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Papua-Neuguinea

Papua-Neuguinea

Papua-Neuguinea

AUF der Suche nach einer neuen Heimat machten sich vor langer, langer Zeit immer wieder viele Menschen auf den Weg in den Süden Asiens. Am Ostende des Malaiischen Archipels stießen sie auf die zweitgrößte Insel der Erde: das heutige Neuguinea, ein tropisches Eiland, durchzogen von einer hohen Gebirgskette. a Sie erkundeten die feucht-tropische Küste und ließen sich in den ausgedehnten Sumpfgebieten, den dichten Regenwäldern oder auf den vorgelagerten Inseln nieder. Einige erklommen die Berge und besiedelten das Hochland mit seinen breiten Tälern, seinem gemäßigten Klima und der fruchtbaren Erde.

Sie alle bildeten keine einheitliche Nation, sondern gehörten über 1 000 kleinen Stämmen an, die oft gegeneinander Krieg führten. Sie hatten ihre eigenen Sitten und Bräuche, ihre stammestypische Kleidung und sprachen über 800 Sprachen. Die meisten lebten völlig abgeschottet vom Rest der Welt und verteidigten vehement ihr Stammesgebiet. Viele glaubten, dass sich hinter dem Horizont das Reich der Geister und Ahnen befand, die ihr Leben entweder zum Guten oder zum Schlechten beeinflussten. Und sie waren ständig bemüht, diese Geister zu beschwichtigen.

Die Menschen sahen auch alle recht unterschiedlich aus — bis auf ein Merkmal, das sie alle gemeinsam hatten: ihr krauses Haar. Deshalb wurde die Insel bereits 1526 von dem Portugiesen Jorge de Meneses „Ilhas dos Papuas“ genannt, „Insel der Kraushaarigen“. Der spanische Seefahrer Ortiz de Retez nannte sie dagegen Neuguinea, weil deren Einwohner seiner Meinung nach Ähnlichkeit mit den Menschen im westafrikanischen Guinea hatten.

Im 19. Jahrhundert teilten die Europäer die Insel in drei Teile auf. Als Erstes beanspruchten die Niederländer die Westhälfte der Insel (heute Teil von Indonesien). Großbritannien und Deutschland teilten sich den Ostteil und machten daraus im Süden Britisch-Neuguinea (später Papua) und im Norden das Kaiser-Wilhelms-Land (zu Deutsch-Neuguinea gehörig und später Neuguinea). Nach dem Ersten Weltkrieg standen schließlich beide Gebiete unter australischer Verwaltung. 1975 wurden sie dann zu Papua-Neuguinea vereinigt und machten sich unabhängig. b

Heute ist Papua-Neuguinea noch auf dem Weg in die Moderne. Ein Teil der Einwohner lebt mit allem technischen Komfort in modernen Städten. Doch 80 Prozent der Bevölkerung sind in kleinen Dörfern im Regenwald zu Hause, wo sich das Leben in den letzten Jahrhunderten kaum verändert hat. Hier wird noch der Brautpreis gezahlt, gilt der Besitz von Schweinen als Zeichen des Wohlstands und werden Spiritismus und Sippentreue großgeschrieben.

In den vergangenen paar Jahrzehnten hat sich in diesem kontrastreichen Land allerdings etwas anderes Bedeutsames getan — etwas, was das Leben von Menschen aus den verschiedensten Stämmen auf vielerlei Weise berührt und verändert hat. Sie haben nämlich die Wahrheit aus der Bibel kennengelernt und leben jetzt danach (Röm. 12:2).

WER KAM ZUERST MIT DER GUTEN BOTSCHAFT?

Der Erste, der mit der guten Botschaft nach Papua-Neuguinea kam, war Bruder Peck, ein Pionier aus Großbritannien, der dort 1932 auf dem Weg zur malaiischen Halbinsel einen mehrwöchigen Zwischenstopp einlegte. Er packte die Gelegenheit beim Schopf, erzählte den Insulanern von der Wahrheit und ließ Hunderte von Büchern zurück.

Drei Jahre später legte das Schiff Lightbearer (Lichtträger) mit sieben Pionieren an Bord wegen Motorschaden in Port Moresby an. Es dauerte einen Monat, bis der Motor repariert war, und in der Zeit predigten die Pioniere voller Elan in ganz Port Moresby und Umgebung. Einer von ihnen, Frank Dewar, ein kerniger Neuseeländer, marschierte mit einem riesigen Stapel Bücher sogar extra 50 Kilometer weit ins Landesinnere, um sie unter die Leute zu bringen.

Eins der Bücher fiel einem Medizinmann vom Stamm der Koiari in die Hände. Er hieß Heni Heni Nioki. Als er es las, schlug die Wahrheit in seinem Herzen sozusagen Wurzeln. Nun brauchte es nur noch einen weiteren Besuch von Zeugen Jehovas, damit das zarte Pflänzchen „bewässert“ werden und weiter wachsen konnte (1. Kor. 3:6).

Ende der 30er-Jahre ließ ein weiterer Pionier in den wichtigsten Städten Papua-Neuguineas, darunter auch auf den Inseln New Britain, New Ireland und Bougainville, jede Menge Publikationen zurück. Doch bevor irgendjemand an seine Predigtaktion anknüpfen konnte, versank dieses Fleckchen Erde im Chaos des Zweiten Weltkriegs.

PREDIGEN IM „GROSSEN DORF“

Drehen wir die Uhr zwölf Jahre vor: Am 22. September 1951 steigt in Port Moresby ein hochgewachsener 47-jähriger Australier aus dem Flugzeug. Ihm schlägt die schwülheiße Luft entgegen. Tom Kitto war dem Aufruf gefolgt, auf den Pazifikinseln zu predigen. Seine Frau Rowena folgte ihm sechs Wochen später nach. Das Predigtgebiet der beiden? Ganz Papua-Neuguinea.

Wie sie bald feststellten, waren die meisten Europäer in Port Moresby nicht besonders an der Bibel interessiert. Doch dann lernten sie Geoff Bucknell kennen, der ebenfalls aus Australien kam und als junger Mann von der Wahrheit abgekommen war. Er wollte wieder die Bibel studieren und wurde schließlich ein treuer Zeuge Jehovas, wie auch seine Frau Irene.

Tom und Rowena zogen dann in das Stadtviertel Hanuabada, was in Motu (eine der Landessprachen) „großes Dorf“ bedeutet. In diesem Stadtteil in der Hafenbucht von Port Moresby stehen Hunderte von Pfahlbauten, die vom Strand aus mit langen Stegen verbunden sind. „Die Leute umringten uns regelrecht, um von der guten Botschaft zu hören“, schreibt Rowena. „So viele waren an einem Bibelstudium interessiert, dass wir in zwei Monaten bis auf zwei Abende jeden Abend dort verbrachten.“ Tom ergänzt: „Besonders angetan waren die Leute von der Aussicht auf eine Auferstehung und auf ein Leben im Paradies auf der Erde. Als die Kirchenmissionare und ein Polizist am Ort sie unter Druck setzten, mit dem Bibelstudium aufzuhören, ließ sich keiner von ihnen einschüchtern. Die Wahrheit war bereits tief in ihrem Herzen verankert.“

Zu denen, die sich fest auf die Seite Jehovas stellten, gehörten Raho und Konio Rakatani, Oda Sioni, Geua Nioki und ihr Mann Heni Heni, der ja 16 Jahre zuvor von der Pioniermannschaft der Lightbearer etwas zu lesen bekommen hatte. Bald kamen regelmäßig 30 Leute zu Heni Heni nach Hause zu den Zusammenkünften. „Die Männer und die Frauen saßen rechts und links getrennt voneinander“, erinnert sich Oda Sioni, der damals noch ein kleiner Junge war. „Die Frauen hatten nur Grasröcke an, sonst nichts. Sie trugen ihre Babys in bunten Umhängetaschen. Sobald sie ihre Kleinen gestillt hatten, hängten sie die Taschen an einen Balken im Raum, legten die Babys hinein und schaukelten sie sanft in den Schlaf.“

Geleitet hat die Zusammenkünfte Tom Kitto, der sich dolmetschen ließ. Wie man sich vorstellen kann, funktionierte das oft mehr schlecht als recht. „Einmal wurde Tom von Heni Henis Bruder, Badu Heni, gedolmetscht“, schmunzelt Don Fielder, der 1953 nach Papua-Neuguinea kam. „Im Grunde liefs ganz gut, Badu machte sogar Toms Gesten nach. Nur: Hinterher gestand er, dass er eigentlich kein Wort von Tom verstanden hatte. Er hat einfach nur erzählt, was er selbst schon von der Wahrheit wusste, und dazu Toms Gesten gemacht, damit es zumindest so aussah, als ob er dolmetschte.“ Trotz solcher kleinen Pannen wurde die Gruppe schnell größer, und nach kurzer Zeit wurde in Hanuabada eine zweite Gruppe gegründet, die sich im Haus von Raho Rakatani traf.

„LEHRT DOCH AUCH UNS DIE BIBEL!“

Anfang 1952 kam Bobogi Naiori, ein Stammesältester der Koiari und angesehener Medizinmann, zu Besuch zu Heni Heni, seinem wantok oder Stammesbruder, und erlebte da eine Zusammenkunft mit. Völlig beeindruckt bekniete er Tom Kitto hinterher: „Bitte kommt doch auch zu uns und lehrt uns die Bibel!“

Nicht lange danach machten sich Tom und Rowena mit ihrem alten Pick-up auf den Weg zu Bobogis Dorf Haima, nördlich von Port Moresby. Dazu mussten sie 25 Kilometer weit durch Schlamm und Matsch fahren. Die Leute im Dorf waren schon versammelt, um zu hören, was Tom ihnen aus der Bibel erzählen würde, und Bobogi war sein Dolmetscher. Das Ergebnis? 30 Leute aus dem Dorf fingen ein Bibelstudium an.

Noch im selben Monat baute die Gruppe in Haima einen kleinen, einfachen Saal für ihre Zusammenkünfte. „Es war im Prinzip eine Holzkonstruktion mit halbhohen geflochtenen Bambuswänden und einem Grasdach“, so beschreibt es Elsie Horsburgh, die später dort die Zusammenkünfte besuchte. „Eine Petroleumlampe, eine kleine Tafel und ein paar Sitze aus dem Holz junger Bambustriebe waren die ganze Inneneinrichtung.“ So sah der erste Königreichssaal in Papua-Neuguinea aus.

Bobogi wollte unbedingt, dass seine wantoks in den umliegenden Bergen von der guten Botschaft hörten. Also machte er sich mit Tom auf. Über eine steile und gefährliche Bergstraße ging es zum Sogeri-Plateau. Kurz danach studierten dort in drei Dörfern 90 Leute die Bibel.

Das Ganze blieb natürlich nicht unbemerkt. In Ioadabu marschierte ein Regierungsbeamter mitten in den Versammlungsraum und wollte wissen, wer Jehovas Zeugen eigentlich gestattet hätte, die Leute hier im Dorf zu belehren. Auch die Polizei nahm etliche Interessierte ins Verhör und fragte sie, was wir denn so machen würden. So mancher Dorfpastor und Plantagenbesitzer drohte sogar, handgreiflich zu werden.

Unter so viel Druck gaben manche auf. Doch ein kleiner tapferer Kern ließ sich nicht unterkriegen. 1954 ließen sich im Laloki bei Haima 13 Personen taufen. Das war die erste Taufe in Papua-Neuguinea. Unter ihnen war auch Bobogi, der voller Überzeugung sagte: „Auch wenn alle Koiari aufgeben, ich nicht! Denn ich weiß, das ist die Wahrheit!“ Er hielt Wort und blieb treu bis zum Schluss. Er war bis zu seinem Tod 1974 Ältester in der Versammlung Haima.

UNVERGESSLICHE MOMENTE

Im Juli 1955 kam der erste Kreisaufseher nach Port Moresby: John Cutforth, ein kanadischer Missionar, der in Australien eingesetzt war. Das Leben in den Tropen und die einfachen Menschen dort sagten ihm sofort zu. Er hatte ja keine Ahnung, dass er letztendlich über 35 Jahre in Papua-Neuguinea bleiben würde.

Mit im Gepäck hatte er den Dokumentarfilm Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit, der sich um unsere Organisation und die Kongresse drehte. Während seines dreiwöchigen Besuchs ließ er ihn 14 Mal laufen — vor einigen Hundert bis fast 2 000 Zuschauern. Der Film hinterließ bei den Papua einen tiefen Eindruck, zumal es für viele der erste Film war, den sie je gesehen hatten.

Höhepunkt seines Besuchs war am Schluss ein eintägiger Kreiskongress in Haima. „Als die Taufbewerber gebeten wurden, sich zu erheben, ... standen 70 Personen auf“, erinnert sich Tom Kitto. „Wir waren total gerührt und tief bewegt, als wir die lange Schlange von 40 Brüdern und 30 Schwestern sahen, die da im tiefsten Dschungel am Fluss standen und jetzt vor jedermann zeigen wollten, dass sie sich Jehova hingegeben hatten.“

Im Jahr danach war in Haima ein zweiter Kreiskongress geplant. Bobogi, der Dorfälteste, sollte sich um Aufbau und Verpflegung kümmern. Drei Tage vor dem Kongress traf sich John (Ted) Sewell (ein neuer Kreisaufseher aus Australien) mit ihm, um alles zu besprechen.

Ted redete nicht lange um den heißen Brei herum und fragte: „Und? Wie weit bist du mit dem Aufbau?“

„Ich hab noch gar nicht damit angefangen“, meinte Bobogi.

„Aber heute ist schon Donnerstag und der Kongress ist am Sonntag!“, sagte Ted entsetzt.

„Keine Sorge, mein Bruder“, antwortete Bobogi. „Wir machen das alles am Samstag.“

Wie vor den Kopf geschlagen fuhr Ted nach Port Moresby zurück. Er war sich sicher, dass der Kongress ein einziges Chaos werden würde.

An besagtem Sonntag fuhr er mit einem mulmigen Gefühl nach Haima. Doch als er dort ankam, traute er seinen Augen kaum! Unter einem ausladenden Baum stand eine stabile Bühne aus Holz, davor war ein riesiger frei geräumter Platz. Weiter hinten wurden zwischen glühend heißen Steinen in Erdmulden gerade Schweine- und Kängurufleisch, Tauben, Fische, Jamswurzeln und Süßkartoffeln gegart. Über dem Feuer dampften die Teekessel. In einer Cafeteria aus Holz und Bambus herrschte fröhliches Getümmel. Und mittendrin stand in aller Seelenruhe Bobogi. Ted war sprachlos!

„Bobogi, wo hast du das bloß alles gelernt?“, fragte er völlig verblüfft.

„Ach, das hab ich in dem Film gesehen, den John Cutforth uns letztes Jahr gezeigt hat“, erwiderte ihm Bobogi.

Zu dem Kongress kamen über 400 Personen von acht verschiedenen Stämmen; 73 ließen sich taufen. Später sprach man nur noch von „Bobogis Kongress“.

PREDIGEN MIT BILDERN

Im Jahr 1957 kam John Cutforth ganz nach Papua-Neuguinea. Seit seinem ersten Besuch hatte er sich den Kopf zerbrochen, wie man den Einheimischen am besten predigen könnte, wo die meisten doch nicht lesen konnten. Dann war ihm eine Idee gekommen, die er jetzt als reisender Aufseher bei seinen Besuchen in den Versammlungen und abgelegenen Gruppen ausprobieren wollte:

Als Erstes schrieb er auf eine Tafel seinen Namen und den Namen des Dolmetschers. Dann zeigte er zum Himmel und fragte: „Gott — welcher Name?“ Die Antwort „Jehova“ hielt er zusammen mit Psalm 83:18 ganz oben auf der Tafel fest. Unten drunter links schrieb er „alte Welt“. Darunter malte er zwei Strichmännchen, die miteinander kämpften, eins, das weinte, und ein Grab; daneben kam Römer 5:12. Rechts schrieb er „neue Welt“. Darunter zeichnete er zwei Männer, die sich die Hand gaben, ein fröhliches Gesicht und ein durchgestrichenes Grab; daneben kam Offenbarung 21:4. Anschließend hielt er eine mitreißende Ansprache über das, was an der Tafel stand. Schließlich bat er einige der Zuhörer, an die Tafel zu kommen und zu wiederholen, was er ihnen erklärt hatte. Hatten sie alles gut verstanden, ließ er sie die Bilder abmalen, damit sie sie später beim Predigen verwenden konnten.

Diese „Bildpredigt Nr. 1“, wie man sie nannte, hat das Predigen in Papua-Neuguinea enorm angekurbelt und wurde bald durch viele weitere ergänzt. „Wir haben Stunden über Stunden damit verbracht, die Bildpredigten in Schulhefte abzumalen. Jeder, der die Bibel studierte, bekam so ein Übungsheft, um anderen die Bibel zu erklären“, sagt Lena Davison, die dort 47 Jahre lang predigte. Die Kinder bastelten sich ihre eigenen Bilderbücher und malten sie mit Feuereifer aus.

Diese Lehrmethode wurde auch auf die Zusammenkünfte ausgeweitet. „Beim Vortrag und Wachtturm-Studium kam die Tafel jedes Mal stark zum Einsatz; sie war eine Riesenhilfe für alle, die nicht lesen konnten“, findet Joyce Willis, eine kanadische Pionierin, die über 40 Jahre in Papua-Neuguinea verbracht hat. Für Kongresse wurden solche Bildpredigten sogar auf Leinwand gemalt. „Diese großen Zeichnungen waren total beliebt und haben wichtige Lehrpunkte eingeprägt“, meint Mike Fisher, der dort im Reisedienst war. „Viele von ihnen hingen dann später bei Brüdern, die weit weg wohnten und anderen damit voller Stolz die Bibel erklärten.“

Nach einer Weile lernten immer mehr Menschen lesen und schreiben und es gab zunehmend mehr Lesematerial mit Bildern. Da waren die Bildpredigten dann nicht mehr nötig.

DIE GUTE BOTSCHAFT WIRD IMMER WEITER GESTREUT

Ende der 50er-Jahre kamen ständig neue Brüder aus Australien nach Papua-Neuguinea, die voller Elan waren und sich dort einsetzen wollten. Außerdem gingen viele, die die Wahrheit in Port Moresby kennengelernt hatten, zurück in ihre Dörfer. Und so hat sich die gute Botschaft schnell im Land verbreitet.

1957 hörte David Walker, ein 26-jähriger Bruder aus Australien, der in Port Moresby wohnte, dass sich in dem benachbarten Dorf Manu Manu und in der Gegend von Gabadi einige für die Wahrheit interessierten. Er hängte seine Arbeit an den Nagel, wurde Sonderpionier und predigte dort ein Jahr lang ganz allein. Andere bauten später auf dem auf, was er angefangen hatte, und heute gibt es in Manu Manu eine Versammlung und einen Königreichssaal.

Mittlerweile lernte Don Fielder beim Predigen auf dem Koki-Markt in Port Moresby einige Fischer kennen, die mehr über die Bibel wissen wollten. Sie kamen aus Hula, einem Küstendorf 100 Kilometer weiter östlich. Um ihnen und ihren Familien weiterhelfen zu können, fuhr Don zusammen mit Bruder Athol (Dap) Robson und einigen der interessierten Leute aus Hula mit seinem neuen 8-Meter-Auslegerboot zu dem Dorf. Sie blieben dort drei Tage und gründeten eine kleine Bibelstudiengruppe.

Kurz danach zog Don zusammen mit seiner Frau Shirley und ihrem zweijährigen Töchterchen Debbie als Sonderpionier nach Hula. „Wir haben uns eine kleine Hütte gebaut und angefangen, in den fünf Dörfern im Umkreis zu predigen“, berichtet Don. „Das bedeutete jeden Tag einen Fußmarsch von 12 Kilometern — was ganz schön anstrengend war. Aber dafür haben wir viel Schönes erlebt, denn wir konnten eine Menge Bibelstudien anfangen und hatten bald acht neue Verkündiger an unserer Seite.“

Ihr Predigen fuchste den Pastor der United Church dort enorm und er setzte ihren Verpächter unter Druck, sie mitsamt Hütte von seinem Grundstück zu vertreiben. „Als die Leute aus dem Nachbardorf das hörten, waren sie völlig aufgebracht, denn sie wollten nicht, dass wir gehen“, sagt Don. „Um die 20 halfen uns, unsere Hütte — mit Fundament und allem Drum und Dran — auf ein anderes Grundstück zu schaffen, das zu ihrem Dorf gehörte.“

Aber der Geistliche gab sich damit nicht zufrieden. Er nutzte seinen Einfluss bei den Behörden in Port Moresby und bewirkte, dass sich Familie Fielder nirgendwo im Distrikt mit ihrer Hütte niederlassen durfte. „Doch statt von dort wegzugehen“, erzählt Don weiter, „fragten wir Alf Green, der ein erstklassiger Tischler war, ob er uns mit dem Holz unserer Hütte auf unserem Auslegerboot eine kleine Wohnkabine bauen würde. Dann gingen wir an der Mündung eines nahe gelegenen Flusses in einem Mangrovensumpf vor Anker. Das wurde in den nächsten zweieinhalb Jahren unser neues Pionier-Zuhause — inmitten von Mückenschwärmen und lauernden Krokodilen.“ Als sich schließlich ihre zweite Tochter, Vicky, anmeldete, zog Familie Fielder wieder nach Port Moresby. Später waren Don und Shirley im Reisedienst und Don kam dann auch ins Zweigkomitee.

MEHR UND MEHR MENSCHEN HÖREN DIE BOTSCHAFT

Etwa um die gleiche Zeit fingen Lance und Daphne Gosson in Port Moresby an, mit einigen jungen Männern die Bibel zu studieren. Sie stammten aus Kerema, einem Küstenort rund 220 Kilometer westlich. Als die jungen Männer einmal eine Weile in ihrem Heimatort Urlaub machten, besuchte Lance sie zusammen mit Jim Chambliss, um dort zwei Wochen zu predigen.

„Der ganze Ort war zusammengekommen, um zu hören, was wir zu sagen hatten“, schreibt Lance. „Mittendrin platzte auf einmal der Pastor der Londoner Missionsgesellschaft herein und ging auf unseren Dolmetscher los. Er schlug mehrmals auf ihn ein, bis die Dorfleute energisch dazwischenfuhren. Er behauptete steif und fest, wir seien hier nicht erwünscht, und befahl uns, sofort sein Revier zu verlassen. Darauf sagten wir: ‚Wer was hören will, kann zur anderen Seite im Dorf kommen. Wer nicht, bleibt hier.‘ Das Dorf ging geschlossen mit uns mit.

Am nächsten Tag wollten wir den Distriktkommissar über den Vorfall informieren. Auf dem Weg dorthin trafen wir eine schwer kranke Frau. Wir boten ihr an, sie ins Krankenhaus zu bringen, aber sie hatte Angst. Erst nach vielem Zureden kam sie mit uns mit. Wir brachten sie zum Arzt und gingen zum Distriktkommissar. Dem waren wir alles andere als willkommen. Er beschimpfte uns gleich, wir würden die Leute davon abhalten, ärztliche Hilfe zu suchen. Just in dem Moment kam der Arzt vorbei und hörte, was der Kommissar so von sich gab. Da erzählte er ihm, dass wir gerade erst eine Frau davon überzeugt hatten, ins Krankenhaus zu gehen. Der Kommissar entschuldigte sich daraufhin sofort bei uns (ein feiner Zug!) und erklärte uns, dass ihm diese Fehlinformation gerade vom katholischen Priester aufgetischt worden sei. Danach sorgte er sogar dafür, dass wir beim Predigen Polizeischutz bekamen. Es war schon irgendwie witzig, mit zwei bewaffneten Polizeibeamten beim Bibelstudium zu sitzen.“

Kurze Zeit später wurden zwei junge Australier — Jim Smith und Lionel Dingle — als Sonderpioniere nach Kerema geschickt. Da man dort Uaripi spricht, machten sie sich sofort daran, diese Sprache zu lernen. „Wir fragten die Leute, mit denen wir die Bibel studierten, auf Motu, wie ein bestimmtes Wort auf Uaripi hieß, und schrieben das dann auf“, erklärt Jim. „Auf diese Weise legten wir uns einen kleinen Wortschatz an und lernten ein paar einfache Sätze für den Predigtdienst. Die Leute machten große Augen, als sie uns in ihrer Sprache reden hörten, denn das waren sie von den Weißen nicht gewohnt. Nach drei Monaten hielten wir an zwei verschiedenen Stellen in der Bucht von Kerema jede Woche Zusammenkünfte in Uaripi ab.“

Später löste Glenn Finlay die beiden ab und predigte dort anderthalb Jahre ganz allein. „Das war echt eine schwere Zeit für mich“, erzählt der junge Pionier aus Australien, „und ich habe mich manchmal gefragt, ob das alles überhaupt etwas bringt. Aber dann hatte ich ein Erlebnis, das mich sehr berührt hat und eines Besseren belehrte:

Ich hatte ein Bibelstudium mit Hevoko, dem Bäcker im Dorf. Er war schon älter, konnte kein bisschen lesen und schreiben und hatte sich in all den Monaten nur wenig gemerkt. Ich fragte mich, ob es noch Sinn hatte, mit ihm weiterzustudieren. Doch dann lief ich eines Morgens bei ihm zu Hause vorbei und hörte jemand reden. Es war Hevoko, der laut zu Jehova betete und sich bei ihm aus tiefstem Herzen dafür bedankte, dass er ihm die Wahrheit über seinen Namen und das Königreich gezeigt hatte. Da wurde mir wieder bewusst, dass für Jehova das Herz zählt, nicht der Intellekt. Er weiß genau, wer ihn liebt“ (Joh. 6:44).

BEGEGNUNG MIT EINEM CARGO-KULT

1960 kamen zwei weitere australische Sonderpioniere ins Land: Stephen Blundy und Allen Hosking. Sie gingen nach Savaiviri, einem Dorf circa 50 Kilometer östlich von Kerema. Die ersten drei Monate wohnten sie in einem Zelt, dann zogen sie in eine Buschhütte auf einer Kokosplantage mitten in einem riesigen Sumpfgebiet.

Savaiviri galt als Hochburg des Cargo-Kults. Was steckte hinter diesem Kult? Im Zweiten Weltkrieg hatten die Einheimischen die vielen Handelsgüter und Waren (sprich den Cargo) bestaunt, die mit den fremden Soldaten ins Land gekommen waren. Der Weltkrieg endete, die Soldaten packten zusammen und verließen das Land. Da der Cargo von „hinter dem Horizont“ gekommen war, also für die Einheimischen aus Richtung der Geisterwelt, glaubten einige, er sei von den Ahnen geschickt, aber von den Soldaten abgefangen worden. Um die Geister darauf aufmerksam zu machen, dass neuer Cargo benötigt wurde, simulierten sie militärische Exerzierübungen und bauten stabile Kaianlagen — für den großen Tag, an dem eine erneute Cargo-Flut eintreffen würde.

Über kurz oder lang studierten Stephen und Allen mit rund 250 Cargo-Kult-Anhängern, darunter ihr Anführer und einige ihrer „zwölf Apostel“. Stephen berichtet: „Viele von ihnen kamen zur Wahrheit. Einer der patrouillierenden Regierungsbeamten sagte uns später, unser Predigen habe entscheidend dazu beigetragen, dass es mit dem Cargo-Kult in Savaiviri aufhörte.“

DAS ERSTE BIBLISCHE LESEMATERIAL

Den Pionieren wurde damals schnell klar, wie wichtig es war, biblischen Lesestoff in die Landessprachen zu übersetzen. Aber wie wollte man das bei 820 Sprachen schaffen?

1954 startete Tom Kitto den ersten Versuch und ließ einige einheimische Brüder das Kapitel „Die ‚neue Erde‘ “ aus dem Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ c ins Motu übersetzen, das in Port Moresby gesprochen wird. Davon wurden dann über zweihundert Flugschriften vervielfältigt und verteilt — zur hellen Freude aller, die Motu sprachen.

Als in immer mehr Gegenden gepredigt wurde, verbrachten die Pioniere viele mühevolle Stunden damit, die Texte auch in andere Sprachen zu übersetzen. Jim Smith erzählt: „Ich habe mir alle neuen Wörter und Wendungen notiert und so in viel Kleinarbeit ein Wörterbuch und ein kleines Grammatikheft für Uaripi angelegt. Damit habe ich dann die Wachtturm-Studienartikel übersetzt. Oft saß ich bis tief in die Nacht hinein an meiner Schreibmaschine und tippte die übersetzten Artikel ab, um sie dann in den Zusammenkünften an alle verteilen zu können. Später habe ich noch ein Traktat und eine Broschüre ins Uaripi übersetzt. So konnten damals viele Leute aus Kerema die Wahrheit kennenlernen.“

Auch ins Hula und Toaripi wurde übersetzt. Da es nicht möglich war, in jeder Sprache etwas zu veröffentlichen, konzentrierte man sich letztendlich auf zwei Amtssprachen: Tok Pisin und Hiri-Motu, eine vereinfachte Form des Motu, das von vielen Menschen entlang der Küste gesprochen wird. „Wir bemühten uns sehr, die Sprache immer besser in eine schriftliche Form zu bringen, und konnten durch die Übersetzung des Wachtturms und anderer Publikationen im Endeffekt sogar viel zur Entwicklung und zur heutigen Form der Sprache beitragen“, erklärt Don Fielder. Tok Pisin, eine Mischung aus Englisch, Deutsch, Kuanua und anderen Sprachen, wird hauptsächlich im Hochland, in den Küstenregionen und auf den Inseln im Norden Papua-Neuguineas gesprochen. Wie kam das Predigtwerk in diesen Teilen des Landes ins Rollen?

VORSTÖSSE IN RICHTUNG NORDEN

Im Juni 1956 zogen die ersten Brüder nach New Ireland (eine Insel im Bismarckarchipel im Nordosten Papua-Neuguineas): Es war das frischgebackene Ehepaar Ken und Rosina Frame, beide Pionier. Ken war Buchhalter bei einer großen Handelsfirma in der Inselhauptstadt Kavieng. Er erzählt: „Bevor wir von Sydney weggingen, riet man uns, nicht gleich öffentlich zu predigen, sondern erst einmal ein bekanntes Gesicht zu werden. Rosina konnte gut nähen und hatte recht schnell viele Kunden, mit denen sich oft gute Gespräche über die Bibel ergaben. Nach kurzer Zeit traf sich bei uns einmal in der Woche unauffällig ein kleiner Kreis Interessierter.

18 Monate später bekamen wir Besuch von unserem Kreisaufseher John Cutforth. Er fragte, ob man irgendwo den Film Die glückliche Neue-Welt-Gesellschaft zeigen könne. Ich sprach mit dem Besitzer des Kinos am Ort, und er hatte nichts dagegen, unseren Film kostenlos vorzuführen. Seine Angestellten müssen das allerdings überall herumerzählt haben, denn als wir am Kino ankamen, war der Saal bis zum Eingang hin brechend voll, und wir mussten die Polizei um Hilfe bitten, um überhaupt hineinzukommen. Über 230 Leute sahen den Film — mal ganz abgesehen von den vielen Menschen, die draußen vor den offenen Fenstern ihre Hälse reckten, um etwas sehen zu können. Von da an brauchten wir beim Predigen nicht mehr so diskret zu sein.“

Im Juli 1957 wurde auch auf New Britain eine Versammlung gegründet, und zwar in der hübschen Hafenstadt Rabaul, die von zwei aktiven Vulkanen eingerahmt ist. Hier traf sich die Versammlung hinter dem Haus von Sonderpionieren unter Bäumen. „Über 100 Leute kamen jeden Abend zu uns, um die Bibel zu studieren“, erzählt Norm Sharein. „Wir teilten sie in Gruppen zu je 20 auf und studierten mit ihnen unter den Bäumen im Lampenschein.“

Dann fand der erste Kreiskongress statt und sieben Einheimische ließen sich am Strand taufen. Fünf von ihnen fingen kurz danach mit dem Pionierdienst an. Die Frage war nur: Wo werden sie am dringendsten benötigt? Die Antwort vom australischen Zweigbüro: in Madang!

Diese Küstenstadt im Nordosten des Festlands Papua-Neuguineas war reif für die Wahrheit (Joh. 4:35). Die kleine Gruppe Verkündiger schaffte es kaum, dem ganzen Interesse nachzukommen. Doch dann zog ein Pionier aus Kanada, Matthew Pope, mit seiner Familie dorthin und kaufte ein Grundstück mit einem Haus und mehreren kleinen Wohnhütten. Damit war der Weg frei für weitere Pioniere.

Und so kamen acht Pioniere von Rabaul nach Madang und predigten in der ganzen Umgebung. Einer von ihnen, Tamul Marung, besorgte sich ein Fahrrad und fuhr mit einem kleinen Küstenschiff zu seinem Heimatdorf Basken (knapp 50 Kilometer nördlich von Madang), um dort zu predigen. Danach legte er den ganzen Weg mit dem Rad zurück und predigte, wo immer es nur ging. Etwas später kehrte er nach Basken zurück, gründete eine Versammlung und war noch 25 Jahre Pionier. In der Zeit hat er auch geheiratet und Kinder großgezogen. Seine Tochter und seine Nichte gingen später ins Bethel.

Inzwischen hatten John und Lena Davison in Madang Bekanntschaft mit Kalip Kanai gemacht. Er war Lehrer und kam aus Talidig, einem kleinen Dorf zwischen Basken und Madang. Und so fuhren die beiden oft nach Talidig, um mit Kalip und seinen Verwandten zu studieren. Der Schulinspektor — ein Katholik — war darüber allerdings ziemlich erbost und stachelte die Polizei dazu an, Kalip und seine Verwandten aus ihren Häusern zu vertreiben. Sie ließen sich aber nicht Bange machen und siedelten einfach ins Nachbardorf Bagildig um, wo mit der Zeit eine blühende Versammlung entstand. Später bauten sie einen großen Königreichssaal, der sich auch für kleine und große Kongresse nutzen ließ. Heute gibt es in der Provinz Madang sieben Versammlungen und zwei Gruppen.

Zur selben Zeit ging es auch in Lae, einer großen Küstenstadt rund 210 Kilometer weiter südöstlich, gut voran, wo Jim Baird sowie John und Magdalen Endor predigten. John weiß noch: „Fast jeden Abend haben wir bei uns zu Hause mit ganzen Gruppen studiert. Nach einem halben Jahr begleiteten uns schon 10 Personen im Predigtdienst.“ Etwas später im selben Jahr sahen 1 200 Personen im Kino von Lae den Film Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit — darunter viele Vertragsarbeiter aus abgelegenen Bergdörfern, die nach ihrer Rückkehr natürlich davon erzählten.

Von Lae aus wagten sich beherzte Verkündiger auch ins Hinterland vor und bewegten so einiges. Zum Beispiel gründete Jack Arifeae, ein Bruder mit einem großen, rundlichen Gesicht und mit echtem Eifer für Jehova, bei sich in Wau eine blühende Versammlung. Sogar 30 Angehörige des Kukukuku-Stamms — einst berüchtigte Kannibalen — studierten die Bibel mit großem Erfolg.

Dagegen zogen sich Wally und Joy Busbridge in der Nachbarstadt Bulolo mit ihrem begeisterten Predigen den Zorn der New Tribes Mission zu, die sich von ihnen nicht ins Handwerk pfuschen lassen wollte. Auf Druck der Mission stellte Wallys Chef ihm ein Ultimatum: „Entweder Sie geben Ihre Religion auf oder Sie können sich eine andere Arbeit suchen.“ Ehepaar Busbridge siedelte nach Lae um und predigte dort weiter. Später wurden die beiden Vollzeitdiener und waren viele Jahre im Reisedienst.

Im Südosten von Lae liegt das Städtchen Popondetta. Dort hörten die Leute zum ersten Mal von der guten Botschaft durch Jerome und Lavinia Hotota, die von Port Moresby in ihre Heimatprovinz zurückgekehrt waren. Jerome steckte voller Energie und konnte gut mit der Bibel argumentieren, und Lavinia war eine sehr warmherzige Frau, die immer für alle da war. Wie zu erwarten, tauchte bald der anglikanische Bischof mitsamt ein paar seiner Getreuen bei ihnen zu Hause auf und untersagte ihnen zu predigen. Aber die beiden ließen sich nicht einschüchtern und predigten weiter. So entstand eine kleine, sehr einsatzfreudige Versammlung.

1963 kam die gute Botschaft dann auch nach Wewak, einer Stadt weit oben an der Nordküste. Karl Teynor und Otto Eberhardt, zwei Bauunternehmer aus Deutschland, arbeiteten dort am Krankenhaus und studierten an ihren freien Abenden und Wochenenden mit über 100 Menschen — sehr zum Ärger des katholischen Priesters. Der tat sich mit einer Menge aufgebrachter Leute zusammen und beförderte die Motorräder der beiden ins Meer. Einer seiner Kumpanen war ein angesehener Dorfältester, dessen Sohn später Zeuge Jehovas wurde. Es imponierte ihm, wie sehr sich sein Sohn zu seinem Vorteil verändert hatte. Von da an erlaubte er den Brüdern sogar, in den Dörfern, für die er zuständig war, zu predigen.

EIN ERSTES ZWEIGBÜRO

Während sich die Geistlichkeit mit dem Zeugen-„Problem“ herumschlug, versuchten die Brüder, an höchster Stelle etwas für die „Verteidigung und gesetzliche Befestigung der guten Botschaft“ zu erreichen (Phil. 1:7). Und so wurde die Internationale Bibelforscher-Vereinigung (eine Rechtskörperschaft von Jehovas Zeugen in vielen Ländern) am 25. Mai 1960 offiziell eingetragen. Dadurch konnten die Brüder nun für den Bau von Königreichssälen und anderen notwendigen Gebäuden staatseigenes Land erwerben.

Noch im selben Jahr wurde in Papua-Neuguinea ein Zweigbüro der Watch Tower Society eingerichtet mit John Cutforth als Zweigdiener. Allerdings gab es im Land fast keine Räumlichkeiten zu mieten. Wohin also mit dem neuen Zweigbüro?

Da konnte ein Ehepaar weiterhelfen, das gerade erst ins Land gekommen war: Jim und Florence Dobbins. Jim war im Zweiten Weltkrieg mit der US-Marine in Papua-Neuguinea stationiert gewesen. Dann kamen er und seine Frau zur Wahrheit und nahmen sich vor, mehr für Jehova zu tun. „1958 kam ein Bruder aus Port Moresby zu uns zu Besuch nach Ohio und zeigte uns ein paar Dias von Papua-Neuguinea“, erzählt Jim. „Später entdeckten wir ein Dia, das er aus Versehen hatte liegen lassen — mit einer der atemberaubendsten Landschaften, die wir je gesehen hatten. ‚Wir schicken es ihm‘, meinte meine Frau. ‚Nein!‘, sagte ich. ‚Wir bringen es ihm!‘ “

Ein Jahr später zogen Jim und Florence mit ihren beiden Töchtern Sherry und Deborah in ein kleines, solide gebautes Haus in Six Mile (Vorort von Port Moresby). Kurz danach unterhielt sich Jim mit John Cutforth darüber, wie weit er denn inzwischen mit seiner Suche nach einem geeigneten Ort für das Zweigbüro gekommen sei.

„Ich hab ganz Port Moresby abgesucht“, klagte John, „aber es gibt einfach nichts.“

„Na, wie wärs denn mit unserem Haus?“, schlug Jim vor. „Ihr könnt die vorderen drei Räume haben und meine Familie und ich wohnen hinten.“

So wurde es dann auch bald gemacht, und am 1. September 1960 wurde das Zuhause der Familie Dobbins offiziell das erste Zweigbüro von Papua-Neuguinea.

„DIE ZEUGEN GEHÖREN VERBOTEN!“

Diese ganze Entwicklung passte unseren Gegnern natürlich gar nicht. Von 1960 an taten sich die Kirchen, der RSL (ein australischer Kriegsveteranenverband) und die Medien zusammen, um uns in Misskredit zu bringen und ein Verbot zu bewirken.

Das alles spitzte sich so richtig zu, nachdem einigen Ärzten, Geistlichen und Regierungsvertretern ein Informationsblatt über unseren Standpunkt zu Bluttransfusionen überreicht worden war. Wie immer reagierten die Geistlichen als Erstes. So brandmarkten sie uns in einem Artikel der South Pacific Post vom 30. August 1960 unter der Schlagzeile „Kirchen verärgert über Blutfrage“ als „Antichrist“ und „Kirchenfeind“.

Weitere Lügenartikel folgten, nach denen wir angeblich subversiv seien, die Cargo-Kulte förderten und dazu anhielten, die Schule zu schwänzen, keine Steuern zu zahlen und sogar die Hygiene zu vernachlässigen. Außerdem konnte man lesen, wir würden eine bevorstehende Sonnenfinsternis nutzen, um den Leuten Angst zu machen und „das Denken einfacher Dorfleute zu manipulieren“. In einem Leitartikel wurden wir niedergemacht, weil wir mit „den Einheimischen wohnten, aßen und arbeiteten“. Die South Pacific Post kritisierte uns dafür, dass wir lehrten, „alle Menschen seien gleich“, und schimpfte uns eine „größere Bedrohung als der Kommunismus“.

Zu guter Letzt forderte der RSL die australische Kolonialverwaltung am 25. März 1962 dazu auf, Jehovas Zeugen zu verbieten. Dies wurde jedoch von der Regierung in aller Öffentlichkeit zurückgewiesen. „Das war eine gute Sache für uns“, meint Don Fielder. „So konnten unvoreingenommene Menschen im ganzen Land sehen, dass das, was über uns so erzählt wurde, einfach nicht stimmte.“

INS HOCHLAND

Im selben Monat machten sich Tom und Rowena Kitto von Port Moresby aus auf eine strapaziöse Reise. Sie gingen einige Wochen in ein Gebiet, wo noch nie jemand gepredigt hatte: das bergige Hochland von Neuguinea.

30 Jahre zuvor hatten australische Goldsucher entdeckt, dass dort völlig abgeschnitten von jeder Zivilisation fast eine Million Menschen lebten. Diese Hochlandbewohner bestaunten die weißen Männer ehrfürchtig und dachten, sie seien von den Toten zurückgekehrte Ahnen.

Direkt nach den Goldsuchern tauchten dort Missionare der verschiedensten Kirchen auf. „Als sie hörten, dass wir im Anmarsch waren, verboten sie dem ganzen Dorf, uns anzuhören“, erzählt Rowena. „Doch damit rührten sie nur die Werbetrommel für uns. Die Hochländer, von Natur aus neugierig, fieberten uns schon richtig entgegen.“

Tom und Rowena machten in Wabag, 80 Kilometer nordwestlich von der Stadt Mount Hagen, einen kleinen Laden auf. „Die Geistlichen verdonnerten ihre Schäfchen dazu, von uns nichts zu kaufen, uns nichts zu verkaufen und kein Wort mit uns zu reden. Sie setzten sie sogar unter Druck, uns den Pachtvertrag zu kündigen“, erzählt Tom. „Mit der Zeit sahen die Leute im Dorf jedoch, dass wir anders waren als die Weißen, die sie kannten. Vor allem gingen wir nett mit ihnen um. Oftmals standen ihnen deswegen sogar die Tränen in den Augen. Sie wollten auf keinen Fall, dass wir weggehen.“

GEDULD ZAHLT SICH AUS

Ab 1963 zogen viele Brüder und Schwestern aus dem Ausland ins Hochland, um beim Predigen mitzuhelfen. Sie arbeiteten sich langsam von Ost nach West vor, hatten letztendlich die ganze Region abgedeckt und gründeten in vielen Gegenden Gruppen und Versammlungen.

In Goroka (Provinz Eastern Highlands) traf sich die kleine Versammlung anfangs bei Brüdern zu Hause. Dann zimmerten sie sich einen einfachen „Saal“ aus dem, was der Regenwald so hergab. 1967 bauten sie schließlich einen hübschen Königreichssaal, in dem Platz für 40 Stühle war. „Ich habe damals immer gewitzelt, dass es bestimmt bis Harmagedon dauert, bis die Stühle alle besetzt sind“, erinnert sich George Coxsen, der 10 Jahre im Hochland mithalf. „Aber da hatte ich mich ja wohl gründlich getäuscht! Denn nach einem Jahr kamen so viele zu den Zusammenkünften, dass wir eine zweite Versammlung gründen mussten.“

Weiter östlich, in der Nähe von Kainantu, studierte Norm Sharein jeden Tag in seiner Hütte mit über 50 Leuten aus dem Dorf die Bibel. Die Pioniere Berndt und Erna Andersson betreuten diese Gruppe danach zweieinhalb Jahre weiter. „Die Leute haben sich nur selten gewaschen, trugen fast immer dieselben Sachen, konnten kein bisschen lesen und schreiben und waren stark vom Dämonenglauben beherrscht“, berichtet Erna. „Doch mit viel Geduld und liebevoller Hilfestellung konnten einige von ihnen bald 150 Bibeltexte nicht nur auswendig, sondern auch erklären.“

Berndt und Erna wuchsen mit diesen Menschen richtig eng zusammen. Doch dann wurden die zwei nach Kavieng geschickt. Erna erzählt: „Beim Abschied umringten mich die Frauen und weinten bitterlich. Sie strichen mir abwechselnd über Arme und Gesicht und ihre Tränen liefen nur so. Ich verschwand immer wieder mal kurz in unserer Hütte, um mich auszuweinen. Währenddessen versuchte Berndt, ihnen gut zuzureden, aber sie waren untröstlich. Als wir dann endgültig losfuhren, liefen uns ein Haufen Leute hinterher, den Berg hinunter, und die Frauen konnten sich einfach nicht beruhigen. Es hat mir fast das Herz zerrissen und ich habe heute noch einen Kloß im Hals, wenn ich davon erzähle. Wir können es gar nicht abwarten, alle diese lieben Menschen in der neuen Welt wiederzusehen!“ Andere Pioniere setzten die Arbeit der beiden fort, und heute gibt es in Kainantu eine schöne Versammlung.

DIE GUTE SAAT GEHT AUF

Anfang der 70er-Jahre gab es in Mount Hagen (rund 130 Kilometer westlich von Goroka) eine kleine Gruppe Brüder. In dieser Stadt fand jede Woche ein großer Markt statt, der Tausende von Einwohnern aus dem Umkreis anzog. „Wir konnten dadurch Hunderte von Publikationen unter die Leute bringen“, erzählt Dorothy Wright, eine couragierte Pionierin. So gelangte die gute Botschaft in die hintersten Winkel des Landes, wo die Verkündiger damals noch nicht hinkamen.

Später wurden Dorothys Sohn Jim und sein Pionierpartner Kerry Kay-Smith nach Banz geschickt — eine Region mit vielen Kaffee- und Teeplantagen östlich von Mount Hagen im malerischen Wahgi-Tal. Dort setzten ihnen die Kirchenmissionen stark zu. Sie stifteten die Kinder dazu an, die beiden mit Steinen zu bewerfen und aus den Dörfern zu verjagen. Nach einiger Zeit kam Kerry woandershin und Jim blieb allein dort. Er kann sich noch erinnern: „Ich habe oft nachts in meiner kleinen Grashütte wach gelegen und Jehova gefragt, warum ich eigentlich hier bin. Erst viele Jahre später habe ich eine Antwort darauf bekommen.

2007 reiste ich nämlich von Australien nach Banz zum Bezirkskongress. Da, wo früher meine alte Grashütte gestanden hatte, befand sich jetzt ein wunderschöner, neuer Königreichssaal, der bei Bedarf zu einem Kongresssaal mit 1 000 Plätzen umfunktioniert werden konnte. Als ich dort ankam, rannte ein Bruder auf mich zu, fiel mir um den Hals und fing an zu weinen. Nach einer Weile hatte er sich wieder gefasst und erklärte mir, dass ich vor 36 Jahren mit seinem Vater studiert hatte. Paul Tai — so hieß der Bruder — hatte dann die Bücher seines Vaters gelesen und die Wahrheit angenommen. Mittlerweile war er Ältester.

Während des Programms wurde ich interviewt und sollte erzählen, was wir damals in Banz so alles durchgestanden haben. Es blieb fast kein Auge trocken. Hinterher haben mich viele Brüder umarmt und sich unter Tränen entschuldigt, weil sie zu den Jungs gehörten, die mich mit Steinen beworfen, beschimpft und aus ihrem Dorf verjagt hatten. Und der Clou war, dass einer von ihnen, Mange Samgar — heute ein Ältester — der lutherische Geistliche war, der sie damals dazu aufgehetzt hatte. Das war vielleicht ein Wiedersehen! Einfach ergreifend!“

DIE WAHRHEIT BAHNT SICH EINEN WEG IN ABGELEGENE GEBIETE

Viele in Papua-Neuguinea lernten die Wahrheit direkt durch Zeugen Jehovas kennen; zu anderen, die weit abseits wohnten, kam der „Same der Wahrheit“ eher auf Umwegen (Pred. 11:6). Ein Beispiel: Um das Jahr 1970 herum erhielt das Zweigbüro von einem Unbekannten regelmäßig einen Predigtdienstbericht; er wohnte irgendwo weitab vom Schuss am Sepik, doch weder sein Name noch der Name des Dorfs oder der Versammlung sagte den Brüdern irgend etwas. Das Zweigbüro bat den Kreisaufseher Mike Fisher, der Sache auf den Grund zu gehen.

„Um in das Dorf zu kommen, war ich 10 Stunden mit dem Motorkanu unterwegs. Es ging über kleine Wasserläufe mitten durch den Dschungel und durch Scharen von Moskitos“, erzählt Mike. „Als ich endlich ankam, traf ich unseren geheimnisvollen Unbekannten. Er war Jahre zuvor ausgeschlossen worden, kehrte dann in sein Dorf zurück, bereute, was er getan hatte, und fing an zu predigen. Über 30 Erwachsene dort bezeichneten sich als Zeugen Jehovas und einige von ihnen waren tatsächlich so weit, dass sie sich taufen lassen konnten. Kurz danach wurde dieser Mann wiederaufgenommen und die Gruppe vom Zweigbüro offiziell anerkannt.“

1992 hörte ein anderer Kreisaufseher, Daryl Bryon, dass in einem Dorf mitten im Landesinnern anscheinend viele an der Wahrheit interessiert waren. „Also machte ich mich auf den Weg: Zuerst ging es 80 Kilometer mit dem Auto in Richtung Landesinnere, dann anderthalb Stunden zu Fuß durch dichten Dschungel und zu guter Letzt eine Stunde mit dem Kanu flussaufwärts“, erzählt Daryl. „Und dann stand da doch glatt zu meiner großen Überraschung am Flußufer, umgeben von hohen Bergen, ein funkelnagelneues Gebäude mit dem Schild ‚Königreichssaal der Zeugen Jehovas‘.

In diesem Saal trafen sich jeden Sonntag etwa 25 Interessierte und studierten gemeinsam das Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben. Da sie behaupteten, Zeugen Jehovas zu sein, wollte ich wissen, ob sie Betelnuss kauten. ‚I wo! Damit haben wir schon vor einem Jahr aufgehört, als wir zur Wahrheit gekommen sind!‘, war ihre Antwort. Ich habe mich natürlich riesig gefreut, als das Zweigbüro die Gruppe noch mit auf meine Reiseroute setzte.“

MISSIONARSEGEN

In den 80er- und 90er-Jahren kamen Dutzende Gileadmissionare, Absolventen der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung und Sonderpioniere aus Australien, Deutschland, England, Finnland, Japan, Kanada, Neuseeland, von den Philippinen, aus Schweden, den Vereinigten Staaten und anderen Ländern nach Papua-Neuguinea. Das hat dem Predigtwerk dort noch mehr Schwung gegeben und war oft ein doppelter Gewinn, weil einige von ihnen später heirateten und ihre Ehepartner voller Elan mitzogen.

Die meisten bekamen gleich einen zwei- bis dreimonatigen Sprachkurs in Tok Pisin oder Hiri-Motu. Vormittags beschäftigten sie sich immer mit der Sprache und nachmittags wandten sie alles im Predigtdienst direkt an. So kamen viele schon nach wenigen Monaten recht gut bei Bibelstudien zurecht und konnten bereits Vorträge halten.

Eine neue Sprache zu lernen half ihnen außerdem, mit Leuten, die nicht lesen und schreiben konnten, geduldiger und mitfühlender zu sein. So konnten sie zig Interessierten die nötigen Grundkenntnisse beibringen, um Gottes Wort lesen zu können (Jes. 50:4). Das Ergebnis? Die Zahl der Verkündiger wuchs von 2 000 im Jahr 1989 auf 3 000 im Jahr 1998 an — das sind 50 Prozent mehr in nur 9 Jahren!

Viele dieser eifrigen Prediger mussten Papua-Neuguinea zwar später aus gesundheitlichen oder anderen Gründen verlassen, aber diese Perlen von Menschen haben bleibende Spuren hinterlassen. Ihre Treue und Liebe wird allen unvergessen bleiben (Heb. 6:10).

BAUPROJEKTE BRINGEN AUFSCHWUNG

Da es immer mehr Verkündiger gab, brauchte man nun auch mehr Königreichssäle, Kongresssäle und ein größeres Zweigbüro. Woher bekam man die Grundstücke dafür?

Vor 1975 stellte die oberste Raumordnungsbehörde des Landes immer wieder Grundstücke für religiöse Zwecke zur Verfügung, um die sich die Kirchen beim Grundstücksamt bewerben konnten. Wer den Zuschlag erhielt, musste auf dem Grundstück innerhalb eines akzeptablen Zeitraums etwas bauen.

1963 konnte die Internationale Bibelforscher-Vereinigung trotz des heftigen Protests von Geistlichen ein erstklassiges Grundstück in Port Moresby pachten. Die Parzelle befand sich auf einem Hügel und bot einen fantastischen Blick über den Koki-Markt und das azurblaue Korallenmeer. Auf diesem Grundstück entstanden später ein zweigeschossiges Zweigbüro und ein Königreichssaal. Dann kamen noch weitere Grundstücke in Port Moresby dazu, und so konnten in den Stadtteilen Sabama, Hohola, Gerehu und Gordon Königreichssäle gebaut werden.

Das Grundstück in Gordon, das sehr zentral in der Nähe des Stadtkerns lag, war ursprünglich für eine anglikanische Kathedrale vorgesehen gewesen. „Doch bei einer öffentlichen Anhörung erklärte der Vorsitzende des Grundstücksamts dem anglikanischen Geistlichen, der Vorstand sei nicht sehr begeistert davon, dass die Kirche Land hortete und häufig für kommerzielle Zwecke missbrauchte“, so erzählt es Ron Fynn, der sich 25 Jahre in Papua-Neuguinea einsetzte. „Danach meinte der Vorsitzende noch, die Anglikaner würden ab jetzt kein Land mehr erhalten, bis der Vorstand sehen würde, dass sie ihre momentanen Parzellen auch für den Zweck verwendeten, für den sie gedacht waren.

Anschließend wandte sich der Vorsitzende an mich und fragte, welche Grundstückswünsche wir denn so hätten. Ich sagte ihm, am liebsten wäre uns die ‚Kathedralen‘-Parzelle in Gordon. Der anglikanische Geistliche sprang entrüstet auf. Aber der Vorsitzende wies ihn an, sich wieder hinzusetzen, und forderte mich auf, zu Ende zu reden. Zum großen Erstaunen aller Anwesenden wurde die Parzelle dann unserer Versammlung zugesprochen.“

Auf diesem Grundstück wurden schließlich ein Königreichssaal und ein viergeschossiges Zweigbüro gebaut. Die Einweihung war am 12. Dezember 1987. Das Koki-Grundstück wurde verkauft. Zwischen 2005 und 2010 hat man das neue Zweigbüro noch um einen Königreichssaal, ein Übersetzungsbüro und ein viergeschossiges Wohnhaus erweitert. Diese Gebäude wurden am 29. Mai 2010 ihrer Bestimmung übergeben.

Heute gibt es im ganzen Land 89 Königreichssäle, dazu noch viele andere Versammlungsorte, die in ländlichen Gebieten nach wie vor meist aus den herkömmlichen Materialien des Regenwalds gebaut werden. In den größeren Städten werden stattdessen moderne Baumaterialien verwendet. Viele dieser neuen Säle entstanden im Rahmen des Bauprogramms für Länder mit begrenzten Mitteln, das hier 1999 angelaufen ist.

TROTZ SCHWIERIGKEITEN DURCHGEHALTEN

Die diversen Religionsgemeinschaften, die in Papua-Neuguinea aktiv waren, hatten eine mündliche Vereinbarung darüber getroffen, wo jeder tätig sein durfte. Die einzelnen Kirchengruppen hatten jeweils ihr eigenes Gebiet und man erwartete, dass einem da ja niemand ins Gehege kam. Wir erzählen natürlich jedem von der guten Botschaft, der dafür ein Ohr hat — ganz gleich, wo er wohnt. Genau das ärgerte die Geistlichen, zumal viele Einheimische auf die Wahrheit positiv reagierten.

Norm Sharein erinnert sich an damals: „Nachdem ich auf die kleine Insel Kurmalak (West New Britain) gezogen war, stand ein anglikanischer Priester mit als Erster vor meiner Haustür. Er meinte, dass ich kein Recht hätte, in seinem Gebiet zu predigen. Die Leute seien alle schon Christen.

Später beobachtete ich, wie ein Mann in seinem Einbaum wie wild aufs Ufer zu paddelte. Es regnete so stark und die Wellen waren derart heftig, dass es für ihn direkt lebensgefährlich war. Ich kannte den Mann, denn ich unterhielt mich mit ihm regelmäßig über die Bibel. Als er seinen Einbaum an den Strand zog, sagte er keuchend, dass ein Boot voll mit Katholiken unterwegs war, um mich zusammenzuschlagen. Ihr Anführer sei ein Religionslehrer. Ich konnte nirgendwohin flüchten und so bat ich Jehova, mir doch Weisheit und Kraft zu geben.

Als das Boot dann kam, stiegen fünfzehn Männer mit rot angemalten Gesichtern aus — ein sicheres Zeichen dafür, dass mit ihnen nicht gut Kirschen essen war. Statt auf sie zu warten, lief ich runter zum Strand, ihnen entgegen. Meine Angst war jetzt verflogen. Während ich auf die Männer zuging, beschimpften sie mich ganz übel. Sie versprachen sich wohl davon, dass ich mich provozieren lassen würde und sie dann einen Grund hätten, mir an den Kragen zu gehen. Aber ich blieb ruhig.

Es war auch noch jemand anders da: ein älterer Mann, mit dem ich ebenfalls die Bibel durchnahm. Ihm gehörte sogar die Insel. Er meinte es eigentlich nur gut, als er zu den Männern sagte: ,Zeugen Jehovas kämpfen nicht. Macht schon, schlagt ihn ruhig. Ihr werdet es sehen!‘

Im Stillen dachte ich: Na, tolle Hilfe! Zu wem hält er eigentlich? Wenn er doch nur ruhig sein würde ...

Nach einigem Hin und Her schlug ich vor, dass die Männer einfach wieder gehen sollten. Als Zeichen meines guten Willens streckte ich dem Anführer meine rechte Hand entgegen. Überrascht schaute er in die Runde und sah in genauso erstaunte Gesichter. Dann schüttelte er mir kräftig die Hand. Damit war das Eis gebrochen. Jetzt schüttelten wir uns alle die Hand! Danach verschwanden sie und mir fiel ein Stein vom Herzen. Spontan dachte ich an das, was Paulus dem Timotheus geschrieben hatte: ,Ein Sklave des Herrn ... hat es nicht nötig zu streiten, sondern muss gegen alle sanft sein‘ und ist jemand, ‚der sich unter üblen Umständen beherrscht‘ “ (2. Tim. 2:24).

Berndt Andersson weiß noch gut, was einmal passierte, als er in einem Dorf im Hochland war. Der lutherische Pfarrer und eine Meute von 70 Männern aus einem anderen Dorf waren im Anmarsch, um die Zeugen zu verjagen und den Königreichssaal dem Erdboden gleichzumachen. Berndt brachte die Männer dadurch aus dem Konzept, dass er ihnen entgegenlief. Er fragte den Pfarrer, wieso die Lutherische Mission denn sage, der Gottesname laute Anutu — ein Wort, das einige Kirchenmissionare als Bezeichnung für Gott übernommen hatten. Als der Pfarrer meinte, dass das so in der Bibel steht, wollte Berndt gern von ihm wissen, wo. Der Pfarrer schlug also seine Bibel auf. Als dann nicht mehr zu übersehen war, dass er so einen Bibeltext nicht finden konnte, machte Berndt den Vorschlag, es doch einmal mit Psalm 83:18 zu versuchen. Nachdem man dem Pfarrer noch ein bisschen mit dem Finden der Psalmen auf die Sprünge helfen musste, las er den Text vor. Als er zu dem Namen Jehova kam, klappte er die Bibel zu und schrie: „Das ist gelogen!“ Zu spät ging ihm auf, dass er damit gerade das, was in seiner eigenen Bibel stand, abgelehnt hatte. Nach diesem Vorfall dachten viele seiner Schäfchen jedenfalls anders über die Zeugen.

Mitunter haben religiöse Gegner Königreichssäle im Busch niedergebrannt. So zum Beispiel in Agi, einem Dorf in der Provinz Milne Bay. Einer der Brandstifter, der etwas zu tief ins Glas geschaut hatte, war hinterher allerdings richtig zerknirscht über seine Tat. Er ging später sogar auf die Brüder zu, studierte die Bibel und wurde Pionier. Als er dann in das Pionierheim neben dem wieder aufgebauten Königreichssaal einziehen durfte, kehrte er damit als Hausmeister an seinen einstigen Tatort zurück!

Heute machen uns die Kirchen so gut wie keine Schwierigkeiten mehr. Craig Speegle sagt: „Wir haben eine Phase des Friedens erreicht.“ Aber es gibt inzwischen ein anderes Problem: gewaltbereite Rowdys und Diebe, die sich in sogenannten Raskolbanden zusammengeschlossen haben. In gefährlichen Gegenden gehen unsere Brüder deshalb stets in Gruppen in den Dienst und sehen zu, dass sie immer in Sichtweite bleiben.

Die beiden Missionare Adrian und Andrea Reilly finden, dass es einem hilft, wenn andere wissen, wer man ist. Adrian erzählt: „Klug ist es auf jeden Fall, immer Literatur dabeizuhaben, ob im Dienst oder beim Einkaufen. Klar, das ist noch keine Garantie dafür, dass einem nichts passiert, aber es kann einem durchaus weiterhelfen, weil man sich dadurch als Diener Jehovas zu erkennen gibt. Einmal hat mein Auto in einer gefährlichen Gegend von Lae seinen Geist aufgegeben. Ich war allein und sehr schnell von einer Jugendgang umringt, bei deren Anblick man es mit der Angst zu tun bekommen konnte. Zwei Jugendliche erkannten mich zum Glück wieder, weil wir uns erst vor Kurzem über die Bibel unterhalten hatten. Und sie legten sich für mich ins Zeug. So kam es, dass die Jungs — statt etwas zu stehlen oder mir etwas anzutun — dann alle miteinander das kaputte Auto über 400 Meter zurück zum Missionarheim schoben. Ich war heilfroh.“

Ein anderes Mal war eine Schwester gerade auf dem Markt, als ihr Mitglieder einer Raskolbande ins Ohr raunten: „Her mit der Tasche!“ Sie sah ihre Messer, zögerte keine Minute, gab ihnen die Tasche und weg waren die Diebe. Ein paar Minuten später waren sie wieder da, entschuldigten sich und gaben der Schwester ihre Tasche samt Inhalt zurück. Sie hatten darin nämlich die Bibel und das Unterredungs-Buch entdeckt, und da bekamen sie dann doch ein schlechtes Gewissen.

MAN MUSSTE SICH IM DIENST ETWAS EINFALLEN LASSEN

„Gepredigt haben wir überall, wo die Leute waren“, erinnert sich Elsie Thew, die mit ihrem Mann Bill von 1958 bis 1966 in Papua-Neuguinea war. „Wir haben mit ihnen in ihren Dörfern, Hütten und Gärten gesprochen, auf dem Markt und auf Buschpfaden. Am Strand oder am Flussufer haben wir uns mit Fischern unterhalten. Ganz am Anfang hatten wir auch immer eine Weltkarte dabei. Da konnten wir allen schön zeigen, woher wir kamen. Das war wichtig, weil wir ja manchmal mit dem Flugzeug unterwegs waren und die Dorfbewohner, die keine Ahnung vom Rest der Welt hatten, dachten, dass wir vom Himmel heruntergefallen waren! Mit der Karte konnten wir ihnen dann gut begreiflich machen, dass wir einfach nur von einem anderen Teil ihrer Welt gekommen waren.“

Viele Dörfer, die an der ausgedehnten Küste von Papua-Neuguinea und an den zahlreichen Flussufern liegen, sind einzig und allein mit dem Boot oder Kanu zu erreichen. Steve Blundy erzählt: „Bruder Daera Guba aus Hanuabada (Port Moresby) hatte mit Booten viel Erfahrung. Da sich unter dem Haus des alten Bruders zwei Einbäume befanden, kam die Idee auf, ein puapua zu bauen (eine Art Katamaran). Das dafür nötige Holz beschafften mein Pionierpartner und ich ihm nur zu gern. Aus Zelttuch wurde dann noch ein Segel gemacht. Und mit Daera als Kapitän und zwei, drei anderen Brüdern aus Hanuabada als Crew unternahmen wir dann ganz schön viele Fahrten in die Küstendörfer in der Umgebung von Port Moresby.“

Ende der 60er-Jahre predigte Berndt Andersson auf der wunderschönen Insel New Ireland, die rund 650 Kilometer nordöstlich vom Festland liegt. Berndt schreibt: „Die Leute kamen von den umliegenden kleinen Inseln zu uns und wollten gern besucht werden. Aber dazu brauchten wir erst mal ein Boot. Und das war mit unserer kleinen monatlichen Zuwendung ziemlich utopisch. Wir hatten zwar ein paar Holzbretter in einem Schuppen gelagert, aber lange nicht genug, um daraus ein Boot zu bauen. Also haben wir mit Jehova im Gebet darüber gesprochen. Und siehe da, ein Bruder aus Lae schickte uns prompt 200 australische Dollar [rund 140 Euro], um zu den abgelegenen Inseln zu kommen. Jetzt konnten wir unser Boot bauen! Wir nannten es Pioneer. Allerdings fehlte ihm noch ein Motor. Und wieder sprang der liebe Bruder in die Bresche, sodass wir einen kleinen Außenbordmotor kaufen konnten. Jetzt war es so weit: Die malerischen Inseln brauchten nicht länger auf uns zu warten!“

Um 1990 herum machten der Kreisaufseher Jim Davies und drei andere Brüder Pläne, zu einem Flüchtlingslager an der Grenze nach Indonesien zu fahren. Dafür mussten sie den Fly River flussaufwärts. Die Brüder hatten für eine Unterkunft bei einer Interessierten gesorgt, deren Mann der stellvertretende Leiter des Lagers war. Jim erzählt: „Für die Fahrt brauchten wir im Motorkanu fast zwei Stunden. Gegen neun Uhr morgens kamen wir schließlich bei einer Dschungellichtung an, wo wir einen Trampelpfad sahen, der zu dem noch weit entfernten Lager führte. Dort warteten wir dann auf jemand, der uns mitnahm.

Fünf Uhr nachmittags tauchte endlich ein Fahrzeug auf. Wir beluden es mit unseren Sachen, kletterten rein und kamen gerade einmal 100 Meter weit, als die Lenkung nicht mehr mitmachte. Den Fahrer brachte das gar nicht aus der Ruhe; er schaute, was los war, glitt unter den Wagen und zurrte die abgebrochenen Teile mit einem Stück Zaundraht zusammen. ,Damit kommen wir nicht weit‘, dachte ich mir. Aber ich hatte mich geirrt! Der Draht hielt — fünf Stunden lang, und das bei einer Fahrt, in der wir den Allradantrieb die ganze Zeit zugeschaltet hatten, weil der Weg so schlecht war. Mehr als einmal sind wir im Schlamm stecken geblieben und mussten den Wagen da wieder rausschieben. Abends um zehn kamen wir an unserem Ziel an: erschöpft und von Kopf bis Fuß voller Schlamm.

In dem Lager, das ein ziemlich großes Dschungelgebiet umfasste, predigten wir drei Tage lang und gaben dabei unsere gesamte Literatur ab. Wir trafen auch einen Mann, dem die Gemeinschaft entzogen worden war, der aber gern zu Jehova zurückkehren wollte. Später erfuhren wir, dass er tatsächlich den Weg zurückgefunden hatte. Darüber freuten wir uns sehr. Auch seine Frau und einige Kinder von ihm sind jetzt Zeugen Jehovas — genauso wie die Interessierte und ihr Mann, die uns netterweise bei sich aufgenommen hatten.“

KREISDIENST AUF DEM SEPIK

Die über 1 100 Kilometer langen Wasserläufe des Sepik winden sich wie eine braune Schlange vom Hochland bis zur See. An manchen Stellen ist der Fluss so breit, dass man kaum das Ufer auf der anderen Seite erkennt. Der Sepik ist eine sehr praktische Verkehrsstraße, die auch von Kreisaufsehern und ihren Frauen oft genutzt wird. Wie wäre es, wenn wir jetzt einfach einmal einen Kreisaufseher und seine Frau, nämlich Warren und Leann Reynolds, auf ihrer Runde ein Stück begleiten würden? Sie nehmen uns bestimmt gern mit, wenn sie die Dörfer entlang dieser beeindruckenden Wasserstraße besuchen.

Warren schreibt: „Frühmorgens gehts los. Leann und ich verlassen Wewak mit unserem dreieinhalb Meter langen Aluminium-Dingi, das wir auf dem Dachgepäckträger gut festgemacht haben. Nach drei Stunden Fahrt, die meiste Zeit mit Allradantrieb, parken wir unser Fahrzeug für ein paar Tage am Fluss. Von jetzt an soll es nämlich flussaufwärts weiter zu vier Dörfern an den Nebenflüssen des Sepik gehen, wo ungefähr 30 Verkündiger leben.

Wir starten den 25-PS-Außenbordmotor unseres mit Vorräten voll gepackten flachen Dingis und legen ab. Nach einer Stunde Fahrt flussaufwärts biegen wir in den Yuat ab, einen Seitenarm des Sepik, und fahren noch einmal zwei Stunden bis nach Biwat. In dem Dorf werden wir von den Brüdern und den Interessierten sehr herzlich begrüßt. Einige von ihnen ziehen gleich unser Dingi ans Ufer und bringen es bei sich zu Hause unter. Dann bekommen wir erst einmal ein leckeres Essen aus Kochbananen und Kokosmilch. Danach machen wir uns alle miteinander auf zu einem Fußmarsch durch den sumpfigen Dschungel. Die Verkündiger zeigen uns den Weg und helfen uns auch beim Tragen unseres Gepäcks. Nach zwei Stunden kommen wir in Dimiri an, einem kleinen Dorf. Dort stillen wir unseren Durst mit dem Saft der Kokosnuss und bauen in einem der Pfahlbauten unser Bett samt Moskitonetz auf. Zum Abendbrot gibt es dann gekochte Jamswurzeln, und wir fallen förmlich ins Bett.

Hier in der Gegend leben in drei Dörfern 14 Verkündiger. Wir predigen in ihren Dörfern ein paar Tage lang und stoßen auf viel Interesse. Wir dürfen auch miterleben, wie zwei Interessierte offiziell heiraten und dann als ungetaufte Verkündiger zugelassen werden. Für die Frischvermählten gibt es ein einfaches Hochzeitsessen, bestehend aus Jams, Sago, essbaren Blättern und zwei Hühnchen.

Am Sonntag kommen doch tatsächlich 93 Dorfbewohner zum öffentlichen Vortrag. Wir sind begeistert! Nach der Zusammenkunft machen wir uns dann mit unseren proppenvollen Rucksäcken in der Mittagshitze auf den Weg zurück nach Biwat. Dort stellen wir sie bei einem Interessierten ab und gehen predigen. Unsere Literatur findet so manchen Abnehmer, und ein paar sind auch mit einem Bibelstudium einverstanden. Am Abend sitzen wir im Haus eines Interessierten beim Essen dicht an dicht um ein Feuer herum und der Rauch hält uns netterweise die Moskitoschwärme vom Leib.

Am nächsten Morgen geht es ganz früh mit dem Dingi wieder los. Im Morgennebel lassen wir das Boot ins Wasser gleiten und legen ab — völlig fasziniert von den vielen Vögeln ringsum und den Fischen, die sich im Wasser tummeln. Ganze Familien kommen uns entgegen und ziehen ruhig an uns vorbei, ihre Bambusflöße voll gepackt für den Markt.

Wieder bei unserem Wagen angekommen, füllen wir den Tank am Dingi nach und stocken unter anderem unsere Trinkwasservorräte auf. Danach gehts zurück ins Boot, denn wir wollen jetzt die 14 Verkündiger in Kambot besuchen. Zwei Stunden später kommen wir dort an — nass bis auf die Haut, was wir einem heftigen Tropenregen zu verdanken haben. Von Kambot schippern wir — diesmal voll beladen mit Verkündigern — flussaufwärts weiter zu einem großen Dorf, das an beiden Flussufern liegt. Bis in den Spätnachmittag hinein predigen wir den Menschen dort, die das auch wirklich schätzen. Auf dem Rückweg predigen wir noch Leuten auf einer schwimmenden Anlegestelle aus Bambus. Sie hatten beobachtet, dass wir morgens flussaufwärts gefahren waren und erwarteten nun unsere Rückkehr. Geld ist hier in dieser abgelegenen Gegend eher ein Fremdwort, und so zeigen sich die Dorfbewohner für unseren Besuch und die Traktate, die wir ihnen zurücklassen, anders erkenntlich: Sie schenken uns Kokosnüsse, Kürbisse, geräucherte Fische und Bananen. Bei Sonnenuntergang sind wir wieder in Kambot und kochen uns daraus was Feines.

Kambot besteht aus lauter Pfahlbauten und so trifft man sich auch zu den Zusammenkünften in so einem Pfahlhaus. In der Regenzeit, wo alles überflutet ist, paddelt man mit dem Kanu direkt zur Treppe, die nach oben in den Versammlungsraum führt. Beim öffentlichen Vortrag, mit dem unser Besuch dann zu Ende geht, sind 72 Personen anwesend — einige von ihnen waren vorher fünf Stunden lang zu Fuß unterwegs gewesen.

Wieder bei unserem fahrbaren Untersatz angelangt, befestigen wir unser Dingi auf dem Dach und machen uns auf den Heimweg. Auf der dreistündigen Fahrt gehen uns unsere lieben Brüder und Schwestern, die am Sepik leben, einfach nicht aus dem Kopf. Wir denken darüber nach, wie sehr Jehova sie doch liebt. Das zeigt sich ja auch darin, dass die Organisation so darauf bedacht ist, ihren Glauben zu stärken. Es ist für uns wirklich eine Ehre, zu dieser großartigen Familie zu gehören!“

IM KAMPF GEGEN DIE BÖSEN GEISTER

Ein Großteil der Insulaner bekennt sich zum christlichen Glauben, trotzdem halten viele noch an traditionellen Glaubensansichten fest — verehren zum Beispiel ihre Ahnen oder leben in der Angst vor bösen Geistern. In letzter Zeit „sind schwarze Magie und Zauberei wieder stark im Kommen“, konnte man in einem Reiseführer lesen. Wenn jemand krank wird oder stirbt, werden dafür oft die Medizinmänner oder die Geister der Verstorbenen verantwortlich gemacht.

Die Wahrheit aus der Bibel wirkt da absolut befreiend. Sogar einige Medizinmänner haben erlebt, welche Kraft von Gottes Wort ausgeht, sie haben ihre magischen Praktiken aufgegeben und dienen jetzt dem wahren Gott Jehova. Hier einmal zwei Beispiele:

In einem Dorf etwa 50 Kilometer von Port Moresby entfernt lebte ein Mann, der von allen wegen seiner magischen Kräfte gefürchtet wurde. Er hieß Soare Maiga. Die Lehren der Zeugen Jehovas machten ihn neugierig, und so ging er öfter zu ihnen hin, wenn sie in der Gruppe die Bibel studierten. Schnell ging ihm auf, dass das die Wahrheit ist, und er wollte einen klaren Schnitt mit seiner Vergangenheit machen. Als er jedoch versuchte, seine spiritistischen Utensilien loszuwerden, kamen sie jedes Mal auf mysteriöse Weise wieder zu ihm zurück. Doch Soare war fest entschlossen, das zu tun, was in Jakobus 4:7 steht: „Widersteht dem Teufel.“ Darum packte er seine Utensilien alle in einen Sack, beschwerte ihn mit einem Stein und schleuderte ihn in der Nähe von Port Moresby ins Meer. Diesmal blieben seine Sachen, wo sie waren. Aus diesem entschlossenen Mann wurde ein engagierter Zeuge für den wahren Gott Jehova.

Kora Leke heilte Kranke durch Zauberei und Kräutermixturen. Doch als er dann anfing, sich intensiv mit der Bibel zu beschäftigen, hatte er einen harten Kampf gegen den Dämon, dem er seine übersinnlichen Kräfte verdankte. Wie Soare wollte auch Kora unter allen Umständen von den Dämonen loskommen, und mit Jehovas Hilfe schaffte er das auch. Später wurde er Pionier und Sonderpionier. Selbst als er schon alt war und seine Beine nicht mehr mitmachen wollten, predigte dieser tapfere Bruder treu weiter.

Und wie kam Kora immer zu seinem Lieblingsplatz, wo er so gern predigte? Die Brüder fuhren ihn in einer Schubkarre dorthin — das war das Beste, was sie damals zur Verfügung hatten. Später hatte ein Bruder aus dem Bethel eine glorreiche Idee und baute extra für ihn aus einem einfachen Stuhlrahmen aus Stahl, den Rädern eines Fahrrads und etwas Zelttuch einen Rollstuhl. Mit diesem neuen Gefährt war Kora nun richtig mobil, und das hat er auch voll ausgenutzt! Bei solchen lieben älteren Brüdern muss Jehova doch das Herz aufgehen! Sie sind wirklich inspirierend! (Spr. 27:11).

LESE- UND SCHREIBUNTERRICHT

„Alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ist zu unserer Unterweisung geschrieben worden“, heißt es in Römer 15:4. Gott möchte somit, dass seine Diener lesen und schreiben können. Darum haben die Brüder in Papua-Neuguinea wie gesagt viel unternommen, um anderen Lesen und Schreiben beizubringen.

Das ist für viele natürlich keine Kleinigkeit, besonders für Ältere. Aber wenn es jemand wirklich am Herzen liegt, lässt der Erfolg meist nicht auf sich warten. Denn Gottes Wort kann auch ganz einfache Menschen ohne viel Bildung stark motivieren.

Ein schönes Beispiel dafür ist Save Nanpen. Dieser junge Mann vom Quellgebiet des Sepik zog nach Lae. Dort machte er zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem westlichen Lebensstil. Das war für ihn ein ganz schöner Kulturschock. Aber er hörte auch durch Jehovas Zeugen vom Königreich. Das berührte ihn sehr. Er kam zu den Zusammenkünften und konnte bald ungetaufter Verkündiger werden. Doch den nächsten Schritt, die Taufe, wollte er irgendwie noch nicht wagen. Wieso? Er hatte Jehova versprochen, noch vor seiner Taufe gut lesen zu lernen, um allein in der Bibel lesen zu können. Und tatsächlich: Er kniete sich dahinter und erreichte seine Ziele.

Zwar findet man in Papua-Neuguinea noch immer viele Menschen, die nicht lesen und schreiben können, aber mittlerweile gibt es in etlichen Gegenden Schulen, wo auch die Kinder der Brüder hingehen. Sie sind oft sogar Eins-a-Schüler — dank der guten Anleitung ihrer Eltern und der Schulung in den Zusammenkünften, wie zum Beispiel durch die Theokratische Predigtdienstschule.

DIE BIBEL VERÄNDERT MENSCHEN

Der Apostel Paulus schrieb: „Die Waffen unserer Kriegführung sind nicht fleischlich, sondern machtvoll durch Gott, um starke Verschanzungen umzustoßen“ (2. Kor. 10:4). Manchmal reicht schon ein einziger Bibeltext, um jemand mächtig aufzurütteln. So war das bei Elfreda. Man hatte ihr in ihrer Bibel in Wedauanisch (ihrer Muttersprache) den Namen Gottes gezeigt. Daraufhin schaute sie in einem Nachschlagewerk nach, ob das stimmte. Und siehe da! Was die Bibel über Gottes Namen sagt, wurde bestätigt. Da war für sie klar, dass Jehovas Zeugen das Richtige lehren. Ihr Mann Armitage hatte mit den Zeugen allerdings nichts am Hut. Er trank oft einen über den Durst, war Betelkauer, rauchte wie ein Schlot und war meist unausstehlich.

Als Armitage aufhörte zu arbeiten, zogen er und Elfreda von Lae nach Alotau in der Provinz Milne Bay. Dort gab es allerdings keine Zeugen. Elfreda hatte mittlerweile den Wachtturm und das Erwachet! abonniert und studierte brieflich mit Kaylene Nilsen, einer Pionierin. „Elfreda hat mir Woche für Woche treu und brav ihre Antworten geschickt“, erinnert sich Kaylene.

Einige Zeit später wurden die Gileadabsolventen Geordie und Joanne Ryle nach Milne Bay geschickt. Sie suchten Elfreda auf, um ihr Mut zuzusprechen und sie mit in den Predigtdienst zu nehmen. Geordie weiß noch gut, wie dann auch Armitage auf einmal die Bibel studieren wollte: „Nach all dem, was man so von ihm gehört hatte, war ich mir nicht ganz sicher, was da jetzt dahintersteckte. Aber nach einem Monat war mir klar, er meinte es wirklich ernst. Später ließ sich Armitage taufen und wurde sogar Dienstamtgehilfe.“ Inzwischen ist schon die dritte Generation seiner Familie Zeugen Jehovas, und sein Enkel Kegawale Biyama gehört wie bereits erwähnt zum Zweigkomitee.

Ein anderes Beispiel: Don und Shirley Fielder fingen in ihrem Pioniergebiet Hula mit Alogi und Renagi Pala ein Bibelstudium an. „Alogi stahl wie ein Rabe und lag ständig mit anderen im Clinch“, schreibt Don. „Er hatte eine schlimme tropische Krankheit. Seine Haut war deswegen kein schöner Anblick und sein Mund war zum Teil von einem tropischen Geschwür zerfressen. Obendrein kauten er und seine Frau Betelnuss. Deshalb war ihr Zahnfleisch zwischen den schwarz gefärbten Zähnen oft blutrot. Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass er sich für die Wahrheit interessieren würde! Doch so war es — und zwar bei allen beiden! Sie kamen zu unseren Zusammenkünften und setzten sich immer still hinten hin.

Im nächsten halben Jahr konnten wir förmlich zusehen, wie sich Alogi um 180 Grad drehte. Er hörte auf zu stehlen und sich mit anderen anzulegen. Er und seine Frau sahen nun viel ansehnlicher aus, gaben sogar Kommentare und erzählten anderen von der guten Botschaft. Sie waren mit die ersten Verkündiger in Hula — wer hätte das gedacht!“

Beeindruckend ist auch die Geschichte von Abel Warak auf New Ireland. Er war leprakrank und hatte deshalb in Händen und Füßen kein Gefühl mehr. Beim ersten Kontakt mit Zeugen Jehovas konnte er kaum laufen und hatte allen Lebensmut verloren. Doch das änderte sich mit der Wahrheit kolossal: Er gewann seine Lebensfreude zurück und fand wieder neue Energie. Er wurde sogar Pionier! Abel aß früher gern Fisch und ging deshalb oft auf dem Riff fischen, aber jetzt, wo seine Füße wie taub waren, ging das nicht mehr. Deshalb kauften ihm die Brüder ein Paar hohe Gummistiefel. Er lernte auch Radfahren. Dadurch konnte er im weiten Umkreis predigen. Manchmal strampelte er 100 Kilometer weit, weil sich jemand für die Bibel interessierte. Einmal fuhr er sogar 145 Kilometer weit (allein der Hinweg!), um jemand zum Gedächtnismahl einzuladen.

Manchmal sind durch die „Erkenntnis Jehovas“ sogar recht barbarische Zeitgenossen zur Vernunft gekommen und haben sich total geändert (Jes. 11:6, 9). Zum Beispiel gab es im Hochland nicht weit von Banz zwei Dörfer, die sich spinnefeind waren und sich oft bekriegten. Doch nun kamen 1986 zum Bezirkskongress in Lae aus beiden Dörfern rund 60 Leute hereinspaziert, marschierten nacheinander in den Saal und setzten sich in die ersten Reihen. Was war passiert? Sonderpioniere hatten ihnen von der guten Botschaft erzählt, und danach hatten alle beschlossen, miteinander Frieden zu schließen. Dabei denkt man unwillkürlich an Sacharja 4:6: „ ‚Nicht durch eine Streitmacht noch durch Kraft, sondern durch meinen Geist‘, hat Jehova der Heerscharen gesagt.“ Genau dieser Geist hat auch viele dazu gebracht, sich den Moralprinzipien der Bibel anzupassen.

HOCHACHTUNG VOR GOTTES GESCHENK DER EHE

In vielen Ländern legt man weder in der Kultur noch in der Kirche großen Wert auf die biblische Ansicht über die Ehe (Mat. 19:5; Röm. 13:1). Das ist in Papua-Neuguinea nicht anders. Darum haben viele Paare, die unverheiratet zusammenlebten oder eine polygame Ehe führten, ihr Leben von Grund auf verändert, um Jehova gefallen zu können. Dazu gehören zum Beispiel Francis und seine Frau Christine.

Nachdem er das Militär verlassen hatte, trennten sie sich. Christine ging mit den beiden Kindern zurück in ihr Heimatdorf auf der Insel Goodenough (Provinz Milne Bay) und Francis nach Mount Hagen. Dort zog er irgendwann mit einer Frau und deren Kindern zusammen. Sie besuchten die Gottesdienste der Kirche Assemblies of God, doch nach einer Weile lernte seine Freundin Zeugen Jehovas kennen und fing ein Bibelstudium an. Schließlich kam auch Francis auf den Geschmack, und beide besuchten die Zusammenkünfte.

Francis wollte nun gern Verkündiger werden. Doch das bedeutete, dass er seine Ehesituation regeln musste. Er betete viel deswegen und besprach sich dann mit seiner Freundin. Das Ergebnis: Sie zog mit den Kindern aus, und Francis machte sich auf den Weg zu seiner Frau Christine. Da sie mittlerweile sechs Jahre getrennt gelebt hatten, kann man sich denken, dass Christine und ihre Familie ziemlich verdutzt waren, ihn zu sehen. Francis erklärte ihnen behutsam mit der Bibel, dass er von nun an alles so tun wollte, wie es Jehova für richtig hielt. Dann fragte er seine Frau, ob sie mit den Kindern zusammen mit ihm nach Mount Hagen gehen würde und sie wieder eine Familie werden könnten. Alle konnten es kaum fassen, was für eine Kehrtwendung er gemacht hatte! Christine sagte Ja. Und Francis tat noch etwas: Er entschädigte die Verwandten finanziell für alles, was sie in den vergangenen sechs Jahren für seine Familie getan hatten.

In Mount Hagen studierte Christine dann ebenfalls die Bibel. Dazu musste sie allerdings erst lesen lernen. In der Zeit hörte sie auch mit dem Betelkauen und dem Rauchen auf. Heute dienen die beiden mit Leib und Seele Jehova.

KINDER HALTEN FEST ZU JEHOVA

Viele Kinder in Papua-Neuguinea haben ein gutes Licht auf Jehova geworfen, weil sie mutig ihrem biblisch geschulten Gewissen folgten. Hier ein Beispiel dafür: Anfang 1966 teilte eine Grundschullehrerin sieben Kindern von Brüdern mit, dass sie in der nächsten Woche im Rahmen einer Zeremonie die Fahne zu grüßen hätten. Als es so weit war, haben sich die sieben dennoch geweigert — und das vor den Augen von rund 300 Schülern! Die Folge? Sie wurden von der Schule geworfen, obwohl die Eltern vorher schriftlich darum gebeten hatten, sie von der Zeremonie freizustellen. Ein Ältester aus der Versammlung wandte sich daraufhin an Regierungsstellen in Papua-Neuguinea und Australien.

Am 23. März wies der australische Verwaltungsbeamte für Papua-Neuguinea die Schulbehörde telefonisch an, die Kinder sofort wieder an die Schule zu nehmen. Damit war für die Anbetung Jehovas ein kleiner Sieg errungen worden! Bis heute respektiert die Regierung in Papua-Neuguinea das Recht der Kinder, den Fahnengruß aus Gewissensgründen zu verweigern.

Auch kleine Kinder und „Säuglinge“ können schon fest für Jehova einstehen (Mat. 21:16). Da wäre zum Beispiel die kleine Naomi aus dem Hochland. Ihre Eltern (Joe und Helen) waren keine Zeugen Jehovas. Doch mit etwa drei Jahren kam Naomi für ein Jahr nach Lae zu Helens Schwester — und die war eine Zeugin, und zwar eine eifrige! Sie nahm die Kleine regelmäßig mit in den Predigtdienst und trug sie dabei oft huckepack in ihrer Umhängetasche. So lernte Naomi jede Menge über das Paradies, zumal ihre Tante viel mit den Bildern aus Mein Buch mit biblischen Geschichten arbeitete.

Wieder bei den Eltern schnappte sich Naomi etwas zum Lesen von ihrer Tante, stapfte aus dem Haus und klopfte dann laut an die Tür. „Komm wieder rein“, riefen die Eltern von drinnen. Die kleine Maus öffnete die Tür und sagte: „Guten Tag! Ich bin eine Zeugin Jehovas und möchte Ihnen gern etwas von der Bibel erzählen.“ Joe und Helen waren wie vom Donner gerührt. Aber Naomi redete schon weiter: „In der Bibel steht, dass bald ein Paradies kommt. Und dass dann ein König regiert, nämlich Jesus. Und alles, was wir sehen können, hat Jehova gemacht!“

Die Eltern waren entgeistert. „Was sollen die Nachbarn nur denken!“, entsetzte sich Joe und sagte zu seiner Frau: „Am besten lässt du sie morgen nicht aus dem Haus.“

Als die Eltern am nächsten Tag vor dem Haus saßen, hörten sie, wie Naomi in ihrem Zimmer kräftig an die Wand klopfte. „Du kannst rauskommen“, meinte Joe. Und schwuppdiwupp stand sie da und legte wieder los: „Guten Tag! Ich bin eine Zeugin Jehovas und möchte Ihnen gern predigen. Die guten Leute dürfen für immer auf der Erde bleiben. Aber wenn jemand böse wird und schlimme Sachen macht, kommt er nicht ins Paradies.“ Das war zu viel für die Eltern: Helen fing an zu weinen und Joe sprang auf und ging wütend ins Bett.

Doch seine Neugier war geweckt. Noch in derselben Nacht blätterte er seine alte King-James-Bibel durch und stolperte dabei zufällig über den Namen Jehova. Am nächsten Morgen ließ er Arbeit Arbeit sein, schrieb einen Brief an die Zeugen, fuhr die 40 Kilometer nach Mount Hagen und warf den Brief dort am Königreichssaal ein.

Die Brüder reagierten und fingen mit Joe und Helen ein Bibelstudium an. Außerdem brachten sie Helen Lesen bei. Schließlich ließen sich die beiden taufen. Helen konnte dann sogar anderen, die die Bibel kennenlernen wollten, Lesen beibringen — alles nur, weil ein kleines Mädchen Jehova so liebte, dass es von ihm erzählen musste.

FÜR DIE ZUSAMMENKÜNFTE IST IHNEN KEIN WEG ZU WEIT

In einigen Ländern müssen sich die Brüder durch den dichten Verkehr in smogverseuchten Städten oder durch verstopfte U-Bahnen durchkämpfen, um zu den Zusammenkünften oder zu Kongressen zu kommen. Das ist in Papua-Neuguinea natürlich nicht so das Problem. Hier müssen viele Familien zumindest einen Teil der Strecke zu Fuß und/oder mit dem Kanu zurücklegen, weil es einfach keine guten Straßen und wenig andere Verkehrsmöglichkeiten gibt.

Wenn zum Beispiel Bezirkskongress in Port Moresby ist, laufen einige Verkündiger mit ihren Kindern gut 160 Kilometer weit zu Fuß — und das bergauf, bergab, über Stock und Stein und auf rutschigen Pfaden. Ihr strapaziöser mehrtägiger Fußmarsch führt sie den weltberühmten Kokoda Trail entlang, einen Buschpfad, der im Zweiten Weltkrieg erbittert umkämpft war. Mit dabei haben sie ihr Essen, Kochutensilien, Sachen zum Anziehen und alles, was sie sonst so für den Kongress brauchen.

Die Brüder auf den abgelegenen Nukumanu-Inseln gehen in der Regel zum Bezirkskongress nach Rabaul. Das liegt über 800 Kilometer westlich von ihnen. „Damit sie auch wirklich pünktlich ankommen“, so erzählt Jim Davies, „machen sie sich manchmal schon sechs Wochen vorher auf den Weg. Auf die Bootsverbindungen ist nämlich kein Verlass. Und auch bei der Rückreise weiß man nie, was einen erwartet. Einmal musste das einzige Boot, das zu den Nukumanu-Inseln fuhr, einen Umweg über Australien nehmen, weil es repariert werden musste. Obendrein ging den Bootsbesitzern dann das Geld aus. So dauerte es geschlagene sechs Monate, bis die Brüder wieder daheim waren! Das war natürlich ein Extremfall, aber wochenlange Verzögerungen sind durchaus normal, und die gestrandeten Verkündiger müssen dann irgendwo bei Brüdern oder Verwandten unterkommen.“

DAS LEUCHTENDE VORBILD DER MISSIONARE

In einem Land zu leben, wo der Lebensstandard niedriger ist als daheim, kann für Missionare eine ganz schöne Umstellung sein. Doch es ist zu schaffen — das haben eine ganze Reihe Missionare schon bewiesen. Und viele Einheimische wissen das auch sehr zu würdigen. Eine Papua meinte über die beiden Missionarinnen, die mit ihr studierten: „Außen sind sie weiß, aber innen drin sind sie wie wir.“

Einige Missionare sind im Reisedienst und müssen sehr flexibel sein, was die Transportmöglichkeiten angeht. Edgar Mangoma war beispielsweise in der Gegend um den Fly River und den Murraysee als Kreisaufseher unterwegs. „Wenn ich die beiden Versammlungen am See besucht habe, bin ich immer mit dem Kanu gefahren — mal mit Motor, mal ohne. Ohne Motor brauchte ich gewöhnlich 8 Stunden von einer Versammlung zur anderen. Meistens haben mich drei, vier Brüder begleitet, obwohl sie wussten, dass sie dann den ganzen Weg wieder zurückpaddeln mussten. Das fand ich richtig nett von ihnen!“

Das schöne Beispiel der Missionare, ihre bescheidene Art und ihre Liebe zu Menschen hat enorm viel Gutes für die Wahrheit bewirkt. „Die Leute haben nur so gestaunt, dass ich bei Interessierten übernachtet oder mit ihnen zusammen gegessen habe“, schreibt ein Kreisaufseher. „Einige sagten sogar zu mir: ‚Ihr seid echte Christen. Unsere Pfarrer sind da ganz anders.‘ “

Und wie kommen unsere Schwestern aus dem Ausland so zurecht? Fällt es ihnen schwer, sich in Papua-Neuguinea einzugewöhnen? „In den ersten Monaten hatte ich schon ganz schön dran zu knabbern“, meint Ruth Boland, die mit ihrem Mann im Reisedienst war. „Ich hätte oft am liebsten das Handtuch geworfen. Aber ich bin froh, dass ich das nicht gemacht habe, denn mir sind die Brüder und Schwestern so sehr ans Herz gewachsen. David und ich haben immer weniger Gedanken an uns verschwendet und mehr an die anderen gedacht. Und wir haben so viel Schönes erlebt — das ist einfach mit nichts zu vergleichen. Geld hatten wir keins, aber innerlich fühlten wir uns total reich. Und wir haben so oft Jehovas Hand gespürt — nicht nur, weil wir miterlebten, wie es mit dem Predigen im Land voranging, sondern auch in unserem persönlichen Leben. Wenn man nichts hat, dann fängt man an, sich wirklich auf Jehova zu verlassen, und merkt, wie er einem weiterhilft.“

BÜRGERKRIEG AUF BOUGAINVILLE

Schon lange waren auf Bougainville Unabhängigkeitsbestrebungen im Gang, die sich dann 1989 zu einem regelrechten Bürgerkrieg auswuchsen. In dem 12 Jahre langen Konflikt wurden circa 60 000 Menschen vertrieben und 15 000 getötet. Auch viele Verkündiger wurden vertrieben. Die meisten von ihnen ließen sich woanders in Papua-Neuguinea nieder.

Kurz bevor der Pionier Dan Ernest die Insel verlassen wollte, wurde er von Soldaten der Revolutionären Armee Bougainvilles (BRA) aufgegriffen und in ein großes Lagerhaus gebracht. Dan weiß noch: „Dort erwartete mich ein hochdekorierter BRA-General, der mit einem Schwert bewaffnet war.

‚Sind Sie Dan Ernest?‘, wollte er wissen.

‚Ja!‘, antwortete ich.

‚Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie als Spion für die Regierungsstreitkräfte gearbeitet haben‘, sagte er.

Ich wollte ihm erklären, dass sich Jehovas Zeugen — egal in welchem Land — aus jedem Konflikt heraushalten, aber er schnitt mir gleich das Wort ab: ‚Das wissen wir! Wir haben euch beobachtet. Die anderen Religionen haben ihr Fähnchen immer nach dem Wind gehängt, nur eure Religionsgemeinschaft hat sich aus allem komplett herausgehalten.‘ Dann meinte er noch: ‚Unsere Landsleute haben in diesem Krieg schwer gelitten und brauchen dringend eure tröstende Botschaft. Wir hätten gern, dass Sie in Bougainville bleiben und weiterpredigen. Aber falls Sie doch gehen müssen, sorge ich dafür, dass Ihre Sachen alle ohne Schwierigkeiten rauskommen.‘ Meine Frau und ich wurden zwei Wochen später als Pioniere auf die Insel Manus geschickt und der General hielt tatsächlich Wort.“

Das Zweigbüro setzte alles daran, den Kontakt zu den Verkündigern im Kriegsgebiet nicht abreißen zu lassen, und konnte ihnen sogar trotz einer Seeblockade Lebensmittel, Medikamente und Literatur zukommen lassen. Ein Kreisaufseher, der die Insel besuchte, berichtete: „Der Krieg hinterlässt überall seine Narben, aber die Brüder und Schwestern sind trotzdem eifrig dabei zu predigen, sie halten weiter ihre Zusammenkünfte ab und haben sogar viele Bibelstudien.“

2001 wurde dann endlich ein Friedensabkommen unterzeichnet, durch das Bougainville und nahe gelegene Inseln eine autonome Provinz wurden. Momentan leben auf Bougainville keine Brüder, aber auf der Nachbarinsel Buka gibt es eine nette Versammlung mit 39 Verkündigern.

VERHEERENDER VULKANAUSBRUCH BEI RABAUL

Der große Hafen von Rabaul ist eigentlich das Kraterbecken eines alten Vulkans. Und im September 1994 passierte es: Die zwei noch aktiven Vulkankrater brachen auf beiden Seiten des Hafens aus. Rabaul wurde verwüstet und das Leben in der Provinz veränderte sich von Grund auf. Auch der Königreichssaal und das angrenzende Missionarheim wurden zerstört. Aber keiner der Brüder kam ums Leben. Sie waren alle einem Evakuierungsplan gefolgt, der bereits seit Jahren am Bekanntmachungsbrett im Königreichssaal hing, und hatten sich so in etlichen Kilometern Entfernung in Sicherheit gebracht. Nur ein Bruder, der Herzprobleme hatte, starb während der Evakuierung.

Das Zweigbüro reagierte sofort und tat alles, um den Leidtragenden zu helfen. Es organisierte eine Hilfslieferung mit Kleidung, Moskitonetzen, Medikamenten, Benzin sowie Diesel, und eine Nachbarversammlung schickte Reis und Taro. Das alles klappte so gut, dass man von den Behörden und anderer Seite nur Gutes hörte.

Die Versammlung Rabaul gab es nun nicht mehr. Zwei Tage nach dem Vulkanausbruch trafen sich ungefähr 70 Verkündiger mit ihren Kindern vor einer leer stehenden Berufsschule. Kaum waren die Ältesten in Sicht, fragten die Verkündiger auch schon: „Wann haben wir denn Buchstudium?“ Trotz all dem, was sie durchmachten, ließen unsere Brüder die Zusammenkünfte und den Predigtdienst nie schleifen (Heb. 10:24, 25). Die meisten der Brüder zogen um und schlossen sich anderen Verkündigergruppen in der Nähe an; eine wurde daraufhin sogar eine Versammlung.

Die Provinzverwaltung sagte allen Kirchen, die ihren Grund und Boden verloren hatten, Land in der Stadt Kokopo zu (ungefähr 25 Kilometer von Rabaul). Sie löste ihr Versprechen auch ein — nur die Zeugen gingen leer aus. Rund sieben Jahre nach dem Vulkanausbruch bekam ein Bruder aus Afrika eine Anstellung im Stadtplanungsbüro. Als ihm auffiel, dass die Zeugen übergangen worden waren, machte er sofort ein passendes Stück Land in Kokopo ausfindig und half den Brüdern, einen entsprechenden Antrag zu stellen, der dann auch bewilligt wurde. Eine Truppe aus freiwilligen Helfern unterstützte die Brüder beim Bau eines Königreichssaals und eines Missionarheims. Was zunächst wie ein Nachteil ausgesehen hatte, entpuppte sich nun als Vorteil. Wieso? Das Land, das die Kirchen erhalten hatten, lag an einem Steilhang. Doch das Grundstück, das die Brüder jetzt erhielten, lag mitten in der Stadt — also optimal!

IN DER ÜBERSETZUNG TUT SICH ETWAS

„In einem Land, in dem über 800 Sprachen gesprochen werden, ist es wichtig, wenigstens eine oder mehrere Sprachen zu haben, in denen sich alle verständigen können“, sagt Timo Rajalehto, der zum Zweigkomitee gehört und die Übersetzungsabteilung leitet. „Dazu eignen sich einfache Verkehrssprachen wie Tok Pisin und Hiri-Motu. Man kann sie als Zweitsprache relativ leicht erlernen und sie sind für die Kommunikation im Alltag ideal. Aber komplexe Sachverhalte lassen sich damit nicht gut wiedergeben. Das macht die Sache für unsere Übersetzer nicht so leicht.

Zum Beispiel haben wir festgestellt, dass es in Tok Pisin keinen treffenden Begriff für das Wort ‚Grundsatz‘ gibt. Unsere Übersetzer haben daher zwei Tok-Pisin-Wörter kombiniert zu stiatok (für englisch steer talk; deutsch etwa lenkende Aussage). Damit wird der Gedanke vermittelt, dass Grundsätze jemand in die richtige Richtung lenken. Dieses Wort wurde von den Medien dann aufgegriffen und wird heute von vielen, die Tok Pisin sprechen, gebraucht.“

1958 wurde Der Wachtturm (nur die Studienartikel) dann erstmals in Motu veröffentlicht, 1960 in Tok Pisin. Die Artikel wurden in Sydney (Australien) auf Papierbogen gedruckt, zusammengeheftet und nach Port Moresby verschickt. Ab 1970 hatte die Zeitschrift bereits 24 Seiten; die Auflage stieg auf über 3 500 an. Im Januar 1972 erschien in Tok Pisin erstmals ein 24-seitiges Erwachet!. Momentan gibt es in Tok Pisin halbmonatlich den Wachtturm und vierteljährlich das Erwachet!. In Hiri-Motu erscheint jeden Monat die Studienausgabe des Wachtturms und alle drei Monate eine Ausgabe für die Öffentlichkeit.

„Vor Kurzem haben wir auch einige Traktate in andere Sprachen übersetzt wie Enga, Jiwaka, Kuanua, Medlpa und Orokaiva“, sagt Timo Rajalehto. „Natürlich können die Leute, die diese Sprachen sprechen, auch Tok Pisin und/oder Englisch. Wozu das also alles? Wir wollten sehen, wie die Leute auf die Botschaft in ihrer Muttersprache reagieren. Würden sie sich dann eher für die Wahrheit interessieren und ein anderes Bild von den Zeugen bekommen?

Absolut! Das Ganze fand ein großes Echo. Wir konnten viele Bibelstudien anfangen. Und sogar mancher, der vorher gegen uns war, sieht uns jetzt mit anderen Augen. Wenn man den Menschen etwas zum Lesen in ihrer Muttersprache in die Hand legen kann, hat das große Wirkung.“

Momentan ist die Übersetzungsabteilung, die im Wesentlichen aus dem Hiri-Motu- und dem Tok-Pisin-Team besteht, 31 Mann stark. Sie alle zogen im Dezember 2009 begeistert in ihre neuen Büros ein.

DIE PIONIERDIENSTSCHULE: EIN ECHTER GEWINN

Für viele ist die Pionierdienstschule ein großer Moment im Leben. Dadurch lernen sie nicht nur, alles mehr vom Standpunkt Jehovas aus zu sehen, sondern bekommen auch viel an die Hand, was ihnen hilft, noch bessere Pioniere zu werden. Hier ein paar Eindrücke:

Lucy Koimb: „Durch die Schule ist mir klar geworden, dass der Vollzeitdienst wirklich mit das Beste ist, was man im Leben machen kann.“

Michael Karap: „Vor der Schule hatte ich viele Rückbesuche, aber kein Bibelstudium. Doch jetzt habe ich eine ganze Menge Studien!“

Ben Kuna: „Durch die Schule habe ich gelernt, die Dinge mehr so zu sehen, wie Jehova sie sieht.“

Siphon Popo: „Ich habe noch nie so intensiv studiert! Und ich habe gelernt, mein persönliches Studium nicht im Eiltempo zu erledigen.“

Julie Kine: „Mir ist aufgegangen, dass man gar nicht so viel zum Leben braucht, wie einem andere immer einreden wollen.“

Dan Burks vom Zweigkomitee hat beobachtet: „Wenn Pioniere im Dienst effektiver werden, steigert das ihre Freude und sie engagieren sich noch mehr. Die Pionierdienstschule wird garantiert Hunderten von Pionieren in unserem Land sehr guttun. Das wird sich dann natürlich auch auf die Verkündiger und die Leute im Gebiet übertragen.“

IN LIEBE ZUSAMMENWACHSEN

Jesus Christus sagte: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (Joh. 13:35). Diese Liebe hat in Papua-Neuguinea zwischen den unterschiedlichen Sprachgruppen, Hautfarben, Volksgruppen, Stammeskulturen und sozialen Schichten Brücken geschlagen. Sie fällt den Menschen auf und wer es wirklich ehrlich meint, kommt zu dem Schluss: „Gott ist mit euch.“

So erging es zum Beispiel Mange Samgar, der ein Busunternehmen besaß und früher in Banz — wie schon einmal erwähnt — lutherischer Pfarrer war. Wieso empfand er so? Die Versammlung am Ort hatte bei ihm einen Bus gemietet, um zum Bezirkskongress nach Lae zu fahren. „Weil er neugierig war, was das für Leute sind, fuhr er mit“, erzählten Steve und Kathryn Dawal, die damals mitbekommen hatten, wie der Bus auf dem Kongressgelände ankam. „Mange war fasziniert, wie gut alles organisiert war und wie friedlich Menschen verschiedenster Stämme und Hautfarben hier beieinandersaßen. Als es dann mit der ganzen Truppe Zeugen wieder nach Hause ging, war er sich sicher, dass er die Wahrheit gefunden hatte. Später wurden er und sein Sohn Älteste.“

Schwester Hoela Forova, eine junge Pionierin, die ihren Mann verloren hatte und ihre verwitwete Mutter versorgte, brauchte dringend ein neues Haus. Schon zwei Mal hatte sie es geschafft, dafür etwas Geld zusammenzukratzen, und es dann einem Verwandten in die Hand gedrückt, damit er ihr das nötige Bauholz kaufte. Doch beide Male war ihr Geld auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Die Brüder bekamen das mit und bauten ihr in nur drei Tagen ein neues Haus. Hoela war so gerührt, das zu sehen, dass ihr immer wieder die Tränen kamen. Die ganze Sache machte überall großen Eindruck. Ein Dekan der Kirche am Ort verwunderte sich: „Wie schaffen es Leute, die nie den Klingelbeutel herumgehen lassen und immer nur mit ihren Büchertaschen unterwegs sind, in drei Tagen ein Haus hinzustellen?!“

Der Apostel Johannes schrieb: „Kindlein, lasst uns lieben, nicht mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“ (1. Joh. 3:18). Genau das tun unsere Brüder in Papua-Neuguinea, und zwar auf vielerlei Weise. Mit welchem Ergebnis? Es geht dort immer weiter vorwärts. Hier nur ein paar Zahlen: Die 3 672 Verkündiger haben 4 908 Bibelstudien und zum Gedächtnismahl im Jahr 2010 kamen 25 875 — ein schlagender Beweis dafür, dass Jehova seinen Segen gibt! (1. Kor. 3:6).

Papua-Neuguinea: ein faszinierendes, geheimnisvolles Land, in das sich vor rund 70 Jahren eine Handvoll beherzter Brüder und Schwestern wagte, um den Menschen dort die befreiende Wahrheit zu bringen (Joh. 8:32). In den Jahrzehnten danach schlossen sich ihnen viele Zeugen aus dem In- und Ausland an. Und das trotz schier unüberwindbarer Hindernisse. Zum Beispiel gab es, wenn überhaupt, meist nur schlechte Straßen. Dann war da der dichte Regenwald, die malariaverseuchten Sümpfe, die Armut, die Stammesfehden, der weitverbreitete Spiritismus und die mitunter aggressiven Gegenaktionen von Geistlichen und deren Anhängern. Dazu kam, dass viele nicht lesen und schreiben konnten und es Tausenden von Stämmen zu predigen galt, die über 800 Sprachen sprechen! Diese Brüder haben wirklich Großes geleistet! Alle, die nach ihnen gekommen sind, können das nur honorieren und bauen auf ihrer selbstlosen Arbeit auf.

Mit etlichen dieser Hindernisse haben unsere Brüder und Schwestern heute noch zu kämpfen. Doch da bei Gott alle Dinge möglich sind (Mar. 10:27), wissen sie eins ganz sicher: dass Jehova in diesem Land der Gegensätze bestimmt noch viele weitere aufrichtige Menschen an die „reine Sprache“ heranführen wird — „damit sie alle den Namen Jehovas anrufen, um ihm Schulter an Schulter zu dienen“ (Zeph. 3:9).

[Fußnoten]

a Die größte Insel der Welt ist Grönland. Australien zählt nicht als Insel, sondern als Kontinent.

b Das ist auch der Name, der in diesem Bericht durchweg verwendet wird.

c Herausgegeben von Jehovas Zeugen; wird nicht mehr aufgelegt.

[Herausgestellter Text auf Seite 88]

„Bobogi, wo hast du das bloß alles gelernt?“

[Herausgestellter Text auf Seite 100]

„Er hatte nichts dagegen, unseren Film kostenlos vorzuführen“

[Herausgestellter Text auf Seite 104]

„Entweder Sie geben Ihre Religion auf oder Sie können sich eine andere Arbeit suchen“

[Herausgestellter Text auf Seite 124]

Als sie sahen, was in ihrer Tasche war, bekamen sie ein schlechtes Gewissen

[Herausgestellter Text auf Seite 149]

„Außen sind sie weiß, aber innen drin sind sie wie wir“

[Kasten/Bild auf Seite 80]

Kurzinformation zu Papua-Neuguinea

Landesnatur:

Zu Papua-Neuguinea gehört der Ostteil der Insel Neuguinea. Der Inselstaat, der größer ist als Deutschland und Österreich zusammen, umfasst 151 kleinere Inseln. Das Landesinnere ist von Gebirgen durchzogen; entlang der Küste finden sich dichte Regenwälder und Sümpfe.

Bevölkerung:

Von den 6,7 Millionen Einwohnern sind 99 Prozent Papua und Melanesier. Ansonsten leben dort Polynesier, Chinesen und Europäer. Die meisten bekennen sich zum christlichen Glauben.

Landessprache:

Papua-Neuguinea ist das Land mit der größten Vielfalt an Sprachen: 820 an der Zahl! Das sind 12 Prozent der Sprachen weltweit. Neben ihrer Stammessprache beherrschen die meisten noch Tok Pisin, Hiri-Motu oder Englisch.

Wirtschaft:

Ungefähr 85 Prozent der Bevölkerung wohnen in Dörfern und leben traditionell von ihren eigenen Gärten. Im Hochland wird Kaffee und Tee kommerziell angebaut. Wichtige Einnahmequellen sind außerdem Erze, Erdöl und Gas sowie Holz und Holzprodukte.

Typische Kost:

Zu den Grundnahrungsmitteln zählen Süßkartoffeln, Taro, Maniok, Sago und Bananen, die man entweder roh oder gekocht isst. Beliebt sind auch Gemüse, tropische Früchte, Büchsenfleisch und Fisch. Zu besonderen Anlässen wird Schweinefleisch serviert.

Klima:

Es gibt zwei Jahreszeiten — eine nasse und eine „nicht so nasse“. Da Papua-Neuguinea in Äquatornähe liegt, herrscht an der Küste tropisches Klima; dafür ist es im Hochland eher angenehm kühl.

[Kasten/Bilder auf Seite 83, 84]

„Ich habe meine Schüchternheit überwunden“

ODA SIONI

GEBURTSJAHR: 1939

TAUFE: 1956

KURZPORTRÄT: Erster einheimischer Pionier; heute Sonderpionier in der Versammlung Hohola-Motu (Port Moresby).

◼ ALS meine ältere Schwester mitbekam, dass Tom und Rowena Kitto in unserem Pfahlbautendorf Hanuabada predigten, schickte sie mich zu ihren Zusammenkünften, um herauszufinden, was es mit dieser „neuen Religion“ auf sich hatte. Die Zusammenkünfte fanden damals bei Heni Heni Nioki statt, der die Bibel studierte.

Ich war 13 und extrem schüchtern. Bei Heni Heni waren 40 Leute versammelt. Ich setzte mich unauffällig in die hinterste Ecke und vergrub mein Gesicht in beiden Händen. Mir gefiel, was ich hörte, und ich ging immer wieder hin. Nach kurzer Zeit bat mich Heni Heni, Tom Kittos Ansprache aus dem Englischen ins Motu zu dolmetschen, damit alle ihn verstehen konnten.

Ein paar Jahre später fing ich an, im Krankenhaus zu arbeiten, denn ich wollte Arzt werden. Da nahm mich John Cutforth beiseite und brachte mich mit seiner netten Art zum Nachdenken: „Wenn du dich als Arzt einsetzt, kannst du anderen helfen, gesund zu werden, aber wenn du dich für Jehova einsetzt, kannst du anderen sogar helfen, einmal ewig zu leben.“ Noch in der gleichen Woche fing ich mit dem Pionierdienst an.

Als Erstes kam ich in die Stadt Wau, wo ich schon kurz vorher gewesen war und sich etliche für die Bibel interessierten. Wie zum Beispiel Jack Arifeae, der gern wollte, dass ich in der lutherischen Kirche predigte. Ich nahm mir vor, den Leuten zu erklären, was Gottes Gesetz über das Thema Blut sagt. Viele von ihnen glaubten nämlich, wenn man das Blut eines anderen zu sich nehme, würde dessen Geist von einem Besitz ergreifen. Über 600 Leute hörten gespannt zu. Der Geistliche regte sich fürchterlich auf und sagte seiner Gemeinde, sie sollte bloß nichts mit mir zu tun haben. Viele fanden aber gut, was sie aus der Bibel gehört hatten, und wollten gern mehr darüber wissen.

Nach etwa einem Jahr wurde ich in das Dorf Manu Manu geschickt, das ungefähr 50 Kilometer nordwestlich von Port Moresby liegt. Tom Surau, einer der Dorfältesten, wollte, dass ich allen im Dorf predigte. Nachdem ich mich drei Tage lang mit den Leuten intensiv über die Bibel unterhalten hatte, hackten sie ihre Marienfigur in Stücke und warfen sie in den Fluss.

Weiter flussabwärts fischten einige Leute die Überreste aus dem Wasser und rannten damit schreiend ins Dorf zu ihren katholischen Priestern: „Die haben die Maria kurz und klein geschlagen!“ Zwei Geistliche wollten mich zur Rede stellen. Der eine kam direkt auf mich zu, schlug mir ins Gesicht und ritzte mir dabei mit seinem Ring die Haut auf. Doch dann kamen die Einheimischen angerannt, um mich zu verteidigen, und die Priester suchten schleunigst das Weite.

Ich musste die Wunde in Port Moresby nähen lassen und zeigte die Priester bei der Polizei an. Sie bekamen daraufhin eine Geldstrafe und wurden als Priester abgesetzt. Ich gründete inzwischen in dem abgelegenen Dorf eine Gruppe. Jehova hat mir wirklich geholfen, meine Schüchternheit zu überwinden.

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Bei Heni Heni hatten wir unsere ersten Zusammenkünfte

[Kasten auf Seite 86]

Das wantok-System

Das wantok-System (Tok Pisin für englisch one talk — eine Sprache) beruht auf einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Personen, die zum selben Stamm gehören und dieselbe Sprache sprechen. Damit sind sowohl Verpflichtungen als auch Rechte verbunden. Zum Beispiel wird erwartet, dass man sich um ältere wantoks kümmert oder um wantoks, die arbeitslos oder arbeitsunfähig sind — eine große Hilfe in einem Land, wo es so gut wie kein soziales Netz gibt.

Doch das System hat auch so seine Nachteile. Entscheidet sich zum Beispiel jemand für die Wahrheit, kann es passieren, dass ihn seine Familie ausgrenzt. Sollte er dann arbeitslos werden oder finanziell in Schwierigkeiten geraten, kann er allein auf die Hilfe Jehovas zählen (Ps. 27:10; Mat. 6:33). „Das wantok-System setzt die Brüder unter enormen Druck, übertrieben viel Zeit mit Verwandten zu verbringen, die keine Zeugen Jehovas sind oder gar ausgeschlossen wurden“, erklärt Kegawale Biyama, der zum Zweigkomitee gehört. „Und bei Wahlen wird es Brüdern, die mit den Wahlkandidaten verwandt sind, oft extrem schwer gemacht, als Christen neutral zu bleiben“ — aber sie geben dem Druck natürlich nicht nach.

[Kasten/Bild auf Seite 91]

Alle haben ihn geliebt

Wen? John Cutforth, der viele Jahre Missionar in Papua-Neuguinea war. Hören wir uns doch einmal an, was einige Missionare und andere Brüder, die mit ihm zusammenarbeiteten, so über ihn zu sagen haben (Spr. 27:2).

Erna Andersson: „John sagte immer: ‚Ein echter Missionar wird allen alles. Wenn sie dir einen Baumstumpf zum Sitzen anbieten, dann setz dich da ruhig hin; etwas Besseres haben sie nicht. Wenn sie dir ein hartes Nachtlager anbieten, dann schlaf einfach drauf; es wurde liebevoll hergerichtet. Und wenn sie dir etwas Ungewohntes zum Essen vorsetzen, dann iss es; es wurde mit Liebe gekocht.‘ John war ein außergewöhnlicher Missionar, der sich nie geschont hat.“

Awak Duvun: „In der Kolonialzeit hat John anderen geholfen, nicht nur gegen Vorurteile zwischen Schwarz und Weiß anzukämpfen, sondern sogar völlig mit ihnen aufzuräumen! ‚Ob schwarz oder weiß — da ist kein Unterschied!‘, hörte man ihn oft sagen. Er liebte sie alle.“

Peter Linke: „Einmal kam John, nachdem er fast den ganzen Tag unterwegs gewesen war, total müde und voller Staub zu uns nach Hause. Doch nach dem Abendessen meinte er: ‚Ich habe heute noch gar keinem etwas Gutes getan‘, und stapfte im Halbdunkel los, um eine Familie bei uns am Ort, in Goroka, zu besuchen und ihr Mut zuzusprechen. Er hat immer an andere gedacht. Wir haben ihn alle ins Herz geschlossen.“

Jim Dobbins: „Von John haben wir gelernt, wie man einfach lebt und wie man einfach lehrt — mit Bildern, die die Menschen verstehen können, ... so wie es Jesus gemacht hat. Das funktionierte auch gut bei denen, die nicht lesen und schreiben konnten.“

[Kasten/Bild auf Seite 101]

„Wir werden nie aufgeben!“

KALIP KANAI

GEBURTSJAHR: 1922

TAUFE: 1962

KURZPORTRÄT: Einer der Ersten, die im Raum Madang Zeugen Jehovas wurden. Erzählt von seinem Sohn Ulpep Kalip.

◼ MEIN Vater war ein bescheidener Mann und ein tiefer Denker. Kam ein Problem auf, hörte er sich erst einmal alles genau an, durchdachte das Ganze und sagte dann, was er davon hielt.

Mit 15 riss mir ein Hai unter dem Knie das Bein weg und ich musste ins Krankenhaus nach Madang. Während mein Vater bei mir war, lernte er John Davison kennen, der zu ihm sagte: „In der neuen Welt kann Jehova Ihrem Sohn wieder ein neues Bein geben.“ Das ließ meinen Vater aufhorchen. Er beschäftigte sich von da an ernsthaft mit der Bibel und sein Glaube wurde stärker und stärker.

Mein Vater und unsere Verwandtschaft traten aus der katholischen Kirche aus. Daraufhin stachelte jemand die Polizei an, uns aus unseren Häusern zu vertreiben. Wir hatten sie erst vor knapp einem Jahr gebaut und sie standen mitten in herrlichen Gärten. Die Polizei warf brennende Fackeln auf die Grasdächer unserer 12 Häuser. Sie gingen sofort in Flammen auf. Wir wollten noch etwas von unserem Hab und Gut retten, aber das Feuer und der Rauch trieben uns wieder hinaus. Weinend schauten wir zu, wie alles bis auf den Grund niederbrannte.

Schweren Herzens gingen wir ins Nachbardorf Bagildig. Dort überließ uns der Dorfälteste freundlicherweise eine kleine Hütte mit einem einzigen Raum. Mein Vater erinnerte uns daran: „Jesus wurde verfolgt und wir müssen auch damit rechnen, dass wir verfolgt werden. Aber wir werden unseren Glauben nie aufgeben!“

[Kasten/Bild auf Seite 107, 108]

Er war froh, dass er zur „falschen“ Schule ging

MICHAEL SAUNGA

GEBURTSJAHR: 1936

TAUFE: 1962

KURZPORTRÄT: Ist seit September 1964 Sonderpionier — so lange wie sonst niemand in Papua-Neuguinea.

◼ UM ETWAS für meine Weiterbildung zu tun, zog ich 1959 nach Rabaul. Dort hörte ich von einer Schule der Zeugen Jehovas. In der Annahme, es sei eine Berufsschule, ging ich zu dem „Lehrer“, einem gewissen Herrn Lance Gosson. Er klärte mich auf, dass das ein Missverständnis sei, meinte aber dann, ich könnte doch immer zu dem Bibelstudium kommen, das mittwochs stattfindet. Ich nahm die Einladung an. Was ich da lernte, begeisterte mich zutiefst. Vor allem, dass Gottes Name Jehova ist und es „neue Himmel und eine neue Erde“ geben wird (2. Pet. 3:13). Ich war so froh, dass ich zur „falschen“ Schule gegangen war. Am 7. Juli 1962 ließ ich mich taufen.

Noch am selben Tag ging ich zu einer Besprechung für alle, die sich für den Pionierdienst interessierten. Der damalige Bezirksaufseher John Cutforth betonte dabei, dass die Felder reif zur Ernte sind und mehr Arbeiter benötigt werden (Mat. 9:37). Sobald es mir möglich war, wurde ich Ferienpionier, wie man damals Hilfspioniere nannte. Im Mai 1964 wurde ich allgemeiner Pionier und im September dann Sonderpionier.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, was ich beim Predigen in der Nähe von Rabaul erlebte. Ein Mann vom Volksstamm der Tolai fragte mich, ob er mal kurz meine Bibel haben könnte und etwas nachlesen dürfte. Als ich ihm die Bibel gab, zerriss er sie und warf sie auf den Boden. Ich regte mich gar nicht erst auf, sondern ging einfach zur Polizei. Der Polizeichef ließ den Mann umgehend festnehmen und sagte zu ihm: „So etwas macht man nicht! Sie haben das Gesetz Gottes und das Gesetz unseres Landes gebrochen. Morgen kaufen Sie dem Herrn eine neue Bibel — und wenn nicht, wandern Sie ins Gefängnis.“ Ich sollte dann am nächsten Tag um 10 Uhr zur Polizeistation kommen und mir das Geld für die Bibel abholen. Als ich ankam, lag das Geld schon da. Seit diesem Vorfall haben sich viele Tolai der wahren Religion angeschlossen.

Ein andermal verteilten wir als Gruppe in einer Gegend westlich von Wewak Königreichsnachrichten. Die anderen hatten schon mal angefangen. Einer der Dorfältesten erfuhr jedoch, was die Brüder da so verteilten, und sammelte alles wieder ein. Irgendwie muss er gewusst haben, dass ich noch komme — er stand nämlich mitten auf der Straße, die Arme in die Hüften gestemmt und einen ganzen Packen Königreichsnachrichten in der Hand. Ich fragte: „Gibt es Probleme?“ Er hielt ihn mir unter die Nase und sagte: „In dieser Gegend habe ich das Sagen und ich will nicht, dass diese Zettel hier verteilt werden.“

Also nahm ich sie an mich. In der Zwischenzeit waren wir von einigen Dorfbewohnern umringt. Ich schaute sie an und fragte: „Sagt mal, wenn ihr im Garten arbeiten oder auf Fischfang gehen wollt, braucht ihr da eine offizielle Genehmigung?“

„Natürlich nicht“, erwiderte eine Frau.

Daraufhin ich: „Und wie sieht’s dann hiermit aus? Wollt ihr das lesen?“

„Ja“, sagten sie. Also habe ich die Königreichsnachrichten noch einmal verteilt — diesmal ohne Schwierigkeiten. Später musste ich mich zwar vor gut 20 Dorfältesten verantworten, aber zum Glück waren alle außer zwei dafür, dass wir den Leuten predigten.

[Kasten/Bild auf Seite 112]

„Haben sie dein Herz verschlungen?“

AIOKOWAN

GEBURTSJAHR: 1940

TAUFE: 1975

KURZPORTRÄT: Eine der Ersten vom Stamm der Enga, die die Wahrheit kennenlernten.

◼ ALS Tom und Rowena Kitto nach Wabag (Provinz Enga) kamen, erzählten die dortigen Missionen alle möglichen Schauergeschichten über sie — zum Beispiel, dass sie Leichen ausgraben und sie dann essen. Das machte mir richtig Angst.

Eines Tages fragte Tom meinen Vater, ob er jemand kennen würde, der seiner Frau im Haushalt zur Hand gehen könnte. Mein Vater zeigte auf mich. Mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen, aber mein Vater blieb dabei.

Irgendwann einmal fragten mich Tom und Rowena: „Was denkst du denn, was beim Tod so passiert?“

„Die Guten kommen in den Himmel“, meinte ich.

„Hast du das irgendwo in der Bibel gelesen?“, fragten sie zurück.

„Ich kann gar nicht lesen, ich war ja nicht in der Schule“, antwortete ich.

Und so brachten sie mir das Lesen bei und nach und nach verstand ich die Bibel immer besser. Als ich dann nicht mehr zur katholischen Kirche ging, fragte mich einer der Geistlichen: „Wieso kommst du denn nicht mehr? Haben diese Weißen schon dein Herz verschlungen?“

„Ja“, gab ich zurück, „mein Herz gehört jetzt ihnen, denn sie bringen mir die Wahrheit bei.“

[Kasten/Bild auf Seite 117]

„Gib mir ein Huhn und es gehört dir“

AWAIWA SARE

GEBURTSJAHR: 1950

TAUFE: 1993

KURZPORTRÄT: Lernte die Wahrheit in einer abgelegenen Gegend kennen; ist heute Dienstamtgehilfe in der Versammlung Mundip.

◼ BEI einem Freund entdeckte ich das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt. Ich las ein paar Kapitel und fragte ihn, ob er es mir ausleihen würde. Er meinte: „Gib mir ein Huhn und es gehört dir.“

Er bekam sein Huhn und ich mein Buch! Ich nahm es mit nach Hause und las es gründlich durch. Bald erzählte ich überall, was in dem Buch alles Schönes drinstand — und das, obwohl mich die Geistlichen zwei Mal zu sich zitierten und mir das Predigen verboten!

Kurz danach schrieb ich ans Zweigbüro, weil ich wissen wollte, wo es in meiner Nähe Zeugen Jehovas gibt. Man nannte mir Alfredo de Guzman, der mich gleich zu einem Bezirkskongress in Madang einlud.

Ich erschien da in ziemlich abgewetzter Kleidung und mit einem großen schwarzen Bart. Doch alle behandelten mich nett und respektvoll. Während des Programms musste ich weinen, weil mir alles so zu Herzen ging. Am nächsten Tag kam ich glatt rasiert zum Kongress.

Danach besuchte mich Alfredo in meinem Dorf. Das sind von Madang aus zwei Stunden Fahrt und dann fünf Stunden Fußmarsch. Meine Familie und Freunde bombardierten ihn nur so mit Fragen und er beantwortete alle mit der Bibel.

Heute gibt es in der Versammlung Mundip 23 Verkündiger, und über 60 kommen zu den Zusammenkünften.

[Kasten/Bild auf Seite 125, 126]

„Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“

MAKUI MAREG

GEBURTSJAHR: 1954

TAUFE: 1986

KURZPORTRÄT: War viele Jahre lang auf einer Insel die einzige Zeugin und Pionierin.

◼ ICH erhielt 1980 in Madang von einem Pionier ein Traktat und nahm es mit nach Hause auf die Insel Bagabag — eine Schiffsreise von sechs Stunden. Mir gefiel, was ich las, und so wandte ich mich ans Zweigbüro mit der Bitte um mehr Information. Kurz danach bekam ich einen Brief von einer Pionierin in Madang; sie hieß Badam Duvun. Sie lud mich zum Bezirkskongress ein. Ich blieb zwei Wochen bei ihr und fing an, mit ihr die Bibel zu studieren. Auch ließ ich keine Zusammenkunft im Königreichssaal aus. Als ich wieder auf Bagabag war, studierte ich weiter, diesmal jedoch brieflich.

Innerhalb kurzer Zeit fand ich auf der Insel 12 Familien, die gern die Bibel näher kennenlernen wollten. Wir hatten auch regelmäßig Zusammenkünfte bei meinem Onkel und studierten dort als Gruppe die Bibel — genau wie in Madang. Meinem Vater war das ein Dorn im Auge, denn er galt bei der evangelisch-lutherischen Kirche als ein angesehenes Mitglied. Er brüllte los: „Jahwe kenne ich, aber diesen Jehova kenne ich nicht.“ Ich nahm meine Tok-Pisin-Bibel und zeigte ihm 2. Mose 3:15. Hier wird in der Fußnote auf den Gottesnamen eingegangen. Als Vater das sah, verschlug es ihm die Sprache.

Mein Vater zitierte mich drei Mal vor führende Geistliche, um ihnen Rede und Antwort zu stehen. Eins dieser Treffen fand in der größten Kirche der Insel statt. Mit über hundert Anwesenden war sie gepackt voll. Es herrschte eine zum Zerreißen gespannte Atmosphäre. Der Vorsitzende sagte: „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“ Ich hielt meine Bibel fest in der Hand und antwortete: „Ich möchte eigentlich nur das tun, was in Matthäus 6:33 steht, und Gottes Königreich allem voranstellen.“ Mein Vater sprang auf und donnerte los: „Du willst uns doch nicht etwa belehren, oder?“ Ein Onkel von mir stand auf und wollte mich sogar schlagen, doch ein anderer Verwandter sprang dazwischen. Es war ein einziges Chaos. Schließlich ließen sie mich gehen.

Doch das war längst nicht alles, was so passierte. Tragischerweise starb noch das kranke Baby einer Frau, der ich die Bibel näherbrachte und die immer zu unseren Zusammenkünften kam. Einige in der Nachbarschaft machten natürlich mich und meine neue Religion dafür verantwortlich. Diesmal ging mein Vater mit einer Eisenstange auf mich los und verjagte mich von zu Hause. Ich flüchtete nach Madang, und meine Tante, Lamit Mareg, die inzwischen auch für die Wahrheit der Bibel war, schloß sich mir an. Es dauerte nicht lange und wir ließen uns beide taufen.

Mein Vater wurde dann sehr krank. Ich holte ihn zu mir nach Madang und kümmerte mich um ihn, bis er starb. Während dieser Zeit wurde er meinem Glauben gegenüber aufgeschlossener. Vor seinem Tod bat er mich eindringlich, doch wieder nach Bagabag zu gehen, um den Leuten dort zu predigen. Und genau das machte ich 1987. Meine Verwandten kamen mir sehr entgegen und bauten mir ein kleines Haus. 14 Jahre lang war ich dann die einzige Zeugin Jehovas auf der ganzen Insel. 12 Jahre davon war ich allgemeine Pionierin.

Später kehrte ich nach Madang zurück, wo ich zusammen mit Lamit weiter im Pionierdienst war. Zum Gedächtnismahl 2009 kamen 6 Interessierte von Bagabag nach Madang. Ich habe nie geheiratet und bin sehr glücklich, dass ich mich als Ledige für Jehova völlig einsetzen konnte.

[Kasten/Bilder auf Seite 141, 142]

Jehova hat mich aufgenommen

DORAH NINGI

GEBURTSJAHR: 1977

TAUFE: 1998

KURZPORTRÄT: Lernte die Wahrheit als Mädchen kennen und wurde aus ihrer Familie ausgestoßen. Fing später mit dem Pionierdienst an und ist jetzt im Bethel.

◼ ICH war 17, als mir das Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben in die Hände fiel. Bald wusste ich: Was ich da gefunden hatte, war etwas ganz Besonderes! Ich dachte mir, dass das Buch von Jehovas Zeugen sein muss. Als Vierjährige hatten mir nämlich einmal zwei Zeugen Jehovas etwas von einem Paradies auf der Erde erzählt.

Nicht lange danach meinten meine Adoptiveltern, dass ich nicht länger bei ihnen bleiben könne, denn sie hätten ja selbst fünf Kinder. Sie schickten mich zu meiner eigenen Familie in die Küstenstadt Wewak. Anfangs wohnte ich dort bei dem Bruder meines Vaters.

Ich wollte natürlich unbedingt die Zeugen Jehovas treffen. Also fragte ich mich zum Königreichssaal durch und kam prompt erst zum Schlusslied an. Doch eine Missionarin namens Pam verabredete sich mit mir zum Bibelstudium. Ich war von dem, was ich lernte, einfach nur begeistert. Aber nach dem dritten Studium machte mir mein Onkel Schwierigkeiten.

Eines Sonntags kam ich nach der Versammlung nach Hause und sah im Vorgarten Rauch aufsteigen. Mein Onkel war gerade dabei, alle meine Sachen zu verbrennen — auch meine Bücher, die mir geholfen hatten, die Bibel besser zu verstehen. Als er mich sah, schrie er: „Wenn du zu denen zum Gottesdienst gehen willst, dann sollen die auch gefälligst für dich sorgen.“ Das war deutlich! Es blieb mir also nichts anderes übrig, als zu meinen Eltern zu gehen, die in einem Dorf etwa zwei Autostunden von Wewak entfernt wohnten.

Als ich auf meinen Vater zuging, sagte er unüberhörbar zu meinen Geschwistern: „Wer ist das denn? Kennen wir nicht! Als sie drei war, haben wir sie weggegeben.“ Damit war klar, dass ich auch bei ihm nicht gern gesehen war. Also ging ich wieder und versuchte, immer mal woanders unterzukommen.

Es vergingen etwa zwei Jahre. Eines Tages traf ich auf zwei Sonderpioniere im Dorf meiner Eltern. Ich bat sie: „Bitte richtet Pam aus, dass ich nicht vergessen habe, was sie mir beigebracht hat. Aber ich habe keine Chance, sie zu besuchen.“ Kurz darauf konnte ich mich jedoch mit Pam in Wewak treffen, und ich fing wieder an zu studieren. Während dieser Zeit wohnte ich bei drei verschiedenen Familien. Da ich aber mit Jehovas Zeugen Kontakt hatte, setzten sie mich alle drei wieder vor die Tür. Dann war Pam so nett und arrangierte, dass ich bei Brüdern unterkommen konnte. 1998 ließ ich mich taufen und im September 1999 fing ich mit dem allgemeinen Pionierdienst an. 2000 wurde ich dann ins Bethel eingeladen und ich darf jetzt mit dem Tok-Pisin-Übersetzungsteam zusammenarbeiten.

Wenn mich auch meine eigene Familie abgewiesen hat, was mir sehr wehtat, so hat das meine neue Familie — die Versammlung — mehr als wettgemacht. Eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel ist Psalm 27:10: „Falls mein eigener Vater und meine eigene Mutter mich verließen, würde ja Jehova selbst mich aufnehmen.“

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Literatur in Tok Pisin

[Kasten/Bilder auf Seite 147, 148]

„Jehova ist der beste Lehrer überhaupt“

JOHN TAVOISA

GEBURTSJAHR: 1964

TAUFE: 1979

KURZPORTRÄT: Lehrer und Mitschüler setzten ihm als Kind so sehr zu, dass er nach nur zwei Jahren von der Schule gehen musste. Ist jetzt Kreisaufseher.

◼ ICH wurde in Govigovi geboren, einem Dorf in der Provinz Milne Bay. Als ich sieben Jahre alt war, begann mein Vater, sich mit der Bibel zu beschäftigen. Alles, was er dabei lernte, gab er auch an mich weiter.

Ungefähr zur gleichen Zeit wurde ich eingeschult. Als meine beiden Lehrer — Mitglieder der anglikanischen Kirche — von meinen Kontakten zu Jehovas Zeugen erfuhren, machten sie mir das Leben schwer. Auch meine Mitschüler verschonten mich nicht. Sie gingen sogar mit Stöcken auf mich los. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als nach nur zwei Jahren von der Schule abzugehen.

Im Jahr darauf traf ich auf dem Markt einen meiner Lehrer. Er sagte mir: „Jemand, der so schlau ist wie du, hätte bestimmt einen sehr guten Schüler abgegeben. Aber wegen deiner Religion wirst du für andere immer nur ein Handlanger sein.“ Als ich meinem Vater davon erzählte, sagte er nur: „Wenn man dir in der Welt nichts beibringen will, dann wird es eben Jehova tun.“ Diese Worte taten so richtig gut.

Durch meinen Vater und einen Sonderpionier erhielt ich dann die wertvollste Bildung überhaupt: ein Bibelwissen, das zu ewigem Leben führt (Joh. 17:3). Obgleich meine Muttersprache Dawawa ist, lernte ich durch mein Bibelstudium gleich noch zwei Fremdsprachen dazu: Hiri-Motu und Tok Pisin. Mit 15 ließ ich mich taufen. Und zwei Jahre später wurde ich Pionier.

Im Jahr 1998 bekam ich die Einladung, die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung zu besuchen. Zu der Zeit war mein Englisch noch nicht so gut. Um es für die Schule aufzupolieren, wurde ich vom Zweigbüro in eine englischsprachige Versammlung in Port Moresby geschickt. Deshalb spreche ich heute vier Sprachen.

Bei der Abschlussfeier wurde mir mitgeteilt, dass ich demnächst mit der Versammlung Alotau in der Provinz Milne Bay zusammenarbeiten würde. Als ich sechs Monate später erfuhr, dass ich zum Kreisaufseher ernannt worden war, war ich ganz schön überrascht, aber auch aufgeregt. Zu meinem ersten Kreis gehörte New Britain, New Ireland, die Insel Manus und andere benachbarte Inseln. 2006 heiratete ich meine liebe Judy. Zunächst waren wir ein Jahr Sonderpioniere. Danach reisten wir als Ehepaar im Kreisdienst.

Wenn ich so die einzelnen Versammlungen besuche, sage ich den jungen Leuten oft: „Jehova ist der beste Lehrer überhaupt. Hört auf ihn, denn durch seine Schulung könnt ihr es im Leben wirklich zu etwas bringen.“ Das kann ich mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, weil ich das selbst erfahren habe.

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Judy und ich

[Übersicht/Bilder auf Seite 156, 157]

WICHTIGE ETAPPEN — Papua-Neuguinea

1930

1935: Pioniere kommen mit der Lightbearer nach Port Moresby.

1940

1950

1951: Tom und Rowena Kitto kommen in Port Moresby an.

1956: Pioniere ziehen nach New Ireland und New Britain.

1957: John Cutforth predigt mit Bildern.

1960

1960: Die Internationale Bibelforscher-Vereinigung wird registriert.

1962: Tom und Rowena Kitto ziehen ins Hochland.

1965: In Koki (Port Moresby) wird ein Zweigbüro gebaut.

1969: Internationaler Kongress „Friede auf Erden“ in Haima.

1970

1975: Papua und Neuguinea vereinigen sich zu Papua-Neuguinea.

1977—1979: In der Provinz Milne Bay werden Königreichssäle mutwillig zerstört.

1980

1987: Das neue Zweigbüro wird eingeweiht.

1989: Auf Bougainville bricht Bürgerkrieg aus.

1990

1991: Der Wachtturm erscheint in Tok Pisin und Hiri-Motu zeitgleich mit der englischen Ausgabe.

1994: Der Krankenhausinformationsdienst nimmt seine Arbeit auf.

1994: Ein Vulkanausbruch zerstört Rabaul (New Britain).

1999: Im Zweigbüro gibt es jetzt den Bereich „Königreichssaalbau“.

2000

2002: In Gerehu (Port Moresby) wird ein Kongresssaal gebaut.

2010

2010: Die neuen Bethelgebäude werden eingeweiht.

2020

[Übersicht/Bild auf Seite 118]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Verkündiger

Pioniere

3 500

2 500

1 500

500

1955 1965 1975 1985 1995 2005

[Karten auf Seite 81]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

PAPUA-NEUGUINEA

PORT MORESBY

Wewak

Sepik

Kambot

Dimiri

Biwat

Yuat

Wabag

Mount Hagen

Banz

Wahgi-Tal

HOCHLAND

Murraysee

Fly

Basken

Talidig

Bagildig

Madang

Goroka

Kainantu

Lae

Bulolo

Wau

Kerema

Savaiviri

Golf von Papua

Popondetta

Kokoda Trail

Hula

Agi

Govigovi

Alotau

KORALLENMEER

Manus

Bismarckarchipel

BISMARCKSEE

Bagabag

New Britain

Rabaul

Kokopo

Kurmalak

New Ireland

Kavieng

SALOMONENSEE

Goodenough

Buka

Bougainville

Nukumanu-Inseln

Äquator

Haima

Six Mile

Hanuabada

Hafen

Koki-Markt

Sogeri-Plateau

Ioadabu

[Ganzseitiges Bild auf Seite 74]

[Bild auf Seite 77]

„Lightbearer“

[Bild auf Seite 78]

Die ersten einheimischen Verkündiger (von links nach rechts): Bobogi Naiori, Heni Heni Nioki, Raho Rakatani und Oda Sioni

[Bild auf Seite 79]

Pfahlbautendorf Hanuabada mit Zentrum von Port Moresby (Hintergrund)

[Bild auf Seite 82]

Shirley und Don Fielder, kurz bevor sie in Papua-Neuguinea ankamen

[Bild auf Seite 85]

Der erste Königreichssaal von Papua-Neuguinea (Haima, Port Moresby)

[Bild auf Seite 87]

John Cutforth

[Bild auf Seite 89]

Wie so eine Bildpredigt aussah

[Bilder auf Seite 90]

Rechts: John Cutforth lehrt mit Bildern; links: ein Bruder, unterwegs mit einer Bildtafel zum Predigen in den Buschdörfern

[Bild auf Seite 92]

Alf Green, David Walker und Jim Smith

[Bilder auf Seite 93]

Links: Shirley, Debbie und Don Fielder; rechts: Don und sein Boot

[Bild auf Seite 96]

Jim Smith und Glenn Finlay

[Bild auf Seite 97]

Stephen Blundy auf dem Weg durch die Bucht von Kerema

[Bild auf Seite 99]

Rosina und Ken Frame

[Bild auf Seite 102]

Matthew und Doris Pope

[Bilder auf Seite 103]

Bei Magdalen und John Endor fanden die ersten Zusammenkünfte in Lae statt

[Bild auf Seite 109]

Das Hochland

[Bild auf Seite 110]

Tom und Rowena Kitto vor ihrem kleinen Laden und Zuhause in Wabag

[Bild auf Seite 113]

Erna und Berndt Andersson

[Bild auf Seite 114]

Kerry Kay-Smith und Jim Wright

[Bild auf Seite 115]

Mike Fisher unterwegs auf dem Sepik

[Bilder auf Seite 123]

Der Königreichssaal in Agi wurde durch Brandstiftung zerstört, dann aber wieder aufgebaut und sogar vergrößert

[Bild auf Seite 127]

Elsie und Bill Thew

[Bild auf Seite 128]

Ein „puapua“ in voller Fahrt

[Bild auf Seite 128]

Die „Pioneer“ von Berndt Andersson

[Bilder auf Seite 131]

Unterwegs auf dem Sepik

[Bilder auf Seite 132, 133]

Links: Kreisaufseher Warren Reynolds mit seiner Frau Leann in Biwat; oben: während seines öffentlichen Vortrags in Dimiri

[Bild auf Seite 135]

Soare Maiga

[Bild auf Seite 135]

Kora Leke

[Bild auf Seite 136]

Save Nanpen

[Bild auf Seite 139]

Geordie und Joanne Ryle

[Bild auf Seite 145]

Einige dieser Kinder wurden von der Schule verwiesen, weil sie den Fahnengruß verweigerten

[Bilder auf Seite 152, 153]

Links: Rabaul (mit dem Vulkan Tavurvur im Hintergrund); unten: der Königreichssaal von Rabaul, der 1994 zerstört wurde

[Bild auf Seite 155]

Das Übersetzungsteam (2010)

[Bilder auf Seite 161]

Das Zweigbüro von Papua-Neuguinea

Zweigkomitee: Dan Burks, Timo Rajalehto, Kegawale Biyama, Craig Speegle