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Eine spektakuläre Segelschiffparade

Eine spektakuläre Segelschiffparade

Eine spektakuläre Segelschiffparade

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN FRANKREICH

IM JULI 1999 VERSAMMELTEN SICH VIELE DER SCHÖNSTEN SEGELSCHIFFE DER WELT IN ROUEN IM NORDEN FRANKREICHS ZU DER POMPÖSEN VERANSTALTUNG „ARMADA DES JAHRHUNDERTS“. DREISSIG GROSSE SEGELSCHIFFE MACHTEN AN DEN INSGESAMT KNAPP 7 KILOMETER LANGEN KAIS FEST, DIE EIGENS FÜR DEN ANLASS VORBEREITET WORDEN WAREN.

Das Ereignis wurde als „das maritime Spektakel des Millenniums“ angepriesen. Konzerte, Feuerwerke, nautische Ereignisse und Ausstellungen von maritimen Gemälden und Fotos begleiteten die Attraktion.

Am 9. Juli stand die grandiose Ankunft der Segelschiffe auf dem Programm. In den darauffolgenden zehn Tagen strömten Millionen von Besuchern aus Frankreich und anderen europäischen Ländern in Scharen an die Kais.

Einige Schiffe — wie die Dar Młodziezy (Polen), die Khersones (Ukraine), die Statsraad Lehmkuhl (Norwegen) und die Libertad (Argentinien) — sind wahrhafte Meeresriesen: Sie sind 100 Meter lang, und der höchste Mast erhebt sich 50 Meter über das Wasser.

Große Schiffe aus 16 Ländern waren zu sehen, unter anderem aus Belgien, Deutschland, Irland, Portugal, Rußland, Uruguay und Venezuela. Am stärksten vertreten waren die Niederlande mit sechs Schiffen. Dazu gehörten die stattliche Dreimastbark Europa und das alte Schiff Oosterschelde, ein dreimastiger Toppsegelschoner, der 1918 vom Stapel gelassen wurde und früher Holz, Salzhering, Lehm, Getreide, Heu und Obst zwischen Afrika, den Mittelmeerländern und Nordeuropa hin und her transportierte.

Die „Armada“ bot den Besuchern die einmalige Gelegenheit, ihre Neugier zu stillen. Die Gangways wurden heruntergelassen, so daß jeder problemlos und ohne Eintritt zahlen zu müssen, an Deck gehen konnte.

Einige der Schiffe haben in Filmen mitgespielt. Das norwegische Schiff Christian Radich spielte beispielsweise eine Hauptrolle in dem 1958 gedrehten Film Windjammer. Das aus Holz gebaute alte Schiff mit dem dänischen Namen Kaskelot (Pottwal) war in etlichen Filmen mit dabei, unter anderem in dem französischen Film Beaumarchais — Der Unverschämte und in einem Remake von Die Schatzinsel.

Die polnische dreimastige Iskra zeichnet sich dadurch aus, daß die drei Masten unterschiedliche Takelagen haben. Sie besitzt einen Fockmast mit (viereckigem) Quer- oder Rahsegel, einen Großmast mit (trapezförmigem) Gaffelsegel und einen Besanmast mit (dreieckigem) Bermudasegel.

Einige der alten Schiffe, die in Rouen zu sehen waren, konnten aus ihrem nassen Grab geborgen oder davor bewahrt werden. So haben begeisterte Fans zum Beispiel das wunderschöne uruguayische Schiff Capitán Miranda restauriert und damit gerettet. Die Étoile Molène, die Anfang der 1980er Jahre im Hafen von Douarnenez (Bretagne) gesunken war, wurde wieder flottgemacht und dank viel liebevoller Pflege zu neuem Leben erweckt.

Eine lokale Vereinigung von Amateurfunkern beschloß, während der Festveranstaltung eine Verbindung zwischen dem Schiff Mir und der russischen Weltraumstation Mir herzustellen. Am 17. Juli um 10.27 Uhr gelang endlich die Verbindung zwischen dem dreimastigen Schiff und seinem „Schwesterschiff“ im Weltall. Kapitän Sorochow konnte sich mit Kommandant Afanasjew, der sich auf der ungefähr 350 Kilometer höher gelegenen Raumstation befand, unterhalten.

Den Höhepunkt der „Armada“ bildete am Sonntag, den 18. Juli eine Parade von Rouen entlang der Seine bis hin zum offenen Meer. Hunderttausende von Schaulustigen säumten die 120 Kilometer lange Strecke und winkten der Besatzung auf den Schiffen zu, die an den alten normannischen Dörfern, Abteien und Schlössern vorbeizogen.

Danach segelten die prächtigen Schiffe wieder davon, um an einer Regatta teilzunehmen oder an einem Film oder irgendeiner anderen spektakulären Veranstaltung in einem fernen Hafen mitzuwirken. An den Kais setzte wieder der reguläre Betrieb ein. Die Stadt Rouen wird jedoch nie vergessen, daß sie — zumindest zehn Tage lang — einmal Dreh- und Angelpunkt der Segelschiffahrt war.

[Karte auf Seite 10]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Honfleur

Seine

Rouen

[Bildnachweis]

Maps on pages 10, 17, and 31: Mountain High Maps® Copyright © 1997 Digital Wisdom, Inc.

[Bild auf Seite 10]

Die mexikanische Dreimastbark „Cuauhtemoc“

[Bild auf Seite 10]

Die elegante „Étoile Molène“ wurde aus ihrem nassen Grab geborgen

[Bildnachweis]

© GAUTHIER MARINES/Photo Jo Gauthier

[Bild auf Seite 10]

Ein Gemälde vom Hafen in Rouen (1855), als auf der Seine Segelschiffe verkehrten

[Bildnachweis]

Charles-Louis Mozin, Port de Rouen, vue générale © Rouen, Musée des Beaux-Arts

[Bild auf Seite 11]

Rouen, „die Stadt der einhundert Kirchtürme“, wurde ein Wald von Schiffsmasten

[Bildnachweis]

© GAUTHIER MARINES/Photo Jo Gauthier