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Höhepunkte und Jahresrückblick

Höhepunkte und Jahresrückblick

Der irdische Teil der Organisation Jehovas bewegt sich unaufhaltsam vorwärts. So hat sich auch in den letzten Monaten viel Aufregendes getan ...

Grund und Boden verkauft und gekauft

Umzug der Weltzentrale

Da geplant ist, die Weltzentrale zu verlegen, wurde bereits im Juli 2009 im Bundesstaat New York ein geeignetes Grundstück gekauft. Das etwas über 100 Hektar große Areal liegt etwa 80 Kilometer nordwestlich von Brooklyn (New York), wo die Weltzentrale seit 1909 zu Hause ist.

In dem neuen Komplex werden etwa 800 Mitglieder der Bethelfamilie leben und arbeiten. Geplant sind ein Büro- und ein Wirtschaftsgebäude, Werkstätten und vier Wohngebäude sowie eine Dauerausstellung zur neueren Geschichte der Zeugen Jehovas.

Gerade einmal 18 Hektar der gekauften Fläche sollen erschlossen werden, wodurch die umliegenden Wald- und Feuchtgebiete unberührt bleiben. Außerdem werden keine großen Rasenflächen angelegt. Die Gebäude werden sich harmonisch in das Waldgebiet einfügen. Sie wurden energiebewusst und ressourcenschonend geplant, um die Belastungen für die Umwelt und die Betriebskosten auf ein Minimum zu reduzieren. So werden sie eine robuste, pflegeleichte Dachbegrünung erhalten, die sowohl den Regenwasserabfluss vermindert als auch die Innentemperatur stabilisiert. Außerdem soll in den Büroräumen möglichst viel Tageslicht genutzt werden. Ganz obenan stehen auch Wassersparsysteme.

Wieso die Umzugspläne? Bibeln und biblische Literatur wurden früher vorwiegend in Brooklyn gedruckt und von da aus versandt; diese Arbeit haben mittlerweile Zweigbüros in anderen Teilen der Welt übernommen. Bereits 2004 wurde der gesamte Produktions- und Versandbereich der USA etwa 145 Kilometer nordwestlich von Brooklyn nach Wallkill verlegt. Auch die Betriebskosten spielten eine Rolle. Die Erhaltung der in die Jahre gekommenen und verstreut liegenden Gebäude in Brooklyn ist sehr kostspielig. Dank der Verlegung der Büros in einen zusammenhängenden Gebäudekomplex können Spendengelder noch effektiver genutzt werden.

Zusammenlegung von Zweigbüros

Bis zum September 2012 wurde der Aufgabenbereich von über 25 Zweigbüros den Büros in anderen Ländern übertragen. Was steckt im Wesentlichen hinter diesen Veränderungen?

1. Durch die moderne Technik wurden viele Arbeitsabläufe vereinfacht. Dank der besseren Kommunikationstechnologien und modernerer Drucktechniken konnte in den größeren Zweigbüros innerhalb der letzten Jahre Personal eingespart werden. Dadurch wurde Wohnraum frei für Mitarbeiter aus kleineren Zweigbüros in anderen Ländern.

Der Vorteil der Zusammenlegung? Man kann Erfahrung und Kräfte bündeln und die biblische Bildungsarbeit von zentralen Stellen aus betreuen. Ein Beispiel: Die Tätigkeit in Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama wird jetzt von Mexiko aus koordiniert. Die Zweigbüros in diesen sechs Ländern konnten daher geschlossen werden. 40 Brüder und Schwestern, die vorher dort tätig waren, wurden nach Mexiko versetzt. Knapp 100 sind jetzt in ihrem Heimatland als Vollzeitprediger aktiv.

Andere arbeiten weiter in Übersetzungsbüros, die vom mexikanischen Zweigbüro aus betreut werden. Nehmen wir als Beispiel Panama: Hier übersetzen circa 20 Übersetzer biblische Publikationen in einheimische Sprachen; und auch in Guatemala arbeiten 16 Zeugen an Übersetzungen in vier einheimische Sprachen. Alles in allem konnte durch die Umstrukturierung der Zweigbüros in den mittelamerikanischen Ländern erreicht werden, dass nun nicht mehr 300, sondern nur noch knapp 80 weiterhin im Betheldienst stehen.

2. Energien für das Predigtwerk freisetzen. Durch die Zusammenlegung können sich Brüder und Schwestern, die vorher in den kleinen Zweigbüros tätig waren, stärker auf das Predigen der guten Botschaft konzentrieren. Ein Bruder aus Afrika beispielsweise, der eine neue Zuteilung bekommen hat und sich dadurch nun voll und ganz dem Predigen widmen kann, schreibt: „In den ersten Monaten fiel mir die Umstellung auf meine neuen Aufgaben zwar etwas schwer. Aber jeder Tag im Predigtdienst bringt mir so viel Freude und Schönes! Im Moment habe ich 20 Bibelstudien; und einige meiner Bibelschüler besuchen die Zusammenkünfte.“

Das leuchtende Wahrzeichen Brooklyns

Seit über 40 Jahren leuchtet über der Weltzentrale von Jehovas Zeugen in Brooklyn Tag und Nacht in großen, roten Lettern der Schriftzug „WATCHTOWER“. Die 4,5 Meter hohe Leuchtschrift ist für die New Yorker ein vertrauter Anblick geworden. Schon allein wegen der darüber angebrachten Temperatur- und Zeitanzeige möchten viele sie nicht mehr missen.

Die Vorrichtung als solche war schon vor über 70 Jahren vom Vorbesitzer montiert worden. Als Jehovas Zeugen das Gebäude 1969 dann kauften, brachten sie den mittlerweile so vertrauten Schriftzug an.

Brüder beim Anbringen der Leuchtschrift „WATCHTOWER“ (1970)

Damit die Anzeige genauer und sparsamer läuft, wurde sie mehrmals modernisiert. Seit Mitte der 80er-Jahre blinkt abwechselnd außer der Temperatur in Fahrenheit und der Uhrzeit auch die Temperatur in Celsius auf.

Eboni, die die Leuchtschrift von ihrem Apartment in Brooklyn aus sehen kann, sagt: „Es ist praktisch, frühmorgens aus dem Fenster zu schauen und gleich zu wissen, wie spät es ist und wie warm oder kalt es draußen ist. So komme ich pünktlich zur Arbeit und weiß, was ich anziehen muss.“

Ob dieses Wahrzeichen auch noch die nächsten 40 Jahre leuchten wird? Wohl eher nicht. Da Jehovas Zeugen ja planen, mit ihrer Weltzentrale demnächst umzuziehen, liegt es am neuen Besitzer des Gebäudes, ob er die Anlage weiter nutzen möchte oder nicht.

Alle sollen es hören

Etwas Neues in Manhattan

Im November 2011 starteten Zeugen Jehovas in Manhattan etwas Neues: moderne, fahrbare Infostände, die direkt ins Auge fallen. Das Ziel: Die Menschen im südlichen Teil von Manhattan, einem der betriebsamsten und ältesten Stadtteile von New York, mit der Botschaft der Bibel bekannt zu machen. Der Stadtteil wurde in vier Bereiche mit mehreren Standorten aufgeteilt. Die Stände oder Tische mit biblischen Publikationen werden von Pionieren betreut und befinden sich an Orten wie Metrostationen, wo täglich Zehntausende Passanten vorbeikommen.

Ein Pionierehepaar an einem Stand in der Grand Central Station in New York

Diese Stände sind Anlaufstelle für viele, die Fragen zur Bibel haben. Man kann sich aber auch einfach nur etwas zum Lesen mitnehmen. Die Veröffentlichungen stehen in etlichen Sprachen zur Verfügung. Ist der gewünschte Artikel in einer Sprache einmal nicht zur Hand, kann er bestellt und einige Tage später abgeholt werden.

Öffentlichkeit und Behörden begrüßen das Projekt. Ein Polizist fragte: „Warum haben Sie das nicht schon früher gemacht? Sie haben genau das, was die Leute brauchen.“ Ein anderer Mann blieb überrascht stehen, als er das Buch Was lehrt die Bibel wirklich? entdeckte. Er hatte nämlich in der U-Bahn Leute gesehen, die darin lasen, und sich gefragt, wo man das Buch bekommen könne. Jetzt war ihm alles klar.

Ein junger Mann lief auf seinem Weg zur Arbeit sechs Wochen lang täglich an so einem Stand vorbei. Irgendwann blieb er stehen und meinte: „Können Sie mir helfen?“ Natürlich stand man ihm gern mit Rat und Tat zur Seite. Er bekam eine Bibel und wertvolle Tipps, wie Gottes Wort ihm persönlich weiterhelfen kann. Immer wieder bleiben Passanten stehen und unterhalten sich angeregt über das Thema Glauben und die Bibel. Im Rahmen dieses Projekts fragten innerhalb von acht Monaten 1 748 nach einem Bibelkurs. Bis Juni 2012 konnten 27 934 Zeitschriften und 61 019 Bücher in die Hände der Menschen gelegt werden.

Weniger ist mehr: Unsere Zeitschriften in noch mehr Sprachen

Seit Januar 2013 sind die Printausgaben von Erwachet! und dem Wachtturm (Öffentlichkeitsausgabe) nur noch 16 statt 32 Seiten stark. Der Vorteil: Da die Zeitschriften nicht mehr so viel Text enthalten, können sie in noch mehr Sprachen übersetzt werden. Zurzeit wird Erwachet! in 98 Sprachen übersetzt und Der Wachtturm in 204. Die Studienausgabe des Wachtturms wird auch in Zukunft wie gewohnt 32 Seiten umfassen.

Manche Inhalte aus den Zeitschriften sind jetzt nur noch auf unserer Website www.pr418.com zu finden. Aus dem Wachtturm unter anderem die Rubriken „Für junge Leser“, „Meine Bibelseite“ und der Bericht über die Graduierungsfeier der Missionarschule Gilead. Gleiches gilt für die Erwachet!-Rubriken „Für die ganze Familie“ und „Junge Leute fragen“.

Außerdem erscheinen online auch regelmäßig Artikel, die prägnante Antworten auf Fragen über die Bibel und Jehovas Zeugen liefern. Was gedruckt erscheint, steht als Download zur Verfügung. Für Computer- und Mobilgerätenutzer sind unsere Veröffentlichungen auf www.pr418.com in über 440 Sprachen leicht zugänglich.

Unsere Website in neuer Aufmachung

In den vergangenen Monaten arbeiteten Dutzende von Zeugen Jehovas in unserer Weltzentrale in New York daran, www.pr418.com ansprechender zu gestalten und für PCs und mobile Geräte zu optimieren. Zudem erhielt die Website eine komplett neue Aufmachung. Warum eigentlich? Hier zwei Vorteile:

1. Nur noch eine Website. Wir haben unsere drei Websites zusammengelegt, sodass es jetzt nur noch eine offizielle Website von Jehovas Zeugen gibt: www.pr418.com. Die anderen beiden Sites www.watchtower.org und www.jw-media.org wurden eingestellt. Dadurch existiert nun ein einziges Webportal mit Informationen von und über Jehovas Zeugen. Dort kann man in einer Vielzahl von Sprachen die Bibel und biblische Publikationen lesen, anhören, gratis herunterladen oder ausdrucken.

Am 27. August 2012 wurde unsere neu aufgemachte Website www.pr418.com freigeschaltet

2. Ein breites Informationsangebot. Auf der aktualisierten Website findet man: Antworten auf Fragen zur Bibel; Infos zur biblischen Bildungsarbeit der Zeugen Jehovas; Auskunft über ihre Kongresse, Zweigbüros und Zusammenkünfte in den Königreichssälen. Die Rubrik „Aktuelles“ bietet Meldungen und Berichte über unsere Brüder in aller Welt. Nicht zu vergessen das interaktive Angebot für Familien, Jugendliche und Kinder.

Jeden Tag lesen mehrere Hunderttausend Menschen unsere Publikationen online. Täglich werden beinahe eine halbe Million Audiodateien, EPUBs, PDFs oder Videos in Gebärdensprache heruntergeladen. Und Tag für Tag bitten etwa 100 Personen um ein Bibelstudium.

Niemand wird übersehen

Die 2-Meter-Bibel

Wenn man sich die Neue-Welt-Übersetzung in englischer, spanischer, portugiesischer, niederländischer oder italienischer Blindenschrift besorgen will, braucht man mindestens 2 Meter Platz im Regal. Sie umfasst nämlich 20 bis 28 Bände! Es gibt sie auch in wesentlich kompakteren Ausführungen. Blinde verwenden oft Braille-Notizgeräte (Notetaker) mit Lesefunktion, um entweder selbst Text zu erstellen oder auf elektronisch gespeicherte Informationen zuzugreifen. Diese tragbaren Geräte haben oft eine Leiste mit vertikal beweglichen Knöpfen, die die Buchstaben des Braille-Alphabets darstellen und den Text so lesbar machen. Eine andere Möglichkeit ist, geschriebenen Text in Sprache umzuwandeln. Dazu dienen sogenannte Screenreader (Softwareprogramme), mit denen Blinde am Bildschirm navigieren und sich Publikationen aller Art vorlesen lassen können.

Jehovas Zeugen geben seit mehr als 100 Jahren bibelerklärende Schriften für Blinde heraus, und das in mittlerweile 19 Sprachen. Diese Publikationen werden Blinden kostenfrei zur Verfügung gestellt, allerdings zeigen sich viele durch eine Spende erkenntlich.

Bruder Anthony Bernard aus Sri Lanka mit seiner englischen Braille-Bibel beim Familienbibelstudium

Zudem haben Jehovas Zeugen ein Computerprogramm entwickelt, das Text in viele Braille-Sprachen überträgt. Mithilfe einer Konversionstabelle, die normale Druckbuchstaben und Braille-Buchstaben enthält, wandelt dieses Programm Texte aus Normalschrift in Punktschrift um. Es formatiert die jeweilige Publikation so, dass sie für Blinde möglichst leicht lesbar wird. Diese Technik ermöglicht es, Veröffentlichungen (einschließlich der Bibel) in nahezu jeder Braille-Sprache herauszugeben — selbst in Sprachen, die keine lateinischen Schriftzeichen verwenden.

Wurde bisher auf einem Kongress der Zeugen Jehovas eine neue Publikation vorgestellt, konnte die Braille-Ausgabe in der Regel erst später bestellt werden. Doch im vergangenen Jahr war das anders: Vor der Kongress- Saison fragte das amerikanische Zweigbüro in den Versammlungen nach, auf welchen Kongressen Blinde anwesend sein würden und welches Format (Punktschriftbuch, Notetaker oder Screenreader) sie bevorzugten.

An all diese Kongressorte wurden dann Punktschriftbücher geliefert. So erhielten Blinde die neuen Veröffentlichungen am gleichen Tag wie alle anderen Besucher auch. Die elektronischen Ausgaben wurden eine Woche nach dem Programm an alle, die wollten, per E-Mail versandt.

Eine blinde Schwester sagte: „Es war so schön, die neuen Veröffentlichungen gleichzeitig mit allen anderen zu erhalten. In Psalm 37:4 verspricht Jehova, uns die Bitten unseres Herzens zu gewähren. Genau das hat er dieses Wochenende getan!“ Ein blinder Bruder sagte mit Tränen in den Augen: „Ich danke Jehova, dass er sich so gut um uns kümmert.“

Zigtausende lernen Lesen und Schreiben

Allein im Jahr 2011 konnten Jehovas Zeugen über 5 700 Menschen Lesen und Schreiben beibringen.

In Ghana waren es in den vergangenen 25 Jahren über 9 000 Personen.

Lese- und Schreibunterricht in Sambia

In Mosambik haben in den letzten 15 Jahren über 19 000 Lesen gelernt. Felizarda erzählt überglücklich: „Ich finde mich jetzt in der Bibel gut zurecht und kann anderen endlich Bibeltexte vorlesen! Vorher ist mir das extrem schwergefallen.“

Das Zweigbüro auf den Salomonen schrieb: „Viele hatten früher überhaupt keine Chance, eine Schule zu besuchen, weil sie zu abgelegen wohnten. Schon gar nicht die Mädchen; nur eine Handvoll von ihnen kam überhaupt in den Genuss einer Schulausbildung. Die Lese- und Schreibkurse sind daher speziell für Frauen unglaublich wertvoll. Wer sie besucht hat, traut sich danach oft viel mehr zu.“

In Sambia haben seit 2002 fast 12 000 von den Lese- und Schreibkursen profitiert. Darunter auch die 82-jährige Agnes: „Als die Kurse angekündigt wurden, war ich ganz begeistert und habe mich gleich angemeldet. Und schon in der ersten Unterrichtsstunde habe ich gelernt, meinen Namen zu schreiben!“

In vielen Sprachen für Jehova singen

Auch wenn Jehovas Zeugen schon viele biblische Publikationen in rund 600 Sprachen übersetzt haben, so ist es auch für sie kein Kinderspiel, ein komplettes Liederbuch mit 135 Liedern zu übersetzen. Doch das gesamte neue Liederbuch Singt Lieder für Jehova wurde innerhalb von drei Jahren in 116 Sprachen übersetzt. Dazu steht in mittlerweile 55 Sprachen auch eine verkürzte Ausgabe mit 55 Liedern zur Verfügung. Und in Dutzenden von Sprachen ist das Liederbuch noch in Arbeit.

Salomonen: Eine Versammlung singt in Salomonen-Pidgin

Was macht einen guten Liedtext aus? Er sollte etwas aussagen, schön klingen und leicht auswendig zu lernen sein. Wichtig ist hierbei die Wortwahl: Der Text eines Loblieds für Gott muss eingängig sein und das richtige Gefühl vermitteln. Egal in welcher Sprache: Melodie und Text müssen gut harmonieren und natürlich fließen — als wären es die eigenen Worte des Singenden.

Wie schaffen das die Übersetzer? Statt die Texte aus dem Englischen direkt in ihre Sprache zu übertragen, schreiben sie neue Texte, die die grundlegende Botschaft und das Flair des englischen Lieds einfangen. Sie verwenden dazu geläufige Wendungen aus der Alltagssprache, die leicht zu verstehen und einfach zu merken sind — immer in enger Anlehnung an die biblische Aussage hinter jedem Lied.

Im ersten Schritt wird der englische Text wörtlich übersetzt. Aus diesem Rohtext erstellt dann jemand, der eine musische Ader hat, einen Liedtext, der Kopf und Herz anspricht. Ein Team aus Übersetzern und Lektoren geht das Lied dann gemeinsam mit ihm durch. Ein wichtiges Kriterium dabei: Der Text muss auf die vorgegebenen Bibeltexte abgestimmt sein. Das neue Liederbuch wurde in aller Welt mit großer Begeisterung aufgenommen. Die ganze Arbeit lohnt sich wirklich, denn es gibt nichts Schöneres, als Jehova durch Lieder in der eigenen Sprache zu verherrlichen.

Ausgelagert, aber jetzt mittendrin

Wie in der Offenbarung vorausgesagt, laden die Gesalbten heute dazu ein, „Wasser des Lebens kostenfrei“ zu nehmen (Offb. 22:17). Diese Einladung sollte an alle „Völker und Zungen“ ergehen (Offb. 7:9). Dafür braucht man Übersetzer. Bis vor Kurzem waren die meisten von ihnen in Zweigbüros tätig, auch wenn die Sprache, in die sie übersetzen, nicht vor Ort gesprochen wurde. Das machte es ihnen schwer, sprachlich auf dem Laufenden zu bleiben und durch ihre Übersetzung das Herz der Menschen so zu erreichen, wie sie es wollten. Doch jetzt wohnen und arbeiten schon viele Teams in den Gegenden, wo ihre Sprache gesprochen wird. Wie gut sich das auswirkt, fassen einige Übersetzer hier zusammen.

Eine Übersetzerin in Mexiko, die ins Maya übersetzt, sagt: „Ich kam mir vor wie ein Pflänzchen, das in seinen Heimatboden zurückgepflanzt wurde, dort, wo es hingehört.“ Ein Übersetzer, der jetzt im Süden Russlands ist, meint: „Da zu arbeiten, wo die Muttersprache gesprochen wird, ist für Übersetzer das reinste Paradies. Zwischen dem Sprachgebrauch im Fernsehen, in Büchern oder im Internet und dem, wie die Leute im Alltag reden, besteht ein großer Unterschied. Wir können eigentlich nur natürlich übersetzen, wenn wir die Sprache live hören.“

„Ich kam mir vor wie ein Pflänzchen, das in seinen Heimatboden zurückgepflanzt wurde, dort, wo es hingehört“

Ein Luba-Lulua-Übersetzer im Kongo erzählt: „Wir sprechen jetzt immer und überall Luba-Lulua: beim Einkaufen, mit den Nachbarn, im Predigtdienst, in den Zusammenkünften. Was wir übersetzt haben, studieren wir auch selbst und verwenden die Publikationen ja auch im Dienst. Dadurch bekommen wir direkt mit, ob unsere Übersetzung überhaupt natürlich ist und verstanden wird.“

Und was sagt ein Übersetzer für Konjo in Uganda? „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich wir sind, in den Königreichssaal zu gehen und da die Sprache zu hören, die wir sprechen und in die wir übersetzen. Der Predigtdienst macht viel mehr Spaß, weil wir jetzt mit den Menschen in der Sprache unseres Herzens reden.“

Auch die Versammlungen, zu denen die Übersetzer nun gehören, freuen sich sehr, sie zu haben. Eine Schwester aus einer Maya-Versammlung sagt: „Sie tun uns richtig gut durch das, was sie sagen, und wie sie sich verhalten. Es ist, als ob wir ein bisschen Bethel bei uns haben, und das ist toll!“

Das Luo-Übersetzungsteam in Kisumu (Kenia)

Und die Übersetzer sind nicht weniger begeistert. So sagt einer aus Kenia: „Es gibt nur ganz wenig Gedrucktes in Luo, und die Menschen hier hätten nie gedacht, dass es in ihrer Sprache qualitativ so hochwertige Literatur geben könnte. Viele reißen einem die Literatur förmlich aus der Hand. Solche Reaktionen beflügeln richtig. Ich mache dann noch motivierter mit meiner Arbeit weiter und will umso mehr mein Bestes geben.“

Viele dieser Übersetzer waren oft jahrelang, wenn nicht sogar Jahrzehnte in einem Zweigbüro. Man kann nur den Hut ziehen vor ihrer vorbildlichen Einstellung und der Bereitschaft, die Interessen der Schafe Jehovas ihren eigenen voranzustellen. Und sie werden dafür wirklich gesegnet. Ein Übersetzer in Südafrika, der im Xhosa-Team mitarbeitet, fasst zusammen, was viele empfinden: „Eine bessere Entscheidung, als manche Übersetzerteams auszulagern, hätte die leitende Körperschaft gar nicht treffen können. Im Bethel waren wir schon glücklich, aber hier sind wir noch glücklicher.“

Kurz notiert aus aller Welt

„Die Brüder kümmerten sich ganz lieb um uns“

Sonntag, 3. Juni 2012: Flugzeugkatastrophe in Lagos. Eine Maschine mit 153 Passagieren an Bord stürzte in einen belebten Vorort der größten Stadt Nigerias. Tragischerweise starben alle Insassen und es gab eine unbekannte Zahl Opfer am Boden.

Lagos (Nigeria): Nach dem Flugzeugabsturz

Das Flugzeug zerstörte ein dreigeschossiges Gebäude. Collins Eweh und seine Familie wohnten dort im obersten Stockwerk, doch sie waren zu dem Zeitpunkt gerade im Königreichssaal.

Während des Wachtturm-Studiums, so gegen 15.30 Uhr, bemerkten Collins und seine Frau Chinyere, dass jemand ständig auf ihren Handys anrief. Doch sie gingen nicht ran. Sobald das Programm vorbei war, rief Chinyere mit ihrem Handy sofort zurück. Es waren Nachbarn, die ihr sagten, dass ihr Wohnhaus brennen würde. Als die Ewehs zu Hause ankamen, sahen sie, dass das Flugzeug ihr Haus zerstört hatte und auf dem nächsten Gebäude gelandet war, wo es dann in Flammen aufging.

Chinyere sagt: „Wenn wir zu Hause gewesen wären, wären wir jetzt tot. Zwar hatten wir erst mal nur noch, was wir am Leib trugen, unsere guten Anziehsachen von der Versammlung — aber wir leben. Der Kreisaufseher organisierte sofort ein Hilfskomitee und die Brüder kümmerten sich ganz lieb um uns. Dafür sind wir unglaublich dankbar.“

Und Collins ergänzt: „Die Verwandten, die überhaupt nicht damit einverstanden waren, dass ich ein Zeuge Jehovas bin, denken jetzt ganz anders. Einer sagte: ‚Euer Jehova erhört Gebete. Bleibt bei eurem Gott. Er hilft euch.‘ Jemand anders sagte: ‚Was auch immer ihr für euren Gott gemacht habt, macht das weiter, mit allem, was ihr seid.‘ Wir haben wirklich Jehovas Hand gespürt. Ich bin so froh.“

Parlament genehmigt Kirchenregistrierung

Budapest (Ungarn): Unsere Brüder sprechen immer und überall Touristen an

In Ungarn wurden Jehovas Zeugen am 27. Februar 2012 in Erweiterung des Kirchengesetzes offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt. Dieser Rechtsstatus wird sich vorteilhaft auf das Predigen der guten Botschaft in Ungarn auswirken. Außerdem bewirkt dieser Schritt Steuerfreiheit und erlaubt uns, Spenden entgegenzunehmen sowie seelsorgerische Besuche in Gefängnissen und Krankenhäusern zu machen.

Gedächtnismahl einmal anders

Ein Sonderpionier in Namibia, der in Rundu lebt, besuchte das Gedächtnismahl in einem nahe gelegenen Dorf. Die Brüder waren in dieser Gegend auf fruchtbaren Boden gestoßen und hatten entschieden, es zum ersten Mal in der einheimischen Sprache Manyo abzuhalten. Er schrieb: „Es war wunderschön unter freiem Himmel. Der Vollmond über uns — nur Petroleumlampen und zwei Leuchten, die mit Batterie liefen.“ Dieses Flair brachte die Anwesenden Jehova besonders nahe. Obwohl der einzige dort lebende Verkündiger erst im März angefangen hatte, in der Gegend zu predigen, kamen 275(!) zum Gedächtnismahl.

Zur Ehre Jehovas eingeweiht

Der 19. November 2011 ist in die Geschichte der Zeugen Jehovas in der Zentralafrikanischen Republik und im Tschad als ein ganz besonderes Datum eingegangen. An diesem Tag wurden die neuen Zweiggebäude Jehova für sein großartiges Werk übergeben. 269 Brüder und Schwestern erlebten diesen schönen Anlass. Sie saßen im Freien vor den neuen Gebäuden. Und wie sie sich freuten, dass dafür extra Samuel Herd von der leitenden Körperschaft angereist war. Während des Programms wurde ein Überblick über die Geschichte des Predigtwerks in beiden Ländern gegeben. In der Zentralafrikanischen Republik hatte alles im Jahr 1947 begonnen und im Tschad 1959. Anschließend erfuhr man in einer Ansprache einiges über die Einzelheiten des Baus und die Fertigstellung der Gebäude. Nachdem Grüße aus vielen Ländern ausgerichtet worden waren, hielt Bruder Herd die Ansprache zur Bestimmungsübergabe. Die 42-köpfige Bethelfamilie hat jetzt alles, was das Herz begehrt: acht Büros für die Übersetzung, eine Küche, einen Speisesaal, eine Wäscherei und ihnen stehen 22 Wohnräume zur Verfügung. Gut ausgestattet mit Büros für die Verwaltung, mit einer schönen Rezeption und einem Versandbereich kann es für die Bethelfamilie mit der Arbeit richtig losgehen.

Es war die erste Bestimmungsübergabe für das Zweigbüro im Kongo

Bruder Jackson bei der Ansprache zur Bestimmungsübergabe in Kinshasa (Kongo)

Und was für ein Tag doch Samstag, der 26. Mai 2012 für Jehovas Zeugen in Kongo (Kinshasa) war! Nach acht Jahren Renovierung und Bau konnten die Zweiggebäude ihrer Bestimmung übergeben werden. Dieser Anlass war so außergewöhnlich, weil es im Kongo schon circa 50 Jahre ein Bethel gibt, das aber nie eingeweiht worden war. Den Worten Geoffrey Jacksons von der leitenden Körperschaft, der die Ansprache zur Bestimmungsübergabe auf dem Gelände des Zweigbüros hielt, lauschten 2 422 Zuhörer — die meisten von ihnen schon über 40 Jahre getauft. Außerdem waren 117 Gäste aus 23 Ländern gekommen. Einige Missionare, die vor vielen Jahren im Kongo eingesetzt gewesen waren, erzählten so manches begeisternde Erlebnis. Als die Gebäude, die ausschließlich zur Ehre Jehovas genutzt werden, unserem großen Gott übergeben wurden, waren alle überglücklich.

Interessantes in Sachen Recht

Am 30. Juni 2011 stellte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) fest, dass Frankreich die Rechte von Jehovas Zeugen verletzt hat. Rückwirkend für die Zeit von 1993 bis 1996 hatte der französische Staat alle Spenden mit einer 60-prozentigen Steuer belegt. Der Gerichtshof trug den Parteien an, den Streit gütlich beizulegen. Darauf ging die Regierung jedoch nicht ein, sondern beharrte weiter auf der Rechtmäßigkeit ihrer überzogenen Steuerforderung. Am 5. Juli 2012 urteilte der EGMR daher, dass Frankreich verpflichtet ist, „alle Folgen“ der Besteuerung zu beseitigen. Zurückzuzahlen sind die 4 590 295 Euro, die ursprünglich als Steuer beschlagnahmt wurden, zuzüglich Zinsen. Außerdem sollen Jehovas Zeugen 55 000 Euro für Prozesskosten erstattet werden.

In Eritrea werden Jehovas treue Diener immer wieder ihrer Rechte als Bürger beraubt, weil sie strikt an ihrer Neutralität festhalten (Jes. 2:4). Das führte in den letzten 17 Jahren zu etlichen Inhaftierungen. Zurzeit befinden sich ungefähr 50 Brüder und Schwestern im Gefängnis, darunter auch ältere Frauen und Kinder, manche erst 2 Jahre alt. Tragischerweise starb im Juli 2011 erstmals ein Zeuge Jehovas in Haft. Die Woche vor seinem Tod brachte Bruder Misghina Gebretinsae in Einzelhaft in einem Metallcontainer zu. Er soll unter „mysteriösen“ Umständen ums Leben gekommen sein. Unsere Brüder in Eritrea bemühen sich weiter, auf die Behörden zuzugehen, um ihnen klarzumachen, dass wir friedliebend sind und die Regierung achten, auch wenn wir den Wunsch haben, neutral zu bleiben.

Indien: Einer unserer Brüder vor dem Gerichtsgebäude, kurz bevor er ins Gefängnis gebracht wird

Jehovas Zeugen in Indien sind nach wie vor während ihres Predigtdienstes Pöbelangriffen ausgeliefert. Männer, Frauen und Minderjährige werden beschimpft und tätlich angegriffen, in einem Fall sogar eine 60-jährige Großmutter und ihr 18 Monate altes Enkelchen. Manchen Zeugen riss man die Kleider vom Leib, einigen drohte man mit dem Tod. Vorurteile und tatenloses Zusehen der Polizei verstärken die Schikanen noch. Nicht die Angreifer werden bestraft, sondern unsere Brüder. Sie werden Verbrechen angeklagt, die sie nicht begangen haben, und daraufhin eingesperrt. Oft kommen sie dann nur gegen hohe Kaution wieder frei. In der Haft müssen sie vonseiten der Polizei verbale und physische Angriffe über sich ergehen lassen. Und mehr als einmal wurden ihnen Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung verwehrt. Die darauffolgenden Rechtsstreitigkeiten ziehen sich oft jahrelang hin, bis endlich der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Die Brüder haben etliche Beschwerden bei der Nationalen Menschenrechtskommission Indiens eingereicht und hoffen nun auf Hilfe.

Türkei: Feti Demirtaş predigt ungebremst weiter, obwohl er unmenschlich behandelt wurde

Im November 2011 stellte der EGMR einstimmig fest, dass die Türkei das Recht von Yunus Erçep auf Gewissensfreiheit verletzt hatte. Bruder Erçep war als Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen verurteilt und inhaftiert worden. Ab März 1998 erhielt er 39 Mal den Einberufungsbefehl und wurde über 30 Mal vor Gericht gestellt. Man verurteilte ihn zu Geld- und Haftstrafen und lieferte ihn wegen „religiöser Paranoia“ in die Psychiatrie ein.

Im Oktober 2004 wandte sich Bruder Erçep an den EGMR. Als dann später die Entscheidung gefällt wurde, hieß es, dass „der Antragsteller als Mitglied der Zeugen Jehovas nicht aus Gründen persönlicher Vorteile oder Bequemlichkeit vom Wehrdienst befreit werden wolle, sondern aus ehrlicher religiöser Überzeugung heraus“.

Auch Feti Demirtaş, ein anderer türkischer Zeuge Jehovas, verweigerte auf seine Einberufung hin im Jahr 2005 den Wehrdienst. Er wurde verhaftet, geschlagen, angeklagt, ins Gefängnis gesteckt und dort 554 Tage bis zu seiner Freilassung im Juni 2007 festgehalten. Da Bruder Demirtaş kompromisslos bei seiner biblisch begründeten Überzeugung blieb, verfasste man einen Bericht, durch den er als geisteskrank eingestuft werden sollte. Der EGMR urteilte in seiner Entscheidung, dass Bruder Demirtaş durch die türkischen Behörden eine unmenschliche Behandlung erfahren hatte und sein Recht auf Gewissensfreiheit verletzt worden war.

Die zwei beschriebenen Urteile folgen der historischen Entscheidung der Großen Kammer des EGMR vom Juli 2011 (Bajatjan gegen Armenien). Darin war bestätigt worden, dass die Europäische Menschenrechtskonvention die Wahrung der Rechte von Wehrdienstverweigerern aus Gewissensgründen sichert. Diese Verfügungen gelten für alle Mitgliedsstaaten des Europarats, auch für die Türkei.

Im Januar 2012 bestätigte der EGMR, dass Armenien auch in den Fällen Bucharatjan gegen Armenien und Zaturjan gegen Armenien die Religionsfreiheit verletzt hatte. Wieder hatten zwei Brüder als Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen vor Gericht gestanden. In den gefällten Urteilen bezog sich der EGMR auf den wegweisenden Fall Bajatjan gegen Armenien.

Trotz dieser epochemachenden Urteile gegen Armenien werden Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen von der Regierung weiterhin vor Gericht gestellt, verurteilt und inhaftiert. Die armenische Regierung hat im März 2012 Änderungen des Gesetzes über den Wehrersatzdienst zugestimmt, doch diese müssen nun noch ihren Weg durchs Parlament nehmen. Wir hoffen, dass Armenien den Entscheidungen des EGMR nachkommt und die Brüder, die als Wehrdienstverweigerer immer noch in Haft sind, freilässt.

Die Regierung von Aserbaidschan übt weiter Druck auf unsere Brüder aus. Es kommt zu massiven Störungen von Zusammenkünften und damit verbundenen Verhaftungen, zur Zensur der Literatur, zur Ausweisung von Zeugen, die aus dem Ausland zu Besuch sind, zu Beschimpfung und Misshandlung durch die Polizei. Auch wird mit der Aberkennung des Rechtsstatus gedroht. Das Staatliche Komitee für die Arbeit mit religiösen Gemeinschaften hatte einen Antrag auf erneute Eintragung von Jehovas Zeugen abgewiesen. Daraufhin störte die Polizei die friedlichen Zusammenkünfte der Brüder noch mehr, hinderte sie an ihrem Dienst und beschränkte die Einfuhr und Weitergabe von Literatur. Die Zeugen wurden auch zu hohen Geldstrafen verurteilt, weil sie religiöse Literatur verbreiteten und die Zusammenkünfte besuchten. So belegte man eine Schwester mit einer Strafe von umgerechnet 1 909 Dollar für den Besuch einer Zusammenkunft in Ganja. Solche Strafmaßnahmen verletzen das Recht auf freie Religionsausübung, wie es von der Europäischen Menschenrechtskonvention garantiert ist. Deshalb wurden zahlreiche Anträge beim EGMR eingereicht, um die Schikanen und Übergriffe auf Jehovas Zeugen in Aserbaidschan zu stoppen.

In vielen Teilen Russlands setzen staatliche Organe unseren Brüdern nach wie vor heftig zu und üben Druck auf die Gerichte aus, Zeugen Jehovas zu verurteilen, weil sie ihr Recht auf freie Religionsausübung wahrnehmen. Russische Gerichte erklärten aufgrund eines in vielen Kreisen umstrittenen Gesetzes gegen Extremismus mindestens 64 Publikationen von Jehovas Zeugen für „extremistisch“. Vor Kurzem wurde gefordert, das Buch Lerne von dem großen Lehrer, durch das Kinder Jesus Christus besser kennenlernen, mit in diese Liste aufzunehmen. Auch wurde in weiten Teilen des Landes der Zugang zur offiziellen Website von Jehovas Zeugen von den Gerichten gesperrt. Außerdem erteilte man den Strafverfolgungsbehörden die Genehmigung, Verkündiger verdeckt zu überwachen, wozu auch Videoüberwachung und das Abfangen von Post gehört. So horcht die Polizei nun regelmäßig zeugenfeindliche Nachbarn aus, führt Hausdurchsuchungen durch und konfisziert Literatur und anderes persönliches Eigentum. Die Brüder müssen damit rechnen, festgenommen zu werden, wenn sie auf der Straße unterwegs sind, im Auto fahren oder aus dem Zug steigen. Zusammenkünfte sind von der Polizei gesprengt worden. Und gegen Älteste ist strafrechtlich vorgegangen worden, weil sie ihre Glaubensbrüder besucht haben, um ihnen als Hirten Gutes zu tun. In einigen Gebieten versucht man, die Gerichte dazu zu bringen, die örtlichen Rechtskörperschaften von Jehovas Zeugen (LRO) aufzulösen.

Im Mai 2012 wurden 17 Zeugen in Taganrog angeklagt, kriminelle Aktivitäten organisiert und sich daran beteiligt zu haben, obwohl sie lediglich ihre Religion ausübten. 2009 war die LRO von Jehovas Zeugen in dieser Gegend aufgrund eines Gerichtsentscheids aufgelöst und der Königreichssaal wegen angeblichen Extremismus beschlagnahmt worden. Da den Brüdern der Königreichssaal nicht mehr zur Verfügung stand, verlegten sie sich auf Privatwohnungen oder gemietete Säle. Doch jetzt versuchen die Behörden alles, sämtliche Versammlungsaktivitäten zu unterbinden. In der sibirischen Stadt Tschita wurde ein Pionierehepaar im Juli 2012 der Aufstachelung zum Hass für schuldig befunden. Der Grund? Die beiden hatten das angeblich extremistische Buch Was lehrt die Bibel wirklich? an andere weitergegeben, mit denen sie über ihren Glauben sprachen. Sie wurden zu 200 Stunden Zwangsarbeit verurteilt, haben aber Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt.

Vor dem EGMR konnten 2007 im Fall Kusnezow und andere gegen Russland und 2010 im Fall Jehovas Zeugen in Moskau gegen Russland überwältigende Erfolge verzeichnet werden. Doch von den Urteilen dieses angesehenen Gerichtshofs lassen sich die Behörden zurzeit nicht weiter beeindrucken. Also haben Jehovas Zeugen 19 weitere Anträge beim EGMR eingereicht. Sie hoffen darauf, dass Russland aufgrund künftiger Entscheidungen des EGMR aufhören wird, Jehovas Diener zu verfolgen, damit sie „weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit“ (1. Tim. 2:2).

In Südkorea werden junge Brüder nach wie vor für ihre neutrale Haltung eingesperrt. Jeden Monat klagt man circa 45 von ihnen an und verurteilt sie zu eineinhalb Jahren Haft. So sitzen derzeit ungefähr 750 Brüder wegen ihres Glaubens in koreanischen Gefängnissen — mehr als in irgendeinem anderen Land der Welt. Seit 1950 wurden sage und schreibe 17 000 Zeugen Jehovas zu mehr als 32 000 Jahren Gefängnis verurteilt.

2012 gingen die Behörden mit ihren Bestrafungen noch einen Schritt weiter. Zum ersten Mal wurden auch diejenigen, die die Einberufung zu Reserveübungen aus Gewissensgründen verweigerten, mit Haftstrafen belegt. Bis dahin hatte man sie dafür nur zu Geldstrafen verurteilt. Da solche Einberufungen mehrmals im Jahr ausgesprochen werden, müssen sich Verweigerer nun häufiger vor Gericht verantworten. Ho-jeong Son zum Beispiel wurde im November 2011 zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Im Juni 2012 erging erneut Anklage und er bekam weitere sechs Monate. Bei diesem zweiten Verfahren wurde er direkt festgehalten und erst nach 29 Tagen gegen Kaution freigelassen. Falls seine Berufung abgewiesen wird, stehen ihm 14 Monate Haft bevor.

In Südkorea werden jeden Monat circa 45 junge Brüder angeklagt und zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt

Der UN-Menschenrechtsausschuss hat Südkorea schon in mehreren Fällen für die Verletzung des Rechts auf Gewissensfreiheit verurteilt. Derzeit sind weitere Anträge sowohl vor diesem Ausschuss als auch vor dem südkoreanischen Verfassungsgericht anhängig, um eine Entscheidung herbeizuführen.