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Lettland

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Lettland

IN DER Stadtmitte von Rīga, der Hauptstadt Lettlands, ragt in der Brīvībasstraße (zu Deutsch: Freiheitsstraße) ein ungefähr 42 Meter hohes Denkmal auf. Enthüllt wurde es im Jahr 1935 als Symbol politischer Freiheit. Seit den 1920er Jahren steht den Menschen in Lettland jedoch eine Freiheit zur Wahl, die alles andere in den Schatten stellt — eine Freiheit, die man durch die Wahrheit aus der Bibel kennen lernt. Über diese Freiheit hieß es in einem Bericht: „Sowohl Männer wie Frauen nehmen die Botschaft mit Tränen in den Augen auf.“ Jahrzehntelang haben Feinde versucht, diese kostbare Botschaft zu unterdrücken, mit einem gewissen Erfolg. Aber wie dieser Bericht zeigen wird, kann keine Macht auf der Erde der Hand des Allmächtigen oder der seines Sohnes wehren, dessen Herrschaft alle politischen Barrieren durchbricht (Offb. 11:15).

Seit der Zeit, als der Schwertbrüderorden im Jahr 1201 die Stadt Rīga gründete, bis hin zur Ära des Sowjetkommunismus ist Lettland von einer ganzen Reihe fremder Mächte wie Deutschland, Polen, Russland und Schweden regiert worden. 1918 erklärte Lettland zum ersten Mal seine Unabhängigkeit. 1940 wurde das Land Sowjetrepublik. 1991 gewann es seine Unabhängigkeit als Republik Lettland wieder.

Staatliche Unabhängigkeit bedeutet jedoch nicht echte Freiheit. Nur Jehova kann die Menschheit völlig befreien, und sein Freiheitsversprechen ist eine der strahlenden Facetten der guten Botschaft von Gottes Königreich (Luk. 4:18; Heb. 2:15). Wie gelangte diese gute Botschaft nach Lettland? Unsere Geschichte beginnt mit dem Gebet eines Seemanns namens Ans Insberg.

Ans schrieb: „Eines Nachts unter sternklarem Himmel auf See schüttete ich dem Herrn mein Herz aus und bat ihn, mich zu dem Volk zu führen, das ihn wirklich mit Geist und Wahrheit anbetet (Joh. 4:24). Ich hatte bei den Kirchgängern in meiner Heimat Lettland viel Heuchelei gesehen und wollte nichts damit zu tun haben. Dann schaute ich mir 1914 in Cleveland (Ohio, USA) das ‚Photo-Drama der Schöpfung‘ an, eine auf der Bibel basierende Produktion der Internationalen Bibelforscher (unter diesem Namen waren Jehovas Zeugen damals bekannt). Mein Gebet war erhört worden; ich hatte die Wahrheit gefunden! Am 9. Januar 1916 ließ ich mich taufen und nahm den Predigtdienst auf. Wann immer mein Geld zur Neige ging, fuhr ich wieder zur See.“

Gleich nach dem Ersten Weltkrieg sorgte Ans dafür, dass die Botschaft vom Königreich in Lettland bekannt wurde. Auf eigene Kosten ließ er in lettische Zeitungen Anzeigen setzen, in denen das Königreich Gottes verkündet wurde. Durch solche Anzeigen lernte ein pensionierter Lehrer, ein gewisser Herr Krastiņš, die Wahrheit kennen. Wahrscheinlich war er der erste Einwohner Lettlands, der Bibelforscher wurde. Ab 1922 half Ans im Bethel in Brooklyn (New York) mit, dem Hauptbüro der Bibelforscher. Dort ging er regelmäßig zum Hafen — „in mein faszinierendes Gebiet“, wie er zu sagen pflegte —, um anderen Seeleuten von der Wahrheit aus der Bibel zu erzählen. Ans gehörte zu den Geistgesalbten und vollendete sein Leben auf der Erde am 30. November 1962.

1925 wurde in Kopenhagen das nordeuropäische Büro eröffnet. Es kümmerte sich um das Predigtwerk in den drei baltischen Staaten — Estland, Lettland und Litauen — sowie in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden. Im Juli 1926 wurde Rees Taylor aus England gebeten, die Aufsicht über das Werk in Lettland zu übernehmen. Er richtete in Rīga ein Büro ein und organisierte einen kleinen Kongress. 14 der 20 Anwesenden beteiligten sich an dem ersten Predigtfeldzug im Land. Die Polizei genehmigte schließlich, dass in Rīga, Liepāja und Jelgava biblische Vorträge gehalten werden konnten. 975 Personen kamen in den Genuss dieser Vorträge, die in Deutsch gehalten wurden, der Zweitsprache vieler Letten. Viele baten darum, dass solche Zusammenkünfte wiederholt würden.

„FREIHEIT FÜR DIE VÖLKER“

Im September 1927 waren circa 650 Personen aus Estland, Lettland und Skandinavien zu Besuch in Kopenhagen, um den Vortrag „Freiheit für die Völker“ von Bruder Rutherford aus dem Hauptbüro zu hören. 1928 wurde eine gleichnamige Broschüre ins Lettische übersetzt und hauptsächlich von den Kolporteuren (oder Pionieren) im Land verbreitet.

Zu diesen frühen Pionieren gehörten mindestens zehn Brüder aus Deutschland, die zur Unterstützung nach Lettland gekommen waren. Einer davon war der 22-jährige Johannes Berger. Wie er schrieb, hielten die Pioniere, wenn sie neu in eine Stadt geschickt wurden, immer zuerst einen öffentlichen Vortrag. „So hielten wir in fast allen Städten Lettlands Vorträge ... In einer Stadt, Sloka, hatten wir für den Winter ein Kino ... gemietet. Dort durfte ich den ganzen Winter über jeden Montag einen Vortrag halten. Die Leute kamen mit ihren kleinen Pferden von weit her.“ Im Rückblick auf diese Jahre meinte er noch: „Meine Dienstvorrechte waren trotz meiner geringen Bildung sehr groß.“

1928 waren schon rund 40 Verkündiger, von denen 15 getauft waren, mit der Botschaft vom Königreich unterwegs. 1929 wurde das Büro in Rīga in die Šarlotesstraße verlegt, 9 weitere Personen ließen sich taufen und über 90 000 Bücher und Broschüren kamen unter die Leute.

Bereits 1927 hatte sich ein junger Mann mit Namen Ferdinand Fruck und seine Mutter Emilie taufen lassen. Vier Jahre später traf Ferdinand auf seinen künftigen Pionierpartner. Als er in seiner Heimatstadt Liepāja in einer Bäckerei predigte, stürmte der Bäcker zum Friseurladen seines Bruders nebenan. „Heinrich, komm schnell!“, rief er. „Da ist ein Mann in meinem Laden, der erzählt Sachen, die sind kaum zu glauben!“ Der Friseur Heinrich Zech fand die Wahrheit aus der Bibel hingegen gar nicht schwer zu glauben und ließ sich bald danach taufen. Er und Ferdinand wurden ein Gespann und radelten in viele Städte, um dort die Königreichsbotschaft zu verkündigen.

GEGNERSCHAFT FORMIERT SICH

Die Brüder waren zwar nur eine kleine Gruppe, doch ihr Eifer verärgerte die Geistlichkeit. Ein angesehener Geistlicher in Rīga drohte sogar, jeden zu exkommunizieren, der zu den Zusammenkünften der Bibelforscher ging. In Liepāja verteilten die Geistlichen Flugblätter, in denen behauptet wurde, dass die Brüder nicht an Jesus Christus glauben, und man den Leuten untersagte, etwas zum Lesen zu nehmen. Außerdem wurden die Bibelforscher in einem führenden Kirchenblatt ziemlich schlecht gemacht.

1929 gab die Regierung dem Druck der Kirche nach und verwies die deutschen Kolporteure des Landes. 1931 wurden die meisten Bibellehrbücher verboten. Ließen sich die Brüder durch solcherlei Angriffe aufhalten? Wie das Büro in Lettland schrieb, „[spornte] aller Widerstand des Teufels“ die Brüder „nur dazu an, immer treuer zu sein. Es ist eine wahre Freude, einen Anteil an dem Werke hier zu haben, und wir sind entschlossen, ... allen unsren Vorrechten getreu zu sein.“

1931 reagierten etliche Brüder aus England auf den Appell an Pioniere, zur Unterstützung in die baltischen Länder zu ziehen. Einige von ihnen halfen mit, dass aus den Nachbarländern Estland und Litauen Literatur ins Land kam. Edwin Ridgewell war damals in Litauen und erst 18 Jahre alt. Heute ist er in seinen Neunzigern und erzählt rückblickend: „Ich hatte zwei Partner, Andrew Jack und John Sempey, und wir drei hatten den Sonderauftrag, Schriften in Lettland einzuschleusen. Dazu nahmen wir immer den Nachtzug nach Rīga und versteckten die Literaturpäckchen in dem Bettfach unter den Sitzen. Da passten sie genau rein. Bevor wir dann ausstiegen, kamen die Päckchen mit ein paar Kleidungsstücken in spezielle Koffer, die sich vergrößern ließen. Nach so einem nervenaufreibenden Unterfangen feierten wir jedes Mal. Percy Dunham, der damals das Werk leitete, führte uns anschließend in Rīga immer zum Essen ins Restaurant aus.“

Ferdinand Fruck traf sich oft mit Brüdern an der Grenze zu Litauen. Sie übergaben ihm Literatur, die er bei sich auf dem Heuboden versteckte. Die Behörden bekamen jedoch Wind davon, und von da an durchsuchte die Polizei ständig sein Grundstück nach verbotenen Schriften. Einmal hatte der Beamte keine Lust, auf den Heuboden zu klettern, und schickte Ferdinand nach oben! Der zeigte sich entgegenkommend und kam mit ein paar älteren Wachttürmen wieder herunter. Zufrieden zog der Beamte von dannen.

TROTZ GEGENWIND WEITER VORWÄRTS

Percy Dunham war Schotte und wurde 1931 darum gebeten, das Werk in Lettland zu leiten. Er war schon vor 1914 Bibelforscher geworden und seine Erfahrung war von unschätzbarem Wert. Gegen Ende des Jahres 1931 hieß es aus dem Büro: „Das Werk wird unter Schwierigkeiten ausgeführt von Menschen, die arm sind, was die Güter dieser Welt angeht, aber reich im Glauben an Gott. ... Es ist deutlich ein zunehmendes Interesse an unserer Botschaft zu bemerken. ... Jede Woche sprechen Leute im Büro vor, fragen nach neuen Büchern und möchten benachrichtigt werden, sobald solche zu haben sind.“ Dann folgte ein Kommentar zu einer äußerst wichtigen theokratischen Entwicklung: „In einer kürzlich in Rīga abgehaltenen Versammlung wurde einstimmig eine Entschließung über die Annahme des neuen Namens [Jehovas Zeugen] gefasst, den der Herr seinem Volke gegeben hat.“

1932 wurde das Büro in Rīga in die Cēsustraße verlegt. Noch im selben Jahr zog Margaret (Madge) Brown, eine schottische Pionierin, die in Irland diente und seit 1923 getauft war, nach Lettland, um Percy Dunham zu heiraten. Mittlerweile wurde der Wind, der dem Werk entgegenblies, immer heftiger. Madge schreibt: „In einer Rīgaer Zeitung vom 9. Februar 1933 wurden wir beschuldigt, Kommunisten zu sein. Am nächsten Morgen klingelte es bei uns an der Tür. Als ich öffnete, stürmte die Polizei mit vorgehaltener Waffe herein und schrie: ‚Hände hoch!‘ Sieben Stunden lang suchten sie alles nach den verbotenen Büchern ab. Gegen Mittag tranken sie dann eine Tasse Tee, die ich ihnen angeboten hatte.

Die meiste Literatur war auf dem Dachboden versteckt. Der leitende Beamte hatte zuvor schon die Taschen meines Mannes durchsucht und dabei ein paar Schlüssel gefunden. ‚Wofür sind die?‘, hatte er gefragt. ‚Für den Dachboden‘, hatte Percy geantwortet. Aber die Polizei ist nie auf den Dachboden gegangen. Im Gegenteil, kurz bevor sie wegging, gab der leitende Beamte Percy die Schlüssel einfach wieder zurück! Die Polizisten hatten zwar ein paar Schriften durchgeblättert, aber ihrer Meinung nach war da nichts drin, weswegen man sie beschlagnahmen müsste.

Sie beschlagnahmten sie trotzdem, sowie auch einige Briefe, etwas Geld, ein Vervielfältigungsgerät und eine Schreibmaschine. Ähnliche Durchsuchungen machte die Polizei noch bei sechs weiteren lettischen Familien, die ebenfalls Zeugen waren, aber auch dort fand sie keine Anhaltspunkte für ein Vergehen und erhob keine Anklage.“

Im ganzen Land gab es damals nicht einmal 50 Verkündiger. Um das Werk gesetzlich abzusichern, bemühten sich die Brüder trotz allem um eine Registrierung. Man kann sich ihre helle Freude vorstellen, als die Internationale Bibelforscher-Vereinigung am 14. März 1933 offiziell eingetragen wurde! Sie erhielten zwar nicht die Genehmigung, biblische Publikationen einzuführen, konnten ihren rechtlichen Status aber dazu nutzen, im Land ein paar Broschüren drucken zu lassen. Die Übersetzung ins Lettische übernahm der bekannte Autor und Chefredakteur der Zeitung Rīts, Aleksandrs Grīns.

NUR EINE KURZLEBIGE SACHE

Im Mai 1934 kam es zum Putsch und das Kriegsrecht wurde verhängt. Feinde der Wahrheit nutzten die instabile politische Lage aus, um Gottes Diener als Kommunisten anzuschwärzen. Am 30. Juni ließ der Innenminister das Büro der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung schließen und über 40 000 Bücher und Broschüren zusammen mit etwas Bargeld beschlagnahmen. Als Liquidatoren wurden sogar Geistliche eingesetzt. Erneute Anträge auf Eintragung der Vereinigung wurden abgewiesen.

1939 brach der Zweite Weltkrieg aus und im Juni 1940 marschierte die Rote Armee in Lettland ein. Im August wurde das Land 15. Republik der UdSSR und in Lettische Sozialistische Sowjetrepublik umbenannt. Am 27. Oktober mussten die Dunhams Lettland und ihre geliebten lettischen Brüder und Schwestern verlassen. Sie kamen ins Zweigbüro nach Australien. Percy starb im Jahr 1951 und Madge im Jahr 1998. Beide waren Geistgesalbte.

Die Schließung des Büros, die Ausweisung der Brüder, die die Leitung innehatten, die Kriegswirren und die darauf folgenden Jahrzehnte der strengen kommunistischen Herrschaft versetzten dem Werk schwere Schläge. Erst Anfang der 1990er Jahre wurden die grausamen Fesseln der Zeit der Intoleranz endlich gelöst.

JEHOVA TRÖSTET ALLE, DIE TREU ZU IHM HALTEN

Während des Zweiten Weltkriegs hatte die kleine Gruppe Zeugen in Lettland keinerlei Kontakt zum Hauptbüro. Dennoch hielten sie ihre Hoffnung „durch den Trost aus den Schriften“ lebendig (Röm. 15:4). Erst nach dem Krieg, gegen Ende der 1940er Jahre, kam zu den wenigen Brüdern in Jelgava, Kuldīga, Rīga und Ventspils endlich Post vom deutschen Zweigbüro durch.

So erhielt Ernests Grundmanis, der seit 20 Jahren Zeuge Jehovas war und in Kuldīga wohnte (160 Kilometer westlich von Rīga), mehrere aufmunternde Briefe aus Deutschland, die genau zum richtigen Zeitpunkt kamen. In einem Brief hieß es: „Vertraut in allem auf Jehova Gott, unseren guten Vater. Er wird euch beistehen und zur richtigen Zeit stärken.“ In dem Brief wurde dann 2. Chronika 16:9 zitiert: „Jehovas Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“ Diese Briefe kamen wirklich genau im richtigen Moment und gaben enorm Auftrieb!

Die Brüder nutzten jede Gelegenheit, um über Gott zu reden. Ein Beispiel dafür ist Marta Baldone, die in Ventspils als Masseurin arbeitete und während ihrer Arbeit oft auf die Bibel zu sprechen kam. So auch bei Alexandra Preklonskaja (heute Rezevskis). Alexandra erinnert sich noch: „Marta hat mir erklärt, dass Gottes Name Jehova ist, und dieser Name wurde mir lieb und wert.“

Auch Alexandras Vater, Peter, der 1880 geboren wurde, lernte die Wahrheit aus der Bibel kennen. Seine Tochter schreibt: „Vater hatte sich vor der Revolution im Jahr 1917 der kommunistischen Partei angeschlossen und in Sankt Petersburg gelebt [das zwischen 1914 und 1924 Petrograd und bis 1991 Leningrad hieß]. Doch die Revolution hatte nicht das bewirkt, was sich Vater erhofft hatte, deshalb gab er seinen Parteiausweis zurück. Daraufhin musste er die Stadt verlassen und kam nach Lettland. Dort stellte ich ihm Marta vor. Vater war ein aufrechter, liebenswürdiger Mensch und war sofort von der Wahrheit angetan. 1951 ging er nach Russland zurück, diesmal allerdings als Gefangener für seinen Glauben. Er starb 1953 in Sibirien.“

DEPORTATIONEN NACH SIBIRIEN

Die neue Regierung von Lettland modelte nach und nach (wie in anderen sowjetisch besetzten Ländern ebenfalls üblich) alle kulturellen und politischen Institutionen nach sowjetischem Vorbild um. Außerdem kollektivierten oder verstaatlichten die Kommunisten jeden privaten landwirtschaftlichen Betrieb. Im Zuge dieser Veränderungen kam es zu mehreren Deportationswellen, vor allem im Jahr 1949. Letztendlich wurden rund 100 000 Letten nach Nordrussland und Sibirien deportiert. Knapp zwei Jahre später nahmen die Kommunisten auch Jehovas Zeugen ins Visier und deportierten Tausende aus den besetzten Ländern, darunter mindestens 20 der circa 30 noch in Lettland verbliebenen Verkündiger.

Valija Lange aus Ventspils war eine von denen, die der KGB bei einer Razzia im September 1950 festnahm, dabei war sie noch nicht einmal getauft. Bei einem Verhör in Rīga mitten in der Nacht fragte man sie: „Warum arbeiten Sie als Bürgerin der Sowjetunion gegen den Staat?“ Valija gab ruhig und respektvoll zurück: „Mein Anliegen ist einzig und allein, Jehova Gott zu dienen, sein Wort zu verstehen und anderen davon zu erzählen.“

Valijas Name stand zusammen mit den Namen 19 weiterer Zeugen auf einem Dokument vom 31. Oktober 1950. Sie alle wurden zu zehn Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt, und ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. Manche wurden nach ihrer Heimkehr erneut angeklagt. Paulīne Serova zum Beispiel wurde noch einmal für vier Jahre nach Sibirien geschickt, nachdem man dahinter gekommen war, dass ihr biblische Literatur zugesandt wurde.

Die Brüder predigten in den Arbeitslagern jedoch weiter und viele, denen sie predigten, ließen sich taufen, wie Jānis Garšķis im Jahr 1956. Er lebt heute in Ventspils und sagt: „Ich bin froh, dass Gott zugelassen hat, dass ich in ein Arbeitslager kam, sonst hätte ich die Wahrheit nicht kennen gelernt.“ Ist das nicht eine schöne Einstellung?

Tekla Onckule, eine gebürtige Lettin, wurde der politischen Agitation bezichtigt und nach Sibirien geschickt. Dort, im fernab gelegenen Omsk, lernte sie die Wahrheit kennen durch Zeugen, die ebenfalls dorthin verbannt worden waren. „Ich werde nie meine Taufe vergessen“, erzählt Tekla. „Das war mitten in der Nacht in einem eiskalten Fluss! Ich bibberte nur so vor Kälte, aber ich war überglücklich.“ 1954 heiratete Tekla Alexeij Tkatsch, der sich 1948 in Moldawien hatte taufen lassen und dann nach Sibirien deportiert worden war. Zusammen mit einigen wenigen anderen Zeugen kehrte das Ehepaar 1969 nach Lettland zurück. Traurigerweise sind die meisten anderen deportierten Letten in den Lagern umgekommen.

WIEDER DAHEIM — DEN KGB IMMER DICHT AUF DEN FERSEN

Ein paar Zeugen konnten der Deportierung entgehen. „Ich hielt mich ständig woanders auf, arbeitete auf den verschiedensten Bauernhöfen und konnte mich so dem Zugriff des KGB immer wieder entziehen. In der ganzen Zeit predigte ich überall weiter und die Leute hörten zu. Manche wurden auch Zeugen Jehovas“, schreibt Alexandra Rezevskis. Der KGB suchte fieberhaft nach den wenigen verbliebenen Zeugen, die im Land verstreut waren, weil sie angeblich antisowjetisch waren. Die Regierung brachte sogar eine Broschüre in Umlauf, in der die Zeugen in lügnerischer Weise beschuldigt wurden, amerikanische Spione zu sein. Da kommunistische Spitzel die Brüder ständig mit Argusaugen beobachteten, mussten sie beim Predigen sehr vorsichtig sein und sich heimlich an verschiedenen Orten treffen.

Alexandra und ihr Mann, Kārlis Rezevskis, zogen nach ihrer Heirat in das Häuschen seiner Eltern. Es lag versteckt in einem Wald nahe der Stadt Tukums (circa 70 Kilometer von Rīga entfernt) und war wie geschaffen für die Zusammenkünfte im Winter. Dita Grasberga (damals Andrišaka) erinnert sich: „Ich war noch klein, als die Zusammenkünfte bei Familie Rezevskis stattfanden. Die Busfahrt nach Tukums und der Weg durch den Wald im Schnee waren für mich das reinste Abenteuer. Und wenn wir dann endlich an dem Häuschen ankamen, schlug uns aus der Küche oft schon der Duft einer köstlichen heißen Suppe entgegen.“

Die Literatur versteckte Kārlis immer im Wald. Einmal vergrub er zwei Säcke voll Bücher und markierte die Stelle sorgfältig. Doch in der Nacht kam ein furchtbarer Sturm auf und die Markierung war weg. Kārlis versuchte, die Säcke zu finden — vergebens! Und so liegen sie bis heute irgendwo in diesem Wald vergraben.

Im Sommer trafen sich die Brüder in Wäldern, an Seen oder am Meer. Wie in anderen Sowjetrepubliken auch, nutzten sie Hochzeiten und Beerdigungen für biblische Vorträge. In den 1960er und 1970er Jahren kamen regelmäßig Brüder aus Estland zu Besuch, wie Viljard Kaarna, Silver Silliksaar und Lembit Toom. Sie hielten Vorträge, brachten Literatur mit und holten die Berichte der etwa 25 getauften Verkündiger ab. Besonders glücklich waren die lettischen Brüder darüber, dass sie den russischen Wachtturm bekamen, weil Pauls und Valija Bergmanis ihn dann ins Lettische übersetzten und per Hand in Schulhefte schrieben.

„ES GAB NUR EINEN EINZIGEN WACHTTURM FÜR ALLE“

In den 70er und 80er Jahren besorgten sich die estnischen Brüder in Russland den Wachtturm auf Mikrofilm und schmuggelten ihn nach Lettland ein. Damals war Fotografieren gerade groß in Mode, und deshalb hatten die Brüder die Möglichkeit, die Negative zu Hause selbst zu entwickeln, Abzüge zu machen und sie zu verteilen. Hin und wieder kamen auf diese Weise auch noch andere Publikationen ins Land, hauptsächlich über Litauen und die Ukraine.

„Es gab nur einen einzigen Wachtturm für alle“, erinnert sich Vida Sakalauskiene, die damals zehn Jahre alt war. „Eine Zeit lang gab es von der Zeitschrift für jede Gruppe Abzüge auf Fotopapier. Sie wurden von Familie zu Familie weitergereicht, sodass wir sie alle lesen und Notizen machen konnten. Aber keiner durfte die Zeitschrift länger als 24 Stunden behalten. Beim Wachtturm-Studium hatte sie dann der Leiter und wir beantworteten die Fragen entweder aus dem Kopf oder mithilfe unserer Notizen.“ Durch diese gute biblische Versorgung konnte Vida während ihrer Schulzeit fest für die Wahrheit eintreten. Und das half auch ihrem Bruder Romualdas, in seiner Gefängniszeit treu zu bleiben, als er wegen seiner christlichen Neutralität eingesperrt war.

MENSCHEN VON JEDEM STAND UND RANG WERDEN ZEUGEN JEHOVAS

Wera Petrowa war 27 Jahre lang aktiv in der kommunistischen Partei. „Zu meinen Aufgaben gehörte unter anderem“, so erzählt sie, „in die Kirche zu gehen und zu gucken, wer alles von der kommunistischen Partei dort war, um das unserem Parteisekretär zu melden. In der Zwischenzeit lernte eine meiner beiden Schwestern die Wahrheit aus der Bibel kennen und erzählte mir immer wieder davon. Es klang interessant, deshalb fragte ich einen russisch-orthodoxen Priester nach einer Bibel.

‚Was willst du mit einer Bibel?‘, fragte er.

‚Ich möchte herausfinden, ob sich Ihre Lehren mit der Bibel decken‘, antwortete ich. Er gab mir keine Bibel und so besorgte ich mir woanders eine und fing an, drin zu lesen. Mir wurde schnell klar, dass sich die Lehren der Kirche nicht mit der Bibel deckten. Ich lernte immer mehr aus der Bibel dazu, trat aus der kommunistischen Partei aus und ließ mich 1985 taufen.“

Teofīlija Kalvīte hatte vor dem Zweiten Weltkrieg den Bürgermeister von Daugavpils geheiratet. Leider wurde er gleich zu Anfang des Krieges für vermisst erklärt. Teofīlija war Krankenschwester und hatte selbst Schweres durchgemacht und viel Leid und Elend gesehen. Nach dem Krieg wurde sie Vorsitzende des Lettischen Roten Kreuzes und in den 61 Jahren ihrer medizinischen Arbeit wurden ihr mindestens zwanzig Staatspreise verliehen. Mit circa 65 lernte Teofīlija die Zeugin Jehovas Paulīne Serova kennen, die ihr aus der Bibel erklärte, warum Gott das Böse zulässt. Teofīlija machte die Wahrheit zu ihrer eigenen Überzeugung und übernahm von da an mit Freude die noch schönere Aufgabe, anderen die heilende Botschaft der Bibel zu bringen. Sie starb in Treue im Jahr 1982.

„ACH, DAS IST EIN WÖRTERBUCH!“

Im Jahr 1981 wurde der 18-jährige Jurij Kaptola wegen seiner neutralen Haltung als Christ zu drei Jahren Haft verurteilt. * Jurij erzählt: „Zwei Jahre davon verbrachte ich in Sibirien. Wir lebten in Zelten und arbeiteten im Wald, selbst wenn die Temperaturen auf 30 Grad minus fielen. Jehova hat immer dafür gesorgt, dass ich im Glauben stark bleiben konnte. Eines Tages schickte mir meine Mutter in einem Lebensmittelpäckchen auch eine Bibel mit (die Griechischen Schriften). Als ein Wärter das Päckchen inspizierte, fiel sein Blick auf das Buch.

‚Was ist das?‘, fragte er.

Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, sagte ein daneben stehender Inspektor: ‚Ach, das ist ein Wörterbuch!‘, und ich durfte es behalten.

1984 wurde ich freigelassen. Ich ließ mich aber nicht in meinem Heimatland, der Ukraine, nieder, sondern zog nach Rīga und unterstützte dort ungefähr zwei Jahre lang die kleine Gruppe Zeugen. Lettland war allerdings immer noch Teil der Sowjetunion. Deshalb wurde ich abermals einberufen und am 26. August 1986 erneut zur Zwangsarbeit verurteilt, diesmal zu vier Jahren in Lettland. Ich saß eine Weile in Rīga ein und kam dann in ein Lager in der Nähe von Valmiera. Bei einer Vernehmung Anfang 1990, in der es um meine Freilassung ging, erklärte der Richter: ‚Jurij, es war nicht rechtens, dass Sie vor vier Jahren zu dieser Freiheitsstrafe verurteilt worden sind. Man hätte Sie gar nicht verurteilen dürfen.‘ Und dann war ich mit einem Mal frei!“

1991 schloss sich Jurij der einzigen Versammlung in Lettland an und war einer der beiden Ältesten dort. „Das Feld war wirklich weiß zur Ernte“, schreibt er.

Jurij erzählt noch aus seiner ersten Zeit in Lettland, wie er eine Frau ansprach, die gerade ein Grab säuberte. „Ich fragte sie, warum das Leben oft nur so kurz sei. Sie kam ein paar Schritte auf mich zu und wir unterhielten uns darüber. Wenige Minuten später brach ein großer Ast ab und fiel mit Karacho genau dahin, wo sie vorher gearbeitet hatte. Wäre sie da stehen geblieben, hätte sie der Ast erschlagen. Sie gab mir ihre Adresse, und ich sorgte dafür, dass sie von einer Schwester besucht wurde. Die Frau, ihr Sohn und ihre Schwiegertochter haben sich 1987 taufen lassen.“

SIE LIEBEN MENSCHEN, NICHT DEN KOMFORT

Aus den verschiedensten Teilen der Sowjetunion kamen junge Menschen zur Unterstützung nach Lettland. Das Leben war nicht leicht für sie, aber sie waren opferbereit. Ein Beispiel dafür ist Anna Batnja, die heute Sonderpionierin ist. Als sie nach Lettland kam, fand sie eine Arbeit als Näherin in einer Fabrik und hatte ihre Logis in einem Wohnheim. „Das waren nicht gerade ideale Bedingungen“, meint sie. „Gelegenheiten zum Predigen suchten wir in Zügen, auf Bahnhöfen, in Parks, auf Friedhöfen und in der Nähe von Kirchen.

In den Zügen, die immer gerammelt voll waren, waren wir in der Regel zu zweit unterwegs und arbeiteten uns von einem Eisenbahnwagen zum nächsten vor. Einer von uns erzählte von der Bibel; der andere hielt Wache. Oft schalteten sich die Sitznachbarn ins Gespräch mit ein. Und dann flogen uns die Fragen manchmal nur so um die Ohren. Hielt der Zug an, gingen wir wenn nötig in einen anderen Wagen. Jehova hat unseren Dienst sehr gesegnet und uns viel Freude geschenkt.“

Angelina Zwetkowa hatte ihren ersten Kontakt mit Zeugen Jehovas im Jahr 1984, nachdem sie in ihrer Kirche gebetet hatte. Sie erzählt: „Eine Frau namens Aldona Droņuka sprach mich an und fragte mich, ob ich schon einmal in der Bibel gelesen hätte. ‚Ein bisschen‘, antwortete ich. ‚Ich versteh nur nicht viel und hab jede Menge Fragen.‘ Wir tauschten die Adressen aus und unterhielten uns danach regelmäßig über Gottes Wort. Ein paar Monate später lud mich Aldona zu einer Hochzeit in Litauen ein. Es waren ungefähr 300 Gäste da und wir hörten einen biblischen Vortrag nach dem anderen. Ich war leicht verwundert.

Erst dann ging mir auf, dass ich die ganze Zeit mit einer Zeugin Jehovas Kontakt gehabt hatte und dass die Hochzeit gleichzeitig ein Kongress war! Nichtsdestotrotz: Die Liebe und Einheit unter diesen demütigen Menschen hatte mich berührt. Ich ließ mich 1985 taufen und fing 1994 mit dem Pionierdienst an. Von meinen sechs Kindern sind fünf getauft, nur mein Jüngster noch nicht, aber er geht schon predigen.“

DIE MÖGLICHKEIT, KONGRESSE ZU BESUCHEN

Mitte der 1980er Jahre wurde es in vielen kommunistischen Ländern etwas lockerer und Jehovas Zeugen konnten sich leichter versammeln. So besuchten 1989 rund 50 Delegierte aus Lettland den Bezirkskongress „Gottergebenheit“ in Polen. „Das Zusammensein mit den vielen Brüdern und Schwestern war für mich als Zeugin Jehovas eine Sternstunde“, sagt Marija Andrišaka, die heute Sonderpionierin ist.

1990 fuhren erneut über 50 Delegierte aus Lettland nach Polen zu dem Bezirkskongress „Reine Sprache“. Anna Mančinska scheute weder Kosten noch Mühen, um dabei zu sein. Sie erzählt: „Auf dem Weg zum Bahnhof merkte ich, dass ich einige Papiere vergessen hatte, die ich an der Grenze brauchen würde. Also fuhr ich mit dem Taxi heim, schnappte mir die Papiere und fuhr zurück zum Bahnhof. Doch der Zug war schon weg. Wir rasten zur nächsten Bahnstation, aber auch da kamen wir zu spät. Zu guter Letzt fuhr ich mit dem Taxi bis nach Litauen, wo ich den Zug 250 Kilometer von Rīga entfernt endlich erwischte. Das war eine teure Taxifahrt, doch sie war es mir allemal wert!“ Anna gehört heute zur lettischen Bethelfamilie.

1991 konnten die Brüder endlich auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken Bezirkskongresse abhalten. Ganze Busse voll Delegierter aus Lettland reisten in das estnische Tallinn zu dem Bezirkskongress „Freunde der göttlichen Freiheit“. Kein anderes Motto hätte besser passen können!

Ruta Barakauska aus Vaiņode überredete ihren Mann Ādolfs, der kein Zeuge Jehovas war, sie nach Tallinn zu begleiten. „Ich hatte eigentlich nicht vor, den Kongress mitzumachen“, sagt Ādolfs. „Ich wollte in der Zeit ein paar Ersatzteile für mein Auto besorgen. Aber nach den ersten paar Stunden war ich von den Vorträgen, der Freundlichkeit der Zeugen Jehovas, ihrer Sprache und ihrem liebevollen Miteinander so beeindruckt, dass ich zum gesamten Kongressprogramm blieb. Zu Hause fing ich gleich ein Bibelstudium an und arbeitete schwer daran, gelassener zu werden. 1992 habe ich mich meiner Frau angeschlossen und mich als Zeuge Jehovas taufen lassen.“

Anfang der 1990er Jahre war es in Lettland nicht möglich, passende Räumlichkeiten für Bezirkskongresse zu mieten. Deshalb gingen die Brüder meist nach Estland oder Litauen. Der erste Bezirkskongress in Lettland fand 1998 in einer großen Sporthalle in Rīga statt und stand unter dem Motto „Gottes Weg des Lebens“. Der Kongress wurde in drei Sprachen abgehalten: Lettisch, Russisch und Lettische Gebärdensprache. Nach dem Schlussgebet gab es großen Applaus und viele hatten vor Freude und aus Dankbarkeit gegenüber Jehova Tränen in den Augen, denn dies war wirklich ein Meilenstein in der Geschichte Lettlands.

EIN GROSSER SPRUNG NACH VORN

Nach der kommunistischen Ära machte das Werk einen großen Sprung nach vorn. Man muss jedoch sagen, dass es Unseren Königreichsdienst bis 1995 noch nicht in Lettisch gab und daher die Predigtmethoden der Brüder manchmal etwas kernig waren. Mit ihrem Eifer machten sie das aber alles wieder wett. Dace Šķipsna schildert ihre erste Begegnung mit Zeugen Jehovas im Jahr 1991: „Ich hatte an einem Kiosk gerade ein Buch über die Hölle und das Leben nach dem Tod erstanden. Plötzlich hörte ich jemand hinter mir sagen: ‚Sie haben eben Gift gekauft!‘

Verdattert blieb ich stehen. Ein Mann und seine Frau stellten sich als Zeugen Jehovas vor. Wir unterhielten uns über die Bibel und sprachen querbeet über alles: Hades, Gehenna, Weihnachten, das Kreuz und zum Schluss über die letzten Tage! Ich muss zugeben, manches hatte ich nicht so recht verstanden, aber was sie sagten, gefiel mir. Wir tauschten die Telefonnummern aus und in den darauf folgenden Wochen beantwortete mir das Ehepaar viele Fragen zur Bibel.“

„ZUM GLÜCK HABE ICH MICH NICHT DAVON BEEINDRUCKEN LASSEN“

Jānis Folkmanis war Gewichtheber in der UdSSR und wurde bei seinem letzten Wettkampf im März 1993 lettischer Meister. Er erzählt: „1992 fragte mich mein Kollege Jānis Cielavs, ob ich nicht mal bei seinem Bibelstudium dabei sein wolle. Dieses Bibelstudium veränderte mein Leben. Drei Monate nachdem ich lettischer Meister geworden war, fing ich mit dem Predigtdienst an. Im August 1993 ließ ich mich taufen. Mein Trainer wurde sehr ungehalten, wenn ich in der Sporthalle anderen von der Bibel erzählte. Aber zum Glück habe ich mich nicht davon beeindrucken lassen. Warum zum Glück? Das erklären gleich meine Freunde Eduards Eihenbaums und Edgars Brancis.“

Eduards: „Jānis Folkmanis bot mir ein kostenloses Bibelstudium an. ‚Wenn es wirklich nichts kostet, dann fangen wir doch gleich damit an‘, sagte ich zu ihm. Gesagt, getan! Es hörte sich alles sehr vernünftig an, vor allem die Lehre über die Auferstehung war für mich viel logischer als die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele. Meine Frau fing ebenfalls ein Bibelstudium an, und 1995 ließen wir uns beide taufen.“

Edgars: „Jānis erzählte in der Sporthalle ständig begeistert von der Bibel. Vier Mal bot er mir ein Bibelstudium an, jedes Mal lehnte ich ab. Nur den Wachtturm und das Erwachet! und auch das Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben nahm ich gern. Mich beschäftigte allerdings schon die Frage, was so einen berühmten Sportler dazu brachte, sich derart für die Bibel zu interessieren. Schließlich und endlich überwog meine Neugier und ich ließ mich auf ein Bibelstudium ein. Was ist daraus geworden? Seit 1995 bin ich getauft und heute bin ich Sonderpionier.“

Einige mussten sich schlimme Laster abgewöhnen, um Gott zu gefallen. Da ist zum Beispiel Aivars Jackevičs. Er hatte ein Alkoholproblem. „So ein durchzechtes Wochenende fing meist mit Bier und einer Flasche Wodka zum Frühstück an“, so erklärt er. „Im Januar 1992 saß ich eines Abends völlig deprimiert zu Hause, hatte den Arm in der Schlinge (denn ich war im betrunkenen Zustand ausgeraubt worden) und dachte an Selbstmord. Da klopfte es. Ein Nachbar stand vor der Tür — derselbe, der schon öfter mit mir über die Bibel geredet hatte. Wir unterhielten uns und er legte mir ein Bibelstudium ans Herz. Ich sagte zu.

An den Tagen, wo das Bibelstudium stattfand, trank ich nichts, damit ich auch wirklich etwas davon hatte. Nachdem ich die Wahrheit über den Zustand der Toten erfahren hatte und hörte, dass ich nicht in der Hölle schmoren würde — wovor ich mich immer gefürchtet hatte —, studierte ich drei Mal in der Woche. Nach nicht einmal vier Monaten war ich bereits ungetaufter Verkündiger. Die Bibel warnt jedoch davor: ‘Wer denkt, er stehe, sehe zu, dass er nicht falle.’ Dumm, wie ich war, verbrachte ich einen Abend mit den falschen Leuten, betrank mich sinnlos und war erneut voller Selbstmordgedanken. Aber Jehova ist barmherzig und geduldig, und mitfühlende Brüder standen mir lieb zur Seite. Diese Erfahrung werde ich nie vergessen! Sie war mir eine große Lehre! 1992 ließ ich mich taufen und heute gehöre ich zur Bethelfamilie in Lettland“ (1. Kor. 10:12; Ps. 130:3, 4).

Auch Māris Krūmiņš (er ist ebenfalls im Bethel) musste viel in seinem Leben ändern, um Jehova dienen zu können. „Nach meiner Militärzeit war ich ziemlich desillusioniert“, erklärt er. „Später wurde ich von der Uni verwiesen, weil ich Vorlesungen versäumt hatte. Mir fehlte ein Ziel im Leben. Ich sackte in die Kriminalität ab und wurde eines Nachts stockbetrunken nach einer Schlägerei verhaftet. In meiner Zelle dachte ich darüber nach, was für Gesetze ich gebrochen hatte, und überlegte mir, dass viele dieser Gesetze eigentlich auf Geboten von Gott beruhen. Zum ersten Mal in meinem Leben betete ich zu Gott, bat ihn um Vergebung und versprach ihm feierlich, ihn zu suchen.

Nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis suchte ich der Reihe nach verschiedene Kirchen auf, war aber jedes Mal enttäuscht. Also fing ich an, die Bibel und sonstige religiöse Bücher zu lesen. Im Jahr 1990 traf ich im Zug einen ehemaligen Schulkameraden, der mir erzählte, dass er Zeuge Jehovas sei. Auf dieser kurzen Strecke erklärte mir mein alter Schulkollege, was Gott mit der Menschheit vorhat und warum es so viel Leid in der Welt gibt — und Jehova öffnete mir das Herz. Ich begann ein Bibelstudium und ging ab 1991 selbst predigen. 1992 kam dann die Taufe. Ein Jahr später ging ich ins lettische Bethel und 1995 heiratete ich Simona, eine Pionierin aus Finnland.“

Edgars Endzelis war Jurastudent. „Anfang der 1990er Jahre lagen politische Veränderungen in der Luft“, meint er. „Ich war an der juristischen Fakultät in Rīga, und viele Studenten diskutierten darüber, was der Sinn des Lebens ist. Ich las Bücher über Philosophie und fernöstliche Religionen und erlernte außerdem die Kampfkunst Aikido. Dann kamen meine Frau Elita und ich in Kontakt mit Zeugen Jehovas.

Gleich bei unserer ersten Zusammenkunft wurden wir von allen herzlich aufgenommen, egal ob es lettisch- oder russischsprachige Brüder waren. Diese aufrichtige Liebe beeindruckte uns sehr. Um dieselbe Zeit herum eröffnete mir mein Aikido-Lehrer, dass man nur Aikido-Meister werden kann, wenn man auch den Zenbuddhismus praktiziert. Ich war schockiert! Damit war Aikido für mich gestorben! Kurz danach trennte ich mich von meinen langen Haaren. Im März 1993 ließen Elita und ich uns taufen. Seitdem kann ich meine Rechtskenntnisse dafür nutzen, in Lettland bei der ‚Verteidigung und gesetzlichen Befestigung der guten Botschaft‘ mitzuhelfen“ (Phil. 1:7).

EINE BEWÄHRUNGSPROBE FÜR DEN GLAUBEN

In Jelgava gab es vier Musikstudentinnen, die noch nicht lange Zeugen Jehovas waren und in einem Chor mitsangen. Dieser Chor sollte 1993 zum Tag der Unabhängigkeit etwas vorsingen. Das stellte den Glauben der vier Mädchen auf eine Bewährungsprobe. Doch sie waren entschlossen, das zu tun, was Gott gefällt. Also baten sie den Chorleiter in einem Brief höflich darum, sie von dem Auftritt zu entbinden, weil sie das als Christen vor ihrem Gewissen nicht verantworten könnten. Wie reagierte der Chorleiter? Er stellte die Eltern der Mädchen schriftlich vor die Wahl: entweder die Mädchen würden singen oder von der Schule fliegen. Die Mädchen blieben Jehova treu, ganz wie die drei Hebräer in alter Zeit (Dan. 3:14, 15, 17; Apg. 5:29).

Eins der Mädchen war Dace Puncule. Sie meint: „Was uns half, treu zu bleiben, war das Gebet und die Brüder, die uns den Rücken gestärkt haben. Wir wurden zwar von der Schule verwiesen, aber ich habe es nie bereut, dass ich festgeblieben bin. Im Gegenteil, Jehova hat gut für mich gesorgt. Nur wenige Monate später habe ich Arbeit in einem Anwaltsbüro gefunden und die Erfahrung, die ich da gesammelt habe, konnte ich ab 2001 im Bethel gut gebrauchen.“

Einige mussten ihre Treue auch in der Blutfrage beweisen. Am 6. September 1996 wurde die 17-jährige Jelena Godlewskaja von einem Auto angefahren und erlitt einen mehrfachen Beckenbruch. Jelena hatte ihre eigene feste Überzeugung und hatte im Innern beschlossen, sich keine Bluttransfusion geben zu lassen (Apg. 15:29). Damals waren den meisten Ärzten in Lettland keine Alternativen zu Bluttransfusionen bekannt, deshalb weigerten sich die behandelnden Ärzte, sie zu operieren. Ungefähr eine Woche später zwangen zwei Ärzte Jelena spätnachts auf brutale Weise eine Bluttransfusion auf, und sie starb.

Marina, Jelenas Mutter, war noch keine Zeugin Jehovas. Sie sagt: „Es war erstaunlich, wie fest meine Tochter an Jehova und an alles, was er uns verspricht, glaubte. Sie hat an alldem bis zum Schluss festgehalten.“ Marina ist heute getauft und freut sich mit ihrer Familie darauf, ihre Jelena wieder in die Arme schließen zu können, wenn die Zeit der Auferstehung da ist (Apg. 24:15).

DRINGEND BENÖTIGT: GEFESTIGTE MÄNNER

Die Zahl der Verkündiger schnellte hoch und daher wurden Brüder benötigt, die im Dienst Jehovas gefestigt waren und die Führung übernehmen konnten. 1992 erhielten drei Brüder, die Lettisch sprachen, aber in den Vereinigten Staaten aufgewachsen waren, die Gelegenheit, als Missionare nach Lettland zu gehen: Valdis Puriņš (mit seiner Frau Linda), Alfreds Elksnis (mit seiner Frau Doris) sowie Ivars Elksnis, der Bruder von Alfreds. Alle fünf kamen im Juli 1992 nach Rīga. Ihre Vierzimmerwohnung wurde in ein Missionarheim, ein Literaturdepot und ein Übersetzungszentrum umfunktioniert.

Wer eine Fremdsprache lernen will, braucht viel Humor. Doris Elksnis erzählt: „Einmal versuchte ich, zwei Frauen bei einem Bibelstudium zu erklären, warum Satan durch eine ‚Schlange‘ mit Eva geredet hat. Dabei habe ich aber ein lettisches Wort verwendet, das so ähnlich klingt wie ihr Wort für Schlange. Und was hab ich genau gefragt? Warum der Teufel durch ein Schwein geredet hat!“

Im Jahr 1994 kamen Peter und Jean Luters aus Australien. Peter (getauft 1954) ist gebürtiger Lette, wuchs aber in Australien auf. Leider ist seine Frau Jean, die mit ihrer lieben, freundlichen Art alle Herzen im Sturm erobert hatte, 1999 gestorben. Peter beschloss, trotzdem in Lettland zu bleiben, und ist heute im Zweigkomitee. Er sagt: „Unsere lettischen Brüder sind sehr eifrige Prediger. Das haben wir gleich zu Anfang gemerkt. Nur das mit den Versammlungsgebieten war noch nicht so organisiert und sogar in Rīga gab es noch Ecken, wo keiner predigte. Außerdem planten nur wenige Versammlungen regelmäßig öffentliche Vorträge. Das konnte aber alles schnell geändert werden.“

GILEADABSOLVENTEN BRINGEN NEUEN SCHWUNG

Die ersten Gileadmissionare kamen Anfang 1993 ins Land. Anders und Agneta Berglund sowie Torgny und Lena Fridlund wurden nach Jelgava geschickt, einer Stadt mit über 60 000 Einwohnern und 28 Verkündigern. „Kaum waren wir da“, so erzählt Anders, der heute zum Zweigkomitee gehört, „gingen wir mit den Brüdern schon in den Predigtdienst, und sie hielten uns wirklich in Trab! An manchen Tagen rannten wir förmlich von einem Studium zum andern, und das sieben, acht Stunden lang, ohne Pause, um was zu essen! Ihr Eifer war richtig ansteckend. Viele, die damals die Bibel studierten, sind heute selbst im Vollzeitdienst.“

Torgny Fridlund erinnert sich noch an Folgendes: „Nach einem dreimonatigen Sprachkurs trauten wir uns, allein an der Tür zu reden. Wir suchten uns ein Gebiet aus, das seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr bearbeitet worden war, aber die Resonanz war nicht so besonders. Was machten wir falsch? Nach längerem Überlegen probierten wir etwas anderes aus und lasen bei jeder Tür einen Bibeltext vor. Danach konnten wir mehrere Bibelstudien anfangen.“

Im April 1995 kamen dann noch mehr Gileadmissionare dazu. Zum Beispiel Basse und Heidi Bergman aus Finnland, die jetzt im Reisedienst im russischsprachigen Gebiet sind. „Ich habe die Brüder gebeten, mich zu verbessern, wenn ich im Dienst etwas falsch sage“, erzählt Basse. „Das haben sie auch prompt liebend gern gemacht und mich dann nicht nur im Predigtdienst, sondern auch spontan während der Zusammenkünfte verbessert! Heute wird mir immer ganz warm ums Herz, wenn sie sagen: ‚Basse ist einer von uns geworden‘ “.

Carsten und Jannie Ejstrup aus Dänemark waren gemeinsam im Missionardienst in Lettland, bis Jannie, die noch keine vierzig war, den Kampf gegen Krebs verlor. „Am besten ehren kann ich Jehova“, sagt Carsten, „wenn ich da, wo ich als Missionar hingeschickt wurde, treu weitermache.“ Sind solche Brüder nicht ein großes Vorbild?

ABSOLVENTEN DER SCHULE ZUR DIENSTAMTLICHEN WEITERBILDUNG KOMMEN INS LAND

Seit 1994 sind über 20 Absolventen der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung in Deutschland, Großbritannien und Polen nach Lettland geschickt worden. Als Erstes kamen Michael Udsen und Jess Kjaer Nielsen aus Dänemark. Sie wurden in die Industriestadt Daugavpils geschickt, Lettlands zweitgrößte Stadt.

Jess erzählt: „An einem kalten Nachmittag im Januar ging es los in Richtung Daugavpils, das ungefähr 240 Kilometer südöstlich von Rīga liegt. Als wir in Rīga in den alten Lieferwagen stiegen, der bis oben hin mit Literatur voll gepackt war, schneite es sogar. Der Bruder, der uns fuhr, sprach kein Wort Englisch und wir weder Lettisch noch Russisch. Alle 50 Kilometer hielt er an und machte sich irgendwie am Motor zu schaffen. Eins war sicher: Die Heizung war es nicht, an der er herumwerkelte, denn im Auto war es genauso kalt wie draußen! Wir überlebten die holprige Fahrt und kamen kurz vor Mitternacht in Daugavpils an. Damals gab es dort 16 Verkündiger. Bis Ende des nächsten Jahres waren es dagegen fast doppelt so viele.“

ÜBERSETZUNG INS LETTISCHE

Vor 1992 gab es die Veröffentlichungen hauptsächlich in Russisch, und die meisten Letten sprechen auch Russisch. Vielen ist ihre Muttersprache allerdings lieber. „Es ist erstaunlich“, so merkt ein Bericht an, „dass unter den wenigen Hundert neuen Verkündigern einige waren, die sich als Übersetzer eigneten, und es war offensichtlich, dass Gottes heiliger Geist die Arbeit dieser einsatzfreudigen jungen Brüder und Schwestern lenkte.“

Dank der harten Arbeit der Übersetzer war der Wachtturm ab Januar 1995 zunächst monatlich und ab Januar 1996 halbmonatlich erhältlich. Außerdem gibt es jetzt noch eine Reihe Bücher, Broschüren und das Erwachet! in Lettisch.

Anfang 1993 zog das Übersetzungsteam aus dem beengten Missionarheim in Rīga in eine Wohnung in der Brīvībasstraße. Im August 1994 zogen die Übersetzer dann in die frisch renovierten Büros eines Gebäudes in der Mierastraße 40 um. Wie waren die Brüder zu diesem neuen Gebäude gekommen?

EIN GROSSZÜGIGES GESCHENK

George Hakmanis und seine Frau Sigrid waren während des Zweiten Weltkriegs aus Lettland geflüchtet. In London lernten sie die Wahrheit kennen und ließen sich 1951 taufen. Im Jahr danach wanderten sie in die USA aus. 1992 kehrten sie für fünf Jahre nach Lettland zurück.

Als Lettland 1991 von der Sowjetunion unabhängig wurde, konnte man Anspruch auf den ursprünglichen Besitz erheben, den sich der Staat angeeignet hatte. Sigrid und ihre Schwester, die ebenfalls eine Zeugin Jehovas ist, hatten mehr als 50 Jahre lang alle Papiere über den Familienbesitz aufbewahrt und konnten so die Rückgabe ihres Eigentums in der Mierastraße 40 erwirken. Danach schenkten sie es freundlicherweise der Organisation Jehovas. Die Brüder bauten das fünfgeschossige Gebäude in ein Übersetzungszentrum um, in dem 20 Mitarbeiter Platz hatten.

Zur Einweihung am 20. August 1994 kam Milton G. Henschel von der leitenden Körperschaft. Er riet den Brüdern, gleich noch das Nachbargrundstück (Mierastraße 42) zu kaufen, auf dem ein sechsgeschossiges Gebäude stand. Der Eigentümer lebte in den USA und war bereit zu verkaufen. Das Gebäude wurde ebenfalls komplett renoviert, und die Bethelfamilie wuchs auf 35 Mitarbeiter an. Seitdem sind noch weitere Büroräume und Zimmer hinzugekommen, sodass es mittlerweile Platz für 55 Bethelmitarbeiter gibt.

RECHTLICHE ANERKENNUNG

Die Durchsetzung der rechtlichen Anerkennung des Werkes in Lettland ist nach wie vor ein Kampf. 1996 lehnte man unseren Antrag auf Registrierung ab wegen der negativen Presse in Verbindung mit dem Fall von Jelena Godlewskaja. Ein Parlamentarier deutete damals sogar an, dass unser Werk verboten werden würde! Die Brüder trafen sich jedoch weiter mit den zuständigen Behörden und erklärten, worin unser Werk besteht. Am 12. Oktober 1998 verkündete der Leiter des Staatlichen Büros für Menschenrechte schließlich die offizielle Registrierung zweier Versammlungen: Rīga-Zentrum und Rīga-Torņakalns, und zwar probeweise für ein Jahr. Unter ähnlichen Bedingungen wurde einen Monat später auch die Versammlung in Jelgava registriert.

Das lettische Gesetz verlangt, dass neue Versammlungen ihre Registrierung jährlich erneuern lassen müssen. Um eine dauerhafte Registrierung zu erwirken, müssen mindestens zehn Versammlungen zehn Jahre lang registriert sein. Versammlungen, die auf eine Registrierung warten, können unterdessen ungehindert zusammenkommen.

AUF DER SUCHE NACH GEEIGNETEN VERSAMMLUNGSORTEN

Aufgrund des schnellen Wachstums während der 1990er Jahre brauchten die Brüder größere Versammlungsorte. Im Jahr 1997 wurde in Daugavpils ein passendes Gebäude zur Versteigerung angeboten, und die Zeugen waren die einzigen Interessenten. Im Dezember 1998 begannen die Renovierungsarbeiten und acht Monate später konnten sich die rund 140 Verkündiger aus der Stadt zu ihrer großen Freude zum ersten Mal in ihrem eigenen Königreichssaal versammeln.

Der erste vollständig neu gebaute Königreichssaal wurde 1997 in Jūrmala fertig. Ein Ortsansässiger, der die Bibel studierte, war von der sauberen Arbeit der Brüder so beeindruckt, dass er sie fragte, ob sie ihm nicht ein Haus bauen könnten! Natürlich erklärten ihm die Brüder, dass das nicht ginge und worin unser Werk genau besteht. Mittlerweile konnte auch im Rīgaer Stadtteil Torņakalns ein ausgebranntes Kino preisgünstig erstanden werden. Bis August 1998 waren aus dem verkohlten Gebäude zwei wunderschöne Königreichssäle geworden.

UNTERSTÜTZUNG AUS FINNLAND

Die Brüder in Finnland haben viel für das Werk in Lettland getan und es sogar von 1992 bis 2004 beaufsichtigt. Finnland druckt auch alle Zeitschriften für Lettland und hat den Brüdern dort über die Jahre hinweg viele fähige Brüder zur Seite gestellt. Zum Beispiel Juha Huttunen und seine Frau Taina, die 1995 nach Lettland kamen. Juha ist jetzt im Zweigkomitee. Auch Ruben und Ulla Lindh, die zusammen über 80 Jahre im Vollzeitdienst verbracht haben, waren ein großer Gewinn für die Brüder. Bruder Lindh war vier Jahre lang im lettischen Landeskomitee, bevor er wieder nach Finnland zurückkehrte.

Außerdem haben mehr als 150 Brüder aus Finnland bei den verschiedensten Bauprojekten mitgeholfen. Dank all dieser Liebesdienste und weil Jehova den Einsatz der Verkündiger, Pioniere und Missionare im Land reich gesegnet hat, ist Lettland am 1. September 2004 ein eigener Zweig geworden.

SPEZIELLE PREDIGTKAMPAGNEN

In Lettland leben die meisten Verkündiger in Städten und Vororten. Anfang 2001 wurden die Verkündiger in einem Brief an die Versammlungen angespornt, einen Teil ihres Urlaubs für eine spezielle Predigtkampagne in abgelegenen Gebieten zu nutzen. Daraufhin meldeten sich 93 Verkündiger; sie wurden in neun Gruppen aufgeteilt und in verschiedene Städtchen und Dörfer geschickt.

Unter ihnen war Vjačeslavs Zaicevs, ein Bethelmitarbeiter, der sich ebenfalls dafür Urlaub genommen hatte. „Es war genial, bei der Gelegenheit andere Brüder und Schwestern besser kennen zu lernen“, erzählt er. „Nach dem Dienst haben wir zusammen gegessen, uns erzählt, was wir erlebt haben, und den nächsten Tag geplant. Dann haben wir Fußball gespielt und uns hinterher im See abgekühlt. Das war ein kleiner Vorgeschmack vom Paradies.“

Die Brüder haben bei dieser Aktion mehr als 4 200 Stunden gepredigt (das sind im Durchschnitt mehr als 41 Stunden pro Verkündiger), gut 9 800 Publikationen abgegeben und 1 625 Rückbesuche und 227 Bibelstudien berichtet. Seitdem werden jedes Jahr solche Predigtkampagnen organisiert.

VIELE FINDEN DEN WEG ZUR WAHREN FREIHEIT

Unsere Geschichte fing damit an, dass Ans Insberg Gott in einer sternenklaren Nacht auf See sein Herz ausschüttete und darum bat, die Menschen zu finden, die Gott „mit Geist und Wahrheit“ anbeten (Joh. 4:24). Jehova hat sein ehrliches Gebet erhört. Seitdem haben mehr als 2 400 aufrichtige Menschen in Lettland die Wahrheit über Gott kennen gelernt, und fast genauso viele studieren momentan die Bibel. Es gibt wirklich noch viel zu tun! (Mat. 9:37, 38).

Jehovas Zeugen in Lettland ist es ein Herzensanliegen, allen zu helfen, die sich nach wahrer Freiheit sehnen. Die Freiheit, von der sie sprechen, hat nichts mit dem Freiheitsdenkmal auf der Brīvībasstraße zu tun, sondern mit Gottes Königreich. Wer sich dieses Königreich von Herzen herbeiwünscht und Jehova „mit Geist und Wahrheit“ anbetet, wird bald von jeder Art Schmerz und Leid befreit sein. Er wird die vollkommenste Form der Freiheit erleben — die ‘herrliche Freiheit der Kinder Gottes’ (Röm. 8:21).

[Fußnote]

^ Abs. 53 Sein Lebensbericht wurde im Wachtturm vom 1. September 2005 veröffentlicht.

[Herausgestellter Text auf Seite 190]

„Ich werde nie meine Taufe vergessen. Das war mitten in der Nacht in einem eiskalten Fluss! Ich bibberte nur so vor Kälte, aber ich war überglücklich.“

[Herausgestellter Text auf Seite 203]

„Plötzlich hörte ich jemand hinter mir sagen: ‚Sie haben eben Gift gekauft!‘ “

[Kasten/Karten auf Seite 184, 185]

Lettland auf einen Blick

Landesnatur:

Lettland ist von West nach Ost etwa 450 Kilometer breit und von Nord nach Süd um die 210 Kilometer lang. 45 Prozent des Landes sind bewaldet. Hier sind Biber, Hirsche und Rehe, Elche, Luchse, Fischottern, Robben, Wildschweine und Wölfe heimisch. Zu den vielen Vogelarten im Land gehören Schwarzstörche, Reiher, Nachtigallen und Spechte.

Bevölkerung:

Über ein Drittel der 2,3 Millionen Einwohner leben in der Hauptstadt Rīga. Die größten Religionsgemeinschaften sind die evangelisch-lutherische, die katholische und die russisch-orthodoxe Kirche. Die meisten Letten betrachten sich jedoch als religionslos.

Landessprache:

Die Hauptsprachen sind Lettisch (ungefähr 60 Prozent der Bevölkerung) und Russisch (mehr als 30 Prozent). Viele sprechen zwei oder mehr Sprachen.

Wirtschaft:

Circa 60 Prozent der Einwohner arbeiten in Dienstleistungsbetrieben, der Rest in Fabriken und in der Landwirtschaft.

Landwirtschaft:

Zu den Agrarprodukten zählen Gerste, Kartoffeln, Zuckerrüben und verschiedene andere Gemüse- und Getreidesorten. Hinzu kommt die Haltung von Groß- und Kleinvieh (Rinder, Ziegen, Schafe und Schweine) sowie von Geflügel.

Klima:

Es herrscht hohe Luftfeuchtigkeit; der Himmel ist meist bewölkt. Der Sommer ist verhältnismäßig kühl, der Winter nicht extrem kalt.

[Karte]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

ESTLAND

RUSSLAND

LETTLAND

Valmiera

RĪGA

Jūrmala

Sloka

Tukums

Ventspils

Kuldīga

Liepāja

Vai̗ṇode

Jelgava

Daugavpils

LITAUEN

OSTSEE

Rigaischer Meerbusen

[Bild]

Rīga

[Kasten/Karte auf Seite 186]

Die vier Regionen Lettlands

Lettland besteht im Wesentlichen aus vier geographischen und kulturellen Regionen, von denen jede für sich von ganz charakteristischer Schönheit ist. Die größte von ihnen grenzt an den Rigaischen Meerbusen: Vidzeme (Livland). Dort liegen die historisch bedeutsamen Burgstädte Sigulda und Cēsis sowie Lettlands Hauptstadt Rīga. In Richtung Osten befinden sich die Niederungen und blauen Seen von Latgale (Lettgallen) sowie die zweitgrößte Stadt des Landes, Daugavpils (Dünaburg). Südlich der Daugava (Düna oder auch Westliche Dwina), die von Weißrussland durch Lettland fließt und in den Rigaischen Meerbusen mündet, liegt der so genannte Brotkorb des Landes: Zemgale (Semgallen). In dieser Region stehen zwei herrliche Barockpaläste, entworfen von Rastrelli, einem Architekten italienischer Herkunft, der auch den Winterpalast im russischen Sankt Petersburg schuf. In der vierten Region — Kurzeme (Kurland) — überwiegen Bauernhöfe, Wälder und Strände. Zu ihr gehören die Ostseeküste, die Städte Ventspils (Windau) und Liepāja (Libau) sowie viele Fischerdörfer.

[Karte]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

1 VIDZEME

2 LATGALE

3 ZEMGALE

4 KURZEME

[Kasten/Bilder auf Seite 192, 193]

Ich predigte einem Geistlichen und veränderte damit sein Leben — und meins!

ANNA BATNJA

GEBURTSJAHR: 1958

TAUFE: 1977

KURZPORTRÄT: Sie wuchs in einem christlichen Zuhause in der Ukraine auf und ist heute Sonderpionierin; über 30 Personen, denen sie die Bibel näher brachte, ließen sich taufen.

ICH hörte, dass in Lettland Verkündiger benötigt wurden, und zog 1986 dorthin. Wir konnten nicht in aller Öffentlichkeit predigen, deshalb versteckte ich meine Bibel in einer Tüte voll Lebensmittel und sprach die Menschen im Park oder auf sonstigen öffentlichen Plätzen an. Wir sprachen hauptsächlich über das Königreich und die Hoffnung, die wir dadurch haben, und holten die Bibel nur bei positiver Resonanz heraus. Aus Angst vor Verwandten und Nachbarn bestellten uns die Leute, die das Thema interessierte, selten zu sich nach Hause; meist verabredeten wir uns am selben Treffpunkt und unterhielten uns dort weiter über die Bibel.

Es gab sehr wenig Literatur. Unsere Versammlung besaß sogar über viele Jahre hinweg nur ein einziges Exemplar des Bibellehrbuches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt auf Russisch. Wir nutzten das Buch gut für den Predigtdienst, gaben es aber nie aus der Hand.

Einmal predigten meine Begleiterin und ich in der Nähe einer Kirche und trafen dabei Pjotr Batnja — einen Geistlichen. Um ein Gespräch anzuknüpfen, fragten wir ihn, wo wir eine Bibel kaufen könnten. Er meinte, auch er sei an der Bibel interessiert, und wir hatten eine angenehme Unterhaltung. Am nächsten Tag trafen wir uns mit Pjotr in einem nahe gelegenen Park. Wir zeigten ihm das Inhaltsverzeichnis im Wahrheits-Buch und fragten ihn, welches Thema ihn interessieren würde. Er wählte sich das Kapitel über „Sitten und Bräuche, die Gott missfallen“ aus. Es entspann sich ein wirklich gutes Gespräch und daraus entwickelte sich dann ein regelmäßiges Bibelstudium, bei dem ihm ein Bruder weiterhalf.

Pjotr, der nun genau wusste, was die Bibel wirklich lehrt, stellte seinen geistlichen Kollegen viele Fragen und musste dabei feststellen, dass sie nicht einmal die grundlegendsten Lehren der Bibel erklären konnten. Kurz danach trat Pjotr aus der Kirche aus und gab sich Jehova hin.

1991 heirateten Pjotr und ich und fingen gemeinsam mit dem Pionierdienst an. Tragischerweise kam er nur wenige Jahre später bei einem Unfall ums Leben. Wie ich das verkrafte? Ich engagiere mich weiter stark im Predigtdienst und helfe anderen, den „Gott allen Trostes“ kennen zu lernen — das ist mit die größte Hilfe (2. Kor. 1:3, 4). Seit 1997 darf ich sogar im Sonderpionierdienst sein.

[Bild]

Pjotr

[Kasten/Bilder auf Seite 200, 201]

Ich sehnte mich nach einer gerechten Regierung

INDRA REITUPE

GEBURTSJAHR: 1966

TAUFE: 1989

KURZPORTRÄT: Die ehemalige Kommunistin fing 1990 mit dem Pionierdienst an; über 30 Personen, die durch sie die Bibel kennen lernten, ließen sich taufen.

ALS Kind habe ich weder an Gott noch an die Bibel geglaubt. Aber ich habe immer versucht, für das einzutreten, was richtig ist, und konnte nie verstehen, warum der Mensch es einfach nicht schafft, eine gute und faire Regierung auf die Beine zu stellen.

Beim ersten Kontakt mit Zeugen Jehovas war ich erstaunt, was sie mir alles aus der Bibel zeigten. Ihre Erklärungen ergaben Sinn! Und was ich über Jesu Engagement für Gerechtigkeit und die Königreichsregierung lernte, sprach mich an. 1989 ließ ich mich in einem See taufen, ein halbes Jahr später wurde ich Pionierin. Damals hatten mein Mann und ich nur ein Kind. Später bekamen wir noch Zwillinge. Mein Mann Iwan ist ebenfalls Zeuge Jehovas und dank seiner liebevollen Unterstützung konnte ich im Vollzeitdienst bleiben.

Als die Kinder noch klein waren, habe ich meist auf der Straße oder im Park Gespräche über die Bibel angefangen. Mit den Zwillingen ergab sich das oft von selbst, denn sie zogen natürlich die Blicke auf sich, und in dem ungezwungenen Rahmen waren die Leute eher zum Plaudern aufgelegt.

Einmal war ich im Rīgaer Park unterwegs und sprach eine Frau auf der Bank an. Sie hieß Anna und hatte eine Karte für ein Konzert gekauft, das sie gleich besuchen wollte. Doch sie war so sehr daran interessiert, was für eine Hoffnung die Bibel den Menschen gibt, dass sie das Konzert sausen ließ. Wir lasen verschiedene Bibeltexte und machten dann einen neuen Treffpunkt im Park aus. Nach einem halben Jahr wurde Anna (rechts) unsere Schwester und heute ist sie im Übersetzungsteam im lettischen Bethel. Ach ja, jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, wie sehr Jehova meinen Dienst segnet, hüpft mein Herz vor Freude.

[Bild]

Familienfoto

[Kasten/Bild auf Seite 204, 205]

Sie konnten wohl Gedanken lesen

ANDREIJ GEWLJA

GEBURTSJAHR: 1963

TAUFE: 1990

KURZPORTRÄT: Andreij ist Pionier, stellvertretender Kreisaufseher und Stadtaufseher. Er ist auf dem Bild zusammen mit seiner Frau Jelena zu sehen.

IM Januar 1990 war ich mit dem Zug nach Rīga unterwegs, als mich zwei Frauen fragten, ob ich schon einmal in der Bibel gelesen hätte. Sie konnten wohl Gedanken lesen, denn ich wollte schon seit langem die Bibel lesen, konnte aber keine auftreiben. Ich gab den beiden Frauen (eine von ihnen war Indra Reitupe, siehe Kasten auf Seite 200, 201) meine Adresse und Telefonnummer. Ein paar Tage später standen sie bei mir vor der Tür und stellten fest, dass ich schon ungeduldig auf sie wartete. Ich war beeindruckt, wie bewandert sie in der Bibel waren und dass sie alle meine Fragen mit der Bibel beantworteten. Kurz danach fing ich ein Bibelstudium an, bei dem mir Pjotr Batnja half — ein Vollzeitprediger und ehemaliger Geistlicher. (Siehe Kasten auf Seite 192, 193.)

Vier Monate später war ich zum ersten Mal bei einer Zusammenkunft dabei. Im Sommer fanden die Zusammenkünfte einmal im Monat im Wald statt, und zwar von 10 Uhr morgens bis 6 Uhr abends. Zu hören war dann eine Auswahl aus dem Programm der Theokratischen Predigtdienstschule und der Dienstzusammenkünfte und zumeist ließ sich auch jemand taufen. Das heißt, dass wir vor der Mittagspause immer in den Genuss einer Taufansprache kamen.

All das schöne Neue, das ich lernte, und die brüderliche Liebe bei den Zusammenkünften schenkten mir tiefe Freude. Ich wollte mich so bald wie möglich taufen lassen. Noch im selben Jahr, Ende August, hatte ich dazu die Gelegenheit und ließ mich in einem See untertauchen.

In den Jahren danach kam eine ganze Reihe Leute zu mir ins Kunstatelier zum Bibelstudium. Einige wurden meine Glaubensbrüder. 1992 bereitete mir Jehova dann eine besondere Freude — meine liebe Frau Jelena wurde meine Glaubensschwester.

[Kasten/Bilder auf Seite 208, 209]

Nach 50 Jahren wieder in der alten Heimat

ĀRIJA B. LEIVERS

GEBURTSJAHR: 1926

TAUFE: 1958

KURZPORTRÄT: Sie ist gebürtige Lettin, lebte aber viele Jahre in verschiedenen Ländern, bis sie wieder nach Lettland zurückging, um dort beim Predigen zu helfen.

WÄHREND des Zweiten Weltkriegs beschloss mein Vater, mit der Familie auszuwandern, und wir zogen mit Sack und Pack aus Lettland fort. Nach meiner Heirat landete ich in Venezuela. Dort unterhielt ich mich zum ersten Mal mit Zeugen Jehovas und erklärte mich mit einem Bibelstudium einverstanden. Eine Missionarin kam zu mir, und das Bibelstudium fand in Deutsch statt. Als ich später in die Zusammenkünfte mitging, lernte ich auch Spanisch (die Amtssprache in Venezuela).

1958 zogen wir in die Vereinigten Staaten und zwei Monate später ließ ich mich taufen. Nach dem Tod von meinem Mann siedelten meine Tochter und ich nach Spanien um. Dort fing ich mit dem Pionierdienst an. Damals war in Spanien der Diktator Franco an der Macht, und viele demütige, gottesfürchtige Menschen dürsteten nach der Wahrheit. In den 16 Jahren, die ich in Spanien lebte, haben sich ungefähr 30 Personen, denen ich bei ihrem Bibelstudium helfen durfte, taufen lassen.

Nach dem Zusammenbruch des Sowjetkommunismus im Jahr 1991 besuchte ich Lettland und sah, dass dort jede Menge Verkündiger benötigt wurden. Mein Traum, in meinem Heimatland Pionier zu sein, wurde 1994 wahr — genau 50 Jahre nachdem wir von dort ausgewandert waren.

Das lettische „Feld“ war wirklich „reif zur Ernte“. Ein Mann fragte mich zum Beispiel nach einem Buch für seine Tochter, weil sie sich für religiöse Themen interessierte. Ich ließ mir ihre Adresse geben. Sie fing ein Bibelstudium an und ließ sich nach nur einem Jahr taufen. Mein Dank geht an Jehova, dass er mir die Möglichkeit und die Kraft geschenkt hat, nach all den Jahren, in denen ich fort war, in meinem Heimatland als Pionierin predigen zu können.

[Bild]

Ich mit zwanzig

[Übersicht auf Seite 216, 217]

Lettland — EINIGE WICHTIGE ETAPPEN

1916: Der Seemann Ans Insberg lässt sich taufen. Nach dem Ersten Weltkrieg macht er über Anzeigen in lettischen Zeitungen auf das Königreich Gottes aufmerksam.

1920

1926: In Rīga wird ein Büro eingerichtet.

1928: Herausgabe der Broschüre Freiheit für die Völker — die erste Veröffentlichung in Lettisch. Kolporteure aus Deutschland reisen ein.

1931: Percy Dunham wird Leiter des Büros.

1933: Die IBSA (Internationale Bibelforscher-Vereinigung) wird eingetragen.

1934: Das IBSA-Büro wird behördlich geschlossen.

Aus der Zeit von 1939 bis 1992 fehlen Berichte.

1940

1940: Lettland wird Teil der Sowjetunion; Ehepaar Dunham muss das Land verlassen.

1951: Einige Brüder werden nach Sibirien deportiert.

1960

1980

1991: Lettland wird erneut politisch unabhängig.

1993: Die ersten Gileadmissionare kommen ins Land.

1995: Der Wachtturm erscheint ab jetzt monatlich in Lettisch.

1996: In Rīga wird ein Landeskomitee eingesetzt.

1997: Bau des ersten vollständig neu gebauten Königreichssaals (Jūrmala).

1998: Zwei Versammlungen in Rīga werden eingetragen.

2000

2001: Die erste spezielle Predigtkampagne.

2004: Lettland ist seit 1. September ein eigener Zweig.

2006: Das Zweigbüro wurde vergrößert; im Land gibt es über 2 400 Verkündiger.

[Übersicht]

(Siehe gedruckte Ausgabe)

Gesamtzahl der Verkündiger

Gesamtzahl der Pioniere

2 000

1 000

1920 1940 1960 1980 2000

[Ganzseitiges Bild auf Seite 176]

[Bild auf Seite 178]

In diesem Gebäude in Rīga befand sich das erste Büro der Bibelforscher (1926)

[Bild auf Seite 178]

Die Broschüre „Freiheit für die Völker“ (in Lettisch) enthielt eine frohe Botschaft (1928)

[Bild auf Seite 178]

Rees Taylor

[Bild auf Seite 180]

Ferdinand Fruck (getauft 1927)

[Bild auf Seite 180]

Heinrich Zech und seine Frau Elsa vor ihrem Laden in Liepāja

[Bilder auf Seite 183]

Edwin Ridgewell (links) und Andrew Jack schleusten heimlich Literatur in Lettland ein

[Bild auf Seite 183]

Percy und Madge Dunham

[Bild auf Seite 183]

Die Büromitarbeiter zusammen mit anderen Brüdern (1930er Jahre)

[Bild auf Seite 191]

Die Liste des KGB mit den Zeugen, die 1950 verhaftet wurden; viele von ihnen wurden nach Sibirien geschickt

[Bild auf Seite 191]

Sibirien (Anfang der 1950er Jahre)

[Bild auf Seite 194]

Bei größeren Treffen wie bei dieser Beerdigung hörten die Brüder biblische Vorträge

[Bild auf Seite 194]

Pauls und Valija Bergmanis übersetzten den „Wachtturm“ ins Lettische und schrieben ihn per Hand in Schulhefte

[Bild auf Seite 194]

Mithilfe von Mikrofilmen (Originalgröße) stellten die Brüder Abzüge vom „Wachtturm“ her und verteilten sie untereinander

[Bilder auf Seite 197]

Die Krankenschwester Teofīlija Kalvīte lernte die Wahrheit durch Paulīne Serova kennen

[Bild auf Seite 199]

Jurij Kaptola (1981)

[Bild auf Seite 199]

Heute, vor dem Gefängnis, in dem er inhaftiert war

[Bilder auf Seite 202]

Der erste Kongress in Lettland stand unter dem Motto „Gottes Weg des Lebens“ und fand auch in Lettischer Gebärdensprache statt (1998)

[Bilder auf Seite 207]

Jānis Folkmanis wurde lettischer Meister im Gewichtheben; drei Monate später nahm er den Predigtdienst auf

[Bilder auf Seite 207]

Im Gefängnis betete Māris Krūmiņš zum ersten Mal zu Gott

[Bild auf Seite 210]

Dace Puncule wurde von der Schule verwiesen, weil sie keine politischen Lieder mitsang

[Bild auf Seite 210]

Jelena Godlewskaja starb, nachdem man ihr eine Bluttransfusion aufgezwungen hatte

[Bild auf Seite 210]

Reisende Aufseher und ihre Frauen geben den Versammlungen großen Auftrieb

[Bild auf Seite 215]

Die Bethelfamilie in Lettland

[Bilder auf Seite 215]

Das Zweigkomitee (2006)

Peter Luters

Anders Berglund

Hannu Kankaanpää

Juha Huttunen

[Bild auf Seite 215]

Die drei Bethelgebäude in der Mierastraße (Rīga)

[Bilder auf Seite 218]

In Lettland kann jetzt ungehindert gepredigt werden

[Bilder auf Seite 218]

Aus diesem ausgebrannten Kino (links) wurden zwei Königreichssäle (unten)