Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

Philippinen

Philippinen

Philippinen

Kokospalmen, sattgrüne Tropenlandschaften, weiße Sandstrände, wunderschöne Meere — das sind im Wesentlichen die Philippinen. Diese Inselgruppe mit rund 7 100 Inseln wird auch Perle des Orients genannt. Ihre Schönheit wird noch bereichert durch ein unbeschwertes, aber ganz und gar nicht oberflächliches Völkchen, das Musik und Tanz liebt. Wer je dieses Inselland besuchen sollte, wird wahrscheinlich nie vergessen, wie ausnehmend gastfreundlich die hier lebenden liebenswürdigen und schönen Menschen sind.

Vielen kommen beim Gedanken an die Philippinen allerdings andere Bilder in den Sinn: Katastrophenbilder. Wohl jeder hat vom Ausbruch des Pinatubo gehört, dessen Schlammströme ganze Städte wegrissen, oder vom schlimmsten Unglück auf See in Friedenszeiten, als die Fähre Doña Paz mit einem Öltanker kollidierte und Tausende von Menschen starben. Das belgische Zentrum der Katastrophenepidemiologieforschung führt die Philippinen sogar als das am häufigsten von Katastrophen heimgesuchte Land der Welt auf. Es kommt oft zu Taifunen, Überschwemmungen, Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Denkt man sich noch die verhältnismäßig schlechte finanzielle Lage vieler Einwohner hinzu, erhält man ein Bild von einem wunderschönen, aber von Schwierigkeiten geplagten Land.

Auf den gesamten Philippinen sind Jehovas Zeugen damit beschäftigt, die 78 Millionen Inselbewohner mit der biblischen Wahrheit vertraut zu machen. Das ist kein leichtes Unterfangen. Abgesehen von der Gefahr durch Naturkatastrophen ist da die Schwierigkeit, die Menschen auf den vielen kleinen Inseln und in den entlegenen Bergen und Dschungelgebieten zu erreichen. Dennoch wird das Predigtwerk getan. Jehovas Volk hat trotz der unterschiedlichsten Hindernisse eine außergewöhnliche Zähigkeit bewiesen. Deswegen hat es im Werk des Jüngermachens Jehovas Segen verspürt.

In gewisser Hinsicht ähneln die Zeugen auf den Philippinen den Israeliten, die in Jerusalem die wahre Anbetung wiederherstellen wollten. Sie fühlten sich durch die Worte Nehemias ermutigt: „Die Freude Jehovas ist eure Feste“ (Neh. 8:10). Trotz Schwierigkeiten förderten die Israeliten freudig die Anbetung Jehovas. Wie die Israeliten zur Zeit Nehemias werden auch Jehovas Zeugen auf den Philippinen in Gottes Wort unterwiesen. Sie machen die Freude Jehovas ebenfalls zu ihrer Feste.

Die ersten Lichtstrahlen der Wahrheit

Die Philippinen tanzen auch insofern aus der Reihe, als sie das einzige vorwiegend katholische Land in Asien sind. Ursprünglich hatten die Filipinos ihre einheimischen Religionen, aber die mehr als 300-jährige Herrschaft Spaniens drückte dem Volk den Katholizismus auf. Obwohl die Menschen unter der Verwaltung der Vereinigten Staaten ein halbes Jahrhundert lang mit anderen Religionen in Kontakt kamen, ist nach wie vor der Katholizismus dominant. Rund 80 Prozent der Einwohner bekennen sich zu dieser Religion.

Im Jahr 1912 machte Charles T. Russell, ein führender Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen früher genannt wurden, im Zuge einer Vortragsreise rund um die Erde unter anderem Halt in Manila. Am 14. Januar hielt er einen Vortrag im Großen Opernhaus von Manila über das Thema „Wo sind die Toten?“. Die Zuhörer erhielten dann etwas zum Lesen.

Anfang der 1920er Jahre wurden weitere Samen der biblischen Wahrheit gesät, als Bruder William Tinney aus Kanada als zweiter Vertreter der Bibelforscher auf die Philippinen kam. Er richtete eine Bibelstudienklasse ein. Aus Gesundheitsgründen musste er dann zwar nach Kanada zurückkehren, aber interessierte Filipinos hielten die Bibelstudienklasse in Gang. Per Post erhielten sie Literatur, die ihnen half, die Wahrheit in ihrem Herzen lebendig zu erhalten. So war es bis Anfang der 1930er Jahre. 1933 wurde die Botschaft der Wahrheit auf den Philippinen auch über die Rundfunkstation KZRM ausgestrahlt.

Im gleichen Jahr ging Joseph dos Santos von Hawaii aus auf eine Predigtreise, die ihn um die ganze Erde führen sollte. Seine erste Reiseetappe, die Philippinen, war zugleich seine letzte, denn er blieb hier hängen. Bruder dos Santos wurde mit der Leitung über das Königreichspredigtwerk im Land betraut und sollte ein Zweigbüro gründen. Das Zweigbüro nahm seine Arbeit am 1. Juni 1934 auf. Zusammen mit der Hand voll Einheimischer, die Jehova dienen wollten, machte sich Bruder dos Santos an die Arbeit, zu predigen und Literatur zu verbreiten. Trotz Gegnerschaft gab es 1938 bereits 121 Verkündiger im Land, 47 davon waren Pioniere.

Unter der amerikanischen Verwaltung wurde zwar Englisch unterrichtet, aber den Brüdern war klar, dass die Menschen die Bibel am besten in ihrer Muttersprache kennen lernen konnten. Damit standen sie allerdings vor einer diffizilen Aufgabe, denn auf den Philippinen werden annähernd 90 Sprachen und Dialekte gesprochen. Doch sie bemühten sich, die Publikationen in einige der Hauptsprachen zu übersetzen. 1939 berichtete das Zweigbüro: „Wir nehmen gerade [biblische Vorträge] in Tagalog auf und hoffen dadurch, Sprechmaschinen und Grammophone noch mehr zur Verherrlichung des Herrn einsetzen zu können.“ Außerdem arbeiteten sie damals an einer Übersetzung des Buches Reichtum in Tagalog. Zwei Jahre später wurden Broschüren in vier weitere Hauptsprachen der Philippinen übersetzt. Damit wurde die Königreichsbotschaft für die meisten Menschen auf den Philippinen zugänglich.

Zu den Menschen, die sich damals von der Botschaft der Wahrheit angesprochen fühlten, gehörte Florentino Quintos, ein Schullehrer. Zum ersten Mal erfuhr er von dem Werk des Volkes Jehovas, als er mit einem Mann sprach, der 1912 in Manila persönlich den Vortrag von Bruder Russell gehört hatte. 1936 erhielt Florentino von einem Zeugen Jehovas 16 Bücher mit leuchtend buntem Einband, die die Bibel erklärten. Nun hatte Florentino die regenbogenfarbenen Bücher zwar eine Weile bei sich stehen, hatte aber als Lehrer so viel zu tun, dass er keine Zeit fand, darin zu lesen. Als dann der Krieg ausbrach, kam unter der japanischen Besatzung das Alltagsleben fast zum Erliegen. Nun hatte Florentino Zeit zum Lesen. Und er nutzte sie. Im Nu hatte er die Bücher Reichtum, Feinde und Die Rettung durchgelesen. Weiter kam er jedoch nicht, weil er plötzlich vor den Japanern fliehen musste, aber die Wahrheit hatte in seinem Herzen schon Fuß gefasst.

Trotz Weltkrieg schnelle Zunahme

Der Zweite Weltkrieg stellte Jehovas Diener auf der Inselgruppe vor neue Schwierigkeiten. Als der Krieg ausbrach, gab es auf den Philippinen 373 Verkündiger. Sie waren zwar nur wenige, aber sie bewiesen eine außergewöhnliche Hingabe und Flexibilität in ihrem Bemühen, die reine Anbetung zu fördern.

Einige Brüder zogen aus der Großstadt Manila in kleinere Städte und predigten dort weiter. Durch den Krieg konnten keinerlei biblische Veröffentlichungen eingeführt werden, doch die Brüder brauchten zunächst private Vorräte an Publikationen auf, die sie vor dem Krieg erworben hatten. Als es keinen Nachschub mehr gab, verlegten sie sich darauf, die Bücher zu verleihen.

Salvador Liwag, der seinen Lehrerberuf an den Nagel hängte, um ein Vollzeitverkündiger der guten Botschaft zu werden, lebte bei Ausbruch des Krieges auf Mindanao. Er und einige andere Brüder siedelten in den Dschungel und in die Berge um. Dort gingen sie weiter ihren theokratischen Aktivitäten nach. Aber sie mussten extreme Vorsicht walten lassen, um von den Japanern nicht für Zwangsarbeiten in den Garnisonen herangezogen zu werden. Gleichzeitig verdächtigten antijapanische Guerillakämpfer die Brüder oft, japanische Spione zu sein.

Verblüffenderweise fanden die Brüder während der japanischen Besatzungszeit Mittel und Wege, kleine Kongresse abzuhalten. Ein Kreiskongress fand in Manila statt — mit vielen Anwesenden. Ein anderer wurde in Lingayen abgehalten. Die Anwohner waren überrascht, Lkws mit Fremden heranrollen zu sehen, aber keiner unternahm etwas und der Kongress verlief ohne Störungen.

Jehova segnete alle Aktivitäten und die Zahl der Zeugen stieg. Aus den 373 Lobpreisern Jehovas bei Ausbruch des Krieges wurden in nur vier Jahren über 2 000.

Bruder dos Santos, dem ja die Aufgabe übertragen worden war, die Königreichspredigttätigkeit auf den Philippinen zu organisieren, kam im Januar 1942 in ein japanisches Gefangenenlager in Manila. Doch er erhielt sich seinen Eifer. „Ich erzählte im Lager so vielen wie möglich von der guten Botschaft“, sagt er. Das Leben im Lager war hart; viele verhungerten. Bei seiner Inhaftierung brachte Bruder dos Santos 61 Kilogramm auf die Waage, aber bei seiner Freilassung wog er nur noch 36 Kilogramm.

Im Jahr 1945 befreiten die Amerikaner die Gefangenen und sie boten Bruder dos Santos die Rückkehr nach Hawaii an. Aber er lehnte ab. Warum? Sein Herz hing am Königreichswerk und er wollte tun, was er konnte, um es auf den Philippinen anzukurbeln. Außerdem war noch kein Nachfolger für ihn eingetroffen. Bruder dos Santos’ Kommentar: „Bis er kam, wollte ich bleiben!“ Hilarion Amores sagt über Joseph dos Santos: „Er setzte sich sehr ein und ihm lagen die geistigen Bedürfnisse der Brüder wirklich am Herzen.“

Missionare kommen ins Land

Obwohl die philippinischen Brüder nicht speziell geschult worden waren, gaben sie vor und während des Krieges ihr Bestes. Kurz nach dem Krieg traf jedoch Hilfe ein. Am 14. Juni 1947 kamen die Gileadabsolventen Earl Stewart, Victor White und Lorenzo Alpiche ins Land. Bruder dos Santos hatte nun endlich einen Nachfolger. Er kehrte 1949 mit seiner Frau und den Kindern nach Hawaii zurück.

Zweigdiener wurde nun Bruder Stewart. Die Hauptaufgabe der meisten anderen Missionare, die in jener Zeit eintrafen, war das Predigen im Land. Wie sich die Arbeit der in Gilead geschulten Missionare auswirkte, beschreibt Victor Amores, der von den Philippinen nach Gilead geholt worden war: „Sie waren beim Organisieren des Werkes eine große Hilfe. Die Brüder haben von den Gileadabsolventen viel gelernt. Und so ging es aufwärts. 1946 waren wir ganze 2 600 Verkündiger, aber noch vor 1975 waren wir fast 77 000.“ Den ersten drei Missionaren folgten noch eine ganze Reihe weiterer Missionare wie zum Beispiel die Ehepaare Brown und Willett, die in Cebu predigten, und das Ehepaar Anderson, das in Davao predigte. Dann gab es noch die Steeles, die Smiths, Bruder Hachtel und Bruder Bruun. Neal Callaway kam 1951 ins Land. Er heiratete später Nenita, eine philippinische Schwester. Bis zu seinem Tod im Jahr 1985 hatten sie praktisch in allen Ecken und Winkeln des Landes gepredigt. Denton Hopkinson und Raymond Leach aus Großbritannien kamen 1954 auf die Philippinen und tragen nach mehr als 48 Jahren immer noch ihren Teil zum Werk hier bei.

Doch nicht nur Gileadabsolventen aus anderen Ländern halfen bei der Organisierung und Ausdehnung des Königreichspredigtwerks auf den Philippinen. Bereits in den 1950er Jahren wurden auch philippinische Brüder zur Gileadschule eingeladen und fast alle von ihnen kehrten zurück, um in ihrem Heimatland von Nutzen zu sein. Die ersten drei waren Salvador Liwag, Adolfo Dionisio und Macario Baswel. Victor Amores, von dem bereits die Rede war, kam die Schulung in Gilead für seine Aufgaben als reisender Aufseher und im Bethel sehr zugute. Zwischendurch zog er seine Kinder groß, doch danach kehrte er in den Vollzeitdienst zurück. Er diente als reisender Aufseher und war dann bis hoch in den Siebzigern zusammen mit seiner Frau Lolita als Sonderpionier in der Provinz Laguna im Einsatz.

Die 1970er Jahre überstanden

Mit dem Werk ging es schnell voran und es kamen immer mehr Verkündiger hinzu, bis es 1975 mehr als 77 000 waren. Alles in allem bewahrten sich Jehovas Diener ihren Glauben und dienten Gott loyal. Allerdings hörten viele auf, Jehova zu dienen, als das gegenwärtige System der Dinge 1975 nicht endete. Bis 1979 sank die Zahl der Verkündiger auf weniger als 59 000. Cornelio Cañete, der Mitte der 1970er Jahre als Kreisaufseher reiste, sagt: „Manche ließen sich wegen 1975 taufen und blieben ein paar Jahre dabei. Doch nach 1975 kehrten sie der Wahrheit den Rücken.“

Die allermeisten brauchten jedoch nur einen kleinen Ansporn, um den christlichen Dienst nach wie vor im richtigen Licht zu sehen. Das Zweigbüro sorgte daher dafür, dass spezielle Vorträge gehalten wurden — mit dem Ergebnis, dass nicht nur die aktiven Zeugen Auftrieb bekamen, sondern auch etlichen der untätigen Zeugen geholfen wurde, wieder Lobpreiser Jehovas zu werden. Die Brüder begriffen, dass ihr Dienst für Gott nicht von einem bestimmten Datum abhing, sondern dass sie ihm bis in alle Ewigkeit dienen wollten. Seit diesem vorübergehenden Rückgang ist die Zahl der Königreichsverkündiger erneut stark gestiegen. Diejenigen, die nicht zuließen, dass sie aus Enttäuschung all die Güte Jehovas vergaßen, wurden wirklich sehr gesegnet.

Erstmaliges Predigen in den Bergen

Die Tausende von Inseln der Philippinen liegen im offenen Meer von Nord nach Süd auf einer Länge von 1 850 Kilometern verstreut und von Ost nach West auf einer Breite von 1 100 Kilometern. Manche Inseln sind unbewohnt. Viele sind voller zerklüfteter Berge. Die Menschen in diesen entlegenen Winkeln zu erreichen ist nicht so ohne.

Eine dieser Gegenden ist beispielsweise die Provinz Kalinga-Apayao. In den zerklüfteten Gebirgsketten der Zentralkordillere im Norden Luzons gibt es die unterschiedlichsten Stämme und Dörfer, die jeweils ihre eigenen Dialekte und Bräuche haben. Zwar war die Kopfjagd im 20. Jahrhundert nicht mehr üblich, aber zwischen den Dörfern herrschten häufig Feindschaften, die Streitereien und tödliche Kämpfe nach sich zogen. Geronimo Lastima erzählt: „Früher war es schwierig, in diese Gegenden Sonderpioniere zu schicken. Die Einheimischen machten jedes Mal Jagd auf die Brüder und wollten sie töten.“

Die Lösung bestand darin, Schwestern zu schicken. Geronimo erklärt: „Die Frauen ließen sie nämlich in Ruhe. Ihre Tradition gestattete ihnen nicht, Frauen etwas zuleide zu tun.“ Die Schwestern machten ihre Sache gut und brachten den Einheimischen die Wahrheit nahe. Etliche Einheimische ließen sich später taufen und wurden Pioniere. Sie kannten sich in der Kultur ihres Volkes aus und wussten, wie sie wirkungsvoll predigen konnten — mit dem Ergebnis, dass jetzt überall in den Bergen „Jäger“ unterwegs sind, und zwar Jäger auf der Suche nach Menschen, die die Wahrheit hören möchten. In den 1970er Jahren gab es in der gesamten Provinz Kalinga-Apayao nur eine Hand voll Zeugen; jetzt gibt es dort zwei Kreise.

In der benachbarten gebirgigen Provinz Ifugao gab es Anfang der 1950er Jahre ebenfalls keinen einzigen Zeugen Jehovas. Schließlich wurden drei allgemeine Pioniere in diese Provinz geschickt, um den Menschen zu predigen, die dort zwischen den jahrhundertealten Reisterrassen lebten. Nach und nach nahmen etliche Einheimische die Wahrheit an. Heute gibt es dort 18 Versammlungen mit 315 Verkündigern.

Auch in den weit im Norden liegenden Bergen der Provinz Abra gestaltet es sich schwierig, zu den Dörfern zu gelangen, in denen es bis jetzt noch keine Zeugen gibt. Ein Kreisaufseher, dem es sehr am Herzen liegt, die gute Botschaft in die entlegensten Gebiete zu bringen, lud 34 Brüder ein, mit ihm zusammen in einem Gebiet nicht weit von der Stadt Tineg zu predigen (Apg. 1:8). Da es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, wanderte die Gruppe sieben Tage lang bergauf und bergab, um die zehn Dörfer mit ungefähr 250 Häusern zu erreichen.

Der Kreisaufseher erzählt: „Es war nicht so einfach, mit unserem ganzen Gepäck den Gebirgskamm entlangzuwandern. Vier der sechs Nächte schliefen wir einfach irgendwo im Freien in den Bergen oder neben einem Fluss.“ In den Dörfern war seit vielen Jahren nicht mehr gepredigt worden. An einem Ort sagte ein Mann zu ihnen: „Vor 27 Jahren haben Zeugen Jehovas meinem Vater gepredigt. Er sagte uns, dass Jehovas Zeugen die Wahrheit haben.“ Insgesamt ließ die Gruppe 60 Bücher, 186 Zeitschriften, 50 Broschüren und 287 Traktate zurück und zeigte vielen, wie ein Bibelstudium abläuft.

Predigen in anderen entlegenen Winkeln

Palawan, eine der großen Inseln der Philippinen, ist nicht sehr breit, aber 435 Kilometer lang. In den Wäldern Palawans, weitab vom geschäftigen Treiben der dichter besiedelten Inseln, leben verschiedene Stämme in vielen abgelegenen Siedlungen, darunter zahlreiche Einwanderer. Raymond Leach, ein Missionar, der bereit war, überallhin zu gehen, wohin man ihn schicken würde, wurde auf Palawan als Kreisaufseher eingesetzt. Es gab dort nur wenige Zeugen und er musste weite Strecken zurücklegen. Er erinnert sich: „Ich war in dem Gebiet von 1955 bis 1958 unterwegs. Auf ganz Palawan gab es nur 14 Verkündiger. Ich brauchte fünf Wochen, um sie alle zu besuchen.“

Seitdem ist einiges erreicht worden, aber der Dienst ist nach wie vor nicht einfach. Febe Lota, die inzwischen Anfang vierzig ist, fing 1984 auf Palawan mit dem Sonderpionierdienst an. Sie erzählt, was sie einmal auf Dumaran erlebten: „Wir kamen zu dem unserer Meinung nach letzten Haus und hätten nicht gedacht, dass dahinter noch ein Haus war. Aber wir hatten uns geirrt!“ Ganz hinten — inmitten von Palmen — wohnte ein Ehepaar, das auf einer Kokosplantage arbeitete. Und zu alledem interessierte es sich auch noch für die Bibel!

Febe erzählt: „Wenn es nicht für Jehova gewesen wäre, hätte ich mir den Weg nicht noch mal gemacht.“ Um dorthin zu kommen, mussten Febe und ihre Partnerin jedes Mal einen ganzen Tag lang einen sandigen und felsigen Strand entlang durch Kokosplantagen laufen. Bei Flut ging ihnen das Wasser bis an die Knie. Weil es so weitab vom Schuss lag, beschlossen sie, nur einmal im Monat dorthin zu gehen, dafür aber mehrere Tage zu bleiben. Das bedeutete allerdings auch, dass sie Lebensmittel, Bücher, Zeitschriften und Kleidung zum Wechseln mitnehmen mussten. „Es verlangte uns wirklich viel ab, in der sengenden Sonne dahinzumarschieren und uns von Insekten beißen und stechen zu lassen. Wir kamen jedes Mal schweißgebadet an.“ Aber ihre Mühe wurde belohnt, als sie miterlebten, wie schnell das interessierte Ehepaar mit dem Bibelstudium vorankam.

Sobald der Verwalter der Plantage, ein Baptist, allerdings herausfand, dass das Ehepaar mit den Zeugen studierte, mussten die beiden ihre Arbeit aufgeben. Als Febe einige Zeit später die Frau wiedersah, war sie freudig überrascht. Denn mittlerweile war die Frau nicht nur getauft, sondern „sie saß auch mitten unter uns bei der Pionierbesprechung auf dem Bezirkskongress“, erzählt Febe. Was für eine Freude, wenn man so schöne Früchte seiner Arbeit erntet!

Auf der großen Insel Mindanao im Süden der Philippinen gibt es ebenfalls viele schwer zugängliche Gegenden. Nathan Ceballos diente dort in Begleitung seiner Frau als reisender Aufseher. In den Wochen, in denen sie keine Versammlungen besuchten, bemühten sie sich, in weit abgelegenen Gebieten zu predigen. Sie luden andere Brüder und Schwestern ein, mitzukommen. Einmal war eine Gruppe mit 19 Motorrädern unterwegs, um möglichst viele Dörfer zu erreichen. Die Straßen waren holprig und schlammig, und die Brüder mussten Flüsse und Bäche überqueren, über die meist keine Brücken führten. Obwohl die Menschen in diesen Gegenden nur wenig Geld haben, spendeten sie oft weiche, handgemachte Besen zum Zeichen ihrer Dankbarkeit für die Publikationen, die die Brüder mitgebracht hatten. Was für ein Bild das gewesen sein muss, als sich die Brüder auf ihren Motorrädern — voll beladen mit Besen — wieder auf den Heimweg machten! Nathan sagt: „Wir kamen alle müde und schmutzig, aber überglücklich zu Hause an, weil wir wussten, dass wir Jehovas Willen getan hatten.“

Mit allen Mitteln die gute Botschaft predigen

In den letzten Jahren hat Jehovas Organisation die Königreichsverkündiger immer wieder dazu ermutigt, jede Möglichkeit zum Predigen zu nutzen, was sich besonders in den dichter besiedelten Gegenden des Landes sehr bewährt hat. Größere Städte wie Davao, Cebu und die Metropole Manila (kurz: Metro-Manila) unterscheiden sich mit ihren zahllosen Geschäften, Büros, Wohnblöcken und Wohnanlagen kaum von anderen Städten der Welt. Wie versucht man, die Menschen dort zu erreichen?

Makati gehört zu einem Kreis, der bis vor kurzem von Marlon Navarro betreut wurde. Marlon, ein junger Absolvent der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung, tat ungemein viel, um das Predigen im Finanzviertel von Makati zu organisieren — ein Gebiet, das sich drei Versammlungen teilten. Verschiedene Brüder und Schwestern, viele von ihnen Pioniere, wurden ausgewählt und geschult, um dieses Gebiet wirkungsvoll zu bearbeiten. In den Einkaufszentren und Parks in jenem Stadtteil finden Bibelstudien statt; einige von denen, die die Bibel studieren, besuchen die Zusammenkünfte.

Cory Santos ist zusammen mit ihrem Sohn Jeffrey im Pionierdienst. Beide sind oft morgens unterwegs, um die Menschen auf der Straße anzusprechen, manchmal schon um 6 Uhr früh. Um diese Tageszeit treffen sie nämlich die Menschen, die von der Nachtschicht in der Fabrik auf dem Heimweg sind. Auf diese Weise haben sie sogar schon Bibelstudien angefangen. Etliche, die so erstmals angesprochen wurden, sind mittlerweile bereits getauft.

Auch außerhalb der Städte sind die Verkündiger auf Möglichkeiten zum Predigen bedacht. Norma Balmaceda, die seit mehr als 28 Jahren Sonderpionierin ist, sprach eine Frau an, die darauf wartete, von jemand abgeholt zu werden. Norma fragte die Frau: „Wohin fahren Sie?“

Die Frau antwortete: „In die Provinz Quirino.“

„Kommen Sie von da?“

„Nein, aber mein Mann möchte dorthin ziehen, weil das Leben hier in Ifugao so schwer ist.“

Das war der Einstieg für Norma, ihr von der guten Botschaft über die Königreichsregierung zu erzählen, die alle Probleme der Menschheit lösen wird. Ihre Wege trennten sich. Jahre später, auf einem Kreiskongress, kam eine Schwester auf Norma zu und stellte sich vor. Es war die Frau, mit der Norma damals geredet hatte. Inzwischen war sie getauft und sowohl ihre beiden Töchter als auch ihr Mann studierten die Bibel.

Auch im Zweigbüro in Quezon City packen die Brüder jede Gelegenheit zum Predigen beim Schopf. Felix Salango ist zum Beispiel für seinen Predigteifer bekannt. Er ist neben seinem Betheldienst häufig Hilfspionier. Als im Jahr 2000 ein zusätzliches Wohngebäude gebaut wurde, fielen Felix die Arbeiter auf, die den Rohbau des Gebäudes erstellten. Er ging zum Bauleiter und bat um die Erlaubnis, mit den Arbeitern zu reden. Felix sagt: „Nach dem Mittagessen ging ich zur Baustelle, wo der Bauleiter die mehr als 100 Arbeiter schon zusammengetrommelt hatte. Ich beschrieb die Arbeit der Zeugen und erklärte ihnen, dass Erkenntnis notwendig ist, um die große Drangsal zu überleben. Ich hatte einen Karton Broschüren und einen Karton Erkenntnis-Bücher mitgenommen und sagte zu den Arbeitern, wenn sie daran interessiert seien, Gottes Wort zu studieren, könnten sie eine dieser Publikationen haben.“ Felix erklärte ihnen noch, wie das weltweite Werk der Zeugen Jehovas unterstützt wird, stellte dann die Publikationen neben eine Kokospalme und legte einen Umschlag dazu. Viele der Arbeiter nahmen sich ein Buch oder eine Broschüre und eine ganze Reihe von ihnen steckten eine Spende in den Umschlag.

Etliche waren an einem Bibelstudium interessiert, unter anderem der Bauleiter. Felix richtete es so ein, dass er mit ihm montags, mittwochs und freitags in der Mittagspause die Broschüre Was erwartet Gott von uns? studierte. Der Bauleiter sagte zu Felix: „Was ich hier lerne, erzähle ich immer meiner Frau und meinen Freunden.“ Zwei weitere Ingenieure, die auch dort arbeiteten, sowie ein Wachmann und etliche Sekretärinnen wollten ebenfalls studieren. Ja, Jehova schenkt seinen Segen, wenn man bei jeder Gelegenheit predigt.

Missionare kommen ins Land

Im Lauf der Jahre sind 69 geschulte Missionare aus dem Ausland auf die Philippinen gekommen, um das Königreichspredigtwerk zu unterstützen. Das taten sie in vielerlei Hinsicht. Denton Hopkinson und Raymond Leach, die wir schon kennen gelernt haben, waren ursprünglich als Missionare und nachher als reisende Aufseher tätig. Später erhielten sie Aufgaben im Zweigbüro.

Eine Anzahl Gileadabsolventen kamen in den 1970er Jahren ins Land, um in dem neu eingerichteten Druckereibetrieb mitzuhelfen. Darunter waren Robert Pevy und seine Frau Patricia, die zuvor in England und Irland im Einsatz gewesen waren. Robert war außerdem eine große Hilfe dabei, im philippinischen Zweigbüro eine kleine Schreibabteilung einzurichten. Alle waren traurig, als sie sich 1981 von den beiden verabschieden mussten, weil sie von da an in der Weltzentrale in New York arbeiten würden.

Dean und Karen Jacek trafen 1980 aus den Vereinigten Staaten ein. Nachdem sie in Laguna eine kurze Zeit lang Sprachunterricht in Tagalog erhalten hatten, wurden sie zur Mitarbeit ins Zweigbüro gebeten. Nach weiteren Schulungen im Jahr 1983 halfen sie anderen Brüdern — sowohl vor Ort als auch in nahe gelegenen Inselstaaten —, mit einem Computersystem umzugehen, das Jehovas Zeugen selbst entwickelt hatten und das sich bei der Veröffentlichung von biblischen Publikationen in einheimischen Sprachen sehr bewährte.

Hubertus (Bert) und Jeanine Hoefnagels aus den Niederlanden kamen 1988 auf die Philippinen. Der Zweig stand gerade kurz vor einem größeren Bauprojekt. Da das Ehepaar Erfahrung im Bau von Zweiggebäuden hatte und Bert sich mit Baumaschinen auskannte, wurden sie um Mithilfe bei diesem Projekt gebeten. Bert bediente die Maschinen und schulte andere Brüder. Er sagt: „Von Anfang an habe ich den einheimischen Brüdern beigebracht, wie man einen Lkw, einen Löffelbagger, einen Bulldozer, einen Lader und einen Kran fährt. Nach einer Weile hatten wir eine Truppe von 20 bis 25 Leuten beisammen, die sich mit den schweren Maschinen auskannten.“

Später gesellten sich vier weitere Gileadabsolventen zu ihnen: Peter und Beate Vehlen aus Deutschland und Gary und Teresa Jeane Melton aus den Vereinigten Staaten. Die Vehlens hatten ebenfalls Erfahrung auf dem Bausektor und die Meltons hatten fünf Jahre im Bethel in den Vereinigten Staaten gedient. Alle konnten beim Bau der Zweiggebäude mithelfen.

Das letzte Missionarheim war schon Jahre zuvor, nämlich 1963, geschlossen worden, weil es mittlerweile genug befähigte philippinische Pioniere gab, die das Gebiet selbst betreuen konnten. Doch 1991 schickte die leitende Körperschaft sechs Missionare, die hauptsächlich predigen sollten. Diese Missionare waren zwar mit der Arbeit in einem Zweigbüro vertraut, brachten aber auch Erfahrung mit, die ihnen im Gebiet sehr zugute kam. Jeanine Hoefnagels wurde beispielsweise bereits als 18-Jährige Sonderpionierin. Sie konnte nun ihre Erfahrung und ihre lebhafte Art einbringen, um Brüder und Neue anzuspornen. Ihr Mann Bert nennt noch andere Vorteile. Er meint: „Missionare im Gebiet führen den Leuten den internationalen Charakter unseres Werks vor Augen.“ Derweil gehen einige Missionare nach wie vor organisatorischen und sonstigen Aufgaben im Zweigbüro nach.

Doch die Philippinen haben nicht nur Missionare ins Land bekommen, sie haben auch Missionare außer Landes gesandt.

Missionare gehen außer Landes

Obwohl immer noch Missionare auf die Philippinen kamen, wurden zunehmend einheimische Pioniere in andere Länder geschickt, um dort Missionararbeit zu leisten. Es gab nämlich jede Menge ausgezeichnete einheimische Pioniere, auch wenn sie vielleicht nicht die gleiche Schulung durch die Organisation erhalten hatten wie die Gileadabsolventen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Werk des Jüngermachens auf den Philippinen weit schneller vorangegangen als in Nachbarländern. Darum wurden ab 1964 qualifizierte philippinische Pioniere eingeladen, in Asien oder auf den pazifischen Inseln mit dem Missionardienst zu beginnen — von einigen Ehepaaren abgesehen zumeist ledige Pioniere, die bereits ein Jahrzehnt oder länger Vollzeitdiensterfahrung hatten. Bis Mitte des Jahres 2002 sind 149 Brüder und Schwestern in 19 verschiedene Länder geschickt worden. 74 von ihnen sind immer noch dort. Bis die Einreiseformalitäten erledigt sind, werden die angehenden Missionare im Zweigbüro geschult und bekommen einiges mit auf den Weg, was ihnen in ihrem neuen Gebiet helfen wird. Welchen Beitrag haben diese Missionare im Lauf der Jahre zum Predigtwerk geleistet, welchen Schwierigkeiten sind sie begegnet und welche Freuden haben sie erlebt?

Rose Engler (geb. Cagungao) und Clara Elauria (geb. dela Cruz) waren die Ersten, die ins Ausland geschickt wurden, und zwar nach Thailand. Ungefähr ein Jahr später schloss sich ihnen dort Angelita Gavino an. Natürlich erging es ihnen nicht anders als anderen Missionaren auch — das Erlernen der neuen Sprache erschien ihnen als großer Berg. Angelita erzählt über ihre Anfänge in Thai: „Die ersten Wochen war ich so was von frustriert! Was in dem Lehrbuch da stand, sah für mich nur aus wie ‚Würmer‘, und bei den Zusammenkünften konnten wir uns wegen der Sprachschranken kaum mit jemand unterhalten.“ Aber sie schafften es und können anderen dank ihrer erworbenen Sprachkenntnisse noch heute helfen.

Nach diesen Vorreitern gab es einen stetigen Strom an willigen Pionieren, die in die verschiedensten Länder gingen. Porferio und Evangeline Jumuad wurden 1972 gebeten, nach Korea zu gehen. Sie lernten die Sprache sehr gut und kamen nach zweieinhalb Jahren in den Kreisdienst.

Salvacion Aye (geb. Regala) war eine der 9 philippinischen Schwestern, die 1970 als Missionare nach Hongkong gingen. Die erste Hürde, die es zu nehmen galt, war das Kantonesisch. Diese Sprache hat 9 Töne. Verändert man die Töne, bedeutet das Wort gleich etwas ganz anderes. Salvacion weiß noch, wie sehr sie sich mit diesen Tönen abgeplagt hat. Einmal erklärte sie einer Frau, mit der sie die Bibel studierte, sie seien „wegen eines Geists“ aus ihrer Wohnung ausgezogen. In Wirklichkeit wollte sie jedoch „wegen der hohen Miete“ sagen. Doch im Lauf der Zeit lernte sie die Sprache. Salvacion hat mehr als 20 Menschen geholfen, die biblische Botschaft der Wahrheit kennen zu lernen. Jetzt trifft sie häufig Indonesierinnen, die als Haushaltshilfen in Hongkong arbeiten, also versucht sie, Indonesisch zu lernen.

Rodolfo Asong, ein resoluter, aber freundlicher Bruder, hatte in Papua-Neuguinea dagegen ganz andere Schwierigkeiten zu bewältigen. Als er 1979 dorthin kam, machte er sich mit Feuereifer daran, die Sprache zu lernen, was ihm so gut gelang, dass er schon nach kurzer Zeit im Land als reisender Aufseher eingesetzt werden konnte. Doch die Versammlungen in Papua-Neuguinea zu besuchen ließ sich überhaupt nicht mit dem Reisedienst auf den Philippinen vergleichen. Er sagt: „Ich musste lernen, einen kleinen einfachen Einbaum im Stehen zu steuern, so wie die Einheimischen.“

Über die Kongresse erzählt Rodolfo: „Wegen der großen Entfernungen und weil Transportmöglichkeiten oft nicht erschwinglich waren, organisierten wir viele kleine Kongresse. Der kleinste, den ich je besucht habe, fand in dem Dorf Larimea statt. Wir waren zu zehnt.“ Ein andermal fand im Dorf Agi ein Kongress statt, und er sollte der Kongressaufseher sein. Er sagt: „Außerdem war ich noch Kongressvorsitzender, war für die Lautsprecheranlage und die Mahlzeiten zuständig, musste die Regie beim Drama führen und im Drama König David spielen.“ Bruder Asong verausgabte sich in Papua-Neuguinea wirklich sehr; später kam er als Missionar auf die Salomonen.

Arturo Villasin, ein anpassungsfähiger Bruder von Luzon, wurde 1982 auf die Salomonen geschickt. Er war dort als Kreisaufseher unterwegs und stellte gleichfalls fest, dass alles so ganz anders war als auf den Philippinen. Viele Inseln konnten am besten mit einem kleinen Flugzeug erreicht werden. Er erzählte: „Einmal stürzte unser Flugzeug ab, aber wir haben alle überlebt. Ein anderes Mal wären wir wegen schlechter Sicht beinahe an einem Berghang zerschellt.“ Was die Reisen zu den Versammlungen angeht, sagte er: „Wir marschierten durch den Dschungel und kletterten steile, schlammige Hänge hoch, bis wir inmitten der im Dschungel lebenden Stämme, die den Ahnenkult praktizierten, die Versammlungen fanden.“ Infolge einer Krankheit starb Arturo im Jahr 2001 ganz unerwartet, aber man wird sich noch lange an ihn als treuen Missionar erinnern.

Solche und ähnliche Erfahrungen von philippinischen Brüdern und Schwestern, die als Missionare nach Asien oder auf die pazifischen Inseln gegangen sind, gibt es en masse. Allen Schwierigkeiten zum Trotz haben diese willigen und opferbereiten Diener Jehovas das Predigtwerk in jenen Ländern maßgeblich vorangebracht.

Die schöne Aufgabe, anderen zu helfen, Jehova zu ihrer Feste zu machen

Der Segen Jehovas schenkt Freude (Spr. 10:22). Adelieda Caletena, die 1974 nach Taiwan geschickt wurde, meint: „Ich bin so froh und dankbar, dass Jehova unser Werk hier segnet und ich mittendrin sein darf.“

Paul und Marina Tabunigao, die inzwischen auf den Marshallinseln sind, sagen: „Wir konnten 72 Menschen helfen, Jehova zu dienen. Wir freuen uns von Herzen darüber, dass viele von ihnen mittlerweile Älteste, Dienstamtgehilfen, Sonderpioniere, allgemeine Pioniere oder eifrige Königreichsverkündiger sind.“

Lydia Pamplona, die seit 1980 in Papua-Neuguinea predigt, hat 84 Personen auf ihrem Weg zur Hingabe und Taufe begleitet. Noch vor kurzem erzählte sie, sie studiere mit 16 Menschen die Bibel und die meisten von ihnen kämen schon zu den Zusammenkünften. Ihre persönlichen Worte geben ohne Frage das wieder, was viele Missionare empfinden: „Ich danke Jehova für den Dienst, den er mir anvertraut hat, und wünsche mir, dass er unseren Dienst doch auch in Zukunft segnet — zu seiner Verherrlichung.“

In den Ländern, in die philippinische Missionare gesandt wurden, war man sehr dankbar dafür, diese Missionare im Gebiet zu haben. Das Zweigbüro in Thailand schrieb: „Die Missionare von den Philippinen leisten gute Arbeit. Sie sind in all den Jahren, in denen sie nun schon in Thailand leben, stets ein Beispiel der Treue gewesen. Trotz fortschreitenden Alters sind sie nach wie vor aktiv. Sie lieben Thailand und sie lieben die Thailänder. Für sie ist es ihre Heimat. Recht vielen Dank, dass ihr uns diese exzellenten Missionare geschickt habt.“

Die Königreichsdienstschule gibt Ältesten das nötige Rüstzeug

Um die gleiche Zeit, als die ersten Pioniere von den Philippinen in andere Länder geschickt wurden, tat Jehovas Organisation auch etwas für die Schulung der steigenden Zahl befähigter Brüder, die in den Versammlungen vor Ort Verantwortung trugen. Hauptinstrument dazu war unter anderem die Königreichsdienstschule.

Die ersten Klassen — einmonatige Kurse — begannen 1961. Jack Redford, Gileadunterweiser und später Missionar in Vietnam, wurde gebeten, diesen Kurs auf den Philippinen zu leiten. Die Schule fand zunächst im Zweigbüro statt, und zwar in Englisch.

Englisch ist zwar für etliche kein Problem, aber auch die anderen gängigen Sprachen und Dialekte auf den Philippinen durften nicht zu kurz kommen. Vielen Ältesten würde ein Kurs in ihrer Muttersprache sehr viel mehr bringen. Darum wurden die Kurse ab Mitte der 1960er Jahre in mehreren Sprachen abgehalten. Cornelio Cañete erinnert sich, wie er damals auf den Visayaninseln und auf Mindanao die Kurse leiten sollte. Mit einem leisen Lachen erzählt er: „Ich hielt den Kurs in drei Sprachen ab: Cebuano, Hiligaino und Samar-Leyte.“

Im Lauf der Jahre ist der Kurs verändert worden, auch was die Dauer des Kurses angeht. Vor kurzem wurde er an einem Wochenende abgehalten — eineinhalb Tage für die Ältesten und einen Tag für die Dienstamtgehilfen. Geblieben ist allerdings die schwierige Aufgabe, den Kurs in acht Sprachen abzuhalten. Älteste aus dem Zweigbüro, die diese Sprachen beherrschen, schulen die reisenden Aufseher. Diese wiederum leiten dann die Kurse für die Versammlungsältesten und die Dienstamtgehilfen. So kam 13 000 Ältesten und 8 000 Dienstamtgehilfen beim letzten Kurs all diese Schulung zugute.

Hilfe für die Pioniere

Später erhielten auch die Pioniere eine zusätzliche Schulung. 1978 gab es die ersten Klassen der Pionierdienstschule. Alle, die zu jener Zeit Pionier waren — einschließlich der Sonderpioniere —, wurden zu der Schule eingeladen. Seitdem fand die Schule bis auf die Jahre 1979 und 1981 jedes Jahr statt.

Die Pioniere haben von der Schule enorm profitiert, aber viele mussten auch so manche Hürde überwinden, um sie besuchen zu können. Nicht wenige brachten große finanzielle Opfer. Andere hatten Schwierigkeiten, überhaupt zum Schulungsort zu gelangen.

In eine völlig unerwartete Situation gerieten alle, die die Schule in Santiago (Isabela) besuchten. Rodolfo de Vera, der Kreisaufseher, erzählte: „Am 19. Oktober 1989 fegte ohne Vorwarnung ein heftiger Taifun mit Spitzengeschwindigkeiten von 200 Kilometern pro Stunde über Santiago hinweg. Als wir an jenem Vormittag mit dem Unterricht begannen, gab es nur ein paar Schauer und leichten Wind, darum setzten wir den Unterricht fort. Doch dann wurde der Sturm immer heftiger und das Gebäude erzitterte. Kurz danach wurde das Dach weggefegt. Wir wollten das Haus verlassen, aber wir sahen, dass es draußen noch gefährlicher war, weil da vieles umherflog.“ Obwohl das Gebäude schwer beschädigt wurde, blieben alle unverletzt. Sie schreiben das nicht nur Jehova, sondern auch einer Empfehlung in Erwachet! zu, in solchen Situationen Schutz unter einem Tisch oder einem Schreibpult zu suchen. Bruder de Vera sagt: „Wir flüchteten uns unter die Tische. Als der Taifun vorüber war, waren wir unter abgerissenen Zweigen und Wellblechteilen begraben, aber alle, die im Gebäude unter den Tischen Schutz gesucht hatten, blieben unverletzt.“

Die Schule wird jedes Jahr in sieben Sprachen abgehalten. Bis zum Dienstjahr 2002 fanden 2 787 Klassen statt mit insgesamt 46 650 Schülern — eine wirklich ausgezeichnete Hilfe für Pioniere, ihre Fertigkeiten zu verbessern und ganz auf Jehova zu vertrauen, während sie ‘wie Lichtspender in der Welt leuchten’ (Phil. 2:15).

Anfänge im Offsetdruck

All die Arbeit im Gebiet und in den Versammlungen wäre erheblich schwerer, gäbe es nicht die ausgezeichneten biblischen Publikationen. Viele Jahre lang wurde in Brooklyn für die Philippinen gedruckt. Anfang der 1970er Jahre baute man jedoch auf dem Gelände des Zweigbüros in Quezon City eine Druckerei und stellte Druckereimaschinen auf, die mit der gleichen Technik arbeiteten wie die Maschinen in der Weltzentrale in Brooklyn. So konnten alle Zeitschriften direkt im Land gedruckt werden.

Im Verlauf der 1970er Jahre wurde klar, dass in der Druckindustrie das Hochdruckverfahren, basierend auf dem Bleisatz, allmählich durch den Offsetdruck abgelöst werden würde. Anweisungen aus der Weltzentrale ließen erkennen, dass auch wir nach und nach darauf umsteigen würden.

Im Jahr 1980 erwarb das Zweigbüro ein kommerzielles Fotosatzsystem. Der südafrikanische Zweig hatte das gleiche System erworben und gab seine Erfahrungen an den philippinischen Zweig weiter. Zur gleichen Zeit wurde zu dem computergestützten Fotosatzsystem außerdem eine kleine Bogenoffsetmaschine gekauft.

Diese Ausrüstung ermöglichte es den Brüdern in kleinem Rahmen, die Techniken des Offsetdrucks zu erlernen. David Namoca, der sich mit Linotype-Setzmaschinen bereits sehr gut auskannte, erlernte den Fotosatz. Andere Brüder lernten, wie man Offsetdruckplatten herstellt und wie man die neu erworbene Druckpresse bedient. So kam es, dass im Zweigbüro schon Ende 1980 manche Ausgaben des Königreichsdienstes und Zeitschriften in Sprachen mit kleineren Auflagen im Offsetdruck hergestellt wurden.

Im Rahmen der Umstellung auf den Offsetdruck hielt die Computertechnologie auch Einzug in den Bereich der Übersetzungs- und Druckvorbereitungsarbeiten. Im Lauf der Zeit wurden die Brüder mit dieser Technologie immer vertrauter und arbeiteten sich so gut hinein, dass die Druckqualität besser wurde und die Druckquantität gesteigert werden konnte. Den Brüdern lag sogar so viel am Fortschritt, dass sie 1982 die Königreichsnachrichten Nr. 31 auf einer Einfarben-Offsetpresse im Vierfarbendruck herstellten. Dazu ließen sie das Papier sechsmal durch die Druckmaschine laufen — viermal für die vierfarbig bedruckte Seite und zweimal für die andere. Der Aufwand war groß und die Qualität ließ vielleicht etwas zu wünschen übrig, aber alle freuten sich darüber, dass auf ihrer eigenen Druckmaschine die Königreichsnachrichten im Vierfarbendruck hergestellt wurden.

Der Anfang war getan, doch wie würde die völlige Umstellung auf das elektronische Fotosatzsystem und den Offsetdruck bewerkstelligt werden? Jehovas Organisation hatte da schon so ihre Pläne und der philippinische Zweig sollte bald davon profitieren.

Jehovas Organisation stellt MEPS zur Verfügung

Die leitende Körperschaft genehmigte die Entwicklung eines computergestützten Fotosatzsystems, das für die beispiellose Aufgabe benötigt wurde, die gute Botschaft in unzähligen Sprachen zu veröffentlichen. Das vielsprachige elektronische Fotosatzsystem MEPS (Multilanguage Electronic Phototypesetting System) wurde in der Weltzentrale entwickelt. Die zeitweise vom philippinischen Zweig genutzten kommerziellen Programme hatten es den Brüdern ermöglicht, sich in begrenztem Rahmen mit der Nutzung von Computern und dem Offsetdruckverfahren vertraut zu machen. Doch mithilfe von MEPS sollte dem Zweigbüro auf den Philippinen und anderen Zweigbüros in aller Welt auf diesem Gebiet wirklich ein großer Schritt nach vorn gelingen.

Zwei Ehepaare von den Philippinen wurden nach Wallkill (New York) eingeladen und dort darin geschult, wie man MEPS-Computer wartet und MEPS-Programme zur Erstellung der Vorlage für den Druck einsetzt. Eine Zeit lang hielt sich auch das Ehepaar Nuico in Brooklyn auf, und Bruder Florizel Nuico lernte, wie man eine MAN-Offsetdruckmaschine bedient. Diese Schulung sollte es dem philippinischen Zweig ermöglichen, vollends auf computergestützte Druckvorbereitungsarbeiten und auf Offsetdruck umzusteigen.

Im Jahr 1983 traf eine MAN-Offsetdruckmaschine auf den Philippinen ein. Sie wurde mithilfe von Lionel Dingle aus dem australischen Zweigbüro aufgestellt. Bruder Nuico brachte einheimischen Brüdern bei, was er in Brooklyn gelernt hatte. Ende 1983 liefen die ersten Zeitschriften vom Band. Doch solange man noch nicht ganz auf das Computersystem umgestiegen war, wurde bei der Herstellung der Zeitschriften eine Zeit lang der herkömmliche Bleisatz mit dem Offsetdruck kombiniert.

Aber das sollte nicht lange so bleiben. Ende 1983 traf der erste MEPS-Computer ein, und die beiden Brüder, die in Wallkill dafür geschult worden waren, brachten anderen bei, das MEPS-System zu bedienen und die Ausrüstung zu warten. Schon bald lief die Produktion auf vollen Touren. Dutzende Bethelmitarbeiter wurden gründlich geschult, das System für die Übersetzung, die Texteingabe, die Seitengestaltung und das Belichten der Druckvorlage zu verwenden beziehungsweise Computer zu reparieren, wobei solche Schulungen auf den Philippinen wegen der vielen Sprachen gar nicht so einfach sind. Allein Der Wachtturm wird neben Englisch in sieben Sprachen hergestellt. MEPS war genau das Richtige für diese Aufgabe.

Die Qualität der Publikationen verbesserte sich merklich. Über die Brüder in der Druckerei sagt Cesar Castellano, einer der Mitarbeiter: „Die meisten unserer Brüder kommen aus der Landwirtschaft. Manche hatten keine Ahnung von Technik. Es ist so beeindruckend, zu sehen, wie Jehova die Brüder durch seinen Geist zu so vielem befähigt, sogar zum Drucken.“ Die Brüder lernten dazu und die Verkündiger im Gebiet erhielten immer ansprechendere Publikationen. Der Fortschritt in der Drucktechnik wirkte sich aber auf etwas noch viel Wichtigeres positiv aus — auf den Glauben der Brüder.

Zeitgleich geistige Speise

Als die Zeitschriften für die Philippinen noch in Brooklyn gedruckt wurden, dauerte es mindestens sechs Monate, bis der Inhalt der englischen Zeitschriften auch in den Sprachen der Philippinen veröffentlicht wurde. Die Zeitschriften wurden zwar im Land übersetzt, aber das Hin- und Hersenden der Manuskripte und der Probedrucke und der Versand der gedruckten Zeitschriften kostete letztendlich doch immer viel Zeit. Auch als die Zeitschriften in den 1970er Jahren auf den Philippinen gedruckt wurden und man dadurch eigentlich Zeit sparte, erschienen sie immer noch sechs Monate später als die englische Ausgabe. Viele der philippinischen Brüder fragten sich: „Wäre es nicht schön, wenn unsere Zeitschriften zur selben Zeit erscheinen würden wie die englischen?“ Aber das war jahrelang nur ein Traum.

Dank MEPS und der veränderten Produktionsverfahren wurde dieser Traum nun Wirklichkeit. Die leitende Körperschaft erkannte, wie sehr es das gesamte Volk Jehovas einigen würde, zur gleichen Zeit denselben Stoff zu studieren. Also arbeitete man darauf hin, und ab Januar 1986 erschien Der Wachtturm zeitgleich in Englisch und in vier Landessprachen: Cebuano, Hiligaino, Iloko und Tagalog. Andere Sprachen kamen bald hinzu. Auf den Bezirkskongressen 1988 gab es dann eine große Überraschung: Das Buch Die Offenbarung — Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe! wurde gleichzeitig in Englisch und in drei Landessprachen freigegeben! Die Brüder freuten sich sehr — nicht nur weil sie nun interessierten Menschen Literatur in ansprechenderer Aufmachung anbieten konnten, sondern weil ihnen dasselbe geistige Ernährungsprogramm zur gleichen Zeit zugute kam wie den meisten Brüdern in aller Welt.

All diese Verbesserungen kamen zu einer Zeit, als in manchen Teilen des Landes große Unruhen herrschten. Durch die Veröffentlichungen wurde den Brüdern deutlich vor Augen geführt, dass sie Jehova ständig zu ihrer Feste machen mussten.

Konflikte zwischen dem Militär und den Rebellen

Im Lauf der 1980er Jahre wurden Rebellengruppen in vielen Gegenden des Landes immer aktiver. Manche waren kommunistisch orientiert. Immer häufiger kam es zu Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Umstürzlern. Diese Konflikte stellten das Vertrauen der Brüder auf Jehova oftmals auf die Probe.

In einer Gegend, wo es eine Versammlung mit 62 Verkündigern gab, sahen die Brüder eines Morgens, dass sich die Rebellen und das Militär zum Kampf aufstellten. Die Häuser der Brüder lagen genau mittendrin. Ein Ältester ging zu den Rebellen, ein anderer zu den Regierungstruppen. Sie baten sie, nicht dort zu kämpfen, weil dabei viele Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen werden würden. Ihre Bitte wurde ignoriert. Da die Brüder nicht fliehen konnten, versammelten sie sich im Königreichssaal. Ein Ältester sprach im Namen aller ein ziemlich langes Gebet, und zwar so laut, dass es die Regierungstruppen vor dem Saal hören konnten. Als die Brüder die Augen wieder öffneten, stellten sie fest, dass sich beide Seiten zurückgezogen hatten. Es kam nicht zum Kampf. Die Brüder waren überzeugt, dass Jehova sie beschützt hatte.

Dionisio Carpentero war über 16 Jahre zusammen mit seiner Frau im Reisedienst. Er erinnert sich noch daran, was sie im ersten Jahr in der Provinz Negros Oriental (im mittleren Süden der Philippinen) erlebten. Er erzählt: „Wir besuchten die Versammlung Linantuyan. Zu unserer Freude schlossen sich uns am Mittwoch 40 Verkündiger beim Predigen an. Wir hatten jedoch keine Ahnung, dass die Rebellen jede unserer Bewegungen beobachteten. Ihr Versteck lag nicht weit weg vom Königreichssaal. Um 16 Uhr tauchten vier von ihnen in unserer Unterkunft auf, um sich zu informieren, wer wir sind. Ein Ältester erklärte ihnen, dass ich ein Kreisaufseher bin und ihre Versammlung alle sechs Monate besuche.“

Den Männern erschien die Erklärung offenbar nicht glaubhaft. Sie verdächtigten Dionisio vielmehr, zum Militär zu gehören, und verlangten von dem Ältesten, ihn auszuliefern, damit sie ihn töten könnten. Der Älteste erwiderte: „Nur über meine Leiche!“ Daraufhin verschwanden sie.

Dionisio erzählt weiter: „Die Hunde bellten die ganze Nacht, deshalb wussten wir, dass die Rebellen noch da waren. In dieser Nacht beteten wir viermal zu Jehova und baten ihn um seine Leitung. Plötzlich fing es heftig an zu regnen, obwohl eigentlich Trockenzeit war. Die Männer, die uns auflauerten, zogen ab.“

Nach der Zusammenkunft am Sonntag teilte Dionisio den Ältesten mit, er und seine Frau würden nun zur nächsten Versammlung aufbrechen. Doch dazu mussten sie am Versteck der Rebellen vorbei. „Einer der Rebellen schaute aus dem Fenster“, sagt Dionisio, „und wir erklärten ihm sogar, dass wir jetzt abreisen. Trotzdem kamen die Rebellen um 20 Uhr zum Königreichssaal und fragten nach uns. Der Älteste sagte ihnen, wir seien schon abgereist und sogar an ihrem Versteck vorbeigekommen. Erstaunlicherweise hatten sie uns nicht gesehen. Dieses Erlebnis hat uns gelehrt, auf Jehova zu vertrauen und Schwierigkeiten mutig ins Auge zu schauen.“ Dionisio ist heute nach wie vor zusammen mit seiner Frau freudig im Einsatz.

Konflikte wie diese machen das Predigen manchmal wirklich schwierig. Man braucht nur einmal zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, und schon gerät man urplötzlich in einen Schusswechsel. Mitunter wurden die Brüder allerdings auch schon von der einen oder anderen Partei vor drohenden Kämpfen gewarnt. Dann gingen sie immer zum Predigen in eine friedlichere Gegend, bis die Kämpfe vorüber waren. Doch trotz alledem läuft das Königreichspredigtwerk weiter und die Brüder haben gelernt, auf Jehova zu vertrauen.

Neutralität auf die Probe gestellt

Jesus sagte über seine Nachfolger: „Sie [sind] kein Teil der Welt ..., so wie ich kein Teil der Welt bin“ (Joh. 17:14). Wie in anderen Ländern auch halten sich Jehovas Zeugen auf den Philippinen aus der Politik und den militärischen Konflikten der Welt heraus. Sie greifen nicht zum Schwert, sondern haben im Gegenteil ihre Waffen niedergelegt und suchen Frieden, so wie Jehova sie belehrt hat (Mat. 26:52; Jes. 2:4). Für ihre neutrale Haltung sind sie im ganzen Land sehr gut bekannt, und allen Lagern ist klar, dass Jehovas Zeugen keine Bedrohung für sie sind. Dennoch gab es Momente, in denen Jehovas Diener deutlich zeigen mussten, wo sie persönlich stehen. Das diente ihnen zum Schutz.

Wilfredo Arellano war als Kreisaufseher schon in vielen Gebieten unterwegs, in friedlichen und in weniger friedlichen, und er hat viel Erfahrung. 1988 besuchte er eine Versammlung im mittleren Süden der Philippinen. Dort hatten Rebellen auf die Brüder Druck ausgeübt, sich mit ihnen gegen die Regierung aufzulehnen. Die Brüder weigerten sich entschieden.

Wilfredo erzählt, was dann passierte: „Während ich mich dort aufhielt, bemühten sich gerade Regierungstruppen im Gebiet der Versammlung, die Bürger zu einer Miliz zu formieren, um die Rebellen zu bekämpfen. Bei einem Treffen mit Regierungsvertretern erhielten die Brüder die Gelegenheit, zu erklären, warum sie sich weder den Rebellen noch einer regierungstreuen Bürgermiliz anschließen würden. Etliche Einheimische waren zwar gegen unsere Haltung, aber die Regierungsvertreter respektierten sie.“

Weiter berichtet Wilfredo: „Nach der Zusammenkunft traf ein Bruder auf dem Heimweg zu seiner Farm auf eine schwer bewaffnete Gruppe und zwei Gefangene mit verbundenen Augen. Er wurde gefragt, ob er bei dem Treffen mit den Regierungsvertretern dabei gewesen war, und er antwortete wahrheitsgemäß mit Ja. Die bewaffneten Männer wollten wissen, ob er sich der Miliz angeschlossen hatte. Der Bruder verneinte dies und erklärte seine neutrale Haltung. Also ließen sie ihn nach Hause gehen. Wenige Minuten später hörte er zwei Schüsse. Ihm ging auf, dass die beiden Gefangenen mit den verbundenen Augen gerade hingerichtet worden waren.“

In den 1970er und 1980er Jahren bestand auf den Philippinen für alle Bürger Wahlpflicht. Wer nicht wählte, kam ins Gefängnis — eine Gelegenheit für Jehovas Diener, ihre Loyalität ihm gegenüber zu beweisen. Wie ihre Glaubensbrüder in aller Welt haben auch die philippinischen Zeugen Jehovas ihre politisch neutrale Haltung bewahrt. Sie sind „kein Teil der Welt“ (Joh. 17:16).

Nach dem Regierungswechsel im Jahr 1986 trat eine neue Verfassung in Kraft, nach der keine Wahlpflicht mehr bestand. Seitdem haben es die Brüder leichter. Doch viele wurden auf andere Weise auf die Probe gestellt, vor allem die Schulkinder.

„Den Krieg nicht mehr lernen“

Irene Garcia wuchs auf Luzon in der Provinz Pampanga auf. Sie stand vor einem Problem, das auch heute noch für viele Jugendliche zu einer Bewährungsprobe wird. Ein Pflichtfach in der Sekundarschule ist Wehrkunde. Schüler, die Zeugen Jehovas sind, können es jedoch mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, sich darin unterrichten zu lassen, wie man Krieg führt. Als Erstes betete Irene zu Jehova um Hilfe. Dann ging sie — das Beispiel der drei treuen hebräischen Jugendlichen aus den Tagen des Propheten Daniel im Hinterkopf — zum militärischen Ausbilder und bat ihn, sie vom Wehrkundeunterricht zu befreien (Dan., Kap. 3). Obwohl er ihre Erklärungen nicht völlig verstand, bedankte er sich dafür. Er wies sie jedoch darauf hin, dass sie eine schlechte Note bekomme, wenn sie nicht an dem Unterricht teilnehme. Irene antwortete: „Das ist okay. Ich werde einfach in den anderen Fächern mein Bestes geben.“ Statt des Wehrkundeunterrichts erhielt sie andere Aufgaben. Sie meint: „Das hat dazu geführt, dass andere Kinder von Zeugen keine Schwierigkeiten mehr hatten, vom Wehrkundeunterricht befreit zu werden. Und ich habe trotz allem als eine der zehn besten Schülerinnen meinen Abschluss gemacht.“

Nicht alle militärischen Ausbilder waren dazu bereit, jemand vom Unterricht zu befreien. Manche haben es den betreffenden Schülern auch schwer gemacht, ihren Schulabschluss zu schaffen. Dennoch haben Tausende von Jugendlichen eine wichtige Lektion gelernt, weil sie an Jehovas Grundsätzen festhielten: Sich entschlossen auf die Seite von Jehovas Königreich zu stellen und in den Angelegenheiten dieser Welt völlig neutral zu bleiben, bringt einem den Schutz und Segen Jehovas ein (Spr. 29:25).

Immer mehr Bezirkskongresse

Werfen wir nun kurz einen Blick auf die Kongresse. Wenn sich Jehovas Diener versammeln, um im Glauben gestärkt zu werden, ist das immer ein freudiger Anlass. Große Kongresse fanden auf den Philippinen erst nach dem Zweiten Weltkrieg statt, weil es vor dem Krieg relativ wenige Zeugen im Land gab. Allerdings wurde schon während des Krieges versucht, die Brüder durch einen Kongress anzuspornen, denn im Jahrbuch 1941 wird von einem Bezirkskongress berichtet, der im März 1940 in Manila abgehalten wurde.

Vielleicht erinnern wir uns noch, dass Joseph dos Santos bei den Japanern inhaftiert war. 1945 wurde er endlich von den Amerikanern befreit. Ihm lag das geistige Wohl seiner Glaubensbrüder, von denen viele neu in der Organisation waren, sehr am Herzen. So wurde dafür gesorgt, sie darin zu schulen, wie sie andere durch Heimbibelstudien wirkungsvoll an biblische Wahrheiten heranführen konnten. Ein Schritt in diese Richtung war der Landeskongress in Lingayen (Pangasinan) Ende 1945. Dass ungefähr 4 000 Menschen anwesend waren, lässt erkennen, wie viel Interesse damals herrschte und was für ein freudiger Anlass dieser erste Nachkriegskongress war.

Mit der Verkündigerzahl stieg von da an auch kontinuierlich die Zahl der Kongressbesucher. Statt 4 000 Kongressbesuchern an einem einzigen Ort wurden 17 Jahre später 39 652 Besucher an 7 Orten gezählt. Nach 15 weiteren Jahren (1977) war die Zahl auf über 100 000 angestiegen. Mittlerweile wurden die Kongresse im ganzen Land an 20 verschiedenen Orten abgehalten. Nochmals 8 Jahre später besuchten mehr als 200 000 die Bezirkskongresse und 1997 waren es mehr als 300 000. Für das Jahr 2002 konnten 63 Bezirkskongresse geplant werden — so viele wie nie zuvor! Das Reisen innerhalb des Insellandes ist zum Teil schwierig und kostspielig. Dadurch, dass die Bezirkskongresse an verschiedenen Orten stattfinden, müssen die Brüder nicht so weit reisen und haben es leichter. Es können also mehr Menschen von diesen glaubensstärkenden „Festmählern“ profitieren.

Jehova segnet die Anstrengungen, einen Kongress zu besuchen

Der Besuch der Kreis- und Bezirkskongresse war und ist kein leichtes Unterfangen. 1947 ließen sich Brüder im Norden des Landes auf zwei Flößen den Abra hinuntertreiben, um einen Kreiskongress in der Küstenstadt Vigan zu besuchen. An der Flussmündung nahmen sie die Flöße auseinander und verkauften die Baumstämme. Mit dem Erlös bezahlten sie die Fahrkarten für den Bus, der sie nach dem Kongress wieder nach Hause in die Berge bringen sollte. Sie kamen mit großen Reissäcken, Holzbündeln und Schlafmatten, außerdem mit vielen Kindern und fröhlichen Gesichtern, die im Verlauf des Kongresses immer mehr strahlten. Reis, Brennholz, einen alten Kocher und eine Schlafmatte — mehr brauchten sie nicht.

Eine Gruppe aus der Versammlung Caburan in der südlichen Provinz Davao del Sur wanderte 1983 drei Tage lang bergauf und bergab bis zu einer Anlegestelle und fuhr dann mit einem Motorboot einen weiteren Tag bis zur Kongressstadt. Die freudige Gemeinschaft auf dem Bezirkskongress „Königreichseinheit“ war diesen Brüdern jede Mühe und alle Kosten wert.

Im Jahr 1989 ging eine Familie mit zwei Kindern im Alter von zwei und vier Jahren von dem Ort El Nido auf Palawan ungefähr 70 Kilometer zu Fuß, um einen Kreiskongress zu besuchen. Sie liefen zwei Tage durch den Dschungel, wo es wenige markierte Wege gibt. Unterwegs mussten sie ständig Blutegel von ihrem Körper entfernen. Zu allem Übel regnete es die beiden Tage auch noch ununterbrochen. Sie mussten viele Bäche und Flüsse überqueren, über die keine Brücken führten. Trotz all dieser Hindernisse kam die Familie heil an. Und wie sie sich freuten, mit den Brüdern dort zusammen zu sein!

Auch anderswo ist es für Familien oft schwierig, genügend Geld für den Besuch der Bezirkskongresse zusammenzusparen. Vor genau diesem Problem stand beispielsweise Ramon Rodriguez 1984. Er lebt mit seiner Familie auf Polillo Island, vor der Ostküste Luzons, und ist Fischer. Bis zum Bezirkskongress war nur noch eine Woche Zeit und seine siebenköpfige Familie hatte bis dahin nur das Reisegeld für eine Person. Sie erklärten Jehova im Gebet ihre Lage. Danach ging Ramon mit seinem zwölfjährigen Sohn fischen. Sie ruderten aufs Meer hinaus und ließen ihre Netze hinab, aber ohne Erfolg. Nach einer Weile wollte es der Sohn unbedingt noch in der Nähe der Insel versuchen. Sie ruderten dorthin und versuchten es ein letztes Mal. Ramon sagt: „Als wir die Netze einholten, waren zu unserer großen Überraschung so viele Fische darin, dass unser Boot randvoll war.“ Sie hatten über 500 Kilogramm Fisch gefangen! Der Verkauf brachte mehr Geld ein, als die ganze Familie Rodriguez für den Besuch des Kongresses benötigte!

Am darauf folgenden Abend ließen andere Brüder, die ebenfalls den Kongress besuchen wollten, an derselben Stelle ihre Netze hinab und auch sie hatten einen guten Fang — 100 Kilogramm Fisch. Ramon erzählt weiter: „Fischer, die keine Zeugen Jehovas waren und zur selben Zeit etwa an der gleichen Stelle ihre Netze hinabließen, waren verblüfft, denn ihnen ging nicht e i n Fisch ins Netz. Sie meinten: ‚Ihr Gott hat sie gesegnet, weil sie den Kongress besuchen wollen.‘ “ Mehr als einmal haben Familien von Zeugen Jehovas auf den Philippinen erlebt, dass es Freude schenkt und Jehovas Segen einbringt, wenn man geistige Interessen allem anderen im Leben voranstellt und entsprechend seiner Gebete handelt.

Herausragende Bezirkskongresse

Jehovas Volk denkt an Bezirkskongresse immer wieder gern zurück. Den Brüdern auf den Philippinen ergeht es da nicht anders. Natürlich wird das Programm aller Kongresse geschätzt, aber manche Kongresse hinterlassen einen besonders tiefen Eindruck, beispielsweise internationale Kongresse oder Kongresse, auf denen Missionare, die zu Besuch in ihrem Heimatland sind, von ihren Erlebnissen erzählen.

Wie schon erwähnt sind auch eine ganze Reihe philippinischer Brüder und Schwestern als Missionare in anderen asiatischen Ländern und Inselgebieten tätig. Wiederholt haben Zeugen aus aller Welt dafür gespendet, dass Missionare in ihre Heimatländer zurückkehren und die Kongresse dort besuchen konnten. Auch philippinischen Missionaren ist diese liebevolle Einrichtung zugute gekommen. 1983, 1988, 1993 und 1998 konnten Dutzende die Bezirkskongresse auf den Philippinen wieder im Kreis ihrer Verwandten und Freunde genießen — 1988 kamen beispielsweise 54 Missionare, die in 12 Ländern eingesetzt waren und im Durchschnitt seit 24 Jahren im Vollzeitdienst standen. Ihre Kommentare und Erfahrungen haben allen sehr gut getan.

Anderen sind bestimmte Bezirkskongresse im Sinn geblieben, weil die Begleitumstände außergewöhnlich waren und weil die Brüder entschlossen waren, den Kongress trotz Unannehmlichkeiten abzuhalten. Zum Beispiel fegte kurz vor dem Bezirkskongress „Göttlicher Frieden“ (1986) über Surigao auf Mindanao ein Taifun mit Geschwindigkeiten von mehr als 150 Kilometern pro Stunde hinweg. Das Stadiondach wurde schwer beschädigt. Die gesamte Stromversorgung der Stadt brach zusammen und es gab erst nach dem Kongress wieder Strom. Wasser war nur in 6 Kilometer Entfernung zu holen. Die Zeugen ließen sich von alledem aber nicht ihre Pläne durchkreuzen. Die Brüder sammelten alles, was von der Bühne übrig geblieben war, zusammen und bauten sie in einer Sporthalle neben dem Stadion wieder auf. Sie mieteten einen Generator, mit dem mehrere Lampen, die Lautsprecheranlage und ein Kühlschrank für die Cafeteria betrieben wurden. Man hatte mit 5 000 Besuchern gerechnet, doch die Höchstzahl auf diesem Kongress war 9 932! Das waren wirklich keine Schönwetterchristen!

Unvergesslich blieben insbesondere internationale Kongresse. Die leitende Körperschaft organisierte derartige Kongresse in Manila 1991 und 1993. Die Delegierten hinterließen in der Stadt einen enormen Eindruck. Für die philippinischen Brüder und Schwestern, von denen es sich die wenigsten leisten können, in andere Länder zu reisen, war das Ganze ein wundervoller „Austausch von Ermunterung“ (Röm. 1:12). Die Delegierten aus dem Ausland waren sehr eingenommen von der herzlichen und liebevollen Gastfreundschaft ihrer philippinischen Brüder. Ein Ehepaar aus den Vereinigten Staaten schrieb: „Ganz besonders möchten wir uns für die herzliche Aufnahme bedanken. Ihr habt uns alle so lieb mit offenen Armen empfangen.“

Im Jahr 1993 wurden in Manila drei verschiedene Stadien genutzt, und wenn ein Bruder von der leitenden Körperschaft einen Vortrag hielt, wurden die drei Kongressorte per Standleitung miteinander verbunden. Man kann sich die große Begeisterung der Kongressbesucher vorstellen, als die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften in Tagalog freigegeben wurde. Eine junge Schwester sagt: „Ich war überglücklich. Ich hatte gehofft, dass wir irgendwann einmal die Neue-Welt-Übersetzung in Tagalog bekommen würden. Das war eine Riesenüberraschung!“

Zur Abwechslung wurden 1998 Delegierte von den Philippinen in andere Länder eingeladen, was letztmals 1958 der Fall gewesen war. So besuchten 107 Delegierte einen Kongress an der Westküste der Vereinigten Staaten. Im September durften 35 weitere Delegierte von den Philippinen einen internationalen Kongress in Korea besuchen. Kongresse wie diese haben maßgeblich dazu beigetragen, Jehovas Diener zu unterweisen und sie zu einigen, und haben jedem geholfen, Jehova zu seiner Feste zu machen.

Jetzt wollen wir einen Abstecher in das Predigtgebiet machen. Wie konnte das Predigtwerk in einem Land mit so vielen Sprachen bewerkstelligt werden?

Die gute Botschaft in vielen Sprachen zu Gehör bringen

Wie schon gesagt ist es gewöhnlich leichter, wenn man die Wahrheit in seiner Muttersprache kennen lernen kann. Weil auf den Philippinen so viele verschiedene Sprachen gesprochen werden, stellt das Jehovas Zeugen hier vor eine große Aufgabe. Sie strengen sich jedoch an, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen und ihnen in ihrer Muttersprache zu predigen sowie biblische Veröffentlichungen in zahlreiche Sprachen zu übersetzen.

In manchen Sprachen ist das Predigen kein großes Problem, weil es genügend Zeugen gibt, die sie sprechen. Gibt es in einer Sprachgruppe nicht so viele Zeugen, haben sich manchmal eifrige Verkündiger und Pioniere bemüht, die Sprache zu lernen. Sie haben sich den Apostel Paulus zum Vorbild genommen, der ‘Menschen von allen Arten alles wurde’ (1. Kor. 9:22).

Zwar liegen die Philippinen von der Einwohnerzahl her unter all den Ländern, in denen Englisch eine Amtssprache ist, an vierter Stelle, aber die Muttersprache der meisten Filipinos ist nicht Englisch. Vielen fällt es schwer, Englisch zu lesen, darum ist es nötig, die Publikationen in etlichen philippinischen Sprachen herauszugeben. Im Lauf der Jahre haben Jehovas Zeugen biblische Veröffentlichungen in mindestens 17 dieser Sprachen übersetzt. In manchen Sprachen gibt es nur eine oder zwei Broschüren, wie zum Beispiel in Tausug, einer Sprache, die von islamischen Bewohnern im Süden gesprochen wird, oder in Ibanag, das von einer kleinen Volksgruppe im nördlichsten Teil des Landes gesprochen wird. Den meisten Menschen ist allerdings eine der sieben Hauptsprachen geläufig und in diesen Sprachen wird Der Wachtturm gedruckt. Biblische Lehrprogramme in Königreichssälen oder auf Kreis- und Bezirkskongressen werden also in erster Linie in diesen Sprachen dargeboten.

In den letzten Jahren hat die Regierung die Verwendung der Sprache Filipino gefördert, das im Wesentlichen dem Tagalog entspricht. Das hat sich schon innerhalb einer Generation stark bemerkbar gemacht. Filipino ist nun in der Schrift- und Umgangssprache immer stärker im Kommen, wohingegen die Entwicklung anderer Sprachen stagniert oder sogar zurückgeht. Das schlägt sich auch in der Auflagenhöhe des Wachtturms nieder. 1980 wurden in Tagalog pro Ausgabe durchschnittlich 29 667 Exemplare verbreitet. Diese Zahl hat sich bis zum Jahr 2000 vervierfacht auf 125 100 Exemplare pro Ausgabe. Im selben Zeitraum hat sich die Auflage der englischen Zeitschrift nur minimal verändert und die Auflage in anderen philippinischen Sprachen lediglich leicht erhöht.

Die Bethelfamilie unterstützt das Predigen im Gebiet

Im Zweigbüro der Zeugen Jehovas in Quezon City, das zur Supermetropole Manila gehört, arbeiten 380 Vollzeitdiener. Ein Team von 69 Mitarbeitern übersetzt die Publikationen in die Landessprachen und liest sie Korrektur. Ein Teil des Teams stellte vor kurzem die Übersetzung der Hebräischen Schriften in drei Sprachen fertig: Cebuano, Iloko und Tagalog. Seit die Christlichen Griechischen Schriften 1993 freigegeben worden waren, hatten die Brüder schon in der Vorfreude auf die vollständige Neue-Welt-Übersetzung gelebt. Die Begeisterung war groß, als sie Ende 2000 auf dem Bezirkskongress die vollständige Bibel in Tagalog erhielten. Auch die Bibelübersetzungen in Cebuano und in Iloko ließen nicht mehr lange auf sich warten. Heute können Hunderttausende von Menschen im Gebiet in den Genuss dieser klar verständlichen, genauen und einheitlichen Übersetzungen der Heiligen Schrift kommen.

Die Angehörigen der philippinischen Bethelfamilie sind unterschiedlichster Herkunft und sprechen 28 Sprachen und Dialekte. Viele von ihnen eignen sich sehr gut dazu, biblische Veröffentlichungen zu übersetzen. Doch die Übersetzungsarbeit ist nur eine von vielen Arbeiten, die im Bethel anfallen.

Die freiwilligen Mitarbeiter im Bethel erledigen alle möglichen Aufgaben, durch die sie dem äußerst wichtigen Predigtwerk im Gebiet zuarbeiten. Manche Brüder drucken Zeitschriften und sonstige Publikationen. Andere liefern diese dann an verschiedene Orte auf Luzon. Viele sind mit Dienstleistungen im Bethel beschäftigt, wie dem Kochen, Putzen oder Instandhalten der Ausrüstung. Andere wiederum haben in der Dienstabteilung die Aufgabe, den Briefverkehr mit den Versammlungen, Kreisaufsehern und Vollzeitdienern im Gebiet in vielen Sprachen abzuwickeln. Man kann sich vorstellen, wie viel Korrespondenz da mit den rund 3 500 Versammlungen im Archipel anfällt!

Seit Gründung des Zweigbüros im Jahr 1934 bis Mitte der 1970er Jahre wurde das Zweigbüro von einem Zweigdiener oder Zweigaufseher geleitet. Nachdem Joseph dos Santos nach Hawaii zurückgekehrt war, hatte Earl Stewart, ein Missionar aus Kanada, 13 Jahre lang diese Verantwortung. Nach ihm übernahmen zwei weitere Brüder für kurze Zeit diese Aufgabe. 1966 wurde Denton Hopkinson, der 1954 ins Land gekommen war, zum Zweigaufseher ernannt. Er kam seiner Aufgabe ungefähr 10 Jahre lang sehr gut nach, bis Jehovas Organisation es für richtig hielt, die Leitung aller Zweigbüros weltweit umzustrukturieren.

Entsprechend den Anweisungen an die Zweigbüros in aller Welt wurde im Februar 1976 die Leitung von einer Person auf ein Komitee von Brüdern übertragen. Diese Gruppe qualifizierter Männer arbeitet unter der Führung der leitenden Körperschaft und ist für alle Entscheidungen verantwortlich, die die Arbeit im Gebiet und im Zweigbüro berühren. Das Zweigkomitee auf den Philippinen setzte sich ursprünglich aus fünf Brüdern zusammen. Da jedoch die meisten von ihnen Missionare aus dem Ausland waren, hielt man es später für besser, weitere philippinische Brüder hinzuzunehmen. Darum gehörten eine Zeit lang sieben Brüder zum Komitee.

Die Vorzüge der Einrichtung eines Zweigkomitees waren bald für jedermann ersichtlich. Denton Hopkinson, der heute als Koordinator des Zweigkomitees fungiert, sagt dazu: „Rückblickend sieht man, dass das ein weiser Schritt zur richtigen Zeit war. Mit der Menge der Arbeit und der Größe der Organisation war eine Person allein überfordert. Aber so verteilt sich die Verantwortung gleichmäßiger auf mehrere Schultern.“

In Sprüche 15:22 heißt es: „Bei der Menge der Ratgeber kommt etwas zustande.“ Berät man sich mit anderen, kann man aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. Diesen Grundsatz setzt das philippinische Zweigkomitee um. Seitdem Bruder Hopkinson zum Zweigaufseher ernannt wurde, ist nicht nur die Bethelfamilie um das Zehnfache gestiegen, sondern auch die Arbeit. Momentan besteht das Zweigkomitee aus fünf langjährigen Dienern Jehovas. Jeder von ihnen ist im Durchschnitt seit mehr als 50 Jahren im Vollzeitdienst. Die von ihnen gemeinsam eingebrachte Erfahrung ist dem Werk auf dem gesamten Archipel, das unter Jehovas Führung mit großen Schritten vorangegangen ist, ohne Frage sehr dienlich gewesen. Für das Zweigkomitee und die gesamte Bethelfamilie ist es eine große Ehre, dieses Werk zu unterstützen.

Die Wahrheit ‘allen Arten von Menschen’ näher bringen

Das Predigtwerk entspricht eindeutig dem Willen Gottes, wonach „alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen“ sollen (1. Tim. 2:4). Was für „Arten“ von Menschen konnten die eifrigen Prediger auf den Philippinen helfen?

Marlon gehörte zu der Art Menschen, die ständig Ärger machen. In seinem Dorf war er als lasterhafter Mann verschrien. Er rauchte und trank, nahm Drogen und hatte schlechten Umgang. Als die Zeugen kamen, interessierte sich Marlons Mutter für die Königreichsbotschaft. Die Pioniere liefen staubige oder schlammige Straßen entlang, um mit ihr zu studieren. Marlon zeigte anfangs keinerlei Interesse, beim Studium mitzumachen; er schaute nur ab und zu mal herein. Doch die Brüder, die mit seiner Mutter studierten, zeigten Interesse an ihm. Nach einer Weile fing er an zu studieren. Und als er zum ersten Mal eine Zusammenkunft im Königreichssaal besuchen wollte, schnitt er sich sogar sein extrem langes Haar ab. Er machte schnell Fortschritte und alle waren überrascht, was für enorme Änderungen er in seinem Leben vornahm. Heute ist Marlon Pionier und bringt anderen die Wahrheit näher. Was hat ihn dazu bewogen, die Wahrheit anzunehmen? Wie er sagt, überzeugte ihn die Ausdauer der Pioniere, die mit seiner Mutter studierten, davon, dass sie die Wahrheit haben.

Manche vermitteln nicht den Eindruck, dass sie zu der Art Menschen gehören, die bereit sind, die Wahrheit anzunehmen. Die Verkündiger der guten Botschaft urteilen jedoch nicht vorschnell über jemand, sondern geben jedem die Möglichkeit, die Botschaft zu hören. Ein Beispiel: Auf der kleinen Insel Marinduque gab eine Sonderpionierin in einem Haus Zeugnis. Anschließend fragte sie ihren Gesprächspartner, ob noch andere Leute im Haus wohnten. Dieser erwiderte, ein Stockwerk höher würde noch jemand wohnen, sagte allerdings gleich dazu: „Dahin brauchen Sie aber gar nicht zu gehen, der ist aggressiv und fährt schnell aus der Haut.“ Die Sonderpionierin dachte sich jedoch, auch dieser Mann solle die Chance erhalten, von der Königreichsbotschaft zu hören. Als sie an seine Tür kam, schien er direkt auf sie gewartet zu haben. Lächelnd bot sie ihm ein Heimbibelstudium an. Sie war verblüfft, als Carlos, so hieß der Mann, auf ihr Angebot ganz offensichtlich gern einging. Also begann sie mit ihm und seiner Frau, die Bibel zu studieren.

Während ihres zweiten Besuchs vertraute Carlos der Pionierin an, dass seine Frau und er große Probleme haben und sogar versucht hatten, sich das Leben zu nehmen. Als die Pionierin zuerst mit den unter ihnen wohnenden Leuten sprach, lauschte er am Boden und hörte mit, wie ihr davon abgeraten wurde, nach oben zu gehen. Daraufhin betete er, dass sie das doch ignorieren und trotzdem hochkommen sollte. Vielleicht wäre das die Antwort auf ihre Bitte um Herzensfrieden. Durch das Bibelstudium fanden sie tatsächlich inneren Frieden. Beide ließen sich gemeinsam taufen und Carlos’ Frau ist heute allgemeine Pionierin.

Ein Mann namens Victor war sowohl mit buddhistischen als auch mit katholischen Glaubenslehren in Berührung gekommen und fragte sich, warum es so viele Religionen in der Welt gibt. Also machte er sich auf die Suche nach der Wahrheit. Er nahm den Islam, den Hinduismus, den Schintoismus, den Konfuzianismus, die Evolutionstheorie und sonstige Philosophien unter die Lupe, aber nichts davon befriedigte ihn. Bei seiner Suche stellte er allerdings fest, dass nur die Bibel genaue Prophezeiungen enthält. Deshalb konzentrierte er sich auf die Heilige Schrift. Nach einer genaueren Überprüfung der Bibel kamen er und seine Freundin Maribel von allein zu dem Schluss, dass die Lehren von der Dreieinigkeit, der Feuerhölle und dem Fegefeuer Irrlehren sind. Dennoch schien irgendetwas zu fehlen.

Nicht lange nachdem Maribel und er geheiratet hatten, unterhielt sich Victor mit einem Zeugen Jehovas und erfuhr, dass man den Namen Gottes verwenden muss. Er überprüfte diese Aussage in seiner Bibel und verwandte von Stund an in seinen Gebeten den Namen Jehovas. Schon bald besuchte er die Zusammenkünfte im Königreichssaal und machte schnell Fortschritte im Glauben. Maribel und er ließen sich im Mai 1989 taufen. Heute ist Victor als reisender Aufseher unterwegs und ermuntert die Versammlungen.

Pioniere haben Menschen in allen Lebenssituationen geholfen. Primitiva Lacasandile, eine Sonderpionierin im Süden Luzons, studierte in einem Dorf mit einem Ehepaar. Es hatte zwei Kinder und war sehr arm. Als Primitiva eines Tages zum Bibelstudium kam, stellte sie schockiert fest, dass das ältere Kind der Familie im Haus in einem Sack aufgehängt war und weinte. Primitiva erzählt: „Die Mutter fuchtelte mit dem Messer herum und war im Begriff, das Kind zu töten. Ich hielt sie fest und fragte, warum sie das tun wolle. Die Mutter erklärte, sie seien zu arm.“ Primitiva gab den Eltern biblischen Rat zu ihrem Problem. Das Leben des Kindes war gerettet. Das Bibelstudium ging weiter. Die Familie besuchte die Zusammenkünfte, obwohl sie dorthin 8 Kilometer laufen musste. Die Eltern machten Fortschritte und ließen sich schließlich taufen. Der Vater ist heute Versammlungsältester. Primitiva sagt: „Das Kind, das damals fast zu Tode gekommen wäre, ist mittlerweile allgemeiner Pionier. Das Werk, das Jehova seinen Dienern übertragen hat, rettet wirklich Leben — schon jetzt und auch in der Zukunft.“

Dienen, wo Unterstützung dringender gebraucht wird

Es gibt noch zahlreiche Gegenden mit nur wenigen Königreichsverkündigern. Etliche Pioniere und Verkündiger haben sich angeboten, dorthin zu ziehen. Pascual und Maria Tatoy beispielsweise waren allgemeine Pioniere und erklärten sich bereit, zusammen mit Angelito Balboa, einem Sonderpionier, Coron Island im Westen der Philippinen zu bearbeiten. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie sich damit, dass Pascual gemeinsam mit einem anderen Bruder fischte und Maria kleine Snacks aus Reis herstellte und verkaufte.

Als der Kreisaufseher zu Besuch kam, nannte er ihnen eine weitere Insel, die Unterstützung gebrauchen konnte, nämlich Culion. Auf dieser Insel, auf der es eine Leprastation gibt, waren damals nur vier Verkündiger. Er fragte die Tatoys, ob sie gern dorthin gehen würden. Pascual und Maria sagten zu, und Jehova hat ihren Einsatz sehr gesegnet. Aus den vier Verkündigern auf Culion sind mittlerweile zwei Versammlungen geworden.

Mitte der 1970er Jahre flohen unzählige Boatpeople aus Vietnam. Viele von ihnen kamen auf die Philippinen. Ungefähr 20 Jahre lang gab es Flüchtlingslager im Land. Ein großes Lager befand sich auf der Insel Palawan. Philippinische Brüder boten sich an, diesen Menschen die Wahrheit näher zu bringen. Aus den Vereinigten Staaten reiste ein Vietnamesisch sprechender Bruder an, um sie dabei zu unterstützen. Etliche Vietnamesen nahmen die Wahrheit im Lager an oder lernten dort den Namen Jehovas und seine Zeugen kennen, bevor sie wieder wegzogen.

In vielen abgelegenen Teilen der Philippinen sind Sonderpioniere im Einsatz. Wenn sie weit entfernte Gebiete bearbeiten, nehmen sie oft andere Verkündiger und Pioniere mit. Norma Balmaceda erzählt, wie es ist, in der bergigen Provinz Ifugao zu predigen. Sie sagt: „Meistens gehen wir montags los, die Tasche voll gepackt mit Literatur, Kleidung zum Wechseln und Lebensmitteln — sodass es uns bis samstagvormittags reicht. Nachmittags machen wir uns dann auf den Heimweg, um zu den Zusammenkünften wieder zurück zu sein.“

Manche Versammlungen organisieren Predigtdienstausflüge — vor allem bei schönem Wetter. Dazu verbringen sie dann mehrere Tage oder eine Woche in Gebieten im Hinterland. Nicanor Evangelista, der inzwischen im Bethel ist, erinnert sich noch an diese Zeit. Er sagt: „Auf dem Land ist es üblich, dass die Filipinos, wenn sie interessiert sind, sagen: ‚Ihr könnt bei uns schlafen und könnt hier kochen.‘ Manchmal studierten die Pioniere mit den Interessierten bis spät in die Nacht die Bibel, weil sie ja gleich an Ort und Stelle schlafen konnten.“

Die Aëta lernen die Wahrheit kennen

In ihrem Bemühen, allen Arten von Menschen Zeugnis zu geben, haben Jehovas Diener auch Kontakt gesucht zu den Aëta oder Negritos, wie sie noch genannt werden. Die Aëta gelten als die Ureinwohner der Philippinen. Es gibt nur noch wenige und es ist nicht immer leicht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, weil viele als Nomaden in den Bergwäldern umherziehen. Sie leben von der Jagd oder essen Gemüse und sammeln wild wachsende Früchte. In gewisser Hinsicht haben sie manches mit den Pygmäen Afrikas gemeinsam: Ihre Hautfarbe ist eher dunkel, sie haben krauses Haar und sind nicht größer als 1,50 Meter. Manche fügen sich ganz normal in die Gesellschaft ein, andere haben sich in der Nähe dicht besiedelter Gebiete niedergelassen. Viele lebten früher in den Bergen rund um den Pinatubo, aber der verheerende Vulkanausbruch vertrieb sie von dort.

Eine andere Gruppe Aëta lebt auf der Insel Panay im mittleren Teil der Philippinen. Lodibico Eno und seine Familie sind Aëta und stammen von dieser Insel. Das Umsetzen biblischer Grundsätze hat Lodibicos Leben stark verändert. Er erzählt: „Früher hatte ich viele Laster: Ich kaute Betelnuss, rauchte, trank und spielte. Außerdem war ich ziemlich gewalttätig. Wir hatten kein schönes Familienleben. Wenn ich diese Laster nicht aufgegeben hätte, wäre ich jetzt vielleicht schon tot. Doch nun ist mein Körper rein und sauber. Meine Zähne, die einmal braun waren, sind wieder weiß. Ich bin Ältester in der Versammlung. Alle diese Segnungen kommen von Jehova Gott.“ Diese Aëtafamilie ist ein schönes Beispiel dafür, wie auch Angehörige kleiner Stämme erlebt haben, welche Freiheit sich daraus ergibt, wenn man so lebt, wie Jehova es möchte (Joh. 8:32).

Freiheit den Gefangenen

Eine weitere Art Menschen, denen geholfen wird, sind Gefängnisinsassen. Seit den 1950er Jahren haben sich Jehovas Zeugen besonders bemüht, Menschen hinter Gittern zu besuchen. Nicht wenigen von ihnen konnte geholfen werden, die Wahrheit anzunehmen.

Sofronio Haincadto war als junger Mann in Aufstände gegen die Regierung verwickelt gewesen. Er wurde verhaftet und zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Im Gefängnis New Bilibid auf Luzon fiel ihm ein Häftling auf, der nicht zu den dortigen Gottesdiensten ging. Er erfuhr, dass der Mann ein Zeuge Jehovas geworden war. Zwischen den beiden ergaben sich fast täglich Gespräche über die Bibel. Sofronio sagt: „Mir ging auf, dass das, wofür ich früher gekämpft hatte, die Welt nicht wirklich verändern und verbessern würde.“ Er lernte, dass nur Gottes Königreich die gewünschten Veränderungen herbeiführen kann. Die Brüder einer nahe gelegenen Versammlung halfen Sofronio, im Glauben zu wachsen, und schließlich wurde er im Gefängnis in einem Wasserloch, das sonst für Gießwasser gebraucht wird, getauft.

Nach Verbüßen seiner Haft wurde er allgemeiner Pionier und später Sonderpionier. Im Lauf seines Vollzeitdienstes konnte Sofronio ungefähr 15 Personen helfen, die Wahrheit anzunehmen. Er heiratete und wurde sechsfacher Vater. Drei seiner Kinder stehen heute im Vollzeitdienst: Ein Sohn ist Kreisaufseher und zwei Söhne besuchten 1995 die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung. Die Wahrheit hat Sofronio, seiner Familie und allen, denen er helfen konnte, echte Freiheit geschenkt.

Auch in der Strafanstalt Iwahig auf Palawan konnten Sonderpioniere den Häftlingen predigen und sie erhielten sogar die Erlaubnis, direkt auf dem Gelände einen kleinen Königreichssaal zu bauen. Ein Strafgefangener saß wegen Brandstiftung, Diebstahl und mehrfachen Mordes ein und fing an zu studieren. Wie sehr sich sein Leben doch veränderte, als man ihm half, das umzusetzen, was er aus dem Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben lernte.

Nach mehr als 23 Jahren Haft erhielt er die Mitteilung, er werde demnächst aus der Haft entlassen. Er wünschte sich, nach so langer Zeit wieder zu seiner Familie zurückzukehren. Seine Angehörigen schämten sich seinetwegen jedoch so sehr und hatten so große Angst vor ihm, dass sie ihm schrieben: „Bitte komm nicht hierher zurück!“ Sie hatten keine Ahnung, wie sehr das Wort Gottes sein Leben mittlerweile verändert hatte, und erlebten eine große Überraschung, als dieser ruhige, friedfertige Christ in seine Heimatstadt zurückkehrte.

In Mandaluyong (Metro-Manila) befindet sich das größte Frauengefängnis des Landes. Viele Jahre lang hatten Jehovas Zeugen dort nur begrenzt Zugang. Das änderte sich jedoch, nachdem eine Frau, die bereits die Bibel studierte, in dieses Gefängnis überführt worden war. Als die Beamten zu ihr sagten, sie solle den Gottesdienst einer der religiösen Gruppen im Gefängnis besuchen, weigerte sie sich und erklärte, sie wolle nur zum Gottesdienst der Zeugen Jehovas gehen. Die Beamten lenkten ein und gewährten den Zeugen von Stund an einmal wöchentlich Einlass ins Gefängnis. Seitdem haben sich mehrere Frauen taufen lassen! Eine im Umkreis liegende Versammlung hält nun im Gefängnis für alle inhaftierten Frauen, die interessiert sind, regelmäßig das Wachtturm-Studium und andere Zusammenkünfte ab.

Die Botschaft der Wahrheit hat etliche Menschen hinter Gittern auf einzigartige Weise befreit. Auch sie sind in Jehovas Augen kostbar und sein Volk steht solchen Menschen von Herzen gern zur Seite.

Langjährige Diener Jehovas werden nicht müde

Ein biblischer Spruch lautet: „Eine Krone der Schönheit ist graues Haar, wenn sie auf dem Weg der Gerechtigkeit gefunden wird“ (Spr. 16:31). Und es ist so schön zu sehen, wie viele über zahlreiche Jahre hinweg die Freude Jehovas zu ihrer Feste gemacht haben!

Vor dem Zweiten Weltkrieg war die theokratische Organisation auf den Philippinen recht klein. Heute sind nur noch ganz wenige von den Brüdern am Leben, die damals schon im Dienst für Jehova standen. Beispielsweise ist es eine echte Ermunterung, sich einmal mit Leodegario Barlaan zu unterhalten. Er ist seit 1938 im Vollzeitdienst. Während des Krieges wurden er und seine Glaubensbrüder von den Japanern misshandelt, ließen sich aber trotzdem nicht vom Predigen abhalten. Nach dem Krieg setzte er mit seiner Frau Natividad zusammen den Vollzeitdienst fort und schließlich kamen sie in den Reisedienst. Später dienten sie, so gut es ihre Gesundheit zuließ, als Sonderpioniere in der Provinz Pangasinan. Natividad ist zwar im Jahr 2000 gestorben, aber Leodegario kommt dort nach wie vor seinen Aufgaben nach. Es ist für alle ein Ansporn, wie entschlossen er das tut, was er immer getan hat, nämlich predigen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dehnte sich das Predigtwerk schnell aus. Viele, die damals die Wahrheit kennen lernten, sind bis heute aktiv. Ein Beispiel: Während des Krieges las Pacifico Pantas biblische Veröffentlichungen, die seinen Nachbarn, Zeugen Jehovas, gehörten. Er sagt: „Von da an besuchte ich die Zusammenkünfte. Dann bewarb ich mich um den Pionierdienst, aber ich war noch nicht getauft. Man sagte mir, ich solle mich taufen lassen. Und so machte ich’s.“ Das war 1946. Durch seinen Pionierdienst kam Pacifico in die verschiedensten Ecken des Landes. Und er erhielt noch andere schöne Aufgaben. Er erzählt: „Da ich zur 16. Klasse der Gileadschule eingeladen wurde, konnte ich 1950 den internationalen Kongress in New York miterleben. Nach der Abschlussfeier diente ich als Kreisaufseher in Minnesota und Norddakota (USA), dann kehrte ich auf die Philippinen zurück und bereiste als Bezirksaufseher alles, was südlich des Pasig lag, von Manila bis runter nach Mindanao.“

In den darauf folgenden Jahren hatte Bruder Pantas die verschiedensten Aufgaben im Bethel und als reisender Aufseher. 1963 heiratete er. Als die beiden Nachwuchs bekamen, mussten sie sesshaft werden, um ihre Kinder großzuziehen. Nun dienten sie Jehova als Familie weiter, und alle drei Kinder wurden von ihren Eltern zu Lobpreisern Jehovas erzogen. Die drei dienen momentan als Älteste — ein Sohn hat die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung besucht, ein anderer arbeitet im Bethel. Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist Bruder Pantas nach wie vor eine Bereicherung für die Versammlung.

Ansprechende Säle für die Anbetung Jehovas

Über eigene Königreichssäle als Anbetungsstätten verfügen Jehovas Diener auf den Philippinen erst seit kurzer Zeit. Viele Jahre lang kam die große Mehrheit der Brüder in Privatwohnungen zusammen. Natürlich wurden auch schon im ersten Jahrhundert Privatwohnungen für christliche Zusammenkünfte genutzt (Röm. 16:5). Doch da die Versammlungen in den letzten Jahren ständig anwuchsen, entstand ein Bedarf an Versammlungsstätten, die größeren Menschenmengen Platz boten.

David Ledbetter erklärt: „Das war für viele sehr schwierig, weil das nötige Geld fehlte. Sogar in Metro-Manila hatten wir nur einen einzigen Königreichssaal auf einem versammlungseigenen Grundstück. Überall sonst, wo ein Königreichssaal stand, gehörte der Versammlung zwar das Gebäude, aber nicht das Grundstück.“ Die Brüder verdienten so wenig, dass sich die Versammlungen kein Grundstück leisten konnten.

Also machten die Brüder eben das Beste aus ihrer Lage. Was sie hatten, stellten sie gern zur Verfügung. Denton Hopkinson erinnert sich zum Beispiel an Santos Capistrano, einen Bruder in Manila, der 40 Jahre lang das obere Stockwerk seines Hauses als Königreichssaal zur Verfügung stellte. Bruder Hopkinson sagt: „Nach dem Tod seiner Frau zogen seine Kinder im Untergeschoss ein. Der Königreichssaal war oben und Bruder Capistrano hatte nur einen kleinen Bereich für sich als Zimmer mit Kochnische abgeteilt. Der Königreichssaal nahm fast das gesamte Obergeschoss ein. Man denkt vielleicht, dass er sich sehr einschränken musste, aber er war zufrieden damit. So eine schöne Einstellung hatten die Brüder!“

Schließlich wurde es möglich, Königreichssäle auf versammlungseigenen Grundstücken zu bauen. Der Peso gewann an Kaufkraft und in den 1980er Jahren stieg auch das Einkommen leicht an. So wurde es einfacher, Kredite zu bekommen, und einige Versammlungen konnten Darlehen aufnehmen.

Dann sorgte eine liebevolle Entscheidung der leitenden Körperschaft für eine grundlegende Änderung. In den Vereinigten Staaten und in Kanada wurde die Bildung eines Königreichssaalfonds angekündigt. Schon bald darauf kam den philippinischen Brüdern ein Teil des Geldes zugute, das eigens für den Bau von Königreichssälen gespendet worden war. Gestützt auf den Grundsatz „... dass es zu einem Ausgleich komme“, konnten von diesem Geld Darlehen gewährt werden (2. Kor. 8:14, 15). Das Programm lief zunächst langsam an, aber als die Brüder hörten, wie gut das Ganze klappte, fühlten sich immer mehr Versammlungen ermutigt, selbst den Bau eines Königreichssaals in Angriff zu nehmen.

Dadurch ist wirklich alles anders geworden. In Verbindung mit den Darlehen für die Königreichssäle berichtet das Zweigbüro: „Bisher sind über 1 200 Königreichssäle gebaut worden. Das hat dem Werk im Land offensichtlich einen Ruck gegeben.“ Zunächst kam ein Großteil der Gelder für den Fonds aus dem Ausland, doch mit der Zeit konnten die philippinischen Brüder ihr Bauprogramm selbst finanzieren. Aus dem Zweigbüro heißt es hierzu: „Die Finanzierung der gesamten Königreichssaalbauprojekte ist nun seit mehreren Jahren durch Rückzahlungen von Darlehen und durch Spenden von Brüdern auf den Philippinen abgedeckt. Das zeigt, dass auch in wirtschaftlich schwachen Ländern viel Gutes bewirkt werden kann, wenn ein gemeinsamer Fonds gebildet wird.“

Eine große Anzahl Versammlungen hat jetzt einen eigenen Königreichssaal. Im ganzen Land gibt es rund 3 500 Versammlungen, und etliche von ihnen benötigen noch eine eigene Zusammenkunftsstätte. Doch ungefähr 500 dieser Versammlungen bestehen aus nicht einmal 15 Verkündigern und können sich daher kein Darlehen für den Bau eines Königreichssaals leisten. Deshalb wurde in letzter Zeit aus praktischen Gründen dazu ermutigt, Versammlungen zusammenzulegen, um so den Bau eines Königreichssaals zu ermöglichen.

Einstellung zu den Zusammenkunftszeiten korrigiert

Manche Versammlungen — ob mit oder ohne eigenen Königreichssaal — liegen ziemlich abgeschieden. Die Brüder müssen zwei, vier oder noch mehr Stunden über Stock und Stein laufen, um zu den Zusammenkünften zu kommen. In manchen Gegenden ist es daher unpraktisch, sich mehr als einmal in der Woche an einem zentralen Ort zu versammeln. Aus diesem Grund hatten viele Versammlungen alle Zusammenkünfte bis auf das Versammlungsbuchstudium auf ein und denselben Tag gelegt. Die Brüder waren auf vier Zusammenkünfte eingestellt und brachten ihr Mittagessen mit. Auf diese Weise brauchte die weite Strecke zu den Zusammenkünften nur einmal in der Woche zurückgelegt zu werden, und man konnte sich an den restlichen Tagen vor Ort auf andere Aktivitäten wie zum Beispiel den Predigtdienst konzentrieren.

In den 1980er Jahren wurde das plötzlich aber auch in Versammlungen Usus, die nicht so weit abgelegen waren, ja sogar in Stadtversammlungen. Vielleicht sahen manche darin eine Möglichkeit, Geld zu sparen, weil sie mit jedem Pfennig rechnen mussten. Sind die Zusammenkünfte auf weniger Wochentage verteilt, spart man sich Wege und damit auch Kosten. Anderen Brüdern wurde die Bequemlichkeit übermäßig wichtig, weil sie womöglich die freie Zeit an den anderen Tagen für persönliche Interessen nutzen wollten, zum Beispiel für die Weiterbildung oder den Beruf.

So gingen immer mehr Versammlungen dazu über, an einem Tag vier Zusammenkünfte abzuhalten, und manche Versammlungen hielten sogar alle fünf Zusammenkünfte hintereinander ab! Das führte jedoch dazu, dass die Versammlungen auf den Philippinen immer weiter von der Norm abwichen, an die sich Jehovas Diener in aller Welt halten, nämlich an drei verschiedenen Wochentagen zusammenzukommen. Die Brüder waren hierbei etwas aus dem Gleichgewicht geraten. 1991 wurde der Zonenaufseher bei seinem Besuch darauf aufmerksam gemacht. Daraufhin wurde die leitende Körperschaft um Rat gebeten. Sie antwortete wie folgt: „Wir halten dies nicht für eine gute Gewohnheit, es sei denn, außergewöhnliche Umstände machen dies erforderlich.“ Diese Auskunft leitete man an die Brüder weiter, zunächst in den Städten, dann in den ländlichen Gegenden.

Den Versammlungen wurde erklärt, wenn sie die Zusammenkünfte getrennt abhielten, statt den gesamten Stoff in dreieinhalb bis vier Stunden durchzuziehen, würden sie nicht nur der weltweit geltenden Norm für Zusammenkünfte entsprechen, sondern auch geistig stärker davon profitieren. Kindern und Neuinteressierten war dieses voll gepackte Programm ohnehin schwer gefallen. Und die Ältesten würden sich besser auf ihre Programmpunkte vorbereiten können, wenn nur eine oder zwei Zusammenkünfte auf einmal stattfänden.

Wie reagierten die Versammlungen auf den Rat? Die große Mehrheit reagierte positiv und sorgte umgehend dafür, dass auch während der Woche Zusammenkünfte stattfanden. Mit Ausnahme sehr abgelegener Versammlungen haben die meisten Versammlungen jetzt jede Woche ein ausgeglichenes Programm biblischer Unterweisung.

Kongresssäle

Viele Jahre lang nutzten die Kreise für ihre Kongresse Schultribünen, Sporthallen, Rennbahnen oder andere öffentliche Einrichtungen. Obwohl das große Umstände bereitete, waren die Brüder für diese Gelegenheiten des freudigen Beisammenseins sehr dankbar.

Kongresssäle zu beschaffen gestaltete sich ähnlich schwierig wie der Bau von Königreichssälen. Auch hier spielten die begrenzten Mittel eine Rolle. Dennoch wollten viele Kreise unbedingt ihre eigene Zusammenkunftsstätte haben. Also wurden einige einfache Kongresssäle erstellt. Sie werden meist nur von ein oder zwei Kreisen benutzt, statt von zahlreichen Kreisen, wie dies in anderen Ländern üblich ist. Oftmals wurde ein Grundstück gespendet oder zu einem vernünftigen Preis erworben, insbesondere auf dem Land. Von den Spenden der Brüder wurde dann ein einfaches Gebäude errichtet — gewöhnlich eine wandlose Konstruktion auf einer Betonplatte mit einer erhöhten Bühne und überdachten Sitzplätzen, sodass die Zuhörer im Schatten sitzen konnten.

Im Großraum Manila war nicht einmal das möglich, vor allem wegen der horrenden Grundstückspreise und der Kosten, die der Bau eines angemessenen Gebäudes in der Stadt verursacht hätte. Zwar hatten die Versammlungen in der Gegend eigens einen Fonds dafür eingerichtet, aber es ging weit weniger Geld ein, als man allein für das Grundstück benötigt hätte. So wurden die Kongresse in Metro-Manila von den 1970er Jahren bis in die 1990er Jahre hinein nach wie vor in Schulen, auf Tribünen und dergleichen abgehalten.

Doch unterdessen wuchs die Zahl der Versammlungen und Kreise in Metro-Manila derart, dass ein Kongresssaal unerlässlich wurde. Man suchte ein passendes Grundstück. Die Versammlungen wurden brieflich über die besondere Gelegenheit unterrichtet, das Projekt finanziell zu unterstützen. 1992 fand man unweit von Lagro, einem Bezirk im Norden von Metro-Manila, ein ungefähr 6 Hektar großes Stück Land.

Die Versammlungen von Metro-Manila unterstützten das Projekt durch Spenden und freiwillige Helfer. Aus etlichen Ländern kamen International Servants, um bei der Arbeit zu helfen. Einer von ihnen, Ross Pratt aus Neuseeland, erzählt: „Im März 1997 erhielten wir aus Brooklyn die Genehmigung, mit dem Bau zu beginnen. Um das Grundstück für den Bau vorzubereiten, waren gewaltige Aushubarbeiten nötig — 29 000 Kubikmeter Erde wurden bewegt. 50 bis 60 Brüder waren ständig auf der Baustelle. Der Kongresssaal war im November 1998 fertig.“ Anschließend wurde er eingeweiht. Da der Saal bis zu 12 000 Besuchern Platz bietet, können dort auch Bezirkskongresse stattfinden. Dank der offenen Seiten weht während des Programms stets eine tropische Brise durch den Saal. 16 Kreise in und um Metro-Manila herum können sich nun regelmäßig zu glaubensstärkenden Programmen in dem Saal versammeln.

Grundstückserweiterung für das Zweigbüro

Mit der steigenden Zahl an Versammlungen und Kreisen wuchs auch die Arbeit im Zweigbüro. 1980 gab es 60 000 Verkündiger. Doch nicht einmal zehn Jahre später gehörten die Philippinen zu den Ländern mit mehr als 100 000 Verkündigern. Währenddessen wuchs die Bethelfamilie von 102 auf 150 Mitarbeiter an. Aber schon seit Anfang der 1980er Jahre wurde es im Bethel langsam eng. Man brauchte mehr Wohnraum.

Die leitende Körperschaft erteilte den Auftrag, nach weiteren Grundstücken zu suchen. Felix Fajardo erzählt, was passierte: „Wir gingen von Haus zu Haus, um herauszufinden, ob irgendein Grundstück in der Nähe des Bethels zum Verkauf stand. Die philippinischen und die chinesischen Besitzer sagten, sie würden ihr Grundstück nicht verkaufen. Ein Mann meinte sogar ganz kategorisch: ‚Chinesen verkaufen nichts. Wir kaufen, aber wir verkaufen niemals!‘ “ Damals sah es daher so aus, als würde im Umkreis des Bethels nichts zum Verkauf stehen.

Also ging die Grundstückssuche anderenorts weiter. Nötigenfalls müsste das Zweigbüro eben aus der Stadt woandershin verlegt werden. Man fand etliche Grundstücke in Nachbarprovinzen. Die leitende Körperschaft interessierte sich besonders für ein Stück Land unweit von San Pedro (Laguna), das ein Bruder zu einem günstigen Preis anbot. Sie erteilte die Genehmigung zum Kauf. Man plante den Bau von Bürogebäuden, einem Bethelheim und einer Druckerei. Doch die Zeit verging und es sah nicht so aus, als ob es Jehovas Wille war, das Bethel dorthin zu verlegen. Es gab dort keine Telefonverbindungen, die Straßen waren schlecht und die Gegend war recht unsicher. Bald lag es auf der Hand, dass dieses Grundstück nicht der beste Ort für ein Zweigbüro war. Also entstand dort eine Farm, auf der Nahrungsmittel für die Bethelfamilie erzeugt wurden. Das Problem des Platzmangels im Zweigbüro war damit allerdings nicht gelöst.

Doch dann kam eine unerwartete Wende, bei der wohl Jehova seine Hand im Spiel hatte. Felix erzählt weiter: „Aus heiterem Himmel sagte unser unmittelbarer Nachbar: ‚Wir wollen unser 1 000 Quadratmeter großes Grundstück verkaufen — am liebsten an Sie.‘ Die leitende Körperschaft riet uns, das Angebot anzunehmen. Wir dachten, damit sei unser Problem gelöst, aber als wir unsere Baupläne in der Weltzentrale einreichten, wurde uns gesagt: ‚Vielleicht könnt ihr noch mehr Land finden. Ihr braucht noch etwas mehr.‘

Direkt danach kamen ein Arzt und ein Rechtsanwalt auf uns zu und erklärten: ‚Wir würden Ihnen gern unser Grundstück verkaufen.‘ Es war ebenfalls 1 000 Quadratmeter groß. Als Nächstes wollte eine Frau aus der Nachbarschaft ihr ein Hektar großes Grundstück verkaufen, und zwar wirklich sehr preisgünstig. Wir dachten, damit hätten wir jetzt ein ansehnliches Stück Land. Aber aus der Weltzentrale hieß es: ‚Sucht noch weiter!‘ “

Dann kamen der Arzt und der Rechtsanwalt, die ihr Grundstück bereits an uns verkauft hatten, den Brüdern unerwartet zu Hilfe. Sie gingen zu den anderen Nachbarn und überzeugten sie davon, an Jehovas Zeugen zu verkaufen. So bot einer nach dem anderen sein Grundstück zum Verkauf an. Nachdem beinahe alle umliegenden Grundstücke gekauft worden waren, unterbreitete man der Weltzentrale neue Pläne. Wieder lautete die Antwort: „Das reicht noch nicht.“ Die Brüder dachten: „Wo sollen wir bloß weitersuchen? Wir haben doch schon alle Möglichkeiten im Umkreis ausgeschöpft.“

Da ging plötzlich ein Anruf ein, bei dem es um das Grundstück des Mannes ging, der gesagt hatte: „Chinesen verkaufen nichts.“ Nun verkaufte er doch! Felix erzählt: „Bruder Leach und ich fanden heraus, dass sich kein anderer dafür interessierte. Deshalb bekamen wir es sehr günstig. Offenbar hatte Jehova seine Hand im Spiel.“ Damit kam noch ein Hektar Land hinzu und endlich hieß es aus der Weltzentrale: „Ihr habt jetzt genug, um mit der Planung zu beginnen.“

Nach einer Weile wurde klar, dass aufgrund veränderter Umstände die Farm bei San Pedro nicht mehr gebraucht wurde. Es kam billiger, die Lebensmittel für die Bethelfamilie in großen Mengen einzukaufen, als sie selbst zu produzieren. Also beschloss man, die Farm zu verkaufen. 1991 wechselte sie den Besitzer. Der Verkaufserlös deckte einen Teil der Kosten für den Bau der neuen Zweiggebäude.

Bau der neuen Zweiggebäude

Dem Zweigbüro stand nun mehr als das Dreifache des ursprünglichen, ein Hektar großen Geländes zur Verfügung, das man 1947 erworben hatte. Mithilfe des regionalen Planungsbüros im japanischen Zweigbüro der Zeugen Jehovas wurden die Pläne erstellt. Die Bauvorbereitungen begannen Mitte 1988. Einige der alten Holzhäuser sollten abgerissen werden. Unter anderem sollten ein elfstöckiges Wohngebäude und eine große, zweistöckige Druckerei gebaut werden sowie ein Königreichssaal.

Neben den Gileadabsolventen, die um ihre Mithilfe gebeten wurden, kamen annähernd 300 Brüder und Schwestern aus fünf Ländern entweder als International Servants für längere Zeit oder vorübergehend als International Volunteers, um bei dem Bauprojekt mitzuarbeiten. Die Anwohner waren verblüfft, als sie sahen, dass Hilfe aus dem Ausland eintraf. Und noch mehr staunten sie, als sie hörten, dass die meisten der Hilfskräfte sogar auf eigene Kosten angereist waren! Die Zusammenarbeit mit den einheimischen Brüdern und Schwestern trug zur Atmosphäre der internationalen Einheit bei.

Wie beim Kauf der Grundstücke war auch während des Bauprojekts Jehovas Führung deutlich zu sehen. Beispielsweise gab es im ganzen Land nur e i n e Firma, die das erforderliche Dachmaterial herstellte. Doch das Zweigbüro stand mit seiner Bestellung auf der Warteliste der Firma an 301. Stelle! Die Brüder vereinbarten einen Gesprächstermin mit dem stellvertretenden Firmendirektor und erklärten ihm, dass unser Werk von Freiwilligen durchgeführt wird. Der Firmenvorstand trat zusammen, entsprach der Bitte der Brüder und rückte ihre Bestellung an die erste Stelle auf der Produktionsliste. Kurz nachdem das Material ausgeliefert worden war, traten die Arbeiter jener Firma in den Streik.

Die vielen Brüder, die bei dem Bauprojekt mithalfen, hatten eine schöne Einstellung. Jede Woche kamen ungefähr 600 freiwillige Helfer aus den umliegenden Versammlungen. Sie bewältigten sage und schreibe 30 Prozent der gesamten Bauarbeiten.

Bei den Bauarbeiten wurde großer Wert auf Qualität gelegt. Da die Philippinen in einer Erdbebenzone liegen, stellten die Brüder, die das Projekt planten, sicher, dass das elfstöckige Gebäude starken Erschütterungen standhalten könnte. Die bisherigen Gebäude, von denen eines in den 1920er Jahren gebaut worden war, waren mit den neuen Gebäuden und ihrem hohen Standard nicht zu vergleichen. Die ältesten Gebäude wurden abgerissen und machten den neuen Gebäuden Platz.

Schließlich wurde das Zweigbüro am 13. April 1991 eingeweiht. John Barr von der leitenden Körperschaft hielt vor 1 718 Zuhörern die Ansprache zur Bestimmungsübergabe. Zu dem Programm, dem Gäste aus zehn Ländern beiwohnten, waren Brüder und Schwestern eingeladen worden, die Jehova seit mehr als 40 Jahren dienten. Am darauf folgenden Tag hörten 78 501 Anwesende ein glaubensstärkendes Programm, das per Telefon an sechs Orte im Archipel übertragen wurde.

Philippinische International Servants helfen im Ausland

Während der Bauarbeiten lernten International Servants aus anderen Ländern die philippinischen Brüder an. Hubertus Hoefnagels, einer der International Servants, bemerkt: „Viele der einheimischen Brüder waren sehr fleißig und konnten das, was sie lernten, gut umsetzen.“ Als das philippinische Bauprojekt abgeschlossen war, konnten daher einige dieser geschulten Brüder als International Servants bei Bauvorhaben in anderen Ländern, insbesondere in Südostasien, mithelfen.

Einer von ihnen ist Joel Moral aus der Provinz Quezon. Anfangs wollte er nur einmal eine Woche lang auf der Baustelle in Manila mithelfen. Er wurde jedoch weiter gebraucht und deshalb gefragt, ob er noch länger bleiben könne. Er hatte zwar keine große Bauerfahrung, aber durch die Arbeit beim Bau des Zweigbüros und dank der Schulung der International Servants aus dem Ausland eignete er sich schnell etliche Fertigkeiten an.

Noch vor Ende des Bauprojekts auf den Philippinen wurde Hilfe beim Bau eines neuen Zweigbüros in Thailand benötigt. Joel sagt: „Ich war ganz überrascht, als ich eingeladen wurde, nach Thailand zu gehen. Die Erfahrung beim Bau auf den Philippinen war eine gute Vorbereitung für internationale Projekte.“ Er half über ein Jahr auf der Baustelle in Thailand mit.

Joshua und Sara Espiritu lernten sich während der Arbeit beim Bau des philippinischen Zweigbüros kennen. Sie heirateten kurz nach der Einweihung und hatten das Ziel, gemeinsam als International Servants zu dienen. Nach wenigen Monaten wurden sie gebeten, bei Bauarbeiten in anderen Ländern mitzuhelfen. Seitdem waren sie in fünf Ländern: drei in Asien und zwei in Afrika. Joshua meint zu seinen Erlebnissen auf den Philippinen: „Durch die Zusammenarbeit mit den Brüdern aus anderen Ländern lernten wir viel. Unsere Kenntnisse konnten wir dann an andere weitergeben.“ Den Brüdern vor Ort sagten sie: „Wir werden nicht immer hier sein. Später macht ihr allein weiter.“ Joshua erklärt, worauf er beim Einsatz im Ausland achtet: „Wir gehen nicht nur zum Arbeiten dahin, sondern in erster Linie, um die Brüder zu schulen.“

Natürlich erfordert es viel Flexibilität von jemand, ins Ausland zu gehen. Jerry Ayura wurde in die verschiedensten Länder geschickt, beispielsweise nach Simbabwe, Thailand und Westsamoa. Er meint: „Ich habe gelernt, dass sich Jehova aller Menschen bedienen kann, egal welcher Herkunft. Wir lieben sie, weil Jehova sie liebt.“ Diese philippinischen Brüder sind überglücklich, dass sie auf internationaler Ebene zum Werk Jehovas beitragen können.

Unruhen halten das Werk nicht auf

Die Freude Jehovas zu seiner Feste zu machen schließt ein, ihm auch in schwierigen Zeiten loyal ergeben zu bleiben. Jehovas Diener auf den Philippinen hatten zahlreiche Gelegenheiten, das zu beweisen.

Obwohl das Kriegsrecht am 17. Januar 1981 aufgehoben worden war, gingen die Unruhen in den 1980er Jahren weiter. Im Februar 1986 kam es zu einem Machtwechsel, der allerdings relativ friedlich vonstatten ging. Sogar die Versammlungen, in deren Gebiet die Massenprotestkundgebungen der Volksmacht-Revolution stattfanden, konnten weiter ihre Zusammenkünfte abhalten und das Predigtwerk ohne Störungen fortsetzen. Die Verkündiger sahen, wie sich Priester und Nonnen unter die Menge mischten und sie aufhetzten.

Die neue Regierung führte schnell bestimmte Veränderungen ein. Doch die Unruhen ließen nicht nach. In den ersten drei Jahren, nachdem die neue Regierung an die Macht gekommen war, gab es eine Reihe von Putschversuchen, einige davon waren blutig. Während der Bauzeit sahen ausländische und ortsansässige Bauhelfer einmal mit Betroffenheit, wie am anderen Ende der Stadt aufständische Soldaten ihr eigenes Militärlager bombardierten. Derlei Gefechte waren verhältnismäßig kurz, aber manchen Versammlungen musste doch geraten werden, sich besser in Königreichssälen in sichereren Gegenden zu versammeln.

In einigen Gebieten auf Mindanao dauern die Unruhen zwischen den Regierungstruppen und den Widerstandsbewegungen jetzt schon viele Jahre an. Die Brüder müssen im Predigtdienst daher umsichtig vorgehen und auf Jehova vertrauen. Renato Dungog, ein Absolvent der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung und mittlerweile Kreisaufseher, war in einer Gegend tätig, in der überall gekämpft wurde. Als Renato einmal auf ein Boot wartete, fragte ihn ein Soldat: „Wohin wollen Sie?“

Renato erklärte: „Ich bin ein reisender Prediger der Zeugen Jehovas. Ich besuche die Brüder zweimal im Jahr, um sie zu ermuntern und mit ihnen zusammen zu predigen.“

Der Soldat erwiderte: „Gott muss mit Ihnen sein, sonst wären Sie schon getötet worden.“ Trotz Unruhen setzen die Brüder also im Vertrauen auf Jehova ihren Dienst fort und werden dafür sehr geachtet.

Wieder vor Gericht wegen der Fahnengrußfrage

Auch die Loyalität von Jugendlichen gegenüber Gott wurde auf die Probe gestellt. Am 11. Juni 1955 unterzeichnete Präsident Ramon Magsaysay ein Gesetz, das alle Kinder in öffentlichen und privaten Schulen verpflichtete, die philippinische Fahne zu grüßen. Wie überall sonst in der Welt handelten auch hier Kinder von Zeugen Jehovas nach ihrem Gewissen (2. Mo. 20:4, 5). Zwar respektieren sie staatliche Hoheitszeichen, können es aber nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, irgendeinen Gegenstand auf eine Weise zu ehren, die in ihren Augen einer religiösen Handlung gleichkommt. Als die Kinder der Familie Gerona in Masbate von der Schule gewiesen wurden, weil sie die Fahne nicht grüßten, ging der Fall 1959 vor den Obersten Gerichtshof der Philippinen. Das Gericht respektierte die religiöse Haltung der Zeugen Jehovas allerdings nicht. Es behauptete, die Fahne sei „kein Götzenbild“ und „die Fahne habe keinerlei religiöse Bedeutung“. Damit nahm sich das Gericht die Freiheit, vorzuschreiben, was religiös ist und was nicht.

Natürlich haben sich die Glaubensansichten der Zeugen dadurch nicht geändert. Die Brüder standen fest für biblische Grundsätze ein. Der Entscheid des Gerichts zog manche Schwierigkeiten nach sich, allerdings nicht so große, wie man hätte meinen können.

Die Fahnengrußfrage wurde eigentlich erst wieder aktuell, als jener gerichtliche Entscheid in das Verwaltungsgesetzbuch von 1987 aufgenommen wurde. Daraufhin wurden 1990 einige Kinder von Zeugen Jehovas im Raum Cebu von der Schule gewiesen. Ein Schulrat war besonders darauf erpicht, das Gesetz durchzusetzen. Immer mehr Kinder wurden von der Schule gewiesen.

Das ging auch durch die Medien. Schließlich interessierte sich ein Menschenrechtsausschuss für diese Kinder, denen man die Schulbildung verweigerte. Anscheinend wehte nun ein anderer Wind als 1959. Ob nun Jehovas Ansicht nach der Zeitpunkt gekommen war, mit der Sache wieder an die Öffentlichkeit zu gehen? Ernesto Morales, der damals in Cebu Ältester war, sagt: „Publizisten, Journalisten, Pädagogen und viele andere rieten uns dringend dazu, die Sache vor Gericht zu bringen.“ Man konsultierte die Rechtsabteilung im Zweigbüro und in der Weltzentrale. Schließlich beschloss man, vor Gericht zu gehen.

Sowohl das erstinstanzliche als auch das Berufungsgericht wiesen jedoch die Klage ab. Sie wollten das Urteil des Obersten Gerichtshofs im Fall Gerona von 1959 nicht umstoßen. Es blieb nur noch die Möglichkeit, die Frage erneut dem Obersten Gerichtshof vorzulegen. Würde er den Fall zur Verhandlung zulassen? Der Oberste Gerichtshof war dazu bereit. Der Rechtsanwalt Felino Ganal, selbst ein Zeuge Jehovas, übernahm die Führung in der Vertretung der Sache vor dem höchsten Gericht. Binnen Tagen gab der Oberste Gerichtshof eine einstweilige Verfügung heraus, nach der alle Kinder, die von der Schule gewiesen worden waren, wieder aufgenommen werden mussten, solange das Verfahren noch anhängig war.

Beide Seiten brachten ihre Argumente vor. Nach sorgfältiger Abwägung stieß der Oberste Gerichtshof die Entscheidung von 1959 um und erkannte das Recht der Kinder von Jehovas Zeugen an, den Fahnengruß zu verweigern, das Treuegelöbnis nicht aufzusagen und die Nationalhymne nicht zu singen. Zur Begründung seines Grundsatzurteils erklärte das Gericht, der Gedanke, man könne sich gezwungen sehen, die Fahne zu grüßen, um nicht von der Schule gewiesen zu werden, lasse sich „nicht mehr mit dem Gewissen der heutigen Generation von Filipinos vereinbaren, die gleichsam mit der Muttermilch die verfassungsmäßig garantierten Rechte auf freie Meinungsäußerung und freie Religionsausübung in sich aufgenommen haben“. Außerdem urteilte das Gericht, Zeugen Jehovas von der Schule zu weisen, verletze ihr in der Verfassung von 1987 garantiertes Recht auf freie Schulbildung. Die Zeitung Manila Chronicle schlagzeilte: „Oberster Gerichtshof korrigiert nach 35 Jahren Ungerechtigkeit gegenüber Jehovas Zeugen“.

Ein Revisionsantrag der Gegenseite wurde am 29. Dezember 1995 vom Obersten Gerichtshof abgelehnt. Damit wurde das Urteil rechtskräftig! Das war ein großer Erfolg für Jehovas Diener!

Das Werk geht trotz Katastrophen weiter

Zu Beginn des Berichts wurde bereits erwähnt, dass die Philippinen häufig von Katastrophen heimgesucht werden. Beschäftigen wir uns kurz damit, wie einige Brüder davon betroffen waren.

Erdbeben: Da die Inseln an der Nahtstelle zweier größerer tektonischer Platten liegen, sind sie erdbebengefährdet. Nach Aussage eines Buches finden dort jeden Tag mindestens fünf Erdbeben statt, und zahlreiche weitere Erschütterungen werden vom Menschen gar nicht wahrgenommen. Die meisten Erschütterungen behindern das Leben nicht, aber manchmal richten heftige Erdbeben großen Schaden an.

Am 16. Juli 1990 um 16.26 Uhr ereignete sich ein solches schweres Erdbeben mit starken Nachbeben bei Cabanatuan, einer Stadt im Zentrum von Luzon. Schwer betroffen war auch die Provinz Benguet. Eine Anzahl Schul- und Hotelgebäude stürzten ein und begruben etliche Menschen unter sich.

Julio Tabios, der dort im Bezirksdienst war, war damals gerade in der Berggegend von Benguet zusammen mit seiner Frau auf dem Weg zu einem Kreiskongress. Ein Bruder, der in Baguio Gemüse verkaufen wollte, nahm sie in seinem Lkw mit. Auf den kurvigen Bergstraßen kamen sie zu einem Engpass, wo sie ein entgegenkommendes Fahrzeug vorbeilassen mussten. Im gleichen Moment stürzten Felsbrocken herab. Ihnen ging auf, dass es sich um ein starkes Erdbeben handelte. Julio sagt: „Der Bruder schaffte es, mit seinem Lkw zu einer etwas breiteren Stelle zurückzusetzen; kurz danach schlug ein großer Felsbrocken genau dort auf, wo wir soeben gestanden hatten. Wir waren so froh, dass wir nicht drunterlagen. Sekunden später gab es ein zweites Beben, und wir sahen einen riesigen Felsen neben uns erzittern, als ob er tanzte.“ Ganze Berghänge rutschten ab.

Die Erdrutsche hatten die Straße versperrt. Die einzige Möglichkeit, den Kongressort oder überhaupt einen Ort zu erreichen, war ein Fußmarsch über die Berge. Bei Einbruch der Dunkelheit wurden sie freundlicherweise von jemand aufgenommen. Am nächsten Tag mussten sie einen hohen Berg besteigen, um an ihr Ziel zu kommen. Unterwegs suchten sie einige Brüder auf, die einander halfen, mit den Folgen des Erdbebens zurechtzukommen. Nachdem sie die gefährlichen Bergwege hinter sich hatten, kamen sie schließlich in Naguey an, wo der Kongress stattfinden sollte. Julio erzählt: „Den Brüdern standen vor Freude die Tränen in den Augen, denn sie hatten nicht mehr mit uns gerechnet. Wir waren zwar zum Umfallen müde, aber als wir die glücklichen Gesichter unserer Brüder und Schwestern sahen, fühlten wir uns gleich viel frischer.“ Viele hatten trotz des Erdbebens alles darangesetzt, zum Kongress zu kommen, und haben damit ihre große Wertschätzung für geistige Dinge bewiesen.

Wie wir uns vielleicht erinnern, waren die neuen Zweiggebäude damals gerade im Bau. Für die Statik des noch nicht ganz fertig gestellten Wohngebäudes war das Erdbeben von 1990 der erste Härtetest. Als das Gebäude hin und her schwankte, wurde einigen Bethelmitarbeitern zwar mulmig, aber das Gebäude war nicht umsonst erdbebensicher gebaut worden und überstand das Beben ohne Schäden.

Überschwemmungen: Wegen des feucht-tropischen Klimas fällt in den meisten Teilen des Landes reichlich Regen. In manchen Gegenden kommt es dadurch schnell zu Überschwemmungen. Leonardo Gameng, der über 46 Jahre im Vollzeitdienst steht, erinnert sich: „Wir mussten gut 3 Kilometer weit durch kniehohen Schlamm waten.“ Juliana Angelo dient als Sonderpionierin in einer Gegend in der Provinz Pampanga, wo es häufig Überschwemmungen gibt. Sie sagt: „Um interessierten Menschen von der Königreichsbotschaft erzählen zu können, hatten wir kleine Paddelboote. Der Bruder, der das Boot paddelte, brauchte allerdings einen scharfen Blick, um Bäume zu umfahren, auf denen oft Schlangen lauerten, die sich gern ins Boot fallen ließen.“ Corazon Gallardo, Sonderpionierin seit 1960, predigte viele Jahre in Pampanga. Manchmal gab es während der Überschwemmungen kein Boot mehr — dann musste sie durch das fast bis zur Schulter reichende Wasser waten. Trotz all solcher Schwierigkeiten hat sie sich eine schöne Einstellung bewahrt. Sie hat gelernt, sich anzupassen und auf Jehova zu vertrauen, in dem Bewusstsein, dass er seine loyalen Diener nie im Stich lässt.

Seit sich die Schlammströme des Pinatubo über viele Gebiete in tieferen Lagen ergossen haben, ist es mit den Überschwemmungen in Pampanga noch schlimmer geworden, weil das Wasser nun auch in andere Gebiete drückt. Wie Generoso Canlas, ein Kreisaufseher, meint, müssen die Brüder wegen des vielen Wassers im Predigtdienst jetzt oft Stiefel tragen oder sogar barfuß gehen. Doch trotz all dieser Unannehmlichkeiten machen die Brüder weiter.

Bei besonders schweren Überschwemmungen, von denen ganze Gemeinden betroffen sind, helfen Zeugen Jehovas einander und auch Personen, die keine Zeugen sind. In Davao del Norte, im Süden der Philippinen, waren die Vertreter der Stadt für diese Hilfeleistung so dankbar, dass sie das in einer Resolution zum Ausdruck brachten.

Vulkanausbrüche: Auf den Philippinen gibt es viele Vulkane, aber einer erregte besonders die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit — der Pinatubo. Er brach im Juni 1991 aus und von ihm stieg eine spektakuläre riesige, pilzförmige Rauchwolke auf. Der Tag wurde buchstäblich zur Nacht. Manche dachten, Harmagedon sei ausgebrochen. Die Asche ging noch in Kambodscha, also sehr weit westlich, nieder. Innerhalb kürzester Zeit wurden aus dem Pinatubo 6,65 Milliarden Kubikmeter pyroklastisches Material herausgeschleudert. Die schwere Asche ließ Dächer und sogar ganze Gebäude einstürzen. Ein Großteil der Auswurfmasse wurde zu Lahars — das sind riesige Schlammströme, die etliche Häuser mitrissen und andere unter sich begruben. Auch Königreichssäle und Häuser von Brüdern wurden durch die Asche und die Lahars schwer beschädigt oder zerstört. Julius Aguilar, der damals in Tarlac allgemeiner Pionier war, sagt: „Unser ganzes Haus wurde unter der Asche begraben.“ Die Familie musste wegziehen.

Pedro Oandasan diente in der Gegend als Kreisaufseher. Er erzählt: „Die Brüder gaben ihre Anbetung und ihren Dienst für Jehova nie auf. Bei den Zusammenkünften waren immer mehr als 100 Prozent anwesend. Die Lahars haben die Liebe der Brüder zum Predigen nicht ersticken können. Wir haben den Evakuierten und sogar den Menschen in den Katastrophengebieten gepredigt.“

Derlei Katastrophen bieten Christen Gelegenheit, ihre Liebe in die Tat umzusetzen. Während des Ausbruchs des Pinatubo und danach halfen die Brüder einander bei der Evakuierung. Das Zweigbüro schickte umgehend eine Lkw-Ladung Reis. Der Reis wurde abgeladen und mit dem Lkw wurden Brüder aus den betroffenen Gebieten evakuiert. Als die Brüder in Manila von der Notsituation hörten, spendeten sie sofort Geld und Kleidung. In der Stadt Betis in der Provinz Pampanga bildeten junge Brüder ein Team, um den Opfern zu helfen. Unter anderem halfen sie auch einer interessierten Frau, deren Mann sehr gegen die Wahrheit war. Als die jungen Brüder halfen, das Haus dieses Ehepaars wieder aufzubauen, beeindruckte das den Mann so stark, dass auch er heute ein Zeuge ist!

Taifune: Von allen Unwettern, die die Philippinen heimsuchen, sind Taifune oder tropische Zyklone die verheerendsten. Jedes Jahr fegen im Durchschnitt 20 Taifune über den Archipel hinweg. Sie sind unterschiedlich schwer, gehen aber meist mit heftigen Winden und Niederschlägen einher und sind oftmals so stark, dass sie Gebäude zerstören. Außerdem machen sie die Ernten und damit die Lebensgrundlage der Landwirte zunichte.

Auch die Häuser und Ernten von Zeugen haben immer wieder Schaden genommen und es ist erstaunlich, wie sich die Brüder gewöhnlich wieder aufrappeln und einfach weitermachen. Mancherorts sind Taifune so an der Tagesordnung, dass sie fast als normal empfunden werden. Unsere Brüder haben gelernt, damit zu leben, und gehen die Probleme des Lebens jeden Tag neu an — wirklich anerkennenswert (Mat. 6:34). Wenn Brüder aus benachbarten Gebieten hören, dass ihre Brüder in Not sind, senden sie zur Unterstützung natürlich bereitwillig Lebensmittel oder Geld. Nach extrem heftigen Stürmen nehmen reisende Aufseher mitunter auch Kontakt zum Zweigbüro auf, das dann gern Hilfsaktionen in die Wege leitet.

Versand biblischer Literatur

Da die Philippinen aus vielen Inseln bestehen, ist es stets eine Herausforderung, den Versammlungen die Literatur rechtzeitig und in gutem Zustand zu liefern. Viele Jahre wurden dafür die Dienste der Post in Anspruch genommen. Doch die Ausgaben des Wachtturms und des Königreichsdienstes kamen oft erst an, wenn sie in den Zusammenkünften bereits studiert werden sollten.

Jehu Amolo, der in der Versandabteilung im Bethel arbeitet, erinnert sich noch, wieso es zu einer Änderung kam: „Wir hatten nicht nur Probleme, weil die Lieferungen verspätet ankamen, sondern auch, weil bei der Post 1997 die Preise stark anzogen.“ Wenn man bedenkt, dass alle 14 Tage rund 360 000 Zeitschriften versandt werden mussten, ging es hier wirklich um eine Menge Geld.

Also wurde der leitenden Körperschaft der Vorschlag unterbreitet, die Literatur von Brüdern aus dem Zweigbüro ausliefern zu lassen. Der Vorschlag wurde sorgfältig geprüft und dann akzeptiert. Auf Luzon wird die Literatur direkt vom Bethel aus mit Lkws ausgefahren. Aber für die anderen Teile des Archipels, die durch das Meer getrennt sind, wird ein zuverlässiger Paketdienst genutzt, der die Zeitschriften und die sonstige Literatur mit dem Schiff zu den entsprechenden Literaturabladestellen bringt. Die Fahrer holen die Literatur von dort ab und liefern sie dann weiter aus. Wenn die Fahrer dabei weite Strecken zurücklegen müssen, werden sie von den Brüdern unterwegs liebend gern aufgenommen, damit sie für die Weiterfahrt gut ausgeruht sind.

Neben den finanziellen Vorteilen hat das auch den Pluspunkt, dass die Brüder die Publikationen zu ihrer großen Begeisterung rechtzeitig und in gutem Zustand erhalten. Der Nebeneffekt ist, dass sie sich der Organisation näher fühlen, weil sie regelmäßig Kontakt zu Brüdern aus dem Zweigbüro haben. Viele freuen sich allein schon, wenn sie einen Lkw mit der Aufschrift „Watch Tower“ vorbeifahren sehen.

Außerdem konnte auf diese Weise in gewisser Hinsicht zusätzlich Zeugnis gegeben werden. Einmal waren zum Beispiel ein paar Fahrer mit Literatur unterwegs, als es in Bicol, im Süden Luzons, zu einer Überschwemmung kam. Die Fahrzeuge konnten wegen des Hochwassers nicht weiterfahren. Der Lkw mit unserer Literatur kam zufällig vor dem Haus eines Bruders zum Stehen. Als die Familie den Lkw entdeckte, sagte sie zu den Brüdern, die ihn fuhren: „Kommt rein, ihr könnt bei uns essen und so lange bleiben, bis das Hochwasser zurückgeht.“

Andere Fahrer, die keine Zeugen waren, wussten nicht, wo sie essen oder schlafen sollten. Als sie sahen, wie es den Bethelfahrern erging, fragten sie: „Woher kennt ihr diese Leute?“

Die Brüder erwiderten: „Das sind unsere Glaubensbrüder.“

Die anderen meinten: „Aha, so sind also die Zeugen! Obwohl ihr euch gerade erst begegnet seid, vertraut ihr einander.“

Im Ausland lebende Filipinos

Streifen wir noch kurz, was sich so außerhalb der Philippinen tut — und zwar bei den vielen Filipinos, die im Ausland leben. Als das britische Weltreich auf dem Gipfel seiner Macht stand, pflegte man zu sagen, dass über seinem Herrschaftsgebiet „die Sonne nie untergeht“. Heute sagen manche, dass „über den Filipinos die Sonne nie untergeht“. Die Philippinen sind zwar nur ein kleines Land, aber Filipinos leben über den gesamten Erdball verstreut. Hunderttausende von ihnen sind wegen einer Arbeit oder aus sonstigen Gründen in andere Länder gezogen. Wie haben einige dort die biblische Wahrheit kennen gelernt? Oder wie konnten die, die schon Zeugen waren, in dem neuen Land anderen helfen?

Ricardo Malicsi hatte eine beratende Funktion an Flughäfen. Da er durch seine Arbeit viel herumkam, nutzten er und seine Frau die Möglichkeit, die gute Botschaft in Ländern zu verbreiten, wo es nur wenige Verkündiger gab. In einigen dieser Länder war das Predigtwerk sogar sehr eingeschränkt. Sie freuten sich, dass sie etlichen Menschen in Bangladesch, im Iran, in Tansania und Uganda helfen konnten, Jehova kennen zu lernen. Manchmal konnten sie Versammlungen gründen. Andere Länder, in denen sie predigten, waren Laos, Myanmar und Somalia. Das taten sie 28 Jahre lang, bis Ricardo in Rente ging. Sie sind sehr glücklich darüber, dass sie auf diese Weise einen wertvollen Anteil daran haben durften, die gute Botschaft in weit entfernte Gebiete zu tragen.

Andere waren noch keine Zeugen, als sie die Philippinen verließen, um im Ausland zu arbeiten, und sind erst dort mit der Wahrheit in Berührung gekommen. Die Arbeit von Rowena, einer Katholikin, führte sie zunächst in den Nahen Osten. Dort fing sie an, in der Bibel zu lesen. Später bekam sie Arbeit in Hongkong, wo Tausende von Filipinos als Haushaltshilfen arbeiten. Sie sagt: „Ich betete jeden Abend zu Gott, mir die richtigen Leute zu schicken, die mich zu Gottes Königreich hinführen würden.“ Rowenas Gebet wurde erhört, als zwei Missionare, John und Carlina Porter, sie kennen lernten und ihr beim Bibelstudium weiterhalfen. In einem Brief an das philippinische Zweigbüro schilderte Rowena ihre Erfahrung und bat darum, dass jemand doch bitte ihren Mann besucht, der noch auf den Philippinen lebte, und ihm die biblische Botschaft näher bringt.

Auch in vielen anderen Ländern gibt es mittlerweile große Gemeinden von Filipinos, die dorthin ausgewandert sind. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es beispielsweise auf den Plantagen von Hawaii zu wenige Hilfskräfte. Viele Filipinos kamen ins Land, um dem Notstand abzuhelfen. Zu den ersten, die auf Hawaii die Wahrheit kennen lernten, gehörten philippinische Zuwanderer. Heute gibt es auf Hawaii zehn Versammlungen in Iloko und eine in Tagalog.

Tausende von Filipinos leben in den Vereinigten Staaten — unter ihnen viele Zeugen. Die erste philippinische Versammlung wurde 1976 in Stockton (Kalifornien) gegründet. Das Zweigbüro der Vereinigten Staaten schreibt: „Im philippinischen Gebiet ist es gut vorangegangen; am 3. September 1996 wurde der erste philippinische Kreis gegründet.“ Im Dienstjahr 2002 gab es unter der Aufsicht des Zweigbüros der Vereinigten Staaten 37 philippinische Versammlungen mit rund 2 500 Verkündigern. Auch in Alaska, Australien, Deutschland, auf Guam, in Italien, Kanada, Österreich und auf Saipan gibt es Versammlungen oder Gruppen in Tagalog.

Diese Filipinos leben zwar in anderen Ländern, aber damit sie geistige Speise erhalten, müssen ihre Brüder auf den Philippinen in Aktion treten, denn die gesamten Publikationen werden im Zweigbüro in Manila in die philippinischen Sprachen übersetzt. In manchen Ländern oder Territorien wie auf Guam, auf Hawaii und in den Vereinigten Staaten werden übrigens auch Kongresse in Iloko oder Tagalog abgehalten. Der gesamte Stoff für diese Kongresse — inklusive der Dramenaufnahmen — wird auf den Philippinen vorbereitet.

Andere Sprachgruppen erreichen

Die Einheimischen auf den Inseln haben zumeist ein gutes Zeugnis in ihrer Muttersprache erhalten. In jüngster Zeit hat man sich jedoch bemüht, auch denen zu predigen, die zuvor kein gründliches Zeugnis erhalten hatten (Röm. 15:20, 21).

Viele Jahre lang gab es nur wenige englische Versammlungen auf den Philippinen. Die meisten Filipinos können zwar etwas Englisch, sprechen es aber nicht fließend. Dennoch entstand an manchen Orten ein Bedarf an Zusammenkünften in englischer Sprache. Diese Notwendigkeit erkannten die Brüder beispielsweise Ende der 1960er Jahre in der Nähe der Clark Air Base in Pampanga. Die Schwestern, die mit dort stationierten Angehörigen des US-Militärs verheiratet waren, sprachen keine der philippinischen Sprachen. Also organisierten die Brüder Zusammenkünfte in Englisch, und sie kamen viele Jahre lang den Brüdern und Schwestern in der Gegend dort zugute.

Ein ähnliches Problem trat in Metro-Manila auf. Ende der 1970er Jahre und Anfang der 1980er Jahre lebte dort eine amerikanische Schwester. Pacifico Pantas, ein Ältester in der Tagalog-Versammlung, mit der sie verbunden war, sagt: „Sie tat mir Leid, denn sie kam immer treu und brav zu den Zusammenkünften, verstand aber fast nichts.“ Bald kamen noch mehr Amerikaner in diese Versammlung. Jemand machte den Vorschlag, den öffentlichen Vortrag und das Wachtturm-Studium in Englisch darzubieten. Man griff den Vorschlag auf und Bruder Pantas leitete das Ganze. Nach und nach kamen auch die anderen Zusammenkünfte hinzu und weitere Brüder wurden um Unterstützung gebeten. Dieser Bitte kamen beispielsweise David und Josie Ledbetter aus dem Zweigbüro nach. Im Lauf der Jahre hat sich die ganze Sache gut entwickelt, und aus dieser einen kleinen Gruppe sind mittlerweile zwei englische Versammlungen geworden.

Von den englischen Zusammenkünften haben viele profitiert, unter anderem auch Monica aus Kalifornien. Sie fing in Kalifornien mit Jehovas Zeugen ein Bibelstudium an. Ihre Eltern, überzeugte Katholiken, waren jedoch heftigst dagegen. Sie beschlossen, Monica in ein katholisches Umfeld zu schicken: auf die Philippinen. Die Mutter begleitete Monica nach Manila, ließ sie dort unter der Obhut der katholischen Großmutter und nahm ihr den Pass weg. Da Monica in den Vereinigten Staaten aufgewachsen war und kein Wort Tagalog sprach, würde ihr eine Versammlung dort nichts nützen und sie könnte nicht weiterstudieren. Die Schwester, die mit ihr in Kalifornien studiert hatte, rief jedoch Josie Ledbetter an, damit diese dafür sorgen konnte, dass jemand Kontakt mit Monica aufnahm. Josie informierte die Schwester darüber, dass es jetzt eine englische Versammlung gab. Das kam für Monica wie gerufen! Josie erzählt: „Noch innerhalb der sechs Monate, für die Monica auf die Philippinen ‚verbannt‘ war, ließ sie sich taufen. Zwei Wochen nach ihrer Taufe sagte ihre Mutter zu ihr: ‚Hier ist dein Pass. Komm wieder zurück.‘ Da war sie bereits eine Zeugin Jehovas.“ Wie dankbar Monica doch für die englische Versammlung war!

Das Ganze hatte auch noch andere Vorteile. Die Brüder predigten in Stadtteilen, wo zuvor nie jemand gepredigt hatte. In Metro-Manila gibt es Bezirke, wo wohlhabende Leute wohnen, und viele von ihnen sprechen Englisch. Dank der englischen Versammlung sind diese Gebiete nun erschlossen worden.

Man hat auch versucht, die Menschen im chinesischen Gebiet zu erreichen. Mitte der 1970er Jahre wurde eine chinesische Buchstudiengruppe gegründet. Das Buchstudium fand im Schuhladen von Cristina Go statt. Die Gruppe war allerdings recht klein und brauchte Unterstützung.

Elizabeth, die durch die Heirat mit dem Missionar Raymond Leach auf die Philippinen kam, war zuvor 16 Jahre in Hongkong tätig gewesen. Ihre Kantonesischkenntnisse und ihre Erfahrung darin, Chinesen die Wahrheit näher zu bringen, waren von großem Wert. Um diese Zeit wurde auch Esther So (geb. Atanacio) zusammen mit ihrer Partnerin als Sonderpionierin in das chinesische Gebiet geschickt. Esther sagt rückblickend: „Als wir anfingen, in diesem Gebiet zu predigen, hatten die Leute keine Ahnung, wer Jehovas Zeugen sind.“ Doch nach und nach wurde die chinesische Bevölkerung in Manila mit dem Namen Jehovas und seinem Volk bekannt gemacht.

Die Pioniere sprachen zwar Kantonesisch, mussten aber noch einen anderen Dialekt lernen, denn die Chinesen in Manila sprechen hauptsächlich Fukien. Ching Cheung Chua, ein junger Mann, der neu in der Wahrheit war, schloss sich der Gruppe an. Und da er Fukien sprach, dolmetschte er anfangs die Zusammenkünfte.

Peu à peu machte die Gruppe Fortschritte. Im August 1984 wurde eine kleine Versammlung gegründet. Das Predigen in diesem Gebiet ist nach wie vor eine Herausforderung, aber es macht allen Freude, mitzuhelfen, den Menschen, denen früher nicht so gut gepredigt werden konnte, nun ein gründliches Zeugnis zu geben.

Sogar die Gehörlosen „hören“

Mit der Zeit schien es ganz offensichtlich Jehovas Wille zu sein, dass man sich einer weiteren Sprachgruppe annahm — den Gehörlosen. Noch Anfang der 1990er Jahre tat sich auf den Philippinen praktisch nichts, um Gehörlosen zu helfen, Jehova kennen zu lernen. Bis dahin hatten sich nur sehr wenige Gehörlose den Versammlungen angeschlossen. Einige von ihnen lernten die Wahrheit allerdings auf außergewöhnliche Weise kennen. Manuel Runio beispielsweise, dessen Mutter eine Zeugin war, wurde mit der biblischen Wahrheit durch eine Schwester vertraut, die das ganze Studium mit ihm Wort für Wort schriftlich durchführte. Er ließ sich 1976 taufen. Auf der Insel Cebu lernten die gehörlosen Zwillinge Lorna und Luz die biblische Botschaft durch ihren blinden Onkel kennen. Wie konnte ein blinder Pionier Gehörlose lehren? Er verwendete die Abbildungen, wobei ihm seine Cousine zur Hand ging. Sie dolmetschte außerdem alles, was er sagte, in eine Zeichensprache, die die Zwillinge verstehen konnten, denn sie hatten nie die offizielle Gebärdensprache gelernt. Beide ließen sich 1985 taufen. Doch solche Bemühungen waren die Ausnahme.

Mehrere Faktoren führten dann dazu, dass dieses Gebiet schließlich betreut wurde. Als sich die Missionare Dean und Karen Jacek Mitte 1993 eine Zeit lang zu einer Schulung im Brooklyner Bethel aufhielten, wurden sie von Brüdern der Abteilung Übersetzungshilfe gefragt, was denn auf den Philippinen für die Gehörlosen getan werde. Eine junge Schwester auf den Philippinen hatte sich bereits für einen Gebärdensprachkurs angemeldet, weil sie sich gern mit einer gehörlosen Freundin, deren Familienangehörige Zeugen waren, unterhalten wollte. Des Weiteren hatten Liza Presnillo und ihre Pionierpartnerinnen in Navotas (Metro-Manila) in ihrem Gebiet Gehörlose gefunden, aber sie konnten sich mit ihnen nicht verständigen, und auch sie hatten sich deshalb schon vorgenommen, die Gebärdensprache zu erlernen, um diesen Menschen die Königreichsbotschaft vermitteln zu können.

Das Zweigbüro erfuhr, dass Ana Liza Acebedo, eine allgemeine Pionierin in Manila, an einer Gehörlosenschule arbeitete und als eine der wenigen Zeugen auf den Philippinen die Gebärdensprache beherrschte. Sie wurde gefragt, ob sie bereit sei, einigen Bethelmitarbeitern Unterricht in der Gebärdensprache zu geben.

Das wollte sie gern! Sie hatte sich schon oft gefragt, wie man all den Gehörlosen auf den Philippinen nur Zeugnis geben könnte. Der Kurs wurde von Bethelmitarbeitern und allgemeinen Pionieren aus dem Umkreis besucht. Die Schwestern in Navotas, die sich bereits für einen Gebärdensprachkurs angemeldet hatten, machten diesen Kurs auch weiter.

Dann ging alles recht schnell. Innerhalb von sechs Monaten wurde in drei Versammlungen in Metro-Manila in die Gebärdensprache gedolmetscht. 1994 wurde zum ersten Mal auch auf Kreis- und Bezirkskongressen gedolmetscht. Das Ziel war, vor allem gehörlosen Kindern von Zeugen Jehovas zu helfen. Etliche von ihnen gehörten zu den Ersten, die sich taufen ließen. Manuel Runio, der jahrelang treu die Zusammenkünfte besucht hatte, ohne dass dort in die Gebärdensprache gedolmetscht worden war, war über diese Neuerungen sehr glücklich.

Bald wurde auch aus anderen Teilen des Landes der Ruf nach Hilfe hörbar. Also wurden Liza Presnillo und ihre Partnerin als Sonderpioniere auf Zeit nach Olongapo geschickt, um dort im Gehörlosengebiet zu arbeiten. Sie konnten vielen Gehörlosen helfen. Bis Mitte 2002 wurden in 20 Orten außerhalb Manilas Gruppen in der Gebärdensprache gegründet. Ein Meilenstein war die Gründung der ersten Versammlung in der Gebärdensprache auf den Philippinen, und zwar in Metro-Manila im April 1999. Joel Acebes, einer der Bethelmitarbeiter, die den ersten Gebärdensprachkurs besuchten, ist heute Ältester in dieser Versammlung. Er sagt: „Wir freuen uns sehr, dass Jehova uns für dieses so wichtige Werk gebraucht.“ Ja, sogar Gehörlose „hören“ die Königreichsbotschaft. Zu sehen, wie es in diesem zuvor brachliegenden Gebiet jetzt vorangeht, ist wirklich ein Grund zur Freude.

Größere Räumlichkeiten erforderlich

Dadurch, dass im Lauf der 1990er Jahre neue Gebiete erschlossen und alte noch gründlicher bearbeitet wurden, ist die Zahl der Verkündiger und der Neuen, die sich den Versammlungen anschließen, kontinuierlich gestiegen. Es wurden mehr Zeitschriften benötigt und mehr Bücher und Broschüren in die philippinischen Sprachen übersetzt als je zuvor. Deshalb musste die Bethelfamilie erheblich aufgestockt werden, um die Druckarbeiten, die Übersetzungs- und Korrekturarbeiten sowie sonstige erforderliche Dienste für die Brüder und die Versammlungen zu bewältigen. Nicht lange nach der Fertigstellung des neuen Wohngebäudes (1991) wurde es schon wieder zu klein. Es war für 250 Personen ausgelegt. Aber bis 1999 hatte sich die Bethelfamilie bereits auf 350 Mitarbeiter vergrößert.

Da auf dem Gelände des Zweigbüros noch Platz war, genehmigte die leitende Körperschaft den Bau eines weiteren Wohngebäudes, ähnlich dem ersten, 1991 fertig gestellten Gebäude. Der Bau begann 1999 und wurde Ende 2001 abgeschlossen. Damit ist der Wohnraum auf dem Gelände nahezu verdoppelt worden. Zudem wurden dringend weitere Büroräume benötigt, um dem Bedarf des immer größer werdenden Gebiets gerecht zu werden. Außerdem kam eine größere Wäscherei hinzu, ein Unterrichtsraum für die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung und eine umfangreichere Bibliothek. Qualifizierte einheimische Brüder und International Servants schlossen sich der Bethelfamilie vorübergehend an, um die Arbeit zu bewältigen. Nach Fertigstellung des neuen Gebäudes renovierten diese freiwilligen Mitarbeiter noch das 1991 errichtete Gebäude. All die Arbeit, die mit dem Bau solcher Gebäude verbunden ist, dient dem Zweck, die Verbreitung der lebengebenden biblischen Wahrheiten zu ermöglichen.

Die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung kommt einem Bedarf nach

Als 1987 in den Vereinigten Staaten die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung gegründet wurde, fragten sich viele Brüder auf den Philippinen: „Ob wir wohl jemals in den Genuss einer solchen Schulung kommen werden?“ Die Antwort darauf erhielten sie 1993, als angekündigt wurde, die Schule werde im darauf folgenden Jahr auch auf den Philippinen beginnen. Dank der Schule würden befähigte Brüder, die als Älteste oder Dienstamtgehilfen bereits gewisse organisatorische Erfahrung hatten, weiter geschult werden. Hunderte von Brüdern bewarben sich für die Schule.

Zwei reisende Aufseher und ein Missionar wurden als Unterweiser ausgebildet. Die erste Klasse begann mit dem Unterricht im Januar 1994. Wer diese Schulung erhalten hat, ist dadurch nun noch befähigter, seinen Brüdern in der Versammlung zu dienen. Eine Versammlung schrieb über einen der Absolventen: „Er macht seine Programmpunkte in der Zusammenkunft jetzt ganz anders als vor der Schule.“

Viele Studenten brachten finanzielle Opfer, um diese biblische Schulung zu erhalten. Ronald Moleño war Chemieingenieur. Zur selben Zeit, als er die Einladung zur Schule erhielt, bot ihm eine Firma eine Stelle an, bei der er nicht nur viel verdient hätte, sondern auch in den Genuss von Zusatzleistungen gekommen wäre wie einer Wohnung und einem Versicherungsschutz. Ronald wägte die beiden Möglichkeiten gegeneinander ab und entschied sich für die Schule. Er absolvierte die 18. Klasse und setzte danach seinen Pionierdienst fort. Vor kurzem wurde er gebeten, als Missionar nach Papua-Neuguinea zu gehen.

Wilson Tepait besuchte die erste Klasse und musste danach eine Entscheidung treffen. Er hatte eine gut bezahlte Stelle als Lehrer, war aber nun eingeladen worden, als Sonderpionier in einem Gebiet zu arbeiten, wo Unterstützung gebraucht wurde. Er sagt: „Meine Arbeit als Lehrer machte mir Spaß, aber ich wusste auch, dass die Königreichsinteressen in meinem Leben an erster Stelle stehen mussten.“ Er nahm die schöne Aufgabe als Sonderpionier an und hat deutlich Jehovas Segen verspürt. Mittlerweile ist Wilson Bezirksaufseher im Süden der Philippinen.

Die meisten Studenten sind Filipinos. Doch die leitende Körperschaft hat dafür gesorgt, dass auch Brüder aus anderen Teilen Asiens die Schule auf den Philippinen besuchen konnten, unter anderem aus Hongkong, Indonesien, Kambodscha, Malaysia, Nepal, Sri Lanka und Thailand. Einige kamen aus Ländern, wo das Werk der Zeugen Jehovas eingeschränkt ist. Die gemeinsame Schulung hat allen Studenten großen Auftrieb gegeben. Der Unterweiser Anibal Zamora meint: „Die Studenten, die aus Ländern kommen, wo das Werk eingeschränkt ist, erzählen, wie sie in jeder Situation auf Jehova vertrauen. Das ermuntert die Studenten von den Philippinen.“ Andererseits lernen die Studenten aus den anderen Ländern, wie die philippinischen Brüder, die aus einfachen Verhältnissen kommen, Jehova unter widrigen Umständen treu dienen.

Nidhu David, ein Student aus Sri Lanka, sagt: „An diese zwei Monate der Schulung von Jehova Gott werde ich mich immer sehr gern zurückerinnern. Es war einfach fantastisch!“

Die Schule befindet sich direkt im Zweigbüro. So kommt den Studenten nicht nur der vorbereitete Lehrplan zugute, sondern sie sehen auch mit eigenen Augen, wie das Werk vom Zweigbüro aus organisiert wird, und lernen daraus. Durch den Umgang mit geistig gesinnten Brüdern und Schwestern im Bethel haben sie gute Vorbilder im Glauben. Und die Studenten aus Ländern, wo es wenige Verkündiger gibt oder wo das Werk eingeschränkt ist, erhalten ein umfassenderes Bild von der Organisation.

Bis heute gab es 35 Klassen mit 922 Studenten. Von den philippinischen Absolventen stehen momentan 75 im Reisedienst und viele weitere dienen in den 193 Kreisen im gesamten Archipel als stellvertretende Kreisaufseher. Sechs wurden ins Bethel geholt, und zehn sind als Missionare in Papua-Neuguinea und Mikronesien tätig. Hunderte dienen als allgemeine Pioniere in ihrer Heimatversammlung oder in Versammlungen, die Unterstützung brauchen. In den acht Jahren, in denen es die Schule hier gibt, ließen sich bereits über 65 000 Personen im Land taufen. Es herrscht ein einmaliger Pioniergeist in den Versammlungen und im Allgemeinen kommt es zu einer deutlichen Mehrung. Es liegt auf der Hand, dass diese Brüder das, was sie in der Schule gelernt haben, wirklich umsetzen und dadurch zu dieser schönen Vorwärtsentwicklung beitragen.

Vorwärtsentwicklung

Überall auf den Philippinen wird Großartiges geleistet. Unsere Brüder in den nahezu 3 500 Versammlungen verkündigen eifrig die gute Botschaft von der besten Regierung, die man sich nur wünschen kann — Gottes Königreich.

Die letzten Berichte sind sehr ermunternd. In den letzten sieben Monaten des Dienstjahrs 2002 wurde jeweils eine neue Verkündigerhöchstzahl erreicht. Im August überbrachten 142 124 Verkündiger ihren Mitmenschen die Botschaft vom Königreich. Auf den vielen Inseln werden die Menschen mit Jehovas Namen und seinem Vorsatz bekannt gemacht. Wie in Jesaja 24:15 vorhergesagt, verherrlichen Jehovas Diener den Namen Jehovas „auf den Inseln des Meeres“.

Unter diesen eifrigen Predigern sind Tausende von Pionieren. 1950 gab es nur 307 Pioniere, aber Ende April 2002 waren es 21 793. Zählt man die 386 Sonderpioniere und die 15 458 Hilfspioniere in jenem Monat noch hinzu, waren es insgesamt 37 637 oder 27 Prozent aller Verkündiger. Viele weitere haben außerdem gezeigt, dass sie sich den Reihen der Vollzeitdiener Gottes anschließen wollen. Im Lauf des Dienstjahrs 2002 sind 5 638 Bewerbungen für den allgemeinen Pionierdienst angenommen worden.

All das bringt gute Ergebnisse. Tausende von Menschen reagieren positiv auf die Botschaft. Zum Gedächtnismahl im März 2002 kamen 430 010 Besucher. Jeden Monat werden annähernd 100 000 Bibelstudien abgehalten. Im Lauf des Dienstjahrs 2002 ließen sich 6 892 neue Jünger taufen. 1948 kam auf 5 359 Einwohner lediglich ein Zeuge. Heute ist das Verhältnis 1 zu 549. Solange Jehova die Türen noch offen hält, stehen die Aussichten gut, dass sich eventuell viele weitere Tausende den Lobpreisern Jehovas auf diesen Inseln des Meeres anschließen werden.

Entschlossen, nicht aufzugeben

Bei seinem Besuch im Jahr 1912 konnte C. T. Russell nur ein paar Samen der Wahrheit auf den philippinischen Boden fallen lassen. Diese Samen gingen langsam, aber sicher auf und wuchsen zu Pflanzen heran, die gute Früchte trugen; sowohl „in günstiger Zeit“ als auch „in unruhvoller Zeit“ bezogen etliche auf der Seite der Wahrheit Stellung (2. Tim. 4:2). Besonders seit dem Zweiten Weltkrieg ging das Wachstum dann immer schneller vor sich. Heute gibt es auf den Philippinen Zehntausende Lobpreiser Jehovas. Gemeinsam mit rund sechs Millionen ihrer Brüder in der weltweiten Versammlung der Diener Jehovas ehren sie freudig Gottes Namen.

Wie dieser Bericht gezeigt hat, war das nicht immer leicht. Die Philippinen sind zwar wunderschön, aber die Königreichsverkündiger sind sehr gefordert, all die Einwohner auf den vielen Inseln zu erreichen. Manche trotzen der stürmischen See, um in entlegene Winkel des Landes zu kommen. Viele marschieren zu Fuß durch die dichten Bergwälder, um schafähnliche Menschen zu finden. Und selbst die verhältnismäßig vielen Katastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen, Taifune und Vulkanausbrüche, von denen die Philippinen heimgesucht werden, haben das Werk der loyalen Zeugen Jehovas nicht aufhalten können.

Sie ähneln den Israeliten, die in ihr Land zurückkehrten, um dort die wahre Anbetung wiederherzustellen. Die Hindernisse schienen unüberwindlich, aber die Freude Jehovas war ihre Feste. Auch heute beweisen Jehovas Zeugen ein unerschütterliches Vertrauen zu Gott. Sie wissen, dass Jehova mit ihnen ist, und sie glauben, was in Psalm 121:7 gesagt wird: „Jehova selbst wird dich behüten vor allem Unglück. Er wird deine Seele behüten.“ Mit Jehovas Unterstützung hoffen sie so vielen Menschen wie möglich zu helfen, bevor das gegenwärtige System zu seinem Ende kommt, und sie freuen sich darauf, danach Millionen Auferstandene auf der ganzen Erde, viele davon auch von diesen 7 100 Inseln, zu belehren. Dann wird die paradiesische Schönheit dieser Inseln ungetrübt sein — zum Lobpreis ihres Schöpfers.

Bis dahin sind Jehovas Zeugen entschlossen, das Werk im festen Vertrauen auf den Segen Jehovas voranzutreiben. Und sie bemühen sich, im Einklang mit den Worten des Propheten Gottes zu leben, der sagte: „Mögen sie Jehova Herrlichkeit zuschreiben, und auf den Inseln mögen sie auch seinen Lobpreis verkünden“ (Jes. 42:12).

[Herausgestellter Text auf Seite 232]

„Gott muss mit Ihnen sein, sonst wären Sie schon getötet worden“

[Kasten auf Seite 153]

Die ersten Samen der Wahrheit

Charles T. Russell und seine Begleiter besuchten die Philippinen 1912. Das war zwar das erste Mal, dass Vertreter der Weltzentrale in Brooklyn zu einem offiziellen Besuch kamen, aber offensichtlich gab es schon vorher zwei Bibelforscher auf den Philippinen, die anderen die Wahrheit aus der Bibel näher brachten. Louise Bell aus den Vereinigten Staaten schrieb:

„Mein Mann und ich gingen 1908 auf die Philippinen, um dort als Lehrer zu arbeiten. In Sibalom waren wir die einzigen Amerikaner. Wir bestellten in Brooklyn kistenweise biblische Traktate. Sie wurden von New York via San Francisco quer über den Pazifik nach Manila und von da aus mit Booten, die zwischen den Inseln verkehren, zu uns nach Sibalom gebracht.

Wir verteilten die Traktate und unterhielten uns mit den Einheimischen, wann und wo wir konnten. Damals haben wir nicht festgehalten, wie viele Stunden wir damit verbracht haben oder wie viel wir abgegeben haben. Obwohl die meisten Leute katholisch waren, hörten uns viele gern zu. Eigentlich waren wir dort als Lehrer mit medizinischer Ausbildung, doch in erster Linie waren wir die Überbringer der guten Botschaft.

Zu Fuß oder zu Pferd ging es über schlechte Straßen. Manchmal schliefen wir auf Bambusmatten oder aßen Fisch und Reis aus einer gemeinsamen Schüssel.

Als Pastor Russell 1912 Manila besuchte, schickten wir ihm ein Telegramm.“

Schwester Bell hörte Bruder Russells Vortrag mit dem Thema „Wo sind die Toten?“ im Großen Opernhaus von Manila.

[Kasten auf Seite 156]

Ein paar Stichpunkte zu den Philippinen

Landesnatur: Die Philippinen bestehen aus rund 7 100 Inseln, die eine Landfläche von zirka 300 000 Quadratkilometern umfassen. Von Nord nach Süd erstrecken sie sich über 1 850 Kilometer und von Ost nach West über 1 125 Kilometer. Sie sind sehr unterschiedlich groß — die größte ist ein klein wenig größer als Portugal und die kleinste ist so klein, dass sie bei Flut verschwindet.

Bevölkerung: Hauptsächlich malaiischer Herkunft, obwohl etliche auch chinesischer, spanischer oder amerikanischer Abstammung sind.

Sprache: Von den unzähligen Sprachen auf den Philippinen gehören Bikol, Cebuano, Hiligaino, Iloko, Pangasinan, Samar-Leyte und Tagalog zu den am meisten gesprochenen Sprachen. Amtssprachen sind Englisch und Filipino, das sich im Wesentlichen von Tagalog ableitet.

Existenzgrundlage: In den Städten gibt es die unterschiedlichsten Erwerbsmöglichkeiten, aber auf dem Land sind viele der Bewohner Bauern oder Fischer. Angebaut werden vorwiegend Reis, Zuckerrohr, Bananen, Kokosnüsse und Ananas.

Nahrung: Gewöhnlich isst man zu jeder Mahlzeit Reis. Sehr häufig gibt es Fisch und sonstige Meeresfrüchte zusammen mit tropischem Gemüse und Obst.

Klima: Auf allen Inseln herrscht tropisches Klima mit ziemlich gleich bleibenden Temperaturen. In der Regel fällt im Land jede Menge Regen.

[Kasten/Bild auf Seite 161, 162]

Ein Interview mit Hilarion Amores

Geburtsjahr: 1920

Taufe: 1943

Kurzporträt: Er lernte die Wahrheit im Zweiten Weltkrieg während der Besetzung durch die Japaner kennen. Damals gab es nur wenige Zeugen im Land.

Ich wurde während des Krieges getauft, als es den Brüdern noch möglich war, von Haus zu Haus zu predigen. Wir mussten allerdings vorsichtig sein, weil die Leute misstrauisch waren. Dann kam der Zeitpunkt, wo wir schließlich aufs Land flüchten mussten, aber 1945 gingen wir nach Manila zurück.

Damals durfte ich den Wachtturm ins Tagalog übersetzen. Dazu arbeitete ich oft bis zwei Uhr in der Früh. Das übersetzte Material wurde vervielfältigt und an verschiedene Gruppen von Zeugen geschickt. Es war eine aufopfernde Arbeit, aber sie machte uns sehr glücklich, weil die Brüder geistig versorgt waren.

In all den Jahren, in denen ich in der Wahrheit bin, habe ich erlebt, wie barmherzig Jehova ist. Er umsorgt sein Volk wirklich, sowohl in geistiger als auch in materieller Hinsicht. Ich erinnere mich noch an die Hilfspakete, die nach dem Krieg auf den Philippinen eintrafen. Unglaublich, wie vielen da mit Hosen, Schuhen und sonstigen Kleidungsstücken ausgeholfen wurde! Viele Pioniere, denen die Sachen zugute kamen, waren so dankbar, dass sie sich in ihrem Vollzeitdienst noch mehr einsetzten. Jehova kümmert sich wirklich um sein Volk und sorgt für alles, was es benötigt.

[Kasten/Bild auf Seite 173, 174]

Ein Missionar, der allen lieb und teuer war

Neal Callaway

Geburtsjahr: 1926

Taufe: 1941

Kurzporträt: Seine Eltern waren Zeugen und er fing gleich nach der High-School mit dem Vollzeitdienst an. Er besuchte die 12. Klasse der Gileadschule und wurde auf die Philippinen geschickt, wo er als reisender Aufseher diente.

Neal Callaway war ein eifriger Missionar, der von seinen Brüdern von ganzem Herzen geliebt wurde. Er nahm das Königreichswerk ernst, hatte gleichzeitig aber ein fröhliches Naturell und war in allen Teilen des Landes aktiv. Über seine Aufgabe als reisender Aufseher erzählt er:

„Manchmal wanderten wir zwei Stunden lang über die Hügel in unser Gebiet, in dem wir Zeugnis geben wollten, und manchmal sangen wir unterwegs Königreichslieder. Und wenn wir zu fünfzehn bis zwanzig Personen im Gänsemarsch die Pfade entlanggingen und sangen, war ich von Herzen froh darüber, dass ich meine Auslandszuteilung angenommen hatte.

Gottes Wort in die kleinen Wohnungen der ländlichen Gebiete zu bringen, zu sehen, wie diese demütigen Menschen auf dem Fußboden sitzen und auf jedes gesprochene Wort hören, und sie später bei meinem nächsten Besuch in der Versammlung im Königreichssaal zu sehen — all dies weckte in mir den Wunsch, noch mehr zu arbeiten, um anderen von Gottes Königreich zu erzählen.“

Neal heiratete Nenita, eine Schwester von Mindoro, und bis zu seinem Tod im Jahr 1985 kamen sie gemeinsam treu ihren Aufgaben nach. Noch heute sprechen die philippinischen Brüder liebevoll von ihm. Einer sagte: „Bruder Callaway war ein sympathischer Mensch, der mit den Brüdern gut auskam. Er wusste sich jeder Situation anzupassen.“ *

[Fußnote]

^ Abs. 342 Bruder Callaways Lebensbericht erschien im „Wachtturm“ vom 1. November 1971.

[Kasten/Bild auf Seite 177]

Ein Interview mit Inelda Salvador

Geburtsjahr: 1931

Taufe: 1949

Kurzporträt: Sie wurde im März 1967 als Missionarin nach Thailand geschickt.

Als ich hörte, dass ich als Missionarin nach Thailand gehen sollte, hatte ich gemischte Gefühle. Ich freute mich zwar, war aber auch ein bisschen ängstlich und es gab eine Menge Fragezeichen in meinem Kopf.

Am 30. März 1967 kam ich in Thailand an. Für mich hörte sich die Sprache seltsam an. Thai ist eine Tonsprache mit hohen, niedrigeren, tiefen, wieder ansteigenden und stark akzentuierten Tönen. Es war schwer, die Sprache zu lernen, aber die Brüder, ob aus dem In- oder Ausland, haben mir mit viel Liebe dabei geholfen.

Von 1967 bis 1987 lebte ich in Sukhumwit. Dann wurde ich gebeten, eine neue Versammlung zu unterstützen. Das fiel mir nicht leicht, denn ich musste mich von Brüdern und Schwestern verabschieden, mit denen ich 20 Jahre lang zusammengearbeitet hatte. Schweren Herzens zog ich daher nach Thon Buri um. Aber letztendlich ist alles nur Einstellungssache. Nach 12 Jahren in Thon Buri zog ich 1999 wieder nach Sukhumwit. Einige Missionare meinten, ich würde nun quasi wieder nach Hause zurückkehren. Aber ich finde, jede Versammlung, in die ich geschickt werde, kann mein Zuhause werden.

[Kasten/Bild auf Seite 178]

Erste Gehversuche in einer fremden Sprache

Benito und Elizabeth Gundayao

Kurzporträt: Benito war zusammen mit seiner Frau Elizabeth auf den Philippinen im Kreisdienst. 1980 wurden sie als Missionare nach Hongkong geschickt. Sie haben dort 53 Personen geholfen, die Wahrheit kennen zu lernen.

Kantonesisch zu lernen war für die unter uns, die keinerlei Vorkenntnisse der chinesischen Sprache hatten, ein echter Prüfstein. Es erforderte wirklich harte Arbeit, Beharrlichkeit und Demut.

Einmal wollte ich sagen: „Ich gehe auf den Markt.“ Auf Kantonesisch kam es aber heraus als: „Ich gehe zum Hühnermist.“ Und meine Frau sagte einmal im Predigtdienst ganz aufgeregt: „Oh, ich kenne sie!“, und meinte damit eine Schwester, die auch ihre Gesprächspartnerin kannte. Aber was sie wirklich sagte, war: „Oh, ich fresse sie!“ — sehr zum Entsetzen ihres Gegenübers. Unsere Erlebnisse im chinesischsprachigen Gebiet sind uns wirklich lieb und teuer.

[Kasten/Bild auf Seite 181, 182]

Ein Interview mit Lydia Pamplona

Geburtsjahr: 1944

Taufe: 1954

Kurzporträt: Nachdem sie als Sonderpionierin auf den Philippinen etwas Erfahrung gesammelt hatte, folgte sie 1980 einer Einladung nach Papua-Neuguinea. Sie hat mindestens 84 Personen geholfen, die Wahrheit kennen zu lernen.

Ich freute mich riesig über die neue Aufgabe, denn ich hatte mir schon seit langem gewünscht, in einem Gebiet mitzuhelfen, wo noch mehr Unterstützung gebraucht wird. Aber ich war auch etwas beklommen, denn ich würde das erste Mal von meiner Familie weg sein. Ich wusste nicht viel über Papua-Neuguinea, und das, was man mir erzählt hatte, machte mich etwas nervös. Aber meine Mutter redete mir gut zu und sagte: „Jehova Gott wird auf uns aufpassen, egal, wo wir seinen Willen tun.“ Also sagte ich schriftlich zu.

Als ich dort ankam, waren die Brüder sehr lieb zu mir. Auch die Leute waren freundlich. Ich gab jeden Monat viele Bücher und Zeitschriften ab, mehr als ich auf den Philippinen je abgegeben hatte. Aber die Sprache und die Sitten und Bräuche dort waren so ganz anders, als ich es gewohnt war. Ich dachte: „Okay, ich bleibe hier ein paar Jahre, dann gehe ich heim und schließ mich wieder Mutter im Pionierdienst an.“

Aber nachdem ich zwei der Hauptsprachen gelernt und mich an einige der heimischen Gepflogenheiten gewöhnt hatte, waren mir diese Menschen vertrauter geworden. In den mehr als 20 Jahren, in denen ich jetzt hier bin, ist es mir vergönnt gewesen, einer ganzen Reihe von Menschen die Wahrheit näher zu bringen. Manchen konnte ich auch Lesen und Schreiben beibringen, sodass sie jetzt richtig studieren und sich die Wahrheit selbst erarbeiten können. Das alles und noch viele weitere Segnungen geben mir das Gefühl, dass Papua-Neuguinea jetzt mein Zuhause ist. Und wenn Jehova will, lasse ich mich mehr als gern in seinem Dienst hier einsetzen, bis er sagt, dass die Arbeit getan ist, oder bis zu meinem Lebensende.

[Kasten/Bild auf Seite 191, 192]

Ein Interview mit Filemon Damaso

Geburtsjahr: 1932

Taufe: 1951

Kurzporträt: Er begann seinen Vollzeitdienst 1953. Dann heiratete er und kam in den Kreisdienst. Nachdem die Kinder groß waren, ging er wieder in den Vollzeitdienst, und zwar als Sonderpionier zusammen mit seiner Frau. Sie hatten verschiedene Aufgaben auf den Visayaninseln und auf Mindanao, wo sie heute noch sind.

Aufgrund der harten Lebensbedingungen war der Vollzeitdienst in den 1960er Jahren schwierig. Wegen der Rattenplage, durch die die Mais- und Reisernten vernichtet wurden, waren Lebensmittel knapp. Mit unserer abgetragenen Kleidung und unseren abgelaufenen Schuhen konnten wir uns zum Predigen kaum noch in die Städte wagen.

Also gingen wir über die Felder, in die Berge und in weit abgelegene barrios oder Ortschaften — meist ohne Schuhe. Einmal hätte ich meine Aufgabe auf dem Kreiskongress fast nicht halten können, weil ich nichts Ordentliches zum Anziehen hatte. Doch unser Bezirksaufseher, Bruder Bernardino, lieh mir netterweise sein Hemd, sodass ich meinen Vortrag dann doch halten konnte. Natürlich waren viele Leute noch schlimmer dran als wir. Und da wir entschlossen waren, durchzuhalten, segnete Jehova uns.

Im Jahr 1982 kamen dann für uns harte Bewährungsproben wegen der Neutralität. Auf Mindanao war der Widerstand gegen die Regierung besonders heftig. Da ich mit so genannten Rebellenführern die Bibel studierte, war ich bei den Regierungssoldaten als „Lehrmeister“ der Linken verschrien. Ein Regierungsbeamter machte ihnen jedoch klar, was wir lehren würden, stamme durchweg aus der Bibel und habe keinerlei politischen Charakter.

Auf der anderen Seite hielten aber auch die Rebellen nichts von mir, denn wenn ich predigen ging, gab ich als Erstes dem Ortsvorsteher und dem Befehlshaber der militärischen Einheit Zeugnis. Doch die Rebellen taten uns nichts an, weil sich ein Rebellenführer, mit dem ich studierte, für uns einsetzte.

Jehova hat uns viele Jahrzehnte lang geholfen, Härten und Prüfungen zu überstehen. Unser Dank geht an Jehova für seine Barmherzigkeit und seinen Schutz (Spr. 18:10; 29:25).

[Kasten/Bild auf Seite 217, 218]

Ein Interview mit Pacifico Pantas

Geburtsjahr: 1926

Taufe: 1946

Kurzporträt: Er absolvierte 1951 die 16. Gileadklasse. Momentan dient er als Ältester in Quezon City.

Im Zweiten Weltkrieg hatten wir in der Provinz Laguna Zeugen Jehovas als Nachbarn. Sie boten mir an, ich könne mir aus ihrer Bibliothek Bücher ausleihen. Die Bücher gefielen mir. Sie hießen Schöpfung, Rechtfertigung, Versöhnung, Religion, Feinde, Kinder und es gab noch viele andere. Als die Japaner unsere Stadt niederbrannten, verloren wir die Zeugen aus den Augen, aber ich fand sie über ein Jahr später in Manila wieder. Ich ging mit zu den Zusammenkünften und schloss mich nach meiner Taufe einer Pioniergruppe an. Unser Gebiet war die gesamte Provinz Tayabas, die später Quezon hieß. Wir arbeiteten eine Stadt nach der anderen durch und schliefen unter anderem in leer stehenden Bussen und bei Interessierten.

Als wir nach Mauban kamen, überfiel gerade eine Truppe Guerillakämpfer die Stadt. Wir schliefen im ersten Stock des Rathauses und wurden von dem Tumult wach. Die Polizisten im Erdgeschoss waren anscheinend umstellt. Wir hörten, wie sie die Waffen fallen ließen.

Dann stürmten die Guerillakämpfer nach oben. Einer von ihnen richtete seine Lampe auf uns und fragte: „Wer seid ihr?“ Wir taten so, als ob wir schliefen. Er fragte noch mal und sagte: „Seid ihr nicht Spione der philippinischen Polizeieinheit?“

„Nein, Sir“, antworteten wir.

Er meinte: „Aber ihr tragt doch Kakikleidung!“

Wir erklärten ihm, die Kleidung sei gespendet worden und unsere Schuhe würden aus Hilfspaketen von unseren Brüdern in Amerika stammen.

Der Anführer sagte: „Okay, gib mir die Schuhe.“ Also zog ich meine Schuhe aus. Er wollte auch noch meine Hose. Bald standen wir alle in Unterhosen da. Nur gut, dass wir in der Nähe ein paar Kleidungsstücke versteckt hatten. Eigentlich waren wir sogar froh, dass sie uns die Kleidung weggenommen hatten. Sonst hätte man uns in der ganzen Stadt womöglich noch für Spione der Guerillakämpfer gehalten!

Wir kauften uns Holzschuhe, gingen nach Manila zurück und predigten dann weiter auf den Visayaninseln.

Bruder Pantas war im Vollzeitdienst und reiste als Diener für die Brüder (heute Kreisaufseher), bevor er zur Gileadschule kam. Nach seiner Rückkehr auf die Philippinen diente er als Bezirksaufseher und im Zweigbüro. Dann wurde er Familienvater.

[Übersicht auf Seite 168, 169]

DIE PHILIPPINEN — EINIGE WICHTIGE ETAPPEN

1908: Zwei Bibelforscher aus den Vereinigten Staaten fangen in der Stadt Sibalom an, Zeugnis zu geben.

1910

1912: Charles T. Russell hält einen Vortrag im Großen Opernhaus von Manila.

1934: Gründung des Zweigbüros. Die Broschüre Zuflucht zum Königreich erscheint in Tagalog.

1940

1947: Die ersten Gileadabsolventen kommen ins Land.

1961: Beginn der Königreichsdienstschule.

1964: Die ersten philippinischen Pioniere werden gebeten, als Missionare in Nachbarländer zu gehen.

1970

1978: Beginn der Pionierdienstschule.

1991: Die neuen Zweiggebäude werden fertig gestellt und eingeweiht. Der Pinatubo bricht aus.

1993: Die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften erscheint in Tagalog.

2000

2000: Die vollständige Neue-Welt-Übersetzung erscheint in Tagalog.

2002: Auf den Philippinen sind 142 124 Verkündiger aktiv.

[Übersicht]

(Siehe gedruckte Ausgabe)

Gesamtzahl der Verkündiger

Gesamtzahl der Pioniere

150 000

100 000

50 000

1940 1970 2000

[Übersicht auf Seite 199]

(Siehe gedruckte Ausgabe)

Besucherzahlen bei den Kongressen (1948—1999)

350 000

300 000

250 000

200 000

150 000

100 000

50 000

0

1948 1954 1960 1966 1972 1978 1984 1990 1996 1999

[Karten auf Seite 157]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

PHILIPPINEN

LUZON

Vigan

Baguio

Lingayen

Cabanatuan

Pinatubo

Olongapo

Quezon City

MANILA

MINDORO

VISAYAN-INSELN

Masbate

CEBU

MINDANAO

Surigao

Davao

PALAWAN

El Nido

[Ganzseitiges Bild auf Seite 150]

[Bild auf Seite 154]

Charles T. Russell und William Hall während ihres Besuchs auf den Philippinen (1912)

[Bild auf Seite 159]

Joseph dos Santos, hier mit seiner Frau Rosario (1948), blieb trotz brutaler Behandlung während seiner dreijährigen Gefangenschaft im Zweiten Weltkrieg ein eifriger Königreichsverkündiger

[Bild auf Seite 163]

Die ersten Brüder, die von den Philippinen aus zur Gileadschule kamen: Adolfo Dionisio, Salvador Liwag und Macario Baswel

[Bild auf Seite 164]

Über Stock und Stein ins Predigtgebiet

[Bild auf Seite 183]

Tausende von Pionieren haben von der Pionierdienstschule profitiert

[Bild auf Seite 186]

Seit 1980 wird mit einem computergestützten Fotosatzsystem gearbeitet

[Bild auf Seite 189]

Die gute Botschaft wird in vielen philippinischen Sprachen zugänglich gemacht

[Bild auf Seite 199]

Internationaler Kongress „Göttliche Belehrung“ (1993)

[Bild auf Seite 199]

Taufe auf dem Bezirkskongress „Freudige Lobpreiser“ (1995)

[Bild auf Seite 200]

Philippinische Missionare zu Besuch in der Heimat während der Kongresszeit

[Bild auf Seite 202]

Freigabe der „Neuen-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften“ in Tagalog auf den Bezirkskongressen 1993

[Bild auf Seite 204]

Computer erleichtern die Arbeit bei der Übersetzung der Bibel

[Bild auf Seite 205]

Ein Pionier ist überglücklich, als er die „Neue-Welt-Übersetzung“ in seiner eigenen Sprache erhält

[Bild auf Seite 207]

Das Zweigkomitee, von links nach rechts: (sitzend) Denton Hopkinson, Felix Salango; (stehend) Felix Fajardo, David Ledbetter, Raymond Leach

[Bild auf Seite 211]

Viele vietnamesische Flüchtlinge lernten die Wahrheit auf den Philippinen kennen

[Bild auf Seite 215]

Natividad und Leodegario Barlaan standen beide über 60 Jahre im Vollzeitdienst

[Bilder auf Seite 222, 223]

Königreichssäle, die in den letzten Jahren gebaut wurden

[Bilder auf Seite 224]

Kongresssaal in Metro-Manila (oben) und andere Kongresssäle im Land

[Bild auf Seite 228]

Links: John Barr hält die Ansprache zur Bestimmungsübergabe des Zweigbüros (1991)

[Bild auf Seite 228]

Unten: Die Zweiggebäude (1991)

[Bild auf Seite 235]

Der Erfolg der Zeugen Jehovas vor Gericht wird in Zeitungen anerkannt

[Bilder auf Seite 236]

Trotz Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Überschwemmungen predigen die Verkündiger unverdrossen weiter

[Bild auf Seite 246]

Eifrige Pioniere haben die Gebärdensprache gelernt, damit Gehörlose vom biblischen Ernährungsprogramm profitieren können

[Bild auf Seite 246]

Die Schüler und Unterweiser der ersten Klasse der Pionierdienstschule in Gebärdensprache auf den Philippinen (Anfang 2002)

[Bild auf Seite 251]

Die 27. Klasse der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung auf den Philippinen