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Das Flusspferd — ein wahrer Koloss!

Das Flusspferd — ein wahrer Koloss!

Das Flusspferd — ein wahrer Koloss!

VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN KENIA

DIE große Wasserstelle im ausgedehnten Masai-Mara-Wildreservat in Kenia ruht im glänzenden Licht der Abendsonne. Die sinkende Sonne am Horizont lässt das Gewässer in goldbraunem Glanz erstrahlen. Einige Meter entfernt trotten Zebra- und Gnuherden ans Ufer. Plötzlich bleiben sie stehen und fixieren ganz nervös ein riesiges felsenähnliches Etwas, das unweit vom Ufer im Wasser treibt. Unter mächtigem Planschen taucht der „Felsbrocken“ weg. Die Herden haben soeben einen bösartigen Wasserbewohner zu Gesicht bekommen — ein Flusspferd.

Flusspferde sind in Wasserstellen, Flüssen und Seen Ostafrikas heimisch und stehen an Größe nur den Elefanten nach. Voll ausgewachsen können sie eine Länge von 4 Metern, eine Schulterhöhe von 1,5 Metern und ein Gewicht von ungefähr 4 Tonnen erreichen. Wie man allgemein annimmt, ist mit dem Wort „Behemoth“ im Bibelbuch Hiob das Flusspferd gemeint. Es überrascht nicht, dass die Bibel von diesem Koloss sagt, seine Knochen seien „Röhren von Kupfer“ und sie glichen ‘schmiedeeisernen Stäben’ (Hiob 40:15-18).

Bei einem Schönheitswettbewerb würde dieser unbehaarte Dickhäuter mit seinem scheinbar schwerfälligen, fassförmigen Körper bestimmt schlecht abschneiden. Seine Beine sind kurz, und man wundert sich, wie sie einen so massigen Körper überhaupt zu tragen vermögen. Aber lassen wir uns nur nicht täuschen: Das Flusspferd kann mit seinen stämmigen Beinen einen Menschen auf trockenem Land glatt einholen! Und im Wasser soll es schneller sein als ein kleines Ruderboot oder gar ein Motorboot.

Sein Leben im und am Wasser

Flusspferde sind gesellig und leben normalerweise in Gruppen von 10 bis 15 Tieren mit einem Leitbullen. Man hat jedoch auch schon größere Ansammlungen von über 150 Tieren gesichtet. Flusspferde leben amphibisch und kommen — hauptsächlich nachts — ans Ufer, um sich dort an der üppigen Vegetation satt zu fressen. Im Allgemeinen entfernen sie sich nie allzu weit vom Wasser. Man weiß jedoch von Flusspferden, die in der Trockenzeit auf Futtersuche bis zu 10 Kilometer weit gewandert sind.

Wie Flusspferde ihr Territorium markieren, ist nicht genau bekannt. Die seltsame Angewohnheit, den Kot mit dem Schwanz zu verspritzen, soll angeblich dazu dienen, Weibchen zu beeindrucken oder Rivalen einzuschüchtern. Werden Flusspferde angegriffen, „wiehern“ sie wie ein Pferd, und wenn sie kämpfen, geben sie ein dröhnendes Gebrüll von sich. Sogar unter Wasser kann man sie laut schnauben hören. Die Leitbullen machen durch wiederholte Muhrufe auf sich aufmerksam.

Das Flusspferd verbringt den lieben langen Tag ganz oder teilweise untergetaucht im Wasser, wofür sein riesiger Körper wie geschaffen ist. Es ist zwar kein Leistungsschwimmer wie seine Mitbewohner, die Amphibien, doch es kann tatsächlich bis zu 15 Minuten unter Wasser aushalten. Nasenlöcher, Augen und Ohren liegen in einer Ebene und sind oft das Einzige, was vom ganzen Körper aus dem Wasser ragt. Im Leben eines Flusspferdes spielt sich so manches — etwa das Werben und die Paarung — unter Wasser ab.

Das Flusspferdweibchen bringt nach ungefähr 8 Monaten Tragezeit im seichten Wasser ein Junges zur Welt. Gesäugt wird entweder an Land oder im knöcheltiefen Wasser. Die Flusspferdmutter ist zwar ein Schwergewicht, aber sie nimmt ihre Mutterrolle ernst und behandelt ihren Nachwuchs erstaunlich zärtlich. Es ist wirklich sehenswert, wie sie ihren Sprössling huckepack durchs Wasser trägt. Die scheinbar friedliche Mutter wird natürlich unverzüglich jedem heftig zu Leibe rücken, der sich an das Junge auf ihrem Rücken heranmacht.

Die Haut des Flusspferdes ist gut an das Wasserleben angepasst. Ihr Aussehen verändert sich beträchtlich, wenn der Dickhäuter an Land geht. Die Drüsen der Hautoberfläche sondern einen dünnen, braunroten Schleim ab, der ziemlich salzhaltig ist. Der rote Farbstoff erweckt von weitem den Anschein, als würde das Tier Blut schwitzen. Der Schleim schützt jedoch die Haut sowohl im Wasser als auch auf dem Trockenen. Afrikanische Dorfbewohner schnitten früher Flusspferdehäute in Streifen und tränkten sie mit Öl. Zusammengedreht und getrocknet ergaben diese Streifen gefürchtete Peitschen, die als Waffen in Territorialkämpfen benutzt wurden. * In Grzimeks Tierleben heißt es, dass „das Gerben einer Flusspferdehaut mindestens sechs Jahre dauert. Danach ist sie steinhart und viereinhalb Zentimeter dick.“

Das Gähnen — eindrucksvoll und furchteinflößend

Das Beeindruckendste am Flusspferd ist sicher sein Maul. Die 50 Zentimeter breiten Lippen dienen dem Dickhäuter dazu, an Land in Ufernähe zu grasen. Doch das Maul ist nicht nur zum Fressen da. Wenn das Flusspferd seine Kiefer zu einem Winkel von 150 Grad aufreißt, dann gähnt es nicht lediglich, sondern zeigt auf bedrohliche Weise seine Kampfbereitschaft an. Da Flusspferde ihren stetig schwindenden Lebensraum gegen Rivalen verteidigen müssen, kommt es zu erbitterten Machtkämpfen. Wenn die Tiere ihr Maul öffnen, sieht man die riesigen Eckzähne des Unterkiefers. Diese Verteidigungswaffen können vom Zahnfleisch bis zur Spitze 30 Zentimeter lang werden.

Das Maul des Flusspferdes ist nicht nur für Artgenossen eine Gefahr, sondern auch für den Menschen. Alle Versuche einer friedlichen Koexistenz von Menschen und Flusspferden sind bisher fehlgeschlagen. Wagt man sich zu dicht an ihr Revier heran, greifen sie an, auch wenn sie nicht gereizt werden. Verwundet sind sie noch aggressiver und können Eindringlingen noch viel mehr Schaden zufügen. Aufgebrachte Flusspferde haben mit ihrem mächtigen Kiefer schon Boote umgekippt.

Auf dem Land ist das Flusspferd ebenso angriffslustig wie im Wasser. Wer zum Beispiel zwischen ein weidendes Flusspferd und das Wasser gerät, lebt enorm gefährlich. In manchen Teilen Afrikas ist es tatsächlich schon vorgekommen, dass nichts ahnende Dorfbewohner von Flusspferden angegriffen wurden, weil sie ihnen den Weg zum Wasser abschnitten. Das Flusspferd wirkt auf Seinesgleichen und auf den Menschen furchteinflößend, und man sollte ihm mit äußerster Vorsicht und größtem Respekt begegnen.

Wird das Flusspferd überleben?

Wenn ein Flusspferd allein auf dem Land weidet, kann es von Löwen angefallen werden. Doch sein gefährlichster Feind scheint der Mensch zu sein. „Der Mensch hat den Bestand der Flusspferde und ihr Verbreitungsgebiet erheblich reduziert“, heißt es in der World Book Encyclopedia. „Jäger haben sie in großer Zahl abgeschossen, und viele Gebiete, wo einst Flusspferde lebten, wurden für die Landwirtschaft nutzbar gemacht.“

Ja, durch die Übergriffe des Menschen auf den Lebensraum der Flusspferde sind die Tiere auf ein kleines Gebiet zurückgedrängt worden, wo sie in ihrer Bewegungsfreiheit und ihrem Fortpflanzungsverhalten eingeschränkt sind. Zum Glück hat der Schöpfer verheißen, unter der Herrschaft seines Königreiches das Verhältnis zwischen Mensch und Tier wieder ins rechte Lot zu bringen, sodass in dem wiederhergestellten irdischen Paradies niemand mehr „Schaden stiften noch irgendwie Verderben anrichten“ wird (Jesaja 11:9).

[Fußnote]

^ Abs. 11 Auf Suaheli heißt das Flusspferd kiboko, was „Peitsche“ bedeutet.

[Bildnachweis auf Seite 25]

Elizabeth DeLaney/Index Stock Photography