Aids in Afrika — Eine Warnung an die Welt
Aids in Afrika — Eine Warnung an die Welt
„WENN Sie 6 Jahre lang jedes Jahr eine Geliebte oder einen Geliebten haben und das gleiche auf alle Ihre Geliebten zutrifft, so haben Sie praktisch mit 45 000 Menschen sexuellen Kontakt.“ Diese einfache Rechnung von Dr. K. E. Sapire, die in der südafrikanischen Zeitschrift Continuing Medical Education wiedergegeben wurde, illustriert das enorme Risiko einer Aidsinfektion für Personen mit promiskuitivem Lebenswandel.
Warum sich dann also auf Afrika konzentrieren?
Weil das, was dort geschieht, eine Warnung an die Welt ist. Nicht nur in Afrika ist eine promiskuitive Lebensweise weit verbreitet. Es ist eine globale Erscheinung. „Gefährdet ist letzten Endes“, so der Aidsspezialist Dr. Dennis Sifris, „jeder sexuell aktive Mensch auf der Welt, der mehr als einen Partner hat.“ Und gemäß dem Magazin U.S.News & World Report ist nach den heutigen Maßstäben selbst „die Ehe kein Garant für Heterosexualität — oder Treue — und somit kein vollkommener Schutz gegen Aids“.
Aus gutem Grund hieß es daher in der Zeitschrift African Affairs: „Die Epidemie könnte sich woanders wiederholen.“ Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die afrikanische Krise schon dabei ist, sich in vielen anderen Teilen der Welt zu wiederholen.
Wie das Nachrichtenmagazin Newsweek berichtete, holen sich beispielsweise in Brasilien „Heterosexuelle in rasant zunehmendem Maße Aids von ihren infizierten Geliebten“. Nach Schätzungen des brasilianischen Gesundheitsministeriums sind bereits eine halbe Million HIV-positiv. Dr. Carlos Alberto Morais de Sá, Leiter der Aidsforschung am Krankenhaus der Gaffrée-e-Guinle-Universität in Rio de Janeiro, erklärt: „Wenn nichts unternommen wird, werden wir uns mit einer Katastrophe für die Volksgesundheit konfrontiert sehen.“
Auch die Vereinigten Staaten sind bedroht. „Die Zahl der heterosexuellen Fälle ist zwar relativ gering“, schrieb das Nachrichtenmagazin Time, „aber sie ist im letzten Jahr [1990] um 40 % angestiegen und damit schneller als in jeder anderen Gruppe.“ In der Woche nachdem bekanntgegeben worden war, daß der berühmte Sportler Magic Johnson sich bei heterosexuellen Kontakten mit Aids angesteckt hatte, wurden die Telefonleitungen medizinischer Dienste von panikerfüllten Anrufern blockiert, die verzweifelt um weitere Informationen über die Krankheit baten.
Auch aus Asien kommen beunruhigende Signale einer drohenden Katastrophe. Dieser Teil der Erde hat von 1988 bis heute eine Zunahme an HIV-Positiven von so gut wie null bis auf eine Million erlebt. „Afrikanische Infektionsraten werden sich dagegen bescheiden ausnehmen“, lautete die Voraussage Dr. Jim McDermotts nach einer Untersuchungsmission in Asien. Weiter führte er aus: „Ich bin davon überzeugt, daß Asien der schlafende Riese einer weltweiten Aidsepidemie ist.“
Alle Versuche, die Entstehung oder Ausbreitung von Aids einem einzelnen Kontinent oder einer einzelnen nationalen Gruppe anzulasten, sind sinn- und zwecklos. Dr. June Osborn, Dekanin des Instituts für Volksgesundheit an der Universität von Michigan (Vereinigte Staaten), erklärte unverblümt: „Es kommt nicht darauf an, wer man ist, sondern was man tut.“
Wird Aids weiterhin überall Verheerungen anrichten? Gibt es eine Lösung des Problems, oder wird Aids letztendlich riesige Gebiete Afrikas und anderer Erdteile entvölkern?
[Bildnachweis auf Seite 8]
WHO-Foto: H. Anenden; Hintergrund: NASA photo