Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

Warum bin ich so mager?

Warum bin ich so mager?

Junge Leute fragen sich:

Warum bin ich so mager?

JUSTIN ist schlank und durchtrainiert, fühlt sich aber trotzdem nicht wohl in seiner Haut. „Ich will ein paar Kilo zulegen“, räumt er ein. Deshalb hat er seine Ernährung umgestellt: Er nimmt jetzt fünf Mahlzeiten mit insgesamt 4 000 Kalorien am Tag zu sich. Das zusätzliche Gewicht soll natürlich aus reinem Muskelgewebe bestehen. Also sagt er weiter: „An manchen Tagen steh’ ich früh auf und geh’ vor der Arbeit mit einem Kumpel ins Fitneßstudio zum Krafttraining.“

Vanessa ist auch eher schmal, doch sie findet ihr Gewicht in Ordnung. „Als ich jünger war, haben mich die anderen Kinder immer als ‚Bohnenstange‘ gehänselt“, erinnert sie sich. „Aber ich mach’ mir nichts mehr daraus. Ich bin nun mal so und gebe mich damit zufrieden.“

Sich damit zufriedengeben, wie man ist — das hört sich an wie ein guter Rat. Allerdings fällt es dir womöglich schwer, ihn zu befolgen. Als Teenager bist du wahrscheinlich gerade in der „Blüte der Jugend“ (1. Korinther 7:36). Vor allem in der Pubertät, wenn dein Körper sprunghafte Veränderungen durchmacht, kann es ziemlich turbulent zugehen. Während dieser Phase wachsen Körperteile unterschiedlich schnell, so daß die Proportionen von Armen, Beinen und Gesichtszügen hoffnungslos aus dem Gleichgewicht geraten zu sein scheinen. * Vielleicht kommst du dir unbeholfen vor und glaubst, unvorteilhaft auszusehen. Außerdem wachsen nicht alle Jugendlichen gleich schnell. Deshalb kann es gut sein, daß andere in deinem Alter schon einen muskulös gebauten Körper oder weibliche Rundungen aufweisen, während du noch vergleichsweise mager bist.

Über Jugendliche, die glauben, zu dick zu sein, ist schon viel geschrieben worden, aber Jugendliche, die sich für zu mager halten, werden oft übersehen. Das kann vor allem unter bestimmten Volksgruppen und in manchen Ländern ein Problem sein, in denen es nicht als Schönheitsideal gilt, schlank zu sein. Ein schlankes Mädchen wird dort womöglich gnadenlos gehänselt, weil es angeblich „dürr“ ist.

Wie ergeht es den Jungs? Laut der Forscherin Susan Bordo „ließen Studien zur Selbstwahrnehmung in den Jahrzehnten vor 1980 darauf schließen, daß Frauen nur lauter Makel an sich feststellten, wenn sie in den Spiegel schauten“. Und die Männer? Bordo sagt weiter: „Männer schauten in den Spiegel und waren entweder mit ihrem Aussehen zufrieden oder bildeten sich sogar mehr darauf ein, als tatsächlich gerechtfertigt war.“ Doch seit einigen Jahren ändert sich das langsam. Bordo verweist darauf, daß mittlerweile ein Viertel aller Schönheitsoperationen Männer an sich vornehmen lassen, und sieht einen Zusammenhang zwischen dem zur Zeit kräftig steigenden Interesse von Männern an körperlicher Fitneß und den „perfekten“ männlichen Körpern, die in den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Ländern in Anzeigen für Unterwäsche abgebildet werden. Natürlich beeinflußt das auch Jungs im Teenageralter. Wenn sie nicht über so gestählte Muskeln verfügen wie die männlichen Models, kommen sie sich womöglich minderwertig vor.

Falls du also mager bist, fragst du dich vielleicht, ob etwas mit dir nicht in Ordnung ist. Du kannst beruhigt sein: Wahrscheinlich ist sogar alles in bester Ordnung.

Warum manche mager sind

Mager zu sein ist bei vielen Jugendlichen völlig normal. Häufig hat es einfach mit Wachstumsschüben und einem schnell arbeitenden Stoffwechsel zu tun, was für die Entwicklungsjahre typisch ist. In der Regel verlangsamt sich der Stoffwechsel wieder, wenn man älter wird. Bist du aber trotz ausgewogener Ernährung extrem mager, wäre es gut, zum Arzt zu gehen, um dich zu vergewissern, daß du nicht an einer Krankheit wie beispielsweise Diabetes leidest, die Gewichtsverlust auslösen kann.

Steven Levenkron, ein bekannter Fachmann für Eßstörungen, sagte in einem Interview mit Erwachet!: „Ich kann mich an eine stark untergewichtige junge Frau erinnern, die mit der Diagnose Anorexie an mich überwiesen wurde, und sie sah auch wie jemand aus, der an einer Eßstörung leidet. Doch bald ging mir auf, daß sie kein psychisches, sondern ein somatisches Problem hatte. Ihr Hausarzt hatte nicht erkannt, daß sie an der Crohn-Krankheit litt, einer ernsten Erkrankung des Verdauungstrakts. Dieses Versäumnis hätte das Mädchen das Leben kosten können.“ Wer zuckerkrank ist oder eine andere Krankheit hat, die zu Gewichtsverlust führt, ist gut beraten, die Anweisungen seines Arztes genau zu befolgen.

Allerdings kann Magerkeit ein Symptom für emotionale Belastungen sein. Dr. Levenkron weist in seinem Buch Anatomy of Anorexia darauf hin, daß einige Forscher die Ansicht vertreten, eine ganze Anzahl auf Insulin angewiesene Diabetiker litten an Eßstörungen, von Fettsucht über Bulimie bis hin zu Anorexie. Ein fähiger Arzt kann herausfinden, ob eine solche Eßstörung vorliegt. *

Praktische Tips

Angenommen, du warst beim Arzt und er sagt, du seist zwar mager, aber gesund. Was jetzt? In Hiob 8:11 sagt die Bibel: „Wird eine Papyruspflanze hochwachsen ohne einen Sumpf? Wird ein Schilfrohr groß werden ohne Wasser?“ Genauso, wie eine Pflanze nur im richtigen Umfeld und mit den richtigen Nährstoffen gedeihen kann, benötigst auch du eine ausgewogene Ernährung, wenn du zu einem gesunden Menschen heranwachsen willst. Ob du zunehmen oder abnehmen möchtest — es kommt auf die Ernährung an.

Laß dich aber nicht dazu verleiten, jetzt viel fetthaltige Nahrung zu dir zu nehmen, um schneller zuzunehmen. Bei einer Untersuchung über Ernährungspläne von trainierenden Bodybuildern fiel der Ernährungswissenschaftlerin Susan Kleiner auf, daß sie täglich über 6 000 Kalorien zu sich nahmen. Doch wie Kleiner sagt, „war das beunruhigende Ergebnis der Studie der Umstand, daß sie im Durchschnitt 200 Gramm Fett pro Tag aßen. Das ist fast soviel Fett, wie in einem halben Pfund Butter enthalten ist! Von einer solchen Menge Fett wird den meisten Leuten erst einmal schlecht. Gewöhnt man sich aber an, so viel Fett zu essen, führt dies im Lauf der Zeit zu Herzkrankheiten.“

Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) empfiehlt als Grundlage einer ausgewogenen Ernährung kohlehydrathaltige Lebensmittel wie Brot, Getreideflocken, Reis und Teigwaren. Gleich danach kommen Obst und Gemüse. Fleisch und Milchprodukte soll man nach Empfehlung des USDA nur in Maßen zu sich nehmen.

Du könntest versuchen, Buch darüber zu führen, was und wieviel du ißt, um dir einen Überblick zu verschaffen. Nimm eine Woche lang ein Notizbuch mit, und schreibe alles auf, was du ißt und wann du es ißt. Vielleicht stellst du zu deiner Überraschung fest, daß du nicht annähernd soviel ißt, wie du denkst, vor allem wenn du ständig unterwegs bist. Der Körper eines unternehmungslustigen Teenagers verbrennt pro Tag locker 3 000 Kalorien oder noch mehr! Es kann gut sein, daß du außerdem merkst, daß deine Ernährung nicht so ausgewogen ist, wie sie sein sollte, weil du — statt ausreichend Obst und Gemüse zu essen — vorwiegend von Fast food lebst wie Hamburger oder Pizza.

Was ist von teuren Nahrungsergänzungsmitteln zu halten? Sie sind unter Umständen gar nicht nötig. Viele Fachleute glauben, daß man dem Körper durch eine ausgewogene Ernährung alle Nährstoffe zuführen kann, die er benötigt. Ganz besonders hüten sollte man sich vor einem schnell wirkenden „Notbehelf“ wie der Einnahme anaboler Steroide. Leider ist der Mißbrauch von Steroiden nicht nur unter männlichen Teenagern ein Problem. Die New York Times berichtete: „Die steigende Verwendung [anaboler Steroide] unter Mädchen — von manchen Forschern teilweise auf eine Art umgekehrte Anorexie zurückgeführt — hat mittlerweile Ausmaße erreicht wie unter Jungen in den 1980ern.“ In den USA haben 175 000 Mädchen im Teenageralter eingeräumt, anabole Steroide zu schlucken — eine schockierend hohe Zahl. Diesen Medikamenten werden eine ganze Menge schwere Nebenwirkungen zugeschrieben, zum Beispiel bei Frauen unerwünschter Haarwuchs im Gesicht, Störungen der Menstruation und Brustkrebs, bei Männern Prostatakrebs und bei Frauen und Männern Arterienverstopfung und Leberkrebs. Steroide sollten in jedem Fall nur auf ärztliche Verordnung und unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

Bescheiden und realistisch bleiben

Die Bibel sagt uns, wir sollten ‘bescheiden wandeln mit unserem Gott’ (Micha 6:8). Zur Bescheidenheit gehört, sich seiner Grenzen bewußt zu sein. Bescheidenheit wird dir helfen, dein Aussehen realistisch einzustufen. Es ist völlig in Ordnung, wenn man gern gut aussehen möchte. Aber niemand — außer vielleicht die Mode- und die Nahrungsmittelindustrie — hat etwas davon, wenn du nichts anderes mehr im Kopf hast als dein Aussehen. Fitneßexperten sind sich einig, daß der durchschnittliche Mann einfach nicht die richtigen Gene dafür hat, ein Weltklasse-Bodybuilder zu werden, ganz egal, wie gut er sich ernährt oder wieviel er trainiert. Und wenn du ein Mädchen bist, kann es sein, daß dein Körper einfach nicht rundlicher wird, auch wenn du noch soviel ißt.

Nebenbei bemerkt, kannst du vieles, was du vielleicht als Schönheitsfehler empfindest, schon dadurch ausgleichen, daß du ein wenig darauf achtest, wie du dich kleidest. Meide Kleidung, die solche Aspekte deiner Figur unnötig betont. Manche empfehlen, helle Farben zu tragen, weil dunkle Farbtöne schmale Menschen eher noch schmaler wirken lassen.

Vergiß auch nicht, daß deine Persönlichkeit viel wichtiger ist als dein Aussehen. Auf Dauer wirken ein nettes Lächeln und ein freundliches Benehmen viel anziehender auf andere als ausgeprägte Muskeln oder eine bestimmte Konfektionsgröße. Machen sich deine Freunde ständig über dein Aussehen lustig, dann suche dir Freunde, die dich wegen deiner inneren Werte schätzen — wegen der ‘verborgenen Person des Herzens’, wie die Bibel es ausdrückt (1. Petrus 3:4). Und denke immer daran: „Der Mensch sieht das, was vor den Augen erscheint; Jehova aber, er sieht, wie das Herz ist“ (1. Samuel 16:7).

[Fußnoten]

^ Abs. 5 Siehe den Artikel „Junge Leute fragen sich: Entwickle ich mich normal?“ im Erwachet! vom 22. September 1993.

^ Abs. 12 Siehe die Artikel „Warum muß ich ständig an mein Gewicht denken?“ und „Wie komme ich von meinen zwanghaften Gewichtssorgen los?“ der Serie „Junge Leute fragen sich“ in den Erwachet!-Ausgaben vom 22. April 1999 und 22. Mai 1999.

[Bild auf Seite 14]

Manche Jugendliche haben Komplexe, weil sie so mager sind