auftreten unter Drangsal und Verfolgung ein Beweis der Tiefe ihrer Liebe zu Gott war und daß ihnen die Belohnung von Gott, die Rettung, dadurch gewiß war (Phil. 1:15-29).

Die beklemmenden Zustände, die auf Grund der Überfüllung in den Gefängnissen herrschten, wurden durch den Schmutz und den Mangel an Nahrungsmitteln noch verschlimmert und führten in den Gefängnissen von Maputo (ehemals Lourenço Marques) dazu, daß innerhalb von vier Monaten 60 Kinder starben. Die Brüder, die noch frei waren, taten ihr Bestes und versuchten, ihre Brüder im Gefängnis zu versorgen. Während der letzten Monate des Jahres 1975 verkauften Zeugen ihre Habe, um ihre eingesperrten Brüder weiterhin mit Nahrung versorgen zu können. Dadurch, daß sie sich mit den Gefängnisinsassen solidarisch erklärten, gefährdeten sie allerdings ihre eigene Freiheit, und viele von ihnen wurden verhaftet, als sie sich der Bedürfnisse ihrer Brüder annahmen. Jesus hatte von seinen wahren Nachfolgern gesagt, daß sie genau diese Art Liebe zueinander haben würden (Joh. 13:34, 35; 15:12, 13).

Paradoxerweise wurden zur gleichen Zeit einige Zeugen in der Provinz Sofala ganz anders behandelt. Sie wurden verhaftet und dann in das luxuriöse Grandhotel in Beira gebracht; dort versorgte man sie mit Essen, während sie darauf warteten, an ihren endgültigen Bestimmungsort geschickt zu werden.

Wo lag dieser? Das blieb geheim und war selbst den Bus- und Lkw-Fahrern unbekannt, die sie dorthin transportieren sollten.

Der Zielort: Carico im Bezirk Milange

Von September 1975 bis Februar 1976 wurden alle inhaftierten Zeugen Jehovas, ob sie in Gefängnissen oder auf dem freien Feld untergebracht waren, an andere Orte verlegt. Dadurch, daß man ihnen nicht sagte, wohin sie verlegt würden, hatten die Polizei und die örtlichen Behörden bei ihren Einschüchterungsversuchen eine weitere Waffe gegen die Brüder in der Hand. „Wilde Tiere werden euch auffressen“, so sagte man zu ihnen, und: „Es ist ein unbekannter Ort im Norden, von dem ihr niemals wieder zurückkommen werdet.“ Ungläubige Familienangehörige stimmten ein Klagegeschrei an und bestanden darauf, daß die Gläubigen aufgaben. Doch nur ganz wenige gaben auf. Selbst Neuinteressierte taten sich mutig mit Jehovas Zeugen zusammen. So war es auch bei Eugênio Macitela, einem eifrigen Verfechter politischer Ideale. Sein Interesse wurde geweckt, als er davon hörte, daß die Gefängnisse voll von Zeugen Jehovas waren. Er wollte herausfinden, wer sie waren, und bat um ein Bibelstudium, woraufhin er verhaftet und eine Woche später deportiert wurde. Er war unter den ersten, die in den Konzentrationslagern getauft wurden, und dient heute als Kreisaufseher.

Die Zeugen ließen keine Furcht oder Besorgnis erkennen, als man sie aus den Gefängnissen holte und in Busse, Lkws und sogar in Flugzeuge verlud. Eine der beeindruckendsten Karawanen verließ am 13. November 1975 Maputo, eine Karawane von 14 Bussen oder machibombos, wie man sie hier nennt. Die anscheinend unerklärliche Freude der Brüder veranlaßte die verantwortlichen Soldaten zu fragen: „Wie könnt ihr bloß so glücklich sein, wo ihr doch noch nicht einmal wißt, wohin ihr kommt? Dort, wohin man euch bringt, erwartet euch nichts Gutes.“ Doch die Freude der Brüder wurde dadurch nicht getrübt. Während die ungläubigen Verwandten weinten, weil sie sich um die Zukunft ihrer geliebten Angehörigen sorgten, sangen die Zeugen Königreichslieder, wie zum Beispiel das Lied „Mutig voran!“

Die Fahrer riefen von jeder Stadt, durch die sie kamen, ihre Vorgesetzten an, um den Zielort zu erfahren, aber ihnen wurde immer nur gesagt, wo die nächste Haltestelle sei, die sie anfahren sollten. Einige verfuhren sich auch. Schließlich erreichten sie aber doch Milange, die Bezirksstadt in der Provinz Zambézia, 1 800 Kilometer von Maputo entfernt. Dort hielt der Verwaltungsbeamte für sie eine „Begrüßungsrede“ voller gehässiger Drohungen.

Dann wurden sie 30 Kilometer ostwärts an einen Ort am Ufer des Munduzi gebracht; die Gegend ist unter dem Namen Carico bekannt und gehört noch zum Verwaltungsbezirk Milange. Tausende von Zeugen Jehovas aus Malawi, die wegen einer Welle der Verfolgung in ihrem eigenen Land geflohen waren, lebten dort seit 1972 als Flüchtlinge. Die unerwartete Ankunft der mosambikanischen Brüder war für die Malawier eine Überraschung. Und die Mosambikaner hat es überrascht, von Brüdern mit Worten einer ihnen fremden Sprache empfangen zu werden. Diese Überraschung war aber äußerst angenehm, und die malawischen Brüder nahmen die mosambikanischen Zeugen mit solch einer Herzlichkeit und Gastfreundschaft auf, daß die Fahrer beeindruckt waren. (Vergleiche Hebräer 13:1, 2.)

Der dortige Bezirksverwalter war der Mann, der Jahre zuvor mit den Brüdern im Gefängnis von Machava gewesen war. Bei jeder Gruppe, die er in Empfang nahm, fragte er: „Wo sind Chilaule und Zunguza? Ich weiß, daß sie kommen werden.“ Als Bruder Chilaule schließlich ankam, sagte der Verwalter zu ihm: „Chilaule, ich weiß wirklich nicht, wie ich dich empfangen soll. Jetzt sind wir in zwei verschiedenen Lagern.“ Er blieb seinen Ideologien treu und erleichterte seinen früheren Zellengenossen das Leben keineswegs. Er war, wie er selbst sagte, „ein Ziegenbock, der Schafe regiert“.

Liebevoller Beistand von der internationalen Bruderschaft

Die internationale Bruderschaft der Zeugen Jehovas war liebevoll um die Brüder in Mosambik besorgt. Die Postämter des Landes wurden mit den Appellen der Brüder an die Regierung Mosambiks regelrecht überschwemmt. Bruder Augusto Novelas Kollegen in einer Telekommunikationsfirma hatten ihn immer verspottet und gesagt, Jehovas Zeugen seien nur eine lokale Sekte. Als aber die Telegrafenapparate Fernschreiben aus aller Welt übermittelten, wurden sie zum Schweigen gebracht. Der überwältigende Widerhall auf die Verfolgung bewies deutlich, daß Jehovas Volk in der Tat durch Liebe geeint ist.

Nach ungefähr zehn Monaten räumte ein Regierungsminister während einer Lagerinspektion ein, die Brüder seien auf Grund von Falschanklagen eingesperrt worden. Doch konnte noch lange nicht mit einer Freilassung gerechnet werden.

Vor den Herausforderungen eines neuen Lebens

In der Geschichte des Volkes Jehovas in Mosambik begann nun ein neuer Abschnitt. Die malawischen Brüder in diesem Gebiet hatten für sich acht Dörfer errichtet. Sie hatten mittlerweile viel Erfahrung darin, sich dem neuen Leben im Busch anzupassen, und hatten die Fertigkeiten erworben, Häuser, Königreichssäle und sogar Kongreßsäle zu bauen. Wer sich zuvor nicht mit landwirtschaftlichen Arbeiten ausgekannt hatte, der lernte nun viel über diese Arbeit. Für nicht wenige Mosambikaner, die ihr Lebtag noch kein machamba (ein kultiviertes Feld) angelegt hatten, war es allerdings das erste Mal, daß sie schwere Feldarbeit verrichteten. In den ersten Monaten kam den Neuankömmlingen die liebevolle Gastfreundschaft ihrer malawischen Brüder zugute, die sie in ihre Häuser aufnahmen und ihr Essen mit ihnen teilten. Dann war es jedoch an der Zeit, daß sich die mosambikanischen Brüder ihre eigenen Dörfer bauten.

Das war keine leichte Aufgabe. Die Regenzeit hatte begonnen, und die Gegend wurde mit so viel Wasser gesegnet wie nie zuvor. Als der Munduzi, der durch die Mitte des Lagers floß, in einem Gebiet über die Ufer trat, in dem normalerweise Dürre herrschte, betrachteten die Brüder es jedoch als ein Symbol dafür, daß Jehova für sie sorgen würde. In den darauffolgenden 12 Jahren trocknete der Fluß tatsächlich kein einziges Mal aus, wie es zuvor schon der Fall gewesen war. Andererseits „stellte der schlammige, glitschige Boden, den das regnerische Wetter nun einmal mit sich brachte, für ehemalige Stadtmenschen ein zusätzliches Problem dar“, erinnert sich Bruder Muthemba noch gut. Für die Frauen war es auch nicht gerade einfach, den Fluß zu überqueren, da sie auf provisorischen Brücken, die nichts anderes als Baumstämme waren, die Balance halten mußten. „Wir Büromenschen standen vor der Herausforderung, in den dichten Wald zu gehen und Bäume zu fällen, damit wir uns Häuser bauen konnten“, erinnert sich Xavier Dengo. Diese Umstände erwiesen sich als eine Prüfung, auf die einige nicht vorbereitet waren.

Man denke daran, daß in den Tagen Mose zuerst „die gemischte Volksmenge“, die die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten in die Wildnis begleitete, zu murren begann und daß die Israeliten sich dann davon anstecken ließen (4. Mo. 11:4). In ähnlicher Weise bildete sich von Anfang an unter den ungetauften Zeugen eine Gruppe von Murrenden, und einige getaufte Zeugen schlossen sich ihnen an. Sie wandten sich an den Verwalter und ließen ihn wissen, daß sie gewillt waren, jeden Preis zu zahlen, wenn man sie nur so schnell wie möglich nach Hause schicken würde. Das führte aber nicht zu der prompten Heimreise, die sie sich erhofft hatten. Man behielt sie in Milange, und viele von ihnen waren für die Treuen ein Störfaktor, wie ein Stein in einem Schuh. Sie wurden als „die Rebellen“ bekannt. Sie lebten zwar mit den treuen Brüdern zusammen, waren aber jederzeit bereit, sie zu verraten. Ihre Liebe zu Gott hatte der Prüfung nicht standgehalten.

Warum die Säle zusammenfielen

Die malawischen Brüder hatten im Lager beachtliche Anbetungsfreiheit genossen. Als die mosambikanischen Brüder eintrafen, kam das zunächst auch ihnen zugute. Sie versammelten sich Tag für Tag in einem der großen Kongreßsäle, um den Tagestext zu betrachten. Oftmals hatte ein malawischer Kreisaufseher den Vorsitz. „Es war so stärkend“, erinnert sich Filipe Matola, „nach monatelangem Gefängnisaufenthalt und der Umherfahrerei ermahnende Worte aus der Bibel in der Gemeinschaft so vieler Brüder zu hören.“ Doch diese relative Freiheit währte nicht lange.

Am 28. Januar 1976 fuhren Regierungsvertreter, die von Soldaten begleitet wurden, durch die Dörfer und verkündeten: „Es ist euch untersagt, in diesen Sälen oder sonstwo in den Dörfern eure Religion auszuüben oder zu beten. Die Säle werden verstaatlicht, und was aus ihnen wird, liegt im Ermessen der Regierung.“ Sie befahlen den Brüdern, alle Bücher herauszubringen, und beschlagnahmten diese dann. Natürlich versteckten die Brüder, was sie nur konnten. Danach wurden vor jedem Saal die Fahnen gehißt, und Soldaten sollten als Wachen für das Einhalten der Verfügung sorgen.

Zwar waren die Säle aus Pfählen gebaut und sahen recht schlicht aus, doch sie waren ziemlich stabil. Allerdings begannen sie nach verhältnismäßig kurzer Zeit zusammenzufallen. Xavier Dengo denkt an eine Begebenheit zurück, als er und der Verwalter gerade in einem der Dörfer angekommen waren und ein Saal regelrecht einstürzte, obwohl es weder regnete noch stürmte. Der Verwalter wetterte: „Was ist hier los? Ihr seid schlimm! Jetzt, wo wir die Säle verstaatlicht haben, fallen sie zusammen!“ Bei einer späteren Gelegenheit sagte der Verwalter zu einem der Ältesten: „Ihr müßt darum gebetet haben, daß die Säle einstürzen ..., und euer Gott hat sie einstürzen lassen.“

Wie das Leben in den Dörfern organisiert war

Neun mosambikanische Dörfer schossen förmlich empor — parallel zu den bereits vorhandenen acht malawischen Dörfern. Diese zwei Gruppen von Brüdern sollten, durch die „reine Sprache“ geeint, die nächsten 12 Jahre zusammen leben (Zeph. 3:9). Das Gebiet, das zu einem Dorf gehörte, wurde in Quadrate unterteilt, die von gut instand gehaltenen Straßen begrenzt wurden; zu einem Häuserblock gehörten jeweils 8 Parzellen, die etwa 25 Meter mal 35 Meter groß waren. Die Versammlungen setzten sich nach Häuserblöcken zusammen. Nachdem das Verbot im Lager verkündet worden war, konnten sie keine auffälligen Königreichssäle errichten. Also bauten sie besondere Häuser in L-Form, die demselben Zweck dienten. Um diese Häuser als Wohnhäuser zu tarnen, wurden sie von einer Witwe oder einer anderen alleinstehenden Person bezogen. Wenn die Zusammenkünfte stattfanden, stand der Redner immer im rechten Winkel des „L“ und konnte dadurch zur Zuhörerschaft auf beiden Seiten sprechen.

Jedes Dorf war von seinen machambas umgeben. Jede Versammlung versorgte zudem ein „Versammlungs-machamba“, und alle halfen mit, es zu bestellen, wodurch jeder seinen Beitrag zur Befriedigung der Bedürfnisse der Versammlung leistete.

Die Dörfer waren unterschiedlich groß, je nach Zahl der Bewohner. Gemäß einer 1979 durchgeführten Zählung war das mosambikanische Dorf 7 mit nur 122 Verkündigern und 2 Versammlungen das kleinste der Dörfer, wohingegen zu dem Dorf 9, dem größten und am weitesten abgelegenen, 1 228 Verkündiger und 34 Versammlungen gehörten. Das gesamte Lager bestand aus 11 Kreisen. Dieses Lager, das aus malawischen und mosambikanischen Dörfern und den dazugehörigen Gebieten bestand, wurde unter den Brüdern als der Kreis von Carico bekannt. Die letzte von uns erfaßte Zählung fand 1981 statt, als sich die Bevölkerungszahl des gesamten Kreises von Carico auf 22 529 Personen belief, von denen 9 000 Verkündiger waren. Später stellte sich weitere Mehrung ein. (Der damalige Präsident Samora Machel gab die Bevölkerungszahl mit 40 000 an, so nachzulesen in der Broschüre Consolidemos Aquilo Que nos Une [Das festigen, was uns vereint] auf Seite 38 und 39.)

„Chingos Zeit“ — eine schwere Zeit

Natürlich wurden Zeugen Jehovas nicht nach Milange geschickt, um dort eine landwirtschaftliche Siedlung zu bilden. Nicht ohne Grund nannte die Regierung das Lager „das Umerziehungszentrum von Carico“, was an dem Verwaltungszentrum mitten im malawischen Dorf 4 unschwer zu erkennen war; es bestand aus Büros und Wohngebäuden, in denen Staatsangestellte wohnten und arbeiteten. Es gab auch einen Lagerkommandanten mit seinen Soldaten und ein Gefängnis, in dem viele unserer Brüder je nach Entscheid des Kommandanten unterschiedlich lang eingekerkert waren.

Der berüchtigtste aller Kommandanten war Chingo. Seine zweijährige Zeit als Kommandant wurde als „Chingos Zeit“ bekannt. Er war entschlossen, die Kompromißlosigkeit der Zeugen Jehovas zu brechen und sie „umzuerziehen“; und er wandte jede ihm bekannte psychologische Taktik sowie Gewalt an, um sein Ziel zu erreichen. Zwar hatte er so gut wie keine Bildung, war aber ein gewandter und überzeugender Redner, der eine Vorliebe für Veranschaulichungen hatte. Diese Gabe setzte er ein, um zu versuchen, die Brüder mit seiner Philosophie politisch zu indoktrinieren und ihre Liebe zu Gott zu schwächen. Eines seiner Projekte war das „fünftägige Seminar“.

Das „fünftägige Seminar“

Der Kommandant gab bekannt, daß ein „fünftägiges Seminar“ anberaumt worden sei; die Zeugen sollten dafür die fähigsten Männer in den Dörfern aussuchen, und zwar Männer, die Informationen von Interesse an andere weitergeben könnten. Sie würden auf ein Seminar geschickt, das an einem entfernt liegenden Ort durchgeführt würde. Die Brüder lehnten dies ab, da sie seinen Absichten mißtrauten. Aber die ebenfalls anwesenden „Rebellen“ deuteten auf die Brüder, die Verantwortung trugen, wie zum Beispiel die Kreisaufseher. Zu ihnen gehörten Francisco Zunguza, Xavier Dengo und Luis Bila. Auf einem Lastwagen wurden 21 Männer und 5 Frauen weggebracht. Es ging Hunderte von Kilometern in den Norden, in eine Gegend nördlich von Lichinga in der Provinz Niassa. Die Männer steckte man in ein „Umerziehungslager“ mit Kriminellen, und die Frauen brachte man in ein Lager für Prostituierte.

Dort unterwarf man sie schwerster Folter, unter anderem dem „Christusstil“, wie die Folterer das nannten. Die Arme der Opfer wurden zur Seite gestreckt, wie bei einer Kreuzigung; dann wurde ein Pfahl parallel zu den Armen gehalten, und man wickelte Nylonseile ganz fest um die Arme und den Pfahl, und zwar über die gesamte Länge der Arme — von den Fingerspitzen der einen Hand bis zu den Fingerspitzen der anderen Hand. In dieser Haltung, in der die Hände, Arme und Schultern überhaupt nicht mehr durchblutet wurden, ließ man das Opfer eine beträchtliche Zeit verharren in dem vergeblichen Bemühen, ein „Viva Frelimo“ aus ihm herauszupressen. Bei dieser unmenschlichen, grausamen Behandlung erlitt Luis Bila, ein treuer Ältester, einen Herzanfall, dem er erlag.

Die Schwestern wurden einem „Training“ unterzogen, bei dem sie entweder fast ununterbrochen laufen mußten, mitunter ins Wasser hinein und wieder heraus, oder sie mußten ohne Unterlaß bergauf und bergab Purzelbäume schlagen und weitere zahllose Erniedrigungen über sich ergehen lassen. Was für ein Seminar! Welch eine „Umerziehung“!

Trotz dieser brutalen Behandlung bewahrten die meisten der Brüder die Lauterkeit, nur zwei gaben auf. Es gelang einem Bruder, einen Brief an den Innenminister in Maputo zu senden, in dem er diese Art der Behandlung schilderte. Das verfehlte nicht seine Wirkung. Der Gouverneur von Niassa kam persönlich mit dem Hubschrauber angereist. Er nahm dem Kommandanten und seinen Helfern sämtliche Befugnisse und erklärte: „Diese Leute können sich als unter Arrest stehend betrachten, da sie Taten ausgeführt haben, die die Frelimo niemals im Sinn hatte.“ Als die anderen Häftlinge, die unter einer ähnlichen Behandlung zu leiden gehabt hatten, das hörten, riefen sie freudig aus: „Euch haben wir es zu verdanken, daß wir erlöst worden sind!“ Die Brüder erwiderten: „Dankt Jehova dafür.“

Nach einiger Zeit wurden sie in andere Lager verlegt, wo sie nur Zwangsarbeit verrichten mußten. Insgesamt vergingen fast zwei Jahre, bevor man sie wieder nach Carico brachte — dort wurden sie schon von Chingo erwartet. Er setzte seine erfolglosen Versuche fort, sie in ihrer Loyalität gegenüber Jehova zu schwächen, indem er ähnliche „Seminare“ abhielt. Als es für ihn an der Zeit war, Carico zu verlassen, hielt er noch einmal in der für ihn so typischen bilderreichen Sprache eine Rede. Er gab seine Niederlage zu und sagte: „Ein Mann versetzt einem Baum viele Hiebe, und wenn dann nicht mehr viel fehlt, bis der Baum umfällt, wird der Mann durch einen anderen ersetzt, der die Arbeit mit nur einem einzigen Hieb vollendet. Ich habe viele Hiebe versetzt, konnte mein Vorhaben aber nicht zu Ende führen. Andere werden nach mir kommen. Sie werden andere Methoden anwenden. Gebt nicht nach. ... Bleibt bei eurer Haltung. ... Wenn nicht, wird ja ihnen die ganze Ehre zuteil werden.“ Dadurch, daß die Brüder eine tiefe Liebe zu Jehova bewahrten, sorgten sie jedoch dafür, daß nur Jehova Ehre zuteil wurde (Offb. 4:11).

Diejenigen, die in den Städten zurückblieben

Waren zu diesem Zeitpunkt alle mosambikanischen Zeugen im Gefängnis oder in den Straflagern? Obwohl ihre Feinde die Arbeitsstätten der Brüder und so gut wie jedes Viertel gründlichst nach ihnen durchkämmten, konnten einige doch entkommen. Nicht jeder wollte, daß sie ins Gefängnis kamen oder sonstwie bestraft wurden. Aber die Zeugen liefen ständig Gefahr, festgenommen zu werden. Tägliche Verrichtungen wie der Kauf von Nahrungsmitteln oder das Wasserholen von der öffentlichen Wasserversorgungsstelle waren mit einem Risiko verbunden.

Lisete Maienda, die in Beira zurückgeblieben war, erinnert sich: „Weil ich nicht zu den vorgeschriebenen politischen Versammlungen ging, wurde mir der Ausweis nicht ausgehändigt, den ich für den Kauf von Nahrungsmitteln benötigte. Ein freundlicher Geschäftsinhaber verkaufte mir glücklicherweise immer privat ein paar Kilo Mehl.“ (Vergleiche Offenbarung 13:16, 17.) Bruder Maienda verlor seine Arbeit im Hafen von Beira sechsmal, aber jedesmal kam sein Arbeitgeber wieder und suchte nach ihm, weil seine berufliche Qualifikation für die Firma sehr wertvoll war.

Obwohl es äußerst riskant war, Zeugnis zu geben und sich zu versammeln, erlosch das Licht der Wahrheit in keiner der größeren Städte des Landes. In Beira schloß sich der Familie Maienda eine Gruppe mutiger Jugendlicher an, die aus der Umgebung von Esturro kam und nach der Wahrheit dürstete. Gemeinsam ließen sie das Licht in der Hauptstadt der Provinz Sofala leuchten. Der Eifer der Gruppe in Beira war so groß, daß sie jeweils über die Grenze nach Rhodesien (heute Simbabwe) gingen, um geistige Speise zu holen, obwohl das sehr gefährlich war.

Im Zweigbüro in Salisbury (heute Harare) arbeitete man unerschrocken und unablässig, um für all die Brüder zu sorgen, die in der nördlichen Gegend zerstreut waren. Als das Zweigbüro daher davon unterrichtet wurde, daß in Tete noch immer eine Gruppe zusammenkam, entsandte man zwei Brüder, die sich der Bedürfnisse dieser Gruppe annehmen sollten und die sich wie Epaphroditus, ein Mitarbeiter des Apostels Paulus, danach sehnten, ihre Brüder zu sehen (Phil. 2:25-30). Einer dieser Brüder war der von allen geliebte Redson Zulu, der im ganzen Norden für seine mitreißenden Vorträge in der Sprache Tschewa bekannt war. Er und sein Begleiter gingen das Risiko ein, mit dem Rad durch den Busch zu fahren, um ihren isoliert lebenden mosambikanischen Brüdern zu dienen.

In ähnlicher Weise brannte auch das Licht der Wahrheit weiterhin in der Provinz Nampula. Eine Gruppe Ungetaufter war dort zurückgeblieben und führte auf ihre Art Zusammenkünfte durch. Zuerst waren 8 Personen anwesend, doch schon bald war die Zahl auf 50 angestiegen. Als ein Bruder aus Carico nach Nampula in ein Krankenhaus eingeliefert wurde, lernte er einen aus der Gruppe dieser Ungetauften kennen, der in dem Krankenhaus arbeitete. Der Bruder benachrichtigte die Gesellschaft, und das Zweigbüro wies ihn an, mit der Gruppe zu studieren und diejenigen auf die Taufe vorzubereiten, die dafür in Frage kamen. Fünf Personen ließen sich taufen. Weitere Hilfe erhielten sie, als ein Zeuge aus den Niederlanden, der wegen seiner weltlichen Arbeit in Nampula war, sein Heim für die Zusammenkünfte zur Verfügung stellte. Mit der Zeit eigneten sich einige aus der Gruppe als Älteste und konnten Verantwortung übernehmen.

Abhilfe im Zentralgefängnis

Im Jahr 1975 wurde eine Gruppe nach der anderen aus den Gefängnissen von Maputo in den Norden geschickt, während andere Brüder in diese Gefängnisse kamen und ihren Platz einnahmen. Ungefähr Ende Februar 1976 entschloß sich die Regierung dann, die ständigen Gefangenentransporte von Zeugen Jehovas einzustellen.

Einige Monate später stattete Präsident Samora Machel dem Zentralgefängnis von Maputo einen Besuch ab. Schwester Celeste Muthemba nutzte die Gelegenheit und gab dem Präsidenten Zeugnis. Er hörte freundlich zu; aber als er gegangen war, wurde die Schwester von den Gefängnisbeamten streng gerügt. Eine Woche später jedoch kam ein Befehl, sie freizulassen, zusammen mit einem Schreiben, in dem ihr zugesichert wurde, daß sie vor jeder weiteren Schikanierung wegen politischer Gründe geschützt sei und daß sie berechtigt sei, zu ihrem früheren Arbeitsplatz im Zentralkrankenhaus zurückzukehren. Überdies wurde die Freilassung aller Zeugen Jehovas aus dem Gefängnis angeordnet.

In Maputo gründete man Versammlungen. Schon bald bildeten die 24 Versammlungen einen Kreis, der sich von Maputo in nordöstlicher Richtung bis nach Inhambane erstreckte. Fidelino Dengo erhielt den Auftrag, diese Versammlungen zu besuchen. Außerdem setzte das südafrikanische Zweigbüro ein Komitee von Ältesten ein, das sich um die geistigen Bedürfnisse dieser Gruppen kümmern sollte. Sie entwickelten Methoden, sehr vorsichtig informell zu predigen. Auch leiteten sie alles in die Wege, damit die Brüder Kongresse im benachbarten Swasiland besuchen konnten. Und in Mosambik selbst fanden Kongresse statt, getarnt als „Begrüßungsparties“ für diejenigen, die aus Carico heimkehrten.

Und wie sah es in Carico aus? Welche Vorkehrungen hatte man dort getroffen, um die christliche Tätigkeit durchzuführen?

Lager unter der Aufsicht des „ON“-Komitees

Die malawischen Brüder hatten unter der Aufsicht des Zweigbüros in Simbabwe ein spezielles Komitee gegründet, das sich der geistigen Bedürfnisse der Brüder im Lager annahm. Als die Brüder aus dem Süden Mosambiks nach Carico gebracht wurden, kamen auch ihnen die dort bereits bestehenden Vorkehrungen zugute. Zwei der Brüder aus dem Süden, Fernando Muthemba und Filipe Matola, wurden in das Komitee mit aufgenommen.

Das ON-Komitee (Ofisi ya Ntchito [Dienstbüro in Chichewa]) korrespondierte mit der Gesellschaft und organisierte Bezirks- und Kreiskongresse. Man stellte die Berichte von allen im Lager zusammen und traf sich in gewissen Abständen mit den Ältesten in den Dörfern. Das Komitee übernahm auch die Führung in Verbindung mit der Arbeit in den 11 Kreisen. Es trug eine schwere Verantwortung, insbesondere wegen der prekären Situation der Brüder, was ihr Verhältnis zur weltlichen Obrigkeit betraf.

Predigen und Jüngermachen in den Lagern

Im November 1976 ließ sich eine beträchtliche Anzahl der Interessierten taufen, mit denen die Bibel studiert wurde und die die Brüder 1975 nach Milange begleitet hatten.

Viele allgemeine Pioniere setzten ihren Dienst während ihres Aufenthalts im Gefängnis und im Lager fort. Aber wem predigten sie? Anfangs studierten sie mit denen, die noch nicht getauft waren, unter anderem auch mit den Kindern von Brüdern. Eine Familie mit vielen Kindern wurde als ein „gutes Gebiet“ angesehen. Die Eltern studierten mit einigen der Kinder selbst, und die anderen Kinder wurden auf die alleinstehenden Verkündiger aufgeteilt. Auf diese Weise blieben viele in dem Werk des Jüngermachens beschäftigt.

Für diejenigen, die wirklich den Geist des Evangelisierens hatten, war das allerdings nicht genug. Ein eifriger Pionier fing an, das Gebiet außerhalb des Lagers auszukundschaften. Das barg natürlich Gefahren in sich, da die Lagerverwaltung den Brüdern Einschränkungen auferlegt hatte. Ihm war klar, daß er irgendeinen Vorwand finden müßte, weshalb er das Lager verlassen wollte. Unter welchem Vorwand könnte das geschehen? Nachdem er um Jehovas Leitung gebetet hatte, entschloß er sich, den Leuten außerhalb des Lagers Salz und andere Eßwaren zu verkaufen. Er verlangte überhöhte Preise für seine Waren, womit er vermeiden wollte, daß er wirklich etwas verkaufte, schuf damit aber gleichzeitig eine gute Ausgangsbasis für das Zeugnisgeben. Diese Methode machte Schule. Mit der Zeit konnte man viele dieser „Verkäufer“ sehen, die ihre Produkte außerhalb des Lagers anboten. Um das verstreut liegende Gebiet zu bearbeiten, mußten große Entfernungen zurückgelegt werden, was bedeutete, im Morgengrauen das Lager zu verlassen und erst nachts wiederzukommen. Es war eine spärliche „Vegetation“ für so viele „Heuschrecken“. Aber viele Menschen, die in dieser Gegend lebten, lernten dadurch die Wahrheit kennen.

„Produktionszentrum von Zambézia“

Die landwirtschaftliche Produktion florierte, weil die geschäftigen „Umerziehungsschüler“ fleißig arbeiteten und weil die Gegend durch den reichlichen Regen bewässert wurde. Die Zeugen im Lager konnten nach und nach reiche Ernten an Getreide, Reis, Maniok, Hirse, Bataten, Zuckerrohr, Bohnen und einheimischen Früchten wie die Mafurra einbringen. Die Getreidespeicher des Kreises von Carico waren überreichlich gefüllt. Die Aufzucht von Geflügel und Kleinvieh wie Hühnern, Enten, Tauben, Kaninchen und Schweinen bereicherte ihre Nahrung mit Proteinen. Der Hunger, den sie anfänglich litten, gehörte bald der Vergangenheit an. Im Gegensatz dazu erlebte das übrige Land die größte Lebensmittelknappheit seiner Geschichte. (Vergleiche Amos 4:7.)

In Anerkennung der Erfolgsbilanz auf landwirtschaftlichem Gebiet erhielten das Lager und seine Umgebung von der Regierung den Namen „Produktionszentrum von Zambézia“. Jetzt, wo die Brüder durch den Verkauf der Überschußprodukte ein kleines Einkommen hatten, konnten sie sich Kleidung und sogar einige Radios und Fahrräder kaufen. Zwar waren sie Gefangene, aber sie waren gut versorgt, weil sie so fleißig waren. Sie hielten sich äußerst gewissenhaft an die gesetzliche Steuerpflicht, ja sie gehörten sogar zu den maßgeblichen Steuerzahlern dieser Region. Eines der Erfordernisse für jeden, den man für Vorrechte in der Versammlung in Betracht zog, war, daß er auch unter den bestehenden Gegebenheiten gewissenhaft seine Steuern zahlte, was den biblischen Maßstäben entsprach (Röm. 13:7; 1. Tim. 3:1, 8, 9).

Kultureller Austausch

In kultureller Hinsicht und was Fachkenntnisse anging, fand in Carico ein reger Austausch statt. Viele eigneten sich neue Fertigkeiten an wie das Mauern, das Tischlern und das Holzschnitzen. Gemeinsam lernten die Brüder, wie man Werkzeuge herstellt, mit Gußeisen arbeitet, Qualitätsmöbel anfertigt und vieles mehr. Außer daß sie selbst von ihrem neu erworbenen oder aufgefrischten Können profitierten, ergab sich durch diese Tätigkeiten auch eine weitere Einnahmequelle.

Die größte Schwierigkeit beim kulturellen Austausch war die Sprache. Die Mosambikaner lernten Tschewa, das von den Malawiern gesprochen wurde. Tschewa wurde zur Hauptsprache im Lager, und auch die vorhandene Literatur war meist in Tschewa. Ganz langsam und allmählich lernten die Malawier auch Tsonga und die Dialekte, die man im Süden Mosambiks spricht. Viele lernten auch Englisch und Portugiesisch, was ihnen später bei besonderen Dienstvorrechten zugute kommen sollte. Ein Ältester erinnert sich: „Es konnte passieren, daß man Brüder oder Schwestern traf, die sich fließend mit einem in der eigenen Sprache unterhielten, und man nicht sagen konnte, ob sie Mosambikaner oder Malawier waren.“

Wie kam die geistige Speise ins Lager?

Die geistige Speise kam aus Sambia über Malawi. Auf welchem Wege? Ein Kreisaufseher antwortete: „Das weiß nur Jehova!“ Im Lager beauftragte das ON-Komitee jeweils junge malawische Brüder, von denen viele Pioniere waren, mit Fahrrädern die Grenze zu überqueren und sich mit den Brüdern, die mit der Korrespondenz und der Literatur losgeschickt worden waren, an einem vorher vereinbarten Ort zu treffen. Auf diese Weise wurden die Versammlungen mit der neuesten geistigen Speise versorgt.

Außerdem gingen auch die ON-Komiteemitglieder über die Grenze nach Sambia oder Simbabwe, um aus den jährlichen Besuchen des Zonenaufsehers Nutzen zu ziehen, den die Gesellschaft sandte. Dadurch und auch auf andere Weise blieben die Brüder in Carico in engem Kontakt mit der sichtbaren Organisation Jehovas und konnten so in seiner Anbetung vereint sein.

Für die Versammlungszusammenkünfte mußten besondere Vorkehrungen getroffen werden. Da die Brüder unter ständiger Überwachung standen, fanden viele der Zusammenkünfte bei Tagesanbruch oder noch früher statt. Die Anwesenden versammelten sich jeweils draußen und taten so, als ob sie im Hof gemeinsam Porridge essen würden, während der Redner im Haus blieb. Man hielt Zusammenkünfte auch in einem Flußbett oder in natürlichen Kratern ab. Die Vorbereitungen für einen Kongreß bedeuteten allerdings noch viel mehr Arbeit.

Kongresse — wie sie organisiert wurden

Nachdem das ON-Komitee von der Gesellschaft das gesamte Kongreßprogramm erhalten hatte, zog es sich immer für einige Wochen in das Dorf 9 zurück. An diesem relativ abgeschiedenen Ort arbeiteten die Brüder dann ganze Nächte hindurch im Licht einer Laterne und übersetzten Vortragsdispositionen, nahmen Dramen auf und wählten die Redner aus. Als besonders nützlich erwies sich ein handbetriebener Vervielfältigungsapparat, den sie aus Simbabwe erhalten hatten. Ihre Arbeit war erst dann beendet, wenn das gesamte Programm für sechs Kongresse stand.

Zusätzlich erhielt ein Team die Aufgabe, einen als Kongreßstätte geeigneten Ort ausfindig zu machen und ihn dafür herzurichten. Das konnte an einem Bergabhang oder im Wald sein, mußte aber mindestens 10 Kilometer vom Lager entfernt liegen. Alles mußte geregelt werden, ohne daß die Behörden oder „die Rebellen“ etwas bemerkten. Man lieh sich kleine, transportable Radios aus und machte daraus eine Lautsprecheranlage für eine Zuhörerschaft von mehr als 3 000. Es war immer ein Fluß in der Nähe, wo man durch den Bau eines Dammes ein Taufbecken anlegen konnte. Für eine Bühne, den Platz für die Zuhörerschaft, die Reinigung und vieles mehr wurde im voraus gesorgt. Schließlich war die Kongreßstätte fertig — jedes Jahr an einem anderen Ort.

Man machte eine Einteilung, die es allen aus den Dörfern ermöglichte, anwesend zu sein. Das funktionierte nur deshalb so gut, weil die Brüder einen hervorragenden Geist der Zusammenarbeit zeigten. Sie konnten ja nicht alle gleichzeitig den Kongreß besuchen; ein verlassenes Dorf hätte die Aufmerksamkeit der Behörden erregt. Darum wechselten sich Nachbarn ab — eine Hausgemeinschaft kam an einem Tag, die andere am darauffolgenden Tag. Die Familie, die im Dorf blieb, nahm jeweils das Nachbarhaus mit in Beschlag, damit niemand bemerkte, daß diese Familie gar nicht da war. Heißt das, daß einige Brüder Teile des Kongreßprogramms versäumten? Nein, das Programm eines jeden Kongreßtages wurde nämlich zweimal dargeboten. Ein dreitägiger Kongreß dauerte also jeweils sechs Tage und ein zweitägiger Kreiskongreß vier Tage.

Mehrere wachsame Ordner bildeten eine Kette von Meldegängern. Diese Kette reichte vom Lagerverwaltungszentrum bis zur Kongreßstätte, wobei alle 500 Meter ein Bruder postiert war. Jeder verdächtige Vorgang, der für den Kongreß zu einer Gefahr hätte werden können, setzte dieses Meldesystem in Gang, durch das eine Botschaft in nur 30 Minuten über eine Strecke von 30 bis 40 Kilometern übermittelt wurde. Dadurch blieb den Brüdern der Kongreßorganisation genügend Zeit, diesbezüglich eine Entscheidung zu treffen. Das konnte bedeuten, den Kongreß abzubrechen und sich im Wald zu verstecken.

José Bana, ein Ältester aus Beira, erinnert sich: „Einmal warnte uns ein Polizist in der Nacht vor dem Kongreß, daß man bereits alles über den Kongreß wußte und ihn auflösen wollte. Man trug die Angelegenheit den verantwortlichen Brüdern vor. Sollten sie den Kongreß absagen? Sie beteten zu Jehova und beschlossen, bis zum nächsten Morgen abzuwarten. Und die Antwort kam — sintflutartige Regenfälle sorgten in der Nacht dafür, daß der Munduzi über die Ufer trat und zu einem See wurde. Da die Polizei sich am anderen Flußufer befand, konnte jedermann den Kongreß besuchen; niemand mußte daheim bleiben, und noch nicht einmal die Kette von Meldegängern wurde benötigt. Wir sangen nach Herzenslust Königreichslieder!“

Abtrünnigkeit und das Dorf 10

Eine Bewegung, die für viel Unruhe sorgte, wurde von einer Gruppe Abtrünniger ins Leben gerufen, die sich „die Gesalbten“ nannten. Diese Gruppe, die hauptsächlich aus den malawischen Dörfern stammte, behauptete, daß die „Zeit der Ältesten“ 1975 abgelaufen sei und daß nun ihre Gruppe als „die Gesalbten“ die Führung übernehmen müsse. Der Stoff in dem von der Gesellschaft herausgegebenen Buch Ewiges Leben — in der Freiheit der Söhne Gottes eignete sich hervorragend, um einigen, die Zweifel hatten, verstehen zu helfen, was mit der wahren Salbung alles verbunden war. Doch der Einfluß der Abtrünnigen nahm zu, und viele, die auf sie hörten, wurden irregeleitet. Ihre Lehre besagte unter anderem, es sei nicht notwendig, einen Bericht an die Gesellschaft zu schicken. Sie warfen die Berichte einfach immer in die Luft, nachdem sie ein Gebet gesprochen hatten.

Schätzungsweise 500 Personen wurden auf Grund des Einflusses der Abtrünnigen ausgeschlossen. Es war ihr freier Entschluß, sich mit der Genehmigung der Behörden ein eigenes Dorf zu bauen. Das wurde dann das Dorf 10. Später umgab sich der Führer dieser Bewegung mit einer Schar junger Frauen, die ihn bedienten. Viele von ihnen gebaren ihm Kinder.

Das Dorf 10, wo diese Gruppe lebte, blieb während der restlichen Zeit des Lagerlebens bestehen. Man machte den treuen Brüdern viele Schwierigkeiten. Einige, die sich dazu hatten verleiten lassen, sich der Gruppe anzuschließen, bereuten später und kehrten zu Jehovas Organisation zurück. Die abtrünnige Gemeinschaft löste sich letztendlich auf, als das Lagerleben zu Ende ging.

„Das Lager ist unser Gefängnis, und die Häuser sind unsere Zellen“

Bis zum Beginn des Jahres 1983 hatte das Leben im Lager einen gewissen Anschein von Normalität. Unsere Brüder vergaßen allerdings nicht, daß sie Gefangene waren. Es stimmt, daß es einigen gelang, auf eigene Faust in ihre Städte zurückzukehren. Andere kamen und gingen nach Belieben. Nichtsdestoweniger blieb die Gemeinschaft als solche bestehen. Es war völlig natürlich, daß sich die Brüder nach der Heimat sehnten. Briefe wurden ausgetauscht, die entweder von der Post befördert wurden oder von Brüdern, die einen Besuch im Lager wagten, um Verwandte und alte Freunde aufzusuchen — allerdings schnappte man einige dieser Brüder und steckte sie ins Gefängnis.

Xavier Dengo sagte gewöhnlich nachdenklich: „Ihr Malawier seid Flüchtlinge, wir dagegen sind Gefangene. Das Lager ist unser Gefängnis, und die Häuser sind unsere Zellen.“ In Wirklichkeit befanden sich unsere malawischen Brüder jedoch so ziemlich in derselben Lage. Was immer die Dörfer an Normalität zu haben schienen, sollte jedoch ein abruptes Ende finden.

Bewaffneter Überfall verursacht Tod, Angst und Schrecken

Anfang 1983 begannen bewaffnete Anhänger der Widerstandsbewegung in das Gebiet von Carico einzufallen und zwangen den Kommandanten des Verwaltungszentrums zur Flucht in die 30 Kilometer entfernte Bezirksstadt Milange. Für verhältnismäßig kurze Zeit konnten die Brüder anscheinend aufatmen, obwohl sie noch immer unter einer gewissen Überwachung standen.

Doch am 7. Oktober 1984, als man die Vorbereitungen für den Bezirkskongreß nahezu abgeschlossen hatte, kam es zu einer Tragödie. Eine Gruppe Bewaffneter näherte sich von Osten. Während sie sich ihren Weg durch das Dorf 9 bahnten, hinterließen sie Spuren des Blutvergießens, der Panik und des Todes. Nachdem sie im malawischen Dorf 7 Bruder Mutola getötet hatten, brachten sie im mosambikanischen Dorf 4 Augusto Novela um. Im mosambikanischen Dorf 5 wurde Bruder Muthemba durch den Lärm des Gewehrfeuers alarmiert. Als er den Leichnam eines Bruders auf dem Boden liegen sah, schrie er zu Jehova um Hilfe. Die bewaffneten Männer plünderten Häuser und brannten sie nieder. Männer, Frauen und Kinder rannten fluchtartig in alle Richtungen und suchten verzweifelt Schutz. Dieser Angriff war jedoch erst der Auftakt. Als sie das Lager durchquert hatten, wählten sie ein Gebiet unmittelbar nördlich vom Dorf 1 als ihren Stützpunkt aus.

In den darauffolgenden Tagen unternahmen sie täglich Einfälle ins Lager. Sie raubten, brannten Häuser nieder und mordeten. Bei einem dieser Überfälle töteten sie sechs malawische Zeugen, zu denen auch die Frau des Kreisaufsehers Fideli Ndalama gehörte.

Andere wurden als Gefangene zum Stützpunkt der Gruppe mitgenommen. Besonders auf die jungen Männer hatte es diese militante Bewegung abgesehen, um sie zwangsweise zu rekrutieren. Viele junge Männer flohen aus den Dörfern in die machambas (die von ihnen angelegten Felder). Dorthin brachten ihnen ihre Angehörigen Essen. Junge Frauen wurden als Köchinnen rekrutiert, dann aber wollten die Angreifer sie zwingen, ihre „Liebesdienerinnen“ zu werden. Hilda Banze hielt diesem Druck stand, worauf sie derart heftig geschlagen wurde, daß man sie für tot hielt und sie liegenließ. Glücklicherweise erholte sie sich aber wieder.

Die Gruppe Bewaffneter befahl der Bevölkerung, sie mit Nahrungsmitteln zu versorgen und ihre Gerätschaften zu tragen. Für die Brüder war diese Forderung unvereinbar mit ihrer christlichen Neutralität, weshalb sie sie ablehnten. Ihrer Weigerung begegnete man mit Raserei. Für Neutralität und Menschenrechte war kein Platz in solch einer isolierten Welt, in der einzig und allein das Gesetz der Waffen und der Prügel zählte. Ungefähr 30 Brüder starben in dieser turbulenten Zeit. Einer davon war Alberto Chissano, der jegliche Unterstützung verweigerte und dies mit den Worten zu erklären versuchte: „Ich beteilige mich nicht an Politik, deshalb hat man mich von Maputo hierhergebracht. Ich habe es in der Vergangenheit abgelehnt, und daran ändert sich auch jetzt nichts.“ (Vergleiche Johannes 18:36.) Das war zuviel für die Unterdrücker, die ihn wütend fortschleppten. Bruder Chissano wußte, was nun auf ihn zukommen würde, und sagte den Brüdern Lebewohl; dabei strahlte er eine unerschütterliche glaubensvolle Zuversicht aus. „Bis zur neuen Welt“, das waren seine letzten Worte, bevor man ihn schrecklich schlug und lebensgefährlich verletzte. Die Brüder des Ärzteteams versuchten zwar, sein Leben zu retten, doch es war vergeblich. Nun wird es doch erst in der neuen Welt zu einem Wiedersehen kommen, denn auch im Angesicht des Todes konnte ihn nichts von seinem Glauben abbringen (Apg. 24:15).

Aus einem Feuerofen befreit

Es mußte etwas getan werden, um die unerträgliche Spannung abzubauen. Das ON-Komitee kam mit den Ältesten und den Dienstamtgehilfen zusammen, um zu besprechen, wie man mit der Widerstandsbewegung Gespräche aufnehmen könnte. Doch Männer der Widerstandsbewegung hatten bereits an jeden in der Gegend eine Einladung geschickt, zu ihrem Stützpunkt zu kommen. Die Ältesten beschlossen, gemeinsam mit einer beachtlichen Gruppe von Brüdern, die sich angeboten hatten, sie zu begleiten, hinzugehen. Zwei Brüder wurden beauftragt, für alle Dörfer zu sprechen. Isaque Maruli, einer der beauftragten Sprecher, ging nach Hause, um seine junge Frau darüber zu informieren und sich von ihr zu verabschieden. Sie erschrak bei dem Gedanken daran, was passieren könnte, und versuchte, ihn davon abzubringen. Er redete ihr tröstend zu und fragte: „Glaubst du, wir haben bis jetzt überlebt, weil wir besonders clever sind? Und denkst du, wir sind wichtiger als die anderen Brüder?“ Wortlos stimmte sie seinem Vorhaben zu. Sie beteten gemeinsam und verabschiedeten sich dann voneinander.

Bei dieser Versammlung waren nicht nur Brüder zugegen, sondern auch andere, keine Zeugen, die bereit waren, die Widerstandsbewegung zu unterstützen. Die ungefähr 300 Brüder waren ihnen aber zahlenmäßig überlegen. Es ging sehr hitzig zu; die Leute riefen politische Parolen aus und sangen Soldatenlieder. Eine Bekanntmachung wurde gemacht: „Heute rufen wir so lange ,Viva Renamo‘ [Resistência Nacional de Moçambique (Nationale Widerstandsbewegung Mosambiks), die Bewegung, die gegen die Frelimo-Regierung kämpfte], bis hier die Blätter von den Bäumen fallen!“ Der Kommandant, die Soldaten und die Anwesenden, die keine Zeugen Jehovas waren, wurden langsam ungehalten, weil die Brüder nichts sagten. Ein politischer Kommissar, der der Versammlung vorstand, erläuterte die Ideologie seiner Bewegung. Er sprach davon, daß von höchster Stelle beschlossen worden sei, die Dörfer niederzureißen und alle Bewohner zu zwingen, verstreut in den machambas zu leben. Dann erhielten die Anwesenden die Gelegenheit, sich zu äußern. Unsere Brüder legten unsere neutrale Haltung dar. Sie hofften, daß man die Gründe dafür verstehen würde, warum sie sich nicht daran beteiligen konnten, Nahrungsmittel zu beschaffen, die Gerätschaften zu tragen und dergleichen. Was die Vertreibung aus den Dörfern betraf, so waren sie bereits gezwungen gewesen zu fliehen.

Dem Kommandanten gefiel die mutige Antwort der Brüder ganz und gar nicht, aber glücklicherweise war der Kommissar verständnisvoller. Er beruhigte den Kommandanten und entließ die Brüder in Frieden. Somit kamen sie lebend aus dem heraus, was sie als „Feuerofen“ bezeichneten. (Vergleiche Daniel 3:26, 27.) Doch das war keine Garantie für Frieden. Der allerschlimmste Vorfall sollte sich ein paar Tage später ereignen.

Das Massaker im Dorf 7

Am 14. Oktober 1984, einem Sonntag, schien zwar die Sonne, doch dieser Tag wurde ein finsterer Tag in Carico. Früh am Morgen hatten die Brüder ihre Versammlungszusammenkunft abgehalten; danach waren einige in die Dörfer gegangen, um von dort ihren restlichen Hausrat zu holen und dann schnellstens zu ihren neuen Unterkünften in den Feldern zurückzukehren. Ohne Vorwarnung verließ eine bewaffnete Gruppe ihren Stützpunkt und machte sich in Richtung des mosambikanischen Dorfes 7 auf. Außerhalb des Dorfes 5 nahmen sie einen Bruder gefangen und befahlen ihm: „Zeig uns den Weg zum Dorf 7, und du wirst sehen, was Krieg ist!“ Als sie im Dorf ankamen, trieben sie alle zusammen, die gerade da waren. Alle mußten in der Reihenfolge der Nummern ihrer Dörfer im Kreis sitzen. Dann begann das Verhör.

„Wer hat unseren mudjiba [ein unbewaffneter Beobachtungsposten oder ein Informant] verprügelt und beraubt?“ wollten sie wissen. Die Brüder, denen gar nicht klar war, was die Männer meinten, antworteten, daß sie es nicht wüßten. „Nun gut, wenn keiner redet, werden wir mal an dem Mann, der hier vorne sitzt, ein Exempel statuieren.“ Und dann schossen sie einem Bruder aus kürzester Entfernung eine Kugel in den Kopf. Entsetzen erfaßte alle. Die Frage wurde immer wieder aufs neue gestellt, und jedesmal hatte ein weiteres Opfer den Kopfschuß zu erwarten. Man zwang Frauen, die ihre Babys an sich drückten, der grausamen Exekution ihres Mannes zuzusehen, wie Schwester Salomina, die zusehen mußte, wie ihr Mann Bernardino starb. Auch Frauen wurden ermordet. Leia Bila, die Frau von Luis Bila, der in dem Lager in der Nähe von Lichinga einem Herzanfall erlegen war, war eine von ihnen; ihre kleinen Kinder wurden somit Waisen. Auch die Jungen blieben von den Hinrichtungen nicht verschont, wie beispielsweise Fernando Timbane, der sogar noch, nachdem man auf ihn geschossen hatte, zu Jehova betete und versuchte, die anderen zu ermutigen.

Als auf diese Weise zehn Opfer brutal hingerichtet worden waren, kam es unter den Vollstreckern zu Meinungsverschiedenheiten, und dem Alptraum wurde ein Ende gemacht. Bruder Nguenha, der das 11. Opfer gewesen wäre, wurde befohlen, von dem „Todesstuhl“ aufzustehen. Er erzählt: „Ich hatte zu Jehova gebetet, daß er sich um die Überlebenden meiner Familie kümmern möge, jetzt, wo mein Leben sich seinem Ende genähert hatte. Dann stand ich auf, und ein ganz ungewöhnlicher Mut überkam mich. Erst später spürte ich den emotionalen Schock.“

Man zwang dann die Überlebenden, die restlichen Häuser des Dorfes niederzubrennen. Bevor die Soldaten gingen, drohten sie noch: „Wir hatten Order, 50 von euch zu töten, aber diese hier reichen. Sie dürfen nicht begraben werden. Wir werden aufpassen, und wenn Leichen verschwinden sollten, dann werden für jede, die fehlt, zehn von euch sterben.“ Was für ein seltsamer, abscheulicher Befehl!

Als die Schüsse durch das ganze Gebiet hallten und als dann diejenigen, die es geschafft hatten zu überleben, alles berichteten, was geschehen war, wurden die Dörfer erneut von einer Welle der Panik erfaßt. In ihrer Verzweiflung flohen die Brüder in die Wälder und in die Berge. Erst später stellte es sich heraus, daß die Anklagen, die das Massaker ausgelöst hatten, von einem Ausgeschlossenen erhoben worden waren, der sich der Widerstandsbewegung anschließen wollte. Er war auch zum Dieb geworden. Er hatte gegen die Brüder in seinem eigenen Dorf falsch ausgesagt, um die Gunst und das Vertrauen der Gruppe zu gewinnen. Als die Gruppe später herausfand, daß man sie hereingelegt hatte, ergriff man denjenigen, der die Lügen erfunden hatte, und brachte ihn auf grausamste Weise zu Tode.

Die Zerstreuung beginnt

Im ganzen Kreis Carico war man zutiefst betrübt und verwirrt. Die Ältesten, ebenfalls in Tränen aufgelöst, suchten die Familien zu trösten, die trauerten, weil sie durch das Massaker einen geliebten Angehörigen verloren hatten. Der Gedanke daran, in dieser Gegend zu bleiben, war schier unerträglich. Daher begann eine Zerstreuung. Ganze Versammlungen suchten sich weit entfernte Orte (bis zu 30 Kilometer entfernt), wo sie sich sicherer fühlen konnten. Einige beschlossen, bei den machambas zu bleiben. Somit verdoppelte sich die Arbeit der Ältesten des ON-Komitees. Sie mußten viele Kilometer laufen, um die Einheit und die körperliche und geistige Sicherheit der Herde in den weit verstreuten Versammlungen zu gewährleisten.

Die traurige Nachricht von dieser Zwangslage erreichte das Zweigbüro in Simbabwe, das daraufhin Vorkehrungen dafür traf, daß Mitarbeiter des Zweigbüros die Brüder besuchten und erbauten. Man beriet sich auch mit der leitenden Körperschaft in Brooklyn über den Bedarf an Nahrung, Kleidung und Medizin in den Lagern von Milange. Die leitende Körperschaft, die sich sehr um das Wohl der Brüder sorgte, gab die Anweisung, zur Verfügung stehende finanzielle Mittel für die Bedürfnisse der Brüder einzusetzen und auch, wenn ratsam, dafür zu sorgen, daß sie das Milangegebiet verlassen und in ihre Heimat zurückkehren konnten. Es schien wirklich ratsam, für diese Möglichkeit zu sorgen.

Ende 1984 verließen die Mitglieder des ON-Komitees wie in jedem Jahr Milange, um mit dem Zonenaufseher zusammenzukommen, der von der leitenden Körperschaft gesandt worden war. Don Adams aus Brooklyn war gekommen. Während einer Zusammenkunft, bei der auch die Brüder des Zweigkomitees von Sambia und Simbabwe anwesend waren, unterbreitete das ON-Komitee seine Bedenken in Verbindung mit dem Kreis Carico. Man riet ihnen, eingehend zu überdenken, ob es vernünftig sei, in Carico zu bleiben. Man lenkte die Aufmerksamkeit auf einen biblischen Grundsatz, der in Sprüche 22:3 dargelegt wird: „Klug ist der, der das Unglück gesehen hat und sich dann verbirgt.Mit diesem Gedanken im Sinn kehrten sie in die Lager zurück.

Flüchten? Wie? Und wohin?

Dieser Rat wurde den Versammlungen unverzüglich mitgeteilt. Einige reagierten sofort, wie im Fall von João José, einem ledigen Bruder, der später beim Bau der Zweigbüros in Sambia und in Mosambik mitwirkte. Mit einer Gruppe von Brüdern ging er ohne größere Probleme über die Grenze nach Malawi und dann weiter nach Sambia.

Für andere war die Lage allerdings nicht so einfach. Viele Familien mußten an ihre kleinen Kinder denken. Die Straßen wurden ständig von Mitgliedern der Widerstandsbewegung beobachtet, und jeder, der sie benutzte, war ihren Angriffen ausgesetzt. Die Grenze nach Malawi war eine weitere Schwierigkeit, und zwar besonders für die malawischen Brüder, da Jehovas Zeugen dort noch immer verachtet waren und gejagt wurden. Die quälenden Fragen waren demnach: Wie sollten sie fortgehen? Wohin sollten sie gehen? Wie würden sie über die Grenze kommen, da sie doch all die Jahre im Busch gelebt hatten und keine Papiere besaßen? „Wir wissen es auch nicht“, lautete die Antwort der Brüder vom ON-Komitee, als man ihnen diese Fragen in einer äußerst angespannten Atmosphäre bei einer Zusammenkunft mit allen Ältesten stellte. „Eines steht fest — wir müssen uns zerstreuen“, so betonten sie. Zum Schluß sagten sie: „Jeder spreche ein Gebet, mache Pläne und handle.“ (Vergleiche 2. Chronika 20:12.)

In den darauffolgenden Monaten drehte sich in den Zusammenkünften bald alles nur noch um dieses Thema. Die meisten Ältesten waren dafür fortzugehen und ermunterten die Brüder, diesbezügliche Pläne bis zum Ende durchzuführen. Andere beschlossen zu bleiben. Schließlich begannen die einen oder anderen aufzubrechen. Malawische Brüder, die den Versuch unternahmen heimzukehren, durften die Grenze aus den altbekannten Gründen nicht passieren und mußten umkehren. Das dämpfte die Begeisterung derer, die fortgehen wollten, und bestärkte diejenigen, die dafür waren zu bleiben. Eine „Einladung“ zu einer weiteren „wichtigen Versammlung“ auf dem Militärstützpunkt half dann den meisten, sich zu entscheiden.

Massenauszug

Am 13. September 1985, nur zwei Tage vor der angekündigten Versammlung, kamen die drei übriggebliebenen Mitglieder des ON-Komitees, Bruder Muthemba, Bruder Matola und Bruder Chicomo, noch einmal zusammen. Was sollten sie den Brüdern in Verbindung mit der „Einladung“ raten? Die Besprechung dauerte die ganze Nacht. Nachdem sie viel gebetet und nachgedacht hatten, beschlossen sie: „Morgen abend müssen wir fliehen!“ Soweit es möglich war, informierten sie die Brüder sofort über die Entscheidung, den Zeitpunkt und den Ort, an dem man sich treffen sollte. Die Versammlungen, die der Flucht zustimmten, trafen dort ein. Es war die letzte Handlung des ON-Komitees in den Lagern.

Nachdem die Brüder ein Gebet gesprochen hatten, begann um 20.30 Uhr ein zeitlich genau festgelegter Exodus. Der Auszug war ein vor den Soldaten und „den Rebellen“ streng gehütetes Geheimnis. Wäre man dahintergekommen, dann hätte das eine Katastrophe bedeutet. Für den Aufbruch im Schutz der Dunkelheit hatte jede Versammlung 15 Minuten Zeit, wobei jeder Familie zwei Minuten gewährt wurden. Eine lange Menschenschlange bahnte sich im Gänsemarsch lautlos den Weg durch den Busch; niemand wußte, was sie bei Tagesanbruch an der Grenze von Malawi erwarten würde, falls sie es überhaupt bis dahin schaffen würden. Die geistigen Hirten des ON-Komitees waren die letzten, die um 1 Uhr nachts aufbrachen (Apg. 20:28).

Sie waren ungefähr 40 Kilometer gelaufen, als Filipe Matola von Müdigkeit überwältigt wurde, denn er hatte zwei Tage nicht geschlafen. Er saß am Wegrand und döste, bis die letzten der Älteren an ihm vorbeigegangen waren. Wir können nur ahnen, welche Freude er verspürt haben muß, als sein „Neffe“, Ernesto Muchanga, vom Anfang der Schlange angelaufen kam und ihm die gute Nachricht überbrachte: „,Onkel‘, die Brüder werden in Malawi aufgenommen!“ „Das ist ein Beispiel dafür,“ rief Bruder Matola aus, „wie Jehova einen Weg öffnet, wenn es wie am Roten Meer keinen Ausweg mehr zu geben scheint“ (2. Mo. 14:21, 22; siehe Psalm 31:21-24).

Bevor sie wieder nach Mosambik kamen und in ihre Heimatorte zurückkehrten, erlebten sie in den folgenden Monaten, was es heißt, in Flüchtlingslagern in Malawi und Sambia zu leben. Was geschah aber mit denen, die in der Gegend von Carico geblieben waren?

Die Zurückgebliebenen

Die Entscheidung des ON-Komitees wurde nicht jeder der weit verstreuten Versammlungen rechtzeitig bekannt, bevor der Auszug begann. Einzelne, die die Bekanntmachung kannten, beschlossen, zu bleiben und der auf dem Militärstützpunkt anberaumten Versammlung beizuwohnen. Die Versammlung Maxaquene hatte wie auch andere die Bekanntmachung nicht gehört; sie hatte sich aber bereits vorher für die Flucht entschieden. Bevor diese Brüder zu der besagten Versammlung gingen, hatten sie ihre Familien darauf vorbereitet zu fliehen. Etwa 500 Brüder erschienen bei der Versammlung. Man machte es kurz und bündig. Der Kommandant sagte: „Unsere Vorgesetzten haben entschieden, daß alle hier Anwesenden in unser regionales Hauptquartier kommen sollen. Es wird eine lange Reise werden. Dort werdet ihr bis zu drei Monate verbringen.“ Und der Marsch begann auf der Stelle.

Brüder, die beschlossen hatten zu fliehen, nutzten die mangelnde Wachsamkeit der Soldaten und machten sich heimlich davon. Sie kamen wieder zu ihren Familien und flohen gemeinsam auf irgendeinem Weg, der sich ihnen bot, zur malawischen Grenze. Andere, die entweder den Befehl der Widerstandsbewegung befolgten oder einfach keine Fluchtmöglichkeit hatten, begannen mit dem Marsch in Richtung Südwesten zum Stützpunkt in Morrumbala, wo sie nach einigen Tagen eintrafen. Erst einmal dort angekommen, wurden sie erneut unter Druck gesetzt, die Bewegung zu unterstützen. Ihre Weigerung hatte schwere Folter und unzählige Prügel zur Folge, und mindestens ein Bruder kam dabei ums Leben. Letztendlich erlaubte man ihnen drei Monate später, in ihre Häuser zurückzukehren.

Viele wohnten weiterhin in der Gegend um Carico, die ganz und gar in der Hand der Widerstandsbewegung war. Während der folgenden sieben Jahre waren sie von Jehovas Organisation völlig abgeschnitten. Es war eine recht große Gruppe, aufgeteilt in ungefähr 40 Versammlungen. Haben sie in geistiger Hinsicht durchgehalten? War ihre Liebe zu Jehova stark genug, so daß sie nicht in völlige Verzweiflung versanken? Wir werden später auf sie zurückkommen.

Flüchtlingslager in Malawi und Sambia

Nicht jeder, der aus Carico geflohen war, wurde sofort in Malawi aufgenommen. Die Brüder der Versammlung Maxaquene wurden von der malawischen Polizei entdeckt, als sie sich nach dem Überqueren der Grenze ausruhten, und man forderte sie auf, wieder umzukehren. Die Brüder flehten die Polizisten an und erklärten, daß in der Gegend, in der sie lebten, Krieg herrsche und sie deshalb auf der Flucht seien. Das rührte die Polizisten aber nicht. Da ihnen nun anscheinend keine Wahl blieb und weil sie völlig verzweifelt waren, rief einer: „Brüder, wir weinen jetzt!“ Genau das taten sie, und zwar so laut, daß die Nachbarschaft auf sie aufmerksam wurde. Die Polizei, der das peinlich war, bat sie dringend, damit aufzuhören. Eine Schwester bat inständig: „Laßt uns doch wenigstens für die Kinder etwas zu essen machen.“ Die Polizisten gingen auf ihre Bitte ein und sagten, daß sie später wiederkämen. Erfreulicherweise kehrten sie nicht zurück. Später kam ihnen jemand von der Behörde zu Hilfe, brachte Lebensmittel und zeigte ihnen den Weg zu dem Flüchtlingslager, wo die anderen Brüder untergebracht waren.

Die Flüchtlingslager in Malawi wurden nun von Zeugen Jehovas aus Mosambik überschwemmt. Von der malawischen Regierung wurden sie als Kriegsflüchtlinge angesehen. Das Internationale Rote Kreuz sorgte für Unterstützung und brachte Hilfsgüter, um die Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten zu mildern, die die Bedingungen des Lebens in einem Lager im Freien mit sich brachten. Einige gingen weiter nach Sambia, wo sie in andere Flüchtlingslager geschickt wurden. Filipe Matola und Fernando Muthemba arbeiteten nun eng mit dem Landeskomitee in Malawi zusammen und suchten in den Lagern nach den mosambikanischen Brüdern, um sie geistig zu stärken und zu trösten und mit den finanziellen Mitteln zu versorgen, die von der leitenden Körperschaft bewilligt worden waren.

Am 12. Januar 1986 konnte A. D. Schroeder, ein Bruder von der leitenden Körperschaft, diese Brüder geistig stärken und ermuntern und ihnen die herzlichen Grüße der leitenden Körperschaft übermitteln. Zwar war es ihm nicht möglich, die Lager zu betreten, aber er hielt in Sambia einen Vortrag, den man in Tschewa übersetzte, aufnahm und dann in die Lager brachte, in denen die mosambikanischen Brüder untergebracht waren.

Nach und nach half man diesen Flüchtlingen, ihre nächste Station zu erreichen, und zwar in Mosambik. Für viele war das Moatize in der Provinz Tete. In der Einstellung der mosambikanischen Regierung gegenüber Jehovas Zeugen ging tatsächlich ein Wandel vor sich, wenn das auch noch nicht bei allen Behörden zu erkennen war.

Wieder in Mosambik

Die Gemeinden östlich der Stadt Tete wurden langsam von den Gruppen, die nacheinander eintrafen, überschwemmt. Sie wurden in ausrangierten Eisenbahnwaggons untergebracht, die zuvor als öffentliche Toiletten gedient hatten. Viele dieser Waggons dienten, nachdem man sie gereinigt hatte, am 24. März 1986 als Versammlungsstätte für die Feier zum Gedenken an den Tod Christi.

Brüder aus ganz Mosambik warteten dort monatelang, ohne zu wissen, wie sie an ihren Heimatort zurückgebracht werden würden. Dieses Warten trug noch zu ihrer Trübsal bei. Sie versuchten bei der Suche nach einer Arbeit findig zu sein, um für den Lebensunterhalt sorgen oder für ein Flugticket sparen zu können, doch ohne großen Erfolg. Wegen des Krieges konnte man sich auf den Straßen nicht fortbewegen. Von den Ortsbehörden wurden sie nicht immer freundlich behandelt, sondern man versuchte immer noch, sie zum Ausrufen politischer Parolen zu zwingen. Die Brüder erklärten freimütig: „Wegen dieser Streitfrage hat man uns nach Carico gebracht. Dort haben wir unsere Strafe verbüßt und waren auf Gedeih und Verderb bewaffneten Angreifern ausgeliefert. Irgendwie ist es uns gelungen zu fliehen. Was wollen Sie denn jetzt noch von uns?“ Nach dieser Äußerung ließ man sie in Ruhe. Allerdings versuchte man weiterhin, die jungen Leute zum Dienst in der Regierungsarmee zu bewegen, die den bewaffneten Aufstand in der Region bekämpfte; man schikanierte sie und sperrte sie ein. Viele junge Brüder ließen sich alles mögliche einfallen, um zu entwischen und sich versteckt zu halten.

Das Komitee in Malawi beschloß, daß Fernando Muthemba sich nach Tete aufmachen sollte, um den Brüdern dort beizustehen. Als Bruder Muthemba in Moatize ankam, wollten die Beamten sein Gepäck durchsuchen. Gerade noch rechtzeitig gelang es den Brüdern, die mitgebrachte Literatur zu verstecken. Und was fanden die Polizisten, als sie seine Taschen durchwühlten? „Nur ein paar Lumpen“, sagt er. Die enttäuschten Polizisten fragten: „Ist das alles?“ Ja, das war alles. Das war das gesamte Gepäck eines Mannes, der in den Lagern so große Verantwortung getragen hatte. Wie jedem anderen, so hatte man auch ihm alles genommen, was er besaß. Die äußere Erscheinung der Brüder war damals alles andere als erfreulich — sie sahen schmutzig, zerlumpt und hungrig aus und waren von Mißhandlungen gezeichnet. Die inspirierte Beschreibung vieler Diener Gottes der alten Zeit traf genau auf sie zu: „Sie gingen in Schaffellen, in Ziegenhäuten umher, während sie Mangel, Drangsal, Mißhandlung erlitten; und die Welt war ihrer nicht würdig. Sie irrten in Wüsten ... und Höhlen und Klüften der Erde umher“ (Heb. 11:37, 38).

Endlich geht es nach Maputo

In Maputo bemühte sich ein von der Gesellschaft eingesetztes Komitee, staatliche und nichtstaatliche Stellen zu kontaktieren, um Mittel und Wege für den Transport der Brüder in Tete und in Sambia zu finden. Isaque Malate und Francisco Zunguza waren überglücklich, als man sie im Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge informierte: „Es wurden bereits über 50 Flüge bewilligt, um die Zeugen Jehovas zurückzubringen!“ Sie waren dankbar, daß die Regierung die Flüge genehmigt hatte.

Die Brüder in Tete, die ja von dieser Abmachung nichts wußten und die alle in Lagern in der Nähe vom Flughafen untergebracht waren, gingen Tag für Tag zum Flughafen und hofften, daß irgendein Transportflugzeug vielleicht wenigstens ein paar von ihnen mitnehmen würde. Fernando Muthemba spricht tief bewegt vom 16. Mai 1987: „Es war 7.30 Uhr. Als ich zum Flughafen schaute, sah ich zwei große Boeings, die ersten Maschinen der ,Luftbrücke‘, über die alle Zeugen Jehovas nach Maputo gebracht werden sollten.“ Welch begeisternde Aussicht! Eine Rückkehr in ihre Städte — nach 12 Jahren!

Leider waren sie alles andere als ordentlich gekleidet. Emídio Mathe, ein Ältester der Versammlung Maxaquene, lieh sich eine Hose von jemand, der mehr als ein Paar besaß, damit er bei der Ankunft in Maputo anständig aussah. Die Brüder, die sie in Maputo erwarteten, nahmen Kleidung mit zu den Flugzeugen, so daß die Flüchtlinge menschenwürdig von Bord gehen konnten. Schämten sie sich? „Nein“, erwidert Emídio, „materiell hatten wir zwar alles verloren, aber wir hatten die Hoffnung, daß Jehova uns eines Tages gebrauchen würde, seinen Namen zu erhöhen. Wir machten uns um materielle Dinge keine Sorgen und schämten uns nicht. Wir gingen in Lumpen, aber unser Glaube an Jehova war unbesiegt.“ Die Brüder in Südafrika und in Simbabwe spendeten für ihre zurückgekehrten mosambikanischen Brüder freudig tonnenweise Lebensmittel und Kleidung.

Die Regierung stellte für die Brüder weitere Transportmittel bereit, damit sie in die anderen Provinzen zurückkehren konnten. Den Brüdern, die in die Provinz Sofala zurückkehrten, in das Gebiet, das als Korridor von Beira bekannt war (wegen des Militärschutzes durch simbabwische Soldaten), standen noch Schwierigkeiten bevor. Achtzehn von ihnen, darunter auch ein Ältester, wurden gefangengenommen und zu einem Stützpunkt der Widerstandsbewegung gebracht.

„Jehova ist groß ... Jehova ist groß!“

Nachdem der Kommandant des Stützpunkts sie verhört hatte und ihm klar war, daß er es mit Zeugen Jehovas zu tun hatte, ließ er einen Pfarrer zu sich kommen. Dieser stand einer Kirche in dem Gebiet vor, das unter der Kontrolle der Widerstandsbewegung war. Der Kommandant sagte ihm: „Das hier sind Zeugen Jehovas, und sie werden nun mit Ihnen beten. Behandeln Sie sie gut.“ Zur Überraschung der Brüder schüttelte dieser Pfarrer (er hatte vor einiger Zeit bei einem Aufenthalt in Simbabwe einige Publikationen der Wachtturm-Gesellschaft erworben) immer wieder verwundert den Kopf und rief aus: „Jehova ist groß ... Jehova ist groß!“ Er fügte hinzu: „Wir haben zu Jehova gebetet, uns doch wenigstens e i n e n zu schicken, der uns belehrt.“

Am nächsten Tag versammelte er die 62 Mitglieder seiner Kirche und bat den Ältesten, zu ihnen zu sprechen. Als erstes sagte der Bruder ihnen, daß ihre Götzenbilder allesamt beseitigt werden müßten (5. Mo. 7:25; 1. Joh. 5:21). Das taten sie auf der Stelle. Er zeigte ihnen auch, daß Jehova das Austreiben von Dämonen durch seine Diener heute weder wünscht noch gutheißt und daß rituelles Trommeln nicht zu der wahren Anbetung gehört, die in der Bibel dargelegt wird (Mat. 7:22, 23; 1. Kor. 13:8-13). Zum Schluß stand der Vorsteher der Gemeinde auf und sagte: „Von heute an sind meine Familie und ich Zeugen Jehovas.“ Außer einem Ehepaar äußerten alle geschlossen denselben Wunsch.

Während der vier Monate, die die Brüder dort blieben, fanden regelmäßig Zusammenkünfte statt. Als die Zeit ihrer Rückkehr gekommen war, ging eine beträchtliche Anzahl aus dieser Gruppe mit ihnen; nicht wenige von ihnen waren vorher aktive Mitglieder der sich bekämpfenden Parteien gewesen.

Viele schlossen sich in diesem Zeitraum dem Volk Jehovas an, denn trotz der schwierigen Lebensverhältnisse hörten die Brüder nie mit dem Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich und nie mit dem Jüngermachen auf (Mat. 24:14; 28:19, 20).

Rückkehr zum Leben in den Städten

Die Brüder waren dankbar, wieder in die Städte zurückzukommen. Aber ohne Papiere, Wohnung oder Arbeit war ihr Leben immer noch hart. Ein neuer Zeitabschnitt in ihrem Leben voller Schwierigkeiten brach an. Das Land erlebte große Erschütterungen, und die Menschen litten unter dem Bürgerkrieg, dem Hunger, der Dürre und der Arbeitslosigkeit. Würde Jehovas Volk mit dieser ernsten Notlage fertig werden und den Mut nicht verlieren?

Die Regierung kam ihnen zu Hilfe; sie rief das Amt für soziale Wiedereingliederung ins Leben. Viele Zeugen konnten ihre frühere Arbeit wiederaufnehmen und wichtige Stellungen in Firmen des privaten und des öffentlichen Bereichs bekleiden. Andere machten sich selbständig.

Vielen war es möglich, in ihre Häuser zurückzukehren, da ihre Verwandten noch immer darin wohnten. Andere hatten es nicht ganz so einfach. Ihre Häuser waren zwischenzeitlich von Fremden oder von garstigen Verwandten bewohnt, oder sie waren verstaatlicht worden. Entgegen den Befürchtungen, die die Regierung gehabt haben mag, zogen die Brüder es vor, Sanftmut zu bekunden und nicht für Unruhe zu sorgen. Zeugen, die nicht in die Lager geschickt worden waren, nahmen die heimatlosen Brüder auf. Nach und nach fanden sie ein Heim, wo sie sich niederließen, oder sie bauten es sich selbst. Da Jehova ihren Fleiß segnete, haben heute viele ein schönes Zuhause — ganz zur Überraschung derer, die sahen, in welch erbarmungswürdigem Zustand sie zurückkamen. Es ist bemerkenswert, daß inmitten überhandnehmender Armut kein einziger Zeuge Jehovas zum Betteln Zuflucht nehmen mußte. Als nach einigen Jahren der Bevölkerung der Weg zu einem eigenen Zuhause dadurch offenstand, daß sie verstaatlichte Häuser erwerben konnten, war der erste Käufer im ganzen Land einer der Zeugen Jehovas, die in Carico gewesen waren. Zur Zeit befindet sich dort das Literaturlager von Maputo.

Ein Haus zu kaufen oder andere materielle Vorteile zu erhalten war jedoch nicht das, was die Brüder hauptsächlich interessierte. Wichtiger war es, Örtlichkeiten zu finden, wo man Zusammenkünfte zur Anbetung abhalten konnte. War das nicht der Hauptgrund, warum Jehova sie sicher nach Hause geführt hatte? Davon waren die Brüder felsenfest überzeugt. (Vergleiche Haggai 1:8.) Umgehend entstanden behelfsmäßige Königreichssäle jeder Art: in Höfen, in Wohnzimmern und in Küchen, in Stroh- und Wellblechhütten. Manchmal kamen sie auch (was für ein Luxus!) in gemieteten Räumlichkeiten in Schulen oder in Krankenhäusern zusammen. Die meisten der 438 Versammlungen in Mosambik kommen auch heute noch in solchen provisorischen Königreichssälen zusammen. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Eine davon findet man in Beira, wo die Brüder mit Hilfe des simbabwischen Zweigbüros und der tapferen Baumannschaft viele Hindernisse überwanden und wo sie schließlich am 19. Februar 1994 die ersten beiden aus Backstein gebauten Königreichssäle in Mosambik ihrer Bestimmung übergaben.

Besondere Komitees — Rechtliche Anerkennung

Die leitende Körperschaft setzte besondere Komitees in Beira, Tete und Maputo ein, die unter der Aufsicht der Zweigbüros in Simbabwe und in Südafrika standen und die in der Phase, in der die Brüder ihr Leben neu ordneten, für ihre materiellen und geistigen Bedürfnisse sorgten. Durch diese Vorkehrung konnte den Versammlungen verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt werden. Damit die Versorgung mit der dringend benötigten biblischen Literatur gesichert war, wurden in diesen Städten Lager eingerichtet. Diese Lager dienten auch als Verteilungszentren für Hilfsgüter wie Nahrungsmittel und Kleidungsstücke. Man organisierte Kreis- und Bezirkskongresse, obgleich noch einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden mußten, bevor diese in aller Öffentlichkeit stattfinden konnten.

Am 11. Februar 1991 hallte eine begeisternde Nachricht durch das Land — sehr zur Freude aller Diener Jehovas weltweit. Die Regierung von Mosambik hatte der Associação das Testemunhas de Jeová de Moçambique (Vereinigung der Zeugen Jehovas in Mosambik) die rechtliche Anerkennung gewährt. Fernando Muthemba, der seinen Brüdern in Carico loyal zur Seite gestanden hatte, sollte als der erste Vorsitzende dienen. Jehovas Diener in Mosambik waren auch überglücklich, ihre ersten in Gilead ausgebildeten Missionare in ihrer Mitte zu haben. Sie wohnten in Missionarheimen in Maputo und in Beira. In Tete richtete man auch noch ein Missionarheim ein, denn man erwartete in Kürze die Ankunft weiterer Missionare.

Missionare machen ihren Brüdern Freude

Mosambik hat sich als ein echtes Missionargebiet erwiesen. Gileadabsolventen und erfahrene Sonderpioniere, die bereits aufopferungsvoll in anderen Gebieten gedient hatten und deren Wunsch es war, an dem geistigen Aufbau und am Erntewerk in Mosambik einen Anteil zu haben, nahmen die Einladung nur zu gern an, ihren Dienst dort fortzusetzen. Sie kamen aus fünf Kontinenten, viele von ihnen aus portugiesischsprachigen Ländern wie Brasilien und Portugal. Ihre neue Zuteilung war mit Schwierigkeiten verbunden, denn 1990 und 1991 hatte das Land gerade erst damit begonnen, aus der wirtschaftlichen Misere herauszukommen, die durch Krieg und Dürre entstanden war. Hans Jespersen, ein dänischer Missionar, der in Brasilien tätig gewesen war und zur Zeit als Bezirksaufseher dient, erinnert sich: „Die Geschäfte waren praktisch leer, und die Spuren, die der Krieg hinterlassen hatte, waren überall deutlich zu sehen.“ Es ist bereits erkennbar, daß sich die Wirtschaft langsam, aber sicher erholt. Dennoch leben viele unserer Brüder im Norden und in den ländlichen Gebieten weiterhin unter extrem schwierigen Bedingungen.

Für die Missionare war vieles ganz neu. Vor der Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen der Frelimo-Regierung und der Renamo machten beispielsweise die Zuteilungen der Missionare es mitunter erforderlich, daß sie in colunas reisten (Fahrzeugkonvois, die von Regierungstruppen begleitet wurden), und manchmal wurden diese angegriffen. Es bereitete ihnen jedoch große Freude, ihre Brüder kennenzulernen; und für viele dieser Brüder erfüllte sich ein Traum, als sie mit Zeugen zusammentrafen, die einer anderen Rasse oder Nationalität angehörten.

In einem abgelegenen nördlichen Gebiet ging ein Kind mit seinem Vater einen ganzen Tag lang zu Fuß, nur um einen Missionar aus Australien zu sehen. Der Vater sah dem Kind das Erstaunen an und sagte: „Hab ich ’s dir nicht gesagt? Wir haben weiße Brüder.“ Viele sagten, wenn sie begeistert die Missionare begrüßten: „Euch kannten wir bisher nur aus den Berichten im Jahrbuch!“ Mosambikanische Zeugen, die sich 1993 noch immer in Flüchtlingslagern in Sambia aufhielten, erzählten: „Als wir in Sambia davon hörten, daß es in Tete ein Missionarheim gibt, taten wir unser möglichstes, dorthin zurückzukehren, um es mit eigenen Augen zu sehen und um unseren Dienst dort fortzusetzen — 18 Jahre nachdem man uns als Gefangene nach Carico gebracht hatte.“

Die Missionare in Mosambik sind hauptsächlich bestrebt, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen. Das ist eine äußerst befriedigende Tätigkeit. Die ersten Missionare, die nach Maputo und nach Beira kamen, sagen rückblickend: „Der geistige Hunger war so gewaltig, daß wir jeden Tag enorme Mengen Literatur abgaben.“ Die vierfarbigen Publikationen der Gesellschaft sind in diesem Land etwas Einzigartiges, und man schenkt ihnen große Aufmerksamkeit. Die Missionarheime dienen oft als Bibelstudienzentren, da viele es anscheinend vorziehen, daß man dort mit ihnen die Bibel studiert.

Gegenwärtig gibt es im ganzen Land sechs Missionarheime, und 50 Missionare sind mit den verschiedensten Aufgaben betraut. Einige Missionare fahren jeden Monat Touren, die von der Gesellschaft festgelegt worden sind, um Berichte einzusammeln und die Post, die Zeitschriften und die Literatur zu befördern. Zu einer dieser Touren gehört auch der frühere Kreis von Carico in Milange.

Wie erging es wohl den Zeugen, die, völlig von den anderen Brüdern abgeschnitten, in diesem Gebiet geblieben waren?

Der Kreis von Carico öffnet sich

Am 4. Oktober 1992 wurde in Rom der Friedensvertrag zwischen der Renamo und der Frelimo unterzeichnet, womit 16 Jahre Bürgerkrieg in Mosambik offiziell beendet waren. Durch dieses vielgefeierte Ereignis konnte der Vorhang aufgehen, der das Gebiet des ehemaligen Kreises von Carico abgetrennt hatte. Und was wurde sichtbar? Über 50 Versammlungen der Zeugen Jehovas, die aus der 7 Jahre anhaltenden Isolation auftauchten. Wie hatten sie während dieser extremen Isolation in geistiger Hinsicht überleben können?

Im Februar 1994 wurde in Milange mit 40 der verantwortlichen Brüder ein Interview durchgeführt. Tausend weitere waren anwesend, die mehr als 30 Kilometer zu Fuß zurückgelegt hatten, nur um die Missionare zu sehen. Die Ältesten, die nach dem Exodus geblieben waren, berichteten: „Nachdem viele von uns auf dem Stützpunkt geprügelt worden waren, erlaubte man uns, zurückzugehen und in den machambas bei den verwüsteten Dörfern zu leben. Nach einer Weile genehmigte die Renamo, daß wir Königreichssäle bauten und unsere Zusammenkünfte abhielten. Sie gaben das Versprechen — und hielten sich auch daran —, daß man uns nicht belästigen werde, wenn wir in den Sälen oder auf dem Weg dorthin seien. Allerdings machten sie klar, daß sie nicht verantwortlich wären, für das, was passieren würde, wenn an einem Zusammenkunftstag jemand zu Hause oder auch außerhalb des Königreichssaals vorgefunden würde.“ Und wie sah es mit dem Predigen aus? Die Antwort der Brüder ist ergreifend: „Völlig mittellos und ohne etwas zum Anziehen zu haben, lebten wir wie Tiere, aber wir vergaßen nicht, daß wir Zeugen Jehovas sind und die Verpflichtung haben, das Königreich zu predigen.“ Auf welch ausdrucksvolle Weise sie doch ihre Wertschätzung und Liebe gegenüber Gott bewiesen!

Im Jahr 1993 wurden der Bezirksaufseher und seine Frau bei einem Kreiskongreß in Milange Zeuge von etwas, was seinesgleichen sucht und was bestätigte, daß die Brüder in der Tat nicht aufgehört hatten, Jünger zu machen. Als der Redner, der die Taufansprache hielt, die Taufbewerber bat aufzustehen, erhoben sich von den 2 023 Zuhörern 505 von den Plätzen, um sich zur Taufe bereit zu erklären. Aber das ist noch nicht alles.

„Saulus“ von Carico

Saulus von Tarsus, der die Nachfolger Jesu Christi im ersten Jahrhundert u. Z. heftig verfolgte, wurde ein eifriger Diener Jehovas. Auch Carico hatte seinen „Saulus“. Es ist ein sanftmütig wirkender Mann mit feinen Gesichtszügen, der jetzt als Dienstamtgehilfe und allgemeiner Pionier dient. Wenn man ihn und seine Arbeitskollegen bei ihrer schweren körperlichen Arbeit sieht, die sie leisten müssen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, scheint er sich in nichts von den anderen zu unterscheiden. Aber jetzt legt er eine Pause ein; hören wir doch seine Geschichte:

„Im Juni 1981 übernahm die Widerstandsbewegung die Macht in dem Gebiet, wo ich lebte. Man brachte mich mit den anderen Männern in die Kasernen. Sie erklärten uns die edlen Ziele ihres Kampfes und führten uns vor Augen, wie wichtig es sei, die Befreiung unseres Volkes zu unterstützen. Ich erhielt eine militärische Ausbildung und kämpfte in siegreichen Schlachten. Das bestimmte für die nächsten 7 Jahre den Ablauf meines Lebens. Wegen meiner Loyalität gegenüber der Bewegung wurde ich zum Kommandanten befördert. Ich hatte das Kommando über sieben kleine Armeen. Wir brachten viele Gebiete unter unsere Kontrolle, und eines davon war Carico. Ich entsandte einen Trupp Männer, der in die Dörfer eindringen sollte, in denen die Zeugen Jehovas lebten, um ihre Unterstützung zu gewinnen. Ich genehmigte das Niederbrennen ihrer Häuser und die Ermordung einiger von ihnen. Meine Kommandotruppen sagten zu mir: ‚Wir können alle von ihnen töten, aber ändern werden wir sie niemals.‘ Nach einiger Zeit versetzte man mich an andere Stützpunkte.“

Obwohl dieser Kommandant keine Skrupel hatte, Jehovas Diener zu verfolgen, bot ihm Jehova in seiner Barmherzigkeit eine Gelegenheit, sich zu ändern. Er erklärt: „Nachdem ich meine Frau sieben Jahre lang nicht gesehen hatte, bat ich darum, aus familiären Gründen beurlaubt zu werden, und besuchte sie. In einem Flüchtlingslager in Malawi kam ich dann das erste Mal persönlich mit der Wahrheit in Berührung. Zunächst lehnte ich sie ab. Als ich später etwas von der neuen Welt, dem Königreich Gottes und von einer Welt, frei von Kriegen, hörte, fragte ich mich: ,Kann jemand wie ich, der so viel Schlechtes getan hat, überhaupt Nutzen davon haben?‘ Die Antwort, die ich aus der Bibel erhielt, lautete: ,Ja, wenn man Glauben hat und Gott gehorcht.‘ Ich willigte in ein Bibelstudium ein und ließ mich im Juni 1990 taufen. Seitdem bin ich Pionier und konnte schon vielen meiner früheren Kampfgefährten helfen. Allein in einem Militärlager half ich 14 Personen, Diener Jehovas zu werden. Ich habe dort gedient, wo Hilfe dringender benötigt wurde. Auch mußte ich wegen der Neutralität vieles durchmachen. Ich bin Jehova für seine Barmherzigkeit überaus dankbar und auch dafür, daß er über die Zeiten meiner Unwissenheit hinweggesehen hat und mir auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi vergeben hat“ (Apg. 17:30). Das ist nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, warum die mosambikanischen Brüder so oft und mit tiefer Wertschätzung sagen: „Jehova ist groß“ (Ps. 145:3).

Ein Zweigbüro in Maputo

Wer hätte das gedacht? Es geschah schneller, als man erwartet hatte. Die leitende Körperschaft genehmigte die Einrichtung eines Zweigbüros in Mosambik. Seit 1925, als der Bergarbeiter Albino Mhelembe die Wahrheit von Johannesburg mitbrachte, hatten sich die Zweigbüros in Südafrika, Malawi und Simbabwe des Werkes in Mosambik angenommen. Nun erwarb die Gesellschaft ein großes Haus in einem Viertel von Maputo, in dem es viele Botschaften gibt, und brachte es auf Vordermann. Am 1. September 1992 übernahm das mosambikanische Zweigbüro in Maputo schließlich die Aufgabe, das große Gebiet zu beaufsichtigen. Man begann mit einer kleinen Bethelfamilie von sieben Mitarbeitern; das gerade erst eingesetzte Zweigkomitee hatte also eine schwierige Aufgabe zu bewältigen. Es mußte das Predigtwerk organisieren, sich um die geistigen und auch um die materiellen Bedürfnisse der Brüder kümmern, den Bau von Königreichssälen fördern und sich mit dem Bau der neuen Zweiggebäude beschäftigen. Wirklich eine enorme Aufgabe! Aber bald traf Hilfe ein.

Heute arbeiten Teams von International Volunteers, die aus verschiedenen Ländern angereist sind, mit ihren mosambikanischen Brüdern zusammen, um an einem schönen Platz in Strandnähe die neuen Zweiggebäude zu errichten. Die Bethelfamilie ist auf 26 ständige Mitarbeiter angewachsen. Brüder und Schwestern aus Maputo und Umgebung helfen ebenfalls mit. Sie alle arbeiten vereint als Gruppe, um die Anbetung des wahren Gottes, Jehova, in diesem Teil der Erde zu erheben (Jes. 2:2).

„Haltet Männer von dieser Art weiterhin wert“

Auch die reisenden Aufseher hier verrichten ein schwieriges Werk. Dazu gehören Männer wie Adson Mbendera, der die Versammlungen im Norden besuchte und später als Mitglied des ON-Komitees in den Lagern diente, und Lameck Nyavicondo, an den die Brüder in Sofala dankbar zurückdenken, sowie Elias Mahenye, der aus Südafrika kam, viele Greueltaten erlebte, und der warnend sagte: „Die PIDE [die Kolonialpolizei] ist verschwunden, aber ihr Urahn, Satan, der Teufel, ist immer noch da. Stärkt euch, und faßt Mut“ (1. Pet. 5:8). Diese Brüder haben alles aufgegeben, was sie an Annehmlichkeiten gehabt haben mögen, um ihren Brüdern zu dienen, und sie rechnen mit keinerlei Vorteilen.

Erst kürzlich wurde im Milangegebiet, in dem die „Gefängnisdörfer“ gewesen waren, ein Kreis gebildet. Die Brüder, die in dieser Gegend leben, sind Jehova besonders dankbar dafür, daß sie jetzt von den Vorkehrungen seiner irdischen Organisation noch mehr haben. Orlando Phenga hat es als ein Vorrecht angesehen, mit seiner Frau von Maputo wegzugehen und dort zu dienen, wo er und Tausende von anderen eine Rolle auf dem „Schauplatz von Carico“ gespielt haben. Westlich der Stadt Tete sind Benjamin Jeremaiah und seine Frau tagelang zu Fuß zu Orten unterwegs, wo viele Menschen noch nie ein Auto gesehen haben, und sie helfen denjenigen, die jahrelang durch den Krieg isoliert waren, sich wiedereinzugliedern. Einmal mußte Raymond Phiri, ein aufopferungsvoller lediger Bruder, zusammen mit allen anderen aus der Versammlung, der er diente, auf einem Berggipfel übernachten, um möglichen Angriffen zu entgehen; dort bereitete er dann seine Berichte für das Zweigbüro vor. Auch wären noch Hans und Anita Jespersen zu nennen, die dem landesweiten Bezirk dienen und beides kennengelernt haben: den geistigen Reichtum und die materielle Armut ihrer Brüder.

Diese Brüder bekunden alle die Geisteshaltung, die den Apostel Paulus bewog, über Epaphroditus zu schreiben: „Haltet Männer von dieser Art weiterhin wert“ (Phil. 2:29).

Mit göttlichem Eifer vorwärts gehen

Die Treuen in Mosambik haben ihre Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen nicht nur durch das Bewahren der Lauterkeit in schweren Prüfungen bewiesen, sondern auch noch auf eine andere Weise. Sie nutzen ihre neugewonnene Freiheit, indem sie viel in den Predigtdienst gehen und reichlich Gebrauch von den Zeitschriften und anderer Literatur machen, für die Jehova in Hülle und Fülle sorgt. Man kann sie sehen, wie sie ungehindert auf Straßen, öffentlichen Plätzen und Marktplätzen predigen, wie zum Beispiel in Xipamanine. Die Ergebnisse sind offensichtlich, steigt doch die Zahl der Lobpreiser Jehovas rapide an.

Wegen der vielen neuen Verkündiger und weil die Brüder aus den Flüchtlingslagern der Nachbarländer zurückkehrten, gab es rasches Wachstum. Ganze Kreise sind zurückgekommen. Schnell werden Königreichssäle gebaut, und zwar mit dem Material, das gerade vorhanden ist. Das geschieht sogar in Übergangslagern wie Zóbuè, an der malawischen Grenze, und Caboa-2, außerhalb von Vila Ulongue. Viele nehmen den Pionierdienst auf und warten nicht erst auf bessere Zeiten. Über 1 900 stehen jetzt im Vollzeitdienst. Sie zeigen größte Wertschätzung für die Schulung, die sie durch die Pionierdienstschule erhalten haben; sie wurde in Mosambik 1992 erstmals durchgeführt.

Und wer waren wohl die Unterweiser einer Schule, die vor kurzem in Maputo abgehalten wurde, wo fast die gesamte Klasse aus Brüdern bestand, die im Kreis von Carico gewesen waren? Francisco Zunguza, der Rekordhalter an Inhaftierungen aus Glaubensgründen, und Eugênio Macitela, der erst e i n e Woche studiert hatte und schon verhaftet und nach Milange geschickt wurde. Beide dienen derzeit als Kreisaufseher. Einer der Schüler war Ernesto Chilaule. Über ein Erlebnis spricht er besonders gern: „Wenn ich die Straße entlanggehe, an der das Gebäude der längst abgeschafften PIDE steht, sehe ich mir ein bestimmtes Fenster an und erinnere mich, daß es dort war, wo die Beamten zu mir sagten: ,Daß eines klar ist, Chilaule: Hier ist Mosambik, und in diesem Land werdet ihr niemals anerkannt werden.‘ Und siehe da, nur etwas weiter in derselben Straße befindet sich unser Zweigbüro!“

Wie belohnt sich doch Bruder Chilaule fühlen muß, denn seine kleine Alita, die ihm immer Nahrungsmittel von den Vorräten der Versammlung brachte, als er im Gefängnis in Machava saß, ist jetzt die Frau von Francisco Coana, einem Mitglied des Zweigkomitees! Bruder Coana war der eifrige Pionier, der genialerweise Güter an die Menschen außerhalb des Dorfes „verkaufte“, damit er ihnen predigen konnte. Jehova hat die Tausende von Treuen wirklich gesegnet, die hoch im Norden im Bezirk Milange, im Kreis von Carico, ihm durch ihre Liebe, ihren Glauben und ihre Lauterkeit alle Ehre machten, was ihm zur Herrlichkeit gereichte (Spr. 27:11; Offb. 4:11).

Der Kampf ist allerdings noch nicht vorüber. Es gibt neue gefährliche Versuchungen, die locken. Dem freizügigen Geist der Welt, der sich auf der ganzen Erde ausgebreitet hat, kann man auch hier zum Opfer fallen, was auch schon geschehen ist. Unmoral, Materialismus und Gleichgültigkeit, die die scheinbar besseren Zeiten mit sich gebracht haben, sind nicht spurlos an den Brüdern vorübergegangen. Doch die treuen Zeugen Jehovas in Mosambik strengen sich fortwährend an, wachsam zu sein. Sie haben gewaltige Glaubensprüfungen überlebt. Sie sind entschlossen, mit Jehovas Hilfe weiterhin den Beweis zu erbringen, daß sie ihm mit ganzem Herzen, ganzem Sinn, ganzer Seele und ganzer Kraft lieben und ihren Nächsten wie sich selbst. Sie glauben unerschütterlich daran, daß Gottes Königreich die Erde bald in ein Paradies umgestalten wird, wo es keinen Krieg und keinen Hunger mehr geben wird. Außerdem werden sie die überwältigende Freude erleben, geliebte Angehörige von den Toten willkommen zu heißen — auch alle diejenigen, die im Kreis von Carico selbst bis in den Tod Gott treu geblieben sind (Spr. 3:5, 6; Joh. 5:28, 29; Röm. 8:35-39).

[Karten auf Seite 123]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

SAMBIA

SIMBABWE

SÜD-AFRIKA

MALAWI

MOSAMBIK

Tete

Milange

Carico

Mocuba

Inhaminga

Beira

Maxixe

Inhambane

Maputo

Kleine Karte: Viele Brüder wurden nach São Tomé verbannt, einer 3 900 Kilometer entfernten Insel im Atlantik

[Ganzseitiges Bild auf Seite 116]

[Bild auf Seite 131]

Zu Ernesto Chilaule wurde gesagt: „In diesem Land werdet ihr niemals anerkannt werden. ... Das könnt ihr schlichtweg vergessen!“

[Bilder auf Seite 140, 141]

Im Flüchtlingslager Carico haben die Brüder (1) Holz gefällt und (2) Lehm gestampft, um daraus Ziegel zu machen, während die Schwestern (3) Wasser trugen. (4) Sie fanden Mittel und Wege, Kongresse abzuhalten. Als Kreisaufseher sorgten (5) Xavier Dengo, (6) Filipe Matola und (7) Francisco Zunguza für geistige Anleitung. (8) Der hier von malawischen Brüdern gebaute Königreichssaal wird immer noch benutzt.

[Bild auf Seite 175]

Zeugen, die 1989 kurz nach ihrer Rückkehr aus den Lagern zum Bezirkskongreß „Gottergebenheit“, in der Nähe von Maputo, gekommen sind

[Bilder auf Seite 177]

Oben: Älteste und Kreisaufseher an einem Ort, wohin die Missionare monatlich die Literatur und die Post bringen

Unten: Missionare in Tete, die Unterricht in Tschewa erhalten

[Bilder auf Seite 184]

Zweigkomitee (von links: Emile Kritzinger, Francisco Coana, Steffen Gebhardt) und Zeichnung von den Zweiggebäuden, die zur Zeit in Maputo errichtet werden