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Weltweiter Bericht

Weltweiter Bericht

Weltweiter Bericht

Afrika

Menschen müssen die Gelegenheit erhalten, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu hören, ganz gleich, welche kulturelle und religiöse Herkunft sie haben mögen. Es ist Gottes Wille, „daß alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2:3, 4). Die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Afrika entspricht dieser Äußerung des göttlichen Willens.

Die leitende Körperschaft genehmigte das Einrichten eines Zweigbüros in Malawi, das seine Arbeit am 1. September 1995 in gemieteten Räumlichkeiten aufnahm. Pläne für angemessene Gebäude werden gerade ausgearbeitet, so daß alles für den Bau in die Wege geleitet werden kann. In diesem Land gibt es noch viel zu tun. Besonders in den Städten, wo viele Menschen über Schulbildung verfügen, interessiert man sich sehr für unsere Publikationen. Die Malawier lieben die Bibel und sind im allgemeinen bescheidene, friedliebende Menschen. Weil ein derart großes Interesse an unserer Literatur besteht, sind derzeit keine geschliffenen Darbietungen nötig. Die Zeugen stellen sich einfach dem Wohnungsinhaber vor, und nach der üblichen Begrüßung zeigen sie ihm, welche Zeitschriften oder Bücher sie dabeihaben. Oftmals schaut sich ein Wohnungsinhaber den gesamten Stapel Zeitschriften an, den der Verkündiger bei sich hat, und möchte dann auch noch sehen, was sonst so in seiner Tasche ist. Einige Verkündiger haben ihre persönlichen, unterstrichenen Exemplare älterer Zeitschriften angeboten, und die Wohnungsinhaber haben diese gern entgegengenommen. Doch auch wenn die Menschen im allgemeinen Liebe zur Bibel zum Ausdruck bringen, heißt das nicht, daß jedermann die Wahrheit kennenlernen möchte. Es gibt hier viele sogenannte christliche Glaubensgemeinschaften. Einige davon sind Jehovas Zeugen gegenüber äußerst feindselig eingestellt und lassen verlauten, die Zeugen hätten die Verfolgung, die über sie kam, verdient, und man wünschte, die Zeugen wären noch immer verboten. Die meisten Menschen sind allerdings anderer Meinung und sagen: „Wir sind froh, daß ihr nun Religionsfreiheit habt, und ihr seid uns herzlich willkommen.“

Wie in vielen Ländern Afrikas wird in Benin die Polygamie allgemein akzeptiert. Wie wirkt sich dies auf aufrichtige Wahrheitssucher aus? Eine Frau — die zweite Ehefrau eines Mannes — fing an, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. Sie erfuhr schon bald, daß Jehova dem Adam nur e i n e Frau gab und daß dies der Maßstab für jede weitere Ehe sein sollte (Mat. 19:4-6). Was würde sie nun tun, da sie vor Gott nicht rechtmäßig verheiratet war? Würde sie ihren polygamen Mann verlassen? Wohin sollte sie gehen? In Benin gibt es keine Sozialhilfe, und sie hatte fünf Kinder von ihm. Sie vertraute ganz und gar auf Jehova und hatte den Mut, auszuziehen (Heb. 13:4-6). Es war ein Kampf, denn der Mann überließ es ihr allein, für die fünf gemeinsamen Kinder zu sorgen, und zwar in geistiger und in materieller Hinsicht.

Ihre Entschiedenheit war für weitere Mitglieder der Familie von Nutzen. Erfreulicherweise begann auch der Mann, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. Seine erste Frau nahm am Studium teil und ließ sich später taufen. Der Mann besucht jetzt alle Zusammenkünfte und hat sich entschieden, sich auch mit um die Kinder seiner zweiten Frau zu kümmern. Diese ließ sich unlängst taufen und sagte kurz darauf: „Ich bin entschlossen, Jehova für immer zu dienen.“

Elke, eine Missionarin in Burkina Faso, freundete sich im Königreichssaal mit einem zehnjährigen Mädchen namens Djara an. Djara begleitete ihre Mutter zu allen Zusammenkünften. Letztlich wandte sich die Mutter aber von der Wahrheit ab, und Elke verlor für einige Monate den Kontakt zu Djara. Dann besuchte Djara den Bezirkskongreß und entdeckte Elke. Welch eine Überraschung! Sie und ihr Bruder hatten so lange gebettelt, bis ihnen die Eltern erlaubten, den Kongreß zu besuchen. Beide Kinder hörten aufmerksam zu und machten Notizen. Es hätte sie allerdings sehr gereizt, am 25. Dezember, noch vor Ende des Kongresses, zu einem lokalen Radiosender zu gehen, um „Papa Noel“ (den Weihnachtsmann) zu treffen. Sie fragten Elke, was sie davon halte. Elke sagte ihnen, sie müßten das schon selbst entscheiden; Jehova wäre aber überglücklich, wenn sie zum Kongreß kämen, und er könne ihnen ewiges Leben im Paradies geben. Am 25. Dezember waren die beiden beim Kongreß.

Man fing an, mit Djara zu studieren, und traf Vorkehrungen, damit sie die Zusammenkünfte besuchen konnte. Nach der zweiten Zusammenkunft sagte sie, sie würde auch gern Kommentare geben. Bei einer Zusammenkunft hatte sie einmal 50 CFA-Francs (10 US-Cents) Taschengeld dabei. Sie benötigte 20 Francs (4 US-Cents), um sich etwas zum Essen zu kaufen, und die restlichen 30 Francs (6 US-Cents) warf sie von sich aus in den Spendenkasten im Königreichssaal. Djara hat gelernt, selbst wegen kleiner Dinge, die sie sich von Herzen wünscht, zu Jehova zu beten. Während einer Zeit, die für ihre Familie schwierig war, bewahrheiteten sich an ihr die Worte aus Psalm 27:10, und sie stellte fest, daß sie viele Mütter, Brüder und Schwestern in der Versammlung hatte.

Die Ausbreitung von Aids hat sich verheerend auf die Bevölkerung Zentralafrikas ausgewirkt. Vorwiegend qualifizierte Leute, die in der Blüte ihres Schaffens stehen, sind betroffen. Vor Jahren noch zogen viele die Norm „e i n Mann und e i n e Frau“ und die Vorstellung von ehelicher Treue ins Lächerliche. Um der Seuche Einhalt zu gebieten, wird heute genau das, was man einst verspottete, über Rundfunk, im Fernsehen, auf Plakaten und bei öffentlichen Veranstaltungen als Norm propagiert. Viele, die wußten, daß Jehovas Zeugen treue Verfechter biblischer Lehren sind, machten keine Fortschritte; sie hatten das Gefühl, es gäbe zu viele Einschränkungen. Aber wie dankbar unsere Brüder heute sind, daß Jehova und seine Organisation niemals von den hohen sittlichen Maßstäben abgewichen sind! Ein Ältester aus der Zentralafrikanischen Republik sagte folgendes: „Die Wahrheit hat mir dazu verholfen, daß ich meine Familie so aufgebaut habe, daß sie sich göttlicher Segnungen erfreut. Sie hat mich von den Schlingen des Dämonismus befreit, durch den ich meinen Verstand hätte verlieren können. Die Wahrheit hat mich auch davor bewahrt, frühzeitig an Aids zu sterben, eine Tragödie, die sich bei den meisten meiner ehemaligen Kameraden abspielt. Da ich all das, was Jehova für mich getan hat, überaus schätze, habe ich es so eingerichtet, daß ich trotz meiner Familienverpflichtungen im Pionierdienst stehen kann“ (Ps. 116:12-14).

Eine Familie, die in der Hauptstadt Äthiopiens lebt, wurde für ihre Gastfreundschaft reich belohnt (Heb. 13:1, 2). Ihre Verwandten vom Lande haben oftmals in der Stadt zu tun und benötigen dann jeweils einen Platz zum Übernachten. Viele von ihnen möchten gerne bei dieser äußerst warmherzigen christlichen Familie unterkommen, da dort eine selten gewordene Atmosphäre der Gottergebenheit zu spüren ist, die auf diese Verwandten anziehend wirkt. Die Familie hat passende Gelegenheiten genutzt und ihren Besuchern die gute Botschaft aus Gottes Wort verkündigt. Infolgedessen waren, als der Bezirkskongreß „Gottesfurcht“ stattfand, bereits 22 Verwandte getaufte Zeugen Jehovas, 28 Angehörige waren ungetaufte Verkündiger, und noch 6 weitere hatten angefangen zu studieren. Mehr als 50 Glieder dieser Großfamilie waren beim Kongreß, und zusammen führen sie über 50 Heimbibelstudien durch.

Asien und pazifische Inseln

Schon vor Beginn des 20. Jahrhunderts ist die gute Botschaft in schriftlicher Form nach Asien gelangt. Nach wie vor werden Druckschriften eingesetzt, um nach Menschen zu suchen, die dieser Botschaft würdig sind. Viele Tausende erleben in der Folge, daß die Wahrheit frei machen kann, wie Jesus sagte (Joh. 8:32).

Eine eifrige Schwester in Hongkong schreibt: „Krankenhäuser, Straßen, Parks, Bahnhöfe, Bushaltestellen, Märkte, Parkplätze und Aufzüge sind mein Gebiet für das informelle Zeugnisgeben. Bevor ich aus dem Haus gehe, bete ich immer zu Jehova und achte darauf, daß ich eine Auswahl an Büchern, Zeitschriften und Traktaten bei mir habe.“

Angeregt durch den Kreisaufseher, setzte sich eine Zeugin in Japan das Ziel, wöchentlich 130 Zeitschriften zu verbreiten, noch dazu in einem häufig bearbeiteten Gebiet. Sobald neue Zeitschriften eintreffen, sucht sie Artikel oder Aussagen heraus, die verschiedene Arten von Menschen ansprechen. Sie hat sich auch angewöhnt, über ihre Zeitschriftenrouten genaue Aufzeichnungen zu machen. Das Ergebnis? Sie hat 220 Adressen, wo sie Zeitschriften zurücklassen kann. Bei einer Frau hatte sie allerdings den Eindruck, sie würde die Zeitschriften nicht lesen. Da ihr bewußt war, daß die Zeitschriften kostbar sind, die Produktion Geld kostet und die Brüder im Bethel Tag und Nacht an der Herstellung arbeiten, betete sie zu Jehova, er möge ihr bitte einen Hinweis geben, ob die Wohnungsinhaberin die Zeitschriften las. „Wenn nicht, dann mach, daß sie ablehnt“, bat sie. Darauf sprach sie an der Tür vor. Diesmal kam der Ehemann heraus und nahm die Zeitschriften mit den Worten entgegen: „Vielen Dank, daß Sie regelmäßig diese Zeitschriften bringen! Ich lese sie und bin davon begeistert.“ Auf mehr als 206 000 Personen in Japan haben sich diese Zeitschriften so positiv ausgewirkt, daß sie die kostbaren biblischen Wahrheiten heute eifrig anderen überbringen.

Eine Schwester in Quezon City auf den Philippinen berichtet, daß sie mit Traktaten schon sieben Bibelstudien einrichten konnte. Sie schreibt darüber: „Vormittags um 11 Uhr sprach ich bei einer Mutter vor, die gerade das Mittagessen kochte. Ich brachte Verständnis für ihre Situation zum Ausdruck und sagte, ich würde mich kurz fassen. Darauf erklärte ich ihr, daß unser Hauptziel darin besteht, allen Familien, die sich niedergedrückt fühlen, echten Trost zu bringen, und daß dieser Trost aus Gottes Wort kommt und in dem kostenlosen biblischen Traktat Trost für Menschen mit Depressionen erläutert wird.“ Nach dieser einfachen Darlegung wurde die Schwester in das Haus gebeten und konnte ein Studium beginnen.

Die Zahl der Verkündiger in Australien hat sich in den letzten 16 Jahren verdoppelt. Die Hilfsmittel, für die Jehovas Organisation sorgt, haben dazu beigetragen, vielen Menschen das Herz zu öffnen. Nachdem der Sohn eines Bruders durch einen Unfall ums Leben gekommen war, beschloß die Familie, jedem, der zur Beerdigung käme, die Broschüre Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist zu schenken. Sie verteilten 189 Broschüren und schickten dann noch 46 weitere ungläubigen Verwandten zu. Viele waren nachher gegenüber Jehovas Zeugen freundlicher gestimmt. Bei der Beerdigung hatte auch der Vorsitzende eines katholischen Schulverbands die Broschüre erhalten. Er galt als einer der besten Spendensammler seit eh und je. Er und seine Frau prüften die Broschüre eingehend und schlugen die Schrifttexte in ihrer katholischen Bibel nach. Schon bald wurde ihnen klar, daß es sich bei dem, was sie lasen, um die Wahrheit handelte, worauf der Mann umgehend aus dem katholischen Schulverband austrat und auch keine Gelder mehr sammelte. Obwohl man sich alle Mühe gab, ihn umzustimmen, blieb er fest. Er nahm übrigens ein Dutzend Broschüren mit und verteilte sie an andere Mitglieder der katholischen Kirche.

Ein junger Mann in Thailand hörte, wie eine Missionarin seiner älteren Schwester Zeugnis gab, zeigte aber kein Interesse. Er beschäftigte sich mit Spiritismus. Eines Tages nahm er jedoch eine Bibel zur Hand, blätterte darin und stieß auf 1. Petrus 2:9, wo es heißt, daß Gott sein Volk „aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat“. Dieser Bibeltext gab ihm zu denken, und die Missionarin kam ihm in den Sinn. Gleich am nächsten Tag stand sie vor seiner Tür. Als er ihr sagte, er habe sich gewünscht, sie würde ihn besuchen, erwiderte sie, daß vielleicht die Engel sie zu ihm geführt hätten. Noch bevor er die Bibelstelle, die er gelesen hatte, erwähnen konnte, öffnete sie zu seinem Erstaunen ihre Bibel und las genau diesen Vers vor. Er war so überrascht, daß ihm die Tränen kamen. Er erklärte sich mit einem Bibelstudium einverstanden, das die Schwester einem Ältesten übergab.

Da der junge Mann jedoch mit den Dämonen Kontakt aufgenommen hatte, geriet er in Schwierigkeiten. Unter der Last finanzieller und anderer Probleme hatte er mit einem Geist einen „Pakt“ geschlossen. Erlaubte er dem Geist, von ihm Besitz zu ergreifen, würde dieser ihm helfen und finanziell für ihn sorgen. So hatte der Mann ohne große Mühe ein Geschäft aufbauen können und war Besitzer einer Fabrik geworden, die viele Arbeiter beschäftigte. Er sah ohne weiteres ein, daß es böse Geister gibt und daß sie mächtig sind, doch er fühlte sich seinem Geist zu Dank verpflichtet und sah ihn als „Wohltäter“ an. Er besuchte einige Zusammenkünfte, aber die Dämonen hinderten ihn daran, das, was er dort hörte, zu erfassen und zu behalten. Am Abend vor einem Kongreß hatte er dann mit dem Dämon, dessen Medium er war, einen Kampf auf Leben und Tod, wie er sich ausdrückte. Der junge Mann gewann die Oberhand, doch hinterher gingen ihm langsam, aber sicher alle materiellen Vorteile verloren, die ihm der Dämon verschafft hatte. Da er sein Vertrauen jedoch auf Jehova setzte, sorgte Gott für ihn — er schenkte ihm zwar nicht den üppigen Reichtum, den er vorher besaß, gab ihm aber alles, was er wirklich brauchte (1. Tim. 6:8, 9). Heute dient er freudig als Hilfspionier.

Auf den Salomonen haben sich einige Gemeinden gegen das Predigen der guten Botschaft gewehrt, worauf das Zweigbüro entschied, in ein solches dichtbevölkertes Gebiet auf der Insel Santa Isabel für ein paar Wochen vier Pioniere zu schicken, damit sie die Königreichs-Nachrichten Nr. 34 verbreiteten. Es schien ein bedauerlicher Umstand zu sein, daß nach nur einem Tag der Motor ihres Kanus versagte und sie nach Honiara zurückkehren mußten. Seit einiger Zeit gab es jedoch eine Fährverbindung zwischen Honiara und N’Gela, einer anderen Insel, und so wurden die Pioniere dorthin gesandt. War das nur eine Notlösung, oder war der heilige Geist, gelenkt von dem himmlischen Haupt der Versammlung, im Spiel? (Vergleiche Apostelgeschichte 16:6-8.) Nach einigen Tagen gaben die Pioniere per Funktelefon die Nachricht durch: „Bitte schickt uns mehr Literatur. Zu unserer ersten Zusammenkunft am Freitag sind 17 Personen gekommen.“ Ein paar Tage später baten sie erneut um Literatur und berichteten, daß bei der Zusammenkunft am Sonntag 30 Anwesende gezählt wurden. Als die Pioniere schließlich nach Santa Isabel kamen, erfuhren sie, daß es in den Wochen zuvor äußerst schwierig gewesen wäre, dort zu predigen, denn der Generalgouverneur war anläßlich einer Hundertjahrfeier zu Besuch und die ganze Gegend wurde vom Fieber der Festlichkeiten erfaßt. Doch zu den interessierten Personen, die sie jetzt fanden, gehörte ein Häuptling, der aus Enttäuschung über die Heuchelei in der anglikanischen Kirche um ein Bibelstudium bat. Er hat bereits einen Kreiskongreß besucht und Jehovas Zeugen eingeladen, in seine Gegend zu kommen, um die Menschen zu belehren.

Europa

Große Mengen Literatur für die Verbreitung der guten Botschaft werden in Europa gedruckt. Die Bethelfamilien, die an dieser Arbeit beteiligt sind, blicken auf ein großartiges Jahr zurück.

Noch nie wurden in Deutschland innerhalb eines Jahres so viele Bücher, Broschüren und Zeitschriften hergestellt wie im Dienstjahr 1995. Allein im Juni produzierte die Druckerei 10 835 200 Zeitschriften und 7 984 359 Broschüren, und täglich verlassen um die 100 000 Bücher die Buchbinderei. Gegenwärtig verpackt der deutsche Zweig Zeitschriften, andere Literatur und Formulare für 7 600 Versammlungen in 30 Ländern, wo es ungefähr 625 000 Verkündiger gibt. Ein Großteil der Literatur wird für osteuropäische Länder hergestellt, in denen man viele Jahre lang kaum an biblische Literatur herankam. Auch Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien, Finnland und Schweden tragen dazu bei, den internationalen Bedarf an biblischer Literatur zu decken.

Doch in die Länder, die dringend auf Hilfe angewiesen sind, wird nicht nur Literatur geschickt. Es wurden auch befähigte Zeugen aus anderen Ländern gebeten, dorthin zu ziehen, um beim Werk des Jüngermachens mitzuhelfen. Beispielsweise zogen 14 Sonderpioniere von Polen nach Wilna, der Hauptstadt von Litauen, um das Werk zu unterstützen. Nach zwei Monaten hatten sie bereits über 100 Bibelstudien.

In zehn Monaten des vergangenen Dienstjahres gab es in Rußland (und 9 der 14 anderen ehemaligen Sowjetrepubliken) neue Verkündigerhöchstzahlen. Die Zunahme betrug 50 Prozent! Im besten Monat berichteten 77 985 Verkündiger über ihre Tätigkeit. Ihr herausragender Eifer im Mai führte zu einem Durchschnitt von 17,6 Stunden Predigtdienst. Sowohl im Mai als auch im Juni wurden über eine Million Zeitschriften verbreitet und über eine Million Rückbesuche gemacht. (Ein ähnliches Wachstum ist in Estland, Lettland, Litauen, Moldawien und der Ukraine zu verzeichnen.)

Vor sechs Jahren gab es in Moskau eine einzige Versammlung. Jetzt sind es um die 40, und fast alle könnten in 2 oder 3 Versammlungen aufgeteilt werden, wenn mehr Älteste da wären. Murmansk im Norden Rußlands hat derzeit nur eine Versammlung. Es gibt dort viele hervorragende junge Dienstamtgehilfen, aber nur einen Ältesten, weshalb die Versammlung nicht geteilt werden kann. Dieser Versammlung gehören rund 800 Verkündiger an. Die Städte Rjasan und Uljanowsk haben jeweils über 500 000 Einwohner, aber keine Versammlung. Im Mai nahmen jedoch acht Sonderpioniere dort ihre Tätigkeit auf und richteten in ihrem neuen Gebiet im selben Monat 51 Bibelstudien ein. Es bereitet ihnen große Freude, diesen wahrheitshungrigen Menschen helfen zu können.

Ein Erlebnisbericht in der Zeitschrift Erwachet! veranlaßte die Frau eines reisenden Aufsehers in Österreich, sich Gedanken zu machen, ob sie nicht Behörden aufsuchen könnte. Sie erzählt: „Ich suchte in Telefonbüchern und sonstigen Informationsdruckschriften nach Adressen von Sozialeinrichtungen. Dann suchte ich passende Erwachet!-Artikel für Personen, die in solchen Institutionen arbeiten. Mit viel Herzklopfen, Zittern und Gebet ging es los. Nachdem wir an der Sekretärin vorbei waren, machten wir die Erfahrung, daß der Verantwortliche in der Stellung gewöhnlich sehr freundlich war. Wenn wir unsere Wertschätzung für die geleisteten Dienste äußerten, aus denen auch Jehovas Zeugen Nutzen ziehen, wurde gewöhnlich Überraschung zum Ausdruck gebracht. Dann komme ich zum Grund meines Besuches: ‚Ich habe Artikel aus unseren Zeitschriften ausgewählt, die Ihre Arbeit betreffen. Nehmen Sie sich bitte Zeit, diese zur gegebenen Zeit durchzusehen.‘ Auf diese Weise war es mir möglich, in 6 Monaten nahezu 1 400 Zeitschriften abzugeben.“ Die Schwester sagt, daß ihr diese besondere Tätigkeit inzwischen viel Freude macht. Sie spricht bei Bezirkshauptleuten, Bezirksschulräten, Polizei- und Gendarmeriekommandanten vor.

Ein junger Mann in Kroatien war mit einem Herzfehler zur Welt gekommen, der seine Aktivitäten stark einschränkte. Mit 17 Jahren kam er durch einen Nachbarn mit der guten Botschaft in Berührung und besuchte darauf alle Zusammenkünfte. Er war überzeugt, die Wahrheit gefunden zu haben, obwohl seine Eltern ihn nicht darin bestärkten. Er hatte erst einen Teil des Paradies-Buches studiert, als sich sein Gesundheitszustand lebensbedrohlich verschlechterte. Während seine Mutter an seinem Bett saß und weinte, weil ihr bewußt war, daß er bald sterben würde, sprach er mit ihr ernst über die Auferstehungshoffnung (Apg. 24:15). Er brachte die Überzeugung zum Ausdruck, daß er auferweckt werde, fügte aber hinzu, es hänge von ihr und seinem Vater ab, ob es im neuen System ein Wiedersehen gebe. Die Mutter war tief berührt. Zwei Wochen nach seinem Tod baten die Eltern um ein Heimbibelstudium, und sie machen gute Fortschritte.

In Island gelang es zwei unserer Glaubensschwestern, ihre Arbeitskollegen mit Jehovas Zeugen und der guten Botschaft vom Königreich besser vertraut zu machen. Die beiden Schwestern nahmen an den Geburtstags- und Weihnachtsfeiern nicht teil. Eines Tages brachten sie den Arbeitskollegen jedoch einen leckeren Kuchen und selbstgebackenes Brot für die Kaffeepause mit. Die Mitarbeiter fragten, was es zu feiern gebe. Darauf erklärten die Schwestern, sie würden es schätzen, daß die Arbeitskollegen auf sie und ihre Glaubensansichten immer Rücksicht nehmen, und deshalb wollten sie ihnen etwas zum Kaffee anbieten. Daraufhin entspann sich ein nettes Gespräch, es wurden viele Fragen gestellt, und alle hörten interessiert zu. Später erhielten alle Kollegen eine Erwachet!-Ausgabe mit ihrem Namen. Wieder kamen Fragen auf, und es wurde ein gutes Zeugnis gegeben. Als die Schwestern aufstanden und gehen wollten, warf eine Frau ihnen einen Blick zu und meinte: „Eigentlich seht ihr trotz allem ganz normal aus.“ Ja, diese Kollegen erhielten ein positiveres Bild von Jehovas Zeugen und ihrer Botschaft.

In einer Versammlung in Dänemark konzentrierte sich ein Pionier darauf, ungläubigen Ehepartnern zu helfen. Er begann ein Bibelstudium mit Klaus, der gemeinsam mit seiner Frau, einer Zeugin Jehovas, einige Zusammenkünfte besucht hatte. Klaus war für das Studium dankbar und machte erfreuliche Fortschritte. Der Pionier wollte noch einem anderen ungläubigen Ehemann helfen, weshalb er Klaus und seine Frau zusammen mit dem anderen Ehepaar zu einem Essen einlud. Der Bruder hatte vor, mit diesem Mann ein Bibelstudium zu beginnen. Bei einem Spaziergang nach dem Essen wollte er sich den Mann allein vornehmen, was sich aber als unmöglich erwies, da Klaus ihm fortwährend Zeugnis gab. Als der Bruder endlich zum Zug kam, hatte Klaus das Studium schon eingerichtet. Beim letzten Besuch des Kreisaufsehers besuchte Klaus — mittlerweile ein ungetaufter Verkündiger — alle zehn Zusammenkünfte für den Predigtdienst. Sein Studium mit dem erwähnten Ehemann geht übrigens gut voran.

Wer in Gemeinschaft mit Christus Jesus in Gottergebenheit leben möchte, wird auch verfolgt werden (2. Tim. 3:12). Diese Verfolgung kann von Angehörigen kommen und auch schon Kinder treffen. Monika, die heute der Versammlung Miechów in Polen angehört, lernte mit 12 Jahren von einer Zeugin Jehovas Stricken. Die Zeugin weckte in ihr auch den Wunsch, die Bibel zu studieren. Monikas Großmutter leistete allerdings Widerstand. Um ihre Enkelin zu entmutigen, kochte sie nicht mehr für sie und kaufte ihr auch keine Kleidung mehr. Sie schlug das Mädchen, sobald es über die Bibel sprach, und folgte ihm auf Schritt und Tritt, damit es nicht mit den Zeugen studieren konnte. Deshalb studierte Monika für sich allein in der Scheune und auf dem Schulweg.

Nach dem Schulabschluß wollte sie den Pionierdienst aufnehmen und äußerte den Wunsch, dort zu dienen, wo mehr Hilfe benötigt wurde. Sie wollte von ihrem Heimatort, vor allem von ihrer gegnerischen Großmutter, so weit wie möglich wegkommen. Als der Kreisaufseher ihr eröffnete, daß sie aller Voraussicht nach ihren Heimatort als Gebiet erhalten würde, war sie am Boden zerstört. Sie erzählt: „Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, und ging bedrückt meines Weges, um mir noch einmal alles durch den Kopf gehen zu lassen. Meiner künftigen Dienstpartnerin sagte ich: ‚Weißt du was, ich glaube, mir ergeht es wie Jona. Aber Jona ist letzten Endes doch nach Ninive gekommen. Also werde ich auch dort hingehen, wo man mich hinschickt, wenn es der Wille Jehovas ist.‘ “ Heute, nach vier Jahren, sagt sie: „Jetzt ist mir klar, daß es eine kluge Entscheidung war, der Leitung Jehovas zu folgen. Das Hauptproblem war meine negative Einstellung. Jetzt habe ich viel Freude, denn einmal konnte ich in einem Monat 24 Bibelstudien betreuen. Dank der Hilfe Jehovas habe ich sogar bei meiner ehemals gegnerischen Großmutter ein Studium eingerichtet.“

Mittel- und Südamerika

In Mexiko ist ein enormer Exodus aus Babylon der Großen zu beobachten. Viele Tausende aus allen sozialen Schichten reagieren auf die dringende Aufforderung der Bibel: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden“ (Offb. 18:4). Die überwiegende Mehrheit dieser Menschen verläßt die katholische Kirche. 1995 betrug die Höchstzahl der in Mexiko im Dienst Jehovas tätigen Verkündiger 443 640. Weitere Menschen brennen darauf, sich ihnen anzuschließen, was an den 569 842 Heimbibelstudien zu erkennen ist, die durchgeführt wurden, und an den 33 077 Personen, die sich während des Dienstjahres der Wassertaufe unterzogen.

Einige von denen, die mit Babylon der Großen nichts mehr zu tun haben wollen, sind junge Leute. In Chile gingen einige Zeugen nach Requinoa — ein entlegener Teil ihres Gebiets, den sie nur auf einem langen, staubigen Weg erreichten. Als sie sich einem Haus näherten, kam ihnen schon eine ältere Frau entgegen. „Wie nett von Ihnen, daß Sie extra herausgekommen sind, um uns zu begrüßen!“ sagten die Zeugen. „Ich habe es meinem Enkel versprochen, der vor kurzem gestorben ist“, erklärte sie. Immer wenn der erst zwölfjährige Enkel die Zeugen hatte kommen sehen, war er zu ihr gelaufen und hatte gerufen: „Oma, da kommen los de la Biblia [die von der Bibel].“ Dann hatte er um etwas Geld gebeten und die Zeitschriften gekauft. „Er hat sie immer gelesen“, erinnerte sie sich, „aber was ihm am besten gefiel, war ein rotes Buch, in dem das Paradies abgebildet war [Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben]. Er las mir daraus vor und erklärte es mir, denn ich kann nicht lesen. Vor drei Wochen wurde er aus unerklärlichen Gründen krank. Man unternahm alles, um ihm zu helfen, doch dann schickten die Ärzte ihn nach Hause, damit er die letzten Stunden mit uns verbringen konnte. Er lag im Sterben.“

Als die ganze Familie um sein Bett versammelt war, schloß er die Augen. „Vor Kummer brachen wir in Tränen aus“, fuhr sie fort, „weil wir dachten, er sei tot. Doch plötzlich öffnete er die Augen und sagte: ‚Mami, Omi, sagt mir, daß ich kein Katholik bin, ich bin doch keiner, stimmt’s?‘ ‚Nein, du bist nicht katholisch‘, versicherten wir ihm. ‚Ich bin nicht katholisch‘, wiederholte er, ‚denn ich bin einer von denen, die den Weg entlangkommen — los de la Biblia —, und ich werde einmal im Paradies leben.‘ Dann holte er das rote Buch hervor und zeigte uns einige Bilder. Zu mir gewandt, sagte er: ‚Omi, versprich mir, daß du jedesmal, wenn du los de la Biblia auf dem Weg kommen siehst, hinausgehst und sie für mich begrüßt.‘ Ich versprach es ihm. Dann sagte er wieder: ‚Ich bin nicht katholisch, ich bin einer von ihnen, einer von los de la Biblia, und ich werde einmal im Paradies leben.‘ Und mit diesen Worten auf den Lippen starb er. Jetzt wissen Sie, warum ich herausgekommen bin, als ich Sie auf dem Weg kommen sah.“ Der Bruder tröstete sie mit Bibelstellen über die Auferstehung. Es ist zu hoffen, daß dieser Familie geholfen werden kann, einen starken Glauben zu entwickeln, so daß sie, wenn es Jehovas Wille ist, einmal mit ihrem Sohn und Enkel im Paradies leben können.

Nicht nur die an Jahren Fortgeschrittenen müssen ihre Loyalität gegenüber Jehova beweisen, sondern auch Jüngere müssen oft angesichts von Widerstand ihren Glauben unter Beweis stellen. Der vierzehnjährige Michael in Costa Rica hatte erst wenige Monate die Bibel studiert, als er in seiner Schule an Zeremonien teilnehmen sollte, die seiner Meinung nach mit dem, was er aus der Bibel gelernt hatte, nicht vereinbar waren. Obwohl Michael noch nicht getauft war, bezog er mutig Stellung und wurde mit sechs Mitschülern, die Zeugen waren, von der Schule verwiesen. Damit waren die Schwierigkeiten nicht zu Ende. Sein Vater stellte ihm ein Ultimatum: „Entweder du gibst die Religion auf, oder du bist die längste Zeit mein Sohn gewesen!“ Einmal fuhr der Vater mit seinem Sohn in die Stadt, parkte den Wagen, zeigte auf eine Aktentasche und sagte: „Schau her, mein Sohn, in dieser Aktentasche befinden sich 8 500 US-Dollar. Sie gehören dir, wenn du zu unserer Religion zurückkehrst.“ Als Michael ablehnte, gab ihm sein Vater links und rechts eine Ohrfeige. Dann brachte er ihn zu einer katholischen Kirche und schrie, er solle sich niederknien und vor der Jungfrau Maria das Kreuzzeichen machen, andernfalls müsse er mit einer schweren Strafe rechnen. Der Jugendliche erwiderte, daß er zwar verpflichtet sei, seine Eltern zu respektieren, doch seine ausschließliche Ergebenheit gehöre Jehova. Sein Vater entgegnete, daß er Jehova nicht kenne, und außerdem sei Jehova für ihn ohne Bedeutung. Nach diesem Vorfall wollte der Vater Michael zwei Jahre lang nicht sehen. Jahre später jedoch, einige Zeit vor seinem Tod, machte er Michael ausfindig und bat ihn, ihm aus der Bibel vorzulesen. Auch bat er Michael um Vergebung und ermunterte ihn, Jehova weiterhin zu dienen; und er wünschte ein Bibelstudium.

Eine Frau in Panama, die in Panama-Stadt wohnt, hörte den Zeugen zu, als sie an ihrer Tür vorsprachen. Sie nahm eine Zeitschrift entgegen und lud die Zeugen ein wiederzukommen. Warum? Sie erinnerte sich noch gut an die Kinder von Zeugen Jehovas in ihrer Klasse, als sie Lehrerin in einer gebirgigen Gegend von Panama war. Niemals beteiligten sich die Kinder an patriotischen Zeremonien, obwohl sie als Lehrerin Druck ausgeübt hatte. Als den Kindern einmal Makkaroni mit einer Soße serviert wurden, die Fleisch von strangulierten Hühnern enthielt, weigerten sich diese Kinder, davon zu essen, wenngleich sie die Kinder aufgefordert hatte, nur die Makkaroni herauszupicken und die Soße stehenzulassen. Die Kinder erklärten, die Bibel verbiete das Essen von Blut (Apg. 15:28, 29). Sie hatte zwar andere Ansichten, mußte sich aber eingestehen, daß sie beeindruckt war. Noch nie war ihr jemand begegnet, der eine derart starke religiöse Überzeugung offenbarte. Als daher die Zeugen Jahre später bei ihr vorsprachen, lud sie sie ein wiederzukommen, so daß sie mehr über die Grundlage ihrer Glaubensansichten erfahren konnte. Ein Bibelstudium wurde eingerichtet, und sie ging bald zu allen Zusammenkünften. Weil diese jungen Zeugen in der Schule ein ausgezeichnetes Beispiel gegeben hatten, dienen jetzt sie, ihr Mann und drei ihrer Kinder Jehova.

Eine Frau in El Salvador, die Jehovas Zeugen bewunderte, fragte Omar, ob er mit ihrem sechsjährigen Sohn die Bibel studieren würde. Omar sagte zu. Wie überrascht war er, als er zum Studium erschien, denn der kleine Mario war früh aufgestanden, hatte sich gewaschen und angezogen und erwartete den Bruder. Sie begannen mit dem Bibelstudium und benutzten die Publikation Mein Buch mit biblischen Geschichten. Marios Mutter hörte zu, während sie mit Nähen beschäftigt war. Sie sagte, sie wünsche sich für ihren Sohn die gleiche Schulung, wie sie die Kinder von Jehovas Zeugen erhielten. Der Bruder bat die Mutter, den kleinen Mario zu den Zusammenkünften und schließlich auch zu den Kongressen mitnehmen zu dürfen. Der Junge machte Fortschritte, und Omar half ihm, als Fernziel den Vollzeitdienst ins Auge zu fassen. Im Verlauf der Zeit war auch die Mutter mit einem Bibelstudium einverstanden, und schließlich ließ sie sich taufen. Marios jüngerer Bruder wurde ein Verkündiger, und sein Vater besucht jetzt hin und wieder die Zusammenkünfte. Und Mario? Er ist allgemeiner Pionier. Wie froh ist Omar doch, daß er damals zustimmte, die Bibel mit einem sechsjährigen Jungen zu studieren!

Geschickter Gebrauch der Bibel kann bei aufrichtigen Menschen zu einem erfreulichen Ergebnis führen, wie die folgende Erfahrung aus Jamaika zeigt: „Mir wurde eine junge Frau vorgestellt, die viele Fragen beantwortet haben wollte. Es wurden Vereinbarungen für eine Unterredung getroffen. Als wir uns das erste Mal trafen, sagte die junge Frau, sie wolle keine unserer Publikationen studieren und auch zu keiner Zusammenkunft eingeladen werden. Sie wollte ihre Fragen aus der Bibel beantwortet haben. Die meisten Fragen hatten mit dem Sabbat und mit den Glaubensansichten der Zeugen Jehovas zu tun. Es wurde ausschließlich die Bibel benutzt, und zwar die King James Version. Jedesmal, wenn sie eine Bibelstelle als Antwort auf ihre Frage las, staunte sie über die klaren und vernünftigen schriftgemäßen Antworten. Drei Wochen gingen wir nach dieser Methode vor. Beim nächsten Besuch hatte sie keine Fragen mehr, und ich sagte: ‚Was machen wir jetzt?‘ Sie sagte, sie wolle nun das rote Buch mit uns betrachten, das heißt das Paradies-Buch. Ausgewählt wurde das Kapitel 22: ‚Woran man die wahre Religion erkennt‘. Nachdem wir mit dem Kapitel fertig waren, setzten wir das Studium mit dem ersten Kapitel des Buches fort. Als nächstes erkundigte sie sich nach den Zusammenkunftszeiten und begann, alle Zusammenkünfte zu besuchen. Als ihre Arbeit sie am Besuch der Zusammenkünfte hinderte, kündigte sie. Nachdem die junge Frau nur einige wenige Monate studiert hatte, ließ sie sich in die Theokratische Predigtdienstschule eintragen und wurde eine ungetaufte Verkündigerin.“

Ein Kreisaufseher in Bolivien nutzte einen freien Tag zwischen Besuchen von Verkündigergruppen in abgelegenem Gebiet, um mit der Versammlung, in deren Gebiet er untergebracht war, in den Predigtdienst zu gehen. Er fragte sich, wer sich wohl um die Gruppe kümmern würde. Der Leiter der Gruppe, der in Begleitung eines anderen Bruders kam, hatte eine Uhr mit Zeitansage, und als 8.15 Uhr angesagt wurde, bat er jemanden, den Tagestext vorzulesen, forderte die anderen auf, sich zu äußern, und schloß selbst mit einem kurzen Kommentar ab. Nach dem Gebet teilte er alle ein, zu zweit zu arbeiten; sogar eine Schwester, die nicht anwesend war, wurde eingeteilt. „Wie seltsam“, dachte der Kreisaufseher. Als sie etwas später im Gebiet waren, fragte der Leiter: „Wo sind wir genau, und welcher Richtung bin ich zugewandt?“ Erst jetzt wurde dem Kreisaufseher klar, daß der Bruder blind war. Nachdem er sich dann orientiert hatte, machte er die Gebietszuteilung. Später am Vormittag sorgte er sogar für einen Wechsel der Dienstpartner. Welch ein wunderbares Beispiel dafür, sich willig von Jehova gebrauchen zu lassen und darauf zu vertrauen, daß er jede Behinderung wettmachen kann! Als der Kreisaufseher gegenüber den Ältesten am Ort bemerkte, wie ermunternd es gewesen sei, zu sehen, auf welche Weise der Bruder seinen Dienst ausführte, entgegneten sie: „Ja, und er läßt weder uns noch seine Gruppe jemals im Stich.“

In Nicaragua gibt es noch nichtzugeteiltes Gebiet, und Jehova sorgt für willige Arbeiter, die sich der geistigen Ernte annehmen. Während eines viermonatigen Feldzugs wurden 100 junge aufopferungsvolle Brüder und Schwestern als Sonderpioniere auf Zeit in insgesamt 22 Gebiete geschickt. Konnten sie Resultate erzielen? Wie aus ihren Berichten hervorgeht, waren beim Gedächtnismahl zusammengenommen 2 674 Personen anwesend. Zufolge ihrer Bemühungen konnten fünf neue Gruppen gebildet werden. Außerdem sind verheiratete und unverheiratete Brüder und Schwestern aus Costa Rica, Deutschland, England, Guatemala, Kanada, von Puerto Rico, aus Spanien und den Vereinigten Staaten nach Nicaragua gezogen, um als Pioniere mitzuhelfen. Gemeinsam mit den Missionaren, die im Verlauf des Jahres hierhergeschickt wurden, verrichten sie ausgezeichnete Arbeit.

Bibelstudien zu beginnen ist in Nicaragua nicht schwer. Auf dem Weg in die Zusammenkunft wurde ein Missionar von einem Mann angesprochen, der sich zunächst vergewisserte, ob es sich bei der Gruppe auch um Zeugen Jehovas handelte. Dann sagte er, daß er gern die Bibel studieren möchte. Als sie ihn besuchten, berichtete er, was er während des Krieges in Nicaragua erlebt hatte. Bei einer Gelegenheit, als ihm befohlen worden war, einige Zeugen Jehovas zu verhaften, hatte man ihn so gastfreundlich empfangen, daß er es nicht übers Herz gebracht hatte, seinen Auftrag auszuführen. Jetzt war er tief beunruhigt. Während des Krieges war er am Töten vieler Menschen mitbeteiligt gewesen. Würde Gott ihm vergeben? Nachdem man ihm die Antwort aus Jesaja 1:15-18 gezeigt hatte, weinte der Mann vor Dankbarkeit und Erleichterung. Sofort wurde mit einem Studium begonnen. Als ihm bewußt wurde, daß er sich, um Gott zu gefallen, von seiner Freundin trennen und zu seiner Frau zurückkehren mußte, erwiderte er, ohne zu zögern: „Ich möchte Jehova 100 Prozent dienen, nicht nur 80 Prozent.“

Von der Welt gehaßt, doch für ihre Liebe bekannt

Am Abend vor seinem Tod sagte Jesus Christus zu seinen Aposteln: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“ Dann fügte er noch hinzu: „Wenn ihr ein Teil der Welt wärt, so wäre der Welt das Ihrige lieb. Weil ihr nun kein Teil der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, deswegen haßt euch die Welt“ (Joh. 13:35; 15:19). Jehovas heutige Zeugen werden zwar wie Jesus von der Welt gehaßt, sind aber für ihre Liebe bekannt.

Die Behandlung, die ihnen widerfährt, dient jedoch häufig zur Förderung der guten Botschaft. Denn gerecht denkende Menschen fühlen sich gelegentlich veranlaßt, Jehovas Zeugen zu verteidigen. Manche schließen sich ihnen sogar in der Anbetung Jehovas an.

Als ein Ältester eine Verkündigergruppe im Kaukasus besuchte, belagerte eine Gruppe von Gegnern das Haus, in dem die Brüder zusammengekommen waren, zwei Stunden lang und verlangte, daß man ihr den Ältesten und einige andere Brüder ausliefere. Die Polizei intervenierte jedoch. Auf der Polizeiwache benutzten die Brüder die Gelegenheit, Zeugnis zu geben. Der Polizeichef zeigte Interesse, und jetzt kommen er und seine Familie regelmäßig mit Jehovas Zeugen zum Bibelstudium zusammen.

Zwei Wochen vor einem Kongreß, der in Irkutsk (Rußland) stattfinden sollte, besuchten zwei Priester den Stadionverwalter und verlangten von ihm, den Kongreß abzusagen. Der Verwalter wollte wissen, warum. Die Antwort lautete: „Jehovas Zeugen sind eine falsche Religion. Sie sind keine Christen.“ Der Verwalter entgegnete: „Es ist nicht meine Sache, zu untersuchen, welche Religion die wahre ist und welche nicht. Ich beurteile die Leute nach ihren Handlungen, nicht nach ihrem Glauben. Ich habe vier Jahre mit Jehovas Zeugen zusammengearbeitet, und meiner Meinung nach sind sie die besten Menschen. Ihnen und ihrer Arbeit haben wir es zu verdanken, daß sich das Stadion heute in einem solch ausgezeichneten Zustand befindet. Wenn sie nicht gewesen wären, würde das Stadion heute vielleicht gar nicht mehr existieren, und ich könnte nicht dessen Verwalter sein. Was die Methoden der Zeugen betrifft, so haben sie das Recht, so zu handeln; wer hindert Sie denn daran, das gleiche zu tun? Warum mieten Sie das Stadion nicht auch einmal und ziehen die Menschen auf die gleiche Art und Weise an?“ Diese Antwort machte die Priester wütend, und sie bedrohten ihn. Doch der Verwalter sagte einfach, gegenwärtig verfüge er noch über das Stadion, nicht sie.

Jehovas Zeugen sind zwar, wie Jesus vorhergesagt hat, „Gegenstand des Hasses aller Nationen“, sie sind aber ebenso bekannt für ihre hervorragende Liebe (Mat. 24:9). Diese Liebe zeigt sich immer ganz besonders, wenn sie gemeinsam an einem theokratischen Bauvorhaben arbeiten. An einem solchen Vorhaben wird gegenwärtig in Solnetschnoje (Rußland) gearbeitet, wo in Verbindung mit dem Predigen der guten Botschaft in Rußland Büros und Bethelgebäude errichtet werden. 530 Brüder und Schwestern aus 30 verschiedenen Ländern sind mit diesem Bauvorhaben beschäftigt. Und welch einen guten Geist sie an den Tag legen! Viele haben Urlaub genommen, um zu helfen. Andere haben ihre Arbeitsstelle aufgegeben oder ihr Haus verkauft, um hier längere Zeit zu dienen. Ihr aufrichtiges Interesse am russischen Volk zeigt sich auch darin, daß viele nach Feierabend noch Russisch lernen.

Solch liebevolle Hilfe ist auch in andere Richtungen gelenkt worden. Am 8. Juni 1995 reisten 100 norwegische Zeugen Jehovas auf eigene Kosten nach Island, um ihren Brüdern dort beim Bau von zwei Königreichssälen zu helfen, die gleichzeitig errichtet wurden — einer in Keflavik und der andere in Selfoss.

Ehemalige Gegner nahmen eine Sinnesänderung vor. Eine junge Schwester traf zum Beispiel im Dienst von Haus zu Haus in der Ukraine einen älteren Mann, der ihr Schläge androhte, falls sie wiederkomme. Unsere Schwester bat ihn, eine Broschüre entgegenzunehmen, und versprach ihm, ihn nicht weiter zu belästigen. Sie verlor jedoch den Zettel, wo sie sich aufgeschrieben hatte, welches Haus sie übergehen sollte, und klingelte später versehentlich wieder an seiner Tür. Als sie sah, wer die Tür öffnete, war sie entsetzt. Sie betete zu Jehova. Der Mann sagte: „Meine Dame, ich habe Ihre Broschüre gelesen, und ich habe meine Meinung geändert. Ich möchte gern mit dem Studium der Bibel beginnen.“

Besucher unserer Kongresse erkennen bald den Geist, der unter Jehovas Volk herrscht. Ein für das Kongreßgelände verantwortlicher Beamter in Swasiland beobachtete nach der Schlußveranstaltung eines Kongresses erstaunt, wie Hunderte von Brüdern und Schwestern beim Abbau und bei der Generalreinigung mithalfen. Seine Einstellung änderte sich vollständig. Er sagte: „Frauen, Männer, Weiße, Schwarze und Jugendliche arbeiteten alle harmonisch und freudig zusammen, um das Gelände innerhalb weniger Stunden zu säubern. ... Wir würden es begrüßen, wenn Sie das Gelände nach Belieben jede Woche benutzen würden.“

Die Liebe veranlaßt Jehovas Diener auch in Zeiten wirtschaftlicher Not zu handeln (1. Joh. 3:17, 18). Das Dande-Tal im Nordosten von Simbabwe wurde 1995 von einer schrecklichen Dürre heimgesucht. Als andere Versammlungen im Land von der Situation unterrichtet wurden, reagierten sie hervorragend. Die Brüder spendeten Säcke voll Mais sowie Kleidung und Geld. Andere stellten ihre Lastwagen zur Verfügung, um die Hilfsgüter zu befördern. Als die Helfer in einer entlegenen Versammlung ankamen, fanden sie ein Ehepaar, das zwei Tage vorher seine letzte Mahlzeit eingenommen hatte. Die Frau ist eine Zeugin Jehovas, aber ihr Mann, der krank war, ist kein Zeuge. Er hatte jede Hoffnung aufgegeben, aber unsere liebe Schwester war davon überzeugt, daß ihr Gott, Jehova, sie mit Nahrung versorgen würde. Als unsere Brüder ankamen, vergoß sie Tränen vor Freude.

Die Gefahr von Deichbrüchen machte die Evakuierung von 10 unserer Versammlungen in den Niederlanden notwendig. Nachbarversammlungen kamen unverzüglich zu Hilfe. Aus dem ganzen Land kamen Anrufe von Brüdern, die Unterkünfte anboten — mehr als genug. Als die Brüder später in ihre Häuser zurückkehrten, halfen ihnen tüchtige Brüder von den regionalen Baukomitees und andere Freiwillige, ihre Möbel, ihre Kücheneinrichtung und anderes instand zu setzen. Auch 1995 wurden unter der Mitwirkung von Brüdern aus anderen Ländern unseren Brüdern wieder Hilfsgüter in das vom Krieg verheerte Bosnien gebracht.

All das sind greifbare Beweise dafür, daß wir ‘zusammengefügt sind in Liebe’ (Kol. 2:2). Wie wunderbar ist es doch, zu einer internationalen Familie zu gehören, deren Angehörige einander wirklich lieben!