Guyana
Guyana
„Land der vielen Wasser“ — das bedeutet der Name Guyana. Er könnte kaum passender sein für dieses südamerikanische Land, dessen Südgrenze rund 130 Kilometer nördlich des Äquators liegt. Aus den dichten Regenwäldern, die weite Teile des 215 000 Quadratkilometer großen Gebiets bedecken, strömt das Wasser in zahllosen Bächen zu über 40 Flüssen. Einige bilden die Grenze zu den Nachbarländern Brasilien, Suriname und Venezuela. Sie dienen auch als Lebensadern für die Bevölkerung im Landesinnern, die in Dörfern und auf Farmen an den Ufern verstreut wohnt. Für das Wirtschaftsleben und die Geschichte Guyanas haben seine Wasserwege immer eine wichtige Rolle gespielt — nicht zuletzt für die Geschichte des Volkes Jehovas in diesem Land.
Die vier Hauptflüsse sind von West nach Ost der Essequibo, der Demerara, der Berbice und der Courantyne. Mit 1 010 Kilometern Länge und einer Mündungsbreite von 30 Kilometern ist der Essequibo der größte Fluss des Landes. Fort Island, eine von 365 Inseln in seinem Lauf, war zur holländischen Kolonialzeit der Regierungssitz. Alle vier Flüsse entspringen in den Bergen im Süden des Landes, bahnen sich ihren Weg Richtung Norden und fließen in vielen Windungen durch die schmale Küstenebene, bevor sie schließlich in den Atlantik münden. Unterwegs bilden die Wassermassen einige der beeindruckendsten Wasserfälle der Welt — beispielsweise die Kaieteurfälle, wo
der Potaro, ein Zufluss des Essequibo, an der ersten Stufe auf 120 Metern Breite rund 225 Meter in die Tiefe stürzt.Für Naturfreunde gibt es in Guyana viele Schönheiten zu entdecken. In den Gewässern sind Riesenotter und Mohrenkaimane ebenso zu Hause wie der Arapaima — mit bis zu 3 Metern Länge und über 200 Kilo Gewicht einer der größten Süßwasserfische der Welt. Dieser Riese ist ein Fischjäger und kann auch atmosphärische Luft atmen. Im Schatten der Wälder streift heimlich der Jaguar umher, während aus dem Blätterdach Brüllaffen ihr Geschrei ertönen lassen. Ihren Lebensraum teilen sie mit über 700 Vogelarten, darunter Greifvögel wie die Harpyie sowie farbenprächtige Papageien und Tukane.
Außerdem leben in Guyana etwa 770 000 Menschen. Viele von ihnen sind entweder Nachfahren indischer Kontraktarbeiter, afrikanischer Sklaven, indianischer Ureinwohner (der Aruak, Kariben, Wapisiana und Warrau) oder sie sind Mischlinge. Überall im Land wird Kreolisch gesprochen, aber die Amtssprache ist Englisch, sodass Guyana das einzige englischsprachige Land Südamerikas ist.
Die Wasser der Wahrheit erreichen Guyana
Um das Jahr 1900 floss ein erstes Rinnsal lebengebendes „Wasser“, das geistigen Durst stillt, nach Guyana (Joh. 4:14). Ein gewisser Peter Johassen, der in einem Holzfällerlager am Courantyne arbeitete, kam in den Besitz einer Ausgabe von Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi. Er erzählte einem Herrn Elgin von dem, was er las, worauf dieser an die Watch Tower Society schrieb und um weitere biblische Literatur bat. Unter anderem wollte er gern das Buch Der Göttliche Plan der Zeitalter. Herr Elgin blieb zwar nicht bei der Wahrheit, die er kennen lernte, aber er weckte bei anderen Interesse dafür. So entstand in New Amsterdam an der Mündung des Berbice eine kleine Gruppe.
In Georgetown, der Hauptstadt Guyanas, besorgte sich unterdessen Edward Phillips einige Veröffentlichungen der Internationalen * Vier Jahre später kam Evander J. Coward dorthin und hielt vor Hunderten von Zuhörern in der Stadthalle von Georgetown und von New Amsterdam biblische Vorträge.
Bibelforschervereinigung, wie Jehovas Zeugen damals bezeichnet wurden. Was er kennen lernte, wollte er unbedingt mit anderen teilen, und lud deshalb regelmäßig Verwandte und Freunde zu zwanglosen biblischen Gesprächen zu sich nach Hause ein. 1908 schrieb er an die Watch Tower Society und bat darum, dass ein Vertreter der Organisation Guyana besuchen sollte (das damals Britisch-Guayana hieß).Frederick Phillips, Edwards Sohn, schreibt in seinen Erinnerungen über diesen Besuch: „Im Nu war Bruder Coward in Georgetown allseits bekannt, und dank seiner Predigttätigkeit schlossen sich viele Interessierte unserer Bibelforschergruppe an. Wir studierten damals unter anderem die Bücher Der Göttliche Plan der Zeitalter und Die Neue Schöpfung. Schon bald wurde unser Haus für die Zusammenkünfte zu klein, sodass wir 1913 einen Raum im Obergeschoss des Somerset House in Georgetown mieteten. Darin fanden bis 1958 die Zusammenkünfte unserer Versammlung statt.“ Edward Phillips stellte sein Haus 1914 erneut zur Verfügung — diesmal als erstes Zweigbüro von Guyana. Ihm wurde die Aufsicht über das Büro übertragen, und er kam dieser Aufgabe bis zu seinem Tod 1924 nach.
Durch die Vorführungen des „Photo-Dramas der Schöpfung“ (einer Dia- und Filmproduktion) im Jahr 1916 erhielt
das Predigtwerk starken Auftrieb. Frederick berichtet: „Damals war alles friedlich und uns ging es geistig sehr gut. In der Lokalpresse wurde sogar eine Serie von Vorträgen Charles Taze Russells, eines führenden Bibelforschers, abgedruckt.“Ein Jahr später war die Stimmung umgeschlagen. Kriegshysterie hatte das Land erfasst, und ein prominenter Geistlicher forderte die Bevölkerung öffentlich auf, für die Briten und ihre Alliierten zu beten. In einem Brief an die Presse analysierte Bruder Coward die Weltlage im Licht biblischer Prophezeiungen. Und in der Stadthalle von Georgetown hielt er einen aufrüttelnden Vortrag mit dem Thema „Die Mauern Babylons zerschlagen“.
„Die Geistlichkeit war darüber so aufgebracht, dass sie bei den Behörden durchsetzte, dass Bruder Coward des Landes verwiesen wurde und dass eine Reihe unserer Veröffentlichungen verboten wurde — ein Verbot, das bis zum Jahre 1922 aufrechterhalten wurde“, so ein Bericht im Wachtturm vom 15. Januar
1984. Bei vielen Menschen aber stand Bruder Coward wegen seines mutigen Zeugnisgebens in hohem Ansehen. Als er abreiste, säumten sie den Kai und riefen: „Er ist der Einzige, der die Wahrheit gepredigt hat.“ Hafenarbeiter drohten aus Protest gegen Bruder Cowards Ausweisung sogar mit Streik, aber die Brüder konnten ihnen das ausreden.Nach dem Ersten Weltkrieg geriet das Verbreiten der Königreichswahrheit eine Zeit lang ins Stocken, weil die Bibelforscher auf eine heimtückischere Probe gestellt wurden. Ein ehemaliger Bruder, der zur Weltzentrale in Brooklyn gehört hatte, aber abtrünnig geworden war, besuchte Guyana einige Male und wollte die dortigen Bibelforscher dazu bringen, sich von der Organisation loszusagen.
„Zeitweise waren die Bibelforscher im Land in drei Gruppen gespalten: eine Gruppe, die der Organisation treu war, eine Oppositionsgruppe und eine dritte Gruppe, die nicht wusste, was sie tun sollte“, berichtete der oben angeführte Wachtturm. „Jehovas Segen war jedoch nur mit der treuen Gruppe, und sie nahm schließlich zu.“ Zu den Treuen gehörten Malcolm Hall und Felix Powlett, die sich 1915 beziehungsweise 1916 hatten taufen lassen. Beide blieben eifrige Diener Jehovas und wurden weit über 90 Jahre alt.
Um die treuen Brüder weiter zu ermuntern, reiste George Young aus der Weltzentrale 1922 nach Guyana und blieb etwa drei Monate. Felix Powlett beschrieb ihn als „unermüdlichen Arbeiter“. Er hatte ein hervorragendes Bibelwissen, eine kräftige Stimme, machte ausdrucksvolle Gesten und verwendete beim Lehren visuelle Hilfen, wodurch er viele veranlasste, sich eingehender mit Gottes
Wort zu beschäftigen. Gestützt auf die Berichte von Bruder Young sprach der englische Wachtturm vom 1. Januar 1923 von „stark gestiegenem Interesse an der Wahrheit, hohen Anwesendenzahlen bei allen öffentlichen Zusammenkünften, ja bis auf den letzten Platz gefüllten Sälen, und entsprechend größerem Eifer und Einsatz bei den Brüdern in jenem Teil der Welt“. Im Somerset House waren beispielsweise durchschnittlich 100 Personen anwesend, obwohl es dort nur rund 25 Verkündiger gab.1923 unternahmen die Brüder auch die ersten Versuche, den Menschen im Landesinnern zu predigen. Oft nahmen sie nur Hängematten und Literatur mit, weil sie zuversichtlich waren, von gastfreundlichen Menschen verpflegt zu werden. Bot ihnen jemand Quartier an, übernachteten sie bei ihm. Wenn nicht, befestigten sie ihre Hängematte zwischen den Bäumen und verbrachten die Nacht im Freien, oft gepiesackt von Mückenschwärmen. Am nächsten Morgen besprachen sie einen Bibeltext aus der Broschüre Täglich himmlisch Manna, die Jehovas Organisation herausgegeben hatte, und machten sich dann auf den Weg in das nächste Dorf oder suchten ein Boot, das sie dorthin mitnahm.
Die Bemühungen, Menschen in entlegeneren Gebieten zu erreichen, gingen weiter, bis im Zweiten Weltkrieg der Treibstoff rationiert wurde und man nur noch eingeschränkt reisen konnte. Unterdessen hatten die Bibelforscher 1931 den Namen „Jehovas Zeugen“ angenommen. Die kleinen Bibelforschergruppen, die sich an Guyanas Küste verstreut gebildet hatten, waren über diese neue Bezeichnung ganz begeistert und gingen noch eifriger in den Predigtdienst. Im weiteren Verlauf der 1930er Jahre war dann das Abspielen von Schallplatten mit biblischen Vorträgen im Predigtdienst aufgekommen. Frederick Phillips, der seinerzeit den Zweig beaufsichtigte, schreibt: „Damals gab es in den Dörfern kein Radio. Wenn die Musik aus unseren Lautsprechern die stille Tropenluft durchdrang, wurden die Leute deshalb sofort auf uns aufmerksam. Anschließend ertönte
ein biblischer Vortrag. Im Nu waren wir von fast allen Dorfbewohnern umringt — manche noch im Schlafanzug!“Auch mithilfe von Rundfunkstationen wurde die gute Botschaft verbreitet. Ein guyanischer Sender strahlte die Königreichsbotschaft jeden Sonntag und jeden Mittwoch aus. Freilich konnte all diese eifrige Tätigkeit auch Satan nicht entgangen sein. Prompt nutzte er die aufgeheizte nationalistische Stimmung des Zweiten Weltkriegs aus, um das Werk zu durchkreuzen.
Zweiter Weltkrieg und Nachkriegstätigkeit
Im Jahr 1941, während des Zweiten Weltkriegs, waren in Guyana 52 Königreichsverkündiger tätig. Damals wurden Der Wachtturm und die Zeitschrift Trost (heute Erwachet!) verboten. 1944 dehnte man das Verbot auf alle Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas aus. „Selbst Bibeln, die keine Wachtturm-Kommentare enthielten, sondern von anderen Bibelgesellschaften herausgegebene Lesarten darstellen, waren für die Zeugen Jehovas verboten“, hieß es im Wachtturm vom 15. November 1946.
Im April 1946 kam Nathan Knorr aus der Weltzentrale nach Guyana. Begleitet wurde er von William Tracy, der gerade die Gileadschule absolviert hatte. Sie wollten die Brüder ermuntern und die Regierung dazu bewegen, das Verbot aufzuheben. In einer Zusammenkunft in Georgetown erklärte Bruder Knorr den 180 versammelten Brüdern und Interessierten, dass die
ersten Jünger Jesu auch keine Bibeln und Bücher für den Predigtdienst hatten. Trotzdem segnete sie Jehova mit erstaunlicher Mehrung. Warum? Weil sie beharrlich predigten. Würde Gott denn für seine heutigen Diener nicht dasselbe tun, wenn sie eifrig weiterpredigten? Natürlich würde er das!Derweil unternahmen die Brüder weitere rechtliche Schritte, eine Aufhebung des Verbots zu erreichen. Zum Beispiel sammelten sie in weniger als einem Jahr nach Kriegsende 31 370 Unterschriften für eine Protestpetition gegen das Verbot, die sie dann der Regierung übergaben. Um die Bevölkerung Guyanas umfassend zu informieren, veröffentlichte Jehovas Organisation außerdem ein Flugblatt mit den Fakten. Die Schlagzeile lautete: „DIE HEILIGE SCHRIFT IN BRITISCH-GUAYANA VERBOTEN — 31 000 MENSCHEN UNTERZEICHNEN PETITION AN DEN GOUVERNEUR, die Religionsfreiheit für alle Einwohner der Kolonie, ungeachtet ihres Glaubens, wiederherzustellen.“
Bruder Knorr wurde auch beim Kolonialminister W. L. Heape vorstellig, um eine Aufhebung des Verbots zu erreichen.
Am Ende der halbstündigen Unterredung gab Bruder Knorr dem Minister das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“ und bat ihn, es aufmerksam zu lesen. Heape versprach es und informierte Bruder Knorr außerdem, dass der neunköpfige Ministerrat gerade dabei sei, das Verbot unserer Literatur zu überprüfen. Das war auch so, denn im Juni 1946 verkündete der Gouverneur, das Verbot sei aufgehoben.Kurz darauf wurden den Brüdern 130 staubige Kartons mit 11 798 Büchern und Broschüren zurückgegeben. Die mittlerweile 70 Königreichsverkündiger waren so begeistert, endlich wieder Literatur anbieten zu können, dass sie den ganzen Vorrat in nur zehn Wochen verbreiteten. Im August fingen die Brüder auch mit dem Straßendienst an und hatten dabei großen Erfolg. Das Zweigbüro berichtete: „Die Zeitschriften gingen fast genauso schnell weg wie die lokalen Zeitungen.“
Selbst unter dem Verbot hatten die Brüder weiter die wichtige geistige Speise erhalten, unter anderem dank eines Bruders, der im Hauptpostamt von Georgetown arbeitete. Er berichtet: „Ich hielt es für meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass das Zweigbüro Exemplare des Wachtturms erhielt. Schwestern halfen mit, die Studienartikel entweder mit der Schreibmaschine oder mit einem Mimeographen zu vervielfältigen und unter den Familien in Umlauf zu bringen, damit sie sich auf die Zusammenkünfte vorbereiten konnten.“
Neue Missionare geben dem Werk Auftrieb
Schaltet man beim Autofahren in einen höheren Gang, kann man noch wesentlich schneller
fahren. In Guyana wurde gewissermaßen beim Predigen ein Gang zugelegt, als Mitte der 1940er Jahre auf der Gileadschule ausgebildete Missionare ins Land kamen, unter anderem William Tracy von der dritten Klasse sowie John und Daisy Hemmaway und Ruth und Alice Miller von der fünften Klasse. Diese eifrigen Zeugen Jehovas gaben die wertvolle Schulung, die sie in Gilead erhalten hatten, an die einheimischen Brüder weiter und gingen außerdem mit gutem Beispiel im Predigtdienst voran.Bruder Tracy lag viel an den Menschen, die in entlegenen Landesteilen lebten. Er schrieb: „Ich erkundete das Land, reiste mehrfach die Küste rauf und runter und fuhr die Flüsse hinauf, um so mit abgelegen wohnenden Interessierten Verbindung aufzunehmen und neue Interessierte zu finden. Ich reiste mit der Küstenbahn, mit Bussen, mit dem Fahrrad, mit großen Flussdampfern, mit kleinen Booten und sogar mit Kanus.“
Die Missionare brachten den einheimischen Pionieren auch bei, wie man organisiert vorgeht, ein Gebiet systematisch durcharbeitet und, soweit es die Umstände erlauben, dann auch in unberührte Gebiete vordringt. Wohlgemerkt: Es gab 1946 in ganz Guyana nur fünf Versammlungen mit insgesamt 91 Königreichsverkündigern! Aber für Menschen, die Gottes Geist mit Kraft erfüllt, ist keine Herausforderung zu groß (Sach. 4:6).
Zu Anfang waren es vor allem ältere Pioniere, die mit den Missionaren zusammenarbeiteten. Doch trotz ihres Alters setzten sie sich voll und ganz ein. Die Brüder Isaac Graves, George Headley, Leslie Mayers, Rockliffe Pollard und George Yearwood sowie die Schwestern Margaret Dooknie, Ivy Hinds, Frances Jordan, Florence Thom, Atalanta Williams und Princess Williams (nicht miteinander verwandt) waren nur einige derer, die schwer bepackt mit Büchern, Broschüren und Zeitschriften weite Strecken zurücklegten, um die Königreichsbotschaft zu verkündigen.
Ivy Hinds (verheiratete Wyatt) und Florence Thom (verheiratete Brissett) wurden nach Bartica gesandt, eine rund 80 Kilometer landeinwärts am Essequibo gelegene Ortschaft. Sie ist das Tor zu den Gold- und Diamantminen im Landesinnern. Dort wohnte ein einziger Bruder. John Ponting, damals Zweigaufseher und gleichzeitig Kreisaufseher, schreibt: „Nach nur zwei Monaten besuchten 20 Personen die Zusammenkünfte und zum Gedächtnismahl kamen 50.“ Zu denen, die die Wahrheit annahmen, gehörte Jerome Flavius, der völlig blind war. John erzählt: „Schon bald hielt er ohne jede Hilfe Vorträge. Ivy Hinds musste ihm den Stoff nur oft genug vorlesen.“
Die Pionierinnen Esther Richmond und Frances Jordan waren zwar schon Ende 60, lernten aber noch Fahrrad fahren, um mehr Gebiet bearbeiten zu können. „Margaret Dooknie, die gar nicht mehr wusste, wie lange sie schon Pionier war, fanden wir manchmal schlafend auf einer Parkbank, wenn sie vom vielen Laufen müde geworden war“, berichtet Bruder Ponting. „Menschen wie sie sind uns unvergesslich.“
Angespornt durch das Beispiel der Missionare und der älteren Pioniere, wurden auch viele Jüngere Pionier. All das hatte zur Folge, dass immer mehr Menschen die Wahrheit annahmen und überall im Land neue Gruppen und Versammlungen entstanden. 1948 gab es in Guyana 220 Verkündiger. 1954 waren es schon 434. Die Verkündigergruppe aus Kitty-Newtown, die zu den Zusammenkünften ins Somerset House kam, wuchs unterdessen so stark, dass eine eigene Versammlung gegründet werden konnte: die Versammlung Newtown — die zweite in der Hauptstadt Georgetown. Heute gibt es dort neun Versammlungen.
Lautsprecherwagen, Fahrradfahrer und Esel
Anfang der 1950er Jahre organisierte das Zweigbüro öffentliche Vorträge, die die Brüder gewöhnlich samstags oder sonntags nachmittags irgendwo in Georgetown unter freiem
Himmel hielten. Dazu verwendeten sie einen selbst gebauten Lautsprecherwagen, auf dem ein leistungsfähiger Verstärker, zwei große Lautsprecherboxen, Rednerpulte und die Kabel transportiert wurden. Albert Small, der sich 1949 taufen ließ, erzählt: „Tagsüber wurde dort, wo der Vortrag stattfinden sollte, ein Plakat mit der Aufschrift ‚Antworten auf Ihre biblischen Fragen‘ und der Uhrzeit der Zusammenkunft angebracht. Viele kamen zu diesen Vorträgen, und einige nahmen später auch die Wahrheit an.“Wie groß die Aussicht auf Mehrung war, zeigten die Vorträge, die Nathan Knorr und sein Sekretär Milton Henschel Anfang 1954 im Globe Cinema von Georgetown hielten. John Ponting, der dabei war, erzählt: „Alle 1 400 Plätze waren besetzt, und 700 Personen hörten draußen an den Lautsprechern zu, bis es so stark regnete, dass viele in den Saal drängten. Angekündigt hatten wir das Programm mit einer Parade von Radfahrern, die Plakate trugen, sowie nach Einbruch der Dunkelheit durch ein großes, angestrahltes Plakat. Es wurde auf einem Eselskarren durch die Straßen gezogen und von einem Bruder
begleitet, der eine entsprechende Durchsage über Lautsprecher machte.“Weitere Reisen ins Landesinnere
In seiner Eigenschaft als Zweigaufseher ermunterte William Tracy die Brüder dazu, auch denen zu predigen, die in entlegenen Landesteilen lebten. Selbst bereiste er die Gebiete entlang der Flüsse Essequibo und Berbice und arrangierte, dass für die kleinen Gruppen und Versammlungen dort Kreiskongresse abgehalten wurden. Sie fanden gewöhnlich in Kinosälen oder öffentlichen Schulen statt, wobei meist nur die Kinos ausreichend Platz boten. 1949 wurde bei einem Kreiskongress in Suddie unweit der Essequibomündung der öffentliche Vortrag gehalten: „Die Höllenlehre — ein Schauermärchen.“ Das sorgte für ziemliches Aufsehen, weshalb manche Jehovas Zeugen von da an als „Keine-Hölle-Kirche“ bezeichneten.
Nach seiner Heirat wurde William Tracy 1950 wieder in die Vereinigten Staaten gesandt. John Ponting übernahm seine Aufgaben als Zweigaufseher und reisender Aufseher. Er beteiligte sich auch daran, die Gebiete entlang der Flüsse weiter zu bearbeiten. Die Brüder reisten mit den regulären Transportschiffen. Kamen unterwegs Dorfbewohner in ihren Kanus zu diesen fahrenden Postämtern gepaddelt, um Post aufzugeben oder abzuholen, ließen sich die Brüder von ihnen mit an Land nehmen in der Hoffnung, es werde sich schon jemand finden, der sie verpflegt und unterbringt. Sie gaben in der Ortschaft Zeugnis und wurden abends gewöhnlich bei irgendeiner Familie gastfreundlich aufgenommen. Am nächsten Tag paddelte sie dann
jemand flussabwärts, damit sie im nächsten Dorf Zeugnis geben konnten. Eines Nachmittags besuchten sie eine Sägemühle. Der Leiter unterbrach die Arbeit, versammelte die Männer und erlaubte den Brüdern, einen viertelstündigen Vortrag zu halten. Alle Anwesenden nahmen Literatur.Thomas Markevich, der die 19. Klasse der Gileadschule besucht hatte, wurde im Juli 1952 nach Guyana geschickt. Auch er wagte sich in unberührte Gebiete vor. Er erzählt: „Es macht besonders viel Freude, jemand die Königreichsbotschaft zu bringen, der noch nie zuvor davon gehört hat. Aber manchmal erlebt man auch so seine Überraschungen. Das passierte mir einmal, als ich mit einem Flussdampfer den Demerara hinauffuhr und nach langer Wanderung tief im Dschungel zu einer kleinen Hütte kam. Der Besitzer begrüßte mich, lud mich in sein Domizil ein, bot mir einen Platz an und hörte meiner Darbietung zu. Als ich mich umsah, stellte ich erstaunt fest, dass die Wände der Hütte mit lauter Wachtturm-Seiten aus den 1940er Jahren tapeziert waren! Offensichtlich war mein Gastgeber schon früher mit der Königreichsbotschaft in Kontakt gekommen, vermutlich auf einem Flussdampfer oder in Georgetown oder Mackenzie.“
Der Missionar Donald Bolinger nahm als Erster die anstrengende Überlandreise zu den Kaieteur-Wasserfällen auf sich. Dort predigte er den indianischen Ureinwohnern und traf dabei einen Beamten, der sie betreute. Nach einiger Zeit gab sich der Mann Jehova hin und leitete später die Gruppe, die dort entstand. Manche Verkündiger zogen aus beruflichen
Gründen in entlegene Gebiete, wo es Diamant- oder Goldminen gab. Aber sogar in dieser Isolation predigten sie in den Lagern von Hütte zu Hütte. Wie schafften sie es, geistig stark zu bleiben? Sie hielten sich an eine gute Routine von Studieren und Predigen.Aufregender und befriedigender Dienst
Die Missionare John und Daisy Hemmaway waren von 1946 bis 1961 in Guyana tätig. Manchmal verbrachten sie zwei Wochen ihrer Ferien damit, im Nordwestdistrikt, unweit von Venezuela, Kariben, Aruak und anderen Indianerstämmen zu predigen. Einmal hatten sie in einem Aruakdorf viel Literatur abgegeben. Davon waren die katholischen Nonnen, die dort
eine Schule betrieben, natürlich wenig begeistert. Sie fragten deshalb die Kinder aus, ob ihre Eltern Literatur genommen hatten. Als das den Eltern zu Ohren kam, wurden sie wütend und ließen dem Pfarrer ausrichten, man solle es gefälligst ihnen überlassen, was sie lesen. Der Pfarrer ließ sich jedoch nicht beirren und zog in seiner Sonntagspredigt über die Broschüre Kannst du ewig in Glück auf Erden leben? her, die viele genommen hatten. Aber auch das erwies sich als Bumerang, denn an dem Tag, als Hemmaways abreisten, kamen viele Dorfbewohner zu ihnen und wollten genau diese Broschüre haben.Um jene 300 Kilometer landeinwärts gelegene Gegend zu erreichen, reisten John und Daisy per Fähre, Zug und Lkw. Sie nahmen die nötigen Vorräte mit, Literatur und auch ein Fahrrad, damit sie auf den unbefestigten Wegen überhaupt bis zu den Indianerpfaden gelangen konnten. John erklärt: „Diese Pfade führen in alle Richtungen, und man muss ein gutes Gedächtnis haben oder an den Kreuzungen der Pfade einige Zweige abbrechen, wenn man sicher zurückfinden will. Begegnet einem auf dem Pfad eine Großkatze, bleibt man am besten regungslos stehen und starrt sie so lange an, bis sie sich lautlos davonmacht. Hoch oben in den Baumwipfeln springen Affen herum und protestieren kreischend gegen Eindringlinge, während einen das Faultier mit dem Kopf nach unten hängend träge beobachtet, bis man vorüber ist. Hier und da bekommt man in Lichtungen kurz einen farbenprächtigen Tukan zu sehen, der an der Frucht eines Papayabaumes nascht.“
Was er nach 15 Jahren Missionardienst in Guyana empfand, fasste Bruder Hemmaway mit den Worten zusammen: „Wie aufregend! Ja, wie befriedigend! In einer Palmhütte auf dem Erdboden zu sitzen und mit den Indianern über Gottes Königreich zu sprechen, ihnen einen neuen Lebensweg zu zeigen, vermittelt eine Befriedigung ohnegleichen. Zu sehen, wie diese demütigen Menschen auf die Lehre der Bibel reagieren und sich dann Gott hingeben, ist ein Erlebnis, das in unserem Sinn nie verblassen wird.“
Einheimische Pioniere werden nach Gilead eingeladen
Auch mehrere einheimische Pioniere durften die Gileadschule besuchen, und einige wurden von dort aus wieder nach Guyana gesandt, darunter Florence Thom (verheiratete Brissett) von der 21. Klasse (1953), Albert und Sheila Small von der 31. Klasse (1958) und Frederick McAlman, der 1970 die 48. Klasse besuchte.
Florence Brissett erzählt: „Ich hatte eigentlich gehofft, ins Ausland geschickt zu werden, aber dass ich dann nach Skeldon in Guyana kam, war ein echter Segen von Jehova. Viele meiner früheren Schulkameraden, Lehrer, Freunde und Bekannten waren bereit, mit mir die Bibel zu studieren, weil sie mich eben kannten. Manche baten mich sogar um ein Studium, zum Beispiel Edward King, mit dessen Frau ich schon studierte. Interessanterweise hatte der anglikanische Pfarrer Edward zu sich zitiert, als er mitbekam, dass seine Frau studierte, und von ihm verlangt, das zu unterbinden. Stattdessen fing Edward selbst an, zu studieren!“
Nachdem die Smalls von der Gileadschule zurückgekommen waren, gehörte Albert viele Jahre lang zum Zweigkomitee und war auch als reisender Aufseher tätig. Heute sind Sheila und er trotz nachlassender Gesundheit immer noch Sonderpioniere in ihrer Versammlung, und Bruder Small dient nach wie vor als Ältester. Freilich wurden nicht alle, die aus Guyana zur Gileadschule gingen, wieder dorthin zurückgeschickt. Lynette Peters beispielsweise, die die 48. Klasse besuchte, wurde nach Sierra Leone gesandt, wo sie bis heute treu ihren Dienst verrichtet.
Film weckt Interesse
Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit — so lautete der Titel eines Films, von dem Jehovas Zeugen in den 1950er Jahren ausgiebig Gebrauch machten. Er zeigte die Weltzentrale in Brooklyn und einen großen Kongress, der 1953 im Yankee-Stadion von New York stattgefunden hatte. Dieser Film half nicht
nur Außenstehenden, sondern auch den Zeugen selbst, besser verstehen, was Jehovas Organisation ausmacht und wie groß sie ist. Auf Leute, die tief im Regenwald lebten und überhaupt noch keinen Film gesehen hatten, machte er natürlich einen besonders starken Eindruck.Oft wurde der Film auf einem größeren Gelände unter freiem Himmel gezeigt. Die Leute gingen kilometerweit zu Fuß, um ihn zu sehen. Aber vielleicht entsteht die Frage, wie die Brüder einen Film in Gegenden vorführen konnten, wo es gar keinen Strom gab. Alan Johnstone, ein Gileadabsolvent, der 1957 ins Land gekommen war und im Kreisdienst stand, zeigte den Film etliche Male. Er berichtet: „Wo es keinen Strom gab, liehen wir uns Generatoren von freundlichen Geschäftsleuten am Ort, die abends gewöhnlich ihre Läden damit beleuchteten. Ein straff zwischen zwei Bäume gespanntes Betttuch diente als Leinwand.“
Nach einer solchen Vorführung fuhren John und Daisy Hemmaway einmal mit dem Flussdampfer nach Hause. Viele Passagiere hatten von dem Film gehört und wollten ihn gern sehen. Mit Erlaubnis des Kapitäns stellten die Hemmaways auf Deck eine Leinwand auf. Der Projektor wurde von einem günstig gelegenen Kajütenfenster aus bedient. John schreibt: „An Bord waren katholische und anglikanische Pfarrer. Obwohl sie sich an Land nicht dazu herabgelassen hatten, sich den Film anzusehen, waren sie jetzt an Bord — wohl oder übel — Zuschauer. Wir führten den Film sogar von ihrer Kajüte aus vor. Später überschütteten die Passagiere sie mit Fragen, die nur ein Zeuge Jehovas beantworten konnte.“
John Ponting beschreibt, welche Wirkung der Film oft hatte: „Besonders dort, wo es nur wenige Zeugen gab und man sie nicht ernst nahm, war es in jenen Jahren sehr wirkungsvoll, den Film zu zeigen. Wer uns skeptisch gegenüberstand, bekam eine gewaltige weltweite Organisation von Menschen aus allen Rassen zu sehen, was den Respekt vor uns nachhaltig förderte.
Das veranlasste viele, umzudenken und in ein Bibelstudium einzuwilligen. So mancher von ihnen wurde später Ältester. Ein Kreisaufseher zeigte den Film binnen zwei Wochen 17-mal, meist unter freiem Himmel, vor insgesamt 5 000 Zuschauern.Ein anderer Kreisaufseher, der einmal die zwei Tage dauernde gefährliche Fahrt auf einem Fluss voller Stromschnellen samt anschließender Wanderung auf einem Dschungelpfad auf sich nahm, wurde mehr als belohnt, als Scharen indianischer Ureinwohner begeistert den Film anschauten — ihren allerersten überhaupt! Am Tag darauf nahmen viele der meist presbyterianischen Dorfbewohner unsere Zeitschriften. Dank dieses Besuchs änderte sich die Einstellung des ganzen Dorfes zu Jehovas Dienern grundlegend.“
Zwischen 1953 und 1966 kam es in Guyana zu politischen und rassischen Unruhen. Am schlimmsten war die Lage von 1961 bis 1964, als randaliert und geplündert wurde, Menschen umkamen und ein Generalstreik stattfand. Der öffentliche Verkehr kam zum Erliegen und überall herrschte große Angst. Die Brüder wurden nicht direkt verfolgt, aber manche machten wegen der herrschenden Verhältnisse doch einiges durch. Zwei Brüder wurden zum Beispiel geschlagen; zwei weitere (darunter Albert Small) wurden von Schrotkugeln getroffen und mussten sie sich im Krankenhaus entfernen lassen. Die Lage verschärfte sich derart, dass britische Truppen eingriffen.
Wie passend, dass gerade in dieser stürmischen Zeit der Film Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit über ein Volk zu sehen war, das aus allen Nationen stammt und trotzdem in echtem Frieden vereint ist! Auch ließen sich die Brüder durch den Zusammenbruch des öffentlichen Nahverkehrs nicht davon abhalten, die Zusammenkünfte zu besuchen und predigen zu gehen. Sie gingen einfach etwas weiter zu Fuß als sonst oder fuhren mit dem Fahrrad. Vor allem aber praktizierten sie echte christliche Liebe. Wie Albert Small berichtete, „sorgten sie füreinander und teilten miteinander“.
Schwestern treiben das Werk voran
An der Aufgabe, die Königreichsbotschaft in die entlegensten Landesteile zu bringen, waren auch Schwestern maßgeblich beteiligt. Ivy Hinds und Florence Thom zum Beispiel wurden als Sonderpioniere nach Bartica an der Grenze zum Regenwald geschickt. Einziger Verkündiger dort war Mahadeo, der mit Jamela verheiratet war. Wie die meisten Inderinnen damals hatte Jamela nie eine Schule besuchen dürfen und konnte deshalb weder lesen noch schreiben. Aber sie wollte gern selbst in der Bibel lesen und ihre beiden kleinen Söhne darüber belehren können. Florence berichtet: „Mit dem Segen Jehovas und ein wenig Nachhilfe von mir meisterte sie im Handumdrehen die Kunst, zu lesen, zu schreiben und anderen Zeugnis zu geben.“
Nach zwei Monaten in Bartica hatten Florence und Ivy immer noch keine passende Bleibe gefunden. Sie brauchten auch einen Raum für die Zusammenkünfte, denn sie hatten schon mehr als zehn Bibelstudien. Brenzlig wurde die Lage, als der Kreisaufseher seinen Besuch ausgerechnet für die Woche ankündigte, in der sich viele Arbeiter aus dem Hinterland mit Scharen von Prostituierten aus Georgetown in Bartica treffen wollten, was die Zahl der Stadtbewohner verdreifachen würde!
Aber Jehovas Hand ist nie zu kurz. Florence erzählt: „Am Tag vor Ankunft des Kreisaufsehers trafen wir nachmittags einen Hausbesitzer, der uns ein kleines Häuschen im Stadtzentrum vermietete. Wir schrubbten die Wände ab und strichen sie, scheuerten und polierten die Fußböden, brachten Vorhänge an und stellten nach und nach die Möbel auf. Wir schufteten wie die Pferde und wurden erst in den frühen Morgenstunden fertig. Uff — was für eine Nacht! John Ponting, der Kreisaufseher, konnte kaum glauben, was wir ihm erzählten. Am ersten Abend seines Besuchs hatten wir dann 22 Anwesende — ein vielversprechender Anfang, aus dem sich bald die Versammlung Bartica entwickeln sollte.“
Mit Kingdom Proclaimers auf den Flüssen unterwegs
In den Anfangsjahren ließen sich die Brüder in jedem nur verfügbaren Boot oder Kanu zu den Siedlungen entlang der Flüsse mitnehmen. Später beschafften sie sich eigene Boote, die sie Kingdom Proclaimer I, II, III, IV und V (Königreichsverkündiger I—V) nannten (die beiden ersten Boote sind mittlerweile ausgemustert worden).
Frederick McAlman erzählt: „Wir ruderten mit der Gezeitenströmung und predigten am Ostufer des Pomeroon entlang bis wir nach Hackney kamen, 11 Kilometer vor der Mündung. Dort übernachteten wir im Haus von Schwester DeCambra, die damals in der Gegend Hebamme war. Frühmorgens arbeiteten wir weiter flussabwärts bis zur Mündung und überquerten dann den Fluss. Anschließend fuhren wir flussaufwärts die 34 Kilometer bis Charity zurück und bearbeiteten das Westufer.“ Fünf Jahre lang ruderten die Brüder den Pomeroon hinauf und hinunter, bevor sie einen 6-PS-starken gebrauchten
Außenbordmotor anschaffen konnten.Eigentlich war es relativ ungefährlich, die Flüsse zu befahren. Trotzdem mussten die Brüder aufpassen, denn da fuhren ja noch mehr Schiffe. Und als Ruderboote waren die Kingdom Proclaimer I und II nicht besonders schnell. Frederick erzählt: „An einem Samstagnachmittag war ich auf dem Heimweg vom Zeugnisgeben, da rammte ein großes Frachtschiff mit voller Geschwindigkeit mein Boot. Der Kapitän und seine Mannschaft waren abgelenkt, weil sie sich gerade mit Rum voll laufen ließen. Ich wurde aus der Kingdom Proclaimer I in den Pomeroon geschleudert und geriet unter das Schiff. In der Dunkelheit dort unten stieß ich ständig mit dem Kopf gegen den Schiffsboden — nur wenige Zentimeter neben der schnell rotierenden Schraube. Ich kämpfte regelrecht um mein Leben. Ein junger Mann auf dem Schiff wurde auf meine Notlage aufmerksam, sprang in den Fluss und rettete mich. Wochenlang schmerzten meine Verletzungen, doch ich war dankbar, dass ich noch lebte!“
Frederick ließ sich durch diesen Unfall aber nicht abschrecken. Er erklärt: „Ich wollte auf jeden Fall weitermachen, weil sich viele am Fluss für die Bibel interessierten. In Sirikie, elf Kilometer von Charity entfernt, gab es eine Buchstudiengruppe, die auf mich angewiesen war.“
Eine Woche mit einem Kreisaufseher
Aus welchem Holz jemand geschnitzt ist, zeigt sich, wenn er als Kreisaufseher im Landgebiet von Guyana eingesetzt wird. Reisende Aufseher und ihre Frauen müssen nicht nur auf Flüssen, unbefestigten Straßen und Dschungelpfaden reisen, sondern auch wissen, wie man sich gegen Moskitos und andere Insekten zur Wehr setzt oder sich vor Großkatzen, strömendem Regen und mancherorts sogar vor Räubern schützt. Und vor Tropenkrankheiten wie Malaria oder Typhus sind sie auch nie ganz sicher.
Ein reisender Aufseher beschreibt einen Besuch bei entlegen wohnenden Verkündigern am Demerara wie folgt: „Nachdem wir die Versammlung Mackenzie besucht hatten, fuhren wir am Montag mit einer Barkasse etwa 40 Kilometer flussaufwärts in das Dorf Yaruni, wo ein Bruder lebt. Anschließend bearbeiteten wir von dort aus per Kanu mit der Strömung beide Flussufer bis zurück nach Mackenzie.
Die Leute waren sehr gastfreundlich, gaben uns Obst und luden uns sogar zum Essen ein. Am Freitag ruderten wir in die Flussmitte und gingen an Bord eines Passagierdampfers. In Soesdyke stiegen wir von dort wieder in ein Kanu und ließen uns ans Ufer bringen. Wir trafen uns mit einem Bruder, der uns mit dem Kanu auf die andere Flussseite zu sich nach Georgia brachte. Abends hielten wir mit seiner Familie eine Zusammenkunft ab.
Am nächsten Tag fuhren wir alle über den Demerara nach Soesdyke und bearbeiteten das dortige Gebiet sowie die Siedlungen am Flughafen Timehri. Wir gingen auch zu den Sandhügeln, wo Lastwagen mit Sand für Georgetown beladen werden. Samstagabend hielten wir wieder eine Zusammenkunft mit der Familie in Georgia ab. Tags darauf überquerten wir alle noch einmal den Fluss, gingen morgens in Soesdyke predigen und versammelten uns nachmittags auf der offenen Veranda des Postamts zum öffentlichen Vortrag. Damit ging die Woche zu Ende.“ Die harte Arbeit so aufopferungsvoller Kreisaufseher und ihrer Frauen hat sich gelohnt, denn heute gibt es in Soesdyke eine blühende Versammlung. 1997 bauten die Brüder sogar ihren eigenen Königreichssaal.
Aber auch den Kreisaufsehern gelang nicht immer alles. Jerry und Delma Murray waren mit dem Motorrad unterwegs und kamen zu einem Kanal, über den eine Brücke aus ein paar zusammengebundenen Bohlen führte. Delma wartete, bis Jerry die Brücke mit dem Motorrad überquert hatte. Aber das ging schief: Jerry fiel samt Motorrad und
Koffer von der Brücke und verschwand in den trüben Fluten. Delma stieß einen Schrei aus, worauf die Dorfbewohner herbeieilten, um zu helfen. Die Angst schlug schon Augenblicke später in Gelächter um, als — wie ein Bruder schrieb — „dieser weiße Mann mit Wasserpflanzen behangen und in schlammigen Schuhen ans Ufer watete“.Indianische Ureinwohner nehmen die gute Botschaft an
Anfang der 1970er Jahre gab Frederick McAlman beim Straßendienst am Marktplatz von Charity einer Indianerin namens Monica Fitzallen einen Wachtturm und ein Erwachet!. (Siehe Kasten auf Seite 176.) Monica lebte in einem Reservat und nahm die Zeitschriften mit nach Hause. Als sie längere Zeit krank war, las sie darin und merkte, dass es glaubhaft klang. Nicht lange danach fing sie an, als Einzige in dem Reservat die gute Botschaft zu verkündigen, und 1974 ließ sie sich taufen.
Monica erzählt: „Ich ging eifrig von Haus zu Haus predigen, weil ich den Leuten in meiner Gegend unbedingt erzählen wollte, was ich gelernt hatte. Um sie zu erreichen, musste ich allerdings Flüsse und Bäche entlangpaddeln. Als sich immer mehr dafür interessierten, fing ich an, Zusammenkünfte mit ihnen abzuhalten. Ich las und besprach dabei Themen aus dem biblischen Lehrbuch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt.“
Hat Monicas harte Arbeit Frucht getragen? Allerdings, denn mittlerweile gibt es außer ihr noch 13 weitere Verkündiger, darunter ihr Mann, ihr Sohn und dessen Frau sowie ihre
Enkelin. Bis vor kurzem musste die kleine Gruppe bis zur nächstgelegenen Versammlung in Charity noch 12 Stunden mit dem Kanu fahren. Jetzt halten sie in ihrem Dorf eigene Zusammenkünfte ab, zu denen dreimal so viele Personen kommen, wie es Verkündiger gibt!Die Versammlung Charity ist unterdessen auch gewachsen. Sie zählt heute 50 Verkündiger, von denen viele auf dem Pomeroon zu den Zusammenkünften fahren. Im Durchschnitt sind sie über 60 Anwesende, beim Gedächtnismahl 2004 waren es sogar 301. Auch die Versammlung Charity hat jetzt einen neuen Königreichssaal.
Beachtliche Mehrung in Baramita
Baramita ist ein weiteres Gebiet Guyanas, wo viele Ureinwohner die Königreichsbotschaft angenommen haben. In diesem
Bezirk im Nordwesten des Landes sind Indianer vom Stamm der Kariben zu Hause, der als Erster den Karibikraum besiedelte und ihm seinen Namen gab. Ihre Sprachfamilie trägt den gleichen Namen.Ruby, eine gebürtige Karibin, wurde 1975 auf die Wahrheit aufmerksam, als sie von ihrer Großmutter ein Traktat erhielt. (Siehe Kasten auf Seite 181.) Damals war Ruby 16 Jahre alt. Sie nahm die Wahrheit an und ließ sich 1978 auf dem Kongress „Siegreicher Glaube“ taufen. Kurz darauf zog ihre Familie aus beruflichen Gründen nach Georgetown. Ruby heiratete dort Eustace Smith. Die beiden wollten unbedingt nach Baramita zurückkehren, um Rubys Verwandten und anderen die Königreichsbotschaft zu bringen, obwohl Eustace Rubys Muttersprache nicht beherrschte. Ruby erzählt: „Jehova konnte in unser Herz schauen und erhörte unsere Gebete, denn 1992 gelang es uns, nach Baramita zu ziehen.“
Weiter erzählt sie: „Gleich nach meiner Ankunft fing ich mit dem Zeugnisgeben in der Gemeinde an. Zusammenkünfte hielten wir unter unserem kleinen Haus ab, das auf etwa eineinhalb Meter hohen Stelzen gebaut ist. Schon bald wurde dieser Raum aber für die immer zahlreicheren Anwesenden zu klein, sodass wir Zelte ausliehen. Je mehr sich unsere Zusammenkünfte herumsprachen, desto mehr kamen, bis wir schließlich ungefähr 300 Anwesende hatten! Weil ich fließend Karibisch kann, konnte ich als Einzige aus dem englischen Wachtturm dolmetschen. Damit auch jeder gut hören konnte, benutzten wir ein Mikrofon mit einem preiswerten Kurzwellensender. Viele Zuhörer brachten ihr Radio mit und stellten einfach die richtige Frequenz ein.
Eustace und mir war mittlerweile klar, dass unsere Gruppe dringend einen Königreichssaal brauchte. Wir rechneten alles durch, besprachen den Plan mit anderen und fingen dann an zu bauen. Mein Bruder Cecil Baird stiftete einen Großteil der
Baustoffe, andere stellten ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Im Juni 1992 war der Baubeginn, und Anfang 1993 waren wir fertig, gerade rechtzeitig zum Gedächtnismahl. Wir staunten nicht schlecht, als zu der Ansprache von Gordon Daniels, einem reisenden Aufseher, 800 Personen kamen.Am 1. April 1996 wurde aus der Gruppe in Baramita eine Versammlung, und am 25. Mai weihten wir den Königreichssaal ein. In der Zwischenzeit ist er noch einmal erweitert worden, sodass jetzt über 500 Personen bequem Platz finden. So können die Brüder auch ihre Kreis- und Tagessonderkongresse darin abhalten. Aus der kleinen Gruppe ist also eine Versammlung mit fast 100 Verkündigern geworden, und beim öffentlichen Vortrag sind im Durchschnitt rund 300 anwesend. Beim Gedächtnismahl waren es sogar einmal 1 416!“
Eine sehr große Hochzeit
Im Bezirk von Baramita ließen sich eine ganze Menge Paare, die unverheiratet zusammengelebt hatten, standesamtlich trauen, weil sie sich an die biblischen Erfordernisse halten wollten. Das war für manche gar nicht so einfach, weil ihnen die nötigen Dokumente wie etwa eine Geburtsurkunde fehlten. Aber sie setzten alle Hebel in Bewegung, und die Brüder halfen ihnen, Geburtsdaten und andere Einzelheiten zu ermitteln, sodass sie schließlich heiraten konnten.
Einmal wurden bei einer einzigen Zeremonie 79 Paare getraut. Adin Sills, der zum Zweigkomitee gehört, hielt die Hochzeitsansprache. Drei Tage danach baten 41 Personen darum, ungetaufte Verkündiger zu werden — die meisten von ihnen waren frisch verheiratet.
So viele haben in Baramita Interesse an Gottes Wort gezeigt, dass sich das auffallend positiv auf das gesamte Gemeinwesen ausgewirkt hat. Bei der Bestimmungsübergabe eines Königreichssaals erklärte ein Ältester: „In Baramita geht es mittlerweile ganz ruhig und friedlich zu. Das hat damit zu tun, dass
gut und gern 90 Prozent aller Einwohner regelmäßig die Zusammenkünfte besuchen.“1995 kam es in dem Bezirk zu einer großen Dürre. Wie erging es da den Dienern Jehovas? Gillian Persaud hatte damals eine Stelle als Lehrerin in Baramita. Als sie hörte, wie ein kleines Flugzeug auf einem nahe gelegenen Rollfeld landete, rannte sie, so schnell ihre Beine sie trugen, dorthin, um den Piloten abzufangen, bevor er wieder startete. Sie überredete ihn dazu, sie nach Georgetown mitzunehmen, und ging dann schnurstracks ins Zweigbüro, um über die Notlage der Brüder zu berichten.
James Thompson, der damals zum Zweigkomitee gehörte, erzählt: „Die leitende Körperschaft erlaubte uns, per Luftbrücke Lebensmittel und Hilfsgüter nach Baramita zu schaffen. Wir ließen auch 36 Verkündiger nach Georgetown ausfliegen, damit sie den Bezirkskongress besuchen konnten. Für viele war das ihr erster Kongress überhaupt.“
Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung
Seit 1987 die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung ins Leben gerufen wurde, haben viele Länder von der Arbeit lediger Ältester und Dienstamtgehilfen profitiert, die diese Schule
besuchten. Das ist auch in Guyana nicht anders. Etliche guyanische Brüder haben das Königreichswerk in ihrem Heimatland noch besser unterstützen können, seit sie die Schule im nahe gelegenen Trinidad absolvierten. Manche sind heute allgemeine Pioniere, Sonderpioniere und Älteste. Andere sind in ihre Heimatversammlung zurückgekehrt und tun dort viel, um die Schafe Jehovas zu betreuen.Eine Reihe Absolventen haben zusätzliche Verantwortung übernehmen können. Floyd und Lawani Daniels zum Beispiel, zwei leibliche Brüder, wurden als Sonderpioniere Versammlungen zugeteilt, die dringend Älteste benötigten. David Persaud darf als Kreisaufseher tätig sein. Sein Mitschüler Edsel Hazel wurde in das Zweigkomitee für Guyana berufen. Ein Kreisaufseher sagte über einige, die die Schule besuchten: „Bei all diesen Brüdern habe ich beobachten können, wie sie vor allem nach dem Besuch der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung geistig enorm an Statur gewonnen haben.“
Dort dienen, wo mehr Hilfe benötigt wird
Ende der 1970er Jahre gab es in dem westlich des Essequibo gelegenen Gebiet entlang der Atlantikküste, wo ungefähr 30 000 Menschen leben, nur 30 Verkündiger. Deshalb schickte das Zweigbüro hin und wieder für einen Monat Sonderpioniere dorthin, die jeweils einen Teil des Gebiets bearbeiten sollten. Ein Bruder, der eine der Gruppen leitete, berichtet: „Die Brüder konnten das Gebiet durcharbeiten und 1 835 Bücher abgeben. Sie machten viele Rückbesuche und konnten so manches Heimbibelstudium beginnen.“
Ein anderer Bruder erzählt: „Wir ruderten mit unserem kleinen Boot in zwei Stunden 27 Kilometer. Manchmal mussten wir das Boot durch knietiefen Schlamm ziehen oder schieben, aber die Mühe hat sich gelohnt: Die Menschen, die wir antrafen, waren sehr gastfreundlich. Ein Musiklehrer hatte seit geraumer Zeit unser Liederbuch im Unterricht verwendet. Er sagte: ‚Mir gefallen die Arrangements sehr gut!‘ Dann spielte er zwei Lieder für uns, und er nahm sechs Bücher entgegen.“
Andere Brüder und Schwestern haben sich angeboten, auf Dauer in Gebieten zu helfen, wo der Bedarf groß ist, zum Beispiel Sherlock und Juliet Pahalan. Sherlock schreibt: „1970 wurden Juliet und ich gebeten, die Versammlung Eccles zu unterstützen, die 13 Kilometer südlich von Georgetown am Demerara liegt. Die Versammlung hatte mit Problemen zu kämpfen, und einigen musste die Gemeinschaft entzogen werden. Übrig blieben nur 12 Verkündiger mit ihren ungetauften Kindern. Eine Zeit lang war ich der einzige Älteste. Außerdem musste sich die Versammlung noch um eine kleine Gruppe in dem entlegenen Dorf Mocha kümmern. Montags abends leitete ich erst das Versammlungsbuchstudium in Mocha und dann noch eins in Eccles.
Ich musste auch das Wachtturm-Studium leiten. Wir hatten nicht genügend Exemplare für jeden und lasen deshalb — anders als damals üblich — zuerst den Absatz und stellten erst
dann die Frage. Weil häufig der Strom ausfiel, nahmen wir immer Kerzen mit zu den Zusammenkünften, und in der Regenzeit mussten wir uns gegen Schwärme von Stechmücken wehren. Zu den Zusammenkünften oder zum Predigen ins Gebiet mussten die meisten Brüder damals laufen oder mit dem Rad fahren. Auch um nach Eccles zu kommen, hatten die Verkündiger aus Mocha keine anderen Transportmittel. Nach den Zusammenkünften zwängte ich oft so viele wie möglich in meinen kleinen Austin-Minivan und brachte sie zurück nach Mocha.“Hat sich all die Mühe gelohnt? Bruder Pahalan schreibt rückblickend: „Viele, mit denen meine Frau und ich damals in Eccles studierten, sind mit ihrer ganzen Familie nach wie vor in der Wahrheit. Und einige der Männer sind heute Älteste. Solche Segnungen sind mit nichts zu vergleichen!“
Dienst in einem „Pionierparadies“
In den letzten Jahren sind rund 50 Brüder und Schwestern — meist Pioniere — aus Frankreich, Großbritannien, Irland, Kanada und den Vereinigten Staaten in das „Land der vielen Wasser“ gekommen, damit der Ruf „Komm! ... Jeder, der wünscht, nehme Wasser des Lebens kostenfrei“ noch deutlicher zu hören ist (Offb. 22:17). Manche konnten ein paar Monate bleiben, andere einige Jahre. Wenn die Ersparnisse aufgebraucht sind, kehren viele vorübergehend in ihre Heimat zurück, arbeiten eine Zeit lang und kommen dann wieder. Die meisten fühlen sich sehr dadurch bereichert, dass sie nach Guyana gekommen sind. Besonders gut hat ihnen gefallen, mit den Menschen biblische Gespräche führen zu können, weil die Bibel allgemein hohe Achtung genießt. Auch Personen, die sich nicht zum Christentum bekennen, unterhalten sich gern mit Zeugen Jehovas. Und es kommt sogar vor, dass die Brüder zum Essen eingeladen werden. „Es ist also nicht übertrieben, Guyana als ‚Pionierparadies‘ zu bezeichnen“, sagt Ricardo Hinds, der derzeitige Koordinator des Zweigkomitees.
Arlene Hazel, die mittlerweile mit ihrem Mann Edsel im Zweigbüro tätig ist, erzählt von ihren Erfahrungen in einer ländlichen Gegend Guyanas: „Auf unsere Anfrage hin wurden wir 1997 vom Zweigbüro nach Lethem geschickt, einer Stadt im tiefsten Hinterland nahe der brasilianischen Grenze. Wir waren dort zusammen mit Robert und Joanna Welch, die wie wir aus Kanada kamen, und der Amerikanerin Sarah Dionne, die schon ein paar Monate in Lethem war. In dem Gebiet gab es damals nur einen getauften Verkündiger, den Tierarzt Richard Achee. Das Zweigbüro gab uns eine Liste mit den Namen von 20 Personen, die schon einmal studiert hatten, aber wir stellten fest, dass die meisten eigentlich nicht interessiert waren. Zwei wollten allerdings ungetaufte Verkündiger werden.
Unsere erste Zusammenkunft fand unter einem Mangobaum statt — mit uns sechs Pionieren waren wir zu zwölft. Ein paar Monate später kamen 60 Personen zum ersten Gedächtnismahl. Unsere Pioniergruppe war unterdessen auf drei geschrumpft. Dabei hatten wir alle Hände voll zu tun, 40 Bibelstudien zu betreuen! Als der Kreisaufseher kam, riet er uns, nur noch mit denen zu studieren, die auch die Zusammenkünfte besuchten. Das war ein guter Tipp, denn diese Studien machten gute Fortschritte.“
Und wirklich: Vier Jahre später wurde in Lethem eine Versammlung mit 14 Verkündigern gegründet. Zu Tagessonderkongressen kommen dort mittlerweile bis zu 100 Besucher. Wenn man so deutlich sieht, wie Jehova die Bemühungen seiner Diener segnet, dann macht das alles, was man vielleicht an Schwierigkeiten durchmachen muss, mehr als wett!
Gemietete Säle und bottom houses
Geeignete Örtlichkeiten für die Anbetung Jehovas zu finden, war in Guyana von Anfang an nicht so einfach. Die wenigen Brüder, die es 1913 in Georgetown gab, mieteten einen Raum im Somerset House, der ihnen 45 Jahre lang gute Dienste leistete. 1970 hatten nur zwei Versammlungen einen eigenen Königreichssaal — die Versammlungen Charleston in Georgetown und Palmyra in Berbice — und das, obwohl die Zahl der Verkündiger schon drei Jahre zuvor auf über 1 000 gestiegen war. Die gemieteten Räumlichkeiten, in denen die meisten Versammlungen zusammenkamen, waren oft alles andere als ideal.
Ende der 1950er Jahre wuchs zum Beispiel die Versammlung in Wismar so stark, dass sich die Brüder nach einem geeigneten Saal umschauen mussten. Man stellte ihnen schließlich die so genannte Islander Hall zur Verfügung, wo sie während der Woche die Theokratische Predigtdienstschule und die Dienstzusammenkunft abhielten und am Sonntagabend die Zusammenkunft für die Öffentlichkeit und das Wachtturm-Studium. Aber alles dafür herzurichten, erforderte eine regelrechte logistische Meisterleistung. Erst mussten die Brüder in einem kleinen Boot von Mackenzie über den Demerara nach Wismar fahren. Ein Bruder schleppte einen Zeitschriftenkarton, ein anderer einen Literaturkarton und ein dritter die verschiedensten Formulare und die Spendenkästen. Vor der Zusammenkunft musste natürlich alles ausgepackt und aufgebaut werden. Und nach der Zusammenkunft lief dasselbe noch mal in umgekehrter Reihenfolge ab.
Als Zusammenkunftsstätten dienten auch so genannte bottom houses: der Raum unter den Häusern, die in Guyana wegen Hochwassergefahr oft auf Pfählen aus Holz oder Beton errichtet werden. Der so entstehende Platz kann anderweitig genutzt werden, beispielsweise für Zusammenkünfte. Allerdings denken in Guyana viele, einer Religion fehle der Segen Gottes, wenn sie sich keine anständige Anbetungsstätte leisten könne.
Außerdem kam es bei Zusammenkünften in bottom houses häufig zu Störungen, die die Würde des Anlasses beeinträchtigten. Einmal flog ein Huhn, aufgescheucht von einem Hund, in den Raum und landete auf einer Sechsjährigen. Sie stieß einen gellenden Schrei aus, der allen Anwesenden durch Mark und Bein fuhr. Nach der Zusammenkunft mussten zwar alle über den Vorfall lachen, aber er zeigte einmal mehr, dass ein besserer Ort für die Anbetung nötig war. Davon abgesehen fühlten sich Interessierte nie besonders angespornt, die Zusammenkünfte zu besuchen, wenn der Königreichssaal ein bottom house war.
Der Bau von Königreichssälen
Frederick McAlman erzählt: „In meinen 32 Jahren in der Versammlung Charity mieteten wir fünf verschiedene bottom houses. Da wir uns ja unter dem eigentlichen Haus befanden, mussten wir aufpassen, dass wir uns an den Holzbalken nicht den Kopf stießen. Eine Schwester schätzte einmal die Höhe eines Balkens falsch ein, worauf ihr Kind, das sie auf dem Arm trug, mit dem Kopf dagegen stieß. Das erzählte sie später ihrem Vater, der kein Zeuge Jehovas war. Ihre Eltern kamen zu dem Schluss, dass die Versammlung ein eigenes Gotteshaus brauche. Also spendete die Mutter der Versammlung ein Grundstück, während der Vater sogar versprach, den Bau eines Königreichssaales zu finanzieren. Und er hielt Wort. Heute dient dieser erste Königreichssaal nach mehreren Renovierungen immer noch als Zentrum der wahren Anbetung in der Gemeinde. Außerdem kommt der dortige Kreis darin auch zu kleineren Kongressen zusammen.“
In der Anfangszeit dauerte es viele Monate, einen Königreichssaal zu bauen. In Eccles zum Beispiel war das so. Sherlock Pahalan, der dort damals als Ältester diente, erzählt: „Wir hielten unsere Zusammenkünfte in einer Schule ab. Uns war klar, dass wir wachsen würden, wenn wir einen eigenen Königreichssaal
hätten. Aber die Hand voll Verkündiger in Eccles hatten nicht viel Geld. Trotzdem verabschiedeten sie eine Resolution für den Bau eines Königreichssaals. Ich suchte in unserem Versammlungsgebiet nach einem passenden Grundstück, fand aber nichts.Unterdessen borgten uns die Brüder in Georgetown zwei Formen zur Herstellung von Betonbausteinen. Am Anfang brauchten wir für nur 12 Steine etliche Stunden, aber je mehr Übung wir bekamen, desto besser beherrschten wir die Sache, besonders die Schwestern. Den Zement zu beschaffen, war ein weiteres Problem, denn er war damals rationiert. Für eine Ration musste ich einen Antrag stellen und dann früh am nächsten Morgen zum Kai gehen und Schlange stehen, damit wir unseren Anteil auch wirklich erhielten. Anschließend musste ich einen Lastwagen finden, der Richtung Eccles fuhr und genug Platz hatte, den Zement mitzunehmen. Jehova kam uns jedes Mal zu Hilfe. Ein Grundstück hatten wir aber immer noch nicht.“
Weiter erzählt Sherlock: „1972 fuhren Juliet und ich nach Kanada in Urlaub und besuchten dort meinen Cousin, der kein Zeuge Jehovas ist. Er erwähnte, dass er in Eccles zwei Grundstücke besitze, aber dass sich die von ihm beauftragten Verwandten nicht richtig darum kümmerten. Deshalb bat er mich um Hilfe. Ich sagte, das würde ich gern tun, und erzählte nebenbei, dass ich gerade nach einem Grundstück in Eccles für einen Königreichssaal suche. Ohne zu zögern antwortete er, ich solle mir einfach eines der beiden Grundstücke aussuchen.
Auch während der Bauarbeiten erlebten wir immer wieder, wie uns Jehova half. Nicht nur Zement war knapp, sondern auch viele andere Baustoffe. Aber wir fanden einen Ersatz dafür oder improvisierten und schafften es jedes Mal, die Arbeit zu vollenden. Zudem hatten nur wenige Brüder die nötigen handwerklichen Fähigkeiten, und die freiwilligen Helfer zur Baustelle zu befördern, erforderte einen regelrechten Fahrplan.
Mein Minivan legte im Pendelverkehr für die Brüder Hunderte von Kilometern zurück. Schließlich stand der Saal. Und als ganz besonderes Geschenk empfanden wir, dass Karl Klein von der leitenden Körperschaft die Einweihungsansprache hielt.“Königreichssäle im Schnellbauverfahren
Noch 1995 kamen über die Hälfte der Versammlungen in Guyana in gemieteten Sälen und bottom houses zusammen. Das Zweigbüro setzte deshalb ein nationales Baukomitee ein, das sich der Bedürfnisse annehmen sollte. Schon im Oktober desselben Jahres bauten die Brüder in Mahaicony, rund 50 Kilometer östlich von Georgetown am gleichnamigen Fluss gelegen, ihren ersten Königreichssaal im Schnellbauverfahren. Ein Nachbar, der gehört hatte, Jehovas Zeugen wollten an vier Wochenenden einen Königreichssaal bauen, sagte: „Einen Hühnerstall — meinetwegen. Aber ein Gebäude aus Betonsteinen — niemals!“ Dass der Mann bald seine Meinung änderte, versteht sich von selbst.
In einem Land, wo es zwischen den Rassen mitunter starke Spannungen gibt, haben die Königreichssaalbauprojekte allen gezeigt, dass Zeugen Jehovas aus jeder Rasse oder Nationalität
als echte Christen vereint zusammenarbeiten. Eine ältere Frau, die das Bauprojekt in Mahaicony beobachtete, sagte sogar begeistert zu einem Kreisaufseher: „Ich habe sage und schreibe sechs verschiedene Rassen dort zusammenarbeiten sehen!“Bau eines Zweigbüros
Das erste Zweigbüro Guyanas wurde 1914 im Haus von Familie Phillips eingerichtet und blieb dort bis 1946. Mittlerweile gab es 91 Verkündiger im Land. Bis 1959 wuchs diese Zahl auf 685 und die Mehrung hielt an. Deshalb erwarben die Brüder im Juni 1960 ein Grundstück am Brickdam 50 in Georgetown. Die bestehenden Gebäude wurden geringfügig umgebaut und dienten als Zweigbüro und Missionarheim. 1986 waren aber auch sie zu klein geworden. Mit Genehmigung der leitenden Körperschaft wurde deshalb auf dem Gelände ein neues Zweigbüro errichtet und 1987 in Zusammenarbeit von International Servants und einheimischen Brüdern fertig gestellt.
Wie die Töchter Schallums in alter Zeit, die ihrem Vater halfen, einen Teil der Mauern Jerusalems wieder aufzubauen, leisteten auch beim Neubau des Zweigbüros viele Schwestern außerordentlich wertvolle Dienste (Neh. 3:12). Zum Beispiel stellten 120 Schwestern, die in zehn Teams aufgeteilt waren, alle 12 000 Betonbausteine her, die für das Projekt gebraucht wurden. Das gelang ihnen mit 16 Formen in nur 55 Tagen! Und diese Arbeit war alles andere als einfach. Sie mussten genau die richtige Zementmischung anrühren: feucht genug, damit die Steine auch hart wurden, aber wieder nicht zu feucht, damit sie beim Lösen aus der Form nicht in sich zusammenfielen.
Die einheimischen Brüder, die nachts Wache hielten, kamen oft direkt von ihrer normalen Arbeit zur Baustelle. Andere Brüder lernten viele Fertigkeiten durch die Zusammenarbeit mit den International Servants. Einer von ihnen, Harrinarine (Indaal) Persaud erzählt: „Ich hatte die Aufgabe, Eckprofile an
einer Fensterbank anzubringen — etwas, was ich noch nie zuvor gemacht hatte. Ich habe so lange geübt, bis es geklappt hat. Mein Aufseher sah sich das Ergebnis an, war offensichtlich zufrieden und sagte: ‚Das kannst du jetzt an allen Fenstern im ganzen Zweiggebäude machen.‘ “ Heute gibt dieser junge Bruder seine Fachkenntnisse bei Königreichssaalbauprojekten an andere weiter.Da die Brüder bestimmte Baustoffe importieren mussten, waren sie auf gute Zusammenarbeit mit den Behörden angewiesen. Deshalb kamen etliche Beamte auf die Baustelle. Einmal kam sogar Forbes L. Burnham, der Präsident, mit seiner Eskorte zu Besuch. Alle waren beeindruckt von der Qualitätsarbeit. Ein einheimischer Tischler sagte: „Ihr leistet bei eurem Bau erstklassige Arbeit!“ Am 14. Januar 1988 fand die Bestimmungsübergabe statt, und der Zonenaufseher Don Adams aus Brooklyn hielt die Ansprache.
Am 12. Februar 2001 fiel der Startschuss für ein weiteres Bauvorhaben — diesmal auf einem anderen Grundstück. Wieder arbeiteten International Servants zusammen mit einheimischen Brüdern an dem Projekt. Am 15. Februar 2003 wurde das neue Zweigbüro eingeweiht. Die Ansprache hielt Richard Kelsey aus dem deutschen Zweig vor 332 Zuhörern.
Zu dem Anlass kamen viele Missionare aus der Anfangszeit nach Guyana, manche zum ersten Mal nach Jahrzehnten! Am Sonntag fand dann eine besondere Zusammenkunft statt mit 4 752 Anwesenden aus 12 Ländern — mehr als doppelt so viele wie es in Guyana Verkündiger gibt!
Kongresse erfordern Einfallsreichtum
Für Kreis- und Tagessonderkongresse mieten die Brüder oft einen Saal. In ländlichen Gegenden kann es vorkommen, dass sie selbst ein Gebäude errichten. Thomas Markevich, der von 1952 bis 1956 in Guyana war, erzählt: „Unser Kreiskongress fand etwa 60 Kilometer den Demerara aufwärts von Georgetown
statt. Rund 200 Zeugen aus der Stadt wollten die einheimischen Brüder durch ihre Anwesenheit unterstützen. Also beschlossen wir, einen provisorischen Kongresssaal aus vorhandenem Baumaterial zu errichten: Bambus für die Streben und Bänke sowie Bananenblätter für das Dach.Wir trugen das Material zusammen, luden es auf einen kleinen Waggon und schoben ihn vorsichtig eine Gefällstrecke hinunter. Unglücklicherweise verloren wir in einer Kurve die Kontrolle darüber, sodass der Waggon umkippte und die ganze Ladung in den Fluss fiel. Aber wir hatten Glück im Unglück: Die Ladung trieb genau auf die Baustelle zu! Als der Kongress begann, gesellten sich zur großen Freude der Brüder aus Georgetown mehrere hundert Dorfbewohner zu ihnen und hörten sich das dreitägige Programm an.“
Thomas erzählt weiter: „Nach dem Kongress bearbeiteten wir alle ein nicht zugeteiltes Gebiet in der Nähe. In einem Dorf hielt ich einen öffentlichen Vortrag, zu dem das ganze Dorf erschien — einschließlich eines zahmen Affen. Er hörte eine Weile zu und beschloss dann, sich das Ganze aus einem anderen
Blickwinkel anzusehen. Nach ein paar großen Sprüngen landete er direkt auf meiner Schulter. Er schaute kurz in die Runde und hüpfte dann — sehr zu meiner Erleichterung — wieder zurück zu seinem Herrchen, wo er bis zum Schluss blieb!“Große Kongresse
Größere Zusammenkünfte wurden Anfang des vergangenen Jahrhunderts meist dann abgehalten, wenn ein besonderer Vertreter aus der Weltzentrale zu Besuch kam, wie zum Beispiel Bruder Coward oder Bruder Young. 1954 kamen Nathan Knorr und Milton Henschel zum Kongress „Neue-Welt-Gesellschaft“ nach Guyana. Damals waren 2 737 anwesend.
Jahrzehnte später wurden 1999 über 7 100 Anwesende bei zwei Kongressen gezählt. Der eine fand in Georgetown statt, der andere in Berbice. Der Kongress in Georgetown musste in letzter Minute verlegt werden, was den Brüdern einiges abverlangte. Das Zweigbüro berichtet: „Ein berühmter Filmstar aus Indien kam mit seiner Tanztruppe nach Guyana, und die Stadionverwaltung sah sich außerstande, die Show zu verlegen, obwohl wir das Stadion zuerst gebucht hatten.
Also sahen wir uns schnellstens nach einer anderen Kongressstätte um — das Kricketstadion — und unterrichteten sofort die Versammlungen. Bis zum Kongressbeginn war nur noch eine Woche Zeit! Aber das sollten nicht die einzigen Probleme bleiben. Im Karibikraum hat Kricket einen hohen Stellenwert, und die Spielfläche gilt beinahe als heilig. Die Vorstellung, dass wir auf dem Rasen herumlaufen würden, war für die Stadionverwaltung fast ein Gräuel. Aber wie sollten wir das Drama aufführen? Und wo sollten wir mit der Bühne hin?
Trotzdem machten wir uns an die Arbeit, zuversichtlich, dass Jehova die Wege ebnen würde. Genau das tat er auch! Uns wurde erlaubt, die Rasenfläche zu benutzen, vorausgesetzt, wir würden die Bühne und den Zugangsweg in einer bestimmten Höhe über dem Rasen errichten. Um das zu schaffen, arbeiteten
alle fieberhaft die ganze Nacht durch. Nicht einmal das Wetter spielte mit; es regnete fast ununterbrochen. Trotz alldem konnte das Programm beinahe pünktlich beginnen.Der Kongress ging störungsfrei vonstatten, und das Wetter hielt bis zum letzten Tag, dem Sonntag. Als wir aufwachten, hörten wir es regnen. Binnen kurzem stand die Rasenfläche im Kricketstadion unter Wasser, und das Wasser stieg bis fünf Zentimeter unterhalb der Bühne und des Zugangsweges. Kurz vor Programmbeginn hörte der Regen auf. Zum Glück hatten wir die Stromleitungen nicht auf den Boden gelegt, sondern an der
Unterseite der Bohlen befestigt. Dass wir die Bühne und den Zugangsweg etwas erhöht bauen mussten, stellte sich also im Nachhinein als ein Segen heraus!“Als das Drama vor 6 088 Anwesenden begann, herrschte schließlich strahlender Sonnenschein. Zwei Wochen später kamen 1 038 zum zweiten Kongress nach Berbice. Mit einer Gesamtzahl von 7 126 Anwesenden wurde das bis dahin beste Ergebnis in Guyana erzielt. In den letzten Jahren kamen dann fast 10 000 Besucher zu den Kongressen!
Glänzende Zukunftsaussichten
Der Prophet Hesekiel sah in einer Vision den wiederhergestellten, herrlichen Tempel Jehovas. Von dort floss ein Wasserlauf, der immer breiter und tiefer wurde, bis er zu einem „Wildbach von doppelter Größe“ anschwoll und sogar die salzigen Hes. 47:1-12).
Wasser des Toten Meeres zum Leben erweckte (Gottes Diener haben seit 1919 beobachten können, wie sich diese Prophezeiung durch die fortlaufende Wiederherstellung der wahren Anbetung erfüllt hat. Heute fließt durch Bibeln, Bibelstudienhilfsmittel, Zusammenkünfte und Kongresse ein regelrechter Strom geistiger Hilfen zu Millionen Menschen weltweit und stillt ihren Wahrheitsdurst.
Jehovas Zeugen in Guyana sind sehr dankbar, sich an der Erfüllung dieser Prophezeiung beteiligen zu dürfen. Und sie werden sich auch in Zukunft die buchstäblichen Flüsse zunutze machen, um ‘allen, die zum ewigen Leben richtig eingestellt sind’, lebengebende geistige Speise zukommen zu lassen — ganz gleich, wo diese würdigen Menschen im „Land der vielen Wasser“ auch wohnen (Apg. 13:48).
[Fußnote]
^ Abs. 8 Als Britisch-Guayana im Mai 1966 unabhängig wurde, änderte man den Namen auf Guyana. Dieser Name wird im vorliegenden Bericht verwendet, soweit es der Zusammenhang zulässt.
[Kasten auf Seite 140]
Guyana auf einen Blick
Landesnatur: Die Küstenebene, meist Schwemmland, liegt zum größten Teil unter dem Meeresspiegel und ist durch etwa 230 Kilometer lange Deiche geschützt. Rund 80 Prozent des Landes sind von Wäldern bedeckt, die sich bis in das Bergland im Landesinnern ausdehnen. Dort entspringen auch die meisten Flüsse Guyanas.
Bevölkerung: Rund die Hälfte ist indischer Herkunft, gut 40 Prozent sind Nachfahren von Schwarzafrikanern oder gemischtrassiger Herkunft und etwa 5 Prozent sind Indianer. Etwa 40 Prozent bekennen sich zum christlichen Glauben, 34 Prozent sind Hindus und 9 Prozent Muslime.
Landessprache: Neben der Amtssprache Englisch wird überall im Land auch Kreolisch gesprochen.
Existenzgrundlage: Die Landwirtschaft beschäftigt etwa 30 Prozent der Erwerbstätigen. Weitere Wirtschaftszweige sind Fischerei, Forstwirtschaft und Bergbau.
Nahrung: Angebaut werden vor allem Reis, Kakao, Zitrusfrüchte, Kokosnüsse, Kaffee, Mais, Maniok, Zuckerrohr und andere tropische Früchte und Gemüse. Außerdem werden Rinder, Schweine, Schafe und Hühner zu Nahrungszwecken gezüchtet. Fisch und Garnelen ergänzen den Speiseplan.
Klima: Guyana hat ein tropisches Klima mit geringen, jahreszeitlich bedingten Temperaturschwankungen. An der Küste liegt die jährliche Niederschlagsmenge zwischen 1 500 und 2 000 Millimetern. Dank des beständigen Passats, der vom Atlantik her weht, ist das Klima trotz der Äquatornähe recht mild.
[Kasten/Bild auf Seite 143-145]
Niemand konnte seinen Mund „zusperren“
Malcolm Hall
Geburtsjahr: 1890
Taufe: 1915
Kurzporträt: Auf der Insel Leguan geboren, war er einer der Ersten, die in diesem Gebiet die gute Botschaft predigten, und er betreute die nach und nach entstehende Gruppe.
Von seiner Großnichte Yvonne Hall erzählt.
Ein Wahlleiter sagte einmal zu meinem Großonkel: „Stimmt es, dass Sie nicht wählen? Dann werden wir Sie einsperren und Ihnen die Bibel wegnehmen!“ Darauf schaute der ihm geradewegs in die Augen und erwiderte: „Aber was ist mit meinem Mund? Können Sie den auch zusperren, weil ich die Wahrheit sage, die Ihre Religionsführer Ihnen so lange vorenthalten haben?“ Der Beamte konnte nur noch stammeln: „Mit Ihnen werde ich mich später noch einmal befassen.“
Mein Großonkel ließ sich 1915 taufen und gehörte zu den ersten Königreichsverkündigern in Guyana. Ein Bruder beschrieb ihn als „echten Kämpfer für die Wahrheit“. Er hatte sie kennen gelernt, als er in Georgetown lebte und arbeitete. Schon nach dem ersten öffentlichen Vortrag, den er im Somerset House hörte, war ihm klar, dass er die Wahrheit gefunden hatte. Er hatte nämlich gleich darauf zu Hause alle Texte in seiner eigenen Bibel nachgeschlagen.
Danach kehrte er nach Leguan zurück und fing sofort an, Zeugnis zu geben. Seine beiden leiblichen
Schwestern und einige ältere Neffen nahmen als Erste die Königreichsbotschaft von ihm an. Sie bildeten den Kern der Gruppe, die in seiner Wohnung zusammenkam.Damals hatte die Geistlichkeit die Inselbewohner noch mit eisernem Griff in ihrer Gewalt, und es war ein Kampf, Menschen dazu zu bewegen, die gute Botschaft anzunehmen. Die Geistlichen beschimpften meinen Großonkel häufig als „Irren, Bibelverrückten“. Aber das konnte seinen Eifer nicht dämpfen. Sonntags morgens stellte er beispielsweise sein Grammophon auf die Veranda vor seinem Haus und spielte biblische Vorträge ab. Oft blieben die Leute auf der Straße stehen und hörten zu.
Allmählich wurden einige empfänglicher. Besonders deutlich wurde das am Abend des Gedächtnismahls, wenn das ganze erste Stockwerk seines Hauses völlig überfüllt war. Er hatte selbst den Vorsitz, hielt die Ansprache und nahm als Einziger von den Symbolen. Leroy Denbow, mit dem mein Großonkel studierte, wurde später Pionier und war eine Zeit lang sogar Kreisaufseher.
Nachdem sich mein Großonkel von seiner Arbeit als Zahlmeister auf einem Schiff, das den Essequibo befuhr, zur Ruhe gesetzt hatte, wurde er Pionier und bearbeitete Leguan und die Nachbarinsel Wakenaam. Er stand immer um halb fünf auf, melkte seine Kühe und versorgte die Schweine. Gegen halb acht zog er sich um, las den Tagestext und einige Verse in der Bibel, frühstückte und machte sich dann für den Dienst fertig. Ich sehe ihn immer noch vor mir, wie er die Reifen seines Fahrrads aufpumpte, bevor er loszog. Es verging kein Tag, an dem er nicht mindestens 20 Kilometer fuhr.
Am 2. November 1985 beendete er seinen irdischen Lauf. Er hatte Jehova etwa 70 Jahre lang treu gedient. Und in der ganzen Zeit hatte es niemand geschafft, seinen Mund „zuzusperren“. Im Gegenteil — heute gibt es auf Leguan und auf Wakenaam jeweils eine Versammlung.
[Kasten/Bild auf Seite 155-158]
Antworten auf die Fragen meiner Kindheit veränderten mein Leben
Albert Small
Geburtsjahr: 1921
Taufe: 1949
Kurzporträt: Er begann 1953 mit dem Pionierdienst. 1958 besuchte er mit seiner Frau Sheila die Gileadschule und wurde zurück nach Guyana gesandt.
„Gott hat dich gemacht“ — das wurde mir als kleiner Junge immer wieder gesagt. Wenn dann meine Mutter meinte, ich sei das schlimmste ihrer vier Kinder, hieß das für mich, dass Gott drei gute Kinder und ein böses Kind gemacht haben musste.
Als ich etwa zehn war, fragte ich meinen Sonntagsschullehrer: „Wer hat denn Gott gemacht?“ Ich bekam keine Antwort. Trotzdem trat ich, als ich alt genug war, wie die meisten Leute damals einer Kirche bei; in meinem Fall waren es die Presbyterianer. Allerdings blieben viele meiner Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel sangen wir beim Gottesdienst oft ein Kirchenlied, in dem es unter anderem hieß: „Im stolzen Schloss der Reiche, am Tor des Bettlers Hand — Gott macht’ sie hoch und niedrig, gab jedem seinen Stand.“ „Aber hatte Gott wirklich ‚jedem seinen Stand‘ gegeben?“, rätselte ich. Einmal fragte ich einen Pfarrer: „Wo kommen eigentlich die verschiedenen Rassen her, wenn doch Gott Adam und Eva gemacht hat?“ Er erwiderte mir dem Sinn nach, der Schöpfungsbericht sei ein Märchen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden wir dann aufgefordert, für die britischen Soldaten zu beten. Das überzeugte mich endgültig davon, dass die Lehren meiner Kirche dem widersprachen, was ich in der Bibel gelesen hatte. Aber ich wusste auch nicht, wo ich sonst hätte hingehen sollen, und blieb deshalb in meiner Kirche. Mit 24 Jahren heiratete ich Sheila.
Eines Tages, als ich gerade aus der Kirche nach Hause gekommen war, sprach ein Zeuge Jehovas bei uns vor. Wir nannten die Zeugen damals die „Keine-Hölle-Kirche“, und für sie war mir meine Zeit zu schade. Sie hielten ihre Zusammenkünfte in Privatwohnungen ab und trugen keine Amtstracht. Außerdem hatten mich einige Erlebnisse — darunter die Heirat mit einer fantastischen Frau — davon überzeugt, dass Gott für mich sorgte.
Als sich Nesib Robinson, der Zeuge Jehovas, vorstellte, flickte ich gerade einen Fahrradreifen. Ich sagte ihm: „Dieser Reifen hier hat ein Loch. Wenn Sie ein Christ sind, helfen Sie mir bei der Reparatur.“ Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und ging ins Haus. Eine Woche später ging ich gerade aus der Tür (mit der Bibel in der Hand auf dem Weg in die Kirche), da kam Nesib die Stufen herauf. „Mich interessiert Ihre Religion nicht“, sagte ich. „Meine Frau ist drinnen. Reden Sie mit ihr.“ Dann ließ ich ihn stehen.
Allerdings bereute ich schon bald, was ich gesagt hatte, denn statt dem Pfarrer zuzuhören, musste ich in der Kirche die ganze Zeit denken: „Wenn meine Frau sich mit dem Herrn Robinson unterhält, hat sie womöglich keine Zeit mehr, unsere gute Sonntagssuppe zu kochen!“ Aber ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht; als ich heimkam, war die Suppe fertig. Neugierig fragte ich Sheila: „Hast du mit diesem Robinson geredet?“ „Ja“, antwortete
sie, „er hat sich hingesetzt und mir beim Kochen gepredigt.“Bald darauf fing Sheila an, die Bibel zu studieren. Sie brachte auch unser erstes Kind auf die Welt, aber es wurde leider tot geboren. Ich fragte Herrn Robinson, warum so etwas passiert. Er erwiderte, daran sei nicht Gott schuld, sondern es liege am Ungehorsam Adams und Evas und an der Unvollkommenheit, die wir von ihnen geerbt hätten. Diese Antwort leuchtete mir ein.
Nesib besuchte mich oft in meiner Tischlerwerkstatt. Wir redeten meist über meine Arbeit, aber irgendwie brachte er immer einen Gedanken aus der Bibel zur Sprache, bevor er wieder ging. Allmählich drehten sich unsere Gespräche immer weniger um Möbel und immer mehr um Gottes Wort. Eines Tages beschloss ich, ihm ein oder zwei Fragen zu stellen, die mich mein Leben lang beschäftigt hatten. Ich ging davon aus, dass auch er um eine Antwort verlegen sein würde — immerhin hatten „richtige“ Geistliche keine Antworten gehabt!
Ich bestand darauf, dass mir Nesib mit der Bibel antworten solle, und warf ihm dann die erste Frage an den Kopf: „Wer hat Gott gemacht?“ Nesib las mir aus der King-James-Übersetzung Psalm 90:2 vor, wo es heißt: „Ehe die Berge hervorgebracht wurden oder du je die Erde und die Welt gebildet hattest, ja von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.“ Er schaute mich an und sagte: „Sehen Sie, was hier steht? Niemand hat Gott gemacht; er hat schon immer existiert.“ Diese klare, logische Antwort erstaunte mich. Und sie ließ bei mir alle Dämme brechen: Jetzt sprudelten sämtliche Fragen aus mir heraus, die sich jahrelang aufgestaut hatten. Aufgrund von Nesibs Antworten aus der Bibel, vor allem über den Vorsatz Gottes, die Erde zum Paradies zu machen, empfand ich eine von Herzen kommende Freude wie nie zuvor im Leben.
Mein erster Besuch im Königreichssaal wirkte sich besonders nachhaltig auf mich aus. Warum? Weil ich erstaunt war, dass sich die Anwesenden beteiligten. So etwas hatte ich in meiner Kirche nie erlebt. Meine Frau, die noch keine Zusammenkunft besucht hatte, war damals gerade verreist. Als ich ihr davon erzählte, sagte sie: „Gehn wir doch zusammen hin!“ Und genau das tun wir heute — nach 55 Jahren — immer noch.
Sheila und ich wurden 1949 im Atlantik getauft. 1953 fing ich mit dem Pionierdienst an, zwei Jahre später auch Sheila. Unsere Laufbahn im Vollzeitdienst dauert also mittlerweile schon 50 Jahre. 1958 wurden wir eingeladen, die 31. Klasse der Gileadschule zu besuchen, und anschließend zurück nach Guyana gesandt. 23 Jahre lang waren wir im Reisedienst, dann wurden wir Sonderpioniere, und diesen Dienst dürfen wir heute noch durchführen. Ich bin Jehova wirklich dankbar, dass er mir nicht nur die Fragen meiner Kindheit beantwortet hat, sondern meiner Frau und mir auch erlaubt hat, ihm zu dienen.
[Kasten/Bild auf Seite 163-166]
„Hier bin ich! Sende mich“
Joycelyn Ramalho (geborene Roach)
Geburtsjahr: 1927
Taufe: 1944
Kurzporträt: Sie war 54 Jahre im Vollzeitdienst, begleitete unter anderem ihren Mann im Reisedienst und ist mittlerweile verwitwet.
Ich wurde auf der Karibikinsel Nevis geboren. Meine allein erziehende Mutter arbeitete als Krankenschwester und war Methodistin. Sie lehrte mich, an Gott zu glauben. Wegen ihres Berufs zogen wir in ein kleines Inseldorf. Am ersten Sonntag dort gingen wir in die Methodistenkirche und setzten uns in irgendeine Kirchenbank. Nach ein paar Minuten ließ man uns aber wissen, die „Eigentümer“ der Bank seien eingetroffen und wir sollten uns gefälligst woanders hinsetzen. Zwar erlaubte uns ein anderes Gemeindemitglied gnädigerweise, in „seiner“ Bank zu sitzen, doch Mama entschied, sie würde nie wieder einen Fuß in diese Kirche setzen. Stattdessen gingen wir von da an zur anglikanischen Kirche.
Anfang der 1940er Jahre traf Mutter bei einer Freundin einen Zeugen Jehovas von St. Kitts, der ihr ein paar Schriften gab. Mutter, eine Leseratte, verschlang sie förmlich und erkannte, dass das die Wahrheit war. Kurz darauf heiratete sie und wir zogen alle nach Trinidad. Damals waren unsere Veröffentlichungen dort
verboten, aber wir konnten Zusammenkünfte im Königreichssaal besuchen. Schon bald trat Mutter aus der anglikanischen Kirche aus und fing an, Jehova zu dienen, wie übrigens auch mein Stiefvater, James Hanley.Auf Trinidad lernte ich eine junge Schwester namens Rose Cuffie kennen. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass Rose 11 Jahre später eine meiner Partnerinnen im Missionargebiet sein würde. Unterdessen wurde mein Wunsch, Jehova zu dienen, immer stärker. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich das erste Mal allein predigte. Als die erste Tür aufging, brachte ich plötzlich keinen Ton mehr heraus. Ich weiß nicht, wie lange ich so dastand. Irgendwann schlug ich meine Bibel auf, las Daniel 2:44 vor und machte dann auf dem Absatz wieder kehrt.
Ich fing 1950 mit dem Pionierdienst an, und nur gut zwei Jahre später erhielt ich zu meiner freudigen Überraschung eine Einladung, die 21. Klasse der Gileadschule zu besuchen. Drei aus unserer Klasse wurden als Missionare nach Guyana gesandt: Florence Thom, die aus Guyana stammte, meine Zimmerpartnerin Lindor Loreilhe und ich. Im November 1953 kamen wir an und wurden gebeten, nach Skeldon zu gehen. Die Stadt liegt etwa 180 Kilometer von Georgetown entfernt, unweit der Mündung des Courantyne. Die dortige Verkündigergruppe erwartete uns sehnsüchtig.
Die überwiegend von Indern abstammenden Einwohner Skeldons waren entweder Hindus oder Muslime. Viele konnten weder lesen noch schreiben, und wenn wir ihnen predigten, sagten sie oft: „Bruck am up, Sista“, was so viel heißt wie „Sag’s einfacher,
Schwester.“ Anfangs kamen zwischen 20 und 30 zu unseren Zusammenkünften, aber die Zahl ging zurück, als die wegblieben, die eigentlich nicht interessiert waren.Eine Frau kam mit dem Studium gut voran und wollte sogar mit in den Predigtdienst gehen. Aber als ich sie wie ausgemacht abholen wollte, erschien stattdessen ihr 14-jähriger Sohn im Sonntagsstaat und wollte mich unbedingt begleiten. Seine Mutter sagte: „Fräulein Roach, Sie können Frederick an meiner Stelle mitnehmen.“ Später erfuhren wir, dass ihr Vater, ein frommer Anglikaner, sie unter Druck gesetzt hatte. Trotzdem machte ihr Sohn, Frederick McAlman, ausgezeichnete Fortschritte in der Wahrheit und besuchte irgendwann selbst die Gileadschule. (Siehe Kasten auf Seite 170.)
Später wurde ich nach Henrietta versetzt, wo ein Bruder der einzige Verkündiger war. Das Gebiet wurde von der Versammlung Charity mit betreut. Meine neue Partnerin wurde die vorhin erwähnte Rose Cuffie. Vier Tage pro Woche verbrachten Rose und ich in Henrietta. Jeden Freitag machten wir uns dann frühmorgens mit unseren Fahrrädern auf den 30 Kilometer weiten Weg auf staubigen Straßen nach Charity zu den Zusammenkünften. Verpflegung, Bettzeug und Moskitonetz nahmen wir mit.
Unterwegs hielten wir öfter an, um zu predigen und einige abgelegen wohnende Verkündiger sowie eine untätige Schwester zu ermuntern. Meist studierten wir den Wachtturm mit ihnen. Sonntags kehrten wir nach Henrietta zurück und hielten dort noch ein Wachtturm-Studium mit der Gruppe unserer Bibelstudien ab. Wir hatten eigentlich nie eine ernste Panne; es gab höchstens
mal einen platten Reifen oder wir wurden klitschnass, wenn uns ein Wolkenbruch überraschte.Uns ging nie die Freude verloren. Eine Frau sagte sogar einmal zu uns: „Ihr seid immer fröhlich; euch scheint wohl gar nichts etwas auszumachen!“ Unsere Freude verdankten wir nicht zuletzt dem fruchtbaren Dienst, den Jehova uns schenkte. Sogar die untätige Schwester fing wieder an, Jehova zu dienen. Heute, rund fünfzig Jahre danach, ist sie immer noch treu.
Am 10. November 1959 heiratete ich Immanuel Ramalho, einen Pionier. Gemeinsam waren wir in Suddie tätig, 23 Kilometer südlich von Henrietta. Dort wurde ich schwanger, hatte aber eine Fehlgeburt. Eifrig im Dienst zu bleiben half mir, besser darüber hinwegzukommen. Später bekamen wir zwei Kinder. Trotzdem konnten wir im Pionierdienst bleiben.
Immanuel machte 1995 die Augen zu. Gemeinsam hatten wir Jehova in vielen verschiedenen Gebieten gedient. Wir hatten aus so mancher winzigen Gruppe eine blühende Versammlung werden sehen — mit Ältesten, Dienstamtgehilfen und sogar einem eigenen Königreichssaal. Zehn Jahre durften wir auch den Reisedienst durchführen. Mir fehlt mein Immanuel zwar sehr, aber der liebevolle Beistand Jehovas und der Versammlung tröstet mich immer ungemein.
Der Prophet Jesaja erwiderte auf Jehovas Einladung, ihm zu dienen: „Hier bin ich! Sende mich“ (Jes. 6:8). Mein Mann und ich haben uns sehr angestrengt, Jesajas gute Einstellung nachzuahmen. Wie dieser Prophet haben zwar auch wir schwere, ja entmutigende Zeiten erlebt. Aber die freudigen Erlebnisse haben das mehr als wettgemacht.
[Kasten/Bild auf Seite 170-173]
Ich wurde als Gileadmissionar in mein Heimatland geschickt
Frederick McAlman
Geburtsjahr: 1942
Taufe: 1958
Kurzporträt: Von der Gileadschule wurde er zurück nach Guyana gesandt. Heute sind er und seine Frau Marshalind allgemeine Pioniere.
Als ich 12 Jahre alt war, fing die Missionarin Joycelyn Roach (verheiratete Ramalho) mit meiner Mutter ein Bibelstudium an. Ich setzte mich immer dazu. Mama hörte irgendwann wieder auf, aber ich studierte weiter und besuchte bald alle Zusammenkünfte. Als ich 14 war, nahmen mich Schwester Roach und ihre Missionarpartnerinnen Rose Cuffie und Lindor Loreilhe mit ihren Fahrrädern zum Predigen mit. Ihr Missionargeist beeinflusste mich mehr, als mir damals bewusst war.
Als ich mit Jehovas Zeugen zu studieren anfing, war ich gerade dabei, mich auf meine Konfirmation als Anglikaner vorzubereiten. Einmal wollte uns der Pfarrer die „heilige“ Dreieinigkeit erklären. Ich hörte eine Weile zu und sagte dann ganz offen: „Ich glaube nicht, dass die Lehre in der Bibel steht.“ Er blaffte mich an: „Ich weiß, dass du bestimmte Bücher liest, und die sind vergiftet. Die darfst du nicht lesen. Du musst an die Dreieinigkeit glauben.“ Das war das letzte Mal, dass ich
in der anglikanischen Kirche war. Ich studierte weiter mit Jehovas Zeugen und ließ mich 1958 taufen.Im September 1963 erhielt ich einen Brief vom Zweigbüro mit einer Einladung zum Sonderpionierdienst. Ich nahm an und wurde der Versammlung Fyrish zugeteilt, die am Courantyne liegt. Mein Partner Walter McBean und ich bearbeiteten zusammen ein Jahr lang das Gebiet flussauf- und flussabwärts. Das war eine gute Schulung für unser nächstes Gebiet: die Versammlung Paradise, die bei unserer Ankunft 1964 aus 10 Verkündigern bestand. Dort waren wir über vier Jahre im Pionierdienst und erlebten, wie die Versammlung auf 25 Verkündiger anwuchs.
1969 wurde ich zur 48. Klasse der Gileadschule eingeladen. Besonders schön fand ich, dass ich schon vorher als Gast der Brooklyner Bethelfamilie den internationalen Kongress „Friede auf Erden“ in dem Jahr besuchen konnte. Es war ungemein glaubensstärkend, so viele treue Brüder und Schwestern kennen zu lernen. Ich werde nie vergessen, wie uns Bruder Frederick W. Franz von der leitenden Körperschaft auf sein Zimmer einlud. Er besaß so viele Bücher, dass ich mich fragte, wo er wohl sein Bett hatte! Für sein tiefgründiges Studium des Wortes Gottes war auch Ulysses Glass bekannt, einer unserer Gileadunterweiser. Ich höre ihn noch sagen: „Genau sein, sich kurz fassen und sich deutlich ausdrücken — das ist das kleine Einmaleins guten Schreibens und Lehrens.“
Ich muss gestehen, ich war enttäuscht zu erfahren, dass ich nach Guyana geschickt werden sollte. Das war für mich kein Missionargebiet, sondern meine Heimat.
Doch Bruder Glass nahm mich liebevoll beiseite und half mir, die Sache anders zu sehen. Er erinnerte mich daran, dass es schon etwas ganz Besonderes sei, die Gileadschule zu besuchen, und dass ich wahrscheinlich in eine mir unbekannte Gegend Guyanas gesandt würde. Das war auch so, denn ich wurde der Versammlung Charity am Pomeroon zugeteilt. Dort gab es damals nur fünf Verkündiger.Mein Partner Albert Talbot und ich hatten keine Ahnung von der Schifffahrt und mussten erst einmal lernen, wie man ein Boot steuert. Das klingt vielleicht einfach, aber ich kann euch sagen, es ist gar nicht so ohne! Wer nicht auf Winde oder Strömungen achtet, kommt entweder nicht vom Fleck oder dreht sich im Kreis. Zum Glück hatten wir hervorragende Lehrer; zu den besten gehörte eine einheimische Schwester.
Zehn Jahre lang mussten wir unsere Muskelkraft einsetzen und rudern, um voranzukommen. Dann bot ein Einheimischer der Versammlung einen Schiffsmotor zum Kauf an. Wir hatten aber nicht genug Geld. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie wir uns freuten, als wir eigens dafür einen Scheck vom Zweigbüro erhielten. Offenbar hatten einige Versammlungen Wind davon bekommen und wollten uns helfen. Später schafften wir dann weitere Boote an, die wir alle Kingdom Proclaimer nannten und entsprechend durchnummerierten.
Nachdem ich mit verschiedenen Pionierpartnern zusammengearbeitet hatte, traf ich meine zukünftige Lebenspartnerin: Marshalind Johnson, eine Sonderpionierin, die der Versammlung Mackenzie zugeteilt worden war. Ihr Vater Eustace Johnson war in Guyana allseits bekannt, weil er vor seinem Tod rund zehn Jahre Kreisaufseher gewesen war. Heute sind Marshalind und ich allgemeine Pioniere mit zusammen 72 Jahren im Vollzeitdienst, davon 55 im Sonderpionierdienst. Im Lauf der Zeit haben wir sechs Kinder großgezogen.
Unsere Anstrengungen im Predigtdienst hat Jehova ebenfalls gesegnet. Anfang 1970 trafen wir beispielsweise beim Zeugnisgeben entlang des Pomeroon einen jungen Schneider, der gern die Bibel studieren wollte. Er war wirklich ein guter Schüler. Wir ermunterten ihn, die Namen der Bibelbücher zu lernen. Binnen einer Woche hatte er nicht nur alle Namen auswendig gelernt, sondern wusste auch die Seitenzahl, wo sie zu finden waren! Nach und nach sind außer ihm auch seine Frau und sieben seiner neun Kinder in die Wahrheit gekommen, und wir beide dienen zusammen als Älteste in Charity. All solche Segnungen hätte ich nie erlebt, wenn nicht die eifrigen ersten Missionare mir so ein wunderbares Beispiel gegeben hätten!
[Kasten/Bild auf Seite 176, 177]
Ich hatte ein Fernkurs-Bibelstudium
Monica Fitzallen
Geburtsjahr: 1931
Taufe: 1974
Kurzporträt: Sie studierte Gottes Wort zwei Jahre lang per Briefwechsel, weil sie so abgelegen wohnte, und predigte fleißig ihren indianischen Landsleuten. Mittlerweile erblindet, lernt sie Bibelstellen für den Predigtdienst auswendig.
Ich lebe in Waramuri, einem Indianerreservat am Moruka im Nordwesten Guyanas. Anfang der 1970er Jahre kam ich mit der Wahrheit in Berührung. Damals war Charity am Pomeroon die nächstgelegene Versammlung. Um dorthin zu kommen, musste man 12 Stunden mit dem Einbaum fahren.
Jehovas Zeugen lernte ich kennen, als ich zum Einkaufen in Charity war. Frederick McAlman bot mir den Wachtturm und das Erwachet! an. Ich nahm die Zeitschriften mit nach Hause und packte sie in eine Truhe, wo sie zwei Jahre liegen blieben. Dann wurde ich krank und musste einige Zeit das Bett hüten, was mich sehr deprimierte. Da erinnerte ich mich an die Zeitschriften. Ich las sie und erkannte sofort, dass das die Wahrheit ist.
Ungefähr zu dieser Zeit beschloss mein Mann Eugene, auf der Suche nach Arbeit flussabwärts nach Charity zu ziehen. Mir ging es mittlerweile langsam besser, und ich begleitete ihn. Vor allem aber wollte ich gern Jehovas Zeugen finden. Ich musste nicht lange suchen;
eine Zeugin sprach direkt in dem Haus vor, wo wir wohnten. „Gehören Sie zu den Wachtturm-Leuten?“, fragte ich sie. Als sie bejahte, erkundigte ich mich nach dem Mann, den ich zwei Jahre zuvor am Markt getroffen hatte. Sofort ging sie Frederick McAlman holen, der zufällig mit einer Verkündigergruppe das Nachbargebiet bearbeitete.Als sie mit ihm wiederkam, zeigte mir Bruder McAlman anhand des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, wie man die Bibel studiert. Ich war dazu bereit, und da Eugene und ich nach Hause zurückkehren mussten, wurde mein Studium per Briefwechsel durchgeführt. Zwei Bücher studierte ich auf diese Weise: das Wahrheits-Buch und das Buch „Dinge, in denen es unmöglich ist, dass Gott lügt“. Noch während ich das Wahrheits-Buch studierte, trat ich aus der anglikanischen Kirche aus und wurde eine ungetaufte Verkündigerin. Der Pfarrer schrieb mir: „Hören Sie nicht auf Jehovas Zeugen! Ihre Bibelkenntnis ist sehr oberflächlich. Ich komme Sie besuchen, um die Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen.“ Auf den Besuch warte ich heute noch.
Ich war der einzige Verkündiger im Reservat. Also fing ich an, mit meinen Nachbarn über meine neu gewonnene Erkenntnis zu sprechen. Ich gab auch meinem Mann Zeugnis, und zu meiner großen Freude ließ er sich ein Jahr nach mir taufen. Mit Eugene und mir sind wir hier mittlerweile 14 Verkündiger.
In den letzten Jahren habe ich wegen grünem und grauem Star mein Augenlicht verloren, sodass ich Bibeltexte für den Predigtdienst jetzt auswendig lerne. Trotzdem bin ich Jehova dankbar, dass ich ihm immer noch dienen kann.
[Kasten/Bilder auf Seite 181-183]
Jehova hat mir ‘die Bitten meines Herzens’ gewährt
Ruby Smith
Geburtsjahr: 1959
Taufe: 1978
Kurzporträt: Als karibische Indianerin trug sie maßgeblich dazu bei, die gute Botschaft in Baramita zu predigen, einem Indianerreservat im Landesinnern Guyanas.
Zum ersten Mal kam ich 1975 mit Jehovas Zeugen in Berührung. Ich war damals 16 Jahre alt. Meine Großmutter bekam von ihrem Stiefsohn ein Traktat und bat mich, es ihr zu übersetzen, weil sie kein Englisch lesen konnte. Fasziniert von den biblischen Verheißungen in dem Traktat, füllte ich den Kupon aus und schickte ihn an das Zweigbüro. Ich erhielt die gewünschten Veröffentlichungen zugeschickt, studierte sie und redete dann mit anderen über die Wahrheiten, die ich aus der Bibel lernte, und zwar zuerst mit meiner Großmutter und meiner Tante. Leider war das meinem Vater gar nicht recht.
Schon bald gaben auch meine Großmutter und meine Tante anderen Zeugnis. Daraufhin kamen einige Dorfbewohner zu uns nach Hause, um mehr aus der Bibel zu erfahren. In der Zwischenzeit ging mir durch das eifrige Lesen immer mehr auf, dass ich mein Leben ändern musste, wenn ich Jehova gefallen wollte. Unter anderem hatte ich meinem Vater zu beichten, dass ich
etwas aus seiner Werkstatt gestohlen hatte, und musste mit einem meiner Brüder Frieden schließen. Nach viel Beten gelang mir beides.Das Zweigbüro hatte unterdessen veranlasst, dass Sheik Bakhsh, ein Sonderpionier, unsere Gegend besuchen sollte. Aber weil Bruder Bakhsh nicht lange bleiben konnte, studierten er und ein anderer Bruder namens Eustace Smith (mein späterer Mann) per Post mit mir.
1978 ging ich nach Georgetown, um den Kongress „Siegreicher Glaube“ zu besuchen. Bei meiner Ankunft in der Hauptstadt ging ich schnurstracks ins Zweigbüro und ließ die Brüder wissen, dass ich mich taufen lassen wollte. Sie beauftragten Albert Small, die Fragen mit mir durchzugehen, die Älteste gewöhnlich mit Taufbewerbern besprechen. Ich war überglücklich, als getaufte Dienerin Jehovas nach Baramita zurückzukehren!
Voller Eifer machte ich mich sofort ans Predigen. Viele zeigten Interesse, sodass ich einige bat, eine einfache Anbetungsstätte zu bauen. Dort dolmetschte ich jeden Sonntag aus dem Wachtturm, den es ja nur in Englisch gab, ins Karibische. Mein Vater machte mir aber Schwierigkeiten und bestand darauf, dass ich sonntags zu Hause blieb. Also nahm ich die Artikel heimlich auf Kassette auf, und einer meiner Brüder spielte sie dann bei den Zusammenkünften ab. Mittlerweile waren regelmäßig rund 100 Personen anwesend.
Kurz darauf zog unsere Familie aus beruflichen Gründen nach Georgetown, und meine Großmutter zog nach Matthews Ridge. Meine Tante blieb zwar in Baramita, hörte aber auf, mit anderen über die gute Botschaft
zu sprechen. Somit schlief das Königreichswerk dort eine Zeit lang ein.In Georgetown lernte ich dann Eustace Smith persönlich kennen, und nicht lange danach heirateten wir. Eustace konnte zwar kein Karibisch, aber wir wollten beide gern nach Baramita ziehen und das Interesse dort weiter fördern. 1992 konnten wir das dann verwirklichen. Wir machten uns gleich daran, zu predigen und Zusammenkünfte zu organisieren. Binnen kurzem waren wir bis zu 300 Anwesende!
Nach dem Wachtturm-Studium hielten wir auch Lese- und Schreibunterricht ab. Yolande, unsere Erstgeborene, half uns dabei. Sie war damals 11 Jahre alt und schon ungetaufte Verkündigerin. Heute sind Yolande und unsere andere Tochter Melissa beide allgemeine Pioniere.
1993 segnete uns Jehova in Baramita mit einem Königreichssaal. Außerdem hat er uns „Gaben in Form von Menschen“ geschenkt, die Karibisch können und in der Versammlung führend vorangehen (Eph. 4:8). Seit dem 1. April 1996 sind wir in Baramita eine Versammlung. Es macht mich auch sehr glücklich, berichten zu können, dass dazu meine Mutter, meine Großmutter und fast alle meine Geschwister gehören. Jehova hat mir wirklich ‘die Bitten meines Herzens’ gewährt (Ps. 37:4).
[Bild]
Eustace und ich heute
[Übersicht auf Seite 148, 149]
GUYANA — EINIGE WICHTIGE ETAPPEN
1900: Einzelne Leser tun sich zusammen und besprechen gemeinsam den Wachtturm und andere biblische Veröffentlichungen.
1910
1912: E. J. Coward hält vor Hunderten von Zuhörern Vorträge in Georgetown und New Amsterdam.
1913: Ein Raum im Somerset House wird als Zusammenkunftsstätte gemietet. Diesem Zweck dient er bis 1958.
1914: In Georgetown wird das erste Zweigbüro eröffnet.
1917: Auf Druck der Geistlichkeit verbietet die Regierung einige Veröffentlichungen.
1922: Das Verbot wird aufgehoben. George Young kommt zu Besuch.
1940
1941: Der Wachtturm und Trost (heute Erwachet!) werden verboten.
1944: Alle Veröffentlichungen von Jehovas Zeugen werden verboten.
1946: Im Juni wird das Verbot aufgehoben. Die ersten Missionare treffen von der Gileadschule ein.
1950er Jahre: In ganz Guyana wird der Film Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit gezeigt.
1960: Der Zweig erwirbt ein Grundstück in Georgetown. Bestehende Gebäude dienen als Zweigbüro und Missionarheim.
1967: Erstmals berichten mehr als 1 000 Verkündiger.
1970
1988: Auf dem bestehenden Gelände wird ein neues Zweiggebäude eingeweiht.
1995: Der erste Königreichssaal in Schnellbauweise wird errichtet.
2000
2003: Ein neues Zweigbüro auf einem anderen Grundstück wird eingeweiht.
2004: 2 163 Verkündiger sind in Guyana tätig.
[Übersicht
(Siehe gedruckte Ausgabe)
Gesamtzahl Verkündiger
Gesamtzahl Pioniere
2 000
1 000
1910 1940 1970 2000
[Karten auf Seite 141]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
GUYANA
Baramita
Hackney
Charity
Henrietta
Suddie
GEORGETOWN
Mahaicony
Soesdyke
Bartica
Yaruni
New Amsterdam
Mackenzie
Wismar
Skeldon
Berbice
Orealla
Lethem
Essequibo
Demerara
Berbice
Courantyne
VENEZUELA
BRASILIEN
SURINAME
[Ganzseitiges Bild auf Seite 134]
[Bild auf Seite 137]
Evander J. Coward
[Bild auf Seite 138]
Das Somerset House in Georgetown (Guyana) diente von 1913 bis 1958 als Versammlungsort
[Bild auf Seite 139]
George Young
[Bild auf Seite 146]
Frederick Phillips, Nathan Knorr und William Tracy (1946)
[Bild auf Seite 147]
Im Juni 1946 wurde mit diesem Erlass das Verbot unserer Literatur in Guyana aufgehoben
[Bild auf Seite 152]
Nathan Knorr, Ruth Miller, Milton Henschel, Alice Tracy (geborene Miller) sowie Daisy und John Hemmaway (1954)
[Bild auf Seite 153]
John Ponting
[Bild auf Seite 154]
Geraldine und James Thompson waren 26 Jahre in Guyana tätig
[Bild auf Seite 168]
Gruppenweises Zeugnisgeben per Boot
[Bild auf Seite 169]
Predigen am Moruka im „Kingdom Proclaimer III“
[Bild auf Seite 175]
Jerry und Delma Murray
[Bild auf Seite 178]
Frederick McAlman sowie Eugene und Monica Fitzallen sprechen mit einem Indianer, der sein Kanu repariert, über die gute Botschaft
[Bild auf Seite 184]
Kreiskongress in Baramita (2003)
[Bilder auf Seite 185]
Im Bezirk Baramita haben viele die biblische Wahrheit angenommen
[Bild auf Seite 186]
Mit dem Einbaum zum Zeugnisgeben unterwegs
[Bild auf Seite 188]
Sherlock und Juliet Pahalan
[Bilder auf Seite 191]
Guyana — ein „Pionierparadies“
[Bild auf Seite 194]
Königreichssaal in Orealla
[Bild auf Seite 197]
Ehemaliges Zweigbüro am Brickdam 50 in Georgetown (1987 fertig gestellt)
[Bild auf Seite 199]
Zweigkomitee: Edsel Hazel, Ricardo Hinds und Adin Sills (von links nach rechts)
[Bild auf Seite 200, 201]
Neues Zweigbüro in Guyana