Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

Ungarn

Ungarn

Ungarn

DER 25. Juli 1991 war in bezug auf das Königreichswerk in Ungarn ein freudiger Tag. An diesem Tag traf der erste von der Watch Tower Society geschulte Missionar ein, der in Ungarn dienen sollte. László Sárközy und seine Frau Karen landeten um 13.03 Uhr auf dem Ferihegy-Flughafen im Süden Budapests. Sie kamen von Toronto (Kanada), wo Bruder Sárközy nach dem Besuch der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung gedient hatte. Für ihn war es eine Rückkehr in die Heimat nach über 27 Jahren.

Das heutige Ungarn liegt im Südosten Mitteleuropas und hat mehr als 10 Millionen Einwohner. Über 95 Prozent der Bevölkerung sind Ungarn (Madjaren), und etwa zwei Drittel davon sind römisch-katholisch. Die Ursprünge des Katholizismus in diesem Land reichen über tausend Jahre zurück. Kurz nach der Einführung des römischen Katholizismus ließ sich Stephan von Papst Silvester II. zum König krönen. Von da an bezeichnete sich Ungarn als Regnum Marianum (Königreich der [Jungfrau] Maria).

Doch nicht alle Ungarn sind römisch-katholisch. Die erste vollständige Bibel, die 1590 in Ungarisch erschien, war von Gáspár Károli, einem Protestanten, übersetzt worden. Diese mehrmals revidierte Übersetzung, die den göttlichen Namen enthält, ist gegenwärtig die am weitesten verbreitete ungarische Bibel. Die Existenz und der Einfluß von Nichtkatholiken wurde 1868 von der Regierung anerkannt, als ein Gesetz in Kraft trat, das die allgemeine Religionsfreiheit gewährte. Im Jahr 1989 dehnte die ungarische Regierung dieses Recht auch auf Jehovas Zeugen aus. Von da an konnten Missionare der Zeugen Jehovas nach Ungarn gesandt werden. Die Tätigkeit der Zeugen Jehovas war für die ungarische Bevölkerung jedoch keineswegs neu.

Die biblische Wahrheit breitet sich in Ungarn aus

Dreiundneunzig Jahre vor der Ankunft von László und Karen Sárközy war in Zions Wacht-Turm (englische Ausgabe vom 15. Mai 1898) über einen Bruder aus Kanada folgende Mitteilung erschienen: „Wir verabschieden uns von einem lieben Bruder, der in seine Heimat, nach Ungarn, zurückkehrt, um seinen Landsleuten die gute Botschaft zu überbringen. Da er an Schulen seiner Heimat jahrelang als Professor tätig war, kennt er sich in der lateinischen und der deutschen sowie in der ungarischen Sprache gut aus, und wir sind überzeugt, daß der Herr ihn gebrauchen kann, um einige der Auserwählten zu finden und zu versiegeln.“

Seine Tätigkeit trug offensichtlich gute Früchte. Als Charles Taze Russell und seine Reisegefährten fünf Jahre später Zürich (Schweiz) besuchten, lernten sie unter anderem zwei Glaubensbrüder aus Ungarn kennen. Außerdem geht aus Briefen, die 1905 in der deutschen Ausgabe von Zions Wacht-Turm veröffentlicht wurden, hervor, daß man in Ungarn biblische Literatur über Deutschland erhielt.

Im Jahr 1908 kehrte Andrásné Benedek — eine einfache Ungarin, die eine Bibelforscherin (wie man Jehovas Zeugen damals nannte) geworden war — nach Hajdúböszörmény in Ostungarn zurück, um mit anderen über die gute Botschaft zu sprechen, die sie aus Gottes Wort kennengelernt hatte. Vier Jahre später kehrten zwei weitere Bibelforscher aus den Vereinigten Staaten zurück. Sie hatten die Wahrheit über Gott und seine Vorsätze dadurch kennengelernt, daß sie einige öffentliche Vorträge Bruder Russells besucht hatten. Bruder Russell hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, nach solchen Veranstaltungen Zuhörer, die er zuvor mehrere Male gesehen hatte, anzusprechen. Er stellte ihnen Fragen wie „Woher kommen Sie?“, „Was für ein Landsmann sind Sie?“, „Würden Sie gern zu Ihren Verwandten zurückkehren und mit ihnen über die Wahrheit sprechen?“

Károly Szabó, einer dieser beiden Bibelforscher, kehrte nach Marosvásárhely (heute Tîrgu Mureş, Rumänien) zurück, einer Stadt, die damals zu Ungarn gehörte. József Kiss, der andere Bruder, arbeitete bei der Literaturverbreitung in dieser Gegend mit Bruder Szabó zusammen, bevor er in seine Heimatstadt Abara (heute Oborín, Slowakei) zurückkehrte. Die Tätigkeit der beiden trug gute Früchte, denn Bruder Szabós ganze Familie nahm die Wahrheit an; später bezogen noch mehr Leute in dieser Gegend Stellung für die Wahrheit und beteiligten sich am Predigen der guten Botschaft.

Das ungarische Gebiet in Nordamerika

Andrásné Benedek, Károly Szabó, József Kiss und der Professor aus Kanada sind nur einige der vielen, die die Wahrheit in Nordamerika kennenlernten und nach Ungarn zurückkehrten, um die gute Botschaft zu predigen. Daß so viele in ihre Heimat zurückkehrten, läßt erkennen, daß das ungarische Gebiet in Amerika gut bearbeitet wurde.

Ja, in der englischen Ausgabe des Wacht-Turms vom 15. August 1909 wurden die Brüder daran erinnert, daß es „in den Hauptstädten der ost- und mittelamerikanischen Staaten Tausende von Ungarisch lesenden Personen gibt“. Deshalb wurden die Brüder ermuntert, die ungarische Ausgabe der Volkskanzel-Traktate zu bestellen und kostenlos zu verbreiten. Bis Ende des darauffolgenden Jahres waren in den Vereinigten Staaten, in Kanada und Mexiko ungefähr 38 000 Exemplare in Umlauf gesetzt worden. Andere Schriften in Ungarisch, die im Verlauf der folgenden Jahre veröffentlicht wurden, waren die Schriftstudien, das Textbuch des Photo-Dramas der Schöpfung, Der Wacht-Turm, Das Goldene Zeitalter und die Broschüre Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben. Später verbreitete die Gesellschaft die gute Botschaft durch Rundfunkprogramme in ungarischer Sprache. 1930 strahlten fünf Stationen 27 ungarische Programme aus.

Hindernisse zu überwinden

Im Jahr 1911 hoffte Bruder Russell, anläßlich einer Vortragstour durch Europa, auf der er mindestens zehn Länder besuchte, in Budapest über das Thema „Zionismus in der Prophezeiung“ sprechen zu können. Ein Rabbiner in New York, der ein verbissener Gegner von Bruder Russells Werk war, beeinflußte seine Kollegen in Österreich-Ungarn jedoch dermaßen, daß sie sich den Plänen für eine solche Zusammenkunft widersetzten.

Später schrieb Károly Szabó an Bruder Russell folgendes: „Das Werk in Ungarn ist viel schwieriger als in Amerika, weil die Geschwister mit wenig Ausnahmen sehr arm sind und das Werk in viel kleinerem Ausmaß durchgeführt werden muß. ... Gegenwärtig gibt es zweiundvierzig kleine Klassen in verschiedenen Bundesstaaten. ... Am 11. und 12. Mai hatten wir einen kleinen Kongreß, und etwa 100 waren anwesend. ...

Pastoren und Priester verschiedener Glaubensgemeinschaften haben versucht, unser Werk auf rechtlichem Weg lahmzulegen. Wir wurden vor Gericht gestellt. Bisher waren wir aber in der Lage, unsere Tätigkeit zu verteidigen.“

Die Wahrheit dringt in die Hauptstadt vor

Vor dem Ersten Weltkrieg fand ein Straßenkehrer in Budapest unter dem Kehricht, den er beseitigte, ein Traktat der Bibelforscher. Auf dem Traktat war eine Anschrift von Marosvásárhely angegeben. Der Mann zeigte das Traktat seiner Frau, und sie las es begeistert und mit großem Interesse durch. Postwendend bestellte sie weitere Schriften. Man sandte ihr Literatur, und später wurde sie besucht.

Daraufhin entstand nach kurzer Zeit eine kleine Studiengruppe, und diese Frau, Frau Horváth, stellte ihre Wohnung für die Zusammenkünfte der Gruppe zur Verfügung. Hier, am Tisza-Kálmán-Platz (heute Köztársaságplatz), hielten die Bibelforscher in Budapest ihre ersten Zusammenkünfte ab. Nach Schwester Horváths Tod im Jahr 1923 wurde ihre Wohnung von den Brüdern weiterhin als Zusammenkunftsstätte benutzt, und zeitweise diente sie auch als Büro.

Bruder Kiss und Bruder Szabó eingesperrt

Da Jehova den Eifer von Bruder Kiss und Bruder Szabó sowie den Eifer anderer Brüder segnete, gab es schon beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs in verschiedenen Städten außerhalb der Hauptstadt Studiengruppen — in Hajdúböszörmény, Bagamér und Balmazújváros (Ostungarn) und in Nagyvisnyó (Nordungarn). Nicht nur in Marosvásárhely gab es eine Gruppe, sondern auch in Kolozsvár (Cluj), zwei Städte, die heute beide zu Rumänien gehören.

Über die eifrige Tätigkeit der Brüder Kiss und Szabó verärgert, veranlaßte die Geistlichkeit die Regierung, gegen die beiden vorzugehen. Sie wurden verhaftet und zu je fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Im Verlauf der Revolution im Jahr 1919 wurden sie jedoch auf freien Fuß gesetzt, und sogleich sorgten sie dafür, daß der Kontakt unter den Versammlungen wiederhergestellt wurde. Das wurde allerdings erheblich erschwert, da Ungarn auf Grund des Friedensvertrags von Trianon (1920) einen großen Teil seines Gebiets an die umliegenden Länder abtreten mußte.

Nachkriegstätigkeit von Cluj aus organisiert

Nach dem Weltkrieg kehrten noch mehr Ungarn, die die biblische Wahrheit in den Vereinigten Staaten kennengelernt hatten, in ihre Heimat zurück. Zu ihnen gehörten József und Bálint Soós, leibliche Brüder, die sich 1918 hatten taufen lassen. Nach ihrer Ankunft in ihrer Heimat im Jahr 1919 begannen sie unverzüglich, mit Hilfe der Veröffentlichungen der Gesellschaft die gute Botschaft zu verbreiten. Jehova segnete ihre Bemühungen offensichtlich. Eine Versammlung wurde in Tiszaeszlár gegründet, und dann entstanden in den Nachbardörfern weitere Versammlungen.

Ein Jahr nach der Ankunft der Brüder Soós in Ungarn sandte die Gesellschaft Jacob B. Sima nach Rumänien. Wenige Tage nach seiner Ankunft in Cluj (Klausenburg) kam er mit Károly Szabó und danach mit József Kiss zusammen, um das Werk in Ungarn und Rumänien zu reorganisieren. Sie suchten eine günstige Räumlichkeit für ein Büro. Das Predigtwerk in Rumänien, Ungarn, Bulgarien, Jugoslawien und Albanien wurde der Aufsicht dieses Büros unterstellt.

Da es unmöglich war, in Cluj passende Räumlichkeiten für das Zweigbüro zu finden, begann die Gesellschaft 1924 dort mit dem Bau eines Büros und einer Druckerei. Am Ende jenes Jahres berichtete Der Wacht-Turm: „Der Druckereibetrieb der Gesellschaft in Cluj hat während des Jahres 226 075 gebundene Bücher hergestellt, und 129 952 Bücher sind verbreitet worden. Außerdem sind mehr als 175 000 Exemplare des Wacht-Turms und des Goldenen Zeitalters in jeder der beiden Sprachen [Rumänisch und Ungarisch] verbreitet worden.“

Weltliche Beobachter staunten über das, was geschah. Die Zeitschrift Az Út (Der Weg) schrieb: „Zur Zeit [1924] gibt es in Rumänien keine andere so modern ausgerüstete Druckerei. ... Unsere Produktion ist im Vergleich dazu [zu der der Bibelforscher] direkt liliputanisch.“

Liebevoll, mutig und gehaßt

Der Fortschritt in der Verbreitung der Königreichsbotschaft in Ungarn war jedoch nicht von der Fertigstellung der Druckerei in Rumänien abhängig. 1922 versammelten sich in Ungarn 160 Personen, um des Todes des Herrn zu gedenken. In demselben Jahr traf man unter der Leitung der Gesellschaft Vorkehrungen zum Druck von 200 000 Exemplaren der Resolution Ein Aufruf an die Führer der Welt!, und den Brüdern wurde offiziell ein Tag eingeräumt, um sie zu verbreiten. Viele Exemplare wurden Behörden und hohen Amtspersonen per Post zugestellt.

György Kiss gab seinen ungarischen Brüdern in dieser Zeit ein ausgezeichnetes Beispiel. Er war ein stattlicher, gütiger und tapferer Mann. Im Ersten Weltkrieg war er wegen seiner neutralen Haltung zum Tod verurteilt worden; später wurde aber dann die Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt, und nach dem Krieg setzte man ihn auf freien Fuß. Er machte von seinen hinzugewonnenen Lebensjahren guten Gebrauch, indem er bei der Gründung vieler Versammlungen mithalf. Er diente den Bibelforschern auch als Pilgerbruder oder reisender Vortragsredner.

Wegen seiner furchtlosen und erfolgreichen Tätigkeit war Bruder Kiss sowohl bei der Geistlichkeit als auch bei der Staatspolizei besonders verhaßt. Er wurde zwar wiederholt verhaftet und mißhandelt, aber es war schwierig, ihn zu verurteilen, da er sich im Gesetz gut auskannte und sich gegen die Anschuldigungen geschickt zu verteidigen wußte. Die Brüder baten ihn inständig, vorsichtiger zu sein, aber er reiste nach wie vor kreuz und quer durchs Land, besuchte die Versammlungen und bemühte sich, andere im Glauben zu stärken. Er gab ein gutes Beispiel, indem er, wie der Apostel Paulus sagte, ‘gegen alle sanft war, lehrfähig und mit Milde die ungünstig Gesinnten unterwies’ (2. Tim. 2:24, 25).

Am 20. Juli 1931 erwarteten ihn die Brüder der blühenden Versammlung der Stadt Debrecen, in der Nähe der rumänischen Grenze, aber er kam nie an. Die Brüder vermuteten, daß seine Feinde ihn umgebracht hatten und er „heimgegangen“ war, seine himmlische Belohnung zu empfangen (Joh. 14:2).

Noch mehr Zuwachs aus den Vereinigten Staaten

Im Verlauf der 20er Jahre kehrten noch mehr Ungarn, die in den Vereinigten Staaten Bibelforscher geworden waren und den Geist eines Evangeliumsverkündigers hatten, in ihre Heimat zurück. Einer von ihnen war János Varga, der zuerst nach Hajdúszoboszló in Ostungarn ging und später als Pilgerbruder diente; ein weiterer war József Toldy, der sich nach Nagyvisnyó im nördlichen Ungarn begab und dort eifrig als Evangeliumsverkündiger wirkte.

János Dóber, der die Wahrheit kennenlernte, als er 1910 einen Vortrag von Bruder Russell hörte, begab sich nach Westungarn und begann mit großem Eifer in Zalaudvarnok zu predigen. In sehr kurzer Zeit entstand eine Gruppe, die unter seiner eifrigen Leitung in allen umliegenden Städten und Dörfern predigte. Er stieß jedoch oft auf heftigen Widerstand, und manchmal wäre er am liebsten wieder nach Amerika zurückgegangen, aber seine Frau fragte ihn dann jeweils: „Liebling, warum sind wir nach Ungarn zurückgekehrt? Nicht, um zu predigen?“ Und János gewann seine Fassung wieder.

Widerstand von innen und von außen

Als das Predigen der guten Botschaft auf weitere Gebiete ausgedehnt wurde und an Intensität zunahm, wuchs auch der Widerstand. 1925 zog die Regierung die Genehmigung, die Literatur der Gesellschaft zu verbreiten, zurück. Um die Brüder weiterhin mit geistiger Speise zu versorgen, wurde es notwendig, den Wacht-Turm in Cluj und unter periodisch wechselnden Titeln, wie Keresztyén Zarándok (Christlicher Pilger) und Evangélium (Evangelium), zu veröffentlichen.

Auch gegen die Brüder ging die Geistlichkeit schärfer vor. Zoltán Nyisztor, ein katholischer Priester, gab zum Beispiel eine Broschüre unter dem Titel Millenisták vagy Bibliakutatók (Millenaristen oder Bibelforscher) heraus, in der zu lesen war: „Der Russellismus ist schlimmer und abscheulicher als der Bolschewismus, denn ... der Russellismus ist ein Aufruf zur Anarchie unter dem Deckmantel der Religion; er stellt Revolutionen, Kirchenverfolgung und die Vernichtung oder Ausrottung der Geistlichkeit als Gottes Plan dar.“

Die Kirchen waren oft die Anstifter der brutalen Behandlung der Brüder durch die Polizei. Spuren dieser Brutalität waren die Narben, die Károly Szabó noch hatte, als er in die Vereinigten Staaten zurückkehrte.

Zu dieser Verfolgung kamen noch interne Schwierigkeiten hinzu, die Satan und seine Dämonen anstifteten. In Cluj begann Jacob B. Sima, selbstsüchtige Ziele zu verfolgen; er verlor das Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich aus den Augen und war darauf bedacht, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das führte zu einer größeren Spaltung.

Kurz danach wurde dem Büro der Wachtturm-Gesellschaft in Magdeburg (Deutschland) die Leitung des Werkes in Ungarn übertragen, und man bat Lajos Szabó, nach Budapest zu gehen, um beim Organisieren des Predigtwerkes und beim Übersetzen des Wacht-Turms mitzuhelfen. Danach wurde der ungarische Wacht-Turm in Magdeburg unter dem Titel Mindazok folyóiratja, akik Krisztus vérében hisznek (Eine Zeitschrift für Menschen, die an das Blut Christi glauben) gedruckt und herausgegeben.

Hilfe von deutschen Brüdern

Im Jahr 1931 erkannten die Bibelforscher in der ganzen Welt, daß es angesichts dessen, was Gottes Wort deutlich sagt, passend wäre, unter dem Namen Jehovas Zeugen bekannt zu sein (Jes. 43:10). Die Broschüre Das Königreich — die Hoffnung der Welt und die in Ungarn veröffentlichte „Erklärung“ behandelten die Frage, warum der Name Jehovas Zeugen angenommen wurde, und lenkten im Einklang mit diesem Namen die Aufmerksamkeit auf Jehova und seinen Vorsatz in Verbindung mit seinem Königreich.

Das Jahrbuch 1933 berichtete: „Als die ‚Königreichs‘-Broschüre erschien, wurde dies als eine besondere Gelegenheit benutzt, in Ungarns Hauptstadt ein großes Zeugnis zu geben. Zu bestimmter Zeit fuhren 90 deutsche Geschwister dahin, und innerhalb 5 Tagen wurden ca. 125 000 ‚Königreichs‘-Broschüren und 200 000 Traktate zur Verbreitung gebracht.“

Die Verbreitung der Königreichs-Broschüre war eine der vielen Gelegenheiten, bei denen deutsche Zeugen ihren ungarischen Brüdern zu Hilfe kamen. Als Hitler in Deutschland an die Macht gelangte und Jehovas Zeugen zu verfolgen begann, mußten viele Brüder und Schwestern Deutschland verlassen, und einige siedelten nach Ungarn über. Zu ihnen gehörten Martin Pötzinger, der bereits ein Jahr in Bulgarien zugebracht hatte und Jahre später ein Mitglied der leitenden Körperschaft wurde, und Gertrud Mende, seine spätere Frau.

Gerhard Zennig, ebenfalls ein deutschsprachiger Zeuge, arbeitete damals mit Bruder Szabó zusammen. Bruder Zennig, der nicht sehr kräftig war, wurde grausam mißhandelt, besonders von einem Polizeidetektiv namens Balázs. Auch an Heinrich Dwenger, der direkt vom Zweigbüro in Deutschland geschickt worden war, erinnern sich die Brüder in Budapest gern. Durch seine Milde, seine Güte und seinen reifen Rat war er den ungarischen Brüdern eine große Hilfe. Die deutschen Pioniere nannten ihn „Pioniervater“, weil er sich so liebevoll um sie kümmerte.

Während dieser Zeit gewann der Faschismus in Ungarn zusehends an Einfluß. Die deutschen Brüder mußten das Land verlassen, und die ungarischen Brüder wurden immer heftiger verfolgt. Viele wurden von der Polizei grausam mißhandelt und danach zu langen Gefängnisstrafen verurteilt.

Zusammenkünfte mit Vorsicht abgehalten

Ende der 30er Jahre konnten wir unsere Zusammenkünfte nur heimlich und in kleinen Gruppen abhalten. An Literatur erhielt jede Versammlung gewöhnlich nur ein Exemplar des Wachtturms, das dann unter den Brüdern zirkulierte.

Ferenc Nagy aus Tiszavasvári erinnert sich noch an folgendes: „Das Wachtturm-Studium war damals ganz anders als heute. Nachdem alle, die man erwartete, gekommen waren, wurden die Türen verschlossen. Manchmal dauerte die Betrachtung eines Artikels bis zu sechs Stunden. Ich war etwa fünf Jahre alt und mein Bruder ein Jahr jünger, aber wir freuten uns, in unseren Stühlchen zu sitzen und den langen Betrachtungen zuzuhören. Es machte uns wirklich Spaß. Ich kann mich noch gut an einige der prophetischen Dramen erinnern. Die Art und Weise, wie uns unsere Eltern erzogen, trug gute Früchte.“

Etel Kecskemétiné, die jetzt in den Achtzigerjahren ist und immer noch treu in Budapest dient, erinnert sich, daß die Brüder in Tiszakarád ihre Zusammenkünfte während der Mittagspause auf ihren Feldern abhielten. Da sie zuerst auf dem Feld des einen Zeugen arbeiteten und dann auf dem eines anderen, konnten die Beamten solche Zusammenkünfte nicht verhindern. Im Herbst und Winter saßen die Schwestern zusammen beim Garnspinnen, und die Brüder leisteten ihnen Gesellschaft. Die Polizei erkundigte sich zwar nach ihrer Tätigkeit, aber es gelang ihr nicht, ihnen Einhalt zu gebieten. Wenn die Brüder keine solchen Gelegenheiten zum Zusammenkommen hatten, versammelten sie sich irgendwo am frühen Morgen oder spätabends.

Erfinderische Verkündiger

Als das Predigen an den Türen verboten wurde, fanden die Zeugen andere Möglichkeiten, mit den Menschen über die biblischen Wahrheiten zu sprechen. Die Verwendung tragbarer Grammophone war damals noch verhältnismäßig neu, weshalb es kein Gesetz dagegen gab. Die Brüder fragten deshalb den Wohnungsinhaber einfach, ob er ihnen gestatte, einen Schallplattenvortrag abzuspielen. Wurde es ihnen erlaubt, spielten sie einen der Vorträge Bruder Rutherfords ab. Zu diesem Zweck stellten die Brüder Schallplatten mit Bruder Rutherfords Vorträgen in Ungarisch her, die sie dann auf Grammophonen oder auf transportablen Plattenspielern mit Lautsprecheranlage abspielten.

Über diese eindrucksvollen biblischen Botschaften schrieb János Lakó, der später die Tochter von Schwester Kecskemétiné heiratete, folgendes: „Zu meiner Freude hatte ich die Gelegenheit, in Sátoraljaújhely eine solche Botschaft zu hören. Ein Satz prägte sich mir besonders ein: ‚Monarchien, Demokratien, Aristokratien, Faschismus, Kommunismus und Nationalsozialismus und alle ähnlichen Regierungsformen und Einrichtungen werden in Harmagedon verschwinden und bald vergessen sein.‘ Wir staunten über die eindrucksvolle Darlegung der biblischen Wahrheiten. Der Vortrag, den ich 1945 gehört hatte und der mich sehr beeindruckte, hörte sich wie eine Prophezeiung an.“

Weitere Schwierigkeiten

Die Verfolgung hielt mit zunehmender Heftigkeit an. Nachdem ein katholischer Priester das Büro der Gesellschaft in Budapest besucht und alle gewünschten Informationen erhalten hatte, setzte eine Verleumdungskampagne in der Presse ein, verbunden mit Warnungen von der Kanzel herab und über den Rundfunk. Im ganzen Land wurden Schriften beschlagnahmt, und Zeugen wurden grausam geschlagen. In Kisvárda brachte man eine ganze Anzahl Zeugen zum Rathaus. Man führte sie nacheinander in einen Nebenraum, wo sie unmenschlich geschlagen und gefoltert wurden. Im Jahrbuch 1938 der Zeugen Jehovas wurden die Fragen gestellt: „ ‚Ostern‘, am Sonntag große Prozession. Was hat man an diesem Auferstehungstage dort gefeiert? Die Auferstehung der römischen Inquisition?“

Wenn es der Geistlichkeit nicht gelang, gewisse Beamte willfährig zu machen, benutzte sie andere Mittel. Das Jahrbuch 1939 berichtete: „Die Geschwister werden oft von rohen Burschen, die dazu aufgereizt und oft dafür bezahlt werden, verprügelt und mißhandelt. Wir stellten fest, daß an manchen Orten jeder dieser Burschen dafür, daß er Kinder Gottes falsch anklagte, vom Ortsgeistlichen 10 kg Tabak als Belohnung erhalten hatte.“

Verboten

András Bartha, der fünf Jahre im Büro der Gesellschaft in Magdeburg gearbeitet und dann in der damaligen Tschechoslowakei gedient hatte, befand sich, nachdem 1938 Teile der Tschechoslowakei und der Karpato-Ukraine von Ungarn annektiert worden waren, plötzlich auf ungarischem Gebiet. Sofort wurde Bruder Bartha beauftragt, sich um die Aufgaben der Gesellschaft in Ungarn zu kümmern. In Deutschland war bereits die Tätigkeit der Zeugen Jehovas durch das NS-Regime verboten worden. In der Tschechoslowakei waren ihre Zusammenkünfte verboten. Dann, am 13. Dezember 1939, wurde ihre Tätigkeit auch in Ungarn für ungesetzlich erklärt.

Im selben Jahr wurden in Ungarn zwei Straflager eingerichtet, eins davon 30 Kilometer von Budapest entfernt und das andere in Nagykanizsa in Südwestungarn, 26 Kilometer vor der Grenze nach Jugoslawien. Schon bald waren die Lager voll mit Menschen, die als unzuverlässig bezeichnet wurden — Kriminelle, Kommunisten und Zeugen Jehovas, die man beschuldigte, eine Bedrohung für die Gesellschaft zu sein.

Zur gleichen Zeit bildete der Chef der Polizeidirektion Budapest-Zentrum ein Einsatzkommando, das die „Führung“ der Zeugen Jehovas aufdecken und die Funktion dieser illegalen Organisation sowie ihre Auslandsverbindungen genau untersuchen sollte. Es folgten Verhaftungen, physische und psychologische Mißhandlungen sowie Gefängnisstrafen.

Brachte all das die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Ungarn zum Stillstand? Nein, doch nun mußte jeder Verkündiger Jesu Rat befolgen, nämlich „vorsichtig wie Schlangen und doch unschuldig wie Tauben“ zu sein (Mat. 10:16). Im Jahrbuch 1940 ist das Beispiel einer Pionierin angeführt, die sehr vorsichtig war. Sie trug ein schwarzes Kopftuch und ein schwarzes Tuch um die Schultern. Als sie einen Teil einer Ortschaft bearbeitet hatte, sah sie einen Wohnungsinhaber mit zwei Militärpolizisten auf sich zukommen. Die Schwester flüchtete in eine Nebenstraße, tauschte die schwarzen Tücher gegen andersfarbige aus und ging den Militärpolizisten gelassen entgegen. Diese fragten sie, ob sie eine Frau gesehen habe, die schwarze Tücher trage, worauf die Schwester entgegnete, sie habe eine gesehen, die offensichtlich in großer Eile in die andere Richtung gelaufen sei. Die Militärpolizisten und der Spitzel liefen los, um sie zu stellen, während die Zeugin ruhig nach Hause ging.

Eine treue Pionierin erzählte rückblickend, wie die Behörden sie unter dem Druck der Geistlichkeit verhaften ließen. Eine Zeitlang stand sie unter polizeilicher Überwachung und mußte sich zweimal im Monat bei der Polizei melden. Doch sobald sie aus der Polizeiwache herauskam, stieg sie auf ihr Fahrrad und fuhr in ihr Gebiet, um zu predigen. Weil sie so beharrlich Zeugnis gab, kam sie ins Gefängnis — zuerst für fünf Tage, dann für zehn, fünfzehn und dreißig Tage, zweimal für vierzig Tage, danach für sechzig, zweimal für hundert Tage und schließlich für acht Jahre. Und warum? Weil sie Menschen aus der Bibel belehrt hat. Wie die Apostel Jesu Christi gehorchte sie Gott, dem Herrscher, mehr als den Menschen (Apg. 5:29).

Da Bruder Bartha mittlerweile mit Übersetzungsarbeiten voll beschäftigt war, übertrug die Gesellschaft 1940 János Konrád, einem früheren Zonendiener (Kreisaufseher), die Leitung des Werkes in Ungarn.

Mehr Straflager

Im August 1940 übernahm Ungarn die Macht über einen Teil Siebenbürgens (Rumänien). Im Jahr darauf nahm die Verfolgung in diesem Gebiet zu. In Cluj (Siebenbürgen) wurde ein weiteres Straflager errichtet, und Hunderte von Brüdern und Schwestern — Jung und Alt — wurden in das Lager gebracht. Später wurden die Zeugen dort aufs brutalste behandelt, weil sie nicht ihrem Glauben abschworen und zu ihrer früheren Religion zurückkehrten. Als die treuen Zeugen, die noch in Freiheit waren, davon hörten, vereinten sie sich im ganzen Land im Gebet für sie. Kurz danach wurde bei einer offiziellen Untersuchung des Lagers in Cluj Korruption aufgedeckt; daraufhin wurden der Kommandant und die Mehrzahl der Wachhabenden versetzt, einige kamen sogar ins Gefängnis. Dadurch hatten es unsere Brüder etwas leichter, und sie bedankten sich dafür bei Jehova.

In der Zwischenzeit waren in einem Lager bei Nagykanizsa, im Südwesten Ungarns, Ehepaare gemeinsam festgesetzt worden, und für ihre Kinder sorgten Zeugen, die noch zu Hause waren. In allen diesen Lagern wurde Jehovas Volk unter Druck gesetzt. Man stellte ihnen die Freiheit in Aussicht, wenn sie einfach ein Dokument unterschreiben würden, wodurch sie ihrem Glauben abschwören und versprechen würden, alle Verbindungen zu den Zeugen Jehovas abzubrechen und in den Schoß ihrer früheren, staatlich anerkannten Religion zurückzukehren.

Als Ungarn am 27. Juni 1941 in den Krieg gegen die Sowjetunion eintrat, wurde die Lage für Jehovas Zeugen sogar noch gefährlicher. Ihre Weigerung, Kriegsdienst zu leisten, führte zu vielen Prüfungen.

Landesdiener verhaftet

Das Einsatzkommando, das sich mit Jehovas Zeugen befaßte, trat immer häufiger in Aktion und machte Razzia in den Wohnungen vieler Brüder. Bruder Konrád wurde wiederholt vorgeladen, es wurden Razzien in seiner Wohnung durchgeführt, und er mußte sich zweimal wöchentlich bei der Hauptwache melden.

Im November 1941 rief er alle Zonendiener (Kreisaufseher) zusammen und teilte ihnen mit, daß er fest überzeugt sei, bald verhaftet zu werden; daher gab er zu verstehen, daß József Klinyecz, einer der Zonendiener, das Werk beaufsichtigen solle, falls er verhaftet würde.

Gleich im nächsten Monat, am 15. Dezember, wurde Bruder Konrád verhaftet. Um ihn dazu zu bringen, die Namen der Zonendiener und der Pioniere preiszugeben, wurde er mehrere Tage lang unsagbar brutal behandelt, doch seine Peiniger hatten keinen Erfolg. Schließlich wurde er dem Staatsanwalt übergeben. Nach alldem verurteilte man ihn zu nur zwei Monaten Gefängnis. Doch als die zwei Monate Haft vorüber waren, wurde er nicht freigelassen. Statt dessen überführte man ihn in das Konzentrationslager in Kistarcsa mit der Begründung, er sei eine Gefahr für die Gesellschaft.

Zwei Landesdiener

Inzwischen hatte 1942 das Zentraleuropäische Büro in der Schweiz Bruder Dénes Faluvégi beauftragt, das Werk in Ungarn zu beaufsichtigen. Bruder Faluvégi war zwar von Natur aus sanft und nachgiebig, dennoch konnte er andere durch seinen Eifer für die Wahrheit anspornen. Er war in Siebenbürgen als Lehrer tätig gewesen und hatte nach dem Ersten Weltkrieg einen bedeutenden Anteil an der Organisierung des Werkes in Rumänien gehabt.

Doch Bruder Klinyecz, der Zonendiener, den Bruder Konrád für den Fall, daß er verhaftet würde, vorübergehend mit der Verantwortung für das Werk betraut hatte, freute sich nicht, als Bruder Faluvégi diesen Auftrag erhielt. In seinen Augen war Bruder Faluvégi dieser schwierigen Aufgabe nicht gewachsen.

Bruder Klinyecz war immer eifrig und mutig gewesen, von Natur aus eher fest als sanft. Er war eifrig im Predigtdienst und bei den Brüdern im ganzen Land bekannt und beliebt. Die Brüder waren in zwei Lager gespalten — eine Seite erkannte den von der Gesellschaft ernannten Bruder Faluvégi an, die andere teilte Bruder Klinyecz’ Meinung, nämlich daß Verantwortung für die Aufsicht in solch schwierigen Zeiten in festen Händen liegen müsse.

Einige Versammlungen wurden gleichzeitig von zwei Zonendienern besucht — der eine von Bruder Faluvégi geschickt, der andere von Bruder Klinyecz. Wenn das der Fall war, stritten bedauerlicherweise manchmal die beiden Zonendiener miteinander, statt die Brüder zu ermuntern. Verständlicherweise waren die treuen Brüder darüber betrübt.

Ein Stall für Rennpferde in Alag

Im August 1942 entschied die Regierung, Jehovas Zeugen in Ungarn ein Ende zu machen. Zu diesem Zweck bereiteten sie zehn Sammelplätze vor, wo die Zeugen, Männer und Frauen, Jung und Alt gleichermaßen, zusammengebracht wurden. Man schaffte sogar Personen dorthin, die noch nicht getauft waren, von denen jedoch bekannt war, daß sie Kontakt zu Jehovas Zeugen hatten.

Die Zeugen aus Budapest und Umgebung wurden in einen Stall für Rennpferde in Alag gebracht. Auf beiden Seiten des Stalls war an den Außenwänden Stroh ausgebreitet, auf dem die Brüder und Schwestern nachts schliefen. Wenn sich jemand in der Nacht auch nur umdrehen wollte, brauchte er dafür eine ausdrückliche Erlaubnis von den Wachhabenden. Tagsüber waren sie gezwungen, auf Holzbänken zu sitzen, alle in einer Reihe mit dem Gesicht zur Wand, während die Wachhabenden mit aufgepflanztem Bajonett auf und ab gingen. Es durfte nicht gesprochen werden.

Neben dem Stall war ein kleinerer Raum, in dem die Kriminalbeamten unter der Leitung von István und Antal Juhász, zwei leiblichen Brüdern, die „Verhöre“ durchführten. Sie folterten die Brüder, wobei sie Methoden anwandten, die zum Teil zu entwürdigend waren, als daß man sie erwähnen könnte.

Die Schwestern wurden ebenfalls nicht geschont. Einer Schwester stopfte man ihre Strümpfe in den Mund, um ihre Schreie zu ersticken. Dann wurde sie gezwungen, sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zu legen; einer der Kriminalbeamten setzte sich auf sie und hielt ihre Füße hoch, während ein anderer erbarmungslos auf ihre Fußsohlen schlug. Die Schläge und ihre Schreie waren in dem Raum, in dem sich die Brüder befanden, deutlich zu hören.

„Gericht“ in Alag

Die „Verhöre“ wurden gegen Ende November abgeschlossen. In jenem Monat richtete man im Tanzsaal eines Restaurants in Alag einen provisorischen Gerichtssaal ein, wo das Gericht des Generalstabs von Heinrich Werth den Fall von 64 Zeugen Jehovas behandelte. Beim Eintreten in diesen Gerichtssaal sahen die Zeugen Literatur, Bibeln, Schreibmaschinen, Grammophone und Berichte, die bei Hausdurchsuchungen beschlagnahmt worden waren.

Der Fall wurde eröffnet, ohne daß auch nur einer der 64 Angeklagten von dem Militärstaatsanwalt vernommen worden war oder mit dem vom Gericht zu ihrer Verteidigung bestimmten Anwalt hätte sprechen können. Die Vernehmung aller Angeklagten dauerte nur einige Stunden, und außerdem erhielten die Zeugen keine echte Chance, sich zu verteidigen. Eine Schwester wurde gefragt, ob sie bereit sei, zu den Waffen zu greifen. Sie antwortete: „Ich bin eine Frau, und daher brauche ich nicht zu den Waffen zu greifen.“ Darauf wurde sie gefragt: „Würden Sie zu den Waffen greifen, wenn Sie ein Mann wären?“ Sie antwortete: „Diese Frage werde ich an dem Tag beantworten, an dem ich einer bin.“

Später wurden die Strafen verkündet. Bruder Bartha, Bruder Faluvégi und Bruder Konrád sollten gehängt werden. Andere wurden zu lebenslänglichen Gefängnisstrafen verurteilt und die übrigen zu zwei bis fünfzehn Jahren Gefängnis. Am gleichen Nachmittag wurden sie nach Budapest in das Militärgefängnis am Margit-Ring gebracht. Die drei Brüder, die zum Tode verurteilt worden waren, rechneten jeden Augenblick mit ihrer Hinrichtung, jedoch genau einen Monat nach ihrer Ankunft im Gefängnis kam ihr Anwalt und teilte ihnen mit, daß ihr Todesurteil in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt worden war.

An den anderen neun Sammelplätzen wurden die Verhöre mit ähnlichen Methoden durchgeführt wie in dem Stall in Alag. Die verurteilten Brüder wurden schließlich in das Gefängnis von Waitzen, im Norden des Landes, gebracht.

Nonnen als Gefängniswärter

Die meisten Schwestern wurden im Spionageabwehrgefängnis in der Contistraße in Budapest festgesetzt. Diejenigen, die zu drei und mehr Jahren verurteilt worden waren, wurden in das Frauengefängnis in Márianosztra (Unsere Maria) verlegt — ein Dorf an der Grenze zur Slowakei —, wo sie von Nonnen bewacht und ganz schrecklich behandelt wurden. Auch Zeuginnen, die vorher in anderen Gefängnissen gewesen waren, wurden dorthin gebracht.

Jeder, der nicht bereit war, den von den Nonnen aufgestellten Gefängnisregeln zu gehorchen, wurde in den Kerker gesperrt. Zu den Regeln gehörte der obligatorische Kirchenbesuch und der katholische Gruß „Gelobt sei Jesus Christus“. Wenn den Gefangenen irgend etwas gegeben wurde, mußten sie zum Dank dafür sagen: „Gott möge es vergelten!“

Unsere treuen Schwestern fügten sich diesen Regeln natürlich nicht. Jedesmal, wenn sie sich weigerten, zur Kirche zu gehen, wurden sie für 24 Stunden in den Kerker gesperrt; bei solchen Gelegenheiten sagten sie dann: „Gott möge es vergelten!“ Außerdem verweigerte man den Zeugen alle üblichen Rechte, wie zum Beispiel Pakete zu erhalten, mit Angehörigen zu korrespondieren und Besucher zu empfangen. Nur wenige machten Kompromisse, um weiteren Härten zu entgehen. Die brutale Behandlung der Treuen ließ jedoch nach einiger Zeit nach.

Das Konzentrationslager in Bor

Im Sommer 1943 wurden die Brüder unter 49 Jahren aus allen Gefängnissen des Landes in einer der Provinzstädte zusammengezogen, und ihnen wurde befohlen, Militärdienst zu leisten. Trotz Mißhandlungen blieben die treuen Brüder fest und weigerten sich, auch lehnten sie die ihnen angebotenen Uniformen ab. Neun von ihnen legten jedoch den Militäreid ab und zogen die Uniformen an. Doch durch ihren Kompromiß erlangten sie keine Erleichterung. Alle 160 dort Versammelten, einschließlich der neun Abtrünnigen, wurden in das Konzentrationslager in Bor (Serbien) gebracht. Zwei Jahre später wurde einer der Abtrünnigen zu einer Exekution abkommandiert; mit dem Gewehr in der Hand, stellte er blaß und zitternd fest, daß er zu einem Exekutionskommando gehörte, das auch seinen eigenen leiblichen Bruder erschießen sollte, einen treuen Zeugen.

Sowohl auf dem Weg zum Lager als auch im Lager selbst erlebten die Brüder so manche Härte. Doch der Lagerkommandant bestand nicht grundsätzlich darauf, die Brüder Arbeiten verrichten zu lassen, die sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten. Einmal entschuldigte sich der Kommandant sogar, weil Soldaten versucht hatten, die Zeugen durch Folterungen zu zwingen, gegen ihr Gewissen zu handeln.

Károly Áfra, ein Bruder in den Siebzigern, der Jehova immer noch treu dient, erzählt: „Es gab einige Versuche, unseren Glauben zu zerstören, aber wir blieben standhaft. Einmal sollten wir eine Geschützbettung aus Beton machen. Für diese Arbeit wurden zwei Brüder ausgesucht. Sie weigerten sich und sagten, daß sie gerade deswegen im Gefängnis seien, weil sie nichts machen würden, was etwas mit Krieg zu tun habe. Der Offizier sagte ihnen, daß er sie exekutieren lassen würde, falls sie die Arbeit nicht machten. Ein Soldat nahm einen der Brüder mit hinter einen Berg, und man hörte einen Schuß. Der Offizier wandte sich an den anderen Bruder: ‚Jetzt ist dein Bruder tot, aber du kannst es dir noch einmal überlegen.‘

Die Antwort des Bruders lautete: ‚Wenn mein Bruder für seinen Glauben sterben konnte, warum sollte ich das nicht auch können?‘ Der Offizier befahl dem Soldaten, den ‚erschossenen‘ Bruder wieder herzubringen, klopfte dem anderen auf die Schulter und sagte: ‚Solche tapferen Männer verdienen es, am Leben zu bleiben‘, und ließ sie gehen.“

Die Brüder wußten, daß sie am Leben waren, um als Zeugen Jehovas zu dienen. In dem Lager in Bor gab es Tausende von anderen Gefangenen, und die Zeugen gaben vielen von ihnen ein gründliches Zeugnis von Jehova und seinem Königreich. Während jener schwierigen Jahre nutzten Jehovas Zeugen im ganzen Land — ob im Gefängnis, im Konzentrationslager oder anderswo — jede Gelegenheit, Zeugnis zu geben. Überall trafen sie freundlichgesinnte Personen, sogar unter einflußreichen Beamten, die den Mut und die Standhaftigkeit der Zeugen bewunderten. Einige Offiziere ermutigten sie sogar: „Sie sollten weiterhin in Ihrem Glauben ausharren.“

Die Zeugen befanden sich bereits seit 11 Monaten unter schwierigen und gefährlichen Umständen in Bor, als das Gerücht aufkam, Partisanen planten, das Dorf anzugreifen. Es wurde entschieden, das Lager zu evakuieren. Zwei Tage vor dem geplanten Aufbruch erfuhren die Zeugen, daß sie die Reise zu Fuß machen sollten, und begannen sofort, zweirädrige und vierrädrige Karren zu bauen. Als sie aufbrachen, hatten sie so viele Karren, daß Offiziere, Soldaten und auch andere Gefangene erstaunt kamen, um zu sehen, was Jehovas Zeugen zustande gebracht hatten.

Bevor man sie (zusammen mit 3 000 jüdischen Gefangenen) zur Straße brachte, erhielt jeder Bruder 700 Gramm Brot und fünf Dosen Fisch — nicht annähernd genug für die Reise. Doch Jehova sorgte für das, was die Offiziere nicht beschafften. Wie? Durch die Serben und die Ungarn, durch deren Gebiet sie zogen. Sie gaben ihnen gern Brot, das sie erübrigen konnten. Die Brüder sammelten das Brot, und während einer Rast teilten sie es jeweils so gerecht, daß jeder ein Stück bekam, wenn es auch nur ein Bissen war. Hunderte von Gefangenen wurden zwar deutschen Soldaten ausgeliefert, die sie auf dem Weg liquidieren sollten, aber Jehova hielt seine Hand schützend über seine Zeugen.

Lauterkeit erneut geprüft

Als die Sowjetarmee gegen Ende 1944 näher rückte, wurden die Zeugen aufgefordert, zur österreichisch-ungarischen Grenze zu ziehen. Da die Zeugen feststellten, daß alle kräftigen Männer an der Front waren, halfen sie den Frauen in diesem Gebiet bei der schweren Landarbeit. Dort, wo die Brüder jeweils untergebracht waren, ergriffen sie die Gelegenheit, Zeugnis zu geben.

Im Januar 1945 teilte der Kommandant den Zeugen mit, daß sich alle arbeitsfähigen Männer im Rathaus von Jánosháza melden sollten. Von dort brachte sie ein deutscher Offizier aus dem Dorf hinaus, um Schützengräben auszuheben. Als sich die ersten sechs dafür ausgesuchten Männer weigerten, befahl der Offizier sofort: „Erschießt sie!“ Die sechs Brüder mußten sich in einer Reihe aufstellen; die ungarischen Soldaten brachten das Gewehr in Anschlag, und die übrigen 76 Brüder sahen zu. Leise forderte ein ungarischer Soldat die dabeistehenden Brüder auf: „Geht rüber, und werft euer Werkzeug auch hin, sonst erschießen sie sie.“ Sofort folgten sie seinem Rat. Der deutsche Offizier war so perplex, daß er sie zunächst ungläubig anstarrte. Dann fragte er: „Wollen die auch nicht arbeiten?“ Bruder Bartha antwortete auf deutsch: „O ja, wir wollen arbeiten, aber wir können keine Arbeiten verrichten, die wir mit unserem Glauben nicht vereinbaren können. Der Unteroffizier hier kann bestätigen, daß wir sehr fleißig und gewissenhaft alles gemacht haben, und wir machen es auch weiterhin, nur diese Arbeit, die Sie für uns vorgesehen haben, werden wir nicht tun.“

Später erzählte einer dieser Brüder rückblickend: „Der Offizier erklärte dann, daß wir alle unter Arrest stünden, was wirklich ziemlich lächerlich war, denn wir alle waren ja sowieso Gefangene.“

Andere Bewahrer der Lauterkeit

Wie die zuvor erwähnten Brüder haben Hunderte weitere Brüder und Schwestern überall im Land in vielen anderen Konzentrationslagern und Gefängnissen den gleichen Kampf für ihren Glauben geführt.

Als im Frühling 1944 viele Juden aus dem Straflager bei Nagykanizsa zu Lagern in Deutschland transportiert wurden, waren zwei Jüdinnen darunter, die Zeugen Jehovas waren: Éva Bász und Olga Slézinger, 20 beziehungsweise 45 Jahre alt. Beide waren eifrig und beteten Jehova Gott aus reinem Herzen an. Schwester Bász war ein sehr zartes junges Mädchen, trotzdem hatte sie vor ihrer Verhaftung als Pionier gedient. Sie war in Dunavecse im Predigtdienst tätig, als sie von der Polizei verhaftet und zum Rathaus gebracht wurde.

Auf Veranlassung des Bürgermeisters des Dorfes mußte sie schreckliche Entwürdigungen über sich ergehen lassen. Schwester Bász erinnert sich: „Mein ganzes Haar wurde abrasiert; zehn bis zwölf Polizisten waren anwesend, und ich mußte nackt dastehen. Dann begannen sie ein Verhör und wollten wissen, wer unser Führer in Ungarn sei. Ich erklärte, daß wir keinen anderen Führer hätten als Jesus Christus.“ Als Reaktion schlugen sie sie unbarmherzig mit ihren Gummiknüppeln. Aber Schwester Bász war entschlossen, ihre Glaubensbrüder nicht zu verraten.

Sie erzählt weiter: „Diese Bestien banden meine Hände und Füße über meinem Kopf zusammen, und alle erniedrigten mich, indem sie mich vergewaltigten, alle bis auf einen. Sie fesselten mich so stramm, daß ich, als ich drei Jahre später nach Schweden kam, an den Handgelenken noch immer Spuren davon hatte. Ich war so zugerichtet, daß sie mich zwei Wochen im Keller versteckt hielten, bis die schwersten Verletzungen abgeheilt waren. Sie wollten nicht riskieren, daß andere mich in diesem Zustand sahen.“ Schwester Bász wurde in das Lager bei Nagykanizsa geschickt und von dort zusammen mit Schwester Slézinger nach Auschwitz.

Sie fährt fort: „Ich fühlte mich in Olgas Gegenwart sicher; sie konnte in kritischen Situationen so humorvoll sein. Doktor Mengele hatte die Aufgabe, die Neuankömmlinge in Arbeitsunfähige und Arbeitsfähige einzuteilen. Die Erstgenannten wurden in die Gaskammern geschickt. Als wir an die Reihe kamen, fragte er Olga: ‚Wie alt sind Sie?‘ Mutig und mit einem lustigen Augenzwinkern antwortete sie: ‚Zwanzig.‘ Tatsächlich war sie doppelt so alt. Doch Dr. Mengele lachte und ließ sie auf die rechte Seite treten, und sie blieb am Leben.“

Ihnen wurde ein gelber Stern auf die Kleidung genäht, der sie als Juden kennzeichnete, doch sie protestierten und bestanden darauf, daß sie Zeugen Jehovas seien. Sie rissen den gelben Stern ab und verlangten, daß ein lila Winkel aufgenäht würde, damit sie als Zeugen Jehovas zu erkennen wären. Obwohl sie dafür heftig geschlagen wurden, sagten sie: „Tun Sie mit uns, was Sie wollen, aber wir werden immer Zeugen Jehovas bleiben.“

Später wurden beide in das Konzentrationslager in Bergen-Belsen gebracht. Etwa zu dieser Zeit brach im Lager eine Typhusepidemie aus. Schwester Slézinger wurde so krank, daß man sie zusammen mit vielen anderen aus dem Lager brachte; sie wurde nie wieder gesehen. Kurz darauf befreite die britische Armee dieses Gebiet. Schwester Bász wurde in ein Krankenhaus gebracht, und später zog sie nach Schweden, wo sie sich sofort mit den Brüdern in Verbindung setzte.

Viele Brüder, die in Ungarn inhaftiert waren, wurden später nach Deutschland deportiert. Nach dem Krieg kehrten die meisten zurück, aber nicht alle. Dénes Faluvégi war einer von denen, die auf dem Transport von dem Konzentrationslager in Buchenwald zum KZ in Dachau starben. Er hatte Jehova über 30 Jahre lang treu gedient.

Treu bis zum Tod

Als das Lager bei Nagykanizsa im Herbst 1944 aufgelöst wurde, ließ man die Zeugen, die noch nicht nach Deutschland deportiert worden waren, frei. Da es ihnen wegen des Frontverlaufs jedoch unmöglich war, nach Hause zurückzukehren, entschlossen sie sich, auf den umliegenden Bauernhöfen Arbeit anzunehmen, bis sich die Situation gebessert hätte. Am 15. Oktober 1944 übernahm dann die von den deutschen Nationalsozialisten unterstützte Nyilaskeresztes Párt (Pfeilkreuzlerpartei) die Macht und fing sofort an, junge Männer zum Militärdienst einzuberufen.

Schon bald wurden die Brüder wegen ihrer Neutralität erneut verhaftet. Fünf der jungen festgenommenen Brüder wurden nach Körmend gebracht — etwa 10 Kilometer vor der Grenze nach Österreich —, wo im Schulhaus ein Kriegsgericht tagte. Der erste Fall, der verhandelt wurde, war der Fall Bertalan Szabó; er wurde zum Tod durch Erschießen verurteilt. Vor seiner Hinrichtung schrieb er einen zu Herzen gehenden Abschiedsbrief, der in dem Buch Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes auf Seite 662 nachzulesen ist. Danach wurden zwei weitere Brüder vor Gericht gestellt, János Zsondor und Antal Hönis. Auch sie blieben standhaft, und auch sie wurden hingerichtet.

Sándor Helmeczi war am gleichen Ort in Haft. Er erinnert sich: „Wir durften den Waschraum im Hof nur zu einer bestimmten Tageszeit benutzen. Sie änderten den Plan allerdings, damit wir sehen sollten, was sich abspielen würde. Sie wollten dadurch sagen: ‚Jetzt wißt ihr, was euch blüht.‘ Für uns war es sehr traurig, mit ansehen zu müssen, wie unsere geliebten Brüder tot umfielen. Danach wurden wir in unsere Zellen zurückgeführt.

Nach zehn Minuten befahl man uns herauszukommen, und wir mußten das Blut unserer Brüder wegwaschen. Daher sahen wir sie von nahem. Der Gesichtsausdruck von János Zsondor war völlig normal. Sein lächelndes, freundliches, sanftes Gesicht zeigte keine Spuren von Angst.“

Zur gleichen Zeit wurde auf dem Marktplatz von Sárvár, ungefähr 40 Kilometer vor der Grenze nach Österreich, ein weiterer Bruder, der 20jährige Lajos Deli, öffentlich gehängt. 1954 äußerte sich ein ehemaliger Offizier und Augenzeuge rückblickend über das, was sich an jenem Tag ereignet hatte:

„Ich floh mit vielen Zivilisten und Soldaten nach Westen. Als wir durch Sárvár kamen, sahen wir den Galgen, der auf dem Marktplatz aufgerichtet worden war. Unter dem Galgen stand ein junger Mann, dessen Gesichtsausdruck sehr freundlich und friedlich war. Als ich einen Dabeistehenden fragte, was der junge Mann getan habe, wurde mir gesagt, er wolle weder zur Waffe noch zum Spaten greifen. Es waren mehrere Rekruten der Pfeilkreuzlerpartei da, die Maschinengewehre trugen. Einer von ihnen sagte zu dem jungen Mann, so daß jeder es hören konnte: ‚Das ist deine letzte Chance, entweder du nimmst die Waffe, oder wir hängen dich.‘ Der junge Mann reagierte nicht; er war nicht im geringsten beeindruckt. Dann sagte er mit fester Stimme: ‚Sie können mich ruhig hängen, aber ich gehorche lieber meinem Gott, Jehova, als Menschen.‘ Er wurde dann gehängt.“

Gemäß dem Jahrbuch 1946 wurden von 1940 bis 1945 16 Zeugen wegen Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen getötet; 26 weitere starben infolge von Mißhandlungen. Wie ihr Herr haben sie die Welt durch ihren Glauben besiegt.

Ein neuer Anfang nach dem Krieg

Die meisten Brüder kehrten in der ersten Hälfte des Jahres 1945 nach Hause zurück. Sie hatten nie aufgehört, für die Wahrheit Zeugnis abzulegen, obwohl sie von 1942 an nicht mehr auf organisierte Weise wirken konnten. Ende 1945 gaben jedoch 590 Brüder wieder einen Bericht ab. Im folgenden Jahr stieg die Zahl auf 837; das waren mehr als zu irgendeiner Zeit vor dem Krieg.

Die äußerst instabile Wirtschaftslage nach dem Krieg war für alle eine starke Belastung. Manchmal verdoppelten sich die Preise innerhalb einer Stunde. Es war nötig, die Preise in Lebensmittel umzurechnen, und der Richtwert war ein Ei. Wenn daher die Brüder Mittel für Literatur beisteuerten, brachten sie Lebensmittel zum Büro der Gesellschaft — Eier, Speiseöl, Mehl und so weiter. Diese Dinge mußten dann gelagert und verkauft werden. Oft wurden Rechnungen für Papier und für das Drucken mit Lebensmitteln bezahlt. Am 20. August 1946 wurde eine neue Währung eingeführt, was etwas Erleichterung brachte. Für die Brüder waren jedoch die vielen Pakete mit Kleidung und die große Menge Lebensmittel, die unsere Glaubensbrüder aus anderen Ländern schickten, eine große Ermunterung.

Bald wurde es in Ungarn möglich, große Zusammenkünfte in aller Öffentlichkeit abzuhalten. In Sárospatak waren 1945 über 500 Personen bei einem öffentlichen Vortrag anwesend. Die Brüder waren überglücklich. Im Oktober 1946 wurde in Nyíregyháza ein Landeskongreß mit 600 Anwesenden abgehalten. 1947 wurde ein weiterer Landeskongreß durchgeführt — diesmal in Budapest, der Hauptstadt. Die Ungarische Staatsbahn gewährte denjenigen, die mit dem Sonderzug zum Kongreß fuhren — ein Zug, der ein Schild mit der Aufschrift „Kongreß der Zeugen Jehovas“ trug —, sogar eine 50prozentige Fahrpreisermäßigung. Diesmal wurde eine Besucherzahl von 1 200 erreicht. Im selben Jahr kaufte man in Budapest eine Villa, die als Zweigbüro der Watch Tower Society dienen sollte.

József Klinyecz’ Reue

Jetzt ist es angebracht, József Klinyecz wieder zu erwähnen, der zwar im Predigtdienst eifrig war, aber wegen seiner unnachgiebigen Haltung 1942 eine Spaltung unter den Brüdern verursacht hatte. Nach dem Krieg schrieb er einen achtseitigen Brief an das Hauptbüro der Gesellschaft in Brooklyn, in dem er Anklagen gegen Bruder Konrád und Bruder Bartha erhob. Bruder Knorr, der damalige Präsident der Watch Tower Society, führte Klinyecz vor Augen, daß das Predigen der guten Botschaft vom Königreich in Ungarn wieder im Gange sei und daß er gut daran täte, sich daran zu beteiligen, statt seine Zeit darauf zu verwenden, Briefe voller Anschuldigungen gegen die Brüder zu schreiben. „Wer bist du, daß du den Hausknecht eines anderen richtest?“ fragte Bruder Knorr, wobei er Römer 14:4 zitierte.

Nachdem József Klinyecz über das Gelesene nachgedacht hatte, ging er zu Bruder Konrád und sagte: „Ich habe Bruder Knorrs Brief erhalten, und was er geschrieben hat, hat mich tief getroffen. Ich habe meine bisherige Handlungsweise untersucht und mein ganzes Leben überdacht. Ich habe Jehova im Gebet um Vergebung gebeten, und jetzt bin ich zu dir gekommen, um auch dich zu bitten, mir zu vergeben, wenn du es kannst.“ Bruder Konrád antwortete liebevoll: „Wenn Jehova dir vergeben hat, wer sind wir, daß wir dir nicht vergeben?“

Darauf fing Bruder Klinyecz zu weinen an. Er gab zu, sein Herz habe sich bereits so verhärtet gehabt, daß er, falls früher ein Bruder zu ihm mit demselben Anliegen gekommen wäre, diesen hinausgeworfen hätte. Wie ganz anders und wie wohltuend war doch der Empfang, der ihm bereitet wurde! Gleich danach begann Bruder Klinyecz wieder mit dem Predigtdienst, und später nahm er den Pionierdienst auf. Wie freundlich und barmherzig Jehova mit denen umgeht, die reuevoll zu ihm zurückkehren und in seinen Wegen wandeln! (Jes. 55:6, 7).

Das politische Klima ändert sich

Im Jahr 1948 übernahm die Kommunistische Partei allmählich die Macht in Ungarn. In jenem Jahr konnten die Zeugen zwar noch ihre Kreiskongresse durchführen, doch oft unter schwierigen Umständen. Betrachten wir, was in Zusammenhang mit dem Kongreß geschah, der im Theater von Sátoraljaújhely abgehalten wurde.

Die Brüder planten, das Programm zu übertragen, so daß es nicht nur im Theaterraum, sondern auch auf dem Platz vor dem Gebäude zu hören wäre. Während sie die Außenlautsprecher ausprobierten, kündigten sie den öffentlichen Vortrag an. Prompt wurde der Bruder, der für die Organisation des Kongresses verantwortlich war, in das Offizierskasino der Polizei zitiert. János Lakó erklärte ihnen: „Wir werden einen Kreiskongreß abhalten, und deshalb haben wir den öffentlichen Vortrag angekündigt. Wir haben Sie bereits auf dem Polizeirevier davon in Kenntnis gesetzt.“ Der Polizist erwiderte: „Aber dabei haben Sie keine Lautsprecher erwähnt. Entfernen Sie sie sofort!“

Als Bruder Lakó den anderen Brüdern erzählte, was ihm gesagt worden war und unter welchen Umständen, rieten sie ihm: „Da es dir verboten wurde, tust du gar nichts. Aber wir könnten etwas versuchen. Der eine Polizist hat es verboten, aber, wer weiß, vielleicht erlaubt es ein anderer.“

Dann schrieben sie in doppelter Ausfertigung ein Gesuch, in dem es um die Benutzung der Außenlautsprecher ging, und reichten es auf dem Polizeirevier ein. Der diensthabende Offizier versuchte mit seinen Vorgesetzten telefonisch in Verbindung zu treten, jedoch vergeblich. Die Brüder sagten ihm, es würde genügen, das Gesuch abzulegen und ihre Kopie abzustempeln. So wurde es gemacht.

Wie erwartet, erschienen während des öffentlichen Vortrags Polizisten und befahlen den Brüdern, die Lautsprecher abzuschalten.

„Warum? Wir haben eine Genehmigung.“

„Wo ist sie?“ fragte der Polizist.

„Der Veranstalter hat sie.“

„Lassen Sie ihn herkommen.“

Man schickte nach ihm, und er zeigte den Polizisten die Genehmigung. Sie standen eine Weile da und hörten dem Vortrag zu. Der Saal war gedrängt voll, und viele hörten draußen die Lautsprecherübertragung. Alles lief gut an jenem Tag. Schwierigere Probleme lagen jedoch noch vor ihnen.

Mit einem anderen Etikett versehen

Vor dem Krieg hatten die Zeitungen Jehovas Zeugen wiederholt als „Kommunisten“ oder als „Wegbereiter für den Kommunismus“ abgestempelt. Als die Kommunistische Partei jedoch an der Macht war, diente ein solches Etikett nicht mehr den Zielen der Gegner. Daher erschienen 1949 fast jede Woche Artikel, in denen sie beschuldigt wurden, „Agenten des amerikanischen Imperialismus“ zu sein, die von den Vereinigten Staaten finanziert würden.

Kommunisten, Geistliche und die Presse bildeten 1950 eine geeinte Front gegen Jehovas Zeugen. Interessierte erzählten den Brüdern oft, daß ihr Geistlicher, wenn sie ihm mitteilten, daß sie aus der Kirche austreten werden, sagte: „Was? Jehovas Zeugen sind Agenten des Imperialismus. Und Sie wollen ihnen beitreten?“ Immer häufiger wurden Verhaftungen vorgenommen — 302 in jenem Jahr. Öffentliche Vorträge konnten nur bei Beerdigungen gehalten werden, allerdings gab es in jenem Jahr 72 Beerdigungen. Trotz der Schwierigkeiten konnten die Brüder eine Höchstzahl von 1 910 Verkündigern berichten.

Die leitenden Aufseher wieder verhaftet

Dann, am 13. November 1950, kamen Kriminalbeamte in das Zweigbüro der Gesellschaft in Budapest und führten eine Haussuchung durch. Sie richteten ein solches Durcheinander an, daß die Räume einem Schlachtfeld glichen. Der Zweigdiener, János Konrád, und der Übersetzer, András Bartha, sowie János Lakó, ein Kreisdiener, wurden zusammen mit vier weiteren Brüdern verhaftet und zu dem Gefängnis in der Andrássystraße 60 gebracht.

János Konrád schrieb darüber: „Bei den Vernehmungen dort setzten sie uns nicht so oft und nicht so schmerzhaften physischen Qualen aus wie bei den Polizeiverhören, aber die Gehirnwäsche und die seelischen Qualen mitten in der Nacht waren manchmal schlimmer, als die physische Folter es gewesen war.

Unser Prozeß fand am 2. Februar 1951 statt. Die Anklage lautete auf gemeinsame Leitung einer Organisation, deren Ziel der Umsturz des Staates und der Gesellschaft ist, sowie Landesverrat. Der vorsitzende Richter, Richter Jónás (der fünf Jahre später während der Gegenrevolution solch schreckliche Angst hatte, daß er sich das Leben nahm), verurteilte uns sieben zu Gefängnisstrafen zwischen fünf und zehn Jahren. Diese Strafe war offensichtlich vorher festgelegt worden, denn es gab keinerlei Beratung, und während der vorausgegangenen Verhöre hatte einer der an der Vernehmung Beteiligten zu einem Bruder gesagt: ‚Wir werden dich für zehn Jahre einsperren, und wenn die zehn Jahre vorbei sind, wird unsere Volksrepublik stärker sein als heute, und die Leute werden ideologisch geschult sein und immun gegen eure Versuche, sie mit der Bibel zu beeinflussen. Dann werden wir euch freilassen können.‘ “

Bruder Konrád fuhr fort: „Wir wurden in das Gefängnis bei Vác, nördlich von Budapest, eingeliefert. Aber wir alle freuten uns, zusammen in dieselbe Zelle zu kommen. Endlich konnten wir Gedanken und Erfahrungen austauschen. Wir verbrachten den Tag nach einem Plan und begannen ihn mit dem Tagestext, den wir abwechselnd vorbereiteten. Wir besaßen nicht einmal eine Bibel; trotzdem fingen wir an, die Bibel ganz von vorn zu ‚lesen‘, indem wir die Abschnitte, an die wir uns erinnern konnten, zitierten. Auf die gleiche Art ‚lasen‘ wir Wachtturm-Artikel. Und wir beteten täglich, daß Jehova unseren Brüdern draußen helfen möge, standhaft zu bleiben.

Wir blieben jedoch nicht sehr lange zusammen, denn die Behörden waren der Ansicht, daß wir uns gegenseitig in unserer Überzeugung stärken und uns nie ‚bessern‘ würden, wenn wir zusammenblieben; also wurden wir getrennt und kamen zu weltlichen Gefangenen in die Zelle. Später wurden wir wieder vereint, diesmal, weil sie fürchteten, wir könnten unsere weltlichen Zellengenossen von der biblischen Wahrheit überzeugen. Dieses Spiel wiederholte sich während der ganzen Haftdauer.“

Ein neues Komitee nimmt die Arbeit auf

Im Frühjahr 1953 wurde fast jeder reife Bruder verhaftet, der mit Verantwortung betraut war. Die Verhaftungen erfolgten völlig unerwartet, und zwar in Verbindung mit Razzien in den Wohnungen der Brüder. Eine vollständige Reorganisierung des Werkes in Ungarn war erforderlich. In dem neuen Komitee sollten jetzt drei Kreisaufseher dienen: Zoltán Hubicsák, József Csobán und György Podlovics.

Im November 1953 wurden die drei Mitglieder dieses Komitees verhaftet und in das Staatssicherheitsgefängnis von Békéscsaba gebracht. Erstaunlicherweise wurden sie nach zehn Tagen freigelassen. Erst später erfuhr man, daß József Csobán unter dem Druck nachgegeben und sich einverstanden erklärt hatte, für die Behörden zu arbeiten. Das Komitee wurde jedoch umorganisiert: Mihály Paulinyi ersetzte József Csobán, der Bezirksdiener wurde.

Eine der Hauptverantwortungen des Komitees war, die Studienartikel des Wachtturms zu übersetzen und dafür zu sorgen, daß jeder Kreis von jeder Ausgabe eine Kopie erhielt. Die Kreisaufseher vervielfältigten sie dann und verteilten an jede Versammlung eine Kopie.

Außerdem mußte die geistige Speise auch zu den Brüdern in den Arbeitslagern gelangen. Das vielleicht bekannteste Arbeitslager war Tólápa, ein Kohlenbergwerk im Norden des Landes. Die Zahl der Brüder, die die Behörden dort arbeiten ließen, betrug einmal sogar 265. Im Bergwerk arbeiteten die Brüder mit den berufsmäßigen Bergleuten zusammen, von denen viele den Zeugen Jehovas wohlgesinnt waren. Sie schmuggelten für sie Literatur hinein und Berichte heraus.

Unsere Feinde verfolgten in jenen Jahren zwei Hauptziele: die Zeugen zu zwingen, Militärdienst zu leisten, und sie zu zwingen, der Union der freien Kirchen beizutreten. Da sie weder das eine noch das andere erreichten, versuchten sie es mit einem anderen Plan.

Glatte Worte im Gefängnis

Im Jahr 1955 kam János Lakó wieder in eine Zelle mit János Konrád. Ein gewisser Herr Szabó wandte sich mit einigen Vorschlägen an Bruder Lakó. „Wir konnten mit Konrád nicht reden“, sagte Herr Szabó, „er ist so dickköpfig. Sie sind intelligenter. Wir sind bereit, Sie freizulassen und Ihre Tätigkeit zu genehmigen. Konrád wird hierbleiben, aber die Versammlung kann zusammenkommen. Es ist Ihnen erlaubt, Zeugen Jehovas zu sein, und Sie dürfen beten, soviel Sie wollen, aber wirken Sie nicht auf andere ein.“

„Das würde bedeuten, wir wären die Art Zeugen, die kein Zeugnis ablegen“, erwiderte Bruder Lakó. „Das kann ich nicht versprechen.“

„Denken Sie darüber nach. Ich werde Sie wieder besuchen.“ Als er wiederkam, fragte er unter anderem: „Wie geht’s Konrád?“

„Es geht ihm einigermaßen gut.“

„Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?“

„Gerade eben, wir sind in derselben Zelle.“

„Und haben Sie ihm erzählt, worüber wir geredet haben?“

„Selbstverständlich! Er ist doch mein Bruder.“ Verärgert ging der Agent weg und besuchte Bruder Lakó nie wieder.

Im selben Jahr boten die Kommunisten an, das Herausgeben des Wachtturms in Ungarn zu genehmigen, wenn darin zwei Seiten kommunistische Propaganda erscheinen würden. Natürlich konnten die Brüder damit nicht einverstanden sein.

Ein weiteres Täuschungsmanöver

Im Sommer 1955 wurden ungefähr hundert Brüder aus dem Lager in Tólápa freigelassen. Sie waren gerade erst sechs Wochen wieder mit ihrer Familie vereint, als ihnen befohlen wurde, nach Szentendre zu gehen, einem Dorf bei Budapest.

In Szentendre angekommen, wurden die Brüder in eine große Halle geführt. Ein Offizier sagte ihnen, daß sie nicht zu den Waffen greifen müßten, weil die Regierung eine besondere Vorkehrung getroffen habe, die sie alle schätzen würden. Statt Waffen zu tragen oder Munition zu transportieren, brauchten sie lediglich beim Bau von Straßen, Brücken, Gleisanlagen und Ähnlichem zu helfen. Nach einigen Monaten könnten sie nach Hause zu ihren Familien zurückkehren. Für viele nicht so erfahrene Brüder hörte sich das zunächst gut an, aber einige reife Brüder ahnten eine Falle und fragten sofort: „Würde von uns erwartet, auch beim Bau militärischer Projekte mitzuhelfen?“ Es kam keine direkte Antwort.

Dann fragten die Brüder, ob sie eine Uniform tragen müßten. Der Offizier antwortete, Mützen würden gestellt, und sie könnten, wenn sie wollten, auch Uniformen bekommen, damit sie nicht ihre eigene Kleidung zu tragen brauchten. Einigen schien das vernünftig. Jetzt kam der Befehl: „Diejenigen von euch, die bereit sind, zwei oder drei Monate zu arbeiten, und die dann zu ihrer Familie zurückkehren, können zum Depot gehen und ihre Zivilkleidung gegen eine Uniform und Stiefel tauschen. Wer nicht dazu bereit ist, kann mit einer Gefängnisstrafe von fünf bis zehn Jahren rechnen.“

Das war eine schwere Prüfung für die Brüder. Einige von ihnen hatten bereits vier Jahre im Gefängnis oder in einem Straflager verbracht. Jetzt, nachdem sie sechs Wochen die Freiheit geschmeckt hatten, sollten sie in irgendwelche abgelegenen, finsteren Bergwerke oder Steinbrüche geschickt werden, und alles, was sie durchgemacht hatten, würde noch einmal von vorn beginnen. Einige folgerten, es werde sich nur um ein paar Monate handeln und sie könnten dann zu ihrer Familie zurückkehren und Jehova frei dienen. Ungefähr 40 von den 100 gingen langsam hinüber, um die Uniform entgegenzunehmen.

Die anderen Brüder waren unter Gebet zu dem Schluß gekommen, daß es sich bei dem Angebot um nichts anderes als um Arbeit zur Unterstützung des Militärs handle und daß sie dadurch eine Arbeitsbrigade in der Armee werden würden. Weil sie ihre christliche Neutralität bewahren wollten, lehnten sie das Angebot ab.

Auf der einen Seite der Halle waren jetzt diejenigen, die die Uniform entgegengenommen hatten, auf der anderen diejenigen, die es nicht getan hatten. Dann kam ein Unteroffizier herein und schrie einen Zeugen neben ihm an: „Können Sie nicht grüßen?“ Der Bruder antwortete, er sei Zivilist und kein Soldat. Erst jetzt bemerkte der Unteroffizier, daß die Brüder zwei getrennte Gruppen bildeten — die eine in Uniform, die andere in Zivil. Er wandte sich an die Uniformierten, nahm Befehlshaltung an und sagte zu ihnen: „Männer! Achtung! Ihr, die ihr den militärischen Arbeitsdienst akzeptiert habt, müßt ab heute salutieren, wenn jemand mit einem höheren Rang den Raum betritt, und strammstehen, um Meldung zu machen. Ab heute seid ihr Soldaten und müßt allen Befehlen gehorchen.“

Vor Entsetzen waren plötzlich alle still; dann riefen die Uniformierten entrüstet: „Wir sind keine Soldaten! Wir sind zu keinerlei Militärdienst bereit! Wir sind nur bereit zu arbeiten!“ Der Offizier, der zuerst mit den Brüdern gesprochen hatte, hörte den Tumult, kam wieder herein und sah, daß der Unteroffizier alles verdorben hatte. Sofort versuchte er, den Brüdern zuzureden. Doch die meisten Brüder hatten bereits ihre Uniform ausgezogen und baten darum, daß man ihnen ihre Zivilkleidung aushändige. Der Soldat, der für das Depot verantwortlich war, wollte sie ihnen nicht zurückgeben. Erst am nächsten Morgen erhielten die Brüder dank ihrer entschlossenen Bemühungen ihre Kleidung zurück.

Kurz darauf kamen mehrere hochrangige Offiziere herein. Die Brüder mußten sich in Reihen aufstellen. Ein Offizier befahl: „Diejenigen von euch, die bereit sind, Arbeitsdienst zu leisten, heraustreten!“ Keiner rührte sich. Jetzt forderte er: „Diejenigen, die nicht bereit sind, Arbeitsdienst zu leisten, heraustreten!“ Als ob jemand auf den richtigen Knopf gedrückt hätte, traten diesmal alle heraus.

Speise für die Gefangenen

Während des Aufstands 1956 wurden unsere Brüder freigelassen, jedoch nur für kurze Zeit. Zwei Wochen darauf erlangten die Kommunisten die Macht zurück. In den folgenden Monaten versuchten die Behörden, alle, die bei Beginn des Aufstands im Gefängnis waren, wieder zu verhaften — Jehovas Zeugen und auch die anderen.

Doch unsere Brüder wurden mit geistiger Speise versorgt. Als Sándor Völgyes verhaftet wurde, bat er seine Frau, Kuchen zu backen mit Wachtturm-Artikeln darin. Eine Schwester kopierte einen vollständigen Wachtturm-Studienartikel auf die Vorder- und Rückseite von zwei Blatt dünnem Papier. Wenn Bruder Völgyes seinen Kuchen erhielt, konnte er ihn allerdings nicht sofort „essen“, weil seine Zellengenossen keine Zeugen Jehovas waren. Am nächsten Tag schnitt er ihn im Waschraum bei seinem Arbeitsplatz an. Dann wurden Abschriften in größeren Buchstaben angefertigt; dazu beschrieb man gefaltetes Toilettenpapier. Das wurde gewöhnlich am Samstagnachmittag oder am Sonntag erledigt, wenn es im ganzen Gefängnis ziemlich ruhig und friedlich war.

Freiheit für die Gefangenen

Im März 1960 wurde Bruder Bartha nach neunjähriger Freiheitsstrafe freigelassen. Er diente Jehova weiterhin treu bis zu seinem Tod im Jahr 1979. Viele Brüder erinnern sich noch heute an diesen unermüdlichen Übersetzer und wahren Freund, der einen ausgeprägten Sinn für Humor hatte.

Nach und nach wurden alle Brüder freigelassen. Dennoch hielten die Behörden Kontakt mit ihnen. Es wurde offensichtlich, daß sie versuchten, die Widerstandskraft der Zeugen Jehovas statt mit Gummiknüppeln mit glatten Worten und durch Überreden zu schwächen.

„Zeugnisgeben“ über Rundfunk

Ende der 60er Jahre wurden Jehovas Zeugen oft in der Presse angegriffen. Manchmal wurde auch im Rundfunk gegen sie gehetzt. Einmal wurde aber ein einstündiges Hörspiel ausgestrahlt, das eigentlich vor Jehovas Zeugen hätte warnen sollen, dann aber in Wirklichkeit zu einem Zeugnis ausschlug. Der Bericht darüber lautet wie folgt:

„Die Geschichte stützte sich auf das tatsächliche Erlebnis einer jungen Frau. Die Kommunistische Partei nahm sich einer jungen Dame, die Lehrerin in der Provinz war, nicht richtig an. Man sorgte zum Beispiel nicht dafür, daß sie einen geeigneten Raum zum Wohnen erhielt. In ihrer Klasse waren Kinder von Zeugen Jehovas. Die Brüder boten ihr ein Zimmer an, und die freundliche und liebevolle Atmosphäre in deren Heim beeindruckte die junge Frau. Alle Vorurteile, die sie gegen Jehovas Zeugen gehegt hatte, wurden beseitigt, und sie wurde eine Glaubensschwester.

Dieses Rundfunkhörspiel sollte zeigen, daß die Kommunistische Partei gut für ihre Leute sorgen sollte, um solche Bekehrungen zu vermeiden. Wie bereits erwähnt, hat sich dies in Ungarn tatsächlich ereignet. Die ehemalige Lehrerin ist jetzt die glückliche Frau eines Bruders. Obwohl es nicht beabsichtigt war, schlug dieses Hörspiel zu einem Zeugnis für unsere Sache aus. Die Brüder schätzten es besonders, daß während des Hörspiels die Schriftstelle aus Psalm 83:18 vorgelesen wurde: ‚Damit sie erkennen, daß du allein, dessen Name Jehova ist, der Höchste bist über die ganze Erde!‘ “

Zusammenkünfte in Wäldern

In den 70er und 80er Jahren hielten Jehovas Zeugen wegen des Versammlungsverbots ihre Zusammenkünfte in den Wäldern ab (Heb. 10:24, 25). Diese Zusammenkünfte wurden im ganzen Land vom Frühjahr bis zum Herbst durchgeführt. Die meisten Budapester Versammlungen kamen in den Wäldern der die Hauptstadt umgebenden Hügel zusammen.

Bruder Völgyes erzählte: „Die Brüder versammelten sich auf einer kreisrunden Waldlichtung, die einen Durchmesser von etwa 30 Metern hatte. Sie lag in einer herrlichen Umgebung, deren Stille nur durch den Gesang der Vögel unterbrochen wurde. Der Himmel war klar und die Luft erfüllt vom Duft wohlriechender Kräuter. Es war ein idealer Ort, an dem überall die Werke zum Lobpreis unseres großen Schöpfers zu sehen waren.

Die Theokratische Predigtdienstschule und die Dienstzusammenkunft wurden hier regelmäßig abgehalten. Wenn es regnete, schützten uns unsere Plastikmäntel. Nicht nur die Zusammenkünfte der Versammlung fanden hier statt, sondern auch Kongresse.

Vorsichtshalber wurden Brüder zu Wächtern bestimmt, die vor dem Herannahen irgendwelcher verdächtiger Personen warnen sollten. Eines Tages, im Spätsommer 1984, erschienen aber trotz der Vorsichtsmaßnahmen unerwartet einige Polizisten in Zivil.

Die Lautsprecher waren an Baumstämmen befestigt worden. Das wurde von den Polizisten beanstandet, weil wir dadurch, daß wir Nägel in die Bäume einschlugen, diese angeblich beschädigten. Sie hatten auch noch andere umweltbedingte Einwände, für deren Klärung ein Bruder dann die Verantwortung übernahm, damit die anderen nicht mit hineingezogen wurden.

Als wir ihnen sagten, es handle sich hierbei um eine Zusammenkunft der Zeugen Jehovas, fragte einer der Polizisten in Zivil, warum wir denn die Behörden nicht um Genehmigung gebeten hätten, unsere Zusammenkünfte abzuhalten. ‚Weil man uns die Genehmigung sowieso nicht erteilt hätte‘ war unsere Antwort. ‚Versuchen Sie es doch einmal‘, riet uns der Polizist.“ Das taten wir auch.

Aufhebung des Verbots

Bruder Völgyes und Bruder Oravetz, die beide dem Landeskomitee angehören, hatten dann Besprechungen mit hochrangigen Beamten des Innenministeriums. Sie berichteten ihnen von dem Besuch der Polizisten und deren Vorschlag, eine Genehmigung zur Durchführung von Zusammenkünften einzuholen. Das geschah am 23. Oktober 1984. Von diesem Zeitpunkt an beantragten alle Versammlungen im Land eine Genehmigung zur Durchführung ihrer Zusammenkünfte. Manchmal wurde sie erteilt.

Später wurden Verhandlungen mit dem Amt für Kirchenangelegenheiten geführt. 1987 war es Milton G. Henschel und Theodore Jaracz — Mitglieder der leitenden Körperschaft — zusammen mit Willi Pohl vom deutschen Zweigbüro möglich, als Vertreter der Zeugen Jehovas in dieser Angelegenheit bei dem Amt offiziell vorzusprechen. Am 27. Juni 1989 wurde das Verbot schließlich aufgehoben. Für das Amt für Kirchenangelegenheiten war die Anerkennung der Zeugen Jehovas die letzte Handlung dieser Art. Vier Tage später, am 1. Juli 1989, wurde es geschlossen.

Öffentliche Kongresse

Nach den umfangreichen Verhaftungen der Zeugen Jehovas Anfang der 50er Jahre war es sehr schwierig, daß jemand von ihnen großen Kongressen beiwohnen konnte. Hin und wieder brachten es einige der Brüder fertig, große Zusammenkünfte im Ausland zu besuchen, wie das 1963 in Verbindung mit der Kongreßserie „Ewige gute Botschaft“ der Fall war. In den Jahren 1978 bis 1988 war es einer begrenzten Anzahl ungarischer Delegierter möglich, in Österreich Bezirkskongreßprogramme in ihrer Muttersprache zu verfolgen. Die anderen ungarischen Brüder versammelten sich in den Wäldern ihrer Heimat — zuerst inoffiziell, dann, von 1986 an, mit dem Wissen der Behörden.

Als aber Jehovas Zeugen im Jahr 1989 rechtlich anerkannt worden waren, organisierten sie öffentliche Kongresse. Einen Monat nach der Aufhebung des Verbots waren bei dem Bezirkskongreß „Gottergebenheit“ in der Budapester Sporthalle 9 073 Personen anwesend. Im darauffolgenden Jahr wurden Kongresse nicht nur in Budapest, sondern auch in Debrecen, Miskolc und Pécs veranstaltet.

1991 wurde der erste internationale Kongreß im Népstadion, dem größten Stadion Ungarns, durchgeführt, wo sich 40 601 Personen versammelten, um sich von Herzen kommender brüderlicher Liebe zu erfreuen. John E. Barr, Milton G. Henschel, Theodore Jaracz und Karl F. Klein, die als Vertreter der leitenden Körperschaft anwesend waren, ermunterten die ungarischen Brüder sowie die Besucher aus 35 Ländern durch erbauende Ansprachen.

Fortschritte auf organisatorischem Gebiet

Mit der wiedererlangten Freiheit wurde der Weg frei für organisatorische Änderungen, durch die die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Ungarn der Tätigkeit ihrer christlichen Brüder in anderen Ländern angeglichen wurde. Es gab zum Beispiel Kreisaufseher, die wochentags einer weltlichen Beschäftigung nachgingen, weil das unter dem Kommunismus allgemein gefordert wurde. Demzufolge konnten sie den Versammlungen nur am Wochenende dienen. Nachdem aber genügend fähige Brüder, die keine Familienpflichten hatten, geschult worden waren, wurde im Januar 1993 der Dienst des Kreisaufsehers in den Versammlungen verlängert, so daß er von Dienstag bis Sonntag dauerte.

In den 80er Jahren war die Pionierdienstschule nur in beschränktem Maß durchgeführt worden. Im Jahr 1994 wurden jedoch sämtliche Pioniere, die die Voraussetzungen erfüllten, dazu eingeladen. Im Verlauf von neun Monaten kamen 401 Brüder und Schwestern in den Genuß dieser besonderen Schulung.

Die vorzügliche Reaktion auf das Bildungswerk der Zeugen Jehovas machte es notwendig, daß die Errichtung von Königreichssälen in Schnellbauweise organisiert wurde. Die Versammlungen waren gewöhnlich in Schulen, Kulturzentren, leerstehenden Baracken, ja sogar in unbenutzten Büros der ehemaligen Kommunistischen Partei zusammengekommen. Doch im Jahr 1993 wurden dann regionale Baukomitees gebildet; Brüder aus Österreich übernahmen die Schulung, und Zeugen Jehovas aus vielen Ländern leisteten finanzielle Hilfe. Im Mai 1994 wurde in Érd, einer Stadt bei Budapest, der erste in Schnellbauweise errichtete Königreichssaal fertiggestellt. Bis zum Ende des Dienstjahres 1995 waren 23 Königreichssäle gebaut worden, und 70 weitere waren geplant.

Um Jehovas Zeugen in ihrem Entschluß zu unterstützen, Gottes Gesetz nicht zu übertreten, das den Mißbrauch des Blutes verbietet, wurden Krankenhaus-Verbindungskomitees gegründet. Wie in anderen Ländern, so gibt es auch in Ungarn Ärzte, denen medizinische Behandlungsalternativen zu Bluttransfusionen nicht bekannt sind. Die Krankenhaus-Verbindungskomitees, die jetzt in Budapest, Debrecen, Miskolc, Szeged, Pécs und in Tatabánya tätig sind, kümmern sich darum, daß diese Ärzte ständig die neusten Informationen erhalten. Ungefähr 120 Professoren, Chefärzte und Chirurgen arbeiten bereits mit den Komitees zusammen. Vor kurzem setzte sich in einem Fall, bei dem es um die zweijährige Dalma Völgyes ging, das Krankenhaus-Verbindungskomitee in Budapest mit dem Krankenhausinformationsdienst in Brooklyn in Verbindung, und innerhalb von drei Stunden hatte man die notwendige Information über eine medizinische Behandlung ohne Bluttransfusion, die auch erfolgreich angewandt wurde.

Absolventen der Gileadschule und der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung

László Sárközy war der erste Missionar, der von der Watch Tower Society geschult und offiziell nach Ungarn geschickt wurde. Etwa fünf Wochen später, am 31. August 1991, trafen vier Absolventen der in Deutschland durchgeführten ersten Klasse der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung ein: Axel Günther, Uwe Jungbauer, Wolfgang Mahrt und Manfred Schulz. Anfang Oktober schlossen sich ihnen Martin und Bonnie Skokan, Gileadabsolventen aus den Vereinigten Staaten, an.

Zur Zeit dienen vierzehn Brüder und Schwestern, die entweder die Wachtturm-Bibelschule Gilead oder die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung besucht haben, in Ungarn. Sie sind entweder im Bethel tätig, stehen im Sonderpionier- oder im Reisedienst. Mittlerweile wurde István Mihálffy, der erste Bruder aus Ungarn, der auf diese Weise geschult wurde, in die Ukraine gesandt, um den ungarischsprechenden Brüdern dort als Kreisaufseher zu dienen.

Am Anfang hatten einige nur wenig Ahnung von der ungarischen Sprache, aber das, was sie wußten, wandten sie an. Stefan Aumüller aus Österreich erzählt: „Da meine Kenntnisse der ungarischen Sprache sehr gering waren, war meine Darbietung äußerst einfach. Ich schlug gewöhnlich das Paradies-Buch auf und fragte den Wohnungsinhaber, ob er gern die Bibel studieren würde. Auf diese Weise konnte ich viele Studien einrichten. Als andere Verkündiger sahen, wie erfolgreich diese einfache Direktmethode war, wandten sie sie ebenfalls an und erzielten ähnliche Ergebnisse. Demzufolge stieg die Zahl der Verkündiger in der Versammlung von 25 im August 1992 auf 84 im Juni 1995 an.“

Freiheitsliebende Menschen drängen voran

Ungarn wird das Land der Madjaren genannt. Der Name Madjar, den sich die Ungarn selbst zugelegt haben, soll von einem Wort stammen, das „reden“ bedeutet. Die 16 907 Verkündiger in Ungarn reden mit den Menschen in diesem Land passenderweise in Ungarisch über die gute Botschaft von Gottes Königreich. Es verhält sich so, wie König David von loyalen Dienern Jehovas sagte: „Von der Herrlichkeit deines Königtums werden sie sprechen, und von deiner Macht werden sie reden“ (Ps. 145:11).

Jehovas Zeugen in 219 Versammlungen und 12 Kreisen bemühen sich eifrig, dies zu tun. Im Jahr 1995 verwendeten sie 2 268 132 Stunden darauf, mit ihren Mitmenschen von der ‘Herrlichkeit des Königtums Jehovas’ zu sprechen. Sie führten jeden Monat etwa 14 000 Bibelstudien durch, und beim Gedächtnismahl im Jahr 1995 waren 37 536 Personen anwesend. Die Zahl der Verkündiger hat jedes Jahr zugenommen. Vom Juni 1989 — dem Jahr, in dem das Königreichswerk in Ungarn wieder offiziell durchgeführt werden konnte — bis August 1995 erhöhte sich die Zahl der Verkündiger von 9 626 auf 16 907. Gleichzeitig stieg die Zahl der allgemeinen Pioniere von 48 auf 644.

Wie die Israeliten in den Tagen Salomos, als der Tempel in Jerusalem Jehova übergeben wurde, waren auch die Brüder in Ungarn am 31. Juli 1993 in Verbindung mit der Einweihung des neuerrichteten Wohngebäudes und der Büros für das Bethel in Budapest „erfreut und frohen Herzens“ (1. Kö. 8:66). Der Bau unseres ersten Kongreßsaals in Budapest ist unser nächstes großes Projekt. Zur Zeit führen die Kreise in der Umgebung von Budapest ihre Kreis- und Tagessonderkongresse im EFEDOSZ-Kongreßzentrum durch, wo die Kommunistische Partei früher ihre Kongresse abhielt.

Jahrelang unterstand die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Ungarn der Aufsicht anderer Zweigbüros — Rumänien, Deutschland, der Schweiz und in jüngster Zeit Österreich. Doch seit September 1994 untersteht Ungarn als Zweig direkt der Aufsicht der Weltzentrale in Brooklyn.

Jehovas Zeugen in Ungarn haben seit Beginn ihrer Tätigkeit vor fast hundert Jahren ständig unter Verfolgung und religiöser Intoleranz gelitten. Doch anstatt mit dem Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich aufzuhören, führen sie dieses Werk noch intensiver durch. Sie sind entschlossen, mit der Hilfe Jehovas die gleiche Einstellung zu beweisen wie der Psalmist David, der sagte: „Mein Mund wird den Lobpreis Jehovas reden; und alles Fleisch segne seinen heiligen Namen auf unabsehbare Zeit, ja für immer“ (Ps. 145:21).

[Ganzseitiges Bild auf Seite 66]

[Bilder auf Seite 74]

János Dóber (oben) und József Toldy (rechts) kehrten nach Ungarn zurück und verkündigten eifrig die biblische Wahrheit

[Bild auf Seite 79]

Eifrige Pioniere in Budapest in den Jahren 1934/35: (von links nach rechts) Adi und Charlotte Vohs, Julius Riffel, Gertrud Mende, Oskar Hoffmann, Martin Pötzinger

[Bild auf Seite 82]

Zeugen im Konzentrationslager bei Nagykanizsa

[Bild auf Seite 83]

János Konrád — 12 Jahre als neutraler Christ in Haft

[Bilder auf Seite 90]

Jehova gegenüber loyal bis zum Tod: (oben) Bertalan Szabó wurde von einem Erschießungskommando exekutiert; (rechts) Lajos Deli wurde erhängt

[Bild auf Seite 102]

Wie viele andere Zeugen lehnte auch János Lakó es ab, Kompromisse mit seinen Verfolgern einzugehen

[Bild auf Seite 107]

Ilona Völgyes schickte ihrem Mann in Kuchen eingebackene geistige Speise ins Gefängnis

[Bilder auf Seite 108, 109]

Von einem Kongreß im Wald im Jahr 1986 zu einem internationalen Kongreß im Népstadion in der Hauptstadt im Jahr 1991

[Bild auf Seite 110]

Der erste in Schnellbauweise errichtete Königreichssaal in Ungarn, in Érd

[Bilder auf Seite 115]

Das Zweigbüro und die Bethelfamilie in Budapest