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Brasilien

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Brasilien

Im Jahr 1500 berichtete Pero Vaz de Caminha dem König von Portugal etwas über Brasilien, wo portugiesische Entdecker gerade an Land gegangen waren. Er schrieb: „Als beste Frucht, die dem Land abgewonnen werden kann ..., wird sich die Rettung seiner Seelen [Indianer] erweisen.“ Diese Worte lassen einen der Hauptgründe für die portugiesische Expansion nach Übersee im 15. und 16. Jahrhundert erkennen: Die Verbreitung der religiösen Lehren der Christenheit in anderen Ländern.

Doch erst viel später hatten die Einwohner Brasiliens Zugang zur Bibel, dem Wort Gottes, so daß sie selbst herausfinden konnten, was darin gelehrt wird. Die gesamte Bibel in Portugiesisch war zwar zum erstenmal 1751 verfügbar (ein Teil in Europa und ein Teil in Südindien). Doch weitere 125 Jahre vergingen, bis irgend etwas davon in brasilianischem Portugiesisch gedruckt wurde. Und es dauerte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, bis in Brasilien auch nur Teile der Bibel in irgendeiner Sprache der indianischen Stämme herausgegeben wurden.

Brasilien ist eines der wenigen Länder Südamerikas, wo Spanisch nicht die Hauptsprache ist. In Brasilien spricht man Portugiesisch. Es ist ein Land großer Vielfalt, das etwa die Hälfte der Fläche Südamerikas einnimmt und an sämtliche südamerikanischen Länder grenzt, außer an Chile und Ecuador. Die Menschen sind freundlich und begeisterungsfähig und an religiösen Belangen interessiert. Die Mehrheit (85 Prozent der 161 Millionen Einwohner) bekennt sich zum Katholizismus, und ein hoher Prozentsatz davon tendiert zum Spiritismus. In den letzten Jahren ist auch eine beachtliche Zunahme der Anhänger evangelikaler Glaubensgemeinschaften zu beobachten.

Wahre biblische Bildung wird vermittelt

Gottes Wille ist, daß „alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2:3, 4). Mit dem Verbreiten dieser Art der Erkenntnis wurde in Brasilien gegen Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Man schrieb das Jahr 1899, als Sarah Bellona Ferguson aus São Paulo zum erstenmal aus den Vereinigten Staaten Publikationen der Watch Tower Society mit der Post erhielt. Während sie die kostbaren biblischen Wahrheiten kennenlernte, bemühte sie sich, sie auch anderen Menschen mitzuteilen. Sie ließ sich 25 Jahre später taufen, als sich ihr die Gelegenheit dazu bot.

Zwischenzeitlich waren acht junge brasilianische Matrosen, die in New York Landurlaub erhalten hatten, auf Zusammenkünfte der Bibelforscher (wie man Jehovas Zeugen damals nannte) aufmerksam geworden. Dort erwarben sie eine Bibel in Portugiesisch. Auch wurde ihnen geholfen, zu verstehen, was sie lasen. Als sie nach mehrmonatiger Gemeinschaft mit den Bibelforschern in New York im März 1920 nach Brasilien zurückkehrten, versammelten sie sich dort weiter und sprachen mit anderen über das Gelernte. Als Studienhilfsmittel dienten ihnen zunächst die Publikationen der Gesellschaft in Spanisch, da in Portugiesisch nichts verfügbar war. Einige Jahre später wurde jedoch George Young nach Brasilien gesandt, und es wurde alles in die Wege geleitet, um die Literatur ins Portugiesische zu übersetzen und zu veröffentlichen. Die Watch Tower Bible and Tract Society richtete 1923 ein Zweigbüro in Rio de Janeiro ein, um in diesem riesengroßen Land die biblische Bildung zu fördern.

Weitere Hilfe trifft ein

Trotz dieses vielversprechenden Beginns stellten sich nur langsam Fortschritte ein. Auf Einladung von J. F. Rutherford, dem damaligen Präsidenten der Watch Tower Society, kam daher Alston Yuille 1936 nach Brasilien, um den Zeugen zu helfen, größeren Nutzen aus den Vorkehrungen zur Stärkung des Glaubens zu ziehen, für die Jehova durch seine sichtbare Organisation sorgte. Er wurde von seiner Frau Maude und von Antonio Pires de Andrade begleitet, der, jedenfalls am Anfang, sein Übersetzer war. Drei Jahre später wurden Otto Estelmann und Erich Kattner von Europa aus gesandt, um als Pioniere zu dienen. Sie gingen ganz darin auf, den Menschen zu Hause zu zeigen, von welchem Nutzen die biblische Wahrheit für sie sein könnte. 1945 trafen dann zwei Missionare der ersten Klasse der Gileadschule ein: Charles D. Leathco und Harry Black.

Jehova segnete die Arbeit dieser und vieler weiterer eifriger Königreichsverkündiger, und so gab es 1948 in Brasilien 1 000 Zeugen Jehovas, die anderen von den kostbaren Wahrheiten des Wortes Gottes erzählten. Diese Gruppe wuchs rasch an: auf 10 000 im Jahr 1957 und auf 50 000 im Jahr 1968. In der Zwischenzeit mußten das Bethelheim und die Druckerei vergrößert werden; 1968 zog das Zweigbüro von Rio de Janeiro nach São Paulo in größere Räumlichkeiten um. (Weitere Informationen über das Werk in Brasilien von 1920 bis 1972 sind im Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1973 auf den Seiten 33—87 zu finden.)

Gottes Wort zur Verfügung gestellt

Vor etwa 50 Jahren besuchte der Durchschnittskatholik Brasiliens immer die Messe, er betete immer zu Maria, gehorchte immer dem Priester und las niemals in der Bibel. Warum nicht? Zum einen verboten die Geistlichen ihrer Herde, eine Bibel zu besitzen, die nicht die Druckerlaubnis der römisch-katholischen Kirche aufwies. Zum anderen war der Preis solcher von der Kirche genehmigten Bibeln erschreckend hoch — für einen Durchschnittskirchgänger völlig unerschwinglich. Kein Wunder also, daß die Zeugen damals oft Katholiken antrafen, die noch nie zuvor eine Bibel gesehen hatten!

„Ich las solchen Menschen immer das Vaterunser vor“, erinnert sich Fern, eine langjährige Missionarin. „Katholiken kannten das Gebet auswendig, waren aber überrascht, wenn sie es schwarz auf weiß in der Bibel sahen.“ Oftmals wurde aus dem Überraschtsein Interesse, und die Leute fragten: „Könnten Sie mir eine Bibel besorgen?“ Die Zeugen beschafften in solchen Fällen immer gern eine erschwingliche Übersetzung der brasilianischen Bibelgesellschaft.

Die zehn Missionare, die damals in São Paulo waren, suchten dort häufig die Verkaufsstelle der Bibelgesellschaft auf. Die protestantischen Verkäufer waren allerdings gar nicht glücklich darüber, daß der gesamte Bestand der Tradução Brasileira (eine Bibelübersetzung, in der der Name Jehova verwendet wird) aus ihren Regalen verschwand und in die Büchertaschen der Missionare wanderte. Eines Tages teilte eine Verkäuferin den Missionaren mit, sie könne ihnen keine weiteren Bibeln mehr aushändigen. Kurz darauf war die Tradução Brasileira vergriffen. Viele Brüder wünschten sich daher sehnlichst eine Änderung herbei, was nicht zu verwundern ist. 57 Delegierte aus Brasilien besuchten 1963 den internationalen Kongreß in den Vereinigten Staaten und waren zugegen, als die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften in Portugiesisch freigegeben wurde. Als vier Jahre später die komplette Neue-Welt-Übersetzung in Portugiesisch zur Verfügung stand, waren die Tage der spärlichen Verbreitung der Bibel endgültig vorbei.

In den letzten drei Jahrzehnten ist ein Strom von Exemplaren der Neuen-Welt-Übersetzung von den Druckereien der Gesellschaft ins Land geflossen, was die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt hat. Brasiliens führendes Nachrichtenmagazin Veja bezeichnete 1987 die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift — mit Studienverweisen als die „vollständigste Übersetzung der Heiligen Schrift“ im Land. Jehovas Zeugen in Brasilien (jetzt mehr als 430 000) sind der gleichen Meinung. Es begeistert sie, daß durch den Bibelfeldzug nun viele Brasilianer in Stadt und Land froh und dankbar endlich in ihrem eigenen Exemplar des Wortes Gottes blättern können.

Individuelle Unterweisung in der biblischen Wahrheit

Die Bibel zu lesen ist eine Sache, das Gelesene zu verstehen und anzuwenden dagegen eine ganz andere. Dazu benötigt man biblische Unterweisung. 1968, ein Jahr nach der Freigabe der kompletten Neuen-Welt-Übersetzung, erhielten die 50 000 Zeugen in Brasilien das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, das ihnen beim Bibelstudium eine Hilfe sein sollte.

Nachdem eine erfahrene Pionierin das Buch gelesen hatte, rief sie aus: „Dieses Buch wird Millionen helfen, die Wahrheit anzunehmen!“ Und sie behielt recht. In dem Jahr der Freigabe stieg die Bücherabgabe auf mehr als das Dreifache. Die Zahl der Bibelstudien erhöhte sich drastisch. Rute aus Südbrasilien spricht stellvertretend für viele, mit denen studiert wurde, wenn sie sagt: „Als ich das Wahrheits-Buch studierte, war ich froh und wütend zugleich. Froh und dankbar dafür, die Wahrheit über den Zustand der Toten zu erfahren und die Hoffnung auf ein Paradies kennenzulernen, und wütend darüber, daß die katholische Kirche mich mein ganzes Leben lang irregeführt hatte.“

Später, im Jahr 1983, freuten sich die Zeugen über ein neues Hilfsmittel zur biblischen Unterweisung — das Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben in Portugiesisch. Das Buch hat die Herzen vieler weiterer Menschen aus allen Bevölkerungsschichten erreicht. Von den mehr als 500 000 Personen, die zu Beginn des Jahres 1996 aus der biblischen Unterweisung Nutzen zogen, haben die meisten die Bibel an Hand dieses wirkungsvollen Lehrmittels studiert.

Der Text des Paradies-Buches sprach in erster Linie die Leserschaft Brasiliens an, wohingegen viele, die nicht lesen können (in Brasilien zirka 28 Millionen Menschen), die biblischen Wahrheiten mit Hilfe der Bilder in der Broschüre Für immer auf der Erde leben! kennenlernten. Über 6 Millionen Exemplare dieser Broschüre sind in den letzten 13 Jahren in Portugiesisch gedruckt worden. Werden denn die Lehren der Bibel von Analphabeten verstanden? O ja! Nehmen wir nur einmal Maria, die schon etwas älter ist. Durch die Broschüre erfuhr sie, daß Gottes Name Jehova lautet und nicht Senhor, genauso wie sie Maria heißt und nicht Senhora. Obwohl sie Gottes Namen nie zuvor gehört hatte, nahm sie diese neue Wahrheit schon beim ersten Bibelstudium dankbar an. Als die Zeugin, die sie lehrte, wieder ging, rief Maria aus: „Jehova sei mit Ihnen!“ Wie sich gezeigt hat, erfüllte sich Marias aufrichtiger Wunsch. Dank des Segens Jehovas geht das biblische Schulungswerk in Brasilien gut voran.

Erweiterung für erneutes Drucken

Im Jahr 1971, drei Jahre nachdem das Zweigbüro nach São Paulo verlegt worden war, überschritt die Zahl der Zeugen die 70 000. In jenem Jahr gab es im ganzen Land 1 202 Versammlungen. Jehovas Zeugen widmeten dem öffentlichen Predigtdienst über 11 Millionen Stunden, und sie führten durchschnittlich 58 902 Heimbibelstudien durch. Es war offensichtlich, daß die Zweigeinrichtungen wieder vergrößert werden mußten, damit für die nötige Anleitung und Ausrüstung gesorgt werden konnte, die ein solches Bildungsprogramm erforderte. Die Brüder schenkten diesem Bedürfnis Aufmerksamkeit, wobei sie zu Jehova um Anleitung aufblickten.

Viele Jahre lang war der portugiesische Wachtturm in Brasilien auf einer alten Flachformpresse gedruckt worden. 1957 hatte dann die Druckerei in New York das Drucken übernommen, und zwar wegen des steigenden Bedarfs, Problemen mit der Druckpresse (Baujahr 1918!) und unzureichender Papierlieferung. Nachdem die Probleme mit der Druckpresse und dem Papier gelöst waren, konnten die Brüder nun das Drucken in Brasilien wiederaufnehmen.

Es liefen Arbeiten für den Anbau an die Zweiggebäude an, durch den mehr Platz für das Drucken geschaffen werden sollte. Gleichzeitig wurde die Einfuhr einer Hochdruckrotationsmaschine in die Wege geleitet. Wegen des allgemeinbildenden Charakters der Zeitschriften strengte man für die Druckpresse eine Befreiung von der Einfuhrsteuer an. Es war jedoch schon vorgekommen, daß religiöse Organisationen, denen die Steuerbefreiung für bestimmte Importartikel gewährt worden war, diese später mit großem Gewinn verkauft hatten. Verständlicherweise waren einige von der Behörde dagegen, religiösen Gruppen weitere Steuerbefreiungen zu gewähren. Doch von ganz unerwarteter Seite kam Hilfe. Ein Regierungsvertreter, der ein Agnostiker war, interessierte sich für den Antrag auf Steuerbefreiung und erläuterte, wie am besten dabei vorzugehen sei. Nach gerade einmal 4 Monaten wurde die gewünschte Steuerbefreiung im November 1972 gewährt. Augusto Machado, der im Büro der Gesellschaft arbeitete, erinnert sich: „Wir fingen praktisch bei Null an und kannten uns so gut wie gar nicht aus, doch wir verließen uns auf Jehova, machten uns mit der Materie vertraut und bekamen dann auch das, was wir benötigten. Ja wirklich, Jehova leitet seine Diener.“

Es gab viel zu lernen

Die Aussicht, auf einer Hochdruckrotationsmaschine zu drucken, brachte erneute Herausforderungen mit sich. Die Maschine traf im Dezember 1972 ein, vollständig zerlegt und in 47 großen Kisten verpackt, von denen einige bis zu 6 Tonnen wogen. Um ein fachgerechtes Aufstellen der Maschine zu gewährleisten, wurde Milan Miller von der Weltzentrale gesandt. Er koordinierte die Arbeit einer Gruppe von neun Brüdern, die die Maschine aufstellten, und schulte sie, die Maschine zu bedienen. Da sie die Maschine mit aufstellten, verstanden sie besser, wie sie zu warten war. Die meisten von ihnen waren junge Brüder, die bis dahin wenig oder noch gar keine Erfahrung mit dem Drucken hatten. Karl Rietz, der beim Maschinenaufbau mitwirkte, war damals Druckereiaufseher, und er ist es auch noch heute.

Etwa zur gleichen Zeit kam das importierte Papier für die Zeitschriften an. „Die erste Ladung wog 150 Tonnen“, erinnert sich Euclides Justino, der vom Bethel zum Hafen geschickt wurde, um das Papier abzuholen. „Für Lkws, die das Papier vom Hafen in Santos zum Bethel in São Paulo transportieren sollten, hatten wir ja gesorgt. Aber wir hatten nicht bedacht, daß der Gabelstapler die Rollen nur auf die Lkws laden würde und wir daher kräftige Männer brauchten, um die schweren Rollen auf der Ladefläche ordentlich auszurichten. Also kletterten Bruder Machado und ich auf einen der Lkws und fingen an, die Rollen, von denen jede 400 Kilogramm wog, durch Kippen und Rollen an die richtige Stelle zu bugsieren. Zwei Männer in Schlips und Kragen im Kampf mit den Rollen zu beobachten brachte die Schauerleute tüchtig zum Lachen. Zum Glück nahte die Mittagszeit, und so hörten wir schon bald wieder auf. In der Mittagspause heuerten wir dann Männer an, die den Rest der Arbeit erledigten.“ Mit der Zeit lernten die Brüder jedoch, mit einer Hochdruckrotationsmaschine zu drucken.

Im Jahr 1973 traf eine zweite Hochdruckrotationsmaschine ein, die wie die erste eine Druckkapazität von 12 500 Zeitschriften pro Stunde hatte. Seitdem sind weitere Druckmaschinen aufgestellt worden, von denen einige vierfarbig drucken. So konnte im Laufe der Jahre der Bedarf an biblischer Literatur gedeckt werden.

Bestimmungsübergabe der Bethelerweiterung

Etwa vier Monate vor Eintreffen der zweiten Druckmaschine sollte der Bethelanbau termingemäß der Bestimmung übergeben sein. Einige bezweifelten, daß die Bauarbeiten rechtzeitig abgeschlossen sein würden. Doch Fred Wilson, der Zweigaufseher, antwortete ihnen jeweils: „Da kennt ihr unsere Brüder aber schlecht!“ Sie waren mit ganzem Herzen bei der Sache und arbeiteten bis spät in die Nacht hinein, und das auch an Samstagen und Sonntagen. Am Tag der Bestimmungsübergabe, am 17. März 1973, waren sie immer noch mit den letzten Verschönerungsarbeiten beschäftigt. Mittags wurden sie fertig. Der letzte Lkw fuhr mit Schutt gerade zum hinteren Tor hinaus, als schon die ersten Besucher in der Anmeldung ankamen!

Nathan H. Knorr, der damalige Präsident der Watch Tower Society, und Max Larson, der Druckereiaufseher in Brooklyn, waren bei diesem Anlaß anwesend. Bruder Knorr hielt die Ansprache zur Bestimmungsübergabe. Am Tag darauf wurde ein besonderes dreistündiges Programm dargeboten, das von über 28 000 Anwesenden in der vollbesetzten Ibirapuera-Sporthalle verfolgt wurde. Bei dieser Gelegenheit gab Bruder Knorr, nachdem er über die Wichtigkeit einer regelmäßigen Betrachtung des Tagestextes gesprochen hatte, das Jahrbuch 1973 frei, das zum ersten Mal in Portugiesisch herauskam. (Bis dahin war der Stoff, der den Tagestextbesprechungen zugrunde lag, immer im portugiesischen Wachtturm erschienen.) Täglich etwas aus Gottes Wort zu lesen und zu betrachten ist dem Volk Jehovas wichtig. Das ist im Einklang mit dem, was Jesus Christus selbst sagte: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht“ (Mat. 4:4).

Internationaler Kongreß „Göttlicher Sieg“

Mit dem größten Kongreß, den Jehovas Volk in Brasilien je abgehalten hatte, ging das Jahr 1973 zu Ende; er fand vom 26. bis 30. Dezember im Pacaembu-Stadion in São Paulo statt. Ein riesiger Ballon mit der Aufschrift „Göttlicher Sieg“ schwebte über dem Stadion und machte das Kongreßmotto bekannt. Das Programm bestärkte die Anwesenden in ihrer Überzeugung, daß der göttliche Sieg, der durch Gottes Königreich herbeigeführt wird, tatsächlich die größten Segnungen für die Menschheit bringen wird. Der Kongreß an sich war ein schlagender Beweis dafür, daß sich das Leben von Zehntausenden von Brasilianern durch die biblische Unterweisung über den Willen Gottes bereits verändert hatte. Achtundzwanzig Jahre zuvor hatte Bruder Knorr in einer nahe gelegenen Sporthalle zu einer Zuhörerschaft von 765 Personen gesprochen. Damals hatte er zu dem riesigen Stadion hinübergesehen und die Überlegung geäußert, ob Jehovas Zeugen in Brasilien wohl jemals diese Anlagen füllen würden. Dieser Wunsch wurde 1973 Wirklichkeit, als Bruder Knorr genau in diesem Stadion vor 94 586 Personen sprach. Am Vortag hatten sich 3 187 neue Diener Gottes taufen lassen. Der fünftägige Kongreß war bereits ein Beweis für den göttlichen Sieg.

Die Delegierten kamen aus allen Teilen des Landes. Aus Manaus, der etwa 4 000 Kilometer entfernt liegenden Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, kamen die Delegierten mit drei Bussen und vier Autos angereist; sie waren die allererste Reisegruppe, die auf der gefährlichen Transamazônica reiste. Eine andere Gruppe kam aus Belém, das an der Nordküste liegt, und hatte über 3 000 Kilometer zurückgelegt. Und ein Sonderzug sowie mehr als 180 Busse brachten freudige Delegierte aus Rio de Janeiro. Die Publicity war so groß, daß sogar der Gouverneur des Bundesstaates São Paulo und der Bürgermeister der Stadt die Kongreßstätte besuchten.

Die Tausende von Delegierten unterzubringen war eine Schwierigkeit für sich, da sich viele keine Hotelunterkunft leisten konnten. Ungefähr 21 000 Unterkunftsanforderungen wurden von der Abteilung Unterkünfte bearbeitet. In Übereinstimmung mit dem biblischen Rat, ‘dem Weg der Gastfreundschaft zu folgen’, nahmen Zeugen Jehovas und auch andere die Delegierten in ihrem Haus auf (Röm. 12:13). Über 6 000 wurden in Königreichssälen untergebracht. Der Ehemann einer Schwester bot eine Fabrik als Unterkunft an, und dort kamen alle Delegierten aus Amazonien unter. Die Matratzen lieh man sich von Zeugen und von Interessierten.

Zwei Monate später wurde das gleiche Kongreßprogramm in Salvador (Bahia) vor 32 348 Anwesenden wiederholt.

„Ihr sollt heilig sein“

Den Tabakgenuß hatten Jehovas Zeugen zwar stets mit Mißfallen betrachtet, wie ernst die Angelegenheit war, erkannte man aber erst 1973. Daher rauchten einige Zeugen noch immer, obwohl sie bereits getauft waren. Zu der von Jehova vorgesehenen Zeit wurde seinen Dienern jedoch geholfen, biblische Grundsätze klar zu erkennen, die sich auf ihre Einstellung zu dieser Gewohnheit auswirken sollten (2. Kor. 7:1; Gal. 5:19-21, Fußnote). Der Wachtturm vom 1. Dezember 1973 (in Portugiesisch) wies darauf hin, daß von da an jeder, der sich taufen lassen wollte, den Tabakgenuß aufgegeben haben mußte. Wer bereits getauft war und noch rauchte, mußte innerhalb von sechs Monaten mit der Gewohnheit brechen, wenn er weiter zur Versammlung gehören wollte.

Mit der richtigen Motivation gelang es den meisten, diese unreine Gewohnheit aufzugeben. Ein Bruder, der zu dem Zeitpunkt noch rauchte, obwohl er sich schon 1964 hatte taufen lassen, sagte sich, wenn andere aus gesundheitlichen Gründen das Rauchen aufgeben konnten, wieviel mehr dann er, um Jehova auch künftig dienen zu können. Es stimmt, einige wurden ausgeschlossen, doch von ihnen änderte eine Reihe schließlich ihre Einstellung, hörte mit dem Rauchen auf und wurde wiederaufgenommen. Auf diese Weise paßte sich Jehovas Volk immer besser Gottes hohem Maßstab der Heiligkeit an (3. Mo. 19:2; 1. Pet. 1:16).

Läuft die Zeit ab?

In der Absicht, Menschen erkennen zu helfen, wie dringend es ist, in der Streitfrage um die Souveränität auf der Seite Jehovas Stellung zu beziehen, lief in den 70er Jahren eine intensive Verbreitung der Traktate mit Königreichs-Nachrichten an. Läuft die Zeit für die Menschheit ab? lautete der Titel der Königreichs-Nachrichten Nr. 16. Amaro Santos, der seit 25 Jahren im Bethel dient, erzählt: „Die Gesellschaft sandte jeder Versammlung 100 Traktate pro Verkündiger, die in nur zehn Tagen, vom 22. bis 31. März 1974, verbreitet werden sollten. Das Traktat war ansprechend aufgemacht und erregte selbst die Aufmerksamkeit derer, denen die Königreichsbotschaft sonst gleichgültig war. Acht Millionen Traktate wurden von den Zeugen verbreitet, denen sich über 7 000 neue Verkündiger angeschlossen hatten.“

Manche Traktatempfänger wandten auf der Stelle an, was sie lernten. Das traf auf einen 22jährigen Collegeschüler in São Paulo zu. Sich ganz der Dringlichkeit bewußt, war er bereit, die Bibel mit Hilfe des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt zu studieren. Schon bald begann er, anderen am College von dem zu erzählen, was er lernte, und drei Monate später beteiligte er sich selbst an der Verbreitung eines weiteren besonderen Traktats.

Man bemühte sich ernsthaft, auch die Menschen in abgelegenen Gebieten zu erreichen. Junge Verkündiger machten dabei gern mit. Über das, was zwei solche Jugendliche im Bundesstaat Rio Grande do Sul leisteten, schrieb Belarmino Colla, der damals 15 Jahre alt war: „Wir brachen um 6 Uhr morgens von zu Hause auf, aber da die Häuser weit verstreut lagen, konnten wir erst um 10 Uhr mit jemandem sprechen. Es kam vor, daß wir zu Fuß weitergehen mußten, weil man auf den Trampelpfaden unmöglich zu Pferd vorwärts kam. Wir arbeiteten bis halb neun abends und übernachteten bei einer interessierten Person. Am nächsten Morgen fingen wir um 7 Uhr wieder an und arbeiteten bis 15 Uhr. Dann machten wir uns auf den Heimweg und kamen so gegen Mitternacht zu Hause an. In den zwei Tagen waren wir 90 Kilometer gelaufen, hatten aber nur 30 Traktate abgegeben.“ Diesen Königreichsverkündigern war bewußt, daß sich den Menschen, denen sie die Botschaft überbrachten, dadurch eine Gelegenheit bot, ewiges Leben zu erlangen, und daß noch Millionen von Brasilianern diese Gelegenheit geboten werden mußte. Die Brüder verspürten die Dringlichkeit, die auch der Titel der Königreichs-Nachrichten Nr. 16 erkennen ließ.

Den Zeugen kann man unmöglich entkommen

Im Jahr 1974 verabredeten Edivaldo Gil da Silva und seine Frau Marli, die damals Sonderpioniere waren, zweimal im Monat mit einer Frau die Bibel zu studieren, die auf einer abgelegenen Farm in der Nähe von Ribeirão Prêto (Bundesstaat São Paulo) lebte. Um dorthin zu kommen, ließen sie sich jeweils um 4 Uhr morgens vom Milchwagen mitnehmen und gingen dann noch 10 Kilometer zu Fuß. Das Studium ging einige Monate lang gut voran, bis der Ehemann dagegen war. Er zog sogar mit seiner Familie weg, ohne die neue Adresse zu hinterlassen.

Acht Jahre später kam auf einem Bezirkskongreß ein Ehepaar auf Edivaldo und Marli zu und fragte: „Kennt ihr uns noch? Wir sind das Ehepaar, das ihr auf der Farm besucht habt.“ Der Mann erklärte, er sei weggezogen, um den Zeugen Jehovas zu entkommen. Als sie in ihrem neuen Zuhause angekommen waren und noch bevor sie ihre Möbel vom Lkw abgeladen hatten, waren jedoch zwei Zeugen aufgetaucht und hatten ihnen von Gottes Vorsatz bezüglich der Menschheit erzählt. Das hatte den Mann zum Nachdenken gebracht. Er hatte sich mit einem Bibelstudium einverstanden erklärt und gute Fortschritte gemacht; einige Monate später hatten sich er und seine Frau taufen lassen.

Ein glaubensstärkender Besuch

Im September 1974 erlebten die Brüder in São Paulo eine besondere Freude. Worum handelte es sich? Um den Besuch von Frederick W. Franz, dem damaligen Vizepräsidenten der Watch Tower Society. Er besuchte Brasilien nicht zum erstenmal. Mit Bruder Knorr war er 1945 am Kongreßprogramm in São Paulo beteiligt gewesen. Diesmal wurde er von Karl Klein begleitet, der kurze Zeit später begann, mit ihm in der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas zu dienen. Sie verlebten gerade drei Urlaubstage in São Paulo, teilten ihren christlichen Brüdern aber auch freudig ‘geistige Gaben’ mit (Röm. 1:11, 12). Was konnte es Schöneres geben, als eine biblische Betrachtung? Man traf blitzschnell Vorkehrungen für eine Sonderzusammenkunft in einem Theater. Insgesamt 2 000 Personen kamen.

Massasue Kikuta, der seit 1967 ein Mitarbeiter im Zweigbüro ist, erinnert sich: „Bruder Franz überraschte uns alle, indem er seinen Vortrag in fließendem Portugiesisch hielt. Trotz seines Alters von 80 Jahren gab er, ohne die Bibel oder irgendwelche Notizen zu verwenden, eine Vers-für-Vers-Erklärung des 91. Psalms, was über zwei Stunden dauerte.“ Später erfuhr man, daß er für die Brüder in Paraguay denselben Vortrag in Spanisch gehalten hat.

Elf Waisen lernen die Wahrheit kennen

Ungefähr zur gleichen Zeit benötigten verwaiste Kinder im Bundesstaat Goiás dringend Hilfe, damit sie verstehen konnten, warum Menschen leiden müssen und worin der wahre Sinn im Leben besteht. Der Vater hatte Selbstmord begangen, weil ihn schwere finanzielle Probleme bedrückt hatten, und nur wenige Monate später war die Mutter einem Herzanfall erlegen. Alle 11 Kinder aus der Familie Vinhal waren nun Waisen. Als die Familie 1974 von diesem Unglück betroffen wurde, war die Älteste 17 Jahre und der Jüngste gerade 40 Tage alt. Durch Entschlossenheit und harte Arbeit gelang es fünf von ihnen zusammenzubleiben, aber die sechs Jüngeren mußte man zu Verwandten geben. Einige versuchten, sie mit dem Gedanken zu trösten, das tragische Geschehen sei Gottes Wille. Das ließ sie natürlich nur noch mehr verzweifeln.

Die älteste von ihnen, Maria Lucia, hatte ernsthafte Fragen über Gott und über die katholische Kirche. Als sie hörte, wie ein Zeuge Jehovas einem Arbeitskollegen ein kostenloses Bibelstudium anbot, war ihr Interesse geweckt. Ein Mitarbeiter, der ihr Interesse bemerkt hatte, machte ihr das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt zum Geschenk. Als Maria Lucia ein paar Tage danach den Zeugen wiedersah, bat sie ernsthaft um den kostenlosen Bibelkurs, der ihrem Arbeitskollegen angeboten worden war. Die Verheißung einer Auferstehung, wie sie in Jesu Worten in Johannes 5:28, 29 dargelegt wird, ließ sie wieder Hoffnung schöpfen. Als sie erfuhr, was die Bibel darüber sagt, warum Gott das Böse zuläßt, wurde ihr klar, daß Gott ihre Familie nicht vergessen hatte. Im Laufe der Zeit lebten alle außer dem Jüngsten wieder als Familie zusammen. Sie ermunterten sich gegenseitig im Glauben. Alle 11 Kinder studierten die Bibel und ließen sich taufen. Sie lernten die biblischen Grundsätze für christliches Benehmen kennen. In geistigem Sinne waren sie keine Waisen mehr, denn mit der Zeit bekamen sie ‘hundertfach Brüder und Schwestern und Mütter’ (Mar. 10:29, 30). Heute ist eine von den Geschwistern als Sonderpionierin tätig, eine andere ist Missionarin in Paraguay, und Paulo dient mit seiner Frau im brasilianischen Bethel.

100 000 Verkündiger!

Im Laufe der Jahre wuchs die Zahl der Königreichsverkündiger beständig. Im Dienstjahr 1959 war im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von über 23 Prozent zu verzeichnen. Im darauffolgenden Jahrzehnt war die Zunahme geringer; sie bewegte sich zwischen 9 und 14 Prozent. 1975 stieg dann die Zahl der Neugetauften auf 16 789, und zum ersten Mal gab es mehr als 100 000 Verkündiger. Dies bedeutete eine 17prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zahl der Sonderpioniere überschritt zum ersten Mal die 1 000, da man der Bearbeitung von abgelegenen und selten bearbeiteten Gebieten mehr Aufmerksamkeit schenkte. In den nächsten 10 Jahren verringerte sich die Zunahme zwar, aber das Predigtwerk ging vorwärts. Und weiteres Wachstum ließ nicht auf sich warten.

Damals hatte Brasilien über 100 Millionen Einwohner, doch etwa 20 Prozent von ihnen hörten die gute Botschaft nur unregelmäßig. Ein Großteil lebte in kleineren Orten, fernab von den Großstädten. Um diese Menschen zu erreichen und dort, wo sich genügend Interesse zeigte, für Zusammenkünfte zu sorgen, genehmigte die leitende Körperschaft, daß zu den tausend bereits ernannten Sonderpionieren noch zusätzlich Sonderpioniere auf Zeit eingesetzt wurden. Zuerst wurden einige für drei Monate ernannt, später verlängerte man diese Zeitspanne. Die ersten 128 Sonderpioniere auf Zeit wurden im November 1985 in 113 verschiedene Orte gesandt. Die Ergebnisse waren äußerst ermutigend.

Als die Pioniere in einem Ort in Goiás einen Rückbesuch bei einer Frau machten, die ein Exemplar der Neuen-Welt-Übersetzung bestellt hatte, weinte diese Frau. Was war der Grund? Man hatte ihr gesagt, daß sie diese Bibel nicht lesen solle, da Gott darin einen anderen Namen habe, nämlich Jehova. Als man ihr aber half, den Tatbestand näher zu untersuchen, erfuhren sie und ihre Freunde, daß der Name Jehova auch in ihrer eigenen Bibel an bestimmten Stellen vorkam. Sie war sehr wütend auf den Pfarrer ihrer Kirche. Das Ergebnis war, daß 45 neue Bibelstudien begonnen wurden!

Im Bundesstaat Piauí wurde ein Mann angetroffen, der nach den Wassern der Wahrheit dürstete. Bevor er mit den Pionieren in Kontakt kam, hatte er bereits Teile des Buches Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben gelesen, das er sich geliehen hatte. Was er las, begeisterte ihn derart, daß er beschloß, das Buch abzuschreiben, und zwar mit der Hand. Als die Pioniere Kontakt zu ihm aufnahmen, hatte er schon 21 Kapitel abgeschrieben. Er war überglücklich, nun sein eigenes gedrucktes Exemplar zu bekommen und regelmäßig an Hand des Buches die Bibel zu studieren.

Zwei Pionierschwestern, die in dem Bundesstaat Sergipe dienten, stießen auf großen Widerstand von seiten eines Diakons, der den Priester vertrat. Was war das Ergebnis? Der Diakon gab der Öffentlichkeit über Lautsprecher bekannt, Jehova sei gar nicht der Name Gottes, sondern diesen Namen habe eine amerikanische Sekte erfunden. Dadurch wurde jedoch bei vielen Mitgliedern seiner Kirche das Interesse erst recht geweckt, und innerhalb kürzester Zeit führten die Pioniere 67 Heimbibelstudien durch!

In Rio Grande do Norte begannen die Pioniere mit einer Frau zu studieren, die so viel Freude an ihrem ersten Studium hatte, daß sie ihre Nachbarinnen einlud, beim nächstenmal dabeizusein. Als Vorbereitung darauf lieh sie sich fünf Schulbänke aus. Dreißig Personen kamen, aber noch mehr wollten dabeisein, und so wurde das Studium auf dem Schulhof fortgesetzt.

In einem Städtchen in Mato Grosso do Sul studierten ein Arzt und seine Frau die Bibel, und nach einiger Zeit beteiligten sie sich auch am Predigtdienst. Zu sehen, wie der Doktor von Haus zu Haus ging, um über die Bibel zu sprechen, das war in diesem Ort schon eine kleine Sensation. Als es für die Pioniere, die mit ihnen studiert hatten, Zeit wurde, den Ort zu verlassen, blieben der Arzt und seine Frau als einzige dort tätige Zeugen zurück. Sie dienten erst als Hilfspioniere und dann als allgemeine Pioniere. Anfangs hielten sie die Zusammenkünfte ganz allein ab, aber mit der Zeit wurde eine Versammlung von zehn Verkündigern gegründet. Das Ehepaar dient jetzt im brasilianischen Bethel.

Die ersten Kongreßsäle

Während die Zahl der Zeugen Jehovas im ganzen Land stieg, wurde es immer schwieriger, passende Örtlichkeiten für Kongresse zu finden. Der erste Versuch in Richtung eines eigenen Saals wurde in Salvador (Bahia) unternommen, wo das ganze Jahr über ein mildes, tropisches Klima herrscht. 1975 baute man an einem Bergabhang ein teilweise überdachtes Amphitheater, dessen Sitzreihen aus Beton 4 000 Personen Platz boten. Man nannte es Kongreßpark. Später im selben Jahr begann man im Bundesstaat São Paulo mit dem Bau eines Kongreßsaales in einem wunderschönen Waldgebiet in Ribeirão Pires, etwa 40 Kilometer von der Stadt São Paulo entfernt. Einige Jahre danach wurde neben diesen Saal ein weiterer gebaut, in dem die Anwesenden durch Bildschirme mit dem Hauptsaal verbunden sind. Insgesamt stehen 3 300 Sitzplätze zur Verfügung. 1979 wurde in Duque de Caxias, in der Nähe von Rio de Janeiro, mit dem Bau eines weiteren Kongreßsaals begonnen.

Diejenigen, die beim Bau der Kongreßsäle mithalfen, waren mit Begeisterung bei der Sache. Vielen fehlte es zwar an Erfahrung, und es herrschte auch ein Mangel an geeigneten Maschinen und Geräten, doch das wurde durch den guten Geist wieder wettgemacht. In Ribeirão Pires war beispielsweise ein Aushub bis in 7 Meter Tiefe nötig, bevor man auf festen Grund stieß, auf den das Fundament gelegt werden konnte. Man setzte einen Löffelbagger ein, mit dem man aber nur bis zur Hälfte der benötigten Tiefe kam. Der Rest war dann mit Pickel und Schaufel zu bewältigen. Über 20 solche Gruben mußten ausgehoben werden.

Wie stand es mit dem Mischen und Gießen von Beton? Bei dem Projekt in Ribeirão Pires standen weder Betonmischanlagen noch Betonmischfahrzeuge zur Verfügung. Natal Batulevicins, ein Mitglied der Bethelfamilie, erinnert sich: „Der Beton wurde in zwei alten handbetriebenen Betonmischern gemischt und mit Schubkarren dorthin gebracht, wo gerade betoniert wurde. Man sah Schlangen von 20 bis 30 Freiwilligen, die Schubkarren vor sich herschoben. Bei den hochgelegenen und schwieriger zu erreichenden Abschnitten half ein zweiter Mann mit, der die Schubkarre von vorn mit einem Haken zog. Beim Betonieren der Bodenflächen, was mitunter 24 Stunden dauerte, halfen alle Freiwilligen mit — auch die mit Büroarbeiten Betrauten.“

Eine neue Verwaltung

Das Jahr 1976 brachte für Jehovas Zeugen in der ganzen Welt eine bedeutsame Änderung im Aufbau der Zweigorganisation mit sich. Am 1. Februar jenes Jahres traten Zweigkomitees in Funktion. Anstelle eines einzigen Aufsehers wurde ein Komitee geistig reifer Brüder beauftragt, die leitende Körperschaft zu vertreten und das Werk in jedem Land zu beaufsichtigen. Alle sind geistig ältere Männer, Hirten der Herde Gottes.

In Brasilien setzte sich das Komitee ursprünglich aus sieben Mitgliedern zusammen: Massasue Kikuta, John Kushnir, Augusto Machado, Karl Rietz, Amaro Santos, Heinrich Selbert und Fred Wilson. In den darauffolgenden Jahren mußte Bruder Selbert wegen familiärer Verpflichtungen Brasilien verlassen, und Bruder Kushnir verstarb 1988. Die anderen dienen immer noch im Komitee, und 1995 wurde Östen Gustavsson zum sechsten Mitglied ernannt. Gegen Ende 1976 nahmen einige vom brasilianischen Zweigkomitee zusammen mit den Vertretern anderer Zweige aus der ganzen Welt an Seminaren teil, die von der leitenden Körperschaft in New York abgehalten wurden. Durch diese Seminare sollten die Komiteemitglieder sowohl mit ihrer Verantwortlichkeit als auch mit den Gliedern der leitenden Körperschaft sowie mit der Weltzentrale noch besser vertraut gemacht werden.

Aus Kongressen größeren Nutzen ziehen

Ab 1976 achtete man darauf, bei Kongressen bessere Lautsprecheranlagen einzusetzen. Bis dahin hatte man Verstärker, Lautsprecher und Schalltrichter benutzt, die für kleinere Bereiche konzipiert waren. Mitunter handelte es sich um ganz unterschiedliche Typen; einige davon waren schon ziemlich alt. Was kam dabei heraus? Eine äußerst mangelhafte Beschallung mit häufigen Unterbrechungen.

Nur durch jahrelange Arbeit und den Einsatz neuer Ausrüstungen ließ sich eine Verbesserung erzielen. Heute ist die biblische Unterweisung auf den meisten Kongressen von jedermann gut zu hören. Das ist wichtig, wenn man bedenkt, daß 1995 in 82 Städten insgesamt 158 Bezirkskongresse stattfanden und die 724 849 Besucher eine Menge Zeit, Energie und Mittel aufwandten, um dabeizusein. Sie verdienen die bestmögliche Tonqualität, damit sie aus dem Programm vollen Nutzen haben können. Ein Kreisaufseher aus Rio Grande do Norte war sehr froh über das Erreichte und schrieb 1994: „Ich freue mich, Euch berichten zu können, daß die Beschallung auf unserem Kongreß ausgezeichnet war. Infolgedessen waren die Brüder sehr aufmerksam und machten viele Notizen.“

Wie war es jedoch um die Tonqualität in den Königreichssälen des Landes bestellt? 1993 fanden im ganzen Land über 100 besondere Zusammenkünfte statt, bei denen praktische Vorschläge gemacht wurden, wie sich die Tonqualität für die Versammlungszusammenkünfte verbessern ließe. Über 9 000 Brüder waren bei diesen Vorträgen anwesend, und ein Unterweiser berichtet: „Der Vortrag in Floriano (Piauí) fiel in eine Zeit extremer Dürre, und die Brüder waren finanziell in einer schwierigen Lage. Trotzdem waren alle Eingeladenen anwesend! Manche hatten eine mehr als 12stündige Reise hinter sich.

Freiheit in Cachoeiras de Macacu vorübergehend eingeschränkt

Manchmal kam es durch Mißverständnisse auf seiten der Behörden zu Schwierigkeiten. Am Sonntag, dem 13. Juni 1976, ließ die Polizei den Königreichssaal in Cachoeiras de Macacu (Bundesstaat Rio de Janeiro) auf Anweisung eines dortigen Richters schließen. Auch das Königreichspredigtwerk im Stadtgebiet wurde verboten. Aus welchem Grund?

Zwei Tage zuvor hatte sich ein 17jähriger Jugendlicher versehentlich mit einer Flinte verletzt. Er wurde mit inneren Blutungen und einer akuten Anämie ins Krankenhaus eingeliefert. Sein Vater bat den Arzt, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um seinen Sohn zu retten, ihm jedoch auf keinen Fall eine Bluttransfusion zu geben. Traurigerweise starb der junge Mann während der Operation, und das obwohl ihm entgegen dem ausdrücklichen Willen des Vaters Blut transfundiert worden war. Eine gerichtliche Untersuchung wurde anberaumt, um zu entscheiden, wer dafür verantwortlich zu machen sei. Falschmeldungen in den Medien beeinflußten die Entscheidung, und das führte zu der Anordnung, den Königreichssaal zu schließen. Unterstützt von vier Rechtsanwälten, beantragte Ladislau Lehký, ein Aufseher der Ortsversammlung, eine gerichtliche Verfügung. Am 26. Oktober fand die Verhandlung schließlich statt. Bruder Orlando do N. Paula, einer der Rechtsanwälte, nutzte die Gelegenheit und schilderte den Fall kurz. Die Richter entschieden einstimmig, der Berufung stattzugeben, womit sie die ursprüngliche Verfügung aufhoben und gleichzeitig die Erlaubnis erteilten, den Königreichssaal wieder zu benutzen und mit dem Königreichspredigtwerk fortzufahren. Der Religionsfreiheit war wieder Geltung verschafft worden.

Auf dem Bezirkskongreß „Freudige Arbeiter“ im darauffolgenden Jahr wurde in einer Ansprache erneut die Forderung Jehovas betont, Blut als etwas Heiliges zu behandeln (3. Mo. 17:10, 11; Apg. 15:28, 29). Damals wurde die Broschüre Jehovas Zeugen und die Blutfrage freigegeben. Im April und Mai 1978 wurde ein Feldzug durchgeführt, bei dem die Broschüre Richtern, Rechtsanwälten, Ärzten, Krankenschwestern und Vertretern von Krankenhausverwaltungen übergeben wurde, um ihnen zu helfen, den Standpunkt von Jehovas Zeugen zu verstehen und zu respektieren. Die Brüder wurden gebeten, ihrem Hausarzt ein Exemplar der Broschüre zu überreichen. Außerdem erhielten Brüder die Aufgabe, Ärzten und anderen Angehörigen medizinischer Berufszweige, die von den Verkündigern möglicherweise nicht erreicht werden, die Broschüre und einen Begleitbrief auszuhändigen. In Brasilien waren zu dieser Zeit mehr als 70 000 Ärzte tätig. Es war eine gewaltige Aufgabe, die aber erfolgreich bewältigt wurde. Doch es mußte noch mehr getan werden. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte man sich dieser Angelegenheit erneut annehmen.

Auf weitere Zunahme vorbereitet

Es war abzusehen, daß sowohl die Zahl der Königreichsverkündiger als auch das Ausmaß des Zeugniswerks zunehmen würde, und darauf mußte man vorbereitet sein. (Vergleiche Jesaja 54:1-3.) Um die benötigte Literatur herzustellen, mußten die Rotationsmaschinen durch modernere und schnellere Offsetdruckmaschinen ersetzt werden. Das wiederum bedeutete, man brauchte größere Räumlichkeiten. Als Notlösung erweiterte man 1975 erst einmal den Kongreßsaal in Ribeirão Pires. Dort konnte einiges Papier gelagert werden. Allerdings lag es auf der Hand, daß ein Grundstück gesucht werden mußte, wenn das Bethelheim sowie das Zweigbüro und die Druckerei erweitert werden sollten.

Die Möglichkeit, ein zusätzliches Grundstück in der Nähe der bereits vorhandenen Einrichtungen in São Paulo zu erwerben, wurde in Betracht gezogen, jedoch wegen der Bebauungsvorschriften und der hohen Grundstückspreise wieder fallengelassen. Die Alternative war, das Zweigbüro an einen ganz anderen Ort zu verlegen. Auf Empfehlung der leitenden Körperschaft suchte man nach einem Grundstück außerhalb von São Paulo. Nachdem verschiedene Grundstücke in Erwägung gezogen worden waren, erwarb man im August 1977 ein 115 Hektar großes Grundstück im Stadtgebiet von Cesário Lange (Bundesstaat São Paulo), ungefähr 150 Kilometer von São Paulo entfernt.

„Ihr plant viel zu klein!“

Nachdem der Grundstückskauf abgeschlossen war, wurden sofort freiwillige Helfer eingeladen, die mithelfen sollten, das Grundstück für die Bauarbeiten vorzubereiten. Auch legte man der leitenden Körperschaft Bauentwürfe vor. Man meinte, diese Pläne seien so großzügig angelegt, daß auch auf lange Sicht der steigende Platzbedarf gedeckt wäre. Eigentlich dachte man sogar, die Pläne seien eine Nummer zu groß. Die Antwort der leitenden Körperschaft war für alle die Überraschung schlechthin: „Ihr plant viel zu klein! Baut zweimal so groß, wie bisher geplant!“

Infolgedessen wurden Pläne gemacht, wodurch sich sowohl der Wohnbereich als auch der Druckerei- und Bürobereich gegenüber dem in São Paulo verfünffachte. Wurde so viel Raum benötigt? Nun, seit 1977 hat sich die Zahl der Zeugen Jehovas vervierfacht, und der jährliche Stundeneinsatz im Predigtdienst ist etwa sechsmal so hoch wie damals.

Mit dem Errichten der neuen Zweiggebäude beauftragte man eine Baufirma. Aber auch die Brüder nahmen sich gewisser Arbeiten an. Paulo Tinoco Carneiro, ein erfahrener Bauingenieur, zog mit seiner Familie von der Stadt Salvador in die Nähe der Baustelle. Etwa 150 weitere Brüder, unter anderem auch einige von der Bethelfamilie, unterstützten den Bau, indem sie Aluminiumfensterrahmen herstellten, die Mahlzeiten für die Arbeiter zubereiteten und Wartungs- oder Reinigungsarbeiten ausführten. In Spitzenzeiten wurden an mehr als 1 000 Arbeiter täglich drei Mahlzeiten ausgegeben. Nicht gerade ein Kinderspiel!

Die vielen Männer, die für die Baufirma arbeiteten, bildeten ein ausgezeichnetes Gebiet für den Predigtdienst an den Abenden und Wochenenden. Ein Bruder gab bei den Arbeitern in einem Monat über 80 Exemplare des Buches Mein Buch mit biblischen Geschichten ab. Bibelstudien wurden begonnen, und sechs Arbeiter machten so weit Fortschritte, daß sie sich taufen ließen. Einer von ihnen ist heute ein Mitglied der brasilianischen Bethelfamilie.

Mehr Verantwortung übernehmen

Der Bau der neuen Zweigeinrichtungen brachte zusätzliche Verantwortung mit sich. Max Larson aus der Weltzentrale sprach darüber während seines Besuchs in Brasilien im Jahr 1980. In einer motivierenden Ansprache, die er im Pacaembu-Stadion in São Paulo hielt, betonte er, daß die Brüder in jedem Land eigentlich selbst für die Kosten für das Predigtwerk und den Bau von Druckereien und Bethelheimen aufkommen sollten. Würde es den Brüdern in Brasilien möglich sein, dieser Verantwortung nachzukommen? Brasilien erlebte eine schwere Wirtschaftskrise, begleitet von einer hohen Inflations- und Arbeitslosenrate. Trotzdem war die Resonanz großartig. Versammlungen und Einzelpersonen spendeten regelmäßig und freiwillig, so daß der Bau vollendet und die benötigten Maschinen aufgestellt werden konnten. Diese Freigebigkeit erinnert an die Einstellung, die im alten Israel herrschte, als zur Zeit König Davids Pläne für den Tempelbau in Jerusalem gemacht wurden (1. Chr. 29:3-9).

Im August 1980 begann der Umzug der 225 Bethelmitarbeiter und der Druckeinrichtungen von São Paulo nach Cesário Lange. Mehr als 160 Lkw-Fahrten waren nötig, bis der Umzug geschafft war. Darauf folgte der Aufbau und Anschluß der Maschinen sowie eine Eingewöhnungsphase an die neue Umgebung.

Am 21. März 1981 fand die Bestimmungsübergabe statt. Lloyd Barry, ein Bruder von der leitenden Körperschaft, war gekommen, um die Ansprache zur Bestimmungsübergabe zu halten. Bruder Barry zitierte die schönen Worte König Salomos, die er bei der Tempeleinweihung in Jerusalem gesprochen hatte, und erklärte, daß Jehova die Ehre und die Herrlichkeit für die schönen Bethelgebäude gebühren. Dann schloß er mit den Worten ab: „Diese Gebäude wurden wegen der Mehrung, die es im Predigtwerk gibt, gebaut. Ihr alle solltet daher dem Predigtdienst eure ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.“

Während der folgenden Monate kamen Gruppen von Zeugen Jehovas aus dem ganzen Land, um das Bethel zu besichtigen. An einem Feiertag reisten einmal 12 000 Besucher mit 300 Bussen und Dutzenden von Autos an.

Die Besucher konnten erkennen, daß sich im Zweigbüro mehr getan hatte als nur ein Umzug in neue Gebäude. Auf dem Gebiet der Herstellung biblischer Literatur war man entscheidend vorwärtsgekommen. 1981 begann man in Brasilien mit dem Druck der spanischen Wachtturm- und Erwachet!-Ausgaben und dem Versand in die benachbarten spanischsprachigen Länder — Bolivien, Paraguay und Uruguay. Der brasilianische Zweig druckte aber nicht nur Zeitschriften, sondern begann auch mit dem Drucken und Binden von Büchern zum Bibelstudium. Dafür mußten viele neue Maschinen angeschafft und neue Fähigkeiten erworben werden. 1981 wurde die neue Buchfertigungsstraße in Betrieb genommen, und das erste Produkt war das Jahrbuch 1982 in Portugiesisch. Kurz darauf wurden die ersten vier Bände des Werkes Hilfe zum Verständnis der Bibel gedruckt und gebunden. Und seit 1987 kommt das allerwichtigste Buch aus dieser Buchbinderei — die Bibel, das heißt die portugiesische Ausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung.

Versand mit den Lkws der Gesellschaft

Um die Kosten für den Versand der Publikationen zu senken und um sicherzustellen, daß die Sendungen in den Versammlungen ankommen, erfolgt die Auslieferung seit 1982 verstärkt mit Fahrzeugen der Gesellschaft. Diese Einrichtung bestand eigentlich schon seit 1974, doch nun sollten auch die Versammlungen im Nordosten einbezogen werden, von denen manche 3 000 Kilometer vom Bethel entfernt liegen.

Zur Zeit fahren die Lkws der Gesellschaft alle drei Wochen 463 Abladestellen an, wobei sie 30 000 Kilometer zurücklegen. Durch diese Vorkehrung werden fast 4 600 Versammlungen regelmäßig bedient. Die Lkws fahren 12 Touren. Die längste dauert 15 Tage und umfaßt 7 000 Kilometer. Die Fahrer gehören zur Bethelfamilie. Sie werden unterwegs von Brüdern der verschiedenen Versammlungen gastfreundlich aufgenommen und besuchen mit ihnen die Versammlungszusammenkünfte an dem Ort, wo sie auch übernachten.

Abgelegene Gebiete erreichen

Die gute Botschaft wurde immer mehr auch in Gebieten gepredigt, in denen kaum oder noch gar kein Zeugnis gegeben worden war. 1976 dienten Francisco Albuquerque und seine Frau als Sonderpioniere in Tefé im Amazonasgebiet. Sie nutzten bei Festen die Gelegenheit und predigten den Leuten, die zu diesem Anlaß mit dem Boot in die Stadt gekommen waren. Eines Tages gab Francisco ein Exemplar des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt bei einem jungen Vertreter ab und erklärte ihm, wie man es studiert. Als sie sich schließlich nach zwei Jahren wieder trafen, sah Francisco, daß der junge Mann das Buch studiert und die richtigen Antworten unterstrichen hatte. Mit ihm wurde ein wöchentliches Bibelstudium begonnen. Bis zum Wohnort des jungen Mannes war man zwei Stunden mit dem Boot unterwegs. Deshalb fuhr Francisco jeweils in zwei aufeinanderfolgenden Wochen zu ihm, und in den nächsten beiden Wochen kam der junge Mann zu Francisco. Er und noch vier andere Männer ließen sich innerhalb ganz kurzer Zeit taufen. Der junge Mann stellte einen Raum seines Hauses als Königreichssaal zur Verfügung, und schon bald darauf wurde eine Versammlung gegründet.

Im Jahr 1977 wohnten einige Sonderpioniere, die in Kleinstädten und ländlichen Gegenden im Landesinneren Zeugnis gaben, in einem Wohnwagen. Einer dieser Pioniere, Jair Paiva Ferreira, der heute zur Bethelfamilie gehört, berichtet: „Wir parkten den Wohnwagen immer in einem größeren, zentral gelegenen Ort und fuhren von dort mit dem Auto in den Predigtdienst. Wir standen früh auf, und nach einem guten Frühstück waren wir um 8 Uhr im Gebiet. Nachdem wir den ganzen Tag lang tätig gewesen waren, machten wir gewöhnlich ein Fleckchen Erde an einem Fluß ausfindig, badeten dort und aßen dann zu Abend. Wir schliefen im Auto, wo unser Schlaf nur vom Wind und den Grillen unterbrochen wurde. Es war einfach schön, nach dem Aufwachen die Papageien und die Aras zu beobachten, die ganz in der Nähe umherflogen. Zu sehen, wie sehr die Menschen im Gebiet nach der Wahrheit dürsteten, war herzbewegend. Manche erwarben von jedem Buch, das wir dabeihatten, ein Exemplar. An einem Tag gab ich 48 Bücher ab, und in einem Monat machte ich 109 Rückbesuche, aber es war mir dennoch nicht gelungen, mit allen, die interessiert waren, wieder Kontakt aufzunehmen. Viele Studien wurden begonnen, und obwohl den Menschen das Lesen oft sehr schwerfiel, kamen recht viele zur Wahrheit.“

Die Ehe — ehrbar vor Gott und den Menschen

Außer daß vielen die Grundkenntnisse im Lesen und im Schreiben fehlten, hielt sie auch ihr Familienstand davon ab, sich die Wahrheit zu eigen zu machen. So mancher konnte es sich nicht leisten, sich sowohl standesamtlich als auch kirchlich trauen zu lassen, und entschied sich für das letztere. Eine kirchliche Trauung allein war aber rechtlich nicht anerkannt. Wenn solche Menschen nun die Bibel studieren, erfahren sie natürlich, daß sie sich noch standesamtlich trauen lassen müssen (Heb. 13:4, 18).

Eine Frau in Uberlândia (Minas Gerais) war in dieser Lage. Sieben Jahre zuvor war sie katholisch „getraut“ worden, und ihr Lebensgefährte sah nicht ein, warum sie ihre Verbindung legalisieren sollten. Was würde sie tun? Als sie die Bibel immer besser verstand, sagte sie ihm, daß sie gezwungen sei, ihn zu verlassen, wenn er ihr Verhältnis nicht in Ordnung bringe, obwohl sie ihn nicht verlassen wolle. Als ihm klar wurde, daß es ihr damit ernst war, war er schließlich einverstanden. Nach der Hochzeit ließ sie sich umgehend taufen.

Bis 1977 gab es in Brasilien keine Möglichkeit, sich scheiden zu lassen. Wer also verheiratet war, den Partner dann verlassen hatte und eine Beziehung mit jemand anders eingegangen war, konnte das bestehende Verhältnis nicht legalisieren lassen. Einige hatten aus ihrer zweiten Verbindung sogar schon Enkel. Im Einklang mit Jehovas Beispiel, in Unwissenheit begangene Sünden zu vergeben, machte die leitende Körperschaft für Personen, mit denen die Bibel studiert wurde und die in dieser Situation waren, das Zugeständnis, daß sie sich taufen lassen konnten, wenn sie zuvor eine Treueerklärung unterschrieben hatten. Darin gelobten sie ihrem Partner die Treue und versprachen, ihre Verbindung registrieren zu lassen, sobald das möglich wäre (Apg. 17:30; Röm. 3:25). Es gab früher ziemlich viele solche Treueerklärungen in den Unterlagen der Gesellschaft.

Ein Fall betraf eine Mutter von 13 Kindern. Sie hatte acht Jahre lang die Bibel studiert, konnte ihre eheliche Verbindung aber nicht gesetzlich eintragen lassen. Dann unterschrieb sie die Treueerklärung und wurde zur Taufe zugelassen. Als ihre Kinder erfuhren, was alles dazugehört hatte, um sich für die Taufe zu eignen, studierten acht von ihnen ebenfalls die Bibel; fünf ließen sich später taufen, und die anderen begannen, die Zusammenkünfte zu besuchen.

Schließlich wurde ein Scheidungsgesetz verabschiedet, und obwohl darin eine Trennungszeit von drei Jahren festgelegt wurde, die von der gesetzlichen Trennung bis zur Scheidung vergehen mußte, war es den meisten, die eine Treueerklärung unterschrieben hatten, möglich, die Angelegenheit in Ordnung zu bringen. 1988 setzte die Regierung die gesetzlich erforderliche Trennungszeit auf ein Jahr herab.

Besondere Schulung für den Dienst

Im Jahr 1978 schenkte man der Schulung von Versammlungsältesten weitere Aufmerksamkeit. Seit 1959 wurde in der Königreichsdienstschule den zu Aufsehern ernannten Brüdern eine spezielle Schulung geboten. Aber 1978 wurden alle Ältesten in Brasilien, ganz gleich, ob sie die Schule bereits besucht hatten oder nicht, zu einem besonderen zweitägigen Kurs eingeladen. In dieser Zeit wurde an Hand der Bibel besprochen, wie sie sich als Hirten und Lehrer der Herde verbessern können, auf welche Weise sie im Evangelisierungswerk die Führung übernehmen können, wie sich die Versammlung geistig und sittlich rein erhalten läßt und auch, wie eine Ältestenschaft gut zusammenarbeitet. Fast 7 000 Älteste waren anwesend. Seither haben in regelmäßigen Abständen Auffrischungskurse der Königreichsdienstschule stattgefunden.

Die Dienstamtgehilfen wurden aber auch nicht übersehen. Ab 1985 plante man für sie ebenfalls Klassen der Königreichsdienstschule ein. Und seit 1988 ist es möglich, die Schule außer in Königreichssälen auch in Kongreßsälen durchzuführen, wodurch viele Älteste und Dienstamtgehilfen den Schulungskurs gemeinsam besuchen können. Der letzte Kurs (1995) wurde von 22 092 Ältesten und 27 544 Dienstamtgehilfen besucht. Das ist eine wirklich großartige Gruppe von Männern, die bereit sind, in der Versammlung Verantwortung zu übernehmen, und die auch die biblischen Erfordernisse dafür erfüllen.

Im Jahr 1978 nahm noch eine weitere Schule in Brasilien ihre Tätigkeit auf — die Pionierdienstschule. Der erste zweiwöchige Kurs wurde in Fortaleza (Ceará) durchgeführt. Der Zweck der Schule besteht darin, den Pionieren zu helfen, ihr Verhältnis zu Jehova zu stärken, den Fußstapfen Jesu Christi noch genauer zu folgen und ihren Dienst noch wirkungsvoller zu gestalten.

Aus den Aufzeichnungen der Gesellschaft geht hervor, daß es in den vergangenen 18 Jahren in Brasilien 1 650 Klassen gab, und 39 649 allgemeine Pioniere haben von dieser wunderbaren Vorkehrung Nutzen gehabt. Um den Pionieren im ganzen Land beizustehen, wurden allein 1994 in 107 Städten und Ortschaften 187 Klassen unterrichtet.

Bemerkenswert sind die Anstrengungen, die von einigen Pionieren unternommen wurden, um die Schule zu besuchen. Eine Schwester, die einen ungläubigen Mann hat, stand jeden Morgen um 5 Uhr auf, um ihren Haushalt zu versorgen, noch bevor sie zur Pionierschule ging, und nach Unterrichtsschluß machte sie sich sofort wieder auf, um ihre Kinder von der Schule abzuholen. Eine andere Schwester wollte ihren Urlaub verlegen, damit sie die Schule besuchen könne. Ihr Arbeitgeber war damit nicht einverstanden, aber sie versuchte immer wieder, ihn umzustimmen. Die Antwort lautete jedesmal gleich: „Ganz unmöglich!“ Schließlich, nachdem sie zu Jehova gebetet hatte, sagte sie dem Arbeitgeber, sie würde die Arbeit bei ihm aufgeben. Warum? Weil sie die Schule ganz einfach besuchen mußte. Von ihrer Aufrichtigkeit beeindruckt, stimmte er letztendlich der Verlegung ihres Urlaubs zu.

Paulo Azevedo, ein Unterweiser der ersten Klasse, sagte in einem Interview: „Die Pionierdienstschule hilft den Pionieren, ihr Gebiet in einem neuen Licht zu sehen, indem sie Gewicht auf das persönliche Interesse am Wohnungsinhaber legt, wozu gehört, seine Probleme, Umstände, Überlegungen und Glaubensansichten zu berücksichtigen. Pioniere, die dies im Sinn behalten, sagen übereinstimmend, es sei nun so, als würden sie ein ganz neues Gebiet bearbeiten.“

Missionare gehen nach Brasilien

Missionare haben dem Werk durch die Stärkung des organisatorischen Aufbaus einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Die ersten beiden Missionare trafen 1945 in Brasilien ein; es waren Absolventen der ersten Klasse der Gileadschule. Bis 1967 war die Zahl der Gileadabsolventen auf 76 angestiegen, und 1974 wurde die Höchstzahl von 117 Missionaren erreicht. Manche waren jahrzehntelang im Kreis- oder Bezirksdienst tätig, wie zum Beispiel Richard und Ruth Wuttke sowie Eric und Christina Britten. Im Laufe der Jahre haben etwa 250 Missionare aus 11 Ländern in Brasilien gedient.

Im allgemeinen sind die Brasilianer Ausländern gegenüber respektvoll. Sich in einem fremden Land einzuleben, sich an ein anderes Klima, an eine andere Ernährung, an eine neue Sprache und an andere Bräuche zu gewöhnen erfordert allerdings Entschlossenheit und einen Schuß Humor. Sylvia Gustavsson, eine Missionarin aus Schweden, erinnert sich noch gut: „Den ersten Rückbesuch machten Östen, mein Mann, und ich bei einem Ehepaar in Belo Horizonte (Minas Gerais). Nachdem wir über eine Stunde mit ihnen geredet hatten, sagten wir, daß wir nun gehen müßten. ,Es ist noch früh. Bleiben Sie doch noch!‘ entgegneten sie. Da wir dachten, sie hätten echtes Interesse, setzten wir uns wieder hin und blieben. Eine halbe Stunde später sagten wir wieder, daß wir nun gehen müßten. Und sie wiederholten den Satz: ,Es ist noch früh. Bleiben Sie doch noch!‘ Das ging dreimal so, bis wir uns dann schließlich kurz vor Mitternacht auf den Heimweg machten. Dieses ‚Theater‘ wiederholte sich bei den darauffolgenden Besuchen. Wir fanden dann heraus, daß die Worte ,Es ist noch früh. Bleiben Sie doch noch!‘ nichts weiter als eine höfliche Floskel waren, mit der man sagen wollte, man habe sich über den Besuch gefreut, was aber nicht unbedingt hieß, man solle wirklich länger bleiben. Zum Glück war das Interesse des Ehepaars an der Wahrheit echt!“

Missionare aus Brasilien ins Ausland gesandt

Angesichts der hervorragenden Hilfe, die uns die Missionare in Brasilien geleistet hatten, waren wir überglücklich, als wir 1982 erfuhren, daß Brüder aus Brasilien eingeladen wurden, als Missionare in andere Länder zu gehen. Ende des Jahres wurden drei Ehepaare nach Bolivien gesandt, und seitdem sind 90 brasilianische Brüder und Schwestern eingeladen worden, als Missionare in Angola, Bolivien, Mosambik und Paraguay zu dienen.

Einige von diesen brasilianischen Missionaren waren selbst durch Missionare in die Wahrheit gekommen. Bei Átila Carneiro aus Belém war das so. Er war von der Religion enttäuscht. Als die Missionarin Delfina Munguia ihn ansprach, zeigte er Interesse an der Wahrheit und nahm regelmäßig die Zeitschriften von ihr. Nach einiger Zeit arrangierte sie, daß ein Missionar dreimal die Woche mit ihm die Bibel studierte. Schon nach seinem zweiten Studium sprach Átila mit anderen über das, was er lernte, und er leitete bereits vor seiner Taufe drei Bibelstudien. Nach der Taufe diente er als allgemeiner Pionier und später als Sonderpionier. Heute sind seine Frau und er als Missionare in Mosambik tätig.

Zu den brasilianischen Missionaren in Mosambik gehören auch Benjamim Silva und seine Frau Iolanda. Sie haben viele Jahre lang im Norden Brasiliens als Pioniere gedient. Es ist ihnen gelungen, zwei großen Verantwortlichkeiten gleichzeitig gerecht zu werden: Pioniere zu sein und ein Kind großzuziehen. Als ihre Tochter Martha heiratete, stellten sich die Eltern zur Verfügung, um als Missionare zu dienen. Martha ist noch immer Pionier, und auf allen dreien ruht offensichtlich der Segen Jehovas.

Überschwemmungen im Süden

Schon im ersten Jahrhundert leisteten Christen ihren Brüdern in Zeiten großer Not materielle Hilfe (Apg. 11:29, 30). 1983 wurden die südlichen Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul durch schwere Überschwemmungen verwüstet. In Blumenau (Santa Catarina) stieg der Pegelstand des Itajaí-Açu auf 16 Meter über dem Normalwert, und praktisch die gesamte Stadt stand unter Wasser. Dem Beispiel der frühen Christen folgend, spendeten Zeugen aus anderen Orten Hilfsgüter: 43 Tonnen Lebensmittel und 41 Tonnen Kleidung.

João Vicentim Carrer, ein Ältester aus dem 1 400 Kilometer entfernt liegenden Campo Grande im Staate Mato Grosso do Sul, hatte zum Beispiel den ausgeprägten Wunsch zu helfen. Als er die Fernsehreportagen von der Überschwemmung sah, rief er das Büro der Gesellschaft an und fragte, wie er helfen könne. Gemeinsam mit anderen Ältesten sammelte er drei Tonnen Lebensmittel, Kleidung, Schuhe und Medizin, die von den Versammlungen in der Stadt bereitgestellt wurden. Noch am selben Tag waren er und sein Sohn mit den Hilfsgütern auf dem Weg nach Blumenau.

Luiz Bognar, ein Ältester in Blumenau, der an der Verteilung der gesandten Güter beteiligt war, schrieb: „Mit der Hilfe von Brüdern bauten wir ein Boot etwas um, indem wir Räder daran anbrachten, damit es sich sowohl auf dem Wasser als auch über die kleinen Bodenerhebungen, die herausragten, fortbewegen konnte. Dann legten wir ab, um die vom Wasser eingeschlossenen Brüder zu suchen. An manchen Orten mußten wir wegen des hohen Wasserstands Stromleitungen durchschneiden, um weiterzukommen. Meine beiden 10 und 12 Jahre alten Söhne fuhren mit mir. Sie waren gute Schwimmer. Außerdem wußte ich, daß man einem Boot mit Kindern nicht so schnell mißtraute.“

In einem Haus fanden sie 16 Personen vor, die seit zehn Tagen festsaßen und deren Lebensmittelvorräte zu Ende gegangen waren. Kurz bevor das Boot ankam, hatte einer der Brüder gerade beim Betrachten des Tagestextes gesagt, Jehova werde zur bestimmten Zeit für ihre Bedürfnisse sorgen. Und genau das geschah nun! In einem anderen Haus waren 22 Personen eine Woche lang im oberen Stockwerk und auf dem Dachboden wie gefangen gewesen. Als sie das Geräusch eines herannahenden Bootes hörten, dachten sie zuerst, es seien Diebe. Aber dann hörten sie jemand rufen: „Bruder Walter Germer!“ Es waren ihre Brüder, die ihnen zu Hilfe kamen. „Für die Nachbarn, die keine Zeugen waren, war das ein schönes Zeugnis“, erinnert sich Janis Duwe, die sich damals in dem Haus befand. Heute dient sie in der brasilianischen Bethelfamilie. Die Versorgung ging weit über das hinaus, was sie für die nächsten Tage benötigten. „Haltbare Lebensmittel mußten wir erst nach mehreren Monaten wieder kaufen“, erzählte Janis.

Der ansteckende Pioniergeist

Zwar helfen sich Zeugen Jehovas untereinander, wenn Notsituationen entstehen, aber ihre vordringliche Tätigkeit ist das Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich. Sie wissen genau, daß nur dieses Königreich die unzähligen Probleme der Menschen für immer lösen wird. Jeder getaufte Verkündiger in Brasilien erhielt 1984 von der Gesellschaft einen Brief, in dem größtes Gewicht auf das Predigtwerk gelegt wurde. Der Brief begann mit den Worten: „Wir schreiben Dir jetzt, weil wir Dich einladen möchten, Dich im April am Hilfspionierdienst zu beteiligen.“ Das würde bedeuten, in diesem Monat mindestens 60 Stunden damit zu verbringen, anderen von der biblischen Wahrheit zu erzählen. Wurde die Einladung angenommen? Im April 1983 hatte man eine Höchstzahl von 8 000 Hilfspionieren erreicht, aber nun folgten 33 000 dieser Einladung. Das waren 21 Prozent aller Verkündiger! Und welch ein freudiger Monat theokratischer Tätigkeiten es doch war!

Das setzte Fleiß und Mühe voraus. Zwei Zeugen, ein Lkw-Fahrer und ein Maurer, richteten es so ein, daß sie jeweils nach Arbeitsschluß in den Predigtdienst gehen konnten, und zwar von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr. Eine Schwester, die in Heimarbeit näht, stand früh auf, um ihre Arbeit zu schaffen, noch bevor sie das Haus verließ und in den Predigtdienst ging. Eine Mutter von acht Kindern — das älteste war 12 Jahre und das jüngste 5 Monate alt — hatte die volle Unterstützung ihrer Familie; die älteren Kinder kümmerten sich um die jüngeren, und der Mann kochte. Von den 12 Verkündigern einer Versammlung dienten 5 als Hilfspioniere. Zu diesen gehörten auch zwei Familienväter — der eine Bruder hatte 10 und der andere 14 Kinder. Beide wohnten 15 Kilometer außerhalb der Stadt. Zweimal die Woche reisten sie in die Stadt und beteiligten sich jeweils 9 Stunden am Predigtdienst. Eine Schwester, die nicht laufen kann, setzte sich auf dem Bürgersteig vor dem Haus in einen Stuhl und sprach die Passanten an.

Viele, die in jenem Monat als Hilfspioniere gedient und einmal die Freuden dieses Dienstes geschmeckt haben, bewarben sich für den allgemeinen Pionierdienst (Ps. 34:8). Im April 1984 standen 3 500 Brüder und Schwestern auf der Pionierliste. Sechs Monate später waren es 4 200 und ein Jahr später 5 400. Heute gibt es über 22 500 Pioniere im Land. Und wieviel Freude es ihnen doch macht, einen vollen Anteil an dem wichtigsten Werk zu haben, das heute auf der Erde verrichtet wird!

Simultane Veröffentlichung

Vor 1984 erschienen die Artikel in den portugiesischen Zeitschriften immer erst, 6 Monate nachdem sie in Englisch veröffentlicht worden waren. In dem Jahr wurden in Brasilien zwei Rollenoffsetmaschinen aufgebaut und MEPS (vielsprachiges elektronisches Fotosatzsystem, entwickelt in der Weltzentrale in New York) wurde installiert. Dabei wird der übersetzte Text direkt in den Computer eingegeben, und durch MEPS beschleunigt sich die Seitengestaltung enorm. Für die Bedienung und Wartung von MEPS wurden Paul Bauer, Erich Kattner und Franz Schredl in New York ausgebildet. 1984 begann man daher, den in Englisch veröffentlichten Text zeitgleich in Portugiesisch zu drucken.

Die Rollenoffsetmaschinen, von denen jede 32 000 Zeitschriften in der Stunde drucken kann, waren eine Spende der Brüder in den Vereinigten Staaten. Harry Johnson von der Brooklyner Bethelfamilie beaufsichtigte das Aufstellen der Maschinen. Zuerst ging man zur simultanen Veröffentlichung über. Kurz danach wurde vierfarbig gedruckt und auf besserem Papier. Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen! Nie zuvor waren so viele Abonnementsbestellungen in einem Monat eingegangen wie im Juni 1987, nämlich 50 000. Die Zahl der Abonnements stieg ständig und erreichte im April 1994 eine Höchstzahl von 87 238. Jetzt werden jeden Monat durchschnittlich 3 500 000 Zeitschriften in Spanisch und in Portugiesisch gedruckt.

Bewahrer der Lauterkeit kommen in Rekordzahlen zusammen

Ein weiteres herausragendes Ereignis war 1985 der Bezirkskongreß „Bewahrer der Lauterkeit“, der in den beiden größten Stadien Brasiliens zeitgleich abgehalten wurde — im Morumbi-Stadion in São Paulo und im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro. Delegierte aus 11 Ländern besuchten die Kongresse, die vom 23. bis 25. August 1985 stattfanden. Auch zwei Brüder von der leitenden Körperschaft, John Barr und Lyman Swingle, waren anwesend.

Der öffentliche Vortrag „Die von Gott festgesetzten Zeiten und Zeitabschnitte — Worauf deuten sie hin?“ wurde in São Paulo von John Kushnir vor 162 941 und in Rio de Janeiro von Augusto Machado vor 86 410 Zuhörern gehalten. Das waren insgesamt fast 250 000 Besucher — beinahe so viele, wie 1958 in New York gezählt wurden, als sich Delegierte aus 123 Ländern zeitgleich in zwei Stadien versammelten. Es waren aber bei weitem nicht alle Kongresse des Jahres 1985 in Brasilien.

Außer den beiden internationalen Kongressen fanden noch 23 Kongresse in den verschiedenen Landesteilen statt, bei denen insgesamt 144 000 Personen anwesend waren, und 1 192 ließen sich taufen. Unter den Täuflingen war auch eine Frau aus São Leopoldo (Rio Grande do Sul), die kurze Zeit zuvor ein Kind durch einen Unfall verloren hatte und sich daraufhin dem Spiritismus zuwandte. Dann las sie die Broschüre Unsichtbare Geister — Helfen sie uns? Oder schaden sie uns? und war von dem Inhalt so beeindruckt, daß sie sich aufmachte, um den Königreichssaal am Ort zu suchen. Dort nahm sie das Angebot, die Bibel zu studieren, gern an und machte rasch Fortschritte, die zu ihrer Taufe führten. Heute dienen sie, ihr Mann und eine Enkelin Jehova.

„Zusammenkommen“ trotz großer Entfernungen

Die brasilianischen Glaubensbrüder- und schwestern schätzen den biblischen Rat sehr, das Zusammenkommen nicht aufzugeben, und das um so mehr, als sie den Tag Jehovas herannahen sehen (Heb. 10:24, 25). Für manche bedeutet dies beträchtliche Anstrengungen. Ein Bruder aus der Versammlung in Fazenda Taquari (Bahia) läuft, obwohl 70 Jahre alt und körperlich behindert, 8 Kilometer zum Königreichssaal. Brüder in der Versammlung Olindina (Bahia) legen 16 Kilometer zu Fuß zurück und haben eine Plastiktasche mit Kleidung bei sich, damit sie sich nach dem Durchqueren eines Flusses trockene Sachen anziehen können. In Pará gehen mehrere Familien 6 Kilometer durch einen Wald, wo sie oft die Spuren eines Jaguars sehen. Auch in der Versammlung in Repouso do Amatari (Amazonas) gibt es zwei Familien mit insgesamt 15 Personen, die durch den Dschungel laufen, wobei ein Erwachsener vorausgeht, der mit einem Stock an Bäume und auf den Boden schlägt, um die Schlangen zu verjagen.

Eine schwangere Schwester lief, immer wenn sie nicht von einem Lkw mitgenommen wurde, die 16 Kilometer bis zum Königreichssaal in der Kleinstadt Axixá (Tocantins) zu Fuß und hatte dabei noch ein Kind auf dem Arm. Damit eine Schwester in Bahia ihre kleinen Kinder zum Königreichssaal mitnehmen kann, setzt sie sie in zwei große Körbe und befestigt diese rechts und links vom Esel, den sie führt.

Als in Cruzeiro do Sul (Acre) ein Kreiskongreß stattfand, kamen aus der Versammlung in Rio Badejo (Amazonas) 37 Personen dorthin, obwohl in der Versammlung nur 9 Verkündiger berichteten. Die Gruppe hatte einen 8stündigen Fußmarsch hinter sich. Darunter war auch eine Schwester mit acht Kindern, von denen das jüngste fünf Jahre war. Zu erwähnen sind auch die zehn Brüder, die 100 Kilometer mit dem Rad zurücklegten, um ihren Kreiskongreß in Floriano (Piauí) zu besuchen. Die Vorkehrungen, die Jehova zur Stärkung des Glaubens getroffen hat, werden wirklich überaus geschätzt.

Aufopferungsvolle Hirten der Herde

Wegen der schnellen Zunahme an Verkündigern werden mehr geistige Hirten benötigt, um sich der Herde Gottes anzunehmen (Apg. 20:28; 1. Pet. 5:2). Es besteht nicht nur ein Bedarf an Ältesten, die sich um die einzelnen Versammlungen kümmern, sondern auch ein Bedarf an befähigten Aufsehern, die es einrichten können zu reisen, um die Kreise und Bezirke liebevoll zu beaufsichtigen. Einige Brüder verausgaben sich bereits seit mehr als dreißig Jahren im Reisedienst. Jedes Jahr werden in Brasilien durchschnittlich zwölf neue Kreise gebildet, und derzeit sind dort 326 Kreisaufseher und 21 Bezirksaufseher tätig. Die vorzügliche Einstellung dieser Brüder zeigt sich in ihrer Bereitwilligkeit, überall zu dienen, ganz gleich, wie die Verhältnisse dort sein mögen.

Was kann das unter anderem bedeuten? Manche haben komfortable Häuser aufgegeben und sind jetzt gern bereit, sich von Brüdern aufnehmen zu lassen, die unter den unterschiedlichsten Bedingungen leben. Da ein tropisches Klima herrscht, müssen sie mit Moskitos und anderen Insekten fertig werden. Wegen der Hitze schlafen einige nicht im Bett, sondern in der Hängematte. Es gibt Unterkünfte, die zwar ein Dach haben, aber keine Wände. In abgelegenen Gebieten kommt man nur mit dem Boot, mit heruntergewirtschafteten Bussen, zu Pferd oder einfach zu Fuß weiter.

José Vertematti, der in den 70er Jahren als Kreisaufseher in Maranhão diente, schreibt: „Um zu den Versammlungen in Sítio Ceará und Guimarães zu gelangen, mußten meine Frau Mazolina und ich zwei Stunden mit dem Boot fahren und dann warten, bis sich irgendeine Mitfahrgelegenheit bot, da es keinerlei Busverbindung gab. Mehrere Male wurden wir von einem Lkw mitgenommen; Mazolina saß im Führerhaus, und ich hockte hinten auf der Ladung, die aus Schweinen, Hühnern und Ziegen oder Mehl-, Reis- und Bohnensäcken bestand. Wenn sich der Lkw im Schlamm festfuhr, hieß es absteigen und anschieben. Ging alles gut, dann dauerte dieser Teil der Reise ungefähr fünf Stunden. Dann folgte noch ein 4stündiger Fußmarsch zum Königreichssaal.“ Die Zeugen am Ort schätzten diese Besuche sehr.

Um bei den Zusammenkünften im Königreichssaal in Guimarães anwesend zu sein, mußten manche Brüder jede Woche über 30 Kilometer zu Fuß zurücklegen, was ungefähr fünf bis sechs Stunden dauerte. Wenn der Kreisaufseher da war, blieben sie immer die ganze Woche da, um aus seinem Besuch vollen Nutzen zu haben.

Manche Kreise umfassen riesige Gebiete, die nur dünn besiedelt sind. In den 80er Jahren bildeten die Bundesstaaten Acre, Rondônia und Teile von Mato Grosso und Amazonas einen Kreis — ein Gebiet, das ungefähr der Größe Spaniens entspricht. Als Adenir Almeida in diesem Kreis diente, besuchte er auch die Versammlung in Lábrea (Amazonas), einem Ort, wo viele an der Hansen-Krankheit (Lepra) litten. Um dorthin zu kommen, war er vier Stunden mit dem Bus unterwegs, übernachtete in einer Pension und saß am nächsten Morgen mit acht Mitfahrern auf der Ladefläche eines Lkws, der alkoholische Getränke geladen hatte. Nach stundenlanger Fahrt in der Hitze hatten alle einen Riesendurst. Die einzige zur Verfügung stehende Flüssigkeit befand sich in den bewußten Flaschen. Bruder Almeida gesteht, daß es ihm unter diesen Umständen schwerfiel, das Angebot auszuschlagen, mit den anderen die Flaschen zu leeren, die sie von der Ladung geklaut hatten. Nachdem sie zehn Stunden in der glühendheißen Sonne unterwegs gewesen waren, die Bekanntschaft mit viel Staub und zu guter Letzt auch noch mit Regen gemacht hatten, kamen sie schließlich in Lábrea an. Dort wurde er schon von der gesamten Versammlung erwartet: von zwei Sonderpionieren und zwei ungetauften Verkündigern! Am Sonntag erlebte er die Freude, diese beiden Verkündiger taufen zu dürfen.

Wladimir Aleksandruk, ein lediger Bruder, der seit beinahe 30 Jahren reisender Aufseher ist, hat auch schon einmal in einem Gefängnis übernachtet. Es war das Jahr 1972, und er besuchte in einer abgelegenen Gegend eine Verkündigerin, die einen ungläubigen Mann hatte. In dem kleinen Ort gab es kein Hotel, so daß sich der Kreisaufseher eine Unterkunft im Gefängnis besorgte. Schmunzelnd erzählt er: „Alle dachten, ich sei der neue Polizeichef, da sie sahen, wie ich in dem Gefängnis aus und ein ging. Und ich trug auch noch Anzug und Krawatte. Zuerst war ich der einzige ‚Insasse‘, aber am zweiten Tag leistete mir ein Mann Gesellschaft, der ein Schwein gestohlen hatte. Ich konnte ihm gut Zeugnis geben.“

Diese aufopferungsvollen Aufseher versichern uns gern, daß irgendwelche Unannehmlichkeiten oder mangelnde Privatsphäre durch die herzliche Liebe und den echten Eifer der Brüder mehr als wettgemacht werden.

Auf in den Westen!

In den 80er Jahren folgten viele Familien aus dem Süden dem Ruf: „Zieh westwärts, junger Mann!“ Auf der Suche nach kultivierbarem Land zogen sie in den Westen Brasiliens, besonders nach Rondônia. Die Regierung verschenkte dort Landparzellen. Schneisen von etwa 35 Kilometer Länge, sogenannte Pisten, wurden in den Wald getrieben, und das Land entlang der Pisten wurde zur Besiedlung freigegeben. Damit tat sich ein vorzügliches Gebiet zum Zeugnisgeben auf.

In Pimenta Bueno (Rondônia) baute ein Friseur, der einer evangelikalen Gemeinschaft angehörte, eine Kirche. Als er mitbekam, wie sich die Geistlichen stritten, weil jeder der Kirche vorstehen wollte, in der das meiste Geld zusammenkam, ärgerte ihn das sehr. Er hatte nie zugehört, wenn Zeugen Jehovas mit ihm sprachen. Aber eines Tages beobachtete er die Sonderpioniere, während sie in einer Straße predigten. Sie wirkten auf ihn ausgesprochen glücklich, und er fragte sich: „Wenn ich die Wahrheit besitze, warum bin ich dann so verärgert? Und wenn sie die ,falschen Propheten‘ sind, warum sind sie dann so glücklich?“ Er suchte die Pioniere nachts auf, damit ihn niemand sah, und erklärte sich mit einem Bibelstudium einverstanden. Er war von dem, was er lernte, so beeindruckt, daß er die Pioniere Jonas und Robson Barbosa de Souza einlud, vor den 30 Mitgliedern seiner Kirche zu sprechen. Recht viele nahmen die Wahrheit an, und nach einiger Zeit wurde die Kirche geschlossen. Kurz darauf besuchte in jener Gegend auch niemand mehr die katholische Kirche, weil der Mann, der den Gottesdienst geleitet hatte, und seine Familie ebenfalls Zeugen Jehovas geworden waren.

Als der Kreisaufseher diese Versammlung zum erstenmal besuchte, gab es schon 49 Verkündiger, und den öffentlichen Vortrag hörten 280 Personen. Das Gebiet war klein, und in kurzer Zeit waren die Einwohner entweder bereits Zeugen Jehovas, oder es wurde mit ihnen studiert. Um zu predigen, mußten sich die Verkündiger also mit einem Lkw in benachbarte Siedlungen aufmachen. Mit dem Lkw, der mit einer Segeltuchplane überdacht war, reisten sie auch zu den Kongressen in die nächstgelegene Stadt Pôrto Velho, etwa 600 Kilometer von ihrem Ort entfernt.

Das Amazonasgebiet

Das Zeugnisgeben im Amazonasgebiet ist zwar eine Herausforderung für sich, aber die geistigen Bedürfnisse der Menschen dort kommen nicht zu kurz. Das Gebiet ist größer als Westeuropa. Der brasilianische Regenwald macht fast die Hälfte des Landes aus, es gibt dort aber nur 9 000 000 Einwohner, was etwa 6 Prozent der Bevölkerung Brasiliens entspricht. Die Flußläufe sind teilweise wie richtige Seen. Der Negro beispielsweise, ein Hauptnebenfluß des Amazonas, ist in der Nähe der Hauptstadt Manaus 18 Kilometer breit, und der Amazonas ist an der Mündung seines Hauptarmes 50 Kilometer breit. Der Amazonas gilt in vielerlei Hinsicht als König der Ströme.

In dieser Region ist es nichts Außergewöhnliches, daß man mehrere Tage mit dem Boot unterwegs ist, um von einer Stadt zur anderen zu gelangen. Zwei Sonderpioniere, denen die 20 000 Einwohner zählende Stadt Eirunepé (Amazonas) als Gebiet zugeteilt wurde, schreiben: „Die Fahrt mit dem Schiff in unser Gebiet dauerte 13 Tage. Wir betrachteten das Schiff als Teil unseres Gebietes. Während wir an Bord waren, gaben wir einiges an Publikationen ab und begannen acht Bibelstudien, die wir zweimal täglich durchführten.“ In Amazonien sind 213 Sonderpioniere damit beschäftigt, den Menschen zu helfen, aus Gottes Wort Nutzen zu ziehen.

An Bord der Boote der Gesellschaft

Seit 1991 gehört für einige Sonderpioniere ein Boot zur Standardausrüstung für den Predigtdienst. Die Gesellschaft stellte ihnen damals zwei Boote zur Verfügung. Die Boas Novas (Gute Botschaft) befährt die Flüsse Negro, Purus, Madeira und Solimões. Von der Proclamador das Boas Novas (Verkündiger der guten Botschaft) aus wird die Insel Marajó in der Amazonasmündung bearbeitet, die so groß wie die Niederlande ist.

Auf jedem Boot fahren fünf Sonderpioniere mit. Die Pioniere gehen jeweils zu zweit in den Dienst, und einer bleibt an Bord, um die Mahlzeiten zuzubereiten, sauberzumachen und aufzupassen, daß nichts gestohlen wird. Das Hauptanliegen ist, die Bewohner der kleinen Dörfer an den Flußufern zu erreichen sowie diejenigen, die in Pfahlbauten oder in schwimmenden Hütten wohnen.

„Entre!“ (Herein!) Mit diesem Gruß werden die Pioniere fast immer und überall gebeten einzutreten, sobald sie sich einer Wohnung nähern. Dann wird 40 Minuten oder länger Zeugnis gegeben. In den größeren Siedlungen bleiben die Pioniere fast zwei Monate und studieren mit interessierten Personen die Bibel, manchmal mehrmals die Woche. Der öffentliche Vortrag und das Wachtturm-Studium finden im allgemeinen in der Schule oder in einer Privatwohnung statt. Weitere Zusammenkünfte werden auf dem Boot abgehalten. Wenn Menschen ernsthaft daran interessiert sind, Jehova zu dienen, werden Sonderpioniere zugeteilt, damit das Interesse weiter gefördert werden kann.

In der Gegend von Janauacá, etwa drei Bootsstunden von Manaus entfernt, gibt es einen einzigartigen Kongreßsaal, den die einheimischen Brüder gebaut haben. Dort ist das Beschaffen von Unterkünften für Kongreßbesucher, die von weit her kommen, kein Problem. Viele leben in schwimmenden Hütten, die sie einfach nur mit dem Boot zum Kongreßsaal schleppen, der auf einer Insel steht. Die Hütte wird „geparkt“, man geht von Bord und besucht den Kongreß. Obwohl es in den umliegenden Versammlungen keine 100 Verkündiger gibt, sind bei den Kongressen bis zu 250 Personen anwesend.

Indianern geholfen, die Wahrheit kennenzulernen

Die Indianer, die nur zu oft geringschätzig behandelt werden, sind beeindruckt, wenn Zeugen Jehovas respektvoll mit ihnen umgehen. Einige haben in geistiger Hinsicht so weit Fortschritte gemacht, daß sie sich taufen ließen (Apg. 10:34, 35).

Hamilton Vieira, der als Kreisaufseher in einer Gegend diente, in der Indianer leben, erinnert sich an das, was er dort erlebt hat. Bei einem Vortrag zitierte er Lukas 21:34-36, wo davor gewarnt wird, unmäßig zu essen und zu trinken. Zuerst besprach er „unmäßiges Essen“. Als seine Zuhörerschaft nicht so recht verstand, was damit gemeint war, erklärte er es. Erst waren die Indianer verwundert, aber dann fingen sie an zu lachen. Der Gedanke, übermäßig zu essen, erschien ihnen völlig absurd. Es gehört zwar zu ihrer Lebensweise, die Fische auf einer Flußseite alle einzukreisen, aber sie fangen immer nur so viele, wie sie gerade benötigen, um satt zu werden, und niemals mehr. Doch wie sieht es mit dem „übermäßigen Trinken“ aus?

Leider sind Alkoholexzesse unter der indianischen Bevölkerung gang und gäbe. Es gibt Leute, die die Indianer geradezu zum Alkoholmißbrauch anstiften, indem sie ihnen Drinks spendieren und es dann als Freizeitspaß betrachten, zuzuschauen, wie sich die Betrunkenen durch ihr Benehmen lächerlich machen. Bruder Vieira konnte erklären, daß zuviel zu trinken genauso absurd ist, wie zuviel zu essen.

Es kommt vor, daß man als Besucher dieser Region schon mal auf Trampelpfaden durch den Wald stapfen und lernen muß, über einen Baumstamm zu balancieren, der als Brücke über einem schmalen Wasserlauf liegt. Die Stämme sind gewöhnlich feucht und glitschig. „Darauf zu laufen war für mich wirklich nicht einfach“, erinnert sich Bruder Vieira. „Für die einheimischen Brüder war das zwar gar kein Problem, auch nicht für die Schwestern, die manchmal sogar Kinder auf dem Arm hatten und die mir peinlicherweise auch noch mein Gepäck abnahmen, aber ich hatte alle Mühe, die Balance zu halten.“

Unterstützung von unerwarteter Seite

In den 70er und 80er Jahren spielten öffentliche Diavorträge eine wichtige Rolle beim Predigen der guten Botschaft. Pataíba (Bahia) zählte lediglich 1 500 Einwohner. Es gab dort nur eine kleine Versammlung, und dennoch sahen sich 1 572 Personen die Diavorführung an. Wie kam das? Der Kreisaufseher Moacyr Soares erzählt: „Da der Königreichssaal klein war, schlug ich den Ältesten vor, den Bürgermeister um Erlaubnis zu bitten, den Marktplatz im Ortskern zu nutzen, der direkt gegenüber der katholischen Kirche lag. Mit seiner Erlaubnis entfernten wir die Stände und richteten einen Vorführungsraum her. Es war die ‚Heilige Woche‘, und um 18 Uhr, zur gleichen Zeit, zu der auch der öffentliche Vortrag beginnen sollte, würde eine große Prozession an der Kirche ihren Anfang nehmen. Die Leute aus benachbarten Ortschaften waren dazu eingeladen, und da der Ort keinen eigenen Priester hatte, sollte einer von außerhalb die Prozession anführen. Aber das Auto des Priesters hatte eine Reifenpanne, so daß er nicht rechtzeitig ankam. Infolgedessen besuchten die meisten, die wegen der Prozession gekommen waren, statt dessen den Diavortrag. Passenderweise lautete das Vortragsthema: ‚In der Zeit des Endes die vielen zur Gerechtigkeit führen‘.“

200 000 Verkündiger!

Im Januar 1987 gab es in Brasilien über 200 000 Königreichsverkündiger, und die Zahl stieg weiter schnell an. 1988 wurden 367 neue Versammlungen gegründet und im darauffolgenden Jahr 370, also durchschnittlich mehr als eine Versammlung am Tag. Mehr Verkündiger — mehr Publikationen! Man schickte daher zur Unterstützung eine dritte Rollenoffsetmaschine, die 38 000 Zeitschriften in der Stunde drucken kann. Auch die Versandabteilung mußte dringend modernisiert werden, damit dort die Tausende von Literaturbestellungen der Versammlungen erledigt werden konnten.

Man plante eine Erweiterung der Druckerei, wodurch sich der Arbeitsbereich von 27 000 auf 42 000 Quadratmeter vergrößern sollte. Der Bau begann im Dezember 1988 und wurde von einer Bethelbaumannschaft unter der fachkundigen Anleitung einiger International Servants bewältigt — alles Freiwillige.

Unterstützung durch International Servants

Man war froh, daß 35 befähigte Brüder aus dem Ausland kamen, die mithalfen, die Druckerei zu erweitern und später noch zusätzliche Wohngebäude zu errichten. Manche der Brüder und Schwestern arbeiteten einige Wochen mit, andere mehrere Monate und einige wenige über sechs Jahre. Ihre Anwesenheit war ermunternd, erbauend und dank ihrer Erfahrung auch äußerst produktiv.

Manche International Servants waren noch jung, andere bereits Großeltern. Zu den letzteren gehörten Keith Colwell und seine Frau Rae Etta, die im März 1989 als erste kamen. Sie waren schon über 50 Jahre alt. Keith sagt: „Fern von unseren zwei Töchtern und Schwiegersöhnen, unseren vier Enkeln sowie unserer Mutter und unserem Vater zu sein war nicht einfach. Mitunter kommt uns der Gedanke, heimzufahren und einfach nur noch Oma und Opa zu sein, aber solange man uns gebrauchen kann und wir die Kraft haben, sagen wir mit Freuden: ,Hier bin ich! Sende mich‘ “ (Jes. 6:8).

Darwin Harley und seine Frau Shirley dienten ebenfalls fast sechs Jahre in Brasilien. Auch sie dachten mit Sehnsucht an ihre vier Kinder und acht Enkel. Trotzdem waren sie entschlossen, Jehova in ihrem Leben an die erste Stelle zu setzen und in dieser Hinsicht ihren Kindern ein Beispiel zu geben. Als das jüngste Kind verheiratet war, war es für Darwin und Shirley keine Frage, was zu tun sei. Sie bewarben sich darum, ständig als International Servants zu dienen. Jetzt sind sie bereits über 60, und es schwingt viel Gefühl mit, wenn sie sagen: „Wir sind der leitenden Körperschaft dankbar für die Gelegenheit, Jehova auf diese besondere Weise zu dienen.“ Viele hatten Tränen in den Augen, als es für die brasilianische Bethelfamilie hieß, von all den treuen Dienern aus anderen Ländern Abschied zu nehmen. Manche kehrten in ihre Heimat zurück, andere machten sich in ihre neue Zuteilung auf.

Ein Priester lernt die Wahrheit kennen

Zu den großen Dingen, die Jehova in Brasilien getan hat, gehört die Befreiung von Menschen, die tief in der falschen Religion verwurzelt waren. Ein Zeuge Jehovas saß eines Tages im Bus neben Ademir de Oliveira, der seit zehn Jahren katholischer Priester war. Es entspann sich eine Unterhaltung über die Bedeutung des Wortes Hölle. Später dachte Ademir noch einmal über das Gespräch nach. Und durch das Lesen der Zeitschriften erfaßte er die Wahrheit.

In seiner Kirche lehrte er fortan, daß Jehova Gott ist und daß der Gebrauch von Bildern verkehrt ist. Ihm war allerdings bewußt, daß er selbst nicht das praktizierte, was er predigte. Schließlich gab es in seiner Kirche immer noch Götzenbilder. Als dann innerhalb von nur zehn Monaten sein Vater und seine Mutter starben, glaubte er schon, Gott strafe ihn, weil er erwog, die katholische Kirche zu verlassen. Bei der Beerdigung seiner Mutter wurde ihm allerdings klar, daß Jehova derjenige ist, der sie wieder zum Leben erwecken kann. 1989 besuchte er zum erstenmal eine Zusammenkunft in einem Königreichssaal, und seither tut er dies regelmäßig. Er sagte sich von der katholischen Kirche los. In dem ersten Monat als Königreichsverkündiger berichtete er 60 Stunden und gab 12 Exemplare des Buches Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben ab. Nach seiner Taufe wurde er allgemeiner Pionier, und heute dient er als Ältester in Jundiaí (São Paulo).

Antworten auf die Fragen junger Leute

Junge Leute benötigen Unterstützung, um Jehova auf annehmbare Weise dienen zu können (Pred. 12:1). Auf den Bezirkskongressen „Gottergebenheit“, die 1989 stattfanden, erhielten sie ein praktisches Hilfsmittel. Ein 15jähriges Mädchen schreibt: „Zu Beginn wurde bekanntgemacht, daß alle jungen Leute zwischen 10 und 19 Jahren vorn im Saal Platz nehmen sollten. Wir waren alle ganz aufgeregt und fragten uns, was da wohl käme. Am Ende des Programms gab der Redner nach einer begeisterten Ansprache bekannt, jeder Jugendliche bekomme ein Geschenk: Ein Buch mit dem Titel Fragen junger Leute — Praktische Antworten. War das aufregend! Ich hätte vor Freude heulen können. Das war genau das, was wir brauchten. Seitdem schlage ich oft in dem Buch nach, wenn ich Rat brauche. Mit diesem wertvollen Geschenk Jehovas sind wir gut ausgerüstet, um dem Druck dieses Systems begegnen zu können.“ Auf den 108 Kongressen, die im ganzen Land stattfanden, wurden über 70 000 Bücher an die jungen Brüder und Schwestern verteilt.

Schätzungsweise 35 Prozent derer, die in Brasilien die Versammlungszusammenkünfte besuchen, sind junge Leute. Tag für Tag sind sie dem schlechten Einfluß der materialistischen, unmoralischen Welt ausgesetzt. Sie stehen vor der Herausforderung, zweierlei unter einen Hut zu bringen: die Schulbildung, die sie auf das Leben als Erwachsene vorbereitet, und die lebenswichtige biblische Bildung, die sie darauf vorbereiten kann, in Gottes gerechte neue Welt hinüberzuleben. Den meisten gelingt das gut. Viele sind in ihrer Schulzeit sogar Hilfspioniere, und sobald sie die Schule abgeschlossen haben, bewerben sie sich um den allgemeinen Pionierdienst. Andere betrachten die Schule als ihr persönliches Gebiet und nutzen alle Gelegenheiten, die sich ihnen dort zum Zeugnisgeben bieten.

Als ein Zeuge in Minas Gerais eine Schule aufsuchte und mit einer Lehrerin sprach, erzählte sie ihm: „Ich hatte zwei Mädchen im Alter von 9 und 11 Jahren in meiner Klasse. Mir fiel auf, daß sie sich von allen anderen Schülern unterschieden. Während unserer Gebete standen sie zwar wie die anderen ruhig da, sprachen aber die Gebete nicht nach. Als ich sie fragte, ob sie nicht wüßten, wie man betet, oder ob ihnen das peinlich sei, erklärten sie mir, Jehova Gott würde sich ständig wiederholende Gebete nicht erhören, und sie hätten während unserer Gebete im stillen für sich gebetet. Ich fragte sie, wie sie denn beteten. Die ältere der beiden sagte zu mir: ,Bitte beugen Sie den Kopf.‘ Und dann betete sie. Sie dankte Jehova für ihre Eltern, ihr Essen, ihre Lehrerin, und sie betete sogar für die Gesundheit ihrer Mutter, die sie die Wahrheit aus der Bibel lehrte. Ich konnte meine Tränen kaum zurückhalten und mußte zur Toilette laufen, wo ich weinte.“ Beim Rückbesuch erfuhr der Verkündiger, daß die Familie der Mädchen weggezogen war, weil es an dem Ort, wo die Lehrerin unterrichtete, keinen Königreichssaal gab. „Ich vermisse sie sehr“, sagte die Lehrerin noch zum Schluß.

Die Macht der Wahrheit, zu verändern

Gottes Wort kann das Leben eines Menschen stark verändern. Zum Beispiel werden Menschen von der Versklavung der Dämonen befreit. Das war bei einem jungen Mann in São Paulo der Fall, dessen Angehörige Spiritismus ausübten. Schon als 13jähriger arbeitete er in einem Macumba-Kulthaus, das viele aufsuchten, um sich bei allen möglichen Problemen helfen zu lassen — Probleme mit der Familie, der Gesundheit, der Arbeit oder der Partnerschaft. Bei nächtlichen Ritualen auf Friedhöfen wurden Kräutermixturen verwendet und Tiere wie Frösche, Hühner und Ziegen geopfert. Manchmal wurden Menschengebeine verwandt, die man von Friedhöfen gestohlen hatte. Im Alter von 19 Jahren hatte der junge Mann 1990 seinen ersten Kontakt mit Zeugen Jehovas. Als ihm klar wurde, daß das, was er von ihnen lernte, die Wahrheit war, rief er die 11 Geistermedien zusammen, die unter seiner Leitung arbeiteten, und sagte ihnen, die Bibel mißbillige spiritistische Praktiken. Um selbst den Angriffen der Dämonen zu entkommen, verbrannte er alle seine spiritistischen Gegenstände. Nach einem fünfmonatigen Bibelstudium wurde er ein Verkündiger, und im ersten Predigtdienstmonat berichtete er 12 Bibelstudien (Apg. 19:19, 20). Die meisten, mit denen er studierte, waren Leute aus seiner Umgebung, die ihn als macumbeiro (Macumba-Meister) kannten. Nach seiner Taufe diente er als Hilfspionier, dann als allgemeiner Pionier und später als Mitglied der brasilianischen Bethelfamilie.

Auch das Leben eines Mannes, der 20 Jahre lang aktiv am Karneval teilgenommen hatte, wurde tiefgreifend berührt. Er hatte für seine Arbeit bei berühmten Karnevalbällen in Rio de Janeiro schon Preise erhalten. Das Trinken, das Glücksspiel und der Kontakt zu durch und durch unmoralischen Menschen bildeten einen festen Bestandteil seines Lebens. Als er die Wahrheit kennenlernte, änderte er seine Lebensweise vollständig. Jetzt ist er ein Dienstamtgehilfe, und seine Talente setzt er beim Dekorieren der Bühne für Kongresse ein.

Ein anderer junger Mann aus Rio de Janeiro hatte sich ganz dem Fußball verschrieben. Er gehörte einer Gruppe von Stimmungs- und Krawallmachern eines Fanklubs an, die brutal die Fans der gegnerischen Mannschaft angriff. Ins Fußballstadion ging er gewöhnlich mit einem Revolver oder einer selbstgebastelten Bombe. Bei fast jedem Spiel war er in Kämpfe mit der gegnerischen Gruppe und der Polizei verwickelt. Dann begann ein ehemaliger Mitschüler, ein Zeuge Jehovas, mit ihm die Bibel zu studieren. Er kam so weit, daß er begriff, wer seine wahren Freunde waren und wer sein größter Feind. Er nahm die biblische Wahrheit an, änderte seine Persönlichkeit und ließ sich taufen.

Pedro war ein junger Mann aus São Paulo, der auch zu Gewalttaten neigte. Er übte eine Kampfsportart aus, die man capoeira nennt (eine Technik bei gewalttätigen Angriffen), und trug gern Feuerwaffen bei sich. Der athletisch gebaute 2-Meter-Mann war ständig in Kämpfe verwickelt. Eines Tages erklärte er sich aber mit einem Bibelstudium einverstanden. Nachdem er eine biblische Ansprache im Königreichssaal gehört hatte, war ihm bewußt, daß er in seinem Leben große Änderungen vornehmen müßte. Er vernichtete seine Waffen und machte so weit Fortschritte, daß er sich taufen lassen konnte. Seitdem hat er zehn seiner Angehörigen geholfen, mit ihm gemeinsam Jehova zu dienen.

Kann die Wahrheit einem Menschen helfen, Schüchternheit zu überwinden? Bei einer jungen Frau in São Paulo war das der Fall. Als sie zum erstenmal die biblische Botschaft hörte, konnte sie darüber nur staunen. Doch der Besuch der Zusammenkünfte und das Predigen der guten Botschaft in der Öffentlichkeit waren für sie riesengroße Hindernisse. Wieso? Weil sie schüchtern war und davor zurückschreckte, etwas gegen den Willen ihres Mannes zu tun. Aber sie dachte immer wieder an Texte wie Matthäus 10:37 und brachte schließlich den Mut auf, sich am Predigtdienst zu beteiligen. Sie wollte Jehova gefallen, doch mußte sie oft unter Tränen gegen den starken Drang ankämpfen, aufzuhören und nach Hause zu gehen. Schließlich fiel ihr das Zeugnisgeben leichter und machte ihr sogar Freude. Durch ihr Ausharren erkannten ihre Mutter, fünf Brüder und ihr Mann die Wahrheit.

Mit steigender Inflation fertig werden

Eines der größten Probleme der 80er Jahre war die galoppierende Inflation. Trotz verschiedener Wirtschaftspläne stieg die Inflation unaufhörlich und erreichte zwischen Mai 1989 und April 1990 eine Rate von 6 584 Prozent. In manchen Monaten stiegen die Preise täglich um fast 3 Prozent. Um ein und denselben Artikel zu kaufen, brauchte man am Monatsende fast doppelt soviel Geld wie am Monatsanfang. Die Regierung ließ vom März 1990 an 18 Monate lang alle Bankkonten einfrieren, um die Situation in den Griff zu bekommen. Sie mußte auch mehr als einmal mehrere Nullen von den Geldscheinen streichen und neue drucken lassen.

Das Problem der Inflation war natürlich nicht neu, aber was sich 1990 abspielte, war absolut extrem. Glücklicherweise hatte man im Zweigbüro genügend Papier und auch andere Druckutensilien auf Lager. Man kaufte nur das Allernötigste ein, alles andere wurde auf später verschoben. Die 800 Mitglieder der Bethelfamilie waren damit einverstanden, eine Zeitlang auf ihr monatliches Taschengeld zu verzichten. Es war auch ermutigend, daß das Büro der Gesellschaft viele Telefonanrufe und Briefe von Brüdern erhielt, die Spenden und Darlehen anboten, um das Werk aufrechtzuerhalten. Nach einigen Monaten hob die Regierung, soweit es gemeinnützige Organisationen betraf, die Einschränkungen wieder auf. Damit war für die Gesellschaft die Krise zu Ende.

In dieser schwierigen Zeit blieben die Brüder eifrig im Predigtdienst tätig. Sie verwendeten ihre Zeit, ihr Geld und ihre Kraft weise. Viele zeigten echte Wertschätzung für den biblischen Rat, zuerst das Königreich zu suchen (Mat. 6:33). Demzufolge waren im Verlauf des Jahres 1990 neue Höchstzahlen an Verkündigern, Pionieren und bei der Literaturabgabe zu verzeichnen. Die 11prozentige Zunahme an Verkündigern in jenem Jahr ist seither nicht übertroffen worden.

Als die Bankkonten eingefroren waren, hatte die Versammlung Floresta in Joinvile (Santa Catarina) für den Bau eines Königreichssaales umgerechnet 100 000 Dollar auf der Bank. Man schob den Bau zwar auf, aber die Spenden, die eingingen, ermöglichten es, den neuen Saal sogar ohne das Geld von der Bank zu bauen. Als das Geld schließlich freigegeben wurde, war die Versammlung in der Lage, ein an den Königreichssaal angrenzendes Stück Land für Parkplätze zu kaufen und auch noch einer anderen Versammlung beim Saalbau unter die Arme zu greifen.

Lernen, die Bibel mit Verständnis zu lesen

Der Psalmist sagte, daß ein glücklicher Mensch „seine Lust hat an dem Gesetz Jehovas und mit gedämpfter Stimme in seinem Gesetz liest Tag und Nacht“ (Ps. 1:2). Es gibt jedoch viele Menschen, die nie die Gelegenheit hatten, die Schule zu besuchen, um lesen zu lernen. Könnte man ihnen dazu verhelfen, die Freude zu erleben, die der Psalmist erwähnte? Ab 1958 wurden in Königreichssälen besondere Kurse abgehalten, um denen zu helfen, die weder lesen noch schreiben konnten. 1970 wurde ein weiterer Schritt in dieser Richtung unternommen, als die Broschüre Learn to Read and Write (Lerne lesen und schreiben) in Portugiesisch herausgegeben wurde. Bis heute ist mehr als 20 000 Menschen geholfen worden, lesen und schreiben zu lernen, darunter auch vielen, die keine Zeugen waren.

Der Nutzen dieser Kurse wird auch von manchen Außenstehenden gesehen und geschätzt. In São Paulo bedankte sich ein ungläubiger Ehemann bei der Ortsversammlung für das, was getan worden war, um seiner Frau das Lesen beizubringen. Der Polizeichef von Ferros (Minas Gerais) war voll des Lobes über das Lehrwerk im dortigen Gefängnis. In einem Brief an die Gesellschaft schrieb er: „Die Zeugen Jehovas haben in jeder Beziehung, sei es in geistiger oder in materieller Hinsicht, mit dem Polizeichef zusammengearbeitet, wenn es darum ging, Gefangenen das Lesen beizubringen. Wie ein feiner Sprühregen, der zwar lautlos niedergeht, aber Flüsse zum Überlaufen bringen kann, so haben sie viel getan, um Gefangene wieder in die Gesellschaft einzugliedern.“

Natürlich liegt der größte Wert des Lesens darin, Freude an Gottes Wort zu finden und anderen davon zu erzählen. Genau das macht eine 74jährige Zeugin in Rio de Janeiro, die aus dem Kurs für Analphabeten Nutzen zog und bis heute viele Menschen in ihrer Umgebung die Wahrheit lehren konnte.

Als die Broschüre Learn to Read and Write freigegeben wurde, wurden die Verkündiger ermuntert, sie bei Studien mit Interessierten zu verwenden, die diesbezüglich Hilfe benötigten. Sonia Springate, die als Missionarin in Curitiba (Paraná) tätig war, bat einmal eine Frau, der sie Zeugnis gab, Offenbarung 21:4 vorzulesen. Die Frau zögerte und sagte dann: „Nein, lesen Sie.“ Als Sonia bei der Frau einen Rückbesuch machte, fand sie heraus, daß diese nicht lesen konnte. Obwohl die Frau sich um vier Kinder kümmern mußte und dementsprechend beschäftigt war, wurde mit ihr ein Studium an Hand der Broschüre Learn to Read and Write durchgeführt. Zuerst war sie entmutigt, aber mit viel Zuspruch hielt sie durch und konnte innerhalb eines Jahres lesen. Heute sind sie und ihr Mann getaufte Zeugen Jehovas, und die Kinder machen in der Wahrheit Fortschritte.

Manche konnten zwar bereits lesen, aber es mußte ihnen noch geholfen werden, das Gelesene besser zu verstehen. Deshalb organisierten 1990 einige Versammlungen Lese- und Konversationskurse für Fortgeschrittene. Diese Art der Unterstützung wird jetzt nahezu 6 000 Zeugen geboten, und die Ergebnisse sind positiv. Eine Schwester in Rio de Janeiro benötigte zu Beginn des Kurses ungefähr zwei Stunden, um den Stoff für das Versammlungsbuchstudium zu lesen und zu verstehen. Nach einem zweimonatigen Kursus schaffte sie es in 20 Minuten.

Besondere Zeitschriftenverbreitung

Ganz oben auf der Liste des Lesestoffs steht für Zeugen Jehovas Der Wachtturm, der den Menschen, die die Wahrheit lieben, zu einem Verständnis der Bibel verhelfen soll. Durch ihn wird Jehova Gott als der Souveräne Herr des Universums verherrlicht und gezeigt, wie Gottes Königreich die Probleme der Menschen lösen wird. Die Begleitzeitschrift Erwachet! weist auf die tiefere Bedeutung der gegenwärtigen Geschehnisse hin und stärkt das Vertrauen in die Verheißung des Schöpfers, eine neue Welt herbeizuführen, in der Frieden und Sicherheit herrschen. Jehovas Zeugen sind eifrig bemüht, diesen wertvollen Aufschluß anderen zu vermitteln. Um die Zeitschriftenverbreitung zu steigern und Neue, die die Voraussetzungen für den Dienst erfüllen, dazu zu ermuntern, wurde für den 1. Mai 1990, einen Feiertag, ein besonderer Zeitschriftentag angesetzt. Den Versammlungen wurde empfohlen, für den Vormittag, den Nachmittag und den Abend Predigtdienst vorzusehen, und den Familien wurde nahegelegt, sich an diesem Tag gemeinsam am Dienst zu beteiligen.

Die Resonanz war großartig! Zum Beispiel waren von den 125 Verkündigern einer Versammlung in Rio de Janeiro 121 vormittags und 118 nachmittags im Dienst. Es wurde in dem Monat eine neue Höchstzahl von 288 107 Verkündigern erreicht, und wie Berichte zeigen, wurden an diesem e i n e n Tag über 500 000 Zeitschriften abgegeben. Seither hat man weitere besondere Zeitschriftentage angesetzt, die ebenfalls ein Erfolg waren.

Bezirkskongresse „Reine Sprache“

Kongresse sind Meilensteine im Leben der Zeugen Jehovas, und an manche denkt man noch lange zurück. Solch ein Kongreß fand im August 1990 in São Paulo statt. Am letzten Tag dieses Bezirkskongresses „Reine Sprache“ verfolgten mehr als 134 000 Personen — 86 186 im Morumbi-Stadion und 48 220 im Pacaembu-Stadion — den öffentlichen Vortrag, der zeitgleich von zwei Rednern gehalten wurde. Zwei Brüder von der leitenden Körperschaft, C. W. Barber und A. D. Schroeder, sowie 2 350 ausländische Delegierte aus 14 Ländern waren gekommen.

Am Ende der Schlußansprache winkten sich die Delegierten in beiden Stadien mit Taschentüchern und Schals zu. Tief bewegt von dem, was sie sahen, weinten viele Anwesende Freudentränen. Wie dankbar die brasilianischen Zeugen waren, daß ihre Glaubensbrüder und -schwestern aus anderen Ländern gekommen waren und gemeinsam mit ihnen dieses große Ereignis erlebten!

Die große Liebe, die unter Jehovas Dienern herrscht, ist ein wesentlicher Faktor, der aufrichtigen Menschen hilft, die Wahrheit zu erkennen (Joh. 13:35). Wie zum Beispiel bei einem jungen Mann und seiner Schwester: Sie waren dagegen, daß ihre verwitwete Mutter mit Zeugen Jehovas die Bibel studierte. Ein Ältester besuchte sie und lud sie für den Sonntag nachmittag zu dem Kongreß in São Paulo ein. Er holte sie früh ab, da er seinen Verpflichtungen als freiwilliger Helfer im Stadion nachkommen wollte. Die beiden waren tief beeindruckt. Sie äußerten sich lobend über die Ordentlichkeit und die Sauberkeit im Stadion, über die Art, wie alles organisiert war, und besonders über die Liebe, die den Delegierten am Ende erwiesen wurde. Sie willigten in ein Bibelstudium ein, machten gute Fortschritte und ließen sich gemeinsam mit ihrer Mutter taufen. Heute ist der junge Mann ein Dienstamtgehilfe.

Krankenhaus-Verbindungskomitees

Jeder Zeuge Jehovas, ob er sich erst vor kurzem hat taufen lassen oder ob er schon erfahrener ist, weiß um das wichtige Erfordernis für einen Christen, nämlich sich von Blut jeder Art zu enthalten (1. Mo. 9:3, 4; Apg. 21:25). 1984 wurden Komitees aus erfahrenen Ältesten gebildet, die Ärzte interviewen und jene erfassen sollten, die die Entscheidung eines Patienten, eine Bluttransfusion abzulehnen, respektierten. Diese Vorkehrung erhielt 1991 Auftrieb, als ein internationales Seminar für die Krankenhaus-Verbindungskomitees (KVKs) in São Paulo stattfand. Eugene Rosam und Fred Rusk vom Krankenhausinformationsdienst in Brooklyn (New York, USA) waren anwesend. An dem Seminar nahmen auch 700 weitere Brüder teil, zu denen Ärzte, Rechtsanwälte und Mitglieder der KVKs gehörten.

Das Seminar machte deutlich, daß viel Arbeit auf die Komitees zukam. Sie sollten reorganisiert und ihre Mitglieder für Präsentationen vor Ärzten und medizinischem Personal geschult werden, wobei sie unseren Standpunkt zur Verwendung von Blut erläutern und wissenschaftliche Abhandlungen über eine medizinische Behandlung ohne Blut anbieten würden. Erklärtes Ziel der Komiteemitglieder in ihrem Verhältnis zur Ärzteschaft war: „Kommunikation und Kooperation statt Konfrontation.“ Nach der Reorganisation hatte sich die Zahl der Komitees von 200 Komitees mit 1 200 Mitgliedern auf 64 mit ungefähr 350 Mitgliedern reduziert. Weniger, aber besser ausgerüstete Komitees in Städten mit großen medizinischen Zentren waren das Ergebnis.

Im Oktober 1992 bot sich auf dem XXII. Internationalen Kongreß zum Thema Bluttransfusion in São Paulo die Gelegenheit für eine Präsentation vor 1 300 Ärzten aus mehr als 100 Ländern. Mit der Genehmigung der Kongreßorganisatoren hängte Schwester Zelita da Silva Souza, eine Hämatologin, ein Plakat mit einer Liste von 65 medizinischen Alternativen zur Bluttransfusion auf. Pedro Catardo und Sergio Antão vom Bethel berichten: „Anfangs waren wir ein wenig besorgt darüber, wie man uns wohl aufnehmen würde, aber die Reaktion der mehr als 500 Ärzte, mit denen wir persönlich Kontakt aufgenommen hatten, war ausgesprochen günstig. Einer der Hauptreferenten bei dem Kongreß las sich das Plakat und die ausgelegten Artikel aufmerksam durch. Später äußerte er in einem Vortrag, den er im großen Auditorium hielt, seine Bewunderung für die wertvollen Informationen, die man ,von unerwarteter Seite — von den Zeugen Jehovas‘ — erhalten hatte.“

In den darauffolgenden Monaten gab es Präsentationen vor 20 Regionalen Medizinalkollegien, von denen mehrere empfahlen, daß sich Ärzte bei Problemen, die in Verbindung mit dem Blut entstehen, an das örtliche KVK wenden sollten. In den letzten 4 Jahren erfolgten mehr als 600 solche Präsentationen, und auf der Liste stehen nun mehr als 1 900 Ärzte, die unseren Standpunkt respektieren.

Interessanterweise haben Ärzte in Brasilien, die sich der Vorteile der medizinischen Alternativen zur Bluttransfusion bewußt sind, selbst Seminare veranstaltet, um die Angelegenheit mit anderen Medizinern zu diskutieren. Einige unserer Brüder, die Ärzte sind oder den KVKs angehören, wurden dazu eingeladen. Zuerst fand ein solches Seminar in Rio de Janeiro statt, danach auch in anderen Städten. Später brachte das Regionale Medizinalkollegium von Rio de Janeiro eine Erklärung heraus, in der es Alternativen zur Behandlung mit Blut empfahl.

„Dieses Gebet werde ich nie vergessen!“

Die KVKs sind kranken Brüdern und deren Angehörigen eine große Hilfe. Alaide Defendi, eine Sonderpionierin, erinnert sich: „Meine Schwester wurde im Februar 1992 bei einem Verkehrsunfall in Curitiba (Paraná) verletzt. Der Arzt behauptete, ihr Leben hinge von einer Bluttransfusion ab. Ich rief das KVK an, und innerhalb von 15 Minuten trafen 3 Brüder in Anzug und Krawatte und mit Aktentasche unterm Arm im Krankenhaus ein und überreichten dem Arzt ihre Visitenkarten.“

Man leitete den Transfer der Patientin in ein 40 Kilometer entfernt liegendes Krankenhaus ein. Die Behandlung mit Erythropoetin, einem synthetischen Hormon, das die Produktion der roten Blutkörperchen im Knochenmark beschleunigt, wird von manchen, die eine Bluttransfusion ablehnen, akzeptiert, aber der Arzt sagte, dieses Mittel sei in Brasilien nicht verfügbar. Doch die Brüder kontaktierten jemand vom KVK in São Paulo, der das Mittel noch am gleichen Tag mit dem Flugzeug schickte. Schwester Defendi sagt abschließend: „Als der Zustand meiner Schwester sehr ernst war, blieb ein Bruder vom KVK den ganzen Tag im Krankenhaus, und in einem kritischen Moment nahm er mich beiseite und sagte: ,Laß uns zu Jehova beten.‘ Dieses Gebet werde ich nie vergessen.“

Ein Besuch in den Slums an den Berghängen Rios

Zeugen Jehovas haben den Ruf, Menschen zu sein, die Gott wirklich ergeben sind. Deshalb ist es den Brüdern, die in Rio de Janeiro in Gebieten wohnen, die völlig vom Drogenhandel beherrscht werden, möglich, dort weiter ihren Dienst zu verrichten. Es gibt in diesen Gegenden mehrere Versammlungen, und, wie ein Ältester sich ausdrückte, je mehr sie dort predigen, um so besser ist es. Die Drogenhändler kennen sie dann und lassen sie in Ruhe. An manchen Hängen leben über 200 000 Einwohner in Elendsvierteln. Bei weitem die meisten haben nichts mit Drogen zu tun, doch ihre finanziellen Mittel erlauben ihnen nicht, woanders zu wohnen.

Ein Ältester aus einem anderen Stadtteil fuhr in ein Elendsviertel, um in einer der Versammlungen dort einen Vortrag zu halten. Als er sein Auto vor dem Königreichssaal parkte, tauchten zwei bewaffnete Jugendliche auf, die ihn fragten, wer er sei. Als er sich als Zeuge Jehovas zu erkennen gab und sagte, daß er gekommen sei, um einen biblischen Vortrag zu halten, ließen sie ihn gehen und meinten, er brauche sich um sein Auto keine Sorgen zu machen, denn man würde es nicht anrühren.

Francisco Duarte, ein Kreisaufseher, erzählt: „Einmal kamen die Drogenhändler am Ende einer Zusammenkunft zum Königreichssaal, um die Brüder zu warnen, weil es gleich eine Schießerei geben werde. Meine Frau und ich waren etwas ängstlich, aber die Verkündiger unterhielten sich trotz der Schüsse, die man hörte, ganz normal weiter. Nach einer Weile kehrten die Händler zurück und sagten uns, daß wir den Saal verlassen könnten, da die Schießerei vorüber sei.“

Niemand, der außerhalb der Slums wohnt, sollte sie ohne eine aus dem Viertel stammende Begleitperson betreten. Auch ist es unbedingt ratsam, sich so zu kleiden, daß man nicht Diebe auf sich aufmerksam macht. Bruder Duarte wurde, obwohl er sich in Begleitung eines einheimischen Verkündigers befand, von einem Mann angehalten, der seine Uhr sehen wollte. „Zuerst dachte ich, es sei ein Überfall“, erinnert sich Bruder Duarte, „aber der Mann sagte weiter: ,Ich weiß, du bist der neue Kreisaufseher, aber wenn du weiter diese vergoldete Uhr trägst, wird sie von jemandem gestohlen, der denkt, sie sei echt Gold. Nimm meine Uhr, und steck deine in die Tasche.‘ Es war ein Bruder. Das lehrte mich, vorsichtiger zu sein.“

Ein Jugendlicher, der einer Bande von Drogenhändlern angehörte, begann, die Bibel zu studieren, und stellte fest, daß er seine Beschäftigung wechseln müßte. Aber wie? Er wußte genau, daß die Bande jeden Aussteiger umbrachte — aus Sicherheitsgründen, denn die Bandengeheimnisse sollten auf diese Weise gewahrt bleiben. Trotzdem nahm der Jugendliche all seinen Mut zusammen, betete zu Jehova und machte sich auf, um mit dem Bandenführer zu reden. Der Jugendliche erklärte ihm, er studiere mit Zeugen Jehovas die Bibel, las einige Bibeltexte vor und sagte, er könne nicht länger in der Bande bleiben. Es stellte sich heraus, daß der Bandenchef selbst schon einmal die Bibel studiert hatte. Man ließ den Jugendlichen ohne Vergeltungsmaßnahmen ziehen, und jetzt ist er ein eifriger Verkündiger in der Versammlung.

300 000 Verkündiger!

Je mehr Neue sich den Versammlungen anschlossen, desto mehr Literatur wurde für das biblische Bildungsprogramm benötigt. Die Druckerei war bereits erweitert worden, aber man brauchte noch mehr Räumlichkeiten, um die Bethelfamilie unterzubringen, die Freiwilligen, die im Zweigbüro arbeiten. Einige junge Brüder waren in Schlafsälen mit jeweils mehr als 20 Betten untergebracht. Deshalb begann man 1990 mit dem Bau eines Wirtschaftsgebäudes und 8 zusätzlicher Wohngebäude mit insgesamt 384 Zimmern. Der Speisesaal wurde so weit vergrößert, daß er 1 500 Personen Platz bot.

Zu diesem Bauprojekt kamen über 1 000 Freiwillige aus allen Teilen des Landes. Manche blieben ein paar Wochen, andere einige Monate. Viele waren Fachleute. (Etwa 130 von ihnen wurden später ständige Bethelmitarbeiter.) Aus dem über 2 000(!) Kilometer entfernt liegenden Feira de Santana (Bahia) kam eine Gruppe von 23 Brüdern aus 12 Versammlungen angereist. Sie hatten einen Bus gemietet und waren 40 Stunden unterwegs gewesen, um eine Woche lang mitzuhelfen. Aus anderen Ländern reisten 35 erfahrene Brüder an, um ebenfalls mitzuarbeiten. Äußerst wertvoll war auch der Wochenendeinsatz von Hunderten von Brüdern und Schwestern, die aus den Versammlungen in der Nähe des Bethels kamen.

Im Jahr 1991 überschritt die Verkündigerhöchstzahl die 300 000. Das war eine Zunahme von 100 000 Verkündigern in nur 4 Jahren! Die erweiterten Zweigeinrichtungen wurden dringend gebraucht.

„Sie sind wirklich schnell!“

Der Fortschritt im Werk des Jüngermachens erforderte auch mehr Anbetungsstätten. In den letzten Jahren hatte man an folgenden Orten Kongreßsäle errichtet: Salvador (Bahia), Duque de Caxias (Rio de Janeiro), Ribeirão Pires (Cosmópolis), Sertãozinho (São Paulo) und Betim (Minas Gerais). Der größte Kongreßsaal des Landes befindet sich in der Nähe von Vargem Grande Paulista (São Paulo). Im Oktober 1992 war der Bau vollendet. Kurz darauf wurde ein weiterer Saal mit 4 000 Sitzplätzen in Queimados (Rio de Janeiro) fertiggestellt. Im September 1993 wurden zur gleichen Zeit fünf weitere Kongreßsäle der Bestimmung übergeben, und zwar in Fortaleza (Ceará), Itaboraí (Rio de Janeiro), Quatro Barras (Paraná), Recife (Pernambuco) und in Sapucaia do Sul (Rio Grande do Sul). Derzeit werden 16 Kongreßsäle benutzt, und 5 weitere befinden sich noch in der Planung.

Um für den großen Zustrom von schafähnlichen Menschen sorgen zu können, die dem biblischen Gebot gehorchen, das Zusammenkommen nicht aufzugeben, werden immer mehr Königreichssäle benötigt (Heb. 10:23-25). Nur ein Drittel der Versammlungen in Brasilien haben eine eigene Zusammenkunftsstätte, und es werden weit mehr Versammlungen gegründet, als Königreichssäle gebaut werden können. Außerdem dauerte es durchschnittlich 3 Jahre, bis ein neuer Königreichssaal fertiggestellt war. Deshalb begann man 1987 mit der Gründung regionaler Baukomitees, bestehend aus Ältesten mit Erfahrung in der Bautätigkeit, die den Ältestenschaften der Versammlungen Hilfe leisten konnten. Auch das Planungsbüro im Bethel sorgte für praktische Vorschläge.

Ein weiterer bedeutsamer Schritt wurde 1992 unternommen, als man begann, die Königreichssäle in Schnellbauweise zu errichten. Der erste Bau war der in Agudos (São Paulo), bei dem 200 freiwillige Helfer und ein Team von 25 Bethelmitarbeitern mitwirkten. Man baute 3 Wochen, aber seither wurde die Bauzeit für ein solches Gebäude auf nur 16 Tage reduziert. Im Dienstjahr 1995 wurden insgesamt 129 neue Königreichssäle gebaut und der ihnen von Jehova zugedachten Bestimmung übergeben.

Beobachter sind immer wieder erstaunt über die Schnelligkeit, mit der gebaut wird. Am Ende der ersten Woche der Arbeiten beim Königreichssaalbau war ein Arbeiter der Glaserei, die die Fensterscheiben liefern sollte, sehr verblüfft, weil die Brüder darauf bestanden, daß er schon am darauffolgenden Mittwoch wiederkommen und die Scheiben einsetzen sollte. „Sie müssen sich täuschen“, sagte er. „Nächste Woche haben Sie doch noch nicht einmal die Wände hochgezogen, geschweige denn alles fertig, um die Fensterscheiben einzusetzen.“ Er kam am Mittwoch wieder, allerdings ohne Fensterscheiben. Als er die verputzten Mauern mit dem Dach darauf und den eingebauten Fensterrahmen sah — alles in weniger als einer Woche —, brauchte er geschlagene 5 Minuten, bis er von seinem Lkw herunterkam. Er mußte zugeben: „Sie sind wirklich schnell!“ Dann fuhr er los, um die Fensterscheiben zu holen.

Ein Mann, der in der Nähe der Baustelle eines Königreichssaales wohnte, bewunderte die Schnelligkeit, mit der gebaut wurde, und fragte: „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Erst müssen Sie mit uns die Bibel studieren“, lautete die Antwort. Schon am nächsten Tag wurde ein Bibelstudium mit ihm begonnen.

Hände, die von der Botschaft erzählen

Bei all dem rapiden Wachstum hat man Blinde und Gehörlose nicht übersehen. Man schenkte auch ihren Bedürfnissen Aufmerksamkeit, was zu hervorragenden Ergebnissen geführt hat. 1992 wurde das 336seitige Buch Sign Language (Gebärdensprache) in Portugiesisch gedruckt, um Gehörlosen die Gebärdensprache beizubringen. Das Buch vereinheitlicht die Gebärden, die von Zeugen Jehovas in Brasilien verwendet werden; Gebärden, die sich auf babylonisches Gedankengut stützen, sind darin nicht aufgenommen worden. Als Beispiel könnte man die Handbewegung nennen, mit der man etwas besprengt und die natürlich nicht den richtigen Sinn der christlichen Wassertaufe vermittelt.

Die erste Versammlung für Gehörlose und Schwerhörige wurde 1982 in Rio de Janeiro gegründet. Jetzt gibt es 6 solche Versammlungen und 50 kleinere Gruppen in verschiedenen Städten. 1994 gab es auf 18 Kongressen einen Sektor für Gehörlose. In einigen Fällen wurden auch die Rollen der am Drama beteiligten Personen übersetzt. Als 1996 brasilianische Zeugen, die gehörlos sind, die gesamte Broschüre Was erwartet Gott von uns? in Gebärdensprache auf Video erhielten, sah man strahlende Gesichter und auch Freudentränen. Da viele Gehörlose, die nicht lesen, die Gebärdensprache beherrschen, wird sich dieses Video als sehr wirkungsvoll erweisen.

Die Willigkeit der Brüder, die als Älteste, Dienstamtgehilfen und Pioniere in diesen Versammlungen tätig sind, ist sehr zu loben. Die Gebärdensprache zu erlernen ist zwar zeitaufwendig, anstrengend und erfordert Beharrlichkeit, aber es lohnt sich.

„Sie ermunterte mich, ohne mich zu sehen, mich zu hören oder mit mir zu sprechen.“ Das ist das, was jeder, der Rosemary Varella kennt, gewöhnlich über sie sagt. Diese taubblinde Schwester diente in den letzten 3 Jahren als Hilfspionier. Sie kam taub zur Welt und lernte demzufolge auch nicht sprechen. Sie verlor allmählich das Augenlicht und ist jetzt praktisch blind. Sie drückt sich in der Gebärdensprache aus und erkennt die Gebärden anderer taktil.

Schon bevor Rosemary die Wahrheit kennenlernte, hatte sie ihre Sehkraft verloren, wodurch der Gedankenaustausch mit ihrem Mann schwer gelitten hatte. Sie war so verzweifelt gewesen, daß sie an Selbstmord gedacht hatte. Zu jener Zeit wurde sie von Nilza Carvalho besucht, einer jungen Pionierin, die die Gebärdensprache konnte. Als Rosemary von Gottes Verheißung erfuhr, Menschen mit allen Arten von Gebrechen zu heilen, war sie mit einem Bibelstudium einverstanden (Jes. 35:5). Sie besuchte schon bald die Zusammenkünfte der Gehörlosenversammlung in São Paulo. Man sorgte dafür, daß in den Zusammenkünften immer ein Übersetzer neben ihr saß, der ihr das, was auf der Bühne ausgedrückt wurde, taktil in die Hand übersetzte. Später war auch ihr Mann mit einem Bibelstudium einverstanden. Er gab das Rauchen auf, und beide ließen sich im Februar 1992 taufen. Schon kurz nach der Taufe wurden sie ständige Hilfspioniere. Rosemary hat bis zu 20 Bibelstudien mit Gehörlosen durchgeführt und ist dabei auch noch ihren Haushaltspflichten nachgekommen.

Um Sehgeschädigten zu helfen, begann die Gesellschaft im Jahr 1980, Publikationen in der portugiesischen Brailleschrift (Stufe 1) zu veröffentlichen. Heute sind viele Publikationen der Gesellschaft, auch die Bibel und Der Wachtturm, in Brailleschrift erhältlich. Die Gesamtausgabe der Bibel in der portugiesischen Brailleschrift umfaßt 84 Bände — nicht gerade eine Taschenausgabe! Auch wurde ein Handbuch geschrieben, um denen zu helfen, die Blindenschrift lernen möchten. Aus Statistiken geht hervor, daß es in Brasilien über eine Million Sehgeschädigte gibt.

Dürre im Nordosten

Im Nordosten Brasiliens hat man zwar ständig mit Dürren zu kämpfen, aber 1993 spitzte sich die Lage dramatisch zu. In einigen Gegenden hatte es zwei Jahre lang nicht geregnet. Besonders stark betroffen waren die Bewohner ländlicher Gebiete, die auf ihre Ernteerträge angewiesen waren. In Mumbaba (Ceará) standen Menschen Tag und Nacht an, um Wasser aus der einzigen Quelle zu holen, die es noch gab. Vielerorts kam es wegen der Dürre zu Plünderungen von Märkten und Supermärkten. Die Versammlungen in São Paulo, Rio de Janeiro und Curitiba, die genauso freigebig wie ihre Glaubensbrüder in Philippi im ersten Jahrhundert waren, schickten vier große Lkws, beladen mit Lebensmitteln, Kleidung und Schuhen, um den Brüdern in dieser Region zu helfen. Hilfsgüter gingen schließlich an Brüder in 65 Orten in 5 Bundesstaaten (Phil. 4:14-17).

An einem Kontrollpunkt fragte der Wachposten den Lastwagenfahrer, wieviel er für solch eine gefährliche Fahrt bekäme. Gefährlich deshalb, weil Plünderungen drohten. Als er erfuhr, daß der Fahrer ein Zeuge Jehovas war, sagte er: „Nur ein Zeuge Jehovas macht so etwas umsonst!“ Bei einer anderen Straßenkontrolle sollten der Lkw-Fahrer und sein Beifahrer, als sie sich als Zeugen Jehovas zu erkennen gaben, ihr Dokument zur ärztlichen Versorgung vorzeigen. Nachdem die Wachposten die Dokumente überprüft hatten, sagte der eine zum anderen: „In Ordnung, das sind Zeugen Jehovas. Du kannst sie durchlassen.“

Im Bundesstaat Paraíba bemerkte ein Mann, der die Hilfsmaßnahmen sah: „Andere Religionen reden bloß, aber Sie tun wirklich etwas für Ihren Nächsten.“ Trotz der schwierigen Lage verzweifelten die Brüder nicht, da sie darauf vertrauten, daß Jehova sich ihrer grundlegenden Bedürfnisse annehmen würde. Eine Schwester schrieb: „Ihr könnt weder den sehnsüchtig erwarteten Regen bringen noch unser Problem der Wasserknappheit lösen, aber durch die Hilfsgüter, die Ihr uns gesandt habt, wurde unser Glaube und die Zuversicht gestärkt, daß wir nicht allein gelassen sind und daß jemand an uns denkt“ (Jak. 2:14-17).

„Ein Hoch auf die Zeugen Jehovas!“

Für Jehovas Zeugen sind Kongresse immer ein Anlaß zu besonderer Freude. Es können sich jedoch ganz unerwartet Probleme ergeben, wenn Kongresse in Sportanlagen abgehalten werden. Eine besonders heikle Situation entstand 1992, als der Bezirkskongreß „Lichtträger“ im Pacaembu-Stadion in São Paulo stattfinden sollte. Wir hatten das Stadion für 3 Tage gemietet, aber mancherorts sind Sportereignisse den Menschen wichtiger als alles andere. Und so wurde den Brüdern am Donnerstag nachmittag — einen Tag vor Kongreßbeginn — mitgeteilt, am Sonntag werde um 18 Uhr ein Fußballspiel der beiden landesbesten Mannschaften stattfinden. Das Stadion sei daher bis 16 Uhr zu räumen.

João Fernandes, der Kongreßaufseher, erinnert sich: „Wir hatten trotz unseres Vertrags keine andere Wahl. Am Freitag abend wurde eine Zusammenkunft mit jeweils drei Brüdern von jeder Abteilung durchgeführt (insgesamt 110 Brüder), um den blitzschnellen Abbau des Kongresses durchzuplanen. Für jeden hieß es, eng mit den anderen zusammenzuarbeiten, damit alles abgebaut und auch noch abtransportiert werden konnte, ohne die 30 000 Besucher beim Verlassen des Stadions zu behindern. Die Bühne und die Verstärkeranlage waren in wenigen Minuten abgebaut. Andere Ausrüstungsgegenstände wurden zum alten Bethel in São Paulo gebracht, wo man sie reinigte und lagerte. Um 15.45 Uhr — etwas mehr als eine Stunde nach Programmende — war alles geschafft.“

Im Verlauf der Kongreßwoche hatten Fernsehreporter gesagt, Jehovas Zeugen könnten das Stadion niemals rechtzeitig vor dem Eintreffen der ersten Fußballfans übergeben. In einem Sportrückblick am Sonntag fragte ein Reporter aus einem anderen Stadion den Reporter im Pacaembu-Stadion: „Wie sieht das Stadion aus? Haben diese religiösen Leute ihr Versprechen gehalten und das Stadion rechtzeitig geräumt?“ Die Antwort lautete: „Jawohl! Sie haben das Stadion rechtzeitig und sauber übergeben. Es war direkt eine Freude zu sehen, daß nicht nur die Toiletten gereinigt, sondern auch die Ränge gefegt waren. Ein Hoch auf die Zeugen Jehovas!“

Verkürzte Kongresse an abgelegenen Orten

Im Amazonasgebiet gibt es Verkündigergruppen und Familien, die weit entfernt von den Kongreßstädten leben. Die einzige Möglichkeit, dorthin zu gelangen, wäre für sie, mit dem Flugzeug anzureisen, was sehr teuer ist, oder mit dem Schiff, was sehr lange dauert. Diese Verkündiger können daher im allgemeinen die Kreis- und Bezirkskongresse nicht besuchen. Das betrifft zum Beispiel die Brüder in Tabatinga (Amazonas), das etwa 1 600 Kilometer von der nächsten Kongreßstadt, Manaus, entfernt liegt. Angesichts dieses Problems traf man 1990 Vorkehrungen für ein verkürztes Kongreßprogramm, das während des Kreisaufseherbesuchs dargeboten werden sollte. Dies wird für die Brüder in 5 Orten, die zu drei verschiedenen Kreisen gehören, weiterhin so gehandhabt. Gruppen von 50 bis 180 Personen versammeln sich im Königreichssaal, sofern die Verkündigergruppe einen hat, oder in einem Vorführungsraum.

„Jetzt kann ich doch Pionier werden?“

Es geht zu Herzen, welche Wertschätzung manche, die sich taufen lassen, für geistige Dinge haben. Bei einem kleinen Kongreß 1993 in Tefé im Amazonasgebiet fiel dem Kreisaufseher Públio Cavalcante auf, daß er einen der Taufbewerber auf den reservierten Plätzen, einen jungen Mann, noch nie zuvor gesehen hatte. Da es dort so wenige Brüder gibt, kennt der Kreisaufseher sie normalerweise alle. Er fragte die Ältesten, ob der junge Mann wohl aus Versehen da saß. Sie erklärten ihm: „Nein, er lebt ungefähr 35 bis 40 Bootsstunden von hier entfernt. Er lernte die Wahrheit brieflich kennen. Alle sechs Monate besuchte ihn ein Sonderpionier in Juruá, der jeweils etwa einen Monat dortblieb.“

Der Kreisaufseher sprach später mit dem jungen Mann und fragte ihn im Verlauf der Unterhaltung, ob er schon einmal ein Bibelstudium geleitet habe. „Ja, ich habe 11 Studien. Da drüben sitzt jemand, mit dem ich studiere“, antwortete er und deutete auf einen anderen jungen Mann, der unter den Zuhörern saß. Während sie sich unterhielten, deutete er noch auf zwei weitere Jugendliche, mit denen er studierte. Sie hatten ihr Fahrgeld selbst bezahlt und waren 35 Stunden unterwegs gewesen, um den Kongreß zu besuchen und bei der Taufe ihres Freundes dabeizusein. Nach seiner Taufe fragte der junge Mann den Sonderpionier: „Jetzt kann ich doch Pionier werden?“ Bislang gibt es in der Gegend noch keine Zusammenkünfte, aber jetzt, da dieser Verkündiger getauft ist, plant der Sonderpionier, ihn zu schulen, damit er Zusammenkünfte leiten kann.

In selten bearbeiteten Gegenden predigen

Zeugen Jehovas denken nicht, daß es nur darauf ankommt, überhaupt zu predigen. Sie sind sich bewußt, daß jeder die Gelegenheit bekommen muß, die gute Botschaft zu hören. In Brasilien gibt es viele Orte, die keiner Versammlung zugeteilt sind oder die selten bearbeitet werden. Im allgemeinen sind das kleine, abgelegene Siedlungen oder Orte, die schwer zu erreichen sind. Wie eine 1990 durchgeführte Untersuchung ergab, lebten in den nichtzugeteilten Gebieten 4 000 000 Menschen und weitere 9 000 000 Menschen in Gebieten, die selten bearbeitet wurden. Damals wurde ein besonderer Feldzug gestartet, um einen Teil dieser Menschen zu erreichen. Über 2 000 Verkündiger beteiligten sich daran und bearbeiteten 177 Städte, die bis dahin nicht zugeteilt worden waren. Später zogen etwa 30 Familien in einige dieser Orte und bildeten so den Kern für neue Versammlungen.

Begrenzte finanzielle Mittel sind kein unüberwindbares Hindernis für die Brüder, wenn es darum geht, sich an dieser Tätigkeit zu beteiligen. Die Ältesten der 4 Versammlungen in Sobral (Ceará), das in einer der trockensten und ärmsten Regionen Brasiliens liegt, kamen im September 1993 zusammen und überlegten, wie sich bestimmte Orte regelmäßig bearbeiten ließen. Zu ihrem Gebiet gehörten 10 Orte, die bis dahin nur sporadisch bearbeitet worden waren. Wegen der ungünstigen Busverbindungen war es für die Verkündiger fast unmöglich, dorthin zu kommen.

Da die Orte in einem Umkreis von 130 Kilometern von Sobral lagen, beschlossen die Ältesten, einen gebrauchten Kleinbus zu kaufen, um den Verkündigern zu ermöglichen, jeden Tag ins Gebiet zu fahren. Mit dem Wagen könnten sie morgens hin- und abends wieder zurückfahren. Als die Versammlungen über die Entscheidung informiert wurden, spendeten sie Geld für den Kleinbus. „Der Fahrzeugkauf war nicht das Ergebnis einer einzigen großen Spende, sondern kam durch die Anstrengungen aller zustande“, schreibt Wilson P. Dias, einer der beteiligten Ältesten. Ein anderer Bruder schreibt: „Die Versammlung spendete 2 000 Dollar. Ein Bruder aus England spendete den gleichen Betrag, und der Rest wurde in Raten bezahlt.“

Mehr als 50 Verkündiger und Pioniere beteiligen sich jetzt an diesen Fahrten, wobei jeder an einem bestimmten Wochentag mitfährt. Auf diese Weise erreichen sie schätzungsweise 110 000 Menschen. Sie konnten schon mehreren Personen beistehen, Königreichsverkündiger zu werden oder den Dienst wiederaufzunehmen. In 4 der Orte finden jetzt regelmäßig Zusammenkünfte statt.

Anfang 1995 führte das brasilianische Zweigbüro eine empfohlene Verfahrensweise ein, durch die Menschen in nichtzugeteilten oder abgelegenen Gebieten erreicht und besser betreut werden sollten. Bestimmte Versammlungen erklärten sich bereit, für die Auslagen allgemeiner Pioniere aufzukommen, die bereit wären, 6 Monate in solchen Gebieten zu dienen. Andere Versammlungen schlossen sich an, und die Resultate sind höchst ermutigend. Bisher sind über 340 allgemeine Pioniere in 350 Orte gesandt worden, wo sie bereits mehr als 300 Personen geholfen haben, Verkündiger zu werden.

Zur gleichen Zeit ist viel Gutes durch die insgesamt 1 400 Sonderpioniere und Sonderpioniere auf Zeit bewirkt worden. Viele sind Versammlungen zugeteilt, in denen es nicht genügend erfahrene Brüder gibt. In einer der Versammlungen in Rio Branco (Acre) gibt es beispielsweise außer dem Sonderpionier nur einen einheimischen Ältesten, der sich der Bedürfnisse von 90 Verkündigern annimmt. Die meisten Sonderpioniere arbeiten allerdings in Ortschaften, wo es gar keine Versammlung gibt, und es ist erfreulich zu sehen, welch gute Arbeit von ihnen geleistet wird.

Auch die Brüder aus den größeren Städten tragen ihren Teil dazu bei, abgelegenes und selten bearbeitetes Gebiet durchzuarbeiten. Die Brüder in Rio de Janeiro organisieren schon seit 9 Jahren Verkündigergruppen, die für einige Wochen in solchen Gebieten tätig sind. Unlängst bearbeitete eine Gruppe von 68 Brüdern und Schwestern 20 Städte in Paraná, wobei sie in 17 Tagen 2 500 Kilometer zurücklegten. Laut Georges Ghazi, einem der Organisatoren der Gruppe, bedauert man nur, daß mit diesen Predigtreisen nicht schon früher begonnen wurde.

Abgeschlossene Eigentumswohnanlagen

Nicht nur die Menschen in nichtzugeteilten Gebieten sind schwer zu erreichen. In den Großstädten ziehen es viele vor, in den Eigentumswohnanlagen vornehmer Viertel und in Apartmenthäusern zu wohnen, die eine gewisse Sicherheit vor Verbrechen bieten. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, an diese Menschen heranzukommen. Ein Ehepaar, das in den 80er Jahren eine Zeitlang im Vollzeitdienst war, zog in ein solches Gebäude in der Nähe von São Paulo ein. Sie betrachteten es als ihr persönliches Gebiet. „Wenn ich einkaufen ging oder zur Bank mußte oder wenn ich meine Kinder von der Schule abholte“, erinnert sich die Mutter, „war ich immer darauf vorbereitet, mit unseren Nachbarn in Kontakt zu kommen.“ Später machte sie zwar vorsichtig, aber systematisch Besuche bei ihnen.

Bei einem Elternabend erzählte eine Mutter dieser Schwester, wie schwer es ihrem Sohn fiele, sich zu konzentrieren. Die Schwester brachte ihr die Kopie eines Artikels der Zeitschrift Erwachet!, in der es um dieses Problem ging. Das führte zu einem Bibelstudium. Schließlich ließ sich die Frau mit ihren beiden Töchtern taufen. Eine weitere Nachbarin fragte die Schwester, ob sie mithelfen wolle, Lebensmittel für Bedürftige zu sammeln. Die Schwester sagte ihr, sie sei bereits damit beschäftigt, Menschen in der Nachbarschaft zu helfen, und sie erklärte ihr die Vorkehrung des Heimbibelstudiums. Die Frau, ihr Mann und der 18jährige Sohn begannen zu studieren und ließen sich schließlich taufen.

Eine andere Frau und ihre drei Töchter im Teenageralter willigten in ein Bibelstudium ein. Der Mann war dagegen, obwohl er sich selbst als religiös bezeichnete. Eine der Töchter schlug ihm vor, doch einmal eine Zusammenkunft zu besuchen, um die Sache selbst zu prüfen, und er stimmte zu. Einige Tage später lud die Schwester die Familie zu sich nach Hause zum Essen ein, und sie kamen. Zu jedermanns Überraschung äußerte sich der Mann zu der Zusammenkunft, die er besucht hatte. Später war er mit einem Bibelstudium einverstanden. Heute dient die ganze Familie Jehova.

Es studierten noch weitere Personen. Infolgedessen wurde im November 1991 eine Versammlung gegründet, zu der ausschließlich Personen gehörten, die in jener Wohnanlage wohnten. Es gibt dort 46 Verkündiger, und 80 Personen waren 1995 beim Gedächtnismahl anwesend. Die Wahrheit des Wortes Gottes kann also auch in Gebiete vordringen, die nicht so leicht zu erreichen sind.

400 000 Verkündiger — und die Zahl steigt weiter!

Beinahe ein Jahrhundert ist vergangen, seit der erste Samen der biblischen Wahrheit Brasilien mit der Post erreichte. Ungefähr 25 Jahre später wurden Vorkehrungen getroffen, die Wachtturm-Publikationen regelmäßig ins Portugiesische zu übersetzen und sie in Rio de Janeiro zu drucken. In den nächsten 25 Jahren wurden ungefähr 1 000 Brasilianer Zeugen Jehovas und begannen, anderen regelmäßig von der guten Botschaft von Gottes Königreich zu erzählen. Bis April 1995 war die Zahl der Königreichsverkündiger auf über 400 000 angestiegen! Gibt es noch mehr zu tun?

Wie Jesus Christus voraussagte, soll die Königreichsbotschaft „auf der ganzen bewohnten Erde“ gepredigt werden, bevor das Ende kommt (Mat. 24:14). In welchem Umfang ist das in Brasilien geschehen? São Paulo und Rio de Janeiro gehörten zu den ersten Orten, wo in Brasilien Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas (damals als Bibelforscher bekannt) stattfanden. Dort gibt es heute viele Versammlungen, die sozusagen überströmen vor Menschen, die Jehova lieben und ihm dienen. Im Großraum São Paulo gibt es jetzt 837 Versammlungen, in Rio de Janeiro 539 und in Salvador 276. Landesweit sind das über 6 650 aus eifrigen Zeugen Jehovas bestehende Versammlungen. In vielen Städten erhalten die Menschen oft die Gelegenheit, die Botschaft vom Königreich zu hören, in manchen Gebieten jede Woche.

In kleinen Orten und im Landgebiet wird nicht jeder so häufig besucht. Es gibt etwa 350 Ortschaften (in denen insgesamt schätzungsweise 1 500 000 Menschen leben) und ausgedehnte Landgebiete, die keiner Versammlung zugeteilt sind. Dort wird nicht regelmäßig Zeugnis gegeben, obwohl man sich angestrengt bemüht, sie ungefähr alle sechs Monate zu bearbeiten.

Könnte noch mehr Menschen — ob in den Großstädten oder in den abgelegenen Gebieten — geholfen werden, den Wert der biblischen Botschaft herauszufinden? Im April und Mai 1995 wollte man das Herz dieser Menschen erreichen; man unternahm besondere Anstrengungen, so vielen Menschen wie möglich das Traktat Warum ist das Leben voller Probleme? persönlich zu überreichen. Über 34 000 000 Exemplare waren gedruckt und an die Versammlungen geschickt worden. Als ein Mann das Traktat erhielt, sagte er, er habe sich dieselbe Frage erst am Morgen gestellt und auch mit anderen darüber gesprochen. Eine Frau sagte, sie habe sich das schon viele Jahre lang gefragt, hätte aber nicht im Traum daran gedacht, daß es darauf eine Antwort gebe. Eine andere schrieb der Gesellschaft: „Mir gefällt das Traktat so sehr, daß ich Sie hiermit um ein Bibelstudium bitte. Vielen Dank!“

Die Zeugen Jehovas in Brasilien denken nicht, ihr Werk sei abgeschlossen und man könne nicht mehr tun, um das Gebot Jesu, vom Königreich Zeugnis abzulegen, zu befolgen. Selbst in Gegenden, wo die Zeugen oft bei den Menschen vorsprechen, sind viele einfach nicht zu Hause anzutreffen. Sie arbeiten vielleicht gerade, kaufen ein oder schlafen sich aus, um für die vor ihnen liegende Woche Kraft zu tanken. Den Zeugen sind diese Menschen nicht gleichgültig. Um dieser Situation gerecht zu werden, ging ein Kreisaufseher in Porto Alegre (Rio Grande do Sul) wie folgt vor: Ihm war klar, daß viele an kalten Wintertagen gern lange schlafen, weil das Bett nun einmal der wärmste Platz ist. Er und sein Begleiter gingen jeweils um einen Häuserblock herum und klopften nur dort an die Türen, wo sich offenbar schon etwas regte. Sie umrundeten den Block neunmal und fanden jedesmal weitere Personen, die aufgestanden waren. Sie konnten an jeder Tür Literatur zurücklassen und so den Weg für Rückbesuche öffnen.

Viele Menschen in Brasilien sind an Gottes Wort interessiert; Zeugen Jehovas helfen ihnen gern, es zu verstehen und im täglichen Leben anzuwenden. Derzeit leiten die Zeugen über 500 000 Bibelstudien mit Einzelpersonen und ganzen Familien. 1995 starteten sie ein Programm, bei dem das Buch Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt verwendet wird und das gerechtgesinnten Personen helfen soll, grundlegende Lehren der Bibel sogar noch schneller als früher zu erfassen. Außer denjenigen, die sich auf diese Weise helfen lassen, gibt es noch Millionen andere, die gern die Veröffentlichungen der Zeugen entgegennehmen, wie die 2 334 630 Bücher, die 21 168 979 Zeitschriften und die 2 787 032 Broschüren, die im Dienstjahr 1996 verbreitet wurden, klar erkennen lassen.

Die theokratischen Interessen unserer brasilianischen Brüder erstrecken sich weit über die Grenzen Brasiliens hinaus. Viele Pioniere sind von hier in Länder gezogen, wo noch nicht so umfangreich Zeugnis gegeben wurde. Das Zweigbüro in Cesário Lange versendet die biblische Literatur für das Predigen der guten Botschaft nicht nur innerhalb von Brasilien, sondern auch nach Angola, Argentinien, Bolivien, Deutschland, Mosambik, Paraguay, Portugal und Uruguay. Ungeachtet dessen, was in der Vergangenheit schon erreicht wurde, scheint sich das Werk mit jedem Jahr noch mehr zu beschleunigen.

Es macht Freude!

In ganz Brasilien Zeugnis zu geben ist tatsächlich mit viel Arbeit verbunden gewesen. Doch die Arbeit hat Freude gemacht! Sicher, es hat nicht nur gute, sondern auch schwierige Zeiten gegeben. Aber es ist herzerquickend, mit eigenen Augen zu sehen, wie Jehova die Tätigkeit seiner loyalen Diener segnet.

Erich Kattner erinnert sich noch gut daran, daß er in den Jahren 1939/1940, als er in den ländlichen Gegenden Brasiliens Zeugnis gab, oft im Freien übernachtete, mit seiner Literaturtasche als Kopfkissen. Im ganzen Land gab es damals nur ein paar hundert Zeugen. Nur ganz wenige, bei denen er zu Hause vorsprach, besaßen eine Bibel. Um Bibeln zu besorgen, die er den interessierten Personen geben konnte, mußte er immer das Buchgeschäft der Bibelgesellschaft am Ort aufsuchen, aber nach einer Weile verkaufte man ihm dort keine Bibeln mehr. Er sagt: „Ich hatte 1963 das begeisternde Vorrecht, beim Kongreß ,Ewige gute Botschaft‘ in New York dabeizusein, als die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften in sechs Sprachen freigegeben wurde, darunter auch in Portugiesisch. Ich war Jehova so dankbar, sie in Portugiesisch zu erhalten, da ich sie in meiner Zuteilung in Brasilien verwenden konnte.“ Seit 1967 steht die komplette Neue-Welt-Übersetzung von 1. Mose bis Offenbarung in Portugiesisch zur Verfügung. Welch ein Segen das doch für das biblische Schulungswerk in Brasilien gewesen ist! Die Zahl der aktiven Lobpreiser Jehovas in Brasilien ist von 30 118 im Jahr 1963 auf über 436 000 im Jahr 1996 angestiegen.

Augusto Machado ist für die Hilfe dankbar, die er von einem der ersten Missionare in Brasilien erhalten hat. Er erinnert sich an den ersten Kongreß der Zeugen Jehovas, den er besuchte. Das war in Rio de Janeiro. N. H. Knorr und M. G. Henschel aus New York waren anwesend. Nur 1 064 Besucher kamen. Ein Vortrag hatte das Thema „Der vorzüglichere Weg der Liebe“. Bruder Machado erzählt: „1958 hatte ich dann das Vorrecht, unter den Scharen der 253 922 Besucher des 8tägigen internationalen Kongresses in New York zu sein. Beide Kongresse waren von demselben Geist der Liebe durchdrungen. ... Ich kehrte von New York zurück und war überzeugter denn je, daß Jehovas Volk, weder durch Landes- noch durch Rassenschranken getrennt, ein weltweites biblisches Schulungswerk durchführt, das in der Geschichte ohnegleichen ist.“

Den schlagenden Beweis dafür, was das biblische Schulungswerk in Brasilien bewirkt, konnte er 1985 sehen. Er hatte das Vorrecht, eine Ansprache auf einem internationalen Kongreß zu halten, der zeitgleich in São Paulo und in Rio de Janeiro stattfand. Insgesamt wurden fast 250 000 Besucher gezählt; die meisten kamen aus Brasilien. Und zehn Jahre später, als sich die Versammlungen der Zeugen Jehovas in ganz Brasilien versammelten, um des Todes Christi zu gedenken, waren mehr als 1 144 000 Personen anwesend.

Alle Jehova hingegebenen Diener haben heute viele Gründe, trotz der schweren Zeiten, in denen wir leben, freudig zu sein. Unsere Herzen sind tief bewegt, während wir darüber nachdenken, was Gott bereits für uns getan hat und was er für die Zukunft verheißt. Aus allen Nationen, auch aus Brasilien, werden „die begehrenswerten Dinge“ in sein geistiges Haus der Anbetung eingesammelt (Hag. 2:7). Es ist wahr, was in Psalm 144:15 gesagt wird: „Glücklich ist das Volk, dessen Gott Jehova ist!“

[Karte/Bilder auf Seite 167]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Amazonas

Manaus

AMAZONAS

MATO GROSSO

Cesário Lange

RIO GRANDE DO SUL

Belém

Fortaleza

Recife

Salvador

Rio de Janeiro

São Paulo

[Bilder]

(1) Strand von Recife

(2) Rio de Janeiro

(3) Amazonas-Regenwald

(4) Zeugnisgeben auf dem Amazonas

(5) Zweigbüro in Cesário Lange

[Ganzseitiges Bild auf Seite 124]

[Bild auf Seite 126]

Alston und Maude Yuille begannen 1936 ihren Dienst in Brasilien

[Bild auf Seite 126]

Charles Leathco, der die erste Gileadklasse besuchte, dient noch immer im Bethel

[Bilder auf Seite 133]

Rotationsmaschine, die 1973 in Saõ Paulo in Betrieb genommen wurde

[Bilder auf Seite 134]

Auf dem Kongreß „Göttlicher Sieg“ in São Paulo sahen die Delegierten die herzerfreuenden Ergebnisse ihres vereinten Zeugnisgebens

[Bild auf Seite 142]

Ein teilweise überdachter „Kongreßpark“ in Salvador

[Bild auf Seite 145]

Zweigkomitee (von links nach rechts): Massasue Kikuta, Karl Rietz, Amaro Santos, Östen Gustavsson, Augusto Machado, Fred Wilson

[Bilder auf Seite 150]

Bei der Bestimmungsübergabe des Zweigbüros 1981 spornte Lloyd Barry dazu an, dem Predigen der guten Botschaft ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken

[Bild auf Seite 156]

Über 39 000 haben die Pionierdienstschule besucht. Das Bild zeigt eine Klasse in Sorocaba (São Paulo).

[Bild auf Seite 158]

Missionare und andere noch im Vollzeitdienst stehende Gileadabsolventen mit Ehepartner während des Zonenaufseherbesuchs 1996

[Bilder auf Seite 162]

Rollenoffsetmaschinen und das MEPS-Fotosatzsystem waren wichtige Werkzeuge, um die simultane Veröffentlichung zu ermöglichen

[Bild auf Seite 170]

Ein Boot, von dem aus im Gebiet der Amazonasmündung gepredigt wird

[Bilder auf Seite 175]

Freiwillige aus dem Ausland unterstützten einheimische Zeugen beim Bau der Zweigeinrichtungen; das Bild zeigt die Ehepaare Harley (oben) und Colwell

[Bilder auf Seite 176, 177]

Von diesen Zweigeinrichtungen aus wird die Tätigkeit der mehr als 430 000 Zeugen in Brasilien koordiniert

[Bilder auf Seite 192]

In Brasilien gibt es gegenwärtig 16 Kongreßsäle, die den Bedürfnissen der Zeugen Jehovas dienen

[Bilder auf Seite 193]

Es werden noch mehr Königreichssäle benötigt; durch Schnellbauweise wird Abhilfe geschaffen

[Bild auf Seite 194]

Manche Versammlungen nehmen sich besonders der Gehörlosen und der Blinden an

[Bilder auf Seite 205]

Erich Kattner freute sich sehr, als die „Neue-Welt-Übersetzung“ in Portugiesisch zur Verfügung stand

[Bild auf Seite 207]

Augusto Machado konnte persönlich die überwältigenden Auswirkungen des biblischen Schulungswerkes in Brasilien sehen