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Missionare fördern die weltweite Ausdehnung

Missionare fördern die weltweite Ausdehnung

Kapitel 23

Missionare fördern die weltweite Ausdehnung

DIE eifrige Tätigkeit von Missionaren, die bereit sind, dort zu dienen, wo sie benötigt werden, hat bei der weltweiten Verkündigung des Königreiches Gottes eine wichtige Rolle gespielt.

Schon lange bevor die Watch Tower Bible and Tract Society eine Missionarschule einrichtete, sind Missionare in andere Länder geschickt worden. Der erste Präsident der Gesellschaft, C. T. Russell, erkannte die Notwendigkeit, daß befähigte Personen in fremden Ländern mit dem Predigen der guten Botschaft begannen und darin die Führung übernahmen. Zu diesem Zweck sandte er folgende Männer aus: Adolf Weber nach Europa, E. J. Coward in die Karibik, Robert Hollister nach Asien und Joseph Booth in den Süden Afrikas. Leider erwies es sich, daß J. Booth mehr an seinen eigenen Plänen gelegen war. Deshalb wurde im Jahre 1910 William Johnston von Schottland nach Njassaland (heute Malawi) geschickt, wo der negative Einfluß von J. Booth besonders zu spüren war. Bruder Johnston erhielt danach den Auftrag, in Durban (Südafrika) ein Zweigbüro der Watch Tower Society zu eröffnen; später diente er als Zweigaufseher in Australien.

Nach dem Ersten Weltkrieg sandte J. F. Rutherford noch weitere Missionare aus: zum Beispiel Thomas Walder und George Phillips von Großbritannien nach Südafrika, W. R. Brown von seiner Gebietszuteilung Trinidad nach Westafrika, George Young von Kanada nach Südamerika und nach Europa, Juan Muñiz zuerst nach Spanien und dann nach Argentinien, George Wright und Edwin Skinner nach Indien, gefolgt von Claude Goodman, Ron Tippin und anderen. Es waren echte Pioniere, die in Gebiete vordrangen, wo die gute Botschaft nur wenig oder überhaupt nicht gepredigt worden war. Auf diese Weise legten sie eine feste Grundlage für die spätere Ausdehnung der Organisation.

Es gab noch andere, die, ebenfalls vom Missionargeist angetrieben, aus ihrem Heimatland fortzogen, um in einem anderen Land zu predigen. Zu ihnen gehörten Kate Goas und ihre Tochter Marion, die jahrelang in Kolumbien und Venezuela eifrig tätig waren. Ein weiterer war Joseph Dos Santos; er verließ Hawaii, um einen Predigtfeldzug zu unternehmen, und verrichtete dann 15 Jahre auf den Philippinen seinen Dienst. Und Frank Rice reiste mit einem Frachtschiff von Australien nach Java (heute ein Teil Indonesiens), um dort das Predigtwerk zu eröffnen.

Im Jahre 1942 nahmen jedoch Pläne für eine Schule Gestalt an, die eigens dazu bestimmt war, Männer und Frauen auszubilden, die bereit waren, irgendwo im weltweiten Gebiet, wo sie benötigt wurden, als Missionare zu dienen.

Gileadschule

Da der Weltkrieg in vollem Gange war, schien es vom menschlichen Standpunkt aus unvernünftig zu sein, Pläne zu entwickeln, das Königreichspredigtwerk in fremden Ländern zu erweitern. Doch im September 1942 billigte der Vorstand der zwei hauptsächlichen rechtlichen Körperschaften, deren sich Jehovas Zeugen bedienen, im vollen Vertrauen auf Jehova den Vorschlag N. H. Knorrs, eine Schule einzurichten, in der Missionare und andere für besondere Aufgaben ausgebildet werden sollten. Sie sollte Watchtower Bible College of Gilead genannt werden. Später wurde der Name auf Watchtower Bible School of Gilead (Wachtturm-Bibelschule Gilead) abgeändert. Es wurde kein Schulgeld verlangt, und die Gesellschaft verköstigte die Studenten während ihres Studiums und bot ihnen Unterkunft.

Albert D. Schroeder, der in der Dienstabteilung im Hauptbüro der Gesellschaft in Brooklyn und als Zweigaufseher in Großbritannien viel Erfahrung gesammelt hatte, gehörte zu denen, die beauftragt wurden, bei der Ausarbeitung des Lehrplans mitzuhelfen. Wegen seiner positiven Einstellung, der Art und Weise, wie er sich für die Studenten verausgabte, und seines aufrichtigen Interesses an ihnen gewann er in den 17 Jahren seines Dienstes als Registrator der Schule und als Unterweiser ihre Zuneigung. Im Jahre 1974 wurde er ein Mitglied der leitenden Körperschaft, und im darauffolgenden Jahr beauftragte man ihn, im Lehrkomitee tätig zu sein.

Bruder Schroeder und die übrigen Unterweiser (Maxwell Friend, Eduardo Keller und Victor Blackwell) arbeiteten einen fünfmonatigen Kurs aus, in dem auf das eigentliche Bibelstudium besonderer Wert gelegt wurde und auf die Fächer Theokratische Organisation, Biblische Lehren, Öffentliches Reden, Predigtdienst, Missionardienst, Religionsgeschichte, Göttliches Recht, Umgang mit Regierungsvertretern, Internationales Recht und die Führung von Unterlagen sowie auf das Erlernen einer Fremdsprache. Im Laufe der Jahre wurde der Lehrplan zwar einige Male abgeändert, aber das Studium der Bibel und das Evangelisierungswerk hat darin immer an erster Stelle gestanden. Der Kurs soll den Glauben der Studenten stärken und ihnen helfen, Eigenschaften zu entwickeln, die sie benötigen, um den Herausforderungen des Missionardienstes erfolgreich zu begegnen. Es wird die Wichtigkeit betont, völlig auf Jehova zu vertrauen und ihm gegenüber loyal zu sein (Ps. 146:1-6; Spr. 3:5, 6; Eph. 4:24). Man gibt den Studenten nicht gleich auf alles eine Antwort, sondern sie werden geschult, selbst Nachforschungen anzustellen; es wird ihnen geholfen, die Gründe für den Glauben der Zeugen Jehovas zu erkennen und warum diese sich an gewisse Verfahrensweisen halten. Die Studenten lernen, Grundsätze zu erkennen, nach denen sie sich ausrichten können. Auf diese Weise wird eine Grundlage für weiteren Fortschritt gelegt.

Am 14. Dezember 1942 schickte man die Einladungen an die angehenden Studenten der ersten Klasse. Mitten im Winter wurde im Schulgebäude — es befand sich in South Lansing im Staat New York — die Immatrikulation der 100 Studenten, aus denen diese Klasse bestand, vorgenommen. Sie waren voller Bereitwilligkeit und Eifer, doch auch etwas nervös. Obwohl ihr hauptsächliches Interesse ihrem Studium galt, waren sie sehr gespannt zu erfahren, wohin auf der weiten Erde sie nach der Abschlußfeier wohl gesandt würden.

Bruder Knorr sagte zu ihnen am Eröffnungstag — es war der 1. Februar 1943 — in einer Ansprache: „Ihr werdet ferner für eine Tätigkeit geschult, die der Tätigkeit des Apostels Paulus, des Markus, des Timotheus und anderer gleicht, derjenigen, die überall im Römischen Reich umherreisten, um die Botschaft vom Königreich zu verkündigen. Sie mußten durch das Wort Gottes gestärkt werden. Gottes Vorsätze mußten sie genau kennen. An so manchen Orten standen sie den Hochrangigen und Mächtigen dieser Welt allein gegenüber. Vielleicht ergeht es euch ebenso; dann wird Gott eure Stärke sein.

Es gibt noch viele Orte, an denen das Zeugnis vom Königreich erst in sehr geringem Maße gegeben worden ist. Die Bevölkerung befindet sich dort in Finsternis, und die Religion ist daran schuld. In gewissen Ländern, in denen es einige Zeugen gibt, kann man feststellen, daß die Menschen guten Willens die Botschaft bereitwillig annehmen und sich mit der Organisation des Herrn verbinden würden, wenn sie richtig unterrichtet würden. Die gute Botschaft könnte noch Hunderten und Tausenden überbracht werden, wenn es mehr Arbeiter im Felde gäbe. Durch des Herrn Gnade werden es mehr werden.

Es ist NICHT der Zweck dieser Schule, ordinierte Diener Gottes auszubilden. Ihr seid bereits Diener Gottes und seid schon jahrelang als solche tätig gewesen. ... Diese Schule hat einzig und allein den Zweck, euch weiter auszubilden, damit ihr noch besser befähigt werdet, in dem Gebiet, in das man euch sendet, als Diener Gottes zu amtieren. ...

Eure Hauptaufgabe besteht darin, das Evangelium vom Königreich von Haus zu Haus zu verkündigen, wie Jesus und die Apostel dies taten. Wenn ihr Menschen gefunden habt, die ein hörendes Ohr haben, solltet ihr Nachbesuche vereinbaren, Heimbibelstudien beginnen und alle diese Personen in einer Stadt oder in einem Dorf zu einer Gruppe [Versammlung] vereinigen. Es wird nicht nur euer Vorrecht sein, Gruppen zu organisieren, sondern ihr müßt diesen Menschen auch helfen, Gottes Wort zu verstehen; ihr müßt sie stärken, ihnen von Zeit zu Zeit eine Ansprache halten, ihnen bei ihren Dienstversammlungen und ihren organisatorischen Problemen helfen. Wenn sie stark und selbständig geworden sind und das Gebiet bearbeiten können, könnt ihr anderswo hingehen und das Königreich in einer anderen Stadt verkündigen. Hin und wieder ist es vielleicht notwendig, zu ihnen zurückzukehren, um sie im allerheiligsten Glauben zu erbauen und Lehrpunkte zu klären. Es ist also eure Aufgabe, euch um die ,anderen Schafe‘ des Herrn zu kümmern und sie nicht im Stich zu lassen (Joh. 10:16). Eure eigentliche Arbeit ist, den Menschen guten Willens behilflich zu sein. Ihr müßt zwar Initiative besitzen, aber die Leitung Gottes suchen.“ a

Nach fünf Monaten beendeten die Studenten der ersten Klasse ihre besondere Ausbildung. Es wurden die Visa besorgt und Reisevorkehrungen getroffen, und dann zogen sie in neun verschiedene Länder Lateinamerikas aus. Bereits drei Monate nach der Abschlußfeier befanden sich die ersten in der Gileadschule ausgebildeten Missionare, die die Vereinigten Staaten verlassen sollten, auf dem Weg nach Kuba. Bis 1992 sind mehr als 6 500 Studenten aus über 110 Ländern geschult worden, und sie waren danach in weit über 200 Ländern und Inselgebieten tätig.

Bruder Knorr war bis zu seinem Tod, 34 Jahre nach der Eröffnung der Gileadschule, sehr an der Tätigkeit der Missionare interessiert. Wenn nur irgend möglich, besuchte er jede Klasse mehrere Male und hielt Vorträge; außerdem nahm er andere Mitarbeiter aus dem Hauptbüro mit, damit sie zu den Studenten sprechen konnten. Nachdem die Missionare ihren Dienst im Ausland angetreten hatten, besuchte er die Missionargruppen, half ihnen beim Lösen von Problemen und ließ ihnen die nötige Ermunterung zuteil werden. Als die Zahl der Missionargruppen zunahm, sorgte er dafür, daß andere befähigte Brüder ebenfalls solche Besuche machten, so daß allen Missionaren, ganz gleich, wo sie dienten, regelmäßig persönliche Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Diese Missionare waren anders

Die Missionare der Christenheit haben Kranken- und Waisenhäuser sowie Flüchtlingszentren eingerichtet, um für die materiellen Bedürfnisse der Menschen zu sorgen. Als selbsternannte Verteidiger der Armen haben sie zu Revolutionen aufgehetzt und sich an Guerillakriegen beteiligt. Im Gegensatz dazu unterweisen die Missionare, die die Gileadschule absolviert haben, die Menschen in der Bibel. Statt Kirchen zu bauen und zu erwarten, daß die Leute zu ihnen kommen, gehen sie von Haus zu Haus, um nach Personen zu suchen, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, und diese dann zu belehren.

Die Missionare der Zeugen Jehovas halten sich eng an Gottes Wort und zeigen den Menschen, wieso die wahre und dauerhafte Lösung der Probleme der Menschheit Gottes Königreich ist (Mat. 24:14; Luk. 4:43). Der Unterschied zwischen diesem Werk und den Missionaren der Christenheit fiel 1951 Peter Vanderhaegen besonders auf, als er sich auf dem Weg in seine Gebietszuteilung in Indonesien befand. Der einzige Passagier an Bord des Frachtschiffs war ein Missionar der Baptisten. Bruder Vanderhaegen versuchte zwar, mit ihm über die gute Botschaft von Gottes Königreich zu sprechen, aber der Baptist gab ihm deutlich zu verstehen, daß es für ihn am wichtigsten sei, Chiang Kai-shek in Taiwan zu unterstützen, der versuchte, auf dem Festland wieder an die Macht zu gelangen.

Viele andere haben indessen den Wert des Wortes Gottes schätzengelernt. Als Olaf Olson in Barranquilla (Kolumbien) mit Antonio Carvajalino, einem überzeugten Anhänger einer gewissen politischen Bewegung, über die Wahrheit sprach, unterstützte ihn Bruder Olson weder in seiner Meinung, noch verfocht er eine andere politische Ideologie. Statt dessen bot er Antonio an, mit ihm und seinen Schwestern unentgeltlich die Bibel zu studieren. Bald erkannte Antonio, daß Gottes Königreich tatsächlich die einzige Hoffnung für die Armen in Kolumbien und in der übrigen Welt ist (Ps. 72:1-4, 12-14; Dan. 2:44). Antonio und seine Schwestern wurden eifrige Diener Gottes.

Daß die Missionare der Zeugen Jehovas nichts mit dem Religionssystem der Christenheit zu tun haben, wurde noch auf andere Weise deutlich, und zwar durch etwas, was sich in Rhodesien (heute Simbabwe) zutrug. Donald Morrison sprach bei einem Missionar der Christenheit vor, und dieser beklagte sich, daß Jehovas Zeugen nicht die festgesetzten Grenzen respektieren würden. Welche Grenzen? Nun, die Glaubensgemeinschaften der Christenheit hatten das Land in Bezirke eingeteilt, und jede war ohne die Einmischung einer anderen in ihrem Gebiet tätig. Mit einem solchen Abkommen konnten Jehovas Zeugen aber nicht einverstanden sein. Jesus hatte gesagt, die Königreichsbotschaft solle auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden. Es lag auf der Hand, daß die Christenheit diesem Auftrag nicht nachkam. Die Gileadmissionare waren entschlossen, Christus zu gehorchen und ein gründliches Zeugnis zu geben.

Diese Missionare wurden ausgesandt, um zu dienen, und nicht, um bedient zu werden. Auf verschiedene Weise war zu erkennen, daß sie sich wirklich bemühten, das zu tun. Es ist nicht verkehrt, materielle Dinge anzunehmen, die aus Wertschätzung für geistige Hilfe freiwillig (nicht erst nach einer Aufforderung) gegeben werden. Doch John Errichetti und Hermon Woodard stellten fest, daß sie, um das Herz der Menschen in Alaska zu erreichen, wie der Apostel Paulus mindestens etwas Zeit darauf verwenden mußten, durch ihrer Hände Arbeit für ihren Unterhalt zu sorgen (1. Kor. 9:11, 12; 2. Thes. 3:7, 8). Ihre Hauptbeschäftigung war zwar das Predigen der guten Botschaft, doch wenn ihnen Gastfreundschaft erwiesen wurde, packten sie auch bei anfallenden Arbeiten zu; beispielsweise halfen sie einem Mann beim Teeren seines Daches, als sie merkten, daß er Hilfe benötigte. Und wenn sie mit dem Schiff von einem Ort zu einem anderen fuhren, legten sie beim Entladen mit Hand an. Die Leute erkannten bald, daß diese Missionare ganz anders waren als die Geistlichkeit der Christenheit.

In einigen Ländern mußten die Missionare der Zeugen Jehovas eine Zeitlang einer weltlichen Arbeit nachgehen, um sich im Land niederlassen und ihren Dienst dort durchführen zu können. So gab Jesse Cantwell, als er nach Kolumbien kam, an der medizinischen Fakultät einer Universität Englischunterricht, bis sich die politische Lage änderte und die religiösen Einschränkungen aufgehoben wurden. Danach konnte er sich seine Erfahrung ausschließlich in seinem christlichen Dienst als reisender Aufseher der Zeugen Jehovas zunutze machen.

In vielen Ländern mußten sich die Missionare anfangs mit einem Touristenvisum begnügen, das es ihnen erlaubte, einen oder vielleicht mehrere Monate im Land zu bleiben. Dann mußten sie ausreisen und wieder zurückkehren. Aber sie waren beharrlich und wiederholten diesen Vorgang immer wieder, und zwar so lange, bis sie die erforderlichen Papiere für eine Aufenthaltsgenehmigung erhielten. Es war ihr Herzenswunsch, Menschen in den Ländern zu helfen, in die sie gesandt worden waren.

Die Missionare kamen sich nicht besser vor als die einheimische Bevölkerung. John Cutforth — ursprünglich Lehrer in Kanada — besuchte in Papua-Neuguinea als reisender Aufseher Versammlungen und einzelne Zeugen Jehovas in abgelegenen Gebieten. Er setzte sich zu ihnen auf den Boden, aß mit ihnen zusammen und nahm Einladungen an, in ihren Hütten auf einer Matte auf dem Fußboden zu schlafen. Es machte ihm Freude, mit ihnen gemeinsam in den Predigtdienst zu gehen. Außenstehende, die das beobachteten, waren darüber erstaunt, denn europäischen Pastoren von Missionsgesellschaften der Christenheit sagte man nach, daß sie auf Distanz zwischen sich und den Einheimischen bedacht und immer nur bei einigen ihrer Zusammenkünfte mit ihren Gemeindemitgliedern kurz zusammen seien; sie aßen nie mit ihnen gemeinsam.

Die Menschen, unter denen diese Zeugen Jehovas tätig waren, spürten das liebevolle Interesse der Missionare und der Organisation, die sie ausgesandt hatte. Auf den Brief João Mancocas hin, eines einfachen Afrikaners, der in einer Strafkolonie in Portugiesisch-Westafrika (heute Angola) gefangengehalten wurde, sandte man einen Wachtturm-Missionar, um geistige Hilfe zu leisten. Später nahm Bruder Mancoca auf diesen Besuch Bezug, als er sagte: „Ich zweifelte nicht länger daran, daß dies die wahre Organisation ist, die Gottes Unterstützung hat. Ich sagte mir, daß keine andere Religionsgemeinschaft so etwas tun würde: ohne Bezahlung einen Missionar so weit zu schicken, um eine unbedeutende Person zu besuchen, nur weil sie einen Brief geschrieben hatte.“

Lebensbedingungen und Bräuche

In den Ländern, in die Missionare gesandt wurden, war der Lebensstandard oft nicht so hoch wie in ihrem Heimatland. Als Robert Kirk Anfang 1947 in Birma (heute Myanmar) landete, waren die Auswirkungen des Krieges noch immer zu sehen. Nur wenige Häuser hatten elektrisches Licht. In zahlreichen Ländern stellten die Missionare fest, daß die Wäsche nicht mit einer elektrischen Waschmaschine gewaschen wurde, sondern Stück für Stück auf einem Waschbrett oder auf Felsen an einem Fluß. Aber sie waren gekommen, um die Menschen über die biblische Wahrheit zu belehren; deshalb paßten sie sich einfach den örtlichen Verhältnissen an und widmeten sich intensiv dem Predigtdienst.

In der Anfangszeit kam es häufig vor, daß die Missionare bei ihrer Ankunft von niemandem willkommen geheißen wurden. Sie mußten sich selbst eine Wohnung suchen. Als Charles Eisenhower und elf andere Missionare 1943 auf Kuba eintrafen, schliefen sie die erste Nacht auf dem Fußboden. Am folgenden Tag kauften sie Betten und zimmerten sich aus Apfelkisten Kleiderschränke. In dem Bemühen, die Kosten für Miete, Nahrung und andere Bedürfnisse zu bestreiten, verwendeten alle Missionargruppen die Beiträge, die sie für die Literatur erhielten, sowie die geringe Sonderpionierzuwendung von der Watch Tower Society und vertrauten dabei völlig auf Jehova.

Bei der Zubereitung der Mahlzeiten mußten sie manchmal umdenken. Wenn es keine Kühlvorrichtungen gab, blieb ihnen nichts anderes übrig, als jeden Tag zum Markt zu gehen. In vielen Ländern wurde nicht auf einem Gas- oder Elektroherd gekocht, sondern auf einem mit Holzkohle oder Holz gespeisten Feuer. George und Willa Mae Watkins, die nach Liberia gesandt wurden, stellten fest, daß ihr Herd nur aus drei Steinen bestand, auf denen ein Eisenkessel stand.

Und was ist über das Wasser zu sagen? Als Ruth McKay ihr neues Zuhause in Indien betrachtete, sagte sie: „Solch eine Wohnung habe ich noch nie gesehen. In der Küche gibt es kein Spülbecken, nur einen Wasserhahn in einer Ecke mit einer niedrigen Zementeinfassung, die verhindert, daß der ganze Boden naß wird. Es gibt nicht den ganzen Tag Wasser, sondern man muß es speichern, um etwas zu haben, wenn es abgestellt wird.“

Da die örtlichen Verhältnisse für die Missionare ungewohnt waren, wurden mehrere in den ersten Monaten in dem ihnen zugeteilten Land von Krankheiten geplagt. Russell Yeatts erkrankte nach seiner Ankunft auf Curaçao im Jahre 1946 immer wieder an Ruhr. Doch ein einheimischer Bruder hatte Jehova in einem Gebet so inbrünstig für die Missionare gedankt, daß es für sie undenkbar gewesen wäre, wieder fortzugehen. Als Brian und Elke Wise in Obervolta (heute Burkina Faso) ankamen, fanden sie harte klimatische Bedingungen vor, die alles andere als der Gesundheit förderlich waren. Sie mußten lernen, mit Tagestemperaturen von über 40 Grad Celsius fertig zu werden. Im ersten Jahr ging es Elke wegen der brütenden Hitze und aufgrund von Malaria wochenlang gesundheitlich gar nicht gut. Im nächsten Jahr zog sich Brian eine schwere Hepatitis zu, weswegen er fünf Monate ans Bett gefesselt war. Aber bald konnten sie so viele erfolgversprechende Bibelstudien durchführen, wie es ihnen nur möglich war, ja sogar mehr, als sie eigentlich betreuen konnten. Die Liebe zu diesen Menschen half ihnen durchzuhalten. Außerdem betrachteten sie die Tätigkeit in ihrer Gebietszuteilung als ein Vorrecht und ihre Erfahrungen dort als eine gute Schulung für das, was Jehova mit ihnen in der Zukunft noch vorhatte.

Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Missionare in ihrer Gebietszuteilung willkommen geheißen — sowohl von Missionaren, die schon früher gekommen waren, als auch von den einheimischen Zeugen. Einige wurden in Länder gesandt, die ziemlich moderne Städte hatten. Von 1946 an bemühte sich die Watch Tower Society auch, jeder Missionargruppe eine geeignete Wohnung und grundlegendes Mobiliar sowie Geld für Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen. So brauchten sich die Missionare darum keine Sorgen mehr zu machen, und sie konnten dem Predigtwerk mehr Aufmerksamkeit schenken.

Das Reisen war in einer Reihe von Ländern ein Erlebnis, das das Ausharren der Missionare auf die Probe stellte. In Papua-Neuguinea passierte es mehreren Missionarinnen, daß ihre Schuhe im Schlamm steckenblieben, als sie sich nach einem Regenguß mit einem vollen Rucksack auf dem Rücken auf einem schlüpfrigen Pfad durch den Busch kämpften. In Südamerika erlebten nicht wenige Missionare das haarsträubende Abenteuer einer Busfahrt auf schmalen Straßen hoch oben in den Anden. Man vergißt es nicht so schnell, wenn der Fahrer des Busses, mit dem man reist, in einer Kurve versucht, am äußeren Rand einer Straße ohne Leitplanken an einem entgegenkommenden großen Fahrzeug vorbeizukommen, wobei man das Gefühl hat, daß der Bus jeden Moment den Abgrund hinunterstürzt.

In einigen Ländern gehörten Revolutionen anscheinend schon zum Alltag, aber die Missionare der Zeugen Jehovas behielten die Worte Jesu im Sinn, daß seine Jünger „kein Teil der Welt“ seien; deshalb verhielten sie sich in solchen Konflikten neutral (Joh. 15:19). Sie lernten, ihre Neugier zu unterdrücken, damit sie sich nicht unnötigerweise in Gefahr begeben würden. Meistens war es das beste, einfach im Haus zu bleiben, bis sich die Lage beruhigt hatte. In Vietnam wohnten neun Missionare mitten in Saigon (heute Ho-Chi-Minh-Stadt), als der Krieg über die Stadt hereinbrach. Sie konnten beobachten, wie Bomben abgeworfen wurden, wie es überall in der Stadt brannte und wie Tausende flohen, um sich in Sicherheit zu bringen. Aber sie waren sich bewußt, daß Jehova sie dorthin gesandt hatte, um der nach Wahrheit hungernden Bevölkerung lebengebende Kenntnisse zu vermitteln, und deshalb vertrauten sie darauf, daß er sie beschützen würde.

Selbst unter relativ friedlichen Verhältnissen war es in manchen Vierteln asiatischer Städte für die Missionare schwierig, ihren Predigtdienst durchzuführen. Schon der bloße Anblick eines Ausländers in den engen Gassen eines Armenviertels von Lahore (Pakistan) lockte eine Menge ungewaschener, ungepflegter Kinder aller Altersklassen an. Schreiend und sich gegenseitig stoßend, gingen sie dem Missionar von Haus zu Haus nach und folgten ihm oft bis in die Wohnungen. Bald kannte die ganze Straße den Preis für die Zeitschriften, und die Leute wußten, daß der Fremde „Christen macht“. Unter solchen Umständen blieb dem Missionar gewöhnlich nichts anderes übrig, als das Gebiet zu verlassen. Das geschah dann oft unter Schreien und Händeklatschen und in einigen Fällen unter einem Steinhagel.

Häufig mußten sich die Missionare wegen der einheimischen Bräuche umstellen. In Japan lernten sie, ihre Schuhe am Eingang eines Hauses stehenzulassen, ehe sie eintraten. Und sie mußten sich daran gewöhnen, wenn möglich, bei Bibelstudien vor einem niedrigen Tisch auf dem Fußboden zu sitzen. In einigen Regionen Afrikas fanden sie heraus, daß es eine Beleidigung war, jemand etwas mit der linken Hand anzubieten. Außerdem gehörte es sich dort nicht, daß man den Grund seines Besuches erklärte, ohne sich vorher etwas unterhalten zu haben. Man fragte sich zum Beispiel erst gegenseitig, wie es einem geht, woher man kommt und wie viele Kinder man hat. In Brasilien stellten die Missionare fest, daß man nicht an die Tür klopft, wenn man den Wohnungsinhaber sprechen möchte, sondern am Eingangstor in die Hände klatscht.

Im Libanon wurden die Missionare mit noch ganz anderen Bräuchen konfrontiert. Nur wenige Brüder brachten ihre Frau und ihre Töchter mit in die Zusammenkünfte. Und die Frauen, die anwesend waren, saßen nicht bei den Männern, sondern immer hinten. Da die Missionare den Brauch nicht kannten, sorgten sie bei ihrer ersten Zusammenkunft für beträchtliche Unruhe. Ein Ehepaar hatte sich vorn hingesetzt, und die ledigen Missionarinnen saßen dort, wo gerade ein Platz frei war. Eine Besprechung christlicher Grundsätze nach der Zusammenkunft half, das Mißverständnis auszuräumen. (Vergleiche 5. Mose 31:12; Galater 3:28.) Danach saßen Männer und Frauen nicht mehr getrennt. Mehr Ehefrauen und Töchter besuchten die Zusammenkünfte. Außerdem gingen sie mit den Missionarinnen gemeinsam in den Predigtdienst von Haus zu Haus.

Die Herausforderung, eine neue Sprache zu lernen

Die kleine Missionargruppe, die 1949 auf Martinique ankam, sprach nur sehr wenig Französisch. Die Missionare wußten aber, daß die Menschen die Königreichsbotschaft benötigten. Voller Glauben begannen sie mit dem Haus-zu-Haus-Dienst und versuchten, einige Verse aus der Bibel oder einen Auszug aus der von ihnen angebotenen Literatur vorzulesen. Mit Geduld konnten sie ihre Sprachkenntnisse nach und nach verbessern.

Obwohl sie den Wunsch hatten, den einheimischen Zeugen Jehovas und den Interessierten zu helfen, benötigten sie selbst zuerst Hilfe, und zwar beim Erlernen der Sprache. Diejenigen, die nach Togo gesandt worden waren, stellten fest, daß die Grammatik des Ewe, der Hauptsprache der Einheimischen, ganz anders war als die der europäischen Sprachen und daß der Sinn eines Wortes davon abhängen konnte, in welcher Stimmlage es gesprochen wurde. Zum Beispiel kann das Wort to in hoher Stimmlage Ohr, Berg, Schwiegervater oder Stamm bedeuten; in tiefer Lage hat es die Bedeutung von Büffel. Missionare, die ihren Dienst in Vietnam aufnahmen, mußten sich mit einer Sprache abplagen, in der es für jedes Wort sechs verschiedene Tonhöhen gibt, jede mit einem anderen Sinn.

Edna Waterfall, die nach Peru geschickt wurde, vergaß nicht so leicht die erste Haustür, an der sie versuchte, in Spanisch Zeugnis zu geben. Ihr brach der kalte Schweiß aus, als sie ihre auswendiggelernte Predigt stammelte, Literatur anbot und mit der Wohnungsinhaberin, einer älteren Dame, ein Bibelstudium vereinbarte. Dann sagte diese in perfektem Englisch: „Einverstanden, das ist alles sehr schön. Ich werde mit Ihnen studieren, und zwar werden wir es in Spanisch tun, um Ihnen zu helfen, Spanisch zu lernen.“ Ganz verwirrt erwiderte Edna: „Sie können Englisch und hören mir seelenruhig zu, wie ich gebrochen Spanisch spreche?“ „Es war zu Ihrem Nutzen“, antwortete sie. Sie hatte recht. Und Edna merkte bald, daß beim Erlernen einer Sprache das Sprechen sehr wichtig ist.

Als George Fredianelli in Italien die dortige Sprache zu sprechen versuchte, stellte er fest, daß die Wörter, die er gelernt hatte und von denen er dachte, es seien italienische Ausdrücke (in Wirklichkeit waren es aber italianisierte englische Wörter), von den Leuten nicht verstanden wurden. Um dieses Problem zu überwinden, beschloß er, für seine Ansprachen in den Zusammenkünften ein ausgeschriebenes Manuskript zu verwenden. Doch während er das Manuskript vorlas, schliefen viele Zuhörer ein. Er legte deshalb das Manuskript beiseite, begann frei zu sprechen, und sooft er ins Stocken geriet, bat er seine Zuhörer, ihm zu helfen. Sie wurden dadurch wach gehalten, und ihm half es, in seinen Sprachkenntnissen Fortschritte zu machen.

Um den Missionaren beim Lernen einer neuen Sprache behilflich zu sein, schloß der Gileadkurs in den ersten Klassen Sprachunterricht ein, zum Beispiel Unterricht in Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Japanisch, Arabisch und Urdu. Im Laufe der Jahre wurden über 30 Sprachen gelehrt. Die Absolventen einer bestimmten Klasse gingen aber nicht alle in Länder, wo dieselbe Sprache gesprochen wurde. Deshalb wurde später dieser Sprachunterricht nach ihrer Ankunft in dem ihnen zugeteilten Land durch einen Intensivkurs in der Landessprache ersetzt. Im ersten Monat vertieften sich die Neuankömmlinge täglich elf Stunden lang in ihr Sprachstudium; im folgenden Monat verwendeten sie darauf die Hälfte der Zeit zu Hause, und in der anderen Hälfte gebrauchten sie das Gelernte im Predigtdienst.

Es wurde jedoch festgestellt, daß das Sprechen der Sprache im Predigtdienst der eigentliche Schlüssel zum Erfolg war. Daher nahm man eine Änderung vor. In den ersten drei Monaten in der neuen Heimat lernen neue Missionare, die die Landessprache nicht beherrschen, jeden Tag vier Stunden unter der Anleitung eines befähigten Lehrers. Und von Anfang an wenden sie das Gelernte an, indem sie sich mit den Einheimischen über Gottes Königreich unterhalten.

Viele Missionargruppen arbeiteten als Team zusammen, um im Verständnis der Sprache Fortschritte zu machen. Sie besprachen täglich beim Frühstück einige neue Wörter, manchmal bis zu 20, und versuchten dann, diese im Predigtdienst zu gebrauchen.

Das Lernen der Landessprache trug entscheidend dazu bei, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. In einigen Ländern ist man Ausländern gegenüber mißtrauisch eingestellt. Hugh und Carol Cormican sind als Ledige und als Ehepaar in fünf afrikanischen Ländern tätig gewesen. Sie wissen wohl, daß die Afrikaner gegen die Europäer Mißtrauen hegen. Aber sie sagen: „Wenn man bald die Sprache der Einheimischen spricht, kann man dieses Gefühl abbauen. Und einige, die die gute Botschaft nicht von ihren Landsleuten annehmen wollen, hören uns bereitwillig zu, nehmen Literatur entgegen und studieren, weil wir uns die Mühe machen, mit ihnen in ihrer eigenen Sprache zu reden.“ Deswegen lernte Bruder Cormican fünf Sprachen und Schwester Cormican sechs.

Natürlich können beim Erlernen einer neuen Sprache auch Schwierigkeiten auftreten. Auf Puerto Rico machte ein Bruder den Menschen an der Tür das Angebot, ihnen eine biblische Botschaft auf Schallplatte vorzuspielen. Wenn ein Wohnungsinhaber dann sagte: „¡Como no!“, schloß er das Grammophon wieder und ging an die nächste Tür. Er verstand immer nur „no“, und es dauerte eine ganze Weile, bis er herausfand, daß der Ausdruck „Warum nicht?!“ bedeutete. Manchmal verstanden es die Missionare jedoch nicht, wenn die Wohnungsinhaber sagten, sie hätten kein Interesse, und fuhren einfach mit ihrer Predigt fort. Für einige verständnisvolle Wohnungsinhaber wirkte sich das zu ihrem Guten aus.

Es gab auch komische Situationen. Leslie Franks, der nach Singapur gesandt worden war, stellte fest, daß er achtgeben mußte, nicht „Kokosnuß“ („kelapa“) zu sagen, wenn er „Kopf“ („kepala“) meinte, und nicht „Gras“ („rumput“), wenn er „Haar“ („rambut“) meinte. Ein Missionar auf Samoa sprach ein Wort nicht richtig aus und fragte deshalb einen Einheimischen: „Wie geht es Ihrem Bart?“ (Der Mann hatte gar keinen.) In Wirklichkeit wollte sich der Bruder aber höflich nach dem Wohlbefinden der Ehefrau erkundigen. Als in Ecuador ein Busfahrer abrupt anfuhr, verlor Zola Hoffman, die in dem Bus stand, den Halt und fiel einem Mann auf den Schoß. Es war ihr peinlich, und sie wollte sich entschuldigen. Statt dessen sagte sie: „Con su permiso“ („Erlauben Sie bitte“). Als der Mann gutmütig erwiderte: „Nur zu, junge Frau“, brachen die anderen Fahrgäste in Gelächter aus.

Trotzdem erzielten die Missionare gute Ergebnisse, denn sie bemühten sich eifrig. Lois Dyer — sie kam 1950 nach Japan — erinnert sich an einen Rat von Bruder Knorr: „Gebt euer Bestes, und selbst wenn ihr Fehler macht, tut etwas!“ Sie und viele andere befolgten diesen Rat. In den folgenden 42 Jahren konnten die Missionare in Japan beobachten, wie die Zahl der Königreichsverkündiger dort von einigen wenigen auf über 170 000 anstieg, und die Zunahme geht weiter. Welch schöne Belohnung dafür, daß sie im Vertrauen auf Jehovas Führung bereit waren, sich anzustrengen!

Das Werk in neuen Gebieten eröffnen, in anderen intensivieren

In einer großen Anzahl von Ländern und Inselgebieten eröffneten die Missionare der Gileadschule das Predigtwerk oder gaben ihm den nötigen Auftrieb, nachdem andere in begrenztem Maße Zeugnis gegeben hatten. Sie waren anscheinend die ersten Zeugen Jehovas, die in Somalia, im Sudan, in Laos und zahlreichen Inselgebieten rund um die Welt die gute Botschaft predigten.

In Staaten oder Territorien wie Bolivien, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Äthiopien, Gambia, Liberia, Kambodscha, Hongkong, Japan und Vietnam wurde schon früher in begrenztem Maße gepredigt. Aber in diesen Gebieten erstattete kein Zeuge Jehovas über seine Tätigkeit Bericht, als die ersten Absolventen der Gileadschule eintrafen. Wo es möglich war, gingen die Missionare daran, das ganze Land systematisch zu bearbeiten, wobei sie sich zuerst auf die größeren Städte konzentrierten. Sie ließen nicht wie die Kolporteure in der Vergangenheit einfach Literatur zurück und zogen dann weiter, sondern machten geduldig Rückbesuche bei Interessierten, studierten mit ihnen die Bibel und schulten sie im Predigtdienst.

In anderen Gebieten gab es vor der Ankunft der Gileadmissionare nur etwa zehn Königreichsverkündiger (in vielen sogar noch weniger). Dazu gehörten Kolumbien, Guatemala, Haiti, Puerto Rico, Venezuela, Burundi, Elfenbeinküste (heute Côte d’Ivoire), Kenia, Mauritius, Senegal, Südwestafrika (heute Namibia), Ceylon (heute Sri Lanka), China und Singapur sowie zahlreiche Inselgebiete. Die Missionare gaben im Eifer für den Predigtdienst ein nachahmenswertes Beispiel, halfen den einheimischen Zeugen Jehovas dabei, ihre Fähigkeiten zu verbessern, gründeten Versammlungen und schulten Brüder, damit diese die Führung übernehmen konnten. In vielen Fällen eröffneten sie das Predigtwerk in jungfräulichem Gebiet.

Aufgrund dieser Hilfe nahm die Zahl der Zeugen Jehovas langsam, aber sicher zu. In den meisten der erwähnten Länder gibt es jetzt Tausende eifrige Zeugen. Ja in einigen Ländern sind Zehntausende oder sogar mehr als hunderttausend Lobpreiser Jehovas tätig.

Viele Menschen hörten interessiert zu

In manchen Gebieten fanden die Missionare eine große Anzahl Personen, die geradezu erpicht darauf waren zu lernen. Als Ted und Doris Klein, Absolventen der ersten Klasse der Gileadschule, 1947 auf den Jungferninseln ankamen, wollten so viele Menschen die Bibel studieren, daß sie häufig erst um Mitternacht ihren Dienst beenden konnten. Der erste öffentliche Vortrag, den Bruder Klein auf dem Marktplatz von Charlotte Amalie hielt, wurde von tausend Personen besucht.

Joseph McGrath und Cyril Charles wurden 1949 nach Taiwan in das Gebiet der Ami gesandt. Dort mußten sie zwar in strohgedeckten Häusern mit Fußböden aus Erde wohnen, aber sie waren ja gekommen, um den Menschen zu helfen. Einige Angehörige des Volksstammes der Ami hatten Wachtturm-Publikationen erhalten. Was sie darin gelesen hatten, hatte ihnen so sehr gefallen, daß sie auch mit anderen über die gute Botschaft gesprochen hatten. Jetzt konnten ihnen die Missionare helfen, im Glauben zu wachsen. Den Missionaren wurde mitgeteilt, daß 600 Personen an der Wahrheit interessiert seien. Doch insgesamt 1 600 wohnten den Zusammenkünften bei, die die Missionare abhielten, während sie von Dorf zu Dorf zogen. Diese demütigen Menschen waren zum Lernen bereit, aber in vielen Punkten mangelte es ihnen an genauer Erkenntnis. Geduldig gingen die beiden erwähnten Brüder daran, sie zu belehren, und nahmen sich dabei jeweils nur ein Thema vor. In jedem Dorf beantworteten sie oft acht Stunden oder länger Fragen über ein bestimmtes Thema. Außerdem schulten sie die 140 Personen, die den Wunsch äußerten, sich am Zeugnisgeben von Haus zu Haus zu beteiligen. Wieviel Freude das den Missionaren doch bereitete! Es gab indessen noch viel zu tun, wenn man wirklichen geistigen Fortschritt erzielen wollte.

Etwa 12 Jahre später wurden Harvey und Kathleen Logan — Gileadabsolventen, die in Japan tätig gewesen waren — beauftragt, den Brüdern vom Ami-Stamm weitere Hilfe zuteil werden zu lassen. Bruder Logan verbrachte viel Zeit damit, ihnen die biblischen Grundlehren und Grundsätze näherzubringen und ihnen Kenntnisse über organisatorische Angelegenheiten zu vermitteln. Schwester Logan arbeitete jeden Tag mit den Schwestern im Predigtdienst zusammen, und danach bemühte sie sich, ihnen biblische Grundlehren beizubringen. Im Jahre 1963 sorgte dann die Watch Tower Society dafür, daß in Verbindung mit einem Kongreß, der rund um die Welt abgehalten wurde, Delegierte aus 28 Ländern im Dorf Shou Feng mit den einheimischen Zeugen Jehovas zusammenkamen. Durch all das wurde eine feste Grundlage für weiteres Wachstum gelegt.

Zwei Missionare, Harry Arnott und Ian Fergusson, trafen 1948 in Nordrhodesien (heute Sambia) ein. Damals gab es schon 252 Versammlungen, die aus einheimischen afrikanischen Zeugen Jehovas bestanden, doch jetzt wandte man seine Aufmerksamkeit auch den Europäern zu, die wegen der Kupferminen dort hingezogen waren. Ihre Reaktion war begeisternd. Es wurde eine Menge Literatur bei ihnen zurückgelassen, und diejenigen, mit denen man die Bibel studierte, machten schnell Fortschritte. In jenem Jahr stieg die Zahl der Zeugen, das heißt derer, die sich am Predigtdienst beteiligten, um 61 Prozent.

Vielerorts war es nichts Ungewöhnliches, daß die Missionare Personen, die die Bibel studieren wollten, auf die Warteliste setzten. Manchmal waren Verwandte, Nachbarn und Freunde der Interessierten beim Studium anwesend. Mehrere Leute besuchten schon regelmäßig die Zusammenkünfte im Königreichssaal, ehe mit ihnen selbst die Bibel studiert werden konnte.

In anderen Ländern war jedoch trotz der großen Anstrengungen, die die Missionare unternahmen, die Ernte spärlich. Bereits im Jahre 1953 wurden Wachtturm-Missionare nach Ostpakistan (heute Bangladesch) gesandt, wo die Bevölkerung — zur Zeit über 115 000 000 — vornehmlich aus Muslimen und Hindus besteht. Es wurden enorme Anstrengungen unternommen, um den Menschen dort zu helfen. Aber 1992 gab es in dem Land nur 42 Anbeter Jehovas. In den Augen der Missionare, die in solchen Gebieten dienen, sind jedoch diejenigen, die die Wahrheit annehmen, besonders wertvoll, denn sie sind eine Seltenheit.

Mitzeugen liebevoll helfen

Die hauptsächliche Tätigkeit der Missionare ist das Evangelisieren, das Predigen der guten Botschaft vom Königreich. Doch bei dieser Tätigkeit können sie auch den einheimischen Zeugen eine große Hilfe sein. Die Missionare nehmen sie mit in den Predigtdienst und machen ihnen Vorschläge, wie sie mit schwierigen Situationen fertig werden können. Dadurch, daß die einheimischen Zeugen die Missionare beobachten, lernen sie meist, ihren Dienst wirkungsvoller durchzuführen und erfolgreichere Lehrer zu sein. Die einheimischen Zeugen helfen wiederum den Missionaren, sich den Landessitten anzupassen.

John Cooke sorgte kurz nach seiner Ankunft in Portugal im Jahre 1948 dafür, daß die Haus-zu-Haus-Tätigkeit systematisch durchgeführt wurde. Es gab zwar viele Zeugen dort, die diesen Dienst gern verrichten wollten, aber sie benötigten Schulung. Später sagte er: „Ich werde nie vergessen, wie ich anfangs mit den Schwestern in Almada in den Predigtdienst zog. Ja, zu demselben Haus gingen gleich sechs auf einmal. Stellt euch vor: Sechs Frauen an einer Tür, und eine von ihnen hält die Predigt! Doch nach und nach verstand man vieles besser, und das Werk ging voran.“

Der beispielhafte Mut von Missionaren half den Zeugen Jehovas auf den Leeward Islands, unerschrocken zu sein und sich von Gegnern, die das Werk behindern wollten, nicht einschüchtern zu lassen. In Spanien half der Glaube eines Missionars den Brüdern, trotz der katholischen faschistischen Diktatur, unter der sie damals lebten, den Haus-zu-Haus-Dienst aufzunehmen. Die Missionare, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan tätig waren, bekundeten auf vorbildliche Weise Takt, indem sie es vermieden, über das Versagen der Nationalreligion zu sprechen, nachdem der japanische Kaiser seinen Anspruch auf Göttlichkeit aufgegeben hatte, und statt dessen überzeugende Argumente für den Glauben an einen Schöpfer unterbreiteten.

Die Missionare waren sich damals oft nicht bewußt, welch tiefen Eindruck sie durch ihr Verhalten bei den einheimischen Zeugen Jehovas hinterließen. Auf Trinidad spricht man nach vielen Jahren noch heute von Begebenheiten, die die Demut der Missionare sowie ihre Bereitschaft, schwierige Verhältnisse ruhig hinzunehmen, erkennen ließen, und davon, wie fleißig sie trotz der Hitze im Dienst Jehovas tätig waren. Die Zeugen in Korea waren von der aufopferungsvollen Einstellung der Missionare sehr beeindruckt, die zehn Jahre lang darauf verzichteten, das Land zu verlassen und ihre Angehörigen zu besuchen. Die Regierung erteilte nämlich nur in wenigen Notfällen aus „humanitären“ Gründen eine erneute Einreiseerlaubnis.

Die meisten Missionare hatten Gelegenheit, sich während und nach ihrer Ausbildung in der Gileadschule ein genaueres Bild über die Wirkungsweise des Hauptbüros der sichtbaren Organisation Jehovas zu machen. Häufig war es ihnen möglich, mit Mitgliedern der leitenden Körperschaft Umgang zu pflegen. Später konnten sie in dem ihnen zugeteilten Land den einheimischen Zeugen und den Neuinteressierten aus erster Hand berichten, wie die Organisation funktioniert, und ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Die tiefe Wertschätzung, die sie für die theokratische Wirkungsweise der Organisation vermittelten, war oftmals ein entscheidender Faktor für das Wachstum.

In zahlreichen Ländern, in die die Missionare geschickt wurden, gab es zur Zeit ihrer Ankunft keine Zusammenkünfte. Deshalb trafen sie die nötigen Vorkehrungen und führten dann die Zusammenkünfte durch. Bis andere befähigt waren, sich am Programm zu beteiligen, hielten sie die meisten Ansprachen selbst. Sie schulten ständig andere Brüder, damit diese lernten, Verantwortung zu übernehmen (2. Tim. 2:2). Die erste Zusammenkunftsstätte war gewöhnlich das Missionarheim. Später sorgte man dann für Königreichssäle.

Dort, wo es schon Versammlungen gab, trugen die Missionare dazu bei, daß die Zusammenkünfte interessanter und lehrreicher wurden. Man schätzte ihre gut vorbereiteten Kommentare, und bald versuchten andere, sie darin nachzuahmen. Die Brüder gaben aufgrund ihrer Ausbildung in der Gileadschule im öffentlichen Reden und Lehren ein gutes Beispiel, und sie nahmen sich gern die Zeit, einheimischen Brüdern zu helfen, diese Kunst zu erlernen. In Ländern, wo sich die Leute gewöhnlich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließen und nicht so sehr auf Pünktlichkeit bedacht waren, halfen die Missionare den Brüdern geduldig, zu erkennen, wie nützlich es ist, wenn die Zusammenkünfte pünktlich beginnen; sie ermunterten auch alle, rechtzeitig anwesend zu sein.

An manchen Orten fanden die Missionare Zustände vor, die zeigten, daß den Brüdern geholfen werden mußte, zu erkennen, wie wichtig es ist, sich eng an Jehovas gerechte Grundsätze zu halten. In Botsuana stellten sie beispielsweise fest, daß einige Schwestern ihren Babys noch immer Schnüre oder Perlen anlegten, um sie vor Schaden zu bewahren, weil sie nicht richtig erkannt hatten, daß dieser Brauch auf Aberglauben und Zauberei basiert. In Portugal wurde durch gewisse Umstände Uneinigkeit hervorgerufen. Mit Geduld, liebevoller Hilfe und, wenn nötig, mit Festigkeit wurde bewirkt, daß sich der geistige Gesundheitszustand merklich verbesserte.

Missionare, die in Finnland in Aufsichtsstellungen eingesetzt worden waren, wendeten viel Zeit und Mühe auf, um die einheimischen Brüder darin zu schulen, Probleme im Licht biblischer Grundsätze zu betrachten und so Schlußfolgerungen zu ziehen, die mit der Denkweise Gottes übereinstimmen. In Argentinien waren die Missionare den Brüdern auch behilflich, den Wert eines Zeitplans zu erkennen und zu lernen, wie man Unterlagen führt und sie in Ordnung hält. Den loyalen Brüdern in Deutschland, die zufolge ihres Überlebenskampfes in den Konzentrationslagern in ihren Ansichten manchmal zu streng waren, halfen die Missionare, beim Weiden der Herde die milde Art Jesu Christi noch besser nachzuahmen (Mat. 11:28-30; Apg. 20:28).

Die Tätigkeit einiger Missionare bestand auch darin, mit Regierungsvertretern gewisse Angelegenheiten zu regeln, ihre Fragen zu beantworten und Anträge auf rechtliche Anerkennung des Werkes der Zeugen Jehovas zu stellen. Zum Beispiel versuchte Bruder Joly — er war mit seiner Frau nach Kamerun gesandt worden — fast vier Jahre lang wiederholt, die rechtliche Anerkennung des Werkes zu erwirken. Immer wieder sprach er mit französischen und afrikanischen Beamten. Nach einem Regierungswechsel wurde das Werk schließlich anerkannt. Zu jenem Zeitpunkt waren Jehovas Zeugen in Kamerun schon 27 Jahre tätig, und es gab über 6 000 im Land.

Den Herausforderungen des Reisedienstes begegnen

Manche Missionare wurden beauftragt, als reisende Aufseher zu dienen. Australien benötigte besondere Hilfe, denn im Zweiten Weltkrieg waren mehrere Brüder so unweise und verfolgten statt der Königreichsinteressen weltliche Ziele. Im Laufe der Zeit konnte dieser Zustand geändert werden, und als Bruder Knorr 1947 das Land besuchte, hob er hervor, wie wichtig es ist, das Königreichspredigtwerk allem voranzustellen. Danach trugen die Begeisterung, das gute Beispiel und die Lehrmethoden von Gileadabsolventen, die als Kreis- und Bezirksaufseher dienten, dazu bei, unter den Zeugen Jehovas dort eine gottgefällige Atmosphäre zu schaffen.

Im Reisedienst durfte man keine Mühen und keine Gefahren scheuen. Wallace Liverance fand heraus, daß die einzige Möglichkeit, zu einer Verkündigergruppe in Volcán (Bolivien) — sie bestand aus einer Familie — zu gelangen, ein 90 Kilometer langer Fußmarsch (hin und zurück) war, der ihn bei sengender Hitze durch eine 3 400 Meter hoch gelegene steinige und kahle Gegend führte, wobei er seinen Schlafsack, Nahrung, Wasser und Literatur tragen mußte. Um Versammlungen auf den Philippinen zu besuchen, fuhr Neal Callaway häufig mit überfüllten Bussen, die nicht nur Leute, sondern auch Tiere und landwirtschaftliche Erzeugnisse transportierten. Richard Cotterill begann in Indien seinen Dienst als reisender Aufseher in einer Zeit, als Tausende aus religiösem Haß ermordet wurden. Es war vorgesehen, daß er den Brüdern in Gebieten dienen sollte, wo Unruhen herrschten. Der Schalterbeamte am Bahnhof versuchte, ihn von der Reise dorthin abzubringen. Für die meisten Reisenden war sie tatsächlich wie ein Alptraum, doch Bruder Cotterill liebte seine Brüder sehr, ganz gleich, wo sie lebten und welche Sprache sie sprachen. Voller Vertrauen auf Jehova sagte er: „Wenn es Jehovas Wille ist, werde ich versuchen, dorthin zu gelangen“ (Jak. 4:15).

Andere zum Vollzeitdienst ermuntern

Viele, die von den Missionaren belehrt wurden, haben den Eifer der Missionare nachgeahmt und ebenfalls den Vollzeitdienst aufgenommen. In Japan, wo 168 Missionare ihren Dienst verrichtet haben, gab es 1992 75 956 Pioniere; über 40 Prozent der Verkündiger Japans waren in irgendeinem Zweig des Vollzeitdienstes tätig. In der Republik Korea war es ähnlich.

Eine ganze Reihe Vollzeitdiener aus Ländern, in denen es im Verhältnis zur Bevölkerung viele Zeugen Jehovas gibt, wurden eingeladen, die Gileadschule zu besuchen; von dort aus wurden sie dann ausgesandt, um in anderen Ländern tätig zu sein. Aus den Vereinigten Staaten und Kanada kam eine große Anzahl Missionare, etwa 400 aus Großbritannien, über 240 aus Deutschland, mehr als 150 aus Australien und über 100 aus Schweden; hinzu kommt noch eine Vielzahl aus Dänemark, Finnland, Hawaii, den Niederlanden, Neuseeland und anderen Ländern. Einige Länder, die von Missionaren Hilfe erhalten hatten, stellten später selbst Missionare für den Dienst im Ausland.

In einer wachsenden Organisation Verpflichtungen übernehmen

Da die Organisation ständig wächst, haben die Missionare weitere Verpflichtungen übernommen. Viele sind in den Versammlungen, die sie mit aufgebaut haben, als Älteste und Dienstamtgehilfen tätig gewesen. In einer Reihe von Ländern waren sie die ersten Kreis- und Bezirksaufseher. Aufgrund der weiteren Entwicklung hat es sich als nützlich erwiesen, daß die Gesellschaft neue Zweigbüros eröffnete, und einer Anzahl von Missionaren wurde Verantwortung in einem Zweigbüro übertragen. Mehrere Missionare, die die Sprache gut gelernt hatten, wurden gebeten, beim Übersetzen und Korrekturlesen von biblischer Literatur mitzuhelfen.

Ein besonderer Lohn war es jedoch für sie, wenn diejenigen, mit denen sie Gottes Wort studiert hatten, oder Brüder, zu deren geistigem Fortschritt sie beigetragen hatten, sich für solche Verantwortlichkeiten qualifizierten. Ein Ehepaar in Peru hat zu seiner Freude erlebt, daß einige, mit denen es studierte, als Sonderpioniere tätig sind, die ihrerseits wieder zur Stärkung neuer Versammlungen beitragen und neues Gebiet erschließen. Ein Angehöriger einer Familie, mit der ein Missionar in Sri Lanka studiert hatte, wurde ein Mitglied des dortigen Zweigkomitees. Viele andere Missionare erlebten ähnliche Freuden.

Sie hatten aber auch mit Widerstand zu kämpfen.

Trotz Widerstand

Jesus erklärte seinen Nachfolgern, daß sie wie er verfolgt würden (Joh. 15:20). Da die Missionare gewöhnlich aus dem Ausland kamen, wurden sie meistens ausgewiesen, wenn schwere Verfolgung ausbrach.

Im Jahre 1967 wurden Sona Haidostian und ihre Eltern in Aleppo (Syrien) verhaftet. Fünf Monate mußten sie im Gefängnis zubringen. Dann wurden sie des Landes verwiesen, ohne daß sie ihr Hab und Gut mitnehmen durften. Margarita Königer aus Deutschland wurde nach Madagaskar gesandt; aber eine Ausweisung nach der anderen führte dazu, daß sie in neue Länder geschickt wurde: nach Kenia, Dahomey (heute Benin) und Obervolta (heute Burkina Faso). Domenick Piccone und seine Frau Elsa wurden wegen ihrer Predigttätigkeit 1957 aus Spanien ausgewiesen, 1962 dann aus Portugal und im Jahre 1969 aus Marokko. Doch in jedem Land wurde dadurch, daß man einer Ausweisung entgegenwirken wollte, Gutes bewirkt. Beamten wurde Zeugnis gegeben. In Marokko bot sich beispielsweise die Gelegenheit, Beamten der Sécurité Nationale, einem Richter des Obersten Gerichtshofs, dem Polizeichef von Tanger und den Konsuln der Vereinigten Staaten in Tanger und Rabat zu predigen.

Mit der Ausweisung der Missionare konnte dem Werk der Zeugen Jehovas nicht Einhalt geboten werden, wie es sich einige Beamte erhofft hatten. Der bereits ausgestreute Samen der Wahrheit ging oft weiter auf. Zum Beispiel führten vier Missionare nur wenige Monate in Burundi ihren Dienst durch, ehe sie 1964 von der Regierung gezwungen wurden, das Land zu verlassen. Ein Missionar hielt indessen die Verbindung zu einem Interessierten durch Briefe aufrecht, und dieser teilte ihm mit, daß er mit 26 Personen die Bibel studierte. Ein Zeuge Jehovas aus Tansania, der kurz vorher nach Burundi gezogen war, beteiligte sich ebenfalls eifrig am Predigtdienst. Langsam nahm die Zahl der Verkündiger zu, und nun überbringen Hunderte von Zeugen anderen die Königreichsbotschaft.

In manchen Ländern wandten Beamte vor der Ausweisung brutale Gewalt an, um alle zu zwingen, ihren Forderungen nachzukommen. In Gbarnga (Liberia) wurden im Jahre 1963 400 Männer, Frauen und Kinder, die dort einem christlichen Kongreß beiwohnten, von Soldaten zusammengetrieben. Diese führten die Kongreßteilnehmer zum Militärgelände, drohten ihnen, schlugen sie und verlangten von jedermann, ungeachtet der Nationalität oder Religion, die liberianische Fahne zu grüßen. In der Gruppe befand sich Milton Henschel aus den Vereinigten Staaten. Es waren auch mehrere Missionare darunter, zum Beispiel John Charuk aus Kanada. Ein Gileadabsolvent machte Zugeständnisse, wie er es schon zuvor getan hatte (ohne es jedoch bekanntgegeben zu haben). Zweifellos trug seine Handlungsweise dazu bei, daß andere, die beim Kongreß anwesend gewesen waren, ebenfalls nachgaben. Es stellte sich heraus, wer wirklich Gott fürchtete und wer in die Schlinge der Menschenfurcht geraten war (Spr. 29:25). Danach verwies die Regierung alle ausländischen Missionare der Zeugen Jehovas des Landes, aber noch im selben Jahr erhielten sie durch einen Erlaß vom Präsidenten die Erlaubnis zurückzukehren.

Oftmals war das Vorgehen von Regierungsvertretern gegen die Missionare auf den Druck der Geistlichkeit zurückzuführen. Manchmal wurde der Druck im verborgenen ausgeübt. In anderen Fällen wußte jeder, woher der Widerstand kam. George Koivisto wird den ersten Vormittag, den er in Medellín (Kolumbien) im Predigtdienst verbrachte, nie vergessen. Plötzlich erschien eine schreiende Rotte von Schulkindern und warf mit Steinen und Lehmklumpen. Die Wohnungsinhaberin, die ihn noch nie zuvor gesehen hatte, nahm ihn schnell mit ins Haus und schloß geschwind die hölzernen Fensterläden. Dabei entschuldigte sie sich fortwährend wegen des Benehmens der Rotte draußen. Als die Polizei kam, gaben einige Leute dem Lehrer die Schuld, denn er habe den Schülern freigegeben. Ein anderer rief: „Nein! Es war der Pfarrer! Er hat über Lautsprecher gesagt, die Schüler sollten hinausgelassen werden, um die Protestantes mit Steinen zu bewerfen.“

Die Missionare brauchten gottgefälligen Mut und Liebe zu den Schafen. Elfriede Löhr und Ilse Unterdörfer wurden in das Gasteiner Tal in Österreich gesandt. In kurzer Zeit konnten sie bei Personen, die nach geistiger Speise hungerten, eine Menge biblische Literatur zurücklassen. Doch die Geistlichkeit reagierte mit Widerstand. Sie stachelte Schulkinder an, die Missionarinnen auf der Straße anzuschreien und vor ihnen herzurennen, damit die Wohnungsinhaber ihnen nicht zuhörten. Die Leute bekamen Angst. Die Missionarinnen bekundeten jedoch Liebe und Ausdauer und konnten auf diese Weise einige erfolgversprechende Bibelstudien beginnen. Als ein öffentlicher Vortrag gehalten werden sollte, stellte sich der Hilfspfarrer herausfordernd vor die Zusammenkunftsstätte. Aber er verschwand wieder, als die Missionarinnen auf die Straße gingen, um die Leute willkommen zu heißen. Er holte einen Polizisten und kehrte zurück, um die Zusammenkunft zu stören. Das gelang ihm aber nicht. Nach einiger Zeit konnte dort eine eifrige Versammlung gegründet werden.

Unn Raunholm und Julia Parsons wurden in kleinen Ortschaften in der Nähe von Ibarra (Ecuador) immer wieder mit dem Pöbel konfrontiert, der von einem Geistlichen aufgehetzt worden war. Jedesmal, wenn die Missionarinnen nach San Antonio kamen, verursachte der Geistliche einen Aufruhr. Deshalb beschlossen die Schwestern, ihre Tätigkeit auf einen anderen Ort namens Atuntaqui zu konzentrieren. Aber eines Tages forderte der Dorfpolizist Schwester Raunholm ganz aufgeregt auf, den Ort schnellstens zu verlassen. „Der Priester organisiert gerade eine Demonstration gegen Sie, und ich habe nicht genug Männer, um Sie zu schützen“, erklärte er. Sie kann sich noch lebhaft an die Ereignisse erinnern: „Die Menge war hinter uns her. Die weiß-gelbe Fahne des Vatikans wehte vor der Gruppe, und der Priester rief: ,Es lebe die katholische Kirche!‘ ,Nieder mit den Protestanten!‘ ,Es lebe die Jungfräulichkeit der Jungfrau!‘ ,Es lebe die Beichte!‘ Die Menge wiederholte jeden Spruch Wort für Wort.“ Dann wurden die Zeuginnen von einigen Männern in das Gewerkschaftshaus hineingebeten, wo sie sicher waren. Dort gaben die Missionarinnen all denen Zeugnis, die neugierig hereinkamen, um zu sehen, was vor sich ging. Sie verbreiteten ihre gesamte Literatur.

Kurse, durch die besondere Bedürfnisse gestillt werden sollen

Seitdem die ersten Missionare von der Gileadschule ausgesandt worden sind, ist die Organisation der Zeugen Jehovas in erstaunlichem Maße gewachsen. Als die Schule 1943 eröffnet wurde, gab es nur 129 070 Zeugen in 54 Ländern (103 Länder, wenn man von den Landesgrenzen Anfang der 90er Jahre ausgeht). Im Jahre 1992 sind es weltweit 4 472 787 Zeugen in 229 Ländern und Inselgebieten gewesen. Wegen dieses Wachstums haben sich die Bedürfnisse der Organisation geändert. Zweigbüros, die sich früher um weniger als hundert Zeugen in einigen wenigen Versammlungen gekümmert haben, beaufsichtigen jetzt die Tätigkeit von Zehntausenden Zeugen, und eine ganze Reihe dieser Zweige erachten es für notwendig, selbst Literatur zu drucken, um diejenigen auszurüsten, die sich am Evangelisierungswerk beteiligen.

Um den veränderten Bedürfnissen gerecht zu werden, wurde 18 Jahre nach der Eröffnung der Gileadschule ein zehnmonatiger Schulkurs im Hauptbüro der Gesellschaft eingerichtet, der besonders für Brüder gedacht war, die in den Zweigbüros der Watch Tower Society große Verantwortung trugen. Einige hatten zuvor den fünfmonatigen Gilead-Schulkurs mitgemacht, andere nicht. Für alle Teilnehmer war die besondere Schulung, die sie im Hinblick auf ihre Aufgaben erhielten, von Nutzen. Es wurde behandelt, wie in bestimmten Situationen vorzugehen ist und wie man im Einklang mit biblischen Grundsätzen organisatorische Mängel beheben kann, was zur Vereinheitlichung beitrug. Der Kurs schloß analytische Vers-für-Vers-Betrachtungen der ganzen Bibel ein. Die Teilnehmer erhielten außerdem einen Überblick über die Religionsgeschichte, eine ins einzelne gehende Schulung in der Führung eines Zweigbüros, eines Bethelheims und einer Druckerei und Anweisungen für die Beaufsichtigung des Predigtwerkes, die Gründung neuer Versammlungen und die Erschließung neuer Gebiete. Diese Kurse (dazu gehörte auch der letzte, den man auf acht Monate verkürzte) wurden von 1961 bis 1965 in der Weltzentrale in Brooklyn (New York) durchgeführt. Viele der Absolventen sandte man in die Länder zurück, wo sie zuvor tätig gewesen waren; mehrere wurden in andere Länder geschickt, wo sie einen wertvollen Beitrag zum Werk leisten konnten.

Als Vorbereitung auf weitere Ausdehnung, die man in Übereinstimmung mit biblischen Prophezeiungen erwartete, wurde am 1. Februar 1976 in den Zweigbüros der Gesellschaft etwas Neues eingeführt (Jes. 60:8, 22). Es sollte nicht wie bisher nur ein Zweigaufseher mit seinem Gehilfen ein Zweigbüro beaufsichtigen, sondern die leitende Körperschaft ernannte drei oder mehr befähigte Brüder dazu, als Zweigkomitee zu amtieren. Größere Zweige konnten sogar ein Komitee aus sieben Mitgliedern haben. Um alle diese Brüder zu schulen, wurde ein besonderer fünfwöchiger Gileadkurs in Brooklyn (New York) geplant. Von Ende 1977 bis 1980 erhielten 14 Klassen, die von Mitgliedern der Zweigkomitees aus aller Welt besucht wurden, in der Weltzentrale diese besondere Schulung. Es war eine günstige Gelegenheit, die Arbeitsvorgänge zu vereinheitlichen und zu verbessern.

In der Gileadschule wurden weiterhin diejenigen ausgebildet, die langjährige Erfahrung im Vollzeitdienst hatten sowie bereit und in der Lage waren, ins Ausland zu gehen; aber mehr Missionare wurden benötigt. Um die Ausbildung zu beschleunigen, wurden in anderen Ländern Außenstellen der Gileadschule eingerichtet, damit die Studenten nicht erst Englisch lernen mußten, bevor sie die Schule besuchen konnten. Spanischsprachige Studenten absolvierten 1980/81 die Gilead-Kulturschule von Mexiko. Dadurch konnte ein unmittelbarer Bedarf an qualifizierten Verkündigern in Mittel- und Südamerika gedeckt werden. In den Jahren 1981/82, 1984 und 1992 wurden auch in Deutschland Klassen der Außenstelle der Gileadschule unterrichtet. Von dort aus schickte man die Absolventen nach Afrika, Osteuropa, Südamerika und auf verschiedene Inseln. Weitere Kurse wurden 1983 in Indien durchgeführt.

Da eifrige einheimische Zeugen zusammen mit den Missionaren das Königreichswerk ausgedehnt haben, hat die Zahl der Zeugen Jehovas rasch zugenommen, weshalb neue Versammlungen gegründet wurden. Zwischen 1980 und 1987 stieg die Zahl der Versammlungen weltweit um 27 Prozent an, auf insgesamt 54 911. In einigen Gebieten besuchten zwar zahlreiche Personen die Zusammenkünfte und nahmen am Predigtdienst teil, aber die meisten Brüder waren ziemlich neu in der Wahrheit. Dringend benötigt wurden erfahrene christliche Männer, die als geistige Hirten und Lehrer dienen und im Evangelisierungswerk die Führung übernehmen würden. Aus diesem Grund eröffnete die leitende Körperschaft 1987 die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung als Teil des Gilead-Schulprogramms für biblische Unterweisung. Der achtwöchige Kurs schließt ein intensives Studium der Bibel ein, und den geistigen Fortschritten jedes Studenten wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Organisatorische und rechtliche Angelegenheiten sowie die Verantwortlichkeiten der Ältesten und Dienstamtgehilfen werden besprochen; des weiteren werden die Studenten sorgfältig im öffentlichen Reden geschult. Um die laufenden Schulkurse, in denen Missionare ausgebildet werden, nicht zu beeinträchtigen, wurden für die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung andere Stätten benutzt, und zwar in verschiedenen Ländern. Die Absolventen dieser Schule sind in vielen Ländern, in denen sie dringend gebraucht werden, eine große Hilfe.

Die vermehrte Schulung, die durch die Wachtturm-Bibelschule Gilead vermittelt wird, hat also mit den veränderten Bedürfnissen einer schnell wachsenden internationalen Organisation Schritt gehalten.

„Hier bin ich! Sende mich“

Die Missionare bekunden denselben Geist wie der Prophet Jesaja. Als Jehova ihm eine besondere Dienstgelegenheit vor Augen führte, antwortete er: „Hier bin ich! Sende mich“ (Jes. 6:8). Dieser Geist der Bereitwilligkeit hat Tausende junge Männer und Frauen bewogen, ihre gewohnte Umgebung und ihre Verwandten zu verlassen, um dort, wo sie benötigt werden, dazu beizutragen, daß der Wille Gottes geschieht.

Familiäre Umstände haben das Leben vieler Missionare verändert. Eine Reihe von ihnen, die Kinder bekamen, nachdem sie den Missionardienst aufgenommen hatten, waren in der Lage, in dem ihnen zugeteilten Land zu bleiben. Sie gingen, soweit es notwendig war, einer weltlichen Arbeit nach und arbeiteten mit der Versammlung zusammen. Einige mußten nach jahrelanger Missionartätigkeit in ihr Heimatland zurückkehren, um für ihre betagten Eltern zu sorgen oder aus anderen Gründen. Aber sie haben es als ein Vorrecht betrachtet, so lange im Missionardienst tätig gewesen zu sein, wie es ihnen möglich war.

Andere konnten den Missionardienst zu ihrer Lebensaufgabe machen. Um das zu tun, mußten sie verschiedenen Herausforderungen begegnen. Olaf Olson, der sich einer langen Missionarlaufbahn in Kolumbien erfreut hat, gestand: „Das erste Jahr war das schwerste.“ Dem war hauptsächlich so, weil er sich in der neuen Sprache noch nicht richtig ausdrücken konnte. Er sagte weiter: „Hätte ich fortwährend an das Land zurückgedacht, das ich verlassen hatte, so wäre ich unglücklich gewesen, aber ich hatte mich entschlossen, mich ganz und gar auf das Leben in Kolumbien einzustellen, mir die Brüder und Schwestern in der Wahrheit zu Freunden zu machen und mein Leben mit dem Predigtdienst auszufüllen, und so wurde mir mein Gebiet bald zur Heimat.“

Das Ausharren der Missionare beruhte nicht unbedingt darauf, daß sie die äußeren Umstände ideal fanden. Norman Barber, der von 1947 bis zu seinem Tod im Jahre 1986 in Birma (heute Myanmar) und in Indien tätig gewesen war, drückte es so aus: „Wer sich darüber freut, daß er von Jehova gebraucht wird, dem ist ein Ort ebenso gut wie ein anderer. ... Offen gestanden, das tropische Klima ist nach meinem Begriff kein ideales Klima, in dem ich leben möchte. Auch ist die Art, wie die Menschen in den Tropen leben, nicht die Lebensweise, die ich persönlich wählen würde. Aber es gibt wichtigere Dinge, die in Betracht gezogen werden müssen, als diese unbedeutenden Punkte. Imstande zu sein, Leuten Hilfe zu leisten, die wirklich geistlich arm sind, ist ein Vorrecht, das zu beschreiben Menschenworte nicht ausreichen.“

Viele andere vertreten denselben Standpunkt. Dieser Geist der Selbstaufopferung hat zum großen Teil zur Erfüllung der Prophezeiung Jesu beigetragen, die besagt, daß vor dem Ende die gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden wird, allen Nationen zu einem Zeugnis (Mat. 24:14).

[Fußnote]

a Der Wachtturm, 15. Februar 1943 (engl.), Seite 60—64.

[Herausgestellter Text auf Seite 523]

Die Wichtigkeit, völlig auf Jehova zu vertrauen und ihm gegenüber loyal zu sein, wurde betont

[Herausgestellter Text auf Seite 534]

Mit Humor ging es leichter

[Herausgestellter Text auf Seite 539]

Geduld, liebevolle Hilfe und, wenn nötig, Festigkeit

[Herausgestellter Text auf Seite 546]

„Leuten Hilfe zu leisten, die wirklich geistlich arm sind, ist ein Vorrecht, das zu beschreiben Menschenworte nicht ausreichen“

[Kasten auf Seite 533]

Klassen der Gileadschule

1943—1960: Schule in South Lansing (New York). 35 Klassen mit insgesamt 3 639 Studenten aus 95 Ländern wurden unterrichtet, von denen die meisten als Missionare ausgesandt wurden. Unter den Studenten befanden sich auch Kreis- und Bezirksaufseher, die in den Vereinigten Staaten tätig waren.

1961—1965: Schule in Brooklyn (New York). 5 Klassen mit insgesamt 514 Studenten wurden unterrichtet, die in Länder geschickt wurden, wo die Watch Tower Society Zweigbüros hat; den meisten Absolventen wurden Verwaltungsaufgaben übertragen. Vier dieser Klassen erhielten zehn Monate Unterricht und eine Klasse acht Monate.

1965—1988: Schule in Brooklyn (New York). 45 Klassen — jede besuchte die Schule 20 Wochen — mit weiteren 2 198 Studenten wurden geschult, die meisten für den Missionardienst.

1977—1980: Schule in Brooklyn (New York); ein fünfwöchiger Gileadkurs für die Mitglieder der Zweigkomitees; es wurden 14 Klassen unterrichtet.

1980—1981: Gilead-Kulturschule von Mexiko; zehnwöchiger Kurs; drei Klassen; 72 spanischsprachige Absolventen wurden auf den Dienst in Lateinamerika vorbereitet.

1981—1982, 1984, 1992: Außenstelle der Gileadschule in Deutschland; zehnwöchiger Kurs; vier Klassen; 98 deutschsprachige Studenten aus europäischen Ländern.

1983: Klassen in Indien; zehnwöchiger Kurs in Englisch; drei Gruppen; 70 Studenten.

Seit 1987: Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung; achtwöchiger Kurs, der an bestimmten Orten in verschiedenen Teilen der Erde durchgeführt wird. Bis zum Jahre 1992 waren Absolventen außerhalb ihres Geburtslandes bereits in über 35 Ländern tätig.

Seit 1988: Schule in Wallkill (New York). Zur Zeit werden dort zwanzigwöchige Kurse als Vorbereitung für den Missionardienst durchgeführt. Es ist geplant, daß die Schule nach Fertigstellung des Wachtturm-Schulungszentrums in Patterson (New York) dorthin verlegt werden wird.

[Kasten auf Seite 538]

Internationale Studentenschaft

Die Studenten, die die Gileadschule absolvierten, gehörten vielen Nationen an und kamen aus über 110 Ländern.

Die erste internationale Gruppe war die sechste Klasse (1945/46).

Für ausländische Studenten beantragte man bei den amerikanischen Behörden ein Visum, das für die Dauer des Studiums gültig sein sollte. Daraufhin erkannte die US-Schulbehörde an, daß in der Gileadschule Bildung vermittelt wird, die mit der von Fachhochschulen und ähnlichen Lehranstalten zu vergleichen ist. Seit 1953 haben daher die Konsuln der Vereinigten Staaten in der ganzen Welt die Watchtower Bible School of Gilead auf ihrer Liste der anerkannten Lehranstalten. Die Schule wurde in der Publikation „Educational Institutions Approved by the Attorney General“ (Vom Justizminister anerkannte Lehranstalten) vom 30. April 1954 aufgeführt.

[Bilder auf Seite 522]

Studenten der ersten Klasse der Gileadschule

[Bild auf Seite 524]

Albert Schroeder bespricht mit Gileadstudenten Einzelheiten der Stiftshütte

[Bild auf Seite 525]

Maxwell Friend hält im Amphitheater der Gileadschule einen Vortrag

[Bilder auf Seite 526]

Die Abschlußfeiern der Gileadschule waren theokratische Höhepunkte

... einige auf großen Kongressen (New York, 1950)

... einige auf dem Schulgelände (wo N. H. Knorr 1956 vor der Bibliothek der Schule eine Ansprache hält)

[Bilder auf Seite 527]

Gelände der Gileadschule in South Lansing (New York) in den 50er Jahren

[Bild auf Seite 528]

Hermon Woodard (links) und John Errichetti (rechts) in ihrem Dienst in Alaska

[Bild auf Seite 529]

John Cutforth verwendet in Papua-Neuguinea Anschauungsmaterial als Lernhilfe

[Bild auf Seite 530]

Missionare 1950 in Irland mit dem Bezirksaufseher

[Bild auf Seite 530]

Gileadabsolventen 1947 auf dem Weg in ihre Missionarzuteilung in Asien

[Bild auf Seite 530]

Einige Missionare mit Glaubensbrüdern 1969 in Japan

[Bilder auf Seite 530]

Missionare 1956 in Brasilien

... 1954 in Uruguay

... 1950 in Italien

[Bild auf Seite 530]

Die ersten vier Missionare der Gileadschule, die nach Jamaika gesandt wurden

[Bild auf Seite 530]

Das erste Missionarheim in Salisbury (heute Harare) (Simbabwe), 1950

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Malcolm Vigo (1956/57 auf der Gileadschule) mit seiner Frau Louise; sie dienten gemeinsam in Malawi, Kenia und Nigeria

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Robert Tracy (links) und Jesse Cantwell (rechts) mit ihren Frauen — Missionare im Reisedienst 1960 in Kolumbien

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Sprachunterricht in einem Missionarheim in der Côte d’Ivoire

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Ted und Doris Klein fanden 1947 auf den Jungferninseln (USA) viele Menschen, die die biblische Wahrheit hören wollten

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Harvey Logan (vorn Mitte) in den 60er Jahren mit Zeugen vom Volksstamm der Ami vor dem Königreichssaal

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Victor White — ein Bezirksaufseher, der die Gileadschule absolviert hat — hält 1949 auf den Philippinen einen Vortrag

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Margarita Königer in Burkina Faso bei einem Heimbibelstudium

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Unn Raunholm — seit 1958 im Missionardienst — wurde in Ecuador mehrere Male mit dem Pöbel konfrontiert, den ein Geistlicher anführte

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Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung

Erste Klasse, Coraopolis (Pennsylvanien, USA), 1987 (oben)

Dritte Klasse in Großbritannien, in Manchester, 1991 (rechts)