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Höhepunkte des vergangenen Jahres

Höhepunkte des vergangenen Jahres

Höhepunkte des vergangenen Jahres

IM Jahr 2000 brachten Jehovas Zeugen rund um den Erdball folgenden Schrifttext in ihren Königreichssälen gut sichtbar an: ‘Wir sind nicht von denen, die zurückweichen, sondern von denen, die Glauben haben’ (Heb. 10:39). Was durch diesen Text zum Ausdruck kommt, ist charakteristisch dafür, mit welchem Geist sie weltweit ihren Dienst durchführen. Es stimmt, daß einige es als schwierig empfinden, mit Fremden zu sprechen. Gewisse Umstände machen sie vielleicht ziemlich nervös. Doch im Vertrauen auf Jehova fahren sie fort, seinen Geboten zu gehorchen.

In dem weltweiten Bericht auf Seite 31 sind einige Höhepunkte dessen aufgeführt, was sie mit dem Segen Jehovas während des Dienstjahres, das am 31. August endete, erreicht haben. Weitere Einzelheiten sind in der Übersicht auf den Seiten 32 bis 39 zu finden. Außerdem sind die Bezirkskongresse, die bereits stattgefunden haben, besonders zu erwähnen.

Bezirkskongresse für Täter des Wortes Gottes

Im Dezember 1999 erging ein Ruf an alle Zeugen Jehovas und an interessierte Personen, die Bezirkskongresse „Täter des Wortes Gottes“ zu besuchen. Der erste dieser Kongresse wurde in den Vereinigten Staaten vom 19. bis 21. Mai 2000 in Long Beach (Kalifornien) abgehalten. Bis zum Ende dieser Kongreßserie — Anfang des Jahres 2001 — werden noch Hunderte von Kongressen weltweit stattfinden.

Durch das Programm wurde die Aufmerksamkeit auf Jehova gerichtet, der wunderbare Dinge tut. Wir wurden ermuntert, nicht zu vergessen, was er alles für uns getan hat, und ihn mit unserem ganzen Herzen zu lobpreisen (Ps. 9:1; 103:2). Praktischer Rat wurde in bezug auf das Familienleben gegeben und darüber, wie man mit einem Dorn im Fleisch fertig werden kann. Wir wurden aufgefordert, uns intensiv zu bemühen, unser Geistiggesinntsein zu stärken, und keine vergeßlichen Hörer zu sein, sondern dem Wort Gottes zu gehorchen und fortzufahren, anderen von den wunderbaren Werken Jehovas zu erzählen. In den Erfahrungen und Interviews sowie in den Ansprachen wurde außerdem der praktische Nutzen hervorgehoben; und das hat sehr dazu beigetragen, daß unser Herz berührt worden ist. Das eindrucksvolle Drama „Warnende Beispiele für unsere Zeit“ half uns, uns vor einem Lebenswandel zu schützen, der unser Verhältnis zu Jehova zerstören könnte. Und wir wurden durch die tiefgehende Behandlung der Prophezeiungen aus den Bibelbüchern Jesaja und Zephanja erbaut.

Zu den Kongreßstätten gehörte das Népstadion, das größte Stadion in Ungarn. Am ersten Tag waren über 22 000 Personen anwesend. Diejenigen, die den Ansporn beherzigten, von Anfang an dabei zu sein, werden es niemals bereuen. Den Abschluß des Vormittagsprogramms bildete eine besondere Ansprache von Gerrit Lösch, einem Mitglied der leitenden Körperschaft, bei der er die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften in Ungarisch freigab. Im selben Monat wurde auf anderen Bezirkskongressen die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften auch in Rumänisch und Albanisch freigegeben.

Obwohl in Albanien später im Monat noch weitere Bezirkskongresse abgehalten werden sollten, folgten Jehovas Zeugen aus ganz Albanien und dem Kosovo der Einladung, am ersten Tag beim Programm in Tirana anwesend zu sein. Wie sehr sie sich doch freuten, als die Bibel in Albanisch freigegeben wurde. Ein junger Bruder sagte: „Diese Übersetzung zu lesen macht die Bibel für mich nicht nur verständlicher, sondern hilft mir auch, sie noch mehr zu lieben!“ Eine allgemeine Pionierin in den Sechzigern und ein ehemaliges Mitglied der kommunistischen Volksversammlung schrieb: „Wie wunderbar! Erst nach dem Studium dieser Übersetzung ist es mir möglich, zu verstehen, wie wunderbar die Bibel mit ihrer Prosa, ihrer Poesie und den flüssig verfaßten Berichten ist. Man kann sich die gesamte ergreifende Handlung ganz deutlich vorstellen. Als ich las, wie Jesus Wunder wirkte und dafür getadelt und verspottet wurde, berührte es mich so tief wie nie zuvor!“

Die Delegierten auf den Kongressen in der Tschechischen Republik freuten sich sehr, als sie außer den anderen guten Dingen, die auf den Kongressen in vielen Ländern freigegeben wurden, die Studienausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung mit den umfassenden Schriftstellenverweisen und Fußnoten als eine weitere Hilfe für ihr sorgfältiges Studium des Wortes Gottes erhielten. Als diese Freigabe erfolgte, standen viele Kongreßteilnehmer in Prag und Ostrau von ihren Plätzen auf und klatschten lang anhaltenden Beifall.

Zu Beginn des Dienstjahres wurden natürlich in einigen Teilen der Erde weitere Bezirkskongresse mit dem Motto „Gottes prophetisches Wort“ abgehalten. Menschen aus so vielen Nationen und Sprachen wie möglich sollten mit dieser wichtigen Information erreicht werden. Zum Beispiel waren in Mexiko bei den 190 Bezirkskongressen „Gottes prophetisches Wort“ insgesamt 1 073 667 Personen anwesend. Das Programm wurde direkt in Spanisch, Englisch, Maya und der Mexikanischen Gebärdensprache dargeboten und außerdem in Masateko, Mixe und Tzotzil gedolmetscht. Dadurch wurden Sprachschranken überwunden, denn Menschen von allen Arten zogen aus dem Verständnis Nutzen, das die Bibel in bezug auf die wunderbaren Dinge vermittelt, die Gott der Menschheit in Aussicht stellt.

Mit schwierigen Situationen fertig werden

Im vergangenen Dienstjahr wurde wieder ein hervorragendes Zeugnis über Jehova Gott und sein messianisches Königreich gegeben. 6 035 564 Verkündiger — eine Höchstzahl — beteiligten sich an dieser Tätigkeit. Während des Jahres waren durchschnittlich 805 205 Pioniere tätig. Im April stieg die Zahl der Pioniere auf 1 418 062 an! In dem Jahr wurden wieder über eine Milliarde Stunden für das öffentliche Zeugnisgeben eingesetzt. Viele verrichteten diese Tätigkeit unter Bedingungen, bei denen ihr Glaube feurigen Prüfungen unterzogen wurde. Doch in den verschiedensten Situationen haben Jehovas Zeugen bewiesen, daß sie ‘nicht von denen sind, die zurückweichen’.

Zum Beispiel ist die Demokratische Republik Kongo seit vielen Monaten vom Krieg zerrissen. Die mehr als 30 000 Königreichsverkündiger im östlichen Landesteil waren weitgehend von der unmittelbaren Kommunikation mit dem Zweigbüro in Kinshasa abgeschnitten. In einigen Gegenden wurden Zivilisten, Jehovas Zeugen inbegriffen, wiederholt von Soldaten angehalten, ausgefragt und manchmal geschlagen. Doch die Zeugen hören nicht auf zu predigen. In diesem Land leben ungefähr 50 Millionen Menschen. Auch sie müssen die Gelegenheit erhalten, die gute Botschaft zu hören. Während des Jahres widmeten die dortigen Verkündiger durchschnittlich jeden Monat etwa 13 Stunden dem Predigtdienst.

Auch die Brüder und Schwestern in Liberia bewiesen einen hervorragenden Glauben. Täglich müssen sie nicht nur mit wirtschaftlichen Notlagen fertig werden, sondern sie haben auch mit den Folgen von schwächenden Krankheiten wie Malaria und Typhus zu kämpfen. Ob jung oder alt, fast jeder ist davon betroffen. Die Reaktion auf den Aufruf „Können wir den April 2000 zu unserem besten Monat aller Zeiten machen?“ war ebenfalls ein überzeugender Beweis des Glaubens der Brüder, ihres Eifers für Jehova und der Kraft des Geistes Jehovas in ihrem Leben. Es wurde eine neue Höchstzahl von 3 193 Verkündigern erreicht. Die Gesamtzahl der Hilfspioniere und der allgemeinen Pioniere entsprach 32 Prozent aller Verkündiger. Wegen dieser Tätigkeit übertraf die Anwesendenzahl von 16 875 beim Gedächtnismahl jegliche Erwartungen; dem Maibericht war zu entnehmen, daß 10 164 Bibelstudien durchgeführt wurden.

In Sri Lanka geht der schon 19 Jahre andauernde Bürgerkrieg unvermindert weiter. Im April 2000 führten die schweren Kämpfe auf der nördlichen Halbinsel Jaffna zur Vertreibung von Zehntausenden von Menschen. Fünf Versammlungen mit 600 Verkündigern und interessierten Personen waren davon betroffen. Die Verkündiger hielten es für notwendig, auf dem Grundstück des Königreichssaals oder in verlassenen Häusern zu wohnen, die in der Nähe lagen. Wie lebt es sich unter solchen Verhältnissen? Ein dortiger Ältester schrieb: „Armut und Unterernährung sind überall sehr deutlich zu sehen. ... Die Brüder haben sowohl ihr Zuhause als auch ihr Hab und Gut verloren. Überall hat man Landminen gelegt. Die Brüder haben keine Arbeit, und die Kinder können nicht zur Schule gehen. Das Leben ist schwer. Aber dank des Geistes Jehovas und geistiger Hilfe bleiben die Brüder standhaft. ... Wir erkennen die Hand Jehovas, und wir danken ihm dafür.“ Die Brüder hielten weiterhin alle ihre Zusammenkünfte ab und fanden sogar sichere Orte, an denen sie ihren Kreiskongreß abhalten konnten, auch wenn die Gruppen kleiner als sonst waren. Statt in ihren Bemühungen im Predigtdienst nachzulassen, taten sie mehr, um anderen die gute Botschaft zu überbringen.

In einigen Gebieten der Ukraine ist es auf Grund der wirtschaftlichen Lage sehr schwer, größere Entfernungen zu überwinden. Seit einigen Jahren geht jedoch eine über 80 Jahre alte Schwester, die das Vorrecht, Jehova zu dienen, sehr schätzt, für einen Weg jeweils vier Stunden zu Fuß, um in ihr Predigtdienstgebiet zu kommen. Um in die Zusammenkünfte zu gelangen, geht sie außerdem 10 Kilometer durch gebirgiges Gelände.

Jehovas Zeugen sind in Rumänien trotz heftigen Widerstands der Geistlichkeit der orthodoxen Kirche tätig. Für den anstehenden Besuch von Willy Gournon als Zonenaufseher mieteten die Brüder für eine besondere Ansprache ein Fußballstadion in Bukarest. Aber unter dem Druck des orthodoxen Patriarchats wurde der Vertrag rückgängig gemacht. Ein paar Tage vor dem geplanten Besuch verwandte sich jedoch eine einflußreiche Persönlichkeit dafür, daß die Brüder den wunderschönen Sala Palatului mieten konnten. Dort hörten 2 184 Personen den Vortrag mit dem zeitgemäßen Thema: „Prüft immer wieder, ob ihr im Glauben seid“. Mit erprobtem Glauben fahren die über 38 000 Verkündiger in Rumänien ohne Unterlaß fort, die gute Botschaft zu predigen. Obwohl es für die meisten von ihnen notwendig ist, einer Ganztagsarbeit nachzugehen, gibt es unter ihnen durchschnittlich 3 569 Pioniere.

Die Regierung in Äthiopien schützt zwar die in der Verfassung garantierte Religionsfreiheit, aber die Geistlichen hetzen die Mitglieder ihrer Kirche gegen die Zeugen auf. Wann immer ein Zeuge in den Predigtdienst geht, muß er mit heftigen Beschimpfungen rechnen. Aber der Widerstand hört damit nicht auf. Fanatische Wohnungsinhaber schlagen die Verkündiger sogar mit Stöcken und bewerfen sie mit Steinen. Mit einem starken Glauben fahren die 6 166 Zeugen Jehovas jedoch fort, den 62 Millionen Menschen im nordöstlichen Teil Afrikas die gute Botschaft des Friedens zu überbringen.

Als Bejoma mit 61 Jahren die Wahrheit kennenlernte, konnte er weder lesen noch schreiben. Nach der Wahrheit hungernd, bat er um ein Bibelstudium, das jeden Tag mit ihm durchgeführt werden sollte. Er bemühte sich auch eifrig, lesen und schreiben zu lernen, damit er die Menschen in seinem Heimatdorf in Madagaskar belehren konnte. Noch als ungetaufter Verkündiger kehrte er in sein Dorf zurück und begann, Zusammenkünfte abzuhalten. Im Jahr darauf ließ er sich taufen. Drei Jahre später bewarb er sich um den Pionierdienst. Aber es war nicht ganz einfach, in seinem Dorf Zeugnis zu geben. Auf die Interessierten wurde großer Druck ausgeübt. Bei einer Gelegenheit versammelte sich die ganze Gemeinde, um sie umzustimmen. Familienmitglieder griffen deshalb sogar zum Spiritismus. Verwandte haben Bruder Bejoma gedroht, ihn zu erschießen, wenn er gewisse Interessierte zu Hause besuchen würde; daher wird das Bibelstudium im Haus des Bruders abgehalten. Sowohl das Predigtwerk als auch die Zusammenkünfte gehen trotz des Widerstands weiter. Zur Zeit der Abfassung dieses Berichts gab es dort vier Verkündiger. Ungefähr 40 Personen besuchen die Zusammenkünfte.

In Israel setzten jüdische, religiös-extremistische Aktivisten ihre Demonstrationen lautstark gegen die Tätigkeit der Zeugen Jehovas fort. Sie folgten Verkündigern in ihrem Dienst von Haus zu Haus und beim Zeugnisgeben in Parks und sorgten für Unruhe, um so die Gespräche mit interessierten Personen zu stören. An gut erkennbaren Stellen brachten die Gegner sogar große Fotos von Verkündigern an, um die Öffentlichkeit davor zu warnen, sich mit den Zeugen zu unterhalten. Im vergangenen Jahr drohten sie außerdem den Arbeitgebern mit einem Boykott ihrer Produkte und ihrer Dienste, wenn sie nicht alle Zeugen Jehovas entlassen würden. Als Folge davon wurde im Fernsehen und in den Zeitungen viel über Jehovas Zeugen und ihren Glauben berichtet. Mit dem Segen Jehovas stieg im vergangenen Jahr die Zahl derer, die ihm dienen, um 7 Prozent.

Wegen der Kämpfe zwischen bewaffneten Gruppen war es in Kolumbien notwendig, unter der Anleitung der leitenden Körperschaft ein besonderes Traktat mit dem Titel „Ihr seid das Licht der Welt“ vorzubereiten. Fast zehn Millionen Traktate wurden verbreitet. In dem Traktat wurde die neutrale Haltung von Jehovas Zeugen gegenüber bewaffneten Konflikten verdeutlicht. Darin wurde erklärt, was Jehovas Zeugen unternehmen, um den Menschen moralische Werte zu vermitteln, Gefängnisinsassen zu unterweisen, den Gehörlosen und Opfern von Naturkatastrophen zu helfen sowie den Menschen eine Hoffnung für die Zukunft zu geben. In Kolumbien sind 107 613 Zeugen Jehovas damit beschäftigt, ‘die gute Botschaft des Friedens’ bekanntzumachen (Eph. 6:14, 15). Die Verteilung des Traktats schloß sowohl die Bearbeitung des Versammlungsgebiets als auch die der abgelegenen Gebiete ein. Zwei Pioniere aus dem Departamento Cauca beteten darum, einer bewaffneten Gruppe predigen zu können, die in dem Gebiet aktiv war. Ihre Gebete wurden an dem Tag erhört, als sie in einer Stadt ankamen und viele von der Gruppe dort antrafen. Die Pioniere konnten in dieser Stadt viele Traktate abgeben. Nachdem der Bürgermeister einer Stadt im Departamento Chocó das Traktat gelesen hatte, bat er um die Erlaubnis, alle Videos der Gesellschaft über den lokalen Fernsehsender auszustrahlen.

In manchen Ländern ist viel Geduld nötig, um die Genehmigungen für den Bau eines Königreichssaales zu bekommen, in dem man zusammenkommen kann, um Gottes Wort zu studieren. In Kassandra, im Norden Griechenlands, fingen jedoch die Probleme schon mit der Genehmigung des Stadtplanungsbüros an, die man für den Bau einer Anbetungsstätte benötigte. Drohungen schüchterten einen Bauunternehmer, Hoch- und Tiefbaufirmen sowie Mischbeton- und andere Baustofflieferanten so sehr ein, daß sie sich alle von dem Projekt zurückzogen oder sich weigerten, mit den Brüdern Geschäfte abzuschließen. Für das Projekt wurde der Anschluß an die Wasser- und Stromversorgung der Gemeinde abgelehnt. Am 21. Oktober 1999, als die Arbeit auf der Baustelle in vollem Gange war, läuteten die Kirchenglocken. Entschlossen, alles zu zerstören, drang eine aufgebrachte Menge, die vom Bürgermeister des Ortes und von Geistlichen angeführt wurde, in die Baustelle ein. Von der Situation in Kenntnis gesetzt, versicherte der Minister für öffentliche Ordnung in Athen, daß die Polizei den Zeugen uneingeschränkte Unterstützung gewähren werde. Während der Bauzeit waren insgesamt mehr als 300 Polizisten aus verschiedenen Städten Nordgriechenlands im Einsatz. Am 30. Oktober war ein schöner Königreichssaal fertig. Unsere Brüder haben bestimmt bewiesen, daß sie ‘nicht von denen sind, die zurückweichen’. Es ist zu hoffen, daß sich der Ausgang dieses Falls günstig auf den Bau von Anbetungsstätten in anderen Teilen Griechenlands auswirken wird.

Wie bekannt ist, führten die jahrelangen gespannten Beziehungen zwischen den im Kosovo lebenden Albanern und den Serben 1999 zum internationalen Eingreifen. Hunderttausende flohen aus Sicherheitsgründen in Nachbarländer. Nachdem viele wieder zurückgekehrt waren, besuchten Zeugen aus Albanien und später aus Österreich die Brüder im Kosovo. Wie sah es dort aus? Überall Verheerung. Im Winter waren Strom, Wasser und Heizöl Mangelware. Meistens war es in den Räumen, in denen man zusammenkam, sehr kalt, dennoch fiel keine Zusammenkunft aus. Die Brüder und Schwestern gaben Kommentare und hielten ihre Aufgaben bei Kerzenlicht, und es war so kalt, daß sie ihren Atem sehen konnten, wenn sie Jehova Loblieder sangen. Zwei Häuser von Zeugen wurden zerstört; es konnte jedoch ein hervorragendes Zeugnis gegeben werden, als Brüder und Schwestern aus Albanien und Italien halfen, die Häuser wieder aufzubauen. Wenn sich die Verkündiger am Predigtdienst beteiligen, müssen sie wegen des lodernden ethnischen Hasses um sie herum sehr vorsichtig sein, dennoch halten sie eifrig nach Gelegenheiten Ausschau, Zeugnis zu geben — auf dem Markt, auf der Post, auf der Straße und in ihrer Nachbarschaft.

In Venezuela erlebte Mitte Dezember 1999 der Küstenstaat Vargas die schlimmste Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes. Nach wolkenbruchartigen Regenfällen rutschte ein Berghang buchstäblich auf ein dichtbesiedeltes Küstengebiet, in dem schätzungsweise 50 000 Menschen ums Leben kamen und 400 000 obdachlos wurden. Zu denen, die ihre Häuser verlassen mußten, gehörten über 1 200 Zeugen. Was taten die übrigen 11 Versammlungen angesichts der Katastrophe im Gebiet von Vargas, als im April ein Aufruf nach Hilfspionieren erging? Der Bericht zeigt, daß sich 112 um den Hilfspionierdienst bewarben — im Schnitt 10 pro Versammlung —, um sich den 77 allgemeinen Pionieren anzuschließen, die es bereits dort gab.

Zwei Brüder in Suriname, die nicht laufen können, bewegen sich auf Dreirädern fort, deren Pedalen sie mit den Händen betätigen. Beide Brüder stehen im Pionierdienst. Der eine hatte sich Verletzungen an beiden Beinen zugezogen; bei dem anderen mußten beide Beine amputiert werden. Auch wenn die Brüder in der Regenzeit manchmal im Schlamm steckenbleiben, treffen sie immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht im Königreichssaal ein.

Obwohl alle Versammlungszusammenkünfte wichtig sind, trifft dies ganz besonders auf das Gedächtnismahl zu. Um am 19. April 2000 bei der Zusammenkunft in Awaso (Papua) anwesend sein zu können, waren 11 interessierte Personen bei rauher See 17 Stunden mit einem kleinen Boot unterwegs. Nach der Gedächtnismahlfeier konnten die Anwesenden ihre Tränen nicht zurückhalten, als sie von dem Eifer der Interessierten und ihrer Liebe zur Bruderschaft erfuhren. „Wir wollten das Gedächtnismahl zum Gedenken an den Tod Christi zusammen mit anderen Anbetern Jehovas begehen, allein deswegen hat sich die Reise gelohnt“, sagten sie.

Mehr Menschen mit der guten Botschaft erreichen

Der Apostel Paulus schrieb: „Sowohl Griechen als auch Barbaren, sowohl Weisen als Unverständigen bin ich ein Schuldner“ (Röm. 1:14). Durch das Lösegeld hat Jehova es den Menschen von allen Arten ermöglicht, ewiges Leben zu erlangen. Das Wissen darum war Paulus anvertraut worden, und Christus ernannte ihn zu einem Apostel für Menschen von den Nationen. Paulus erkannte, daß er verpflichtet war, alles ihm Mögliche zu tun, um mit anderen über die gute Botschaft zu sprechen. Er tat dies mit glühendem Eifer. Ebenso nimmt in unseren Tagen der „treue und verständige Sklave“ den Auftrag ernst, die gute Botschaft auf der ganzen bewohnten Erde zu einem Zeugnis zu predigen (Mat. 24:14, 45-47). Damit die Menschen auf der ganzen Erde die Bedeutung der guten Botschaft gut verstehen, müssen sie sie natürlich in der eigenen Sprache hören oder lesen. Das erfordert umfangreiche Übersetzungsarbeit.

Im vergangenen Jahr stellten Jehovas Zeugen zum ersten Mal biblische Literatur in 22 weiteren Sprachen her. Diese zusätzlichen Sprachen werden von über 31 Millionen Menschen gesprochen. Übersehen wurden auch nicht die quechuasprachigen Einwohner Boliviens und Perus, nur weil sie nicht lesen gelernt haben; für sie wurde das Erkenntnis-Buch auf Tonbandkassette herausgegeben. Inzwischen wird von Jehovas Zeugen biblische Literatur in 360 Sprachen hergestellt.

Die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! sind zwei der herausragendsten Publikationen, die bei der Verbreitung der biblischen Wahrheit verwendet werden. Jeden Monat vier verschiedene Zeitschriften in Englisch vorzubereiten ist an sich schon eine große Aufgabe. Aber sie monatlich, halbmonatlich oder vierteljährlich in vielen Sprachen zur Verfügung zu stellen erfordert viel mehr. Im vergangenen Jahr schloß es die Vorbereitung von 4 078 verschiedenen Ausgaben ein. Allein im russischen Zweigbüro wird Der Wachtturm zur Zeit nicht nur ins Russische, sondern auch in sieben weitere Sprachen übersetzt, die von 36 Millionen Menschen in 13 Ländern gesprochen werden.

Das Jahrbuch wird regelmäßig in 31 Sprachen übersetzt und die Broschüre Täglich in den Schriften forschen in 114 Sprachen. Im vergangenen Jahr sind außerdem weitere Veröffentlichungen in andere Sprachen übersetzt worden, um die biblische Wahrheit zu verbreiten, nämlich 119 Bücher, 265 Broschüren im Zeitschriftenformat, 34 kleinere Broschüren und 273 Traktate. Während des Jahres wurde die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften in vier weiteren Sprachen (Albanisch, Rumänisch, Shona und Ungarisch) zur Verfügung gestellt, und in Xhosa wurde die vollständige Neue-Welt-Übersetzung freigegeben. Außerdem sind 24 Videokassetten hergestellt worden. Die Gesellschaft stellt derzeit in 11 Sprachen Publikationen in Brailleschrift her. Und im vergangenen Jahr wurde das Kongreßdrama auf Videokassette in der Amerikanischen, der Brasilianischen, der Japanischen und der Koreanischen Gebärdensprache gezeigt. All das ist getan worden, um so viele Menschen wie möglich mit der lebengebenden Botschaft aus Gottes Wort zu erreichen.

Mit den Menschen über die biblische Wahrheit in Kreol zu sprechen ist eine weitere Herausforderung. Kreol ist eine Sprache, die sich aus zwei oder mehr Sprachen entwickelt hat und dann vereinfacht worden ist. Sie ist zur Hauptsprache eines Volkes geworden, dessen Kultur sich darin widerspiegelt. Doch die Menschen, die Kreol sprechen, können es im allgemeinen nicht lesen. Jehovas Zeugen sind jedoch Lehrer, und deshalb lernen sie auf Mauritius und Réunion das einheimische Kreol lesen und schreiben, damit sie den Menschen in ihrer Muttersprache etwas vorlesen können, und sie lehren sie, dasselbe zu tun. Da es auf Mauritius und Réunion keine Regeln für geschriebene Kreolsprachen gab, entwickelte die Gesellschaft eine Rechtschreibung, die sich dafür eignete. Als Hilfsmittel für den Predigtdienst wurden die Broschüren Apply Yourself to Reading and Writing (Widme dich dem Lesen und Schreiben) und Was erwartet Gott von uns? in Kreol gedruckt. Nachdem man mit der Verbreitung der Broschüren begonnen hatte, berichtete eine Schwester, daß sie fünf neue Bibelstudien einrichten konnte. Ein Bruder sagte: „Seitdem wir diese neuen Hilfsmittel verwenden, verstehen diejenigen, mit denen wir studieren, die Gedanken aus Gottes Wort besser. Obwohl es ihnen nicht leichtfällt, Literatur in Kreol zu lesen, verstehen sie die Gedanken wirklich ausgezeichnet, wenn wir ihnen etwas daraus vorlesen.“

Ein anderer Faktor, mehr Menschen mit der guten Botschaft zu erreichen, ist die vereinfachte Literaturverbreitung. Jehova hat den Glauben gesegnet, den seine Diener in dieser Hinsicht bekundet haben. Die Deckung der Kosten des Werkes durch freiwillige Spenden wird den Menschen erklärt, aber für die Literatur selbst wird nichts verlangt. Bis Januar 2000 ist diese Vereinfachung in all den Ländern eingeführt worden, in denen es sie noch nicht gab. Das Zweigbüro in der Zentralafrikanischen Republik schrieb: „Es bedeutet, daß jeder die Literatur erhalten kann, die er benötigt, um ein Jünger Christi zu werden, ganz gleich, wie seine finanzielle Situation sein mag. Diese Vorkehrung wird sowohl von den Verkündigern als auch von der Öffentlichkeit sehr geschätzt.“ Aus Indonesien heißt es: „Die Brüder suchen eher nach denen, die unsere Veröffentlichungen gern lesen, als nach denen, die die Druckkosten bezahlen können.“ Das südafrikanische Zweigbüro berichtet: „Die Zeitschriftenherstellung hat sich mehr als verdoppelt, und bei einigen Sprachen hat sie sich mehr als vervierfacht! ... All das zeigt, daß jetzt mehr ‘Samen’ der Wahrheit ausgesät wird als jemals zuvor (Mat. 13:3-8).“

Ein weiterer Aspekt der jährlichen Tätigkeit war, Sonderpioniere auf Zeit für einen begrenzten Zeitraum in bestimmte Gebiete zu senden. Das wirkte sich zum Nutzen der Menschen aus, die bis dahin noch kein Zeugnis erhalten hatten. Côte d’Ivoire berichtet über gute Ergebnisse. Einige Vertreter der städtischen Behörde hießen die Pioniere willkommen, aber sie ließen sie nur ungern wieder gehen. Der stellvertretende Bürgermeister in Sipilou gab ihnen liebenswürdigerweise kostenlose Unterkünfte und stellte sogar seinen Garten für die Zusammenkünfte zur Verfügung. Als zwei Pionierinnen, die nach Tiemelekro gesandt wurden, zum Bürgermeister gingen, um sich zu verabschieden, sagte er: „Nein! Sie können nicht so einfach weggehen. ... Ich nehme an, daß Sie in den drei Monaten Jünger gemacht haben. Sie sind doch deswegen zu mir gekommen, damit Sie ein Grundstück für den Bau Ihrer Kirche bekommen. Ich wäre jetzt bereit, Ihnen das Grundstück zu geben. Bitte sagen Sie mir, wer Ihre Nachfolger sein werden.“

Viele Zeugen suchten auch nach Gelegenheiten, mit Menschen über die biblische Wahrheit zu sprechen, die sonst nicht erreicht worden wären. Als eine Schwester auf den Marshallinseln — auf dem äußeren Atoll Jaluit — eine Arbeit als Lehrerin annahm, stellte sie fest, daß sie die einzige Zeugin auf der Insel war. Sie ging eifrig daran, all ihren Nachbarn zu predigen, führte neun Heimbibelstudien durch und übernahm für die Gruppe bei der wöchentlichen Zusammenkunft die Führung. Als am 19. April ein Dienstamtgehilfe aus Majuro kam, um die Ansprache zur Feier zum Gedenken an Christi Tod zu halten, waren 175 Personen anwesend. Unsere Schwester hatte so viele, wie sie konnte, in dem abgelegenen Gebiet zu diesem wichtigen Ereignis eingeladen. Der Bruder plant nun, mit seiner Frau nach Jaluit zu ziehen, um zusammen mit der dortigen Schwester den Menschen zu helfen, geistig zu wachsen.

‘Freimütig reden’, um Fehlinformationen zu begegnen

Im ersten Jahrhundert waren den Christen Kontroversen nicht fremd. Als zum Beispiel eine große Menge in Ikonion die Lehren des Christentums annahm, „erregten [Gegner] die Seelen der Leute der Nationen und beeinflußten sie zum Bösen gegen die Brüder“. Statt aufzuhören, „brachten sie [Paulus und Barnabas] eine geraume Zeit damit zu, freimütig aufgrund der Ermächtigung Jehovas zu reden“ (Apg. 14:1-7).

Auch heute hören Gegner nicht auf, die öffentliche Meinung gegen Jehovas Zeugen aufzubringen, indem sie gelegentlich die Medien oder andere öffentliche Informationswege benutzten, um ihre Ziele zu verfolgen. Das Büro für Öffentlichkeitsarbeit in Brooklyn und die Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit in vielen Zweigbüros haben beachtlich viel Zeit damit zugebracht, Informationen bereitzustellen, die dann an Redakteure, Journalisten und andere Personen weitergeleitet wurden, um mutig die Wahrheit über Jehovas Zeugen bekanntzumachen.

Im Mai 2000 traf die Gesellschaft Vorbereitungen, um bei einem medizinischen Kongreß in Genf (Schweiz) ein neues Video mit dem Titel zu zeigen: Konzepte für Transfusionsalternativen — einfach, sicher und effektiv. In dem Video werden Interviews mit einigen führenden Chirurgen der Welt gezeigt sowie Verfahren, die bei Operationen ohne Bluttransfusionen verwendet werden. Den Ärzten in Europa wurden Möglichkeiten vorgestellt, wie sie Zeugen Jehovas und andere ohne Spenderblut behandeln können. Die anwesenden Ärzte gaben sofort Bestellungen für zirka 300 Videos auf.

In Belgien bereitete man eine historische Ausstellung über den Gebrauch des Namens Jehova in verschiedenen Bibelübersetzungen vor. In der Ausstellung wurde besonders die Arbeit der ersten Übersetzer und Drucker hervorgehoben — unter anderem die von William Tyndale — und die Schwierigkeiten, die sie überwanden, um der Öffentlichkeit die Bibel zugänglich zu machen. Zu den Besuchern gehörten Schüler von 13 Schulen.

In Brasilien haben im vergangenen Jahr über 70 000 Menschen die Wanderausstellung „Lila-Winkel“ besucht. Jehovas Zeugen hoffen, daß viele Menschen, wie einst im alten Ikonion, ihren Sinn nicht von Tatsachenverdrehern beeinflussen lassen, sondern es schätzen, wenn ihnen biblische Wahrheiten überbracht werden.

‘Die gesetzliche Befestigung der guten Botschaft’

Im Einklang mit dem Vorbild, das der Apostel Paulus in „der Verteidigung und gesetzlichen Befestigung der guten Botschaft“ gab, schenkten Jehovas Zeugen im vergangenen Jahr in verschiedenen Ländern Rechtsfragen ihre Aufmerksamkeit (Phil. 1:7). In Ländern wie Aserbaidschan, Benin, Rumänien und Schweden war es möglich zu erwirken, daß Jehovas Zeugen formell und offiziell nicht wie bisher als eine Vereinigung, sondern als eine Religion anerkannt wurden. Damit ist für größeren Schutz durch Gesetze gesorgt, die die Religionsfreiheit garantieren.

In der Republik Georgien, die an das Schwarze Meer grenzt, bemühten sich die Gegner jedoch darum, die gesetzliche Anerkennung der Zeugen Jehovas aufheben zu lassen. Bei einem Gerichtsverfahren, in dem es um einen Zeugen Jehovas ging, versperrten Extremisten, die sich mit der orthodoxen Kirche identifizierten, den Eingang des Gerichts und gingen gewaltsam vor, um zu verhindern, daß jemand, der sich weigerte, ein tragbares Holzkreuz zu küssen, dort hineinkam. Während der Verhandlung wurden Ikonen und Holzkreuze hochgehalten, und bei einer zeitweiligen Unterbrechung wurden im Gerichtssaal Votivkerzen angezündet. Im Gericht kam es von seiten der Extremisten zu tätlichen Angriffen auf Anwälte, Journalisten und Zeugen Jehovas. Die Brüder in Georgien haben gegen die ungünstige Entscheidung beim Obersten Gericht in Georgien Einspruch eingelegt und hoffen, daß Vernunft und Wahrheit obsiegen werden. Unterdessen wurden während des Jahres von den 14 855 Verkündigern in Georgien 2 887 835 Stunden eingesetzt, um die Menschen die befreienden Wahrheiten aus Gottes Wort zu lehren.

Der Prozeß in Moskau (Rußland), mit dem man beabsichtigte, die gesetzliche Vertretung der Zeugen Jehovas in dieser Stadt aufzulösen, ist noch nicht entschieden. In der Zwischenzeit wurde den Brüdern in Moskau die Baugenehmigung für dringend benötigte Königreichssäle verweigert. Am 23. November 1999 fällte das russische Verfassungsgericht jedoch ein günstiges Urteil. Es resultierte aus einem Prozeß, der im Interesse der Versammlung Jaroslawl geführt wurde. Da die Versammlung kein 15jähriges Bestehen nachweisen konnte, was aber nach dem Religionsgesetz von 1997 erforderlich ist, verlangten die Beamten der örtlichen Behörde, daß die Versammlung die Einfuhr und Verbreitung religiöser Literatur einstellte und ein Bruder aus Deutschland seine Tätigkeit in der Stadt beendete. Das Gericht entschied, daß die 15-Jahre-Klausel nicht auf Versammlungen angewendet werden kann, die zu einer „zentralisierten religiösen Organisation“ gehören, die, wie im Fall der Zeugen Jehovas, bereits landesweit gesetzlich eingetragen ist. Am 29. April 1999 stimmte das staatliche russische Justizministerium der erneuten gesetzlichen Eintragung von Jehovas Zeugen zu. Während sich die Rechtsabteilung mit diesen Angelegenheiten befaßte, widmeten die Verkündiger in Rußland im vergangenen Jahr weitere 24 782 467 Stunden dem öffentlichen Predigtdienst. Außerdem verzeichneten sie eine Zunahme von 7 Prozent und erreichten eine Höchstzahl von 114 284 Verkündigern.

Die Brüder in Frankreich befassen sich ebenfalls weiterhin mit einer schwierigen Situation. In den vergangenen vier Jahren haben sie in der Rechtsfrage zur Grundsteuerfreiheit von Königreichssälen 921 günstige Entscheidungen von erstinstanzlichen Gerichten und 65 von Berufungsgerichten erwirkt. Weil die Steuerbehörde gegen solche Entscheide jeweils nachdrücklich Beschwerde einlegte, wurde der Fall an den französischen Staatsrat, das oberste Verwaltungsgericht in Frankreich, weitergeleitet. Am 23. Juni 2000 entschied dieses Gericht, daß Jehovas Zeugen nach französischem Recht die Voraussetzungen für eine Religion erfüllen und daß für ihre Königreichssäle Grundsteuerfreiheit beansprucht werden kann. Noch wichtiger war die Ansicht des Gerichts, daß die Aktivitäten in den Königreichssälen „dem öffentlichen Interesse nicht schaden“. Aber genau 11 Tage später gab in Nanterre ein erstinstanzliches Gericht in einem anderen Prozeß, bei dem es um die Bestätigung der Maßnahme der Steuerbehörde ging, eine 60prozentige Steuer auf Spenden für die religiösen Tätigkeiten der Zeugen Jehovas in Frankreich zu erheben, einen schriftlichen Entscheid heraus, gemäß dem Jehovas Zeugen keine Steuerbefreiung in Anspruch nehmen können, weil sie in Frankreich nicht als Religion anerkannt sind. Die Brüder bereiten eine Eingabe an das Berufungsgericht in Versailles vor. Inzwischen beschäftigt sich die französische Nationalversammlung in erster Lesung mit einer Gesetzesvorlage, durch die die Auflösung irgendeiner sogenannten sektiererischen Bewegung erleichtert werden soll, wenn diese Bewegung oder ihre Direktoren zweimal vor Gericht für schuldig erklärt worden sind. Während Gegner ‘durch Verordnung Unheil schmieden’, vertrauen Jehovas Zeugen auf den großen Richter, vor dem alle Menschen Rechenschaft ablegen müssen (Ps. 94:20; Röm. 14:10).

Einen dringenden Bedarf an Königreichssälen decken

Da die Zahl der Menschen, die Jehova lieben und ihm dienen, weiterhin zunimmt, entsteht ein großer Bedarf an Königreichssälen, in denen sie sich zur Anbetung versammeln können. Um dem Bedarf gerecht zu werden, helfen die Zweigbüros in Australien, Brasilien, Deutschland, Mexiko und Südafrika bei der Planung und dem Bau von Königreichssälen in der jeweiligen Region. Befähigte Brüder aus diesen Zweigbüros besuchen andere Zweige, um dort zu helfen, organisatorische Angelegenheiten den Bedürfnissen entsprechend zu regeln. Gegenwärtig wird 72 Ländern Hilfe geboten, wie zum Beispiel in Asien/Ozeanien, Osteuropa, Ost- und Westafrika, Mittel- und Südamerika und den Inseln der Karibik.

Über 100 International Servants sind damit beschäftigt, einheimische Brüder zu schulen, als Königreichssaal-Baugruppen in den jeweiligen Ländern zusammenzuarbeiten. Im Rahmen dieser Einrichtung wurden bis jetzt in 30 Ländern 453 Königreichssäle fertiggestellt, und weitere 727 Gebäude sind im Bau. Wert gelegt wurde auf die Entwicklung von landesweit einheitlichen Königreichssaal-Bauplänen, bei denen landesübliche Baumaterialien und Baumethoden berücksichtigt werden. In Kenia werden behauene Steine verwendet; in Togo nimmt man gewöhnlich Ziegelsteine; in Kamerun werden Zementblöcke bevorzugt, die man später verputzt. Auf diese Weise können sich einheimische Brüder schnell die nötigen Fertigkeiten aneignen, um bei einem landesweiten Programm wichtige Aufgaben wahrzunehmen.

Als die Brüder in den verschiedenen Ländern erfuhren, was getan werden kann, bestand bei vielen großes Interesse, sich zu beteiligen. Hunderte von fähigen einheimischen Brüdern und Schwestern haben sich angeboten. In bestimmten Ländern, in denen die örtlichen Umstände es ihnen normalerweise unmöglich machen mitzuhelfen, werden anerkannte Bewerber mit Nahrung und Unterkunft versorgt, so daß sie sich voll und ganz der dringenden Bauarbeiten und der Renovierung von Königreichssälen in ihrem Land annehmen können.

Wie wirkt sich der Bau von Königreichssälen auf die Tätigkeit der Zeugen Jehovas an dem betreffenden Ort aus? Aus Benin (Westafrika) kommt folgender Bericht: „Ihr werdet Euch freuen zu erfahren, daß gestern in Krake der Königreichssaal eingeweiht wurde. Die Versammlung besteht aus 34 Verkündigern, und sonntags sind durchschnittlich 73 Personen anwesend, aber bei der Bestimmungsübergabe waren 651 zugegen. In der Vergangenheit hatten die Brüder in dieser Stadt mit vielen Vorurteilen und viel Spott zu tun, weil der frühere Königreichssaal im Vergleich zu einigen Kirchen sehr einfach war. Der neue Königreichssaal ist jetzt eines der schönsten Gebäude in der Stadt. Die meisten Anwesenden waren Einheimische, die ihre Meinung änderten, nachdem sie erlebt hatten, was die Brüder in nur ein paar Wochen leisten konnten.“ Die Versammlung Nafisi in Malawi berichtet: „Jetzt wird durch unseren schönen Königreichssaal ein hervorragendes Zeugnis gegeben. Das Ergebnis ist, daß im Predigtdienst leicht Bibelstudien eingerichtet werden können. Überall sind die Menschen erstaunt.“

Angesichts des Wachstums in den letzten Jahren werden in Liberia dringend Königreichssäle benötigt. Die Brüder hätten es sich auf keinen Fall leisten können, Königreichssäle zu bauen. Sie können kaum die Miete für ihre eigenen dürftigen Unterkünfte aufbringen. An vielen Orten kamen sie einfach in Häusern von Brüdern zusammen; es waren so viele anwesend, daß einige draußen standen. Oder sie trafen sich in provisorischen Bauten. Es schien für dieses Problem keine Lösung zu geben, bis die Nachricht von der wunderbaren Einrichtung zum Bau von Königreichssälen in Ländern mit begrenzten Mitteln eintraf. Mittel, die Brüder aus anderen Ländern spendeten, wurden verwandt, um dort Säle zu bauen, wo ein echter Bedarf bestand. In den letzten sechs Monaten sind bereits fünf neue Säle gebaut worden. Die Brüder haben ihre „Bereitschaft“ trotz dessen, was sie ‘nicht haben’ (von Geldmitteln her gesehen), gezeigt, und zwar durch ihre großartige Bereitwilligkeit, ihre Kräfte für die Arbeit einzusetzen (2. Kor. 8:12). Zum Beispiel stellte die Versammlung New Georgia an einem Tag über 1 000 Zementblöcke in Handarbeit her!

Neue und erweiterte Zweigbüros

Damit man sich um die wachsende Zahl der Zeugen Jehovas kümmern und sie für den Predigtdienst ausrüsten kann, sind auch geeignete Zweigbüros nötig. Eine ganze Anzahl wurde im vergangenen Jahr der Bestimmung übergeben. In diesen Gebäuden sind weltweit insgesamt 19 587 ordinierte Diener beschäftigt — alles Mitglieder der ordensähnlichen Gemeinschaft der Sondervollzeitdiener.

SÜDAFRIKA: Als 1987 die Zweiggebäude in Krugersdorp fertiggestellt worden waren, schienen sie größer als nötig zu sein. Aber nur 12 Jahre danach wurden das erweiterte Bürogebäude, drei neue Wohnhäuser, eine Lkw-Reparaturwerkstatt und ein geräumiges neues Versandlager der Bestimmung übergeben.

Seit Ende des kalten Krieges ist die zunehmende Freiheit für Jehovas Volk ein Grund zur Freude. In Ländern wie Ruanda, Malawi, Mosambik und Angola wurde das Verbot der Zeugen Jehovas aufgehoben. Seit Fertigstellung der Zweiggebäude im Jahr 1987 haben zehn der Länder, die aus Südafrika Lieferungen erhalten, insgesamt eine 148prozentige Zunahme an Verkündigern erlebt! (Allein Mosambik hatte in den 12 Jahren eine Zunahme von insgesamt 523 Prozent.)

Ferner führte ein Regierungswechsel in Südafrika und der Abbau der Apartheid zu weniger Beschränkungen bei der Ein- und Ausreise im innerafrikanischen Reiseverkehr. Der südafrikanische Zweig hat nun mehr Möglichkeiten, Güter in Nachbarländer zu senden. Außer Zeitschriften, Broschüren und anderes Material zu drucken, lagert der Zweig Literatur und bearbeitet Versammlungsbestellungen für eine Reihe umliegender Länder. Als der Bau von Kongreß- und Königreichssälen in Afrika an Schwung zunahm, stellte Südafrika die Baumaterialien für andere Zweige zur Verfügung.

Andere Faktoren: Im Gebiet des südafrikanischen Zweiges hat die Zahl der Königreichsverkündiger von 1987 bis heute um 62 Prozent zugenommen. In den letzten paar Jahren mußte die Übersetzungsabteilung vergrößert werden, um die zusätzliche Arbeit bewältigen zu können, die wegen der Übersetzung der Bibel in sieben einheimische Sprachen anfällt — Afrikaans, Pedi, Sutho, Tsonga, Tswana, Xhosa und Zulu. Kein Wunder, daß dieser wichtige Bereich im südafrikanischen Zweig erweitert werden mußte.

Am 23. Oktober 1999 wurden daher die erweiterten Zweiggebäude in Südafrika eingeweiht. Daniel Sydlik, ein Mitglied der leitenden Körperschaft, der bei diesem Anlaß zugegen war, hielt den interessanten Vortrag mit dem Thema „Bestimmungsübergaben, die die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln“.

JAPAN: Ein paar Wochen später, am 13. November, wurden die erweiterten Zweiggebäude in Ebina (Japan) eingeweiht. Zu der Erweiterung gehören zwei 12geschossige Wohngebäude und ein 4geschossiges Wirtschaftsgebäude. Das Projekt wurde in dreieinhalb Jahren von über 70 erfahrenen International Servants und Volunteers fertiggestellt, die mit ungefähr 2 000 einheimischen Lang- und Kurzzeitmitarbeitern zusammenwirkten.

Das Programm zur Bestimmungsübergabe fand 50 Jahre nach dem Eintreffen der ersten Missionare der Watch Tower Society in Japan statt. Einige dieser Missionare, die noch in Japan tätig sind, waren zusammen mit den reisenden Aufsehern aus Japan, anderen langjährigen Dienern Jehovas und 344 Delegierten aus 37 anderen Ländern bei diesem Anlaß zugegen.

Als die ersten Missionare nach dem Zweiten Weltkrieg in Tokio eintrafen und dort die Predigttätigkeit neu belebten, gab es in Japan nur eine Handvoll treuer Anbeter Jehovas. Heute gibt es über 221 000 aktive Königreichsverkündiger, die die gute Botschaft in jedem Winkel des Landes verkündigen. Die biblische Literatur wird in Japan nicht nur in 27 Sprachen gedruckt, sondern von dort aus auch in andere Länder versandt; außerdem leistet das Zweigbüro unter Anleitung der leitenden Körperschaft einigen asiatischen Ländern in Verbindung mit der Predigttätigkeit unmittelbare Hilfe.

Am Tag nach der Bestimmungsübergabe sprach Theodore Jaracz, ein Mitglied der leitenden Körperschaft, bei einer besonderen Zusammenkunft im Internationalen Stadion von Yokohama zu einer Zuhörerschaft von 61 323 Personen. Die Zahl derer, die an 41 Orten im ganzen Land miteinander verbunden waren, betrug insgesamt 269 376. Das Programm umfaßte Berichte von ausländischen Delegierten, und alle Anwesenden wurden durch den Vortrag von Bruder Jaracz mit dem Thema „Die Belehrung Jehovas — nützlich für heute und für die Ewigkeit“ sehr ermuntert, weiterhin geistige Fortschritte zu machen.

BENIN: Dieses westafrikanische Land erweist sich in der geistigen Ernte als ein ertragreiches Feld. Es gibt dort 6 343 Verkündiger der guten Botschaft, und gut die Hälfte ließ sich in den 1990er Jahren taufen.

Um dieser wachsenden Menge wahrer Anbeter dort und in Niger zu dienen, wurden am 1. Januar 2000 in Abomey-Calavi (Benin) neue Zweiggebäude, ein neuer Kongreßsaal und ein Missionarheim der Bestimmung übergeben. Gerrit Lösch, ein Mitglied der leitenden Körperschaft, nutzte die Gelegenheit, um zwei wichtige Gedanken hervorzuheben: 1. Der wichtigste Grund, warum wir Jehova dienen, ist nicht unsere Hoffnung auf ewiges Leben, sondern die Liebe zu ihm. 2. Lesen wir Gottes Wort, die Bibel, jeden Tag. Welch praktische Ermahnungen!

MYANMAR: Ein paar Wochen nach der Bestimmungsübergabe in Benin wurden die neuen Zweiggebäude in Myanmar eingeweiht. Das Zweigbüro war dort 1947 gegründet worden. 1977 gelangte die Gesellschaft in den Besitz eines Grundstücks, auf dem geeignete Gebäude gebaut werden konnten. Welch große Schwierigkeiten doch überwunden werden mußten! Für Jehovas Zeugen war es bis dahin nicht möglich gewesen, sich gesetzlich eintragen zu lassen. Wie konnten sie also eine Baugenehmigung erhalten? Baumaterialien müßten eingeführt werden. Aber wie war das zu verwirklichen, da solche Genehmigungen noch nie irgendeiner Organisation erteilt worden waren? Brüder aus dem Ausland zur Mithilfe bei Bauarbeiten zu bekommen schien unmöglich, da für solch eine Arbeit nur dann ein Visum ausgestellt wurde, wenn die Regierung ein Projekt selbst förderte. Damit nicht genug, ging eine Frau vor Gericht und behauptete, das Grundstück, das seit über 20 Jahren im Besitz der Gesellschaft ist, gehöre in Wirklichkeit ihr. Doch plötzlich lösten sich die Probleme in Luft auf. Die Regierung verfuhr in jedem der Punkte, die zuvor ein Hindernis waren, anders. Und als mit dem Bau begonnen wurde, wies das Gericht die Forderung der Frau ab, die versucht hatte, das Grundstück zu bekommen.

Das meiste Baumaterial schickten die Brüder aus Australien als Geschenk; weiteres Material kam aus Malaysia, Singapur und Thailand. Die Brüder kamen aus Australien, Deutschland, Fidschi, Griechenland, Großbritannien, Neuseeland und den Vereinigten Staaten, um bei den Arbeiten mitzuhelfen, und die einheimischen Zeugen unterstützten sie. Als die fertiggestellten Gebäude am 22. Januar 2000 anläßlich des Besuchs von John E. Barr, einem Mitglied der leitenden Körperschaft, der Bestimmung übergeben wurden, fühlten sich die Anwesenden gedrängt zu sagen: „Jehova hat Großes getan durch das, was er mit uns getan hat. Wir sind fröhlich geworden“ (Ps. 126:3).

Dadurch kommt sehr passend zum Ausdruck, wie Jehovas Zeugen weltweit empfinden, wenn sie auf die Ereignisse im vergangenen Jahr zurückblicken.

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Samuel Herd gibt das Buch frei: „Die Prophezeiung Jesajas — Licht für alle Menschen“

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Das biblische Drama „Warnende Beispiele für unsere Zeit“

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Delegierte in Ungarn freuen sich sehr über die neue Bibel

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Freudige Zeugen bei einer Zusammenkunft in einer Garage im Kosovo

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Königreichssaal in Krake (Benin) — vorher und nachher

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(1) Myanmar, (2) Benin, (3) Südafrika, (4) Japan