Langweilst du dich zu Hause?
Kapitel 9
Langweilst du dich zu Hause?
1—3. (a) Was meinst du, warum in vielen Familien heute Langeweile herrscht? (b) Ist es unbedingt falsch, wenn man seine Interessen außerhalb der Familie erweitert?
WENN auch jede Familie anders ist, so haben doch viele junge Leute eines gemeinsam: Langeweile. In der Vergangenheit scheint dieses Problem nicht ganz so schlimm gewesen zu sein. Noch vor Jahren haben die Familien mehr gemeinsam unternommen und waren deswegen fester zusammengefügt. Aber heute ist für viele junge Leute das „Zuhause“ nicht mehr als ein Ort, wo sie essen und schlafen können.
2 Hast du manchmal unter Langeweile zu leiden? Wenn ja, dann kann das die Freude an deinem Elternhaus sehr beeinträchtigen. Vielleicht hast du manchmal Lust, dich selbständig zu machen und dir das Leben auf deine Weise interessant zu gestalten.
3 In gewisser Hinsicht ist dies eine natürliche Entwicklung in der Jugend. Während du heranwächst, erweitert sich ganz natürlich dein Gesichtskreis. Deine Wißbegier nimmt zu. Du möchtest gern etwas Neues ausprobieren, experimentieren. Die Frage ist nur: Wie wird sich dein erweiterter Gesichtskreis auswirken? Wird es dir jetzt zu Hause langweilig, und hast du es satt, von deinen Eltern erzogen und beaufsichtigt zu werden? Was ist meistens die Ursache für Langeweile, und wie kann man damit fertig werden?
AUF DIE EINSTELLUNG KOMMT ES AN
4—6. (a) Wieso ist größtenteils die eigene Einstellung entscheidend dafür, ob man sich langweilt oder nicht? (b) Was könntest du persönlich tun, um die Atmosphäre in der Familie zu verbessern? (Philipper 2:3, 4).
4 Es stimmt zwar, daß es in einigen Familien echte
Probleme gibt, die den Frieden und die Zufriedenheit erheblich behindern. Doch weit öfter ist deine eigene Einstellung ausschlaggebend dafür, ob das Familienleben für dich erfreulich oder langweilig ist. Wieso kann man das sagen? Weil einige junge Leute Freude am Leben haben, während sich andere unter den gleichen Umständen langweilen. Der Unterschied ist nur, daß einige eine bessere Einstellung zum Familienleben haben. Um also mit Langeweile und vielen anderen Problemen fertig zu werden, kommt es hauptsächlich darauf an, welche Einstellung du zu den Dingen hast.5 Sieh die Sache doch einmal so an: In jeder Familie herrscht eine ganz bestimmte Atmosphäre. Diese Atmosphäre entsteht nicht durch eine Einzelperson, sondern jedes Glied der Familie trägt etwas dazu bei. Wie sieht es bei euch in der Familie aus? Herrscht eine herzliche, fröhliche Atmosphäre? Habt ihr ein gutes Verhältnis zueinander, führt ihr bei den Mahlzeiten interessante Gespräche, unternehmt ihr vieles gemeinsam, und tut ihr gern etwas füreinander? Oder geht jeder seine eigenen Wege und kümmert sich wenig um die anderen? Was gefällt dir besser?
6 Es ist leicht, anderen die Schuld zu geben, wenn nicht alles so geht, wie man gern möchte. Doch bevor du dich beklagst, frage dich einmal: „Was trage ich persönlich dazu bei, daß in der Familie eine gute Atmosphäre und ein guter Geist herrschen? Was habe ich schon getan, um die Situation zu verbessern?“ Wenn sich ein Schiff mühsam durch die stürmische See kämpft, nützt es nicht viel, wenn sich ein Matrose in eine Ecke setzt und jammert. In einem solchen Fall heißt es: „Alle Mann an Deck!“, und jeder muß Hand anlegen, damit das Schiff sicher durch die tosende See an das gewünschte Ziel gelangt.
7—9. Was kann uns helfen, Langeweile zu überwinden, ganz gleich, welche Arbeit wir verrichten müssen?
7 Oft erkennen junge Leute nicht, welchen Wert die Aufgaben haben, die ihnen aufgetragen werden. Denke einmal darüber nach, wie deine Schulaufgaben und die
Arbeiten, die du zu Hause oder am Arbeitsplatz zu verrichten hast, dein Leben und auch das Leben anderer jetzt und in der Zukunft beeinflussen. Wenn du das tust, kannst du deine Aufgaben zielbewußt erfüllen. Dann wird dich das Leben nicht langweilen, sondern du wirst Freude daran haben.8 Tatsächlich werden oft gerade durch die Aufgaben, die du langweilig finden magst, in dir die Eigenschaften und Gewohnheiten gefördert, die dazu beitragen, daß du im Leben Erfolg hast. Hier ein Beispiel: Hast du schon einmal, sofern du ein Junge bist, ein Modellflugzeug gebaut? Zuerst mußtest du die vielen Teile des Gerippes zusammensetzen und dieses dann bespannen. Beim fertigen Flugzeug mag das Gerippe gar nicht mehr sichtbar gewesen sein. Doch ohne seinen Halt und seine Form wäre das Flugzeug nutzlos gewesen. Oder hast du, sofern du ein Mädchen bist, dir je ein Kleid selbst geschneidert? Die Nähte, die du genäht hast,
mögen beim fertigen Kleid nicht mehr sichtbar gewesen sein. Aber ohne diese unsichtbaren Stiche wäre kein Kleid entstanden.9 Ähnlich verhält es sich mit vielem, was du in der Schule oder bei deiner Arbeit zu Hause lernst. Es sind Einzelheiten, die schließlich ein Ganzes ausmachen und dazu beitragen können, daß du im Leben Erfolg hast. Gerade einfache und oft uninteressante, sich ständig wiederholende Aufgaben oder Arbeiten können dir helfen, Ausdauer und Entschlossenheit zu lernen und charakterfest zu werden.
INITIATIVE UND ERWEITERTE INTERESSENGEBIETE
10—12. (a) Woran liegt es gewöhnlich, wenn jemand mit seiner Freizeit nichts anzufangen weiß? (b) Durch welche Art der Freizeitbeschäftigung wird dies noch gefördert?
10 Oft hört man die Klage, daß man mit der Freizeit nichts anzufangen weiß. Meistens liegt es aber nicht daran, daß es nichts Interessantes und Lohnendes zu tun gibt, sondern daran, daß die Betreffenden nicht genug Initiative und Phantasie haben und es ihnen an Ideen fehlt. Es mag aber auch ein Zeichen davon sein, daß ihr Interessengebiet sehr begrenzt ist.
11 Das gegenwärtige System tut wenig, um die Menschen zu ermuntern, die Initiative zu ergreifen, besonders zu Hause. Selbst junge Leute sind heute daran gewöhnt, Zuschauer zu sein statt aktive Teilnehmer. Wie verbringst du die meiste Zeit zu Hause? Siehst du fern, hörst du dir Schallplatten an, oder schaust du anderen zu, die bei Sportwettkämpfen mitspielen?
12 Das ist viel leichter, als selbst etwas zu tun oder zu lernen. Aber es fördert letzten Endes auch die Langeweile. Du machst dich dadurch sehr von der Unterhaltung anderer abhängig; du bist dann nicht imstande, selbst etwas zu tun, um das Leben interessant zu gestalten. Für Kleinkinder mag das in Ordnung sein, aber nicht für heranreifende junge Menschen.
13, 14. Welche Tätigkeiten, die Initiative verlangen, machen dir Freude?
13 Wie umfangreich ist dein Interessengebiet? Es gibt unzählige nützliche Dinge, die man tun kann, und die verschiedensten Wissensgebiete, die man erforschen kann. Etwas zu lesen ist anstrengender, als fernzusehen, aber man hat weit mehr davon. Es gibt keine Tätigkeit, keinen Beruf, kein Handwerk, kein Land, kein Volk und kein Tier, über die noch nichts geschrieben worden wäre. Je mehr du liest, desto mehr Freude findest du am Lesen und desto besser wird dein Auffassungsvermögen. Du solltest aber nicht nur zum Zeitvertreib lesen. Du solltest feststellen, was für dich von Wert ist. Dann kannst du zielbewußt lesen, und dann wirst du dein jetziges und dein künftiges Leben bereichern und lernen, wie man etwas tut.
14 Natürlich tut nicht jeder das gern, was andere gern tun. Die einen möchten lernen, Holz oder Metall zu bearbeiten, während die anderen lieber fotografieren oder Pflanzen ziehen. Manche Mädchen kochen und backen gern, während andere lieber nähen oder jemanden frisieren. Etwas Neues zu lernen, sei es zu Hause oder anderswo, und sich dann darin so weit zu verbessern, daß man Qualitätsarbeit leisten kann, erfüllt einen mit Befriedigung und macht das Leben interessant.
15—18. (a) Wie wirkt es sich auf unser Leben aus, wenn wir es uns zur Gewohnheit machen, etwas für andere zu tun? (Apostelgeschichte 20:35). (b) Was ist eines der wertvollsten Dinge, die ein jugendlicher Christ für andere tun kann? (Matthäus 24:14; 1. Timotheus 4:16). (c) Warum ist bei jeder lohnenswerten Tätigkeit Ausdauer wichtig?
15 Wenn es dir schwerfällt, dich für etwas zu begeistern, was dir selbst nützen würde, warum dann nicht etwas für jemand anders tun? Du kannst damit gleich zu Hause anfangen. Eine Arbeit, die du uninteressant finden würdest, wenn du sie für dich selbst tun müßtest, kann interessant werden, wenn du sie für jemand anders — für einen Familienangehörigen, einen Freund oder besser noch für einen Bedürftigen — tun kannst. Du wirst darin tiefe Befriedigung finden, und du hast dafür unzählige Möglichkeiten. Warte nicht erst, bis dich jemand um etwas bittet.
Wenn du etwas tust, was der andere gar nicht erwartet, kannst du ihn damit überraschen, und dann bereitet es dir noch mehr Freude. Probiere es einmal aus.16 Es gibt noch eine Möglichkeit, wie du für andere etwas Gutes tun kannst. Junge Leute, die von Gottes Verheißung, eine neue Ordnung herbeizuführen, wirklich begeistert sind, finden, daß ihr Leben dadurch sinnvoller geworden ist, daß sie diese gute Botschaft an andere weitergeben. Menschen zu finden, die nach der Wahrheit hungern, und ihnen helfen zu können ist eine sehr dankbare Aufgabe. Zwar lehnen die meisten Menschen die Wahrheit ab, aber das beeinträchtigt die anregende Wirkung dieser Tätigkeit nicht. Im Gegenteil, sie wird dadurch erst recht interessant. Um sie ausüben zu können, braucht man Ausdauer und Glauben. Das sind wichtige Faktoren zur Bekämpfung der Langeweile.
17 Der Apostel Paulus sagte über unseren Dienst für Gott: „Laßt uns nicht nachlassen, das zu tun, was vortrefflich ist, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten“ (Galater 6:9). In ähnlicher Weise solltest du, wenn du Fähigkeiten entwickeln möchtest, die schließlich wirklich einem sinnvollen Zweck dienen, nicht nachlassen, bis du die Früchte deiner Arbeit ernten kannst.
18 Im Laufe der Zeit kannst du dann dein Interessengebiet erweitern und dir noch andere Fähigkeiten aneignen. Auf diese Weise wirst du ein besserer, interessanterer und wertvollerer Mensch werden. Deine Eltern und andere werden dich dann gern um sich haben, und du wirst zu Hause nicht unter Langeweile leiden.
[Studienfragen]
[Bild auf Seite 68]
Wenn ein Schiff in Seenot ist, müssen alle Hand anlegen. Trägst du mit zum Frieden bei, wenn es zu Hause Probleme gibt?