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Die wichtige Rolle der Pflegekräfte

Die wichtige Rolle der Pflegekräfte

Die wichtige Rolle der Pflegekräfte

„Professionell Pflegende sind Menschen, die andere hegen und pflegen und beschützen — sie haben das Rüstzeug, Kranke, Verletzte und Betagte zu betreuen“ (Nursing in Today’s World—Challenges, Issues, and Trends).

SELBSTLOSIGKEIT allein macht noch keine fähige Pflegekraft aus, wenngleich diese Eigenschaft unbedingt notwendig ist. Eine gute Krankenschwester (oder ein guter Krankenpfleger) benötigt außerdem eine umfassende Grundausbildung sowie viel Erfahrung. Bedingung ist eine Ausbildung, die Theorie und Praxis umfaßt. Sie kann bis zu vier Jahre dauern oder auch noch länger. Welche Eigenschaften machen denn eine gute Pflegekraft aus? Es folgen einige Antworten von erfahrenen Pflegepersonen, die Erwachet! interviewt hat.

„Der Arzt heilt den Patienten, aber die Krankenschwester betreut ihn. Das erfordert oftmals, Patienten Auftrieb zu geben, die nicht nur körperlich krank, sondern auch emotional geschädigt sind, zum Beispiel nachdem sie erfahren haben, daß sie eine chronische Krankheit haben oder ihnen der Tod unmittelbar bevorsteht. Man muß für den Kranken wie eine Mutter sein“ (Carmen Gilmartín, Spanien).

„Man muß sich in den Patienten hineinversetzen können, der Schmerzen hat und Ängste durchlebt, und ihm helfen wollen. Freundlichkeit und viel Geduld sind nötig. Auf dem Gebiet der Medizin und der Krankenpflege muß man immer bereit sein hinzuzulernen“ (Tadashi Hatano, Japan).

„In den letzten Jahren wird von Pflegekräften immer mehr Fachwissen verlangt. Deshalb sind der Wille zum Lernen und die Fähigkeit, das Gelernte zu verstehen, unbedingt notwendig. Außerdem gilt es in diesem Beruf, sich schnell ein Urteil bilden und rasch handeln zu können, sollte es die Situation erfordern“ (Keiko Kawane, Japan).

„Als Krankenschwester mußt du Wärme ausstrahlen, tolerant sein und Mitgefühl zeigen“ (Araceli García Padilla, Mexiko).

„Eine gute Pflegekraft muß lerneifrig, aufmerksam und äußerst professionell sein. Wer als Krankenpfleger oder Krankenschwester nicht aufopferungsvoll ist — wenn er oder sie eine selbstsüchtige Ader hat oder Rat von anderen in den Wind schlägt, die in der medizinischen Hierarchie höher stehen —, wird für Patienten und Kollegen untragbar“ (Rosângela Santos, Brasilien).

„Verschiedene Eigenschaften sind unentbehrlich: Flexibilität, Toleranz und Geduld. Auch muß man aufgeschlossen sein, sich kollegial verhalten und mit den hierarchischen Strukturen gut klarkommen können. Es gilt, sich neue Techniken rasch anzueignen, um effizient zu bleiben“ (Marc Koehler, Frankreich).

„Man muß die Menschen lieben und anderen wirklich helfen wollen. Mit Streß muß man umgehen können, weil es im Bereich der Krankenpflege gilt, alles oder nichts zu geben. Anpassungsfähigkeit ist gefragt, um mitunter auch mit weniger Mitarbeitern das gleiche Arbeitsaufkommen zu bewältigen, und zwar ohne daß die Qualität darunter leidet“ (Claudia Rijker-Baker, Niederlande).

Pflegekräfte als Betreuer

In dem Werk Nursing in Today’s World heißt es, daß „Krankenpflege sich um die Betreuung des Menschen in einer Vielzahl gesundheitlich relevanter Situationen dreht. Darum verbindet man mit Medizin ihren Beitrag zur Heilung des Patienten und mit Krankenpflege die Betreuung des Patienten.“

Daher hat die Pflegeperson auch stets eine betreuende Funktion. Ihr muß also etwas an dem Menschen liegen, den sie betreut. Unlängst wurden 1 200 examinierte Pflegekräfte befragt, was für ihre Tätigkeit am wichtigsten sei. 98 Prozent sagten, am wichtigsten sei, Qualitätspflege zu leisten.

Manchmal unterschätzen professionell Pflegende den Wert, den sie für Patienten haben. Carmen Gilmartín, die bereits zitiert wurde, ist eine Krankenschwester mit 12jähriger Berufserfahrung. Sie erwähnte gegenüber Erwachet!: „Einmal gestand ich einer Freundin, daß ich immer dann, wenn ich schwerkranke Patienten betreue, das Gefühl habe, sehr schnell an Grenzen zu stoßen. Ich dachte, ich sei doch nichts anderes als ein ,Heftpflaster‘. Aber dann sagte meine Freundin zu mir: ,Aber ein hochgeschätztes Heftpflaster, denn für den Kranken bist du genau das, was er am allernötigsten braucht: eine mitfühlende Krankenschwester.‘ “

Es erübrigt sich, zu erwähnen, daß eine Betreuung dieser Art für eine Pflegekraft, die täglich zehn Stunden und länger arbeitet, eine große Belastung sein kann. Aus welchem Grund arbeiten diese selbstlosen Betreuer in der Krankenpflege?

Warum gerade ein Pflegeberuf?

Erwachet! interviewte Pflegekräfte auf der ganzen Welt und fragte: „Was motivierte Sie, in der Krankenpflege zu arbeiten?“ Es folgen einige Antworten:

Terry Weatherson hat 47 Jahre pflegerische Berufserfahrung. Sie arbeitet heute als Fachkrankenschwester für die urologische Abteilung eines Krankenhauses in Manchester (England). „Ich wurde katholisch erzogen und ging in ein katholisches Internat“, erzählt sie. „Als Mädchen beschloß ich, entweder Nonne oder Krankenschwester zu werden. Ich hatte den Wunsch, etwas für andere zu tun. Man könnte es Berufung nennen. Wie man sieht, hat die Krankenpflege das Rennen gemacht.“

Chiwa Matsunaga aus Saitama (Japan) hat 8 Jahre lang eine eigene Klinik geleitet. Sie sagt: „Ich übernahm das Denken meines Vaters, nämlich einen Beruf zu erlernen, den man sein Leben lang ausüben kann. So schlug ich eine pflegerische Laufbahn ein.“

Etsuko Kotani aus Tokio (Japan), eine Stationsschwester mit 38jähriger Berufserfahrung, sagt: „Als ich noch zur Schule ging, brach mein Vater zusammen und verlor eine Menge Blut. Als ich im Krankenhaus am Bett meines Vaters wachte, stand für mich fest, daß ich Krankenschwester werden würde, damit ich den Kranken in Zukunft helfen könnte.“

Bei anderen wirkt das motivierend, was sie selbst einmal erlebt haben, als sie krank waren. Eneida Vieyra, Krankenschwester in Mexiko, sagt: „Als ich sechs war, kam ich für vierzehn Tage wegen einer Bronchitis ins Krankenhaus, und von da an wollte ich Krankenschwester werden.“

Wie bereits festgestellt, wird einem professionell Pflegenden eine enorme Selbstaufopferung abverlangt. Die folgenden Ausführungen beschäftigen sich etwas eingehender sowohl mit den Belohnungen als auch mit den Herausforderungen dieses achtbaren Berufes.

Die Freuden eines Pflegeberufes

Welche Freuden bringt das Arbeiten in der Krankenpflege mit sich? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, in welcher Sparte dieses Berufsfeldes jemand tätig ist. Hebammen beispielsweise fühlen sich durch jede erfolgreiche Geburt belohnt. „Es ist wunderbar, eine Frau von einem gesunden Kind zu entbinden, über dessen Entwicklung man gewacht hat“, sagt eine Hebamme aus den Niederlanden. Jolanda Gielen-Van Hooft lebt ebenfalls in den Niederlanden. Sie meint: „Eine Geburt gehört zum Schönsten, was ein Ehepaar — und ein Geburtshelfer — erleben kann. Es ist ein Wunder!“

Rachid Assam aus Dreux (Frankreich) ist eine Fachpflegekraft für Anästhesie. Er ist jetzt Anfang 40. Was gefällt ihm an seiner Arbeit? „Die Befriedigung, zum Gelingen einer Operation beigetragen zu haben und einer Berufssparte anzugehören, die faszinierend ist und die sich ständig weiterentwickelt“, antwortet er. Isaac Bangili, ebenfalls aus Frankreich, sagt: „Mir gehen die Dankesäußerungen von Patienten und ihren Angehörigen nahe, besonders wenn es sich um eine Notfallsituation gehandelt hat und wir einen Patienten wiederherstellen konnten, für den keine Hoffnung mehr zu bestehen schien.“

Eine solche Dankesäußerung erhielt Terry Weatherson, die bereits erwähnt wurde. Eine Witwe schrieb ihr: „Ich muß einfach die Gelegenheit ergreifen und erneut sagen, was für eine Wohltat es für uns während Charles’ Krankheit war, Ihre zuversichtliche Ruhe und Gelassenheit zu spüren. Ihre Herzlichkeit vertrieb unsere düstere Stimmung und wurde uns zu einem Halt, der uns immer wieder neue Kraft gab.“

Den Herausforderungen begegnen

Die Krankenpflege bringt allerdings nicht nur Freuden, sondern auch viele schwierige Aufgaben mit sich. Man darf sich absolut keinen Fehler erlauben! Ob bei der Medikamentenausgabe, der Blutentnahme, intravenösen Verabreichungen oder einfach beim Bewegen eines Patienten — es gilt, extrem vorsichtig zu sein. Einen Schnitzer darf man sich nicht leisten; das trifft insbesondere auf Länder zu, wo man schnell dabei ist, vor Gericht zu gehen. Doch manchmal ist eine Pflegekraft in einer verzwickten Situation. Nehmen wir zum Beispiel an, sie denkt, ein Arzt habe einem Patienten das falsche Medikament verschrieben oder Anordnungen getroffen, die nicht zum Besten des Patienten sind. Was kann sie tun? Den Arzt darauf ansprechen? Das erfordert Mut, Takt und Diplomatie — und es birgt ein gewisses Risiko. Leider gehen manche Ärzte nicht bereitwillig auf Anregungen ein, die von Personen kommen, die sie als Rangniedere ansehen.

Was haben professionell Pflegende diesbezüglich zu sagen? Barbara Reineke aus Wisconsin (USA) ist seit 34 Jahren eine examinierte Krankenschwester. Sie äußerte sich gegenüber Erwachet! wie folgt: „Eine Krankenschwester darf nicht ängstlich sein. Vor allem ist sie vor dem Gesetz verantwortlich für das Verabreichen von Medikamenten, für Behandlungen, die sie durchführt, und für jeglichen Schaden, der dadurch entsteht. Sie muß in der Lage sein, sich zu weigern, eine Anordnung des Arztes auszuführen, wenn sie das Gefühl hat, diese falle nicht in ihren Zuständigkeitsbereich, oder wenn sie glaubt, die Anordnung sei verkehrt. Krankenpflege ist nicht mehr das, was sie zur Zeit einer Florence Nightingale war, nicht einmal mehr das, was sie vor 50 Jahren noch war. Heute muß man als Schwester erkennen, wann man dem Arzt ein Nein entgegenzusetzen hat oder wann man darauf bestehen muß, daß der Arzt auch mitten in der Nacht zu einem Patienten kommt. Und liegt man verkehrt, dann braucht man ein dickes Fell, um spöttische Bemerkungen, die man eventuell vom Arzt zu hören bekommt, über sich ergehen zu lassen.“

Ein anderes Problem, dem sich Pflegekräfte gegenübersehen, sind Übergriffe am Arbeitsplatz. Ein Bericht aus Südafrika besagt, daß für Krankenpflegepersonal „anerkanntermaßen ein gewisses persönliches Risiko besteht, am Arbeitsplatz beschimpft oder tätlich angegriffen zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, daß professionell Pflegende an ihrem Arbeitsplatz angegriffen werden, ist sogar größer als bei Gefängniswärtern oder Polizisten. 72 Prozent der Pflegekräfte fühlen sich vor Tätlichkeiten nicht sicher.“ Ähnliches wird aus Großbritannien und Nordirland berichtet, wo 97 Prozent der professionell Pflegenden, die in einer Umfrage jüngeren Datums befragt worden waren, jemand aus ihrem Kollegenkreis kennen, der im letzten Jahr tätlich angegriffen worden war. Weshalb diese Gewaltbereitschaft? Oft sind es Patienten, die unter Drogen stehen, trinken, gestreßt sind oder Kummer haben.

Pflegekräfte haben außerdem mit Burnout zu kämpfen, der durch Streß verursacht wird. Personalmangel spielt dabei mit eine Rolle. Kann eine gewissenhafte Kraft einem Patienten wegen Überlastung nicht die angemessene Pflege zukommen lassen, fühlt sie sich schon bald überfordert. Der Versuch, der Lage beizukommen, indem Pausen gekürzt und Überstunden gemacht werden, führt nur zu noch größerer Frustration.

Viele Krankenhäuser weltweit sind unterbesetzt. „In unseren Krankenhäusern fehlen die Schwestern“, berichtet die Madrider Zeitschrift Mundo Sanitario. „Jedem, der schon einmal medizinische Versorgung benötigte, ist klar, wie wichtig Krankenschwestern sind.“ Welcher Grund wurde für die bestehende Knappheit genannt? Die Notwendigkeit, Geld einzusparen! Der gleiche Bericht sagt aus, daß den Krankenhäusern Madrids 13 000 Schwestern fehlen.

Ein weiterer Streßverursacher ist der Umstand, daß die Schichten nicht selten zu lang sind und die Bezahlung zu gering ist. The Scotsman schrieb: „Laut Auskunft von Unison, der Gewerkschaft für öffentliche Dienste, haben in Großbritannien mindestens jede fünfte Krankenpflegekraft und 25 Prozent aller Krankenpflegehilfskräfte einen Nebenjob, um überhaupt über die Runden zu kommen.“ Drei von vier Pflegepersonen sind der Ansicht, sie seien unterbezahlt. Die Folge ist, daß viele mit dem Gedanken spielen, den Beruf zu wechseln.

Es gibt noch eine Reihe weiterer Faktoren, die die Belastungen einer Pflegekraft verstärken. Geht man von den Kommentaren aus, die Erwachet! von professionell Pflegenden aus aller Welt erhielt, kann der Tod eines Patienten eine deprimierende Wirkung haben. Magda Souang ist ägyptischer Herkunft und arbeitet in Brooklyn (New York). Auf die Frage, was an ihrer Arbeit strapaziös gewesen ist, antwortete sie: „Miterlebt zu haben, wie in einem Zeitraum von 10 Jahren mindestens 30 unheilbar kranke Patienten starben, die ich intensiv gepflegt hatte, das laugt einen aus.“ Da verwundert es nicht, daß in einer Quelle zu lesen ist: „Patienten, die im Sterben liegen, ständig ein Stück von sich selbst zu opfern, zehrt enorm an den eigenen Reserven.“

Die Aussichten für Pflegekräfte

Die Technik hält im Berufsfeld der Pflege immer mehr Einzug, wodurch die Belastungen für Pflegepersonen nicht gerade weniger werden. Die Herausforderung besteht darin, im Umgang mit dem Patienten zweierlei unter einen Hut zu bringen: moderne Technik und humanes Verhalten, sprich den Bedürfnissen des Menschen zu entsprechen. Kein Apparat kann jemals die fürsorgliche Hand einer mitfühlenden Pflegeperson ersetzen.

In einer Zeitschrift stand dazu: „Die Krankenpflege ist ein Beruf, der nie aussterben wird. Solange es Menschen gibt, so lange wird auch das Bedürfnis bestehen, daß man sich um den anderen kümmert, mit ihm fühlt und ihn versteht.“ Die Krankenpflege stillt dieses Bedürfnis. Es gibt sogar einen noch wichtigeren Grund, in Angelegenheiten der Gesundheitspflege hoffnungsvoll der Zukunft entgegenzusehen. Wie die Bibel zeigt, wird eine Zeit kommen, wo niemand mehr sagen wird: „Ich bin krank“ (Jesaja 33:24). In der von Gott verheißenen neuen Welt werden Ärzte, Pflegepersonen und Krankenhäuser nicht mehr benötigt (Jesaja 65:17; 2. Petrus 3:13).

Die Bibel stellt außerdem in Aussicht, daß Gott ‘jede Träne von ihren Augen abwischen wird und der Tod nicht mehr sein wird, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen’ (Offenbarung 21:3, 4). Bis dahin sollte man jedoch dankbar sein für die Aufmerksamkeit, die Millionen professionell Pflegende auf der ganzen Welt anderen schenken, und für die Opfer, die sie bringen. Ohne das Pflegepersonal wäre ein Krankenhausaufenthalt bestimmt weniger angenehm, wenn nicht gar unmöglich! Ja wirklich: Pflegekräfte — Wo wären wir ohne sie?!

[Kasten/Bild auf Seite 6]

Florence Nightingale — Eine Wegbereiterin der modernen Krankenpflege

Die 1820 in Italien geborene Florence Nightingale wuchs als verwöhnte Tochter einer wohlhabenden englischen Familie auf. Heiratsanträge lehnte die junge Florence ab; sie beschäftigte sich eingehend mit Fragen der Gesundheit und mit der Krankenpflege von armen Menschen. Obwohl ihre Eltern dagegen waren, besuchte sie eine Schule im deutschen Kaiserswerth, wo Krankenschwestern ausgebildet wurden. Später ließ sie sich in Paris weiter ausbilden, und im Alter von 33 Jahren übernahm sie in London die Leitung eines Krankenhauses für Frauen.

Ihrer größten Herausforderung begegnete sie allerdings, als sie sich freiwillig meldete, verwundete Soldaten auf der Krim zu pflegen. Dort mußte sie gemeinsam mit ihrer Truppe von 38 Krankenschwestern ein rattenverseuchtes Lazarett säubern. Das war eine gewaltige Aufgabe, denn zunächst war nicht einmal Seife vorhanden, es gab weder Waschbecken noch Handtücher. Selbst Feldbetten, Matratzen und Verbandmaterial waren Mangelware. Florence und ihre Mannschaft zeigten sich der Herausforderung gewachsen. Als der Krieg zu Ende war, hatte Florence weltweit die Krankenpflege und die Leitung von Krankenhäusern reformiert. 1860 gründete sie am St. Thomas’ Hospital in London die Nightingale Training School for Nurses — die erste Schwesternschule, die nicht religiös gebunden war. Florence war bis zu ihrem Tod im Jahr 1910 viele Jahre selbst krank und ans Bett gefesselt. Dennoch verfaßte sie weiter Bücher und Broschüren, um das Niveau der medizinischen Versorgung zu heben.

Manche nehmen Anstoß am altruistischen Image der Florence Nightingale und führen ins Feld, daß anderen mindestens ebensoviel Anerkennung für ihren Beitrag zur Krankenpflege gebührt. Auch ist Florence Nightingales Image heftig umstritten. Wie in dem Buch A History of Nursing (Geschichte der Krankenpflege) ausgeführt wird, behaupten manche, sie sei „launisch, selbstherrlich, eigensinnig, aufbrausend und herrisch“ gewesen, wohingegen andere von „ihrer Genialität und ihrem Charme, ihrer erstaunlichen Vitalität und gerade von ihrer widersprüchlichen Persönlichkeit“ fasziniert gewesen seien. Ganz gleich, wie Florence Nightingale wirklich war, eins ist sicher: Sowohl ihre Methode der Krankenpflege als auch ihre Auffassung von der Leitung eines Krankenhauses wurde von vielen Ländern übernommen. Man sieht in ihr eine Wegbereiterin dessen, was wir heute unter Krankenpflege verstehen.

[Bild]

Das St. Thomas’ Hospital nach der Eröffnung der Nightingale Training School for Nurses

[Bildnachweis]

Courtesy National Library of Medicine

[Kasten/Bild auf Seite 8]

Berufsbilder in der Pflege *

Krankenschwester (Krankenpfleger): Die Ausbildung wird an Krankenpflegeschulen durchgeführt und dauert 3 Jahre.

Kinderkrankenschwester (Kinderkrankenpfleger): Ihr Aufgabengebiet umfaßt die Pflege von Säuglingen und kranken Kindern. Die Ausbildung wird an Kinderkrankenpflegeschulen durchgeführt und dauert 3 Jahre.

Fachkrankenpflegepersonal: Berufserfahrene Krankenschwestern, Krankenpfleger, Kinderkrankenschwestern und Kinderkrankenpfleger können ihre speziellen Neigungen und Fähigkeiten weiterbilden und sich auch weiterqualifizieren, zum Beispiel für eine Tätigkeit im Operationsdienst oder im Endoskopiedienst, in der Intensivpflege und der Anästhesie.

Hebamme (Entbindungspfleger): Die Ausbildung wird an Hebammenschulen durchgeführt und dauert 3 Jahre.

Krankenpflegehelferin (Krankenpflegehelfer): In diesem Beruf werden Frauen und Männer an Krankenpflegehilfeschulen ausgebildet; Dauer 1 Jahr.

Quellen: Berufsbilder im Krankenhaus; Brockhaus Enzyklopädie; Beruf aktuell 1999/2000

[Fußnote]

^ Abs. 49 Die Berufsbezeichnungen und Ausbildungswege mögen im deutschsprachigen Raum von Land zu Land unterschiedlich sein.

[Bildnachweis]

UN/J. Isaac

[Kasten/Bilder auf Seite 9]

Das Rückgrat der Gesundheitsversorgung

Auf der Jahrhundertkonferenz der Internationalen Vereinigung der Krankenpflegekräfte im Juni 1999 sagte Dr. Gro Harlem Brundtland, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation:

„Krankenpflegekräfte, die unter den Berufen im Gesundheitsdienst eine Schlüsselstellung einnehmen, sind in der einmaligen Lage, als einflußreiche Fürsprecher für eine gesunde Welt zu agieren. ... Da professionell Pflegende und Hebammen bereits bis zu 80 Prozent des qualifizierten Personals in den meisten nationalen Gesundheitswesen ausmachen, stellen sie eine starke Kraft dar, die die notwendigen Änderungen herbeiführen kann, im 21. Jahrhundert der Forderung ,Gesundheit für alle‘ gerecht zu werden. Ihr Beitrag zur Gesundheitsversorgung deckt das gesamte Spektrum der Gesundheitspflege ab ... Fest steht, daß Krankenpflegekräfte das Rückgrat der meisten medizinischen Teams bilden.“

Der Präsident von Mexiko, Ernesto Zedillo Ponce de León, sprach dem Krankenpflegepersonal Mexikos ein besonderes Lob aus, als er in einer Rede unter anderem sagte: „Um die Gesundheit von Mexikanern zu erhalten oder wiederherzustellen, gebt ihr euer Bestes, was euer Wissen, eure Solidarität und euren Arbeitseinsatz anbelangt ..., und zwar Tag für Tag, ein jeder von euch. Tag für Tag nehmt ihr euch derer an, die nicht nur eure kompetente Hilfe benötigen, sondern auch den Trost, den sie aus eurer freundlichen, engagierten und durch und durch menschlichen Art schöpfen. ... Ihr bewältigt den Löwenanteil an unserem Gesundheitsdienst. ... Bei jedem geretteten Leben, jedem geimpften Kind, jeder Geburt, jedem Beratungsgespräch, jeder Kur, jedem Patienten, der Aufmerksamkeit und zuverlässige Unterstützung erhält — überall kommt die Arbeit unseres Pflegepersonals zum Tragen.“

[Bildnachweis]

UN/DPI Photo by Greg Kinch

UN/DPI Photo by Evan Schneider

[Kasten/Bild auf Seite 11]

Ein dankbarer Arzt

Dr. Sandeep Jauhar vom Presbyterian Hospital in New York räumte ein, daß er bei guten Pflegekräften in tiefer Schuld steht. Jemand vom Pflegepersonal hatte ihn taktvoll davon überzeugt, daß ein sterbender Patient mehr Morphium benötigte. Er schrieb: „Ärzte können von guten Krankenschwestern lernen. Die Pflegekräfte auf spezialisierten Stationen wie der Intensivstation gehören zu den qualifiziertesten Kräften im Krankenhaus. Als ich Assistenzarzt war, brachten sie mir bei, wie man Katheter anlegt und Beatmungsgeräte reguliert. Sie sagten mir, von welchen Medikamenten man besser die Finger läßt.“

Weiter schrieb er: „Professionell Pflegende bieten dem Patienten die entscheidende psychologische und emotionale Unterstützung, denn sie verbringen ja die meiste Zeit mit ihm. Sagt mir eine Pflegekraft, der ich vertraue, ich müsse umgehend zu einem Patienten kommen, dann reagiere ich sofort.“

[Bild auf Seite 7]

„Ich hatte den Wunsch, etwas für andere zu tun“ (Terry Weatherson, England).

[Bild auf Seite 7]

„Als ich im Krankenhaus am Bett meines Vaters wachte, stand für mich fest, daß ich Krankenschwester werden würde“ (Etsuko Kotani, Japan).

[Bild auf Seite 7]

Eine Geburt gehört zum Schönsten, was eine Hebamme erleben kann (Jolanda Gielen-Van Hooft, Niederlande).

[Bild auf Seite 8]

Bei einer Geburt zu helfen ist für eine Hebamme ein schönes, beglückendes Erlebnis