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Eine Tragödie von riesigem Ausmaß

Eine Tragödie von riesigem Ausmaß

Eine Tragödie von riesigem Ausmaß

Erik * ist sechs Monate alt. Sein Gewicht und seine Größe entsprechen aber noch nicht einmal denen eines Säuglings von ein oder zwei Monaten. Trotz seines beträchtlichen Untergewichts sind Eriks Beine und sein Bauch angeschwollen, sein Gesicht ist rund und aufgedunsen. Er ist blass, das Haar stumpf und spröde, die Haut krankhaft verändert. Er scheint extrem empfindlich zu sein. Der Arzt muss bei der Untersuchung der Augen äußerst behutsam vorgehen, weil das Gewebe einreißen könnte. Wahrscheinlich ist Erik auch in seiner geistigen Entwicklung beeinträchtigt. Leider ist er durchaus kein Einzelfall.

„BEI über der Hälfte aller Todesfälle von Kindern ist Mangelernährung im Spiel, und sie führt bei Millionen von Menschen zu körperlichen oder geistigen Behinderungen und macht sie chronisch anfällig für Krankheiten. Mangelernährung beeinträchtigt die Entwicklung ganzer Länder“ (Zur Situation der Kinder in der Welt 1998, Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen).

Mangelernährung — insbesondere Protein-Mangelernährung — ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „stille Katastrophe“ bezeichnet worden. Wie groß ist das Ausmaß dieser Tragödie? Nach Angaben der WHO ist Mangelernährung „an der Hälfte der jährlich 10,4 Millionen Todesfälle von Kindern mit beteiligt“.

Mangelernährung umfasst ein breites Krankheitsspektrum, angefangen von Unterernährung infolge von Nährstoffmangel — etwa bei Vitamin- oder Mineralstoffmangel — bis zu Fettleibigkeit und anderen ernährungsbedingten chronischen Krankheiten. Wie die WHO jedoch erklärt, ist Protein-Mangelernährung „bei weitem die tödlichste Form der Mangelernährung“. Ihre Hauptopfer sind Kinder unter fünf Jahren.

Denken wir kurz an Erik zurück, der eingangs erwähnt wurde, und an die Millionen anderen mangelernährten Kinder. Sie sind weder für ihre Lage verantwortlich noch können sie ihr entfliehen. Die Ernährungswissenschaftlerin Georgina Toussaint sagte gegenüber Erwachet!: „Diejenigen, die am wenigsten schuld sind, trifft es am härtesten.“

Manche halten das Problem vielleicht für unvermeidbar, weil sie denken, es gebe einfach nicht genügend Nahrung für alle. Paradoxerweise leben wir jedoch heute laut der WHO „in einer Welt des Überflusses“. Es ist genug, ja mehr als genug Nahrung für alle Erdbewohner vorhanden. Überdies ist Mangelernährung beim Menschen die Krankheit, die am leichtesten zu verhindern und am billigsten zu behandeln ist. Sind das nicht empörende Tatsachen?

Wer ist betroffen?

Mangelernährung beschränkt sich nicht auf Kinder. In einem WHO-Bericht vom Juli 2001 heißt es: „Mangelernährung zieht weite Kreise; nahezu 800 Millionen Menschen sind betroffen — 20 % der Gesamtbevölkerung in den Entwicklungsländern.“ Demzufolge leidet also weltweit jeder Achte an Mangelernährung.

Zwar lebt die größte Zahl an Unterernährten in Asien — vorwiegend in Süd- und Zentralasien —, doch in Prozenten gemessen ist der Anteil an Unterernährten in der afrikanischen Bevölkerung am höchsten, gefolgt von einigen Entwicklungsländern in Lateinamerika und der Karibik.

Gibt es in den entwickelten Ländern keine Mangelernährung? Doch. Gemäß dem Bericht The State of Food Insecurity in the World 2001 sind 11 Millionen Menschen in den Industrienationen mangelernährt. Weitere 27 Millionen unterernährte Menschen leben in so genannten Schwellenländern, insbesondere in Osteuropa und in den Republiken der ehemaligen Sowjetunion.

Warum ist Mangelernährung ein so ernstes Problem geworden? Kann die Lage der Unterernährten schon heute verbessert werden? Wird Mangelernährung auf der Erde einmal ganz verschwunden sein? Diese Fragen werden in den folgenden Artikeln behandelt.

[Fußnote]

^ Abs. 2 Name geändert.

[Karte/Übersicht auf Seite 4]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

LÄNDER MIT GEFÄHRDETER ERNÄHRUNGSSITUATION

STARK GEFÄHRDET

DURCHSCHNITTLICH GEFÄHRDET

SCHWACH GEFÄHRDET

NICHT GEFÄHRDET ODER UNVOLLSTÄNDIGE DATEN

[Bild auf Seite 3]

Warten auf Hilfsgüter im Sudan

[Bildnachweis]

UN/DPI Photo by Eskinder Debebe