SIERRA LEONE UND GUINEA
1915-1947 Kleine Anfänge (Teil 1)
Das Licht der Wahrheit erhellt das Land
Durch biblischen Lesestoff aus England fand 1915 die gute Botschaft das erste Mal ihren Weg nach Sierra Leone. Mitte des Jahres traf in Freetown dann der erste getaufte Diener Jehovas ein: der 31-jährige Alfred Joseph aus Guyana (Südamerika). Er hatte sich erst vor Kurzem auf der westindischen Insel Barbados taufen lassen. In Freetown angekommen, arbeitete er als Lokomotivführer und wohnte in einer Arbeitersiedlung der Eisenbahn in Cline Town, etwa 3 km vom Cotton Tree entfernt. Er legte gleich damit los, seinen Nachbarn von der Botschaft der Bibel zu erzählen.
Alfred hatte die Wahrheit durch Elvira Hewitt kennengelernt. Ihr Sohn, Leonard Blackman, kam 1916 nach Freetown. Alfred und Leonard waren schon auf Barbados Arbeitskollegen. Jetzt wohnten sie Tür an Tür und hatten jede Woche zu zweit ihre kleine Bibelrunde. Sie gaben auch gern anderen etwas zum Lesen.
Schon bald stellten sie fest: Freetowns Felder waren „weiß . . . zur Ernte“ (Joh. 4:35). Also schrieb Alfred 1923 an die Weltzentrale in New York: „Hier sind sehr viele an der Bibel interessiert. Könnt Ihr uns jemand schicken, der sich um diese Menschen kümmern kann und uns dabei hilft, das Werk in Sierra Leone voranzutreiben?“ Die Antwort: „Wir schicken jemand!“
Alfred erzählte, wie es weiterging: „Einige Monate danach, an einem Samstag, klingelte plötzlich spätabends das Telefon.
,Haben Sie bei der Watch Tower Society wegen Predigern angefragt?‘, hieß es am anderen Ende.
,Ja.‘
,Nun, hier bin ich!‘, schallte es aus dem Hörer.
Das war William R. Brown. Er rief aus dem Gainford Hotel an, kurz nachdem er mit seiner Frau Antonia und seiner kleinen Tochter angekommen war.
Gleich am nächsten Vormittag — Leonard und ich waren gerade in unser Bibelstudium vertieft — stand auf einmal eine imposante Erscheinung in der Tür: William R. Brown. Er war so Feuer und Flamme für die Wahrheit, dass er bereits am nächsten Tag einen öffentlichen Vortrag halten wollte. Wir mieteten sofort den größten Saal in Freetown: die Wilberforce Memorial Hall. Am folgenden Donnerstagabend sollte Bruder Brown den ersten von vier Vorträgen halten.
Unsere kleine Truppe machte sofort tüchtig Werbung für die Vorträge: in der Zeitung, durch Faltblätter
und Mundpropaganda. Wir waren gespannt, wie die Menschen reagieren würden, aber es gab keinen Grund zur Sorge. Etwa 500 drängten sich in den Saal, darunter viele Geistliche von Freetown. Wir waren überglücklich!“Während des einstündigen Vortrags gebrauchte Bruder Brown fleißig die Bibel und projizierte gleichzeitig die Schriftstellen auf eine Leinwand. Dabei betonte er immer wieder: „Das sagt nicht Brown, sondern die Bibel.“ Die Zuhörer waren hin und weg und applaudierten nach jeder einzelnen Erklärung. Es war nicht seine grandiose Art zu reden, die sie beeindruckte, sondern dass er alles hieb- und stichfest mit der Bibel bewies. Ein junger Theologiestudent im Publikum brachte es auf den Punkt: „Herr Brown kennt die Bibel!“
Bruder Browns Vorträge waren das Gesprächsthema der Stadt und sie zogen die Massen nur so an. Am Sonntag darauf — der Saal war wieder brechend voll — hielt er den Vortrag: „In die Hölle und zurück! Wer ist dort?“ Diese biblische Wahrheit war so machtvoll, dass sogar viele Prominente aus ihrer Kirche austraten.
Der vierte und letzte Vortrag „Millionen jetzt Lebender werden nie sterben“ fand ein besonders großes Echo. Ein Freetowner erzählte später: „Die Kirchen mussten ihre Abendgottesdienste ausfallen lassen, weil alle ihre Mitglieder bei Bruder Browns Vortrag waren.“
William R. Brown und die Bibel waren unzertrennlich. Immer wieder betonte er, dass sie die oberste Autorität ist. Deshalb bekam er den Spitznamen „Bibel-Brown“. Mit der Zeit war der Name in ganz Westafrika ein Begriff. Diesen Namen trug Bruder Brown bis ans Ende seines Lebens auf der Erde voller Stolz.