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Wiederholung und Gesten

Wiederholung und Gesten

Lehrstück 26

Wiederholung und Gesten

1—3. Warum ist die Wiederholung eine wesentliche Lehrmethode?

1 Dein Ziel beim Sprechen sollte darin bestehen, Aufschluß zu vermitteln, an den sich deine Zuhörer erinnern werden und den sie sich zunutze machen können. Wenn sie ihn vergessen, geht der Nutzen verloren. Eines der hauptsächlichsten Mittel, durch die du ihnen helfen kannst, sich das, was du sagst, einzuprägen, ist die Wiederholung der Punkte, die am wichtigsten sind. Ganz richtig heißt es, Wiederholung sei die Mutter eines guten Gedächtnisses. Die Wiederholung ist eine wesentliche Lehrmethode. Du hast ihren Wert bereits in Verbindung mit der Verwendung von Schrifttexten kennengelernt. Aber der Punkt „Nachdruck durch Wiederholung“ ist auf deinem Ratschlagzettel getrennt aufgeführt, weil er auch auf andere Teile deiner Ansprache Anwendung hat.

2 Um dir zu helfen, darin geübt zu werden, Nachdruck durch Wiederholung anzuwenden, wollen wir die Sache von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten. Sie betreffen zwei verschiedene Mittel zur Wiederholung; bei beiden hat man ein anderes Ziel vor Augen. Eine Wiederholung der Hauptpunkte dient als Gedächtnishilfe. Eine Wiederholung nicht verstandener Punkte fördert das Verständnis.

3 Nicht nur die Darlegung, sondern auch die Vorbereitung ist bei der Betrachtung dieses Merkmals wichtig. Du mußt im voraus festlegen, welche Gedanken eine Wiederholung verlangen und wann es am besten wäre, sie zu wiederholen.

4—6. Beschreibe, wie sich die „fortschreitende“ und die „abschließende“ Zusammenfassung verwenden läßt, um Hauptpunkte zu wiederholen.

4 Wiederholung der Hauptpunkte. Eine Wiederholung der Hauptpunkte erreicht man häufig durch eine Zusammenfassung. Wir werden zwei hervorragende Arten der Zusammenfassung besprechen und sie die „fortschreitende“ und die „abschließende“ Zusammenfassung nennen.

5 Die fortschreitende Zusammenfassung besteht in einer Wiederholung der wesentlichen Teile jedes betrachteten Hauptpunktes, wobei man in jede nachfolgende Zusammenfassung die wesentlichen Teile der vorangegangenen Hauptpunkte einbezieht. Auf diese Weise wird der Faden der Ansprache ständig fester gezogen.

6 Am Ende der Ansprache wird durch eine abschließende Zusammenfassung, ob sie in Verbindung mit fortschreitenden Zusammenfassungen verwendet wird oder nicht, alles zusammengezogen, und die ganze Ansprache kann durch einige kurze Darlegungen wiederholt werden. Gelegentlich ist es eine Hilfe, die genaue Zahl der Punkte, die wiederholt werden sollen, zu erwähnen. Dies ist eine weitere Gedächtnishilfe.

7—10. Wie kann eine Wiederholung von Punkten nach Art einer Zusammenfassung interessant ausgearbeitet werden?

7 Eine Zusammenfassung braucht keine trockene Wiederholung oder nochmalige Darlegung der Punkte oder Gedanken zu sein. Man kann sie auf verschiedenerlei Weise durchführen: durch eine Veranschaulichung, durch die Verwendung eines Schrifttextes, dadurch, daß man von einem anderen Gesichtspunkt aus an die Sache herangeht, durch Vergleiche oder Gegensätze, dadurch, daß man Parallelen zieht, durch die Verwendung von Synonymen oder von Fragen. So könnte eine sehr praktische Zusammenfassung eines öffentlichen Vortrages aus einem kurzen, fünfminutigen Teil bestehen, in dem die grundlegenden Bibeltexte und Hauptargumente des Vortrages gebraucht werden. Das wäre der ganze Vortrag in Form eines Überblicks, etwas, was fast jeder mitnehmen und sich zunutze machen kann.

8 Die zusammenfassende Art der Wiederholung ist besonders in Verbindung mit Ansprachen eine Hilfe, die Vernunft und Logik einschließen, und die zwischen der Besprechung und der kurzen Wiederholung vergehende Zeit trägt mit dazu bei, die Gedanken im Sinn der Zuhörer tiefer zu verankern. Es ist jedoch nicht immer nötig, einen Gedanken zusammenzufassen. Er kann oft später einfach nochmals als wirkungsvolle Grundlage für einen anderen zu entwickelnden Punkt genannt werden.

9 Eine andere Möglichkeit, Hauptpunkte zu wiederholen, besteht darin, sie in der Einleitung der Ansprache zu umreißen und dann mit einer umfassenden Entwicklung dieser Punkte im Hauptteil zu folgen. Diese Wiederholung verankert die Gedanken noch mehr im Sinn.

10 Wenn man mit diesen verschiedenen Möglichkeiten, Hauptpunkte zu wiederholen, vertraut wird, kann man viel tun, um eine Ansprache interessant und brauchbar und auch einprägsamer werden zu lassen.

11—14. Welche Schlüsselfaktoren spielen eine Rolle bei der Wiederholung nicht verstandener Punkte?

11 Wiederholung nicht verstandener Punkte. Ob du einen Punkt um des Verständnisses willen wiederholen solltest oder nicht, hängt fast völlig von deinen Zuhörern ab. Wenn es ein wesentlicher Punkt ist und er ihnen ohne die Gelegenheit, ihn mehr als einmal zu hören, nicht klar sein würde, mußt du ihn irgendwie nochmals betrachten, damit du nicht zum Schluß deiner Ansprache kommst, ohne daß dir deine Zuhörer folgen konnten. Unnötige Wiederholungen dagegen, die nicht um der Betonung willen verwendet werden, machen die Ansprache wortreich und uninteressant.

12 Denke bei der Vorbereitung der Ansprache an deine Zuhörer. Dadurch sollte es dir möglich sein, die besonderen Schwierigkeiten, die deine Zuhörer haben könnten, in etwa vorauszusehen. Bereite dich darauf vor, solche Gedanken irgendwie zu wiederholen, so daß sie von verschiedenen Gesichtspunkten aus zu sehen sind.

13 Wie kannst du wissen, ob man dich nicht versteht? Schau deine Zuhörer an. Beobachte ihren Gesichtsausdruck, oder stelle, wenn du mit ein oder zwei Personen sprichst, Fragen.

14 Aber beachte folgendes: Dein Ziel erreichst du nicht immer durch die Wiederholung derselben Worte. Lehren bedeutet mehr als das. Wenn deine Zuhörer dich nicht beim erstenmal verstanden haben, mag es nicht genügen, lediglich dieselben Worte nochmals zu sagen, damit du besser verstanden wirst. Was kannst du tun? Du mußt anpassungsfähig werden. Das mag erfordern, deiner Ansprache etwas aus dem Stegreif hinzuzufügen. Wie erfolgreich du als Lehrer bist, wird weitgehend dadurch bestimmt, ob du es lernst, mit den Bedürfnissen deiner Zuhörer fertig zu werden.

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15—18. Wie kann man lernen, beschreibende Gesten zu verwenden?

15 Auch Gesten verleihen dem, was du sagst, mehr Nachdruck, und sie verstärken oft die Bedeutung des gesprochenen Wortes. Auf diese Weise ergänzen und beleben sie die Gedanken. Fast niemand spricht, ohne irgendwelche Gesten zu machen. Wenn du also auf der Bühne keine Gesten machst, wissen deine Zuhörer, daß du nicht entspannt bist. Aber wenn du natürliche Gesten machst, werden die Zuhörer nicht an dich denken; sie werden an das denken, was du sagst. Gesten helfen dir, indem sie dich anregen, deine Gefühle entfachen und so deine Darbietung beleben. Sie sollten nicht einem Buch entnommen werden. Du hast nie einstudiert, zu lächeln oder zu lachen oder ungehalten zu sein; es ist also nicht nötig, die Gesten eines anderen nachzuahmen, und je natürlicher und spontaner sie sind, desto besser. Der Gesichtsausdruck ist eng mit den Gesten verbunden, um dem gesprochenen Wort Gefühl zu verleihen.

16 Gesten bilden je nach ihrer Art zwei allgemeine Klassen: beschreibende und betonende.

17 Beschreibende Gesten. Durch beschreibende Gesten wird eine Handlung ausgedrückt, oder es werden dadurch Ausdehnung und Lage gezeigt. Sie sind am leichtesten zu erlernen. Wenn du also Schwierigkeiten hast, auf der Bühne Gesten zu machen, so versuche es zunächst mit einfachen, beschreibenden Gesten.

18 Wenn du in der Schule an diesem Merkmal arbeitest, so sei nicht mit nur ein oder zwei Gesten zufrieden. Versuche, während der Ansprache oft Gesten zu machen. Suche zu diesem Zweck nach Wörtern, die Richtung, Entfernung, Größe, Fläche, Geschwindigkeit, Lage, einen Gegensatz, Lagebeziehungen oder einen Vergleich zeigen. Falls nötig, kennzeichne diese Wörter irgendwie in deinen Notizen, um dich daran zu erinnern, an den betreffenden Stellen Gesten zu machen. Setze diese Gewohnheit fort, selbst wenn du beim erstenmal ein „G“ bekommst. Nach einigen Ansprachen wirst du feststellen, daß du deine Gesten nicht mehr zu vermerken oder im voraus daran zu denken brauchst, und du wirst natürliche Gesten machen.

19, 20. Welchem Zweck dienen betonende Gesten?

19 Betonende Gesten. Betonende Gesten bringen Gefühl und Überzeugung zum Ausdruck. Sie heben Gedanken hervor und beleben und verstärken sie. Daher sind betonende Gesten erforderlich. Aber nimm dich in acht! Es sind gewöhnlich betonende Gesten, die zu Eigenarten werden. Um dies zu verhindern, solltest du vermeiden, gewisse Gesten ständig zu wiederholen.

20 Wenn deine Schwierigkeit darin besteht, daß du bei den Gesten gewisse Eigenarten hast, so beschränke dich eine Zeitlang ausschließlich auf beschreibende Gesten. Hast du erst einmal Erfahrung mit Gesten dieser Art, dann sollten betonende Gesten etwas Selbstverständliches werden. Wenn du Erfahrung bekommst und auf der Bühne ungezwungener wirst, bringen deine betonenden Gesten deine inneren Empfindungen auf natürliche Weise zum Ausdruck, wodurch sich deine Überzeugung und Aufrichtigkeit zeigt. Sie geben deiner Rede mehr Sinn.

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