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 Was sagt die Bibel?

Sollten Christen religiöse Titel gebrauchen?

Sollten Christen religiöse Titel gebrauchen?

MAN hört viel darüber, daß es heute in der Christenheit zuwenig Geistliche gibt, doch herrscht unter ihnen kaum ein Mangel an religiösen Titeln. Einige Titel klingen bescheiden, andere hochgestochen. Hier ein paar Beispiele:

  • Geistlicher: „Hochwürden“, „Ehrwürden“.
  • Anglikanischer Bischof: „Hochehrwürdigster Herr Bischof“.
  • Katholischer Bischof (in Italien): „ Seine Exzellenz, der Erlauchteste und Hochehrwürdigste Monsignore“.
  • Kardinal: „Seine Eminenz“.
  • Der Papst: „Allerheiligster Vater“.

Die Titel „Hochwürden“ und „Bischof“ sind schon so lange in Gebrauch, daß sich die meisten Kirchenmitglieder daran gewöhnt haben. Heißt die Bibel jedoch die Verwendung dieser Titel gut?

„Hochwürden“, „Bischof“ und „Kardinal“

In der King James Version erscheint der Ausdruck „ehrwürdig“ nur einmal, und zwar in Psalm 111:9, wo es heißt: „Heilig und ehrwürdig ist sein Name.“ Wessen Name? Im nächsten Vers lesen wir: „Der Anfang der Weisheit ist die Furcht vor dem HERRN“ (Psalm 111:10). In einer katholischen Übersetzung lauten die beiden Textpassagen wie folgt: „Sein Name ist heilig und furchtgebietend. Der Anfang der Weisheit ist Jahwefurcht“ (Echter-Bibel). Gemäß dem Wort Gottes gebührt Gottesfurcht oder Ehrerbietung also ausschließlich Jehova, dem Allmächtigen. Ist es daher richtig, sie Menschen zukommen zu lassen?

„Wenn jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt eine hohe Aufgabe“ (1. Timotheus 3:1, Lutherbibel, rev. Text 1984). In der Revidierten Elberfelder Bibel heißt der Text wie folgt: „Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.“ Diejenigen unter den ersten Christen, die Verantwortung trugen, wurden als „Älteste“ oder „Aufseher“ bezeichnet. Wurden diese Begriffe als Titel verwendet? Nein. Jene Männer wurden niemals „Bischof Petrus“ oder „Ältester Jakobus“ genannt. Darum gebrauchen reife christliche Männer unter Jehovas Zeugen, die in einer der Versammlungen als Älteste dienen, den Begriff nie als Titel. Die Ausdrücke „Ältester“ und „Aufseher“ (Bischof) beziehen sich auf Männer, die ein verantwortungsvolles Amt bekleiden, das ihnen Autorität verleiht. Sie sagen auch etwas über die Befähigung und die Arbeit der ernannten Männer aus.

Wie verhält es sich mit dem Titel „Kardinal“? Ist er in der Bibel zu finden? Nein, in keiner  Übersetzung. Tatsächlich gibt die katholische Kirche zu, daß der Titel nicht biblisch ist. In der New Catholic Encyclopedia wird erklärt: „Das Wort leitet sich von dem lateinischen Wort cardo ab, das ‚Türangel‘ bedeutet, und, um mit den Worten Papst Eugens IV. zu sprechen, ‚wie die Tür eines Hauses sich in den Angeln dreht, so ruht der Heilige Stuhl, die Tür der gesamten Kirche, auf dem Kardinalskollegium und findet dort Unterstützung‘.“ Dieses Nachschlagewerk sagt außerdem, daß „Kardinälen das Privileg zusteht, mit ‚Eminenz‘ angesprochen zu werden“. Ihre Position erlaubt ihnen auch, einen roten Kardinalsmantel und einen roten Kardinalshut zu tragen. Hatten die Apostel solche „Privilegien“? Die Bibel antwortet mit Nein.

„Herr“, „Monsignore“ und „Vater“

Sollten Geistliche „Herr“ genannt werden? So spricht man anglikanische Bischöfe an. Katholische Prälaten werden häufig mit „Monsignore“ angeredet, was „mein Herr“ bedeutet. Geistliche der Niederländischen Reformierten Kirche werden in einigen Ländern mit dominee angeredet — ein Titel, der sich von dem lateinischen Wort dominus herleitet, das „Herr“ bedeutet. Jesus wies seine Jünger jedoch an: „Ihr wisset, daß die Fürsten der Völker sich als Herren über sie gebärden . . . Nicht so soll es unter euch sein“ (Matthäus 20:25, 26, Stuttgarter Kepplerbibel). Auch der Apostel Petrus schrieb: „Spielt nicht die Herren über die euch Anvertrauten, sondern seid Vorbilder für die Herde“ (1. Petrus 5:3, Pattloch-Bibel). Als Jesus seinen Jüngern demütig die Füße wusch, sagte er zu ihnen: „Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’s auch“ (Johannes 13:13, Lu). Wäre es korrekt, einen Menschen mit einem Titel anzureden, der Gott oder seinem Sohn gebührt?

Ist die Verwendung des religiösen Titels „Vater“ angemessen? Unter Katholiken und Anglikanern ist er weit verbreitet. Auch „Pater“, was ebenfalls „Vater“ bedeutet, ist vielerorts üblich. Jesus lehrte seine Jünger indes: „Auch sollt ihr keinen auf Erden Vater nennen; denn e i n e r ist euer Vater, der im Himmel ist“ (Matthäus 23:9, Allioli-Bibel). Die New English Bible drückt es ähnlich aus: „Nennt keinen Menschen auf Erden ‚Vater‘. “ Warum gehorchen Geistliche und ihre Anhänger diesem Gebot des Herrn Jesus Christus nicht?

Der römische Papst wird gewöhnlich mit „Heiliger Vater“ angeredet. Sein italienischer Mitarbeiterstab spricht ihn allerdings auch oft mit Santissimo Padre an, was „Allerheiligster Vater“ bedeutet. „Heiliger Vater“ ist ein Titel, der nur einmal in der Bibel vorkommt (Johannes 17:11). Er gebührt nur dem Allerhöchsten. Ist es angebracht, unvollkommene irdische Geschöpfe mit diesem Titel anzureden?

Religiöser Mißbrauch

Lesen wir einmal aufmerksam Matthäus 23:1-12 im Zusammenhang. Jesus spricht dort über die Pharisäer, eine führende Sekte des Judentums. Sie achteten pedantisch auf jeden Buchstaben des mosaischen Gesetzes. Sie kleideten und verhielten sich mit Vorliebe auf eine Weise, die die Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Sie stellten ihre Religion zur Schau — ihre Art, sich zu kleiden, ihre hervorragenden Plätze bei Gastmählern, das Belegen der vorderen Sitze in den Synagogen und ihre Ehrentitel. Sie verlangten sogar, daß ihnen größerer Respekt gezollt wurde als den Eltern. Sie wollten Vater genannt werden. Jesus zeigt jedoch, daß alle seine Nachfolger gleich sind, da sie alle Kinder Gottes sind. Jeder Titel, der auf das Gegenteil schließen läßt, ist eine überhebliche Aneignung von etwas, was Gott gebührt. Daher verbietet Jesus, das Wort „Vater“ als Ehrentitel in religiösem Sinne zu gebrauchen. Er besteht darauf, daß seine Nachfolger nur einen einzigen Vater im Glauben haben, Jehova.

Ist es nicht eindeutig, daß viele Geistliche sozusagen auf „heiligem Boden“ stehen, der Gott und seinem Sohn vorbehalten ist, und daß ein Großteil der Ehrerbietung, die eigentlich ihm und seinem Sohn gebührt, unvollkommenen Menschen erwiesen wird? Wahre Christen vermeiden heute schmeichlerische religiöse Titel und stellen keinen Menschen auf einen religiösen Sockel. Unter Jehovas Zeugen ist die einzige Anrede für Diener Gottes „Bruder“ (2. Petrus 3:15). Das ist in Einklang mit den Worten Jesu: „Ihr aber seid alle Brüder“ (Matthäus 23:8, Al).