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Wir beobachten die Welt

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Nachlassende Manieren

„Die Manieren und das Benehmen der Japaner sind schlechter geworden.“ Diese Antwort gaben beinahe 90 Prozent der 2 000 Personen, die von der Zeitung The Yomiuri Shimbun befragt wurden. Was empfanden sie als störend? 68 Prozent beklagten sich über „achtlos weggeworfene Zigarettenkippen, Kaugummis und Getränkedosen“. Über die Hälfte der Befragten störte es, dass die Eltern nichts unternehmen, wenn die Kinder zu laut sind. Man beklagte sich auch über den Gebrauch von Handys in der Öffentlichkeit, über nicht entfernte Exkremente von Haustieren sowie unzulässig geparkte Autos und achtlos abgestellte Fahrräder. Junge Leute wurden am heftigsten kritisiert. „66 Prozent der Befragten in der Altersgruppe zwischen 20 und 40 fanden die schlechten Manieren der Schüler aus mittleren und oberen Klassen Besorgnis erregend.“

Alligatoren als Vogelscheuchen

Kormorane, die täglich bis zu 2 Pfund Fisch verzehren, „verderben Freizeitfischern oft den Spaß“, berichtete der kanadische Calgary Herald. Wie die Zeitung erwähnte, verwenden nordamerikanische Fischzüchter etwas Neues, um Kormorane und andere Fischfresser zu verscheuchen — Alligatoren aus Kunststoff. Die etwa 4 Meter langen Attrappen „haben als Augen zwei große, leuchtende Reflektoren und gleichen dadurch wachsamen Alligatoren in freier Wildbahn“, erklärte der Herald. Ein Biologe beobachtete, dass ein auf dem Wasser treibender Kunststoffalligator etwa einen Monat lang Wirkung zeigte. Danach schienen die Vögel den Trick allmählich zu durchschauen und ein Aschreiher „machte es sich sogar auf der Attrappe bequem“. Aber nachdem man die Attrappe an einen anderen Ort gebracht hatte, schreckte sie die Fischfresser aufs Neue ab.

Psychische Probleme von Kindern

„Weltweit sind bis zu 20 Prozent aller Kinder so stark psychisch oder verhaltensgestört, dass sie ihr Leben lang darunter leiden könnten“, meldete der Londoner Independent. In einem gemeinsamen Bericht betonen die Weltgesundheitsorganisation und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen die „alarmierende“ Zunahme von Depressionen, Selbstmorden und Selbstverstümmelungen unter Jugendlichen. Am schlimmsten ist die Lage in Kriegsgebieten sowie in Ländern mit sehr instabilen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Nach Angaben des Independent heißt es in dem Bericht, dass depressive Kinder „für andere Krankheiten und riskante Gewohnheiten anfällig sind, die ihr Leben verkürzen können“. Außerdem seien etwa 70 Prozent aller vorzeitigen Todesfälle unter Erwachsenen auf die in der Jugend erworbenen Verhaltensweisen zurückzuführen, wie Rauchen, Trinken und Drogenmissbrauch.

Mobbing

In Spanien entstehen Arbeitsausfälle nach Angaben der Zeitschrift El País Semanal hauptsächlich durch Psychoterror. Mehr als zwei Millionen Spanier sind am Arbeitsplatz ständigem Mobbing ausgesetzt. Gemäß dem Psychologen Iñaki Piñuel sind in der Regel gute Mitarbeiter betroffen, die den Neid der Kollegen auf sich ziehen. Die Arbeitskollegen demütigen jemanden, indem sie ihm zum Beispiel Arbeit vorenthalten, ihn von Unterhaltungen ausschließen, ihn schneiden und ständig kritisieren oder Gerüchte über ihn verbreiten, um sein Selbstbewusstsein zu untergraben. In dem Bericht heißt es, dass „gemäß Berechnungen 20 Prozent aller Selbstmorde in Europa mit diesem Phänomen zu tun haben“. Was kann man dagegen unternehmen? Die Zeitschrift rät: „Behalten Sie es nicht für sich. Suchen Sie sich Zeugen. Informieren Sie Ihre Vorgesetzten. Geben Sie sich nicht selbst die Schuld. Wechseln Sie notfalls die Abteilung oder den Arbeitgeber.“

Marine Reiserouten

„Das ist der Boulevard der Ozeane schlechthin“, staunte die Londoner Sunday Times. „Im Pazifik gibt es eine Art unterseeische Schnellstraße, die von den sonnigen Stränden Kaliforniens über Hawaii bis an die felsige Küste Japans führt.“ Sie wurde kürzlich von Jeff Polovina entdeckt, einem Meeresbiologen von Hawaii, der Wale, Schildkröten, Thunfische, Delphine und Haie markierte, um deren Wanderroute zu vermessen. Das Gebiet ist planktonreich, sodass Krabben, Quallen und Kalmare dort Nahrung finden. Diese wiederum dienen den „Fernreisenden“ als Proviant. Unechte Karettschildkröten bezeichnete die Zeitung als die „Jetsetter unter den Reptilien“. Sie legen ihre Eier in Japan ab, wachsen vor der kalifornischen Küste auf und pendeln zwischen beiden Gebieten hin und her. Im Winter verläuft die Reiseroute etwa 1 000 Kilometer weiter südlich, zwischen Südkalifornien und dem Südchinesischen Meer.

Fit bleiben

„Körperliche Betätigung ist gut für die schlanke Linie, beugt Krankheiten wie Diabetes und Osteoporose vor, hebt die Stimmung und fördert den nächtlichen Schlaf“, so der Tufts University Health & Nutrition Letter. Doch von alldem einmal abgesehen, „wirkt sich die Fitness entscheidend auf die Lebenserwartung aus“, heißt es dort weiter. Die Universität Stanford hatte gemeinsam mit der staatlichen Stelle für Veteranenbetreuung 13 Jahre lang mehr als 6 000 Männer mittleren Alters beobachtet. Wie sich zeigte, hängt jemandes Lebenserwartung eng mit seiner körperlichen Belastungsgrenze zusammen. Andere Studien sprechen zwar dafür, dass die körperliche Leistungsfähigkeit von Erbfaktoren bestimmt wird, aber schon tägliches „leichtes Training“ — wie etwa strammes Gehen — trägt zu einer guten körperlichen Verfassung bei.

Alkoholwerbung und Jugendliche

„Fast jeder zehnte junge Australier ist Alkoholiker“, meldet der australische Sunday Telegraph. Laut Ian Webster, Präsident des australischen Bundes gegen Alkohol- und Drogenmissbrauch, ist unter Jugendlichen eine Subkultur entstanden, in der ein Wochenende erst dann gut gewesen ist, wenn „man sich einen gehörigen Rausch angetrunken hat“. Dem Sydney Morning Herald zufolge beunruhigt einige Fachleute die „weltweite Zunahme von Alkoholwerbung“, die auf Jugendliche abzielt. Man hat herausgefunden, dass die meisten Hersteller alkoholischer Getränke Websites betreiben, die vornehmlich Jugendliche ansprechen. „Dort werden Konzertkarten angeboten, Filme besprochen und natürlich Produktinformationen gegeben.“ Wie die Zeitung ausführt, ist die Weltgesundheitsorganisation besorgt, weil all diese Werbung „darauf abzielt, dem Alkohol im Leben junger Leute einen festen Platz zu sichern“.

Rückzug aus der Gesellschaft

In Japan ist vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen offenbar eine neue Verhaltensstörung aufgetreten. Sie wird als hikikomori bezeichnet und beschreibt das Verhalten eines Menschen, der sich völlig von der Gesellschaft zurückzieht. Aufgefallen ist es durch polizeiliche Ermittlungen, nachdem einige zurückgezogen lebende junge Leute brutale Verbrechen verübt hatten. „Als man sich mit den Lebensumständen der Straftäter näher befasste, stellte sich heraus, dass ihre zurückgezogene Lebensweise, nämlich monatelang im Zimmer zu hocken und sich mit kaum etwas anderem als mit dem Computer oder einem Videospiel zu beschäftigen, alles andere als untypisch ist“, berichtete die Ärztezeitschrift The Lancet. Gemäß anderen Hinweisen äußert sich hikikomori jedoch öfter in Form von Lethargie als in Form von Gewalt. Allerdings „ist man sich weitgehend darüber einig, dass diese Krankheit eine Folge des Überflusses, der Technik und des bequemen modernen Lebensstils in Japan ist“, konstatierte The Lancet. „Viele, die das Verhaltensmuster hikikomori aufweisen, verbringen den größten Teil ihrer Zeit im Internet oder mit Videospielen, wobei sie Snacks und Getränke zu sich nehmen, die ins Haus geliefert werden.“ Manche schätzen, dass in Japan eine Million junger Leute derartig zurückgezogen lebt.