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Die unschuldigen Opfer des Kindesmißbrauchs

Die unschuldigen Opfer des Kindesmißbrauchs

„ICH bin jetzt fast 40 Jahre alt“, sagt Sonja. * „Und obwohl die Sache sogar schon über 30 Jahre zurückliegt, quält sie mich immer noch. Ich bin zornig, fühle mich schuldig und habe Eheprobleme. Andere versuchen mitzuempfinden, aber sie können es einfach nicht.“ Welches Problem hat Sonja? Sie ist als Kind sexuell mißbraucht worden, und die Folgen sind nach wie vor spürbar.

Sonja ist bei weitem kein Einzelfall. Umfragen zeigen, daß eine beängstigende Anzahl Frauen — und Männer — diese Art der Mißhandlung erlitten haben. * Weit davon entfernt, nur ein seltener Akt abnormalen Verhaltens zu sein, ist sexueller Mißbrauch von Kindern ein weitverbreitetes Übel, das sich durch alle sozialen, wirtschaftlichen, religiösen und rassischen Gruppen hindurchzieht.

Glücklicherweise würde die große Mehrheit der Männer und Frauen nicht einmal daran denken, ein Kind auf diese Weise zu mißhandeln. Doch eine gefährliche Minderheit hat diese krankhafte Neigung. Und entgegen der Klischeevorstellung sind nur wenige, die Kinder mißbrauchen, geistesgestörte Mörder, die auf Spielplätzen herumschleichen. Bei den meisten handelt es sich um Personen, die sich nach außen hin völlig normal geben. Sie befriedigen ihre perversen Begierden dadurch, daß sie sich an gutgläubige, vertrauensselige und wehrlose Kinder heranmachen — gewöhnlich an ihre eigenen Töchter. * Vor anderen mögen sie sie freundlich und liebevoll behandeln; sind sie aber mit den Kindern allein, drohen sie ihnen, sind gewalttätig und setzen sie einer demütigenden, entwürdigenden sexuellen Belästigung aus.

Zugegeben, es ist schwer zu begreifen, daß solche Greuel in scheinbar anständigen Familien vorkommen. Allerdings wurden schon in biblischer Zeit Kinder zur „kurzweiligen Befriedigung ... sinnlicher Leidenschaft“ benutzt (The International Critical Commentary; vergleiche Joel 3:3). Die Bibel sagte folgendes voraus: „Dieses aber erkenne, daß in den letzten Tagen kritische Zeiten dasein werden, mit denen man schwer fertig wird. Denn die Menschen werden eigenliebig sein, ... ohne natürliche Zuneigung, ... ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten.“ Daher sollte es uns nicht überraschen, daß Kindesmißbrauch heute weit verbreitet ist (2. Timotheus 3:1, 3, 13).

Kindesmißbrauch muß keine physischen Narben hinterlassen. Auch ist nicht allen Erwachsenen, die als Kind mißbraucht wurden, ihre Betrübtheit anzusehen. Doch ein alter Spruch lautet: „Auch beim Lachen kann das Herz Schmerz empfinden“ (Sprüche 14:13). Ja, viele Opfer haben tiefe seelische Narben zurückbehalten — unsichtbare Wunden, die noch nicht verheilt sind. Warum verursacht Kindesmißbrauch bei einigen solchen Schaden? Warum heilt die Zeit die Wunden nicht? Das Ausmaß dieses traurigen Problems verlangt, daß wir uns damit befassen. Einiges, was jetzt folgt, mag zwar nicht angenehm zu lesen sein — besonders wenn jemand selbst als Kind mißbraucht wurde. Aber wer so etwas erlebt hat, kann sicher sein, daß es für ihn Hoffnung gibt und daß er sich davon erholen kann.

^ Abs. 2 Alle Namen wurden geändert.

^ Abs. 3 Da es viele Definitionen von sexuellem Mißbrauch gibt und die Methoden der Befragung völlig unterschiedlich sind, ist es fast unmöglich, genaue Statistiken zu erhalten.

^ Abs. 4 Die meisten Opfer werden von ihrem Vater oder ihrem Stiefvater sexuell mißbraucht, aber auch von älteren Geschwistern, von Onkeln, Großvätern, erwachsenen Bekannten und Fremden. Die große Mehrzahl der Leidtragenden ist zwar weiblich, doch der hier gegebene Aufschluß ist größtenteils auf beide Geschlechter anzuwenden.