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Höhepunkte des vergangenen Jahres

Höhepunkte des vergangenen Jahres

Höhepunkte des vergangenen Jahres

„KOMMT zu mir ..., und ich will euch erquicken.“ Diese Worte Jesu Christi aus Matthäus 11:28 waren unser Jahrestext für das Jahr 2002. Und im vergangenen Dienstjahr nahmen viele diese göttliche Einladung an — 265 469 Menschen ließen sich taufen und fanden zusammen mit über sechs Millionen anderen, die unter dem sanften Joch der christlichen Jüngerschaft dienen, „Erquickung“.

Auf den folgenden Seiten erfahren wir, wie Jehova sein Volk auf der ganzen Erde nach wie vor sehr segnet. Gehen wir nur kurz auf einige bedeutende theokratische Entwicklungen im Dienstjahr 2002 ein.

Bezirkskongresse fördern den Eifer

Wie gewohnt versammelten sich Jehovas Zeugen zu ihrem alljährlichen Bezirkskongress weltweit an Hunderten von Kongressstätten. Das Kongressmotto für das Jahr 2002/2003 lautete „Eifrige Königreichsverkündiger“. Im Leitvortrag wurde der Gedanke hervorgehoben, dass sich Gottes Volk heute ein Beispiel daran nimmt, wie eifrig und mutig Jesus Christus seinen Dienst ausführte. In weiteren Vorträgen wurde erklärt, dass der Eifer durch das Studium des Wortes Gottes wächst und sich durch gute Werke ausdrückt, besonders aber durch die begeisterte Verkündigung des Königreiches Gottes.

Das in Kostümen aufgeführte Drama „In schwierigen Zeiten standhaft sein“ drehte sich um den Propheten Jeremia. Wie Jesus zeichnete sich auch Jeremia durch außergewöhnlichen Eifer aus und gab trotz Schwierigkeiten nicht auf. Jeremia vertraute auf Jehova und verkündigte furchtlos Gottes Botschaft. Er ist wirklich ein großartiges Vorbild für heutige Christen!

Auf dem Kongress wurden zwei neue Bücher vorgestellt. Am Freitag erhielten die Delegierten das Buch Den allein wahren Gott anbeten. Dieses 192-seitige Buch soll bei interessierten Personen als zweites Bibelstudienhilfsmittel verwendet werden, damit sich die Wahrheit des Wortes Gottes in ihr Herz einprägt. Wir sind davon überzeugt, dass Neue durch diese Publikation geistig wachsen und den schmalen Weg beschreiten werden, der zum Leben in Gottes gerechter neuer Welt führt.

Am Samstag erhielten die Anwesenden das Buch Komm Jehova doch näher. Es ist in Abschnitte eingeteilt, in denen die vier hauptsächlichen Wesensmerkmale Jehovas behandelt werden: Macht, Gerechtigkeit, Weisheit und Liebe. Der Zweck des Buches wird ausführlich in der Einleitung erklärt: „Es ist unser Wunsch, dass dir dieses Buch hilft, Jehova immer näher zu kommen und eine unzerstörbare Beziehung zu ihm aufzubauen, damit du ihn bis in alle Ewigkeit preisen kannst.“ Das Kongressprogramm und diese neuen Publikationen werden Menschen mit einem aufrichtigen Herzen überall helfen, in ihrer Liebe zu ihrem Schöpfer zu wachsen.

Mit ‘kritischen Zeiten’ fertig werden

Der Apostel Paulus schrieb an Timotheus, ein Merkmal der „letzten Tage“ seien ‘kritische Zeiten, mit denen man schwer fertig wird’ (2. Tim. 3:1). Naturkatastrophen und sonstige Unglücksfälle bringen große Härten mit sich. Allerdings bieten sie Christen auch Gelegenheit, ihre Liebe zueinander zu beweisen. Im letzten Dienstjahr ereigneten sich viele Katastrophen. Zwei davon möchten wir kurz anreißen.

Der Einsturz des World Trade Centers: Die Abschlussfeier der 111. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead fand am Samstag, den 8. September 2001, statt. Drei Tage später, am 11. September, fuhren die Absolventen zusammen mit ihren Angehörigen nach New York City (Vereinigte Staaten). Draußen war es schön warm und der Himmel war strahlend blau. Um 8.46 Uhr raste jedoch ein Passagierflugzeug in den Nordturm des World Trade Centers im südlichen Manhattan. Minuten später rammte ein weiteres Passagierflugzeug den Südturm.

Als um 9.59 Uhr der Südturm einstürzte, flogen die Trümmer durch die Luft und der Süden Manhattans lag unter einer dunklen Staubwolke. Danach stürzte der Nordturm ein. Fast dreitausend Menschen starben. Beide Türme, die 1973 fertig gestellt wurden, waren 110 Stockwerke hoch. Die durch den Einsturz der beiden Türme entstandene dichte Staubwolke wurde zum knapp drei Kilometer entfernten Brooklyner Bethel hinübergeweht.

Die Brüder des Zweigbüros der Vereinigten Staaten forschten sofort nach, ob irgendwelche Zeugen von dieser furchtbaren Tragödie betroffen waren und was für Hilfsmaßnahmen nötig waren. Schon am Abend des 11. September war geklärt, dass niemand von der Bethelfamilie, und zwar aus allen drei Bethelkomplexen — Brooklyn, Patterson und Wallkill —, betroffen war. Bis Donnerstagnachmittag hatten sich auch alle Gileadabsolventen im Gileadbüro gemeldet und bestätigt, dass ihnen und ihren Angehörigen nichts passiert war. Inzwischen hatte man 37 Kreisaufseher im Raum New York telefonisch kontaktiert. Die Kreisaufseher setzten sich mit den Versammlungsältesten in Verbindung, und diese wiederum erkundigten sich nach jedem einzelnen Verkündiger. Bis Freitagvormittag, den 14. September, hatte das Zweigbüro herausgefunden, dass 14 unserer Glaubensbrüder oder -schwestern tot waren oder vermisst wurden. Diese Zahl änderte sich auch in den nachfolgenden Tagen nicht mehr.

Überlebende berichteten von ihren Erlebnissen. Cynthia Tucker, eine allgemeine Pionierin, arbeitete gegenüber dem World Trade Center im World Financial Center. Sie sah vom 37. Geschoss aus, wie das erste Flugzeug in den Turm raste. Sie vermutete einen schrecklichen Unfall, lief hinaus und sah an dem Gebäude hoch, in das das Flugzeug hineingeflogen war. Überall lagen Trümmer herum. Doch dann flog ein weiteres Flugzeug sehr tief über alle Köpfe hinweg. Schwester Tucker erzählte: „Das Flugzeug war riesig. Mir war sofort klar, dass es in das Gebäude rasen würde. Ich wollte losrennen, war aber wie versteinert — ich wusste nicht, was tun. Das Flugzeug schien durch das Gebäude hindurchzufliegen. Es war so laut, dass man das Gefühl hatte, man war unter Wasser. Ich spürte das Geräusch förmlich. Die Luft war so schwer, als wäre sie voller Sand. Man konnte kaum noch atmen. Die Leute rannten in alle Richtungen. Ich lief in ein Gebäude und sah den ersten Turm einstürzen. Die Menschen zogen Hemd oder Bluse aus, um das Gesicht vor dem Staub zu schützen. Aus den Gebäuden kamen Leute mit ihren Kindern und Haustieren heraus. Alle hatten eine Sterbensangst. Sogar die Tiere verhielten sich nicht normal. Mir fehlen die Worte, um diese Angst zu beschreiben.“ Schwester Tucker ist dankbar für die Hilfe der Ältesten, die sie besuchten und ihr wohltuende tröstende Worte aus der Bibel vorlasen.

In den darauf folgenden Monaten überbrachten Brüder aus New York und Umgebung den Menschen in ihrer Stadt die biblische Botschaft des Trostes und der Hoffnung. Verschiedenen Brüdern wurde gestattet, den Menschen am Ground Zero, wo die Zwillingstürme eingestürzt waren, Bibeltexte vorzulesen. Einer dieser Brüder war Roy Klingsporn, ein Pionier. Er sagte: „Ein Unteroffizier der Luftwaffe, der an den Rettungsarbeiten beteiligt war, sagte dankbar: ,Jeder bringt uns etwas zu essen, heißen Kaffee und trockene Kleidung, aber Sie sind die Ersten, die uns einen Bibeltext vorlesen. Wir brauchen Gott in Zeiten wie jetzt.‘ “

Vulkanausbruch in Ostafrika: Viele unserer Brüder im östlichen Kongo (Kinshasa) haben schon Bürgerkriege, Krankheiten, Armut und Arbeitslosigkeit hinter sich. Einige waren oder sind noch Flüchtlinge. Dem allen setzte der plötzliche Ausbruch des Nyiragongos (ein Vulkan unweit von Goma) dann die Krone auf. Am 17. Januar 2002 begann der Berg im Lauf des Vormittags Rauch und Feuer zu spucken. Abends floss die Lava aus dem Vulkan in Richtung Goma. Tausende verängstigter Menschen flohen nach Gisenyi, eine nahe gelegene Stadt in Ruanda. Die Straßen wimmelten nur so von Menschen, die lediglich ein paar Habseligkeiten bei sich trugen. Auch Gisenyi war gefährdet, doch die Brüder dort funktionierten den Königreichssaal zu einem Flüchtlingslager für die Brüder aus dem Kongo um, und etliche Brüder in Gisenyi boten denen, die wegen des Vulkanausbruchs fliehen mussten, sofort ihr Zuhause an.

Ein Ältester aus der Region sagte: „Als wir sahen, was da passierte, gingen einige Brüder und ich sofort zu der Hauptstraße, die von Goma nach Gisenyi führt. Wir hatten den Wachtturm und das Erwachet! bei uns und hielten die Zeitschriften hoch. Es war zwar dunkel, aber wir stellten uns dorthin, wo man uns sehen konnte. Sobald unsere Brüder die Zeitschriften sahen, wussten sie, dass wir Zeugen sind, und wir zeigten ihnen den Weg zum Flüchtlingslager im Königreichssaal. Wir standen bis in die frühen Morgenstunden an der Straße. Auf diese Weise konnten wir für unsere Brüder aus Goma dasselbe tun, was sie einige Jahre zuvor für uns getan hatten. Nach dem Krieg in Ruanda waren Hunderttausende nach Goma geflohen. Damals standen Zeugen aus Goma Tag und Nacht an den Straßen und hielten die Zeitschriften hoch, damit wir sie erkennen konnten. Sie zeigten uns den Weg zu den Flüchtlingslagern, die von ihnen eingerichtet worden waren.“

Die meisten Menschen, die wegen des Vulkanausbruchs geflohen waren, mussten die Nacht unter freiem Himmel verbringen. Dazu gehörten auch Brüder, die in dem Durcheinander oder in der Dunkelheit niemanden mit einer Zeitschrift in der Hand entdeckt hatten. Ein Ältester bemerkte dazu: „Schon früh am nächsten Morgen gingen die Brüder und Schwestern erneut mit Zeitschriften in der Hand los. Sie zogen durch ganz Gisenyi, sodass sie nicht zu übersehen waren. Auf diese Weise fanden sie alle Brüder aus Goma, die am Abend zuvor die Zeugen nicht gesehen hatten. Bald kam der Lavastrom dem Königreichssaal gefährlich nahe. Wir sorgten deshalb schleunigst dafür, dass fünf weitere Königreichssäle als Flüchtlingslager hergerichtet wurden.“ Viele Brüder aus den 24 Versammlungen in Goma flohen ins Innere des Kongo, aber die meisten — ungefähr 2 000 — flohen nach Ruanda.

Das Zweigbüro in Kigali (Ruanda) kaufte umgehend Lebensmittel, Medikamente, Decken und Wasserkanister ein. Alles wurde sofort in die Lager geschickt. Wie sehr sich doch die Brüder aus Goma freuten, als schon einen Tag nach der Katastrophe ein Lkw mit Hilfsgütern eintraf! Viele Menschen, die keine Zeugen waren, äußerten sich sehr positiv. Ein Bruder bekam zufällig mit, dass jemand sagte: „Das ist eine gute Religion. Sie lieben einander wirklich.“

Ungefähr ein Drittel von Goma war zerstört. Viele Brüder und Schwestern hatten alles verloren. Die Zeugen, deren Häuser unbeschädigt geblieben waren, nahmen aber gern Familien ihrer Glaubensbrüder auf, deren Häuser zerstört worden waren (Röm. 12:12, 13). Später sorgten die Brüder aus Ruanda für eine sichere Rückkehr aller Flüchtlinge nach Goma. Auch Zeugen aus Europa halfen, indem sie aus Belgien per Flugzeug zwei Ladungen mit Hilfsgütern schickten.

Der Ausbruch des Nyiragongo war katastrophal. Er kostete zahllose Menschen das Leben und nahm vielen ihr Hab und Gut. Aber wahre Christen konnten ihre Liebe zueinander unter Beweis stellen (Joh. 13:35).

Die Königreichsdienstschule legt Gewicht auf das Geistiggesinntsein

Die Königreichsdienstschule begann 1959 mit einem einmonatigen Studienkurs. Im Staat New York (USA) fand sie in South Lansing statt. In anderen Ländern sorgte das jeweilige Zweigbüro für geeignete Räumlichkeiten. Anfangs wurden Versammlungsälteste (damals Versammlungsdiener) und Sonderpioniere in die Schule eingeschrieben. 1966 wurde der Kurs jedoch überarbeitet; er dauerte von da an nur noch zwei Wochen und war lediglich für Älteste gedacht. Ab 1977 war dann ein 15-stündiger Kurs für alle Ältesten vorgesehen. Seitdem haben alle paar Jahre ähnliche Kurse von unterschiedlicher Länge stattgefunden. Seit 1984 werden in der Königreichsdienstschule auch Dienstamtgehilfen geschult.

Im vergangenen Dienstjahr setzte sich die Schule aus drei Kursen zusammen. Der erste (Dienstag bis Donnerstag) wurde für reisende Aufseher abgehalten, der zweite (Freitag und Samstag) für Versammlungsälteste und der dritte (Sonntag) für Dienstamtgehilfen. Im Kurs wurde besonderer Nachdruck darauf gelegt, sich das Geistiggesinntsein zu erhalten. Vor langer Zeit betete Moses zu Jehova: „Lass mich bitte deine Wege wissen, dass ich dich erkenne, damit ich Gunst finde in deinen Augen“ (2. Mo. 33:13). Dieses Gebet sprach Moses, nachdem er Zeuge der Zehn Plagen geworden war, die Teilung des Roten Meeres erlebt hatte, 40 Tage am Berg Sinai mit Jehova Zwiesprache gehalten hatte und die Zehn Gebote bekommen hatte. Obwohl er 80 Jahre alt war und von Jehova auf eine außergewöhnliche Weise gebraucht worden war, wusste Moses um sein geistiges Bedürfnis. Getreu diesem Vorbild wurden Älteste und Dienstamtgehilfen angespornt, als Geistesmenschen weiter zu wachsen, ganz gleich wie lange sie Jehova schon dienen.

Das Studienmaterial für den Kurs wurde in den Zweigbüros rund um den Erdball übersetzt. Aus vielen Ländern gingen Dankesbriefe ein. Ein Ältester aus Guinea schrieb: „Ich bedauere keineswegs, Opfer gebracht und die 1 000 Kilometer weite Anreise zur Schule gemacht zu haben.“ Ein anderer Ältester schrieb: „Mir fehlen einfach die Worte, um meine Wertschätzung für diese Schulung zum Ausdruck zu bringen. Vielen, vielen Dank!“

Aus Korea schrieb ein Bruder: „Die Schule half mir, ernsthaft darüber nachzudenken, ob ich ein Geistesmensch bin oder nicht.“

Das Zweigbüro in El Salvador berichtete: „Besonderes Interesse galt den Neuerungen beim Versammlungsbuchstudium. Das wird bestimmt dazu beitragen, dass jedem in der Gruppe besser und individueller Aufmerksamkeit geschenkt werden kann.“

Aus Deutschland schrieb eine Ältestenschaft: „Die Vorschläge und die Anleitungen sind realistisch und können zum Guten derer, die uns anvertraut sind, umgesetzt werden.“

Das Zweigbüro in der Schweiz hatte Folgendes dazu zu sagen: „Die Schule gab den nötigen Ansporn, um dem nachlassenden Eifer entgegenzuwirken.“

Rechtliche Entwicklungen

ARMENIEN: Der Rechtsfall von Ljowa Markarjan erhielt internationale Aufmerksamkeit. Wegen Bruder Markarjans Tätigkeit als Zeuge Jehovas war gegen ihn Strafanzeige erstattet worden. Vorgeworfen wurde ihm unter anderem „das Predigen einer nicht registrierten Religion“. Am 18. September 2001 sprach das erstinstanzliche Gericht Bruder Markarjan von allen Anklagen frei. Es wurde Berufung eingelegt und das Berufungsgericht bestätigte den Freispruch mit der Begründung, seine religiöse Lehrtätigkeit als Zeuge Jehovas sei nicht strafbar und zudem durch die armenische Verfassung geschützt. Die Staatsanwaltschaft brachte den Fall daraufhin vor das Oberste Berufungsgericht des Landes, den Kassationshof. Am 19. April 2002 bestätigte das sechsköpfige Gericht die vorinstanzlichen Urteile. Einerseits freuen wir uns über diesen Erfolg, andererseits werden in Armenien junge Brüder im wehrfähigen Alter wegen Militärdienstverweigerung aus religiösen Gründen nach wie vor verhaftet und eingesperrt.

GEORGIEN: Die Serie ungeahndeter brutaler Gewalt gegen Jehovas Zeugen in Georgien geht weiter. Seit Oktober 1999 wurden über 80 gewalttätige Angriffe dokumentiert, von denen mehr als 1 000 Personen betroffen waren — Männer, Frauen, Kinder, Betagte und Behinderte. Die Häuser von etlichen Zeugen wurden durchwühlt, geplündert und niedergebrannt. Über 700 Anzeigen wurden erstattet, doch kein einziger Täter wurde wegen seiner Übergriffe verurteilt. Schließlich wurde im September 2001 gegen Petre Iwanidse und den orthodoxen Ex-Priester Bassil Mkalawischwili wegen Beteiligung an den Attacken Anklage erhoben. Mehrere Versuche, mit dem Prozess gegen sie zu beginnen, schlugen allerdings aufgrund der im Gerichtssaal herrschenden Verhältnisse fehl. In das Gerichtsgebäude waren nämlich Gesinnungsgenossen der Angeklagten eingelassen worden. Dort schwangen sie drohend große Kreuze, die sie zuvor noch als Waffen benutzt hatten, und hielten Spruchbänder voller Hetzparolen gegen Jehovas Zeugen hoch. Bis zum 30. Mai 2002 musste das Verfahren siebenmal verschoben werden. Jehovas Zeugen reichten beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) zwei Anträge ein; in dem einen wurde gegen die Untätigkeit der Regierung angesichts der hemmungslosen Gewalt Protest erhoben, und in dem anderen wurde das Urteil des Obersten Gerichtshofs von Georgien angefochten, laut dem die Registrierung zweier Rechtskörperschaften der Zeugen Jehovas für ungültig erklärt worden war. Im Oktober 2001 fasste der EGMR beide Anträge zusammen, um sie vorrangig zu bearbeiten.

Am 23. Juli 2002 reichten Jehovas Zeugen eine weitere Beschwerde beim EGMR ein. In dieser Beschwerde werden detailliert 30 Fälle geschildert, in denen Zeugen in Georgien von religiösen Extremisten, orthodoxen Geistlichen und Polizisten angegriffen wurden. Zu einem der Fälle gibt es ein wichtiges sachdienliches Dokument. Darin werden ausführlich die Aktionen von nahezu 100 Polizisten aufgezeigt, die im September 2000 zum Abbruch eines friedlichen Kongresses der Zeugen Jehovas führten. Dieses Dokument wurde von hohen Beamten des Innenministeriums in der im Westen gelegenen Stadt Sugdidi bewilligt und unterzeichnet.

RUSSLAND: Das Verfahren, mit dem man anstrebt, Jehovas Zeugen in Moskau zu verbieten, wurde am 12. Februar 2002 wieder aufgenommen. Damit müssen sich Jehovas Zeugen nun zum siebten Mal gegen dieselben unbegründeten Anschuldigungen verteidigen. Nach einer zweimonatigen erneuten Prüfung des Antrags vonseiten der Anklage, ordnete das Gericht am 4. April 2002 ein Sachverständigengutachten über die religiöse Literatur der Zeugen Jehovas und ihre interne Korrespondenz an. Das Gericht traf diese Entscheidung, obwohl die Anklage keine konkreten Beweise dafür lieferte, dass Jehovas Zeugen zu religiöser Uneinigkeit aufwiegeln, Familien auseinander bringen oder gegen die Rechte und Freiheiten der Bürger verstoßen. Das Verfahren wurde bis zur Fertigstellung des Sachverständigengutachtens auf unbestimmte Zeit vertagt.

SÜDKOREA: Bis Ende Dezember 2001 ist die Zahl der Zeugen Jehovas in Südkorea, die wegen Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen inhaftiert sind, auf 1 640 gestiegen. Und die Zahl steigt von Jahr zu Jahr weiter an. Das Wehrpflichtgesetz sieht für die Verweigerung des Dienstes mit der Waffe Haftstrafen von bis zu drei Jahren vor. In Südkorea gibt es für Religionsdiener oder Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen keine Freistellung vom Wehrdienst. Seit den 1950er Jahren sind in Südkorea über 7 000 Zeugen inhaftiert worden, weil sie sich weigerten, Waffen zu tragen. In einem noch nie da gewesenen Fall legte der vorsitzende Richter Si-hwan Park vom Bezirksgericht in Seoul am 29. Januar 2002 den Fall von Kyung-soo Lee dem Verfassungsgericht vor. Richter Park bat um eine Stellungnahme zur Behauptung Bruder Lees, es verstoße gegen das Recht auf Religions- und Gewissensfreiheit, ihm das Recht auf Kriegsdienstverweigerung zu versagen. Nachdem Richter Park den Antrag um Stellungnahme beim Verfassungsgericht vorgelegt hatte, setzte er das Verfahren aus und ließ Bruder Lee gegen Kaution frei. Das Verfahren wird erst wieder aufgenommen, wenn das Verfassungsgericht über die Verfassungsmäßigkeit der umstrittenen Klausel entschieden hat.

VEREINIGTE STAATEN: Am 17. Juni 2002 fällte das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten in dem Fall Watchtower Bible and Tract Society of New York, Inc. gegen Village of Stratton ein historisches Urteil. Eine Dorfgemeinde hatte darauf bestanden, dass Jehovas Zeugen vor Beginn ihres Predigtdienstes von Haus zu Haus beim Bürgermeister eine Genehmigung einholen müssen. Das Gericht führte aus: „[Jehovas Zeugen] erklärten bei dem Prozess, dass sie um keine Genehmigung ersucht hätten, weil sie ihre Befugnis, zu predigen, aus der Bibel ableiten. [Die Zeugen sagten:] ‚Eine Behörde um Erlaubnis zum Predigen zu bitten käme für uns beinahe einer Beleidigung Gottes gleich.‘ “ Das Gericht setzte die Verordnung der Gemeinde außer Kraft und entschied, dass sie „nicht nur einen Angriff auf die Werte ... [darstellt], die unter dem Schutz des 1. Zusatzartikels stehen, sondern auch auf das Ideal einer freiheitlichen Gesellschaft an sich. In Verbindung mit alltäglicher, offener Kommunikation verlangt sie von einem Bürger, der wünscht, mit seinen Mitmenschen zu sprechen, die Behörden davon zu unterrichten und dann eine Genehmigung dafür einzuholen.“ Weiter erklärte das Gericht: „Selbst wenn die Genehmigungen im Rathaus lediglich eine Formsache sind, rasch erteilt werden und nicht gebührenpflichtig sind, steht ein Gesetz, das für derartige Gespräche eine Genehmigung fordert, in deutlichem Widerspruch zu unserem nationalen Erbe und unserer Verfassungstradition.“

Außerdem äußerte sich das Gericht sehr lobend über den großen Beitrag von Jehovas Zeugen zum Schutz der amerikanischen Verfassung. Das Gericht erklärte: „Seit über 50 Jahren hebt dieses Gericht Verordnungen auf, die das Werben [canvassing] und das Verteilen von Druckschriften von Tür zu Tür einzuschränken suchen. Es ist mehr als nur ein historischer Zufall, dass die meisten Verfahren, in denen es um den 1. Zusatzartikel ging, von Jehovas Zeugen angestrengt wurden, deren Religion erfordert, von Tür zu Tür zu gehen.“ Das Gericht bemerkte weiter: „Diese Fälle belegen, dass es den Zeugen Jehovas bei ihrem Widerstand gegen die Beschneidung der Redefreiheit nicht nur um ihre eigenen Rechte ging.“

In einem anderen Fall schützte das oberste Gericht von South Carolina am 1. Juli 2002 das Recht eines Zeugen Jehovas, Bluttransfusionen zu verweigern (Apg. 15:28, 29). Charles Harvey verklagte seinen Arzt auf Schadensersatz, weil dieser seine Weigerung, sich Blut geben zu lassen, bewusst missachtet hatte. Vor der Operation hatte Bruder Harvey seinen Arzt unzweideutig über seine biblisch begründete Haltung aufgeklärt. Doch als nach der Operation Komplikationen auftraten und Bruder Harvey bewusstlos war, holte der Arzt die Einwilligung von dessen Mutter ein, die keine Zeugin ist, um ihm Blut zu verabreichen. Das Gericht in South Carolina wies die Einwilligung der Mutter jedoch als rechtsungültig ab mit der Begründung, dass „die Wünsche eines Patienten im Fall bestimmter Behandlungen oder Eingriffe von dem betreffenden Arzt respektiert werden müssen, wenn sie ihm vor der Operation mitgeteilt wurden“. Damit sprach das Gericht Bruder Harvey das Recht auf ein Urteil durch ein Geschworenengericht zu, und zwar zu der Frage, ob der Arzt seine Zusage, Bruder Harvey ohne Bluttransfusion zu behandeln, gebrochen hatte und ob er dadurch, dass er Bruder Harvey ohne dessen Zustimmung Blut transfundiert hatte, einen groben ärztlichen Kunstfehler begangen hatte.

Im Gedenken an ihre Standhaftigkeit

Über 30 Jahre lang wurden Jehovas Zeugen in der Gedenkstätte Buchenwald, wo sich früher ein Konzentrationslager der Nationalsozialisten befand, mit keiner Silbe erwähnt. Die Zeugen passten einfach nicht in das Konzept, das die ostdeutschen Behörden von den Opfern und den Widerstandleistenden gegen das NS-Regime hatten. Sogar heute noch finden es viele Menschen in Deutschland schwer, anzuerkennen, wie standhaft die Zeugen waren. Der 9. Mai 2002 war daher von besonderer Bedeutung. Herr R. Lüttgenau, stellvertretender Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, enthüllte eine Gedenktafel in Erinnerung an die Zeugen, die in Buchenwald litten.

Es war ein warmer und schöner Tag. Der Frühling tauchte das ehemalige Lager, das auf einem bewaldeten Hügel liegt und einen malerischen Ausblick bietet, in ein frisches Grün. Und doch wurde dieser Ort früher die „Grüne Hölle“ von Buchenwald genannt. Die meisten Besucher heute können sich nur schwerlich die Verzweiflung der Lagerinsassen vorstellen, die beim Appell an ihren Baracken vorbei denselben schönen Ausblick auf diese Landschaft hatten, aber ohne die Hoffnung, sie jemals wieder in Freiheit genießen zu können.

Jehovas Zeugen hingegen hatten eine Hoffnung, die auf der Bibel beruht, und völliges Vertrauen in Jehova. Aus diesem Grund konnten sie ihre Treue bewahren und mutig dem Beispiel der Apostel folgen, die sagten: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 5:29). Für ihre Überzeugung starben mindestens 38 Zeugen, entweder im Lager oder außerhalb des Lagers in einer der Arbeitskolonnen. Der Text aus Apostelgeschichte wird auf dem Gedenkstein zitiert und darunter ist eingraviert: „In Erinnerung an Jehovas Zeugen, die aus religiösen Gründen verfolgt wurden und hier litten oder starben“.

Von den mehr als 250 000 Menschen, die im Lauf der Jahre in Buchenwald von den Nationalsozialisten eingesperrt wurden, trugen ungefähr 800 Insassen auf ihrer Kleidung einen lila Winkel und waren damit als Bibelforscher gekennzeichnet. Einige Zeugen waren bereits 1937 dorthin verfrachtet und gezwungen worden, beim Aufbau des Lagers mitzuhelfen. Als die überlebenden Häftlinge 1945 freigelassen wurden, priesen die unter ihnen befindlichen Zeugen Jehova für ihre Befreiung. In der Zeit, in der das NS-Lager in Buchenwald existierte, waren dort meistens durchschnittlich 300 bis 450 Zeugen Jehovas inhaftiert.

Der Gedenkstein räumt den Häftlingen mit dem lila Winkel unter den Opfern des NS-Regimes den ihnen zustehenden Platz ein. Und er erinnert Besucher an die Standhaftigkeit der Zeugen. „Der Gedenkstein“, so erklärte Herr Lüttgenau, „ist auch ein Zeichen dafür, dass in der heutigen Gesellschaft das Schicksal der Zeugen Jehovas gesehen wird und Anerkennung findet.“

Auch Vertreter der Stadt Körmend im Westen Ungarns enthüllten am Donnerstag, den 7. März 2002, einen Stein zum Gedenken an drei Zeugen, die den Märtyrertod erlitten hatten. Bei diesen drei Zeugen handelte es sich um Bertalan Szabó, Antal Hőnisch und János Zsondor (Ján Žondor). Alle drei hatten während des Zweiten Weltkriegs den Militärdienst verweigert und waren öffentlich hingerichtet worden. Auf dem Gedenkstein kann man lesen: „In Erinnerung an Christen, die im März 1945 als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen hingerichtet wurden“. Wie das Zweigbüro berichtete, marschierten anlässlich des denkwürdigen Moments, an dem die Gedenktafel enthüllt wurde, über 500 Personen quer durch die Stadt zu dem Gebäude, wo die Brüder hingerichtet worden waren.

Einsetzung eines Zweigkomitees in den Vereinigten Staaten

Am Freitag, den 9. Februar 2001, verkündete die leitende Körperschaft der Bethelfamilie in den Vereinigten Staaten, dass beginnend mit dem 1. April 2001 in den Vereinigten Staaten ein Zweigkomitee seine Arbeit aufnehmen würde. Das Zweigkomitee übernahm im Lauf des Jahres 2002 immer mehr Aufgaben. Es beaufsichtigt das Königreichspredigtwerk in den Vereinigten Staaten, auf den Bermudainseln und auf den Turks- und Caicoinseln. In den Vereinigten Staaten gibt es über eine Million Verkündiger, von denen 215 000 zu spanischsprachigen Versammlungen gehören. Von den mehr als 11 700 Versammlungen sind rund 2 600 spanischsprachig. Im vergangenen Dienstjahr wurden 210 neue Versammlungen gegründet — davon 123 spanischsprachige, 63 englischsprachige und 24 anderssprachige.

Neben Englisch und Spanisch gibt es in den Vereinigten Staaten mittlerweile Versammlungen oder Gruppen in 37 Sprachen. In vielen spanisch- oder fremdsprachigen Versammlungen sind beim öffentlichen Vortrag oftmals mehr als 200 Prozent anwesend. In manchen Versammlungen gibt es mehr Bibelstudien als Verkündiger. Um dieses schnell wachsende Gebiet unterstützen zu können, lernen etliche Verkündiger, deren Muttersprache Englisch ist, eine Fremdsprache.

Das Zweigbüro der Vereinigten Staaten ist wie kein anderes Zweigbüro an drei verschiedenen Orten untergebracht — Brooklyn, Patterson und Wallkill. In der Nähe von South Lansing (New York) und Immokalee (Florida) gibt es eine Farm, auf der für den Bedarf der Bethelfamilie Obst angebaut wird. Alles in allem zählt die Bethelfamilie in den USA 5 465 Mitarbeiter.

Momentan gibt es weltweit 109 Zweigbüros. Seit 1976 sind Zweigkomitees eingesetzt worden, die sich um die geistigen Bedürfnisse der Brüder in den verschiedenen Ländern kümmern. Diese Komitees folgen der biblischen Anleitung und der Führung durch die leitende Körperschaft. Sie haben die Aufgabe, das Predigen der guten Botschaft in dem Gebiet zu beaufsichtigen, das dem jeweiligen Zweig zugewiesen ist. Des Weiteren schenkt das Komitee den Versammlungen, Missionaren und Pionieren die nötige Aufmerksamkeit. Außerdem organisiert es die Versammlungen in Kreise und Bezirke und empfiehlt der leitenden Körperschaft die Ernennung von Kreis- und Bezirksaufsehern, von neuen Bethelmitarbeitern und von Studenten für Gilead. Neben der allgemeinen Aufsicht über das Predigtwerk im Land kümmert sich das Zweigbüro auch um die Organisation der Arbeiten im Bethel. Es besteht kein Zweifel, dass diese Einrichtung der Komitees wirklich den Segen Jehovas haben.

Dringend benötigte Übersetzungen

In den vergangenen Jahren ist eine wahre Flut von Publikationen hergestellt worden, und das in immer mehr Sprachen. Hunderte von hart arbeitenden Übersetzern bemühen sich hinter den Kulissen, Lesematerial anzufertigen, das akkurat und verständlich ist und sich angenehm liest.

Ein grundlegendes Bedürfnis von Gottes Volk ist eine genaue Bibelübersetzung. Darum ist die Neue-Welt-Übersetzung mittlerweile in 44 Sprachen übersetzt worden. In 29 Sprachen existiert sie in vollständiger Form. Im vergangenen Dienstjahr wurde die Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften in drei afrikanischen Sprachen fertig gestellt: Bemba, Ibo und Lingala. Zudem wurde die vollständige Bibel in Afrikaans herausgegeben.

Die neuen Bibelübersetzungen lösen überall helle Freude aus. In einem Bericht aus Europa hieß es: „Die Brüder aus dem chinesischen Gebiet dankten ganz besonders für die Bibel in ihrer Sprache und sagten, sie hielten sie für eine ‚supergute Übersetzung‘.“ Einige chinesische Interessierte in Kanada meinten: „Diese Bibel muss von Chinesen übersetzt worden sein! Wir können sie so gut verstehen!“ In Südafrika fragte eine Frau, die Xhosa spricht: „Woher haben Sie diese Bibel, die sich so leicht lesen lässt?“ In Albanien sagte ein Bruder schlicht: „So wie es in der Neuen-Welt-Übersetzung ausgedrückt ist, dringen Jehovas Gedanken direkt ins Herz.“ Ein Verkündiger in Kroatien schrieb: „Ich kann mir vieles bedeutend besser vorstellen und habe das Gefühl, dass es so formuliert ist, wie ich es sagen würde. Die neue Übersetzung hört sich so einfach und natürlich und dennoch professionell an. Jetzt bin ich mir noch stärker bewusst, wie schön Jehovas Botschaft und seine Anweisungen für uns sind.“

Um die gute Botschaft vom Königreich „allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen“ zu verkündigen, ist noch in vielen Sprachen eine Grundausstattung an Publikationen erforderlich (Offb. 7:9). So haben Broschüren in Lahu, einer Sprache, die von einem Bergvolk im nördlichen Thailand gesprochen wird, in letzter Zeit viel Positives bewirkt. Ein Missionar schrieb: „Die Erwartet-Broschüre ist eindeutig das wichtigste Werkzeug in Lahu. Sie kommt in allen Teilen des Landes zum Einsatz.“ Mit welchem Ergebnis? „Wir sind in viele Dörfer eingeladen worden, aber wegen der weiten Entfernungen und der schlechten Straßenverhältnisse konnten wir bisher noch nicht alle besuchen. Matthäus 9:37 trifft auf uns wirklich voll und ganz zu. So erfuhren wir zum Beispiel, dass eine interessierte Frau, die in einem abgelegenen Dorf, 160 Kilometer nördlich von Chiang Mai, lebt, von sich aus mit einer Gruppe von Waisen regelmäßig die Erwartet-Broschüre besprochen hatte.“

In den Vereinigten Staaten erhalten viele Indianer ein Zeugnis in ihrer Muttersprache. In Navajo gibt es jetzt etliche Publikationen, unter anderem auch die Broschüre Was erwartet Gott von uns? auf Kassette. Eine Verkündigerin schrieb: „Im hintersten Winkel unseres Gebiets, in Navajo Mountain, lebt ein ehemaliger Schäfer, der in den Achtzigern ist und nicht mehr gut sehen kann. Seine Enkelin fragte ihn, ob er sich eine Bibelkassette in Navajo anhören wolle. Er sagte ja. Er stieg aus seinem Krankenbett und legte sich zum Zuhören auf die Couch. Wenn ihr nur sein Gesicht hättet sehen können, als er sich die Bibeltexte in seiner eigenen Sprache anhörte. Mir steigen schon allein beim Erzählen Tränen in die Augen. Danach sagte er: ‚nizhoni‘, was ‚wunderschön‘ bedeutet.“

In Mosambik sind Veröffentlichungen in fünf Landessprachen hergestellt worden. Um den Lesern zu helfen, davon zu profitieren, ist in diesen Sprachen die Broschüre Widme dich dem Lesen und Schreiben übersetzt worden und zudem ein Programm für umfangreiche Lese- und Schreibkurse angelaufen. Der Präsident von Mosambik, Präsident Chissano, war davon derart beeindruckt, dass er unserem biblischen Bildungswerk und unserer Arbeit mit den Lese- und Schreibkursen seine völlige Unterstützung zugesagt hat.

Die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! sind mittlerweile in 146 beziehungsweise 87 Sprachen erhältlich — und damit wirklich international! Sie werden für ihren biblischen Bildungswert weltweit sehr geschätzt. Auf Kiribati, einer Inselgruppe im Pazifik, sprechen beispielsweise zirka 80 000 Menschen Gilbertesisch. Jeder der weniger als 100 fleißigen Zeugen gab in den letzten Jahren im Durchschnitt pro Monat nahezu 20 Zeitschriften ab. Und die 1 200 Verkündiger in Bulgarien verteilten im April 2002 mehr als 100 000 Zeitschriften.

Jehova rüstet sein Volk ohne Frage für das Werk aus, das er ihm aufgetragen hat. Dieses Werk wird auf der ganzen Welt in zahllosen Sprachen durchgeführt (Phil. 4:20).

Einweihung von Zweigbüros

Im Dienstjahr 2002 wurde auf der wunderschönen karibischen Insel Trinidad ein Zweigbüro eingeweiht. Seit der Einweihung der Zweiggebäude im Jahr 1985 war die Zahl der Verkündiger in Trinidad um 94 Prozent gestiegen. Aus diesem Grund mussten die Zweiggebäude gründlich renoviert werden und die Fläche durch einen Anbau verdoppelt werden. In dem Bethel gibt es jetzt neue Wohnbereiche, neue Büros, eine neue Bibliothek, einen neuen Empfang, einen neuen Speisesaal und eine neue Küche. Der angrenzende Königreichssaal wurde ebenfalls renoviert und erweitert. Bewerkstelligt wurde dieses Projekt ausschließlich von einheimischen freiwilligen Helfern.

Am 29. September 2001 kamen rund 220 Delegierte aus 14 Ländern und 695 einheimische Brüder und Schwestern zur Einweihung zusammen. Sie hörten interessante Berichte über die theokratische Entwicklung des Werks auf Trinidad und über die Rolle, die Evander J. Coward und William R. Brown dabei gespielt hatten. Etliche ausländische Missionare, darunter eine 88-jährige Schwester, die noch immer allgemeine Pionierin ist, erzählten bewegende Erlebnisse, die sie vor mehr als 50 Jahren auf Trinidad hatten.

Stephen Lett von der leitenden Körperschaft hielt die Ansprache zur Bestimmungsübergabe. Er stellte sie unter das Thema „Wertschätzung für Jehovas frühere und heutige Häuser der Anbetung“ und betonte den Gedanken, dass Menschen und nicht Gebäude Jehova anbeten. Darum spornte Bruder Lett die Brüder liebevoll an, durch ihren Gehorsam und ihre Lebensführung ihre Wertschätzung dafür zu zeigen, dass sie Anbeter Jehovas sind.

Am darauf folgenden Tag wurde in Port of Spain eine besondere Zusammenkunft für alle abgehalten, die bei der Einweihung selbst nicht dabei sein konnten. Über 13 000 Personen waren anwesend. Auf der Nachbarinsel Tobago hörten über 300 Brüder dem per Telefon übertragenen Programm zu. Bruder Lett hielt einen Vortrag mit dem Thema „Demut entwickeln und so unser Verhältnis zu Jehova schützen“. Alle Anwesenden waren „nichts anderes als erfreut“ wegen der Einweihung dieser erweiterten Zweiggebäude (5. Mo. 16:15).

Vor kurzem wurden auch die Zweiggebäude in der Tschechischen Republik vergrößert. Samuel F. Herd von der leitenden Körperschaft reiste dorthin, um ein neues Gebäude, einen Anbau und zwei Kongresssäle einzuweihen. Die Einweihung fand am 4. Mai 2002 statt und 2 125 Anwesende hörten Bruder Herds Vortrag. Am darauf folgenden Tag wurde eine besondere Zusammenkunft abgehalten und 5 286 Personen hörten den Vortrag von Bruder Herd mit dem Thema „Neue Kraft schöpfen und nicht ermüden“. Das ganze Programm spornte die Brüder in der Tschechischen Republik sehr an.

Insgesamt sind in den Zweigbüros rund um die Welt 19 823 ordinierte Diener tätig. Sie alle gehören zum weltweiten Orden der Sondervollzeitdiener.

[Übersicht/Bilder auf Seite 12, 13]

EINIGE EREIGNISSE IM DIENSTJAHR 2002

1. September 2001

11. September: Zerstörung des World Trade Centers

29. September: Einweihung des Zweigbüros in Trinidad

20. November: Beginn der Königreichsdienstschulen

1. Januar 2002

17. Januar: Vulkanausbruch im Kongo

4. April: Vertagung des Gerichtsverfahrens, durch das Jehovas Zeugen in Moskau verboten werden sollen

1. Mai 2002

4. Mai: Einweihung des Zweigbüros in der Tschechischen Republik

9. Mai: Enthüllung der Tafel zum Gedenken an die Leiden der Zeugen Jehovas im Konzentrationslager unter dem NS-Regime

17. Juni: Oberstes Bundesgericht der USA schützt das Recht, von Haus zu Haus zu predigen, ohne dafür vorher eine Genehmigung einholen zu müssen

31. August 2002

31. August: 6 304 645 Verkündiger in 234 Ländern und Territorien

[Bilder auf Seite 11]

Oben: Bei solchen und ähnlichen Katastrophen beweisen unsere Brüder und Schwestern ihre christliche Liebe

[Bild auf Seite 11]

Unten: Dieser Königreichssaal in Ruanda diente als Flüchtlingslager

[Bild auf Seite 22]

Das neu eingesetzte Zweigkomitee der Vereinigten Staaten, von links nach rechts: (sitzend) John Kikot, Max Larson, George Couch, Maxwell Lloyd; (stehend) Baltasar Perla, Harold Corkern, Leon Weaver, William Van De Wall, John Larson und Ralph Walls

[Bild auf Seite 26]

Die „Neue-Welt-Übersetzung“ in Afrikaans

[Bild auf Seite 27]

„Was erwartet Gott von uns?“ in Navajo

[Bilder auf Seite 28, 29]

Delegierte aus 14 Ländern erlebten zusammen mit einheimischen Brüdern und Schwestern die Einweihung des Zweigbüros auf Trinidad

[Bilder auf Seite 29]

Die Brüder in der Tschechischen Republik freuten sich über die Einweihung von einem neuen Gebäude, einem Anbau und von zwei Kongresssälen