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Schrifttexte lesen und anwenden

Schrifttexte lesen und anwenden

Lehrstück 25

Schrifttexte lesen und anwenden

1—3. Wie sollten wir, wenn wir Ansprachen halten, Schrifttexte vorlesen?

1 Wenn du mit anderen über das Vorhaben Gottes sprichst, ob privat oder öffentlich von der Bühne aus, dreht sich deine Besprechung um Schrifttexte, die du aus der Bibel vorliest. Das eigentliche Lesen dieser Schrifttexte sollte daher gut sein. Sie sollten nicht auf eine nüchterne Weise gelesen werden. Das Lesen sollte deine Darbietung vielmehr zusätzlich beleben, wenn es seinen Zweck erreichen soll. Aus diesem Grunde wird auf dem Ratschlagzettel der Punkt „Schrifttexte mit Betonung gelesen“ als etwas aufgeführt, was jeder, der ein befähigter Prediger sein möchte, besonders beachten sollte.

2 Schrifttexte sollten mit Gefühl gelesen werden, aber man darf es nicht übertreiben. Wieviel Ausdruckskraft einem Text verliehen wird, sollte vom Text selbst und von seinem Rahmen in der Ansprache abhängen. Die Erörterung sollte dadurch zu einem Höhepunkt gebracht, die Aufmerksamkeit aber nicht auf das Lesen gelenkt werden.

3 Ferner sollte durch das Lesen die Aufmerksamkeit auf den Teil des Textes gelenkt werden, der dein Argument stützt. Es sollte den Punkt klarmachen, um die Zuhörer zu überzeugen. So flößt das Lesen von Schrifttexten mit der richtigen Betonung Vertrauen ein. Dadurch erhält das Lesen Autorität.

4, 5. Was ist damit gemeint, die „richtigen Worte zu betonen“? Veranschauliche es.

4 Richtige Worte betont. Der Grund, weshalb ein Text gelesen wird, sollte bestimmen, was betont werden soll. Wenn jeder Gedanke, der im Text zum Ausdruck kommt, gleich stark betont wird, tritt nichts hervor, und der Zweck deines Argumentes geht verloren. Vergewissere dich daher, daß in erster Linie die Worte hervorgehoben werden, die den Gedanken übermitteln, für den der Schrifttext verwendet wird.

5 Wenn du zum Beispiel Hesekiel 18:4 gebrauchst, um zu beweisen, daß die Sünde nicht zu ewiger Qual, sondern zum Tode führt, würdest du wie folgt lesen: „Die Seele, die sündigt — sie selbst wird sterben“, indem du die kursiv gedruckten Wörter besonders betonst. Wenn du aber den Gedanken hervorhebst, daß nicht nur der Leib, sondern tatsächlich die Seele stirbt, würdest du die Betonung verschieben und lesen: „Die Seele, die sündigt — sie selbst wird sterben.“ Was du betonst, sollte von dem Grund bestimmt werden, warum du den Schrifttext vorliest.

6—12. Welche Möglichkeiten haben wir, die gedankentragenden Worte eines Textes hervorzuheben?

6 Wirkungsvolle Methode der Betonung angewandt. Die gedankentragenden Worte, die du hervorheben möchtest, können auf verschiedenerlei Weise betont werden, und das Mittel, das du gebrauchst, sollte mit dem Schrifttext und mit dem Rahmen der Ansprache in Einklang sein.

7 Dieser Gesichtspunkt des Merkmals „Schrifttexte mit Betonung gelesen“ soll nicht alle Möglichkeiten der mündlichen Betonung erschöpfen. Du wirst mit diesen Einzelheiten ausführlicher zu tun haben, wenn du an der sinngemäßen Betonung arbeitest. Aber hier werden einige Methoden angeführt, die dir helfen sollen, die Fähigkeit zu erlangen, deine Schrifttexte wirkungsvoll vorzulesen.

8 Betonung durch die Stimme. Dies schließt jede Veränderung der Stimme ein, ob in der Höhe, im Tempo oder in der Stärke, wodurch sich die gedankentragenden Worte vom übrigen Satz abheben.

9 Pausen. Diese können entweder vor oder nach dem ausschlaggebenden Teil deines Schrifttextes oder davor und danach eingelegt werden. Eine Pause unmittelbar vor dem Lesen eines Hauptgedankens erzeugt Erwartung; eine Pause danach vertieft den Eindruck.

10 Wiederholung. Du kannst einen besonderen Punkt dadurch betonen, daß du dich unterbrichst und das Wort oder den Ausdruck nochmals liest. Diese Methode sollte mit Vorsicht angewandt werden.

11 Gesten. Körperbewegungen und auch der Gesichtsausdruck können oft dazu beitragen, ein Wort oder einen Ausdruck hervorzuheben.

12 Ton der Stimme. Gelegentlich kann der Ton, in dem gewisse Wörter gelesen werden, ihre Bedeutung berühren und sie abheben, aber auch hier sollte man Vorsicht walten lassen, besonders in der Anwendung von Sarkasmus.

13, 14. Wie können wir die Schlüsselgedanken eines Textes betonen, wenn dieser vom Wohnungsinhaber vorgelesen wird?

13 Vom Wohnungsinhaber gelesene Texte. Wenn ein Wohnungsinhaber einen Text liest, mag er die falschen Wörter oder gar nichts betonen. Was kannst du dann tun? Im allgemeinen ist es in einem solchen Fall am besten, wenn du die Anwendung des Textes zeigst, um die Punkte, die du hervorheben möchtest, zu betonen. Nach dem Lesen könntest du die Aufmerksamkeit des Wohnungsinhabers auf diese Wörter lenken, indem du sie wiederholst oder Fragen stellst.

14 Es gibt eine andere Möglichkeit, dies zu tun, aber sie erfordert Vorsicht und Takt. Du könntest während des Lesens an einer passenden Stelle unterbrechen, wobei du dich entschuldigst, und dann die Aufmerksamkeit besonders auf das gelesene Wort oder den Ausdruck lenken, den du betonen möchtest. Wenn dir dies möglich ist, ohne den Wohnungsinhaber in Verlegenheit zu bringen oder ihn dir zum Gegner zu machen, kann das wirkungsvoll sein, aber du solltest davon sparsam Gebrauch machen.

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15—17. Warum ist es wichtig, die Anwendung der Schrifttexte zu erklären?

15 Um dein Ziel zu erreichen, genügt es gewöhnlich nicht, einen Text zu lesen, selbst wenn dies mit Betonung geschieht. Gelegentlich könnte der Schrifttext zwar selbst als Anwendung des Gedankens dienen, den du bei deiner Erörterung im Sinn hast. Aber meistens ist es nötig, die Aufmerksamkeit nochmals auf die gedankentragenden Worte des Textes zu lenken und dann zu zeigen, wie sie auf dein Argument anzuwenden sind. Dies ist auf dem Ratschlagzettel mit dem Punkt „Anwendung der Schrifttexte erklärt“ gemeint. Denke daran, daß der Durchschnittsmensch nicht mit der Bibel vertraut ist und deinen Gedanken nicht nach nur einmaligem Lesen in sich aufnehmen kann. Die Schlüsselwörter nochmals zu betonen und sie anzuwenden läßt die Gedanken eindringen.

16 Damit du einen Text anwenden kannst, muß dieser zu deinem Argument passen, und er muß allgemein richtig eingeführt werden. Ferner solltest du, wenn du ans Lehren denkst, die Anwendung so einfach wie möglich gestalten.

17 Außerdem mußt du ein klares Verständnis des Textes haben, und die Anwendung muß genau sein. Betrachte den Zusammenhang, die verwendeten Grundsätze oder die betreffenden Personen, wenn die Verwendung des Schrifttextes dies verlangt. Gebrauche einen Schrifttext nie auf eine Weise, die nicht mit dem übereinstimmt, was der Schreiber im Sinn hatte. Folge hinsichtlich der Anwendung genau den Veröffentlichungen der Gesellschaft.

18. Wie können wir anzuwendende Schlüsselwörter wirkungsvoll aussondern?

18 Anzuwendende Worte ausgesondert. Vor oder während der Anwendung des Textes sollten die Schlüsselwörter gewöhnlich nochmals betont werden. Dadurch soll sichergestellt werden, daß alles im Text, was sich nicht auf deine Erörterung bezieht, untergeordnet oder an die zweite Stelle gerückt wird. Die Wörter selbst, die im Text erscheinen, müssen zu diesem Zweck nicht tatsächlich wiederholt werden, obwohl es im allgemeinen so gemacht wird. Aber in gewissen Fällen kannst du auf irgendeine andere Weise die Aufmerksamkeit deiner Zuhörer auf die ausgesonderten Gedanken lenken, die betrachtet werden. Eine Möglichkeit, dies zu tun, besteht einfach darin, Synonyme zu verwenden, um deinen Gedanken nochmals darzulegen. Eine andere Möglichkeit ist die, Fragen zu stellen. Wenn zu deiner Darbietung ein Wohnungsinhaber gehört, kannst du deine Fragen so ausdrücken, daß er die Schlüsselgedanken äußern muß.

19—22. Auf welche nachträglichen Ergänzungen bezieht sich der Punkt „Einführungsgedanke klargemacht“?

19 Einführungsgedanke klargemacht. Dies bedeutet lediglich, dafür zu sorgen, daß der Zweck, zu dem du den Text verwendest, klar verstanden und erkannt wird. Vielleicht hast du es aus irgendeinem Grund nicht nötig oder wünschenswert gefunden, den Text auf förmliche Weise einzuführen. Das bedeutet nicht, daß der Gedanke des Textes nicht klargemacht werden müßte. Aber in der Regel hast du dein Argument vor dem Lesen des Textes wenigstens irgendwie vorbereitet. Nun mußt du dafür sorgen, daß noch etwas folgt, um die Verwendung des Textes abzurunden.

20 Deine Zuhörer und die Wichtigkeit des Gedankens in der Gesamtdarbietung des Stoffes bestimmen, inwieweit eine Anwendung gezeigt werden muß. Es genügt im allgemeinen nicht, den Text lediglich zu besprechen. Du mußt die im Text betonten Gedanken mit deinem Einführungsargument verbinden. Du mußt deutlich erklären, worin die Verbindung besteht.

21 Je einfacher die Anwendung sein kann, während sie dennoch den Zweck erfüllt, desto besser ist es. Sie sollte frei von allen Einzelheiten sein, die nicht damit in Beziehung stehen. Dies kannst du erreichen, indem du deine Erörterung auf so wenige Tatsachen wie möglich beschränkst und dann nur das hinzufügst, was nötig ist, um sie verständlich zu machen. Wenn etwas in der Einleitung unbeantwortet geblieben ist, muß es in der Anwendung ergänzt werden.

22 An dieser Stelle des Fortschrittes im Programm der Vortragsschulung sollten Einfachheit und Direktheit dein Ziel sein. Wenn du dies erreichst, spiegelt sich bei dir im Lesen und Anwenden von Schrifttexten die Fähigkeit eines erfahrenen Lehrers wider.

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