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Eine ausgeglichene Ansicht über Arbeit

Eine ausgeglichene Ansicht über Arbeit

Eine ausgeglichene Ansicht über Arbeit

UM EINE Arbeit abzuschließen, die sein hochrangiger Vorgesetzter dringend erledigt haben wollte, hatte der pflichtbewusste Offizier auf die Mittagspause verzichtet. Doch als seine Kameraden vom Mittagessen zurückkamen, fanden sie ihn zusammengebrochen an seinem Schreibtisch vor — er war tot.

Kaum zwei Stunden später rief der Vorgesetzte an und sagte: „Das mit ... ist ja bedauerlich, aber ich brauche bis morgen früh Ersatz!“ Die Offizierskollegen des Verstorbenen waren fassungslos. Sie fragten sich, ob für den Vorgesetzten der einzige Wert ihres Kameraden in seiner Arbeit bestanden hatte.

Dieser Vorfall macht eines deutlich: Der Wert eines Menschen wird oft einzig und allein an seinem Nutzen für den jeweiligen Arbeitgeber gemessen. Daher mag man sich fragen: Lebe ich, um zu arbeiten, oder arbeite ich, um zu leben? Welche Bereiche meines Lebens opfere ich für meine Arbeit?

Vernünftige Entscheidungen treffen

Zwei Entscheidungen im Leben — nach Ansicht mancher die wichtigsten — werden häufig impulsiv getroffen: die Wahl des Ehepartners und die Wahl der Arbeitsstelle. Sowohl Ehe als auch Beruf galten einst als etwas Dauerhaftes. Daher traf man in beiden Bereichen eine sorgfältig überlegte Entscheidung. Häufig wurden die Eltern oder erfahrene Freunde um Rat gebeten.

Heute scheinen jedoch viele ihren künftigen Ehepartner fast ausschließlich nach dem Aussehen zu wählen, mit dem Vorbehalt, man könne ja den Partner wechseln, wenn man nicht miteinander auskomme. Gleichermaßen suchen viele eine Arbeitsstelle vor allem nach deren vermeintlichem Prestige aus, ohne eventuelle Schattenseiten zu berücksichtigen. Zumindest werden die negativen Aspekte mit dem Gedanken beiseite geschoben, damit werde man schon fertig.

In ärmeren Ländern lassen sich Frauen leider häufig von Arbeitsangeboten verführen, die ihnen ein großartiges Leben im Ausland in Aussicht stellen. Kaum dort angekommen, schickt man sie jedoch oft als Prostituierte in Bordelle, wo es ihnen schlechter geht als vorher. Die World Press Review nennt diese entsetzliche Art moderner Sklaverei eine „hartnäckige Geißel“.

Kann es auch vorkommen, dass jemand verlockt wird, eine ganz legitime Arbeit anzunehmen, sich dabei aber schließlich wie ein Sklave fühlt? Genau das hat es gegeben. Manche Unternehmen zum Beispiel bieten ihren Mitarbeitern bemerkenswerte Annehmlichkeiten. Dazu gehören Kantinen, die auch der Familie und Freunden offen stehen, Taxiservice, chemische Reinigung, die Zahnarztpraxis in den Firmenräumen, Gratisbenutzung von Fitnesseinrichtungen sowie Rabatte in exklusiven Restaurants.

„Ein Unternehmen bezahlte für seine überarbeitete Belegschaft sogar eine Partnervermittlungsagentur“, berichtet der Journalist Richard Reeves. Doch seine weitere Erklärung stimmt misstrauisch: „Solche Firmen tun alles, um Ihnen das Leben zu erleichtern, allerdings unter einer Bedingung: Sie müssen für die Firma leben, täglich 18 Stunden arbeiten — natürlich auch am Wochenende —, dort essen, Spiel und Sport in die Firma verlegen und sogar dort übernachten: alles für deren Profit.“

Eine bessere Alternative wählen

Ein altes Sprichwort lautet: ‘Ein lebender Hund ist besser daran als ein toter Löwe’ (Prediger 9:4). Angesichts dieses Gedankens mag man sich fragen, ob die Arbeitsstelle es wirklich wert ist, sein Leben oder seine Gesundheit zu gefährden. Viele haben ihre Situation neu bewertet und eine Möglichkeit gefunden, sowohl angemessen für sich und gegebenenfalls für ihre Familie zu sorgen als auch ein glückliches und sinnvolles Leben zu führen.

Dies setzt zwar oft Bescheidenheit voraus und erfordert vielleicht, zwischen grundlegenden Bedürfnissen und nicht unbedingt notwendigen Wünschen zu unterscheiden. Derjenige, dem an sozialem Status und an Prestige gelegen ist, lehnt bescheidenere Alternativen möglicherweise ab und belächelt andere, die sich dafür entscheiden. Aber was zählt im Leben wirklich? Haben wir in letzter Zeit einmal in Ruhe darüber nachgedacht?

Der weise König Salomo, von dem das oben zitierte Sprichwort stammt, erreichte in materieller Hinsicht wahrscheinlich weit mehr als irgendein anderer Mensch. Doch unter göttlicher Inspiration fasste er zusammen, was wirklich wichtig ist: „Der Abschluss der Sache, nachdem man alles gehört hat, ist: Fürchte den wahren Gott, und halte seine Gebote. Denn das ist des Menschen ganze Pflicht“ (Prediger 12:13).

Gleichzeitig wusste Salomo Arbeit zu schätzen. So schrieb er: „Für einen Menschen gibt es nichts Besseres, als dass er essen und trinken und seine Seele Gutes sehen lassen sollte wegen seiner harten Arbeit“ (Prediger 2:24). Jesus Christus, der größere Salomo, schätzt Arbeit ebenfalls — wie sein himmlischer Vater. „Mein Vater hat bis jetzt fortwährend gewirkt, und ich wirke fortwährend“, erklärte Jesus (Johannes 5:17; Matthäus 12:42).

Gegenwärtig ist die Lebensdauer des Menschen zwar begrenzt (Psalm 90:10). Doch Jesus wusste, dass das Leben unter der Herrschaft des Königreichs, um das zu beten er seine Nachfolger lehrte, endlos sein wird. Deshalb betonte er in seiner berühmten Bergpredigt: „So fahrt denn fort, zuerst das Königreich und SEINE [Gottes] Gerechtigkeit zu suchen, und alle diese anderen Dinge werden euch hinzugefügt werden“ (Matthäus 6:9, 10, 33).

Über das Leben unter der Herrschaft dieses Königreichs verheißt die Bibel: „Sie werden gewiss Häuser bauen und sie bewohnen; und sie werden bestimmt Weingärten pflanzen und deren Fruchtertrag essen. Sie werden nicht bauen und ein anderer es bewohnen; ... das Werk ihrer eigenen Hände werden meine Auserwählten verbrauchen“ (Jesaja 65:21, 22).

Was für eine herrliche Zukunftsperspektive — endloses Leben, einschließlich sinnvoller und lohnender Arbeit! Bei einer ehrlichen Einschätzung unserer Situation mag es sich herausstellen, dass wir einige Aspekte unserer heutigen Arbeit überdenken müssen, um nicht unsere Aussicht auf „das wirkliche Leben“ unter Gottes Königreich zu gefährden (1. Timotheus 6:19). Mögen wir daher bei der Arbeit, ja bei allem, was wir tun, denjenigen respektieren, dem wir das Leben verdanken (Kolosser 3:23).

[Bilder auf Seite 8, 9]

Unter Gottes Königreich werden sich die Menschen einer sicheren und lohnenden Arbeit erfreuen