Lesen und sich erinnern
Lehrstück 4
Lesen und sich erinnern
1, 2. Warum ist es für uns wichtig, Gelesenes zu behalten?
1 Für Personen, die nur zum Zeitvertreib, zu ihrer eigenen Unterhaltung, lesen, ist es von geringer Bedeutung, das Gelesene zu behalten. Aber für jemand, der für einen Beruf etwas lernt, ist es wichtig, sich an das zu erinnern, was er in seinen Lehrbüchern liest. Davon hängt ab, ob er eine Prüfung besteht und die von ihm gewählte Beschäftigung aufnehmen kann. Für den christlichen Prediger ist es jedoch noch nötiger, sich an Gelesenes zu erinnern, ob er nun flüchtig oder gewissenhaft liest. Sein Ziel ist es, ein engeres Verhältnis zu Jehova zu bekommen und seinen Predigtdienst zum Lobpreis Jehovas zu verbessern. — 5. Mose 17:19.
2 Der wichtigste Lesestoff des Christen sind die Bibel und solche Veröffentlichungen, die wirklich Hilfe zum Verständnis der Bibel bieten. Er weiß, daß die in der Bibel zu findende Erkenntnis
zu ewigem Leben führt. Dieses Lesen rüstet ihn aus, ein erfolgreicher Prediger zu sein, und hauptsächlich mit diesem Lesen befassen wir uns in der Theokratischen Predigtdienstschule.3, 4. Warum sollten wir das, was wir lesen, auswählen?
3 Durch Lesen Aufschluß in unseren Sinn aufzunehmen läßt sich mit der Nahrungsaufnahme des Magens vergleichen. In beiden Fällen müssen wir auswählen. Selbst wenn der Essende nur seinen Appetit stillt, ist er töricht, falls er seinem Magen etwas Unverdauliches zuführt oder etwas, was dem Körper nicht richtig nützt oder, noch schlimmer, ihn sogar vergiften kann. Damit das Beste bewirkt wird und der Nutzen lange anhält, sollte unser Körper die Nahrung leicht verdauen und aufnehmen können.
4 Ebenso ist es mit unserem Lesen. Ob wir flüchtig oder gewissenhaft lesen, sollte das, was wir in uns aufnehmen, vom Sinn verarbeitet werden können, und es sollte für unseren Sinn von bleibendem Nutzen sein. Offensichtlich ist es unweise, den Sinn mit etwas zu nähren, was unwahr, gottlos oder unsittlich ist und was daher geistige Verdauungsstörungen hervorrufen kann. (Phil. 4:8) Und warum Zeit damit verschwenden, minderwertigen Stoff zu lesen? Ebenso wie wir das auswählen, was wir essen, sollten wir auch das auswählen, was wir lesen.
5, 6. Warum müssen wir Zeit für persönliches Lesen einplanen, und wann könnte man lesen?
5 Zeitplan für persönliches Lesen. Wenn du den richtigen Lesestoff ausgewählt hast, mußt du den nächsten Schritt tun. Dieser besteht darin, einen Leseplan aufzustellen, der dir persönlich paßt. Wenn du dir keinen bestimmten Tag oder Abend zum Lesen einräumst, werden deine Bemühungen wahrscheinlich zu sehr vom Zufall bestimmt sein, als daß sie erfolgreich sein könnten. — Apg. 17:11.
6 Aufmerksames Lesen erfordert genügend Zeit sowie eine Umgebung, die das Nachsinnen über den betrachteten Stoff begünstigt. Aber du wirst nicht nur während längerer Studienzeiten lesen. Wenn du regelmäßig jeden Tag auch nur zehn oder fünfzehn Minuten einräumen kannst, um ein wenig zu lesen, wirst du erstaunt sein, wieviel du schaffen kannst. Manche lesen früh am Morgen oder ehe sie abends zu Bett gehen. Andere lesen unterwegs, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrer weltlichen Arbeitsstelle oder zur Schule fahren, oder in der Mittagspause. In einigen Familien lesen alle gemeinsam täglich fünf oder zehn Minuten nach dem Essen oder kurz vor dem Schlafengehen. Die Regelmäßigkeit, jeden Tag ein wenig zu lesen, führt zu guten Ergebnissen.
7. Welches Ziel sollten wir beim Bibellesen haben?
7 Dein persönlicher Plan sollte auch Zeit für das Lesen der Bibel selbst einschließen. Es ist von großem Wert, sie von vorn bis hinten
durchzulesen. Dies kann man schaffen, wenn man täglich oder wöchentlich eine gewisse Anzahl Kapitel oder Seiten liest. Dein Ziel beim Lesen sollte jedoch nie darin bestehen, überhaupt eine gewisse Menge zu lesen, sondern einen Gesamtüberblick zu erhalten mit der Absicht, dich daran zu erinnern. Nimm dir Zeit, über das Geschriebene nachzusinnen. Wenn du die Bibel liest, kannst du immer sicher sein, daß du die beste erhältliche geistige Speise zu dir nimmst.8, 9. Welchen weiteren Stoff in unser Leseprogramm mit aufzunehmen wäre nützlich?
8 Es ist auch Zeit für das Lesen zur Vorbereitung auf den im Wachtturm-Studium und in anderen Versammlungszusammenkünften behandelten Stoff erforderlich. Es ist gut, an das Kommentargeben in den Zusammenkünften zu denken, aber mache es nicht zu deinem Hauptziel, Antworten zu finden. Versuche vielmehr zu verstehen, was du liest, und denke darüber nach, wie es dein eigenes Leben berührt.
9 Ferner gibt es die Wachtturm-Artikel, die nicht im wöchentlichen Studium der Versammlung betrachtet werden. Auch die Zeitschrift Erwachet! bietet auf ihren Seiten viel aufschlußreichen Stoff. Und hast du die älteren Veröffentlichungen der Gesellschaft in deiner Sprache gelesen? In dem Maße, wie du Zeit findest, den Stoff zu lesen, erwarten dich Segnungen. Der Grad geistigen Wachstums hängt weitgehend von der Regelmäßigkeit und Art der Lesegewohnheiten ab.
10—17. Welche Gewohnheiten werden uns helfen, mehr von dem Gelesenen zu behalten?
10 Gedächtnishilfen. Um vollen Nutzen aus dem zu ziehen, was wir lesen, müssen wir uns daran erinnern. Oft sagen die Menschen, sie erinnerten sich nicht, weil sie ein schlechtes Gedächtnis hätten. In vielen Fällen mag es jedoch einfach ein ungeschultes oder ungenutztes Gedächtnis sein. Es ist weise, wenn wir uns bemühen, den größten Nutzen aus unserem Lesen zu ziehen. Viel von dem Guten ginge verloren, wenn wir das Gelesene schnell vergäßen. Wir müssen lernen, so zu lesen, daß wir uns daran erinnern. Es gibt eine Reihe Anregungen, die sich bei erfahrenen Lesern gut ausgewirkt haben. Sie mögen dir eine Hilfe sein.
11 Versuche, beim Lesen Wendungen oder Wortgruppen statt einzelne Wörter zu lesen. Dadurch kannst du deine Lesegeschwindigkeit erhöhen, und es hilft dir, Gedanken zu erfassen, statt dich mit Wörtern abzumühen. Beim gewöhnlichen Lesen solltest du nicht die Wörter aussprechen oder deine Lippen bewegen und es dir nicht zur Gewohnheit machen, zurückzugehen und etwas noch einmal zu lesen, es sei denn, um dir einen Schlüsselgedanken einzuprägen. Bei schwerem, kompliziertem Stoff mußt du natürlich langsamer vorgehen, um mit Sicherheit den richtigen Gedanken Ps. 1:2) Die Psalmen und Sprüche wurden zum Beispiel nicht zum schnellen Lesen, sondern zum Nachsinnen geschrieben. — Ps. 77:11, 12.
zu erfassen. Vielleicht möchtest du ihn sogar laut oder mit gedämpfter Stimme lesen. (12 Es ist auch eine Hilfe, wenn du mit dem Bleistift in der Hand liest, indem du Schlüsselwörter unterstreichst und besondere Punkte notierst, die du nochmals durchgehen möchtest. Man sollte aber sparsam unterstreichen, denn wenn man es übertreibt, wird der Zweck, die Hauptgedanken auszusondern, vereitelt. Wenn du auf eine besonders wertvolle Erklärung oder auf ein Argument stößt, das man gebrauchen könnte, um einem allgemeinen Einwand im Predigtdienst von Haus zu Haus zu begegnen, ist es nützlich, wenn du dir hinten im Buch die Seite und den Absatz notierst. Dann findest du die Stelle schnell wieder, wenn du sie benötigst. Natürlich solltest du nie etwas in einem Buch vermerken, das dir nicht gehört.
13 Du kannst nicht einfach einen Artikel oder ein Buch durchlesen, ohne innezuhalten und den Aufschluß mit dem zu vergleichen, was du bereits über das Thema weißt — nicht, wenn du wirklich die hervorragenden Punkte behalten möchtest. Lerne, das Gelesene zu analysieren, indem du die angegebenen Gründe und Argumente zur Unterstützung der dargelegten Schlußfolgerungen beachtest. Halte auch nach Grundsätzen Ausschau, die sich auf dein Leben anwenden lassen und die ein Wegweiser für das tägliche Leben sind. Halte inne, um zu erwägen, wie du sie anwenden kannst.
14 Beim gewissenhaften Lesen eines Buches der Gesellschaft ist es oft nützlich, sich zuerst den Titel und die logische Reihenfolge des Inhaltsverzeichnisses anzusehen. Dadurch prägt sich dir das Gesamtthema ein. Wenn du dich darauf vorbereitest, einen Artikel einer Zeitschrift oder ein Kapitel in einem Buch zu lesen, so sieh dir zuerst die verschiedenen Untertitel an. Sie zeigen die Reihenfolge, in der das Thema entwickelt wird. Beachte aufmerksam Sätze, die das Thema betreffen; sie erscheinen gewöhnlich etwa zu Beginn eines jeden Absatzes. Sie zeigen dir oft in gedrängter Form, wovon der Absatz handelt. Konzentriere dich darauf, ein Gesamtbild des Themas deines Lesestoffes zu erhalten.
15 Eine weitere Anregung ist es, zu versuchen, dir das Gelesene vorzustellen, indem du dir als Gedächtnishilfe im Geiste ein Bild davon machst. Sieh in deiner Vorstellung die Handelnden und den Hintergrund, höre die Geräusche und Stimmen, nimm die Gerüche wahr, schmecke die Speisen und Getränke, und habe teil
an der Freude oder am Kummer. Versuche, dich in die beschriebene Handlung hineinzuversetzen. Man kann in seiner Vorstellung alle Sinne arbeiten lassen, um sich den Bibelbericht lebhaft zu vergegenwärtigen. Auf diese Weise lassen sich Abschnitte aus der biblischen Geschichte leichter einprägen.16 Wenn du zum Ende eines Kapitels kommst, so wiederhole es abschließend kurz in Gedanken. Vergleiche dann nochmals deinen gedanklichen Überblick mit dem schriftlichen Stoff.
17 Besprich, wenn möglich, mit jemand anders die gelesenen Gedanken, während sie noch frisch im Gedächtnis sind. Wenn du dich darüber äußerst, prägen sie sich dir tiefer ein, während der andere deinem Wissen über das Thema vielleicht ohne weiteres etwas hinzufügen kann. Wenn du einige nützliche Felddienstgedanken gefunden hast, so gebrauche sie so bald wie möglich in deinem Predigtdienst. Auch dadurch wirst du den Stoff im Gedächtnis festhalten.
18—20. Warum ist es so wichtig, gut lesen zu lernen?
18 Der Wert wirkungsvollen Lesens. Das Lesen übt einen direkten Einfluß auf unser Leben aus. Die Art der Arbeit, die wir tun, die Fähigkeiten, die wir entwickeln, unsere Freude am Leben, unser geistiges Wachstum, all dies ist mit unserer Fähigkeit zu lesen verbunden. Ohne diese Fähigkeit zu lesen bleibt einem viel von dem Reichtum des Lernens und der Erfahrung versagt. Eltern können durch ein systematisches Leseprogramm daheim dazu beitragen, daß sich ihre Kinder im Lesen üben. Von Zeit zu Zeit wäre es gut, deine Kinder aufzufordern, laut zu lesen, zum Beispiel den Tagestext und die Erläuterungen aus der Broschüre Täglich in den Schriften forschen. Wenn du kein fließender Leser bist, würde es sich für dich lohnen, täglich fünfzehn bis dreißig Minuten lang zu üben. In wenigen Monaten wirst du befriedigende Ergebnisse sehen.
19 Gute Lesegewohnheiten, geplante Zeiten zum Lesen und Nachforschen und die Anwendung der verschiedenen hier umrissenen Anregungen werden deine Befähigung im Predigtdienst sehr verbessern. Du wirst mehr von den kostbaren Worten Gottes behalten können, um sie in deinem Leben und im Predigtdienst anzuwenden. Selbst Ältere können ihr Erinnerungsvermögen verbessern, wenn sie die hier dargelegten Punkte anwenden. Niemand sollte glauben, er sei zu alt, um Nutzen daraus zu ziehen.
20 Gott ließ sein großartiges Vorhaben in ein Buch niederschreiben, damit all seine wunderbaren Werke den Menschenkindern bekanntgemacht würden und lange in Erinnerung bleiben sollten. (Ps. 78:5-7) Unsere Wertschätzung für seine Freigebigkeit hierin zeigen wir am besten, indem wir dieses lebengebende Wort fleißig lesen und uns daran erinnern.
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