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Höhepunkte des vergangenen Jahres

Höhepunkte des vergangenen Jahres

Höhepunkte des vergangenen Jahres

ES IST schon begeisternd, was Jehova auf der ganzen Erde durch sein Volk alles erreicht. In diesem Teil des Jahrbuchs geht es darum, was sich auf dem Gebiet der Gebärdensprache so alles tut. Auch wird ein Einblick in die Recherchen der Schreibabteilung gegeben. Ihr werdet Berichte von unseren internationalen Kongressen finden und vielleicht auch so manches interessante Detail zum neuen Liederbuch entdecken. Wie ist denn der neuste Stand bei den rechtlichen Entwicklungen weltweit? Was ist mit Haiti? Und welche Zweiggebäude sind der Bestimmung übergeben worden? Ihr könnt euch wirklich aufs Lesen freuen. Es wird euch garantiert guttun.

GOTT MÖCHTE, DASS GEHÖRLOSE IHN KENNENLERNEN

Kommen wir erst einmal zur Gebärdensprache. Da haben wir zum Beispiel Salvatore, einen Gehörlosen in den USA, der mit einer Glaubensschwester verheiratet ist. Er war zwar schon seit vielen Jahren mit der Wahrheit in Berührung, trat aber irgendwie auf der Stelle. Seine Frau gab ihm den Tipp, doch einmal ein Jahr lang jeden Tag in der Bibel zu lesen. Er bemühte sich zwar tapfer zu verstehen, was er las, aber es klappte einfach nicht. Resigniert meinte er: „Ich werde es ja doch nie schaffen, Jehova zu lieben.“

Als ihm dann allerdings jemand erzählte, dass es nun einen Teil der Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift in Amerikanischer Gebärdensprache auf DVD gibt, wendete sich das Blatt. Nun konnte sich Salvatore in Gottes Wort vertiefen. Seine Reaktion? „Ich habs mir doch gedacht: Gott wollte, dass ich ihn kennenlerne!“ Er studierte die Bibel und ließ sich taufen. Jetzt ist er als Zeuge Jehovas richtig glücklich und zufrieden.

So wie Salvatore fühlen sich auch andere Gehörlose überall auf der Welt von Jehova sehr geliebt und verstanden, weil es extra für sie Bibeln und viele andere Publikationen auf DVD in Gebärdensprache gibt oder sie sich das Material aus dem Internet herunterladen können. Unsere Veröffentlichungen sind bereits in 46 verschiedenen Gebärdensprachen erhältlich und in weiteren 13 sind sie in Arbeit. Der Wachtturm erscheint in 9 verschiedenen Gebärdensprachen und Teile der Neuen-Welt-Übersetzung sind in der Amerikanischen, Brasilianischen, Italienischen, Kolumbianischen, Mexikanischen und Russischen Gebärdensprache herausgekommen.

Es ist immer wieder ergreifend, zu sehen, wie es Neue zutiefst bewegt, wenn sie etwas in ihrer Muttersprache erhalten. Natsue ist gehörlos und lebt in Japan. Sie erzählt: „1981 fing ich an, die Bibel zu studieren. Damals gab es noch nichts in Japanischer Gebärdensprache und die gedruckten Veröffentlichungen konnte ich nicht so gut verstehen. Als sich dann auch noch meine Verwandten gegen mich stellten, hab ich einfach aufgegeben.

Im April 2007, also 26 Jahre später, zeigte mir eine Zeugin Jehovas die Broschüre Werde ein Freund Gottes! — Auf DVD in Japanischer Gebärdensprache. Das motivierte mich sofort, wieder die Bibel zu studieren. Ich hatte das Gefühl, dass alle meine Fragen an und über Gott beantwortet wurden. Im November 2008 ließ ich mich dann taufen.“

Heute gibt es weltweit über 16 000 gehörlose Verkündiger, die ihre Arme, Hände und Mimik dazu gebrauchen, Jehova in Gebärdensprache zu preisen. Zum Predigen stehen ihnen inzwischen 30 unserer Veröffentlichungen in verschiedenen Gebärdensprachen zur Verfügung: Bücher, Broschüren, Traktate, Videos und Dramen. Sie fühlen, wie Jehova sie liebt und für ihren treuen Dienst schätzt.

Die 54 Zweigbüros, in denen für Gehörlose übersetzt wird, erhalten immer wieder von Brüdern und Interessierten zu Herzen gehende Dankbriefe. Daraus geht hervor, wie glücklich die Gehörlosen sind, weil sie jetzt in ihrer Muttersprache auch die tieferen Gedanken der Bibel verstehen können. Was Emi aus Japan schrieb, ist ganz typisch:

„Meine Eltern sind gehörlos. Sie waren schon viele Jahre vor mir getauft. Doch sie haben eigentlich nie richtig verstanden, was sie in unserer Literatur gelesen haben. Sie wollten immer von mir wissen, was das alles bedeutet. Meine Mutter sagte, dass ihr Einzelheiten in der Bibel erst klar wurden, als es Veröffentlichungen in Gebärdensprache gab. Inzwischen können meine Eltern von der Wahrheit mit Überzeugung reden. Auch sind sie Jehova viel näher gekommen und unser Familienleben ist so schön wie nie zuvor.“

„ALLEN DINGEN VON ANBEGINN GENAU NACHGEGANGEN“

Wenn der treue Sklave dem Haushalt des Glaubens „Speise zur rechten Zeit“ gibt, dann geht er dabei, wie Jesus sagte, verständig vor. Das heißt, er macht das gewissenhaft, umsichtig und mit Sachverstand (Mat. 24:45-47).

Heute leistet die Schreibabteilung in Brooklyn im Auftrag der Gesalbten Christi hervorragende Arbeit, um uns ein immer besseres Verständnis der Wahrheit zu vermitteln. Die „geistige Speise“, die wir unter anderem in Form von Zeitschriften, Broschüren und Büchern oder auch auf elektronischem Weg erhalten, muss — genau wie buchstäbliche Speise — gut vorbereitet werden. Selbst die Bibelschreiber, die ja unter der Leitung des heiligen Geistes standen, vergewisserten sich, dass ihre Angaben gründlich recherchiert und korrekt waren. Lukas zum Beispiel hat mit vielen Augenzeugen gesprochen, und er ist „allen Dingen von Anbeginn genau nachgegangen“ (Luk. 1:1-4).

Das ist auch das erklärte Ziel unserer Schreibabteilung: allem von Anfang an genau nachzugehen. Doch wo findet man verlässliches Material? Zwar ist über das Internet eine Fülle von Informationen schnell und bequem zugänglich, doch wir verlassen uns bei unseren Nachforschungen weder auf Blogs noch auf nicht ausreichend belegte Webinhalte, die anonym oder von unqualifizierten Leuten verfasst wurden. So macht zum Beispiel die Online-Enzyklopädia Wikipedia in der englischsprachigen Ausgabe darauf aufmerksam, dass einige Artikel auf ihrer Website „bedeutsame Falschinformationen“ sowie „einer Enzyklopädie unwürdige Inhalte und Vandalismus“ enthalten. Und weiter heißt es: „Benutzer sollten sich dessen bewusst sein.“ Die Schreibabteilung hält sich daher an Standardnachschlagewerke, an Artikel, die von anerkannten Experten verfasst wurden, und an Bücher aus angesehenen Verlagshäusern.

Die Schreibabteilung verfügt ebenfalls über eine umfassende Bibliothek mit Tausenden von Büchern. Unsere Rechercheure nutzen außerdem nahe gelegene öffentliche Bibliotheken und Universitätsbibliotheken. Über Bibliotheksaustausch kommen sie auch andernorts an fachbezogenes Quellenmaterial heran. Eine der großen Bibliotheken, an die wir uns halten, hat in ihrem Bestand rund 5 Millionen Bücher, 58 000 Periodika, 5,4 Millionen Mikroformen und Zugriff auf Tausende von Datenbanken. Die Schreibabteilung in Brooklyn hat zudem ein großes Archiv mit Zeitungsausschnitten, Erlebnisberichten und Geschichtsmaterial. Das Archiv wird kontinuierlich aktualisiert durch Informationsmaterial aus dem eigenen Land und Zusendungen aus den Zweigbüros in aller Welt.

Natürlich hat Prediger 12:12 recht: „Des vielen Büchermachens ist kein Ende.“ Auch eine noch so renommierte Quelle kann Fehlinformationen enthalten. Wie wird eine Information also auf Qualität, Genauigkeit und Verlässlichkeit abgeklopft?

Zum Beispiel wird in der Broschüre Das Leben: Reiner Zufall? erklärt, dass Spinnenseide zu den stabilsten Stoffen überhaupt gehört. Es heißt dort: „Ein fußballfeldgroßes Spinnennetz aus diesem Gewebe mit ein Zentimeter dicken Fäden und vier Zentimeter großen Maschen könnte einen Jumbojet im Flug abfangen.“ Die Quelle, mit der diese Behauptung belegt wird, stammt zwar aus einem angesehenen Wissenschaftsmagazin, allerdings handelte es sich dabei nicht um die Originalaussage — und die Originalaussage war mehrdeutig. Wir mussten also Kontakt zu dem Forscher aufnehmen, der die Aussage gemacht hatte, und überprüfen, wie er zu diesem Schluss gekommen war. Unsere Rechercheure haben das dann selbst nachgerechnet, mussten also alle nötigen Infos und die Formel beschaffen, um die Wirkung eines Jumbojets auf ein fußballfeldgroßes Spinnennetz zu berechnen. Durch stundenlange Nachforschungen und sorgfältige Berechnungen konnte der Wahrheitsgehalt dieser erstaunlichen Aussage schließlich belegt werden.

Mitunter lassen sich aber Details einfach nicht nachweisen, selbst wenn man auf eine anscheinend renommierte Quelle zurückgreift. So soll zum Beispiel Gandhi in seinem Aschram (Meditationsstätte) zu Lord Irwin gesagt haben: „Wenn sich Ihr Land und mein Land, gestützt auf die Lehren, die Christus in dieser Bergpredigt festlegte, verständigen würden, dann wären nicht nur die Probleme unserer Länder, sondern auch die Probleme der ganzen Welt gelöst.“ Wie eine gründliche Untersuchung jedoch zutage brachte, gibt es keinen Beweis dafür, dass Gandhi in seinem Aschram jemals Besuch von Lord Irwin bekam. Die Antwort auf die Frage, wann und wo Gandhi das geäußert hat, beziehungsweise, ob er es überhaupt je gesagt hat, bleibt offen. In unserer Literatur wird dieses Zitat daher nicht länger verwendet.

Oder da wäre die Geschichte mit Sir Isaac Newton und dem Sonnensystem-Modell. Ein Atheist, der zu Besuch kam, soll Newton gefragt haben, wer das Teil gebaut hat. Worauf Newton meinte, das habe niemand gebaut. Darauf habe der Atheist ihm zu verstehen gegeben, dass Newton ihn wohl für dumm verkaufen wolle: Jemand müsse es gemacht haben. Dann soll Newton zu bedenken gegeben haben, dass diese winzige Nachahmung eines weit großartigeren Sonnensystems das Vorhandensein eines Konstrukteurs oder Erbauers beweist. So gut das vielleicht auch klingt, historisch lässt sich das Gespräch nicht belegen — auch Newton-Forscher und seine Biografen können das nicht. Hochinteressant ist, dass der erste Verweis auf diese Begebenheit im frühen 19. Jahrhundert zu finden ist, allerdings fällt da nicht der Name Newton, sondern der des deutschen Gelehrten Athanasius Kircher. Demzufolge gebraucht die Schreibabteilung diesen Bericht für unsere Publikationen nicht mehr.

Mitunter erfordern auch weniger wichtige Angaben zusätzliche Nachforschungen. Ein Beispiel: Da spricht ein Bruder in seinem Lebensbericht davon, dass er 1915 in der Tschechoslowakei geboren wurde. Die Tschechoslowakische Republik wurde aber erst 1918 ausgerufen. Wie hieß also das Land, in dem er geboren wurde, damals? Da könnten dann alte Landkarten oder Geschichtswerke weiterhelfen.

Oder ein Bruder sagt in seinem Lebensbericht, dass er sich an dem und dem Datum in San Francisco taufen ließ. Man geht der Sache auf den Grund und stellt womöglich fest, dass es zu der Zeit in dieser Stadt gar keinen Kongress gegeben hat. Da stimmt also etwas nicht. Was nun? Das eigene Gedächtnis kann einem schon manchmal einen Streich spielen. Den Ort wird der Bruder wahrscheinlich nicht so schnell verwechseln, mit einem Datum kann das allerdings ganz anders aussehen. Normalerweise lassen sich detaillierte Angaben belegen, indem man verschiedene Informationsquellen vergleichend überprüft.

Summa summarum lässt sich sagen: Stoff, der das Kriterium Wahrheitstreue und Genauigkeit nicht erfüllt, wird von der Schreibabteilung nicht verwendet; selbst anscheinend unbedeutende Details müssen stimmen. Die Folge? Der „treue und verständige Sklave“ teilt kontinuierlich geistige Speise aus, die Jehova, unseren „Gott der Wahrheit“, ehrt (Ps. 31:5).

„WACHT BESTÄNDIG!“

Im Jahr 2009 liefen ja die Bezirkskongresse „Wacht beständig!“. Das praktische und hochaktuelle Programm ist von Millionen Zeugen Jehovas sehr geschätzt worden. Nicht zuletzt auch von den über 200 000 Delegierten aus 136 Ländern und Inselgebieten, die zu einem internationalen Kongress in Chile, Deutschland, in der Elfenbeinküste, Frankreich, Ghana, Italien, Kenia, Korea, Mexiko, Myanmar, Österreich, Peru, Polen, Südafrika, Trinidad und Tobago oder in den Vereinigten Staaten eingeladen waren. Insgesamt wurden auf den 37 internationalen Kongressen 1 495 045 Anwesende sowie 15 730 Täuflinge gezählt.

Was ist eigentlich Sinn und Zweck von internationalen Kongressen? Alle paar Jahre veranstaltet die leitende Körperschaft solche Kongresse an günstigen Orten — manchmal in Ländern, in denen Jehovas Zeugen früher verboten waren. Die Brüder in diesen Ländern erhalten durch die großen Zusammenkünfte viel Auftrieb und auch das Predigen der guten Botschaft profitiert davon.

Außerdem bieten die Kongresse die einmalige Gelegenheit, das wirklich ganz besondere „Band der Einheit“ in unserer internationalen Bruderschaft hautnah mitzuerleben (Kol. 3:14). Zu spüren, wie dort jede Barriere — ob nationaler, kultureller oder sprachlicher Art — durch Liebe, Frieden und Einheit überwunden wird, ist einfach nur schön! Man liebt sich wirklich. Das zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass in den Pausen alle ganz frei und ungezwungen miteinander umgehen: Man isst gemeinsam, kleine Geschenke und Kontaktdaten werden ausgetauscht, zig Fotos gemacht, und man nimmt sich immer wieder in den Arm, weil man sich als Bruder oder als Schwester eben gern hat. Und was auch immer nett ist: Viele Delegierte und Zeugen vor Ort tragen ihre landestypische Tracht.

Bei internationalen Kongressen werden ja jeden Tag auch „Berichte aus anderen Ländern“ gegeben. Wie ein reisender Aufseher aus Italien beobachtete, tragen diese Berichte dazu bei, dass sich alle „als Teil einer echten internationalen Bruderschaft fühlen, die am gleichen Strang zieht — alle wollen das Königreich predigen“. Es ging einem so richtig das Herz auf, als Missionare und andere Vollzeitdiener, die zu Besuch in ihrem Heimatland waren, von ihren Mut machenden Erlebnissen erzählten. Ihr leuchtendes Beispiel tut Jung und Alt nach wie vor unglaublich gut!

Und dann die Brüder von der leitenden Körperschaft! Dass sie dabei waren, war die reinste Freude, haben sie doch für sehr zeitgemäße biblische Belehrung und liebevolle Ermunterung gesorgt. Ihre Vorträge und auch die „Berichte aus anderen Ländern“ wurden zeitgleich gedolmetscht, sodass alle anwesenden Sprachgruppen etwas davon hatten. Beim zweiten internationalen Kongress in Honolulu zum Beispiel hielt Bruder Stephen Lett vier Vorträge, die dann aus dem Englischen gleichzeitig in die Sprachen Hochchinesisch, Ilokano, Japanisch, Marshallesisch, Samoanisch und Trukesisch gedolmetscht wurden.

Wenn internationale Kongresse geplant werden, macht sich die leitende Körperschaft über vieles Gedanken: Welche Kongressgelände stehen zur Verfügung und für wie viele Besucher sind sie ausgelegt? Wie viele einheimische und wie viele ausländische Zeugen werden den Kongress besuchen? Was ist an Unterkünften für die Delegierten verfügbar? Dann holen die verantwortlichen Brüder in den Kongressstädten die Erlaubnis bei den zuständigen Behörden ein und mieten die entsprechenden Örtlichkeiten an.

Oft werden ja große Sportstadien genommen. Es gibt viel zu planen und zu tun, bis so ein Gelände einer Anbetungsstätte Jehovas auch wirklich würdig ist. In Peru zum Beispiel konnten die Brüder wegen eines Fußballspiels erst am Abend vor dem Kongress ins Stadion hinein, um sauber zu machen und alles aufzubauen. Man hatte zwar nur 3 000 Helfer eingeladen, doch Punkt 18 Uhr waren mehr als 7 000 Brüder und Schwestern zur Stelle. Sie arbeiteten unermüdlich die ganze Nacht durch, um alles zu schaffen.

Nach dem internationalen Kongress in Long Beach (Kalifornien) meinten drei Männer vom Wartungspersonal: „Hier in die Arena sind ja schon viele andere Religionsgemeinschaften gekommen, aber ihr seid echt unschlagbar! Das gibt es einfach nicht.“ Einer sagte ganz offen, dass er immer, wenn die Zeugen bei ihm gewesen waren, gedacht hatte: „Jaja, klopft man schön weiter. Ich mach nämlich nicht auf.“ Aber jetzt wollte er beim nächsten Mal aufmachen und zuhören. Ein anderer sagte sogar: „Ich hab mein Lebtag noch keiner Religion angehört. Aber dies ist die Religion, zu der ich gehören möchte.“

Die Kongresse waren ein durchschlagender Erfolg und Jehova ist in allen Kongressstädten dadurch noch mehr verherrlicht worden! Wir können ihm wirklich dankbar sein für solche Kongresse, die uns im Glauben stärken und uns helfen, weiter nach dem Motto „Wacht beständig!“ zu leben (Mat. 24:42).

JEHOVA DURCH UNSER SINGEN VERHERRLICHEN

Lieder zu singen, durch die Jehova verherrlicht wird, gehört für Gottes Diener einfach zur Anbetung dazu. Deshalb haben wir uns auch riesig gefreut, als auf dem Kongress 2009 das neue Liederbuch Singt Lieder für Jehova angekündigt wurde. Wieso tat das alte es denn nicht mehr?

Von Zeit zu Zeit sind unsere Liederbücher revidiert worden, um mit dem immer heller leuchtenden Licht der Wahrheit Schritt zu halten (Spr. 4:18). Wenn an einem neuen Liederbuch gearbeitet wird, bietet es sich an, notwendige Änderungen an den Texten vorzunehmen. Durch die Wahl einfacher, natürlicher Wörter gehen die Lieder gleich beim Singen zu Herzen, und es ist auch leichter, sich die Texte zu merken. Damit man die Texte besser auswendig lernen kann, wurden viele Lieder gekürzt. Wo es gepasst hat, sind Refrains eingebaut worden, um die Hauptgedanken herauszustellen. Außerdem hat man sich bemüht, dass auf jede Note nicht mehr als eine Silbe kommt.

Man hat sich noch einmal gründlich mit dem bisherigen Liederbuch Singt Jehova Loblieder auseinandergesetzt und gemerkt, dass einige Melodien angepasst werden müssen, damit man sie leichter singen kann. So sind jetzt ein paar Lieder in eine tiefere Stimmlage gesetzt worden, damit man die höheren Töne besser erreicht. Auch haben die Brüder nicht immer in allen Ländern genau nach Vorlage gesungen. Bei einigen Liedern wurde also die Melodie angepasst, um all den Brüdern weltweit entgegenzukommen, die diese Lieder intuitiv schon immer etwas anders gesungen haben.

Man hat sehr darauf geachtet, wie die einzelnen Lieder im Liederbuch erscheinen. Für längere Lieder wurden von vornherein zwei Seiten eingeplant, da übersetzter Text ja oft länger läuft, und die anderen Lieder sind ebenfalls so angeordnet, dass man beim Singen nicht umblättern muss. Kein Lied ist länger als drei Strophen.

Das neue Liederbuch vorzubereiten war schon ein Mammutprojekt. Wie hat man es bewältigt? Im August 2007 wurde ein Team von Brüdern, die im Komponieren und Reimen Erfahrung haben, gebeten, die leitende Körperschaft dabei zu unterstützen. Man nahm sämtliche Lieder des bisherigen Liederbuchs unter die Lupe, um zu sehen, wo es Probleme mit der Lehre, der Wortbetonung oder der Melodie gab. Es stellte sich heraus, dass so manches ältere Lied von der Melodie her im Großen und Ganzen in Ordnung war, aber textlich verändert werden musste. Bei anderen Liedern musste zwar am Text wenig geändert werden, dafür aber eine Menge an der Melodie. Das Lehrkomitee der leitenden Körperschaft genehmigte dann eine ganze Liste von Themen, die sich für Lieder bei unseren Zusammenkünften, Kongressen und Bestimmungsübergaben eignen würden.

Die Komponisten nahmen sich auch die Zeit, den bisher verwendeten Musikstil noch einmal genauer zu analysieren. Da Lieder zur Verherrlichung Jehovas ansprechend und doch voller Ehrfurcht klingen sollen, hat man darauf geachtet, dass sie auf der einen Seite nicht wie Kirchenlieder klingen, aber auch nicht dem Stil ähneln, der heute in der charismatischen Bewegung so beliebt ist.

Die ganze Zeit über hat die leitende Körperschaft ein Auge auf das Komponieren und Reimen der Lieder gehabt. Immer wenn wieder neue fertig waren, wurden sie gesungen und aufgenommen und dann den Brüdern der leitenden Körperschaft vorgelegt. Sobald diese Lieder genehmigt waren, wurden sie zum Übersetzen in die einzelnen Zweigbüros geschickt, weil das neue Liederbuch ja zeitgleich mit dem englischen herausgebracht werden sollte.

Außerdem hat die leitende Körperschaft 2007 alles für Choraufnahmen der neuen Lieder in die Wege geleitet, um den Versammlungen das Lernen der Lieder zu erleichtern. Schon seit vielen Jahren treffen sich in Patterson ungefähr zweimal im Jahr Musiker aus 14 Ländern für Orchesteraufnahmen. Sie nehmen die Hintergrundmusik für unsere Dramen und Videos auf und auch die Begleitmusik für unsere Kongresse. Diese engagierten Brüder und Schwestern, von denen viele im Vollzeitdienst sind, reisen extra für die Musikaufnahmen an und setzen dabei ihre Zeit und ihre Mittel ein, um unserer internationalen Bruderschaft etwas Gutes zu tun. Sie alle verstehen wirklich ihr Handwerk! Die Aufnahmen werden den Zweigen weltweit als Kongressbegleitmusik und für Choraufnahmen in zig anderen Sprachen zur Verfügung gestellt. Man kann jetzt auch viele dieser Choraufnahmen von unserer Website www.pr418.com herunterladen.

Wie ist das neue Liederbuch denn so angekommen? Wir haben Hunderte von Dankbriefen bekommen. Was eine Schwester schreibt, ist da ganz typisch: „Ich möchte diesen Brief gern mit einem großen Dankeschön für die herrlichen neuen Lieder in unserem neuen Liederbuch beginnen. Sie gehen direkt ins Herz, tun dem Glauben gut und bieten Trost: Da hat uns Jehova ein wunderschönes Geschenk gemacht.“

Wir wünschen uns wirklich, dass das Liederbuch Singt Lieder für Jehova unserer weltweiten Bruderschaft immer wieder Trost und Mut spendet. Ob wir nun allein sind oder mit unseren Glaubensbrüdern zusammen — wir wollen es bestimmt alle gern nutzen, um unserem Vater im Himmel, Jehova, zu zeigen, wie sehr wir ihn lieben!

„VOR STATTHALTER UND KÖNIGE GESCHLEPPT ... ZU EINEM ZEUGNIS“

Wie Jesus vorausschauend sagte, würden seine Jünger zwar vor „örtliche Gerichte“ und „vor Statthalter und Könige“ gebracht, doch das würde „ihnen und den Nationen zu einem Zeugnis“ ausschlagen (Mat. 10:17, 18). Genau das haben Jehovas Zeugen im vergangenen Jahr erlebt. Wie Jesus sagte, haben sich dadurch, dass sie schlecht behandelt wurden, viele schöne Gelegenheiten zum Zeugnisgeben aufgetan.

Armenien

Vahan Bajatjan wurde zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Grund? Als Zeuge Jehovas hatte er aus Gewissensgründen den Militärdienst verweigert. Nachdem er vor armenischen Gerichten vergeblich in Berufung gegangen war, legte er 2003 beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Beschwerde ein. Schließlich gab der EGMR am 27. Oktober 2009 sein Urteil zugunsten von Armenien bekannt. Damit ist er der 50-jährigen Rechtsprechungspraxis gefolgt. Eine Richterin, die anderer Meinung war, erklärte die Entscheidung allerdings für „unvereinbar mit den gegenwärtigen europäischen Standards zur Frage der Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen“.

Da es sich hierbei um eine wichtige Rechtsfrage handelt, stimmte der Europäische Gerichtshof zu, den Fall an seine Große Kammer zu verweisen. Die Anhörung ist für den 24. November 2010 in Straßburg geplant. Als dieser Bericht zusammengestellt wurde, war noch nicht bekannt, wie das Urteil der Großen Kammer ausfallen würde.

Aserbaidschan

Nach wie vor wird es Jehovas Zeugen schwer gemacht, religiöse Literatur nach Aserbaidschan einzuführen. Die Einfuhr gewisser religiöser Schriften wird genehmigt, andere Literatur dagegen darf nicht eingeführt werden mit der Begründung, „deren Inhalt stellt den Glauben der Zeugen Jehovas als einzig richtigen hin und verletzt die religiösen Gefühle anderer Christen“. Die Folge war, dass bei Hausdurchsuchungen die persönliche biblische Literatur einiger Brüder und Schwestern beschlagnahmt wurde.

Am 25. April 2010 kamen rund 250 Zeugen Jehovas in fünf großen Bussen und einem Kleinbus in Qazax an. Sie waren auf dem Rückweg von einem Kongress in Georgien. An der Grenzkontrolle wurden ihnen von der Polizei 33 Bibeln und sonstige persönliche biblische Publikationen abgenommen. Viele mussten dann bis zu acht Stunden an der Grenze warten, sogar Ältere und Gebrechliche. Erst dann durften sie weiterfahren. Damit Vorfälle wie dieser nicht noch mal vorkommen und unsere aserbaidschanischen Brüder weiter geistige Speise erhalten, wurde der Fall nun dem Europäischen Gerichtshof vorgelegt.

Weißrussland

Am 6. November 2009 ist unser Bruder Dmitry Smyk zu einer Geldstrafe von umgerechnet 875 Euro verurteilt worden, weil er den Militärdienst verweigert hat. Er erklärt: „Ich bemühe mich, in jedem Lebensbereich treu nach der Bibel zu leben und ihren Lehren zu folgen. Dazu zählt für mich, dass ein Mensch weder für den Krieg ausgebildet werden noch sich an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligen sollte“ (Jes. 2:1-4).

Wenngleich die Verfassung Weißrusslands das Recht garantiert, sich für einen alternativen Zivildienst zu entscheiden, gibt es diesbezüglich kein Gesetz. Dazu Bruder Smyk: „Das Recht, einen alternativen Zivildienst zu leisten, besteht zwar auf dem Papier, aber in Wirklichkeit kann ich ihn nicht durchführen.“

Um diesen Missstand zu beheben, hat der Präsident Weißrusslands am 18. Februar 2010 eine Kommission eingesetzt, die ein Gesetz für die Ableistung eines Zivildienstes entwerfen soll. Kurze Zeit später wurde das Urteil gegen Bruder Smyk aufgehoben. In Weißrussland stehen noch mehr junge Zeugen Jehovas vor dem gleichen Problem, weil sie den Krieg nicht lernen wollen; daher ist zu hoffen, dass von Regierungsseite der alternative Zivildienst schon bald ermöglicht wird.

Belgien

Bis 1993 war das Bethel in Brüssel wie alle kirchlichen Gebäude in Belgien steuerbefreit. 1993 änderten die Finanzbehörden aber ihre Haltung und sprachen sich gegen eine völlige Steuerbefreiung aus. Das Bethel diene nicht ausschließlich religiösen Zwecken, verfolge auch wirtschaftliche Interessen und Bethelmitarbeiter seien nicht ausschließlich religiös tätig. 2008 kam der Fall dann vor Gericht, das Urteil fiel jedoch zugunsten der Finanzbehörden aus. Man legte Berufung ein, und am 4. Mai 2010 wurde vom Berufungsgericht das Urteil der unteren Instanz aufgehoben. Die drei Richter führten in ihrer schriftlichen Urteilsbegründung aus: „Wer als Zeuge Jehovas im Bethel lebt, tut das aus tiefer religiöser Überzeugung und muss dazu bereit sein, völlig im Dienst für Gott aufzugehen. ... Alle Bethelmitarbeiter gehören dem Weltweiten Orden der Sondervollzeitdiener an und leben als Gemeinschaft zusammen: Es wird gemeinsam gebetet, gesungen und die Bibel studiert. Auch nehmen sie an einer gemeinschaftlichen Morgenandacht teil.“

Eritrea

In Eritrea machen unsere Brüder, die Gott treu dienen wollen, nach wie vor viel durch. Derzeit sind 58 Zeugen Jehovas inhaftiert, auch Frauen und Kinder. Wegen massiver Einschränkungen vonseiten der Regierung und der ständigen Gefahr, selbst festgenommen zu werden, lässt sich nicht viel darüber sagen, wie es ihnen geht. Wir bemühen uns schon seit Jahren, über diplomatische Kanäle die Not unserer eritreischen Glaubensbrüder zu lindern. Appelle wurden an das US-Außenministerium gerichtet, an die Europäische Union und an verschiedene Botschaften. Auch sind Treffen mit zahlreichen Amtspersonen am Horn von Afrika zustande gekommen, wie zum Beispiel mit Vertretern der Afrikanischen Union. Unlängst haben wir 18 eritreischen Botschaften einen Brief zukommen lassen sowie eine Liste der Häftlinge, die nicht im wehrpflichtigen Alter sind. In dem Brief wird an Präsident Afewerki appelliert, alle Gefangenen zu entlassen, die nicht im wehrpflichtigen Alter sind, das heißt auch Kinder und Betagte. Bisher kam von Regierungsseite jedoch keine Reaktion.

Griechenland

In seiner Eigenschaft als höchstes Verwaltungsgericht bestätigte der griechische Staatsrat am 15. Januar 2010 Evangelos Delis das Recht, als Reservist den Wehrdienst zu verweigern. Bruder Delis hatte in der griechischen Armee gedient, wurde danach aber ein Zeuge Jehovas. Als er zu einer Reserveübung einberufen wurde, hatte er dies abgelehnt, da sein biblisch geschultes Gewissen das nicht zuließ. Seinem Antrag, als Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen anerkannt zu werden, wurde zunächst nicht entsprochen. Doch wie der Staatsrat mit Verweis auf Artikel der Europäischen Menschenrechtskonvention erklärte, habe jeder das Recht, seine Religion zu wechseln, selbst nachdem er schon in der Armee gedient hat. Er könne dann auch aufgrund seiner neuen religiösen Überzeugung die Anerkennung als Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen beantragen. Diese grundlegende Entscheidung wird sich sicher positiv für andere Wehrdienstverweigerer sowohl in Griechenland als auch anderswo (wie in Armenien, Aserbaidschan, Südkorea und der Türkei) auswirken.

Portugal

Wie das Justizministerium am 25. September 2009 bekanntgab, war man einstimmig der Meinung, dass die Vereinigung der Zeugen Jehovas eine lange bestehende religiöse Gemeinschaft ist. Nun genießen Jehovas Zeugen in Portugal den besten rechtlichen und religiösen Status, wodurch sie sich für Gott noch besser einsetzen können. Die neu erlangte Rechtsform kommt Jehovas Volk sehr zugute. In Königreichssälen dürfen zum Beispiel offizielle Trauungen vorgenommen werden und in Gefängnissen und Krankenhäusern darf auf Wunsch geistlicher Beistand geleistet werden.

Puerto Rico

Mit seiner wegweisenden Entscheidung vom 27. Januar 2010 stützt das oberste Gericht von Puerto Rico das Recht von erwachsenen Patienten, bestimmte medizinische Behandlungen abzulehnen. Das Gericht bestätigte darüber hinaus das Recht des Patienten, eine Patientenverfügung zu verfassen und einen Bevollmächtigten einzusetzen, der ihn im Fall von Bewusstlosigkeit vertritt. Victor Hernandez, ein Zeuge Jehovas, hatte vor seiner Einlieferung in ein Krankenhaus eine Patientenverfügung verfasst. In einem erstinstanzlichen Urteil wurde Bruder Hernandez die Durchsetzung seiner Entscheidung verweigert und seine Patientenverfügung sowie sein Bevollmächtigter nicht akzeptiert. Das oberste Gericht hob nun dieses Urteil der Vorinstanz auf. Damit erkennt es „das Recht auf körperliche Unversehrtheit als ein unveräußerliches Rechtsgut des Menschen“ an. Dieser Erfolg hilft nicht nur den über 25 000 Zeugen Jehovas, sondern allen Patienten in Puerto Rico.

Russland

In den letzten Monaten wird Jehovas Volk in seiner vom Geist geleiteten Tätigkeit so schlimm bedroht wie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr. Am 8. Dezember 2009 bestätigte das Oberste Gericht der Russischen Föderation eine in Rostow getroffene Entscheidung, die dazu führte, dass die örtliche Rechtskörperschaft der Zeugen Jehovas in Taganrog aufgelöst und der Königreichssaal beschlagnahmt wurde. Außerdem wurden 34 unserer Publikationen als „extremistisch“ eingestuft (auch die viel gelesenen Bücher Was lehrt die Bibel wirklich?, Mein Buch mit biblischen Geschichten und „Komm, folge mir nach“).

Im Süden Russlands wurde wenige Wochen später ebenfalls vom Obersten Gericht der Altai-Republik gegen die örtliche Rechtskörperschaft in Gorno-Altaisk entschieden und weitere 18 Veröffentlichungen von uns wurden als „extremistisch“ eingestuft. Durch diese Gerichtsentscheide ist es derzeit nicht möglich, irgendeine der Publikationen, die auf der Liste stehen, nach Russland einzuführen. Außerdem haben sie den Feinden des Christus die Rückendeckung verschafft, seine friedlichen Jünger in mehreren Städten zu bedrohen und anzugreifen. Seit der Entscheidung vom 8. Dezember sind über 300 Fälle von Übergriffen, Hausdurchsuchungen und anderen Störungen ihres Gottesdienstes dokumentiert worden.

Als Antwort auf die wachsende Bedrohung befand es die leitende Körperschaft für gut, eine besondere Aktion mit dem Faltblatt Wiederholt sich die Geschichte? Eine Frage an die Bürger Russlands zu starten. Darin wurden sehr deutlich die Parallelen zwischen der Verfolgung unter dem Kommunismus und der heutigen Situation aufgezeigt. Vom 26. bis zum 28. Februar 2010 wurden in Russland 12 Millionen dieser Faltblätter verteilt. Und viele Versammlungen hatten sie schon in zwei Tagen unter die Leute gebracht, und das bei eisigen Temperaturen von bis zu 40 Grad minus.

Der Gegenschlag ließ nicht lange auf sich warten: Am 26. April 2010 widerrief die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor die Genehmigung, die regelmäßig erscheinenden Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! einzuführen.

Doch „die Hand Jehovas ist nicht zu kurz geworden, dass sie nicht retten kann“ (Jes. 59:1). Am 10. Juni 2010 traf der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte eine Grundsatzentscheidung zugunsten der Königreichsinteressen und gegen Russland. Im Fall Jehovas Zeugen in Moskau gegen Russland wurde geurteilt, die Auflösung der Gemeinschaft von Jehovas Zeugen in Moskau und das Verbot ihrer Tätigkeit sei rechtswidrig, weil damit die fundamentalen Menschenrechte auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit verletzt worden seien. Seit der Auflösung der Gemeinschaft von Jehovas Zeugen in Moskau und dem Verbot ihrer Tätigkeit am 26. März 2004 ist es zu einer Häufung von Übergriffen und ungerechter Behandlung gekommen. In dem Urteil wird ausdrücklich darauf verwiesen, dass die russische Regierung „gesetzlich verpflichtet“ ist, „die vom Gericht festgestellte Rechtsverletzung zu beenden und die Folgen so weit wie möglich wiedergutzumachen“.

Diese weitreichende Entscheidung bezieht sich auf neun Erfolge vor obersten Gerichten in Großbritannien, Japan, Kanada, Russland, Spanien, Südafrika und in den Vereinigten Staaten sowie auf acht frühere Entscheidungen des EGMR zugunsten von Jehovas Zeugen. Damit wurde bekräftigt, dass der EGMR seine früheren Urteile weiterhin für richtig hält. Sich auf die Europäische Menschenrechtskonvention und frühere Urteile beziehend, wiesen die Richter alle Beschuldigungen der staatlichen Seite ab.

Begründet wurde das so: „Die Antrag stellende Gemeinschaft der Zeugen Jehovas bestand in Moskau bereits über 12 Jahre, nämlich von 1992 bis 2004, und ihre Tätigkeit war legal. In der gesamten Zeit, in der die Religionsgemeinschaft offiziell anerkannt war, hat sie sich nichts zuschulden kommen lassen; kein einziger ihrer Ältesten und kein Mitglied hat eine Ordnungswidrigkeit oder irgendeine unerlaubte oder strafbare Handlung begangen.“ Dementsprechend befand das Gericht, dass die Rechte der Zeugen Jehovas verletzt worden sind, und, wie weiter ausgeführt wurde, „der beklagte Staat gesetzlich verpflichtet ist, ... in seiner Rechtsordnung Maßnahmen zu ergreifen, um die vom Gericht festgestellten Rechtsverletzungen zu beenden“.

Am 9. September 2010 hat die russische Regierung aus taktischen Gründen beantragt, den umstrittenen Fall an die Große Kammer zu verweisen, und so ihre Verpflichtung verschleppt, den Gerichtsentscheid umzusetzen. Ob Jehova zulässt, dass es zu einer Überprüfung durch die Große Kammer kommt oder nicht, auf jeden Fall wird weiter ein großes Zeugnis gegeben.

Serbien

Nach einem beinahe vier Jahre andauernden Rechtsstreit entsprach Serbiens Ministerium für religiöse Angelegenheiten schließlich dem Antrag der „Christlichen Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen“ und trug sie in das Register der Kirchen und Religionsgemeinschaften ein. Bis dahin hatte das Ministerium dies bereits drei Mal abgelehnt, und das, obwohl es in dieser Region schon in den frühen 1920er-Jahren Gruppen der Internationalen Bibelforscher gab, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden. Als dann aber der Oberste Gerichtshof von Serbien zwei Mal zu unseren Gunsten entschied, zog das Ministerium nach.

Unsere Gegner haben — mithilfe der Medien — früher oft versucht, uns als gefährliche Sekte abzustempeln. Bestimmt werden nun viele Menschen in Serbien, die es ehrlich meinen, noch besser erkennen, dass Zeugen Jehovas gute Bürger sind, die sich an das Gesetz halten und keine Bedrohung für die Gesellschaft oder den Einzelnen darstellen. Positiv ist schon einmal, dass jetzt biblische Literatur und anderes, was für die Zusammenkünfte und den Predigtdienst gebraucht wird, eingeführt werden kann, ohne dass Zölle oder Steuern fällig werden.

Slowenien

Am 27. November 2009 wurde die „Christliche Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen“ in das von der Regierung der Republik Slowenien geführte Register der Kirchen und Religionsgemeinschaften eingetragen. Nach Auskunft des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten ist die „Christliche Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen“ die achte von 40 religiösen Organisationen und Gruppen in Slowenien, die unter dem neuen Gesetz zur Religionsfreiheit eine Eintragung erlangt haben. Dadurch können nun auch unsere Vollzeitprediger in den Genuss gewisser Vergünstigungen kommen, die der Staat religiös Beschäftigten gewährt.

Türkei

Im August 2003 wurde ein Königreichssaal in Mersin offiziell geschlossen mit der Begründung, er verstoße gegen den Bebauungsplan. Dabei war der Saal bereits seit über 20 Jahren genutzt worden. Die Brüder legten Rechtsmittel ein, doch am 30. Dezember 2009 wies das oberste Gericht der Türkei die Beschwerde zurück und entschied zugunsten der Behörden von Mersin. Es ist jetzt Beschwerde beim EGMR eingereicht worden.

AKTIVE LIEBE DER BRUDERSCHAFT IN HAITI

Am 12. Januar 2010 wurde Haitis Hauptstadt Port-au-Prince und die umliegende Gegend von einem verheerenden Erdbeben erschüttert. Hunderttausende kamen dabei ums Leben und noch viel mehr wurden obdachlos. Einige Tausend Zeugen Jehovas verloren ihr Zuhause und 154 starben. Viele andere wurden schwer verletzt oder kamen gerade so davon.

Acloque war daheim, als das Erdbeben losging. Die Wände schwankten und das Haus fiel ein wie ein Kartenhaus. Acloque fand sich zwischen dem eingestürzten Dach und dem Boden eingeklemmt wieder. Er war nicht allzu sehr verletzt, und so tastete er im Dunkeln ein wenig um sich herum. Acloque erzählt: „Ich fühlte einen Wassereimer. Er ließ sich zwar nicht bewegen, aber ich konnte die Finger ins Wasser tauchen und meine Lippen immer wieder etwas befeuchten. Ich kam auch an einen losen Stein heran, mit dem ich Klopfzeichen geben konnte, um auf meine schlimme Lage aufmerksam zu machen.“ Danach hat Acloque nur noch um Hilfe gebetet, mit dem Stein geklopft und gewartet und gewartet.

Er erzählt weiter: „Ich hatte keine Uhr und überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Erst habe ich geweint und Jehova gebeten, mich doch zu befreien. Aber als dann so die Zeit verstrich, da habe ich zu Jehova gesagt, dass ich ja weiß, dass er mich auferwecken wird, aber ich doch noch so jung bin, und wenn ich nicht sterbe, könnte ich ihm doch weiter dienen.“

Irgendwann spürte Acloque, dass er immer schwächer wurde, und er hatte keine Kraft mehr, auch nur mit dem Stein zu klopfen. Dann verlor er das Bewusstsein.

Als er wieder zu sich kam, versuchte gerade eine Rettungsmannschaft von Zeugen Jehovas ihn zu befreien. „Plötzlich fielen die Betonbrocken auf meinem Bein zur Seite und eine kleine Öffnung tat sich auf. Beim nächsten Vorstoß hätten sie wahrscheinlich mein Knie verletzt, das war mir klar. Also habe ich im Dunkeln den Arm meines Retters gepackt.“ Acloque hatte es dann auch schon bald geschafft. Vier Tage war er verschüttet gewesen.

HILFSMASSNAHMEN SOFORT EINGELEITET

Keine 24 Stunden nach dem Beben war auch schon der erste Arzt aus dem dominikanischen Zweig eingetroffen. Es folgten kontinuierlich weitere Zeugen Jehovas, die medizinisch oder als Rettungshelfer ausgebildet waren, und damit auch ständig neue Hilfsgüter. Auf dem Bethelgelände wurde schnell ein medizinisches Zentrum für Verletzte eingerichtet, in dem über 1 000 Zeugen und Nichtzeugen behandelt wurden.

Zwei jungen Frauen wurde zum Beispiel der rechte Arm amputiert. Mylène, eine der freiwilligen Helferinnen, erzählt: „Wie alle anderen ledigen Patienten, denen etwas amputiert werden musste, waren die beiden Mädchen sehr in Sorge, dass sie nun niemals heiraten oder eine Familie gründen könnten.“ Mylène kannte eine Schwester in Frankreich, die als Kind bei einem Autounfall einen Arm verloren hatte, und bat sie jetzt, den beiden jungen Patientinnen Mut zu machen. Die Schwester hat daraufhin Fotos von sich und ihrem Mann und ihren zwei hübschen Kindern gemailt. Es hat den beiden unglaublich viel gegeben, diese Bilder zu sehen, und sie kommen jetzt gut mit ihrer neuen Situation klar.

Die Überlebenden brauchten nicht nur dringend Lebensmittel, Kleidung und Arzneimittel, sondern auch ein Dach über dem Kopf. Haitianische und ausländische Zeugen Jehovas entwarfen und bauten über 1 700 provisorische Unterkünfte. So waren unsere Glaubensbrüder, die ihr Heim verloren hatten, vor Regen geschützt und relativ sicher. Im Juni hatten die Hilfstrupps mit den ersten provisorischen Königreichssälen begonnen, und im Juli waren schon die ersten Baugenehmigungen für die eigentlichen Königreichssäle erteilt.

HILFE AUF JEDEM GEBIET

Im März traf sich ein Bruder, der Facharzt für posttraumatische Belastungsstörungen ist, mit den Ältesten der 115 Versammlungen im Erdbebengebiet und gab ihnen guten Rat, wie sie den traumatisierten Brüdern und Schwestern in ihren Versammlungen beistehen könnten. Danach kümmerte er sich um jeden Einzelnen der mehr als 100 Brüder und Schwestern, die fachärztliche Betreuung brauchten.

Kurz nach dem Erdbeben reiste David Splane von der leitenden Körperschaft nach Haiti, um den Brüdern Mut zu machen. Da er Französisch spricht, konnte er den Brüdern auf einem Kreiskongress ein paar liebe Worte sagen und sich auch mit der Bethelfamilie, Missionaren und Kreisaufsehern unterhalten. Sein echtes Interesse und die Fürsorge der leitenden Körperschaft haben allen enorm gutgetan.

Wer hätte gedacht, dass unter diesen Umständen die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften in Haitianisch herauskommen würde? Trotz allem wurde sie fertiggestellt, gedruckt und nach Haiti verschickt. Nur wenige Stunden bevor sie auf dem Bezirkskongress im Juli veröffentlicht werden sollte, trafen die neuen Bibeln ein. Angefangen von den ersten Hilfsaktionen bis heute: Alle, die miterlebten, was sich da in kürzester Zeit tat, spürten deutlich Jehovas Hand und seine Unterstützung in vielen großen und kleinen Dingen. Immer wieder waren genau im richtigen Moment die nötigen Hilfsgüter, Transportmöglichkeiten und Hilfskräfte da — und so gut, wie es immer lief, konnte man es einfach nicht dem Zufall zuschreiben. Ein langjähriger Missionar brachte es so auf den Punkt: „Man hat keine Vorstellung davon, wie sehr Jehova alles gelenkt hat, wenn man nicht selbst dabei gewesen ist.“

NEUE ZWEIGBÜROS ZUR EHRE GOTTES

Der 13. Februar 2010 war ein unvergesslicher Tag für Jehovas Zeugen auf den Salomonen. An diesem Tag übergab Stephen Lett von der leitenden Körperschaft die neuen Zweiggebäude ihrer Bestimmung. Unter den 368 Brüdern, die seine Ansprache hörten, saß auch der erste einheimische Zeuge: Clement Fa’abasua. Einen Monat vorher war für alle, die in der Nachbarschaft wohnten und sich das Zweigbüro anschauen wollten, Tag der offenen Tür. 273 Personen wurden herumgeführt. Einer von ihnen, ein Architekt, schrieb in der führenden Lokalzeitung: „Alles in allem erhält der gesamte Komplex eine Eins mit Sternchen. Der Bau ist für unsere Insel ein Paradebeispiel dafür, was hier alles möglich ist, egal für wen die Gebäude gedacht sind. Man könnte sagen, dass die Architekten, die bunt gemischte Arbeitsgruppe und die hiesigen Behörden damit wirklich ein Kleinod im Paradies geschaffen haben.“

Auch die Einweihungsfeier in Estland am Samstag, den 3. April 2010 wird man nicht so schnell wieder vergessen. Alle 438 Besucher waren von dem Programm, inklusive der Ansprache von Christian Muntean aus dem griechischen Zweigbüro, hellauf begeistert. Man hatte von der Wasserversorgungsfirma auf dem Nachbargelände ein zweigeschossiges Gebäude erworben. Es wurde umgebaut und dort befindet sich jetzt ein Ton- und Videostudio sowie ein Unterrichtsraum der Bibelschule für ledige Brüder.

Eine Woche später, am 10. April 2010, herrschte auch im Nachbarland Lettland Einweihungsstimmung. Dort wurde die gute Botschaft zum ersten Mal im Jahr 1918 gepredigt. Danach bekamen unsere Brüder in Lettland einen eisigen Gegenwind zu spüren. Doch heute geht es mit dem Predigtwerk gut voran. 248 Besucher aus 9 Ländern hörten zusammen mit einheimischen Brüdern und Schwestern die Einweihungsansprache von Christian Muntean.

Am Samstag, den 8. Mai 2010 erlebten in Paraguay 2 200 Anwesende mit, wie Gerrit Lösch von der leitenden Körperschaft neue Zweiggebäude der Bestimmung übergab. Gebaut hatte man ein Wohngebäude mit 32 Zimmern und ein neues Bürogebäude. Das bisherige Wohngebäude war instand gesetzt und umgebaut worden. Außerdem wurde ein 40 000 Liter großer unterirdischer Wassertank angeschafft. Die Behörden vor Ort waren von Anfang an von der guten Arbeit der Bauhelfer aus dem In- und Ausland sehr angetan. Einer der Behördenvertreter meinte, mit anderen religiösen Gebäuden hätte man oft viele Scherereien, bei Jehovas Zeugen wüsste man aber, dass sie immer alles ganz ordentlich und korrekt machen. Darum gab es auch nie Probleme, Baugenehmigungen zu erhalten.

In Papua-Neuguinea kamen am Samstag, den 29. Mai 2010 fast 500 Brüder und Schwestern aus 12 Ländern zusammen und hörten die Einweihungsansprache von Winston Payne aus dem australischen Zweigbüro. Man hatte ein viergeschossiges Wohngebäude dazugebaut, das auch den Speisesaal, die Küche und die Wäscherei beherbergt — außerdem ein Wirtschaftsgebäude mit Königreichssaal und ein geräumiges Übersetzungsbüro. In der Zuhörerschaft saßen eine Reihe Brüder, die zur Bestimmungsübergabe sechs Tage lang bergauf, bergab durch das Gebirge gelaufen waren. Sie kamen in der Tracht der Orokaiva und bereiteten den anderen Besuchern mit Tanz und Gesang einen herzlichen Empfang. Eine Schwester, die schon viele Jahre in der Wahrheit ist, sagte mit Tränen in den Augen: „Heute habe ich das Gefühl, ich bin schon im Paradies!“

TRAGT FORTWÄHREND VIEL FRUCHT

Eins ist sicher: Durch alles, was Jehovas Zeugen weltweit gemeinsam zustande bringen, wird Gott immer wieder verherrlicht. „Mein Vater wird dadurch verherrlicht“, so sagte Jesus, „dass ihr fortwährend viel Frucht tragt und euch als meine Jünger erweist“ (Joh. 15:8). Mit Jehovas liebevoller Hilfestellung und seinem Segen werden sie sich weiter das zum Ziel stecken, was schon Paulus formulierte: „Damit ihr Jehovas würdig wandelt, um ihm völlig zu gefallen, während ihr fortfahrt, in jedem guten Werk Frucht zu tragen und an der genauen Erkenntnis Gottes zuzunehmen, indem ihr gestärkt werdet mit aller Kraft nach dem Maße seiner herrlichen Macht, um völlig auszuharren und mit Freuden langmütig zu sein“ (Kol. 1:10, 11).

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Natsue studierte wieder die Bibel

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Alles wird gründlich recherchiert

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Korea

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Mexiko

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Südafrika

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Stephen Lett bei einem der internationalen Kongresse auf Hawaii

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Dmitry Smyk

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Evangelos Delis

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Das Schreiben des Justizministeriums

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Medizinisch ausgebildete Zeugen Jehovas waren schnell zur Stelle

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Zeugen aus Haiti und von anderswo entwarfen und bauten über 1 700 provisorische Unterkünfte

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Die „Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften“ in Haitianisch wurde veröffentlicht

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Erweiterung des Zweigbüros in Estland

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Das Zweigbüro in Paraguay

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Winston Payne hielt die Einweihungsansprache in Papua-Neuguinea